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2022/11 | Unternehmen | Mai 2022 | !

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unternehmen [!] RESSORT 1<br />

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 82 | <strong>Mai</strong> <strong>2022</strong> | 3,00 €<br />

+ 6 SEITEN<br />

ERBACH<br />

+ 8 SEITEN<br />

NACHHALTIG<br />

Er macht den<br />

Handel digital<br />

Ob Smart Trolleys, kluge Regale, Zugangs- oder<br />

Lagerlösungen: Wanzl-Geschäftsführer Klaus<br />

Meier-Kortwig gestaltet die Zukunft des Einkaufs.<br />

WEG MIT DEM PAPIER<br />

Wie Mittelständler ihre<br />

Auftragsbearbeitung und<br />

Buchhaltung effizienter machen.<br />

Seite 6<br />

MEHR INTERESSE AN GOLF<br />

Die Branche hat von Corona<br />

profitiert. Die Folgen für Clubs,<br />

Preise und Gäste.<br />

Seite 18<br />

UMFRAGE<br />

Sechs Führungskräfte verraten<br />

ihre Vorsätze und Lieblingsplätze<br />

im Frühling.<br />

Seite 56


2<br />

RESSORT unternehmen [!]<br />

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Konkurrenz<br />

eine Investition<br />

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unternehmen [!] INHALT/EDITORIAL 3<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Krieg, Corona und Lieferprobleme mit samt ihren<br />

Folgen wie rasanten Preissteigerungen: Das alles<br />

drückt auf die Stimmung von Verbrauchern wie<br />

auch von Verantwortlichen in <strong>Unternehmen</strong>. Vor<br />

diesem Hintergrund darf man sich nicht über das<br />

Mini-Wachstum der deutschen Wirtschaft von<br />

0,2 Prozent im ersten Quartal wundern. Diese<br />

könnte dieses Jahr sogar in eine Rezession rutschen.<br />

Das alles sind keine guten Rahmenbedingungen<br />

dafür, dass sich <strong>Unternehmen</strong> fit für die<br />

Transformation und die Zukunft machen. Das geht<br />

auch dem Einkaufswagenhersteller Wanzl so. Um<br />

die Digitalisierung kommt heutzutage kaum ein<br />

<strong>Unternehmen</strong> mehr herum: Ob in der Buchhaltung<br />

(„Weg mit dem Papier“, Seite 6) oder der<br />

mit Hilfe von Sensoren gesteuerten Fabrik („Ziemlich<br />

smarte Sensor-Fertigung“, Seite 33). Welche<br />

Macher-Qualitäten in Unternehmern stecken, zeigen<br />

unsere Porträts über das kleine Firmenreich<br />

der Familie Schlegel aus Unterstadion, der rasant<br />

wachsenden Salvia-Gruppe aus Eislingen an der<br />

Fils und den Brüdern Schütterle aus Eschach mit<br />

ihrem Sägewerk. Ich wünsche Ihnen eine anregende<br />

Lektüre.<br />

Ihr Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter unternehmen [!]<br />

FINANZIEREN<br />

6 Weg mit dem Papier<br />

Die Buchhaltung haben viele Unternehmer<br />

bei der Digitalisierung nicht<br />

im Blick<br />

TITELTHEMA<br />

10 „Auch Regale werden smart“<br />

Wanzl-Chef Klaus Meier-Kortwig im<br />

Gespräch<br />

SPEZIAL<br />

18 Auf die Plätze, fertig, los!<br />

Das wachsende Interesse am Golfsport<br />

verändert die Branche.<br />

36 Standort im Porträt: Erbach<br />

Eine Stadt erfindet sich neu<br />

46 Nachhaltigkeit<br />

Mehr Tempo beim Recycling nötig<br />

50 Häufig keine Chefsache<br />

Um die Klimakrise zu bekämpfen,<br />

müssen Firmen radikal umdenken<br />

52 Viel Potenzial und Widerstand<br />

Der Ausbau der Windenergie stockt.<br />

Die KfW fordert mehr Kooperation<br />

VERANTWORTEN<br />

24 Neue Ansätze nötig<br />

Viele <strong>Unternehmen</strong> müssen künftig<br />

mehr zusammenarbeiten<br />

MACHEN<br />

28 Bloß nicht festkleben<br />

Drei Firmen übergeben: Unternehmer<br />

Eugen Schlegel regelt das konfliktfrei<br />

33 Ziemlich smarte Fertigung<br />

Wie IFM seine Prozesse beschleunigt<br />

44 Basis für moderne Bürokultur<br />

Die Salvia-Gruppe revolutioniert die<br />

Steuerung von Gebäuden<br />

54 Holzmacher total lokal Das<br />

Sägewerk Schütterle hat sich auf zwei<br />

Holzarten spezialisiert<br />

LEBEN<br />

42 Ein Zeitzeuge kieloben<br />

David Dornier restauriert das<br />

Arbeitsboot des Flugschiffes Do X<br />

56 Hauptsache raus<br />

Umfrage unter Führungskräften<br />

58 Impressum<br />

18<br />

54<br />

ON/OFF<br />

33 28<br />

06


4<br />

NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />

Unterirdisch teuer<br />

Innenstadt Nach Jahren hat Ulm wieder eine Tiefgarage am Hauptbahnhof. Doch nach der<br />

Baustelle ist vor der Baustelle. Als nächstes wird der Busbahnhof erneuert.<br />

Infrastruktur Kosten in Höhe<br />

von 65 statt der zunächst kalkulierten<br />

52 Millionen Euro und<br />

sieben Jahre Bauzeit. Das ist die<br />

Bilanz der neuen Tiefgarage am<br />

Ulmer Hauptbahnhof, die seit<br />

Mitte April den Ulmerinnen<br />

und Ulmern sowie Gästen insgesamt<br />

547 Parkplätze bietet. 32<br />

davon sind bereits mit Ladestellen<br />

für Elektro-Fahrzeuge ausgestattet.<br />

Für etwa weitere 170<br />

sind die Vorbereitungen schon<br />

gemacht. So weit könnte hochgerüstet<br />

werden.<br />

Die Eröffnung nach so langer<br />

Bauzeit sei ein „Schlüsselereignis“<br />

für die Stadtentwicklung,<br />

sagte Oberbürgermeister Gunter<br />

Czisch, zumal damit verbunden<br />

der Bau der Straßenbahnlinie<br />

2, der Bau der Sedelhöfe und<br />

der Bau der Passage zu den Sedelhöfen<br />

war. Die ersten Ideen<br />

zum Projekt seien 30 Jahre alt<br />

und dürften unter dem Namen<br />

„Ulm 21 plus“ Älteren noch geläufig<br />

sein. Als im Jahre 2006 die<br />

Neue Mitte fertiggestellt worden<br />

sei, habe man sich gedanklich<br />

an den Bahnhof gemacht, in<br />

dessen Umfeld die letzten Jahre<br />

rund eine dreiviertel Milliarde<br />

Euro investiert worden sei.<br />

Damit ist in der Ulmer Innenstadt<br />

jedoch noch nicht Schluss<br />

mit den Baustellen. Vielmehr<br />

beschloss der Gemeinderat zuletzt<br />

das nächste Projekt: der<br />

Zentrale Omnibusbahnhof<br />

(ZOB) südlich des Hauptbahnhofs.<br />

Bereits im kommenden<br />

Jahr soll mit dem Bau begonnen<br />

werden. Künftig soll der ZOB elf<br />

Bussteige haben, momentan<br />

sind es acht, und zwei Nachziehplätze<br />

für Busse. Hinzu kommt<br />

der Bau von 510 Fahrradabstellplätzen<br />

auf dem südlichen<br />

Bahnhofplatz. Beide Maßnahmen<br />

sollen laut der Stadtverwaltung<br />

4,2 Millionen Euro kosten.<br />

Darüber hinaus werden auch<br />

die im Jahr 2030 in Ulm stattfindende<br />

Landesgartenschau und<br />

die damit verbundenen baulichen<br />

Änderungen am Ehinger<br />

Tor in den kommenden Jahren<br />

für Baustellen rund um die Innenstadt<br />

sorgen. [!] jkl<br />

62 Millionen Euro kostete die neue Tiefgarage am Ulmer Hauptbahnhof.<br />

<br />

Foto: Volkmar Könneke<br />

Baustart für Conti-Campus fix<br />

Standortwechsel Trotz Milliardenverlusten,<br />

Sparprogrammen<br />

und Werkschließungen:<br />

Der Automobilzulieferer Continental<br />

hält an seinem geplanten<br />

Forschungscampus in Neu-Ulm<br />

fest. Im Dezember soll der Spatenstich<br />

sein, 50 Millionen Euro<br />

werden investiert. Bislang unterhält<br />

das <strong>Unternehmen</strong> zwei<br />

Standorte in der Region – im<br />

Science Park II am Ulmer Eselsberg<br />

sowie in einem Haus am<br />

Neu-Ulmer Busbahnhof. Beide<br />

Standorte sollen nach der Fertigstellung<br />

des Campus aufgegeben<br />

werden, erklärte zuletzt<br />

Standortleiter Florian Schwab.<br />

Auf dem Forschungscampus des<br />

Conti kommt nach Neu-Ulm. <br />

Foto: Marcus Prell/Continental<br />

Conti Ablegers ADC stehen die<br />

Themen Fahrassistenz-Systeme<br />

und automatisiertes Fahren (Automotive<br />

Distance Control Systems)<br />

im Mittelpunkt.<br />

Der Neubau entsteht hinter<br />

dem Arzneimittelforschungsinstitut<br />

Nuvisan an der Wegenerstraße.<br />

Auf 15 500 Quadratmeter<br />

auf fünf Stockwerken sollen<br />

die 600 Beschäftigten in eher<br />

kleineren Einheiten statt der<br />

heutigen großen Büros mit langen<br />

Schreibtischen arbeiten,<br />

sagt Schwab. Zudem wird es Labore<br />

geben, in welchen die Sensoren<br />

etwa Störsignalen oder<br />

unterschiedlichen Temperaturen<br />

ausgesetzt werden.<br />

Die meisten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sind Softwareentwickler,<br />

Experten für Künstliche<br />

Intelligenz und Ingenieure.<br />

600, wie gehabt, sollen es<br />

zum Start im Jahr 2024 sein.<br />

Platz ist für 700. Diese sollen<br />

nach und nach eingestellt werden,<br />

es werde keine große Einstellungsoffensive<br />

geben. Continental<br />

investiert parallel zu<br />

dem Projekt in Neu-Ulm auch<br />

in Memmingen, wo es seit 2016<br />

einen Konzern-Ableger gibt.<br />

Dort entsteht ein 6000 Quadratmeter<br />

großer Entwicklungscampus<br />

mit 150 Arbeitsplätzen, in<br />

dem auch drei Standorte kombiniert<br />

werden. [!]<br />

nid


unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />

Chinesischer Investor übernimmt Allgaier<br />

Verkauf Der Autozulieferer Allgaier<br />

soll an die chinesische<br />

Westron Group verkauft werden.<br />

Damit wechselt eines der<br />

bekanntesten deutschen <strong>Unternehmen</strong><br />

den Besitzer. Bislang<br />

gehört das <strong>Unternehmen</strong> dem<br />

dem ehemaligen Arbeitgeberpräsident<br />

Dieter Hundt. Dass<br />

der mittlerweile 83-Jährige nach<br />

einem Käufer für sein <strong>Unternehmen</strong><br />

Ausschau hielt, war seit<br />

Monaten bekannt. Der chinesische<br />

Investor soll nun 90 Prozent<br />

der Anteile aufkaufen. Die<br />

1800 Beschäftigten des Uhinger<br />

<strong>Unternehmen</strong>s wurden kürzlich<br />

in einer Betriebsversammlung<br />

bereits über den Verkauf informiert.<br />

Westron will offenbar ordentlich<br />

investieren, nicht nur am<br />

Stammsitz selbst, sondern auch<br />

in Frankreich, Sachsen und Serbien.<br />

„Alle sind guter Dinge“,<br />

berichtet ein Insider aus der Firma.<br />

Dejan Wick, Gewerkschaftssekretär<br />

bei der IG Metall Göppingen-Geislingen<br />

geht davon<br />

aus „dass die geplanten Investitionen<br />

von Westron das <strong>Unternehmen</strong><br />

tatsächlich gesunden<br />

lassen. Und zwar so erheblich,<br />

dass es in den nächsten Jahren<br />

deutlich aufwärts gehen wird“.<br />

Westron ist in der Region im<br />

übrigen nicht völlig unbekannt.<br />

Im Jahr 2018 verkauften die Autozulieferer<br />

Bosch und Mahle<br />

nach monatelanger Suche ihr<br />

gemeinsames Turboladergeschäft.<br />

Das Gemeinschaftsunternehmen<br />

BMTS (Bosch Mahle<br />

Turbo Systems) mit seinerzeit<br />

1300 Mitarbeitern an drei Standorten<br />

ging an FountainVest Partners<br />

(FountainVest) mit Sitz in<br />

Hongkong und Westron. [!]<br />

Die 1800 Beschäftigten können aufatmen, für Allgaier ist ein Käufer<br />

gefunden. <br />

Foto: Giacinto Carlucci<br />

Wechsel bei<br />

Leonhard Weiss<br />

Ruhestand Beim Göppinger Familienunternehmen<br />

Leonhard<br />

Weiss (LW) zieht sich mit Dieter<br />

Straub einer der führenden<br />

Köpfe ins Rentnerdasein zurück.<br />

Seit 1998 gehörte er zur Geschäftsführung<br />

des Bauunternehmens.<br />

Von 2018 bis 2021 hatte<br />

er neben der Leitung des Geschäftsbereichs<br />

Ingenieur- und<br />

Schlüsselfertigbau auch den<br />

Dieter<br />

Straub war<br />

24 Jahre<br />

lang LW-Geschäftsführer.<br />

Vorsitz inne.<br />

Bereits Anfang<br />

2021 hatte<br />

Straub die Leitung<br />

des Geschäftsbereichs<br />

Ingenieur- und<br />

Schlüsselfertigbau<br />

an Steffen<br />

Schönfeld abgegeben.<br />

Im September<br />

folgte<br />

die Übergabe<br />

des Vorsitzes an Marcus Herwarth<br />

(Vorsitzender, Geschäftsführer<br />

Gleisinfrastrukturbau)<br />

und Christian Ott (stellv. Vorsitzender,<br />

Geschäftsführer <strong>Unternehmen</strong>ssteuerung).[!]<br />

jkl<br />

Für Höhn geht<br />

es weiter<br />

Sanierung Gute Nachrichten<br />

für die Gläubiger der Höhn<br />

GmbH: sie erhalten eine Insolvenzquote<br />

von über 80 Prozent.<br />

Das entspricht einem Ausschüttungsvolumen<br />

von über 5 Millionen<br />

Euro für die insgesamt<br />

rund 250 Gläubiger. Zudem erhielten<br />

Lieferanten aus einem<br />

besicherten Pool bereits zusätzlich<br />

über 700 000 Euro aus der<br />

Insolvenzmasse. Das Eigenverwaltungsverfahren,<br />

das der Verpackungs-<br />

und Druckspezialist<br />

im September 2018 beantragt<br />

hatte, wurde damit innerhalb<br />

von etwa drei Jahren erfolgreich<br />

abgeschlossen. Der Geschäftsbetrieb<br />

lief damals nach der Antragstellung<br />

vollumfänglich<br />

weiter.<br />

Bereits Ende 2018 wurde der<br />

nicht profitable Geschäftsbereich<br />

des Akzidenzdrucks eingestellt.<br />

Im April 2019 wurde der<br />

Geschäftsbetrieb schließlich erfolgreich<br />

an einen mittelständischen<br />

Investor aus der Region<br />

veräußert. <strong>11</strong>0 Arbeitsplätze<br />

blieben so erhalten. [!] jkl<br />

Japaner kaufen Bucher<br />

250 neue Jobs<br />

Übernahme Der japanische<br />

Konzern Hirotec übernimmt die<br />

Automotivesparte des im Insolvenzverfahren<br />

befindlichen Eislinger<br />

Automobilzulieferers<br />

Emil Bucher und rund 90 Prozent<br />

der gesamten Belegschaft.<br />

Die kartellrechtliche Genehmigung<br />

steht noch aus. Emil Bucher<br />

produziert Sondermaschinen<br />

für die Automobilindustrie<br />

und Flugzeughersteller. Der japanische<br />

Investor übernimmt<br />

das Kerngeschäft des <strong>Unternehmen</strong>s.<br />

Für den kleinen Luftfahrtbereich,<br />

in dem rund zehn Prozent<br />

der Beschäftigten tätig<br />

sind, laufen noch Verhandlungen<br />

über eine Investorenlösung.<br />

Im <strong>Unternehmen</strong> sind rund 175<br />

Beschäftigte tätig. Während des<br />

Insolvenzverfahrens wurden<br />

keine Kündigungen ausgesprochen.<br />

[!]<br />

rai<br />

247 Tailor Steel Das niederländische<br />

<strong>Unternehmen</strong> 247 Tailor<br />

Steel baut in Langenau im Alb-<br />

Donau-Kreis einen neuen<br />

Standort auf. In dem Werk sollen<br />

individuelle Vorprodukte für<br />

Metallbearbeiter hergestellt<br />

werden, die wiederum Verkleidungen<br />

für Brotbackautomaten,<br />

Altkleiderboxen oder Treppengeländer<br />

fertigen. Das Besondere<br />

am Konzept der Niederländer<br />

ist der Grad der Automatisierung<br />

zu Beginn des Prozesses.<br />

Mit 70 Mitarbeitern soll die<br />

Fabrik in Betrieb bereits am 1.<br />

September in Betrieb gehen. Im<br />

Vollbetrieb sollen auf insgesamt<br />

15 000 Quadratmetern Produktionsfläche<br />

einmal 250 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter beschäftigt<br />

