25.12.2012 Aufrufe

Bericht von Andreas Brandt - Trossschiff Offenburg

Bericht von Andreas Brandt - Trossschiff Offenburg

Bericht von Andreas Brandt - Trossschiff Offenburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Aufzug, an dem man rechts vorbei ging), dann ging man rechts weiter an dem großen<br />

Raum entlang und am Ende einen Niedergang hinauf zur Ebene der Offiziere und<br />

Bootsleute im mittleren Schiff, die dort jeweils eigene Decks besaßen. Hier gab es einen<br />

Rundgang (im Rechteck außen um die Decks herum), der mit roten Läufern ausgelegt<br />

war, ebenso in der Mitte einen Quergang, <strong>von</strong> dem aus ein weiterer Niedergang zum<br />

nächsthöheren Ebene führte, auf der unsere Betriebsräume lagen (Funk-, Navigations-<br />

und Signalraum). Unten irgendwo zwischen den Offiziers- und PUO-Decks war die dem<br />

Funkraum nächstgelegene Toilette, wo wir bei Seegang kotzen konnten, sowie die<br />

Schreibstube und das San-Deck. Der Niedergang führte hinauf durch ein verschließbares<br />

Schott in eine Art Vorraum, <strong>von</strong> dem aus man rechts den Signalraum erreichte, links<br />

einen kleinen Stauraum für Fernmeldematerial sowie auf beiden Seiten Außenschotten,<br />

durch die man hinaus an Oberdeck gelangte. Geradeaus nach vorn ging man durch eine<br />

Tür zum Navigationsraum, <strong>von</strong> dem mir hauptsächlich ein großer Kartentisch und eine<br />

Art Couch in Erinnerung ist sowie eine Musikanlage, mit der wir bei Seefahrten den<br />

Leuten unten in der Maschine die Wachen erträglicher machen mußten (sie gaben uns<br />

Cassetten zum Wechseln); links war die Tür zum Funkraum, der auf der Backbordseite<br />

lag, und weiter geradeaus der Aufgang zur Brücke. Der Signalraum war ein sehr kleines<br />

Schapp mit Schiebetür auf der Steuerbordseite. Im hinteren Teil dieses Stockwerks,<br />

hinter den Außenschotten, vielleicht noch weitere Stauräume, an die ich keine klare<br />

Erinnerung habe. Ganz oben, auf dem Dach der Funktionsräume, war das Signaldeck,<br />

sozusagen das Sonnendeck, wo man draußen den besten Überblick hatte; allerdings<br />

hatten wir Funker wie auch die meisten anderen normalerweise dort nichts zu suchen<br />

und waren nur gelegentlich mal oben. – Das gesamte Erscheinungsbild des Schiffes<br />

fand ich plump und häßlich, vor allem der große, schräge Schornstein, der sich im<br />

hinteren Drittel über der wuchtigen Schanz erhob, beleidigte mein Auge. Die Zerstörer<br />

und Fregatten waren natürlich schlanker und schneidiger, aber hier kam es nicht auf<br />

Ästhetik, sondern auf Funktionalität an.<br />

Die Zeit im Hamburg währte etwa sieben Wochen (einschließlich der unbeabsichtigten<br />

Verlängerung, dazu später). Wir wurden im täglichen Abschnittsdienst nach<br />

und nach in unsere Arbeiten eingewiesen. Es gab nicht viel zu tun, aber es wurde uns<br />

alles erklärt, was es irgendwann zu tun geben würde oder könnte. Das Einarbeiten <strong>von</strong><br />

Korrekturen in die Dienstvorschriften (Fernschreib-Adressbücher und dergleichen) war<br />

eine ständige Aufgabe, die wir immer wieder einmal vornahmen, ohne jemals ganz auf<br />

dem neuesten Stand zu sein. Botengänge zur Fernschreibstelle. Wenn das Schiff ins<br />

Trockendock kam, mußte man Toilettenhäuschen an Land benutzen, ziemlich unangenehm.<br />

Nach Dienst konnte man die Gegend besser kennen lernen und gelegentlich<br />

etwas in Hamburg unternehmen. Man ging zu Fuß durch den alten Elbtunnel und kam<br />

bei den Landungsbrücken heraus, dann ging es je nach Ziel mit der S-Bahn weiter. Nach<br />

Dienstschluß war es, wie gesagt, immer schon fast dunkel. Ich besuchte Konzerte in der<br />

Jacobikirche und in der Musikhalle, besuchtre einmal auch einen Freund, der in Hamburg<br />

studierte. Das winterliche Werftgelände faszinierte mich durch seine absolute<br />

Tristesse; es war so auserlesen öde und deprimierend, daß es schon wieder gut war.<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!