KLEEBLATT Juli 2022
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27. <strong>Juli</strong> <strong>2022</strong><br />
Ass im Ärmel, Abi in der Tasche<br />
Sarstedter Gymnasiasten feiern sich<br />
selber und bestandenes Abitur<br />
Sarstedt (jph). Dies ist ein ganz besonderer<br />
Jahrgang. Das wird jeder<br />
Person, die den einleitenden Worten<br />
von Schulleiterin Christine Klein<br />
lauscht, schnell klar. „Ihr seid bunt,<br />
habt ihr gesagt“, so adressierte sie<br />
die 70 Abiturientinnen und Abiturienten<br />
des Gymnasiums Sarstedt bei<br />
der feierlichen Abientlassung am 1.<br />
<strong>Juli</strong>. „Ihr achtet aufeinander, legt Wert<br />
auf Gemeinschaft.“ Ja, bunt sind sie,<br />
aber nicht nur das – sie sind auch<br />
besonders engagiert und leistungsstark.<br />
Von den 70 für das Abitur zugelassenen<br />
jungen Erwachsenen haben<br />
ausnahmslos alle das Abitur bestanden.<br />
Auch die eine Schülerin, die auf<br />
das Bestreiten der Abiturprüfungen<br />
verzichtete, kann sich nun über den<br />
schulischen Teil der Fachhochschulreife<br />
freuen. Der Notendurchschnitt<br />
des Jahrgangs: 2,14. Ein Schnitt, den<br />
es so seit Jahren nicht mehr gegeben<br />
habe, wie Rektorin Klein stolz<br />
verkündete. Kein Wunder, so haben<br />
mit 24 der 70 Jugendlichen ganze 34<br />
Prozent des Jahrgangs eine Eins vor<br />
dem Komma, drei davon sogar einen<br />
Schnitt von 1,0. Doch bei all der fachlichen<br />
Kompetenz glänzte der diesjährige<br />
Abiturjahrgang vor allem mit<br />
sozialem, musikalischem und anderweitigem<br />
schulischem Engagement.<br />
So machten sich die Schülerinnen<br />
und Schüler stark für das Thema<br />
Nachhaltigkeit, spendeten der Schule<br />
einen seitdem hoch frequentierten<br />
Wasserspender und legten Wert auf<br />
korrekte Mülltrennung. Sie gründeten<br />
eine eigene Schulfirma mit dem<br />
Namen „GStyle“, die neben Schulkleidung<br />
auch weitere Accessoires<br />
für den Alltag entwarf und vertrieb.<br />
Sie engagierten sich im Schülerrat,<br />
machten den Großteil der Big Band<br />
aus, wirkten an der Konzeption des<br />
geplanten Neubaus mit und tüftelten<br />
gemeinsam mit Lehrkräften<br />
Justina Philipp<br />
Finja Schwedthelm und Matti Glaser führten durch die Feierlichkeit unter dem Motto<br />
„CABINO ROYALE“.<br />
so manche der ins Leben gerufenen<br />
Projekte auch nach ihrem Schulabgang<br />
weiterlaufen mögen. Bei all der<br />
Initiative dürfe nun trotzdem nicht<br />
der Eindruck entstehen, man hätte<br />
bereits auf jede Frage eine Antwort.<br />
Charlene Mitulla, die mit einem<br />
starken Poetry Slam überzeugte,<br />
fühle sich laut eigener Aussage „nur<br />
so semi-bereit aufs Erwachsenwerden“.<br />
„Doch das ist okay“, konstatierte<br />
sie: „Learning by doing.“<br />
Damit traf sie auch die Gedanken<br />
von Physik-Lehrer Sven Leutner auf<br />
den Kopf. „Das Leben wird noch die<br />
eine oder andere Schelle für euch<br />
parat haben“, prophezeite er. Doch<br />
auch Niederlagen gehörten schlichtweg<br />
zum Leben dazu. Lernen sei ein<br />
lebenslanger Prozess und einige Lebenserfahrungen<br />
müsse man wohl<br />
oder übel selber machen. Trotzdem<br />
ließ er sich nicht nehmen, den jungen<br />
Erwachsenen einige Worte des<br />
Rates mitzugeben: Die eigene Komfortzone<br />
zu verlassen, Niederlagen zu<br />
Fasold. Die (fehlende) Digitalisierung<br />
an der Schule räumte den dritten<br />
und letzten Preis ab. Geradezu antike<br />
Technikgeräte und ein geplanter<br />
Neubau, dessen Umsetzung heute<br />
noch genauso weit entfernt scheine<br />
wie vor sieben Jahren, waren es Johann<br />
Härke wert, den weiten Weg<br />
in die Verwaltung des Landkreises<br />