sein. Gearbeitet wird<br />

in drei Schichten, fünf Tage die<br />

Woche: Für Deutschland gilt<br />

24/5, nicht 24/7 wie in Holland.<br />

[!]<br />

ref


6<br />

RESSORT FINANZIEREN unternehmen [!]<br />

Weg mit<br />

dem<br />

Papier<br />

ILLUSTRATIONEN:<br />

MAX MESCHKOWSKI<br />

Finanzen Seit der Corona-Pandemie treiben viele Mittelständler<br />

ihre Digitalisierung energisch voran. Das Thema Buchhaltung<br />

behandeln sie jedoch häufig stiefmütterlich. Dabei stecken dort<br />

große Effizienzpotenziale.<br />

ON/OFF<br />

Anstatt Rechnungen<br />

erst aufwändig zu<br />

scannen und später zu<br />

schreddern, raten<br />

Experten gleich zu<br />

digitalen Buchhaltungssystemen.<br />

Wenn Wolfgang Rosskopf<br />

für seinen Betrieb<br />

zukünftig<br />

neues Holz bestellt,<br />

könnte das so aussehen: Der Geschäftsführer<br />

des Stuttgarter Innenausbauspezialisten<br />

Alfred<br />

Kiess loggt sich auf das Einkaufsportal<br />

seines Lieferanten<br />

ein, wo alle seine Stammdaten<br />

hinterlegt sind. Dort stellt er seinen<br />

Auftrag zusammen, klickt<br />

den Bestätigungsbutton und<br />

muss nur noch zwei Dinge tun:<br />

Erstens die Ware bei Lieferung<br />

kontrollieren und den Empfang<br />

bestätigen. Zweitens die Bezahlung<br />

etwa im Onlinebanking seiner<br />

Bank freigeben. Alle standardmäßigen<br />

Schritte davor<br />

und danach laufen automatisch<br />

ab und ohne, dass auch<br />

nur ein Papierbeleg erstellt<br />

wird.<br />

Nahtlose Übermittlung<br />

Die Bestellung wird nahtlos<br />

übergeleitet in das unternehmenseigene<br />

ERP-<br />

System, die Rechnung verbucht<br />

und die Daten an den<br />

Steuerberater und die Finanzverwaltung<br />

übermittelt.<br />

Die Erstellung einer gesonderten<br />

Umsatzsteuervoranmeldung<br />

würde sich dadurch<br />

in einfachen B2B-Fällen<br />

erledigen.<br />

Solch ein voll digitalisiertes<br />

Finanz- und Rechnungswesen<br />

könnte längst Realität sein.<br />

„Entsprechende technologische<br />

Lösungen, die teilweise auf<br />

Künstlicher Intelligenz basieren,<br />

sind bereits vorhanden und<br />

werden am Markt angeboten“,<br />

berichtet Christoph Gruss, Partner<br />

bei der Wirtschaftsprüfung<br />

und <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />

PwC im Team Capital Markets<br />

und Accounting Advisory in<br />

Frankfurt. „Das Problem steckt<br />

häufig in den Köpfen der <strong>Unternehmen</strong>sverantwortlichen.<br />

In den vergangenen Jahren<br />

haben viele Mittelständler zwar<br />

einiges dafür getan, ihr Frontoffice<br />

zu digitalisieren, aber Backoffice-Bereiche<br />

wie etwa die<br />

Finanzbuchhaltung wurden<br />

eher stiefmütterlich behandelt.“<br />

Folge: In Deutschland werden<br />

immer noch Hunderttausende<br />

Rechnungen auf dem Papier er-


unternehmen [!]<br />

FINANZIEREN<br />

RESSORT<br />

7<br />

stellt und per Post verschickt.<br />

Auch Uwe Schramm, Leiter des<br />

Studiengangs Rechnungswesen<br />

Steuern Wirtschaftsrecht an der<br />

DHBW Stuttgart und Präsident<br />

der Steuerberaterkammer Stuttgart,<br />

erlebt in seiner Berufspraxis<br />

häufig noch ein Festhalten<br />

am Papier: „Bei Neugründungen<br />

achten wir darauf, dass die<br />

Buchführung von Anfang an digital<br />

erstellt wird. Aber viele<br />

langjährige Mandanten reichen<br />

uns immer noch Aktenordner<br />

herein. Das ist vielleicht auch<br />

eine Generationenfrage.“ Viele<br />

ältere Unternehmer scheuten<br />

sich offenbar die Kontrolle über<br />

ihre Rechnungen an eine Maschine<br />

abzugeben.<br />

Viele ältere<br />

Unternehmer<br />

scheuen sich,<br />

die Kontrolle<br />

abzugeben.<br />

Uwe Schramm<br />

DHBW Stuttgart<br />

Die meisten Steuerberater<br />

selbst wollen so schnell wie<br />

möglich weg vom Papier. Wenn<br />

es gar nicht anders geht, stellt<br />

Schramm daher einen Mitarbeiter<br />

bereit, die angelieferte Papierbelege<br />

seiner Mandanten zu<br />

scannen, damit er sie mit seinen<br />

Programmen auch verarbeiten<br />

kann. „Wir wollen bei Fragen zu<br />

einzelnen Buchungen sofort das<br />

Dokument am Bildschirm haben<br />

und nicht noch anfangen, in<br />

Ordnern suchen zu müssen“, erläutert<br />

er sein digitales Konzept.<br />

Eine PwC-Studie aus dem<br />

vergangenen Jahr zur Digitalisierung<br />

im Finanz- und Rechnungswesen<br />

kommt zu dem Ergebnis:<br />

Ein Drittel der befragten<br />

<strong>Unternehmen</strong> in Deutschland<br />

transformiert seine Finanzfunktion<br />

nicht umfassend. Mehr als<br />

die Hälfte wähnen sich in puncto<br />

Technologieeinsatz im Finanz-<br />

und Rechnungswesen<br />

bestenfalls im Mittelfeld, knapp<br />

ein Fünftel agiert „konservativ“<br />

oder „sehr konservativ“.<br />

„Wir stellen in dem Zusammenhang<br />

häufig fest, dass die<br />

Veränderungswilligkeit und -fähigkeit<br />

in den <strong>Unternehmen</strong><br />

nicht unbedingt so ausgeprägt<br />

ist, wie es wünschenswert und<br />

notwendig wäre“, merkt<br />

PwC-Experte Gruss an. Dabei<br />

sieht er gerade bei mittelständischen<br />

Firmen in Sachen Digitalisierung<br />

weiteren Handlungsbedarf.<br />

Das Gros von ihnen müsse<br />

auch unter dem Druck der<br />

Nachhaltigkeit einen Technologiesprung<br />

hinbekommen und<br />

gleichzeitig zunehmend knappe<br />

Ressourcen managen.<br />

Wegen der gestörten Lieferketten<br />

liegt der Fokus im Moment<br />

noch auf der Materialseite.<br />

„Aber in ein paar Jahren wird<br />

sich gerade im Mittelstand der<br />

Mangel an Fach- und Nachwuchskräften<br />

bemerkbar machen“,<br />

warnt Gruss. „Fehlende<br />

Mitarbeiter werden die Betriebe<br />

aber nur dann kompensieren<br />

können, wenn sie ihre Effizienz<br />

und damit ihre Produktivität<br />

verbessern. Dafür bietet das Finanz-<br />

und Rechnungswesen viel<br />

Potenzial.“<br />

Für <strong>Unternehmen</strong>sverantwortliche<br />

geht es daher darum,<br />

die Prozesse in der Finanzbuchhaltung<br />

so weit zu digitalisieren,<br />

dass nur noch die Daten zu einzelnen<br />

Geschäftsvorfällen zwischen<br />

Lieferanten, Kunden,<br />

Steuerberater, Wirtschaftsprüfer<br />

und Finanzverwaltung elektronisch<br />

ausgetauscht werden<br />

müssen. „Dadurch sinkt die Fehleranfälligkeit,<br />

was Kosten spart,<br />

und die Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />

beschleunigt sich“, sagt<br />

Gruss. „Entscheidend dabei ist,<br />

sich aus Sicht der Verantwortlichen<br />

zu überlegen: Verändere<br />

ich nur Prozesse oder Strukturen<br />

oder baue ich sie auf einer<br />

höheren Ebene mit komplett<br />

neuen End-to-end-Prozessen<br />

komplett neu auf.“<br />

In beiden Fällen tauchen jedoch<br />

Probleme auf, für die eine<br />

Lösung gefunden werden muss<br />

– zum Beispiel bei der Rechnungslegung<br />

für große Aufträge,<br />

die mitunter Tausende Positionen<br />

umfasst. Die Hilfe von<br />

Beratern und Technologiespezialisten<br />

ist daher meist unentbehrlich.<br />

Viele Steuerberater stellen<br />

ihren Mandanten zum Beispiel<br />

Satelliten-Lösungen ihrer Steu-<br />

Stapelweise Rechnungen sind vielen Experten zufolge nicht mehr<br />

zeitgemäß und anfälliger für Fehler als digitale Lösungen.<br />

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8<br />

FINANZIEREN unternehmen [!]<br />

Digitalisierung per Förderkredit stemmen<br />

Zur Person<br />

Christoph Gruss<br />

arbeitete vor seinem<br />

Wechsel zu PwC in<br />

der Industrie. Der<br />

Fokus des gelernten<br />

Wirtschaftsprüfers<br />

und Steuerberaters<br />

liegt auf der Digitalisierung<br />

von Finanzprozessen.<br />

Manche <strong>Unternehmen</strong> vertrauen digitalen<br />

Lösungen nur ungern sensible Daten an. <br />

<br />

Illustration: Max Meschkowski<br />

Zur Person<br />

Sowohl die KfW als auch<br />

die baden-württembergische<br />

L-Bank bieten zinsgünstige<br />

Förderkredite für<br />

<strong>Unternehmen</strong> an, die in<br />

Innovationen und ihre Digitalisierung<br />

investieren<br />

wollen. Zu den Digitalisierungsmaßnahmen<br />

gehören<br />

unter anderem Entwicklung<br />

und Implementierung<br />

von IT- und Datensicherheitskonzepten,<br />

Einführung digitaler Vertriebskanäle,<br />

Projekte<br />

rund um Industrie 4.0 und<br />

der Aufbau einer Infrastruktur<br />

für Big-Data-Anwendungen.<br />

Die L-Bank<br />

bietet alternativ unter bestimmten<br />

Voraussetzungen<br />

auch einen nicht rückzahlbaren<br />

Zuschuss, die<br />

Digitalisierungsprämie<br />

Plus, an. Informationen<br />

dazu unter: www.l-bank.<br />

de/produkte/finanzhilfen/<br />

digiplus-zuschuss.html<br />

Uwe Schramm leitet<br />

den Studiengang<br />

Rechnungswesen<br />

Steuern Wirtschaftsrecht<br />

an der Dualen<br />

Hochschule Baden-<br />

Württemberg und ist<br />

Präsident der Steuerberaterkammer<br />

Stuttgart.<br />

ersoftware zur Verfügung, an<br />

die sie im Idealfall ihre eigenen<br />

Systeme direkt andocken können.<br />

„Entscheider sollten zudem<br />

im Blick haben, dass alle Elemente<br />

in ihrer Systemwelt zueinander<br />

passen – ein neuer<br />

Webshop zum Beispiel sollte in<br />

das vorhandene Warenwirtschaftssystem<br />

integrierbar sein,<br />

eine Schnittstelle zum Steuerberater<br />

haben und den barrierefreien<br />

Austausch von Finanzund<br />

Rechnungsdaten zulassen“,<br />

mahnt Steuerexperte Schramm<br />

an.<br />

Eine Hürde sind häufig die<br />

Kosten. Die Implementierung<br />

einer neuen IT-Struktur bedeutet<br />

oftmals eine hohe Sprunginvestition.<br />

Weil die Anlaufkosten<br />

nach unten hin nicht proportional<br />

sinken, müssen auch kleinere<br />

Mittelständler mit fünf- oder<br />

gar sechsstelligen Beträgen<br />

rechnen. „Für viele Betriebe ist<br />

das nicht so ohne weiteres zu<br />

stemmen, weil nach zwei Jahren<br />

Pandemie die Liquidität angespannt<br />

ist“, so Schramm. „Und<br />

eine Finanzierung über die<br />

staatlichen Coronahilfen ist<br />

nicht möglich.“<br />

Der Staat indes bremst auch<br />

an anderer Stelle die Digitalisierung<br />

der Finanzbuchhaltung.<br />

Wo auch heute noch viele Gesundheitsämter<br />

bei der Verfolgung<br />

von Coronainfizierten mit<br />

händisch geführten Listen, Telefon<br />

und Fax arbeiten, legen<br />

auch die Finanzbehörden immer<br />

noch Wert auf Papier. „Ich bin<br />

immer wieder erstaunt darüber,<br />

dass zwar über die Steuerprogramme<br />

Bilanzen nur elektronisch<br />

eingereicht werden dürfen,<br />

die Finanzbeamten bei einer<br />

Betriebsprüfung aber aktenweise<br />

Dokumente ausgedruckt<br />

haben wollen“, erzählt Steuerberater<br />

Schramm. „Dabei wäre<br />

es viel einfacher und zeitsparender,<br />

durch elektronische Längs-<br />

und Queranalysen Unstimmigkeiten<br />

und Risikofelder zu identifizieren.“<br />

Diese Möglichkeit<br />

werde jedoch nicht oder nur<br />

kaum genutzt.<br />

„Es darf nicht immer nur über<br />

Schwierigkeiten diskutiert werden,<br />

sondern es muss auch den<br />

politischen Willen zu Lösungen<br />

in Zusammenhang mit der Digitalisierung<br />

staatlicher Institutionen<br />

geben“, ergänzt Gruss.<br />

„Daher bin ich gespannt, ob die<br />

neue Bundesregierung Möglichkeiten<br />

schafft, die Prozesse in<br />

der Interaktion mit den Finanzbehörden<br />

einfacher zu machen.“<br />

[!] Thomas Luther


unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />

9<br />

Handlungsbedarf für alle Grundbesitzer:<br />

Die Reformierung der Grundsteuer!<br />

Die Grundsteuerreform stellt eine besondere<br />

Aufgabe für alle Grundbesitzer dar. Nach<br />

einer richterlichen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts<br />

gibt es einige wichtige<br />

Änderungen, die jeder Grundbesitzer<br />

kennen und entsprechend handeln muss.<br />

Die Abgabefrist für Feststellungserklärungen<br />

an das Finanzamt ist mit der Zeitspanne<br />

1. Juli bis 31. Oktober sehr kurz bemessen.<br />

Das Bundesverfassungsgericht hat am<br />

10.04.2018 entschieden, dass die Vorschriften<br />

zur Einheitsbewertung mit dem allgemeinen<br />

Gleichheitsgrundsatz (Art. 3 Absatz 1 GG)<br />

unvereinbar sind. Der Gesetzgeber wurde verpflichtet,<br />

eine Neuregelung zu treffen. Am<br />

26.<strong>11</strong>.2019 wurde daraufhin das Gesetz zur<br />

Reform des Grundsteuer- und Bewertungsgesetzes<br />

verabschiedet (BGBl 2910 I S 1794).<br />

Die Änderungen des Grundsteuergesetzes<br />

sind erstmals für Grundsteuern des Kalenderjahres<br />

2025 anzuwenden. Eine frühere Festsetzung<br />

der neuen Grundsteuer wurde aufgrund<br />

der bundesweiten Neubewertung von<br />

circa 36 Millionen wirtschaftlichen Einheiten<br />

im Hinblick auf den Zeit- und Personalbedarf<br />

als nicht umsetzbar beurteilt.<br />

Neubewertung<br />

Für die Bewertung gelten unterschiedliche<br />

Regelungen. Sie unterscheiden sich nach Art<br />

des Grundstücks und nach Art der Nutzung.<br />

Daneben wurde im Gesetzesentwurf eine<br />

Länderausstiegsklausel aufgenommen, welche<br />

es den Bundesländern ermöglicht, von<br />

den bundesweiten Bewertungsregelungen<br />

abzuweichen. Welches Modell für die Bewertung<br />

des Grundstücks anzuwenden ist, hängt<br />

davon ab, in welchem Bundesland das Grundstück<br />

liegt. Folgende Bundesländer haben<br />

nach derzeitigem Stand von der Länderausstiegsklausel<br />

Gebrauch gemacht:<br />

· Baden-Württemberg: Bodenwertsteuer<br />

(LGrStG BW v. 13.<strong>11</strong>.2020 GBl 2020 S.974)<br />

· Bayern: Flächenmodell (BayGrStG v.<br />

10.12.2021 GVBIl 2021 S. 638)<br />

· Hamburg: Wohnlagenmodell (HmbGrStG v.<br />

24.08.2021 HmbGBVl 2021 S. 600)<br />

· Hessen: Flächen-Faktor-Modell (HGrStG v.<br />

15.12.2021 GVBl S. 906)<br />

· Niedersachsen: Flächen-Lage-Modell<br />

(NGrStG v. 07.07.2021 Nds. GVBl 2021 S.<br />

502)<br />

· Saarland: Bundesmodell mit der Abweichung,<br />

dass für Wohngrundstücke und<br />

Nichtwohngrundstücke abweichende Messzahlen<br />

gelten (GrStG-Saar v. 15.09.2021<br />

Amtsbl. 2021 I S. 2372)<br />

· Sachsen: Bundesmodell mit der Abweichung,<br />

dass für Wohngrundstücke und<br />

Nichtwohngrundstücke abweichende Messzahlen<br />

gelten (SächsGrStMG v. 21.12.2021<br />

SächsGVBl <strong>2022</strong> S. 9)<br />

Pflicht für Grundstückseigentümer<br />

Auf den neuen Hauptfeststellungstermin zum<br />

01.01.<strong>2022</strong> müssen für alle bebauten und unbebauten<br />

Grundstücke neue Grundsteuerwerte<br />

festgestellt werden.<br />

Die Erklärungen dafür sind bis spätestens<br />

31.10.<strong>2022</strong> auf elektronischem Wege beim Finanzamt<br />

einzureichen. Die dafür vorgesehene<br />

Schnittstelle der Finanzverwaltung wird ab<br />

dem 01.07.<strong>2022</strong> zur Verfügung stehen.<br />

Zeitplan<br />

Zwischen dem 1. Juli und dem 31. Oktober<br />

<strong>2022</strong> müssen die Feststellungerklärungen<br />

elektronisch an die zuständigen Finanzbehörden<br />

übermittelt werden. Zum 1. Januar 2025<br />

tritt die neue Grundsteuerverordnung schließlich<br />

in Kraft.<br />

Ihr Ansprechpartnerin:<br />

Andrea Seitz<br />

Partnerin | Steuerberaterin<br />

Tel.: +49 821 570 58-0<br />

andrea.seitz@sonntag-partner.de<br />

Handlungsempfehlung<br />

Die Datenbeschaffung kann unter Umständen<br />

die größte Hürde für die Eigentümer darstellen.<br />

Es empfiehlt sich daher, zeitnah tätig<br />

zu werden. Die Erklärungen selbst können ab<br />

dem 01.07.<strong>2022</strong> bis spätestens 31.10.<strong>2022</strong><br />

auf elektronischem Wege beim Finanzamt<br />

eingereicht werden. Zu beachten ist, dass die<br />

Steuererklärungen nur in begründeten Ausnahmefällen<br />

in Papierform eingereicht werden<br />

können. Für die elektronische Übermittlung<br />

ist eine ELSTER-Zertifizierung erforderlich.<br />

Aufgrund des hohen Aufkommens ist<br />

davon auszugehen, dass die Finanzverwaltung<br />

hierfür eine gewisse Bearbeitungszeit<br />

benötigen wird. Daher sollte der ELSTER-Zugang<br />

zeitnah beantragt werden.<br />

SONNTAG | stark an Ihrer Seite.<br />

Auch bei Fragen zur Grundsteuerreform.<br />

Schillerstraße 1/1 | 89077 Ulm<br />

www.sonntag-partner.de


Liefert mit Wanzl dem<br />

Handel Einkaufswagen,<br />

Backmöbel und digitale<br />

Lösungen: Geschäftsführer<br />

Klaus Meier-Kortwig.


unternehmen [!] TITELTHEMA <strong>11</strong><br />

„Auch die Regale<br />

werden smart“<br />

Wanzl Das Leipheimer Familienunternehmen ist weit mehr als Weltmarktführer für<br />

Einkaufswagen. Es hilft seinen Kunden, die Zukunft zu gestalten: Vom Ladenbau über<br />

Zugangssysteme und effiziente Lösungen für Logistik und Lager. Ein Gespräch mit<br />

Geschäftsführer Klaus Meier-Kortwig über die digitale Ära im Einzelhandel.<br />

Mal ehrlich, wann haben Sie zuletzt einen Einkaufswagen<br />

durch einen Supermarkt geschoben?<br />

Klaus Meier-Kortwig: Das letzte Mal habe ich einen<br />

Einkaufswagen vor circa 3 Wochen in unserem Rewe<br />

bei mir zuhause geschoben. In diesem Rewe gibt es<br />

vielleicht noch 50 Einkaufswagen. Vor einigen Jahren<br />

waren es noch 150.<br />

Woran liegt das?<br />

Das Einkaufsverhalten hat sich stark verändert, nicht<br />

nur durch den stetig zunehmenden Onlinehandel,<br />

sondern generell auch im stationären Bereich. Viele<br />

Menschen kaufen lieber mehrmals pro Woche kleinere<br />

Mengen ein als einmal eine große. Wenn man<br />

sich die Hypermärkte Carrefours in Frankreich vor<br />

30 Jahren anschaut, waren damals mindestens 3000<br />

Einkaufswagen pro Markt im Einsatz.<br />

Samstags wurde für die ganze<br />

Woche eingekauft. Alle kamen<br />

gleichzeitig. Heute ist das anders.<br />

Inwiefern?<br />

Die Leute kaufen weniger auf einmal<br />

und Frische steht im Vordergrund.<br />

Zudem gibt es mehr Single-Haushalte<br />

und insbesondere in den urbanen Metropolregionen<br />

werden die Märkte kleiner. Deshalb<br />

sind vermehrt Körbe und Rollkörbe gefragt.<br />

Auf was achten Sie, wenn Sie Einkaufswagen der<br />

Konkurrenz schieben?<br />

Gerade im Urlaub mache ich das gerne. Beim Einkaufen<br />

geht mein Blick nach links unten auf das Typenschild<br />

des Einkaufswagens. Ich schaue mir an,<br />

wann er gebaut wurde, in welchem Zustand er ist.<br />

Ob Roststellen zu sehen sind, ob der Griff sauber<br />

ist, ob die Rollen ordentlich laufen und drehen. Und<br />

dann mache ich wie bei meinem Mountainbike einen<br />

„Klappertest“. Ich hebe den Wagen an und lasse<br />

ihn fallen oder fahre damit über Kopfsteinpflaster.<br />

Wenn’s scheppert, ist das schlecht.<br />

Warum ist ein guter Einkaufswagen wichtig?<br />

Weil er direkt auf das Einkaufserlebnis einzahlt. Er<br />

Die Branche<br />

verändert sich<br />

und mit ihr die<br />

Nachfrage nach<br />

Einkaufswagen.<br />

ist das erste, was Sie anfassen und begleitet Sie während<br />

des gesamten Einkaufs. Sie kennen es vielleicht<br />

selbst: Lässt sich der Wagen schwer schieben,<br />

sind Sie direkt genervt.<br />

Lieferdienste, kleinteilige Ladenkonzepte wie Urban<br />

Stores: Sind Wanzl-Einkaufswagen in der Supermarkt-Welt<br />

von morgen noch gefragt?<br />

Die Branche verändert sich und mit ihr die Nachfrage<br />

nach Einkaufswagen. Obwohl die Zahlen seit<br />

Jahren rückläufig sind, wird der Einkaufswagen in<br />

großen Super- und Hypermärkten ein wichtiger<br />

Marktbegleiter bleiben. Auch in 15 Jahren noch. Es<br />

wird weniger, aber hochwertigere Wagen geben. Mit<br />

dem wachsenden Onlinehandel wächst zudem der<br />

Bedarf an Kommissionierwagen und Regalen für<br />

Lager – ein Bereich, in dem wir<br />

ebenfalls vertreten sind.<br />

Wie sieht der Einkaufswagen der<br />

Zukunft aus?<br />

Es werden kundenspezifische, optisch<br />

aufgepeppte Modelle gefragt<br />

sein, die als Markenbotschafter<br />

dienen. Es wird zusätzlich den<br />

Standard-Wagen geben, der so ähnlich aussieht wie<br />

heute, und die technologische Variante wie unsere<br />

Smart Trolleys. Im Griff ist ein kleiner Bildschirm<br />

integriert und zwei bis vier Scanner am Korbgehäuse<br />

ermöglichen ringförmiges Einlesen der Barcodes<br />

oder statt der Scanner vier Kameras, die über<br />

KI-gesteuerte Bilderkennung die Ware erkennen.<br />

Wie hoch wird der Anteil dieser Smart Trolleys<br />

sein?<br />

Unseren Schätzungen zur Folge werden die technologischen<br />

Wagen bei ein bis zwei Prozent des<br />

Gesamtmarktes liegen, das heißt weltweit rund<br />

50 000 bis 100 000 Einkaufswagen.<br />

Warum nur so wenig?<br />

Der Anteil könnte auch höher sein. Die Grundlogik<br />

dahinter ist, dass die Ware direkt im Einkaufswagen<br />

erfasst wird. Man spart sich also den gesam-<br />

Zur Person<br />

Klaus Meier-Kortwig<br />

ist ein Kind des<br />

Ruhrgebiets. In Duisburg<br />

geboren und<br />

aufgewachsen, studierte<br />

er Maschinenbau<br />

an der RWTH Aachen,<br />

promovierte in<br />

Betriebswirtschaft in<br />

München. Er arbeitete<br />

für die <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />

McKinsey, den Klimaanlagenbauer<br />

Behr, der seit neun<br />

Jahren zum Mahle-Konzern<br />

gehört,<br />

und mehr als zehn<br />

Jahre für BMW. Seit<br />

2014 arbeitet der<br />

heute 53-Jährige (verheiratet,<br />

zwei Töchter<br />

im Alter von 15 und 12<br />

Jahren) für die Wanzl<br />

GmbH & Co. KGaA,<br />

seit 2015 als Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung.<br />

Zu seinen<br />

Hobbys zählen Skifahren<br />

und Mountain-Biken.<br />

Sein Interesse<br />

an Architektur<br />

ist groß. Er hat sein<br />

Haus selbst gebaut<br />

und gestaltet gerade<br />

seinen Garten neu.


12<br />

TITELTHEMA unternehmen [!]<br />

ten Kassenprozess. Ob die Reise in diese Richtung<br />

geht, hängt vor allem davon ab, wie stark sich die<br />

verbaute Technologie über die nächsten Jahre verbilligt.<br />

Aktuell kostet ein solches Modell das vierzigfache<br />

eines gängigen Einkaufswagens, etwa 4000<br />

Euro. Das leisten sich nur wenige Händler. Aber<br />

Technologie wird immer billiger und somit ist<br />

durchaus mehr als ein oder zwei Prozent möglich.<br />

Wie smart sind solche Trolleys?<br />

Sie werden per Smartphone statt mit Münzen entsperrt,<br />

haben ein Tablet und einen Scanner integriert.<br />

Mit Kunden, die eine entsprechende App<br />

nutzen, kommunizieren sie in Echtzeit und machen<br />

passgenaue Angebote, beispielsweise für Weinliebhaber.<br />

Mit dem Scanner können Kunden ihre Produkte<br />

direkt am Wagen eigenständig zu ihrer Warenliste<br />

hinzufügen oder der smarte Trolley erkennt<br />

mithilfe von Kamerasystemen am Wagen und künstlicher<br />

Intelligenz per Bilderkennung, was hineingelegt<br />

wird.<br />

Per Kamera<br />

erkennen<br />

Smart Trolleys,<br />

was in den Wagen<br />

gelegt wird.<br />

Wie läuft der Bezahlvorgang in der schönen, neuen<br />

Welt des Einkaufens ab?<br />

Für die Urban Stores gibt es die Vision, dass eine<br />

Software Kunden am Eingang automatisch ohne separaten<br />

Authentifizierungsprozess erkennt. Die<br />

Kunden können die gewünschten Produkte aus den<br />

Regalen in ihre Tasche oder ihren Korb legen – was<br />

vom dort verbauten Kamerasystem erfasst wird –<br />

und den Laden ohne Bezahlvorgang verlassen. Abgerechnet<br />

wird dann über eine hinterlegte Bezahlmöglichkeit,<br />

beispielsweise eine Paypal-Adresse.<br />

Wann kommen diese Technologien in den Alltag?<br />

Den vorgelagerten Schritt gibt es schon. Hybride<br />

24/7-Stores, also Geschäfte, die rund um die Uhr<br />

geöffnet sind – zu den üblichen Öffnungszeiten mit<br />

Personal und außerhalb ohne. Solche haben wir beispielsweise<br />

für Würth entwickelt. Davon setzt<br />

Wanzl dieses Jahr bereits rund 100 Stück um. Noch<br />

läuft der Zugang zu den Ladenräumen über eine<br />

App des Ladenbetreibers sowie einen QR-Code und<br />

Sie scannen am Ende selbst die Barcodes Ihrer Artikel<br />

ab. In den nächsten Jahren werden wir einige<br />

hundert 24/7-Stores für verschiedene Händler realisieren.<br />

Dafür sind wir gut vorbereitet. Wir haben<br />

die IOT-Technologie, die Sensorik und die smarten<br />

Regale im Sortiment.<br />

Wie viele Regale in deutschen Märkten kommen<br />

denn von Wanzl?<br />

Bei Drahtregalen ist unser Marktanteil definitiv geringer<br />

als bei Einkaufswagen. Das Produkt heißt<br />

Wiretech. Grundsätzlich sind Blechregale günstiger<br />

und machen rund 70 Prozent des Gesamtmarktes<br />

aus. Aber das Interesse an Wiretech wächst. Einer<br />

unserer großen Kunden rüstet derzeit alle Filialen<br />

auf Drahtregale um. Mit dem Rollout sind wir<br />

seit drei Jahren beschäftigt. Auch viele selbstständige<br />

Kaufleute setzen auf Wiretech.<br />

Klaus Meier-Kortwig: Künftig kommunizieren die<br />

Einkaufswagen in Echtzeit mit den Kunden per App.<br />

Was sind die Gründe?<br />

Diese Premium-Supermärkte wollen das Einkaufs-


unternehmen [!] TITELTHEMA 13<br />

erlebnis in den Vordergrund stellen, also investieren<br />

sie auch in hochwertige Regale. Die sehen gut<br />

aus und halten ewig. Zudem ist Draht schmutzresistent<br />

und die Regale sind beliebig aufrüstbar mit<br />

Digitalisierungs- oder Beleuchtungselementen. Genau<br />

solche Regale stellen wir hochautomatisiert in<br />

bester Qualität her.<br />

Ihre Strategie lautet also, von der Digitalisierung<br />

im Handel zu profitieren?<br />

Wir haben frühzeitig erkannt, dass wir durch den<br />

wachsenden Online-Handel neue Kunden aus den<br />

Bereichen E-Commerce oder ebenso Kurier-, Express-<br />

und Paketdienste gewinnen können und uns<br />

auch darauf ausgerichtet. Gleichzeitig haben wir<br />

unser Produktprogramm überarbeitet. Wanzl ist<br />

schon seit einigen Jahren kein reiner Metallverarbeiter<br />

mehr. Wir entwickeln uns in hohem Tempo<br />

zu einem digitalen Gesamtlösungsanbieter – auch<br />

im Bereich der Einkaufswagen. Die Digitalisierung<br />

bildet mit den Stichworten Urban Store und Smart<br />

Trolley das Dach unseres Strategiehauses.<br />

Wie sieht der Rest des Hauses aus?<br />

Darunter kommen im Obergeschoss des Hauses<br />

sechs Produktbereiche, die wir für strategisch relevant<br />

halten und in denen wir wachsen wollen.<br />

Dazu gehören die 24/7-Stores und das Thema Kühlung,<br />

bei dem wir noch ganz am Anfang stehen.<br />

Weitere Themen sind Backwarenpräsentationssysteme,<br />

Zugangslösungen für Märkte im Handel und<br />

im Non-Retail-Sektor, wie beispielsweise Flughäfen<br />

– und Material Handling, also verschiedene<br />

Wagen und Regale für Lager und Logistik. Wir konzentrieren<br />

uns hier auf digitale, stückweise automatisierte<br />

Lösungen für die Kommissionierung<br />

von eingehenden Bestellungen, das sogenannte<br />

Picking.<br />

Das Erdgeschoss des Hauses bildet dann das „Normalgeschäft“?<br />

Richtig, das sind unsere Einkaufswagen und Regale<br />

für den stationären Einzelhandel. Unsere Mitarbeiter,<br />

unsere Kultur und unsere Werte bilden<br />

schließlich das Fundament des Wanzl-Hauses.<br />

Der Markt für Kühlgeräte im Handel ist schon jetzt<br />

umkämpft. Warum wollen Sie dort einsteigen?<br />

Wenn Sie einen Supermarkt neu ausstatten, entfällt<br />

auf die Kühlung der größte Teil der Ausgaben. Dieser<br />

wird weiter steigen. Zudem spielt die Kühlung<br />

eine große Rolle beim Thema Nachhaltigkeit, er-<br />

Wir haben<br />

früh die<br />

Chancen im<br />

E-Commerce für<br />

uns erkannt.<br />

making<br />

places<br />

protecting<br />

you<br />

usm.com


Der Einkauf von Lebensmitteln<br />

verändert sich: „Es<br />

wird eine Verknüpfung von<br />

E-Commerce und Shoppen<br />

auf der Fläche geben“, sagt<br />

Wanzl-Geschäftsführer<br />

Meier-Kortwig.<br />

fordert Ingenieurs-Know-how und kann energetisch<br />

optimiert werden. Hauptgrund ist aber, dass wir<br />

durch unser heutiges Kerngeschäft einen natürlichen<br />

Kundenzugang haben.<br />

Woher nehmen Sie die Software-Kompetenz, die<br />

Sie für ihre Neuausrichtung benötigen?<br />

Gerade erst haben wir die gesamte Software-Kompetenz,<br />

die zuvor in verschiedenen Bereichen angesiedelt<br />

war, in einem eigenen Geschäftsführer-Ressort<br />

gebündelt. Dort arbeiten bereits zehn<br />

Software-Entwickler. Zudem haben wir beschlossen,<br />

mit UnternehmerTUM München einen Innovation-Hub<br />

zu starten. Dafür werden wir mindestens<br />

15 Software-Entwickler einstellen.<br />

Zusätzlich sind wir seit kurzem<br />

Mitglied im Maschinenraum,<br />

einem Inkubator zur Digitalisierung<br />

des deutschen Mittelstands,<br />

in dem viele erfolgreiche Familienunternehmen<br />

vertreten sind.<br />

Einkaufen<br />

wird auf<br />

allen Ebenen<br />

nachhaltiger<br />

werden.<br />

Welche weiteren Entwicklungen<br />

erwarten Sie?<br />

Einkaufen wird auf allen Ebenen nachhaltiger werden<br />

– sowohl die Produktversorgung als auch die<br />

Produkte selber, sprich deren Produktion, Transport<br />

und Lagerung. Für uns leitet sich daraus eine<br />

ressourcenschonende Produktion ab. Die wird verstärkt<br />

dort stattfinden, wo die Kunden sind, damit<br />

Waren nicht um die halbe Welt transportiert werden<br />

müssen.<br />

Wie machen Sie Ihre Produkte nachhaltig?<br />

Unsere Drahtmodelle sind hier ein Paradebeispiel,<br />

denn sie halten sehr lange. Bei unseren Kunststoffmodellen<br />

kommen wir inzwischen auf eine Rezyklat-Quote<br />

von bis zu 90 Prozent.<br />

Welche anderen Trends werden den Lebensmitteleinkauf<br />

verändern?<br />

Da gibt es einige. Durch Corona ist der Onlinehandel<br />

im Lebensmittelsektor ohnehin nochmal stark<br />

gewachsen. E-Commerce Anbieter kooperieren mit<br />

regionalen Lebensmittelerzeugern. Es wird zu einer<br />

Verknüpfung von E-Commerce und Shoppen<br />

auf der Fläche geben.<br />

Wie sieht das konkret aus?<br />

Sie gehen normal einkaufen, suchen sich Ihre frischen<br />

Artikel aus und nehmen am Ausgang noch die vorbestellte<br />

Kiste mit Waschmittel und anderem mit. In drei<br />

bis fünf Jahren wird das gängig sein. Auch bei den Automaten<br />

gibt es interessante Entwicklungen.<br />

Insbesondere lokale Bauern<br />

oder Metzger setzen verstärkt auf<br />

diese Art des Handels. Noch ist nicht<br />

klar, welche Technologie sich durchsetzen<br />

wird. Derzeit arbeiten wir mit<br />

unserem Partner Knapp aus dem Bereich<br />

Logistik an Prototypen.<br />

Wollen Sie künftig etwa auch Verkaufsautomaten<br />

fertigen?<br />

Nein, unser Ansatz ist es, Technologien aus anderen<br />

Branchen wie der Pharmaindustrie oder der<br />

Logistik für den Lebensmittelverkauf nutzbar zu<br />

machen. Darin sind wir gut. Wir sind klein, schnell<br />

und bringen viel Tech-Know-how mit.<br />

Sie investieren viel in Digitalisierung.<br />

Wie soll sich das auszahlen?<br />

Unsere Strategie ist folgende: Wir begeistern durch<br />

Projekte – also etwa im Ladenbau durch ausgefallenes,<br />

kreatives Ladendesign – und zielen auf größere<br />

Rollouts mit unseren Kunden. Genau darin wollen<br />

wir wachsen.


unternehmen [!] TITELTHEMA 15<br />

Was heißt das konkret?<br />

Wir suchen uns die 20 Top-Retailer dieser Welt heraus<br />

und wollen diese mit großen Rollouts für eine<br />

bestimmte Regallogik, Lagerausstattung oder kundenspezifische<br />

Einkaufswagen gewinnen. Der regionale<br />

Fokus liegt dabei auf Nordamerika.<br />

Wie sehr machen Ihnen gestiegene Rohstoffkosten<br />

zu schaffen?<br />

Materialkosten sind ein riesiges Thema. Gemessen<br />

an unseren Planungen im Herbst 2020 für 2021 hatten<br />

wir Mehrkosten für Material in dreistelliger Millionenhöhe<br />

– also fast zwölf Prozent vom Gesamtumsatz.<br />

Zum Beispiel haben sich die Stahlpreise<br />

zum Teil mehr als verdoppelt. Um nicht draufzulegen,<br />

mussten wir die Mehrkosten an unsere Kunden<br />

weitergeben. Dabei sind wir sehr transparent<br />

vorgegangen, haben die Mehrkosten den Kunden<br />

gegenüber offengelegt und plausibel erklärt. Wenn<br />

die Preise wieder sinken, müssen wir das Thema<br />

in gleicher Weise mit unseren Lieferanten besprechen.<br />

Aktuell steigen die Kosten aber weiter.<br />

Waren Sie von gestörten Lieferketten betroffen?<br />

Natürlich. Beispielsweise vom blockierten Suez-Kanal.<br />

Das hat sich auch auf unsere Lieferzeiten niedergeschlagen.<br />

Unsere Kunden bestellen trotzdem.<br />

Wir haben einen sehr hohen Auftragsbestand, trotz<br />

zum Teil verdreifachten Lieferzeiten.<br />

Worin sehen Sie die größten Herausforderungen?<br />

Da gibt es drei, die durch die Corona-Krise verstärkt<br />

wurden und werden. Das sind die massiven<br />

Kostensteigerungen für Material, Energie und Logistik;<br />

der enorme Preisdruck durch Billiganbieter<br />

aus dem asiatischen Raum und der rasante Veränderungsprozess<br />

der gesamten Handels-Branche.<br />

Welche Rolle spielen die Lohnkosten am Standort<br />

Deutschland?<br />

Wir haben eine sehr hohe Personalkostenquote, die<br />

etwa dreimal so hoch ist wie etwa bei BMW. Das<br />

liegt an unserer hohen Eigenfertigungstiefe. Angefangen<br />

bei den Einkaufswagenrollen über die Spritzteile<br />

bis zu den Regalen. Das geht gut, solange Sie<br />

wenig Varianz haben. Je individueller die Produkte<br />

werden, umso mehr Kompetenzen müssen Sie vorhalten,<br />

die nicht durchgängig benötigt werden, aber<br />

Kosten verursachen. Das ist ein Grund dafür, warum<br />

wir unser Beschaffungsstrategie überdenken.<br />

Bedeutet das Personalabbau?<br />

Wir sind einer von wenigen Mittelständlern, die<br />

viele einfache und durch die Anlehnung an den Metalltarifvertrag<br />

auch gut bezahlte Arbeitsplätze haben.<br />

Diese werden wir in Zukunft allerdings reduzieren<br />

müssen. Damit hier kein falscher Eindruck<br />

aufkommt: Ich befürworte vollkommen einen Haustarifvertrag,<br />

der aber eine gewisse Flexibilität möglich<br />

machen muss.<br />

Der Konflikt um diesen Haustarifvertrag sorgte bis<br />

vor kurzem für Unruhe in der Belegschaft:<br />

Wie bewerten Sie das Ergebnis?<br />

Wir haben mit der Verlängerung des Haustarifvertrages<br />

eine für alle Seiten akzeptable Lösung gefunden.<br />

Ein Flächentarifvertrag wäre für ein spezialisiertes<br />

Familienunternehmen wie Wanzl wirtschaftlich<br />

nicht umsetzbar. Aus Arbeitgebersicht hätten<br />

wir uns zwar einen „echten“ Arbeitnehmerbeitrag<br />

gewünscht, aber die über Monate geführte interne<br />

Diskussion war für die Weiterentwicklung von Wanzl<br />

nicht hilfreich. Daher haben wir letztlich gemeinsam<br />

mit der Arbeitnehmerseite den Fokus daraufgelegt,<br />

Ruhe ins <strong>Unternehmen</strong> einkehren zu lassen.<br />

Was sind die Treiber für den Umbau von Wanzl?<br />

Wir stehen wirtschaftlich gut da, aber unsere Branche<br />

verändert sich in rasantem Tempo. Unsere<br />

Kunden reagieren und verändern ihre Geschäftsmodelle.<br />

Auch wir müssen uns weiterentwickeln.<br />

Schon 2015 haben wir damit begonnen, unsere<br />

Werks strukturen zu optimieren, etwa indem wir<br />

zweimal unser Werk in Tschechien erweitert, unser<br />

Werk in Frankreich geschlossen und die Kunststofffertigung<br />

in Kaufbeuren an einem Ort konsolidiert<br />

haben. Wir haben interne Prozesse unter<br />

die Lupe genommen, ein neues finanzielles Steuerungskonzept<br />

eingeführt und unser SAP-System<br />

modernisiert.<br />

Das<br />

Tempo der<br />

Veränderung<br />

im Handel ist<br />

rasant.<br />

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16<br />

TITELTHEMA unternehmen [!]<br />

Weltweit kommt jeder zweite Einkaufswagen von Wanzl<br />

Das Familienunternehmen<br />

Wanzl ist<br />

schon lange<br />

keine reine<br />

Metallwarenfabrik<br />

mehr.<br />

Die Palette<br />

umfasst<br />

Ladenbaueinrichtungen,<br />

smarte<br />

Regale,<br />

Einkaufswagen,<br />

Backmöbel,<br />

Zutrittskontrollen<br />

und vieles mehr.<br />

Das Familienunternehmen Wanzl fertigt<br />

im Schnitt pro Jahr zwei Millionen Einkaufswagen<br />

in bis zu 200 Varianten. Weltweit beträgt<br />

der Marktanteil rund 50 Prozent . In<br />

Deutschland sind es zwischen 70 und 80<br />

Prozent. Neben dem wichtigsten Einzelprodukt<br />

stellt das Familienunternehmen (Leipheim/Kreis<br />

Günzburg), dessen Wurzeln ins<br />

Jahr 1918 zurückreichen, Leit- und Sicherheitssysteme,<br />

Zutrittsschleusen, Kundenzähler,<br />

Paletten-, Regal- und Softwaresysteme<br />

und vieles mehr her und unterstützt seine<br />

Kunden in Handel und E-Commerce bei<br />

der Digitalisierung.<br />

Wanzl ist in den vergangenen Jahren stark<br />

gewachsen. Lag der Jahresumsatz 2013 noch<br />

bei 550 Millionen Euro, betrug er zuletzt 830<br />

Millionen Euro. Davon entfallen 77 Prozent<br />

auf Europa und Nahost, 5 Prozent auf Asien<br />

und 18 Prozent auf die USA, die der derzeit<br />

am stärksten wachsende Markt sind. Von<br />

den 4600 Mitarbeitern arbeiten rund 2400<br />

in Deutschland. Allein am Stammsitz befinden<br />

sich drei Werke, ein weiteres in Kirchheim/Teck.<br />

Hinzu kommen mit der Mouldtec<br />

GmbH in Kaufbeuren ein Standort zur Fertigung<br />

von Kunststoffteilen sowie zwölf internationale<br />

Produktionsstandorte (unter anderem<br />

in Tschechien, USA, Shanghai).


