2022/11 | Unternehmen | Mai 2022 | !
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unternehmen [!] RESSORT 1<br />
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 82 | <strong>Mai</strong> <strong>2022</strong> | 3,00 €<br />
+ 6 SEITEN<br />
ERBACH<br />
+ 8 SEITEN<br />
NACHHALTIG<br />
Er macht den<br />
Handel digital<br />
Ob Smart Trolleys, kluge Regale, Zugangs- oder<br />
Lagerlösungen: Wanzl-Geschäftsführer Klaus<br />
Meier-Kortwig gestaltet die Zukunft des Einkaufs.<br />
WEG MIT DEM PAPIER<br />
Wie Mittelständler ihre<br />
Auftragsbearbeitung und<br />
Buchhaltung effizienter machen.<br />
Seite 6<br />
MEHR INTERESSE AN GOLF<br />
Die Branche hat von Corona<br />
profitiert. Die Folgen für Clubs,<br />
Preise und Gäste.<br />
Seite 18<br />
UMFRAGE<br />
Sechs Führungskräfte verraten<br />
ihre Vorsätze und Lieblingsplätze<br />
im Frühling.<br />
Seite 56
2<br />
RESSORT unternehmen [!]<br />
Jetzt der<br />
Konkurrenz<br />
eine Investition<br />
voraus sein.<br />
Sichern Sie Ihren Vorsprung:<br />
mit der richtigen Finanzierung.<br />
Bringen Sie Ihr <strong>Unternehmen</strong> einen Schritt nach<br />
vorne. Denn Investitionen in digitale Prozesse,<br />
nachhaltige Technologien oder globale Märkte<br />
sind Ihr Wettbewerbsvorteil der Zukunft.<br />
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Weil’s um mehr als Geld geht.
unternehmen [!] INHALT/EDITORIAL 3<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Krieg, Corona und Lieferprobleme mit samt ihren<br />
Folgen wie rasanten Preissteigerungen: Das alles<br />
drückt auf die Stimmung von Verbrauchern wie<br />
auch von Verantwortlichen in <strong>Unternehmen</strong>. Vor<br />
diesem Hintergrund darf man sich nicht über das<br />
Mini-Wachstum der deutschen Wirtschaft von<br />
0,2 Prozent im ersten Quartal wundern. Diese<br />
könnte dieses Jahr sogar in eine Rezession rutschen.<br />
Das alles sind keine guten Rahmenbedingungen<br />
dafür, dass sich <strong>Unternehmen</strong> fit für die<br />
Transformation und die Zukunft machen. Das geht<br />
auch dem Einkaufswagenhersteller Wanzl so. Um<br />
die Digitalisierung kommt heutzutage kaum ein<br />
<strong>Unternehmen</strong> mehr herum: Ob in der Buchhaltung<br />
(„Weg mit dem Papier“, Seite 6) oder der<br />
mit Hilfe von Sensoren gesteuerten Fabrik („Ziemlich<br />
smarte Sensor-Fertigung“, Seite 33). Welche<br />
Macher-Qualitäten in Unternehmern stecken, zeigen<br />
unsere Porträts über das kleine Firmenreich<br />
der Familie Schlegel aus Unterstadion, der rasant<br />
wachsenden Salvia-Gruppe aus Eislingen an der<br />
Fils und den Brüdern Schütterle aus Eschach mit<br />
ihrem Sägewerk. Ich wünsche Ihnen eine anregende<br />
Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter unternehmen [!]<br />
FINANZIEREN<br />
6 Weg mit dem Papier<br />
Die Buchhaltung haben viele Unternehmer<br />
bei der Digitalisierung nicht<br />
im Blick<br />
TITELTHEMA<br />
10 „Auch Regale werden smart“<br />
Wanzl-Chef Klaus Meier-Kortwig im<br />
Gespräch<br />
SPEZIAL<br />
18 Auf die Plätze, fertig, los!<br />
Das wachsende Interesse am Golfsport<br />
verändert die Branche.<br />
36 Standort im Porträt: Erbach<br />
Eine Stadt erfindet sich neu<br />
46 Nachhaltigkeit<br />
Mehr Tempo beim Recycling nötig<br />
50 Häufig keine Chefsache<br />
Um die Klimakrise zu bekämpfen,<br />
müssen Firmen radikal umdenken<br />
52 Viel Potenzial und Widerstand<br />
Der Ausbau der Windenergie stockt.<br />
Die KfW fordert mehr Kooperation<br />
VERANTWORTEN<br />
24 Neue Ansätze nötig<br />
Viele <strong>Unternehmen</strong> müssen künftig<br />
mehr zusammenarbeiten<br />
MACHEN<br />
28 Bloß nicht festkleben<br />
Drei Firmen übergeben: Unternehmer<br />
Eugen Schlegel regelt das konfliktfrei<br />
33 Ziemlich smarte Fertigung<br />
Wie IFM seine Prozesse beschleunigt<br />
44 Basis für moderne Bürokultur<br />
Die Salvia-Gruppe revolutioniert die<br />
Steuerung von Gebäuden<br />
54 Holzmacher total lokal Das<br />
Sägewerk Schütterle hat sich auf zwei<br />
Holzarten spezialisiert<br />
LEBEN<br />
42 Ein Zeitzeuge kieloben<br />
David Dornier restauriert das<br />
Arbeitsboot des Flugschiffes Do X<br />
56 Hauptsache raus<br />
Umfrage unter Führungskräften<br />
58 Impressum<br />
18<br />
54<br />
ON/OFF<br />
33 28<br />
06
4<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Unterirdisch teuer<br />
Innenstadt Nach Jahren hat Ulm wieder eine Tiefgarage am Hauptbahnhof. Doch nach der<br />
Baustelle ist vor der Baustelle. Als nächstes wird der Busbahnhof erneuert.<br />
Infrastruktur Kosten in Höhe<br />
von 65 statt der zunächst kalkulierten<br />
52 Millionen Euro und<br />
sieben Jahre Bauzeit. Das ist die<br />
Bilanz der neuen Tiefgarage am<br />
Ulmer Hauptbahnhof, die seit<br />
Mitte April den Ulmerinnen<br />
und Ulmern sowie Gästen insgesamt<br />
547 Parkplätze bietet. 32<br />
davon sind bereits mit Ladestellen<br />
für Elektro-Fahrzeuge ausgestattet.<br />
Für etwa weitere 170<br />
sind die Vorbereitungen schon<br />
gemacht. So weit könnte hochgerüstet<br />
werden.<br />
Die Eröffnung nach so langer<br />
Bauzeit sei ein „Schlüsselereignis“<br />
für die Stadtentwicklung,<br />
sagte Oberbürgermeister Gunter<br />
Czisch, zumal damit verbunden<br />
der Bau der Straßenbahnlinie<br />
2, der Bau der Sedelhöfe und<br />
der Bau der Passage zu den Sedelhöfen<br />
war. Die ersten Ideen<br />
zum Projekt seien 30 Jahre alt<br />
und dürften unter dem Namen<br />
„Ulm 21 plus“ Älteren noch geläufig<br />
sein. Als im Jahre 2006 die<br />
Neue Mitte fertiggestellt worden<br />
sei, habe man sich gedanklich<br />
an den Bahnhof gemacht, in<br />
dessen Umfeld die letzten Jahre<br />
rund eine dreiviertel Milliarde<br />
Euro investiert worden sei.<br />
Damit ist in der Ulmer Innenstadt<br />
jedoch noch nicht Schluss<br />
mit den Baustellen. Vielmehr<br />
beschloss der Gemeinderat zuletzt<br />
das nächste Projekt: der<br />
Zentrale Omnibusbahnhof<br />
(ZOB) südlich des Hauptbahnhofs.<br />
Bereits im kommenden<br />
Jahr soll mit dem Bau begonnen<br />
werden. Künftig soll der ZOB elf<br />
Bussteige haben, momentan<br />
sind es acht, und zwei Nachziehplätze<br />
für Busse. Hinzu kommt<br />
der Bau von 510 Fahrradabstellplätzen<br />
auf dem südlichen<br />
Bahnhofplatz. Beide Maßnahmen<br />
sollen laut der Stadtverwaltung<br />
4,2 Millionen Euro kosten.<br />
Darüber hinaus werden auch<br />
die im Jahr 2030 in Ulm stattfindende<br />
Landesgartenschau und<br />
die damit verbundenen baulichen<br />
Änderungen am Ehinger<br />
Tor in den kommenden Jahren<br />
für Baustellen rund um die Innenstadt<br />
sorgen. [!] jkl<br />
62 Millionen Euro kostete die neue Tiefgarage am Ulmer Hauptbahnhof.<br />
<br />
Foto: Volkmar Könneke<br />
Baustart für Conti-Campus fix<br />
Standortwechsel Trotz Milliardenverlusten,<br />
Sparprogrammen<br />
und Werkschließungen:<br />
Der Automobilzulieferer Continental<br />
hält an seinem geplanten<br />
Forschungscampus in Neu-Ulm<br />
fest. Im Dezember soll der Spatenstich<br />
sein, 50 Millionen Euro<br />
werden investiert. Bislang unterhält<br />
das <strong>Unternehmen</strong> zwei<br />
Standorte in der Region – im<br />
Science Park II am Ulmer Eselsberg<br />
sowie in einem Haus am<br />
Neu-Ulmer Busbahnhof. Beide<br />
Standorte sollen nach der Fertigstellung<br />
des Campus aufgegeben<br />
werden, erklärte zuletzt<br />
Standortleiter Florian Schwab.<br />
Auf dem Forschungscampus des<br />
Conti kommt nach Neu-Ulm. <br />
Foto: Marcus Prell/Continental<br />
Conti Ablegers ADC stehen die<br />
Themen Fahrassistenz-Systeme<br />
und automatisiertes Fahren (Automotive<br />
Distance Control Systems)<br />
im Mittelpunkt.<br />
Der Neubau entsteht hinter<br />
dem Arzneimittelforschungsinstitut<br />
Nuvisan an der Wegenerstraße.<br />
Auf 15 500 Quadratmeter<br />
auf fünf Stockwerken sollen<br />
die 600 Beschäftigten in eher<br />
kleineren Einheiten statt der<br />
heutigen großen Büros mit langen<br />
Schreibtischen arbeiten,<br />
sagt Schwab. Zudem wird es Labore<br />
geben, in welchen die Sensoren<br />
etwa Störsignalen oder<br />
unterschiedlichen Temperaturen<br />
ausgesetzt werden.<br />
Die meisten Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sind Softwareentwickler,<br />
Experten für Künstliche<br />
Intelligenz und Ingenieure.<br />
600, wie gehabt, sollen es<br />
zum Start im Jahr 2024 sein.<br />
Platz ist für 700. Diese sollen<br />
nach und nach eingestellt werden,<br />
es werde keine große Einstellungsoffensive<br />
geben. Continental<br />
investiert parallel zu<br />
dem Projekt in Neu-Ulm auch<br />
in Memmingen, wo es seit 2016<br />
einen Konzern-Ableger gibt.<br />
Dort entsteht ein 6000 Quadratmeter<br />
großer Entwicklungscampus<br />
mit 150 Arbeitsplätzen, in<br />
dem auch drei Standorte kombiniert<br />
werden. [!]<br />
nid
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />
Chinesischer Investor übernimmt Allgaier<br />
Verkauf Der Autozulieferer Allgaier<br />
soll an die chinesische<br />
Westron Group verkauft werden.<br />
Damit wechselt eines der<br />
bekanntesten deutschen <strong>Unternehmen</strong><br />
den Besitzer. Bislang<br />
gehört das <strong>Unternehmen</strong> dem<br />
dem ehemaligen Arbeitgeberpräsident<br />
Dieter Hundt. Dass<br />
der mittlerweile 83-Jährige nach<br />
einem Käufer für sein <strong>Unternehmen</strong><br />
Ausschau hielt, war seit<br />
Monaten bekannt. Der chinesische<br />
Investor soll nun 90 Prozent<br />
der Anteile aufkaufen. Die<br />
1800 Beschäftigten des Uhinger<br />
<strong>Unternehmen</strong>s wurden kürzlich<br />
in einer Betriebsversammlung<br />
bereits über den Verkauf informiert.<br />
Westron will offenbar ordentlich<br />
investieren, nicht nur am<br />
Stammsitz selbst, sondern auch<br />
in Frankreich, Sachsen und Serbien.<br />
„Alle sind guter Dinge“,<br />
berichtet ein Insider aus der Firma.<br />
Dejan Wick, Gewerkschaftssekretär<br />
bei der IG Metall Göppingen-Geislingen<br />
geht davon<br />
aus „dass die geplanten Investitionen<br />
von Westron das <strong>Unternehmen</strong><br />
tatsächlich gesunden<br />
lassen. Und zwar so erheblich,<br />
dass es in den nächsten Jahren<br />
deutlich aufwärts gehen wird“.<br />
Westron ist in der Region im<br />
übrigen nicht völlig unbekannt.<br />
Im Jahr 2018 verkauften die Autozulieferer<br />
Bosch und Mahle<br />
nach monatelanger Suche ihr<br />
gemeinsames Turboladergeschäft.<br />
Das Gemeinschaftsunternehmen<br />
BMTS (Bosch Mahle<br />
Turbo Systems) mit seinerzeit<br />
1300 Mitarbeitern an drei Standorten<br />
ging an FountainVest Partners<br />
(FountainVest) mit Sitz in<br />
Hongkong und Westron. [!]<br />
Die 1800 Beschäftigten können aufatmen, für Allgaier ist ein Käufer<br />
gefunden. <br />
Foto: Giacinto Carlucci<br />
Wechsel bei<br />
Leonhard Weiss<br />
Ruhestand Beim Göppinger Familienunternehmen<br />
Leonhard<br />
Weiss (LW) zieht sich mit Dieter<br />
Straub einer der führenden<br />
Köpfe ins Rentnerdasein zurück.<br />
Seit 1998 gehörte er zur Geschäftsführung<br />
des Bauunternehmens.<br />
Von 2018 bis 2021 hatte<br />
er neben der Leitung des Geschäftsbereichs<br />
Ingenieur- und<br />
Schlüsselfertigbau auch den<br />
Dieter<br />
Straub war<br />
24 Jahre<br />
lang LW-Geschäftsführer.<br />
Vorsitz inne.<br />
Bereits Anfang<br />
2021 hatte<br />
Straub die Leitung<br />
des Geschäftsbereichs<br />
Ingenieur- und<br />
Schlüsselfertigbau<br />
an Steffen<br />
Schönfeld abgegeben.<br />
Im September<br />
folgte<br />
die Übergabe<br />
des Vorsitzes an Marcus Herwarth<br />
(Vorsitzender, Geschäftsführer<br />
Gleisinfrastrukturbau)<br />
und Christian Ott (stellv. Vorsitzender,<br />
Geschäftsführer <strong>Unternehmen</strong>ssteuerung).[!]<br />
jkl<br />
Für Höhn geht<br />
es weiter<br />
Sanierung Gute Nachrichten<br />
für die Gläubiger der Höhn<br />
GmbH: sie erhalten eine Insolvenzquote<br />
von über 80 Prozent.<br />
Das entspricht einem Ausschüttungsvolumen<br />
von über 5 Millionen<br />
Euro für die insgesamt<br />
rund 250 Gläubiger. Zudem erhielten<br />
Lieferanten aus einem<br />
besicherten Pool bereits zusätzlich<br />
über 700 000 Euro aus der<br />
Insolvenzmasse. Das Eigenverwaltungsverfahren,<br />
das der Verpackungs-<br />
und Druckspezialist<br />
im September 2018 beantragt<br />
hatte, wurde damit innerhalb<br />
von etwa drei Jahren erfolgreich<br />
abgeschlossen. Der Geschäftsbetrieb<br />
lief damals nach der Antragstellung<br />
vollumfänglich<br />
weiter.<br />
Bereits Ende 2018 wurde der<br />
nicht profitable Geschäftsbereich<br />
des Akzidenzdrucks eingestellt.<br />
Im April 2019 wurde der<br />
Geschäftsbetrieb schließlich erfolgreich<br />
an einen mittelständischen<br />
Investor aus der Region<br />
veräußert. <strong>11</strong>0 Arbeitsplätze<br />
blieben so erhalten. [!] jkl<br />
Japaner kaufen Bucher<br />
250 neue Jobs<br />
Übernahme Der japanische<br />
Konzern Hirotec übernimmt die<br />
Automotivesparte des im Insolvenzverfahren<br />
befindlichen Eislinger<br />
Automobilzulieferers<br />
Emil Bucher und rund 90 Prozent<br />
der gesamten Belegschaft.<br />
Die kartellrechtliche Genehmigung<br />
steht noch aus. Emil Bucher<br />
produziert Sondermaschinen<br />
für die Automobilindustrie<br />
und Flugzeughersteller. Der japanische<br />
Investor übernimmt<br />
das Kerngeschäft des <strong>Unternehmen</strong>s.<br />
Für den kleinen Luftfahrtbereich,<br />
in dem rund zehn Prozent<br />
der Beschäftigten tätig<br />
sind, laufen noch Verhandlungen<br />
über eine Investorenlösung.<br />
Im <strong>Unternehmen</strong> sind rund 175<br />
Beschäftigte tätig. Während des<br />
Insolvenzverfahrens wurden<br />
keine Kündigungen ausgesprochen.<br />
[!]<br />
rai<br />
247 Tailor Steel Das niederländische<br />
<strong>Unternehmen</strong> 247 Tailor<br />
Steel baut in Langenau im Alb-<br />
Donau-Kreis einen neuen<br />
Standort auf. In dem Werk sollen<br />
individuelle Vorprodukte für<br />
Metallbearbeiter hergestellt<br />
werden, die wiederum Verkleidungen<br />
für Brotbackautomaten,<br />
Altkleiderboxen oder Treppengeländer<br />
fertigen. Das Besondere<br />
am Konzept der Niederländer<br />
ist der Grad der Automatisierung<br />
zu Beginn des Prozesses.<br />
Mit 70 Mitarbeitern soll die<br />
Fabrik in Betrieb bereits am 1.<br />
September in Betrieb gehen. Im<br />
Vollbetrieb sollen auf insgesamt<br />
15 000 Quadratmetern Produktionsfläche<br />
einmal 250 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter beschäftigt<br />
sein. Gearbeitet wird<br />
in drei Schichten, fünf Tage die<br />
Woche: Für Deutschland gilt<br />
24/5, nicht 24/7 wie in Holland.<br />
[!]<br />
ref
6<br />
RESSORT FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
Weg mit<br />
dem<br />
Papier<br />
ILLUSTRATIONEN:<br />
MAX MESCHKOWSKI<br />
Finanzen Seit der Corona-Pandemie treiben viele Mittelständler<br />
ihre Digitalisierung energisch voran. Das Thema Buchhaltung<br />
behandeln sie jedoch häufig stiefmütterlich. Dabei stecken dort<br />
große Effizienzpotenziale.<br />
ON/OFF<br />
Anstatt Rechnungen<br />
erst aufwändig zu<br />
scannen und später zu<br />
schreddern, raten<br />
Experten gleich zu<br />
digitalen Buchhaltungssystemen.<br />
Wenn Wolfgang Rosskopf<br />
für seinen Betrieb<br />
zukünftig<br />
neues Holz bestellt,<br />
könnte das so aussehen: Der Geschäftsführer<br />
des Stuttgarter Innenausbauspezialisten<br />
Alfred<br />
Kiess loggt sich auf das Einkaufsportal<br />
seines Lieferanten<br />
ein, wo alle seine Stammdaten<br />
hinterlegt sind. Dort stellt er seinen<br />
Auftrag zusammen, klickt<br />
den Bestätigungsbutton und<br />
muss nur noch zwei Dinge tun:<br />
Erstens die Ware bei Lieferung<br />
kontrollieren und den Empfang<br />
bestätigen. Zweitens die Bezahlung<br />
etwa im Onlinebanking seiner<br />
Bank freigeben. Alle standardmäßigen<br />
Schritte davor<br />
und danach laufen automatisch<br />
ab und ohne, dass auch<br />
nur ein Papierbeleg erstellt<br />
wird.<br />
Nahtlose Übermittlung<br />
Die Bestellung wird nahtlos<br />
übergeleitet in das unternehmenseigene<br />
ERP-<br />
System, die Rechnung verbucht<br />
und die Daten an den<br />
Steuerberater und die Finanzverwaltung<br />
übermittelt.<br />
Die Erstellung einer gesonderten<br />
Umsatzsteuervoranmeldung<br />
würde sich dadurch<br />
in einfachen B2B-Fällen<br />
erledigen.<br />
Solch ein voll digitalisiertes<br />
Finanz- und Rechnungswesen<br />
könnte längst Realität sein.<br />
„Entsprechende technologische<br />
Lösungen, die teilweise auf<br />
Künstlicher Intelligenz basieren,<br />
sind bereits vorhanden und<br />
werden am Markt angeboten“,<br />
berichtet Christoph Gruss, Partner<br />
bei der Wirtschaftsprüfung<br />
und <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />
PwC im Team Capital Markets<br />
und Accounting Advisory in<br />
Frankfurt. „Das Problem steckt<br />
häufig in den Köpfen der <strong>Unternehmen</strong>sverantwortlichen.<br />
In den vergangenen Jahren<br />
haben viele Mittelständler zwar<br />
einiges dafür getan, ihr Frontoffice<br />
zu digitalisieren, aber Backoffice-Bereiche<br />
wie etwa die<br />
Finanzbuchhaltung wurden<br />
eher stiefmütterlich behandelt.“<br />
Folge: In Deutschland werden<br />
immer noch Hunderttausende<br />
Rechnungen auf dem Papier er-
unternehmen [!]<br />
FINANZIEREN<br />
RESSORT<br />
7<br />
stellt und per Post verschickt.<br />
Auch Uwe Schramm, Leiter des<br />
Studiengangs Rechnungswesen<br />
Steuern Wirtschaftsrecht an der<br />
DHBW Stuttgart und Präsident<br />
der Steuerberaterkammer Stuttgart,<br />
erlebt in seiner Berufspraxis<br />
häufig noch ein Festhalten<br />
am Papier: „Bei Neugründungen<br />
achten wir darauf, dass die<br />
Buchführung von Anfang an digital<br />
erstellt wird. Aber viele<br />
langjährige Mandanten reichen<br />
uns immer noch Aktenordner<br />
herein. Das ist vielleicht auch<br />
eine Generationenfrage.“ Viele<br />
ältere Unternehmer scheuten<br />
sich offenbar die Kontrolle über<br />
ihre Rechnungen an eine Maschine<br />
abzugeben.<br />
Viele ältere<br />
Unternehmer<br />
scheuen sich,<br />
die Kontrolle<br />
abzugeben.<br />
Uwe Schramm<br />
DHBW Stuttgart<br />
Die meisten Steuerberater<br />
selbst wollen so schnell wie<br />
möglich weg vom Papier. Wenn<br />
es gar nicht anders geht, stellt<br />
Schramm daher einen Mitarbeiter<br />
bereit, die angelieferte Papierbelege<br />
seiner Mandanten zu<br />
scannen, damit er sie mit seinen<br />
Programmen auch verarbeiten<br />
kann. „Wir wollen bei Fragen zu<br />
einzelnen Buchungen sofort das<br />
Dokument am Bildschirm haben<br />
und nicht noch anfangen, in<br />
Ordnern suchen zu müssen“, erläutert<br />
er sein digitales Konzept.<br />
Eine PwC-Studie aus dem<br />
vergangenen Jahr zur Digitalisierung<br />
im Finanz- und Rechnungswesen<br />
kommt zu dem Ergebnis:<br />
Ein Drittel der befragten<br />
<strong>Unternehmen</strong> in Deutschland<br />
transformiert seine Finanzfunktion<br />
nicht umfassend. Mehr als<br />
die Hälfte wähnen sich in puncto<br />
Technologieeinsatz im Finanz-<br />
und Rechnungswesen<br />
bestenfalls im Mittelfeld, knapp<br />
ein Fünftel agiert „konservativ“<br />
oder „sehr konservativ“.<br />
„Wir stellen in dem Zusammenhang<br />
häufig fest, dass die<br />
Veränderungswilligkeit und -fähigkeit<br />
in den <strong>Unternehmen</strong><br />
nicht unbedingt so ausgeprägt<br />
ist, wie es wünschenswert und<br />
notwendig wäre“, merkt<br />
PwC-Experte Gruss an. Dabei<br />
sieht er gerade bei mittelständischen<br />
Firmen in Sachen Digitalisierung<br />
weiteren Handlungsbedarf.<br />
Das Gros von ihnen müsse<br />
auch unter dem Druck der<br />
Nachhaltigkeit einen Technologiesprung<br />
hinbekommen und<br />
gleichzeitig zunehmend knappe<br />
Ressourcen managen.<br />
Wegen der gestörten Lieferketten<br />
liegt der Fokus im Moment<br />
noch auf der Materialseite.<br />
„Aber in ein paar Jahren wird<br />
sich gerade im Mittelstand der<br />
Mangel an Fach- und Nachwuchskräften<br />
bemerkbar machen“,<br />
warnt Gruss. „Fehlende<br />
Mitarbeiter werden die Betriebe<br />
aber nur dann kompensieren<br />
können, wenn sie ihre Effizienz<br />
und damit ihre Produktivität<br />
verbessern. Dafür bietet das Finanz-<br />
und Rechnungswesen viel<br />
Potenzial.“<br />
Für <strong>Unternehmen</strong>sverantwortliche<br />
geht es daher darum,<br />
die Prozesse in der Finanzbuchhaltung<br />
so weit zu digitalisieren,<br />
dass nur noch die Daten zu einzelnen<br />
Geschäftsvorfällen zwischen<br />
Lieferanten, Kunden,<br />
Steuerberater, Wirtschaftsprüfer<br />
und Finanzverwaltung elektronisch<br />
ausgetauscht werden<br />
müssen. „Dadurch sinkt die Fehleranfälligkeit,<br />
was Kosten spart,<br />
und die Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />
beschleunigt sich“, sagt<br />
Gruss. „Entscheidend dabei ist,<br />
sich aus Sicht der Verantwortlichen<br />
zu überlegen: Verändere<br />
ich nur Prozesse oder Strukturen<br />
oder baue ich sie auf einer<br />
höheren Ebene mit komplett<br />
neuen End-to-end-Prozessen<br />
komplett neu auf.“<br />
In beiden Fällen tauchen jedoch<br />
Probleme auf, für die eine<br />
Lösung gefunden werden muss<br />
– zum Beispiel bei der Rechnungslegung<br />
für große Aufträge,<br />
die mitunter Tausende Positionen<br />
umfasst. Die Hilfe von<br />
Beratern und Technologiespezialisten<br />
ist daher meist unentbehrlich.<br />
Viele Steuerberater stellen<br />
ihren Mandanten zum Beispiel<br />
Satelliten-Lösungen ihrer Steu-<br />
Stapelweise Rechnungen sind vielen Experten zufolge nicht mehr<br />
zeitgemäß und anfälliger für Fehler als digitale Lösungen.<br />
EINFACH<br />
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8<br />
FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
Digitalisierung per Förderkredit stemmen<br />
Zur Person<br />
Christoph Gruss<br />
arbeitete vor seinem<br />
Wechsel zu PwC in<br />
der Industrie. Der<br />
Fokus des gelernten<br />
Wirtschaftsprüfers<br />
und Steuerberaters<br />
liegt auf der Digitalisierung<br />
von Finanzprozessen.<br />
Manche <strong>Unternehmen</strong> vertrauen digitalen<br />
Lösungen nur ungern sensible Daten an. <br />
<br />
Illustration: Max Meschkowski<br />
Zur Person<br />
Sowohl die KfW als auch<br />
die baden-württembergische<br />
L-Bank bieten zinsgünstige<br />
Förderkredite für<br />
<strong>Unternehmen</strong> an, die in<br />
Innovationen und ihre Digitalisierung<br />
investieren<br />
wollen. Zu den Digitalisierungsmaßnahmen<br />
gehören<br />
unter anderem Entwicklung<br />
und Implementierung<br />
von IT- und Datensicherheitskonzepten,<br />
Einführung digitaler Vertriebskanäle,<br />
Projekte<br />
rund um Industrie 4.0 und<br />
der Aufbau einer Infrastruktur<br />
für Big-Data-Anwendungen.<br />
Die L-Bank<br />
bietet alternativ unter bestimmten<br />
Voraussetzungen<br />
auch einen nicht rückzahlbaren<br />
Zuschuss, die<br />
Digitalisierungsprämie<br />
Plus, an. Informationen<br />
dazu unter: www.l-bank.<br />
de/produkte/finanzhilfen/<br />
digiplus-zuschuss.html<br />
Uwe Schramm leitet<br />
den Studiengang<br />
Rechnungswesen<br />
Steuern Wirtschaftsrecht<br />
an der Dualen<br />
Hochschule Baden-<br />
Württemberg und ist<br />
Präsident der Steuerberaterkammer<br />
Stuttgart.<br />
ersoftware zur Verfügung, an<br />
die sie im Idealfall ihre eigenen<br />
Systeme direkt andocken können.<br />
„Entscheider sollten zudem<br />
im Blick haben, dass alle Elemente<br />
in ihrer Systemwelt zueinander<br />
passen – ein neuer<br />
Webshop zum Beispiel sollte in<br />
das vorhandene Warenwirtschaftssystem<br />
integrierbar sein,<br />
eine Schnittstelle zum Steuerberater<br />
haben und den barrierefreien<br />
Austausch von Finanzund<br />
Rechnungsdaten zulassen“,<br />
mahnt Steuerexperte Schramm<br />
an.<br />
Eine Hürde sind häufig die<br />
Kosten. Die Implementierung<br />
einer neuen IT-Struktur bedeutet<br />
oftmals eine hohe Sprunginvestition.<br />
Weil die Anlaufkosten<br />
nach unten hin nicht proportional<br />
sinken, müssen auch kleinere<br />
Mittelständler mit fünf- oder<br />
gar sechsstelligen Beträgen<br />
rechnen. „Für viele Betriebe ist<br />
das nicht so ohne weiteres zu<br />
stemmen, weil nach zwei Jahren<br />
Pandemie die Liquidität angespannt<br />
ist“, so Schramm. „Und<br />
eine Finanzierung über die<br />
staatlichen Coronahilfen ist<br />
nicht möglich.“<br />
Der Staat indes bremst auch<br />
an anderer Stelle die Digitalisierung<br />
der Finanzbuchhaltung.<br />
Wo auch heute noch viele Gesundheitsämter<br />
bei der Verfolgung<br />
von Coronainfizierten mit<br />
händisch geführten Listen, Telefon<br />
und Fax arbeiten, legen<br />
auch die Finanzbehörden immer<br />
noch Wert auf Papier. „Ich bin<br />
immer wieder erstaunt darüber,<br />
dass zwar über die Steuerprogramme<br />
Bilanzen nur elektronisch<br />
eingereicht werden dürfen,<br />
die Finanzbeamten bei einer<br />
Betriebsprüfung aber aktenweise<br />
Dokumente ausgedruckt<br />
haben wollen“, erzählt Steuerberater<br />
Schramm. „Dabei wäre<br />
es viel einfacher und zeitsparender,<br />
durch elektronische Längs-<br />
und Queranalysen Unstimmigkeiten<br />
und Risikofelder zu identifizieren.“<br />
Diese Möglichkeit<br />
werde jedoch nicht oder nur<br />
kaum genutzt.<br />
„Es darf nicht immer nur über<br />
Schwierigkeiten diskutiert werden,<br />
sondern es muss auch den<br />
politischen Willen zu Lösungen<br />
in Zusammenhang mit der Digitalisierung<br />
staatlicher Institutionen<br />
geben“, ergänzt Gruss.<br />
„Daher bin ich gespannt, ob die<br />
neue Bundesregierung Möglichkeiten<br />
schafft, die Prozesse in<br />
der Interaktion mit den Finanzbehörden<br />
einfacher zu machen.“<br />
[!] Thomas Luther
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
9<br />
Handlungsbedarf für alle Grundbesitzer:<br />
Die Reformierung der Grundsteuer!<br />
Die Grundsteuerreform stellt eine besondere<br />
Aufgabe für alle Grundbesitzer dar. Nach<br />
einer richterlichen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />
gibt es einige wichtige<br />
Änderungen, die jeder Grundbesitzer<br />
kennen und entsprechend handeln muss.<br />
Die Abgabefrist für Feststellungserklärungen<br />
an das Finanzamt ist mit der Zeitspanne<br />
1. Juli bis 31. Oktober sehr kurz bemessen.<br />
Das Bundesverfassungsgericht hat am<br />
10.04.2018 entschieden, dass die Vorschriften<br />
zur Einheitsbewertung mit dem allgemeinen<br />
Gleichheitsgrundsatz (Art. 3 Absatz 1 GG)<br />
unvereinbar sind. Der Gesetzgeber wurde verpflichtet,<br />
eine Neuregelung zu treffen. Am<br />
26.<strong>11</strong>.2019 wurde daraufhin das Gesetz zur<br />
Reform des Grundsteuer- und Bewertungsgesetzes<br />
verabschiedet (BGBl 2910 I S 1794).<br />
Die Änderungen des Grundsteuergesetzes<br />
sind erstmals für Grundsteuern des Kalenderjahres<br />
2025 anzuwenden. Eine frühere Festsetzung<br />
der neuen Grundsteuer wurde aufgrund<br />
der bundesweiten Neubewertung von<br />
circa 36 Millionen wirtschaftlichen Einheiten<br />
im Hinblick auf den Zeit- und Personalbedarf<br />
als nicht umsetzbar beurteilt.<br />
Neubewertung<br />
Für die Bewertung gelten unterschiedliche<br />
Regelungen. Sie unterscheiden sich nach Art<br />
des Grundstücks und nach Art der Nutzung.<br />
Daneben wurde im Gesetzesentwurf eine<br />
Länderausstiegsklausel aufgenommen, welche<br />
es den Bundesländern ermöglicht, von<br />
den bundesweiten Bewertungsregelungen<br />
abzuweichen. Welches Modell für die Bewertung<br />
des Grundstücks anzuwenden ist, hängt<br />
davon ab, in welchem Bundesland das Grundstück<br />
liegt. Folgende Bundesländer haben<br />
nach derzeitigem Stand von der Länderausstiegsklausel<br />
Gebrauch gemacht:<br />
· Baden-Württemberg: Bodenwertsteuer<br />
(LGrStG BW v. 13.<strong>11</strong>.2020 GBl 2020 S.974)<br />
· Bayern: Flächenmodell (BayGrStG v.<br />
10.12.2021 GVBIl 2021 S. 638)<br />
· Hamburg: Wohnlagenmodell (HmbGrStG v.<br />
24.08.2021 HmbGBVl 2021 S. 600)<br />
· Hessen: Flächen-Faktor-Modell (HGrStG v.<br />
15.12.2021 GVBl S. 906)<br />
· Niedersachsen: Flächen-Lage-Modell<br />
(NGrStG v. 07.07.2021 Nds. GVBl 2021 S.<br />
502)<br />
· Saarland: Bundesmodell mit der Abweichung,<br />
dass für Wohngrundstücke und<br />
Nichtwohngrundstücke abweichende Messzahlen<br />
gelten (GrStG-Saar v. 15.09.2021<br />
Amtsbl. 2021 I S. 2372)<br />
· Sachsen: Bundesmodell mit der Abweichung,<br />
dass für Wohngrundstücke und<br />
Nichtwohngrundstücke abweichende Messzahlen<br />
gelten (SächsGrStMG v. 21.12.2021<br />
SächsGVBl <strong>2022</strong> S. 9)<br />
Pflicht für Grundstückseigentümer<br />
Auf den neuen Hauptfeststellungstermin zum<br />
01.01.<strong>2022</strong> müssen für alle bebauten und unbebauten<br />
Grundstücke neue Grundsteuerwerte<br />
festgestellt werden.<br />
Die Erklärungen dafür sind bis spätestens<br />
31.10.<strong>2022</strong> auf elektronischem Wege beim Finanzamt<br />
einzureichen. Die dafür vorgesehene<br />
Schnittstelle der Finanzverwaltung wird ab<br />
dem 01.07.<strong>2022</strong> zur Verfügung stehen.<br />
Zeitplan<br />
Zwischen dem 1. Juli und dem 31. Oktober<br />
<strong>2022</strong> müssen die Feststellungerklärungen<br />
elektronisch an die zuständigen Finanzbehörden<br />
übermittelt werden. Zum 1. Januar 2025<br />
tritt die neue Grundsteuerverordnung schließlich<br />
in Kraft.<br />
Ihr Ansprechpartnerin:<br />
Andrea Seitz<br />
Partnerin | Steuerberaterin<br />
Tel.: +49 821 570 58-0<br />
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Handlungsempfehlung<br />
Die Datenbeschaffung kann unter Umständen<br />
die größte Hürde für die Eigentümer darstellen.<br />
Es empfiehlt sich daher, zeitnah tätig<br />
zu werden. Die Erklärungen selbst können ab<br />
dem 01.07.<strong>2022</strong> bis spätestens 31.10.<strong>2022</strong><br />
auf elektronischem Wege beim Finanzamt<br />
eingereicht werden. Zu beachten ist, dass die<br />
Steuererklärungen nur in begründeten Ausnahmefällen<br />
in Papierform eingereicht werden<br />
können. Für die elektronische Übermittlung<br />
ist eine ELSTER-Zertifizierung erforderlich.<br />
Aufgrund des hohen Aufkommens ist<br />
davon auszugehen, dass die Finanzverwaltung<br />
hierfür eine gewisse Bearbeitungszeit<br />
benötigen wird. Daher sollte der ELSTER-Zugang<br />
zeitnah beantragt werden.<br />
SONNTAG | stark an Ihrer Seite.<br />
Auch bei Fragen zur Grundsteuerreform.<br />
Schillerstraße 1/1 | 89077 Ulm<br />
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Liefert mit Wanzl dem<br />
Handel Einkaufswagen,<br />
Backmöbel und digitale<br />
Lösungen: Geschäftsführer<br />
Klaus Meier-Kortwig.