Hildesheim auf sich zu nehmen, um<br />
den „Goldenen Vollpfosten“ persönlich<br />
zu überreichen. So hoffe man,<br />
dass der Anblick der „Auszeichnung“<br />
die Verantwortlichen des Landkreises<br />
daran erinnere, dass es mit einer Sanierung<br />
des alten Gebäudes nicht getan<br />
sei und allmählich dringend ein<br />
Neubau her müsse.<br />
Nachdem die „Concert Band“, eine<br />
Kooperation des Fachbereichs Musik<br />
des Gymnasiums Sarstedt, mit einem<br />
thematisch treffenden James-Bond-<br />
Medley für eine spannungsgeladene<br />
Atmosphäre sorgte, wurde der letzte<br />
und wohl wichtigste Teil der Feierlichkeit<br />
eingeläutet: Das Überreichen<br />
LOKALE NACHRICHTEN <strong>KLEEBLATT</strong> 7<br />
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Alle 70 für die Prüfungen zugelassenen Schülerinnen und Schüler dürfen sich über ihr bestandenes Abitur freuen.<br />
an einer Verbesserung des digitalen<br />
Lernens. Und doch, so weiß Rektorin<br />
Klein: „Euch wurde nichts geschenkt.“<br />
Zweieinhalb Jahre der dreijährigen<br />
Oberstufenzeit waren bestimmt von<br />
der Corona-Pandemie und den damit<br />
verbundenen Maßnahmen. Erst<br />
im Frühjahr dieses Jahres dann der<br />
schmerzliche Verlust eines Schulkameraden,<br />
der die Jugendlichen in<br />
ihrer Trauer weiter zusammenrücken<br />
ließ. „Ihr habt euch nicht unterkriegen<br />
lassen, ihr hattet quasi ein ‚Ass<br />
im Ärmel‘“, verwies Klein auf das diesjährige<br />
Abiturmotto „Cabino Royale<br />
<strong>2022</strong>“. Um das ganz persönliche Lebensglück<br />
zu finden, habe sie noch<br />
drei Wünsche an die Abiturientinnen<br />
und Abiturienten: Auf die eigenen<br />
Fähigkeiten zu vertrauen, nie den<br />
Optimismus und die Hoffnung aufzugeben,<br />
und auch im weiteren Leben<br />
neugierig zu bleiben und Dinge kritisch<br />
zu hinterfragen, um die Welt zu<br />
einem besseren Ort zu machen.<br />
Dass sie Letzteres besonders gut können,<br />
beweist das beachtliche Engagement<br />
der Absolvierenden. „Wir haben<br />
nicht nur uns verändert, wir haben<br />
auch die Schule verändert“, fasste es<br />
Abiturientenredner Johann Härkel<br />
zusammen und wünschte sich, dass<br />
riskieren, den eigenen Werten treu zu<br />
bleiben und sich im Zweifelsfall nicht<br />
zu scheuen, auch Farbe zu bekennen.<br />
Nachdenkliche Worte, denen sich<br />
auch Abiturientenredner Gordon-<br />
Dean Sperling anschloss. Beim ersten<br />
Betreten der Schule, den Ranzen auf<br />
den Schultern geschnallt, habe wohl<br />
kaum einer von ihnen geahnt, was<br />
sie noch alles schultern müssten.<br />
Doch ohne Mühe und gelegentliches<br />
Scheitern gebe es keine Erfolgserlebnisse,<br />
ohne Unglück könne man kein<br />
Glück empfinden.<br />
Politisch wurde es dann beim Abiturfilm<br />
und der satirischen „Abi Show“,<br />
die es der Schule nach 13 Jahren<br />
Schmerzen und schlechter Noten<br />
zum Abschluss noch mal so richtig<br />
„heimzahlen“ wolle. Der „Goldene<br />
Vollpfosten“ wurde daher gleich an<br />
drei „Preisträger“ verliehen. Luftfilter,<br />
deren Geräuschpegel einer Flugzeugturbine<br />
glichen und Schneestürme<br />
im Klassenzimmer durch dauerhaft<br />
geöffnete Fenster bescherten „Corona<br />
im Unterricht“ den ersten Preis<br />
des Tages. Eine weitere Auszeichnung<br />
ging an die baulichen Mängel<br />
am Sarstedter Gymnasium. Denn:<br />
„Diese Schule wird nur mit Gaffa Tape<br />
zusammengehalten“, so Jan-Malte<br />
der Abschlusszeugnisse und damit<br />
dem symbolischen und tatsächlichen<br />
Ende der Schullaufbahn. Über ihren<br />
finalen Schulabschluss dürfen sich<br />
dieses Jahr freuen: Sarah Ali Abdel<br />