unternehmen [!] TITELTHEMA 17<br />

Auch für die Standorte Leipheim und Kirchheim<br />

ändert sich einiges.<br />

Im Zuge unseres Programms „Wanzl Next – Zukunft<br />

anpacken“ machen wir Leipheim zum Logistik-<br />

und Kommissionierungszentrum, in dem Waren<br />

aus aller Welt in kundenorientierten Lieferungen<br />

zusammengefasst werden. Die Fertigung wird<br />

in Kirchheim in Bayerisch-Schwaben gebündelt. So<br />

bereiten wir die Strukturen auf das künftige Sourcing<br />

vor, sprich, wir kaufen vermehrt Teile ein. Produktion,<br />

Lohnfertigung und Sourcing stehen dann<br />

auf einer Ebene, sodass ein globaler Fertigungsverbund<br />

entsteht.<br />

Warum tun Sie das?<br />

Auf diese Weise können wir auch<br />

bei preissensitiven Produkten wettbewerbsfähig<br />

bleiben und andere<br />

Produkte dennoch weiterhin in<br />

Deutschland fertigen. So sichern<br />

wir wiederum die Arbeitsplätze.<br />

Für den ein oder anderen bedeutet<br />

das zwar einen Umzug oder längere<br />

Fahrwege, aber wir bemühen uns, die Strukturumstellungen<br />

so mitarbeiterfreundlich wie möglich<br />

umzusetzen.<br />

Wie gehen Sie mit dem Thema Ukraine-Krieg und<br />

dessen Folgen um?<br />

Wir haben ein kleines Vertriebsbüro in der Ukraine<br />

mit vier Mitarbeitenden. Da haben wir alles<br />

gestoppt, bezahlen die Löhne aber weiter. Wir<br />

haben alles getan, um den Mitarbeiterinnen zu<br />

Wir werden<br />

mehr Teile<br />

zukaufen, um weiter<br />

in Deutschland<br />

fertigen zu können.<br />

ermöglichen, das Land zu verlassen. So ist unserer<br />

Geschäftsführerin, Frau Kruglova, die Flucht<br />

nach Deutschland gelungen. Dem männlichen<br />

Kollegen war das leider nicht möglich. Zudem haben<br />

wir Mittel für die Reaktivierung unseres Büros,<br />

aber besonders auch für private Belange unserer<br />

ukrainischen Kolleginnen und Kollegen zurückgestellt.<br />

Was bereitet Ihnen derzeit am meisten Sorge?<br />

Aus gesellschaftlicher Sicht der Russland-Ukraine-Krieg.<br />

Wir hoffen und wünschen uns, dass<br />

bald wieder Frieden einkehrt. Angesichts des<br />

Krieges in Europa stehen wir vor noch nie dagewesenen<br />

und sehr schwerwiegenden<br />

Szenarien, auf die keiner<br />

von uns Einfluss hat oder die<br />

keiner von uns vorhersehen<br />

konnte.<br />

Und aus wirtschaftlicher Sicht?<br />

Da sind es die massiven Kostensteigerungen<br />

in nahezu allen Bereichen<br />

wie Metall, Kunststoff oder Holz aber<br />

auch gestiegene Energie-, Transport- und Verpackungskosten,<br />

die wir nicht mehr kompensieren<br />

können, sondern weitergeben müssen. Mittelfristig<br />

beschäftigt uns der hohe Fixkostenblock in<br />

Deutschland, der durch hochwertige Produkte mit<br />

hohen Margen gerechtfertigt werden muss. Außerdem<br />

wird es eine Herausforderung, mit dem<br />

spannenden Thema Digitalisierung tatsächlich<br />

Gewinn zu erwirtschaften.<br />

Das Interview führte<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

unternehmen[!].<br />

Fotos:<br />

Marc Hörger<br />

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18<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Auf den Plätzen herrscht<br />

mehr Betrieb als vor Corona.<br />

Foto: © sattahipbeach/shutterstock.com<br />

Auf die Plätze,<br />

fertig, los!<br />

Golfsport Die Branche hat von der Corona-Pandemie profitiert. Das stark gewachsene<br />

Interesse hat Folgen für Clubs, Anlagenbetreiber, Preise und den Umgang mit Gästen.<br />

Die Lage könnte kaum<br />

besser sein: Die Golfszene<br />

verzeichnet Rekordzahlen.<br />

„Noch nie<br />

haben so viele Menschen in<br />

Deutschland Golf gespielt wie<br />

2021“, meldet der Deutsche<br />

Golf Verband. „Wir sehen extreme<br />

Zunahmen bei den Golferzahlen<br />

im United Kingdom<br />

und Irland“, resümiert Phil<br />

Anderton, CEO des R&A in St.<br />

Andrews, einer von zwei Regulierungsbehörden<br />

des Golfsports<br />

weltweit. Wahrscheinlich<br />

20 bis 25 Millionen Golfrunden<br />

mehr als 2020, stellt die National<br />

Golf Foundation in den USA<br />

fest. Die endgültigen Zahlen im<br />

weltgrößten Golfmarkt USA<br />

liegen fürs Jahr 2021 noch nicht<br />

vor, aber schon jetzt ist klar:<br />

2021 war ein großartiges Jahr,<br />

was die Anzahl der Golfer und<br />

ihre Aktivität auf dem Platz anbelangt.<br />

„Krisengewinnler“ mag der<br />

eine oder andere Kritiker hier<br />

einwerfen. Tatsächlich bewegte<br />

sich der Golfsport anders als<br />

viele – auf Hallen angewiesene<br />

Sportarten – während der Corona-Krise<br />

gegen den Trend.<br />

Schließlich war Golf spielen in<br />

den meisten Teilen Deutschlands<br />

bis auf wenige Unterbrechungen<br />

erlaubt, die Wahrscheinlichkeit<br />

sich mit dem Corona-Virus<br />

anzustecken ange-<br />

FOTO: © AMENIC181/<br />

SHUTTERSTOCK.COM


unternehmen [!] SPEZIAL 19<br />

sichts der Weitläufigkeit von<br />

Golfplätzen äußerst gering.<br />

Bewegung an der frischen<br />

Luft verbunden mit sportlichem<br />

und spielerischemn Charakter –<br />

dieses Angebot sorgte in den<br />

vergangenen zwei Jahren der<br />

Corona-Pandemie weltweit für<br />

einen Aufschwung im Golflager.<br />

In Deutschland hatte auf diese<br />

Entwicklung nach Jahren der<br />

Stagnation bei den Neugolferzahlen<br />

keiner mehr zu hoffen gewagt.<br />

„Reaktivierte Schläfer“<br />

Gleichzeitig wurde mit dem<br />

Trend zum Homeoffice und der<br />

Flexibilisierung der Arbeitszeiten<br />

ein wesentlicher Kritikpunkt<br />

am Golfsport begraben:<br />

Golf, so meinten Skeptiker lange,<br />

erfordere lange Anfahrtswege<br />

und brauche viel Zeit, die<br />

nach einem Arbeitstag kaum jemand<br />

mitbringe. Inzwischen<br />

zeigt sich: Schnelles Spiel über<br />

neun Löcher in maximal zwei<br />

Stunden ist problemlos umsetzbar,<br />

genauso wie ein kurzer Ausflug<br />

aufs Übungsgelände.<br />

Theoretisch ist Golf obendrein<br />

ein Allwettersport, der<br />

fast ganzjährig machbar ist.<br />

„Wir konnten nicht nur Neugolfer<br />

gewinnen, sondern auch<br />

ganz viele Schläfer reaktivieren,<br />

die kaum noch Golf gespielt haben<br />

und ein Bag im Keller stehen<br />

hatten“, bilanziert Andreas<br />

Dorsch, Geschäftsführer des<br />

Golf Management Verbandes<br />

Deutschland, die Entwicklung.<br />

Das Image der verstaubten<br />

Alt-Herren-Sportart ist man<br />

Der Golfsport erlebt einen Imagewandel: Der Anteil der Frauen wächst – bei den Erwachsenen wie auch<br />

bei den Jugendlichen.<br />

Foto: © bbernard/shutterstock.com<br />

Wir haben<br />

den Eindruck,<br />

dass der Golfsport<br />

jünger geworden<br />

ist.<br />

Achim Battermann<br />

Vizepräsident des DGV<br />

ebenfalls losgeworden. „Insgesamt<br />

haben wir den Eindruck,<br />

dass der Golfsport jünger wird“,<br />

resümiert der DGV-Vizepräsident<br />

Achim Battermann mit<br />

Blick auf die Zuwächse von 6,6<br />

Prozent im Bereich der Jugendlichen<br />

bis 18 Jahren. Der Frauenanteil<br />

liegt ohnehin schon bei<br />

36 Prozent, weshalb Deutschland<br />

im europäischen Vergleich<br />

als einer der Spitzenreiter in Sachen<br />

weiblicher Beteiligung gilt.<br />

All‘ diese Entwicklungen, so der<br />

Hinweis von Andreas Dorsch,<br />

belegten, dass Golf keine Sportart<br />

in geschlossenen Zirkeln von<br />

hochmotorisierten Luxus-Karossen-Fahrern<br />

mehr sei. „Für<br />

Menschen, die neugierig auf<br />

Golf geworden sind, gibt es von<br />

der rein öffentlichen über die semi-öffentlichen<br />

Anlagen bis<br />

zum Mitgliederclub jedes Angebot.“<br />

Mit der gestiegenen Attraktivität<br />

des Outdoor-Sports hat allerdings<br />

auch die Schnäppchen-<br />

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IIdyllisch liegt der New Golf Club im Neu-Ulmer Steinhäule. Die Donau fließt direkt daneben, so kann man in unmittelbarer Stadtnähe entspannte Zeit im<br />

Grünen verbringen – ob zum schnellen Golf unter der Woche oder für länger am Wochenende<br />

Fotos: S. Müller, New Golf Club<br />

Urlaub dahoam<br />

Eine kleine Auszeit im Grünen gefällig? Der<br />

9-Loch- Platz des New Golf Club in Neu-Ulm<br />

bietet Spielspaß für Jung und Alt, drinnen<br />

und draußen. Auch Events für Teams werden<br />

angeboten.<br />

Wer stadtnah und in lockerer Atmosphäre<br />

Golf spielen möchte,<br />

der ist auf der<br />

Driving Range und<br />

dem Platz des<br />

New Golf Club in<br />

Neu-Ulm<br />

genau<br />

richtig. Hier sind<br />

alle willkommen,<br />

denn der Platz bietet beste Bedingungen:<br />

Nicht nur für Anfänger, sondern auch fortgeschrittene<br />

Golfer fühlen sich hier schnell heimisch.<br />

Und mit den flexiblen Tarifmodellen<br />

gehören Argumente wie „zu wenig Geld“ oder<br />

„keine Zeit“ der Vergangenheit an. „Wir bieten<br />

Golf für alle, gerade jungen Menschen soll die<br />

finanzielle Hürde genommen werden, um in<br />

den Sport einzutreten“, meinen die Trainer<br />

Luis Meyer und Mark Philipp Lindner.<br />

Auch Golfanfänger sind herzlich willkommen.<br />

Zudem steht das kompetente<br />

Trainerteam zur Verfügung und bietet<br />

vielfältige Aktivitäten an, wie zum<br />

Beispiel Schnupperkurse, Platzreifekurse,<br />

aber auch Eignungstests und Regelabende.<br />

Der Schwer punkt der Trainertätigkeit liegt neben<br />

der Vermittlung von golfspezifischem<br />

Wissen auf dem Spaß am Spiel.<br />

Ein Teambuilding-Event bleibt<br />

lange in guter Erinnerung<br />

Aus dem Golfspiel lässt sich auch hervorragend<br />

ein Teambuilding-Event machen. Denn<br />

man übt zwar für sich allein – und kann so die<br />

Abstände gut einhalten – trotzdem entsteht<br />

in den kleinen Gruppen von 4 bis 8 Spielern<br />

ein Gemeinschaftsgefühl. Es ist wie eine gemeinsame<br />

Auszeit, ein Kennenlernen fernab<br />

von der Berufswelt, das bringt Mitarbeiter näher<br />

zusammen. Es fördert die Kommunikation<br />

ebenso wie die Kooperation. Beim Spiel<br />

motiviert man sich gegenseitig, man hat Spaß<br />

und Spannung. „Los geht es bei uns am frühen<br />

Morgen mit einer Tasse Starbucks-Kaffee.<br />

Danach gehen wir gemeinsam raus. Die<br />

ersten Tage finden auf der Übungsanlage<br />

statt, um die Basics kennenzulernen“, so Luis<br />

Meyer. „Wir erklären die Regeln und zeigen<br />

worauf es ankommt“, ergänzt Mark Philipp<br />

Lindner. „Wir machen mehrere Einheiten auf<br />

der Range, und dann geht es auf den Platz. So<br />

bekommt man ein Gefühl für den Ball.“ Diese<br />

Events sind Veranstaltungen, die allen Beteiligten<br />

Spaß machen und lange positiv in Erin-


unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />

21<br />

„Ein Teambuilding-Event<br />

schweißt die Mitarbeiter<br />

zusammen.“<br />

nerung bleiben. „Das sieht man auch hier in<br />

Neu-Ulm: Viele die vor Jahren den Kurs gemeinsam<br />

gemacht haben, sieht man heute<br />

noch zusammen spielen.“<br />

Golf-Lounge: die schönsten Golfplätze<br />

der Welt – fast wie PlayStation 6<br />

Der Platz bietet beste Bedingungen für alle<br />

Spielstärken. Auch im Winter oder bei schlechtem<br />

Wetter kann man im neuen Golfgebäude<br />

sein Golfspiel praktizieren und verbessern.<br />

Die Möglichkeit, an einem von sechs Golfsimulatoren<br />

auf den schönsten Plätzen der Welt<br />

zu spielen und dabei die Daten der Schwunganalyse<br />

zu nutzen, verbindet den Spaß mit zusätzlichen<br />

Trainingseffekten. Dabei kann man<br />

am Simulator virtuell auf Reisen gehen, ob bei<br />

strahlender Sonne in Pebble Beach in Kalifornien,<br />

auf dem Valderrama Course in Spanien<br />

oder auf dem altehrwürdigen Old Course in St.<br />

Andrews/Schottland. Der Golfer sucht sich<br />

seinen Lieblingsplatz aus, den Rest macht der<br />

Computer in hochauflösender Qualität, quasi<br />

die „Next Generation“ von PlayStation oder<br />

X-Box.<br />

New Golf Club<br />

Gründungsjahr des Clubs: 2014<br />

Mitglieder: aktuell <strong>11</strong>40<br />

Platz: 9 Löcher, Par 36<br />

Greenfee: 9-Loch, 20-40 Euro<br />

Greenfee: 18-Loch, 40-80 Euro<br />

Benutzung der Driving Range: kostenlos<br />

New Golf Lounge<br />

3 TrackMan Simulatoren und<br />

3 FullSwing Simulatoren<br />

Kontakt:<br />

New Golf Club/Lounge<br />

Kammer-Krummen-Straße 100<br />

89233 Neu-Ulm<br />

Tel: 0731 - 70 53 33 15<br />

New Golf Club<br />

E-<strong>Mai</strong>l: info@newgolfclub.de<br />

Website: www.newgolfclub.de<br />

Training New Golf Club & Lounge<br />

Trainer:<br />

Mark Philipp Lindner<br />

Luis Meyer<br />

Preise:<br />

25min 25€, 55min 50€


22<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Ob Schäfte oder Golfschuhe: Lieferengpässe bleiben ein Thema<br />

Wer neues Zubehör benötigt, muss sich unter Umständen auch in diesem Jahr gedulden.<br />

Foto: © optimarc/shutterstock.com<br />

Mehr als eine Million Deutsche haben<br />

nach Angaben des Deutschen Golf Verbandes<br />

während der Pandemie erstmals einen<br />

Golfschläger in die Hand genommen.<br />

Auch das Interesse von weiblichen Golfspielern<br />

sei stark gestiegen – auch bei Jugendlichen.<br />

Das könnte die Nachwuchsprobleme<br />

der vergangenen Jahre eventuell beheben.<br />

Ob Neueinsteiger oder erfahrene Spieler.<br />

Sie alle bekamen Lieferengpässe zu spüren:<br />

Schäfte, die im Container vor Shanghai feststecken;<br />

Griffe, die auf einem Tanker im Pazifischen<br />

Ozean lagern – das Thema Lieferketten<br />

hat die Golfbranche fest im Griff.<br />

Adam Rowen, Director of Global Operations<br />

beim Griffhersteller Golf Pride, sprach zu Beginn<br />

des Jahres von „Herausforderungen, wie<br />

man sie einmal im Leben hat“. Egal ob Golfschuhe,<br />

Schlägerkomponenten oder andere<br />

Golfartikel – Lieferprobleme dürften <strong>2022</strong><br />

noch ein Thema sein, nachdem Produktionsstandorte<br />

wie Vietnam längere Lockdowns<br />

hatten. Diese Probleme trafen auf eine höhere<br />

Nachfrage nach Golfartikeln weltweit.<br />

Zur Person<br />

Andreas Dorsch ist<br />

seit 2006 Geschäftsführer<br />

des Golf Management<br />

Verbandes<br />

Deutschland<br />

(GMVD). Der Diplom-Betriebswirt<br />

aus München ist ein<br />

anerkannter Kenner<br />

der deutschen Golfbranche.<br />

jagd in Sachen Mitgliedschaftsgebühren,<br />

Greenfees und Golfkursen,<br />

die vor Beginn der Corona-Pandemie<br />

in weiten Teilen Deutschlands<br />

üblich war, ein Ende. „Es ist sicher<br />

nicht mehr so, dass man zum Beispiel<br />

im Raum München locker ohne<br />

Mitgliedschaft zwischen 50 Anlagen<br />

hin- und herpendeln kann, wenn<br />

man einfach nur die EC-Karte<br />

zückt“, resümiert Dorsch. Vielmehr<br />

habe die Zunahme an Interessenten<br />

dazu geführt, dass Clubs in den vergangenen<br />

zwei Jahren teilweise nur<br />

noch Mitglieder und deren Gäste auf<br />

die Anlage gelassen hätten, als es zu<br />

einer Begrenzung der Spielkapazitäten<br />

wegen der Corona-Restriktionen<br />

kam. Mit der Normalität im<br />

Spielbetrieb dürfte die Durchlässigkeit<br />

ab dem Frühjahr wieder höher<br />

werden. „Die Preise bei Mitgliedschaften<br />

und Greenfees sind nicht<br />

mehr weiter runtergegangen“, lautet<br />

sein Fazit.<br />

Der Einstieg in den Golfsport ist<br />

deshalb im Jahr <strong>2022</strong> sowohl auf<br />

preisgünstige wie luxuriöse Weise<br />

möglich: Auf der einen Seite offerieren<br />

öffentliche Anlagen wie etwa der<br />

New Golf Club Ulm unter dem Motto<br />

„Golf für Alle“ erste Schnupperkurse<br />

für einen Preis von unter 20<br />

Euro. Auf der anderen Seite kann<br />

man auf First-Class-Anlagen für<br />

Die Preise für<br />

Mitgliedschaften<br />

und Greenfees<br />

sind nicht weiter<br />

gesunken.<br />

Andreas Dorsch<br />

Golf Management Verband<br />

Schnupperjahre aber auch zwischen<br />

1500 und 2000 Euro pro Person ausgeben,<br />

um den Golfsport zu testen.<br />

Dabei stellt sich für immer mehr<br />

Golf-Interessierte ohnehin die Frage:<br />

Golf-Mitgliedschaft – braucht es<br />

das noch? Der Deutsche Golf Verband<br />

geht nach einer Erhebung von<br />

rund 1,5 Millionen interessierten<br />

und nicht organisierten Golfern<br />

hierzulande aus. Spielmöglichkeiten<br />

finden auch diese reichlich: Golf im<br />

Urlaub, ob beim Wochenendausflug<br />

zum Tegernsee oder nach Sylt ist dabei<br />

ebenso ein Thema wie der<br />

Club-Urlaub in Portugal. Gerade<br />

touristische Regionen wie Portugal,<br />

Spanien, weite Teile von Österreich<br />

oder Deutschland verzichten auf<br />

vielen Golfanlagen längst auf Handicap-Nachweise<br />

oder Club-Zertifikate<br />

und setzen stattdessen auf die<br />

Zahlungskraft der Kundschaft.<br />

Unterdessen wird selbst auf den<br />

bekanntesten Golfplätzen der Welt<br />

wie dem Old Course in St. Andrews<br />

oder Pebble Beach in Kalifornien ein<br />

Marshall auf die Runde geschickt,<br />

der nur kontrolliert, ob eine Golfgruppe<br />

zu langsam ist und damit das<br />

Spiel aller anderen stört. Ansonsten<br />

gilt: Spaß haben, den Tag genießen,<br />

Golf spielen für Alle.[!]<br />

<br />

Petra Himmel


unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 23<br />

Geschäftsführer<br />

geht zu ENBW<br />

Führungswechsel Die Rolls-<br />

Royce Power Systems AG mit<br />

Sitz in Friedrichshafen verliert<br />

zum Ende des Jahres ihren CEO<br />

Andreas Schell. Der 52-Jährige<br />

war fünf Jahre lang für das <strong>Unternehmen</strong><br />

tätig und wird neuer<br />

Vorstandschef der ENBW.<br />

Rolls-Royce Power Systems mit<br />

Hauptsitz in Friedrichshafen beschäftigt<br />

rund 9000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Unter<br />

der Marke MTU vertreibt das<br />

<strong>Unternehmen</strong> unter anderem<br />

Antriebssysteme für Schiffe und<br />

schwere Land- und Schienenfahrzeuge.<br />

Wechsel bei<br />

Movera<br />

Camping-Zubehör Philipp Matheis<br />

fungiert in Zukunft als Geschäftsführer<br />

des Camping-Zubehör-Großhändlers<br />

Movera.<br />

Der 37-jährige Wirtschaftsingenieur<br />

verfügt über langjährige<br />

Erfahrung in der Automobilindustrie<br />

sowie im B2B-Bereich.<br />

Sein Vorgänger Christoph Steinhagen<br />

verließ das <strong>Unternehmen</strong><br />

nach neun Jahren aus persönlichen<br />

Gründen. Die Movera<br />

GmbH hat am Standort Bad<br />

Waldsee rund 120 Beschäftigte<br />

und erwirtschaftete zuletzt einen<br />

Umsatz von 73 Millionen<br />

Euro. Muttergesellschaft ist die<br />

Erwin Hymer Group SE.<br />

Blick in ein Labor: Der Pharmakonzern beschäftigt rund 52 000 Mitarbeiter. <br />

Boehringer investiert Milliarden<br />

In den kommenden fünf Jahren will Boehringer Ingelheim<br />

mehr als 25 Milliarden Euro in den Bereich<br />

Forschung und Entwicklung investieren. Ein Großteil<br />

der Gelder soll dabei nach Deutschland an die<br />

Standorte in Ingelheim und Biberach fließen. „Wir investieren<br />

hier mehr, als wir umsetzen“, hob Deutschland-Chefin<br />

Sabine Nikolaus die Bedeutung des Forschungsstandortes<br />

zuletzt hervor. Die F&E-Pipeline<br />

Rückgang<br />

erwartet<br />

Beteiligung in<br />

Südkorea<br />

Foto: Boehringer Ingelheim<br />

von Humanpharma umfasst mehr als 100 klinische<br />

und präklinische Projekte. Ein Schwerpunkt liegt darauf,<br />

Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen<br />

Krankheiten besser zu verstehen. Boehringer Ingelheim<br />

ist ein führendes forschungsgetriebenes biopharmazeutisches<br />

Familien-<strong>Unternehmen</strong> mit mehr<br />

als 52 000 Beschäftigten weltweit. Der Umsatz lag<br />

zuletzt bei 20,6 Milliarden Euro.<br />

Liebherr setzt<br />

auf Alternative<br />

Windata<br />

baut neu<br />

Investition Der Anbieter für Finanzmanagement-Lösungen<br />

Windata will am Standort in<br />

Wangen im Allgäu etwa 4,5 Millionen<br />

Euro in ein neues Firmen-Gebäude<br />

investieren. Geplant<br />

ist ein Neubau mit rund<br />

500 Quadratmetern Grundfläche,<br />

drei Vollgeschossen und einem<br />

Dachgeschoss. Ein Teil<br />

davon soll vermietet werden.<br />

Die Serverräume sollen mit eigenem<br />

Solarstrom betrieben<br />

werden. Windata GmbH bedient<br />

mehr als 50 000 Kunden und beschäftigt<br />

22 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Zeppelin Der Baumaschinenhersteller<br />

und Dienstleistungskonzern<br />

Zeppelin rechnet für<br />

das laufende Jahr aufgrund des<br />

Kriegs in der Ukraine mit einem<br />

starken Rückgang des Umsatzes.<br />

Trotz aller Unwegbarkeiten sagt<br />

Andreas Brand, Vorsitzender<br />

des Aufsichtsrats: „2021 war das<br />

beste Jahr der <strong>Unternehmen</strong>sgeschichte“.<br />

Die finanzielle und<br />

wirtschaftliche Stabilität trage<br />

nun dazu bei, durch die anstehende<br />

Krise zu kommen. Zeppelin<br />

hat seinen juristischen Sitz<br />

in Friedrichshafen. Im vergangenen<br />

Jahr konnte das <strong>Unternehmen</strong>,<br />

das mehr als 10 600<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

beschäftigt, den Konzernumsatz<br />

auf insgesamt 3,7 Milliarden<br />

Euro steigern.<br />

ZF Friedrichshafen Der Automobilzulieferer<br />

ZF Friedrichshafen<br />

hat sechs Prozent der Anteile<br />

des südkoreanischen Softwareunternehmens<br />

Stradvision<br />

erworben. Das asiatische <strong>Unternehmen</strong><br />

ist im Bereich der Bildverarbeitung<br />

mit KI für autonome<br />

Fahrzeuge und Fahrerassistenzsysteme<br />

tätig. Die Stradvision-Software<br />

ermöglicht es<br />

Fahrzeugen, Objekte bei schwierigen<br />

Wetterbedingungen oder<br />

schlechter Beleuchtung zu identifizieren.<br />

ZF ist ein weltweiter<br />

Technologiekonzern und liefert<br />

Systeme für Fahrzeug-Mobilität<br />

sowie Industrietechnik. Im vergangenen<br />

Jahr hat das <strong>Unternehmen</strong><br />

mit 157 500 Beschäftigten<br />

einen Umsatz von 38,3 Milliarden<br />

Euro erwirtschaftet.<br />

Technologie Die Forschung<br />

nach alternativen Antriebstechnologien<br />

wird auch weiterhin<br />

ein Schwerpunkt der Firmengruppe<br />

Liebherr sein. Dazu gehören<br />

beispielsweise wasserstoffgetriebene<br />

Verbrennungsmotoren<br />

oder hydrierte Pflanzenöle<br />

als Treibstoff. Trotz der<br />

teils schwierigen Beschaffung<br />

von Rohmaterialien, Komponenten<br />

und Elektronikbauteilen<br />

konnte das <strong>Unternehmen</strong> mit<br />

großen Standorten unter anderem<br />

in Ehingen, Biberach, Ochsenhausen<br />

und Kirchdorf an der<br />

Iller, den Umsatz 2021 auf <strong>11</strong>,6<br />

Milliarden Euro steigern. Weltweit<br />

arbeiten knapp 50 000<br />

Menschen für den familiengeführten<br />

Mischkonzern mit Sitz<br />

im schweizerischen Bulle. [!]


