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E-PAPER LESEN:


moneyeditorial<br />

EDITORIAL<br />

Die toxischen<br />

Pläne der EZB<br />

GEORG MECK<br />

Chefredakteur<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

es ist bitter, dem Vermögen beim Schrumpfen zuzusehen. Genau dies passiert<br />

im Moment angesichts der galoppierenden Geldentwertung. Auf 8,9 Prozent<br />

ist die Inflation im Euro-Raum hochgeschnellt, in manchen Euro-Ländern<br />

liegt sie schon bei über 20 Prozent, auch in Deutschland wäre die 10-Prozent-<br />

Marke gerissen ohne die preisdämpfenden Maßnahmen des Staates. Läuft<br />

zum Beispiel das 9-Euro-Ticket demnächst aus, wird sich der Preisauftrieb<br />

noch mal beschleunigen. Und was tut die Institution, die qua Amt dafür zuständig<br />

ist, den Geldwert stabil zu halten? Hat die Europäische Zentralbank<br />

den Ernst der Lage erkannt? Tut sie alles, was in ihrer Macht steht, um die Inflation<br />

in den Griff zu bekommen? Nein, nein und noch mal nein, lautet die<br />

traurige Antwort. Die Notenbanker reagieren zu spät und zu zögerlich. Das<br />

Vertrauen in die EZB schwindet, was verheerend ist, da der Glaube in ihre Tatkraft<br />

Voraussetzung ist, um die Inflation zu bremsen.<br />

Das Versagen der Europäischen Zentralbank begann mit dem fortgesetzten<br />

Irrtum, die aufziehende Geldentwertung nicht zu erkennen. Schlimmer<br />

noch: Offensichtlich hat sie die Signale für den Preisauftrieb nicht übersehen,<br />

sondern mutwillig ignoriert. Diversity und Klimaschutz waren die Themen,<br />

mit denen EZB-Präsidentin Christine Lagarde sich zu profilieren suchte. Jetzt<br />

ist es höchste Zeit, sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Die EZB<br />

aber macht sich weiter zum „Büttel nationaler Politiker“, wie die FAZ dieser<br />

Tage zu Recht moniert. Wieder einmal springen die Notenbanker den undisziplinierten<br />

Schuldenmachern im Süden bei, die durch steigende Zinsen in<br />

die Bredouille geraten. Allein im Juni und Juli hat das Euro-System – die EZB<br />

plus die nationalen Notenbanken – italienische Staatsanleihen für 9,8 Milliarden<br />

Euro gekauft, 5,9 Milliarden gingen für spanische Staatsanleihen drauf.<br />

Man müsse eine „Fragmentierung“ der Euro-Zone durch unterschiedlich hohe<br />

Anleihenzinsen vermeiden, so die schräge Begründung. Schließlich ist es gerade<br />

die Funktion des Zinses, unterschiedlich hohe Risiken unterschiedlich<br />

hoch zu bepreisen. Die EZB aber geht noch einen Schritt weiter und will sich<br />

neuer Instrumente bemächtigen, um hoch verschuldeten Staaten beizuspringen,<br />

ohne die Hilfe an Bedingungen zu knüpfen. Ein Plan mit<br />

toxischer Wirkung, warnen die deutschen Top-Ökonomen Lars<br />

Feld, Clemens Fuest und Volker Wieland. Ob diese Mahnung Frau<br />

Lagarde hoch oben in ihrem Frankfurter Turm erreicht?<br />

Herzlich Ihr<br />

Aus aktuellem Anlass!<br />

Lesen Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> bequem zu Hause<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die Inflation steigt auf lange nicht mehr erreichte Werte, in<br />

