12 Kita als weltoffenes DorfNEUWie gelingen gute Kitas?Die Kita als eine Art weltoffenes Dorf zu sehen, das war zunächst einspielerischer Einfall. Dann ein Gedankenspiel mit weitreichendenFolgen. Seit mehr als drei Jahren ermöglicht es Kitateams, sich in einerzusammenhängenden Bilderlandschaft zu bewegen und dadurch dieVerbindungen zwischen allen Kitathemen erkennbar und praktischnutzbar zu machen.Mittlerweile wurde Kita als weltoffenes Dorf zu einem facettenreichenEntwicklungskonzept, das sich ständig erweitert.Es lädt dazu ein, das pädagogische Labyrinth zu verlassen. Es verlocktmit seinem Reichtum an Metaphern, mit zahlreichen Methoden undkreativen Praxisanregungen für alle am Kitaleben Beteiligten. Dassystemische und spielerische Herangehen tut den Beteiligten gut, wirktordnend. Es passt zu unterschiedlichsten pädagogischen Ansätzenund ermutigt Teams, ihren eigenen Entwicklungsbedürfnissen zufolgen. Das Buch macht es leicht, Kita als Ganzes zu sehen, ihreKomplexität entspannt wahrzunehmen und Kitaqualität nachhaltigweiterzuentwickeln – mit ebenso viel Ernsthaftigkeit wie Humor.Die Kita als weltoffenesDorf – Vom Gedankenspielzum Entwicklungskonzept ∫Dorothee Jacobs ∫1. Auflage 2020 ∫328 Seiten, mit zahlreichenAbbildungen, vierfarbig,broschiert ∫ISBN 978-3-945810-93-429,90 Euro, zzgl. Versand
Irgendwann ist der ZeitpunktWege inS DorFgekommen, sich eingehend mitden Potentialen der Menschenim Dorf zu befassen. zustellen Schon um und deren Potentiale neugierig zu erforschen.Dennoch der kann das eine oder andere Fraeigenen Fragenraum.Schlüsselfragen bezeichnet. Sie (er)öffnen einendem Irrtum vorzubeugen,Weg zur Kita als weltoffenesgengeschenk von außen willkommen sein.Unter all den Fragen, die spontan entstehen,wenn ein Team darüber nachdenkt, wieDorf sei vor allem eine Mittlerweile Frage habe ich einen ganzen Dorffragenfundusin einer Schatulle gesammelt und die eigenen Kita zum weltoffenen Dorf werdenvon Infrastruktur, Ausstattung,Raum- und Zeitgestaltung. nutze ihn mal ausgiebig, mal gar nicht.könnte, gibt es immer solche, die nur beantwortetwerden können, wenn die darin enthaltenenBei einigen Kitateams, diemisstrauisch waren, weil sie einschlägigeVorerfahrungen gemachtSchlüsselfragen geklärt sind.hatten, und befürchteten, Gern lade dass ich bei ihnen KitaalsDorfWerkstätten dazu Drei Beispiele für Schlüsselfragen:wieder etwas übergestülpt ein, der wird, eigenen setzte Neugier ich und Verblüffung nachzugehen,den Anfang. jedes innere Das Signal „Hä?“ ernst zu nehmen • Vertrauen wir in die Selbstbildungsstratediese Arbeitsphase anist weichenstellend: und Alle auszusprechen, gehören mit ihrem jedes einzigartigenDenken, Wissen, men und Fühlen, in eine Können präzise und Frage umzuwandeln.Stutzen wahrzunehgiender Kinder?Handeln dazu. Durch „Hä? ihre Wie Individualität kann ein machen Kind sich an Haus Entscheidungenzu dem, beteiligen, was es wenn ist. es gar nicht „Raumgestaltung“ weiß, welche zu an bleiben. einem Wenn Strang es ziehen? Ihnenund dem Kita-Dorf-Vergleich • Wollen wir als beim heterogenes Thema Team wirklichsie das Kitadorf erstEntscheidungen anstehen, wo und ebenso wie sie geht, getroffendas werden?