unternehmen [!] TITELTHEMA <strong>11</strong><br />
„Auch die Regale<br />
werden smart“<br />
Wanzl Das Leipheimer Familienunternehmen ist weit mehr als Weltmarktführer für<br />
Einkaufswagen. Es hilft seinen Kunden, die Zukunft zu gestalten: Vom Ladenbau über<br />
Zugangssysteme und effiziente Lösungen für Logistik und Lager. Ein Gespräch mit<br />
Geschäftsführer Klaus Meier-Kortwig über die digitale Ära im Einzelhandel.<br />
Mal ehrlich, wann haben Sie zuletzt einen Einkaufswagen<br />
durch einen Supermarkt geschoben?<br />
Klaus Meier-Kortwig: Das letzte Mal habe ich einen<br />
Einkaufswagen vor circa 3 Wochen in unserem Rewe<br />
bei mir zuhause geschoben. In diesem Rewe gibt es<br />
vielleicht noch 50 Einkaufswagen. Vor einigen Jahren<br />
waren es noch 150.<br />
Woran liegt das?<br />
Das Einkaufsverhalten hat sich stark verändert, nicht<br />
nur durch den stetig zunehmenden Onlinehandel,<br />
sondern generell auch im stationären Bereich. Viele<br />
Menschen kaufen lieber mehrmals pro Woche kleinere<br />
Mengen ein als einmal eine große. Wenn man<br />
sich die Hypermärkte Carrefours in Frankreich vor<br />
30 Jahren anschaut, waren damals mindestens 3000<br />
Einkaufswagen pro Markt im Einsatz.<br />
Samstags wurde für die ganze<br />
Woche eingekauft. Alle kamen<br />
gleichzeitig. Heute ist das anders.<br />
Inwiefern?<br />
Die Leute kaufen weniger auf einmal<br />
und Frische steht im Vordergrund.<br />
Zudem gibt es mehr Single-Haushalte<br />
und insbesondere in den urbanen Metropolregionen<br />
werden die Märkte kleiner. Deshalb<br />
sind vermehrt Körbe und Rollkörbe gefragt.<br />
Auf was achten Sie, wenn Sie Einkaufswagen der<br />
Konkurrenz schieben?<br />
Gerade im Urlaub mache ich das gerne. Beim Einkaufen<br />
geht mein Blick nach links unten auf das Typenschild<br />
des Einkaufswagens. Ich schaue mir an,<br />
wann er gebaut wurde, in welchem Zustand er ist.<br />
Ob Roststellen zu sehen sind, ob der Griff sauber<br />
ist, ob die Rollen ordentlich laufen und drehen. Und<br />
dann mache ich wie bei meinem Mountainbike einen<br />
„Klappertest“. Ich hebe den Wagen an und lasse<br />
ihn fallen oder fahre damit über Kopfsteinpflaster.<br />
Wenn’s scheppert, ist das schlecht.<br />
Warum ist ein guter Einkaufswagen wichtig?<br />
Weil er direkt auf das Einkaufserlebnis einzahlt. Er<br />
Die Branche<br />
verändert sich<br />
und mit ihr die<br />
Nachfrage nach<br />
Einkaufswagen.<br />
ist das erste, was Sie anfassen und begleitet Sie während<br />
des gesamten Einkaufs. Sie kennen es vielleicht<br />
selbst: Lässt sich der Wagen schwer schieben,<br />
sind Sie direkt genervt.<br />
Lieferdienste, kleinteilige Ladenkonzepte wie Urban<br />
Stores: Sind Wanzl-Einkaufswagen in der Supermarkt-Welt<br />
von morgen noch gefragt?<br />
Die Branche verändert sich und mit ihr die Nachfrage<br />
nach Einkaufswagen. Obwohl die Zahlen seit<br />
Jahren rückläufig sind, wird der Einkaufswagen in<br />
großen Super- und Hypermärkten ein wichtiger<br />
Marktbegleiter bleiben. Auch in 15 Jahren noch. Es<br />
wird weniger, aber hochwertigere Wagen geben. Mit<br />
dem wachsenden Onlinehandel wächst zudem der<br />
Bedarf an Kommissionierwagen und Regalen für<br />
Lager – ein Bereich, in dem wir<br />
ebenfalls vertreten sind.<br />
Wie sieht der Einkaufswagen der<br />
Zukunft aus?<br />
Es werden kundenspezifische, optisch<br />
aufgepeppte Modelle gefragt<br />
sein, die als Markenbotschafter<br />
dienen. Es wird zusätzlich den<br />
Standard-Wagen geben, der so ähnlich aussieht wie<br />
heute, und die technologische Variante wie unsere<br />
Smart Trolleys. Im Griff ist ein kleiner Bildschirm<br />
integriert und zwei bis vier Scanner am Korbgehäuse<br />
ermöglichen ringförmiges Einlesen der Barcodes<br />
oder statt der Scanner vier Kameras, die über<br />
KI-gesteuerte Bilderkennung die Ware erkennen.<br />
Wie hoch wird der Anteil dieser Smart Trolleys<br />
sein?<br />
Unseren Schätzungen zur Folge werden die technologischen<br />
Wagen bei ein bis zwei Prozent des<br />
Gesamtmarktes liegen, das heißt weltweit rund<br />
50 000 bis 100 000 Einkaufswagen.<br />
Warum nur so wenig?<br />
Der Anteil könnte auch höher sein. Die Grundlogik<br />
dahinter ist, dass die Ware direkt im Einkaufswagen<br />
erfasst wird. Man spart sich also den gesam-<br />
Zur Person<br />
Klaus Meier-Kortwig<br />
ist ein Kind des<br />
Ruhrgebiets. In Duisburg<br />
geboren und<br />
aufgewachsen, studierte<br />
er Maschinenbau<br />
an der RWTH Aachen,<br />
promovierte in<br />
Betriebswirtschaft in<br />
München. Er arbeitete<br />
für die <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />
McKinsey, den Klimaanlagenbauer<br />
Behr, der seit neun<br />
Jahren zum Mahle-Konzern<br />
gehört,<br />
und mehr als zehn<br />
Jahre für BMW. Seit<br />
2014 arbeitet der<br />
heute 53-Jährige (verheiratet,<br />
zwei Töchter<br />
im Alter von 15 und 12<br />
Jahren) für die Wanzl<br />
GmbH & Co. KGaA,<br />
seit 2015 als Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung.<br />
Zu seinen<br />
Hobbys zählen Skifahren<br />
und Mountain-Biken.<br />
Sein Interesse<br />
an Architektur<br />
ist groß. Er hat sein<br />
Haus selbst gebaut<br />
und gestaltet gerade<br />
seinen Garten neu.
12<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
ten Kassenprozess. Ob die Reise in diese Richtung<br />
geht, hängt vor allem davon ab, wie stark sich die<br />
verbaute Technologie über die nächsten Jahre verbilligt.<br />
Aktuell kostet ein solches Modell das vierzigfache<br />
eines gängigen Einkaufswagens, etwa 4000<br />
Euro. Das leisten sich nur wenige Händler. Aber<br />
Technologie wird immer billiger und somit ist<br />
durchaus mehr als ein oder zwei Prozent möglich.<br />
Wie smart sind solche Trolleys?<br />
Sie werden per Smartphone statt mit Münzen entsperrt,<br />
haben ein Tablet und einen Scanner integriert.<br />
Mit Kunden, die eine entsprechende App<br />
nutzen, kommunizieren sie in Echtzeit und machen<br />
passgenaue Angebote, beispielsweise für Weinliebhaber.<br />
Mit dem Scanner können Kunden ihre Produkte<br />
direkt am Wagen eigenständig zu ihrer Warenliste<br />
hinzufügen oder der smarte Trolley erkennt<br />
mithilfe von Kamerasystemen am Wagen und künstlicher<br />
Intelligenz per Bilderkennung, was hineingelegt<br />
wird.<br />
Per Kamera<br />
erkennen<br />
Smart Trolleys,<br />
was in den Wagen<br />
gelegt wird.<br />
Wie läuft der Bezahlvorgang in der schönen, neuen<br />
Welt des Einkaufens ab?<br />
Für die Urban Stores gibt es die Vision, dass eine<br />
Software Kunden am Eingang automatisch ohne separaten<br />
Authentifizierungsprozess erkennt. Die<br />
Kunden können die gewünschten Produkte aus den<br />
Regalen in ihre Tasche oder ihren Korb legen – was<br />
vom dort verbauten Kamerasystem erfasst wird –<br />
und den Laden ohne Bezahlvorgang verlassen. Abgerechnet<br />
wird dann über eine hinterlegte Bezahlmöglichkeit,<br />
beispielsweise eine Paypal-Adresse.<br />
Wann kommen diese Technologien in den Alltag?<br />
Den vorgelagerten Schritt gibt es schon. Hybride<br />
24/7-Stores, also Geschäfte, die rund um die Uhr<br />
geöffnet sind – zu den üblichen Öffnungszeiten mit<br />
Personal und außerhalb ohne. Solche haben wir beispielsweise<br />
für Würth entwickelt. Davon setzt<br />
Wanzl dieses Jahr bereits rund 100 Stück um. Noch<br />
läuft der Zugang zu den Ladenräumen über eine<br />
App des Ladenbetreibers sowie einen QR-Code und<br />
Sie scannen am Ende selbst die Barcodes Ihrer Artikel<br />
ab. In den nächsten Jahren werden wir einige<br />
hundert 24/7-Stores für verschiedene Händler realisieren.<br />
Dafür sind wir gut vorbereitet. Wir haben<br />
die IOT-Technologie, die Sensorik und die smarten<br />
Regale im Sortiment.<br />
Wie viele Regale in deutschen Märkten kommen<br />
denn von Wanzl?<br />
Bei Drahtregalen ist unser Marktanteil definitiv geringer<br />
als bei Einkaufswagen. Das Produkt heißt<br />
Wiretech. Grundsätzlich sind Blechregale günstiger<br />
und machen rund 70 Prozent des Gesamtmarktes<br />
aus. Aber das Interesse an Wiretech wächst. Einer<br />
unserer großen Kunden rüstet derzeit alle Filialen<br />
auf Drahtregale um. Mit dem Rollout sind wir<br />
seit drei Jahren beschäftigt. Auch viele selbstständige<br />
Kaufleute setzen auf Wiretech.<br />
Klaus Meier-Kortwig: Künftig kommunizieren die<br />
Einkaufswagen in Echtzeit mit den Kunden per App.<br />
Was sind die Gründe?<br />
Diese Premium-Supermärkte wollen das Einkaufs-
unternehmen [!] TITELTHEMA 13<br />
erlebnis in den Vordergrund stellen, also investieren<br />
sie auch in hochwertige Regale. Die sehen gut<br />
aus und halten ewig. Zudem ist Draht schmutzresistent<br />
und die Regale sind beliebig aufrüstbar mit<br />
Digitalisierungs- oder Beleuchtungselementen. Genau<br />
solche Regale stellen wir hochautomatisiert in<br />
bester Qualität her.<br />
Ihre Strategie lautet also, von der Digitalisierung<br />
im Handel zu profitieren?<br />
Wir haben frühzeitig erkannt, dass wir durch den<br />
wachsenden Online-Handel neue Kunden aus den<br />
Bereichen E-Commerce oder ebenso Kurier-, Express-<br />
und Paketdienste gewinnen können und uns<br />
auch darauf ausgerichtet. Gleichzeitig haben wir<br />
unser Produktprogramm überarbeitet. Wanzl ist<br />
schon seit einigen Jahren kein reiner Metallverarbeiter<br />
mehr. Wir entwickeln uns in hohem Tempo<br />
zu einem digitalen Gesamtlösungsanbieter – auch<br />
im Bereich der Einkaufswagen. Die Digitalisierung<br />
bildet mit den Stichworten Urban Store und Smart<br />
Trolley das Dach unseres Strategiehauses.<br />
Wie sieht der Rest des Hauses aus?<br />
Darunter kommen im Obergeschoss des Hauses<br />
sechs Produktbereiche, die wir für strategisch relevant<br />
halten und in denen wir wachsen wollen.<br />
Dazu gehören die 24/7-Stores und das Thema Kühlung,<br />
bei dem wir noch ganz am Anfang stehen.<br />
Weitere Themen sind Backwarenpräsentationssysteme,<br />
Zugangslösungen für Märkte im Handel und<br />
im Non-Retail-Sektor, wie beispielsweise Flughäfen<br />
– und Material Handling, also verschiedene<br />
Wagen und Regale für Lager und Logistik. Wir konzentrieren<br />
uns hier auf digitale, stückweise automatisierte<br />
Lösungen für die Kommissionierung<br />
von eingehenden Bestellungen, das sogenannte<br />
Picking.<br />
Das Erdgeschoss des Hauses bildet dann das „Normalgeschäft“?<br />
Richtig, das sind unsere Einkaufswagen und Regale<br />
für den stationären Einzelhandel. Unsere Mitarbeiter,<br />
unsere Kultur und unsere Werte bilden<br />
schließlich das Fundament des Wanzl-Hauses.<br />
Der Markt für Kühlgeräte im Handel ist schon jetzt<br />
umkämpft. Warum wollen Sie dort einsteigen?<br />
Wenn Sie einen Supermarkt neu ausstatten, entfällt<br />
auf die Kühlung der größte Teil der Ausgaben. Dieser<br />
wird weiter steigen. Zudem spielt die Kühlung<br />
eine große Rolle beim Thema Nachhaltigkeit, er-<br />
Wir haben<br />
früh die<br />
Chancen im<br />
E-Commerce für<br />
uns erkannt.<br />
making<br />
places<br />
protecting<br />
you<br />
usm.com
Der Einkauf von Lebensmitteln<br />
verändert sich: „Es<br />
wird eine Verknüpfung von<br />
E-Commerce und Shoppen<br />
auf der Fläche geben“, sagt<br />
Wanzl-Geschäftsführer<br />
Meier-Kortwig.<br />
fordert Ingenieurs-Know-how und kann energetisch<br />
optimiert werden. Hauptgrund ist aber, dass wir<br />
durch unser heutiges Kerngeschäft einen natürlichen<br />
Kundenzugang haben.<br />
Woher nehmen Sie die Software-Kompetenz, die<br />
Sie für ihre Neuausrichtung benötigen?<br />
Gerade erst haben wir die gesamte Software-Kompetenz,<br />
die zuvor in verschiedenen Bereichen angesiedelt<br />
war, in einem eigenen Geschäftsführer-Ressort<br />
gebündelt. Dort arbeiten bereits zehn<br />
Software-Entwickler. Zudem haben wir beschlossen,<br />
mit UnternehmerTUM München einen Innovation-Hub<br />
zu starten. Dafür werden wir mindestens<br />
15 Software-Entwickler einstellen.<br />
Zusätzlich sind wir seit kurzem<br />
Mitglied im Maschinenraum,<br />
einem Inkubator zur Digitalisierung<br />
des deutschen Mittelstands,<br />
in dem viele erfolgreiche Familienunternehmen<br />
vertreten sind.<br />
Einkaufen<br />
wird auf<br />
allen Ebenen<br />
nachhaltiger<br />
werden.<br />
Welche weiteren Entwicklungen<br />
erwarten Sie?<br />
Einkaufen wird auf allen Ebenen nachhaltiger werden<br />
– sowohl die Produktversorgung als auch die<br />
Produkte selber, sprich deren Produktion, Transport<br />
und Lagerung. Für uns leitet sich daraus eine<br />
ressourcenschonende Produktion ab. Die wird verstärkt<br />
dort stattfinden, wo die Kunden sind, damit<br />
Waren nicht um die halbe Welt transportiert werden<br />
müssen.<br />
Wie machen Sie Ihre Produkte nachhaltig?<br />
Unsere Drahtmodelle sind hier ein Paradebeispiel,<br />
denn sie halten sehr lange. Bei unseren Kunststoffmodellen<br />
kommen wir inzwischen auf eine Rezyklat-Quote<br />
von bis zu 90 Prozent.<br />
Welche anderen Trends werden den Lebensmitteleinkauf<br />
verändern?<br />
Da gibt es einige. Durch Corona ist der Onlinehandel<br />
im Lebensmittelsektor ohnehin nochmal stark<br />
gewachsen. E-Commerce Anbieter kooperieren mit<br />
regionalen Lebensmittelerzeugern. Es wird zu einer<br />
Verknüpfung von E-Commerce und Shoppen<br />
auf der Fläche geben.<br />
Wie sieht das konkret aus?<br />
Sie gehen normal einkaufen, suchen sich Ihre frischen<br />
Artikel aus und nehmen am Ausgang noch die vorbestellte<br />
Kiste mit Waschmittel und anderem mit. In drei<br />
bis fünf Jahren wird das gängig sein. Auch bei den Automaten<br />
gibt es interessante Entwicklungen.<br />
Insbesondere lokale Bauern<br />
oder Metzger setzen verstärkt auf<br />
diese Art des Handels. Noch ist nicht<br />
klar, welche Technologie sich durchsetzen<br />
wird. Derzeit arbeiten wir mit<br />
unserem Partner Knapp aus dem Bereich<br />
Logistik an Prototypen.<br />
Wollen Sie künftig etwa auch Verkaufsautomaten<br />
fertigen?<br />
Nein, unser Ansatz ist es, Technologien aus anderen<br />
Branchen wie der Pharmaindustrie oder der<br />
Logistik für den Lebensmittelverkauf nutzbar zu<br />
machen. Darin sind wir gut. Wir sind klein, schnell<br />
und bringen viel Tech-Know-how mit.<br />
Sie investieren viel in Digitalisierung.<br />
Wie soll sich das auszahlen?<br />
Unsere Strategie ist folgende: Wir begeistern durch<br />
Projekte – also etwa im Ladenbau durch ausgefallenes,<br />
kreatives Ladendesign – und zielen auf größere<br />
Rollouts mit unseren Kunden. Genau darin wollen<br />
wir wachsen.
unternehmen [!] TITELTHEMA 15<br />
Was heißt das konkret?<br />
Wir suchen uns die 20 Top-Retailer dieser Welt heraus<br />
und wollen diese mit großen Rollouts für eine<br />
bestimmte Regallogik, Lagerausstattung oder kundenspezifische<br />
Einkaufswagen gewinnen. Der regionale<br />
Fokus liegt dabei auf Nordamerika.<br />
Wie sehr machen Ihnen gestiegene Rohstoffkosten<br />
zu schaffen?<br />
Materialkosten sind ein riesiges Thema. Gemessen<br />
an unseren Planungen im Herbst 2020 für 2021 hatten<br />
wir Mehrkosten für Material in dreistelliger Millionenhöhe<br />
– also fast zwölf Prozent vom Gesamtumsatz.<br />
Zum Beispiel haben sich die Stahlpreise<br />
zum Teil mehr als verdoppelt. Um nicht draufzulegen,<br />
mussten wir die Mehrkosten an unsere Kunden<br />
weitergeben. Dabei sind wir sehr transparent<br />
vorgegangen, haben die Mehrkosten den Kunden<br />
gegenüber offengelegt und plausibel erklärt. Wenn<br />
die Preise wieder sinken, müssen wir das Thema<br />
in gleicher Weise mit unseren Lieferanten besprechen.<br />
Aktuell steigen die Kosten aber weiter.<br />
Waren Sie von gestörten Lieferketten betroffen?<br />
Natürlich. Beispielsweise vom blockierten Suez-Kanal.<br />
Das hat sich auch auf unsere Lieferzeiten niedergeschlagen.<br />
Unsere Kunden bestellen trotzdem.<br />
Wir haben einen sehr hohen Auftragsbestand, trotz<br />
zum Teil verdreifachten Lieferzeiten.<br />
Worin sehen Sie die größten Herausforderungen?<br />
Da gibt es drei, die durch die Corona-Krise verstärkt<br />
wurden und werden. Das sind die massiven<br />
Kostensteigerungen für Material, Energie und Logistik;<br />
der enorme Preisdruck durch Billiganbieter<br />
aus dem asiatischen Raum und der rasante Veränderungsprozess<br />
der gesamten Handels-Branche.<br />
Welche Rolle spielen die Lohnkosten am Standort<br />
Deutschland?<br />
Wir haben eine sehr hohe Personalkostenquote, die<br />
etwa dreimal so hoch ist wie etwa bei BMW. Das<br />
liegt an unserer hohen Eigenfertigungstiefe. Angefangen<br />
bei den Einkaufswagenrollen über die Spritzteile<br />
bis zu den Regalen. Das geht gut, solange Sie<br />
wenig Varianz haben. Je individueller die Produkte<br />
werden, umso mehr Kompetenzen müssen Sie vorhalten,<br />
die nicht durchgängig benötigt werden, aber<br />
Kosten verursachen. Das ist ein Grund dafür, warum<br />
wir unser Beschaffungsstrategie überdenken.<br />
Bedeutet das Personalabbau?<br />
Wir sind einer von wenigen Mittelständlern, die<br />
viele einfache und durch die Anlehnung an den Metalltarifvertrag<br />
auch gut bezahlte Arbeitsplätze haben.<br />
Diese werden wir in Zukunft allerdings reduzieren<br />
müssen. Damit hier kein falscher Eindruck<br />
aufkommt: Ich befürworte vollkommen einen Haustarifvertrag,<br />
der aber eine gewisse Flexibilität möglich<br />
machen muss.<br />
Der Konflikt um diesen Haustarifvertrag sorgte bis<br />
vor kurzem für Unruhe in der Belegschaft:<br />
Wie bewerten Sie das Ergebnis?<br />
Wir haben mit der Verlängerung des Haustarifvertrages<br />
eine für alle Seiten akzeptable Lösung gefunden.<br />
Ein Flächentarifvertrag wäre für ein spezialisiertes<br />
Familienunternehmen wie Wanzl wirtschaftlich<br />
nicht umsetzbar. Aus Arbeitgebersicht hätten<br />
wir uns zwar einen „echten“ Arbeitnehmerbeitrag<br />
gewünscht, aber die über Monate geführte interne<br />
Diskussion war für die Weiterentwicklung von Wanzl<br />
nicht hilfreich. Daher haben wir letztlich gemeinsam<br />
mit der Arbeitnehmerseite den Fokus daraufgelegt,<br />
Ruhe ins <strong>Unternehmen</strong> einkehren zu lassen.<br />
Was sind die Treiber für den Umbau von Wanzl?<br />
Wir stehen wirtschaftlich gut da, aber unsere Branche<br />
verändert sich in rasantem Tempo. Unsere<br />
Kunden reagieren und verändern ihre Geschäftsmodelle.<br />
Auch wir müssen uns weiterentwickeln.<br />
Schon 2015 haben wir damit begonnen, unsere<br />
Werks strukturen zu optimieren, etwa indem wir<br />
zweimal unser Werk in Tschechien erweitert, unser<br />
Werk in Frankreich geschlossen und die Kunststofffertigung<br />
in Kaufbeuren an einem Ort konsolidiert<br />
haben. Wir haben interne Prozesse unter<br />
die Lupe genommen, ein neues finanzielles Steuerungskonzept<br />
eingeführt und unser SAP-System<br />
modernisiert.<br />
Das<br />
Tempo der<br />
Veränderung<br />
im Handel ist<br />
rasant.<br />
G R U P P E<br />
PIONIERE DER ENERGIEEFFIZIENZ<br />
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16<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Weltweit kommt jeder zweite Einkaufswagen von Wanzl<br />
Das Familienunternehmen<br />
Wanzl ist<br />
schon lange<br />
keine reine<br />
Metallwarenfabrik<br />
mehr.<br />
Die Palette<br />
umfasst<br />
Ladenbaueinrichtungen,<br />
smarte<br />
Regale,<br />
Einkaufswagen,<br />
Backmöbel,<br />
Zutrittskontrollen<br />
und vieles mehr.<br />
Das Familienunternehmen Wanzl fertigt<br />
im Schnitt pro Jahr zwei Millionen Einkaufswagen<br />
in bis zu 200 Varianten. Weltweit beträgt<br />
der Marktanteil rund 50 Prozent . In<br />
Deutschland sind es zwischen 70 und 80<br />
Prozent. Neben dem wichtigsten Einzelprodukt<br />
stellt das Familienunternehmen (Leipheim/Kreis<br />
Günzburg), dessen Wurzeln ins<br />
Jahr 1918 zurückreichen, Leit- und Sicherheitssysteme,<br />
Zutrittsschleusen, Kundenzähler,<br />
Paletten-, Regal- und Softwaresysteme<br />
und vieles mehr her und unterstützt seine<br />
Kunden in Handel und E-Commerce bei<br />
der Digitalisierung.<br />
Wanzl ist in den vergangenen Jahren stark<br />
gewachsen. Lag der Jahresumsatz 2013 noch<br />
bei 550 Millionen Euro, betrug er zuletzt 830<br />
Millionen Euro. Davon entfallen 77 Prozent<br />
auf Europa und Nahost, 5 Prozent auf Asien<br />
und 18 Prozent auf die USA, die der derzeit<br />
am stärksten wachsende Markt sind. Von<br />
den 4600 Mitarbeitern arbeiten rund 2400<br />
in Deutschland. Allein am Stammsitz befinden<br />
sich drei Werke, ein weiteres in Kirchheim/Teck.<br />
Hinzu kommen mit der Mouldtec<br />
GmbH in Kaufbeuren ein Standort zur Fertigung<br />
von Kunststoffteilen sowie zwölf internationale<br />
Produktionsstandorte (unter anderem<br />
in Tschechien, USA, Shanghai).