Amerika wie in Europa. Bange blicken die Börsianer auf die<br />

Notenbanken: Kommt die Zinswende noch schneller als bereits<br />

erwartet? Wie geht es weiter mit den Aktienkursen, wenn die expansive<br />

Geldpolitik an ihre Grenzen stößt? Mein Tipp: Sie erfahren<br />

alles Wichtige in <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>. Den portofreien Kombi-Bezug (Print<br />

und Digital) für 1 Jahr erhalten Sie zum Vorzugspreis von nur 210,60 €*<br />

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Die Digital ausgabe lesen Sie als einer der Ersten einen Tag früher – dienstags<br />

ab 8.00 Uhr. Wenn Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> nach Bezug wieder im Handel kaufen<br />

möchten: Ein Anruf genügt, und das Abo ist beendet.<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>33</strong>/<strong>2022</strong><br />

Foto: F. Röth<br />

Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht<br />

3


moneyinhalt<br />

moneykompakt<br />

98 Andis Börsenbarometer: Was<br />

das Top-Signal „Marktbreite“ Ihnen<br />

verraten kann<br />

moneytitel<br />

10. AUGUST <strong>2022</strong> www.money.de<br />

6<br />

Das Erfolgsrezept der Starinvestoren<br />

Die Inflation frisst die Kaufkraft des Ersparten. Jetzt heißt es:<br />

Handeln und anlegen wie die Besten der Besten. Wir<br />

verraten, wie Sie sich die Geheimnisse von US-Börsenlegenden<br />

und deutschen Anlageprofis zunutze machen<br />

6 Anlagegeheimnisse: Mit diesen<br />

sieben goldenen Regeln werden<br />

Sie an der Börse erfolgreich<br />

13 Chartsignal: Wie es nun mit dem<br />

Ölpreis weitergehen könnte<br />

13 Börsenwissen: Das müssen Sie<br />

über Freistellungsaufträge wissen<br />

14 Sieben heiße Tipps: Diese Werte<br />

sind aktuell wieder im Kommen<br />

und versprechen große Chancen<br />

18 Chip-Aktien: Wo Schnäppchenjäger<br />

jetzt zuschlagen sollten<br />

22 Kolumne: Warum die Politik im<br />

Bildungs- und Gesundheitssystem<br />

versagt hat, analysiert Roland Koch<br />

moneymarkets<br />

24 Marktanalyse: Wie es jetzt an der<br />

Börse weitergehen dürfte<br />

28 Sartorius: Eine deutsche<br />

Erfolgsgeschichte<br />

30 Interview: Sartorius-CEO Joachim<br />

Kreuzburg über die Rolle des<br />

Konzerns beim Biotech-Boom<br />

32 Friedrich Vorwerk: Welche<br />

Schlüsselfunktion dem Unternehmen<br />

bei der Energiewende zufällt<br />

<strong>33</strong> SDM: Warum die Aktie des<br />

Sicherheitsdienstleisters jetzt<br />

deutlich zulegen könnte<br />

34 Lanxess: Naht die Trendwende?<br />

Starke Zahlen geben Hoffnung<br />

36 Fresenius Medical Care: Lieber<br />

Discountzertifikat als die Aktie<br />

39 Musterdepots: Auf diese drei<br />

Zugpferde setzen die Börsenprofis<br />

aktuell<br />

44 Meine erste Aktie: Unsere Leser<br />

verraten, wie sie den Einstieg an<br />

der Börse gefunden haben<br />

46 Fast Fashion: Mit diesen Werten<br />

in nachhaltigere Mode investieren<br />

50 Multi-Asset-Fonds: Top-Mischfonds<br />

für unruhige Zeiten<br />

55 Hit & Shit: Die Post glänzt,<br />

Adler-Group-Aktionäre leiden<br />

56 Vinci: Wieso die Infrastrukturaktie<br />

in jeder Hinsicht überzeugt<br />

58 US-Rezessionsgewinner: In den<br />

Kursen dieser Konzerne ist der<br />

Abschwung bereits eingepreist<br />

30<br />

„Wir versuchen, sehr frühzeitig relevante<br />

Technologien im Portfolio zu haben“<br />

JOACHIM KREUZBURG, CEO SARTORIUS<br />

4<br />

Titelfoto: AdobeStock Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>33</strong>/<strong>2022</strong>


