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Klimaänderung und Küste – Fallstudie Sylt

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<strong>Fallstudie</strong> <strong>Sylt</strong> - GEOMAR<br />

Das Morsum Kliff würde durch verstärkte Sturmtätigkeit <strong>und</strong> bei einem Anstieg des<br />

mittleren Meeresspiegels wesentlich öfter in den Bereich der Hochwasserlinie kommen<br />

<strong>und</strong> dementsprechend ausgeräumt werden, wie schon im vergangenen Winter<br />

1999/2000.<br />

Die Fußsicherung des Uferweges in Keitum liegt jetzt schon relativ tief <strong>und</strong> wird bei<br />

höheren Wasserständen überflutet. Die Sturmfluten im Winter 1999/2000 erreichten das<br />

zur Zeit stark bewachsene Kliff in Höhen von 1,5 bis 2 m über NN. Bei Häufung dieser<br />

Wasserstände könnte das Kliff wieder aktiviert werden. Diese Annahme gilt ebenso für<br />

die anderen natürlichen Uferabschnitte, die nicht mit <strong>Küste</strong>nschutzbauwerken versehen<br />

sind. Im Bereich des Deckwerkes an der Lister Ostseite werden keine wesentlichen<br />

Veränderungen erwartet.<br />

Mit Ausnahme des Hörnum Tiefs (AHRENDT 1994) liegen für den südlichen Teil von<br />

<strong>Sylt</strong> keine Untersuchungen vor. Die Mechanismen werden aber die gleichen wie im Lister<br />

Tidebecken sein, so daß es zur Ausbildung von Kliffs <strong>und</strong> Abbrüchen in den<br />

Salzwiesen zwischen Rantum <strong>und</strong> Hörnum kommen wird. Der Bereich zwischen Rantum<br />

<strong>und</strong> dem Hindenburgdamm ist mit einem Deich versehen, der auch den vermuteten<br />

Veränderungen standhalten wird. Die Deichfußsicherung müßte evtl. verstärkt werden.<br />

Eine andere Betrachtungsweise beruht auf der Annahme, daß es gewisse Regeln zwischen<br />

Seegatquerschnitt, Tideprisma <strong>und</strong> Einzugsgebietsgröße eines Watteinzugsgebietes<br />

gibt (MISDORP et al. (1990), das heißt, das morphologische Fließgleichgewichtszustände<br />

herrschen. Dieser Ansatz wurde von SPIEGEL (1997) auf das Lister <strong>und</strong> Hörnumer<br />

Tidebecken angewandt. Als Fazit resümiert SPIEGEL : "Ein steigender Meeresspiegel,<br />

ausgedrückt in Form eines erhöhten MTHW-Niveaus <strong>und</strong> eines größeren mittleren<br />

Tidenhubes, zieht für das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer einen Sedimentbedarf<br />

nach sich. Er ist allerdings geringer als das Produkt aus Flächengröße <strong>und</strong> Meeresspiegelanstieg.Wenn<br />

dieser Bedarf nicht durch Materialimport <strong>und</strong> anschließende<br />

Sedimentation gedeckt werden kann, so muß eine morphologische Anpassung durch innere<br />

Umformung der Tidebecken stattfinden." Besonders das Hörnum-Tief besitzt<br />

schon im Ist-Zustand eine ungünstige Ausgangslage mit einer sehr ausgehöhlten Beckenform<br />

<strong>und</strong> damit hohem Energieeintrag.<br />

Über lange Zeiträume der holozänen Entwicklung standen durch die Erosion der weiträumig<br />

vorhandenen Geschiebelmergelablagerungen große Mengen an Sediment zur<br />

Verfügung. Durch die Erosion eiszeitlicher Ablagerungen konnte erst das Wattenmeer<br />

aufgebaut werden. Während schwerer Sturmfluten wurden die Ablagerungen dann teilweise<br />

wieder erodiert <strong>und</strong> anderweitig abgelagert. Heute stehen eiszeitliche Ablagerungen<br />

so gut wie gar nicht mehr als Sedimentquelle zur Verfügung. Durch die Eindeichungen<br />

wird ein weiterer Teil der Sedimente dem Sedimenthaushalt des Wattenmeeres<br />

entzogen. Ein nennenswerter Eintrag von Sediment ins das Wattenmeer aus der offenen<br />

Nordsee ist bisher nicht belegt <strong>und</strong> eher unwahrscheinlich. Sedimenttransportmessungen<br />

durch HENTSCHKE (1999) ergaben keinen Nachweis von nennenswerten Mengen<br />

an Sedimenteintrag ins Wattenmeer. BAYERL & KÖSTER 1998 betonen vielmehr, daß<br />

es im Lister Tidebecken z. B. hauptsächlich zu interner Umlagerung der sandig-siltigen<br />

Sedimente kommt. Schwebstoffe werden zwar noch umfangreich ins Wattenmeer eingetragen,<br />

stellen aber nur für die Salzwiesen ein Sedimentangebot dar, da die Korngrößen<br />

anderweitig kaum zur Ablagerung kommen. Durch häufigeres Überfluten der Salzwie-<br />

Klimabedingte Veränderung der Gestalt der Insel <strong>Sylt</strong> 47

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