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moneyeditorial<br />

EDITORIAL<br />

Liebling, wer hat das<br />

Vermögen geschrumpft?<br />

unser Leben wird teurer, Sie spüren es in jedem Supermarkt, mit jeder Stromrechnung.<br />

Die Inflation ist in voller Fahrt. Die Verbraucherpreise holen nun<br />

in atemberaubendem Tempo nach, was das viele billige Geld der Zentralbanken<br />

in den vergangenen Jahren zunächst an Auftrieb bei den Vermögenswerten<br />

ausgelöst hatte. „Asset Price Inflation“ nannten das die Fachleute. Aktien<br />

wie Immobilien wurden teurer und teurer. Darauf folgt nun die abrupte Bremsung:<br />

Die Vermögen der privaten Haushalte schrumpfen, meldet eine brandaktuelle<br />

Studie des Flossbach von Storch Instituts: „Erster Preisverfall seit 13<br />

Jahren“, titeln die Forscher, die dazu die Zahlen von Finanz- wie Sachanlagen<br />

addieren. Aktien, Rentenwerte, Spareinlagen fließen in diese Rechnung ein,<br />

außerdem Immobilien, Fabriken sowie Sammel- und Spekulationsobjekte. In<br />

der Summe hat dies alles an Wert verloren, im Schnitt werden wir alle ärmer.<br />

Zum ersten Mal überhaupt, seit dieser Index erhoben wird.<br />

Dieses Ergebnis straft alle jene Lügen, die über Jahre die verheerenden Folgen<br />

der EZB-Politik bestritten hatten, die geleugnet hatten, dass die Geldschwemme<br />

über kurz oder lang zu einer Geldentwertung führen würde. Befeuert<br />

wird das Schrumpfen der Vermögenswerte vom abrupten Stopp der<br />

Preisrally am deutschen Immobilienmarkt, nachdem sich die Zinsen für Baudarlehen<br />

binnen kurzer Zeit vervierfacht haben. Noch schlimmer trifft es die<br />

Betriebsvermögen, Firmen verlieren an Wert angesichts von Inflation, fallenden<br />

Umsätzen und einer drohenden Insolvenzwelle.<br />

Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind übrigens nicht die Schichten,<br />

die für gewöhnlich als Opfer jedweder wirtschaftlichen Eintrübung bemitleidet<br />

werden, sondern „hauptsächlich wohlhabende Haushalte“, so die Forscher,<br />

getragen von Personen „mittleren Alters (45–54)“. Diese Gruppe verfügt<br />

anteilsmäßig über mehr Häuser oder Firmen. Wenigstens einen Trost hält<br />

die Studie bereit. Ein Bereich entzieht sich dem allgemeinen Preisverfall,<br />

nämlich die exklusiven Liebhabereien: historische Automobile, Kunst<br />

Aus aktuellem Anlass!<br />

GEORG MECK<br />

Chefredakteur<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

Lesen Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> bequem zu Hause<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

oder kostbarer Wein. All die wertbeständigen, schönen Dinge, die helfen,<br />

das Vermögen in Sicherheit zu bringen vor der Inflation.<br />

die Inflation hat in Deutschland und auch im Durchschnitt<br />

der Euro-Zonen-Länder zweistellige Werte erreicht. Bange blicken<br />

die Börsianer auf die Notenbanken: Stürzen diese jetzt mit<br />

Herzlich Ihr<br />

großen Zinsschritten die Volkswirtschaften in eine tiefe Rezession?<br />

Oder stoppen sie die Zinserhöhungen doch schneller als bislang<br />

angekündigt? Und was heißt das für die Märkte und die Aktienkurse?<br />

Mein Tipp: Sie erfahren alles Wichtige in <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>. Den<br />

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Die Digital ausgabe lesen Sie als einer der Ersten einen Tag früher – dienstags<br />

ab 8.00 Uhr. Wenn Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> nach Bezug wieder im Handel kaufen<br />

möchten: Ein Anruf genügt, und das Abo ist beendet.<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>48</strong>/<strong>2022</strong><br />