unternehmen [!] TITELTHEMA 17<br />
Auch für die Standorte Leipheim und Kirchheim<br />
ändert sich einiges.<br />
Im Zuge unseres Programms „Wanzl Next – Zukunft<br />
anpacken“ machen wir Leipheim zum Logistik-<br />
und Kommissionierungszentrum, in dem Waren<br />
aus aller Welt in kundenorientierten Lieferungen<br />
zusammengefasst werden. Die Fertigung wird<br />
in Kirchheim in Bayerisch-Schwaben gebündelt. So<br />
bereiten wir die Strukturen auf das künftige Sourcing<br />
vor, sprich, wir kaufen vermehrt Teile ein. Produktion,<br />
Lohnfertigung und Sourcing stehen dann<br />
auf einer Ebene, sodass ein globaler Fertigungsverbund<br />
entsteht.<br />
Warum tun Sie das?<br />
Auf diese Weise können wir auch<br />
bei preissensitiven Produkten wettbewerbsfähig<br />
bleiben und andere<br />
Produkte dennoch weiterhin in<br />
Deutschland fertigen. So sichern<br />
wir wiederum die Arbeitsplätze.<br />
Für den ein oder anderen bedeutet<br />
das zwar einen Umzug oder längere<br />
Fahrwege, aber wir bemühen uns, die Strukturumstellungen<br />
so mitarbeiterfreundlich wie möglich<br />
umzusetzen.<br />
Wie gehen Sie mit dem Thema Ukraine-Krieg und<br />
dessen Folgen um?<br />
Wir haben ein kleines Vertriebsbüro in der Ukraine<br />
mit vier Mitarbeitenden. Da haben wir alles<br />
gestoppt, bezahlen die Löhne aber weiter. Wir<br />
haben alles getan, um den Mitarbeiterinnen zu<br />
Wir werden<br />
mehr Teile<br />
zukaufen, um weiter<br />
in Deutschland<br />
fertigen zu können.<br />
ermöglichen, das Land zu verlassen. So ist unserer<br />
Geschäftsführerin, Frau Kruglova, die Flucht<br />
nach Deutschland gelungen. Dem männlichen<br />
Kollegen war das leider nicht möglich. Zudem haben<br />
wir Mittel für die Reaktivierung unseres Büros,<br />
aber besonders auch für private Belange unserer<br />
ukrainischen Kolleginnen und Kollegen zurückgestellt.<br />
Was bereitet Ihnen derzeit am meisten Sorge?<br />
Aus gesellschaftlicher Sicht der Russland-Ukraine-Krieg.<br />
Wir hoffen und wünschen uns, dass<br />
bald wieder Frieden einkehrt. Angesichts des<br />
Krieges in Europa stehen wir vor noch nie dagewesenen<br />
und sehr schwerwiegenden<br />
Szenarien, auf die keiner<br />
von uns Einfluss hat oder die<br />
keiner von uns vorhersehen<br />
konnte.<br />
Und aus wirtschaftlicher Sicht?<br />
Da sind es die massiven Kostensteigerungen<br />
in nahezu allen Bereichen<br />
wie Metall, Kunststoff oder Holz aber<br />
auch gestiegene Energie-, Transport- und Verpackungskosten,<br />
die wir nicht mehr kompensieren<br />
können, sondern weitergeben müssen. Mittelfristig<br />
beschäftigt uns der hohe Fixkostenblock in<br />
Deutschland, der durch hochwertige Produkte mit<br />
hohen Margen gerechtfertigt werden muss. Außerdem<br />
wird es eine Herausforderung, mit dem<br />
spannenden Thema Digitalisierung tatsächlich<br />
Gewinn zu erwirtschaften.<br />
Das Interview führte<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
unternehmen[!].<br />
Fotos:<br />
Marc Hörger<br />
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18<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Auf den Plätzen herrscht<br />
mehr Betrieb als vor Corona.<br />
Foto: © sattahipbeach/shutterstock.com<br />
Auf die Plätze,<br />
fertig, los!<br />
Golfsport Die Branche hat von der Corona-Pandemie profitiert. Das stark gewachsene<br />
Interesse hat Folgen für Clubs, Anlagenbetreiber, Preise und den Umgang mit Gästen.<br />
Die Lage könnte kaum<br />
besser sein: Die Golfszene<br />
verzeichnet Rekordzahlen.<br />
„Noch nie<br />
haben so viele Menschen in<br />
Deutschland Golf gespielt wie<br />
2021“, meldet der Deutsche<br />
Golf Verband. „Wir sehen extreme<br />
Zunahmen bei den Golferzahlen<br />
im United Kingdom<br />
und Irland“, resümiert Phil<br />
Anderton, CEO des R&A in St.<br />
Andrews, einer von zwei Regulierungsbehörden<br />
des Golfsports<br />
weltweit. Wahrscheinlich<br />
20 bis 25 Millionen Golfrunden<br />
mehr als 2020, stellt die National<br />
Golf Foundation in den USA<br />
fest. Die endgültigen Zahlen im<br />
weltgrößten Golfmarkt USA<br />
liegen fürs Jahr 2021 noch nicht<br />
vor, aber schon jetzt ist klar:<br />
2021 war ein großartiges Jahr,<br />
was die Anzahl der Golfer und<br />
ihre Aktivität auf dem Platz anbelangt.<br />
„Krisengewinnler“ mag der<br />
eine oder andere Kritiker hier<br />
einwerfen. Tatsächlich bewegte<br />
sich der Golfsport anders als<br />
viele – auf Hallen angewiesene<br />
Sportarten – während der Corona-Krise<br />
gegen den Trend.<br />
Schließlich war Golf spielen in<br />
den meisten Teilen Deutschlands<br />
bis auf wenige Unterbrechungen<br />
erlaubt, die Wahrscheinlichkeit<br />
sich mit dem Corona-Virus<br />
anzustecken ange-<br />
FOTO: © AMENIC181/<br />
SHUTTERSTOCK.COM
unternehmen [!] SPEZIAL 19<br />
sichts der Weitläufigkeit von<br />
Golfplätzen äußerst gering.<br />
Bewegung an der frischen<br />
Luft verbunden mit sportlichem<br />
und spielerischemn Charakter –<br />
dieses Angebot sorgte in den<br />
vergangenen zwei Jahren der<br />
Corona-Pandemie weltweit für<br />
einen Aufschwung im Golflager.<br />
In Deutschland hatte auf diese<br />
Entwicklung nach Jahren der<br />
Stagnation bei den Neugolferzahlen<br />
keiner mehr zu hoffen gewagt.<br />
„Reaktivierte Schläfer“<br />
Gleichzeitig wurde mit dem<br />
Trend zum Homeoffice und der<br />
Flexibilisierung der Arbeitszeiten<br />
ein wesentlicher Kritikpunkt<br />
am Golfsport begraben:<br />
Golf, so meinten Skeptiker lange,<br />
erfordere lange Anfahrtswege<br />
und brauche viel Zeit, die<br />
nach einem Arbeitstag kaum jemand<br />
mitbringe. Inzwischen<br />
zeigt sich: Schnelles Spiel über<br />
neun Löcher in maximal zwei<br />
Stunden ist problemlos umsetzbar,<br />
genauso wie ein kurzer Ausflug<br />
aufs Übungsgelände.<br />
Theoretisch ist Golf obendrein<br />
ein Allwettersport, der<br />
fast ganzjährig machbar ist.<br />
„Wir konnten nicht nur Neugolfer<br />
gewinnen, sondern auch<br />
ganz viele Schläfer reaktivieren,<br />
die kaum noch Golf gespielt haben<br />
und ein Bag im Keller stehen<br />
hatten“, bilanziert Andreas<br />
Dorsch, Geschäftsführer des<br />
Golf Management Verbandes<br />
Deutschland, die Entwicklung.<br />
Das Image der verstaubten<br />
Alt-Herren-Sportart ist man<br />
Der Golfsport erlebt einen Imagewandel: Der Anteil der Frauen wächst – bei den Erwachsenen wie auch<br />
bei den Jugendlichen.<br />
Foto: © bbernard/shutterstock.com<br />
Wir haben<br />
den Eindruck,<br />
dass der Golfsport<br />
jünger geworden<br />
ist.<br />
Achim Battermann<br />
Vizepräsident des DGV<br />
ebenfalls losgeworden. „Insgesamt<br />
haben wir den Eindruck,<br />
dass der Golfsport jünger wird“,<br />
resümiert der DGV-Vizepräsident<br />
Achim Battermann mit<br />
Blick auf die Zuwächse von 6,6<br />
Prozent im Bereich der Jugendlichen<br />
bis 18 Jahren. Der Frauenanteil<br />
liegt ohnehin schon bei<br />
36 Prozent, weshalb Deutschland<br />
im europäischen Vergleich<br />
als einer der Spitzenreiter in Sachen<br />
weiblicher Beteiligung gilt.<br />
All‘ diese Entwicklungen, so der<br />
Hinweis von Andreas Dorsch,<br />
belegten, dass Golf keine Sportart<br />
in geschlossenen Zirkeln von<br />
hochmotorisierten Luxus-Karossen-Fahrern<br />
mehr sei. „Für<br />
Menschen, die neugierig auf<br />
Golf geworden sind, gibt es von<br />
der rein öffentlichen über die semi-öffentlichen<br />
Anlagen bis<br />
zum Mitgliederclub jedes Angebot.“<br />
Mit der gestiegenen Attraktivität<br />
des Outdoor-Sports hat allerdings<br />
auch die Schnäppchen-<br />
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20 Anzeige RESSORT unternehmen [!]<br />
IIdyllisch liegt der New Golf Club im Neu-Ulmer Steinhäule. Die Donau fließt direkt daneben, so kann man in unmittelbarer Stadtnähe entspannte Zeit im<br />
Grünen verbringen – ob zum schnellen Golf unter der Woche oder für länger am Wochenende<br />
Fotos: S. Müller, New Golf Club<br />
Urlaub dahoam<br />
Eine kleine Auszeit im Grünen gefällig? Der<br />
9-Loch- Platz des New Golf Club in Neu-Ulm<br />
bietet Spielspaß für Jung und Alt, drinnen<br />
und draußen. Auch Events für Teams werden<br />
angeboten.<br />
Wer stadtnah und in lockerer Atmosphäre<br />
Golf spielen möchte,<br />
der ist auf der<br />
Driving Range und<br />
dem Platz des<br />
New Golf Club in<br />
Neu-Ulm<br />
genau<br />
richtig. Hier sind<br />
alle willkommen,<br />
denn der Platz bietet beste Bedingungen:<br />
Nicht nur für Anfänger, sondern auch fortgeschrittene<br />
Golfer fühlen sich hier schnell heimisch.<br />
Und mit den flexiblen Tarifmodellen<br />
gehören Argumente wie „zu wenig Geld“ oder<br />
„keine Zeit“ der Vergangenheit an. „Wir bieten<br />
Golf für alle, gerade jungen Menschen soll die<br />
finanzielle Hürde genommen werden, um in<br />
den Sport einzutreten“, meinen die Trainer<br />
Luis Meyer und Mark Philipp Lindner.<br />
Auch Golfanfänger sind herzlich willkommen.<br />
Zudem steht das kompetente<br />
Trainerteam zur Verfügung und bietet<br />
vielfältige Aktivitäten an, wie zum<br />
Beispiel Schnupperkurse, Platzreifekurse,<br />
aber auch Eignungstests und Regelabende.<br />
Der Schwer punkt der Trainertätigkeit liegt neben<br />
der Vermittlung von golfspezifischem<br />
Wissen auf dem Spaß am Spiel.<br />
Ein Teambuilding-Event bleibt<br />
lange in guter Erinnerung<br />
Aus dem Golfspiel lässt sich auch hervorragend<br />
ein Teambuilding-Event machen. Denn<br />
man übt zwar für sich allein – und kann so die<br />
Abstände gut einhalten – trotzdem entsteht<br />
in den kleinen Gruppen von 4 bis 8 Spielern<br />
ein Gemeinschaftsgefühl. Es ist wie eine gemeinsame<br />
Auszeit, ein Kennenlernen fernab<br />
von der Berufswelt, das bringt Mitarbeiter näher<br />
zusammen. Es fördert die Kommunikation<br />
ebenso wie die Kooperation. Beim Spiel<br />
motiviert man sich gegenseitig, man hat Spaß<br />
und Spannung. „Los geht es bei uns am frühen<br />
Morgen mit einer Tasse Starbucks-Kaffee.<br />
Danach gehen wir gemeinsam raus. Die<br />
ersten Tage finden auf der Übungsanlage<br />
statt, um die Basics kennenzulernen“, so Luis<br />
Meyer. „Wir erklären die Regeln und zeigen<br />
worauf es ankommt“, ergänzt Mark Philipp<br />
Lindner. „Wir machen mehrere Einheiten auf<br />
der Range, und dann geht es auf den Platz. So<br />
bekommt man ein Gefühl für den Ball.“ Diese<br />
Events sind Veranstaltungen, die allen Beteiligten<br />
Spaß machen und lange positiv in Erin-
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
21<br />
„Ein Teambuilding-Event<br />
schweißt die Mitarbeiter<br />
zusammen.“<br />
nerung bleiben. „Das sieht man auch hier in<br />
Neu-Ulm: Viele die vor Jahren den Kurs gemeinsam<br />
gemacht haben, sieht man heute<br />
noch zusammen spielen.“<br />
Golf-Lounge: die schönsten Golfplätze<br />
der Welt – fast wie PlayStation 6<br />
Der Platz bietet beste Bedingungen für alle<br />
Spielstärken. Auch im Winter oder bei schlechtem<br />
Wetter kann man im neuen Golfgebäude<br />
sein Golfspiel praktizieren und verbessern.<br />
Die Möglichkeit, an einem von sechs Golfsimulatoren<br />
auf den schönsten Plätzen der Welt<br />
zu spielen und dabei die Daten der Schwunganalyse<br />
zu nutzen, verbindet den Spaß mit zusätzlichen<br />
Trainingseffekten. Dabei kann man<br />
am Simulator virtuell auf Reisen gehen, ob bei<br />
strahlender Sonne in Pebble Beach in Kalifornien,<br />
auf dem Valderrama Course in Spanien<br />
oder auf dem altehrwürdigen Old Course in St.<br />
Andrews/Schottland. Der Golfer sucht sich<br />
seinen Lieblingsplatz aus, den Rest macht der<br />
Computer in hochauflösender Qualität, quasi<br />
die „Next Generation“ von PlayStation oder<br />
X-Box.<br />
New Golf Club<br />
Gründungsjahr des Clubs: 2014<br />
Mitglieder: aktuell <strong>11</strong>40<br />
Platz: 9 Löcher, Par 36<br />
Greenfee: 9-Loch, 20-40 Euro<br />
Greenfee: 18-Loch, 40-80 Euro<br />
Benutzung der Driving Range: kostenlos<br />
New Golf Lounge<br />
3 TrackMan Simulatoren und<br />
3 FullSwing Simulatoren<br />
Kontakt:<br />
New Golf Club/Lounge<br />
Kammer-Krummen-Straße 100<br />
89233 Neu-Ulm<br />
Tel: 0731 - 70 53 33 15<br />
New Golf Club<br />
E-<strong>Mai</strong>l: info@newgolfclub.de<br />
Website: www.newgolfclub.de<br />
Training New Golf Club & Lounge<br />
Trainer:<br />
Mark Philipp Lindner<br />
Luis Meyer<br />
Preise:<br />
25min 25€, 55min 50€
22<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Ob Schäfte oder Golfschuhe: Lieferengpässe bleiben ein Thema<br />
Wer neues Zubehör benötigt, muss sich unter Umständen auch in diesem Jahr gedulden.<br />
Foto: © optimarc/shutterstock.com<br />
Mehr als eine Million Deutsche haben<br />
nach Angaben des Deutschen Golf Verbandes<br />
während der Pandemie erstmals einen<br />
Golfschläger in die Hand genommen.<br />
Auch das Interesse von weiblichen Golfspielern<br />
sei stark gestiegen – auch bei Jugendlichen.<br />
Das könnte die Nachwuchsprobleme<br />
der vergangenen Jahre eventuell beheben.<br />
Ob Neueinsteiger oder erfahrene Spieler.<br />
Sie alle bekamen Lieferengpässe zu spüren:<br />
Schäfte, die im Container vor Shanghai feststecken;<br />
Griffe, die auf einem Tanker im Pazifischen<br />
Ozean lagern – das Thema Lieferketten<br />
hat die Golfbranche fest im Griff.<br />
Adam Rowen, Director of Global Operations<br />
beim Griffhersteller Golf Pride, sprach zu Beginn<br />
des Jahres von „Herausforderungen, wie<br />
man sie einmal im Leben hat“. Egal ob Golfschuhe,<br />
Schlägerkomponenten oder andere<br />
Golfartikel – Lieferprobleme dürften <strong>2022</strong><br />
noch ein Thema sein, nachdem Produktionsstandorte<br />
wie Vietnam längere Lockdowns<br />
hatten. Diese Probleme trafen auf eine höhere<br />
Nachfrage nach Golfartikeln weltweit.<br />
Zur Person<br />
Andreas Dorsch ist<br />
seit 2006 Geschäftsführer<br />
des Golf Management<br />
Verbandes<br />
Deutschland<br />
(GMVD). Der Diplom-Betriebswirt<br />
aus München ist ein<br />
anerkannter Kenner<br />
der deutschen Golfbranche.<br />
jagd in Sachen Mitgliedschaftsgebühren,<br />
Greenfees und Golfkursen,<br />
die vor Beginn der Corona-Pandemie<br />
in weiten Teilen Deutschlands<br />
üblich war, ein Ende. „Es ist sicher<br />
nicht mehr so, dass man zum Beispiel<br />
im Raum München locker ohne<br />
Mitgliedschaft zwischen 50 Anlagen<br />
hin- und herpendeln kann, wenn<br />
man einfach nur die EC-Karte<br />
zückt“, resümiert Dorsch. Vielmehr<br />
habe die Zunahme an Interessenten<br />
dazu geführt, dass Clubs in den vergangenen<br />
zwei Jahren teilweise nur<br />
noch Mitglieder und deren Gäste auf<br />
die Anlage gelassen hätten, als es zu<br />
einer Begrenzung der Spielkapazitäten<br />
wegen der Corona-Restriktionen<br />
kam. Mit der Normalität im<br />
Spielbetrieb dürfte die Durchlässigkeit<br />
ab dem Frühjahr wieder höher<br />
werden. „Die Preise bei Mitgliedschaften<br />
und Greenfees sind nicht<br />
mehr weiter runtergegangen“, lautet<br />
sein Fazit.<br />
Der Einstieg in den Golfsport ist<br />
deshalb im Jahr <strong>2022</strong> sowohl auf<br />
preisgünstige wie luxuriöse Weise<br />
möglich: Auf der einen Seite offerieren<br />
öffentliche Anlagen wie etwa der<br />
New Golf Club Ulm unter dem Motto<br />
„Golf für Alle“ erste Schnupperkurse<br />
für einen Preis von unter 20<br />
Euro. Auf der anderen Seite kann<br />
man auf First-Class-Anlagen für<br />
Die Preise für<br />
Mitgliedschaften<br />
und Greenfees<br />
sind nicht weiter<br />
gesunken.<br />
Andreas Dorsch<br />
Golf Management Verband<br />
Schnupperjahre aber auch zwischen<br />
1500 und 2000 Euro pro Person ausgeben,<br />
um den Golfsport zu testen.<br />
Dabei stellt sich für immer mehr<br />
Golf-Interessierte ohnehin die Frage:<br />
Golf-Mitgliedschaft – braucht es<br />
das noch? Der Deutsche Golf Verband<br />
geht nach einer Erhebung von<br />
rund 1,5 Millionen interessierten<br />
und nicht organisierten Golfern<br />
hierzulande aus. Spielmöglichkeiten<br />
finden auch diese reichlich: Golf im<br />
Urlaub, ob beim Wochenendausflug<br />
zum Tegernsee oder nach Sylt ist dabei<br />
ebenso ein Thema wie der<br />
Club-Urlaub in Portugal. Gerade<br />
touristische Regionen wie Portugal,<br />
Spanien, weite Teile von Österreich<br />
oder Deutschland verzichten auf<br />
vielen Golfanlagen längst auf Handicap-Nachweise<br />
oder Club-Zertifikate<br />
und setzen stattdessen auf die<br />
Zahlungskraft der Kundschaft.<br />
Unterdessen wird selbst auf den<br />
bekanntesten Golfplätzen der Welt<br />
wie dem Old Course in St. Andrews<br />
oder Pebble Beach in Kalifornien ein<br />
Marshall auf die Runde geschickt,<br />
der nur kontrolliert, ob eine Golfgruppe<br />
zu langsam ist und damit das<br />
Spiel aller anderen stört. Ansonsten<br />
gilt: Spaß haben, den Tag genießen,<br />
Golf spielen für Alle.[!]<br />
<br />
Petra Himmel
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 23<br />
Geschäftsführer<br />
geht zu ENBW<br />
Führungswechsel Die Rolls-<br />
Royce Power Systems AG mit<br />
Sitz in Friedrichshafen verliert<br />
zum Ende des Jahres ihren CEO<br />
Andreas Schell. Der 52-Jährige<br />
war fünf Jahre lang für das <strong>Unternehmen</strong><br />
tätig und wird neuer<br />
Vorstandschef der ENBW.<br />
Rolls-Royce Power Systems mit<br />
Hauptsitz in Friedrichshafen beschäftigt<br />
rund 9000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Unter<br />
der Marke MTU vertreibt das<br />
<strong>Unternehmen</strong> unter anderem<br />
Antriebssysteme für Schiffe und<br />
schwere Land- und Schienenfahrzeuge.<br />
Wechsel bei<br />
Movera<br />
Camping-Zubehör Philipp Matheis<br />
fungiert in Zukunft als Geschäftsführer<br />
des Camping-Zubehör-Großhändlers<br />
Movera.<br />
Der 37-jährige Wirtschaftsingenieur<br />
verfügt über langjährige<br />
Erfahrung in der Automobilindustrie<br />
sowie im B2B-Bereich.<br />
Sein Vorgänger Christoph Steinhagen<br />
verließ das <strong>Unternehmen</strong><br />
nach neun Jahren aus persönlichen<br />
Gründen. Die Movera<br />
GmbH hat am Standort Bad<br />
Waldsee rund 120 Beschäftigte<br />
und erwirtschaftete zuletzt einen<br />
Umsatz von 73 Millionen<br />
Euro. Muttergesellschaft ist die<br />
Erwin Hymer Group SE.<br />
Blick in ein Labor: Der Pharmakonzern beschäftigt rund 52 000 Mitarbeiter. <br />
Boehringer investiert Milliarden<br />
In den kommenden fünf Jahren will Boehringer Ingelheim<br />
mehr als 25 Milliarden Euro in den Bereich<br />
Forschung und Entwicklung investieren. Ein Großteil<br />
der Gelder soll dabei nach Deutschland an die<br />
Standorte in Ingelheim und Biberach fließen. „Wir investieren<br />
hier mehr, als wir umsetzen“, hob Deutschland-Chefin<br />
Sabine Nikolaus die Bedeutung des Forschungsstandortes<br />
zuletzt hervor. Die F&E-Pipeline<br />
Rückgang<br />
erwartet<br />
Beteiligung in<br />
Südkorea<br />
Foto: Boehringer Ingelheim<br />
von Humanpharma umfasst mehr als 100 klinische<br />
und präklinische Projekte. Ein Schwerpunkt liegt darauf,<br />
Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen<br />
Krankheiten besser zu verstehen. Boehringer Ingelheim<br />
ist ein führendes forschungsgetriebenes biopharmazeutisches<br />
Familien-<strong>Unternehmen</strong> mit mehr<br />
als 52 000 Beschäftigten weltweit. Der Umsatz lag<br />
zuletzt bei 20,6 Milliarden Euro.<br />
Liebherr setzt<br />
auf Alternative<br />
Windata<br />
baut neu<br />
Investition Der Anbieter für Finanzmanagement-Lösungen<br />
Windata will am Standort in<br />
Wangen im Allgäu etwa 4,5 Millionen<br />
Euro in ein neues Firmen-Gebäude<br />
investieren. Geplant<br />
ist ein Neubau mit rund<br />
500 Quadratmetern Grundfläche,<br />
drei Vollgeschossen und einem<br />
Dachgeschoss. Ein Teil<br />
davon soll vermietet werden.<br />
Die Serverräume sollen mit eigenem<br />
Solarstrom betrieben<br />
werden. Windata GmbH bedient<br />
mehr als 50 000 Kunden und beschäftigt<br />
22 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter.<br />
Zeppelin Der Baumaschinenhersteller<br />
und Dienstleistungskonzern<br />
Zeppelin rechnet für<br />
das laufende Jahr aufgrund des<br />
Kriegs in der Ukraine mit einem<br />
starken Rückgang des Umsatzes.<br />
Trotz aller Unwegbarkeiten sagt<br />
Andreas Brand, Vorsitzender<br />
des Aufsichtsrats: „2021 war das<br />
beste Jahr der <strong>Unternehmen</strong>sgeschichte“.<br />
Die finanzielle und<br />
wirtschaftliche Stabilität trage<br />
nun dazu bei, durch die anstehende<br />
Krise zu kommen. Zeppelin<br />
hat seinen juristischen Sitz<br />
in Friedrichshafen. Im vergangenen<br />
Jahr konnte das <strong>Unternehmen</strong>,<br />
das mehr als 10 600<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
beschäftigt, den Konzernumsatz<br />
auf insgesamt 3,7 Milliarden<br />
Euro steigern.<br />
ZF Friedrichshafen Der Automobilzulieferer<br />
ZF Friedrichshafen<br />
hat sechs Prozent der Anteile<br />
des südkoreanischen Softwareunternehmens<br />
Stradvision<br />
erworben. Das asiatische <strong>Unternehmen</strong><br />
ist im Bereich der Bildverarbeitung<br />
mit KI für autonome<br />
Fahrzeuge und Fahrerassistenzsysteme<br />
tätig. Die Stradvision-Software<br />
ermöglicht es<br />
Fahrzeugen, Objekte bei schwierigen<br />
Wetterbedingungen oder<br />
schlechter Beleuchtung zu identifizieren.<br />
ZF ist ein weltweiter<br />
Technologiekonzern und liefert<br />
Systeme für Fahrzeug-Mobilität<br />
sowie Industrietechnik. Im vergangenen<br />
Jahr hat das <strong>Unternehmen</strong><br />
mit 157 500 Beschäftigten<br />
einen Umsatz von 38,3 Milliarden<br />
Euro erwirtschaftet.<br />
Technologie Die Forschung<br />
nach alternativen Antriebstechnologien<br />
wird auch weiterhin<br />
ein Schwerpunkt der Firmengruppe<br />
Liebherr sein. Dazu gehören<br />
beispielsweise wasserstoffgetriebene<br />
Verbrennungsmotoren<br />
oder hydrierte Pflanzenöle<br />
als Treibstoff. Trotz der<br />
teils schwierigen Beschaffung<br />
von Rohmaterialien, Komponenten<br />
und Elektronikbauteilen<br />
konnte das <strong>Unternehmen</strong> mit<br />
großen Standorten unter anderem<br />
in Ehingen, Biberach, Ochsenhausen<br />
und Kirchdorf an der<br />
Iller, den Umsatz 2021 auf <strong>11</strong>,6<br />
Milliarden Euro steigern. Weltweit<br />
arbeiten knapp 50 000<br />
Menschen für den familiengeführten<br />
Mischkonzern mit Sitz<br />
im schweizerischen Bulle. [!]
