MaklerNews | Ausgabe 04/2022 | Andreas Schäfer
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WIE KOMMT ES ZUR INFLATION?<br />
Ein gewisses Maß an Inflation ist normal. Wenn<br />
wir uns die letzten fünf Jahrzehnte anschauen,<br />
so gibt es nur sehr wenige Jahre, in denen die<br />
Inflationsrate weniger als 1 Prozent betrug. Eine<br />
Negativinflation, also ein Wertzuwachs des Geldes,<br />
ist noch seltener.<br />
Inflation kann auf verschiedene Weise entstehen.<br />
Zum einen durch eine Verknappung des Warenangebots:<br />
Derzeit erleben wir aufgrund des Krieges<br />
in der Ukraine einen Angebotsrückgang für bestimmte<br />
Rohstoffe wie Getreide, pflanzliche Öle<br />
und natürlich Erdgas. Das hat zur Folge, dass die<br />
Es ist trotz allem nicht zu befürchten, dass die<br />
Inflation ins Unermessliche steigt. Auch wenn<br />
2023 eine Rezession ins Haus steht, dreht sich<br />
der Spieß irgendwann wieder um.<br />
als wahrscheinlich. Diese Anhebung hat zur Folge,<br />
dass die nationalen Banken das Geld zu einem<br />
höheren Preis von der EZB bekommen als vorher.<br />
Folglich wird weniger davon im Umlauf sein – das<br />
wirkt der Inflation entgegen. Außerdem bedeutet<br />
die Leitzinserhöhung, dass für das Geld auf den<br />
Sparkonten keine Negativzinsen mehr gezahlt werden<br />
müssen, der Wertverfall also gebremst wird.<br />
Und es bedeutet, dass die Aufnahme von Krediten<br />
teurer wird. Teurere Kredite drosseln den Konsum,<br />
auch das wirkt der Inflation entgegen.<br />
Es ist deshalb nicht zu befürchten, dass die Inflation,<br />
so unangenehm sie auch ist, ins Unermessliche<br />
steigt. Deshalb gilt vor<br />
allem: bloß nicht verrückt<br />
machen lassen.<br />
Nachfrage nach diesen Rohstoffen, die sich nicht<br />
geändert hat, nicht mehr in demselben Maße bedient<br />
werden kann wie vorher. Je knapper ein Gut<br />
ist, desto höher wird sein Preis, weil die Menschen,<br />
die es haben wollen, bereit sind, mehr dafür<br />
zu zahlen. Und weil die Rohstoffe teurer werden,<br />
müssen die Verkaufspreise für die verarbeiteten<br />
Produkte – zum Beispiel Backwaren – ebenfalls<br />
angehoben werden. Das Geld verliert an Wert,<br />
weil der oben beschriebene virtuelle Einkaufskorb<br />
nicht mehr so voll wird.<br />
Es gibt jedoch auch Szenarien, in denen das Angebot<br />
gleich bleibt, aber die Nachfrage plötzlich<br />
steigt – als Folge eines starken wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs. Wenn die Menschen plötzlich mehr<br />
Geld ausgeben können, sich also mehr Menschen<br />
mehr Produkte leisten können, führt dies ebenfalls<br />
zu einem Preiswettkampf, der zuungunsten der<br />
Verbraucher ausgeht. Das Geld verliert auch in<br />
dieser Konstellation an Wert.<br />
INFLATION … UND DANN?<br />
Ist die Inflation einmal da, reagieren die Märkte –<br />
jede starke Inflation führt in eine Rezession. Die<br />
Menschen kaufen weniger, weil sie es sich schlicht<br />
nicht leisten können. Dadurch reicht das vorhandene<br />
Angebot wieder aus – die Preise sinken und<br />
mit ihnen die Inflationsrate.<br />
Aber auch die Geldpolitik hat Mittel und Wege,<br />
die Entwicklung zu lenken. So hat die Europäische<br />
Zentralbank (EZB) nach ihrer jahrelangen<br />
Nullzinspolitik jetzt innerhalb kurzer Zeit zweimal<br />
den Leitzins stark angehoben. Derzeit (Stand:<br />
Mitte September <strong>2022</strong>) steht er bei 1,25 Prozent,<br />
eine weitere Anhebung noch in diesem Herbst gilt<br />
Sparen trotz der Inflation<br />
Das können Sie jetzt tun<br />
Auch wenn so mancher sich machtlos fühlt: Wir sind der Inflation<br />
nicht ausgeliefert. Diese Tipps können Ihnen helfen, gut durch die<br />
kommenden Monate zu kommen.<br />
STROM- UND HEIZKOSTEN SPAREN: Unter www.verbraucherzentrale.de<br />
finden Sie jede Menge nützlicher Tipps für den<br />
Alltag.<br />
IN SACHEN IMMOBILIEN ABWARTEN: Wer vorhat, Immobilien<br />
zu erwerben, sollte abwarten, bis sich die Preise in diesem<br />
Sektor wieder normalisiert haben. Wer bereits in Immobilien<br />
investiert hat, sollte sich von den steigenden Baukosten nicht in<br />
Panik versetzen lassen. Abwarten heißt auch hier die Devise.<br />
50-30-20 GILT WEITERHIN: Die Faustformel zum Vermögensaufbau<br />
besagt: 50 Prozent des Nettoeinkommens für Fixkosten,<br />
30 Prozent für die Freizeit, 20 als Spareinlage bzw. Investition.<br />
Trotz der steigenden Preise empfiehlt es sich, an den 20 Prozent<br />
Rücklagen festzuhalten, um langfristige Ziele zu erreichen.<br />
LIEBER INVESTIEREN ALS KLASSISCH SPAREN: Trotz langsam<br />
steigender Zinsen gilt, dass auf dem Girokonto geparktes<br />
Geld an Wert verliert. Auch klassische Sparanlagen sind noch<br />
weit davon entfernt, wieder attraktiv zu sein. Rendite lässt sich<br />
nur am Kapitalmarkt erzielen – zum Beispiel mit ETFs.<br />
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