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Wilfried Härle: Vertrauenssache (Leseprobe)

»Glaube« bedeutet sowohl festes Vertrauen als auch eine nicht beweisbare Vermutung. Diese beiden Elemente machen miteinander die Besonderheit von »glauben« aus. Vom Beginn unseres Lebens an sind wir darauf angewiesen, auf Menschen und Botschaften zu vertrauen, für deren Glaubwürdigkeit wir keine Beweise haben. Auch die Wissenschaft basiert letztlich auf Glaubensüberzeugungen. Beim Glauben an Gott aber geht es darum, das ganze Leben einer unsichtbaren Macht anzuvertrauen. Das ist nicht immer leicht, Zweifel können aufkommen. Wilfried Härle ist in ganz Deutschland bekannt für seine dem Menschen nahe und darum verständliche Theologie. Erneut legt er ein packendes Werk vor, das Zerreißproben zwischen Glaube und Zweifel nicht auslässt. Aber es zeigt auch, wie Zweifel den Glauben reinigen kann und Glaube als Gottvertrauen sich gerade in schweren Zeiten als tragfähig erweist.

»Glaube« bedeutet sowohl festes Vertrauen als auch eine nicht beweisbare Vermutung. Diese beiden Elemente machen miteinander die Besonderheit von »glauben« aus. Vom Beginn unseres Lebens an sind wir darauf angewiesen, auf Menschen und Botschaften zu vertrauen, für deren Glaubwürdigkeit wir keine Beweise haben. Auch die Wissenschaft basiert letztlich auf Glaubensüberzeugungen. Beim Glauben an Gott aber geht es darum, das ganze Leben einer unsichtbaren Macht anzuvertrauen. Das ist nicht immer leicht, Zweifel können aufkommen.
Wilfried Härle ist in ganz Deutschland bekannt für seine dem Menschen nahe und darum verständliche Theologie. Erneut legt er ein packendes Werk vor, das Zerreißproben zwischen Glaube und Zweifel nicht auslässt. Aber es zeigt auch, wie Zweifel den Glauben reinigen kann und Glaube als Gottvertrauen sich gerade in schweren Zeiten als tragfähig erweist.

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3. Kapitel: Was meinen Menschen, wenn sie von „Gott“ reden?<br />

Trost, Halt, Orientierung und Erfüllung erfahren bzw. erlebt<br />

wird.<br />

Das schließt an die Selbstvorstellung Gottes an, wie sie<br />

Mose laut Ex 3,14 zuteilwird, der von Gott beauftragt<br />

wurde, das Volk Israel aus der ägyptischen Knechtschaft<br />

herauszuführen. Auf die Frage, wie der Name des Gottes<br />

lautet, der ihm diesen Auftrag erteilt und der verheißt, Israel<br />

in die Freiheit zu führen, bekommt Mose von Gott die<br />

Antwort: „,Ich werde sein, der ich sein werde‘, … der hat<br />

mich zu euch gesandt.“ Der jüdische Religionsphilosoph<br />

Martin Buber (1878–1965) hat diese Stelle wohl noch genauer<br />

mit den Worten übersetzt: „Ich werde dasein, als der<br />

ich dasein werde. Und er sprach: … ICH BIN DA schickt<br />

mich zu euch.“ Das ist die merkwürdige Erklärung des<br />

Jahwe-Namens, die sowohl die Verlässlichkeit als auch die<br />

Gegenwart Gottes zum Ausdruck bringt, sich aber jeder begrifflichen<br />

oder bildlichen Festlegung entzieht. Dazu passt<br />

auch die Form der Gottesbegegnung, die dem Propheten<br />

Elia am Berg Horeb zuteilwird, an der zunächst drei Mal<br />

deutlich wird, worin er Gott nicht finden kann, bevor es<br />

zur wirklichen Begegnung mit Gott kommt:<br />

„Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den<br />

Herrn! Und siehe, der Herr ging vorüber. Und ein großer, starker<br />

Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem<br />

Herrn her; der Herr aber war nicht im Winde. Nach dem Wind<br />

aber kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben.<br />

Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht<br />

im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. 84<br />

Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und<br />

ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle.“ (1Kön 19,11–13)<br />

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