24<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Eine gute Infrastruktur war und ist ein wichtiges Kriterium für einen Standort. <br />
Foto: © elenabsl/shutterstock.com<br />
Daumen hoch! Das Handy<br />
funktioniert auch<br />
ganz weit hinten in der<br />
Produktionshalle, vor<br />
dem Werkstor hält stündlich der<br />
Bus und der Strom fließt zu<br />
günstigen Preisen aus den<br />
Steckdosen. Ein Traum, oder? Ja,<br />
gute Standorte sind die beste<br />
Zukunftssicherung überhaupt –<br />
für die Unternehmer und für die<br />
Region. Doch nicht immer kann<br />
die Visitenkarte einer Region so<br />
locker gezückt werden.<br />
Der Ausbau der Breitband-Versorgung<br />
schleppt sich<br />
seit Jahren dahin, Flächen zur<br />
Erweiterung fehlen, viele Gewerbegebiete<br />
sind mit ÖPNV<br />
nicht zu erreichen. Auch die<br />
Verkehrsanbindung ist mitunter<br />
mau. Zudem sind Fachkräfte<br />
kaum zu finden. Und wenn es<br />
sie gibt, fehlt bezahlbarer Wohnraum.<br />
Dabei ist klar: <strong>Unternehmen</strong><br />
brauchen gute Standortfaktoren,<br />
wenn sie erfolgreich wirtschaften<br />
sollen. In Ulm und um<br />
Ulm herum sieht das gar nicht<br />
so schlecht aus: Bei der letzten<br />
Umfrage der IHK Ulm gaben<br />
<strong>Unternehmen</strong> der Region in Sachen<br />
Standortzufriedenheit die<br />
Note 2,0. Mehr noch. 82 Prozent<br />
der befragten <strong>Unternehmen</strong> gaben<br />
an, den Wirtschaftsstandort<br />
Neue Ansätze nötig<br />
Standortqualität Vielen Betrieben fehlen Erweiterungsflächen.<br />
Doch das ist nicht ihre einzige Sorge. Künftig wird mehr Kooperation<br />
unter Firmen nötig sein, sagt IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart.<br />
Bis 2035<br />
werden in der<br />
Region Ulm im<br />
Schnitt 20 000<br />
Fachkräfte fehlen.<br />
Simon Pflüger<br />
Leiter Standortpolitik, IHK-Ulm<br />
bei Ansiedlungsüberlegungen<br />
sogar zu empfehlen.<br />
„Das ist ein sehr gutes Zeichen<br />
für die Region“, sagt Simon<br />
Pflüger, Leiter Standortpolitik<br />
bei der IHK Ulm. Allerdings:<br />
Die Umfrage ist schon fünf Jahre<br />
alt, eine neue gerade im Auftrag.<br />
Daher ist man bei der IHK<br />
Ulm ziemlich gespannt, wie die<br />
Beurteilung dieses Jahr ausfallen<br />
wird. Sicher ist, dass dann<br />
auch wieder das Thema Breitband-Versorgung<br />
und eine gewünschte<br />
lückenlose Mobilfunk-Abdeckung<br />
an oberster<br />
Stelle stehen wird. In diesem Bereich<br />
sei, zwar bereits vieles geschehen,<br />
aber noch lange nicht<br />
genug: „Die Anforderungen der<br />
Betriebe bei der Übertragungsgeschwindigkeit<br />
steigen weiter“,<br />
sagt Pflüger<br />
Zudem werde die Suche nach<br />
Gewerbeflächen immer schwieriger.<br />
„Doch fehlt es nicht nur<br />
an Grundstücken, sondern auch<br />
an Fachkräften“, sagt Pflüger.<br />
Ein Problem, dass die Kammer<br />
schon lange umtreibt. Prognostizierte<br />
die IHK Ulm während<br />
der Umfrage 2017, dass bis 2030<br />
jährlich mehr als 14 000 Fachkräfte<br />
fehlen werden, korrigiert<br />
Simon Pflüger nun bereits nach<br />
oben: „Bis 2035 werden im<br />
Schnitt 20 000 Fachkräfte fehlen.“<br />
Dabei handelt es sich zu 90<br />
Prozent um beruflich qualifizierte,<br />
nicht akademische Fachkräfte.<br />
Dieser Mangel wird die<br />
größte Herausforderung für die<br />
<strong>Unternehmen</strong> bleiben. „Der<br />
Markt ist leer“, sagt Pflüger.<br />
Expansionsanfragen von <strong>Unternehmen</strong><br />
bekommt Gernot<br />
Imgart jeden Tag auf den Tisch.<br />
Der leitende Geschäftsführer<br />
der Bezirkskammer Göppingen<br />
der IHK-Region Stuttgart ist
unternehmen [!]<br />
Zur Person<br />
Simon Pflüger arbeitet<br />
seit dem Jahr<br />
2009 für die IHK Ulm<br />
im Bereich Standortpolitik.<br />
Seit 2016 leitet<br />
der Diplom-Geograph<br />
(40) den Bereich.<br />
Zur Person<br />
Gernot Imgart leitet<br />
seit 2019 die<br />
IHK-Bezirkskammer<br />
Göppingen. Der Jurist<br />
arbeitete zuvor<br />
in Hamburg und<br />
Bangkok für Handelskammern.<br />
Zur Person<br />
Tobias Mehlich ist<br />
promovierter Jurist<br />
und Hauptgeschäftsführer<br />
der<br />
Handwerkskammer<br />
Ulm. Bis 2010 war er<br />
Geschäftsführer von<br />
Südwestmetall.<br />
stolz auf die vielen international tätigen<br />
<strong>Unternehmen</strong> in der Region,<br />
die große Strahlkraft besitzen. Der<br />
Wirtschaftsraum Göppingen mischt<br />
auf starke Art den klassischen Maschinenbau<br />
mit teils unbekannten<br />
Weltmarktführern und innovativen<br />
IT-Größen wie Teamviewer. Doch<br />
hier stoßen Kommunen, IHK und<br />
<strong>Unternehmen</strong> bei der sinnvollen<br />
Entwicklung von neuen Gewerbeflächen<br />
an Grenzen. „Wir brauchen<br />
größere, zusammenhängende Flächen.<br />
Es macht wenig Sinn, wenn<br />
jede Kommune ihren eigenen Industriepark<br />
ausweist“, sagt Imgart.<br />
Eine Chance, flächensparend<br />
auch in der Infrastruktur zu wachsen,<br />
sieht er in interkommunalen<br />
Gewerbegebieten. Auch in anderen<br />
Bereichen würde er gerne – im Sinne<br />
einer nachhaltig geprägten Standortpolitik<br />
– über den Tellerrand hinausblicken:<br />
„Ein Gewebegebiet heute<br />
sieht ganz anders aus als noch vor<br />
20 Jahren.“ Eine Umfrage zeigte,<br />
dass viele Gewerbegebiete schlecht<br />
bis gar nicht an den Öffentlichen<br />
Nahverkehr angebunden sind: „Viele<br />
Beschäftigte müssen mit ihren Autos<br />
kommen. Die Folge sind vollgeparkte<br />
Gewerbeflächen.“<br />
Das ist für ihn in Zeiten des Klimawandels<br />
ein No-Go. Doch wenn<br />
man zunehmend zentrale Strukturen<br />
schaffe, gebe es durchaus Chancen,<br />
neue Flächen zu entwickeln.<br />
Das kann ein gemeinsames Parkhaus,<br />
E-Ladestationen, Datenzentren,<br />
Entladestationen von Lkw oder<br />
auch Kindergärten sein, die von<br />
mehreren Betrieben genutzt werden.<br />
„In einem Gewerbegebiet von<br />
morgen wird es nicht mehr möglich<br />
sein, dass jeder sein eigenes Süpp-<br />
FOTOS: ©DANIEL2528, OKSANA KUZMINA<br />
& BIGPIXELPHOTO/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Ob Radstellplätze, Kitas oder E-Ladestationen: Künftig werden sich Firmen<br />
Infrastruktur vermehrt teilen, sagt IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart.
26<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Erfolgreiches Kennenlernen in zehn Minuten<br />
FOTO: ©OPTIMARC/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Fachkräftemangel trübt die Stimmung<br />
von <strong>Unternehmen</strong>. Ihn bekämpft man am<br />
besten von der Pike auf. Um die Attraktivität<br />
von Ausbildungen zu erhöhen, fand bei der<br />
IHK Ulm nun ein Azubi-Speed Dating statt.<br />
Dabei konnten <strong>Unternehmen</strong> aus dem<br />
IHK-Bezirk an einem Nachmittag Jugendliche<br />
im 10 Minuten Rhythmus „kennenlernen“.<br />
Die potenziellen Azubis bekamen Infos<br />
aus erster Hand über die Lehrberufe und einen<br />
Eindruck von den <strong>Unternehmen</strong>. Die 150<br />
Gespräche zwischen 21 Firmen und 35 Jugendlichen<br />
waren erfolgreich. Kurz nach dem<br />
Treffen gingen die ersten Bewerbungen ein<br />
und Praktika wurden vereinbart. <br />
sl<br />
chen kocht“, sagt Imgart. Ein<br />
Dauerbrenner bei der Standortpolitik<br />
ist für ihn auch die wirtschaftsfreundliche<br />
Verwaltung,<br />
die kürzere Genehmigungsverfahren<br />
bei Neuansiedlungen<br />
umsetzen müsse: „Das ist ein<br />
wichtiger Standortfaktor, der<br />
von den Kommunen vor Ort in<br />
die Hand genommen und positiv<br />
beeinflusst werden kann.“<br />
Belastbarer Mobilfunk<br />
Für Tobias Mehlich ist und arbeitet<br />
das Handwerk überall,<br />
nämlich da, wo der Kunde ist.<br />
Doch die Bedarfe sind sehr unterschiedlich:<br />
„Ein Friseursalon<br />
empfindet als 1-A-Lage die Fußgängerzone,<br />
ein Fachbetrieb für<br />
Sanitär-Heizung-Klima findet<br />
sich beispielsweise eher im gut<br />
angebundenen Gewerbegebiet“,<br />
Wer Handwerk<br />
will, muss es<br />
zu bezahlbaren<br />
Preisen siedeln<br />
lassen.<br />
Tobias Mehlich<br />
Handwerkskammer Ulm<br />
sagt der Hauptgeschäftsführer<br />
der Handwerkskammer Ulm.<br />
Deshalb sei bei der Standortwahl<br />
eine gute Anbindung an<br />
das Straßennetz und die räumliche<br />
Nähe zu privaten Kunden<br />
bzw. zur Laufkundschaft wichtig.<br />
Auch im Handwerk ist der<br />
Mangel an betrieblichen Erweiterungsflächen<br />
ein Hauptproblem.<br />
Zudem fehlt es auch hier<br />
vielerorts an qualifizierten Fachkräften<br />
– und an belastbarem<br />
Mobilfunk. „Wenn wir Handwerk<br />
wollen – und wir brauchen<br />
es – dann müssen wir es zu bezahlbaren<br />
Preisen siedeln und<br />
sich ausdehnen lassen“, fordert<br />
Mehlich. „Damit eine Region lebenswert<br />
und attraktiv ist und<br />
bleibt, brauchen Menschen und<br />
Wirtschaft eine gute Nahversorgung:<br />
„Fachkräfte wollen vor<br />
Ort arbeiten und wohnen. Diesen<br />
Spagat müssen unsere Städte<br />
und Gemeinden schaffen.“<br />
Freilich spielen für Betriebe<br />
auch die Unterrichtsversorgung<br />
an den Berufsschulen und die<br />
Verfügbarkeit von Weiterbildungsangeboten<br />
in ländlichen<br />
Lagen eine große Rolle. Was die<br />
generelle Erreichbarkeit von<br />
Wirtschaftsförderung und<br />
Stadtverwaltung angehe, so seien<br />
die Betriebe in weiten Teilen<br />
zufrieden, sagt Mehlich: „Deutlich<br />
schwieriger schneidet dagegen<br />
die Bearbeitungsdauer von<br />
Anträgen und Verfahren ab.“<br />
Anders ausgedrückt: Wenn sich<br />
daran nichts ändert, ist unklar,<br />
wie lange die Daumen der <strong>Unternehmen</strong><br />
in der Region noch<br />
nach oben zeigen. [!]<br />
<br />
Stefan Loeffler<br />
Gemeinsam<br />
ulm.ihk24.de<br />
IHK<br />
Regionale Wirtschaft<br />
Marktdaten- und Standortinformationen
JAHRE<br />
unternehmen [!] RESSORT 27<br />
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28<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Mit Folien- und Digitaldruck ist<br />
die Firmengruppe Schlegel<br />
groß geworden.<br />
FOTOS: © VIKTORIA GAVRILINA/SHUTTERSTOCK.COM, FIRMENFOTO<br />
Bloß nicht<br />
festkleben<br />
Familienunternehmen Drei<br />
Firmen, drei Übergaben. Was in<br />
vielen Fällen mit Konflikten<br />
und Ärger verbunden ist, gelang<br />
dem dreifachen Firmeninhaber Eugen<br />
Schlegel konfliktfrei– eine reibungslose<br />
Nachfolgeregelung.<br />
Eugen Schlegel hat drei<br />
Firmen gegründet in seinem<br />
beruflichen Leben.<br />
Alle werden inzwischen<br />
von seinen drei Kindern geführt.<br />
„Geschäftlich“ sei alles geregelt,<br />
erzählt der 65-Jährige mit einigem<br />
Stolz am Firmensitz von<br />
Modiscript Schlegel-Werbung in<br />
Unterstadion (Alb-Donau-<br />
Kreis). Dort, wo sich einst die<br />
elterliche Landwirtschaft befand,<br />
hat der gelernte Industriekaufmann<br />
1986 den Grundstein<br />
für sein kleines Imperium gelegt<br />
und aus dem anfänglich winzigen<br />
Fachbetrieb für Beschriftungen,<br />
Werbeanlagen und Leitsysteme<br />
einen Partner von Industriebetrieben<br />
und Konzernen<br />
für die auftragsbezogene Kennzeichnung<br />
entwickelt.<br />
Zum Beispiel auch für die Firmengruppe<br />
Liebherr, nicht ganz<br />
zufällig auch sein vormaliger<br />
Arbeitgeber. Kommt ein Kran<br />
der größten Sorte zur Auslieferung,<br />
müssen nach Schlegels<br />
Worten bis zu 150 Sicherheitsaufkleber<br />
darauf angebracht<br />
werden. Hinzu kommen noch<br />
rutschfeste Matten und kundenspezifische<br />
Beschriftungen.<br />
Was auf Folien gedruckt war,<br />
sei früher noch händisch ausgeschnitten<br />
worden. Schlegel hatte<br />
das Gespür für die Chancen,<br />
die sich damals auftaten: die rasante<br />
Weiterentwicklung der<br />
auf Foliendruck beruhenden<br />
Technologien (etwa der Digitaldruck)<br />
sowie das Verlangen auf<br />
Kundenseite (in spe), sich der<br />
damit verbundenen Aufgaben<br />
zu entledigen. Das Industriegeschäft<br />
ist inzwischen zum wichtigsten<br />
Standbein geworden. Bei<br />
den beiden größten Kunden<br />
sind seine Mitarbeiter sogar vor<br />
Ort dauerpräsent.<br />
„Die Digitalisierung hat uns<br />
geholfen, neue Türen aufzustoßen“,<br />
erläutert Matthias Schlegel<br />
(29), der in der Firma inzwischen<br />
das Steuer übernommen<br />
hat. Damit könne die Herstellung<br />
der zahlreichen, oft länderspezifischen<br />
Aufkleber perfekt<br />
Die<br />
Digitalisierung<br />
hat uns geholfen,<br />
neue Türen<br />
aufzustoßen.<br />
Matthias Schlegel<br />
Firmenchef<br />
in den Workflow des Partners<br />
eingefügt werden. „Unser Wettbewerbsvorteil<br />
gegenüber Billiganbietern“,<br />
sagt der Junior-Chef<br />
und gelernte Werbetechniker,<br />
„ist die direkte<br />
Onlineanbindung“. Zwischen<br />
der Einspeisung des Auftrags<br />
mit automatischer Erstellung<br />
des Angebots und der Übermittlung<br />
der Daten bis zur Auslieferung<br />
vergingen höchstens zehn<br />
Tage. Als weiteres Plus nennt er<br />
die Qualität der Arbeit.<br />
Im Laufe der Zeit gründete<br />
sein Vater noch zwei weitere<br />
<strong>Unternehmen</strong>. Industriepoint.<br />
com, aus einem übernommenen<br />
Werkzeughandel für Gewerbekunden<br />
im benachbarten Munderkingen<br />
hervorgegangen, wird<br />
inzwischen von Sohn Philipp<br />
(27) geführt. Ergänzt um Mer-
unternehmen [!] MACHEN 29<br />
Drei Firmen, drei Kinder<br />
Schlegel-Werbung<br />
hieß die 1986<br />
von Eugen Schlegel<br />
gegründete Firma<br />
bis 1999. Nach der<br />
Übernahme der Firma<br />
Modiscript<br />
wurde deren Name<br />
vorne drangehängt.<br />
Die Modiscript-Schlegel-Werbung<br />
GmbH<br />
ist die mit Abstand<br />
größte Firma aus<br />
dem Schlegel-Imperium<br />
und erzielte<br />
mit rund 100 Mitarbeitern<br />
zuletzt einen<br />
Jahresumsatz<br />
von neun Millionen<br />
Euro. Standorte<br />
sind in Unterstadion,<br />
Ulm, Ehingen<br />
und in Österreich.<br />
Nötig waren<br />
Kompromisse –<br />
und Bereitschaft<br />
zum Geben und<br />
Nehmen.<br />
Eugen Schlegel<br />
Firmengründer und Gesellschafter<br />
2008 kam das<br />
Folienportal24.de<br />
GmbH dazu mit<br />
Sitz in Biberach/<br />
Riß. Der Großhandel<br />
mit angeschlossener<br />
Trainingsakademie<br />
kam zuletzt<br />
mit zehn Mitarbeitern<br />
auf einen Jahresumsatz<br />
von 3,3<br />
Millionen Euro und<br />
wird jetzt von Carolin<br />
Mohr, geborene<br />
Schlegel, geführt.<br />
Die Industriepoint.com<br />
GmbH<br />
hat zehn Mitarbeiter,<br />
Philipp Schlegel<br />
ist deren Chef. Der<br />
Fachhandel für<br />
Handwerk und Industrie<br />
betreibt in<br />
Munderkingen ein<br />
Ladengeschäft, die<br />
Verwaltung ist in<br />
Unterstadion. Der<br />
Umsatz 2021 belief<br />
sich auf 1,5 Millionen<br />
Euro. thv<br />
Wenn der Vater mit den Kindern: Eugen Schlegel (zweiter von<br />
li.) mit (von li.) Matthias, Carolin und Philipp. Foto: Firmenfoto<br />
chandising-Artikel ist die Firma<br />
mittlerweile auch online unterwegs.<br />
Schwester Carolin Mohr<br />
(32), geborene Schlegel, leitet<br />
das Folienportal24.com, einen<br />
Fachhandel fürs Werbetechnik-Gewerbe,<br />
darunter ebenfalls<br />
Folien, der auch Schulungen anbietet<br />
und in Biberach an der<br />
Riß seinen Sitz hat.<br />
Gefragt nach den Gründen<br />
für die in Eintracht verlaufenen<br />
Betriebsübergänge, kommt Matthias<br />
Schlegel zielstrebig auf seinen<br />
Jungunternehmer-Stammtisch<br />
zu sprechen. Beispiele, die<br />
dort besprochen werden, dienen<br />
ihm als Negativbeispiele. Da ist<br />
etwa der Fall, dass ein Sohn inzwischen<br />
nicht mehr zu den Familientreffen<br />
komme, weil er<br />
sich benachteiligt fühle. Ein anderer<br />
handelt von einem 75-jährigen<br />
Patriarchen, der seiner<br />
Tochter und Nachfolgerin immer<br />
noch keinerlei Entscheidungsbefugnis<br />
einräume.<br />
„Ich habe mir schon mit 60<br />
erste Gedanken darüber gemacht,<br />
wie es weitergehen<br />
könnte“, erklärt hingegen Eugen<br />
Schlegel. Langsam, sachte und<br />
mit Bedacht habe er die Frage<br />
eingebracht in den Familienrat<br />
und mal in Einzelgesprächen<br />
und mal mit allen zusammen behandelt.<br />
„Wir brauchten keine<br />
Mediation“, sagt er nicht ohne<br />
Stolz. Professionelle Unterstützung<br />
gab es aber doch. Ein Steuerberater<br />
habe bei den doch<br />
recht komplexen finanziellen<br />
Fragen beratend zur Seite gestanden.<br />
Keine absolute Gerechtigkeit<br />
Die Möglichkeit, das Firmenkonstrukt<br />
wie bisher „in der Art<br />
einer Holding“ weiterzuführen,<br />
sei im Laufe dieses Prozesses<br />
dann ausgeschlossen worden.<br />
Seine Kinder hätten sich für die<br />
jetzige Lösung ausgesprochen,<br />
die Aufspaltung. „Das ist einfacher<br />
für die Familie“, nennt der<br />
Senior den Hauptgrund für die<br />
Entscheidung.<br />
Einfach im Sinne von Selbstläufer<br />
sei die Übertragung der<br />
Firmen dann doch nicht gewesen:<br />
„Nötig war ein Aushandeln<br />
von Kompromissen, eine Bereitschaft<br />
zum Geben und Nehmen“.<br />
Weil? „Weil es eine absolute<br />
Gerechtigkeit auf Euro und<br />
Cent genau eben doch nicht geben<br />
könne“, antworten Eugen<br />
und Matthias Schlegel unabhängig<br />
voneinander.<br />
Eugen Schlegel ist zwar in allen<br />
drei Firmen als Gesellschafter<br />
noch mit 50 Prozent beteiligt,<br />
sei aber nach eigenen Worten<br />
„aus dem operativen Geschäft<br />
draußen“. „Mein Vater<br />
kann abgeben“, gibt sein Sohn<br />
einen Einblick in dessen Einstellung,<br />
„wir Kinder waren davon<br />
alle überrascht“, fügt er noch<br />
hinzu. Unbelastet von Verwerfungen,<br />
sei er als Ratgeber aber<br />
weiter gefragt und auch im Einsatz.<br />
[!] <br />
Thomas Vogel
30 RESSORT unternehmen [!]<br />
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unternehmen [!] RESSORT 31<br />
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32<br />
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für Ulm<br />
Internet Die Verlege- und Anschlussarbeiten<br />
der SWU Telenet<br />
für das Highspeed-Glasfasernetz<br />
in den Städten Ulm und<br />
Neu-Ulm schreiten voran. Nach<br />
dem Anschluss des Industriegebiets<br />
Donautal stehen die Arbeiten<br />
laut dem <strong>Unternehmen</strong> im<br />
Innenstadtbereich „Auf dem<br />
Kreuz“ kurz vor dem Abschluss.<br />
Als nächstes sollen das Kornhausviertel,<br />
die südlichen und<br />
nördlichen Neu-Ulmer Industriegebiete<br />
folgen. Das Ulmer<br />
Dichterviertel soll schließlich<br />
2023 folgen, wenn keine Bauverzögerungen<br />
auftreten.<br />
Bei Evobus läuft<br />
es wieder<br />
Kurzarbeit Seit Anfang April<br />
läuft die Produktion am Daimler-Truck<br />
Standort in Neu-Ulm<br />
wieder im normalen Takt. Die<br />
Kurzarbeit wurde nach langen<br />
Phasen seit Beginn der Corona-Pandemie<br />
nun generell im<br />
Werk aufgehoben. Und das, obwohl<br />
die Situation im Reisebussegment<br />
weiter sehr herausfordernd<br />
sei, wie Till Oberwörder,<br />
Leiter von Daimler Buses, zuletzt<br />
erklärte. Der Nachfragerückgang<br />
aufgrund der Pandemie<br />
sei wohl überwunden. Vor<br />
allem die 1800 der insgesamt<br />
3800 Beschäftigten, die im Bereich<br />
Montage tätig sind, waren<br />
von der Kurzarbeit betroffen.<br />
Wie hier an der Ecke Hirschstraße Wengengasse stehen derzeit<br />
mehrere Ladenflächen in Ulm leer.<br />
Foto: Matthias Kessler<br />
Leerstand in<br />
der Ulmer City<br />
Der Handel in der Ulmer Innenstadt erlebt gerade eine turbulente Phase.<br />
Der Krieg in der Ukraine, die anziehende Inflation und die Folgen der<br />
Corona-Pandemie machen den Händlern zu schaffen. Das zeigt sich<br />
derzeit auch an Leerständen und Geschäftsaufgaben in der City. S.Oliver<br />
hat seine Filiale in der Hirschstraße bereits geschlossen, auch Orsay<br />
in der Fußgängerzone macht dicht, am Münsterplatz trifft es die<br />
Yves-Rocher-Filiale. Bereits ausgeräumt ist die Vinothek im Fischerviertel<br />
und auch der Bettenladen Traumstation schließt nach 26 Jahren<br />
Ende <strong>Mai</strong> die Türen in der Frauenstraße. City-Managerin Sandra Walter<br />
hofft, dass die Leerstände zügig wieder bezogen werden und, „dass attraktive<br />
Nachmieter gefunden werden“.<br />
Name Scanplus bleibt, auch der<br />
Standort an der Lise-Meitner-Straße<br />
bleibt“, erklärt Sönke<br />
Eschke, der gemeinsam mit<br />
Thies Rixen die Geschäftsführung<br />
übernommen hat. Und<br />
auch die 220 Mitarbeiter wurden<br />
übernommen. Der im Science<br />
Park von der kommunalen<br />
UWS erstellte, auf Scanplus zugeschnittene<br />
Neubau werde jedoch<br />
nicht bezogen. Zum einen,<br />
um Kosten zu sparen. Zum anderen,<br />
da infolge von Corona<br />
Themen wie Homeoffice und<br />
Shared Desk größere Bedeutung<br />
erfahren hätten.<br />
Röhlich<br />
übernimmt<br />
Fliesenleger Die Suche nach einem<br />
Investor für das insolvente<br />
Ulmer <strong>Unternehmen</strong> Knehr<br />
Fliesenverlegung war erfolgreich:<br />
Die bundesweit tätige Firma<br />
Fliesen Röhlich hat den Betrieb<br />
übernommen. Knehr hatte<br />
28 Mitarbeiter beschäftigt,<br />
vier haben im Laufe des Verfahrens<br />
gekündigt. „Ihnen war die<br />
Situation zu unsicher“, sagt Daniel<br />
Eigenwill, bislang Geschäftsführer<br />
von Knehr und<br />
jetzt Projektleiter für Ulm. Die<br />
anderen Arbeitsplätze bleiben<br />
erhalten. Fliesen Röhlich will<br />
mit der Übernahme in Ulm seine<br />
Präsenz in Süddeutschland<br />
weiter ausbauen. Das Familienunternehmen,<br />
das rund 350 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, besteht seit<br />
50 Jahren und hat seinen Hauptsitz<br />
bei Nürnberg.<br />
Uzin erwartet<br />
weniger Gewinn<br />
Bilanz Aufgrund steigender<br />
Preise rechnet der Ulmer Bodenverlege-Spezialist<br />
Uzin Utz<br />
mit einem geringeren Gewinn<br />
im laufenden Geschäftsjahr. Finanzvorstand<br />
Heinz Leibundgut<br />
begründet dies mit rasant steigenden<br />
Preisen vor allem im<br />
Rohstoff-, Logistik- und Energiebereich.<br />
Dennoch rechnet das<br />
<strong>Unternehmen</strong> für <strong>2022</strong> mit einem<br />
moderaten Wachstum. Der<br />
Krieg in der Ukraine habe die<br />
gesamtwirtschaftlichen Risiken<br />
aber massiv verschärft, hieß es.<br />
Uzin Utz konnte zuletzt sowohl<br />
Umsatz als auch Gewinn deutlich<br />
steigern. Der Umsatz legte<br />
auf 440,1 Millionen Euro zu, der<br />
Gewinn vor Steuern und Zinsen<br />
stieg auf 47,5 Millionen Euro.<br />
Von den rund 1400 Beschäftigten<br />
arbeitet etwas mehr als die<br />
Hälfte in Deutschland.<br />
„Schlecker“<br />
kommt wieder<br />
Drogerie Der seit der Insolvenz<br />
der Drogerie-Kette aus den Innenstädten<br />
verschwundene<br />
Name Schlecker soll wiederbelebt<br />
werden. Das österreichische<br />
<strong>Unternehmen</strong> Kitzventure<br />
hat sich die Markenrechte gesichert.<br />
Inhaber Patrick Landrock<br />
will ein Filialnetz unter dem Namen<br />
Schlecker+ etablieren. Das<br />
Sortiment soll neben Drogerieartikeln<br />
teils auch Baumarktund<br />
Büroartikel umfassen.<br />
Scanplus<br />
bleibt erhalten<br />
Insolvenz Für den in Schieflage<br />
geratene IT-Dienstleister Scanplus<br />
geht es weiter. Die Qbeyond<br />
AG aus Köln hat das Ulmer <strong>Unternehmen</strong><br />
übernommen. „Der<br />
Neuer Name für<br />
Daimler TSS<br />
Stichwort Das 1998 im Science<br />
Park gegründete <strong>Unternehmen</strong><br />
Daimler TSS firmiert mittlerweile<br />
– gleichzeitig mit dem Eintritt<br />
Daniel Geisels als Geschäftsführer<br />
– unter Mercedes-Benz<br />
Tech Innovation. Die<br />
Tochtergesellschaft der Mercedes-Benz<br />
Group mit Standorten<br />
in Ulm, Stuttgart, Berlin, Karlsruhe<br />
und Projekt-Hubs in Asien<br />
beschäftigt über 1200 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, deren<br />
Fokus auf Fahrzeug-Digitalisierung,<br />
Car Connectivity und der<br />
Digitalisierung des Vertriebs<br />
liegt. [!]
