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14. Juli 2022 DIES UND DAS
n 15
„Fritz, komm raus!“
Großer Bahnhof für Fritz Sundermann: Ende Juni ging der Leiter des Geschäftsbereichs Bürgerdienste in den Ruhestand. Seine
Nachfolgerin ist Sabine Meyer.
Von Britta Lübbers | „Fritz,
komm raus!“, rufen die Kinder
im Chor, und Fritz kommt. Mit
beiden Händen grüßend verlässt
der Geschäftsbereichsleiter
sein Büro und tritt auf den
Rathausvorplatz. Hier haben
sich Mädchen und Jungen verschiedener
Kindergärten versammelt
und bringen ihm ein
Ständchen. Heute ist sein letzter
Arbeitstag – obwohl er vermutlich
kaum zum Arbeiten
kommen wird. Seit 41 Jahren
ist Fritz Sundermann bei der
Gemeinde Rastede beschäftigt.
Zu seinen Aufgabenbereichen
zählen auch die Kindertagesstätten,
die ihn nun mit Gesang
und Geschenken verabschieden.
Bereits seine Ausbildung zum
Verwaltungsangestellten (von
1975 bis 1977) absolvierte
Sundermann bei der Gemeinde
Rastede. Später war er Angestellter
der Stadt Oldenburg
und der Gemeinde Dötlingen,
bis er 1981 zurück nach Rastede
ging und hier eine Stelle
als Sachbearbeiter beim Sozialamt
antrat. 1986 wurde er
stellvertretender Amtsleiter, im
Jahr 2000 übernahm er die Leitung
des Fachbereichs Soziale
Angelegenheiten, 2003 die
Leitung des Geschäftsbereichs
2 (Bürgerdienste). Von 1988
bis 1998 war er zudem Geschäftsführer
der Sozialstation
Rastede-Wiefelstede.
Mädchen und Jungen verschiedener Kindergärten der Gemeinde
brachten Fritz Sundermann ein Ständchen vor dem Rathaus |
Foto: Lübbers
Als Sundermann in die Verwaltung
ging, erlebte er den
Umbruch vom Analogen zum
Digitalen. Er kennt noch das
Tippen mit einer mechanischen
Schreibmaschine, er hatte
mit Anträgen zu tun, in denen
Kriegszeiten eine Rolle spielten.
Gerade einmal vier Kindergärten
hatte Rastede in den frühen
1980er Jahren. „Die Rahmenbedingungen
waren anders“,
erinnert er sich. Einen Rechtsanspruch
auf einen Kita-Platz
gibt es erst sei 2013 – und das
forderte Städten und Gemeinden
einiges ab. Doch schon zuvor
waren Herausforderungen
zu meistern. Als nach der Wiedervereinigung
die neuen Mitbürger
aus der DDR ihr Begrüßungsgeld
in den Kommunen
abholten, mussten Zahlstellen
eingerichtet werden, um den
Ansturm zu bewältigen, erzählt
Sundermann. Auch das Thema
Flüchtlinge hat ihn immer
wieder beschäftigt. „Anfang der
1990er Jahre kamen die Aussiedler
aus Osteuropa, dann
gab es den Krieg in Jugoslawien
mit sehr vielen Flüchtlingen.
Die Aufnahmeeinrichtungen
waren überlaufen“, blickt er
zurück. Die nächste Herausforderung
für die Kommunen war
die Flüchtlingsbewegung 2015,
jetzt fliehen die Menschen vor
dem Krieg in der Ukraine. Ohne
die große ehrenamtliche Unterstützung,
die es auch in Rastede
gibt, seien die Aufgaben
kaum zu bewältigen, sagt Fritz
Sundermann. Er gehört zu jenen,
die persönlichen Kontakt
zu Hilfsbedürftigen haben und
die Katastrophen der Welt nicht
nur im Fernsehen betrachten.
Nimmt ihn das mit? „Es geht
nicht spurlos an mir vorbei“,
räumt er ein. Aber er habe gelernt,
Arbeit und Privates zu
trennen. Das gilt auch für den
Groll, der während der Corona-
Krise zuweilen auch ihn getroffen
hat. Ja, es habe erboste Anrufe
gegeben, sagt er auf Nachfrage.
Aber er habe Verständnis
dafür, dass Menschen nicht ruhig
bleiben können, wenn etwa
ihr Unternehmen für Monate
geschlossen wird.
Ruhe bewahren – das sei
überhaupt sehr wichtig in seinem
Job. Und diesen Rat gibt er
auch seiner Nachfolgerin mit
auf den Weg. Neue Geschäftsbereichsleiterin
wird Sabine
Meyer, die bisher den Fachbereich
Öffentliche Ordnung,
Schule, Sport und Kultur bei der
Gemeinde Rastede geleitet hat.
Er freue sich auf seinen Ruhestand,
sagt Fritz Sundermann.
„Abstand bekommen, mehr Zeit
für die Enkel haben, das ist
schön.“ Und dann geht er hinaus
zu den singenden Kindern. n
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