TRENDYone | Das Magazin – Ulm – September 2022
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Wirtschaft & Politik M9<br />
<strong>TRENDYone</strong> trifft die Wirtschaft am Punkt: Bereits mit 21 Jahren war<br />
André Heuck Bäckermeister und Betriebswirt. Seine berufliche Laufbahn<br />
führte ihn schon in viele verschiedene Länder <strong>–</strong> So zum Beispiel<br />
nach Zypern, Spanien und Macao. In Letzterem durfte er im Venetian Macao-<br />
Resort-Hotel täglich mehrere tausend Gäste mit seinem Handwerk verköstigen.<br />
2018 gründete er dann in Bobingen seine erste Cumpanum-Backstube.<br />
Seitdem sind die Betriebe von André Heuck an insgesamt 12 Standorten mit<br />
120 Mitarbeitern etabliert.<br />
<strong>TRENDYone</strong>: Woher kam Ihre Leidenschaft<br />
für das Brotbacken?<br />
• André Heuck: Mir wurde das Backen<br />
in die Wiege gelegt, da mein Vater in<br />
der Nähe von Hannover eine Bäckerei<br />
führte. Als ich dann etwas älter geworden<br />
bin, kam die große Zukunftsfrage.<br />
Ich habe als Jugendlicher überlegt, ob<br />
ich mein Abitur absolviere oder ob ich<br />
in das Bäcker-Handwerk gehe. Als ich<br />
in diesem Bereich ein Praktikum absolvierte,<br />
war mir klar, dass ich in die<br />
Fußstapfen von meinem Vater treten<br />
möchte!<br />
Wie haben sich Ihrer Meinung<br />
nach die Erwartungen der<br />
Kunden in den letzten Jahren<br />
verändert?<br />
• Viele Kunden wünschen<br />
sich bis Ladenschluss<br />
ein volles Sortiment,<br />
Brot, das immer gleich<br />
aussieht und all dies zu günstigen<br />
Preisen. <strong>Das</strong> ist bei Cumpanum<br />
aber nicht so: Ich persönlich sehe<br />
es nicht ein, aufwendig Brot zu backen,<br />
um es dann zum Feierabend zu entsorgen.<br />
<strong>Das</strong> haben unsere Kunden verstanden<br />
und gut angenommen.<br />
Auch wenn ich immer mal wieder<br />
erklären muss, warum bei<br />
echten Handwerken nicht jedes<br />
Brot gleich aussieht. (grinst)<br />
Im Vergleich zum herkömmlichen<br />
Industriebrot: Was zeichnet<br />
Ihre Produkte hinsichtlich<br />
von Geschmack, Qualität, Frische<br />
und Herstellung aus?<br />
• Die handwerkliche Herstellung<br />
unterscheidet sich grundlegend <strong>–</strong> Denn<br />
mittlerweile kann man Backwaren<br />
auch komplett maschinell herstellen.<br />
Die industriell gefertigten Backwaren<br />
sind dadurch natürlich billiger. Hinter<br />
unseren Produkten steckt jedoch viel<br />
menschliche Arbeit und auch eine hohe<br />
Qualität. Unser Teig reift vom Sauerteig<br />
bis zum Ofen meistens länger als<br />
48 Stunden <strong>–</strong> In der Industrie werden<br />
die Teige meist direkt verarbeitet und<br />
es werden dem Teig oft technische Enzyme<br />
zugegeben. Diese werden in der<br />
Regel mit Hilfe von genveränderten<br />
Mikroorganismen hergestellt. Enzyme<br />
sorgen dafür, dass der Teig schneller<br />
reift und maschinengängiger ist. Ich<br />
sehe den Einsatz von technischen, auch<br />
exogen genannten, Enzymen aber kritisch.<br />
Zu diesen Stoffen gibt es nämlich<br />
noch keine Regularien <strong>–</strong> Man könnte<br />
also jedes Enzym der Welt einsetzen<br />
und niemand würde es kontrollieren.<br />
Auch müssen zugesetzte Enzyme aktuell<br />
noch nicht deklariert werden. Ich<br />
habe mich dann gefragt, warum es seit<br />
circa zwanzig Jahren so viele Unverträglichkeiten<br />