unternehmen [!] MACHEN 33<br />
Ziemlich smarte<br />
Sensor-Fertigung<br />
Digitale Fabrik Der Elektronikspezialist IFM<br />
macht vor, wie Prozesse schneller und<br />
besser werden. Dabei hilft ein<br />
Team der Hochschule<br />
Ravensburg-Weingarten.<br />
Digitalisierung. Industrie<br />
4.0. „Irgendetwas<br />
kommt, aber<br />
was?“ „Wissen<br />
wir auch nicht.“ Professor<br />
Andreas Pufall erinnert sich<br />
an ein Gespräch mit einem<br />
Unternehmer. Vor sechs Jahren<br />
war das. Damals war der Professor<br />
für Produktionstechnik und<br />
Optimierung ratlos, „und das<br />
kratzt am Selbstverständnis als<br />
Wissenschaftler“. Jetzt weiß er<br />
Rat, Pufall hat sich mit seinem<br />
Team und Studierenden der<br />
Hochschule Ravensburg-Weingarten<br />
(HRW) überlegt, wie<br />
man <strong>Unternehmen</strong> auf dem Weg<br />
zur Digitalisierung berät und<br />
begleitet. Dazu gehört eine<br />
Menge Theorie, aber auch viel<br />
Praxis, und an der sind Pufall,<br />
der selbst schon in der Industrie<br />
gearbeitet hat, und seine<br />
Studierenden gerne nah dran.<br />
Wie eine Lego-Bauanleitung<br />
Der Sensor-Hersteller IFM hat<br />
Pufall und sein Team schon vor<br />
Jahren rangelassen, in den<br />
Tettnanger Werkshallen haben<br />
die Studierenden zusammen mit<br />
den IFM-Digitalisierungsexperten<br />
um Hauptabteilungsleiter<br />
Produktion Bernd Hausler die<br />
Produktionsprozesse analysiert<br />
und digitalisiert. Mittlerweile<br />
liefert das werkseigene fahrerlose<br />
Transportsystem zuverlässig<br />
Material an die Arbeitsplätze<br />
und fertige Sensoren zur Verpackungslinie.<br />
Digitalisiert ist<br />
aber nicht nur der Transport,<br />
auch die Montage. Immer noch<br />
werden die Sensoren von Hand<br />
zusammengebaut, neben den<br />
verschiedenen Sensoren gibt es<br />
auch die Sensormodelle mitunter<br />
in zig verschiedenen Versionen,<br />
die sich oft nur im Detail<br />
unterscheiden. Sensoren von<br />
IFM finden sich in Rolltreppen,<br />
Aufzügen, Skiliften oder Melkmaschinen.<br />
Manchmal ist der<br />
Winkel zur Montage rechts,<br />
manchmal links. „Einige Produkte<br />
bauen wir jeden Tag,<br />
manche nur zwanzigmal im<br />
Jahr“, sagt Hausler.<br />
Wenn der Sensor, der nur<br />
selten bestellt wird, früher<br />
auf den Montagetisch kam,<br />
ging das große Blättern los.<br />
Irgendwo im dicken Papier-Montagekatalog<br />
war<br />
dokumentiert, wie genau<br />
der spezielle Sensor zusammengebaut<br />
wird. Heute genügen<br />
ein paar Klicks auf<br />
dem Monitor, und schon<br />
zeigt das hauseigene Montageprogramm<br />
„ifm-mate“,<br />
mit welchen Teilen der Arbeitsplatz<br />
eingerichtet und<br />
wie der seltene Sensor zusammengebaut<br />
wird – so<br />
ähnlich wie eine Lego-Bauanleitung.<br />
Auf dem Monitor<br />
Sensoren von IFM gibt<br />
es in zig verschiedenen<br />
Versionen: Sie sind im<br />
Einsatz von Skiliften<br />
über Rolltreppen bis<br />
hin zu Melkmaschinen.<br />
Fotos: Peter Buyer
Von links: Prof.<br />
Andreas Pufall,<br />
Helene Roggenkamp,<br />
Leiterin des<br />
Teams Lean, Sonja<br />
Reiter, Projektleiterin<br />
Digitalisierung<br />
und Reiner Hausler,<br />
Hauptabteilungsleiter<br />
Produktion.<br />
Rechts: Eine<br />
Mitarbeiterin<br />
verpackt die<br />
Sensoren. Das<br />
System meldet:<br />
„alles ok“.<br />
Zur Person<br />
Andreas Bildstein<br />
forscht am Fraunhofer<br />
Institut Stuttgart<br />
für Produktionstechnik,<br />
wie produzierende<br />
<strong>Unternehmen</strong> an<br />
der digitalen Transformation<br />
teilhaben<br />
können.<br />
über dem Arbeitsplatz wird gezeigt,<br />
welches Teil zuerst wie in die Hand<br />
genommen wird und was als nächstes<br />
drankommt. Landet die Hand im<br />
falschen Fach, leuchtet die rote<br />
Warnlampe, auch wenn ein Teil<br />
falsch montiert wird. Fehler sind fast<br />
ausgeschlossen. Auch die Controller<br />
hat das überzeugt, sagt Hausler.<br />
Langes Blättern im Papierkatalog<br />
kostet Zeit und Geld, auf dem Monitor<br />
geht das alles viel schneller.<br />
Nach Studium Projektleiterin<br />
Vieles, was in Tettnang zu sehen ist,<br />
wurde mit Hilfe der Experten und<br />
Studierenden der HRW entwickelt,<br />
auch Sonja Reiter war früher Studentin<br />
an der HRW, heute ist sie bei<br />
IFM Projektleiterin Digitalisierung.<br />
Papier und Zeit wird nicht nur am<br />
Montageplatz gespart. „Früher<br />
brauchten wir pro Auftrag 20 bis 30<br />
Seiten Papier, heute noch eine“, sagt<br />
sie. Papiereinsparung pro Jahr: rund<br />
1 Millionen Blatt.<br />
Das ist die hohe Kunst bei der Digitalisierung:<br />
die passenden Anwendungsfälle<br />
finden. Damit tun sich<br />
viele <strong>Unternehmen</strong>, anders als IFM,<br />
schwer, sagt Andreas Bildstein, Leiter<br />
der Forschungsgruppe Umsetzungsmethoden<br />
für die Digitale Produktion<br />
am Stuttgarter Fraunhofer-Institut<br />
für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung IPA. Ähnlich<br />
Vielen IT-<br />
Abteilungen<br />
fehlt die Manpower,<br />
die Prozesstrategie<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Andreas Bildstein<br />
Fraunhofer-Institut Stuttgart<br />
wie die Experten der HRW um Andreas<br />
Pufall haben die Wissenschaftler<br />
am IPA ein „Tool“ entwickelt,<br />
mit dem <strong>Unternehmen</strong> analysiert<br />
und Anwendungsfälle gefunden<br />
werden können. Sind diese<br />
gefunden, müssen sie in die richtige<br />
Reihenfolge gebracht und abgearbeitet<br />
werden. Ein großes Problem<br />
bleibt aber: Wer soll das umsetzen?<br />
„Wir erleben in den letzten Jahren<br />
einen Fachkräftemangel im<br />
IT-Bereich. Es gibt zwar in vielen<br />
<strong>Unternehmen</strong> eine IT-Abteilung, die<br />
sich um die Systeme kümmert, der<br />
aber die Manpower fehlt, die Prozessstrategie<br />
weiterzuentwickeln“,<br />
sagt Bildstein. Der Fraunhofer-Experte<br />
sieht „gute Möglichkeiten für<br />
Hochschulen, passende Ausbildungsgänge<br />
anzubieten“. Allerdings<br />
sei der Prozess langwierig, wer heute<br />
an der Hochschule anfängt, ist<br />
erst in ein paar Jahren fertig, „das<br />
Problem der fehlenden Fachkräfte<br />
ist aber schon jetzt fünf Jahre alt“.<br />
Zudem müsse die Hochschulausbildung<br />
angepasst werden, duale Hochschulen<br />
sieht er hier besser aufgestellt,<br />
auch wegen der Nähe zu <strong>Unternehmen</strong>.<br />
So wie die HRW, die mit<br />
ihrem Masterstudiengang Technikmanagement<br />
und Optimierung<br />
(TMO) schon länger mit Erfolg auf<br />
genau die Lücke, die Bildstein nennt,<br />
setzt. Anwendungsfälle zu finden,
unternehmen [!] MACHEN 35<br />
damit haben die Studierenden<br />
und Experten der HRW kein<br />
Problem. Bei der Lösung darf<br />
auch ältere Technik helfen.<br />
Wenn es an einem Montageplatz<br />
klemmt, muss schnell ein Techniker<br />
ran und für Abhilfe sorgen.<br />
Früher ging das auf Zuruf,<br />
der Mitarbeiter musste den<br />
Techniker suchen und holen.<br />
„Dann haben wir es mit dem<br />
Handy probiert, das klingelt<br />
aber so oft, dass die Techniker<br />
nicht schnell genug dran gingen“,<br />
sagt Hausler.<br />
Auch über den Einsatz von<br />
Smartwatches hat Hauslers<br />
Team nachgedacht. Aber: damit<br />
die synchron mit dem Firmen-System<br />
laufen, hätte IFM<br />
den Smartphone-Herstellern<br />
Zugriff auf das Firmen-System<br />
erlauben müssen, und da sehen<br />
die IT-Sicherheitsexperten rot.<br />
Die Lösung ist viel einfacher.<br />
IFM setzt Pager, auch „Funkmeldeempfänger“<br />
genannt, ein.<br />
Statt wie früher in der Schwarzwaldklinik<br />
„Professor Brinkmann,<br />
bitte in den OP“, heißt es<br />
in Tettnang heute: „Techniker<br />
bitte zu Arbeitsplatz xy, die Löteinrichtung<br />
ist kaputt.“<br />
Das wichtigste bei der Digitalisierung<br />
und deren Umsetzung<br />
sei eine offene Kommunikation<br />
mit den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, betont Hausler.<br />
Zehn Fachleute kümmern<br />
sich bei IFM momentan um die<br />
Digitalisierung der Produktion,<br />
in der rund 4000 Beschäftigte<br />
arbeiten, nicht nur in Tettnang,<br />
sondern auch in den Werken in<br />
Rumänien und Singapur. Besonders<br />
der Standort Tettnang profitiert<br />
davon. Vor ein paar Jahren<br />
war noch die Rede vom<br />
Rückbau der Produktion, mittlerweile<br />
wird investiert, auch in<br />
neue Produktionsanlagen.[!] <br />
<br />
Peter Buyer<br />
8100 Beschäftigte<br />
Robert Buck und<br />
Gerd Marhofer<br />
haben den Sensorhersteller<br />
IFM 1969<br />
in Essen gegründet.<br />
Heute hat das <strong>Unternehmen</strong><br />
weltweit<br />
8100 Beschäftigte<br />
und erwirtschaftete<br />
2021 einen Umsatz<br />
von 1,3 Milliarden<br />
Euro. In Tettnang<br />
und vier weiteren<br />
Standorten am Bodensee<br />
wird produziert<br />
und entwickelt.<br />
15 Prozent der Beschäftigten<br />
sind in<br />
Forschung und Entwicklung<br />
tätig, das<br />
<strong>Unternehmen</strong> hält<br />
<strong>11</strong>40 Patente.<br />
Die Hochschule<br />
Ravensburg-Weingarten<br />
bietet den Masterstudiengang<br />
Technikmanagement<br />
und Optimierung<br />
(TMO) an, der sich<br />
vor allem an Wirtschaftsingenieure<br />
richtet. In den drei<br />
oder vier Semestern<br />
bis zum Master<br />
of Engineering<br />
(M. Eng.) lernen die<br />
Studierenden auch<br />
die Praxis kennen.<br />
Kontakt zu den Digitalisierungsexperten<br />
um Andreas<br />
Pufall von der HRW:<br />
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36<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Standort<br />
im Porträt<br />
Neue Impulse<br />
im Schatten<br />
der Nachbarn<br />
Entwicklung Die Innenstadt im Umbruch,<br />
mit Klimaschutz-Projekten wegweisend:<br />
Erbach erneuert sich von innen heraus und<br />
will aus dem Schatten der Nachbarn treten.<br />
Erbach<br />
www.swp-unternehmen.de<br />
Herausstechend im Ortsbild<br />
von Erbach sind<br />
das Renaissanceschloss<br />
und die Rokoko-Kirche<br />
St. Martin. In absehbarer<br />
Zeit wird ein neues Rathaus<br />
dazukommen und noch so<br />
manches neue Gebäude in der<br />
Innenstadt mehr. Denn das Unterzentrum<br />
nahe bei Ulm mit<br />
seinen knapp 14 000 Einwohnern<br />
ist mitten im Umbruch. Die<br />
bereits 2015 eingeleitete Stadtsanierung<br />
hat 1,75 Millionen an<br />
Städtebaufördermitteln nach<br />
sich gezogen und nimmt jetzt,<br />
nach längerem Anlauf, immer<br />
mehr an Fahrt auf.<br />
„Wohin ich blicke – Baustellen“,<br />
freut sich Bürgermeister<br />
Achim Gaus, der von seinem<br />
Amtszimmer aus das Geschehen<br />
ganz unmittelbar verfolgen<br />
kann. Mit dem neuen Marktplatz<br />
und der Bebauung an zwei<br />
Seiten des Platzes hat das neue<br />
Zentrum bereits merklich Konturen<br />
angenommen. Den nördlichen<br />
Rand nimmt der jüngere<br />
Teil des Rathaus-Komplexes ein.<br />
Noch. Denn der – mit Mängeln<br />
im Brandschutz behaftet, zu<br />
klein für die Bedürfnisse der<br />
Verwaltung und nicht barrierefrei<br />
– soll nach derzeitiger Überlegung<br />
abgerissen werden, ein<br />
neues Rathaus dahinter neu<br />
hochgezogen werden.<br />
Ein paar Schritte weiter, auf<br />
dem Areal „Alte Metzgerei“,<br />
entsteht bald ein Wohn- und Geschäftshaus.<br />
Direkt gegenüber<br />
dem Rathaus deutet sich Gaus<br />
zufolge ebenfalls die Möglichkeit<br />
einer Neuordnung an. Sanierung<br />
ist in Erbach meist<br />
gleichbedeutend mit Neubau, zu<br />
marode und kaum revitalisierbar<br />
ist in vielen Fällen die überkommene<br />
Bausubstanz. Sie<br />
stammt zumeist aus Tagen als<br />
die Stadt noch ein von Landwirtschaft<br />
und Kleingewerbe geprägtes<br />
Dorf gewesen ist, fasst<br />
der Bürgermeister die Ausgangslage<br />
zusammen.<br />
Die Sporthalle<br />
ist das größte<br />
Hochbauprojekt<br />
Erbachs aller<br />
Zeiten.<br />
Achim Gaus<br />
Bürgermeister<br />
Gaus hat sich mit großer<br />
Hartnäckigkeit stark gemacht<br />
für den Stadtumbau, einigen Unkenrufen<br />
zum Trotz. Die Schaffung<br />
eines Zentrums ist in den<br />
Überlegungen zentral gewesen,<br />
denn bislang hatte das einstige<br />
Straßendorf keines. Das längst<br />
beschlossene „Strategische Konzept“<br />
sieht einen Branchenmix<br />
vor aus Nahversorgung, Gastronomie<br />
und Wohnen. Im Zuge<br />
dessen Lücken im Facheinzelhandel<br />
zu schließen, dafür<br />
reicht selbst sein Optimismus<br />
nicht aus. Ein Buchladen etwa<br />
wäre wünschenswert.<br />
Immerhin gibt es eine rechtsverbindliche<br />
Definition der innenstadtrelevanten<br />
Sortimente,
unternehmen [!] SPEZIAL 37<br />
darunter Textil und Schuhe, die<br />
im Gewerbegebiet tabu sind.<br />
Punkten will die Stadt mit mehr<br />
Aufenthaltsqualität, was sich im<br />
anstehenden Umbau der durch<br />
die Mitte führenden Erlenbachstraße<br />
widerspiegeln soll. „Das<br />
größte Hochbauprojekt Erbachs<br />
aller Zeiten“ aber entsteht laut<br />
Gaus gerade im Bereich des<br />
Schulzentrums: die neue Sporthalle.<br />
An der Stelle der alten<br />
Halle könnte dann ein Neubau<br />
für die Grundschule entstehen.<br />
Neues Gewerbegebiet<br />
Chancen sieht Gaus in der künftigen<br />
Querspange zwischen B3<strong>11</strong><br />
und B30, nicht nur, was die Entlastung<br />
vom Durchgangsverkehr<br />
betrifft. Die Gemeinde sieht an<br />
der Auffahrt zur B30 die Gelegenheit<br />
zur Ausweisung des großen<br />
Gewerbegebiets „Breitenried“.<br />
Auf 20 Hektar ausgerichtet,<br />
sei es mit dem Nachbarschaftsverband<br />
bereits<br />
abgestimmt und könne in rund<br />
fünf Jahren zur Verfügung stehen.<br />
Gewerbeflächen in der<br />
2002 zur Stadt erhobenen Kommune<br />
seien derzeit sehr rar, die<br />
Nachfrage aber sei vorhanden.<br />
Nach den Vorstellungen des<br />
Bürgermeisters sollten dort<br />
überwiegend größere Betriebe<br />
aus dem produzierenden Gewerbe<br />
angesiedelt werden.<br />
Schon, um die derzeitige lokale<br />
Wirtschaftsstruktur zu verbreitern<br />
und um höhere Gewerbeeinnahmen<br />
zu generieren. Im<br />
Dreieck von Laupheim, Ehingen<br />
und dem Ulmer Donautal liege<br />
Erbach bislang zu sehr in deren<br />
Schatten. Die rund fünf Millionen<br />
Euro Einnahmen aus der<br />
Gewerbesteuer seien für eine<br />
Kommune der Größenordnung<br />
Erbachs unterdurchschnittlich,<br />
räumt Gaus ohne Umschweife<br />
ein. Das solle sich ändern.<br />
Der Altbau des Rathauses soll bleiben. Der jüngere Teil des<br />
Komplexes soll dagegen abgerissen werden. Fotos: Franz Glogger<br />
Familienbetrieb<br />
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38<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Gewerbe im Wandel<br />
Über den Wohngebieten und dem Industriegebiet thront das Erbacher Schloss.<br />
Foto: © Conné van d’Grachten/Stadt Erbach<br />
Erbacher – in den ersten Nachkriegsjahrzehnten<br />
war dies gleichbedeutend mit den<br />
Skiern dieses Namens. Deren gleichnamiger<br />
Hersteller wiederum, hervorgegangen aus einer<br />
Schreinerei, war so gut wie identisch mit<br />
der lokalen Wirtschaft des Ortes. Mit der Firma<br />
ging es in den 1980er Jahren darnieder,<br />
um dann unter „Hammer Sport“ eine Wiederauferstehung<br />
und eine große Metamorphose<br />
zu erleben. Zurück blieb ein Ort, der<br />
sich wirtschaftlich erst wieder aufrappeln<br />
musste. Statt des einen großen Players gibt<br />
es in Erbach heute ein breites Geflecht überwiegend<br />
kleinerer Gewerbebetriebe, die für<br />
800 Gewerbetreibende stehen. Die Zahl sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigter hat<br />
von 2160 im Jahr 2005 auf heute rund 2750<br />
zugenommen. Die Firmen Erbacher Härtetechnik,<br />
Interglas-Technologies und die<br />
Großwäscherei Ernst zählen zu den größten<br />
Betrieben am Ort. thv<br />
Die Badeanlage Erbach ist seit etwa 25 Jahren<br />
bei Gästen beliebt.<br />
Foto: Franz Glogger<br />
Was den Standortfaktor Bildung<br />
anbelangt, seien wichtige<br />
Voraussetzungen bereits geschaffen.<br />
Das auf den Weg gebrachte<br />
Digitalisierungskonzept<br />
trage längst Früchte. „Was<br />
EDV-Technik und Digitalisierung<br />
anbelangt, sind wir ordentlich<br />
aufgestellt.“ Eben habe die<br />
Gemeinde einen Administrator<br />
eingestellt, der für die Hardund<br />
Software der Schulen zuständig<br />
ist. Der Traum von einem<br />
Gymnasium aber sei derzeit<br />
ausgeträumt.<br />
Einen besonderen Schwerpunkt<br />
legt die Stadt Erbach seit<br />
einigen Jahren auf energiesparende<br />
und klimaschützende<br />
Maßnahmen. Zu den Meilensteinen<br />
zählt 2015 der Bau der<br />
Hochlastfaulung in der Kläranlage<br />
zur Gewinnung von Strom<br />
und Wärme. Bis dato für Anlagen<br />
dieser Größenordnung als<br />
unrentabel geltend, gelang mit<br />
der Expertise des Fraunhofer-Instituts<br />
und der Konzeption<br />
einer passgenauen Anlage<br />
der Beweis des Gegenteils.<br />
Herzstücke sind ein Blockheizkraftwerk<br />
und eine Heizungsanlage.<br />
„Bei der Technik waren wir<br />
vorne mit dabei“, hebt Gaus den<br />
Pioniercharakter der Anlage<br />
hervor, die sich als sehr erfolgreich<br />
entpuppt habe.<br />
Momentan läuft ein weiteres<br />
Projekt in Zusammenhang mit<br />
der Erbacher Kläranlage: das Pilotprojekt<br />
RoKKa, wiederum<br />
unter der Federführung des<br />
Fraunhofer-Instituts. Dabei geht<br />
es um die Rückgewinnung von<br />
Phosphor und Stickstoff aus<br />
dem anfallenden Klärschlamm,<br />
die mit der Produktion von Mikroalgen<br />
gekoppelt wird und der<br />
Einbau des Klimagases CO 2<br />
in<br />
Folgeprodukte.<br />
Anlass zum Feiern könnte in<br />
diesem Jahr das 20. Jubiläum der<br />
Stadterhebung sein. Eigentlich<br />
sei das kein Jubiläum, meint<br />
Gaus: „Wir feiern das einfach im<br />
Rahmen unseres Stadtfests.“ Immerhin<br />
das gilt als gesetzt.[!]<br />
<br />
Thomas Vogel
unternehmen [!] SPEZIAL 39<br />
„Es geht voran“<br />
Betriebe Die Wiederbelebung der Erbacher Innenstadt ist aus Sicht des Gewerbevereins<br />
dringend notwendig. Doch nicht für alle <strong>Unternehmen</strong> gebe es passende Flächen.<br />
Was für ein Jubiläum!<br />
Vor 300 Jahre gründeten<br />
Erbacher<br />
Handwerker eine<br />
offene Zunft, zu der alle handwerklichen<br />
Berufsgruppen Zutritt<br />
hatten. Auf dieses Gründungsjahr<br />
1722 beruft sich der<br />
Handwerker- und Gewerbeverein<br />
(HGV) Erbach bis heute und<br />
reklamiert, damit der älteste<br />
Verein seiner Ausrichtung in<br />
ganz Deutschland zu sein.<br />
Anlass für eine größere Aktion<br />
wäre also gegeben, doch wegen<br />
der Corona-bedingten Unsicherheiten<br />
fährt der Zusammenschluss<br />
von derzeit rund 120<br />
Gewerbetreibenden derzeit lieber<br />
auf Sicht. Gesetzt ist der<br />
Auftritt beim Stadtfest im Sommer,<br />
informiert der Vorsitzende<br />
Thomas Knöpfle. Einige kleinere<br />
Aktionen seien nicht auszuschließen,<br />
jedoch eine Neuauflage<br />
der Leistungsschau in diesem<br />
Jahr.<br />
Knöpfle, Inhaber eines Autohauses,<br />
kommt schnell auf den<br />
Punkt. Sein Verein setze große<br />
Hoffnungen auf die laufende Innenstadtoffensive.<br />
Er und andere<br />
<strong>Unternehmen</strong> hoffen darauf,<br />
dass erste konkrete Projekte wie<br />
FOTOS: © CONNÉ VAN D’GRACHTEN/STADT ERBACH<br />
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Er ist ein eher unbeachteter und doch unverzichtbarer<br />
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Sonderstahlbau. Vier Jahre später kommt<br />
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25 Tonnen schwer, mit einer Höhe von<br />
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eine Initialzündung wirken und<br />
Privatleute mit weiteren Investitionen<br />
nachziehen, um die Innenstadt<br />
zu beleben.<br />
Chancen und Potenziale sieht<br />
er vornehmlich im Gastro-Bereich<br />
und in spezialisiertem<br />
Fachhandel mit „kleinteiligen<br />
Sortimenten“. Knöpfle hofft auf<br />
einen Ruck und einen Gegentrend,<br />
nachdem die Ortsmitte in<br />
jüngerer Zeit „regelrecht ausgeblutet“<br />
sei. Für diese Entwicklung<br />
seien mehrere Faktoren<br />
ausschlaggebend: zu einem die<br />
Konkurrenz in Gestalt des Fachmarktzentrums<br />
am Ortsrand,<br />
ebenso die Problematik fehlender<br />
Nachfolger bei etablierten<br />
Geschäften. Aber auch die Abwanderung<br />
der Kundinnen und<br />
Kunden in den Online-Handel<br />
lässt Knöpfle ebenfalls nicht außer<br />
Acht.<br />
Gleichwohl betrachtet der<br />
HGV-Vorsitzende die derzeitige<br />
Entwicklung mit Optimismus:<br />
„Es passiert derzeit viel, es geht<br />
voran.“ Den anstehenden Umbau<br />
der Erlenbachstraße nennt<br />
er als weiteres Beispiel mit Signalcharakter.<br />
Geeignete Flächen fehlen<br />
Ein Wort ist bei allem Optimismus<br />
ausgespart: „Großflächig.“<br />
Die Chancen auf Ansiedlung<br />
solcher Handelsbetriebe im Innenbereich<br />
stünden nahe Null,<br />
geht Knöpfle konform mit einer<br />
Fachstudie. Zumindest sehr<br />
skeptisch zeigt er sich, ob Industriebetriebe<br />
nach Erbach zu locken<br />
sind: „Uns fehlt es an geeigneten<br />
Flächen.“ Er plädiert<br />
stattdessen, auf Betriebe mit<br />
geringerem Flächenverbrauch<br />
zu setzen und auf<br />
die bessere Ausoder<br />
Umnutzung<br />
bereits vorhandener<br />
Gebiete und<br />
bringt für diesen<br />
Weg ökologische<br />
Gesichtspunkte ins Spiel.<br />
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auf dem Dach gedeckt und die Heizleistung<br />
zu 60 % aus Wärmerückgewinnung.<br />
Wir sind Partner und Berater<br />
Vielleicht lässt sich mit einer minimalen Veränderung<br />
der Umschlag-Grammatur ein deutlich<br />
wertigeres Produkt herstellen, ohne damit<br />
Der mehrfach erweiterte Firmensitz der<br />
R. le Roux GmbH in Erbach. Foto: Firmenfoto<br />
großartig Kosten zu verursachen? Wenn das so<br />
ist, machen wir unsere Kunden darauf aufmerksam.<br />
Grundsätzlich haben wir nichts dagegen,<br />
wenn wir ausreichend Zeit erhalten, um<br />
in Ruhe zu drucken, aber wenn‘s mal schnell gehen<br />
muss, dann geht‘s eben schnell. Wir haben<br />
Kunden, die innerhalb weniger Stunden einen<br />
Prospekt mit Sonderangeboten oder ein Plakat<br />
benötigen. Das ist keine Herausforderung für<br />
uns.<br />
In eigener Drucksache<br />
Wir freuen uns, wenn Sie an uns denken, falls es<br />
bei Ihnen im <strong>Unternehmen</strong> mal etwas zu drucken<br />
gibt. Was das Thema einer Kooperation<br />
betrifft, haben wir folgende Argumente für Sie<br />
parat: Wir sind so schnell und effizient wie nie<br />
zuvor. Dadurch haben wir 15 – 20 % zusätzliche<br />
Kapazitäten gewonnen. Diese möchten wir gerne<br />
nutzen. Wir beschäftigen ein hochmotiviertes,<br />
professionelles Fachpersonal an den besten<br />
Maschinen der Branche. Das lässt uns<br />
schnell und präzise arbeiten. So sparen wir Zeit.<br />
Ressourcen. Und das Geld unserer Kunden.<br />
Kein Auftrag ist zu groß. Aber auch keiner zu<br />
klein. Mit unserer flexiblen Digitaldruck-Maschine<br />
realisieren wir selbst kleinste Aufträge<br />
und individuelle Liebhaberprojekte. Wir haben<br />
nur einen Anspruch: Menschen zu begeistern.<br />
Druckerei R. le Roux GmbH<br />
Daimlerstraße 4-6<br />
89155 Erbach<br />
Tel. 07305/9302-0<br />
www.leroux.de
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 41<br />
Göppingen setzt<br />
auf Wasserstoff<br />
HyStarter-Region Der Landkreis<br />
Göppingen ist eine von<br />
bundesweit 15 sogenannten Hy-<br />
Starter-Regionen, in denen es<br />
um die vom Bund geförderte Erarbeitung<br />
eines Fahrplans zur<br />
Etablierung einer regionalen<br />
Wasserstoffwirtschaft und zur<br />
Vernetzung der beteiligten Akteure<br />
geht. Es umfasst ein gemeinsam<br />
abgestimmtes Zielsystem<br />
mit Blick auf das Jahr 2030.<br />
Insgesamt hatte es dafür 65 Bewerbungen<br />
gegeben. Nun wurde<br />
die auf zwölf Monate angelegte<br />
Projektphase bei einer<br />
Auftaktveranstaltung gestartet.<br />
Spätestens in fünf Jahren soll<br />
dann der Wasserstoff im Kreis<br />
als Energiequelle konkret genutzt<br />
werden können und zum<br />
Einsatz kommen.<br />
US-Auftrag<br />
für Schuler<br />
Presswerk Die Göppinger<br />
Schuler Group wird die automatisierte<br />
Pressenstraße für ein<br />
neues Presswerk des Automobil-Herstellers<br />
BMW im US-<br />
Staat South Carolina liefern. Der<br />
bayrische Autobauer wird 200<br />
Millionen Dollar in das neue<br />
Werk in Spartanburg investieren.<br />
Derzeit werden laut BMW<br />
dafür 45 Mitarbeiter aus Spartanburg<br />
in den BWM-Werken in<br />
Leipzig und im englischen Swindon<br />
ausgebildet. „Diese Mitarbeiter<br />
werden auch von Partnern<br />
der Schuler-Group eingearbeitet,“<br />
heißt es. Das Werk soll<br />
2024 die Produktion aufnehmen.<br />
Preis für besten Sweet Table<br />
Preis für besten<br />
Sweet Table<br />
Auszeichnung Heike Krohz<br />
vom Torten und Patisserieservice<br />
„Suess-und-salzig“ in Süßen<br />
hat den Deutschen Wedding<br />
Award gewonnen. Suess-und-salzig<br />
erhielt in der Kategorie<br />
Sweet Table die Auszeichnung<br />
Gold. Der Wedding<br />
Award Germany gilt als Oskar<br />
der deutschen Hochzeitsbranche.<br />
Die Jury hatte mehr als 800<br />
Aus für Cartec Tooling: Ein potenzieller Investor sprang in letzter Minute ab.<br />
Cartec Tooling muss schließen<br />
Einreichungen bewertet. Mit<br />
ihrem fünf Meter langen<br />
Sweet-Table-Konzept hatte<br />
Krohz die Jury überzeugt. Nach<br />
schwierigen Jahren sei der Preis<br />
Motivation für die kommenden<br />
Monate. <strong>2022</strong> verspreche einen<br />
wahren Hochzeitsboom.<br />
Teamviewer will<br />
SE werden<br />
Software Das Göppinger Software-<strong>Unternehmen</strong><br />
Teamviewer<br />
beabsichtigt die Umwandlung<br />
in eine Europäische Aktiengesellschaft<br />
(SE). Das Leitungssystem<br />
aus Vorstand und Aufsichtsrat<br />
bleibt jedoch bestehen, teilt<br />
Teamviewer mit. In der ordentlichen<br />
Hauptversammlung am<br />
17. <strong>Mai</strong> sollen die Aktionäre über<br />
die Pläne abstimmen. Aktionäre<br />
würden dann automatisch zu<br />
Aktionären der Teamviewer SE.<br />
Der <strong>Unternehmen</strong>ssitz werde in<br />
Göppingen bleiben. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
beschäftigt rund 1500<br />
Mitarbeiter und erzielte im vergangenen<br />
Jahr einen Umsatz<br />
von rund 500 Millionen Euro.<br />
Ergebnis geht<br />
zurück<br />
Kreissparkasse Die Kreissparkasse<br />
Göppingen hat für das Jahr<br />
2021 noch kein endgültiges Betriebsergebnis<br />
präsentiert. Zu<br />
viele Schwankungen seien bis<br />
zum Abschluss im Juli noch zu<br />
erwarten, heißt es von Seiten<br />
des Vorstands. Soviel ist allerdings<br />
schon klar: Das operative<br />
Ergebnis sank um 4,6 Millionen<br />
auf 35,2 Millionen Euro.<br />
Foto: Giacinto Carlucci<br />
Der Göppinger Werkzeugbauer Cartec Tooling, der<br />
bis vor zwei Jahren zu Schuler gehörte, muss schließen.<br />
Ein potenzieller Investor sprang in letzter Minute<br />
ab. Rund 140 Mitarbeiter werden in den kommenden<br />
Wochen ihren Arbeitsplatz verlieren. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
muss nun komplett abgewickelt werden. Betriebsratsvorsitzender<br />
Siegfried Skale rechnet damit,<br />
dass die Beschäftigten im <strong>Mai</strong> die Kündigungen bekommen.<br />
Derzeit verhandeln Betriebsrat und IG Metall<br />
den Sozialplan und Interessenausgleich. Die Betriebsstilllegung<br />
ist auf den 31. Juli terminiert, sagt<br />
Schäfer. Eine Transfergesellschaft sei laut Betriebsrat<br />
aus finanziellen Gründen nicht möglich. Ende<br />
September hatte das <strong>Unternehmen</strong> Insolvenz in Eigenverwaltung<br />
beantragt gehabt, zum 1. Januar <strong>2022</strong><br />
war dann die reguläre Insolvenz eröffnet worden.<br />
Rekordumsatz<br />
für Mink<br />
Industriebürsten Nach einem<br />
herausfordernden ersten Pandemie-Jahr<br />
konnte der Göppinger<br />
Industriebürstenhersteller Mink<br />
2021 ein starkes Wachstum erzielen.<br />
Mit 60 Millionen Euro<br />
Umsatz konnte der Marktführer<br />
einen Höchstwert in der Firmengeschichte<br />
vermelden.<br />
Möglich war dies aufgrund einer<br />
vielfältigen Kundenstruktur.<br />
Die Zeichen stünden daher weiter<br />
auf Wachstum, vermeldete<br />
das <strong>Unternehmen</strong> mit seinen<br />
460 Mitarbeitern und weltweit<br />
20 000 Kunden zuletzt. Gebremst<br />
würde dies nur durch die<br />
derzeit allgegenwärtigen Materialengpässe,<br />
coronabedingte<br />
Quarantäneausfälle und den<br />
Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.[!]
