02.09.2022 Aufrufe

Klaus Hock | Claudia Jahnel (Hrsg.): Theologie(n) Afrika (Leseprobe)

Das Diskursfeld »Theologie(n) Afrika« ist geprägt durch Begriffe, die nicht nur Theologien generieren und Theologiegeschichte gemacht haben, sondern auch Wissen und Bedeutung konstruieren, Erfahrung strukturieren sowie Verstehen und Denken organisieren und steuern. Die Beiträge des vorliegenden Bandes befassen sich mit zentralen Termini und Konzeptionen in diesem Diskursfeld und zeichnen ihre jeweilige Geschichte nach. Dabei geht es um die Historisierung des jeweiligen Begriffs, den Aufweis seines konstruktivistischen Charakters und den Bedeutungswandel, den er im Kontext des weiteren Begriffsfeldes durchlaufen hat. Diskutiert werden die exemplarisch ausgewählten Termini Afrika, Afrikanische Unabhängige Kirchen, Authentizität, Bildung, Entwicklung, Gott, Islam, Leben, Macht, Migration.

Das Diskursfeld »Theologie(n) Afrika« ist geprägt durch Begriffe, die nicht nur Theologien generieren und Theologiegeschichte gemacht haben, sondern auch Wissen und Bedeutung konstruieren, Erfahrung strukturieren sowie Verstehen und Denken organisieren und steuern.
Die Beiträge des vorliegenden Bandes befassen sich mit zentralen Termini und Konzeptionen in diesem Diskursfeld und zeichnen ihre jeweilige Geschichte nach. Dabei geht es um die Historisierung des jeweiligen Begriffs, den Aufweis seines konstruktivistischen Charakters und den Bedeutungswandel, den er im Kontext des weiteren Begriffsfeldes durchlaufen hat.
Diskutiert werden die exemplarisch ausgewählten Termini Afrika, Afrikanische Unabhängige Kirchen, Authentizität, Bildung, Entwicklung, Gott, Islam, Leben, Macht, Migration.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Afrika</strong>nische Unabhängige Kirchen 61<br />

Kongo – eine Auftragsstudie für den ÖRK – zielt darauf ab, deren Ökumenetauglichkeit<br />

zu erfassen. Sie porträtiert AUK als »die afrikanische Ausprägung des<br />

christlichen Glaubens« und als mögliche Inspirationsquelle für »Neuansätze in<br />

den Kirchen des Westens«. 27 Die ökumenische Perspektive insgesamt zielt also<br />

darauf ab, AUK mit und trotz ihrer kirchlichen Eigenheit als Teil der ökumenischen<br />

Bewegung zu akzeptieren. Noch 1987 verstärkt Becken diese ökumenische<br />

Absicht mit seinem Eintrag zu <strong>Afrika</strong>nischen Unabhängigen Kirchen im Lexikon<br />

Missionswissenschaftlicher Grundbegriffe. 28 Mit diesem Artikel ist die endgültige<br />

Durchsetzung des Unabhängigkeitsbegriffs in der deutschsprachigen Forschung<br />

erreicht. Inhaltlich aber verdeckt er schwelende Debatten.<br />

<strong>Afrika</strong>nität<br />

Zu den Mitverfassern des ökumenischen Einstiegswerks von 1963 gehört auch<br />

Harold Turner, der gerade seine Feldforschung zu den sog. Aladura- (Gebets-)<br />

Kirchen in Westafrika durchführt. 29 Auf Turner geht wenig später die erste Definition<br />

von AUK zurück. 1967 definiert Turner AUK nachhaltig als: »a church<br />

which has been founded in Africa, by Africans, and primarily for Africans«. 30<br />

Indem Turner den Kirchenbegriff stärkt, rückt er AUK in die Kirchengeschichte<br />

<strong>Afrika</strong>s ein. Zudem entdramatisiert er den kursierenden Synkretismusverdacht<br />

wie die postchristliche Positionierung gegenüber AUK. Zweifelsohne ist der identitätspolitisch<br />

aufgeladene Begriff der Unabhängigkeit en vogue mit den turbulenten<br />

Aufbrüchen in der afrikanischen Staatenwelt der 1960er Jahre. Entscheidend<br />

aber ist, dass der Begriff des kirchlichen Indepentismus durch eine multipel<br />

konnotierte <strong>Afrika</strong>klammer zusammen gehalten wird. Der »<strong>Afrika</strong>-Code« erfährt<br />

eine dreifache Zuordnung: er bezieht sich geographisch auf einen afrikanischen<br />

Gründungort, historisch auf eine afrikanische Ekklesiogenese und soziologisch<br />

auf eine afrikanische Mitgliedschaft. Diesem starken <strong>Afrika</strong>-Geflecht vermag sich<br />

die AIC-Forschung hinfort nur schwer zu entwinden. Seither verdichtet sich ein<br />

<strong>Afrika</strong>nitätsdiskurs, durch den Entstehungsgeschichte, Verlaufsformen und auch<br />

<strong>Theologie</strong>bildungen – der ökumenischen Absicht entgegen – herausgebrochen<br />

werden aus der allgemeinen Christentumsgeschichte.<br />

27<br />

Marie-Louise Martin, Kirche ohne Weisse: Simon Kimbangu und seine<br />

Millioenenkirche im Kongo, Basel 197, 13.<br />

28<br />

Vgl. Hans-Jürgen Becken, »<strong>Afrika</strong>nische Unabhängige Kirchen«, in: Karl Müller/<br />

Theo Sundermeier (Hg.), Lexikon Missionstheologischer Grundbegriffe, Berlin 1987, 16–<br />

19.<br />

29<br />

Vgl. seine zweibändige Monographie: African Independent Church, Vol. I: The Church<br />

of the Lord (Aladura), Vol. II: The Life and Faith of the Church of the Lord (Aladura), Oxford<br />

1967.<br />

30<br />

Harold W. Turner, A Typology for African Religious Movements, JRA 1 (1967) 1,<br />

1–34, hier 17.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!