46<br />

Fast Fashion<br />

Auch die Welt der Mode wird langsam<br />

nachhaltiger. Wir stellen unsere vier<br />

Investmentideen vor, mit denen Sie an<br />

dem Megatrend teilhaben<br />

können<br />

Dieser Text<br />

zeigt evtl. Probleme<br />

beim<br />

Text an<br />

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moneydigital<br />

40 Social Trends: Ein kleiner Exkurs<br />

über die heutige Jugendsprache<br />

41 Aktienanalyse: Wie ist es um den<br />

Chemiekonzern BASF bestellt?<br />

dswanlegerschutz<br />

62 Russische Depositary Receipts:<br />

Wie Sie jetzt damit umgehen<br />

moneyservice<br />

64 Kreditkarten: Die verschiedenen<br />

Plastikgeld-Varianten im Test<br />

70 Interview: Bestseller-Autorin<br />

Monika Scheddin gibt Tipps für<br />

eine erfüllte Karriere<br />

72 Gebäudesanierung: Wir bringen<br />

Licht ins Förderchaos<br />

74 Interview: Experte Peter Bachmann<br />

über nachhaltiges Bauen<br />

und eine zu sprunghafte Förderung<br />

der Politik<br />

76 Fairness-Studie: Betriebliche<br />

Krankenversicherer im großen<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>-Test<br />

moneyanalyse<br />

81 Fonds<br />

82 Deutsche Aktien<br />

90 Internationale Aktien<br />

96 ETFs<br />

97 Zertifikate<br />

moneyrubriken<br />

3 Editorial<br />

80 Leserbriefe – Impressum<br />

98 Termine<br />

Dorian Gorr,<br />

LVL World of Gaming,<br />

Mitglied seit <strong>2022</strong><br />

„Meine Bank<br />

gehört mir, damit<br />

neben Zahlen<br />

auch Menschen<br />

zählen.“<br />

Quelle: Bloomberg<br />

Saisonaler Dax-Verlauf<br />

Durchschnitt in Punkten, 1986 bis 2016<br />

JAN F M A M J J A S O N DEZ<br />

106<br />

104<br />

102<br />

100<br />

98<br />

24<br />

Kommt die Herbstrally?<br />

Die Daten der vergangenen Jahre<br />

zeigen: Im Herbst geht es für den<br />

Dax zumeist bergauf. Sollten Anleger<br />

nun trotz der weiter turbulenten<br />

Märkte optimistischer werden?<br />

Wir sind Genossenschaftsbanken.<br />

Die Banken, die ihren Mitgliedern<br />

gehören.<br />

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und mehr<br />

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<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>33</strong>/<strong>2022</strong><br />

Fotos: Bloomberg, Fidelity, Allianz GI, Sartorius, iStock


moneytitel<br />

PSST, TOP SECRET:<br />

Wir verraten die heißen<br />

Tipps der Starinvestoren<br />

TITEL<br />

von BERND JOHANN und ISABEL SCHOMMERS<br />

DIE<br />

GEH<br />

ANLAGEE<br />

6<br />

Foto: 123RF Illustration: VectorStock Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>33</strong>/<strong>2022</strong>


Das Jahr <strong>2022</strong> stand von Beginn an unter denkbar<br />

schlechten Vorzeichen: Pandemie, Krieg<br />

in Europa, Lieferkettenprobleme. Und es hagelt<br />

weiter Hiobsbotschaften: Durch die steigenden<br />

Energie- und Lebensmittelpreise erreichte<br />

die Inflationsrate in der Euro-Zone im<br />

Juli einen Rekordwert von 8,9 Prozent – es ist der höchste<br />

Stand, seitdem der Euro 1999 als Buchgeld eingeführt wurde.<br />

Unter Zugzwang reagierte die EZB darauf mit einer unerwartet<br />

kräftigen Straffung der Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte<br />

