KölnerLeben August/September 2022
Gut informiert älter werden! √ Leben in Köln: Unten gerne ohne – Barfuß gehen für gesunde Füße √ Leben in Köln: Lebensadern - unter dem Asphalt √ Leben in Köln: Kultur – Riehler Skulpturenpark
Gut informiert älter werden! √ Leben in Köln: Unten gerne ohne – Barfuß gehen für gesunde Füße √ Leben in Köln: Lebensadern - unter dem Asphalt √ Leben in Köln: Kultur – Riehler Skulpturenpark
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Raus aus Köln 25<br />
noch nie“, freut sich Wantia. Sechzig bis siebzig Tage<br />
dauert dann die Aufzucht der Jungen, bis diese fliegen<br />
können. Dann geht es im Spätsommer oder Herbst<br />
wieder ins Winterquartier in die Niederlande.<br />
So brütet inzwischen die zweite oder dritte Generation<br />
dreier Flamingo-Arten: die zartrosafarbenen,<br />
größeren Europäischen Flamingos und die Chilenischen<br />
Flamingos mit kräftigem Rosa und roten<br />
Gelenken. Bis vor kurzem gab es einen roten Kubanischen<br />
Flamingo, der mit den anderen Flamingos<br />
lachsfarbene Hybriden zeugte.<br />
Erst Torfabbau, dann Naturschutz<br />
Doch warum gerade hier im Münsterland? Weil um<br />
Zwillbrock im Westmünsterland die Eigentumsverhältnisse<br />
ungeklärt waren, blieb es beim kleinbäuerlichen<br />
Torfstich. So fiel ab dem 19. Jahrhundert ein<br />
Teil des großen Moorgebietes nicht dem Torfabbau<br />
zum Opfer, sondern blieb erhalten. Dazu hatte sich<br />
durch den Abbau des Torfes ein flacher See rund<br />
um eine Insel gebildet. Weil sich dort Lachmöwen<br />
ansiedelten, wurde das Venn schon 1938 unter Naturschutz<br />
gestellt. Die Möwenkolonie umfasst heute<br />
etwa 5.000 Brutpaare. Ihre Hinterlassenschaften<br />
machen den See nährstoffreich und sorgen für Minikrebse<br />
und andere Flamingo-Leckerbissen. Die<br />
Minikrebse enthalten Carotinoide – diesen Farbstoff<br />
kann der Flamingo-Or ganismus in seinem Gefieder<br />
<strong>KölnerLeben</strong> Heft 4 | 22<br />
Flamingos und Lachmöwen teilen<br />
sich die Insel des Moorsees.<br />
sa Tupfen<br />
einlagern und so kommen die Vögel zu ihrer prächtigen<br />
rosa Färbung. Die Kölner Gruppe erfreut sich<br />
an dem Anblick. Sie gehen ein paar Meter. Dann<br />
lauschen sie wieder den Erklärungen: Im <strong>August</strong> beringen<br />
Biologen die Jungvögel. Der älteste bekannte<br />
Vogel im Zwillbrocker Venn ist gemäß dieser Beringung<br />
1994 geschlüpft. Sebastian Wantia spricht<br />
auch über den Klimawandel: Die drei Dürre-Jahre<br />
2018, 2019 und 2020 haben den 35 Hektar großen<br />
See massiv ausgetrocknet. Für die Flamingos ein Problem:<br />
Füchse gelangten auf die Insel und räuberten<br />
die Brut. Inzwischen schützen ein mobiler Zaun und<br />
ein Graben, der das Wasser hält.<br />
In dem maigrünen Wald trällert es in allen Tonlagen.<br />
Die Kölner fachsimpeln, wann wer wo welchen<br />
Vogel gehört hat. Hinter den Zäunen am Rundweg<br />
fressen Aubrac-Rinder die Landschaft kurz und teilen<br />
sich die Wasserlöcher mit schnatternden Gänsen.<br />
Moorschafe halten sich scheu im Hintergrund – sie<br />
gehören zur Zwillbrocker Stationsschäferei.<br />
Die Besucher sind mit dem Ausflug voll und ganz zu -<br />
frieden. Sie finden es etwas Besonderes, im Münsterland<br />
all diese Tiere zu sehen. Und von Köln aus ist<br />
das Zwillbrocker Venn gut zu erreichen. Fazit: ein<br />
Aus flug mit rosigen Aussichten.<br />
coh<br />
INFORMATIONEN<br />
Biologische Station Zwillbrock e. V.<br />
Zwillbrock 10, 48691 Vreden<br />
Tel. 02564 / 986 00<br />
www.bszwillbrock.de<br />
Öffnungszeiten des Besucherzentrums<br />
mit Ausstellung: November bis zu den<br />
Osterferien: Mo–Do 8–16.30 Uhr,<br />
Fr 8–14.30 Uhr, Ostern bis Oktober: Mo–Fr<br />
8–16.30 Uhr, Sa/So/Feiertag 12–17 Uhr<br />
Es gibt einen ausgeschilderten Rundweg,<br />
Länge etwa fünf Kilometer. Zwei barrierefreie<br />
Beobachtungshütten und ein Aussichtsturm<br />
erlauben den Blick auf die Vogelwelt. Die<br />
Biologische Station Zwillbrock bietet Führungen<br />
und Veranstaltungen an. Der Tourismusort<br />
Vreden ist zertifiziert von „Reisen<br />
für alle“ und informiert über Barrierefreiheit.