07.09.2022 Aufrufe

J-Magazin_9_2022

Das Magazin des Jugendrotkreuzes zur humanitären Bildung. Ausgabe 9, September 2022: Themenschwerpunkt "Können wir Krise? So fit sind wir für die Vielfalt."

Das Magazin des Jugendrotkreuzes zur humanitären Bildung.
Ausgabe 9, September 2022: Themenschwerpunkt "Können wir Krise? So fit sind wir für
die Vielfalt."

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SCHWERPUNKT<br />

6<br />

Fotos: AdobeStock<br />

Seelen für die<br />

Intensivstation<br />

Fotos: stock.adobe.com: Lydia Geissler, Halfpoint, czarny_bez<br />

Die Anzahl traumatisierter<br />

Kinder in den Schulen ist<br />

unbekannt. Manche fallen<br />

durch ihr Verhalten auf,<br />

manche sind fast unsichtbar.<br />

Von Christina Hager<br />

Krieg und Flucht, Gewalterfahrungen<br />

im unmittelbaren Umfeld, Katastrophen,<br />

Unfälle sowie der Verlust enger Angehöriger<br />

können Traumata hervorrufen.<br />

Das aus dem Griechischen stammende<br />

Wort Trauma bedeutet Wunde oder Verletzung.<br />

Hier ist von schweren psychischen<br />

Verletzungen die Rede.<br />

Der Stress traumatisierender Situationen<br />

führt zur massiven Ausschüttung von<br />

Stresshormonen, von denen das Cortisol –<br />

bei hohen Werten und über längere Zeit<br />

hinweg – neurotoxisch wirkt, d. h. Gehirnzellen<br />

zerstört. Außerdem sind Anpassungs-<br />

und Reaktionsmuster, die aus<br />

Bereichen des Gehirns gesteuert werden,<br />

die Vernunft und Emotionen beeinflussen<br />

– nämlich aus kortikalen und subkortikallimbischen<br />

Regionen –, nicht mehr abrufbar.<br />

Bei Kindern und Jugendlichen können<br />

sich bei der Traumatisierung aktivierte<br />

archaische Verhaltensmuster wie Flucht,<br />

Erstarrung, Dissoziation, Unterwerfung<br />

oder Angriff gegenüber höher entwickelten<br />

Mustern durchsetzen. Sie bestimmen<br />

dann Denken, Fühlen, Wahrnehmen,<br />

Körperreaktionen, Beziehungs- und Leistungsverhalten.<br />

Häufig kommt es zu einer<br />

posttraumatischen Belastungsstörung.<br />

Aspekte der traumatisierenden Situation<br />

werden dann wieder und wieder erlebt<br />

(dieses Phänomen heißt Flashback). Betroffene<br />

leiden unter Schlafstörungen und<br />

erhöhter Reizbarkeit, haben Konzentrationsstörungen,<br />

sind aggressiv und übermäßig<br />

schreckhaft. Auch Gefühle wie Angst,<br />

Scham, emotionale Stumpfheit, Entfremdung,<br />

Depression, Teilnahmslosigkeit und<br />

Gleichgültigkeit gehören zum posttraumatischen<br />

Symptomenkomplex.<br />

Wären traumatisierte Kinder<br />

körperlich in der Verfassung, die<br />

ihrer seelischen entspricht – sie<br />

lägen auf der Intensivstation.<br />

Allen diesen Symptomen sind traumatisierte<br />

Menschen hilflos ausgeliefert, sie<br />

können sie nicht willentlich beeinflussen.<br />

Sinneseindrücke, die mit der Traumasituation<br />

in Verbindung stehen (Geräusche,<br />

Gesichter, Gerüche, Bewegungen, …),<br />

können als Trigger wirken und lösen dann<br />

Das <strong>Magazin</strong> des Österreichischen Jugendrotkreuzes zu humanitärer Bildung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!