“ selbstverständlich „Hä? Welche ist, Rolle springen haben und dann bei „Räume • Darf entwickeln“ es bei uns Öffnung – Seite und Gruppenkönnen Sie dieses Kapitel über-Bei Teams, denenempfiehlt es sich, nach eigentlich einer Runde die Eltern durch im das Dorf?“ 169 „Hä? – weiterlesen. Das soll geben?unser Garten sein? Der sieht ja aus wie ein Tennisplatz.“Ungeklärte Schlüsselfragen wirken wie Klötze102 103Spontane Verblüffung über Ungeklärtes am Bein. Permanent behindern sie kreative Prozesseund schaffen ein Klima von Ironie, Pesoder plötzlich nicht mehr Nachvollziehbares istder beste Ausgangspunkt für Veränderungen. simismus und stressgetarnter Überforderung.Kommen Fragen direkt aus dem Bauch, ist die Einfach deshalb, weil unklar ist, worum es iminnere Beteiligung hoch.Grunde geht und was im Mittelpunkt einerLösung stehen soll.Geklärte Schlüsselfragen hingegen gleichender Rampe beim Skispringen. Wenn alle Mitgliederin den wesentlichen Fragen auf derselbenKann sich eine Kleingruppe vor lauter Fragennicht entscheiden, empfiehlt es sich, die Fragen Piste angekommen sind, erhält das Team maximalenAufschwung und Orientierung.zu bündeln und zu hierarchisieren: WelcheFragen gehören zu einer Fragenfamilie? WelcheFrage hat Schlüsselpotential?Da Kita als weltoffenes Dorf ein Entwicklungskonzeptder Vielfalt ist, gesteht es allen pädagoFragen, die im Zentrum vieler Detailfragenstehen, werden in Beratungsprozessen oft als gischen Mitarbeiter*innen Individualität undIn den vorangegangenen Kapiteln lud ich dazuein, über die unterschiedlichen Menschengruppenim Kitadorf zu reflektieren. Es ging darum,die Bewohner*innen in Bezug zum ganzen Dorfwahrzunehmen. Den Abschluss bildete ein Blickauf die Kitaleiter*innenpersönlichkeit und dieAuseinandersetzung mit der eigenen Rolle in derLeitungsposition. Ein ähnliches Kapitel überAnreize zur persönlichen Entwicklung und Reflexionder Erzieher*innen böte sich an, doch eswürde den Rahmen des Buches sprengen. Ichkonzentriere mich auf die Teamentwicklung, diebei Veränderungsprozessen viel Pflege braucht.128 129Eigensinn zu. Damit verknüpft ist die Erwartung,dass alle offen mitmischen, die Dorfregelngemeinsam entwickeln, Schlüsselfragen stellen,beantworten und sich an die Verabredungenhalten, die das Ganze tragen – siehe Seite 103:die Menschen im Kitadorf.Es gibt Situationen, in denen einige tatenhungrigeKolleg*innen vor allen Dingen ein knackiges,motivierendes Erfolgserlebnis brauchen. Keinetiefgründige Schlüsselfragenphilosophie. Ehereinen Hechtsprung durchs Schlüsselloch ihrermomentanen Erkenntnis.In diesem Fall könnte es besser sein, zunächsteine kleine pragmatische Aufgabe zu lösen undgleich richtig zuzupacken. Mit Hand und Fuß.Zum Beispiel: Wie gestalten wir unseren Dorfplanoder unsere Teampräsentation fürs Foyer?Falls der Entwurf schon so weit ist – warumnicht! Wurde in der KitaalsDorfWerkstatt zudiesem Zeitpunkt bereits viel geredet, könnenpraktischplanerische oder handwerklichkünstlerischeAufgaben wie diese – und ein bisschenBewegung dabei – der richtige Ausgleich sein.74 75Entsteht das Bild vom Kitadorf aus einem angenehmen,von Kompetenzerleben und Kreativitätgeprägten Prozess