recke:in - Das Magazin der Graf Recke Stiftung Ausgabe 2/2022
In der zweiten Ausgabe unserer recke:in im Jubiläumsjahr geht es um einen bunten Haufen, einige Meilensteine der Stiftungsgeschichte und viele schöne Töne. Mehr erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe 2/2022.
In der zweiten Ausgabe unserer recke:in im Jubiläumsjahr geht es um einen bunten Haufen, einige Meilensteine der Stiftungsgeschichte und viele schöne Töne. Mehr erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe 2/2022.
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VON DIETMAR REDEKER,<br />
PFARRER BEI DER<br />
GRAF RECKE STIFTUNG<br />
ERZIEHUNG WOHNEN && BILDUNG PFLEGE<br />
THEOLOGISCHER<br />
IMPULS<br />
2017 haben wir Rolf<br />
Stelter schon e<strong>in</strong>mal für<br />
die <strong>recke</strong>:<strong>in</strong> <strong>in</strong>terviewt –<br />
den Bericht f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong><br />
unserem <strong>recke</strong>:<strong>in</strong>-Archiv:<br />
www.<strong>recke</strong>-on.de/ri317<br />
Teilhabe ist ke<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>bahnstraße<br />
»Ich habe mir e<strong>in</strong>en Wunsch erfüllt! Ich wollte lange<br />
schon Lektor werden. Also im Gottesdienst Texte<br />
aus <strong>der</strong> Bibel vorlesen«, sagt Rolf Stelter. Der 67-Jährige<br />
wohnt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnhaus <strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe<br />
<strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>in</strong> Kaarst. Und diesen<br />
Wunsch erfüllt er sich gleich an zwei Orten: <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lukaskirche <strong>in</strong> Holzbüttgen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong><br />
Kirche <strong>in</strong> Düsseldorf-Wittlaer.<br />
Für dieses Ehrenamt nimmt er auch weite Wege<br />
auf sich: »Wenn ich sonntags um 9.45 zum Gottesdienst<br />
<strong>in</strong> die <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Kirche komme, dann muss<br />
ich um acht Uhr <strong>in</strong> Kaarst mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
los. Dann muss ich also auch früh<br />
aufstehen, aber das macht mir nichts aus. Denn ich<br />
mache me<strong>in</strong> Ehrenamt gern. Ich lese gern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Kirche, denn ich wollte früher Pfarrer werden. Aber<br />
ich musste me<strong>in</strong> Theologiestudium abbrechen, aufgrund<br />
me<strong>in</strong>er Erkrankung.«<br />
KIRCHE IST INTEGRATION<br />
Rolf Stelter ist <strong>in</strong> beiden Kirchen e<strong>in</strong> voll und<br />
ganz akzeptierter Ehrenamtlicher. »Die Leute<br />
dort haben gemerkt, dass ich e<strong>in</strong> bodenständiger<br />
Mensch b<strong>in</strong>. Ich fühle mich gut <strong>in</strong>tegriert. Kirche<br />
ist ja Integration. Und das merk’ ich auch: Ich<br />
bekomme gute Rückmeldungen auf me<strong>in</strong>e Lesungen.<br />
Zum Beispiel, dass ich e<strong>in</strong>e sonore Lesestimme<br />
habe. Und ich b<strong>in</strong> auch beim Kaffeetr<strong>in</strong>ken<br />
nach dem Gottesdienst mit dabei und werde ganz<br />
normal behandelt.«<br />
Rolf Stelter sagt, dass se<strong>in</strong> ehrenamtliches<br />
Lektorenamt für ihn gelebte Teilhabe ist. »Denn ich<br />
tue dies aus eigener Initiative und selbstbestimmt.<br />
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich ›gnädigerweise‹<br />
mitmachen darf, son<strong>der</strong>n dass es e<strong>in</strong> gegenseitiges<br />
Geben und Nehmen ist.«<br />
Rolf Stelter ist also e<strong>in</strong> wichtiger und sehr<br />
engagierter Ehrenamtlicher, wie die an<strong>der</strong>en<br />
Ehrenamtlichen auch. Wir »ziehen geme<strong>in</strong>sam<br />
am selben Strang«, sagt er. So ist Teilhabe ke<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>bahnstraße. Nicht e<strong>in</strong>er lässt den an<strong>der</strong>en<br />
freundlicherweise teilhaben, son<strong>der</strong>n beide<br />
Partner erfüllen geme<strong>in</strong>sam zum Wohle aller e<strong>in</strong>e<br />
Aufgabe.<br />
So, wie es Paulus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibel beschreibt. Er<br />
vergleicht die christliche Geme<strong>in</strong>schaft mit e<strong>in</strong>em<br />
menschlichen Körper:<br />
Der Körper des Menschen ist e<strong>in</strong>er und besteht<br />
doch aus vielen Teilen. Aber all die vielen Teile<br />
gehören zusammen und bilden e<strong>in</strong>en unteilbaren<br />
Organismus. E<strong>in</strong> Körper besteht nicht aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen<br />
Teil, son<strong>der</strong>n aus vielen Teilen. Wenn <strong>der</strong> Fuß<br />
erklärt: »Ich gehöre nicht zum Leib, weil ich nicht die<br />
Hand b<strong>in</strong>« – hört er damit auf, e<strong>in</strong> Teil des Körpers zu<br />
se<strong>in</strong>? O<strong>der</strong> wenn das Ohr erklärt: »Ich gehöre nicht<br />
zum Leib, weil ich nicht das Auge b<strong>in</strong>« – hört es damit<br />
auf, e<strong>in</strong> Teil des Körpers zu se<strong>in</strong>? Wie könnte e<strong>in</strong><br />
Mensch hören, wenn er nur aus Augen bestünde? Wie<br />
könnte er riechen, wenn er nur aus Ohren bestünde?<br />
Nun gibt es viele Teile, und alle gehören zu dem e<strong>in</strong>en<br />
Leib. Denn Gott wollte, dass es ke<strong>in</strong>e Une<strong>in</strong>igkeit im<br />
Körper gibt, son<strong>der</strong>n je<strong>der</strong> Teil sich um den an<strong>der</strong>en<br />
kümmert. Wenn irgende<strong>in</strong> Teil des Körpers leidet,<br />
leiden alle an<strong>der</strong>en mit. Und wenn irgende<strong>in</strong> Teil<br />
geehrt wird, freuen sich alle an<strong>der</strong>en mit. //<br />
2/<strong>2022</strong> <strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 19