Ghanie Bani Kananeh (Sarstedt),<br />
Mona Alt (Jeinsen), Daniel Amirbekov<br />
(Elze), Sina Marie Andriejewski (Gleidingen),<br />
Nicole Anuskevic (Sarstedt),<br />
Vanest Ardalani (Hotteln), Alva Cäcilie<br />
Bachmann (Sarstedt), Marie Bajorat<br />
(Algermissen), Lia Becker (Sarstedt),<br />
Dominik Borchardt (Rössing), Tim<br />
Borkowy (Jeinsen), Luna Bösel (Heisede),<br />
Chiara Joline Breit (Sarstedt),<br />
Oskar Brunner (Schliekum), Hanno<br />
Conrad (Rössing), Jan Malte Fasold<br />
(Wülfingen), Samuel Fischer von<br />
Mollard (Sarstedt), Hannes Gericke<br />
(Sarstedt), Matti Glaser (Sarstedt),<br />
Johann Härke (Giften), Frederik Hertel<br />
(Sarstedt), Darius Hock (Sarstedt),<br />
Pascal Horn (Sarstedt), Jana Idel (Sarstedt),<br />
Luca Tim Jaeschke (Sarstedt),<br />
Richard Jemelin (Sarstedt), Daniel<br />
Jochim (Sarstedt), Katharina Keller<br />
(Heisede), Daniel Kreutz (Sarstedt),<br />
Sarah Küter (Sarstedt), Leonie Kutschke<br />
(Sarstedt), Josephine Lassan (Sarstedt),<br />
Leon Maier (Sarstedt), Magdalena<br />
Zimka Märtens (Gödringen),<br />
Tom Matthies (Gleidingen), Joaquin<br />
Merinero Meckeler (Sarstedt), Sebastian<br />
Meyer (Sarstedt), Charlene<br />
Mitulla (Sarstedt), Justin Mkrtcjan<br />
(Sarstedt), Till Neumann (Sarstedt),<br />
Anja Nolte (Sarstedt), Durhat Osman<br />
Junus (Sarstedt), Louisa Ott (Rössing),<br />
Anna Raudszus (Heisede), Vanessa<br />
Reineke (Nordstemmen), Alina Rhode<br />
(Sarstedt), Tobias Ritschel (Sarstedt),<br />
Paula Sophie Satli (Sarstedt),<br />
Lena Schäfer (Sarstedt), Lea Scherlies<br />
(Sarstedt), Jaqueline Schnabel (Sarstedt),<br />
Dennis Schöpp (Elze), <strong>Juli</strong>a<br />
Schrieber (Barnten), Finja Schwedthelm<br />
(Sarstedt), Sally Louise Shneydyer<br />
(Gödringen), Gunther Söding<br />
(Jeinsen), Nico Solodki (Sarstedt),<br />
Sarah Speer (Sarstedt), Gordon-Dean<br />
Sperling (Sarstedt), Tim Stachan (Sarstedt),<br />
Sarah Szlachta (Heisede), Robin<br />
Thamm (Schulenburg), Mika Türschen<br />
(Ahrbergen), Tom Veckenstedt<br />
(Rössing), Dominik Wagner (Sarstedt),<br />
Greta Walter (Sarstedt), Malik Tomasz<br />
Weddig (Sarstedt), Benjamin Wilk<br />
(Sarstedt), Petra Zisenis (Gleidingen).<br />
Auszeichnungen für besondere fachliche<br />
Leistungen gab es außerdem<br />
für Frederik Hertel (Mathematik und<br />
Physik), Gunther Söding (Mathematik<br />
und Physik), Luna Bösel (Mathematik)<br />
und Malik Weddig (Mathematik<br />
und Physik). Auch für anderweitiges<br />
Engagement gab es dieses Jahr spezielle<br />
Ehrungen. Alva Bachmann,<br />
Benjamin Wilk, Hannes Gericke, Mika<br />
Türschen und Oskar Brunner wurden<br />
für ihre langjährige Arbeit als<br />
Schulsprecher:innen und Mitglieder<br />
im Schülerrat und/oder Schulvorstand<br />
belohnt. Hannes Gericke wurde<br />
außerdem als Initiator und gemeinsam<br />
mit Dominik Borchardt als<br />
Gründer der Schulfirma „GStyle“ geehrt,<br />
Johann Härke wurde für seinen<br />
Beitrag zu größerer Nachhaltigkeit<br />
an der Schule ausgezeichnet, Leonie<br />
Kutschke für ihr musikalisches Engagement<br />
und Tim Borkowy für seine<br />
tatkräftige Unterstützung der Schule<br />
bei diversen Filmprojekten.<br />
Zum Abschluss verabschiedeten sich<br />
die Abiturientinnen und Abiturienten<br />
mit dem Lied „Auf uns“ von Lehrkräften<br />
und der gemeinsamen Schulzeit<br />
und sangen sich damit – ohne jegliche<br />
Ironie – selber ein Ständchen.<br />
Denn manchmal, so befand Finja<br />
Schwedthelm, die die Entlassungsfeier<br />
gemeinsam mit Matti Glaser<br />
moderierte, müsse man sich im<br />
Leben auch einfach selber feiern. n<br />
Wir machen das besser!<br />
<br />
H<br />
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