42<br />
LEBEN unternehmen [!]<br />
Der Rumpf des Schiffes MS Altenrhein ist noch gut erhalten, was David Dornier und Karsten Timmerherm freut. <br />
Fotos: Sigrid Balke<br />
Ein Zeitzeuge kieloben<br />
Die private Seite David Dornier ist derzeit mit der Restaurierung des Arbeits- und<br />
Zubringerbootes des legendären Flugschiffes Do X beschäftigt. Weitere Pläne hat der<br />
umtriebige Enkel des Flugpioniers Claude Dornier schon in der Schublade.<br />
Regelmäßig verließen<br />
nachts zwei Arbeitsboote<br />
mit Baufertigteilen<br />
die Dornier Werft in<br />
Friedrichshafen Seemoos, sorgfältig<br />
abgedeckt, um den Transport<br />
in die neutrale Schweiz vor<br />
neugierigen Blicken zu schützen.<br />
Eines dieser Arbeitsboote,<br />
das nach mündlicher Überlieferung<br />
für diese Transporte genutzt<br />
wurde, war die MS Altenrhein.<br />
Sie war benannt nach dem<br />
Ort, an dem sie bei der Fertigung<br />
des legendären Flugbootes<br />
Do X zum Einsatz kam.<br />
Damals war die Zeit der Weimarer<br />
Republik. Deutschland<br />
war durch den Versailler Vertrag<br />
der Bau von Flugzeugen<br />
weitgehend untersagt. Mit einer<br />
Niederlassung auf der Schweizer<br />
Seeseite umging Claude<br />
Dornier diese Einschränkung.<br />
Im Juli 1929 startete die Do X zu<br />
ihrem Jungfernflug. Die Arbeitsboote<br />
wurden als Zubringer für<br />
die Passagiere genutzt.<br />
Als Zeitzeuge tauchte die MS<br />
Altenrhein nach fast 100 Jahren<br />
wieder auf und wurde 2020 als<br />
Schenkung dem Dornier Museum<br />
in Friedrichshafen angeboten.<br />
David Dornier, damals Leiter<br />
des Museums und Vorsitzender<br />
der Dornier Stiftung für<br />
Luft- und Raumfahrt, nahm das<br />
Angebot des Schweizer Eigners<br />
trotz der absehbar aufwändigen<br />
Restaurierung an. „Eine perfekte<br />
Ergänzung der Museumspräsentation,<br />
mit dem Potential für<br />
eine touristische Vermarktung.<br />
Als Museumsleiter konnte ich<br />
Es war<br />
eine<br />
Entscheidung<br />
aus dem Bauch<br />
heraus.<br />
David Dornier<br />
Ex-Leiter des Dornier-Museums<br />
das nicht ablehnen“, erklärte<br />
Dornier seine Begeisterung.<br />
Nachdem sie einige Jahre als<br />
Freizeitboot auf dem Rhein unterwegs<br />
gewesen war, lag der<br />
Backdecker zu diesem Zeitpunkt<br />
im elsässischen Mulhouse.<br />
Das elegante Boot war ziemlich<br />
verändert mit eineinhalbstöckigen<br />
Auf- und diversen<br />
Einbauten, aber mit einem<br />
Rumpf im Originalzustand.<br />
Noch bevor das Boot seinen<br />
neuen Platz im Museum fand,<br />
verließ Dornier das Museum<br />
Ende 2020. Die Restaurierung<br />
der MS Altenrhein wurde zur<br />
privaten Angelegenheit und zur<br />
Passion von David Dornier:<br />
„Das ‚Beiboot’ zur Do X ist von<br />
historischer Bedeutung und Teil<br />
der <strong>Unternehmen</strong>sgeschichte.
unternehmen [!] LEBEN 43<br />
Senkrechtstarter und Flugboot<br />
Diese Werte zu erhalten ist die<br />
Motivation, die mich antreibt.“<br />
Gebaut wurde es 1927 bis 1928<br />
zusammen mit dem Schwesterschiff<br />
MS Manzell nach Konstruktionsplänen<br />
von Dornier-Testpilot<br />
Franz Zeno Diemer<br />
in der Bodanwerft in Kressbronn.<br />
Zahlreiche Fotos dokumentieren<br />
das ursprüngliche<br />
Aussehen, außerdem existiert<br />
noch die genaue Baubeschreibung<br />
der MS Altenrhein.<br />
2500 Stunden veranschlagt<br />
Während sich die Spur der MS<br />
Manzell bereits 1933 mit der<br />
Ausmusterung der Do X verlor,<br />
war die MS Altenrhein noch 1955<br />
bei der Bergung eines abgestürzten<br />
Kampfjets auf der<br />
schweizerischen Seite des Sees<br />
zu sehen. Die Dornier Werke Altenrhein<br />
waren bereits 1949 in<br />
den Besitz der Schweiz übergegangen<br />
und in Flug- und Flugzeugwerke<br />
Altenrhein umbenannt<br />
worden. Danach gibt es<br />
keine Fotos oder Dokumente<br />
über den weiteren Verbleib. Erst<br />
1990 wurde das Boot wiederentdeckt,<br />
von einem Liebhaber restauriert,<br />
und anschließend bis<br />
zur Schenkung an David Dornier<br />
privat genutzt.<br />
Der für das Frühjahr 2020 geplante<br />
Transport von Mulhouse<br />
nach Friedrichshafen musste<br />
wegen der Corona-Pandemie<br />
auf den Sommer verschoben<br />
werden. An der Entscheidung,<br />
das Boot in Privatinitiative zu<br />
restaurieren, änderte das nichts.<br />
„Es war eine Entscheidung aus<br />
dem Bauch heraus und mit dem<br />
Gefühl, dies meinem Großvater<br />
schuldig zu sein“, sagte Dornier.<br />
Mit im Boot war die Michelsen-Werft,<br />
die auf die Restaurierung<br />
und den Bau von Holzbooten<br />
spezialisiert ist. Karsten<br />
Timmerherm, Eigentümer der<br />
Michelsen-Werft und, wie David<br />
Dornier, ein Bewunderer<br />
der eleganten Konstruktion<br />
des historischen Backdeckers,<br />
fuhr nach Mulhouse<br />
und sägte als erstes die<br />
Aufbauten ab. „Die waren<br />
zwar hochwertig, aber<br />
nicht original und<br />
der Transport mit<br />
dem Tieflader<br />
wäre damit<br />
Die Do X war ein Verkehrsflugschiff, das 1929 gebaut wurde.<br />
Die<br />
Aufbauten<br />
waren zwar<br />
hochwertig, aber<br />
nicht original.<br />
Karsten Timmerherm<br />
Eigentümer der Michelsen Werft<br />
David Dornier<br />
studiert die<br />
Baupläne.Foto:<br />
Sigrid Balke<br />
Im Jahr 1914 stellte Ferdinand<br />
Graf von Zeppelin dem Maschinenbauingenieur<br />
Claude Dornier<br />
ein eigenes Entwicklungsbüro<br />
zur Verfügung. Während des<br />
Ersten Weltkrieges baute Dornier<br />
Riesenflugboote, Jagd- und<br />
Aufklärungsflugzeuge. Während<br />
des Zweiten Weltkrieges Jagdflugzeuge<br />
und Bomber. 1967<br />
baute Dornier den weltweit ersten<br />
Senkrechtstarter. In den<br />
60er Jahren entwickelte sich<br />
das <strong>Unternehmen</strong> zur Technologieschmiede,<br />
mit den Sparten<br />
Raumfahrt, Verteidigungstechnik,<br />
Elektronik und Medizintechnik.<br />
FOTO: PICTURE ALLIANCE/ULLSTEIN BILD<br />
nicht möglich gewesen.“ Derzeit<br />
steht die MS Altenrhein<br />
kieloben in der Werfthalle in<br />
Friedrichshafen-Seemoos, dem<br />
Ort, an dem sich 1914 die Keimzelle<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s Dornier,<br />
die Abteilung Do, befand.<br />
Rund 2500 Arbeitsstunden veranschlagte<br />
der Bootsbauer und<br />
Werftbesitzer für die Restaurierung.<br />
David Dornier finanziert<br />
die Restaurierung und arbeitete<br />
anfangs selbst mit. Das Einsetzen<br />
von verbindenden Holzstäben<br />
statt einer Gummidichtung<br />
und der Ersatz von morschen<br />
Planken war dann Sache<br />
der Spezialisten.<br />
Der Rumpf aus Lärchenholz<br />
ist inzwischen fertig und der Eichenkiel<br />
mit der bronzenen<br />
Wellenanlage wieder seetauglich.<br />
Als nächstes folgt der möglichst<br />
originalgetreue Innenausbau.<br />
Fotos von der Kajüte gibt<br />
es aus jener Zeit nicht, aber da<br />
die Baubeschreibung erhalten<br />
ist, hat Dornier eine ziemlich<br />
genaue Vorstellung von<br />
der Ausstattung.<br />
Welche Aufgaben<br />
die MS Altenrhein<br />
nach<br />
ihrer Fertigstellung<br />
übernehmen wird, steht<br />
noch nicht fest. Wenn es planmäßig<br />
Spätsommer <strong>2022</strong> wird,<br />
soll das historische Boot seinen<br />
Liegeplatz im Hafen vom Württembergischen<br />
Yacht-Club in<br />
Friedrichshafen bekommen und<br />
während der Wintermonate im<br />
Dornier Museum. „Bis dahin<br />
sollte noch das Thema Motorisierung<br />
geklärt werden. Es hätte<br />
Stil, sie mit einem Nachbau<br />
des Originalmotors zu Wasser<br />
zu lassen. Mein Großvater konnte<br />
über freundschaftliche Beziehungen<br />
zu Karl Maybach damals<br />
günstig einen 65 PS Sechszylinder<br />
Maybach S1 bekommen und<br />
der Nachbau eines solchen Motors<br />
oder ein Original, gehört<br />
auch jetzt wieder an seinen<br />
Platz“, sagt Dornier.<br />
Wenn die Boots-Restaurierung<br />
abgeschlossen ist, hat er<br />
schon neue Pläne. Sein nächstes<br />
Projekt ist die zeitnahe Restaurierung<br />
der Dornier Villa, dem<br />
ehemaligen Wohnhaus seines<br />
Großvaters. Und danach? David<br />
Dorniers Idee vom Bau eines<br />
Flugbootes wie der Do X mit<br />
Elektromotoren erscheint visionär,<br />
aber nicht unmöglich. [!]<br />
<br />
Sigrid Balke
44<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Technische Basis für<br />
moderne Bürokultur<br />
Gebäudeausrüstung Ob das Buntweber-Areal im heimischen<br />
Eislingen oder das „T1“-Hochhaus in Frankfurt: Die Salvia-Gruppe<br />
revolutioniert die Steuerung von Gebäuden – und wächst rasant.<br />
Das Tempo, mit dem das<br />
Eislinger Elektro- und<br />
Gebäudetechnikunternehmen<br />
Salvia wächst,<br />
ist atemberaubend. Vor 13 Jahren<br />
gegründet beschäftigt der<br />
Spezialist für Elektrotechnik in<br />
Bauprojekten jeder Größenordnung<br />
heute rund 1400 Mitarbeiter<br />
an 23 Standorten. Und die<br />
Weichen für eine weitere Expansion<br />
sind bereits gestellt.<br />
Firmenchef Filippo Salvia hat<br />
mit dem Stuttgarter Digitalisierungsspezialisten<br />
BlueRange<br />
eine strategische Partnerschaft<br />
geschlossen. Die beiden <strong>Unternehmen</strong><br />
bieten laut Salvia ein<br />
Gesamtkonzept nun an, um Gebäudetechnik<br />
zu vernetzen und<br />
Prozesse zu digitalisieren. Dagegen<br />
würden Mitbewerber europaweit<br />
noch auf Einzelkomponenten<br />
setzen.<br />
Auch Arbeitsplätze<br />
werden über App<br />
gebucht. Fotos: CA IMMO<br />
Arbeitswelt verändert sich.<br />
Das Eislinger <strong>Unternehmen</strong> profitiert<br />
dabei stark von neuen Arbeitsweisen<br />
und einer veränderten<br />
Bürokultur. Die digitale Ausrüstung<br />
von Bürogebäuden<br />
spielt daher eine immer wichtigere<br />
Rolle. Auch die Gebäude<br />
selbst werden smart. Das bietet<br />
Salvia und BlueRange nach eigenen<br />
Angaben jede Menge Potenzial<br />
für die Zukunft.<br />
Bei der mobilen<br />
Übertragung<br />
von Daten in<br />
Gebäuden gibt es<br />
oft Probleme.<br />
Jonas Kaufmann<br />
Geschäftsführer BlueRange GmbH<br />
Beim Pilotprojekt auf dem<br />
ehemaligen Areal der Buntweberei,<br />
das nun Gastronomie,<br />
Eventlocation, Hotel, Fitnesstudio,<br />
Seminarhaus und Shops beherbergt,<br />
sind digitalisierte Arbeitsplätze<br />
verknüpft worden,<br />
die durch eine eigens entwickelte<br />
App, namens Lucas, gesteuert<br />
werden. Der Produktname<br />
setzt sich aus den italienischen<br />
Wörtern Luce (Licht) und Casa<br />
(Haus) zusammen.<br />
Die technische Lösung, mit<br />
der die einzelnen Komponenten<br />
miteinander kommunizieren,<br />
hat sich BlueRange patentieren<br />
lassen. Mobile Datenübertragung<br />
habe in Gebäuden auch<br />
aufgrund der in Deutschland<br />
mangelhaften Netzabdeckung<br />
ein Übertragungsproblem,<br />
Wlan-Systeme benötigten immer<br />
die Verbindung zu einem<br />
Access Point, erläutert Jonas<br />
Kaufmann, Geschäftsführer<br />
der BlueRange GmbH.<br />
Das auf Bluetooth 4.0<br />
aufbauende sogenannte<br />
Mesh-System von Blue-<br />
Range hat nicht nur den<br />
Vorteil, sparsam zu sein<br />
bei gleichzeitiger hoher<br />
Datenübertragungsmöglichkeit,<br />
sondern auch,<br />
dass jedes Element in der<br />
Kette Sender und Emp-<br />
Das Hochhaus „T1“<br />
entsteht derzeit im<br />
Frankfurter Bankenviertel<br />
und soll 2024 bezugsfertig<br />
sein. Dort werden<br />
moderne Büro-Konzepte<br />
umgesetzt. Das digitale<br />
Gebäudemanagement<br />
kommt von Salvia.<br />
<br />
Fotos: CA IMMO
unternehmen [!] MACHEN 45<br />
fänger ist. Anders als bei Wlan<br />
kann die Kette daher kaum gesprengt<br />
werden.<br />
Über die Vernetzung diverser<br />
Geräte wie beispielsweise<br />
Leuchten, Jalousien und der Lüftung<br />
erkennen Räume durch einen<br />
Präsenzmelder die Belegung<br />
und stellen sich optimal<br />
selbst darauf ein. Darüber hinaus<br />
kann auch der CO 2<br />
-Gehalt<br />
im Raum gemessen und die Belüftung<br />
entsprechend angepasst<br />
werden, sagt Kaufmann. Auch<br />
die Buchung von Arbeitsplätzen<br />
erfolgt über die Lucas-App<br />
Dank flexibler<br />
Buchung der<br />
Räume benötigen<br />
Firmen viel weniger<br />
Bürofläche.<br />
Filippo Salvia<br />
Geschäftsführer<br />
„Dank der flexiblen Buchung<br />
der Räume können erhebliche<br />
Raumeinsparungen erzielt werden.<br />
So konnten 60 Prozent der<br />
Bürofläche am Salvia-Standort<br />
Borken eigespart werden“, erklärt<br />
Geschäftsführer Salvia.<br />
Über die App können Mitarbeiter<br />
auch gefunden werden.<br />
„Es handelt sich dabei um kein<br />
Überwachungsinstrument“, betont<br />
Jonas Kaufmann ausdrücklich.<br />
Vielmehr werde damit vermieden,<br />
dass die Flexibilität der<br />
Shared Desks mit all ihren positiven<br />
Begleiterscheinungen<br />
nicht zu Produktivitätsverlusten<br />
durch längere Suchaktionen<br />
führe. Die Themen Datenschutz,<br />
Energieeinsparung und Arbeitsplatzrichtlinien<br />
seien bei Lucas<br />
von zentraler Bedeutung.<br />
Das System habe den entscheidenden<br />
Vorteil, dass es unabhängig<br />
von Datenkabeln ist.<br />
In konventionellen Gebäuden<br />
ist nach seinen Worten das<br />
Rückgrat der Kommunikation<br />
auf Kupfer gebaut. Kupferkabel<br />
verlaufen kilometerweit in jedem<br />
Bürogebäude. Zum Teil<br />
mehrfach in unterschiedlicher<br />
Ausprägung. Kabelkanäle mit<br />
zig verschiedenen Kabeltypen<br />
ziehen sich durch die Gebäude.<br />
Durch das Mesh-System werden<br />
Informationen sozusage „huckepack“<br />
durch das Gebäude weitergereicht,<br />
zu einem Bruchteil<br />
der Kosten, die bei einer Kabellösung<br />
anfallen würden.<br />
Mitbewerber auf dem Markt<br />
würden meist nur einen Teil anbieten,<br />
entweder die App oder<br />
sie verlegten virtuelle Kabel.<br />
Einmalig am Konzept aus Eislingen<br />
und Stuttgart sei die<br />
Durchdringung des Themas,<br />
von der App bis zur Sensorik,<br />
durch die Bündelung der Kompetenzen<br />
von Salvia und Blue-<br />
Range. „Alle Schnittstellen von<br />
der IT über Programmierung bis<br />
zur Gebäudeautomation werden<br />
abgedeckt“, sagt Salvia.<br />
Inzwischen bekunden auch<br />
andere große Immobilienentwickler<br />
Interesse an der Lösung.<br />
Das Bürogebäude „ZigZag“ am<br />
Zollhafen in <strong>Mai</strong>nz setzt die Gebäudeautomation<br />
von Blue Range<br />
ein. In Frankfurt wird derzeit<br />
der 191 Meter hohe, 55-geschossige<br />
Hotel- und Büroturm „T1“,<br />
der dritthöchste und mit 1,4 Milliarden<br />
Euro teuerstes Büroturm<br />
Deutschlands, durch Salvia mit<br />
einer Lichtsteuerung von BlueRange<br />
ausgestattet. In Berlin<br />
folgt in den nächsten Monaten<br />
das Büroprojekt Grasblau. [!] <br />
<br />
Axel Raisch<br />
1400 Mitarbeiter an 22 Standorten<br />
Die Salvia-Gruppe<br />
erwirtschaftete 2021<br />
mit 1400 Mitarbeitern<br />
an 22 Standorten einen<br />
Umsatz von 190<br />
Millionen Euro Umsatz.<br />
Der Spezialist für Elektrotechnik<br />
und Gebäudeausrüstung<br />
bildet<br />
den gesamten technischen<br />
Lebenszyklus<br />
der Gebäudetechnik<br />
ab. Dementsprechend<br />
reicht das Leistungsspektrum<br />
von der<br />
Die Firmenzentrale von Salvia in Eislingen an<br />
der Fils.<br />
Foto: Giacinto Carlucci<br />
Energieversorgung<br />
über Elektroinstallationen<br />
bis hin zu Smart<br />
Home.<br />
Die BlueRange<br />
GmbH ist spezialisiert<br />
auf die Digitalisierung<br />
von Gebäuden. Sie ist<br />
Teil des Stuttgarter<br />
IT-<strong>Unternehmen</strong>s<br />
Mway Group, das 2021<br />
mit 79 Mitarbeitern einen<br />
Umsatz von 7 Mlllionen<br />
Umsatz erzielte.
spezial<br />
46<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Nachhaltig<br />
Mehr Tempo<br />
nötig beim<br />
Recycling<br />
Verwertung Viele halten Plastik für das<br />
Problem. Dabei könnte es ein zentraler Teil<br />
der Lösung sein – und Ressourcen schonen.<br />
Doch dafür muss sich einiges ändern.<br />
www.swp-unternehmen.de<br />
FOTO: © THISISME/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Wenn es um das Thema<br />
Nachhaltigkeit<br />
geht, dann steht<br />
kaum ein Material<br />
mehr im Fokus als Kunststoff.<br />
„Plastik ist das Problem“, gibt<br />
Thomas Seul die langläufige<br />
Meinung wieder, etwa wenn es<br />
um die Verschmutzung der<br />
Weltmeere geht. Es sei überall<br />
vorhanden, sagt der Hochschullehrer<br />
und Vizepräsident für<br />
Forschung und Transfer der<br />
Hochschule Schmalkalden.<br />
Das Ausmaß des Entsorgungsthemas<br />
und damit fürs Recycling<br />
ist riesig: Zwischen 1950<br />
und 2015 wurden rund 8,3 Milliarden<br />
Tonnen Kunststoff produziert,<br />
6,3 Milliarden Tonnen<br />
davon verbleiben. Plastik verfällt<br />
zwar in immer kleinere Teile,<br />
wird aber nicht abgebaut.<br />
Eine PET-Flasche zum Beispiel<br />
hat eine Halbwertzeit von<br />
450 Jahren.<br />
Mittlerweile hat jedoch auf<br />
breiter Front ein Umdenken begonnen.<br />
Markenartikel-Riesen<br />
wie Henkel und Beiersdorf wollen<br />
den Anteil von Neuplastik<br />
in ihren Produkten verringern,<br />
bis 2025 sollen die Verpackungen<br />
aus 25 bis 30 Prozent recycelten<br />
Kunststoffen bestehen.<br />
Weil auch der politische Druck<br />
wächst, ist Rezyklat nun ein begehrtes<br />
Gut. So überarbeitet die<br />
Europäische Union gerade<br />
ihre Verpackungsrichtlinie.<br />
Diese wird wohl <strong>Unternehmen</strong><br />
dazu verpflichten, Rezyklate in<br />
Verpackungen einzusetzen. Bisher<br />
wurden nur 19 Prozent der<br />
in Deutschland pro Jahr verbrauchten<br />
14 Millionen Tonnen<br />
Kunststoffe werkstofflich verarbeitet,<br />
also klassisch recycelt,<br />
indem Altkunststoffe zu neuen<br />
Rohstoffen oder neuen Formteilen<br />
verarbeitet werden.<br />
Neben dem werkstofflichen<br />
Recycling, zum Beispiel durch<br />
Zerkleinerung, wird auch das<br />
energetische Recycling praktiziert,<br />
etwa mit der Rückgewinnung<br />
von Energie durch Verbrennen.<br />
Große Hoffnungen<br />
setzt Wissenschaftler Seul aber<br />
auf das chemische Recycling,<br />
bei dem die Polymere in Monomere<br />
zerteilt werden, die anschließend<br />
wiederverwertet<br />
werden können.<br />
Doch es gibt zwei Haken:<br />
Zum einen die hohen Kosten,<br />
zum anderen kommt das Verfahren<br />
nur für Polyolefine in<br />
Frage. Polyolefine sind teilkristalline<br />
Kunststoffe mit guter<br />
Chemikalienbeständigkeit und<br />
guten elektrischen Isolationseigenschaften.<br />
Sie sind die weltweit<br />
am meisten produzierten<br />
Kunststoffe. „Ich sehe da ein<br />
großes potenzielles Feld, mit<br />
dem man sich auseinandersetzen<br />
sollte“, betont Seul anlässlich<br />
des Online Praxisforums<br />
Kunststofftechnik.<br />
Komplexität als Chance<br />
Fortschritte sind jedenfalls notwendiger<br />
denn je. Der „Green<br />
Deal“ der EU-Kommission sieht<br />
vor, dass bis 2050 keine Netto-Treibhausgase<br />
mehr ausgestoßen<br />
werden – und das bei
unternehmen [!]<br />
SPEZIAL<br />
47<br />
Wirtschaftlichkeit und stabilem<br />
Wirtschaftswachstum ohne das<br />
Thema soziale Gerechtigkeit zu<br />
vernachlässigen. „Wir müssen<br />
uns der Nachhaltigkeit widmen,<br />
sonst kann es düster für uns aussehen“,<br />
mahnt Seul, der darin<br />
aber zugleich eine Chance für<br />
die deutsche Branche sieht. Sie<br />
könne sich durch innovative Lösungen<br />
von anderen Regionen<br />
der Welt absetzen: „Die Komplexität<br />
der Lösung ist unsere<br />
Chance.“ Es gehe darum, sich<br />
so zu befähigen, um im Produktionsprozess<br />
Nachhaltigkeit<br />
umzusetzen und damit<br />
einen Wettbewerbsvorteil zu<br />
erringen.<br />
Dafür sei es es von zentraler<br />
Bedeutung, dass der jungen<br />
Generation die Attraktivität<br />
der Branche verdeutlicht<br />
werde: „Wir müssen die richtigen<br />
Köpfe für unsere Branche<br />
gewinnen. Wie können junge<br />
FOTO: © MARTI BUG CATCHER/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Leute in unserer Branche nutzenstiftend<br />
arbeiten.“ Es gebe<br />
Studiengänge, die keine Studienanfänger<br />
zu verzeichnen hätten,<br />
wenn es um Kunststoff geht.<br />
Dem Nachwuchs müsse vermittelt<br />
werden: „Kunststoff ist nicht<br />
das Problem, es ist Teil der Lösung“.<br />
Die Rekrutierung junger<br />
Talente sei entscheidend für die<br />
Zukunftsfähigkeit der Branche:<br />
In zehn Jahren werden, so Seul,<br />
rund 80 Prozent des Umsatzes<br />
mit heute unbekannten oder<br />
nicht vorhandenen Erzeugnissen<br />
erwirtschaftet.<br />
„Wir stehen an einem sensiblen<br />
Punkt“, sagt Ingemar<br />
Bühler, Hauptgeschäftsführer<br />
Plastics Europe Deutschland.<br />
„Die Herausforderung wird in<br />
den nächsten 45 Jahren darin liegen,<br />
die Kreislaufwirtschaft zu<br />
ermöglichen, aber auch die<br />
Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.“<br />
Die Umsetzung der Kreis-<br />
Anzeige<br />
25 Jahre Müllheizkraftwerk Ulm-Donautal<br />
Vor 25 Jahren ging das Müllheizkraftwerk<br />
(MHKW) Ulm-Donautal in Betrieb. Auf der einen<br />
Seite steht die Entsorgung des Abfalls von<br />
mittlerweile 1,2 Millionen Einwohnern – auf der<br />
anderen Seite die Produktion von Strom und<br />
Fernwärme aus dem „Rohstoff Müll“.<br />
Im Jahr 2021 wurden im MHKW rund 169.000<br />
Tonnen Abfälle verbrannt und daraus Strom und<br />
Fernwärme erzeugt. Die Fernwärme fließt in das<br />
Netz der FUG (Fernwärme Ulm GmbH), die auch<br />
die Betriebsführung im MHKW innehat. Der<br />
Strom, soweit nicht in der Anlage benötigt, fließt<br />
ins Stromnetz im Stadtgebiet.<br />
Aktiver Beitrag zur CO2-Reduzierung<br />
Das MHKW ist einer der größten regionalen Energieproduzenten.<br />
Im vergangenen Jahr wurden<br />
45 Millionen Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist.<br />
164 Millionen Kilowattstunden Fernwärme<br />
wurden ans Netz der FUG abgegeben.<br />
Rund 50 Prozent der brennbaren Inhaltsstoffe im<br />
Restabfall sind organischen Ursprungs. Diese so<br />
genannten biogenen Anteile sind als erneuerbare<br />
Energien einzustufen. Anders als Kraftwerke<br />
mit fossilen Brennstoffen leisten die Müllverbrennung<br />
und Energieerzeugung aus Restmüll<br />
einen aktiven Beitrag zur CO 2 -Reduzierung.<br />
Lernen Sie das MHKW kennen – bei einer Gruppenführung<br />
oder an dem Tag der offenen Tür am 15. <strong>Mai</strong><br />
<strong>2022</strong> (Details unter: www.zv-tad.de)<br />
Hohe Umweltstandards eingehalten<br />
Die Messwerte der Emissionen zeigen: Die Anlage<br />
liegt kontinuierlich und seit Jahren unter allen<br />
Grenzwerten – strengen Grenzwerten, die das<br />
Regierungspräsidium Tübingen als Aufsichtsbehörde<br />
festgesetzt hatte. Umweltmessungen in<br />
der Umgebung durch den Zweckverband TAD<br />
auf freiwilliger Basis beweisen: Von der Anlage<br />
gehen kein negativen Auswirkungen aus.<br />
Fakten und Vorteile des MHKW<br />
· Verwertung der Verbrennungsenergie spart<br />
große Mengen an fossilen Brennstoffen, jährlich<br />
ca. 40.000 Tonnen Heizöl – das entspricht über<br />
1.000 Tankwagen.<br />
· Eine Tonne Abfall liefert gleich viel Energie wie<br />
ca. 300 Liter Heizöl.<br />
· Abdeckung des jährlichen Wärmebedarfs von<br />
durchschnittlich 8.000 EFH mit Fernwärme.<br />
· Stromabgabe wie 9.500 EFH pro Jahr<br />
zusammen durchschnittlich verbrauchen.<br />
· Energie aus der Verbrennung/Verwertung von<br />
Abfall gilt zu 50 % als erneuerbare Energie.<br />
· Standortvorteil: angebunden an das Fernwärmenetz<br />
der FUG – Versorgung zahlreicher<br />
Privathaushalte und Industrieunternehmen mit<br />
Fernwärme.<br />
ZWECKVERBAND TAD<br />
Thermische Abfallverwertung Donautal<br />
Schillerstraße 30 · 89077 Ulm<br />
www.zv-tad.de
48 SPEZIAL unternehmen [!]<br />
laufwirtschaft ist nach seiner<br />
Einschätzung die größte Transformation<br />
der gesamten Branche.<br />
Stoffe so lange und effizient<br />
wie möglich zu nutzen und sie<br />
dann am Ende ihres Lebenszyklus<br />
wieder zurückgewinnen –<br />
dadurch würden wertvolle Rohstoffe<br />
für neue Produkte gewonnen.<br />
„Die Zukunft kann nur gelingen,<br />
wenn die klimaneutrale<br />
Kreislaufwirtschaft Realität<br />
wird“, betont Bühler. Die technologischen<br />
Bedingungen dafür<br />
seien bereits vorhanden. Um die<br />
angestrebten Ziele zu erreichen,<br />
müssten drei „wichtige Pfade“<br />
beschritten werden: Während<br />
weltweit Abfallsammlung sowie<br />
entsprechende Managementsysteme<br />
ausgebaut werden müssten,<br />
sollten Industrieländer wie<br />
Deutschland die Entwicklung<br />
hochmoderner Anlagen für mechanisches<br />
Recycling vorantreiben.<br />
Für letzteres investierten<br />
die Mitgliedsunternehmen des<br />
Verbands Plastics Europe<br />
Deutschland in das chemische<br />
Recycling einen hohen einstelligen<br />
Milliarden-Euro-Betrag.<br />
Der zweite wichtige Schritt<br />
sei eine Lösung weg von Öl und<br />
Gas hin zu Biorohstoffen, wenn<br />
es um die Herstellung von<br />
Kunststoffen geht. Die dritte wesentliche<br />
Säule sei der Ausbau<br />
erneuerbarer Energien bei<br />
gleichzeitiger Vernetzung aller<br />
beteiligten Branchen und Gewerke.<br />
Um dieses Ziele zu erreichen,<br />
hat der Verband die Initiative<br />
„Wir sind Kunststoff“ mit<br />
dem Verband Deutscher Maschinen-<br />
und Anlagenbau und<br />
weiteren Verbänden in Leben<br />
gerufen. Hinter diesem Bündnis<br />
stehen mehr als 3500 <strong>Unternehmen</strong><br />
der Kunststoffindustrie,<br />
dem sechstgrößten deutschen<br />
Industriesegment, die mit<br />
Die Möglichkeit<br />
zum Einsatz<br />
von Rezyklaten<br />
muss verbessert<br />
werden.<br />
Verbandsgeschäftsführer<br />
Ingemar<br />
Bühler.<br />
500 000 Beschäftigten einen<br />
Jahresumsatz von mehr als 100<br />
Milliarden Euro erwirtschaften.<br />
Der Verband, so Bühler, sehe<br />
sich auch als Treiber für die<br />
Kreislaufwirtschaft. Dabei sei<br />
aber von der Politik ein eindeutiges<br />
Bekenntnis zu neuen Technologien<br />
nötig, mehr Offenheit<br />
gegenüber Innovationen sowie<br />
ein rechtliches Umfeld, das Investitionen<br />
sicher und zügig ermöglicht.<br />
Neben recyclinggerechter<br />
Produktgestaltung, dem<br />
Ende des Ökodumpings durch<br />
den Export von Alt-Kunststoffen<br />
und dem EU-weiten Ende<br />
der Deponierung von Altkunststoffen,<br />
müssten die Entsorgungs-<br />
und Verwertungsstrukturen<br />
ausgeweitet und die<br />
Marktbedingungen für den Einsatz<br />
von Recyclaten verbessert<br />
werden. Dafür, so Bühler, brauche<br />
es einen klaren politischen<br />
Fahrplan. [!] Wilfried Urbe<br />
Gäste unterstützen Baumpflanz-Aktion<br />
Maritim Hotel Ulm sorgt für mehr Nachhaltigkeit mit „Pro Tomorrow”<br />
Weniger Energie- und Wasserverbrauch, weniger Speisereste,<br />
effiziente Mülltrennung, reduzierter Einsatz<br />
von Reinigungsmitteln – seit vielen Jahren arbeitet das<br />
Maritim Hotel Ulm genau wie alle anderen Hotels der<br />
deutschen Maritim-Gruppe daran, noch umweltfreundlicher<br />
zu werden. Mit der Aktion „Pro Tomorrow“ ist<br />
nun eine weitere Nachhaltigkeitsinitiative gestartet:<br />
Wer mehrere Tage in einem Maritim Hotel verbringt,<br />
kann täglich entscheiden, ob er eine Zimmerreinigung<br />
wünscht oder nicht – und damit regionale Umwelt- und<br />
Sozialprojekte fördern.<br />
Im Maritim Hotel Ulm hat sich Direktor Helge Timm mit seinem<br />
Team für ein Aufforstungsprojekt mit „Plant-my-tree“<br />
entschieden. Schon seit gut einem dreiviertel Jahr machen<br />
viele der Gäste im Maritim Hotel Ulm mit – und haben dazu<br />
beigetragen, dass bereits 375 Bäume gepflanzt werden<br />
konnten.<br />
„Einfach super“, findet das Helge Timm und freut sich über<br />
die gute Zusammenarbeit mit den erfahrenen Spezialisten.<br />
Bereits seit 2009 führt die „Plant-my-tree“-Initiative Aufforstungsprojekte<br />
zur CO²-Kompensierung in ganz Deutschland<br />
durch, Ziel sei der Umwelt- und Klimaschutz in Deutschland<br />
– also da, wo unser CO²-Ausstoß auch erfolgt, teilt „Plantmy-tree“<br />
mit. Über Jahrzehnte hinweg entstehe so ein natürlicher<br />
Lebensraum für Insekten und Tiere. Die nachhaltigen<br />
Baumpflanzungen auf den hauptsächlich eigenen Flächen<br />
sowie geplante Projekt-Laufzeiten von mindestens 99 Jahren,<br />
in denen keine Abholzung oder wirtschaftliche Nutzung<br />
erfolgen soll, unterstreichen die langfristigen Klimaschutz-<br />
Ziele, so „Plant-my-tree“.<br />
„Jeder Baum zählt und trägt zum Umwelt- und Klimaschutz<br />
bei“, meint auch Helge Timm und hofft auf viele weitere<br />
Bäume, die mit dem Beitrag der Gäste in Zukunft noch gepflanzt<br />
werden können.<br />
Und wie geht das genau? In jedem Hotelzimmer liegen die<br />
neuen Pro Tomorrow Säckchen und der dazugehörige Infoflyer<br />
bereit. Wer sich gegen die Zimmerreinigung entscheidet,<br />
hängt das Säckchen bis 00:00 Uhr außen an die Hotelzimmertür<br />
– und findet darin am nächsten Tag ein kleines Dankeschön.<br />
Jede nicht erfolgte Zimmerreinigung kommt einer<br />
ausgewählten Initiative vor Ort zugute.<br />
„Die Idee ist bei Maritim nicht ganz neu“, erklärt Helge Timm,<br />
denn in einigen Hotels der Maritim Gruppe gab es zuvor eine<br />
mehrmonatige Testphase. „So haben wir genau geprüft,<br />
wie unsere Gäste auf die Initiative reagieren und wie wir ihr<br />
Engagement bestmöglich für Umwelt und Soziales einsetzen“,<br />
erklärt er und ergänzt: „Der regionale Bezug ist sehr<br />
wichtig. Deshalb entscheidet jedes Maritim Hotel selbst,<br />
welches nachhaltige lokale Projekt unterstützt werden soll.“<br />
Die Maritim Hotelgesellschaft ist als inhabergeführte deutsche<br />
Hotelkette aktuell an 24 Standorten in ganz Deutschland<br />
und in sieben Ländern im Ausland vertreten: Mauritius,<br />
Ägypten, Malta, Spanien, Albanien, Bulgarien und China<br />
(www.maritim.de).<br />
Maritim Hotel Ulm<br />
Basteistraße 40 | 89073 Ulm<br />
Telefon: +49 (0) 731 923-0<br />
E-<strong>Mai</strong>l: info.ulm@maritim.de<br />
Einchecken und gleichzeitig etwas für den Naturschutz tun:<br />
Das können Gäste jetzt im Maritim Hotel Ulm mit „Pro Tomorrow”.