24<br />

VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />

Eine gute Infrastruktur war und ist ein wichtiges Kriterium für einen Standort. <br />

Foto: © elenabsl/shutterstock.com<br />

Daumen hoch! Das Handy<br />

funktioniert auch<br />

ganz weit hinten in der<br />

Produktionshalle, vor<br />

dem Werkstor hält stündlich der<br />

Bus und der Strom fließt zu<br />

günstigen Preisen aus den<br />

Steckdosen. Ein Traum, oder? Ja,<br />

gute Standorte sind die beste<br />

Zukunftssicherung überhaupt –<br />

für die Unternehmer und für die<br />

Region. Doch nicht immer kann<br />

die Visitenkarte einer Region so<br />

locker gezückt werden.<br />

Der Ausbau der Breitband-Versorgung<br />

schleppt sich<br />

seit Jahren dahin, Flächen zur<br />

Erweiterung fehlen, viele Gewerbegebiete<br />

sind mit ÖPNV<br />

nicht zu erreichen. Auch die<br />

Verkehrsanbindung ist mitunter<br />

mau. Zudem sind Fachkräfte<br />

kaum zu finden. Und wenn es<br />

sie gibt, fehlt bezahlbarer Wohnraum.<br />

Dabei ist klar: <strong>Unternehmen</strong><br />

brauchen gute Standortfaktoren,<br />

wenn sie erfolgreich wirtschaften<br />

sollen. In Ulm und um<br />

Ulm herum sieht das gar nicht<br />

so schlecht aus: Bei der letzten<br />

Umfrage der IHK Ulm gaben<br />

<strong>Unternehmen</strong> der Region in Sachen<br />

Standortzufriedenheit die<br />

Note 2,0. Mehr noch. 82 Prozent<br />

der befragten <strong>Unternehmen</strong> gaben<br />

an, den Wirtschaftsstandort<br />

Neue Ansätze nötig<br />

Standortqualität Vielen Betrieben fehlen Erweiterungsflächen.<br />

Doch das ist nicht ihre einzige Sorge. Künftig wird mehr Kooperation<br />

unter Firmen nötig sein, sagt IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart.<br />

Bis 2035<br />

werden in der<br />

Region Ulm im<br />

Schnitt 20 000<br />

Fachkräfte fehlen.<br />

Simon Pflüger<br />

Leiter Standortpolitik, IHK-Ulm<br />

bei Ansiedlungsüberlegungen<br />

sogar zu empfehlen.<br />

„Das ist ein sehr gutes Zeichen<br />

für die Region“, sagt Simon<br />

Pflüger, Leiter Standortpolitik<br />

bei der IHK Ulm. Allerdings:<br />

Die Umfrage ist schon fünf Jahre<br />

alt, eine neue gerade im Auftrag.<br />

Daher ist man bei der IHK<br />

Ulm ziemlich gespannt, wie die<br />

Beurteilung dieses Jahr ausfallen<br />

wird. Sicher ist, dass dann<br />

auch wieder das Thema Breitband-Versorgung<br />

und eine gewünschte<br />

lückenlose Mobilfunk-Abdeckung<br />

an oberster<br />

Stelle stehen wird. In diesem Bereich<br />

sei, zwar bereits vieles geschehen,<br />

aber noch lange nicht<br />

genug: „Die Anforderungen der<br />

Betriebe bei der Übertragungsgeschwindigkeit<br />

steigen weiter“,<br />

sagt Pflüger<br />

Zudem werde die Suche nach<br />

Gewerbeflächen immer schwieriger.<br />

„Doch fehlt es nicht nur<br />

an Grundstücken, sondern auch<br />

an Fachkräften“, sagt Pflüger.<br />

Ein Problem, dass die Kammer<br />

schon lange umtreibt. Prognostizierte<br />

die IHK Ulm während<br />

der Umfrage 2017, dass bis 2030<br />

jährlich mehr als 14 000 Fachkräfte<br />

fehlen werden, korrigiert<br />

Simon Pflüger nun bereits nach<br />

oben: „Bis 2035 werden im<br />

Schnitt 20 000 Fachkräfte fehlen.“<br />

Dabei handelt es sich zu 90<br />

Prozent um beruflich qualifizierte,<br />

nicht akademische Fachkräfte.<br />

Dieser Mangel wird die<br />

größte Herausforderung für die<br />

<strong>Unternehmen</strong> bleiben. „Der<br />

Markt ist leer“, sagt Pflüger.<br />

Expansionsanfragen von <strong>Unternehmen</strong><br />

bekommt Gernot<br />

Imgart jeden Tag auf den Tisch.<br />

Der leitende Geschäftsführer<br />

der Bezirkskammer Göppingen<br />

der IHK-Region Stuttgart ist


unternehmen [!]<br />

Zur Person<br />

Simon Pflüger arbeitet<br />

seit dem Jahr<br />

2009 für die IHK Ulm<br />

im Bereich Standortpolitik.<br />

Seit 2016 leitet<br />

der Diplom-Geograph<br />

(40) den Bereich.<br />

Zur Person<br />

Gernot Imgart leitet<br />

seit 2019 die<br />

IHK-Bezirkskammer<br />

Göppingen. Der Jurist<br />

arbeitete zuvor<br />

in Hamburg und<br />

Bangkok für Handelskammern.<br />

Zur Person<br />

Tobias Mehlich ist<br />

promovierter Jurist<br />

und Hauptgeschäftsführer<br />

der<br />

Handwerkskammer<br />

Ulm. Bis 2010 war er<br />

Geschäftsführer von<br />

Südwestmetall.<br />

stolz auf die vielen international tätigen<br />

<strong>Unternehmen</strong> in der Region,<br />

die große Strahlkraft besitzen. Der<br />

Wirtschaftsraum Göppingen mischt<br />

auf starke Art den klassischen Maschinenbau<br />

mit teils unbekannten<br />

Weltmarktführern und innovativen<br />

IT-Größen wie Teamviewer. Doch<br />

hier stoßen Kommunen, IHK und<br />

<strong>Unternehmen</strong> bei der sinnvollen<br />

Entwicklung von neuen Gewerbeflächen<br />

an Grenzen. „Wir brauchen<br />

größere, zusammenhängende Flächen.<br />

Es macht wenig Sinn, wenn<br />

jede Kommune ihren eigenen Industriepark<br />

ausweist“, sagt Imgart.<br />

Eine Chance, flächensparend<br />

auch in der Infrastruktur zu wachsen,<br />

sieht er in interkommunalen<br />

Gewerbegebieten. Auch in anderen<br />

Bereichen würde er gerne – im Sinne<br />

einer nachhaltig geprägten Standortpolitik<br />

– über den Tellerrand hinausblicken:<br />

„Ein Gewebegebiet heute<br />

sieht ganz anders aus als noch vor<br />

20 Jahren.“ Eine Umfrage zeigte,<br />

dass viele Gewerbegebiete schlecht<br />

bis gar nicht an den Öffentlichen<br />

Nahverkehr angebunden sind: „Viele<br />

Beschäftigte müssen mit ihren Autos<br />

kommen. Die Folge sind vollgeparkte<br />

Gewerbeflächen.“<br />

Das ist für ihn in Zeiten des Klimawandels<br />

ein No-Go. Doch wenn<br />

man zunehmend zentrale Strukturen<br />

schaffe, gebe es durchaus Chancen,<br />

neue Flächen zu entwickeln.<br />

Das kann ein gemeinsames Parkhaus,<br />

E-Ladestationen, Datenzentren,<br />

Entladestationen von Lkw oder<br />

auch Kindergärten sein, die von<br />

mehreren Betrieben genutzt werden.<br />

„In einem Gewerbegebiet von<br />

morgen wird es nicht mehr möglich<br />

sein, dass jeder sein eigenes Süpp-<br />

FOTOS: ©DANIEL2528, OKSANA KUZMINA<br />

& BIGPIXELPHOTO/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Ob Radstellplätze, Kitas oder E-Ladestationen: Künftig werden sich Firmen<br />

Infrastruktur vermehrt teilen, sagt IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart.


26<br />

VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />

Erfolgreiches Kennenlernen in zehn Minuten<br />

FOTO: ©OPTIMARC/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Fachkräftemangel trübt die Stimmung<br />

von <strong>Unternehmen</strong>. Ihn bekämpft man am<br />

besten von der Pike auf. Um die Attraktivität<br />

von Ausbildungen zu erhöhen, fand bei der<br />

IHK Ulm nun ein Azubi-Speed Dating statt.<br />

Dabei konnten <strong>Unternehmen</strong> aus dem<br />

IHK-Bezirk an einem Nachmittag Jugendliche<br />

im 10 Minuten Rhythmus „kennenlernen“.<br />

Die potenziellen Azubis bekamen Infos<br />

aus erster Hand über die Lehrberufe und einen<br />

Eindruck von den <strong>Unternehmen</strong>. Die 150<br />

Gespräche zwischen 21 Firmen und 35 Jugendlichen<br />

waren erfolgreich. Kurz nach dem<br />

Treffen gingen die ersten Bewerbungen ein<br />

und Praktika wurden vereinbart. <br />

sl<br />

chen kocht“, sagt Imgart. Ein<br />

Dauerbrenner bei der Standortpolitik<br />

ist für ihn auch die wirtschaftsfreundliche<br />

Verwaltung,<br />

die kürzere Genehmigungsverfahren<br />

bei Neuansiedlungen<br />

umsetzen müsse: „Das ist ein<br />

wichtiger Standortfaktor, der<br />

von den Kommunen vor Ort in<br />

die Hand genommen und positiv<br />

beeinflusst werden kann.“<br />

Belastbarer Mobilfunk<br />

Für Tobias Mehlich ist und arbeitet<br />

das Handwerk überall,<br />

nämlich da, wo der Kunde ist.<br />

Doch die Bedarfe sind sehr unterschiedlich:<br />

„Ein Friseursalon<br />

empfindet als 1-A-Lage die Fußgängerzone,<br />

ein Fachbetrieb für<br />

Sanitär-Heizung-Klima findet<br />

sich beispielsweise eher im gut<br />

angebundenen Gewerbegebiet“,<br />

Wer Handwerk<br />

will, muss es<br />

zu bezahlbaren<br />

Preisen siedeln<br />

lassen.<br />

Tobias Mehlich<br />

Handwerkskammer Ulm<br />

sagt der Hauptgeschäftsführer<br />

der Handwerkskammer Ulm.<br />

Deshalb sei bei der Standortwahl<br />

eine gute Anbindung an<br />

das Straßennetz und die räumliche<br />

Nähe zu privaten Kunden<br />

bzw. zur Laufkundschaft wichtig.<br />

Auch im Handwerk ist der<br />

Mangel an betrieblichen Erweiterungsflächen<br />

ein Hauptproblem.<br />

Zudem fehlt es auch hier<br />

vielerorts an qualifizierten Fachkräften<br />

– und an belastbarem<br />

Mobilfunk. „Wenn wir Handwerk<br />

wollen – und wir brauchen<br />

es – dann müssen wir es zu bezahlbaren<br />

Preisen siedeln und<br />

sich ausdehnen lassen“, fordert<br />

Mehlich. „Damit eine Region lebenswert<br />

und attraktiv ist und<br />

bleibt, brauchen Menschen und<br />

Wirtschaft eine gute Nahversorgung:<br />

„Fachkräfte wollen vor<br />

Ort arbeiten und wohnen. Diesen<br />

Spagat müssen unsere Städte<br />

und Gemeinden schaffen.“<br />

Freilich spielen für Betriebe<br />

auch die Unterrichtsversorgung<br />

an den Berufsschulen und die<br />

Verfügbarkeit von Weiterbildungsangeboten<br />

in ländlichen<br />

Lagen eine große Rolle. Was die<br />

generelle Erreichbarkeit von<br />

Wirtschaftsförderung und<br />

Stadtverwaltung angehe, so seien<br />

die Betriebe in weiten Teilen<br />

zufrieden, sagt Mehlich: „Deutlich<br />

schwieriger schneidet dagegen<br />

die Bearbeitungsdauer von<br />

Anträgen und Verfahren ab.“<br />

Anders ausgedrückt: Wenn sich<br />

daran nichts ändert, ist unklar,<br />

wie lange die Daumen der <strong>Unternehmen</strong><br />

in der Region noch<br />

nach oben zeigen. [!]<br />

<br />

Stefan Loeffler<br />

Gemeinsam<br />

ulm.ihk24.de<br />

IHK<br />

Regionale Wirtschaft<br />

Marktdaten- und Standortinformationen


JAHRE<br />

unternehmen [!] RESSORT 27<br />

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28<br />

MACHEN unternehmen [!]<br />

Mit Folien- und Digitaldruck ist<br />

die Firmengruppe Schlegel<br />

groß geworden.<br />

FOTOS: © VIKTORIA GAVRILINA/SHUTTERSTOCK.COM, FIRMENFOTO<br />

Bloß nicht<br />

festkleben<br />

Familienunternehmen Drei<br />

Firmen, drei Übergaben. Was in<br />

vielen Fällen mit Konflikten<br />

und Ärger verbunden ist, gelang<br />

dem dreifachen Firmeninhaber Eugen<br />

Schlegel konfliktfrei– eine reibungslose<br />

Nachfolgeregelung.<br />

Eugen Schlegel hat drei<br />

Firmen gegründet in seinem<br />

beruflichen Leben.<br />

Alle werden inzwischen<br />

von seinen drei Kindern geführt.<br />

„Geschäftlich“ sei alles geregelt,<br />

erzählt der 65-Jährige mit einigem<br />

Stolz am Firmensitz von<br />

Modiscript Schlegel-Werbung in<br />

Unterstadion (Alb-Donau-<br />

Kreis). Dort, wo sich einst die<br />

elterliche Landwirtschaft befand,<br />

hat der gelernte Industriekaufmann<br />

1986 den Grundstein<br />

für sein kleines Imperium gelegt<br />

und aus dem anfänglich winzigen<br />

Fachbetrieb für Beschriftungen,<br />

Werbeanlagen und Leitsysteme<br />

einen Partner von Industriebetrieben<br />

und Konzernen<br />

für die auftragsbezogene Kennzeichnung<br />

entwickelt.<br />

Zum Beispiel auch für die Firmengruppe<br />

Liebherr, nicht ganz<br />

zufällig auch sein vormaliger<br />

Arbeitgeber. Kommt ein Kran<br />

der größten Sorte zur Auslieferung,<br />

müssen nach Schlegels<br />

Worten bis zu 150 Sicherheitsaufkleber<br />

darauf angebracht<br />

werden. Hinzu kommen noch<br />

rutschfeste Matten und kundenspezifische<br />

Beschriftungen.<br />

Was auf Folien gedruckt war,<br />

sei früher noch händisch ausgeschnitten<br />

worden. Schlegel hatte<br />

das Gespür für die Chancen,<br />

die sich damals auftaten: die rasante<br />

Weiterentwicklung der<br />

auf Foliendruck beruhenden<br />

Technologien (etwa der Digitaldruck)<br />

sowie das Verlangen auf<br />

Kundenseite (in spe), sich der<br />

damit verbundenen Aufgaben<br />

zu entledigen. Das Industriegeschäft<br />

ist inzwischen zum wichtigsten<br />

Standbein geworden. Bei<br />

den beiden größten Kunden<br />

sind seine Mitarbeiter sogar vor<br />

Ort dauerpräsent.<br />

„Die Digitalisierung hat uns<br />

geholfen, neue Türen aufzustoßen“,<br />

erläutert Matthias Schlegel<br />

(29), der in der Firma inzwischen<br />

das Steuer übernommen<br />

hat. Damit könne die Herstellung<br />

der zahlreichen, oft länderspezifischen<br />

Aufkleber perfekt<br />

Die<br />

Digitalisierung<br />

hat uns geholfen,<br />

neue Türen<br />

aufzustoßen.<br />

Matthias Schlegel<br />

Firmenchef<br />

in den Workflow des Partners<br />

eingefügt werden. „Unser Wettbewerbsvorteil<br />

gegenüber Billiganbietern“,<br />

sagt der Junior-Chef<br />

und gelernte Werbetechniker,<br />

„ist die direkte<br />

Onlineanbindung“. Zwischen<br />

der Einspeisung des Auftrags<br />

mit automatischer Erstellung<br />

des Angebots und der Übermittlung<br />

der Daten bis zur Auslieferung<br />

vergingen höchstens zehn<br />

Tage. Als weiteres Plus nennt er<br />

die Qualität der Arbeit.<br />

Im Laufe der Zeit gründete<br />

sein Vater noch zwei weitere<br />

<strong>Unternehmen</strong>. Industriepoint.<br />

com, aus einem übernommenen<br />

Werkzeughandel für Gewerbekunden<br />

im benachbarten Munderkingen<br />

hervorgegangen, wird<br />

inzwischen von Sohn Philipp<br />

(27) geführt. Ergänzt um Mer-


unternehmen [!] MACHEN 29<br />

Drei Firmen, drei Kinder<br />

Schlegel-Werbung<br />

hieß die 1986<br />

von Eugen Schlegel<br />

gegründete Firma<br />

bis 1999. Nach der<br />

Übernahme der Firma<br />

Modiscript<br />

wurde deren Name<br />

vorne drangehängt.<br />

Die Modiscript-Schlegel-Werbung<br />

GmbH<br />

ist die mit Abstand<br />

größte Firma aus<br />

dem Schlegel-Imperium<br />

und erzielte<br />

mit rund 100 Mitarbeitern<br />

zuletzt einen<br />

Jahresumsatz<br />

von neun Millionen<br />

Euro. Standorte<br />

sind in Unterstadion,<br />

Ulm, Ehingen<br />

und in Österreich.<br />

Nötig waren<br />

Kompromisse –<br />

und Bereitschaft<br />

zum Geben und<br />

Nehmen.<br />

Eugen Schlegel<br />

Firmengründer und Gesellschafter<br />

2008 kam das<br />

Folienportal24.de<br />

GmbH dazu mit<br />

Sitz in Biberach/<br />

Riß. Der Großhandel<br />

mit angeschlossener<br />

Trainingsakademie<br />

kam zuletzt<br />

mit zehn Mitarbeitern<br />

auf einen Jahresumsatz<br />

von 3,3<br />

Millionen Euro und<br />

wird jetzt von Carolin<br />

Mohr, geborene<br />

Schlegel, geführt.<br />

Die Industriepoint.com<br />

GmbH<br />

hat zehn Mitarbeiter,<br />

Philipp Schlegel<br />

ist deren Chef. Der<br />

Fachhandel für<br />

Handwerk und Industrie<br />

betreibt in<br />

Munderkingen ein<br />

Ladengeschäft, die<br />

Verwaltung ist in<br />

Unterstadion. Der<br />

Umsatz 2021 belief<br />

sich auf 1,5 Millionen<br />

Euro. thv<br />

Wenn der Vater mit den Kindern: Eugen Schlegel (zweiter von<br />

li.) mit (von li.) Matthias, Carolin und Philipp. Foto: Firmenfoto<br />

chandising-Artikel ist die Firma<br />

mittlerweile auch online unterwegs.<br />

Schwester Carolin Mohr<br />

(32), geborene Schlegel, leitet<br />

das Folienportal24.com, einen<br />

Fachhandel fürs Werbetechnik-Gewerbe,<br />

darunter ebenfalls<br />

Folien, der auch Schulungen anbietet<br />

und in Biberach an der<br />

Riß seinen Sitz hat.<br />

Gefragt nach den Gründen<br />

für die in Eintracht verlaufenen<br />

Betriebsübergänge, kommt Matthias<br />

Schlegel zielstrebig auf seinen<br />

Jungunternehmer-Stammtisch<br />

zu sprechen. Beispiele, die<br />

dort besprochen werden, dienen<br />

ihm als Negativbeispiele. Da ist<br />

etwa der Fall, dass ein Sohn inzwischen<br />

nicht mehr zu den Familientreffen<br />

komme, weil er<br />

sich benachteiligt fühle. Ein anderer<br />

handelt von einem 75-jährigen<br />

Patriarchen, der seiner<br />

Tochter und Nachfolgerin immer<br />

noch keinerlei Entscheidungsbefugnis<br />

einräume.<br />

„Ich habe mir schon mit 60<br />

erste Gedanken darüber gemacht,<br />

wie es weitergehen<br />

könnte“, erklärt hingegen Eugen<br />

Schlegel. Langsam, sachte und<br />

mit Bedacht habe er die Frage<br />

eingebracht in den Familienrat<br />

und mal in Einzelgesprächen<br />

und mal mit allen zusammen behandelt.<br />

„Wir brauchten keine<br />

Mediation“, sagt er nicht ohne<br />

Stolz. Professionelle Unterstützung<br />

gab es aber doch. Ein Steuerberater<br />

habe bei den doch<br />

recht komplexen finanziellen<br />

Fragen beratend zur Seite gestanden.<br />

Keine absolute Gerechtigkeit<br />

Die Möglichkeit, das Firmenkonstrukt<br />

wie bisher „in der Art<br />

einer Holding“ weiterzuführen,<br />

sei im Laufe dieses Prozesses<br />

dann ausgeschlossen worden.<br />

Seine Kinder hätten sich für die<br />

jetzige Lösung ausgesprochen,<br />

die Aufspaltung. „Das ist einfacher<br />

für die Familie“, nennt der<br />

Senior den Hauptgrund für die<br />

Entscheidung.<br />

Einfach im Sinne von Selbstläufer<br />

sei die Übertragung der<br />

Firmen dann doch nicht gewesen:<br />

„Nötig war ein Aushandeln<br />

von Kompromissen, eine Bereitschaft<br />

zum Geben und Nehmen“.<br />

Weil? „Weil es eine absolute<br />

Gerechtigkeit auf Euro und<br />

Cent genau eben doch nicht geben<br />

könne“, antworten Eugen<br />

und Matthias Schlegel unabhängig<br />

voneinander.<br />

Eugen Schlegel ist zwar in allen<br />

drei Firmen als Gesellschafter<br />

noch mit 50 Prozent beteiligt,<br />

sei aber nach eigenen Worten<br />

„aus dem operativen Geschäft<br />

draußen“. „Mein Vater<br />

kann abgeben“, gibt sein Sohn<br />

einen Einblick in dessen Einstellung,<br />

„wir Kinder waren davon<br />

alle überrascht“, fügt er noch<br />

hinzu. Unbelastet von Verwerfungen,<br />

sei er als Ratgeber aber<br />

weiter gefragt und auch im Einsatz.<br />

[!] <br />

Thomas Vogel


30 RESSORT unternehmen [!]<br />

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unternehmen [!] RESSORT 31<br />

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Auswahl an täglich wechselnden Speisen (im Zimmerpreis<br />

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Castel finedining.<br />

NEU seit 2021: Herzstück des Neubaus<br />

sind die beiden Restaurants mit traumhafter Aussicht. Gerade<br />

im bevorstehenden Sommer – dank auffahrbarem Dach und<br />

Fassade – Garanten für maximalen Genuss an der frischen Luft<br />

und unter den Sternen. Ein weiteres Highlight ist der neue<br />

Meranesse SPA mit großzügiger Sauna- und Wasserwelt, sowie<br />

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32<br />

NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />

Schnelles Netz<br />

für Ulm<br />

Internet Die Verlege- und Anschlussarbeiten<br />

der SWU Telenet<br />

für das Highspeed-Glasfasernetz<br />

in den Städten Ulm und<br />

Neu-Ulm schreiten voran. Nach<br />

dem Anschluss des Industriegebiets<br />

Donautal stehen die Arbeiten<br />

laut dem <strong>Unternehmen</strong> im<br />

Innenstadtbereich „Auf dem<br />

Kreuz“ kurz vor dem Abschluss.<br />

Als nächstes sollen das Kornhausviertel,<br />

die südlichen und<br />

nördlichen Neu-Ulmer Industriegebiete<br />

folgen. Das Ulmer<br />

Dichterviertel soll schließlich<br />

2023 folgen, wenn keine Bauverzögerungen<br />

auftreten.<br />

Bei Evobus läuft<br />

es wieder<br />

Kurzarbeit Seit Anfang April<br />

läuft die Produktion am Daimler-Truck<br />

Standort in Neu-Ulm<br />

wieder im normalen Takt. Die<br />

Kurzarbeit wurde nach langen<br />

Phasen seit Beginn der Corona-Pandemie<br />

nun generell im<br />

Werk aufgehoben. Und das, obwohl<br />

die Situation im Reisebussegment<br />

weiter sehr herausfordernd<br />

sei, wie Till Oberwörder,<br />

Leiter von Daimler Buses, zuletzt<br />

erklärte. Der Nachfragerückgang<br />

aufgrund der Pandemie<br />

sei wohl überwunden. Vor<br />

allem die 1800 der insgesamt<br />

3800 Beschäftigten, die im Bereich<br />

Montage tätig sind, waren<br />

von der Kurzarbeit betroffen.<br />

Wie hier an der Ecke Hirschstraße Wengengasse stehen derzeit<br />

mehrere Ladenflächen in Ulm leer.<br />

Foto: Matthias Kessler<br />

Leerstand in<br />

der Ulmer City<br />

Der Handel in der Ulmer Innenstadt erlebt gerade eine turbulente Phase.<br />

Der Krieg in der Ukraine, die anziehende Inflation und die Folgen der<br />

Corona-Pandemie machen den Händlern zu schaffen. Das zeigt sich<br />

derzeit auch an Leerständen und Geschäftsaufgaben in der City. S.Oliver<br />

hat seine Filiale in der Hirschstraße bereits geschlossen, auch Orsay<br />

in der Fußgängerzone macht dicht, am Münsterplatz trifft es die<br />

Yves-Rocher-Filiale. Bereits ausgeräumt ist die Vinothek im Fischerviertel<br />

und auch der Bettenladen Traumstation schließt nach 26 Jahren<br />

Ende <strong>Mai</strong> die Türen in der Frauenstraße. City-Managerin Sandra Walter<br />

hofft, dass die Leerstände zügig wieder bezogen werden und, „dass attraktive<br />

Nachmieter gefunden werden“.<br />

Name Scanplus bleibt, auch der<br />

Standort an der Lise-Meitner-Straße<br />

bleibt“, erklärt Sönke<br />

Eschke, der gemeinsam mit<br />

Thies Rixen die Geschäftsführung<br />

übernommen hat. Und<br />

auch die 220 Mitarbeiter wurden<br />

übernommen. Der im Science<br />

Park von der kommunalen<br />

UWS erstellte, auf Scanplus zugeschnittene<br />

Neubau werde jedoch<br />

nicht bezogen. Zum einen,<br />

um Kosten zu sparen. Zum anderen,<br />

da infolge von Corona<br />

Themen wie Homeoffice und<br />

Shared Desk größere Bedeutung<br />

erfahren hätten.<br />

Röhlich<br />

übernimmt<br />

Fliesenleger Die Suche nach einem<br />

Investor für das insolvente<br />

Ulmer <strong>Unternehmen</strong> Knehr<br />

Fliesenverlegung war erfolgreich:<br />

Die bundesweit tätige Firma<br />

Fliesen Röhlich hat den Betrieb<br />

übernommen. Knehr hatte<br />

28 Mitarbeiter beschäftigt,<br />

vier haben im Laufe des Verfahrens<br />

gekündigt. „Ihnen war die<br />

Situation zu unsicher“, sagt Daniel<br />

Eigenwill, bislang Geschäftsführer<br />

von Knehr und<br />

jetzt Projektleiter für Ulm. Die<br />

anderen Arbeitsplätze bleiben<br />

erhalten. Fliesen Röhlich will<br />

mit der Übernahme in Ulm seine<br />

Präsenz in Süddeutschland<br />

weiter ausbauen. Das Familienunternehmen,<br />

das rund 350 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, besteht seit<br />

50 Jahren und hat seinen Hauptsitz<br />

bei Nürnberg.<br />

Uzin erwartet<br />

weniger Gewinn<br />

Bilanz Aufgrund steigender<br />

Preise rechnet der Ulmer Bodenverlege-Spezialist<br />

Uzin Utz<br />

mit einem geringeren Gewinn<br />

im laufenden Geschäftsjahr. Finanzvorstand<br />

Heinz Leibundgut<br />

begründet dies mit rasant steigenden<br />

Preisen vor allem im<br />

Rohstoff-, Logistik- und Energiebereich.<br />

Dennoch rechnet das<br />

<strong>Unternehmen</strong> für <strong>2022</strong> mit einem<br />

moderaten Wachstum. Der<br />

Krieg in der Ukraine habe die<br />

gesamtwirtschaftlichen Risiken<br />

aber massiv verschärft, hieß es.<br />

Uzin Utz konnte zuletzt sowohl<br />

Umsatz als auch Gewinn deutlich<br />

steigern. Der Umsatz legte<br />

auf 440,1 Millionen Euro zu, der<br />

Gewinn vor Steuern und Zinsen<br />

stieg auf 47,5 Millionen Euro.<br />

Von den rund 1400 Beschäftigten<br />

arbeitet etwas mehr als die<br />

Hälfte in Deutschland.<br />

„Schlecker“<br />

kommt wieder<br />

Drogerie Der seit der Insolvenz<br />

der Drogerie-Kette aus den Innenstädten<br />

verschwundene<br />

Name Schlecker soll wiederbelebt<br />

werden. Das österreichische<br />

<strong>Unternehmen</strong> Kitzventure<br />

hat sich die Markenrechte gesichert.<br />

Inhaber Patrick Landrock<br />

will ein Filialnetz unter dem Namen<br />

Schlecker+ etablieren. Das<br />

Sortiment soll neben Drogerieartikeln<br />

teils auch Baumarktund<br />

Büroartikel umfassen.<br />

Scanplus<br />

bleibt erhalten<br />

Insolvenz Für den in Schieflage<br />

geratene IT-Dienstleister Scanplus<br />

geht es weiter. Die Qbeyond<br />

AG aus Köln hat das Ulmer <strong>Unternehmen</strong><br />

übernommen. „Der<br />

Neuer Name für<br />

Daimler TSS<br />

Stichwort Das 1998 im Science<br />

Park gegründete <strong>Unternehmen</strong><br />

Daimler TSS firmiert mittlerweile<br />

– gleichzeitig mit dem Eintritt<br />

Daniel Geisels als Geschäftsführer<br />

– unter Mercedes-Benz<br />

Tech Innovation. Die<br />

Tochtergesellschaft der Mercedes-Benz<br />

Group mit Standorten<br />

in Ulm, Stuttgart, Berlin, Karlsruhe<br />

und Projekt-Hubs in Asien<br />

beschäftigt über 1200 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, deren<br />

Fokus auf Fahrzeug-Digitalisierung,<br />

Car Connectivity und der<br />

Digitalisierung des Vertriebs<br />

liegt. [!]


unternehmen [!] MACHEN 33<br />

Ziemlich smarte<br />

Sensor-Fertigung<br />

Digitale Fabrik Der Elektronikspezialist IFM<br />

macht vor, wie Prozesse schneller und<br />

besser werden. Dabei hilft ein<br />

Team der Hochschule<br />

Ravensburg-Weingarten.<br />

Digitalisierung. Industrie<br />

4.0. „Irgendetwas<br />

kommt, aber<br />

was?“ „Wissen<br />

wir auch nicht.“ Professor<br />

Andreas Pufall erinnert sich<br />

an ein Gespräch mit einem<br />

Unternehmer. Vor sechs Jahren<br />

war das. Damals war der Professor<br />

für Produktionstechnik und<br />

Optimierung ratlos, „und das<br />

kratzt am Selbstverständnis als<br />

Wissenschaftler“. Jetzt weiß er<br />

Rat, Pufall hat sich mit seinem<br />

Team und Studierenden der<br />

Hochschule Ravensburg-Weingarten<br />

(HRW) überlegt, wie<br />

man <strong>Unternehmen</strong> auf dem Weg<br />

zur Digitalisierung berät und<br />

begleitet. Dazu gehört eine<br />

Menge Theorie, aber auch viel<br />

Praxis, und an der sind Pufall,<br />

der selbst schon in der Industrie<br />

gearbeitet hat, und seine<br />

Studierenden gerne nah dran.<br />

Wie eine Lego-Bauanleitung<br />

Der Sensor-Hersteller IFM hat<br />

Pufall und sein Team schon vor<br />

Jahren rangelassen, in den<br />

Tettnanger Werkshallen haben<br />

die Studierenden zusammen mit<br />

den IFM-Digitalisierungsexperten<br />

um Hauptabteilungsleiter<br />

Produktion Bernd Hausler die<br />

Produktionsprozesse analysiert<br />

und digitalisiert. Mittlerweile<br />

liefert das werkseigene fahrerlose<br />

Transportsystem zuverlässig<br />

Material an die Arbeitsplätze<br />

und fertige Sensoren zur Verpackungslinie.<br />

Digitalisiert ist<br />

aber nicht nur der Transport,<br />

auch die Montage. Immer noch<br />

werden die Sensoren von Hand<br />

zusammengebaut, neben den<br />

verschiedenen Sensoren gibt es<br />

auch die Sensormodelle mitunter<br />

in zig verschiedenen Versionen,<br />

die sich oft nur im Detail<br />

unterscheiden. Sensoren von<br />

IFM finden sich in Rolltreppen,<br />

Aufzügen, Skiliften oder Melkmaschinen.<br />

Manchmal ist der<br />

Winkel zur Montage rechts,<br />

manchmal links. „Einige Produkte<br />

bauen wir jeden Tag,<br />

manche nur zwanzigmal im<br />

Jahr“, sagt Hausler.<br />

Wenn der Sensor, der nur<br />

selten bestellt wird, früher<br />

auf den Montagetisch kam,<br />

ging das große Blättern los.<br />

Irgendwo im dicken Papier-Montagekatalog<br />

war<br />

dokumentiert, wie genau<br />

der spezielle Sensor zusammengebaut<br />

wird. Heute genügen<br />

ein paar Klicks auf<br />

dem Monitor, und schon<br />

zeigt das hauseigene Montageprogramm<br />

„ifm-mate“,<br />

mit welchen Teilen der Arbeitsplatz<br />

eingerichtet und<br />

wie der seltene Sensor zusammengebaut<br />

wird – so<br />

ähnlich wie eine Lego-Bauanleitung.<br />

Auf dem Monitor<br />

Sensoren von IFM gibt<br />

es in zig verschiedenen<br />

Versionen: Sie sind im<br />

Einsatz von Skiliften<br />

über Rolltreppen bis<br />

hin zu Melkmaschinen.<br />

Fotos: Peter Buyer


Von links: Prof.<br />

Andreas Pufall,<br />

Helene Roggenkamp,<br />

Leiterin des<br />

Teams Lean, Sonja<br />

Reiter, Projektleiterin<br />

Digitalisierung<br />

und Reiner Hausler,<br />

Hauptabteilungsleiter<br />

Produktion.<br />

Rechts: Eine<br />

Mitarbeiterin<br />

verpackt die<br />

Sensoren. Das<br />

System meldet:<br />

„alles ok“.<br />

Zur Person<br />

Andreas Bildstein<br />

forscht am Fraunhofer<br />

Institut Stuttgart<br />

für Produktionstechnik,<br />

wie produzierende<br />

<strong>Unternehmen</strong> an<br />

der digitalen Transformation<br />

teilhaben<br />

können.<br />

über dem Arbeitsplatz wird gezeigt,<br />

welches Teil zuerst wie in die Hand<br />

genommen wird und was als nächstes<br />

drankommt. Landet die Hand im<br />

falschen Fach, leuchtet die rote<br />

Warnlampe, auch wenn ein Teil<br />

falsch montiert wird. Fehler sind fast<br />

ausgeschlossen. Auch die Controller<br />

hat das überzeugt, sagt Hausler.<br />

Langes Blättern im Papierkatalog<br />

kostet Zeit und Geld, auf dem Monitor<br />

geht das alles viel schneller.<br />

Nach Studium Projektleiterin<br />

Vieles, was in Tettnang zu sehen ist,<br />

wurde mit Hilfe der Experten und<br />

Studierenden der HRW entwickelt,<br />

auch Sonja Reiter war früher Studentin<br />

an der HRW, heute ist sie bei<br />

IFM Projektleiterin Digitalisierung.<br />

Papier und Zeit wird nicht nur am<br />

Montageplatz gespart. „Früher<br />

brauchten wir pro Auftrag 20 bis 30<br />

Seiten Papier, heute noch eine“, sagt<br />

sie. Papiereinsparung pro Jahr: rund<br />

1 Millionen Blatt.<br />

Das ist die hohe Kunst bei der Digitalisierung:<br />

die passenden Anwendungsfälle<br />

finden. Damit tun sich<br />

viele <strong>Unternehmen</strong>, anders als IFM,<br />

schwer, sagt Andreas Bildstein, Leiter<br />

der Forschungsgruppe Umsetzungsmethoden<br />

für die Digitale Produktion<br />

am Stuttgarter Fraunhofer-Institut<br />

für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung IPA. Ähnlich<br />

Vielen IT-<br />

Abteilungen<br />

fehlt die Manpower,<br />

die Prozesstrategie<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Andreas Bildstein<br />