– zuvor hatte sie einen Anstieg um nur 0,25 Prozent<br />

angedeutet. Es war die erste Anhebung seit elf Jahren – mit<br />

ihr endet die Ära der ultralockeren Geldpolitik. Erste Banken<br />

in Deutschland haben ihre Zinssätze nun zwar bereits<br />

erhöht, trotzdem bleiben sie im Vergleich zur horrenden<br />

Teuerungsrate auf einem niedrigen Niveau. Für Sparer stellt<br />

sich daher zurzeit vor allem eine Frage: Wie kann ich die<br />

Kaufkraft meines Vermögens erhalten?<br />

Gegen die Entwertung. Das Gefühl der Bedrohung belastet<br />

deutsche Privatanleger stark, wie eine Umfrage von J.P.<br />

Morgan zeigt. Von 2000 Frauen und Männern gaben 56 Prozent<br />

als größte Sorge an, dass die Inflation ihre Ersparnisse<br />

schleichend entwertet. Und das geht schneller als gedacht,<br />

wie folgendes Gedankenspiel beweist (s. Schaubild): Nehmen<br />

wir an, Sie legen 100 Euro in ein Sparschwein. Selbst bei einer<br />

Teuerungsrate, die in die Nähe der angestrebten Zielmarke<br />

von zwei Prozent rückt, wäre das Geld nach 10 Jahren gerade<br />

einmal 80 Euro an Kaufkraft wert. Nach zwei Dekaden<br />

sind es weniger als 70 Euro. Rechnen wir dieses Beispiel mit<br />

einer Inflation von vier Prozent durch, weisen die anfänglichen<br />

100 Euro nach 10 Jahren bereits eine Kaufkraft von weniger<br />

als 70 Euro auf, nach 20 Jahren sinkt sie auf unter 50<br />

Euro. Nun liegt die Inflation aber allein in Deutschland bei<br />

über sieben Prozent. Der größte Fehler, den Sparer aktuell<br />

begehen können, ist also, das Geld zu parken, statt es sinnvoll<br />

anzulegen. Wie Sie dabei am besten vorgehen sollten?<br />

Wir haben die Antwort.<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> verrät, was Sie von Börsenlegenden wie Warren<br />

Buffett oder Michael Burry lernen können, um Ihr Vermögen<br />

rentabel zu investieren. Auf den folgenden Seiten lüften<br />

wir dazu die sieben Geheimnisse der Starinvestoren, mit denen<br />

auch Ihre Geldanlage zu einem vollen Erfolg werden kann.<br />

Da ist viel über Ausdauer und Ausgewogenheit als Basis des<br />

Anlageerfolgs zu lernen. Für die spekulativere Seite, wenn die<br />

Basisinvestments einmal angelegt sind, hängen wir gleich<br />

noch sieben geheime Aktienfavoriten an.<br />

Das Geld schmilzt dahin<br />

Die Grafik zeigt eine ernüchternde Erkenntnis: Selbst<br />

bei einer Inflationsrate von zwei Prozent wären 100<br />

Euro nach 10 Jahren nur noch 80 Euro an Kaufkraft<br />

wert, nach 20 Jahren weniger als 70 Euro.<br />

Kaufkraftverlust von 100 Euro durch Inflation<br />

Kaufkraft bei 2 % Inflation<br />

Kaufkraft bei 4 % Inflation<br />

aktuell 5 Jahre 10 Jahre 15 Jahre 20 Jahre 25 Jahre<br />

Quelle: Allianz Global Investors<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

EIMNISSE DES<br />

Die Inflation frisst die Kaufkraft der Ersparnisse. Wer sein Vermögen jetzt nicht clever anlegt, der verliert<br />

bares Geld. Wir verraten die sieben goldenen Regeln, mit denen Sie erfolgreich an der Börse investieren<br />

RFOLGS<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>33</strong>/<strong>2022</strong><br />

