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Bericht von Andreas Brandt - Trossschiff Offenburg

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Feuerwehr und ging umsomehr auf die Augen und die Nerven, als einem beim Streichen<br />

noch <strong>von</strong> dem in den Lacken enthaltenen Lösungsmittel schlecht wurde und der Gestank<br />

sich nur langsam verflüchtigte. Immer wieder mußten wir (Th. und ich, die bei einer<br />

Wochenendwache einen Großteil dieser Arbeit machten), das Pönen unterbrechen, um<br />

draußen frische Luft zu schnappen.<br />

Der Funkabschnittsdienst war nicht mehr der Rede wert. Ich zitiere den FMO mit<br />

einer Bemerkung zur Arbeitsverteilung: »Also, Herr <strong>Brandt</strong>, einer <strong>von</strong> uns muß heute<br />

noch diese Vorschrift ins Regal zurückstellen, und einer muß die Seenotfunkboje<br />

aufladen, was <strong>von</strong> beiden wollen Sie übernehmen?« Ich nahm die Vorschrift, er die<br />

Boje, und dann machte jeder wieder seinen eigenen Kram. Das sagte er, nachdem wir<br />

eine halbe Stunde geklönt hatten; er langweilte sich genauso wie ich, ließ sich ab und zu<br />

für ein Schwätzchen im Funkraum blicken und ging dann wieder. Als die anderen<br />

Urlaub hatten (das war vielleicht schon im September in Hamburg), habe ich manchmal<br />

die Funkraumtür <strong>von</strong> innen verriegelt und gelesen, geschrieben oder sogar geschlafen. –<br />

Bei den Wochenendwachen gingen wir dazu über, drei statt zwei Stunden auf einmal zu<br />

gehen, um dafür nur zwei- satt dreimal pro Tag dran zu sein und dazwischen längere<br />

Freiwachen zu haben. In den lauen Sommernächten war das besser erträglich, als es im<br />

Winter gewesen wäre, und obwohl drei Stunden am Stück zu gehen hart war,<br />

verbesserte es doch den Komfort ein wenig, man konnte besser schlafen und tagsüber<br />

die freie Zeit an Bord besser nutzen.<br />

Mittlerweile stellte ich mich auf die Zeit nach dem Wehrdienst ein, bewarb mich<br />

wohl noch vor dem Krankenhausaufenthalt für den Studienplatz, der mir dann am<br />

28./29. August Sonderurlaub zur Immatrikulation verschaffte. Dieser Sonderurlaub fiel<br />

mit einer Übungsfahrt (ISEX Westbalt, Ankern Olpenitz) zusammen, die ohne mich<br />

stattfand. Als ich vormittags zurück war und die »<strong>Offenburg</strong>« beim Einlaufen in Kiel<br />

beobachtete (nochmal ein ganz neuer Anblick), wußte ich noch nicht, daß es mal wieder<br />

eine Kollision bei der Seeversorgung gegeben hatte, diesmal mit dem Troßschiff<br />

»Lüneburg«, was einen neuen Werftaufenthalt notwendig machte. Damit war die<br />

Perspektive für den Rest der Zeit vorgegeben: Hamburg Norderwerft. Außerdem waren<br />

Läuse aufgetreten, und die ganze Besatzung mußte auf Läuse hin untersucht werden.<br />

Wir standen vor dem San-Deck Schlange und traten einzeln ein; der San-Meister, der<br />

die Untersuchung durchführen mußte, war darum nicht zu beneiden.<br />

Auch den Transit nach Hamburg am 3./4. September – wieder durch den Kanal und<br />

wieder zur Norderwerft, wo im Januar alles angefangen hatte – erlebte ich nicht mit,<br />

weil ich meinen restlichen regulären Urlaub nahm (Freitag 31.8. nach Dienstschluß war<br />

ich weg). Als der Urlaub um war, ging es nach Hamburg zu der mir schon bekannten<br />

Werft, um die allerletzten zwei Wochen meiner Dienstzeit abzureißen, die nicht mehr<br />

aufregend waren, sondern mich fast nur noch anödeten. Das Schiff lag zeitweilig an der<br />

Außenseite eines Docks, dann wieder an der Pier, nebenan der große Tanker »Spessart«<br />

aus unserem Geschwader, den wir gut kannten. Einmal konnten wir zusehen, wie sie ihn<br />

etwas unvorsichtig ins Dock schleppten und dabei eine kleine Kollision verursachten,<br />

bei der am Dock etwas verbogen wurde. Ansonsten langweilten wir uns fast nur noch.<br />

Außer Reinschiff, Abschnittsblähen, Wachegehen und Gammeln spielte sich nichts<br />

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