moneytitel WERT- PAPIER- SPARPLÄNE Teil 1 VERMÖGEN AUFBAUEN & ERHALTEN STRATEGIE Mit System Vermögen aufbauen Preiswerte Wertpapiersparpläne eignen sich ideal für die langfristige Geldanlage. Aktienfondssparpläne sind zugleich ein probater Inflationskonter. So gelingt die Umsetzung der Erfolgsstrategie von ULI KÜHN STARKE WIRKUNG: Sparpläne besser als Sparbuch 14 Foto: Adobe Stock <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>44</strong>/<strong>2022</strong>
Eine Gemeinschafts-Aktion von und Nur wenige haben sich so intensiv mit der Entwicklung der Weltbörsen beschäftigt wie Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton. Seit Jahrzehnten analysieren die britischen Finanzhistoriker, welche Renditen an den Finanzmärkten erzielt werden und was die verschiedenen Anlageklassen abwerfen. Ihre Erkenntnis aus mehr als 120 Jahren Finanzmarktgeschichte: „Wir haben bei der Analyse Aktien, Anleihen, Geldmarktpapiere, Immobilien und sogar Sammlerobjekte wie Kunst, Wein oder Oldtimer berücksichtigt, ebenso Inflation und Wechselkurse. Das Ergebnis ist eindeutig: Langfristig gesehen, waren Aktien in allen untersuchten Ländern die Anlageklasse mit der besten Entwicklung“, berichtet Professor Dimson. Auch im Kampf gegen die Inflation haben sich Aktien bewährt. „In den vergangenen 120 Jahren haben in allen von uns untersuchten 35 Ländern Aktien die Inflation geschlagen. Anleihen gelang dies nicht überall“, sagt Dimsons Forscherkollege Marsh. In Bezug auf die Rendite hätten die Aktien in der Vergangenheit nicht nur die Inflation abgehängt, sondern auch Staatsanleihen. Die Wissenschaftler wissen allerdings auch: Wer mit börsennotierten Wertpapieren wie Aktien Vermögen aufbauen will, braucht gute Nerven. Langfristig streben die meisten Weltbörsen zuverlässig nach oben, doch genauso normal sind Unterbrechungen des Aufwärtstrends. Vor allem bei Aktien folgen auf Jahre mit hohen Kursgewinnen regelmäßig vorübergehende, aber schmerzhafte Einbrüche. Und selbst bei den vermeintlich sicheren Anleihen können Kursverluste auftreten. Das wurde in diesem Jahr besonders deutlich. Schwankungen die Schärfe nehmen. Unglücklicherweise ist der Versuch, mit rechtzeitigen Verkäufen und anschließenden Rückkäufen Kurseinbrüche zu umgehen, wenig erfolgversprechend. Richtiges Timing ist meist Glückssache. Doch es gibt eine bewährte Strategie, um den Kursschwankungen ihre Schärfe zu nehmen: Diversifikation und regelmäßige Investments, etwa mit einem Wertpapiersparplan. Wertpapiersparpläne, bei denen regelmäßig, also beispielsweise jeden Monat, eine feste Summe investiert wird, nehmen Anlegern die schwierige Frage des optimalen Einstiegszeitpunkts ab. Durch die eingestellte Regelmäßigkeit schlagen Sparpläne, so gesehen, auch der eigenen Psyche ein Schnippchen: Zögern und zuwarten ist nicht. Verpasste Gelegenheiten nach einem Rücksetzer am Aktienmarkt gibt es deshalb auch nicht. Sparpläne laufen einfach weiter. „Wertpapiersparpläne sind eine gute Möglichkeit der Selbstdisziplin“, sagt Andreas Zimmermann, Senior Expert Product Management bei der Consorsbank. Auch die regelmäßige und längerfristige Anlage mit einem festen Betrag führt tendenziell zu einer stetigeren Wertentwicklung. Der Sparplan investiert schließlich streng rational: Sind Aktien nach Kursrückgängen preiswert, werden mehr Stücke bzw. Fondsanteile gekauft. Sind Aktien teuer, wandern weniger ins Depot. Wie lukrativ Sparpläne in den vergangenen Jahrzehnten waren, belegen Berechnungen des deutschen Fondsverbands BVI: Wer in den vergangenen 20 Jahren Monat für Monat 100 Euro in einen typischen Fonds mit Aktien aus aller Welt investierte, kam bis Ende Juni <strong>2022</strong> auf ein Vermögen von mehr als 46 000 Euro (s. Grafik unten). Mehr als die Hälfte dieser Summe ergab sich dabei allein aus Kursgewinnen und Dividenden. Etwas weniger als die Hälfte entfiel auf die kumulierten Einzahlungen von 24 000 Euro. Selbst die schlimmste Börseneinbrüche – minus 50 Prozent in der Finanzkrise 2008, minus 40 Prozent im Corona-Crash 2020 – wurden also durch die Sparplanstrategie neutralisiert. Investments in Anleihen entwickelten sich nicht ganz so gut. Auch das zeigen die Berechnungen des BVI. Wer in den vergangenen 20 Jahren per Sparplan in einen Fonds mit überwiegend langlaufenden Euro-Anleihen guter Bonität investierte, produzierte mit seinen Einzahlungen von 24 000 Euro nur ein Endergebnis von etwas mehr als 28 000 Euro. Bis vor einem Jahr reichte diese Wertsteigerung gerade einmal für den Ausgleich der Geldentwertung durch Inflation. Aktienfonds- und ETF-Sparpläne sind für den langfristigen Vermögensaufbau besonders geeignet“ ANDREAS ZIMMERMANN, SENIOR EXPERT, CONSORSBANK Langfristig wertvoll Langfristig brachten Fondssparpläne einen stolzen Vermögenszuwachs. Im besten Fall wurden aus 36 000 Euro Einzahlungen mehr als 100 000 Euro. Ergebnis eines durchschnittlichen Fondssparplans in Tsd. Euro, bei 100 Euro monatlich 10 Jahre 20 Jahre 30 Jahre gesamte Einzahlungen deutsche Aktien Aktien global Anleihen Europa 100 000 80 000 60 000 40 000 20 000 0 Quelle: BVI; Stand: 30.6.<strong>2022</strong> <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>44</strong>/<strong>2022</strong> Foto: Consorsbank 15