7


moneytitel<br />

★<br />

GEHEIMTIPPS<br />

Bitte (wieder-)entdecken!<br />

Manche Aktien führen seit dem Börsengang<br />

ein Schattendasein, andere wurden nach<br />

Abstürzen vergessen. Dabei sind einige<br />

davon aussichtsreich. Hier sieben Werte, bei<br />

denen sich ein zweiter Blick sicher lohnt<br />

von ANDREAS KÖRNER<br />

Dieses Spiel läuft nach eigentlich jeder größeren Börsenkorrektur<br />

ab – auch nach dem ersten Corona-<br />

Rutsch Anfang 2020: Die Indizes erholen sich im<br />

Schnitt deutlich, aber zahlreiche Werte werden dabei einfach<br />

vergessen. Das können Börsenneulinge sein, die in der ungünstigen<br />

Marktphase aufs Parkett strebten und seither nie<br />

wirklich das Anlegerinteresse wecken konnten. Oder einstige<br />

Highflyer, die aus dem Blick der Investoren rutschten, obwohl<br />

sie mittlerweile sehr günstig bewertet sind. Es können<br />

jedoch auch Unternehmen sein, die über zentrale und gewinnbringende<br />

Technologien verfügen, die sich den Investoren<br />

aber nicht unmittelbar erschließen.<br />

Von solchen Aktien stellen wir hier sieben besonders aussichtsreiche<br />

vor – darunter der mit Abstand führende Hersteller<br />

von Lithografieanlagen für die boomende Chip-Industrie<br />

14<br />

Illustration: VectorStock<br />

Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>33</strong>/<strong>2022</strong>