gibt. Klar bin ich kein Arzt,<br />
aber technische Enzyme werden erst<br />
seit etwa 20 Jahren eingesetzt und da<br />
rechne ich einfach eins und eins zusammen.<br />
(Lacht) Deshalb achten wir darauf,<br />
dass wir ganz ohne Backmischungen<br />
oder Enzyme auskommen. Ebenfalls<br />
sind alle Rohstoffe, die wir verarbeiten,<br />
Biozertifiziert und soweit möglich<br />
aus der Region. Ich glaube schon, dass<br />
meine Kunden dies alles verstehen und<br />
unsere Preise akzeptieren, da diese absolut<br />
gerechtfertigt sind.<br />
ICH MÖCHTE MIT MEINEM<br />
BERUF NICHTS VERANTWOR-<br />
TEN, WAS DEM PLANETEN<br />
SCHADEN KÖNNTE<br />
Sie legen großen Wert auf Bio-Produkte<br />
und Nachhaltigkeit, warum ist<br />
Ihnen das so wichtig?<br />
• Ich verwende nur Bio-Zutaten wenn<br />
möglich direkt aus der Umgebung.<br />
Mein Ziel ist es regionale Versorgungsstrukturen<br />
zu erhalten und wieder aufzubauen.<br />
Bei der Herstellung meiner<br />
Backwaren benutze ich ausschließlich<br />
Mehle, die komplett unbehandelt sind.<br />
Auch bei der Verarbeitung der Getreidekörner<br />
sind mir kurze Wege sehr wichtig<br />
und so lasse ich unser<br />
regionales Getreide<br />
unter anderem<br />
in Friedberg mahlen.<br />
Selbst unsere Kürbiskerne<br />
beziehen wir nicht billig<br />
aus China, sondern etwas teurer<br />
aus Aichach. Auch unsere Öfen<br />
verbrennen kein Öl oder Gas, sondern<br />
heizen mit Öko-Strom. Ich wollte<br />
immer eine Bäckerei bauen, bei welcher<br />
ich meinen Kindern sagen kann, dass<br />
ich alles richtig gemacht habe. Zwar<br />
kann ich damit nicht die Welt verändern,<br />
aber ich glaube einfach, dass dies<br />
der einzig richtige Weg ist, den Planeten<br />
zukunftsgerecht zu gestalten und<br />
lebenswert zu erhalten. Ich sage dazu<br />
immer „enkeltaugliche Wirtschaftsweise“:<br />
<strong>Das</strong> heißt, dass ich nichts tue, was<br />
dem Planeten schaden könnte.<br />
Was ist Ihrer Meinung nach bei einem<br />
Brot wichtiger: Eine knusprige Kruste<br />
oder ein saftiges Innenleben?<br />
• <strong>Das</strong> kommt meiner Meinung nach<br />
immer auf das Brot an <strong>–</strong> Aber im Grunde<br />
ist beides superwichtig. Warum?<br />
Saftig muss es auf jeden Fall sein, sonst<br />
schmeckt es ja nicht. Eine gute Kruste<br />
mit schönen Röstaromen ist zusätzlich<br />
einfach wünschenswert. <strong>Das</strong> Zusammenspiel<br />
von beidem ergibt schlussendlich<br />
ein perfektes Brot.<br />
Sie sind mittlerweile an einigen<br />
Standorten in Augsburg, <strong>Ulm</strong> und sogar<br />
in München vertreten: Wo möchten<br />
Sie sich in Zukunft noch<br />
weiterverbreiten?<br />
• Dazu habe ich keine konkreten<br />
Ziele. Wir werden demnächst<br />
noch eine Filiale in Landsberg<br />
und eine in München eröffnen,<br />
allerdings wollte ich nie bestimmte<br />
Meilensteine erreichen,<br />
wie zum Beispiel in zehn Jahren<br />
möglichst viele Filialen zu betreiben<br />
oder an möglichst<br />
vielen Standorten vertreten zu<br />
sein. Ich lasse einfach alles<br />
auf mich zukommen und<br />
mache das Beste daraus.<br />
Welche Tipps würden sie Ihrem<br />
früheren „Ich“ geben?<br />
• Ich würde generell meinen Arbeitsweg<br />
sehr viel früher einschlagen. Tipps<br />
hätte ich grundsätzlich bestimmt auch<br />
viele, jedoch bin ich wirklich glücklich,<br />
wie alles läuft und wie Cumpanum sich<br />
entwickelt.