25.12.2012 Aufrufe

Bericht von Andreas Brandt - Trossschiff Offenburg

Bericht von Andreas Brandt - Trossschiff Offenburg

Bericht von Andreas Brandt - Trossschiff Offenburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

fiktiven Meldungen untermalt wie z.B.: »Auf dem Radarschirm sind in 200 Meilen<br />

Entfernung feindliche Flugzeuge aufgefaßt worden, so daß mit Luftangriff zu rechnen<br />

ist« und dergleichen. Wenn man Funkwache hatte, konnte man aber meist die Tür <strong>von</strong><br />

innen verriegeln und die Leute draußen Krieg spielen lassen. Schikora hat zu meiner<br />

Zeit nie eine ABC-Maske aufgesetzt.<br />

Andere Übungen waren die Boje-über-Bord-Manöver. Eine Boje wird über Bord<br />

geworfen, die einen Menschen darstellen soll, und der erste Test besteht schon einmal<br />

darin, ob der Posten auf der Schanz sie sieht (wehe, wenn nicht!). Das Schiff muß dann<br />

in kürzestmöglicher Zeit wenden, einen Kutter aussetzen und die Boje wieder an Bord<br />

holen. Im Ernstfall, wenn ein Mensch über Bord geht, zählt dabei jede Minute, denn im<br />

Winter kühlt man im Wasser so schnell aus, daß man sich schon nach 3-4 Minuten (so<br />

hieß es) nicht mehr an irgendwelchen Rettungsgegenständen festhalten kann.<br />

Der März war gut mit Seefahrt angefüllt. Schon wenige Tage nach der Ausbildungsfahrt<br />

in der Kieler Bucht ging es durch den Nordostseekanal hinaus auf die<br />

Nordsee zur Insel Borkum, wo wir den 11ern zu Ausbildungszwecken behilflich waren.<br />

Ich weiß noch, wie wir morgens bei Sonne und steifem Wind irgendwo vor der Insel<br />

lagen und ich zum erstenmal die Nordsee sah: überraschend grünlich-bräunliches<br />

Wasser, das offenbar recht flach war und viel aufgewühlten Schlick enthielt. Die<br />

Szenerie war viel wilder und kahler, als ich es <strong>von</strong> der vergleichsweise gemütlichen<br />

Ostsee her kannte. An der Küste keine Kurhäuser, Pensionen und Strandkörbe,<br />

stattdessen Pipelines, Raffinerien und Tanker. Borkum ist bei der Marine als die<br />

»Ziegeninsel« bekannt, denn das gesamte seemännische Personal der Ausbildungsreihe<br />

11 absolviert dort seine Grundausbildung. Den 12. und 13.3. verbrachten wir im<br />

Borkumer Hafen (für die dortigen Verhältnisse ein vergleichsweise riesiges Schiff),<br />

wobei wir auch Landgang hatten und uns einmal in den Ort ungefähr am anderen Ende<br />

der Insel begaben. Los war dort nichts um diese Jahreszeit, aber man hatte es mal<br />

gesehen. Dann übten wir zwei Tage lang Seeversorgung mit dem Tanker »Tegernsee«,<br />

bis die Manöver wegen zu hohen Seegangs abgebrochen wurden. Diese Übungen waren<br />

aufregend. Die beiden Schiffe fuhren in der südlichen Nordsee irgendwo draußen vor<br />

den ostfriesischen Inseln parallel nebeneinander her, es wurden Seile herübergeschossen,<br />

mit denen man die schweren Treibstoffschläuche an Bord ziehen konnte, und wenn<br />

sie angeschlossen waren, wurde Treibstoff <strong>von</strong> einem Schiff zum anderen gepumpt. Ich<br />

fand das rauhe Wetter und den Seegang toll, aber die Manöver waren schließlich nicht<br />

mehr sicher durchführbar und wurden eingestellt. Auf der Rückfahrt nach Wilhelmshaven<br />

waren die Wellen noch höher; ich saß eine Zeitlang mit K. im Nav-Raum, uns<br />

beiden war übel, und wir machten Witze über fettige Leberwurstbrote, die wir essen<br />

wollten, und anderes. Am 15. liefen wir in Wilhelmshaven ein, um dann wieder durch<br />

den Kanal nach Kiel zurückzufahren, wo wir am 17.3. morgens eintrafen.<br />

16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!