Klimaänderung und Küste – Fallstudie Sylt
Klimaänderung und Küste – Fallstudie Sylt
Klimaänderung und Küste – Fallstudie Sylt
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<strong>Fallstudie</strong> <strong>Sylt</strong> - GEOMAR<br />
5.3 Die Ostseite <strong>Sylt</strong>s<br />
Für die Ostseite von <strong>Sylt</strong> wurden keine eigenständigen Untersuchungen durchgeführt,<br />
da die Problematik der Ostseite ein eigenständiges Teilprojekt erfordert hätte. Die Ostseite<br />
kann aber keinesfalls ausser Betracht gelassen werden, da hier mittelfristig nachhaltige<br />
Veränderungen aufgr<strong>und</strong> eines möglichen Klimawandels zu erwarten sind.<br />
Spektakulären kurzfristigen <strong>Küste</strong>nabbrüchen an der Westseite stehen längerandauernde<br />
„schleichende“ negative Veränderungen an der Ostseite <strong>und</strong> im Wattenmeer gegenüber.<br />
Da keine eigenständigen Untersuchungen durchgeführt werden konnten, muß an dieser<br />
Stelle auf bereits vorliegende Erkenntnisse zurückgegriffen werden. Forschungserkenntnisse<br />
die nicht direkt den <strong>Sylt</strong>er Raum betreffen werden für <strong>Sylt</strong> adaptiert, soweit<br />
dies möglich ist.<br />
Das heutige Lister Tidebecken umfaßt eine Fläche von 401,4 km² unterhalb der Tidehochwasserlinie.<br />
Davon entfallen 40% auf das Eulitoral oberhalb der Springtide-<br />
Niedrigwasserlinie <strong>und</strong> 60% auf das Sublitoral. Die Watten auf der Festlandküste steigen<br />
kontinuierlich bis zum Hochwasserniveau an, während die obere Grenze der Watten<br />
auf der Leeseite der Insel im Mittel fast 0,5 m darunter liegt. Das Hochwasser erreicht<br />
hier die <strong>Küste</strong>nlinie direkt an einer natürlichen Abbruchkante oder an einem <strong>Küste</strong>nschutzbauwerk.<br />
Kartenauswertungen von HIGELKE (1998a) über die letzten 100 Jahre des Lister Tidebeckens<br />
belegen, daß die Wattstromrinnen breiter wurden <strong>und</strong> die Flächen der eulitoralen<br />
Watten entsprechend abnahmen. Der Flächenanteil oberhalb Springtide-<br />
Niedrigwasser betrug um 1900 noch 66% <strong>und</strong> 1992 nur noch 40%. Die aus den Seekarten<br />
berechnete Bilanz der sublitoralen Wasserräume ergibt für dieses Jahrh<strong>und</strong>ert eine<br />
Zunahme von 37%. Bezogen auf die heutige Fläche vertiefte sich das Sublitoral durchschnittlich<br />
um einen Meter (HIGELKE 1998b). Eine allgemeine Vertiefung der Priele<br />
konnte nicht belegt werden, vielmehr trat die Erosion oberhalb -5 m auf <strong>und</strong> die Wattstromrinnen<br />
wurden nach Süden länger. Dies bedeutet, daß der Energieeintrag durch<br />
Wellen weiter in das innere der Bucht gelangen kann, da sich die wellendämpfende<br />
Wirkung verringert hat. Die Umlagerungsintensität im <strong>Sylt</strong>er Watt ist nach BAYERL<br />
(1992) sehr gering <strong>und</strong> beträgt nur wenige Zentimeter. Bei stärkeren Winden mit höherem<br />
Seegang <strong>und</strong> besonders nach Stürmen <strong>und</strong> Orkanen wurden die Durchschnittswerte<br />
stellenweise deutlich überschritten.<br />
Schwebstoffmodellierungen haben gezeigt, daß der Seegangsanteil an der Bodenschubspannung<br />
den Strömungsanteil insbesonderes in Flachwassergebieten um ein mehrfaches<br />
übersteigen kann. Durch zunehmende Wellenhöhen wird der Energieeintrag somit<br />
noch steigen. Dies trifft auch für die Annahme eines Meeresspiegelanstieges zu. Für die<br />
direkten Uferbereiche bedeutet dies ebenfalls eine höhere Energiebelastung. So läuft das<br />
mittlere Hochwasser zwischen Keitum <strong>und</strong> Morsum bis fast an die Abbruchkante der<br />
Salzwiese auf. Durch den Meeresspiegelanstieg <strong>und</strong> durch den höheren Energieeintrag<br />
durch Wellen wird diese Kante in Zukunft immer öfter belastet <strong>und</strong> erodiert werden.<br />
Nur ein Teil des Materials wird bei hoher Flut weit ins Hinterland transportiert <strong>und</strong><br />
kommt dort zur Ablagerung. Insgesamt betrachtet wird somit die Salzwiese schmaler<br />
<strong>und</strong> höher.<br />
Klimabedingte Veränderung der Gestalt der Insel <strong>Sylt</strong> 46