Anzeige 49<br />
Wasser ist Leben – wir leisten einen<br />
Beitrag zu seiner Reinheit<br />
Wasser ist eine der kostbarsten Ressourcen.<br />
Diese zu schützen und wirtschaftlich erneuerbar<br />
zu machen, ist unser Antrieb.<br />
Mit dem Bau und der Inbetriebnahme<br />
unserer<br />
EVA (Emulsions-Verwertungs-Anlage)<br />
haben wir<br />
in eine nachhaltige Abfallwirtschaft<br />
investiert.<br />
In unserer Verdampferanlage<br />
können wir,<br />
mithilfe des vollautomatisch<br />
gesteuerten VACU-<br />
Andreas Knittel – DEST-Verfahrens, industrielle<br />
Öl-Wasser-Gemi-<br />
3. Generation im<br />
Familienunternehmen sche für die anschließende<br />
stoffliche Verwertung<br />
und Entsorgung aufbereiten. Durch das Verdampfen<br />
unter Vakuum und einer ausgeklügelten<br />
Wärmerückgewinnungstechnik arbeitet unsere<br />
Anlage mit einem vergleichsweise geringen<br />
Energieaufwand. Auf dem Dach installierte<br />
PV-Module versorgen die Anlage teilweise mit Eigenstrom.<br />
Durch die so optimierte Deckung des<br />
Energiebedarfs arbeitet unser Aufbereitungssystem<br />
zugleich kosteneffizient und nachhaltig.<br />
Ein wertvoller Beitrag zur Ressourcenschonung<br />
und Rohstoffgewinnung aus Abwässern.<br />
Aufbereitung und Verwertung mit EVA<br />
Mit unserer EVA (Emulsions-Verwertungs-Anlage)<br />
bieten wir eine hochmoderne und innovative<br />
Lösung zur nachhaltigen Aufbereitung von Abwässern<br />
an. In vielen Industrie- und Gewerbebetrieben<br />
fallen Öl-Wasser-Gemische, Bohr- und<br />
Bearbeitungsemulsionen, Waschwässer oder<br />
sonstige Flüssigkeiten an, deren umwelt- und<br />
gesetzeskonforme Entsorgung einen großen<br />
Kostenblock darstellen. Dank unserer langjährigen<br />
Erfahrung bei der Verwertung und Entsorgung<br />
von Sonder¬abfällen können auch Sie mit<br />
unserer Anlage einen wertvollen Beitrag leisten,<br />
um den nächsten Generationen eine saubere<br />
und gesunde Umwelt zu ermöglichen.<br />
Emulsionsverwertungsanlage Firma Knittel<br />
VACUDEST-Verfahren<br />
Das Vakuum-Verdampfer-Verfahren hat sich als<br />
eine sehr wirtschaftliche Methode zur Aufbereitung<br />
vielfältiger Industrieabwässer etabliert. Es<br />
stellt eine hervorragende Alternative für die industrielle<br />
Abwasserentsorgung, im Vergleich zu<br />
anderen Verfahren der Abwasseraufbereitung,<br />
dar. Und mit einem Anlagendurchsatz von über<br />
10.000 m³ im Jahr sind wir langfristig der zuverlässige<br />
Entsorgungs¬partner an Ihrer Seite. Die<br />
Annahme und Lagerung der flüssigen Abfälle erfolgt,<br />
je nach Inputqualität der angelieferten<br />
Emulsionen und Flüssigkeiten, über unser dazugehöriges<br />
Tanklager mit insgesamt 190.000 Litern<br />
Fassungsvermögen. Damit können wir Ihnen<br />
eine jederzeitige Annahmesicherheit für Ihre<br />
flüssigen Abfälle garantieren. Mögliche Inputstoffe<br />
für unsere Anlage sind:<br />
• Öl-Wasser-Gemische<br />
• Ölbelastetes Waschwasser<br />
• Flüssige Ölabscheider-Inhalte<br />
• Bohr-/Schleif-Emulsionen<br />
• Bearbeitungsemulsionen<br />
• Gleit-/Schleif-Wasser<br />
Verwertung und Entsorgung der Abfälle<br />
Mit dem vollautomatisch gesteuerten VACU-<br />
DEST-Verfahren können wir das saubere Wasser<br />
zurückgewinnen – dies ist wirtschaftlich und<br />
nachhaltig zugleich. Aus den öligen Inhaltsstoffen<br />
der Emulsionen wird, über einen mehrstufigen<br />
Prozess, ein wiederverwendbares Konzentrat<br />
erzeugt, das in der Schmierstoffindustrie<br />
und als Brennstoffsubstitut Verwendung findet.<br />
Die wenigen festen Bestandteile der behandelten<br />
Industrieabwässer werden über unser betriebseigenes<br />
Sonderabfall-Zwischenlager<br />
(SAZL) verwertet bzw. entsorgt.<br />
Aktiver Umweltschutz<br />
Der Schutz unserer natürlichen Ressourcen und<br />
die Bewahrung einer intakten Umwelt sind zwei<br />
wichtige Ziele unserer Gesellschaft. Das Thema<br />
Abfall ist dabei allgegenwärtig und verdient unsere<br />
besondere Aufmerksamkeit. Aktiver Umweltschutz<br />
baut auf zwei Säulen auf: Einerseits<br />
die Vermeidung von Abfällen und andererseits<br />
Ihre ökologisch sinnvolle Verwertung.<br />
Als Entsorgungsunternehmen liegt uns diese<br />
Thematik besonders am Herzen, denn wir wissen<br />
welchen Schaden nicht fachgerecht entsorgte<br />
Abfälle in der Natur anrichten können.<br />
Gleichzeitig kennen wir auch das Potenzial, das<br />
in der Rückführung von Abfällen in Wertstoffund<br />
Energiekreisläufe steckt. Die nachhaltige<br />
Verwertung von Abfällen und die fachgerechte<br />
Beratung zur richtigen Entsorgung ist unser Beitrag<br />
zu einer sauberen Umwelt.<br />
Wir achten aus ökologischen Gesichtspunkten<br />
auch darauf, eine moderne, umweltfreundliche<br />
Fahrzeugflotte einzusetzen, unnötige Fahrten zu<br />
vermeiden und unseren Energieeinsatz so gering<br />
wie möglich zu halten.<br />
Verantwortungsbewusst seit über 60 Jahren<br />
und nachhaltig in der 3. Generation<br />
Seit der Gründung als Fuhrunternehmen durch<br />
Josef und Hildegard Knittel im Jahr 1953 steht<br />
die Familie Knittel, heute in dritter Generation,<br />
mit Ihrem Namen für verantwortungsbewusstes<br />
und partnerschaftliches Handeln.<br />
Durch Zuverlässigkeit, Weitblick, Kreativität und<br />
Flexibilität hat sich Knittel zum professionellen<br />
<strong>Unternehmen</strong> in der Abfallwirtschaft entwickelt.<br />
Das Familienunternehmen erwirtschaftet mit<br />
130 Mitarbeitern einen Umsatz von 20 Mio. Euro.<br />
Mit Andreas Knittel ist vor 3 Jahren nun die 3. Familiengeneration<br />
in die <strong>Unternehmen</strong>sleitung<br />
eingetreten.<br />
KNITTEL GmbH Abfallentsorgung<br />
Adalbert-Stifter-Straße 28<br />
89269 Vöhringen<br />
Telefon 0 73 06 / 96 16-0<br />
Telefax 0 73 06 / 96 16-45<br />
info@knittel-entsorgung.de<br />
www.knittel-entsorgung.de<br />
Fotos: Archiv Knittel
50<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Schon seit den 1990er<br />
Jahren beschäftigen<br />
sich <strong>Unternehmen</strong> gedanklich<br />
damit, wie sie<br />
ihre Auswirkungen auf die Umwelt<br />
reduzieren können. Doch<br />
passiert ist all die Jahre nur wenig.<br />
Bei vielen Firmen wuchs die<br />
Einsicht in die Notwendigkeit<br />
des Klimaschutzes nur langsam.<br />
Selbst im Jahr 2017 gaben in einer<br />
Studie zur Nachhaltigkeit im<br />
börsennotierten Mittelstand<br />
noch fast 30 Prozent der <strong>Unternehmen</strong><br />
in einer repräsentativen<br />
Umfrage an, dass sie Umweltschutz<br />
als unwichtig einstuften.<br />
Dieser Anteil ist im vergangenen<br />
Jahr auf 5 Prozent gesunken.<br />
Hälfte misst den CO 2<br />
-Abdruck<br />
Mittlerweile ist klar: Der Druck<br />
auf <strong>Unternehmen</strong>, nachhaltiger<br />
zu agieren, wird in den nächsten<br />
Jahren deutlich zunehmen.<br />
Der Umfrage zufolge misst<br />
schon heute die Hälfte (49 Prozent)<br />
der <strong>Unternehmen</strong> ihren<br />
CO 2<br />
-Fußabdruck und stellt die<br />
Ergebnisse überwiegend in den<br />
Nachhaltigkeits- und Geschäftsberichten<br />
zur Verfügung. 21 Prozent<br />
, schreiben Manuel Hoelzle<br />
und Marita Conzelmann von<br />
der Kapitalmarktplattform<br />
Goingpublic (GBC AG), die die<br />
Studie verfasst haben. Die beiden<br />
kommen zu dem Schluss,<br />
dass der deutsche Mittelstand<br />
mittlerweile das Thema Nachhaltigkeit<br />
im Blick und sowohl<br />
die Teilbereiche ökologische,<br />
ethische und soziale als auch natürlich<br />
die ökonomische Nachhaltigkeit<br />
sehr ernst nimmt.<br />
Allerdings ist Nachhaltigkeit<br />
selbst in den meisten größeren<br />
<strong>Unternehmen</strong> noch keine Chefsache.<br />
Nach einer Studie der<br />
<strong>Unternehmen</strong>sberatung PWC<br />
haben nur knapp 30 Prozent von<br />
weltweit 1640 untersuchten <strong>Unternehmen</strong><br />
einen Nachhaltigkeitsmanager<br />
auf erster oder<br />
zweiter Führungsebene.<br />
Vorreiter sei Frankreich, wo<br />
bereits 57 Prozent der befragten<br />
Firmen einen sogenannten<br />
Chief Sustainability Officer<br />
(CSO) im Topmanagement<br />
habe, gefolgt von den USA (47<br />
Prozent) und Indien (44 Prozent).<br />
Deutschland landete der<br />
Studie zufolge mit 35 Prozent im<br />
Nachhaltigkeit und<br />
Klimaneutralität werden für<br />
<strong>Unternehmen</strong> zunehmend<br />
zu einem wichtigen<br />
Erfolgsfaktor. Fotos:<br />
© Mopic/shutterstock.com<br />
© Elnur/shutterstock.com<br />
Häufig keine<br />
Chefsache<br />
CO 2<br />
-Fußabdruck Um die Klimakrise zu<br />
bekämpfen, müssen <strong>Unternehmen</strong><br />
radikal umdenken. Zwei Studien zeigen, wo<br />
es noch hapert.<br />
Strengere Regeln für Lieferketten<br />
Die EU hat vor wenigen<br />
Wochen den<br />
Entwurf für die<br />
Richtlinie zur unternehmerischen<br />
Nachhaltigkeit vorgelegt.<br />
Sie will großen<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
menschenrechtliche<br />
und ökologische<br />
Sorgfaltspflichten<br />
auferlegen<br />
– und geht<br />
weit über das<br />
deutsche Lieferkettengesetz<br />
hinaus.<br />
Über eine Kettenreaktion<br />
werden<br />
die Regeln auch<br />
Mittelständler und<br />
Zulieferer treffen.<br />
oberen Mittelfeld. In China dagegen<br />
hätten nicht einmal 3 Prozent<br />
der untersuchten <strong>Unternehmen</strong><br />
einen Nachhaltigkeitsmanager<br />
im Topmanagement.<br />
„Nachhaltigkeit ist für <strong>Unternehmen</strong><br />
zunehmend ein wichtiger<br />
Erfolgsfaktor und sollte vermehrt<br />
als Innovationstreiber gesehen<br />
werden“, sagte der Leiter<br />
der PWC-Strategieberatung<br />
Strategy&, Peter Gassmann.<br />
Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle<br />
<strong>Unternehmen</strong>sführung<br />
hätten sich zu wichtigen<br />
Bewertungskriterien für<br />
<strong>Unternehmen</strong> entwickelt:<br />
Davon „hängt nicht nur der Zugang<br />
zu Finanzierung, sondern<br />
auch die Wahrnehmung des <strong>Unternehmen</strong>s<br />
auf dem Talentmarkt<br />
sowie in der breiteren Öffentlichkeit<br />
ab“.<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
sollten<br />
Nachhaltigkeit als<br />
Innovationstreiber<br />
sehen.<br />
Peter Grassmann<br />
<strong>Unternehmen</strong>sberatung PWC<br />
Nachhaltigkeit betreffe alle<br />
Bereiche einer Firma und sei<br />
keine Zusatzaufgabe. Sie sollte<br />
zentral bei einem CSO auf erster<br />
oder zweiter Führungsebene<br />
angesiedelt werden, sagte<br />
Gassmann. 98 Prozent der im<br />
Nachhaltigkeits-Ranking von<br />
Refinitiv/Bloomberg mit<br />
Höchstnoten bewerteten <strong>Unternehmen</strong><br />
hätten einen CSO oder<br />
einen „CSO light“.<br />
Branchen, die bereits mehr<br />
Druck von Gesetzgebern, Investoren<br />
und Öffentlichkeit für<br />
mehr Nachhaltigkeit spüren, haben<br />
laut Studie häufiger einen<br />
CSO. „Verbrauchernahe Industrien<br />
mit hohem Energiebedarf<br />
wie zum Beispiel die Konsumgüterindustrie<br />
(50 Prozent) oder<br />
die Chemiebranche (45 Prozent)<br />
und die Öl- und Gasindustrie<br />
(42 Prozent) nehmen eine Vorreiterrolle<br />
bei der CSO-Besetzung<br />
ein.“ Und „größere Firmen<br />
(nach Umsatz und Mitarbeitern)<br />
haben mehr CSOs“. [!]<br />
<br />
pau
51<br />
Was sich unter<br />
der Erde abspielt,<br />
fasziniert uns.<br />
Erdwärme.<br />
Energiefreundlich und vielfältig.<br />
Baugrunderkundung.<br />
Hier liegen unsere Wurzeln.<br />
Wassergewinnung.<br />
Privileg und Chance zugleich.<br />
Projektierung.<br />
Engineering mit Weitsicht.<br />
Kampfmittelerkundung.<br />
Ein hochsensibler Bereich.<br />
baugrundsued.de
Viel Potenzial<br />
und Widerstand<br />
Bis zum Jahr 2030 müssen sich<br />
laut KfW die Windkraft-Kapazitäten<br />
an Land verdoppeln, um<br />
die Klimaziele zu erreichen. Foto:<br />
© engel.ac/shutterstock.com<br />
Erneuerbare Energien Der Ausbau der Windenergie erlahmt. Die Förderbank KfW mahnt:<br />
Ohne mehr Kooperationswillen von Bundesländern und Bevölkerung geht es nicht.<br />
Die Stromgewinnung aus<br />
Erneuerbaren Energien<br />
ist die größte Herausforderung,<br />
um das Ziel<br />
der Treibhausgas-Neutralität erreichen<br />
zu können. Das stellt die<br />
staatliche Förderbank KfW in einer<br />
neuen Studie mit Blick auf<br />
das Jahr 2030 und auch vor dem<br />
Hintergrund des Krieges in der<br />
Ukraine fest. „Energiesicherheit<br />
und Klimaneutralität sind zwei<br />
Seiten derselben Medaille“, sagt<br />
KfW-Chef-Volkswirtin Fritzi<br />
Köhler-Geib.<br />
Der russische Angriff auf die<br />
Ukraine habe zu noch mehr Risiken<br />
für die Sicherheit der<br />
Energieversorgung Deutschlands<br />
und zu massiv steigenden<br />
Preisen für fossile Energieträger<br />
geführt. „Eine konsequente Weichenstellung<br />
für mehr Investitionen<br />
in erneuerbare Energien<br />
und Energieeffizienz wird deshalb<br />
noch wichtiger“. Der Studie<br />
zufolge ist ein massiver Ausbau<br />
der erneuerbaren Energien<br />
noch in diesem Jahrzehnt erforderlich.<br />
Die Kapazitäten von<br />
Windenergie an Land müssten<br />
bis 2030 mindestens verdoppelt,<br />
die von Wind und Photovoltaik<br />
auf See nahezu vervierfacht<br />
werden.<br />
Deutschland stehe vor einer<br />
enormen Kraftanstrengung<br />
beim Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien, sagt Köhler-Geib. Deren<br />
Anteil an der Stromerzeugung<br />
muss laut Studien von<br />
Agora Energiewende und Deutscher<br />
Energieagentur von derzeit<br />
41 auf bis zu 69 Prozent steigen.<br />
Zentral sei dabei, die Bereitstellung<br />
von Flächen und die<br />
Sicherung der dafür notwendigen<br />
Akzeptanz der Bevölkerung.<br />
Zudem sei eine deutliche Senkung<br />
des Energieverbrauchs unverzichtbar,<br />
mahnt KfW-Volkswirtin<br />
und Studienautorin Anke<br />
Brüggemann.<br />
Mit Blick auf die Windenergie<br />
verweist sie auf das derzeit<br />
wichtigste Hemmnis für einen<br />
schnelleren Ausbau: Zu wenig<br />
ausgewiesene Flächen für neue<br />
Windräder, wegen pauschaler<br />
Mindestabstände der Anlagen<br />
von Wohngebäuden in einzelnen<br />
Bundesländern, Widerstände<br />
in der Bevölkerung sowie<br />
„großzügige“ Abstandsregeln zu<br />
Deutschland<br />
steht vor<br />
einer enormen<br />
Kraftanstrengung<br />
in Sachen Energie.<br />
Fritzi Köhler-Geib<br />
Chefvolkswirtin der KfW.<br />
Wetterradar- und Navigationsanlagen<br />
im Luftverkehr. Derzeit<br />
stünde faktisch nur 0,5 Prozent<br />
der Landesfläche für Windenergie<br />
zur Verfügung. Laut Bundesregierung<br />
müssten es zwei Prozent<br />
sein. Um das zu erreichen,<br />
so Brüggemann, müssten Bundesländer<br />
und Bevölkerung bereit<br />
zur Kooperation sein.<br />
Auch bei Photovoltaik sei das<br />
große Potenzial von Dachanlagen<br />
bei weitem noch nicht ausgeschöpft<br />
und dies insbesondere<br />
in Städten. Notwendig seien<br />
zusätzliche Anreize für Hausbesitzer,<br />
um Dächer bestehender<br />
und neuer Gebäude für Sonnenergie<br />
zu nutzen. Die Bundesregierung<br />
will dies bei gewerblichen<br />
Neubauten zur Pflicht machen,<br />
bei privaten Neubauten<br />
soll es zur Regel werden.<br />
Eine weitere zentrale Herausforderung<br />
ist der KfW-Studie<br />
zufolge ein beschleunigter Ausbau<br />
der Stromleitungsnetze, des<br />
europäischen Stromhandels und<br />
der Stromspeicher. Nur so könne<br />
eine hohe Stromversorgungssicherheit<br />
auch künftig gewährleistet<br />
werden.[!] Rolf Obertreis
Anzeige 53<br />
Expertenwissen ist wertvolle Energie<br />
Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm liefern ihren Kunden nicht nur Energie, sondern versorgen sie<br />
zudem mit nachhaltigen Lösungen und Produkten.<br />
Ein Energieversorger als Manager für Energieeffizienz?<br />
„Das mag vor einer Generation noch<br />
als Widerspruch in sich gegolten haben“, sagt<br />
Marcus Deutenberg, Leiter Vertrieb Energie bei<br />
den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm (SWU). „Dies<br />
ist seit Jahren für uns unternehmerische<br />
Selbstverständlichkeit und ein stark wachsender<br />
Dienstleistungsbereich.“<br />
Die langjährige Erfahrung sowie das Feedback<br />
aus Kundengesprächen mündet in fortlaufende<br />
Innovation bei „grünen“ Angeboten und<br />
Produkten seitens der SWU. „Nachhaltigkeit,<br />
so kann man sagen, ist in Energiefragen systemrelevant.“<br />
Gleichzeitig zeige sich auch,<br />
dass Konzepte Richtung Nachhaltigkeit und<br />
Eigenerzeugung oder Prozesse, die mangels<br />
Wirtschaftlichkeit noch vor ein, zwei Jahren<br />
verworfen wurden, unter den aktuell neuen<br />
Vorzeichen durchaus rentabel sind.<br />
Nachhaltigkeit bei der SWU<br />
Die SWU, die sich im Rahmen ihrer <strong>Unternehmen</strong>sstrategie<br />
dem Ziel „Klimaneutralität“<br />
verpflichtet hat, stellt sich selbst regelmäßig<br />
der neutralen Prüfung ihrer Nachhaltigkeit,<br />
z.B. beim zertifizierten Umwelt- und Energiemanagement.<br />
Aus dem eigenen Betrieb heraus<br />
verfügt sie über praktische Beispiele, die<br />
für Geschäftskunden als unternehmerische<br />
Blaupause geeignet sind – und die sie mit<br />
ihnen regelmäßig bei Beratungsgesprächen<br />
teilt.<br />
Elektromobilität sieht die SWU nicht nur als<br />
Lieferant von Strom. Sie schafft ganzheitliche<br />
Angebote insbesondere zu Ladelösungen<br />
und Ladeinfrastruktur, bei denen viele <strong>Unternehmen</strong><br />
akuten Handlungsbedarf haben. Der<br />
Service reicht von der Konzeption über den<br />
Aufbau bis hin zum Betrieb. „Wir nutzen unsere<br />
Erfahrungen, um ein optimales und angepasstes<br />
Angebot für unsere Kunden zusammenzustellen,“<br />
sagt Deutenberg. „So stellen<br />
wir sicher, dass die gefundenen Lösungen in<br />
jeder Hinsicht nachhaltig wirken.“<br />
Direkten Wissenstransfer auf organisatorischer,<br />
technischer, regulatorischer und steuerlicher<br />
Ebene stellt die SWU beim immer<br />
wichtigeren Thema „Eigenerzeugung“ bereit.<br />
Wo einzelne <strong>Unternehmen</strong> vor „Einmal-im-Leben“-Herausforderungen<br />
stehen, liefern die<br />
Stadtwerke aus dem Tagesgeschäft heraus<br />
kombinierte Nachhaltigkeits-Lösungen z.B.<br />
aus Photovoltaik und Elektromobilität.<br />
SWU bietet Dienstleistung CO 2 -Fußabdruckberechnung an. Foto: J.M. Image Factory/Shutterstock.com<br />
Auf der Basis eines umfassenden Datenpools<br />
ist es der SWU heute möglich, den CO 2 -Fußabdruck<br />
für jeden Kunden zu berechnen. Daraus<br />
ist inzwischen ein eigenes Service-Produkt<br />
entstanden, das intensiv nachgefragt<br />
wird.<br />
Mit dem zügigen Ausbau des Glasfasernetzes<br />
am eigenen Standort hat sich die SWU-Tochter<br />
SWU TeleNet ein zusätzliches Geschäftsfeld<br />
geschaffen. Aus unternehmerischer<br />
Sicht besonders wertvoll sind der positive<br />
Einfluss auf die Standort- und Arbeitgeber-Attraktivität<br />
sowie die erweiterten Grundlagen<br />
für die digitale Transformation. Gleichzeitig<br />
stärkt diese Strategie – in Verbindung<br />
mit einem lokal basierten Cloud-Angebot –<br />
die Infrastruktur für „Green IT“.<br />
Energieeffizienz ist enstscheidend<br />
„Energieeffizienz ist definitiv eine unternehmerische<br />
Entscheidung, deren Nachhaltigkeit sich<br />
weit über Umweltfragen hinaus erstreckt“, betont<br />
Marcus Deutenberg. „Jede gesparte Kilowattstunde<br />
muss nicht bezahlt werden. Die eingesparten<br />
Mittel können wiederum in Innovation,<br />
Fortschritt oder Mitarbeiterbindung investiert<br />
werden. Ihr Effekt geht also weit über die<br />
Ersparnis hinaus – in Zeiten mit stark steigenden<br />
Energiekosten wirken sie exponentiell.“<br />
Gleichzeitig erhöht sich auf diese Weise die Krisenresilienz<br />
des jeweiligen <strong>Unternehmen</strong>s, weil<br />
nicht benötigte kWh auch nicht fehlen können.<br />
„Nicht zuletzt unterstützt eine effiziente Energienutzung<br />
die Wirtschaft am Standort“, erklärt<br />
Deutenberg. Weshalb sich die SWU aktiv<br />
an entsprechenden Initiativen beteiligt, wie<br />
z.B. an Energie-Effizienznetzwerken der IHK in<br />
der Region. „Alle Energiethemen, die <strong>Unternehmen</strong><br />
heute vor sich haben, sind interdisziplinär.<br />
Eine Entscheidung greift in die andere,<br />
nur ganzheitliche Strategien, wie sie die SWU<br />
selbst verfolgt, führen zum Erfolg.“<br />
Marcus Deutenberg<br />
Abteilungsleiter<br />
Vertrieb<br />
SWU Energie GmbH<br />
Karlstraße 1-3,<br />
89073 Ulm<br />
Telefon 0731 166-2670<br />
Telefax 0731 166-2659<br />
marcus.deutenberg@swu.de<br />
www.swu.de
54<br />
Kurze Wege vom Wald zum Sägewerk und vom Sägewerk zum Kunden sind wichtig fürs Klima, betonen Michael und Martin Schütterle.<br />
Ein Brand im Sägewerk –<br />
eine furchtbare Vorstellung.<br />
Gierig frisst sich<br />
das Feuer durch Rohstoffe<br />
und Maschinen und zerstört<br />
dabei Existenzen. Durch einen<br />
elektrischen Defekt passierte<br />
genau das im Jahr 2005 im Sägewerk<br />
der Gebrüder Schütterle<br />
aus Eschach bei Ravensburg.<br />
Eine Katastrophe. Aber auch<br />
eine Chance.<br />
Nach dem Brand entschlossen<br />
Michael und Martin Schütterle,<br />
sich zu spezialisieren: auf<br />
den Schnitt und die Weiterverarbeitung<br />
von Lärche und Douglasie.<br />
Ein Schritt, den viele<br />
Konkurrenten, Kollegen und<br />
Kunden zu der Zeit nicht nachvollziehen<br />
konnten. „Damals<br />
hatten die Leute Lärche im Außenbereich<br />
gar nicht auf dem<br />
Schirm,“ sagt Michael Schütterle.<br />
„Lärchen wachsen nicht so<br />
gerade wie Fichten und sind daher<br />
schwieriger in der Verarbeitung.<br />
Wir sind eine Nische von<br />
links nach rechts.“<br />