heraus, gibt es dem Teambeweglichen Halt und macht fast immer guteLaune. Was tun, damit sie anhält und Wirksamkeitentfalten kann?Hängen die Bilder der gebauten Dörfer oder deserarbeiteten Dorfkerns ästhetisch gerahmt ander Wand im Teamzimmer, im Foyer oder Leitungsbüro,strahlen sie das angenehme Gewichtder Beständigkeit aus. Fast wie nebenbei schaffensie – und darum geht es – inhaltliche Klarheitund Kontinuität, weil sie an gemeinsam undkreativ Erarbeitetes erinnern, zu neuen Assoziationenund Gedankenketten anregen wie: Weilwir dieses Anliegen eingekreist haben und verfolgen,möchte ich das und das, als guten Bausteindavon, gemeinsam mit euch entwickeln undumsetzen. Das ist das Gegenteil von beliebigemTun, beliebigen Angeboten und beliebigen Raumaufhübschungen.Ein Bild vom Entwicklungskonzept – siehemale – als Puzzle an der Wand kann bei TeambesprechungenOrientierung geben. Da reichtschon ein Fingerzeig: „Guckt mal, ich glaubewir reden gerade über unsere lokale und globaleOrientierung.“DaS DorF Der FragenIm Folgenden beschreibe ich drei Möglichkeitenfür Kleingruppen, sich für ein erstes „Fragenkarussell“zu entscheiden und sich damit aufdie Vertiefung interessanter Dorfentwicklungsfrageneinzulassen.Wenn eine Kleingruppe beim Bau ihres Dorfmodellsoder beim KitaDorfVergleich bereitseigene Fragen entwickelt hat und es kaum erwartenkann, ihnen nachzugehen, ist die Moderationüberflüssig. Die Kolleg*innen brauchen nurZeit, sich mit ihren Anliegen zu beschäftigen,vielleicht ein paar Tipps zu Sortierbarkeit oderArbeitsweise – und die Aussicht, ihre Lösungsvorschlägedemnächst präsentieren zu können.Die MenscheniM Kita-DorfIn diesem Kapitelerfahren Sie, wie sich der Fokus desTeams von den äußeren Dorfmerkmalen hin zuden Menschen im Dorf verschiebt. Wodurch werdensie in ihren Besonderheiten sichtbar? Welche Freiheiten,welche Entfaltungs- und Beteiligungsmöglichkeiten haben sie?Die Ko leg*innen entdecken ihre Ro len und Möglichkeitenneu und schmieden entsprechende Pläne. Sie denken über dieDas „Hä?“-PrinzipSchlüsselfragenSpielräume der Kinder im Kitadorf nach und überlegen, welche Ro lenKinder und Eltern eigentlich spielen.Die Ro le der Leiter*in reflektieren Teams in einer Kita-als-Dorf-Werkstatt selten eingehend, denn sie sind mit dem Blick auf diegesamte Dorfgemeinschaft beschäftigt. Dennoch widme ich leitendenKolleg*innen den letzten Abschnitt dieses Kapitels. Denn für siebeginnen, angeregt durch das Bild vom Dorf, intensive innereAuseinandersetzungen darüber, wie sie sich und ihre Ro leim Verhältnis zum Ganzen sehen und weiterentwickelnmöchten. Somit bildet dieser Abschnitt einen gutenÜbergang zu dem Teil des Buches, der sich mitden vielen möglichen Folgeentwicklungeneiner Kita-als-Dorf-Werkstattbefasst.SchlüssellöcherMetHoDiScHe MöglicHkeiten1. Fragenfundus aus BaugruppenTeamsenTwickelnIn diesemKapitel erfahrenSie, wie die erwachsenenDorfbewohner*innen ihrMiteinander und ihre gemeinsameDie kiTaenTwicklung bilDhafTbegleiTenBasis pflegen und stärken können.Ein gutes Teamklima ist immererstrebenswert. Es ist darüberhinaus ein Motor für a leweiteren Entwicklungenim Kitadorf.Seite 284: Dorfgedanken, Konzeptionelle Merk