J-Magazin_9_2022
Das Magazin des Jugendrotkreuzes zur humanitären Bildung. Ausgabe 9, September 2022: Themenschwerpunkt "Können wir Krise? So fit sind wir für die Vielfalt."
Das Magazin des Jugendrotkreuzes zur humanitären Bildung.
Ausgabe 9, September 2022: Themenschwerpunkt "Können wir Krise? So fit sind wir für
die Vielfalt."
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Fotos: stock.adobe.com/pressmaster; ÖJRK/Johannes Brunnbauer; BMI (2)<br />
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„Wer viel fährt, fährt gut!“<br />
Für Christoph Gummerer von der Landespolizeidirektion Salzburg ist eine frühe<br />
Auseinandersetzung mit den Regeln des Straßenverkehrs unabdingbar.<br />
Interview: Michael Achleitner<br />
Herr Gummerer, Sie sind bei der<br />
Polizei Salzburg mit der Koordination<br />
der Verkehrserziehung<br />
betraut. Was sind Ihre Aufgaben?<br />
Als Koordinator für Verkehrserziehung<br />
sehe ich mich als Servicestelle für 110<br />
Schulverkehrserzieher*innen im Bundesland<br />
Salzburg. Die ständige Aus- und Weiterbildung<br />
der Kolleg*innen ist für ein<br />
professionelles Auftreten in der Schulklasse<br />
unverzichtbar. Natürlich nehme ich<br />
auch selbst im Rahmen der Freiwilligen<br />
Radfahrprüfung und der Verkehrserziehung<br />
Termine mit Schulklassen wahr, um<br />
den Kontakt mit den Schüler*innen nicht<br />
zu verlieren und wertvolles Feedback von<br />
den Kindern zu erhalten. Die Lehrinhalte<br />
und Methoden bedürfen ständiger Beobachtung<br />
und Anpassung.<br />
Warum ist Ihnen das Thema<br />
Verkehrserziehung ein besonderes<br />
Anliegen?<br />
Kinder sind die schwächste Gruppe unter<br />
den Verkehrsteilnehmer*innen, ihr besonderer<br />
Schutz ist zwar gesetzlich in der<br />
Straßenverkehrsordnung verankert, eine<br />
adäquate Ausbildung zu selbstständigen<br />
Verkehrsteilnehmer*innen im schrittweisen<br />
Erlangen von Kompetenzen ist jedoch<br />
unverzichtbar. Als Polizist kann ich Eltern<br />
und Pädagog*innen bei der Vermittlung<br />
der verkehrsbezogenen Kulturfertigkeiten<br />
punktuell unterstützen.<br />
Warum sollten Eltern ihre Kinder<br />
nicht mit dem Auto in die Schule<br />
bringen?<br />
Gerade im Nahbereich der Schule steht<br />
nicht unbegrenzt Verkehrsfläche zur Verfügung,<br />
wodurch es regelmäßig zu gefährlichen<br />
Situationen durch sog. Elterntaxis<br />
kommt. Beim Reversieren und Wenden<br />
nehmen die Lenker*innen Kinder schlecht<br />
wahr – unter anderem auch, weil immer<br />
größere Autos gefahren werden. Hier gibt<br />
es schon sehr erfolgreiche Konzepte – die<br />
Elternhaltestelle beispielsweise, von der<br />
aus die Kinder zumindest die letzten 300<br />
Meter zu Fuß gehen dürfen.<br />
Warum ist es so wichtig, dass<br />
möglichst früh mit der Radfahrausbildung<br />
begonnen wird?<br />
Je früher ein Gefahrenbewusstsein gebildet<br />
wird, desto besser können die Kinder<br />
zwischen realen und abstrakten Gefähr-<br />
Christoph Gummerer vermittelt Kindern die Regeln<br />
des Straßenverkehrs.<br />
dungssituationen unterscheiden und auch<br />
entsprechend reagieren. Anders ausgedrückt:<br />
Wer viel fährt, fährt gut, wer gut<br />
fährt, fährt gern, und wer gern fährt, fährt<br />
viel. Es liegt meiner Meinung nach in der<br />
Verantwortung der Eltern, den Kindern<br />
das Radfahren als elementare Kulturfertigkeit<br />
beizubringen.<br />
Wie können die Kinder in der Praxis<br />
für die Radfahrprüfung üben?<br />
Der praktische Teil, also das Radfahren, ist<br />
Sache der Eltern. Im Schulbetrieb denke<br />
ich an Übungen im „Trockentraining“ im<br />
Rahmen des Turnunterrichtes, um das<br />
Gleichgewichtsempfinden zu trainieren.<br />
Wie konnten die Schüler*innen in der<br />
Corona-Zeit auf die Radfahrprüfung<br />
vorbereitet werden?<br />
Da die Verkehrserzieher*innen diese<br />
Funktion neben ihrer Tätigkeit im polizeilichen<br />
Regeldienst ausüben, ist es ihnen<br />
immer auch ein persönliches Anliegen,<br />
den Kindern die Grundlagen zu vermitteln.<br />
In der – auch im polizeilichen Leben<br />
– herausfordernden Zeit der Pandemie<br />
konnten Wege gefunden werden, um mit<br />
den Schüler*innen in Kontakt zu treten.<br />
Besonders im urbanen Raum etwa konnte<br />
die Klasse mittels Videozuschaltung erreicht<br />
und eine Kommunikation zwischen<br />
Schüler*innen und Verkehrserzieher*innen<br />
aufgebaut werden.<br />
Das <strong>Magazin</strong> des Österreichischen Jugendrotkreuzes zu humanitärer Bildung