Fraunhofer-Institut Stuttgart<br />

wie die Experten der HRW um Andreas<br />

Pufall haben die Wissenschaftler<br />

am IPA ein „Tool“ entwickelt,<br />

mit dem <strong>Unternehmen</strong> analysiert<br />

und Anwendungsfälle gefunden<br />

werden können. Sind diese<br />

gefunden, müssen sie in die richtige<br />

Reihenfolge gebracht und abgearbeitet<br />

werden. Ein großes Problem<br />

bleibt aber: Wer soll das umsetzen?<br />

„Wir erleben in den letzten Jahren<br />

einen Fachkräftemangel im<br />

IT-Bereich. Es gibt zwar in vielen<br />

<strong>Unternehmen</strong> eine IT-Abteilung, die<br />

sich um die Systeme kümmert, der<br />

aber die Manpower fehlt, die Prozessstrategie<br />

weiterzuentwickeln“,<br />

sagt Bildstein. Der Fraunhofer-Experte<br />

sieht „gute Möglichkeiten für<br />

Hochschulen, passende Ausbildungsgänge<br />

anzubieten“. Allerdings<br />

sei der Prozess langwierig, wer heute<br />

an der Hochschule anfängt, ist<br />

erst in ein paar Jahren fertig, „das<br />

Problem der fehlenden Fachkräfte<br />

ist aber schon jetzt fünf Jahre alt“.<br />

Zudem müsse die Hochschulausbildung<br />

angepasst werden, duale Hochschulen<br />

sieht er hier besser aufgestellt,<br />

auch wegen der Nähe zu <strong>Unternehmen</strong>.<br />

So wie die HRW, die mit<br />

ihrem Masterstudiengang Technikmanagement<br />

und Optimierung<br />

(TMO) schon länger mit Erfolg auf<br />

genau die Lücke, die Bildstein nennt,<br />

setzt. Anwendungsfälle zu finden,


unternehmen [!] MACHEN 35<br />

damit haben die Studierenden<br />

und Experten der HRW kein<br />

Problem. Bei der Lösung darf<br />

auch ältere Technik helfen.<br />

Wenn es an einem Montageplatz<br />

klemmt, muss schnell ein Techniker<br />

ran und für Abhilfe sorgen.<br />

Früher ging das auf Zuruf,<br />

der Mitarbeiter musste den<br />

Techniker suchen und holen.<br />

„Dann haben wir es mit dem<br />

Handy probiert, das klingelt<br />

aber so oft, dass die Techniker<br />

nicht schnell genug dran gingen“,<br />

sagt Hausler.<br />

Auch über den Einsatz von<br />

Smartwatches hat Hauslers<br />

Team nachgedacht. Aber: damit<br />

die synchron mit dem Firmen-System<br />

laufen, hätte IFM<br />

den Smartphone-Herstellern<br />

Zugriff auf das Firmen-System<br />

erlauben müssen, und da sehen<br />

die IT-Sicherheitsexperten rot.<br />

Die Lösung ist viel einfacher.<br />

IFM setzt Pager, auch „Funkmeldeempfänger“<br />

genannt, ein.<br />

Statt wie früher in der Schwarzwaldklinik<br />

„Professor Brinkmann,<br />

bitte in den OP“, heißt es<br />

in Tettnang heute: „Techniker<br />

bitte zu Arbeitsplatz xy, die Löteinrichtung<br />

ist kaputt.“<br />

Das wichtigste bei der Digitalisierung<br />

und deren Umsetzung<br />

sei eine offene Kommunikation<br />

mit den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, betont Hausler.<br />

Zehn Fachleute kümmern<br />

sich bei IFM momentan um die<br />

Digitalisierung der Produktion,<br />

in der rund 4000 Beschäftigte<br />

arbeiten, nicht nur in Tettnang,<br />

sondern auch in den Werken in<br />

Rumänien und Singapur. Besonders<br />

der Standort Tettnang profitiert<br />

davon. Vor ein paar Jahren<br />

war noch die Rede vom<br />

Rückbau der Produktion, mittlerweile<br />

wird investiert, auch in<br />

neue Produktionsanlagen.[!] <br />

<br />

Peter Buyer<br />

8100 Beschäftigte<br />

Robert Buck und<br />

Gerd Marhofer<br />

haben den Sensorhersteller<br />

IFM 1969<br />

in Essen gegründet.<br />

Heute hat das <strong>Unternehmen</strong><br />

weltweit<br />

8100 Beschäftigte<br />

und erwirtschaftete<br />

2021 einen Umsatz<br />

von 1,3 Milliarden<br />

Euro. In Tettnang<br />

und vier weiteren<br />

Standorten am Bodensee<br />

wird produziert<br />

und entwickelt.<br />

15 Prozent der Beschäftigten<br />

sind in<br />

Forschung und Entwicklung<br />

tätig, das<br />

<strong>Unternehmen</strong> hält<br />

<strong>11</strong>40 Patente.<br />

Die Hochschule<br />

Ravensburg-Weingarten<br />

bietet den Masterstudiengang<br />

Technikmanagement<br />

und Optimierung<br />

(TMO) an, der sich<br />

vor allem an Wirtschaftsingenieure<br />

richtet. In den drei<br />

oder vier Semestern<br />

bis zum Master<br />

of Engineering<br />

(M. Eng.) lernen die<br />

Studierenden auch<br />

die Praxis kennen.<br />

Kontakt zu den Digitalisierungsexperten<br />

um Andreas<br />

Pufall von der HRW:<br />

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spezial<br />

36<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Standort<br />

im Porträt<br />

Neue Impulse<br />

im Schatten<br />

der Nachbarn<br />

Entwicklung Die Innenstadt im Umbruch,<br />

mit Klimaschutz-Projekten wegweisend:<br />

Erbach erneuert sich von innen heraus und<br />

will aus dem Schatten der Nachbarn treten.<br />

Erbach<br />

www.swp-unternehmen.de<br />

Herausstechend im Ortsbild<br />

von Erbach sind<br />

das Renaissanceschloss<br />

und die Rokoko-Kirche<br />

St. Martin. In absehbarer<br />

Zeit wird ein neues Rathaus<br />

dazukommen und noch so<br />

manches neue Gebäude in der<br />

Innenstadt mehr. Denn das Unterzentrum<br />

nahe bei Ulm mit<br />

seinen knapp 14 000 Einwohnern<br />

ist mitten im Umbruch. Die<br />

bereits 2015 eingeleitete Stadtsanierung<br />

hat 1,75 Millionen an<br />

Städtebaufördermitteln nach<br />

sich gezogen und nimmt jetzt,<br />

nach längerem Anlauf, immer<br />

mehr an Fahrt auf.<br />

„Wohin ich blicke – Baustellen“,<br />

freut sich Bürgermeister<br />

Achim Gaus, der von seinem<br />

Amtszimmer aus das Geschehen<br />

ganz unmittelbar verfolgen<br />

kann. Mit dem neuen Marktplatz<br />

und der Bebauung an zwei<br />

Seiten des Platzes hat das neue<br />

Zentrum bereits merklich Konturen<br />

angenommen. Den nördlichen<br />

Rand nimmt der jüngere<br />

Teil des Rathaus-Komplexes ein.<br />

Noch. Denn der – mit Mängeln<br />

im Brandschutz behaftet, zu<br />

klein für die Bedürfnisse der<br />

Verwaltung und nicht barrierefrei<br />

– soll nach derzeitiger Überlegung<br />

abgerissen werden, ein<br />

neues Rathaus dahinter neu<br />

hochgezogen werden.<br />

Ein paar Schritte weiter, auf<br />

dem Areal „Alte Metzgerei“,<br />

entsteht bald ein Wohn- und Geschäftshaus.<br />

Direkt gegenüber<br />

dem Rathaus deutet sich Gaus<br />

zufolge ebenfalls die Möglichkeit<br />

einer Neuordnung an. Sanierung<br />

ist in Erbach meist<br />

gleichbedeutend mit Neubau, zu<br />

marode und kaum revitalisierbar<br />

ist in vielen Fällen die überkommene<br />

Bausubstanz. Sie<br />

stammt zumeist aus Tagen als<br />

die Stadt noch ein von Landwirtschaft<br />

und Kleingewerbe geprägtes<br />

Dorf gewesen ist, fasst<br />

der Bürgermeister die Ausgangslage<br />

zusammen.<br />

Die Sporthalle<br />

ist das größte<br />

Hochbauprojekt<br />

Erbachs aller<br />

Zeiten.<br />

Achim Gaus<br />

Bürgermeister<br />

Gaus hat sich mit großer<br />

Hartnäckigkeit stark gemacht<br />

für den Stadtumbau, einigen Unkenrufen<br />

zum Trotz. Die Schaffung<br />

eines Zentrums ist in den<br />

Überlegungen zentral gewesen,<br />

denn bislang hatte das einstige<br />

Straßendorf keines. Das längst<br />

beschlossene „Strategische Konzept“<br />

sieht einen Branchenmix<br />

vor aus Nahversorgung, Gastronomie<br />

und Wohnen. Im Zuge<br />

dessen Lücken im Facheinzelhandel<br />

zu schließen, dafür<br />

reicht selbst sein Optimismus<br />

nicht aus. Ein Buchladen etwa<br />

wäre wünschenswert.<br />

Immerhin gibt es eine rechtsverbindliche<br />

Definition der innenstadtrelevanten<br />

Sortimente,


unternehmen [!] SPEZIAL 37<br />

darunter Textil und Schuhe, die<br />

im Gewerbegebiet tabu sind.<br />

Punkten will die Stadt mit mehr<br />

Aufenthaltsqualität, was sich im<br />

anstehenden Umbau der durch<br />

die Mitte führenden Erlenbachstraße<br />

widerspiegeln soll. „Das<br />

größte Hochbauprojekt Erbachs<br />

aller Zeiten“ aber entsteht laut<br />

Gaus gerade im Bereich des<br />

Schulzentrums: die neue Sporthalle.<br />

An der Stelle der alten<br />

Halle könnte dann ein Neubau<br />

für die Grundschule entstehen.<br />

Neues Gewerbegebiet<br />

Chancen sieht Gaus in der künftigen<br />

Querspange zwischen B3<strong>11</strong><br />

und B30, nicht nur, was die Entlastung<br />

vom Durchgangsverkehr<br />

betrifft. Die Gemeinde sieht an<br />

der Auffahrt zur B30 die Gelegenheit<br />

zur Ausweisung des großen<br />

Gewerbegebiets „Breitenried“.<br />

Auf 20 Hektar ausgerichtet,<br />

sei es mit dem Nachbarschaftsverband<br />

bereits<br />

abgestimmt und könne in rund<br />

fünf Jahren zur Verfügung stehen.<br />

Gewerbeflächen in der<br />

2002 zur Stadt erhobenen Kommune<br />

seien derzeit sehr rar, die<br />

Nachfrage aber sei vorhanden.<br />

Nach den Vorstellungen des<br />

Bürgermeisters sollten dort<br />

überwiegend größere Betriebe<br />

aus dem produzierenden Gewerbe<br />

angesiedelt werden.<br />

Schon, um die derzeitige lokale<br />

Wirtschaftsstruktur zu verbreitern<br />

und um höhere Gewerbeeinnahmen<br />

zu generieren. Im<br />

Dreieck von Laupheim, Ehingen<br />

und dem Ulmer Donautal liege<br />

Erbach bislang zu sehr in deren<br />

Schatten. Die rund fünf Millionen<br />

Euro Einnahmen aus der<br />

Gewerbesteuer seien für eine<br />

Kommune der Größenordnung<br />

Erbachs unterdurchschnittlich,<br />

räumt Gaus ohne Umschweife<br />

ein. Das solle sich ändern.<br />

Der Altbau des Rathauses soll bleiben. Der jüngere Teil des<br />

Komplexes soll dagegen abgerissen werden. Fotos: Franz Glogger<br />

Familienbetrieb<br />

in<br />

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38<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Gewerbe im Wandel<br />

Über den Wohngebieten und dem Industriegebiet thront das Erbacher Schloss.<br />

Foto: © Conné van d’Grachten/Stadt Erbach<br />

Erbacher – in den ersten Nachkriegsjahrzehnten<br />

war dies gleichbedeutend mit den<br />

Skiern dieses Namens. Deren gleichnamiger<br />

Hersteller wiederum, hervorgegangen aus einer<br />

Schreinerei, war so gut wie identisch mit<br />

der lokalen Wirtschaft des Ortes. Mit der Firma<br />

ging es in den 1980er Jahren darnieder,<br />

um dann unter „Hammer Sport“ eine Wiederauferstehung<br />

und eine große Metamorphose<br />

zu erleben. Zurück blieb ein Ort, der<br />

sich wirtschaftlich erst wieder aufrappeln<br />

musste. Statt des einen großen Players gibt<br />

es in Erbach heute ein breites Geflecht überwiegend<br />

kleinerer Gewerbebetriebe, die für<br />

800 Gewerbetreibende stehen. Die Zahl sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigter hat<br />

von 2160 im Jahr 2005 auf heute rund 2750<br />

zugenommen. Die Firmen Erbacher Härtetechnik,<br />

Interglas-Technologies und die<br />

Großwäscherei Ernst zählen zu den größten<br />

Betrieben am Ort. thv<br />

Die Badeanlage Erbach ist seit etwa 25 Jahren<br />

bei Gästen beliebt.<br />

Foto: Franz Glogger<br />

Was den Standortfaktor Bildung<br />

anbelangt, seien wichtige<br />

Voraussetzungen bereits geschaffen.<br />

Das auf den Weg gebrachte<br />

Digitalisierungskonzept<br />

trage längst Früchte. „Was<br />

EDV-Technik und Digitalisierung<br />

anbelangt, sind wir ordentlich<br />

aufgestellt.“ Eben habe die<br />

Gemeinde einen Administrator<br />

eingestellt, der für die Hardund<br />

Software der Schulen zuständig<br />

ist. Der Traum von einem<br />

Gymnasium aber sei derzeit<br />

ausgeträumt.<br />

Einen besonderen Schwerpunkt<br />

legt die Stadt Erbach seit<br />

einigen Jahren auf energiesparende<br />

und klimaschützende<br />

Maßnahmen. Zu den Meilensteinen<br />

zählt 2015 der Bau der<br />

Hochlastfaulung in der Kläranlage<br />

zur Gewinnung von Strom<br />

und Wärme. Bis dato für Anlagen<br />

dieser Größenordnung als<br />

unrentabel geltend, gelang mit<br />

der Expertise des Fraunhofer-Instituts<br />

und der Konzeption<br />

einer passgenauen Anlage<br />

der Beweis des Gegenteils.<br />

Herzstücke sind ein Blockheizkraftwerk<br />

und eine Heizungsanlage.<br />

„Bei der Technik waren wir<br />

vorne mit dabei“, hebt Gaus den<br />

Pioniercharakter der Anlage<br />

hervor, die sich als sehr erfolgreich<br />

entpuppt habe.<br />

Momentan läuft ein weiteres<br />

Projekt in Zusammenhang mit<br />

der Erbacher Kläranlage: das Pilotprojekt<br />

RoKKa, wiederum<br />

unter der Federführung des<br />

Fraunhofer-Instituts. Dabei geht<br />

es um die Rückgewinnung von<br />

Phosphor und Stickstoff aus<br />

dem anfallenden Klärschlamm,<br />

die mit der Produktion von Mikroalgen<br />

gekoppelt wird und der<br />

Einbau des Klimagases CO 2<br />

in<br />

Folgeprodukte.<br />

Anlass zum Feiern könnte in<br />

diesem Jahr das 20. Jubiläum der<br />

Stadterhebung sein. Eigentlich<br />

sei das kein Jubiläum, meint<br />

Gaus: „Wir feiern das einfach im<br />

Rahmen unseres Stadtfests.“ Immerhin<br />

das gilt als gesetzt.[!]<br />

<br />

Thomas Vogel


unternehmen [!] SPEZIAL 39<br />

„Es geht voran“<br />

Betriebe Die Wiederbelebung der Erbacher Innenstadt ist aus Sicht des Gewerbevereins<br />

dringend notwendig. Doch nicht für alle <strong>Unternehmen</strong> gebe es passende Flächen.<br />

Was für ein Jubiläum!<br />

Vor 300 Jahre gründeten<br />

Erbacher<br />

Handwerker eine<br />

offene Zunft, zu der alle handwerklichen<br />

Berufsgruppen Zutritt<br />

hatten. Auf dieses Gründungsjahr<br />

1722 beruft sich der<br />

Handwerker- und Gewerbeverein<br />

(HGV) Erbach bis heute und<br />

reklamiert, damit der älteste<br />

Verein seiner Ausrichtung in<br />

ganz Deutschland zu sein.<br />

Anlass für eine größere Aktion<br />

wäre also gegeben, doch wegen<br />

der Corona-bedingten Unsicherheiten<br />

fährt der Zusammenschluss<br />

von derzeit rund 120<br />

Gewerbetreibenden derzeit lieber<br />

auf Sicht. Gesetzt ist der<br />

Auftritt beim Stadtfest im Sommer,<br />

informiert der Vorsitzende<br />

Thomas Knöpfle. Einige kleinere<br />

Aktionen seien nicht auszuschließen,<br />

jedoch eine Neuauflage<br />

der Leistungsschau in diesem<br />

Jahr.<br />

Knöpfle, Inhaber eines Autohauses,<br />

kommt schnell auf den<br />

Punkt. Sein Verein setze große<br />

Hoffnungen auf die laufende Innenstadtoffensive.<br />

Er und andere<br />

<strong>Unternehmen</strong> hoffen darauf,<br />

dass erste konkrete Projekte wie<br />

FOTOS: © CONNÉ VAN D’GRACHTEN/STADT ERBACH<br />

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Mit MEDAG … entsteht Etwas!<br />

Er ist ein eher unbeachteter und doch unverzichtbarer<br />

Werkstoff unseres täglichen Lebens:<br />

Stahl! Durch seine vielseitige Bearbeitungsmöglichkeit<br />

entstehen großartige Projekte<br />

von Fundamentrahmen bis zu<br />

Stahl hallen, aber auch kleinen LKW-Trittstufen.<br />

Genau deshalb ist Stahl unsere Leidenschaft!<br />

Alles beginnt 2005 mit dem klassischen Stahlund<br />

Sonderstahlbau. Vier Jahre später kommt<br />

als zweites Standbein der Maschinenbau hinzu.<br />

Die MEDAG GmbH hat sich erfolgreich als mittelständisches<br />

Familienunternehmen positioniert.<br />

Im Fokus beider Geschäftszweige stehen<br />

Qualität, Kundenzufriedenheit und insbesondere<br />

die Mitarbeiter.<br />

Zertifiziert nach DIN EN 1090 EXC 1-3<br />

MEDAG realisiert anspruchsvolle Projekte im<br />

Hoch- und Hallenbau. Durch unsere Werkstattfläche<br />

und Krankapazität können wir große und<br />

schwere Projekte umsetzen, an denen andere<br />

scheitern. Wie etwa Dachbinder mit einer Länge<br />

von 28 Metern oder Stützpfeiler für ein Wasserkraftwerk:<br />

25 Tonnen schwer, mit einer Höhe von<br />

acht Metern und einer Breite von fünfeinhalb<br />

Metern.<br />

Stahl und Manpower – die perfekte Kombination<br />

Foto: MEDAG<br />

Doch nicht nur das! Neben Neubauten kümmern<br />

wir uns auch um Um- und Aufbauten in bestehenden<br />

Gebäuden oder übernehmen deren<br />

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Kurz gesagt: MEDAG bietet für jede Problematik<br />

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der Potenzial für eigene Innovationen bietet<br />

wie unsere Radienschweißmaschine.<br />

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ist die Grundlage für ein hochmotiviertes,<br />

leistungsstarkes Team. Von der Planung bis<br />

zur Abnahme und darüber hinaus stehen wir unseren<br />

Kunden und Partnern mit Rat und Tat zur<br />

Seite! Gemeinsam arbeiten wir an der Erfolgsgeschichte<br />

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Trotz vieler Herausforderungen blicken wir positiv<br />

in die Zukunft. Wir passen uns den neuen Anforderungen<br />

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Funktion als lösungsorientierter Partner rund<br />

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40<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

FOTOS: ©CONNE VAN‘D GRACHTEN/STADT ERBACH<br />

eine Initialzündung wirken und<br />

Privatleute mit weiteren Investitionen<br />

nachziehen, um die Innenstadt<br />

zu beleben.<br />

Chancen und Potenziale sieht<br />

er vornehmlich im Gastro-Bereich<br />

und in spezialisiertem<br />

Fachhandel mit „kleinteiligen<br />

Sortimenten“. Knöpfle hofft auf<br />

einen Ruck und einen Gegentrend,<br />

nachdem die Ortsmitte in<br />

jüngerer Zeit „regelrecht ausgeblutet“<br />

sei. Für diese Entwicklung<br />

seien mehrere Faktoren<br />

ausschlaggebend: zu einem die<br />

Konkurrenz in Gestalt des Fachmarktzentrums<br />

am Ortsrand,<br />

ebenso die Problematik fehlender<br />

Nachfolger bei etablierten<br />

Geschäften. Aber auch die Abwanderung<br />

der Kundinnen und<br />

Kunden in den Online-Handel<br />

lässt Knöpfle ebenfalls nicht außer<br />

Acht.<br />

Gleichwohl betrachtet der<br />

HGV-Vorsitzende die derzeitige<br />

Entwicklung mit Optimismus:<br />

„Es passiert derzeit viel, es geht<br />

voran.“ Den anstehenden Umbau<br />

der Erlenbachstraße nennt<br />

er als weiteres Beispiel mit Signalcharakter.<br />

Geeignete Flächen fehlen<br />

Ein Wort ist bei allem Optimismus<br />

ausgespart: „Großflächig.“<br />

Die Chancen auf Ansiedlung<br />

solcher Handelsbetriebe im Innenbereich<br />

stünden nahe Null,<br />

geht Knöpfle konform mit einer<br />

Fachstudie. Zumindest sehr<br />

skeptisch zeigt er sich, ob Industriebetriebe<br />

nach Erbach zu locken<br />

sind: „Uns fehlt es an geeigneten<br />

Flächen.“ Er plädiert<br />

stattdessen, auf Betriebe mit<br />

geringerem Flächenverbrauch<br />

zu setzen und auf<br />

die bessere Ausoder<br />

Umnutzung<br />

bereits vorhandener<br />

Gebiete und<br />

bringt für diesen<br />

Weg ökologische<br />

Gesichtspunkte ins Spiel.<br />

[!] Thomas Vogel<br />

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Wir, die Firma R. le Roux GmbH sind eine<br />

Druckerei von ganzem Herzen. Seit über<br />

60 Jahren mit Erfahrung im hochwertigen<br />

Druck – und immer noch als rein familiärer<br />

Betrieb in dritter Generation.<br />

Siebenmal wurde angebaut, das ehemalige<br />

Wohnhaus ins Firmengelände integriert, auf<br />

14.000 m 2 stehen drei Gebäude: das Haupthaus,<br />

das Papierlager und ein Fertigwarenlager.<br />

Insgesamt drucken, schneiden, falzen, stanzen,<br />

prägen, heften, bohren, verpacken und arbeiten<br />

wir an rund 25 Maschinen. Die Nähe zu unseren<br />

Kunden und Partnern war immer unsere Stärke.<br />

Gerade deshalb versuchen wir, persönliche<br />

Kundenkontakte zu pflegen. Wir achten beim<br />

Papier auf nachhaltige Forstwirtschaft, bieten<br />

zertifiziertes Papier an, drucken CO 2 neutral<br />

und recyceln alle verwendeten Materialen, die<br />

bei der Produktion anfallen. Der Strombedarf<br />

wird zu 25 % über die eigene Photovoltaik-Anlage<br />

auf dem Dach gedeckt und die Heizleistung<br />

zu 60 % aus Wärmerückgewinnung.<br />

Wir sind Partner und Berater<br />

Vielleicht lässt sich mit einer minimalen Veränderung<br />

der Umschlag-Grammatur ein deutlich<br />

wertigeres Produkt herstellen, ohne damit<br />

Der mehrfach erweiterte Firmensitz der<br />

R. le Roux GmbH in Erbach. Foto: Firmenfoto<br />

großartig Kosten zu verursachen? Wenn das so<br />

ist, machen wir unsere Kunden darauf aufmerksam.<br />

Grundsätzlich haben wir nichts dagegen,<br />

wenn wir ausreichend Zeit erhalten, um<br />

in Ruhe zu drucken, aber wenn‘s mal schnell gehen<br />

muss, dann geht‘s eben schnell. Wir haben<br />

Kunden, die innerhalb weniger Stunden einen<br />

Prospekt mit Sonderangeboten oder ein Plakat<br />

benötigen. Das ist keine Herausforderung für<br />

uns.<br />

In eigener Drucksache<br />

Wir freuen uns, wenn Sie an uns denken, falls es<br />

bei Ihnen im <strong>Unternehmen</strong> mal etwas zu drucken<br />

gibt. Was das Thema einer Kooperation<br />

betrifft, haben wir folgende Argumente für Sie<br />

parat: Wir sind so schnell und effizient wie nie<br />

zuvor. Dadurch haben wir 15 – 20 % zusätzliche<br />

Kapazitäten gewonnen. Diese möchten wir gerne<br />

nutzen. Wir beschäftigen ein hochmotiviertes,<br />

professionelles Fachpersonal an den besten<br />

Maschinen der Branche. Das lässt uns<br />

schnell und präzise arbeiten. So sparen wir Zeit.<br />

Ressourcen. Und das Geld unserer Kunden.<br />

Kein Auftrag ist zu groß. Aber auch keiner zu<br />

klein. Mit unserer flexiblen Digitaldruck-Maschine<br />

realisieren wir selbst kleinste Aufträge<br />

und individuelle Liebhaberprojekte. Wir haben<br />

nur einen Anspruch: Menschen zu begeistern.<br />

Druckerei R. le Roux GmbH<br />

Daimlerstraße 4-6<br />

89155 Erbach<br />

Tel. 07305/9302-0<br />

www.leroux.de


unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 41<br />

Göppingen setzt<br />

auf Wasserstoff<br />

HyStarter-Region Der Landkreis<br />

Göppingen ist eine von<br />

bundesweit 15 sogenannten Hy-<br />

Starter-Regionen, in denen es<br />

um die vom Bund geförderte Erarbeitung<br />

eines Fahrplans zur<br />

Etablierung einer regionalen<br />

Wasserstoffwirtschaft und zur<br />

Vernetzung der beteiligten Akteure<br />

geht. Es umfasst ein gemeinsam<br />

abgestimmtes Zielsystem<br />

mit Blick auf das Jahr 2030.<br />

Insgesamt hatte es dafür 65 Bewerbungen<br />

gegeben. Nun wurde<br />

die auf zwölf Monate angelegte<br />

Projektphase bei einer<br />

Auftaktveranstaltung gestartet.<br />

Spätestens in fünf Jahren soll<br />

dann der Wasserstoff im Kreis<br />

als Energiequelle konkret genutzt<br />

werden können und zum<br />

Einsatz kommen.<br />

US-Auftrag<br />

für Schuler<br />

Presswerk Die Göppinger<br />

Schuler Group wird die automatisierte<br />

Pressenstraße für ein<br />

neues Presswerk des Automobil-Herstellers<br />

BMW im US-<br />

Staat South Carolina liefern. Der<br />

bayrische Autobauer wird 200<br />

Millionen Dollar in das neue<br />

Werk in Spartanburg investieren.<br />

Derzeit werden laut BMW<br />

dafür 45 Mitarbeiter aus Spartanburg<br />

in den BWM-Werken in<br />

Leipzig und im englischen Swindon<br />

ausgebildet. „Diese Mitarbeiter<br />

werden auch von Partnern<br />

der Schuler-Group eingearbeitet,“<br />

heißt es. Das Werk soll<br />

2024 die Produktion aufnehmen.<br />

Preis für besten Sweet Table<br />

Preis für besten<br />

Sweet Table<br />

Auszeichnung Heike Krohz<br />

vom Torten und Patisserieservice<br />

„Suess-und-salzig“ in Süßen<br />

hat den Deutschen Wedding<br />

Award gewonnen. Suess-und-salzig<br />

erhielt in der Kategorie<br />

Sweet Table die Auszeichnung<br />

Gold. Der Wedding<br />

Award Germany gilt als Oskar<br />

der deutschen Hochzeitsbranche.<br />

Die Jury hatte mehr als 800<br />

Aus für Cartec Tooling: Ein potenzieller Investor sprang in letzter Minute ab.<br />

Cartec Tooling muss schließen<br />

Einreichungen bewertet. Mit<br />

ihrem fünf Meter langen<br />

Sweet-Table-Konzept hatte<br />

Krohz die Jury überzeugt. Nach<br />

schwierigen Jahren sei der Preis<br />

Motivation für die kommenden<br />

Monate. <strong>2022</strong> verspreche einen<br />

wahren Hochzeitsboom.<br />

Teamviewer will<br />

SE werden<br />

Software Das Göppinger Software-<strong>Unternehmen</strong><br />

Teamviewer<br />

beabsichtigt die Umwandlung<br />

in eine Europäische Aktiengesellschaft<br />

(SE). Das Leitungssystem<br />

aus Vorstand und Aufsichtsrat<br />

bleibt jedoch bestehen, teilt<br />

Teamviewer mit. In der ordentlichen<br />

Hauptversammlung am<br />

17. <strong>Mai</strong> sollen die Aktionäre über<br />

die Pläne abstimmen. Aktionäre<br />

würden dann automatisch zu<br />

Aktionären der Teamviewer SE.<br />

Der <strong>Unternehmen</strong>ssitz werde in<br />

Göppingen bleiben. Das <strong>Unternehmen</strong><br />

beschäftigt rund 1500<br />

Mitarbeiter und erzielte im vergangenen<br />

Jahr einen Umsatz<br />

von rund 500 Millionen Euro.<br />

Ergebnis geht<br />

zurück<br />

Kreissparkasse Die Kreissparkasse<br />

Göppingen hat für das Jahr<br />

2021 noch kein endgültiges Betriebsergebnis<br />

präsentiert. Zu<br />

viele Schwankungen seien bis<br />

zum Abschluss im Juli noch zu<br />

erwarten, heißt es von Seiten<br />

des Vorstands. Soviel ist allerdings<br />

schon klar: Das operative<br />

Ergebnis sank um 4,6 Millionen<br />

auf 35,2 Millionen Euro.<br />

Foto: Giacinto Carlucci<br />

Der Göppinger Werkzeugbauer Cartec Tooling, der<br />

bis vor zwei Jahren zu Schuler gehörte, muss schließen.<br />

Ein potenzieller Investor sprang in letzter Minute<br />

ab. Rund 140 Mitarbeiter werden in den kommenden<br />

Wochen ihren Arbeitsplatz verlieren. Das <strong>Unternehmen</strong><br />

muss nun komplett abgewickelt werden. Betriebsratsvorsitzender<br />

Siegfried Skale rechnet damit,<br />

dass die Beschäftigten im <strong>Mai</strong> die Kündigungen bekommen.<br />

Derzeit verhandeln Betriebsrat und IG Metall<br />

den Sozialplan und Interessenausgleich. Die Betriebsstilllegung<br />

ist auf den 31. Juli terminiert, sagt<br />

Schäfer. Eine Transfergesellschaft sei laut Betriebsrat<br />

aus finanziellen Gründen nicht möglich. Ende<br />

September hatte das <strong>Unternehmen</strong> Insolvenz in Eigenverwaltung<br />

beantragt gehabt, zum 1. Januar <strong>2022</strong><br />

war dann die reguläre Insolvenz eröffnet worden.<br />

Rekordumsatz<br />

für Mink<br />

Industriebürsten Nach einem<br />

herausfordernden ersten Pandemie-Jahr<br />

konnte der Göppinger<br />

Industriebürstenhersteller Mink<br />

2021 ein starkes Wachstum erzielen.<br />

Mit 60 Millionen Euro<br />

Umsatz konnte der Marktführer<br />

einen Höchstwert in der Firmengeschichte<br />

vermelden.<br />

Möglich war dies aufgrund einer<br />

vielfältigen Kundenstruktur.<br />

Die Zeichen stünden daher weiter<br />

auf Wachstum, vermeldete<br />

das <strong>Unternehmen</strong> mit seinen<br />

460 Mitarbeitern und weltweit<br />

20 000 Kunden zuletzt. Gebremst<br />

würde dies nur durch die<br />

derzeit allgegenwärtigen Materialengpässe,<br />

coronabedingte<br />

Quarantäneausfälle und den<br />

Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.[!]