(ASML) sowie ein Unternehmen der Plattformökonomie, das<br />

die Zukunft der Arbeit mitorganisiert (Fiverr). Ebenso dabei<br />

sind ein kleiner Pharma-Wert, der den Multimilliardenmarkt<br />

Schlafmedizin bedient (PharmaSGP), ein hierzulande weniger<br />

präsenter Internet-Riese aus Asien, den dort jedes Kind<br />

kennt und der rasantes Wachstum vorlegt (SEA Limited), und<br />

ein Biosprit-Anbieter, der das Geschäft mit nachhaltigem Gas<br />

massiv ausbauen möchte – gerade angesichts der Erdgaskrise<br />

besonders reizvoll (Verbio). Dazu treten ein Uranwert und<br />

ein Rüstungsspezialist.<br />

Als Depot geeignet. Die Zusammenstellung ist sowohl international<br />

(Niederlande, Israel, Deutschland, Singapur, Kanada)<br />

als auch aus Branchensicht so breit gestreut, dass man<br />

zum Beispiel alle sieben Aktien erwerben kann, falls man ein<br />

Aktienportfolio neu zusammenstellt. Dann hat man im Korb<br />

gleichzeitig defensive Werte, deren Erträge relativ unabhängig<br />

von der Konjunktur fließen und die hier mit der niedrigsten<br />

Risikoklasse für Dividendenwerte markiert sind – aber<br />

ebenso agile Wachstumsunternehmen, bei denen die Zukunftsaussichten<br />

besonders vielversprechend sind. Klar, dass hier<br />

auch die Risikoklassifizierung etwas höher ausfallen muss.<br />

Aussichtsreiche Sonderstellung. All diesen Unternehmen<br />

ist gemeinsam, dass sie Attribute aufweisen, die ihre Marktstellung<br />

festigen – etwa die konsequente Fokussierung auf<br />

eine Produktgruppe, herausragende proprietäre Technologien,<br />

die durch Patente geschützt sind, oder eine starke Position<br />

in ausgewiesenen Wachstumssegmenten. Unseren Aktienreigen<br />

verbindet aber auch, dass Anleger die Titel jetzt<br />

deutlich günstiger einsammeln können als noch vor wenigen<br />

Monaten. In einem Fall beträgt der Abstand zum alten<br />

Höchstkurs sogar 88 Prozent. Werden solche Papiere wiederentdeckt,<br />

sind leicht prozentual zwei- oder sogar dreistellige<br />

Kursgewinne möglich. Kein Wunder, dass Analysten einer<br />

der Aktien bis zu 380 Prozent Kurspotenzial zubilligen.<br />

AKTIE<br />

1<br />

ASML<br />

In der Chip-Branche unersetzlich<br />

Das Unternehmen: Das niederländische<br />

Unternehmen gilt als wichtigster<br />

Ausrüster der Chip-Industrie. Die<br />

Niederländer sind auf sogenannte<br />

Lithografiesysteme spezialisiert und<br />

gelten hier weltweit als technologisch<br />

führend. Experten beziffern<br />

den Vorsprung vor der Konkurrenz<br />

auf bis zu 20 Jahre. ASML-Maschinen<br />

sind für die Chip-Herstellung unersetzbar.<br />

ASML liefert neben den<br />

Hightech-Systemen auch Software<br />

und erledigt den Service. Zu den<br />

DER<br />

KONKUR-<br />

RENZ WEIT<br />

DAVON-<br />

GEEILT<br />

wichtigsten Kunden<br />

zählen TSMC aus Taiwan<br />

sowie Samsung aus Südkorea.<br />

Die Zahlen: Die Aktie ist auch deshalb<br />

gefallen, weil ein US-Hedge-<br />

Fonds nach der Megarally auf eine<br />

Korrektur wettete. Dieser Effekt ebbt<br />

nun ab. Zudem läuft aktuell ein neun<br />

Milliarden Euro schweres Aktienrückkaufprogramm.<br />

Der Umsatz soll von<br />

18,6 Milliarden Euro 2021 deutlich auf<br />

22,3 Milliarden <strong>2022</strong> steigen.<br />

Quellen: Bloomberg, Onvista, Marketscreener.com<br />

ASML Holding<br />

Kurs der ASML-Aktie in Euro<br />

2018 19 20 21 <strong>2022</strong><br />

700<br />

500<br />

300<br />

100<br />

WKN/ISIN<br />

A1J4U4/NL0010273215<br />

Börsenwert 227,5 Mrd. €<br />

Kurs-Gewinn-Verhältnis <strong>2022</strong>/23e 39,7/28,1<br />

Dividendenrendite für <strong>2022</strong>/23e 1,0/1,2 %<br />

Kursziel*/Stoppkurs 898,70/495,00 €<br />

Risiko Kurspotenzial* 62,80 %<br />

e = erwarte; *höchstes Kursziel<br />

AKTIE<br />

2<br />

FIVERR<br />

Fit für die Arbeit der Zukunft<br />

Das Unternehmen: Die Firma aus Tel<br />

Aviv führt Freiberufler und Auftraggeber<br />

zusammen. Firmenkunden finden<br />

hier für mehr als 500 Kategorien passende<br />

Freelancer und können über<br />

die Plattform Aufträge erteilen. Fiverr<br />

verdient gleich zweifach. Zum einen<br />

durch eine Servicegebühr von fünf<br />

Prozent des Auftragsvolumens, die<br />

der Auftraggeber im Vorfeld bezahlt.<br />

Wurde der Auftrag erfolgreich ausgeführt,<br />

erhält Fiverr nochmals eine Provision<br />

in Höhe von 20 Prozent vom<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>33</strong>/<strong>2022</strong><br />

Freelancer. Da die Zahl<br />

frei arbeitender Menschen<br />

weltweit zunimmt, ist<br />

Wachstum programmiert.<br />

DER<br />

SPEZIALIST<br />

FÜR FREIE<br />

BERUFE<br />

Die Zahlen: Als starker Corona-Gewinner<br />

legte die Aktie massiv zu, die<br />

Überbewertung wurde nun abgebaut.<br />

Die in rund 160 Ländern aktive AG erwirtschaftete<br />

im ersten Quartal einen<br />

Rekordumsatz von 86,7 Millionen Dollar<br />

und erzielte zumindest operativ<br />

zum ersten Mal einen kleinen Gewinn.<br />

Quellen: Bloomberg, Onvista, Marketscreener.com<br />

Fiverr<br />

Kurs der Fiverr-<br />

Aktie in Euro<br />

Börsengang<br />

2019 2020 2021 <strong>2022</strong><br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