Heute verkauft der Betrieb jedes<br />
Jahr 135 000 Quadratmeter<br />
Terrassen-Ware, außerdem Bauhölzer,<br />
Rombusleisten für Fassaden<br />
und Rohware für Paletten.<br />
Was nach dem Schnitt übrig<br />
bleibt, wird zu Sägemehl, Hackschnitzen<br />
oder Pellets verarbeitet.<br />
„Wir produzieren quasi keinen<br />
Abfall“, sagt Michael Schütterle.<br />
Die Holzmacher:<br />
Lärche total lokal<br />
Sägewerk 338 Jahre alt ist das Familienunternehmen der Brüder<br />
Schütterle aus Eschach. Ihre Spezialisierung auf zwei Holzarten<br />
wurde erst belächelt. Nun ist dieser Schritt ihr Schlüssel zum Erfolg.<br />
Nachdem ein Brand 2005 den Betrieb in Eschach bei Ravensburg zerstört hat, spezialisierten sich die<br />
Brüder Michael (links) und Martin Schütterle und sind nun Mitglied in der Initiative „Holz von hier“.<br />
FOTO: JULIA RIZZOLO
unternehmen [!] MACHEN 55<br />
FOTO: © ERIC CARRIERE, ROMAN ZAIETS & VOLODYMYR_SHTUN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
12 000 Quadratmeter ist das<br />
Gelände des Sägewerks groß.<br />
Die Anlage, die 15 000 Kubikmeter<br />
Rundholz im Jahr verarbeitet,<br />
ist für einen Laien beeindruckend.<br />
Ein einzelner Mensch<br />
kontrolliert alles von einer kleinen<br />
Kabine aus. Baumstämme<br />
werden über Förderbänder<br />
transportiert als wären es Zahnstocher.<br />
Laut ist es. Überall rieselt<br />
Sägemehl. Es riecht so herrlich,<br />
als stünde man direkt im<br />
Wald.<br />
Seit dem 17. Jahrhundert<br />
Neben der Spezialisierung kann<br />
die „Holz Schütterle oHG“ noch<br />
eine weitere Besonderheit aufweisen:<br />
die lange Historie. Bereits<br />
Ende des 17. Jahrhunderts<br />
wurde auf dem heutigen Gelände<br />
eine Säge- und Kunstmühle<br />
der Familie erwähnt. Damals<br />
noch als Lehensbetrieb des nahen<br />
Kloster Weißenau. „Meines<br />
Wissens nach sind wir der<br />
zweitälteste Gewerbebetrieb in<br />
Familienhand in Ravensburg“,<br />
erzählt Martin Schütterle. Der<br />
Vater sei noch Müllermeister<br />
gewesen. Seit 1970 konzentriert<br />
sich alles aufs Sägewerk.<br />
Größtes Absatzgebiet ist der<br />
Raum Baden-Württemberg/<br />
Bayern. Acht Prozent werden<br />
exportiert. Der überregionale<br />
Absatz liegt bei 15 Prozent. Aus<br />
den heimischen Hölzern werden<br />
so zumeist wieder heimische<br />
Produkte. Das Sägewerk ist<br />
Mitglied der gemeinnützigen<br />
Initiative „Holz von hier“ und<br />
verpflichtet sich unter anderem<br />
zu kurzen Transportwegen, gegen<br />
Tropenholz und zu nachhaltiger<br />
Forstwirtschaft.<br />
Für Michael Schütterle eine<br />
Selbstverständlichkeit: „Wir haben<br />
so tolle Holzarten in<br />
Deutschland. Warum sollten wir<br />
uns da über Tausende von Kilometern<br />
Sibirische Lärche herkommen<br />
lassen?“, sagt er. „Regionalität<br />
ist den Leuten heute<br />
zum Glück immer wichtiger.“<br />
Und sein Bruder Martin ergänzt:<br />
„Die lokale Vermarktung ist aus<br />
ökologischer Hinsicht eine große<br />
Chance. Kurze Wege vom<br />
Wald zum Sägewerk und vom<br />
Sägewerk zum Kunden sind<br />
wichtig fürs Klima. Wir möchten<br />
die Leute ein wenig sensibi-<br />
90 Milliarden Bäume<br />
In deutschen Wäldern wachsen nur wenige Lärchen. Gar nicht<br />
einfach für das Sägewerk, an das Material zu kommen.<br />
In Deutschland<br />
gibt es rund 2000<br />
Sägebetriebe mit<br />
insgesamt 19 000<br />
Beschäftigten. Der<br />
Umsatz der deutschen<br />
Sägeindustrie<br />
liegt bei rund 5<br />
Milliarden Euro im<br />
Jahr. In Baden-<br />
Württemberg nehmen<br />
die Baumarten<br />
Fichte, Buche,<br />
Tanne, Kiefer und<br />
Eiche über drei<br />
Viertel der Wälder<br />
ein. Die Waldfläche<br />
liegt bei 1 371 886<br />
Hektar (Bundeswaldinventur<br />
2012),<br />
das sind knapp 38<br />
Prozent des Bundeslandes.<br />
Im Wirtschaftsjahr<br />
2020<br />
lag der Holzeinschlag<br />
in Deutschland<br />
bei 80,4 Millionen<br />
Kubikmetern<br />
und damit 17,9 Prozent<br />
über dem Vorjahreswert.<br />
Insgesamt<br />
wachsen in<br />
Deutschland laut<br />
Schätzungen rund<br />
90 Milliarden Bäume.<br />
FOTO: © SISIKA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
lisieren: Wir haben wertiges,<br />
nachhaltiges Holz hier vor der<br />
Haustür, dafür muss man keinen<br />
brasilianischen Regenwald abholzen.“<br />
Die Stämme, die in seinem<br />
Werk verarbeitet werden, haben<br />
höchstens 200 Kilometer Weg<br />
hinter sich. Die Herausforderung<br />
bei der Spezialisierung auf<br />
Lärche und Douglasie besteht<br />
darin, genügend Baumstämme<br />
zu bekommen. Fichte, Buche<br />
und Tanne machen den Großteil<br />
der geschlagenen Holzarten<br />
aus. „Lärche ist nur rund fünf<br />
Prozent vom Gesamtvolumen“,<br />
sagt Martin Schütterle. „Wir benötigen<br />
also viel mehr Ansprechpartner<br />
für die Mengen,<br />
die wir verarbeiten und einen<br />
riesigen Lieferantenkreis, wenn<br />
man das regional machen will.“<br />
Die lokale<br />
Vermarktung<br />
ist ökologisch<br />
gesehen eine<br />
große Chance.<br />
Martin Schütterle<br />
Inhaber<br />
Auf die aktuelle Situation des<br />
derzeitigen Holzmarktes und<br />
der Holzpreise angesprochen,<br />
erklärt Martin Schütterle: „Die<br />
Preissteigerung ist eine notwendige<br />
Korrektur, auf die wir die<br />
vergangenen 20 Jahre gewartet<br />
haben.“ Im Umkreis von Ravensburg<br />
seien in den letzten<br />
Jahren fünf Sägewerke „verschwunden“.<br />
Vielen habe das<br />
Geld für notwendige Investitionen<br />
und Modernisierungen gefehlt.<br />
Der Automatisierungsgrad<br />
in der Branche sei enorm hoch.<br />
Hinzu komme der Fachkräftemangel<br />
und der energieintensive<br />
Betrieb. „Wir haben Stromkosten<br />
wie ein kleines Dorf“,<br />
sagt Michael Schütterle. Ein Teil<br />
wird durch eine Photovoltaik-Anlage<br />
erzeugt. Durch den<br />
notgedrungenen Wiederaufbau<br />
nach dem Brand im Jahr 2005<br />
und dem richtigen Riecher für<br />
die Zukunft ist das Sägewerk der<br />
Schütterles heute nach eigenen<br />
Angaben gut aufgestellt. [!]<br />
<br />
Julia Rizzolo
56<br />
LEBEN unternehmen [!]<br />
Hauptsache raus<br />
Umfrage Mit Vollgas auf der Vespa oder doch lieber gechillt im Garten liegend. Sechs<br />
Führungskräfte verraten unserem Mitarbeiter Stefan Loeffler, wie sie den Frühling begrüßen.<br />
1) Was ist für Sie Sinnbild und Inbegriff<br />
des Frühlings?<br />
2) Was haben Sie sich für den Frühling<br />
persönlich vorgenommen?<br />
3) Und was im <strong>Unternehmen</strong>?<br />
4) Was ist ihre Lieblingsbeschäftigung<br />
im Frühling?<br />
5) Was ist ihr liebster Platz im Freien/in<br />
der Natur?<br />
FOTO: © STOCKPHOTO-GRAF/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Rechtsanwältin Silke Zimmermann<br />
von der Kanzlei Rechtsanwälte<br />
Doppstadt + Partner<br />
mbH, liebt ausgedehnte<br />
Spaziergänge mit ihrem Hund.<br />
1Das Schneeglöckchen. Das<br />
bedeutet für mich das Erwachen<br />
der Natur aus dem Winterschlaf<br />
und ich freue mich auf die<br />
ersten warmen Sonnenstrahlen.<br />
2Nach dem gefühlt langen<br />
Winter einfach nur die Sonne<br />
genießen…und natürlich der<br />
obligatorische Frühjahrsputz.<br />
3Strukturen und Abläufe zu<br />
überdenken und zu überarbeiten.<br />
Zudem sind einige Fortbildungen<br />
zu aktuellen Themen<br />
im Familienrecht geplant.<br />
4Ausgedehnte Spaziergänge<br />
mit dem Hund in der Natur.<br />
Am liebsten im Wald und auf<br />
der Heide.<br />
5Ein toller Aussichtspunkt<br />
auf der Wachholderheide.<br />
FOTO: © FOREST BADGER/SHUTTERSTOCK.COM<br />
1Da der Frühling meine Lieblingsjahreszeit<br />
ist, versuche<br />
ich schon im März die ersten<br />
Frühblüher zu erspähen, die sich<br />
durch den Schnee kämpfen.<br />
2Den Frühling 2020 und 2021<br />
habe ich wegen der Corona-Krise<br />
nicht sehr intensiv<br />
wahrgenommen. Das soll mir<br />
nicht mehr passieren! Zwar sind<br />
die Nachrichten aus der Ukraine<br />
schrecklich – aber wenn man<br />
nicht ab und zu in der Natur die<br />
Batterien auftankt – dann kann<br />
man sich auch nicht diesem<br />
Krieg entgegenstellen.<br />
Dr. Christoph Hantel, Leiter<br />
der Volkshochschule Ulm, holt<br />
sich Kraft in der aufblühenden<br />
Natur.<br />
3Wir haben viele Projekte.<br />
Doch bevor wir uns verstolpern,<br />
schalten wir lieber einen<br />
Gang zurück.<br />
4Meine Lieblingsbeschäftigung<br />
ist es, mit meiner Frau<br />
spazieren zu gehen. Außerdem<br />
unternehme ich sehr gerne etwas<br />
mit meinen drei Kindern.<br />
5Von unserer Wohnung am<br />
Safranberg aus gibt es drei<br />
Wege, die irgendwann alle an<br />
wunderbar blühenden Schrebergärten<br />
vorbeiführen. Ich genieße<br />
es, an den fleißigen und<br />
meist gutgelaunten Freizeitgärtnern<br />
vorbeizuspazieren.
unternehmen [!] LEBEN 57<br />
Bei Daniel Pitterle, Geschäftsführer<br />
der Schwabenroller<br />
GmbH, sorgt die Natur für den<br />
perfekten Ausgleich für Körper<br />
und Geist.<br />
1Wenn man mit der Familie<br />
und Freunden sich auch wieder<br />
draußen treffen kann.<br />
2Im Frühling möchte ich in<br />
meiner Freizeit wieder viel<br />
Zeit mit meiner Familie und mit<br />
Freunden verbringen. Neben<br />
dem arbeitsreichen Alltag ist<br />
das „draußen sein“ der perfekte<br />
Ausgleich für Körper und<br />
Geist.<br />
3Der Frühling ist für uns im<br />
<strong>Unternehmen</strong> immer die<br />
Vollgas-Zeit. Es macht einfach<br />
immer wieder Spaß das positive<br />
Frühlingsgefühl bei den Kunden<br />
zu erleben und den Vespa-Livestyle<br />
für den bevorstehenden<br />
Sommer zu vermarkten.<br />
4Egal ob beim Biken, im Garten,<br />
beim Vespa fahren oder<br />
einfach nur auf einer Wiese mit<br />
Lagerfeuer. Durch meine Familie<br />
bekomme ich die nötige<br />
Energie, um auch am nächsten<br />
Tag wieder hundertprozentig<br />
für unsere Kunden da zu sein.<br />
5Einen direkten Lieblingsplatz<br />
gibt es nicht. Grundsätzlich<br />
genieße ich aber die<br />
Zeit draußen am meisten.<br />
1Neues entsteht: Neue Energie,<br />
neue Ideen, neue Kräfte.<br />
Aufbruchstimmung.<br />
2Viel draußen zu sein in der<br />
Natur.<br />
3Da fällt mir spontan ein: „Aller<br />
Anfang ist leicht“. Wir<br />
machen uns Gedanken, wie wir<br />
den Nachhaltigkeitsgedanken in<br />
unsere Firma und für unsere<br />
Kunden integrieren können,<br />
dazu habe ich kürzlich ein inspirierendes<br />
Seminar besucht. Es<br />
kommt nicht darauf an, alles<br />
perfekt zu machen, sondern stetig<br />
etwas zu verbessern.<br />
Hildegard Kuch-Kuthe,<br />
Geschäftsführerin der Kuch &<br />
Kuthe <strong>Unternehmen</strong>sberatung,<br />
liebt es am Bienenhaus ihres<br />
Mannes zu sitzen.<br />
4Radtouren, Wandern, Ausflüge<br />
machen.<br />
5Das ist das Bienenhaus meines<br />
Mannes. Er ist seit ein<br />
paar Jahren Hobby-Imker, und<br />
es ist wunderbar, in der Sonne<br />
zu sitzen und den Bienen zuzusehen.<br />
Genießt ihren Terrassenblick<br />
über das Filstal bis Stuttgart:<br />
Stefanie Kremer, Geschäftsführerin<br />
„Das gesunde Büro“<br />
aus Göppingen“.<br />
FOTO: © IRIN-K/SHUTTERSTOCK.COM<br />
FOTO: © FOREST BADGER/SHUTTERSTOCK.COM<br />
1Frühling heißt für mich, wieder<br />
diesen ganz bestimmten<br />
Geruch in der Nase zu haben,<br />
das erste Mal ohne Strümpfe aus<br />
dem Haus zu gehen und endlich<br />
wieder Sonne tanken zu können.<br />
Dies habe ich in den dunklen<br />
Monaten so sehr vermisst.<br />
2Mein Mann und ich nehmen<br />
uns jedes Jahr vor, öfter einmal<br />
am Wochenende einfach<br />
nur für zwei Tage ins Allgäu<br />
zum Wandern zu fahren. Vielleicht<br />
schaffen wir es ja dieses<br />
Jahr.<br />
3Wir sind ständig dabei, uns<br />
weiterzuentwickeln – in den<br />
nächsten Wochen gestalten wir<br />
unsere Ausstellung um und nehmen<br />
unsere neuen Virtual Reality-Brillen<br />
in Betrieb, mit denen<br />
sich unsere Kunden virtuell in<br />
ihren neu geplanten Räumen bewegen<br />
und so einen noch besseren<br />
Eindruck davon bekommen<br />
können.<br />
4Einfach – wo auch immer –<br />
draußen zu sein und Sonne<br />
zu tanken.<br />
5Meine Terrasse mit Blick auf<br />
die Schwäbische Alb und<br />
über das Filstal bis nach Stuttgart.<br />
1Für mich bedeutet Frühling,<br />
dass das Leben gefühlt leichter<br />
und energiereicher wird. Die<br />
steigenden Temperaturen und<br />
das längere Tageslicht motivieren<br />
enorm.<br />
2Ich möchte die längere Helligkeit<br />
für mehr Sport und<br />
mehr Unternehmungen nutzen.<br />
Radio 7-Geschäftsführer<br />
Karsten Wallert freut sich auf<br />
die länger werdenden Tage.<br />
3Dieser Frühling ist etwas Besonderes.<br />
Corona ist noch<br />
nicht vorbei, aber trotzdem versuchen<br />
wir ab dem Frühling<br />
wieder mehr Aktionen und Veranstaltungen<br />
gemeinsam mit<br />
unseren Hörern im Freien zu erleben.<br />
4Gemeinsam mit Familie und<br />
Freunden laue Abende im<br />
Freien zu verbringen.<br />
5In einem schönen Straßencafé<br />
oder auf einer Wiese an<br />
der Donau.
58<br />
NAMEN & NACHRICHTEN<br />
unternehmen [!]<br />
Wechsel bei<br />
Junioren<br />
Geldinstitut Die Wirtschaftsjunioren<br />
Ulm/Neu-Ulm haben<br />
einen neuen Vorstand. Dem<br />
Gremium gehören nun neben<br />
dem neu gewählten Vorsitzenden<br />
Thomas Ressmann Stellvertreter<br />
Christian<br />
Gerstlauer,<br />
Schatzmeister<br />
Andreas Kull,<br />
Patrick Berger<br />
sowie Patrick<br />
Settele und Ina<br />
Thomas<br />
Ressmann ist<br />
neuer<br />
Vorsitzender.<br />
Mauer an. Nach<br />
zwölf Jahren<br />
Engagement hat<br />
sich Mike Fiedler<br />
als Kassenwart<br />
zurückgezogen. Andreas<br />
Hummel hat sich nach vier Jahren<br />
aus dem Vorstand verabschiedet.<br />
Der Verband zählt in<br />
der Region derzeit 90 Mitglieder<br />
sowie 107 Fördermitglieder.<br />
Unzufriedener<br />
im Job<br />
13 Millionen Euro investierte Beurer in den Neubau am Firmenstammsitz im Ulmer Stadtteil Söflingen.<br />
Foto: Stefanie Müller<br />
Beurer bezieht neuen Verwaltungsbau<br />
Nach dreijähriger Bauzeit wurde jetzt im Ulmer<br />
Stadtteil Söflingen das neue, 2800 Quadratmeter<br />
große Verwaltungsgebäude des Gesundheitsspezialisten<br />
Beurer eröffnet. Mit den wachsenden Bereichen<br />
Gesundheitsapps und E-Commerce ging bei<br />
Beurer eine deutliche Erweiterung der Belegschaft<br />
Umfrage Arbeitgeber sind derzeit<br />
stärker denn je gefordert,<br />
auf die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten<br />
zu reagieren, um die<br />
Attraktivität des Arbeitsplatzes<br />
zu wahren. Denn mittlerweile<br />
sind nur noch 53 Prozent der Befragten<br />
mit ihrer Arbeit zufrieden.<br />
Vor Corona lag der Wert<br />
noch bei 65 Prozent wie aus einer<br />
Umfrage im Auftrag von Robert<br />
Half, einem Anbieter von<br />
Talentlösungen, hervorgeht. Die<br />
Ursachen für den Rückgang seien<br />
vielfältig. „Viele Arbeitnehmende<br />
haben in der Pandemie<br />
ihre Prioritäten überdacht“, sagt<br />
Marlene Pöhlmann, Managing<br />
Director bei Robert Half. „Gerade<br />
Krisenzeiten bieten <strong>Unternehmen</strong><br />
eine Chance, ihre Wertschätzung<br />
für ihre Mitarbeitenden<br />
unter Beweis zu stellen.“<br />
Das könne etwa mit Homeoffice-Möglichkeiten,<br />
einer angemessenen<br />
Vergütung, Zusatzleistungen<br />
oder flexiblen Arbeitszeiten<br />
geschehen.<br />
Volksbank treibt<br />
Fusion voran<br />
Geldinstitut Die Volksbank<br />
Ulm-Biberach will mit der Raiffeisenbank<br />
Biberach verschmelzen.<br />
Den Plänen müssen im<br />
Sommer noch die Vertreter beider<br />
Häuser zustimmen, bevor<br />
die Fusion im Herbst auf Augenhöhe<br />
umgesetzt werden soll, wie<br />
Ralph Blankenberg, Sprecher<br />
des Vorstandes der Volksbank<br />
einher, was den Neubau notwendig machte. 2018<br />
wurde der Spatenstich gesetzt, drei Jahre wurde gebaut,<br />
die Investitionssumme beläuft sich auf 13 Millionen<br />
Euro. Künftig sollen die Produkte komplett klimaneutral<br />
hergestellt werden, kündigte Geschäftsführer<br />
Marco Bühler an.<br />
Ulm-Biberach, zuletzt erklärte.<br />
Auch wenn beide Geldhäuser<br />
sich in der Größe deutlich unterscheiden:<br />
Die Volksbank<br />
Ulm-Biberach ist im Vergleich<br />
zur Raiffeisenbank Biberach,<br />
was die Bilanzsumme und Anzahl<br />
der Mitglieder angeht, etwa<br />
vier Mal so groß. Durch den Zusammenschluss<br />
wollen die Häuser<br />
jedes Jahr etwa 2,5 Millionen<br />
Euro einsparen. Am Personal<br />
solle jedoch nicht gespart werden.[!]<br />
Impressum<br />
Verlag & Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />
Julia Kling<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
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Max Meschkowski<br />
(Layout & Illustration)<br />
Astrid Müllerleile (Bild)<br />
Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />
Volkmar Könneke Werkfotos, PR, Archiv<br />
Druck<br />
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89155 Erbach<br />
Anzeigen<br />
Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Objektleitung<br />
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Nächste Ausgabe: 16.07.<strong>2022</strong><br />
Anzeigenschluss: 17.06.<strong>2022</strong><br />
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unternehmen [!] RESSORT 59<br />
NACHHALTIG, SMART UND FLEXIBEL:<br />
Textildruckerei Mayer begreift Textilien als Werkstoff der Zukunft<br />
„Wenn Sie diesen Regler antippen, wird es warm“, erklärt Michael Steidle, Geschäftsführer der Textildruckerei Mayer,<br />
und bittet zum Test an der Innenverkleidung einer Autotür, die in seiner blitzsauberen Produktionshalle in Meßstetten-<br />
Unterdigisheim an der Wand hängt. Steidle zeigt auf ein Symbol, das auf ein fühlbar textiles, aber steifes Grundmaterial<br />
aufgetragen ist. „Das Fenster öffnen oder schließen können Sie hier“ – Steidle deutet auf einen weiteren aufgedruckten<br />
Regler – „und wenn Sie Licht brauchen, drücken Sie diesen Knopf.“ Klar, auch der ist, wen wundert‘s, ein Druck.<br />
Faszination Textil<br />
„Ich bin von Hause aus Elektroniker-Meister“ erklärt Michael Steidle, „und habe Textilien<br />
seit jeher hauptsächlich als – faszinierenden – Werkstoff wahrgenommen. Faserverbundstoffe,<br />
sogenannte hybride Textilien, können mehrere Funktionen miteinander vereinen,<br />
beispielsweise eben heizen, schalten und leuchten. Ich bin deshalb davon überzeugt, dass<br />
Textilien in Zukunft Metalle oder Plastik teilweise ersetzen können werden – und uns so<br />
helfen werden, Ressourcen zu sparen.“<br />
Textilien für die Zukunft<br />
Das smarte, leichtgewichtige Innenleben der Mayer’schen Autotür besteht aus einem<br />
textilen Trägermaterial, eine Strick- oder Wirkware, die auf der Rückseite mit einer 3D-<br />
Heizpaste aus Kohlenstoffnanoröhren bedruckt wird. Auf der Vorderseite bleibt Platz für<br />
eine aufgedruckte Sensorik, wie eben zum Öffnen der Fenster, und für Designelemente.<br />
Dann wird das textile Material versteift.<br />
Das Ergebnis punktet mit wenig Gewicht, simpler Herstellung und relativ geringem Ressourceneinsatz.<br />
Außerdem ist ein Textil flexibel und leicht zu verarbeiten und, als aufgedruckte<br />
Flächenheizung, im Vergleich zu einer Fadenheizung deutlich energieeffizienter.<br />
Nachhaltige <strong>Unternehmen</strong>sentwicklung<br />
Michael Steidle leitet die Textildruckerei seit 2002, gemeinsam mit seiner Frau Claudia.<br />
Auf der Überzeugung „bestehende Mittel und Erfahrungen zu nutzen, um sich vom Wettbewerb<br />
abzusetzen“, hat das Führungsduo über die letzten rund 15 Jahre den Bereich<br />
der technischen Textilien aufgebaut. Die Produktfamilie CERAPUR, eine keramische 3D-<br />
Hartbeschichtung, war der erste Meilenstein auf dem Weg. Darauf folgte unter anderem<br />
ESD Fibre X, eine Beschichtung, die elektrische Entladungen verhindert sowie die hybriden<br />
Textilien, die mit aufgedruckter Sensorik und Aktorik arbeiten. Aktuell tüftelt das<br />
<strong>Unternehmen</strong> insbesondere an Lösungen im Bereich Stich- und Schnittschutz, kurz PSA<br />
(persönliche Schutzausrüstung).<br />
Dem Textildruck, dessen Name das <strong>Unternehmen</strong> trägt, haben die Steidles keineswegs<br />
den Rücken gekehrt, im Gegenteil. Sie bieten weiterhin das gesamte Leistungsportfolio<br />
einer klassischen Textildruckerei, von Rotations-, über Sieb- und Digitaldruck bis hin zum<br />
Rouleauxdruck. Diese große Bandbreite sucht in Deutschland ihresgleichen – und ist mittlerweile<br />
ein eigenes Alleinstellungsmerkmal geworden.<br />
Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH<br />
Brunnenwiesen 7 · 72469 Meßstetten-Unterdigisheim · Tel. 0 74 36 / 9 2800<br />
info@textildruckerei-mayer.de · https://www.textildruckerei-mayer.de
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05/<strong>2022</strong>. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 1 Ein Angebot der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Str. 57, 38<strong>11</strong>2 Braunschweig. Für gewerbliche Einzelabnehmer<br />
mit Ausnahme von Sonderkunden. Inkl. Erlebnisabholung in der Autostadt Wolfsburg i. H. v. 840,00 €. Zzgl. MwSt. Bonität vorausgesetzt. 2 Ein Angebot der Volkswagen<br />
Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38<strong>11</strong>2 Braunschweig, für gewerbliche Einzelabnehmer (ohne Sonderabnehmer), nur in Verbindung mit GeschäftsfahrzeugLeasing der<br />
Volkswagen Leasing GmbH. 3 Über die Auszahlung des Bundesanteils entscheidet ausschließlich das BAFA nach Ihrem Antrag anhand der Förderbedingungen. Anträge auf<br />
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