42<br />

LEBEN unternehmen [!]<br />

Der Rumpf des Schiffes MS Altenrhein ist noch gut erhalten, was David Dornier und Karsten Timmerherm freut. <br />

Fotos: Sigrid Balke<br />

Ein Zeitzeuge kieloben<br />

Die private Seite David Dornier ist derzeit mit der Restaurierung des Arbeits- und<br />

Zubringerbootes des legendären Flugschiffes Do X beschäftigt. Weitere Pläne hat der<br />

umtriebige Enkel des Flugpioniers Claude Dornier schon in der Schublade.<br />

Regelmäßig verließen<br />

nachts zwei Arbeitsboote<br />

mit Baufertigteilen<br />

die Dornier Werft in<br />

Friedrichshafen Seemoos, sorgfältig<br />

abgedeckt, um den Transport<br />

in die neutrale Schweiz vor<br />

neugierigen Blicken zu schützen.<br />

Eines dieser Arbeitsboote,<br />

das nach mündlicher Überlieferung<br />

für diese Transporte genutzt<br />

wurde, war die MS Altenrhein.<br />

Sie war benannt nach dem<br />

Ort, an dem sie bei der Fertigung<br />

des legendären Flugbootes<br />

Do X zum Einsatz kam.<br />

Damals war die Zeit der Weimarer<br />

Republik. Deutschland<br />

war durch den Versailler Vertrag<br />

der Bau von Flugzeugen<br />

weitgehend untersagt. Mit einer<br />

Niederlassung auf der Schweizer<br />

Seeseite umging Claude<br />

Dornier diese Einschränkung.<br />

Im Juli 1929 startete die Do X zu<br />

ihrem Jungfernflug. Die Arbeitsboote<br />

wurden als Zubringer für<br />

die Passagiere genutzt.<br />

Als Zeitzeuge tauchte die MS<br />

Altenrhein nach fast 100 Jahren<br />

wieder auf und wurde 2020 als<br />

Schenkung dem Dornier Museum<br />

in Friedrichshafen angeboten.<br />

David Dornier, damals Leiter<br />

des Museums und Vorsitzender<br />

der Dornier Stiftung für<br />

Luft- und Raumfahrt, nahm das<br />

Angebot des Schweizer Eigners<br />

trotz der absehbar aufwändigen<br />

Restaurierung an. „Eine perfekte<br />

Ergänzung der Museumspräsentation,<br />

mit dem Potential für<br />

eine touristische Vermarktung.<br />

Als Museumsleiter konnte ich<br />

Es war<br />

eine<br />

Entscheidung<br />

aus dem Bauch<br />

heraus.<br />

David Dornier<br />

Ex-Leiter des Dornier-Museums<br />

das nicht ablehnen“, erklärte<br />

Dornier seine Begeisterung.<br />

Nachdem sie einige Jahre als<br />

Freizeitboot auf dem Rhein unterwegs<br />

gewesen war, lag der<br />

Backdecker zu diesem Zeitpunkt<br />

im elsässischen Mulhouse.<br />

Das elegante Boot war ziemlich<br />

verändert mit eineinhalbstöckigen<br />

Auf- und diversen<br />

Einbauten, aber mit einem<br />

Rumpf im Originalzustand.<br />

Noch bevor das Boot seinen<br />

neuen Platz im Museum fand,<br />

verließ Dornier das Museum<br />

Ende 2020. Die Restaurierung<br />

der MS Altenrhein wurde zur<br />

privaten Angelegenheit und zur<br />

Passion von David Dornier:<br />

„Das ‚Beiboot’ zur Do X ist von<br />

historischer Bedeutung und Teil<br />

der <strong>Unternehmen</strong>sgeschichte.


unternehmen [!] LEBEN 43<br />

Senkrechtstarter und Flugboot<br />

Diese Werte zu erhalten ist die<br />

Motivation, die mich antreibt.“<br />

Gebaut wurde es 1927 bis 1928<br />

zusammen mit dem Schwesterschiff<br />

MS Manzell nach Konstruktionsplänen<br />

von Dornier-Testpilot<br />

Franz Zeno Diemer<br />

in der Bodanwerft in Kressbronn.<br />

Zahlreiche Fotos dokumentieren<br />

das ursprüngliche<br />

Aussehen, außerdem existiert<br />

noch die genaue Baubeschreibung<br />

der MS Altenrhein.<br />

2500 Stunden veranschlagt<br />

Während sich die Spur der MS<br />

Manzell bereits 1933 mit der<br />

Ausmusterung der Do X verlor,<br />

war die MS Altenrhein noch 1955<br />

bei der Bergung eines abgestürzten<br />

Kampfjets auf der<br />

schweizerischen Seite des Sees<br />

zu sehen. Die Dornier Werke Altenrhein<br />

waren bereits 1949 in<br />

den Besitz der Schweiz übergegangen<br />

und in Flug- und Flugzeugwerke<br />

Altenrhein umbenannt<br />

worden. Danach gibt es<br />

keine Fotos oder Dokumente<br />

über den weiteren Verbleib. Erst<br />

1990 wurde das Boot wiederentdeckt,<br />

von einem Liebhaber restauriert,<br />

und anschließend bis<br />

zur Schenkung an David Dornier<br />

privat genutzt.<br />

Der für das Frühjahr 2020 geplante<br />

Transport von Mulhouse<br />

nach Friedrichshafen musste<br />

wegen der Corona-Pandemie<br />

auf den Sommer verschoben<br />

werden. An der Entscheidung,<br />

das Boot in Privatinitiative zu<br />

restaurieren, änderte das nichts.<br />

„Es war eine Entscheidung aus<br />

dem Bauch heraus und mit dem<br />

Gefühl, dies meinem Großvater<br />

schuldig zu sein“, sagte Dornier.<br />

Mit im Boot war die Michelsen-Werft,<br />

die auf die Restaurierung<br />

und den Bau von Holzbooten<br />

spezialisiert ist. Karsten<br />

Timmerherm, Eigentümer der<br />

Michelsen-Werft und, wie David<br />

Dornier, ein Bewunderer<br />

der eleganten Konstruktion<br />

des historischen Backdeckers,<br />

fuhr nach Mulhouse<br />

und sägte als erstes die<br />

Aufbauten ab. „Die waren<br />

zwar hochwertig, aber<br />

nicht original und<br />

der Transport mit<br />

dem Tieflader<br />

wäre damit<br />

Die Do X war ein Verkehrsflugschiff, das 1929 gebaut wurde.<br />

Die<br />

Aufbauten<br />

waren zwar<br />

hochwertig, aber<br />

nicht original.<br />

Karsten Timmerherm<br />

Eigentümer der Michelsen Werft<br />

David Dornier<br />

studiert die<br />

Baupläne.Foto:<br />

Sigrid Balke<br />

Im Jahr 1914 stellte Ferdinand<br />

Graf von Zeppelin dem Maschinenbauingenieur<br />

Claude Dornier<br />

ein eigenes Entwicklungsbüro<br />

zur Verfügung. Während des<br />

Ersten Weltkrieges baute Dornier<br />

Riesenflugboote, Jagd- und<br />

Aufklärungsflugzeuge. Während<br />

des Zweiten Weltkrieges Jagdflugzeuge<br />

und Bomber. 1967<br />

baute Dornier den weltweit ersten<br />

Senkrechtstarter. In den<br />

60er Jahren entwickelte sich<br />

das <strong>Unternehmen</strong> zur Technologieschmiede,<br />

mit den Sparten<br />

Raumfahrt, Verteidigungstechnik,<br />

Elektronik und Medizintechnik.<br />

FOTO: PICTURE ALLIANCE/ULLSTEIN BILD<br />

nicht möglich gewesen.“ Derzeit<br />

steht die MS Altenrhein<br />

kieloben in der Werfthalle in<br />

Friedrichshafen-Seemoos, dem<br />

Ort, an dem sich 1914 die Keimzelle<br />

des <strong>Unternehmen</strong>s Dornier,<br />

die Abteilung Do, befand.<br />

Rund 2500 Arbeitsstunden veranschlagte<br />

der Bootsbauer und<br />

Werftbesitzer für die Restaurierung.<br />

David Dornier finanziert<br />

die Restaurierung und arbeitete<br />

anfangs selbst mit. Das Einsetzen<br />

von verbindenden Holzstäben<br />

statt einer Gummidichtung<br />

und der Ersatz von morschen<br />

Planken war dann Sache<br />

der Spezialisten.<br />

Der Rumpf aus Lärchenholz<br />

ist inzwischen fertig und der Eichenkiel<br />

mit der bronzenen<br />

Wellenanlage wieder seetauglich.<br />

Als nächstes folgt der möglichst<br />

originalgetreue Innenausbau.<br />

Fotos von der Kajüte gibt<br />

es aus jener Zeit nicht, aber da<br />

die Baubeschreibung erhalten<br />

ist, hat Dornier eine ziemlich<br />

genaue Vorstellung von<br />

der Ausstattung.<br />

Welche Aufgaben<br />

die MS Altenrhein<br />

nach<br />

ihrer Fertigstellung<br />

übernehmen wird, steht<br />

noch nicht fest. Wenn es planmäßig<br />

Spätsommer <strong>2022</strong> wird,<br />

soll das historische Boot seinen<br />

Liegeplatz im Hafen vom Württembergischen<br />

Yacht-Club in<br />

Friedrichshafen bekommen und<br />

während der Wintermonate im<br />

Dornier Museum. „Bis dahin<br />

sollte noch das Thema Motorisierung<br />

geklärt werden. Es hätte<br />

Stil, sie mit einem Nachbau<br />

des Originalmotors zu Wasser<br />

zu lassen. Mein Großvater konnte<br />

über freundschaftliche Beziehungen<br />

zu Karl Maybach damals<br />

günstig einen 65 PS Sechszylinder<br />

Maybach S1 bekommen und<br />

der Nachbau eines solchen Motors<br />

oder ein Original, gehört<br />

auch jetzt wieder an seinen<br />

Platz“, sagt Dornier.<br />

Wenn die Boots-Restaurierung<br />

abgeschlossen ist, hat er<br />

schon neue Pläne. Sein nächstes<br />

Projekt ist die zeitnahe Restaurierung<br />

der Dornier Villa, dem<br />

ehemaligen Wohnhaus seines<br />

Großvaters. Und danach? David<br />

Dorniers Idee vom Bau eines<br />

Flugbootes wie der Do X mit<br />

Elektromotoren erscheint visionär,<br />

aber nicht unmöglich. [!]<br />

<br />

Sigrid Balke


44<br />

MACHEN unternehmen [!]<br />

Technische Basis für<br />

moderne Bürokultur<br />

Gebäudeausrüstung Ob das Buntweber-Areal im heimischen<br />

Eislingen oder das „T1“-Hochhaus in Frankfurt: Die Salvia-Gruppe<br />

revolutioniert die Steuerung von Gebäuden – und wächst rasant.<br />

Das Tempo, mit dem das<br />

Eislinger Elektro- und<br />

Gebäudetechnikunternehmen<br />

Salvia wächst,<br />

ist atemberaubend. Vor 13 Jahren<br />

gegründet beschäftigt der<br />

Spezialist für Elektrotechnik in<br />

Bauprojekten jeder Größenordnung<br />

heute rund 1400 Mitarbeiter<br />

an 23 Standorten. Und die<br />

Weichen für eine weitere Expansion<br />

sind bereits gestellt.<br />

Firmenchef Filippo Salvia hat<br />

mit dem Stuttgarter Digitalisierungsspezialisten<br />

BlueRange<br />

eine strategische Partnerschaft<br />

geschlossen. Die beiden <strong>Unternehmen</strong><br />

bieten laut Salvia ein<br />

Gesamtkonzept nun an, um Gebäudetechnik<br />

zu vernetzen und<br />

Prozesse zu digitalisieren. Dagegen<br />

würden Mitbewerber europaweit<br />

noch auf Einzelkomponenten<br />

setzen.<br />

Auch Arbeitsplätze<br />

werden über App<br />

gebucht. Fotos: CA IMMO<br />

Arbeitswelt verändert sich.<br />

Das Eislinger <strong>Unternehmen</strong> profitiert<br />

dabei stark von neuen Arbeitsweisen<br />

und einer veränderten<br />

Bürokultur. Die digitale Ausrüstung<br />

von Bürogebäuden<br />

spielt daher eine immer wichtigere<br />

Rolle. Auch die Gebäude<br />

selbst werden smart. Das bietet<br />

Salvia und BlueRange nach eigenen<br />

Angaben jede Menge Potenzial<br />

für die Zukunft.<br />

Bei der mobilen<br />

Übertragung<br />

von Daten in<br />

Gebäuden gibt es<br />

oft Probleme.<br />

Jonas Kaufmann<br />

Geschäftsführer BlueRange GmbH<br />

Beim Pilotprojekt auf dem<br />

ehemaligen Areal der Buntweberei,<br />

das nun Gastronomie,<br />

Eventlocation, Hotel, Fitnesstudio,<br />

Seminarhaus und Shops beherbergt,<br />

sind digitalisierte Arbeitsplätze<br />

verknüpft worden,<br />

die durch eine eigens entwickelte<br />

App, namens Lucas, gesteuert<br />

werden. Der Produktname<br />

setzt sich aus den italienischen<br />

Wörtern Luce (Licht) und Casa<br />

(Haus) zusammen.<br />

Die technische Lösung, mit<br />

der die einzelnen Komponenten<br />

miteinander kommunizieren,<br />

hat sich BlueRange patentieren<br />

lassen. Mobile Datenübertragung<br />

habe in Gebäuden auch<br />

aufgrund der in Deutschland<br />

mangelhaften Netzabdeckung<br />

ein Übertragungsproblem,<br />

Wlan-Systeme benötigten immer<br />

die Verbindung zu einem<br />

Access Point, erläutert Jonas<br />

Kaufmann, Geschäftsführer<br />

der BlueRange GmbH.<br />

Das auf Bluetooth 4.0<br />

aufbauende sogenannte<br />

Mesh-System von Blue-<br />

Range hat nicht nur den<br />

Vorteil, sparsam zu sein<br />

bei gleichzeitiger hoher<br />

Datenübertragungsmöglichkeit,<br />

sondern auch,<br />

dass jedes Element in der<br />

Kette Sender und Emp-<br />

Das Hochhaus „T1“<br />

entsteht derzeit im<br />

Frankfurter Bankenviertel<br />

und soll 2024 bezugsfertig<br />

sein. Dort werden<br />

moderne Büro-Konzepte<br />

umgesetzt. Das digitale<br />

Gebäudemanagement<br />

kommt von Salvia.<br />

<br />

Fotos: CA IMMO


unternehmen [!] MACHEN 45<br />

fänger ist. Anders als bei Wlan<br />

kann die Kette daher kaum gesprengt<br />

werden.<br />

Über die Vernetzung diverser<br />

Geräte wie beispielsweise<br />

Leuchten, Jalousien und der Lüftung<br />

erkennen Räume durch einen<br />

Präsenzmelder die Belegung<br />

und stellen sich optimal<br />

selbst darauf ein. Darüber hinaus<br />

kann auch der CO 2<br />

-Gehalt<br />

im Raum gemessen und die Belüftung<br />

entsprechend angepasst<br />

werden, sagt Kaufmann. Auch<br />

die Buchung von Arbeitsplätzen<br />

erfolgt über die Lucas-App<br />

Dank flexibler<br />

Buchung der<br />

Räume benötigen<br />

Firmen viel weniger<br />

Bürofläche.<br />

Filippo Salvia<br />

Geschäftsführer<br />

„Dank der flexiblen Buchung<br />

der Räume können erhebliche<br />

Raumeinsparungen erzielt werden.<br />

So konnten 60 Prozent der<br />

Bürofläche am Salvia-Standort<br />

Borken eigespart werden“, erklärt<br />

Geschäftsführer Salvia.<br />

Über die App können Mitarbeiter<br />

auch gefunden werden.<br />

„Es handelt sich dabei um kein<br />

Überwachungsinstrument“, betont<br />

Jonas Kaufmann ausdrücklich.<br />

Vielmehr werde damit vermieden,<br />

dass die Flexibilität der<br />

Shared Desks mit all ihren positiven<br />

Begleiterscheinungen<br />

nicht zu Produktivitätsverlusten<br />

durch längere Suchaktionen<br />

führe. Die Themen Datenschutz,<br />

Energieeinsparung und Arbeitsplatzrichtlinien<br />

seien bei Lucas<br />

von zentraler Bedeutung.<br />

Das System habe den entscheidenden<br />

Vorteil, dass es unabhängig<br />

von Datenkabeln ist.<br />

In konventionellen Gebäuden<br />

ist nach seinen Worten das<br />

Rückgrat der Kommunikation<br />

auf Kupfer gebaut. Kupferkabel<br />

verlaufen kilometerweit in jedem<br />

Bürogebäude. Zum Teil<br />

mehrfach in unterschiedlicher<br />

Ausprägung. Kabelkanäle mit<br />

zig verschiedenen Kabeltypen<br />

ziehen sich durch die Gebäude.<br />

Durch das Mesh-System werden<br />

Informationen sozusage „huckepack“<br />

durch das Gebäude weitergereicht,<br />

zu einem Bruchteil<br />

der Kosten, die bei einer Kabellösung<br />

anfallen würden.<br />

Mitbewerber auf dem Markt<br />

würden meist nur einen Teil anbieten,<br />

entweder die App oder<br />

sie verlegten virtuelle Kabel.<br />

Einmalig am Konzept aus Eislingen<br />

und Stuttgart sei die<br />

Durchdringung des Themas,<br />

von der App bis zur Sensorik,<br />

durch die Bündelung der Kompetenzen<br />

von Salvia und Blue-<br />

Range. „Alle Schnittstellen von<br />

der IT über Programmierung bis<br />

zur Gebäudeautomation werden<br />

abgedeckt“, sagt Salvia.<br />

Inzwischen bekunden auch<br />

andere große Immobilienentwickler<br />

Interesse an der Lösung.<br />

Das Bürogebäude „ZigZag“ am<br />

Zollhafen in <strong>Mai</strong>nz setzt die Gebäudeautomation<br />

von Blue Range<br />

ein. In Frankfurt wird derzeit<br />

der 191 Meter hohe, 55-geschossige<br />

Hotel- und Büroturm „T1“,<br />

der dritthöchste und mit 1,4 Milliarden<br />

Euro teuerstes Büroturm<br />

Deutschlands, durch Salvia mit<br />

einer Lichtsteuerung von BlueRange<br />

ausgestattet. In Berlin<br />

folgt in den nächsten Monaten<br />

das Büroprojekt Grasblau. [!] <br />

<br />

Axel Raisch<br />

1400 Mitarbeiter an 22 Standorten<br />

Die Salvia-Gruppe<br />

erwirtschaftete 2021<br />

mit 1400 Mitarbeitern<br />

an 22 Standorten einen<br />

Umsatz von 190<br />

Millionen Euro Umsatz.<br />

Der Spezialist für Elektrotechnik<br />

und Gebäudeausrüstung<br />

bildet<br />

den gesamten technischen<br />

Lebenszyklus<br />

der Gebäudetechnik<br />

ab. Dementsprechend<br />

reicht das Leistungsspektrum<br />

von der<br />

Die Firmenzentrale von Salvia in Eislingen an<br />

der Fils.<br />

Foto: Giacinto Carlucci<br />

Energieversorgung<br />

über Elektroinstallationen<br />

bis hin zu Smart<br />

Home.<br />

Die BlueRange<br />

GmbH ist spezialisiert<br />

auf die Digitalisierung<br />

von Gebäuden. Sie ist<br />

Teil des Stuttgarter<br />

IT-<strong>Unternehmen</strong>s<br />

Mway Group, das 2021<br />

mit 79 Mitarbeitern einen<br />

Umsatz von 7 Mlllionen<br />

Umsatz erzielte.


spezial<br />

46<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Nachhaltig<br />

Mehr Tempo<br />

nötig beim<br />

Recycling<br />

Verwertung Viele halten Plastik für das<br />

Problem. Dabei könnte es ein zentraler Teil<br />

der Lösung sein – und Ressourcen schonen.<br />

Doch dafür muss sich einiges ändern.<br />

www.swp-unternehmen.de<br />

FOTO: © THISISME/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Wenn es um das Thema<br />

Nachhaltigkeit<br />

geht, dann steht<br />

kaum ein Material<br />

mehr im Fokus als Kunststoff.<br />

„Plastik ist das Problem“, gibt<br />

Thomas Seul die langläufige<br />

Meinung wieder, etwa wenn es<br />

um die Verschmutzung der<br />

Weltmeere geht. Es sei überall<br />

vorhanden, sagt der Hochschullehrer<br />

und Vizepräsident für<br />

Forschung und Transfer der<br />

Hochschule Schmalkalden.<br />

Das Ausmaß des Entsorgungsthemas<br />

und damit fürs Recycling<br />

ist riesig: Zwischen 1950<br />

und 2015 wurden rund 8,3 Milliarden<br />

Tonnen Kunststoff produziert,<br />

6,3 Milliarden Tonnen<br />

davon verbleiben. Plastik verfällt<br />

zwar in immer kleinere Teile,<br />

wird aber nicht abgebaut.<br />

Eine PET-Flasche zum Beispiel<br />

hat eine Halbwertzeit von<br />

450 Jahren.<br />

Mittlerweile hat jedoch auf<br />

breiter Front ein Umdenken begonnen.<br />

Markenartikel-Riesen<br />

wie Henkel und Beiersdorf wollen<br />

den Anteil von Neuplastik<br />

in ihren Produkten verringern,<br />

bis 2025 sollen die Verpackungen<br />

aus 25 bis 30 Prozent recycelten<br />

Kunststoffen bestehen.<br />

Weil auch der politische Druck<br />

wächst, ist Rezyklat nun ein begehrtes<br />

Gut. So überarbeitet die<br />

Europäische Union gerade<br />

ihre Verpackungsrichtlinie.<br />

Diese wird wohl <strong>Unternehmen</strong><br />

dazu verpflichten, Rezyklate in<br />

Verpackungen einzusetzen. Bisher<br />

wurden nur 19 Prozent der<br />

in Deutschland pro Jahr verbrauchten<br />

14 Millionen Tonnen<br />

Kunststoffe werkstofflich verarbeitet,<br />

also klassisch recycelt,<br />

indem Altkunststoffe zu neuen<br />

Rohstoffen oder neuen Formteilen<br />

verarbeitet werden.<br />

Neben dem werkstofflichen<br />

Recycling, zum Beispiel durch<br />

Zerkleinerung, wird auch das<br />

energetische Recycling praktiziert,<br />

etwa mit der Rückgewinnung<br />

von Energie durch Verbrennen.<br />

Große Hoffnungen<br />

setzt Wissenschaftler Seul aber<br />

auf das chemische Recycling,<br />

bei dem die Polymere in Monomere<br />

zerteilt werden, die anschließend<br />

wiederverwertet<br />

werden können.<br />

Doch es gibt zwei Haken:<br />

Zum einen die hohen Kosten,<br />

zum anderen kommt das Verfahren<br />

nur für Polyolefine in<br />

Frage. Polyolefine sind teilkristalline<br />

Kunststoffe mit guter<br />

Chemikalienbeständigkeit und<br />

guten elektrischen Isolationseigenschaften.<br />

Sie sind die weltweit<br />

am meisten produzierten<br />

Kunststoffe. „Ich sehe da ein<br />

großes potenzielles Feld, mit<br />

dem man sich auseinandersetzen<br />

sollte“, betont Seul anlässlich<br />

des Online Praxisforums<br />

Kunststofftechnik.<br />

Komplexität als Chance<br />

Fortschritte sind jedenfalls notwendiger<br />

denn je. Der „Green<br />

Deal“ der EU-Kommission sieht<br />

vor, dass bis 2050 keine Netto-Treibhausgase<br />

mehr ausgestoßen<br />

werden – und das bei


unternehmen [!]<br />

SPEZIAL<br />

47<br />

Wirtschaftlichkeit und stabilem<br />

Wirtschaftswachstum ohne das<br />

Thema soziale Gerechtigkeit zu<br />

vernachlässigen. „Wir müssen<br />

uns der Nachhaltigkeit widmen,<br />

sonst kann es düster für uns aussehen“,<br />

mahnt Seul, der darin<br />

aber zugleich eine Chance für<br />

die deutsche Branche sieht. Sie<br />

könne sich durch innovative Lösungen<br />

von anderen Regionen<br />

der Welt absetzen: „Die Komplexität<br />

der Lösung ist unsere<br />

Chance.“ Es gehe darum, sich<br />

so zu befähigen, um im Produktionsprozess<br />

Nachhaltigkeit<br />

umzusetzen und damit<br />

einen Wettbewerbsvorteil zu<br />

erringen.<br />

Dafür sei es es von zentraler<br />

Bedeutung, dass der jungen<br />

Generation die Attraktivität<br />

der Branche verdeutlicht<br />

werde: „Wir müssen die richtigen<br />

Köpfe für unsere Branche<br />

gewinnen. Wie können junge<br />

FOTO: © MARTI BUG CATCHER/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Leute in unserer Branche nutzenstiftend<br />

arbeiten.“ Es gebe<br />

Studiengänge, die keine Studienanfänger<br />

zu verzeichnen hätten,<br />

wenn es um Kunststoff geht.<br />

Dem Nachwuchs müsse vermittelt<br />

werden: „Kunststoff ist nicht<br />

das Problem, es ist Teil der Lösung“.<br />

Die Rekrutierung junger<br />

Talente sei entscheidend für die<br />

Zukunftsfähigkeit der Branche:<br />

In zehn Jahren werden, so Seul,<br />

rund 80 Prozent des Umsatzes<br />

mit heute unbekannten oder<br />

nicht vorhandenen Erzeugnissen<br />

erwirtschaftet.<br />

„Wir stehen an einem sensiblen<br />

Punkt“, sagt Ingemar<br />

Bühler, Hauptgeschäftsführer<br />

Plastics Europe Deutschland.<br />

„Die Herausforderung wird in<br />

den nächsten 45 Jahren darin liegen,<br />

die Kreislaufwirtschaft zu<br />

ermöglichen, aber auch die<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.“<br />