WKN/ISIN<br />

A2PLX6/IL00115820<strong>33</strong><br />

Börsenwert 1,2 Mrd. €<br />

Kurs-Gewinn-Verhältnis <strong>2022</strong>/23e n. a. (Nettoverlust)<br />

Dividendenrendite für <strong>2022</strong>/23e 0,0/0,0 %<br />

Kursziel*/Stoppkurs 53,00/28,00 €<br />

Risiko Kurspotenzial* 70,00 %<br />

50<br />

0<br />

15<br />

e = erwartet; *höchstes Kursziel


AKTIENANALYSE<br />

Sie wählen, wir analysieren! Der <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> YouTube-Kanal „Mission Money“<br />

stellt jede Woche drei Aktien zur Wahl – und Sie entscheiden, welche wir genauer<br />

unter die Lupe nehmen.<br />

Sie haben abgestimmt:<br />

BASF 56,3 % | Covestro 22, 9% | Alzchem 20,8 %<br />

WKN: BASF11<br />

ISIN: DE000BASF111<br />

Hier geht es zur Abstimmung auf mission-money.de<br />

Mario Lochner, Mission Money<br />

BASF<br />

Die Krux mit<br />

dem Gas<br />

Starke Zahlen, hohe Marktmacht – aber<br />

reicht das, um im aktuellen konjunkturellen<br />

Umfeld als Chemiekonzern bestehen zu<br />

können?<br />

von PETER BLOED<br />

Der Appell war eindringlich: „„Wollen wir sehenden Auges unsere<br />

gesamte Volkswirtschaft zerstören?“, fragte Martin Brudermüller<br />

im Frühjahr eher rhetorisch, ob sich Deutschland einen<br />

Importstopp von russischem Gas leisten könne. „Das könnte die deutsche<br />

Volkswirtschaft in ihre schwerste Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

bringen.“ Der Chef des größten Chemiekonzerns der Welt malt<br />

das düstere Bild auch, weil BASF als größter Gasverbraucher Deutschlands<br />

wie kein anderer Industriekonzern darunter leiden würde. Ohne<br />

Gas keine Chemie. Nach Putins jüngstem Scharmützel sind die Gefahren<br />

von Gasknappheit in diesem Winter wieder allgegenwärtig.<br />

Gleichzeitig drücken die Lieferkettenengpässe und die hohe Inflation<br />

aufs Gemüt des weltweiten Wirtschaftsklimas. Wie kann sich ein Chemiekonzern<br />

da schlagen? Die Antworten gibt es in der Analyse.<br />

TECHNISCHE ANALYSE<br />

Angeschlagen<br />

Aus charttechnischer Sicht ist die BASF-Aktie nach wie<br />

vor angeschlagen. Der kurzfristige Abwärtstrend seit Anfang<br />

vergangenen Jahres ist weiterhin intakt. Immerhin:<br />

Die Unterstützung bei knapp unter 40 Euro hat gehalten.<br />

Aber die Aktie ist noch weit von ihrer 200-Tage-<br />

Linie entfernt. Auf die Schnelle wird sich hier also kein<br />

Kaufsignal ergeben. Die MACD-Signallinie hat die Aktie<br />

vor gut einem Monat von unten nach oben geschnitten,<br />

was ein Kaufsignal ergab. Viel herumgekommen wäre<br />

seitdem für Anleger nicht. Vorsichtige Chartfans warten<br />

erst einmal ab, ob die Aktie nachhaltig dreht.<br />

BASF<br />

Aktienkurs in Euro<br />

Signallinie<br />

Moving Average Convergence Divergence (MACD)<br />

2020 2021 <strong>2022</strong><br />

200-Tage-Linie<br />

1990 95 2000 05 10 15 2020<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

–6<br />

Quelle: Bloomberg<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>33</strong>/<strong>2022</strong><br />

Foto: iStock 41

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