2022/11 | Unternehmen | Mai 2022 | !
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FINANZIEREN unternehmen [!]<br />
Digitalisierung per Förderkredit stemmen<br />
Zur Person<br />
Christoph Gruss<br />
arbeitete vor seinem<br />
Wechsel zu PwC in<br />
der Industrie. Der<br />
Fokus des gelernten<br />
Wirtschaftsprüfers<br />
und Steuerberaters<br />
liegt auf der Digitalisierung<br />
von Finanzprozessen.<br />
Manche <strong>Unternehmen</strong> vertrauen digitalen<br />
Lösungen nur ungern sensible Daten an. <br />
<br />
Illustration: Max Meschkowski<br />
Zur Person<br />
Sowohl die KfW als auch<br />
die baden-württembergische<br />
L-Bank bieten zinsgünstige<br />
Förderkredite für<br />
<strong>Unternehmen</strong> an, die in<br />
Innovationen und ihre Digitalisierung<br />
investieren<br />
wollen. Zu den Digitalisierungsmaßnahmen<br />
gehören<br />
unter anderem Entwicklung<br />
und Implementierung<br />
von IT- und Datensicherheitskonzepten,<br />
Einführung digitaler Vertriebskanäle,<br />
Projekte<br />
rund um Industrie 4.0 und<br />
der Aufbau einer Infrastruktur<br />
für Big-Data-Anwendungen.<br />
Die L-Bank<br />
bietet alternativ unter bestimmten<br />
Voraussetzungen<br />
auch einen nicht rückzahlbaren<br />
Zuschuss, die<br />
Digitalisierungsprämie<br />
Plus, an. Informationen<br />
dazu unter: www.l-bank.<br />
de/produkte/finanzhilfen/<br />
digiplus-zuschuss.html<br />
Uwe Schramm leitet<br />
den Studiengang<br />
Rechnungswesen<br />
Steuern Wirtschaftsrecht<br />
an der Dualen<br />
Hochschule Baden-<br />
Württemberg und ist<br />
Präsident der Steuerberaterkammer<br />
Stuttgart.<br />
ersoftware zur Verfügung, an<br />
die sie im Idealfall ihre eigenen<br />
Systeme direkt andocken können.<br />
„Entscheider sollten zudem<br />
im Blick haben, dass alle Elemente<br />
in ihrer Systemwelt zueinander<br />
passen – ein neuer<br />
Webshop zum Beispiel sollte in<br />
das vorhandene Warenwirtschaftssystem<br />
integrierbar sein,<br />
eine Schnittstelle zum Steuerberater<br />
haben und den barrierefreien<br />
Austausch von Finanzund<br />
Rechnungsdaten zulassen“,<br />
mahnt Steuerexperte Schramm<br />
an.<br />
Eine Hürde sind häufig die<br />
Kosten. Die Implementierung<br />
einer neuen IT-Struktur bedeutet<br />
oftmals eine hohe Sprunginvestition.<br />
Weil die Anlaufkosten<br />
nach unten hin nicht proportional<br />
sinken, müssen auch kleinere<br />
Mittelständler mit fünf- oder<br />
gar sechsstelligen Beträgen<br />
rechnen. „Für viele Betriebe ist<br />
das nicht so ohne weiteres zu<br />
stemmen, weil nach zwei Jahren<br />
Pandemie die Liquidität angespannt<br />
ist“, so Schramm. „Und<br />
eine Finanzierung über die<br />
staatlichen Coronahilfen ist<br />
nicht möglich.“<br />
Der Staat indes bremst auch<br />
an anderer Stelle die Digitalisierung<br />
der Finanzbuchhaltung.<br />
Wo auch heute noch viele Gesundheitsämter<br />
bei der Verfolgung<br />
von Coronainfizierten mit<br />
händisch geführten Listen, Telefon<br />
und Fax arbeiten, legen<br />
auch die Finanzbehörden immer<br />
noch Wert auf Papier. „Ich bin<br />
immer wieder erstaunt darüber,<br />
dass zwar über die Steuerprogramme<br />
Bilanzen nur elektronisch<br />
eingereicht werden dürfen,<br />
die Finanzbeamten bei einer<br />
Betriebsprüfung aber aktenweise<br />
Dokumente ausgedruckt<br />
haben wollen“, erzählt Steuerberater<br />
Schramm. „Dabei wäre<br />
es viel einfacher und zeitsparender,<br />
durch elektronische Längs-<br />
und Queranalysen Unstimmigkeiten<br />
und Risikofelder zu identifizieren.“<br />
Diese Möglichkeit<br />
werde jedoch nicht oder nur<br />
kaum genutzt.<br />
„Es darf nicht immer nur über<br />
Schwierigkeiten diskutiert werden,<br />
sondern es muss auch den<br />
politischen Willen zu Lösungen<br />
in Zusammenhang mit der Digitalisierung<br />
staatlicher Institutionen<br />
geben“, ergänzt Gruss.<br />
„Daher bin ich gespannt, ob die<br />
neue Bundesregierung Möglichkeiten<br />
schafft, die Prozesse in<br />
der Interaktion mit den Finanzbehörden<br />
einfacher zu machen.“<br />
[!] Thomas Luther