Die Umsetzung der Kreis-<br />

Anzeige<br />

25 Jahre Müllheizkraftwerk Ulm-Donautal<br />

Vor 25 Jahren ging das Müllheizkraftwerk<br />

(MHKW) Ulm-Donautal in Betrieb. Auf der einen<br />

Seite steht die Entsorgung des Abfalls von<br />

mittlerweile 1,2 Millionen Einwohnern – auf der<br />

anderen Seite die Produktion von Strom und<br />

Fernwärme aus dem „Rohstoff Müll“.<br />

Im Jahr 2021 wurden im MHKW rund 169.000<br />

Tonnen Abfälle verbrannt und daraus Strom und<br />

Fernwärme erzeugt. Die Fernwärme fließt in das<br />

Netz der FUG (Fernwärme Ulm GmbH), die auch<br />

die Betriebsführung im MHKW innehat. Der<br />

Strom, soweit nicht in der Anlage benötigt, fließt<br />

ins Stromnetz im Stadtgebiet.<br />

Aktiver Beitrag zur CO2-Reduzierung<br />

Das MHKW ist einer der größten regionalen Energieproduzenten.<br />

Im vergangenen Jahr wurden<br />

45 Millionen Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist.<br />

164 Millionen Kilowattstunden Fernwärme<br />

wurden ans Netz der FUG abgegeben.<br />

Rund 50 Prozent der brennbaren Inhaltsstoffe im<br />

Restabfall sind organischen Ursprungs. Diese so<br />

genannten biogenen Anteile sind als erneuerbare<br />

Energien einzustufen. Anders als Kraftwerke<br />

mit fossilen Brennstoffen leisten die Müllverbrennung<br />

und Energieerzeugung aus Restmüll<br />

einen aktiven Beitrag zur CO 2 -Reduzierung.<br />

Lernen Sie das MHKW kennen – bei einer Gruppenführung<br />

oder an dem Tag der offenen Tür am 15. <strong>Mai</strong><br />

<strong>2022</strong> (Details unter: www.zv-tad.de)<br />

Hohe Umweltstandards eingehalten<br />

Die Messwerte der Emissionen zeigen: Die Anlage<br />

liegt kontinuierlich und seit Jahren unter allen<br />

Grenzwerten – strengen Grenzwerten, die das<br />

Regierungspräsidium Tübingen als Aufsichtsbehörde<br />

festgesetzt hatte. Umweltmessungen in<br />

der Umgebung durch den Zweckverband TAD<br />

auf freiwilliger Basis beweisen: Von der Anlage<br />

gehen kein negativen Auswirkungen aus.<br />

Fakten und Vorteile des MHKW<br />

· Verwertung der Verbrennungsenergie spart<br />

große Mengen an fossilen Brennstoffen, jährlich<br />

ca. 40.000 Tonnen Heizöl – das entspricht über<br />

1.000 Tankwagen.<br />

· Eine Tonne Abfall liefert gleich viel Energie wie<br />

ca. 300 Liter Heizöl.<br />

· Abdeckung des jährlichen Wärmebedarfs von<br />

durchschnittlich 8.000 EFH mit Fernwärme.<br />

· Stromabgabe wie 9.500 EFH pro Jahr<br />

zusammen durchschnittlich verbrauchen.<br />

· Energie aus der Verbrennung/Verwertung von<br />

Abfall gilt zu 50 % als erneuerbare Energie.<br />

· Standortvorteil: angebunden an das Fernwärmenetz<br />

der FUG – Versorgung zahlreicher<br />

Privathaushalte und Industrieunternehmen mit<br />

Fernwärme.<br />

ZWECKVERBAND TAD<br />

Thermische Abfallverwertung Donautal<br />

Schillerstraße 30 · 89077 Ulm<br />

www.zv-tad.de


48 SPEZIAL unternehmen [!]<br />

laufwirtschaft ist nach seiner<br />

Einschätzung die größte Transformation<br />

der gesamten Branche.<br />

Stoffe so lange und effizient<br />

wie möglich zu nutzen und sie<br />

dann am Ende ihres Lebenszyklus<br />

wieder zurückgewinnen –<br />

dadurch würden wertvolle Rohstoffe<br />

für neue Produkte gewonnen.<br />

„Die Zukunft kann nur gelingen,<br />

wenn die klimaneutrale<br />

Kreislaufwirtschaft Realität<br />

wird“, betont Bühler. Die technologischen<br />

Bedingungen dafür<br />

seien bereits vorhanden. Um die<br />

angestrebten Ziele zu erreichen,<br />

müssten drei „wichtige Pfade“<br />

beschritten werden: Während<br />

weltweit Abfallsammlung sowie<br />

entsprechende Managementsysteme<br />

ausgebaut werden müssten,<br />

sollten Industrieländer wie<br />

Deutschland die Entwicklung<br />

hochmoderner Anlagen für mechanisches<br />

Recycling vorantreiben.<br />

Für letzteres investierten<br />

die Mitgliedsunternehmen des<br />

Verbands Plastics Europe<br />

Deutschland in das chemische<br />

Recycling einen hohen einstelligen<br />

Milliarden-Euro-Betrag.<br />

Der zweite wichtige Schritt<br />

sei eine Lösung weg von Öl und<br />

Gas hin zu Biorohstoffen, wenn<br />

es um die Herstellung von<br />

Kunststoffen geht. Die dritte wesentliche<br />

Säule sei der Ausbau<br />

erneuerbarer Energien bei<br />

gleichzeitiger Vernetzung aller<br />

beteiligten Branchen und Gewerke.<br />

Um dieses Ziele zu erreichen,<br />

hat der Verband die Initiative<br />

„Wir sind Kunststoff“ mit<br />

dem Verband Deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbau und<br />

weiteren Verbänden in Leben<br />

gerufen. Hinter diesem Bündnis<br />

stehen mehr als 3500 <strong>Unternehmen</strong><br />

der Kunststoffindustrie,<br />

dem sechstgrößten deutschen<br />

Industriesegment, die mit<br />

Die Möglichkeit<br />

zum Einsatz<br />

von Rezyklaten<br />

muss verbessert<br />

werden.<br />

Verbandsgeschäftsführer<br />

Ingemar<br />

Bühler.<br />

500 000 Beschäftigten einen<br />

Jahresumsatz von mehr als 100<br />

Milliarden Euro erwirtschaften.<br />

Der Verband, so Bühler, sehe<br />

sich auch als Treiber für die<br />

Kreislaufwirtschaft. Dabei sei<br />

aber von der Politik ein eindeutiges<br />

Bekenntnis zu neuen Technologien<br />

nötig, mehr Offenheit<br />

gegenüber Innovationen sowie<br />

ein rechtliches Umfeld, das Investitionen<br />

sicher und zügig ermöglicht.<br />

Neben recyclinggerechter<br />

Produktgestaltung, dem<br />

Ende des Ökodumpings durch<br />

den Export von Alt-Kunststoffen<br />

und dem EU-weiten Ende<br />

der Deponierung von Altkunststoffen,<br />

müssten die Entsorgungs-<br />

und Verwertungsstrukturen<br />

ausgeweitet und die<br />

Marktbedingungen für den Einsatz<br />

von Recyclaten verbessert<br />

werden. Dafür, so Bühler, brauche<br />

es einen klaren politischen<br />

Fahrplan. [!] Wilfried Urbe<br />

Gäste unterstützen Baumpflanz-Aktion<br />

Maritim Hotel Ulm sorgt für mehr Nachhaltigkeit mit „Pro Tomorrow”<br />

Weniger Energie- und Wasserverbrauch, weniger Speisereste,<br />

effiziente Mülltrennung, reduzierter Einsatz<br />

von Reinigungsmitteln – seit vielen Jahren arbeitet das<br />

Maritim Hotel Ulm genau wie alle anderen Hotels der<br />

deutschen Maritim-Gruppe daran, noch umweltfreundlicher<br />

zu werden. Mit der Aktion „Pro Tomorrow“ ist<br />

nun eine weitere Nachhaltigkeitsinitiative gestartet:<br />

Wer mehrere Tage in einem Maritim Hotel verbringt,<br />

kann täglich entscheiden, ob er eine Zimmerreinigung<br />

wünscht oder nicht – und damit regionale Umwelt- und<br />

Sozialprojekte fördern.<br />

Im Maritim Hotel Ulm hat sich Direktor Helge Timm mit seinem<br />

Team für ein Aufforstungsprojekt mit „Plant-my-tree“<br />

entschieden. Schon seit gut einem dreiviertel Jahr machen<br />

viele der Gäste im Maritim Hotel Ulm mit – und haben dazu<br />

beigetragen, dass bereits 375 Bäume gepflanzt werden<br />

konnten.<br />

„Einfach super“, findet das Helge Timm und freut sich über<br />

die gute Zusammenarbeit mit den erfahrenen Spezialisten.<br />

Bereits seit 2009 führt die „Plant-my-tree“-Initiative Aufforstungsprojekte<br />

zur CO²-Kompensierung in ganz Deutschland<br />

durch, Ziel sei der Umwelt- und Klimaschutz in Deutschland<br />

– also da, wo unser CO²-Ausstoß auch erfolgt, teilt „Plantmy-tree“<br />

mit. Über Jahrzehnte hinweg entstehe so ein natürlicher<br />

Lebensraum für Insekten und Tiere. Die nachhaltigen<br />

Baumpflanzungen auf den hauptsächlich eigenen Flächen<br />

sowie geplante Projekt-Laufzeiten von mindestens 99 Jahren,<br />

in denen keine Abholzung oder wirtschaftliche Nutzung<br />

erfolgen soll, unterstreichen die langfristigen Klimaschutz-<br />

Ziele, so „Plant-my-tree“.<br />

„Jeder Baum zählt und trägt zum Umwelt- und Klimaschutz<br />

bei“, meint auch Helge Timm und hofft auf viele weitere<br />

Bäume, die mit dem Beitrag der Gäste in Zukunft noch gepflanzt<br />

werden können.<br />

Und wie geht das genau? In jedem Hotelzimmer liegen die<br />

neuen Pro Tomorrow Säckchen und der dazugehörige Infoflyer<br />

bereit. Wer sich gegen die Zimmerreinigung entscheidet,<br />

hängt das Säckchen bis 00:00 Uhr außen an die Hotelzimmertür<br />

– und findet darin am nächsten Tag ein kleines Dankeschön.<br />

Jede nicht erfolgte Zimmerreinigung kommt einer<br />

ausgewählten Initiative vor Ort zugute.<br />

„Die Idee ist bei Maritim nicht ganz neu“, erklärt Helge Timm,<br />

denn in einigen Hotels der Maritim Gruppe gab es zuvor eine<br />

mehrmonatige Testphase. „So haben wir genau geprüft,<br />

wie unsere Gäste auf die Initiative reagieren und wie wir ihr<br />

Engagement bestmöglich für Umwelt und Soziales einsetzen“,<br />

erklärt er und ergänzt: „Der regionale Bezug ist sehr<br />

wichtig. Deshalb entscheidet jedes Maritim Hotel selbst,<br />

welches nachhaltige lokale Projekt unterstützt werden soll.“<br />

Die Maritim Hotelgesellschaft ist als inhabergeführte deutsche<br />

Hotelkette aktuell an 24 Standorten in ganz Deutschland<br />

und in sieben Ländern im Ausland vertreten: Mauritius,<br />

Ägypten, Malta, Spanien, Albanien, Bulgarien und China<br />

(www.maritim.de).<br />

Maritim Hotel Ulm<br />

Basteistraße 40 | 89073 Ulm<br />

Telefon: +49 (0) 731 923-0<br />

E-<strong>Mai</strong>l: info.ulm@maritim.de<br />

Einchecken und gleichzeitig etwas für den Naturschutz tun:<br />

Das können Gäste jetzt im Maritim Hotel Ulm mit „Pro Tomorrow”.


Anzeige 49<br />

Wasser ist Leben – wir leisten einen<br />

Beitrag zu seiner Reinheit<br />

Wasser ist eine der kostbarsten Ressourcen.<br />

Diese zu schützen und wirtschaftlich erneuerbar<br />

zu machen, ist unser Antrieb.<br />

Mit dem Bau und der Inbetriebnahme<br />

unserer<br />

EVA (Emulsions-Verwertungs-Anlage)<br />

haben wir<br />

in eine nachhaltige Abfallwirtschaft<br />

investiert.<br />

In unserer Verdampferanlage<br />

können wir,<br />

mithilfe des vollautomatisch<br />

gesteuerten VACU-<br />

Andreas Knittel – DEST-Verfahrens, industrielle<br />

Öl-Wasser-Gemi-<br />

3. Generation im<br />

Familienunternehmen sche für die anschließende<br />

stoffliche Verwertung<br />

und Entsorgung aufbereiten. Durch das Verdampfen<br />

unter Vakuum und einer ausgeklügelten<br />

Wärmerückgewinnungstechnik arbeitet unsere<br />

Anlage mit einem vergleichsweise geringen<br />

Energieaufwand. Auf dem Dach installierte<br />

PV-Module versorgen die Anlage teilweise mit Eigenstrom.<br />

Durch die so optimierte Deckung des<br />

Energiebedarfs arbeitet unser Aufbereitungssystem<br />

zugleich kosteneffizient und nachhaltig.<br />

Ein wertvoller Beitrag zur Ressourcenschonung<br />

und Rohstoffgewinnung aus Abwässern.<br />

Aufbereitung und Verwertung mit EVA<br />

Mit unserer EVA (Emulsions-Verwertungs-Anlage)<br />

bieten wir eine hochmoderne und innovative<br />

Lösung zur nachhaltigen Aufbereitung von Abwässern<br />

an. In vielen Industrie- und Gewerbebetrieben<br />

fallen Öl-Wasser-Gemische, Bohr- und<br />

Bearbeitungsemulsionen, Waschwässer oder<br />

sonstige Flüssigkeiten an, deren umwelt- und<br />

gesetzeskonforme Entsorgung einen großen<br />

Kostenblock darstellen. Dank unserer langjährigen<br />

Erfahrung bei der Verwertung und Entsorgung<br />

von Sonder¬abfällen können auch Sie mit<br />

unserer Anlage einen wertvollen Beitrag leisten,<br />

um den nächsten Generationen eine saubere<br />

und gesunde Umwelt zu ermöglichen.<br />

Emulsionsverwertungsanlage Firma Knittel<br />

VACUDEST-Verfahren<br />

Das Vakuum-Verdampfer-Verfahren hat sich als<br />

eine sehr wirtschaftliche Methode zur Aufbereitung<br />

vielfältiger Industrieabwässer etabliert. Es<br />

stellt eine hervorragende Alternative für die industrielle<br />

Abwasserentsorgung, im Vergleich zu<br />

anderen Verfahren der Abwasseraufbereitung,<br />

dar. Und mit einem Anlagendurchsatz von über<br />

10.000 m³ im Jahr sind wir langfristig der zuverlässige<br />

Entsorgungs¬partner an Ihrer Seite. Die<br />

Annahme und Lagerung der flüssigen Abfälle erfolgt,<br />

je nach Inputqualität der angelieferten<br />

Emulsionen und Flüssigkeiten, über unser dazugehöriges<br />

Tanklager mit insgesamt 190.000 Litern<br />

Fassungsvermögen. Damit können wir Ihnen<br />

eine jederzeitige Annahmesicherheit für Ihre<br />

flüssigen Abfälle garantieren. Mögliche Inputstoffe<br />

für unsere Anlage sind:<br />

• Öl-Wasser-Gemische<br />

• Ölbelastetes Waschwasser<br />

• Flüssige Ölabscheider-Inhalte<br />

• Bohr-/Schleif-Emulsionen<br />

• Bearbeitungsemulsionen<br />

• Gleit-/Schleif-Wasser<br />

Verwertung und Entsorgung der Abfälle<br />

Mit dem vollautomatisch gesteuerten VACU-<br />

DEST-Verfahren können wir das saubere Wasser<br />

zurückgewinnen – dies ist wirtschaftlich und<br />

nachhaltig zugleich. Aus den öligen Inhaltsstoffen<br />

der Emulsionen wird, über einen mehrstufigen<br />

Prozess, ein wiederverwendbares Konzentrat<br />

erzeugt, das in der Schmierstoffindustrie<br />

und als Brennstoffsubstitut Verwendung findet.<br />

Die wenigen festen Bestandteile der behandelten<br />

Industrieabwässer werden über unser betriebseigenes<br />

Sonderabfall-Zwischenlager<br />

(SAZL) verwertet bzw. entsorgt.<br />

Aktiver Umweltschutz<br />

Der Schutz unserer natürlichen Ressourcen und<br />

die Bewahrung einer intakten Umwelt sind zwei<br />

wichtige Ziele unserer Gesellschaft. Das Thema<br />

Abfall ist dabei allgegenwärtig und verdient unsere<br />

besondere Aufmerksamkeit. Aktiver Umweltschutz<br />

baut auf zwei Säulen auf: Einerseits<br />

die Vermeidung von Abfällen und andererseits<br />

Ihre ökologisch sinnvolle Verwertung.<br />

Als Entsorgungsunternehmen liegt uns diese<br />

Thematik besonders am Herzen, denn wir wissen<br />

welchen Schaden nicht fachgerecht entsorgte<br />

Abfälle in der Natur anrichten können.<br />

Gleichzeitig kennen wir auch das Potenzial, das<br />

in der Rückführung von Abfällen in Wertstoffund<br />

Energiekreisläufe steckt. Die nachhaltige<br />

Verwertung von Abfällen und die fachgerechte<br />

Beratung zur richtigen Entsorgung ist unser Beitrag<br />

zu einer sauberen Umwelt.<br />

Wir achten aus ökologischen Gesichtspunkten<br />

auch darauf, eine moderne, umweltfreundliche<br />

Fahrzeugflotte einzusetzen, unnötige Fahrten zu<br />

vermeiden und unseren Energieeinsatz so gering<br />

wie möglich zu halten.<br />

Verantwortungsbewusst seit über 60 Jahren<br />

und nachhaltig in der 3. Generation<br />

Seit der Gründung als Fuhrunternehmen durch<br />

Josef und Hildegard Knittel im Jahr 1953 steht<br />

die Familie Knittel, heute in dritter Generation,<br />

mit Ihrem Namen für verantwortungsbewusstes<br />

und partnerschaftliches Handeln.<br />

Durch Zuverlässigkeit, Weitblick, Kreativität und<br />

Flexibilität hat sich Knittel zum professionellen<br />

<strong>Unternehmen</strong> in der Abfallwirtschaft entwickelt.<br />

Das Familienunternehmen erwirtschaftet mit<br />

130 Mitarbeitern einen Umsatz von 20 Mio. Euro.<br />

Mit Andreas Knittel ist vor 3 Jahren nun die 3. Familiengeneration<br />

in die <strong>Unternehmen</strong>sleitung<br />

eingetreten.<br />

KNITTEL GmbH Abfallentsorgung<br />

Adalbert-Stifter-Straße 28<br />

89269 Vöhringen<br />

Telefon 0 73 06 / 96 16-0<br />

Telefax 0 73 06 / 96 16-45<br />

info@knittel-entsorgung.de<br />

www.knittel-entsorgung.de<br />

Fotos: Archiv Knittel


50<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Schon seit den 1990er<br />

Jahren beschäftigen<br />

sich <strong>Unternehmen</strong> gedanklich<br />

damit, wie sie<br />

ihre Auswirkungen auf die Umwelt<br />

reduzieren können. Doch<br />

passiert ist all die Jahre nur wenig.<br />

Bei vielen Firmen wuchs die<br />

Einsicht in die Notwendigkeit<br />

des Klimaschutzes nur langsam.<br />

Selbst im Jahr 2017 gaben in einer<br />

Studie zur Nachhaltigkeit im<br />

börsennotierten Mittelstand<br />

noch fast 30 Prozent der <strong>Unternehmen</strong><br />

in einer repräsentativen<br />

Umfrage an, dass sie Umweltschutz<br />

als unwichtig einstuften.<br />

Dieser Anteil ist im vergangenen<br />

Jahr auf 5 Prozent gesunken.<br />

Hälfte misst den CO 2<br />

-Abdruck<br />

Mittlerweile ist klar: Der Druck<br />

auf <strong>Unternehmen</strong>, nachhaltiger<br />

zu agieren, wird in den nächsten<br />

Jahren deutlich zunehmen.<br />

Der Umfrage zufolge misst<br />

schon heute die Hälfte (49 Prozent)<br />

der <strong>Unternehmen</strong> ihren<br />

CO 2<br />

-Fußabdruck und stellt die<br />

Ergebnisse überwiegend in den<br />

Nachhaltigkeits- und Geschäftsberichten<br />

zur Verfügung. 21 Prozent<br />

, schreiben Manuel Hoelzle<br />

und Marita Conzelmann von<br />

der Kapitalmarktplattform<br />

Goingpublic (GBC AG), die die<br />

Studie verfasst haben. Die beiden<br />

kommen zu dem Schluss,<br />

dass der deutsche Mittelstand<br />

mittlerweile das Thema Nachhaltigkeit<br />

im Blick und sowohl<br />

die Teilbereiche ökologische,<br />

ethische und soziale als auch natürlich<br />

die ökonomische Nachhaltigkeit<br />

sehr ernst nimmt.<br />

Allerdings ist Nachhaltigkeit<br />

selbst in den meisten größeren<br />

<strong>Unternehmen</strong> noch keine Chefsache.<br />

Nach einer Studie der<br />

<strong>Unternehmen</strong>sberatung PWC<br />

haben nur knapp 30 Prozent von<br />

weltweit 1640 untersuchten <strong>Unternehmen</strong><br />

einen Nachhaltigkeitsmanager<br />

auf erster oder<br />

zweiter Führungsebene.<br />

Vorreiter sei Frankreich, wo<br />

bereits 57 Prozent der befragten<br />

Firmen einen sogenannten<br />

Chief Sustainability Officer<br />

(CSO) im Topmanagement<br />

habe, gefolgt von den USA (47<br />

Prozent) und Indien (44 Prozent).<br />

Deutschland landete der<br />

Studie zufolge mit 35 Prozent im<br />

Nachhaltigkeit und<br />

Klimaneutralität werden für<br />

<strong>Unternehmen</strong> zunehmend<br />

zu einem wichtigen<br />

Erfolgsfaktor. Fotos:<br />

© Mopic/shutterstock.com<br />

© Elnur/shutterstock.com<br />

Häufig keine<br />

Chefsache<br />

CO 2<br />

-Fußabdruck Um die Klimakrise zu<br />

bekämpfen, müssen <strong>Unternehmen</strong><br />

radikal umdenken. Zwei Studien zeigen, wo<br />

es noch hapert.<br />

Strengere Regeln für Lieferketten<br />

Die EU hat vor wenigen<br />

Wochen den<br />

Entwurf für die<br />

Richtlinie zur unternehmerischen<br />

Nachhaltigkeit vorgelegt.<br />

Sie will großen<br />

<strong>Unternehmen</strong><br />

menschenrechtliche<br />

und ökologische<br />

Sorgfaltspflichten<br />

auferlegen<br />

– und geht<br />

weit über das<br />

deutsche Lieferkettengesetz<br />

hinaus.<br />

Über eine Kettenreaktion<br />

werden<br />

die Regeln auch<br />

Mittelständler und<br />

Zulieferer treffen.<br />

oberen Mittelfeld. In China dagegen<br />

hätten nicht einmal 3 Prozent<br />

der untersuchten <strong>Unternehmen</strong><br />

einen Nachhaltigkeitsmanager<br />

im Topmanagement.<br />

„Nachhaltigkeit ist für <strong>Unternehmen</strong><br />

zunehmend ein wichtiger<br />

Erfolgsfaktor und sollte vermehrt<br />

als Innovationstreiber gesehen<br />

werden“, sagte der Leiter<br />

der PWC-Strategieberatung<br />

Strategy&, Peter Gassmann.<br />

Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle<br />

<strong>Unternehmen</strong>sführung<br />

hätten sich zu wichtigen<br />

Bewertungskriterien für<br />

<strong>Unternehmen</strong> entwickelt:<br />

Davon „hängt nicht nur der Zugang<br />

zu Finanzierung, sondern<br />

auch die Wahrnehmung des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

auf dem Talentmarkt<br />

sowie in der breiteren Öffentlichkeit<br />

ab“.<br />

<strong>Unternehmen</strong><br />

sollten<br />

Nachhaltigkeit als<br />

Innovationstreiber<br />

sehen.<br />

Peter Grassmann<br />

<strong>Unternehmen</strong>sberatung PWC<br />

Nachhaltigkeit betreffe alle<br />

Bereiche einer Firma und sei<br />

keine Zusatzaufgabe. Sie sollte<br />

zentral bei einem CSO auf erster<br />

oder zweiter Führungsebene<br />

angesiedelt werden, sagte<br />

Gassmann. 98 Prozent der im<br />

Nachhaltigkeits-Ranking von<br />

Refinitiv/Bloomberg mit<br />

Höchstnoten bewerteten <strong>Unternehmen</strong><br />

hätten einen CSO oder<br />

einen „CSO light“.<br />

Branchen, die bereits mehr<br />

Druck von Gesetzgebern, Investoren<br />

und Öffentlichkeit für<br />

mehr Nachhaltigkeit spüren, haben<br />

laut Studie häufiger einen<br />

CSO. „Verbrauchernahe Industrien<br />

mit hohem Energiebedarf<br />

wie zum Beispiel die Konsumgüterindustrie<br />

(50 Prozent) oder<br />

die Chemiebranche (45 Prozent)<br />

und die Öl- und Gasindustrie<br />

(42 Prozent) nehmen eine Vorreiterrolle<br />

bei der CSO-Besetzung<br />

ein.“ Und „größere Firmen<br />

(nach Umsatz und Mitarbeitern)<br />

haben mehr CSOs“. [!]<br />

<br />

pau


51<br />

Was sich unter<br />

der Erde abspielt,<br />

fasziniert uns.<br />

Erdwärme.<br />

Energiefreundlich und vielfältig.<br />

Baugrunderkundung.<br />

Hier liegen unsere Wurzeln.<br />

Wassergewinnung.<br />

Privileg und Chance zugleich.<br />

Projektierung.<br />

Engineering mit Weitsicht.<br />

Kampfmittelerkundung.<br />

Ein hochsensibler Bereich.<br />

baugrundsued.de


Viel Potenzial<br />

und Widerstand<br />

Bis zum Jahr 2030 müssen sich<br />

laut KfW die Windkraft-Kapazitäten<br />

an Land verdoppeln, um<br />

die Klimaziele zu erreichen. Foto:<br />

© engel.ac/shutterstock.com<br />

Erneuerbare Energien Der Ausbau der Windenergie erlahmt. Die Förderbank KfW mahnt:<br />

Ohne mehr Kooperationswillen von Bundesländern und Bevölkerung geht es nicht.<br />

Die Stromgewinnung aus<br />

Erneuerbaren Energien<br />

ist die größte Herausforderung,<br />

um das Ziel<br />

der Treibhausgas-Neutralität erreichen<br />

zu können. Das stellt die<br />

staatliche Förderbank KfW in einer<br />

neuen Studie mit Blick auf<br />

das Jahr 2030 und auch vor dem<br />

Hintergrund des Krieges in der<br />

Ukraine fest. „Energiesicherheit<br />

und Klimaneutralität sind zwei<br />

Seiten derselben Medaille“, sagt<br />

KfW-Chef-Volkswirtin Fritzi<br />

Köhler-Geib.<br />

Der russische Angriff auf die<br />

Ukraine habe zu noch mehr Risiken<br />

für die Sicherheit der<br />

Energieversorgung Deutschlands<br />

und zu massiv steigenden<br />

Preisen für fossile Energieträger<br />

geführt. „Eine konsequente Weichenstellung<br />

für mehr Investitionen<br />

in erneuerbare Energien<br />

und Energieeffizienz wird deshalb<br />

noch wichtiger“. Der Studie<br />

zufolge ist ein massiver Ausbau<br />

der erneuerbaren Energien<br />

noch in diesem Jahrzehnt erforderlich.<br />

Die Kapazitäten von<br />

Windenergie an Land müssten<br />

bis 2030 mindestens verdoppelt,<br />

die von Wind und Photovoltaik<br />

auf See nahezu vervierfacht<br />

werden.<br />

Deutschland stehe vor einer<br />

enormen Kraftanstrengung<br />

beim Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien, sagt Köhler-Geib. Deren<br />

Anteil an der Stromerzeugung<br />

muss laut Studien von<br />

Agora Energiewende und Deutscher<br />

Energieagentur von derzeit<br />

41 auf bis zu 69 Prozent steigen.<br />

Zentral sei dabei, die Bereitstellung<br />

von Flächen und die<br />

Sicherung der dafür notwendigen<br />

Akzeptanz der Bevölkerung.<br />

Zudem sei eine deutliche Senkung<br />

des Energieverbrauchs unverzichtbar,<br />

mahnt KfW-Volkswirtin<br />

und Studienautorin Anke<br />

Brüggemann.<br />

Mit Blick auf die Windenergie<br />

verweist sie auf das derzeit<br />

wichtigste Hemmnis für einen<br />

schnelleren Ausbau: Zu wenig<br />

ausgewiesene Flächen für neue<br />

Windräder, wegen pauschaler<br />

Mindestabstände der Anlagen<br />

von Wohngebäuden in einzelnen<br />

Bundesländern, Widerstände<br />

in der Bevölkerung sowie<br />

„großzügige“ Abstandsregeln zu<br />

Deutschland<br />

steht vor<br />

einer enormen<br />

Kraftanstrengung<br />

in Sachen Energie.<br />

Fritzi Köhler-Geib<br />

Chefvolkswirtin der KfW.<br />

Wetterradar- und Navigationsanlagen<br />

im Luftverkehr. Derzeit<br />

stünde faktisch nur 0,5 Prozent<br />

der Landesfläche für Windenergie<br />

zur Verfügung. Laut Bundesregierung<br />

müssten es zwei Prozent<br />

sein. Um das zu erreichen,<br />

so Brüggemann, müssten Bundesländer<br />

und Bevölkerung bereit<br />

zur Kooperation sein.<br />

Auch bei Photovoltaik sei das<br />

große Potenzial von Dachanlagen<br />

bei weitem noch nicht ausgeschöpft<br />

und dies insbesondere<br />

in Städten. Notwendig seien<br />

zusätzliche Anreize für Hausbesitzer,<br />

um Dächer bestehender<br />

und neuer Gebäude für Sonnenergie<br />

zu nutzen. Die Bundesregierung<br />

will dies bei gewerblichen<br />

Neubauten zur Pflicht machen,<br />

bei privaten Neubauten<br />

soll es zur Regel werden.<br />

Eine weitere zentrale Herausforderung<br />

ist der KfW-Studie<br />

zufolge ein beschleunigter Ausbau<br />

der Stromleitungsnetze, des<br />

europäischen Stromhandels und<br />

der Stromspeicher. Nur so könne<br />

eine hohe Stromversorgungssicherheit<br />

auch künftig gewährleistet<br />

werden.[!] Rolf Obertreis


Anzeige 53<br />

Expertenwissen ist wertvolle Energie<br />

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm liefern ihren Kunden nicht nur Energie, sondern versorgen sie<br />

zudem mit nachhaltigen Lösungen und Produkten.<br />

Ein Energieversorger als Manager für Energieeffizienz?<br />

„Das mag vor einer Generation noch<br />

als Widerspruch in sich gegolten haben“, sagt<br />

Marcus Deutenberg, Leiter Vertrieb Energie bei<br />

den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm (SWU). „Dies<br />

ist seit Jahren für uns unternehmerische<br />

Selbstverständlichkeit und ein stark wachsender<br />

Dienstleistungsbereich.“<br />

Die langjährige Erfahrung sowie das Feedback<br />

aus Kundengesprächen mündet in fortlaufende<br />

Innovation bei „grünen“ Angeboten und<br />

Produkten seitens der SWU. „Nachhaltigkeit,<br />

so kann man sagen, ist in Energiefragen systemrelevant.“<br />

Gleichzeitig zeige sich auch,<br />

dass Konzepte Richtung Nachhaltigkeit und<br />

Eigenerzeugung oder Prozesse, die mangels<br />

Wirtschaftlichkeit noch vor ein, zwei Jahren<br />

verworfen wurden, unter den aktuell neuen<br />

Vorzeichen durchaus rentabel sind.<br />

Nachhaltigkeit bei der SWU<br />

Die SWU, die sich im Rahmen ihrer <strong>Unternehmen</strong>sstrategie<br />

dem Ziel „Klimaneutralität“<br />

verpflichtet hat, stellt sich selbst regelmäßig<br />

der neutralen Prüfung ihrer Nachhaltigkeit,<br />

z.B. beim zertifizierten Umwelt- und Energiemanagement.<br />

Aus dem eigenen Betrieb heraus<br />

verfügt sie über praktische Beispiele, die<br />

für Geschäftskunden als unternehmerische<br />

Blaupause geeignet sind – und die sie mit<br />

ihnen regelmäßig bei Beratungsgesprächen<br />

teilt.<br />

Elektromobilität sieht die SWU nicht nur als<br />

Lieferant von Strom. Sie schafft ganzheitliche<br />

Angebote insbesondere zu Ladelösungen<br />

und Ladeinfrastruktur, bei denen viele <strong>Unternehmen</strong><br />

akuten Handlungsbedarf haben. Der<br />

Service reicht von der Konzeption über den<br />

Aufbau bis hin zum Betrieb. „Wir nutzen unsere<br />

Erfahrungen, um ein optimales und angepasstes<br />

Angebot für unsere Kunden zusammenzustellen,“<br />

sagt Deutenberg. „So stellen<br />

wir sicher, dass die gefundenen Lösungen in<br />

jeder Hinsicht nachhaltig wirken.“<br />

Direkten Wissenstransfer auf organisatorischer,<br />

technischer, regulatorischer und steuerlicher<br />

Ebene stellt die SWU beim immer<br />

wichtigeren Thema „Eigenerzeugung“ bereit.<br />

Wo einzelne <strong>Unternehmen</strong> vor „Einmal-im-Leben“-Herausforderungen<br />

stehen, liefern die<br />

Stadtwerke aus dem Tagesgeschäft heraus<br />

kombinierte Nachhaltigkeits-Lösungen z.B.<br />

aus Photovoltaik und Elektromobilität.<br />

SWU bietet Dienstleistung CO 2 -Fußabdruckberechnung an. Foto: J.M. Image Factory/Shutterstock.com<br />

