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Wilfried Härle: Vertrauenssache (Leseprobe)

»Glaube« bedeutet sowohl festes Vertrauen als auch eine nicht beweisbare Vermutung. Diese beiden Elemente machen miteinander die Besonderheit von »glauben« aus. Vom Beginn unseres Lebens an sind wir darauf angewiesen, auf Menschen und Botschaften zu vertrauen, für deren Glaubwürdigkeit wir keine Beweise haben. Auch die Wissenschaft basiert letztlich auf Glaubensüberzeugungen. Beim Glauben an Gott aber geht es darum, das ganze Leben einer unsichtbaren Macht anzuvertrauen. Das ist nicht immer leicht, Zweifel können aufkommen. Wilfried Härle ist in ganz Deutschland bekannt für seine dem Menschen nahe und darum verständliche Theologie. Erneut legt er ein packendes Werk vor, das Zerreißproben zwischen Glaube und Zweifel nicht auslässt. Aber es zeigt auch, wie Zweifel den Glauben reinigen kann und Glaube als Gottvertrauen sich gerade in schweren Zeiten als tragfähig erweist.

»Glaube« bedeutet sowohl festes Vertrauen als auch eine nicht beweisbare Vermutung. Diese beiden Elemente machen miteinander die Besonderheit von »glauben« aus. Vom Beginn unseres Lebens an sind wir darauf angewiesen, auf Menschen und Botschaften zu vertrauen, für deren Glaubwürdigkeit wir keine Beweise haben. Auch die Wissenschaft basiert letztlich auf Glaubensüberzeugungen. Beim Glauben an Gott aber geht es darum, das ganze Leben einer unsichtbaren Macht anzuvertrauen. Das ist nicht immer leicht, Zweifel können aufkommen.
Wilfried Härle ist in ganz Deutschland bekannt für seine dem Menschen nahe und darum verständliche Theologie. Erneut legt er ein packendes Werk vor, das Zerreißproben zwischen Glaube und Zweifel nicht auslässt. Aber es zeigt auch, wie Zweifel den Glauben reinigen kann und Glaube als Gottvertrauen sich gerade in schweren Zeiten als tragfähig erweist.

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Vorwort<br />

Christentum die Quelle verloren, aus der es lebt. Dieses<br />

Verständnis der Bibel teile ich mit Martin Luther (1483–<br />

1546) und zahllosen anderen Menschen. Wie das zu verstehen<br />

und zu begründen ist, hat Martin Luther in einer seiner<br />

Vorreden zu den Briefen des Neuen Testaments mit<br />

folgenden Worten ausgedrückt:<br />

„Darin stimmen alle rechtschaffenen heiligen Bücher [sc. des<br />

Neu en Testaments] überein, dass sie allesamt Christum predigen<br />

und treiben, Auch ist das der rechte Prüfstein, alle Bücher zu<br />

tadeln, wenn man sieht, ob sie Christum treiben oder nicht … Was<br />

Christum nicht lehrt, das ist nicht apostolisch, wenn es gleich<br />

St. Petrus oder Paulus lehrt. Wiederum was Christum predigt,<br />

das wäre apostolisch, wenn es gleich Judas, Hannas, Pilatus und<br />

Herodes täte.“ 1<br />

Was darin zum Ausdruck kommt, ist die Vor- und Überordnung<br />

Jesu Christi gegenüber der Bibel als der Heiligen<br />

Schrift des Christentums. Diese Rangfolge ergibt sich insofern<br />

aus der Bibel selbst, als diese davon ausgeht, dass Gott<br />

sich nicht durch ein Buch, sondern durch Menschen offenbart,<br />

letztgültig durch den, den das Neue Testament<br />

und die christliche Kirche als den Sohn Gottes bekennen:<br />

Jesus Christus, das menschgewordene Wort Gottes. 2<br />

1) M. Luther, WA DB 7,385,25–32 (sprachlich leicht geglättet, wie auch bei<br />

den anderen deutschen Lutherzitaten in diesem Buch). Ähnlich bringt<br />

Luther das Verhältnis zwischen Christus und der Bibel in seiner Disputation<br />

über den Glauben aus dem Jahr 1535 zum Ausdruck: „Wenn die Gegner<br />

die Schrift gegen Christus treiben, dann treiben wir Christus gegen<br />

die Schrift. Wir haben den Herrn, sie die Knechte, wir das Haupt, sie die<br />

Füße oder Gliedmaßen, über die das Haupt herrschen und denen es vorgeordnet<br />

werden soll.“ (LDStA 2,409,12-16)<br />

VI

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