Bericht von Andreas Brandt - Trossschiff Offenburg
Bericht von Andreas Brandt - Trossschiff Offenburg
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fiktiven Meldungen untermalt wie z.B.: »Auf dem Radarschirm sind in 200 Meilen<br />
Entfernung feindliche Flugzeuge aufgefaßt worden, so daß mit Luftangriff zu rechnen<br />
ist« und dergleichen. Wenn man Funkwache hatte, konnte man aber meist die Tür <strong>von</strong><br />
innen verriegeln und die Leute draußen Krieg spielen lassen. Schikora hat zu meiner<br />
Zeit nie eine ABC-Maske aufgesetzt.<br />
Andere Übungen waren die Boje-über-Bord-Manöver. Eine Boje wird über Bord<br />
geworfen, die einen Menschen darstellen soll, und der erste Test besteht schon einmal<br />
darin, ob der Posten auf der Schanz sie sieht (wehe, wenn nicht!). Das Schiff muß dann<br />
in kürzestmöglicher Zeit wenden, einen Kutter aussetzen und die Boje wieder an Bord<br />
holen. Im Ernstfall, wenn ein Mensch über Bord geht, zählt dabei jede Minute, denn im<br />
Winter kühlt man im Wasser so schnell aus, daß man sich schon nach 3-4 Minuten (so<br />
hieß es) nicht mehr an irgendwelchen Rettungsgegenständen festhalten kann.<br />
Der März war gut mit Seefahrt angefüllt. Schon wenige Tage nach der Ausbildungsfahrt<br />
in der Kieler Bucht ging es durch den Nordostseekanal hinaus auf die<br />
Nordsee zur Insel Borkum, wo wir den 11ern zu Ausbildungszwecken behilflich waren.<br />
Ich weiß noch, wie wir morgens bei Sonne und steifem Wind irgendwo vor der Insel<br />
lagen und ich zum erstenmal die Nordsee sah: überraschend grünlich-bräunliches<br />
Wasser, das offenbar recht flach war und viel aufgewühlten Schlick enthielt. Die<br />
Szenerie war viel wilder und kahler, als ich es <strong>von</strong> der vergleichsweise gemütlichen<br />
Ostsee her kannte. An der Küste keine Kurhäuser, Pensionen und Strandkörbe,<br />
stattdessen Pipelines, Raffinerien und Tanker. Borkum ist bei der Marine als die<br />
»Ziegeninsel« bekannt, denn das gesamte seemännische Personal der Ausbildungsreihe<br />
11 absolviert dort seine Grundausbildung. Den 12. und 13.3. verbrachten wir im<br />
Borkumer Hafen (für die dortigen Verhältnisse ein vergleichsweise riesiges Schiff),<br />
wobei wir auch Landgang hatten und uns einmal in den Ort ungefähr am anderen Ende<br />
der Insel begaben. Los war dort nichts um diese Jahreszeit, aber man hatte es mal<br />
gesehen. Dann übten wir zwei Tage lang Seeversorgung mit dem Tanker »Tegernsee«,<br />
bis die Manöver wegen zu hohen Seegangs abgebrochen wurden. Diese Übungen waren<br />
aufregend. Die beiden Schiffe fuhren in der südlichen Nordsee irgendwo draußen vor<br />
den ostfriesischen Inseln parallel nebeneinander her, es wurden Seile herübergeschossen,<br />
mit denen man die schweren Treibstoffschläuche an Bord ziehen konnte, und wenn<br />
sie angeschlossen waren, wurde Treibstoff <strong>von</strong> einem Schiff zum anderen gepumpt. Ich<br />
fand das rauhe Wetter und den Seegang toll, aber die Manöver waren schließlich nicht<br />
mehr sicher durchführbar und wurden eingestellt. Auf der Rückfahrt nach Wilhelmshaven<br />
waren die Wellen noch höher; ich saß eine Zeitlang mit K. im Nav-Raum, uns<br />
beiden war übel, und wir machten Witze über fettige Leberwurstbrote, die wir essen<br />
wollten, und anderes. Am 15. liefen wir in Wilhelmshaven ein, um dann wieder durch<br />
den Kanal nach Kiel zurückzufahren, wo wir am 17.3. morgens eintrafen.<br />
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