Auf der Basis eines umfassenden Datenpools<br />

ist es der SWU heute möglich, den CO 2 -Fußabdruck<br />

für jeden Kunden zu berechnen. Daraus<br />

ist inzwischen ein eigenes Service-Produkt<br />

entstanden, das intensiv nachgefragt<br />

wird.<br />

Mit dem zügigen Ausbau des Glasfasernetzes<br />

am eigenen Standort hat sich die SWU-Tochter<br />

SWU TeleNet ein zusätzliches Geschäftsfeld<br />

geschaffen. Aus unternehmerischer<br />

Sicht besonders wertvoll sind der positive<br />

Einfluss auf die Standort- und Arbeitgeber-Attraktivität<br />

sowie die erweiterten Grundlagen<br />

für die digitale Transformation. Gleichzeitig<br />

stärkt diese Strategie – in Verbindung<br />

mit einem lokal basierten Cloud-Angebot –<br />

die Infrastruktur für „Green IT“.<br />

Energieeffizienz ist enstscheidend<br />

„Energieeffizienz ist definitiv eine unternehmerische<br />

Entscheidung, deren Nachhaltigkeit sich<br />

weit über Umweltfragen hinaus erstreckt“, betont<br />

Marcus Deutenberg. „Jede gesparte Kilowattstunde<br />

muss nicht bezahlt werden. Die eingesparten<br />

Mittel können wiederum in Innovation,<br />

Fortschritt oder Mitarbeiterbindung investiert<br />

werden. Ihr Effekt geht also weit über die<br />

Ersparnis hinaus – in Zeiten mit stark steigenden<br />

Energiekosten wirken sie exponentiell.“<br />

Gleichzeitig erhöht sich auf diese Weise die Krisenresilienz<br />

des jeweiligen <strong>Unternehmen</strong>s, weil<br />

nicht benötigte kWh auch nicht fehlen können.<br />

„Nicht zuletzt unterstützt eine effiziente Energienutzung<br />

die Wirtschaft am Standort“, erklärt<br />

Deutenberg. Weshalb sich die SWU aktiv<br />

an entsprechenden Initiativen beteiligt, wie<br />

z.B. an Energie-Effizienznetzwerken der IHK in<br />

der Region. „Alle Energiethemen, die <strong>Unternehmen</strong><br />

heute vor sich haben, sind interdisziplinär.<br />

Eine Entscheidung greift in die andere,<br />

nur ganzheitliche Strategien, wie sie die SWU<br />

selbst verfolgt, führen zum Erfolg.“<br />

Marcus Deutenberg<br />

Abteilungsleiter<br />

Vertrieb<br />

SWU Energie GmbH<br />

Karlstraße 1-3,<br />

89073 Ulm<br />

Telefon 0731 166-2670<br />

Telefax 0731 166-2659<br />

marcus.deutenberg@swu.de<br />

www.swu.de


54<br />

Kurze Wege vom Wald zum Sägewerk und vom Sägewerk zum Kunden sind wichtig fürs Klima, betonen Michael und Martin Schütterle.<br />

Ein Brand im Sägewerk –<br />

eine furchtbare Vorstellung.<br />

Gierig frisst sich<br />

das Feuer durch Rohstoffe<br />

und Maschinen und zerstört<br />

dabei Existenzen. Durch einen<br />

elektrischen Defekt passierte<br />

genau das im Jahr 2005 im Sägewerk<br />

der Gebrüder Schütterle<br />

aus Eschach bei Ravensburg.<br />

Eine Katastrophe. Aber auch<br />

eine Chance.<br />

Nach dem Brand entschlossen<br />

Michael und Martin Schütterle,<br />

sich zu spezialisieren: auf<br />

den Schnitt und die Weiterverarbeitung<br />

von Lärche und Douglasie.<br />

Ein Schritt, den viele<br />

Konkurrenten, Kollegen und<br />

Kunden zu der Zeit nicht nachvollziehen<br />

konnten. „Damals<br />

hatten die Leute Lärche im Außenbereich<br />

gar nicht auf dem<br />

Schirm,“ sagt Michael Schütterle.<br />

„Lärchen wachsen nicht so<br />

gerade wie Fichten und sind daher<br />

schwieriger in der Verarbeitung.<br />

Wir sind eine Nische von<br />

links nach rechts.“<br />

Heute verkauft der Betrieb jedes<br />

Jahr 135 000 Quadratmeter<br />

Terrassen-Ware, außerdem Bauhölzer,<br />

Rombusleisten für Fassaden<br />

und Rohware für Paletten.<br />

Was nach dem Schnitt übrig<br />

bleibt, wird zu Sägemehl, Hackschnitzen<br />

oder Pellets verarbeitet.<br />

„Wir produzieren quasi keinen<br />

Abfall“, sagt Michael Schütterle.<br />

Die Holzmacher:<br />

Lärche total lokal<br />

Sägewerk 338 Jahre alt ist das Familienunternehmen der Brüder<br />

Schütterle aus Eschach. Ihre Spezialisierung auf zwei Holzarten<br />

wurde erst belächelt. Nun ist dieser Schritt ihr Schlüssel zum Erfolg.<br />

Nachdem ein Brand 2005 den Betrieb in Eschach bei Ravensburg zerstört hat, spezialisierten sich die<br />

Brüder Michael (links) und Martin Schütterle und sind nun Mitglied in der Initiative „Holz von hier“.<br />

FOTO: JULIA RIZZOLO


unternehmen [!] MACHEN 55<br />

FOTO: © ERIC CARRIERE, ROMAN ZAIETS & VOLODYMYR_SHTUN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

12 000 Quadratmeter ist das<br />

Gelände des Sägewerks groß.<br />

Die Anlage, die 15 000 Kubikmeter<br />

Rundholz im Jahr verarbeitet,<br />

ist für einen Laien beeindruckend.<br />

Ein einzelner Mensch<br />

kontrolliert alles von einer kleinen<br />

Kabine aus. Baumstämme<br />

werden über Förderbänder<br />

transportiert als wären es Zahnstocher.<br />

Laut ist es. Überall rieselt<br />

Sägemehl. Es riecht so herrlich,<br />

als stünde man direkt im<br />

Wald.<br />

Seit dem 17. Jahrhundert<br />

Neben der Spezialisierung kann<br />

die „Holz Schütterle oHG“ noch<br />

eine weitere Besonderheit aufweisen:<br />

die lange Historie. Bereits<br />

Ende des 17. Jahrhunderts<br />

wurde auf dem heutigen Gelände<br />

eine Säge- und Kunstmühle<br />

der Familie erwähnt. Damals<br />

noch als Lehensbetrieb des nahen<br />

Kloster Weißenau. „Meines<br />

Wissens nach sind wir der<br />

zweitälteste Gewerbebetrieb in<br />

Familienhand in Ravensburg“,<br />

erzählt Martin Schütterle. Der<br />

Vater sei noch Müllermeister<br />

gewesen. Seit 1970 konzentriert<br />

sich alles aufs Sägewerk.<br />

Größtes Absatzgebiet ist der<br />

Raum Baden-Württemberg/<br />

Bayern. Acht Prozent werden<br />

exportiert. Der überregionale<br />

Absatz liegt bei 15 Prozent. Aus<br />

den heimischen Hölzern werden<br />

so zumeist wieder heimische<br />

Produkte. Das Sägewerk ist<br />

Mitglied der gemeinnützigen<br />

Initiative „Holz von hier“ und<br />

verpflichtet sich unter anderem<br />

zu kurzen Transportwegen, gegen<br />

Tropenholz und zu nachhaltiger<br />

Forstwirtschaft.<br />

Für Michael Schütterle eine<br />

Selbstverständlichkeit: „Wir haben<br />

so tolle Holzarten in<br />

Deutschland. Warum sollten wir<br />

uns da über Tausende von Kilometern<br />

Sibirische Lärche herkommen<br />

lassen?“, sagt er. „Regionalität<br />

ist den Leuten heute<br />

zum Glück immer wichtiger.“<br />

Und sein Bruder Martin ergänzt:<br />

„Die lokale Vermarktung ist aus<br />

ökologischer Hinsicht eine große<br />

Chance. Kurze Wege vom<br />

Wald zum Sägewerk und vom<br />

Sägewerk zum Kunden sind<br />

wichtig fürs Klima. Wir möchten<br />

die Leute ein wenig sensibi-<br />

90 Milliarden Bäume<br />

In deutschen Wäldern wachsen nur wenige Lärchen. Gar nicht<br />

einfach für das Sägewerk, an das Material zu kommen.<br />

In Deutschland<br />

gibt es rund 2000<br />

Sägebetriebe mit<br />

insgesamt 19 000<br />

Beschäftigten. Der<br />

Umsatz der deutschen<br />

Sägeindustrie<br />

liegt bei rund 5<br />

Milliarden Euro im<br />

Jahr. In Baden-<br />

Württemberg nehmen<br />

die Baumarten<br />

Fichte, Buche,<br />

Tanne, Kiefer und<br />

Eiche über drei<br />

Viertel der Wälder<br />

ein. Die Waldfläche<br />

liegt bei 1 371 886<br />

Hektar (Bundeswaldinventur<br />

2012),<br />

das sind knapp 38<br />

Prozent des Bundeslandes.<br />

Im Wirtschaftsjahr<br />

2020<br />

lag der Holzeinschlag<br />

in Deutschland<br />

bei 80,4 Millionen<br />

Kubikmetern<br />

und damit 17,9 Prozent<br />

über dem Vorjahreswert.<br />

Insgesamt<br />

wachsen in<br />

Deutschland laut<br />

Schätzungen rund<br />

90 Milliarden Bäume.<br />

FOTO: © SISIKA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

lisieren: Wir haben wertiges,<br />

nachhaltiges Holz hier vor der<br />

Haustür, dafür muss man keinen<br />

brasilianischen Regenwald abholzen.“<br />

Die Stämme, die in seinem<br />

Werk verarbeitet werden, haben<br />

höchstens 200 Kilometer Weg<br />

hinter sich. Die Herausforderung<br />

bei der Spezialisierung auf<br />

Lärche und Douglasie besteht<br />

darin, genügend Baumstämme<br />

zu bekommen. Fichte, Buche<br />

und Tanne machen den Großteil<br />

der geschlagenen Holzarten<br />

aus. „Lärche ist nur rund fünf<br />

Prozent vom Gesamtvolumen“,<br />

sagt Martin Schütterle. „Wir benötigen<br />

also viel mehr Ansprechpartner<br />

für die Mengen,<br />

die wir verarbeiten und einen<br />

riesigen Lieferantenkreis, wenn<br />

man das regional machen will.“<br />

Die lokale<br />

Vermarktung<br />

ist ökologisch<br />

gesehen eine<br />

große Chance.<br />

Martin Schütterle<br />

Inhaber<br />

Auf die aktuelle Situation des<br />

derzeitigen Holzmarktes und<br />

der Holzpreise angesprochen,<br />

erklärt Martin Schütterle: „Die<br />

Preissteigerung ist eine notwendige<br />

Korrektur, auf die wir die<br />

vergangenen 20 Jahre gewartet<br />

haben.“ Im Umkreis von Ravensburg<br />

seien in den letzten<br />

Jahren fünf Sägewerke „verschwunden“.<br />

Vielen habe das<br />

Geld für notwendige Investitionen<br />

und Modernisierungen gefehlt.<br />

Der Automatisierungsgrad<br />

in der Branche sei enorm hoch.<br />

Hinzu komme der Fachkräftemangel<br />

und der energieintensive<br />

Betrieb. „Wir haben Stromkosten<br />

wie ein kleines Dorf“,<br />

sagt Michael Schütterle. Ein Teil<br />

wird durch eine Photovoltaik-Anlage<br />

erzeugt. Durch den<br />

notgedrungenen Wiederaufbau<br />

nach dem Brand im Jahr 2005<br />

und dem richtigen Riecher für<br />

die Zukunft ist das Sägewerk der<br />

Schütterles heute nach eigenen<br />

Angaben gut aufgestellt. [!]<br />

<br />

Julia Rizzolo


56<br />

LEBEN unternehmen [!]<br />

Hauptsache raus<br />

Umfrage Mit Vollgas auf der Vespa oder doch lieber gechillt im Garten liegend. Sechs<br />

Führungskräfte verraten unserem Mitarbeiter Stefan Loeffler, wie sie den Frühling begrüßen.<br />

1) Was ist für Sie Sinnbild und Inbegriff<br />

des Frühlings?<br />

2) Was haben Sie sich für den Frühling<br />

persönlich vorgenommen?<br />

3) Und was im <strong>Unternehmen</strong>?<br />

4) Was ist ihre Lieblingsbeschäftigung<br />

im Frühling?<br />

5) Was ist ihr liebster Platz im Freien/in<br />

der Natur?<br />

FOTO: © STOCKPHOTO-GRAF/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Rechtsanwältin Silke Zimmermann<br />

von der Kanzlei Rechtsanwälte<br />

Doppstadt + Partner<br />

mbH, liebt ausgedehnte<br />

Spaziergänge mit ihrem Hund.<br />

1Das Schneeglöckchen. Das<br />

bedeutet für mich das Erwachen<br />

der Natur aus dem Winterschlaf<br />

und ich freue mich auf die<br />

ersten warmen Sonnenstrahlen.<br />

2Nach dem gefühlt langen<br />

Winter einfach nur die Sonne<br />

genießen…und natürlich der<br />

obligatorische Frühjahrsputz.<br />

3Strukturen und Abläufe zu<br />

überdenken und zu überarbeiten.<br />

Zudem sind einige Fortbildungen<br />

zu aktuellen Themen<br />

im Familienrecht geplant.<br />

4Ausgedehnte Spaziergänge<br />

mit dem Hund in der Natur.<br />

Am liebsten im Wald und auf<br />

der Heide.<br />

5Ein toller Aussichtspunkt<br />

auf der Wachholderheide.<br />

FOTO: © FOREST BADGER/SHUTTERSTOCK.COM<br />

1Da der Frühling meine Lieblingsjahreszeit<br />

ist, versuche<br />

ich schon im März die ersten<br />

Frühblüher zu erspähen, die sich<br />

durch den Schnee kämpfen.<br />

2Den Frühling 2020 und 2021<br />

habe ich wegen der Corona-Krise<br />

nicht sehr intensiv<br />

wahrgenommen. Das soll mir<br />

nicht mehr passieren! Zwar sind<br />

die Nachrichten aus der Ukraine<br />

schrecklich – aber wenn man<br />

nicht ab und zu in der Natur die<br />

Batterien auftankt – dann kann<br />

man sich auch nicht diesem<br />

Krieg entgegenstellen.<br />

Dr. Christoph Hantel, Leiter<br />

der Volkshochschule Ulm, holt<br />

sich Kraft in der aufblühenden<br />

Natur.<br />

3Wir haben viele Projekte.<br />

Doch bevor wir uns verstolpern,<br />

schalten wir lieber einen<br />

Gang zurück.<br />

4Meine Lieblingsbeschäftigung<br />

ist es, mit meiner Frau<br />

spazieren zu gehen. Außerdem<br />

unternehme ich sehr gerne etwas<br />

mit meinen drei Kindern.<br />

5Von unserer Wohnung am<br />

Safranberg aus gibt es drei<br />

Wege, die irgendwann alle an<br />

wunderbar blühenden Schrebergärten<br />

vorbeiführen. Ich genieße<br />

es, an den fleißigen und<br />

meist gutgelaunten Freizeitgärtnern<br />

vorbeizuspazieren.


unternehmen [!] LEBEN 57<br />

Bei Daniel Pitterle, Geschäftsführer<br />

der Schwabenroller<br />

GmbH, sorgt die Natur für den<br />

perfekten Ausgleich für Körper<br />

und Geist.<br />

1Wenn man mit der Familie<br />

und Freunden sich auch wieder<br />

draußen treffen kann.<br />

2Im Frühling möchte ich in<br />

meiner Freizeit wieder viel<br />

Zeit mit meiner Familie und mit<br />

Freunden verbringen. Neben<br />

dem arbeitsreichen Alltag ist<br />

das „draußen sein“ der perfekte<br />

Ausgleich für Körper und<br />

Geist.<br />

3Der Frühling ist für uns im<br />

<strong>Unternehmen</strong> immer die<br />

Vollgas-Zeit. Es macht einfach<br />

immer wieder Spaß das positive<br />

Frühlingsgefühl bei den Kunden<br />

zu erleben und den Vespa-Livestyle<br />

für den bevorstehenden<br />

Sommer zu vermarkten.<br />

4Egal ob beim Biken, im Garten,<br />

beim Vespa fahren oder<br />

einfach nur auf einer Wiese mit<br />

Lagerfeuer. Durch meine Familie<br />

bekomme ich die nötige<br />

Energie, um auch am nächsten<br />

Tag wieder hundertprozentig<br />

für unsere Kunden da zu sein.<br />

5Einen direkten Lieblingsplatz<br />

gibt es nicht. Grundsätzlich<br />

genieße ich aber die<br />

Zeit draußen am meisten.<br />

1Neues entsteht: Neue Energie,<br />

neue Ideen, neue Kräfte.<br />

Aufbruchstimmung.<br />

2Viel draußen zu sein in der<br />

Natur.<br />

3Da fällt mir spontan ein: „Aller<br />

Anfang ist leicht“. Wir<br />

machen uns Gedanken, wie wir<br />

den Nachhaltigkeitsgedanken in<br />

unsere Firma und für unsere<br />

Kunden integrieren können,<br />

dazu habe ich kürzlich ein inspirierendes<br />

Seminar besucht. Es<br />

kommt nicht darauf an, alles<br />

perfekt zu machen, sondern stetig<br />

etwas zu verbessern.<br />

Hildegard Kuch-Kuthe,<br />

Geschäftsführerin der Kuch &<br />

Kuthe <strong>Unternehmen</strong>sberatung,<br />

liebt es am Bienenhaus ihres<br />

Mannes zu sitzen.<br />

4Radtouren, Wandern, Ausflüge<br />

machen.<br />

5Das ist das Bienenhaus meines<br />

Mannes. Er ist seit ein<br />

paar Jahren Hobby-Imker, und<br />

es ist wunderbar, in der Sonne<br />

zu sitzen und den Bienen zuzusehen.<br />

Genießt ihren Terrassenblick<br />

über das Filstal bis Stuttgart:<br />

Stefanie Kremer, Geschäftsführerin<br />

„Das gesunde Büro“<br />

aus Göppingen“.<br />

FOTO: © IRIN-K/SHUTTERSTOCK.COM<br />

FOTO: © FOREST BADGER/SHUTTERSTOCK.COM<br />

1Frühling heißt für mich, wieder<br />

diesen ganz bestimmten<br />

Geruch in der Nase zu haben,<br />

das erste Mal ohne Strümpfe aus<br />

dem Haus zu gehen und endlich<br />

wieder Sonne tanken zu können.<br />

Dies habe ich in den dunklen<br />

Monaten so sehr vermisst.<br />

2Mein Mann und ich nehmen<br />

uns jedes Jahr vor, öfter einmal<br />

am Wochenende einfach<br />

nur für zwei Tage ins Allgäu<br />

zum Wandern zu fahren. Vielleicht<br />

schaffen wir es ja dieses<br />

Jahr.<br />

3Wir sind ständig dabei, uns<br />

weiterzuentwickeln – in den<br />

nächsten Wochen gestalten wir<br />

unsere Ausstellung um und nehmen<br />

unsere neuen Virtual Reality-Brillen<br />

in Betrieb, mit denen<br />

sich unsere Kunden virtuell in<br />

ihren neu geplanten Räumen bewegen<br />

und so einen noch besseren<br />

Eindruck davon bekommen<br />

können.<br />

4Einfach – wo auch immer –<br />

draußen zu sein und Sonne<br />

zu tanken.<br />

5Meine Terrasse mit Blick auf<br />

die Schwäbische Alb und<br />

über das Filstal bis nach Stuttgart.<br />

1Für mich bedeutet Frühling,<br />

dass das Leben gefühlt leichter<br />

und energiereicher wird. Die<br />

steigenden Temperaturen und<br />

das längere Tageslicht motivieren<br />

enorm.<br />

2Ich möchte die längere Helligkeit<br />

für mehr Sport und<br />

mehr Unternehmungen nutzen.<br />

Radio 7-Geschäftsführer<br />

Karsten Wallert freut sich auf<br />

die länger werdenden Tage.<br />

3Dieser Frühling ist etwas Besonderes.<br />

Corona ist noch<br />

nicht vorbei, aber trotzdem versuchen<br />

wir ab dem Frühling<br />

wieder mehr Aktionen und Veranstaltungen<br />

gemeinsam mit<br />

unseren Hörern im Freien zu erleben.<br />

4Gemeinsam mit Familie und<br />

Freunden laue Abende im<br />

Freien zu verbringen.<br />

5In einem schönen Straßencafé<br />

oder auf einer Wiese an<br />

der Donau.


58<br />

NAMEN & NACHRICHTEN<br />

unternehmen [!]<br />

Wechsel bei<br />

Junioren<br />

Geldinstitut Die Wirtschaftsjunioren<br />

Ulm/Neu-Ulm haben<br />

einen neuen Vorstand. Dem<br />

Gremium gehören nun neben<br />

dem neu gewählten Vorsitzenden<br />

Thomas Ressmann Stellvertreter<br />

Christian<br />

Gerstlauer,<br />

Schatzmeister<br />

Andreas Kull,<br />

Patrick Berger<br />

sowie Patrick<br />

Settele und Ina<br />

Thomas<br />

Ressmann ist<br />

neuer<br />

Vorsitzender.<br />

Mauer an. Nach<br />

zwölf Jahren<br />

Engagement hat<br />

sich Mike Fiedler<br />

als Kassenwart<br />

zurückgezogen. Andreas<br />

Hummel hat sich nach vier Jahren<br />

aus dem Vorstand verabschiedet.<br />

Der Verband zählt in<br />

der Region derzeit 90 Mitglieder<br />

sowie 107 Fördermitglieder.<br />

Unzufriedener<br />

im Job<br />

13 Millionen Euro investierte Beurer in den Neubau am Firmenstammsitz im Ulmer Stadtteil Söflingen.<br />

Foto: Stefanie Müller<br />

Beurer bezieht neuen Verwaltungsbau<br />

Nach dreijähriger Bauzeit wurde jetzt im Ulmer<br />

Stadtteil Söflingen das neue, 2800 Quadratmeter<br />

große Verwaltungsgebäude des Gesundheitsspezialisten<br />

Beurer eröffnet. Mit den wachsenden Bereichen<br />

Gesundheitsapps und E-Commerce ging bei<br />

Beurer eine deutliche Erweiterung der Belegschaft<br />

Umfrage Arbeitgeber sind derzeit<br />

stärker denn je gefordert,<br />

auf die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten<br />

zu reagieren, um die<br />

Attraktivität des Arbeitsplatzes<br />

zu wahren. Denn mittlerweile<br />

sind nur noch 53 Prozent der Befragten<br />

mit ihrer Arbeit zufrieden.<br />

Vor Corona lag der Wert<br />

noch bei 65 Prozent wie aus einer<br />

Umfrage im Auftrag von Robert<br />

Half, einem Anbieter von<br />

Talentlösungen, hervorgeht. Die<br />

Ursachen für den Rückgang seien<br />

vielfältig. „Viele Arbeitnehmende<br />

haben in der Pandemie<br />

ihre Prioritäten überdacht“, sagt<br />

Marlene Pöhlmann, Managing<br />

Director bei Robert Half. „Gerade<br />

Krisenzeiten bieten <strong>Unternehmen</strong><br />

eine Chance, ihre Wertschätzung<br />

für ihre Mitarbeitenden<br />

unter Beweis zu stellen.“<br />

Das könne etwa mit Homeoffice-Möglichkeiten,<br />

einer angemessenen<br />

Vergütung, Zusatzleistungen<br />

oder flexiblen Arbeitszeiten<br />

geschehen.<br />

Volksbank treibt<br />

Fusion voran<br />

Geldinstitut Die Volksbank<br />

Ulm-Biberach will mit der Raiffeisenbank<br />

Biberach verschmelzen.<br />

Den Plänen müssen im<br />

Sommer noch die Vertreter beider<br />

Häuser zustimmen, bevor<br />

die Fusion im Herbst auf Augenhöhe<br />

umgesetzt werden soll, wie<br />

Ralph Blankenberg, Sprecher<br />

des Vorstandes der Volksbank<br />

einher, was den Neubau notwendig machte. 2018<br />

wurde der Spatenstich gesetzt, drei Jahre wurde gebaut,<br />

die Investitionssumme beläuft sich auf 13 Millionen<br />

Euro. Künftig sollen die Produkte komplett klimaneutral<br />

hergestellt werden, kündigte Geschäftsführer<br />

Marco Bühler an.<br />

Ulm-Biberach, zuletzt erklärte.<br />

Auch wenn beide Geldhäuser<br />

sich in der Größe deutlich unterscheiden:<br />

Die Volksbank<br />

Ulm-Biberach ist im Vergleich<br />

zur Raiffeisenbank Biberach,<br />

was die Bilanzsumme und Anzahl<br />

der Mitglieder angeht, etwa<br />

vier Mal so groß. Durch den Zusammenschluss<br />

wollen die Häuser<br />

jedes Jahr etwa 2,5 Millionen<br />

Euro einsparen. Am Personal<br />

solle jedoch nicht gespart werden.[!]<br />

Impressum<br />

Verlag & Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77<br />

89073 Ulm<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />

Julia Kling<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Max Meschkowski<br />

(Layout & Illustration)<br />

Astrid Müllerleile (Bild)<br />

Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />

Volkmar Könneke Werkfotos, PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druckerei R. le Roux GmbH<br />

Daimlerstraße 4<br />

89155 Erbach<br />

Anzeigen<br />

Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

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Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

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Nächste Ausgabe: 16.07.<strong>2022</strong><br />

Anzeigenschluss: 17.06.<strong>2022</strong><br />

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unternehmen [!] RESSORT 59<br />

NACHHALTIG, SMART UND FLEXIBEL:<br />

Textildruckerei Mayer begreift Textilien als Werkstoff der Zukunft<br />

„Wenn Sie diesen Regler antippen, wird es warm“, erklärt Michael Steidle, Geschäftsführer der Textildruckerei Mayer,<br />

und bittet zum Test an der Innenverkleidung einer Autotür, die in seiner blitzsauberen Produktionshalle in Meßstetten-<br />

Unterdigisheim an der Wand hängt. Steidle zeigt auf ein Symbol, das auf ein fühlbar textiles, aber steifes Grundmaterial<br />

aufgetragen ist. „Das Fenster öffnen oder schließen können Sie hier“ – Steidle deutet auf einen weiteren aufgedruckten<br />

Regler – „und wenn Sie Licht brauchen, drücken Sie diesen Knopf.“ Klar, auch der ist, wen wundert‘s, ein Druck.<br />

Faszination Textil<br />

„Ich bin von Hause aus Elektroniker-Meister“ erklärt Michael Steidle, „und habe Textilien<br />

seit jeher hauptsächlich als – faszinierenden – Werkstoff wahrgenommen. Faserverbundstoffe,<br />

sogenannte hybride Textilien, können mehrere Funktionen miteinander vereinen,<br />

beispielsweise eben heizen, schalten und leuchten. Ich bin deshalb davon überzeugt, dass<br />

Textilien in Zukunft Metalle oder Plastik teilweise ersetzen können werden – und uns so<br />

helfen werden, Ressourcen zu sparen.“<br />

Textilien für die Zukunft<br />

Das smarte, leichtgewichtige Innenleben der Mayer’schen Autotür besteht aus einem<br />

textilen Trägermaterial, eine Strick- oder Wirkware, die auf der Rückseite mit einer 3D-<br />

Heizpaste aus Kohlenstoffnanoröhren bedruckt wird. Auf der Vorderseite bleibt Platz für<br />

eine aufgedruckte Sensorik, wie eben zum Öffnen der Fenster, und für Designelemente.<br />

Dann wird das textile Material versteift.<br />

Das Ergebnis punktet mit wenig Gewicht, simpler Herstellung und relativ geringem Ressourceneinsatz.<br />

Außerdem ist ein Textil flexibel und leicht zu verarbeiten und, als aufgedruckte<br />

Flächenheizung, im Vergleich zu einer Fadenheizung deutlich energieeffizienter.<br />

Nachhaltige <strong>Unternehmen</strong>sentwicklung<br />

Michael Steidle leitet die Textildruckerei seit 2002, gemeinsam mit seiner Frau Claudia.<br />

Auf der Überzeugung „bestehende Mittel und Erfahrungen zu nutzen, um sich vom Wettbewerb<br />

abzusetzen“, hat das Führungsduo über die letzten rund 15 Jahre den Bereich<br />

der technischen Textilien aufgebaut. Die Produktfamilie CERAPUR, eine keramische 3D-<br />

Hartbeschichtung, war der erste Meilenstein auf dem Weg. Darauf folgte unter anderem<br />

ESD Fibre X, eine Beschichtung, die elektrische Entladungen verhindert sowie die hybriden<br />

Textilien, die mit aufgedruckter Sensorik und Aktorik arbeiten. Aktuell tüftelt das<br />

<strong>Unternehmen</strong> insbesondere an Lösungen im Bereich Stich- und Schnittschutz, kurz PSA<br />

(persönliche Schutzausrüstung).<br />

Dem Textildruck, dessen Name das <strong>Unternehmen</strong> trägt, haben die Steidles keineswegs<br />

den Rücken gekehrt, im Gegenteil. Sie bieten weiterhin das gesamte Leistungsportfolio<br />

einer klassischen Textildruckerei, von Rotations-, über Sieb- und Digitaldruck bis hin zum<br />

Rouleauxdruck. Diese große Bandbreite sucht in Deutschland ihresgleichen – und ist mittlerweile<br />

ein eigenes Alleinstellungsmerkmal geworden.<br />

Textildruckerei Heinrich Mayer GmbH<br />

Brunnenwiesen 7 · 72469 Meßstetten-Unterdigisheim · Tel. 0 74 36 / 9 2800<br />

info@textildruckerei-mayer.de · https://www.textildruckerei-mayer.de


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05/<strong>2022</strong>. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 1 Ein Angebot der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Str. 57, 38<strong>11</strong>2 Braunschweig. Für gewerbliche Einzelabnehmer<br />

mit Ausnahme von Sonderkunden. Inkl. Erlebnisabholung in der Autostadt Wolfsburg i. H. v. 840,00 €. Zzgl. MwSt. Bonität vorausgesetzt. 2 Ein Angebot der Volkswagen<br />

Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38<strong>11</strong>2 Braunschweig, für gewerbliche Einzelabnehmer (ohne Sonderabnehmer), nur in Verbindung mit GeschäftsfahrzeugLeasing der<br />

Volkswagen Leasing GmbH. 3 Über die Auszahlung des Bundesanteils entscheidet ausschließlich das BAFA nach Ihrem Antrag anhand der Förderbedingungen. Anträge auf<br />

Förderung mit einem verdoppelten Bundesanteil („Innovationsprämie“) können beim BAFA bis zum 31.12.<strong>2022</strong> gestellt werden. Die Gewährung des Umweltbonus mit<br />

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