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Ute Catrin Bührer: Kompetenzerweiterung im Alter (Leseprobe)

Welchen Beitrag kann kirchliche Bildung für und mit Ältere(n) leisten, um die vielfältigen Kompetenzen Älterer sichtbar zu machen? Wie kann in Zeiten des demografischen Wandels Beteiligungsgerechtigkeit begünstigt werden? Wie kann digitale Exklusion im Alter verringert, wie das intergenerationelle Miteinander gefördert werden? Die Autorin geht in vorliegender Monografie derlei Fragen nach – und entwickelt schließlich die Vision, Mentoring-Projekte mit Älteren als Keimzellen für generationenübergreifende Inklusions-Netzwerke zu gestalten. Hierdurch wird aufgezeigt, welches Potenzial dem Format des Mentoring innewohnt und: welchen Beitrag es leisten kann zur Wandlungs- und Innovationsfähigkeit von Kirche und zum Etablieren einer digitalisierten Zivilgesellschaft.

Welchen Beitrag kann kirchliche Bildung für und mit Ältere(n) leisten, um die vielfältigen Kompetenzen Älterer sichtbar zu machen? Wie kann in Zeiten des demografischen Wandels Beteiligungsgerechtigkeit begünstigt werden? Wie kann digitale Exklusion im Alter verringert, wie das intergenerationelle Miteinander gefördert werden?

Die Autorin geht in vorliegender Monografie derlei Fragen nach – und entwickelt schließlich die Vision, Mentoring-Projekte mit Älteren als Keimzellen für generationenübergreifende Inklusions-Netzwerke zu gestalten. Hierdurch wird aufgezeigt, welches Potenzial dem Format des Mentoring innewohnt und: welchen Beitrag es leisten kann zur Wandlungs- und Innovationsfähigkeit von Kirche und zum Etablieren einer digitalisierten Zivilgesellschaft.

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2.2 <strong>Alter</strong>nstheorien 37<br />

Weltbild, stellt es das <strong>Alter</strong> als überwiegend durch Defizite gekennzeichnet dar.<br />

Es betont den mit dem Älterwerden einhergehenden, »zeitabhängigen, irreversiblen<br />

und vorhersagbar-fortschreitenden Funktionsverlust« 37 .<br />

Diese undifferenzierte Fokussierung auf die zunehmende Bedürftigkeit älterer<br />

Menschen hat zur Folge, dass bzgl. des <strong>Alter</strong>s die Unterstützungsnotwendigkeit<br />

in den Vordergrund gerückt wird.Stark vernachlässigt hingegenwird der<br />

Aspekt der Eigen- und Selbstständigkeit. Lehr zufolge wird dieser Theorie vorgeworfen,<br />

dass von der Anzahl der Lebensjahreeiner Person auf deren Erlebensund<br />

Verhaltensweisen sowie deren Fähigkeiten und Kompetenzen geschlossen<br />

werde. Tatsächlich jedoch seien in ein und derselben <strong>Alter</strong>sgruppe mitunter<br />

erheblicheUnterschiede wahrzunehmen. Statt vorgegebener <strong>Alter</strong>snormen gelte<br />

es vielmehr, <strong>Alter</strong>sformen zu ergründen, so die Autorin. 38<br />

Mittlerweile findet das Defizitmodell in der wissenschaftlichen Debatte<br />

kaum noch Beachtung. Dennoch sind die entsprechenden Stereotypisierungenin<br />

unserer Gesellschaft bis heute präsent. Sichtbar wird dies bspw. in gängigen<br />

<strong>Alter</strong>sbildern wie der Synonymsetzung des <strong>Alter</strong>s mit Rigidität, mit linearem<br />

Leistungsabfall, nachlassender Autonomie u.v.m. 39<br />

2.2.2 Die Aktivitätstheorie<br />

Im Zuge der oben skizzierten Diskussion bzgl. neuer <strong>Alter</strong>sformen wurde das<br />

»<strong>Alter</strong>n [zunehmend] als Kompetenzgewinn analysiert und die Potenziale des<br />

<strong>Alter</strong>ns herausgestellt« 40 .Anfang der 60er Jahre entwickelte sich, basierend auf<br />

der Vorstellung, dass nur der aktive alte Mensch zufrieden und glücklich sei,<br />

die sog. Aktivitätstheorie. 41 Ein erfolgreiches, positives <strong>Alter</strong>n steht, diesem<br />

Ansatz zufolge, in engem Zusammenhang mit sozialen Aktivitäten und Interaktion.<br />

Entsprechend erwachsen Lebenssinn und Identität für Ältere aus dem<br />

Gefühl, gebraucht zu werden und sinnvollen Aufgaben nachzugehen. Eine zentrale<br />

Bedeutung kommt dabei der Übereinst<strong>im</strong>mung persönlich gewünschterund<br />

(Hg.), Potenziale <strong>im</strong> <strong>Alter</strong>n. Chancen und Aufgaben für Individuum und Gesellschaft, Heidelberg<br />

2010, 31–40: 36.<br />

37<br />

Mike Martin/Matthias Kliegel, Psychologische Grundlagen der Gerontologie (Grundriss<br />

Gerontologie 3), Stuttgart 3 2010, 67.<br />

38<br />

Vgl. Lehr, Erfahrungswissen in der Zivilgesellschaft, 31–40: 36.<br />

39<br />

Vgl. Ehrhardt, <strong>Alter</strong>nstheorien, 41–48: 43.<br />

40<br />

Lehr, Erfahrungswissen in der Zivilgesellschaft, 31–40: 36.<br />

41<br />

Vgl. Robert J. Havighurst/Bernice L. Neugarten/Sheldon S. Tobin, Disengagement and<br />

Patterns of Aging, in: Bernice L. Neugarten (Hg.), Middle Age and Aging. AReader in Social<br />

Psychology, Chicago 1968, 161–172; vgl. Rudolf Tartler, Das <strong>Alter</strong> in der modernen Gesellschaft,<br />

Stuttgart 1961.

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