FOCUS-MONEY_2022-37_Vorschau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Franken trumpft auf<br />
Das Unterschreiten der Parität von Euro zum<br />
Franken deutete sich schon länger an. Doch seit<br />
Mai <strong>2022</strong> setzte eine Beschleunigung ein.<br />
Quelle: Bloomberg<br />
Die Währungszeitenwende. Der historische Wendepunkt<br />
war am 30. Juni <strong>2022</strong> erneut erreicht, als selbst die Parität<br />
flöten ging und der Franken den dahinschmelzenden<br />
Euro „überholte“. In der Geschichte des EUR/CHF-Verhältnisses<br />
gab es das bis dahin nur ein einziges Mal, als Anfang<br />
2015 die Schweizer Nationalbank (SNB) die „Frankenfreigabe“<br />
erteilte und den Mindestwechselkurs von 1,20 Franken<br />
für einen Euro auflöste. Damals schnellte der Franken nach<br />
oben und war kurzfristig mehr wert als ein Euro. Doch die<br />
SNB intervenierte und kaufte für Milliardensummen Euros,<br />
um die eigene Währung wieder zu schwächen und der exportorientierten<br />
Schweizer Wirtschaft nicht zu schaden.<br />
Dass die Notenbanker dem Höhenflug des Franken in der<br />
jetzigen Phase etwas entgegensetzen, ist dagegen auszuschließen.<br />
Vielmehr tolerieren sie das Erstarken aus zweierlei<br />
Gründen. Zum einen können die Unternehmen der rohstoffarmen<br />
Schweiz die stark gestiegenen Weltmarktpreise<br />
für Metalle, Öl und Gas (in Dollar) und Importgüter aus der<br />
Euro-Zone besser bedienen. Zum anderen wehren sich die<br />
Schweizer selbst gegen eine gestiegene Inflation. Denn: Die<br />
August-Werte von 3,5 Prozent stellten die höchsten Teuerungsraten<br />
seit 1993 dar. Deshalb wird die SNB voraussichtlich<br />
– wie bereits im Juni – nochmals zum Instrument eines<br />
steigenden Leitzinses greifen, was dem Franken weiteren Rückenwind<br />
verleihen dürfte. Allerdings befindet sich die dortige<br />
Inflation in einer erträglicheren Dimension als in Deutschland<br />
(August: 7,9 Prozent) oder in der Euro-Zone (9,1 Prozent),<br />
wo die Prognosen bereits zweistellige Werte erreichen.<br />
Euro-Abwärtsspirale intakt. Der Trend beim Währungspaar<br />
scheint sich also zu verstetigen. Mehr als ohnehin schon,<br />
schließlich hat der Franken seit mittlerweile über zwei Monate<br />
die Nase gegenüber dem Euro vorn. Das Umtauschverhältnis<br />
zum 31. August: 0,97 Franken für einen Euro. Dass die<br />
Zieht der Schweizer Franken davon?<br />
Der Niedergang des Euro gegenüber dem Franken lässt<br />
sich erklären: Die Schweizer Notenbank steuerte bei<br />
weniger Inflation früher dagegen und setzte den Leitzins<br />
rauf. Das zögerliche Handeln der EZB schwächt den Euro.<br />
Monat<br />
durchschnittlicher<br />
Wechselkurs<br />
EUR/CHF<br />
Inflation in %<br />
(zum Vorjahresmonat)<br />
Leitzinsen in %<br />
Euro-Zone Schweiz Euro-Zone Schweiz<br />
Januar 1,040 5,1 1,6 0,0 – 0,75<br />
Februar 1,046 5,9 2,2 0,0 – 0,75<br />
März 1,024 7,4 2,4 0,0 – 0,75<br />
April 1,021 7,4 2,5 0,0 – 0,75<br />
Mai 1,035 8,1 2,9 0,0 – 0,75<br />
Juni 1,024 8,6 3,4 0,0 – 0,25<br />
Juli 0,987 8,9 3,4 0,5 – 0,25<br />
August 0,969 9,1 3,5 0,5 –0,25<br />
... ... ... ... ... ...<br />
Prognose 2023 0,900 2) 4,5 1) 2,1 1) 1,5 1) 0,75 2)<br />
Quellen: EZB, Schweizer Nationalbank, ZEW, UBS;<br />
1)<br />
Gesamtjahr, 2) Zinsprognose zum Halbjahr 2023<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>37</strong>/<strong>2022</strong><br />
17