Foto: F. Röth<br />

*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht<br />

3


moneyinhalt<br />

23. NOVEMBER <strong>2022</strong> www.money.de<br />

12<br />

Endspurt <strong>2022</strong><br />

Mit welchen Aktien Sie in den verbleibenden<br />

fünfeinhalb Wochen des Jahres die<br />

Chance auf 20 Prozent Gewinn nutzen und<br />

wie Sie noch <strong>2022</strong> Steuern sparen<br />

moneykompakt<br />

8 Dax-40: Welche Aktien liefen in<br />

den vergangenen ein, drei und<br />

fünf Jahren? Die Analyse der Tops<br />

und Flops<br />

9 Das kaufe ich jetzt: Japanischer<br />

Gewinn-Automat<br />

9 Meine erste Aktie: Selbstverständlich<br />

aus Österreich<br />

9 Hit & Shit: Geburtstags-Glückskind<br />

Joe Biden, Adler stürzt ab<br />

10 Cannabis: Rausch und Rendite<br />

– wer kauft die Aktien?<br />

10 Eventim: Corona-Deckel fliegt<br />

weg – und wie!<br />

11 Warren Buffett: Der Altmeister<br />

setzt auf Chip-Hersteller TSMC<br />

98 Andis Börsenbarometer: Mit<br />

Kohlendioxid streuen<br />

FOLKER HELLMEYER,<br />

CHEFVOLKSWIRT DER<br />

NETFONDS AG<br />

54<br />

„Wir sind das Land<br />

mit den höchsten<br />

Energiepreisen – eine<br />

rote Karte für Investitionen“<br />

moneytitel<br />

12 Endspurt <strong>2022</strong>: Was jetzt für eine<br />

Jahresendrally spricht und wie Sie<br />

davon profitieren<br />

14 Weihnachtsaktien: Vorgezogene<br />

Bescherung für Anleger<br />

18 Silber: Das Supermetall und die<br />

Chancen der Minen<br />

21 Farfetch: Luxushersteller rüsten<br />

sich im Netz gegen Amazon<br />

24 Steuern: Endspurt bis zum<br />

Jahresende – mit diesen Tipps<br />

sichern Sie sich viele Vorteile<br />

moneymarkets<br />

28 Sünden-Aktien: Papiere aus<br />

„unethischen“ Branchen bringen<br />

die höchsten Renditen<br />

32 Atoss: Personalsoftware für einen<br />

Boom-Markt<br />

34 Qualitätsaktien: Marktführer, die<br />

gestärkt aus der Krise kommen<br />

– Tipps der Comgest-Experten<br />

Franz Weis und Christophe Nagy<br />

4 Titelfoto: Adobe Stock<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>48</strong>/<strong>2022</strong>


38 Gewinn-Überrascher: Starke<br />

Zahlen sorgen für Kursgewinne<br />

41 Big Pharma: Arzneimittelhersteller<br />

verdienen prächtig – die<br />

Aktien bieten viel Potenzial<br />

44 AMG Group: Der niederländische<br />

Bergbaukonzern profitiert vom<br />

Trend zur CO 2 -Reduktion<br />

46 Übernahmen: Drei heiße Kandidaten<br />

im Übernahme-Karussell<br />

– was für einen Kauf spricht<br />

56 Chartsignal: Kaufsignal für den<br />

Hongkonger Hang-Seng-Index<br />

56 Börsenlexikon: Worauf Anleger<br />

bei Investments im In- und<br />

Ausland in Sachen Abgeltungsteuer<br />

achten müssen<br />

57 Musterdepots: Bodenbildung<br />

dank Hoffnung auf sinkende<br />

Inflation<br />

58 Interview: „So bekommen Sie<br />

Lust auf Aktien“ – Tipps von<br />

Finanzcoach Marco Richter<br />

60 Krypto-Ticker: Skandale ohne<br />

Ende – sollen Anleger ihre Coins<br />

einer Börse überlassen?<br />

62 Krypto-Börsen: Der spektakuläre<br />

Absturz von FTX, analysiert von<br />

„The Economist“<br />

moneydigital<br />

50 Social Trends: Nächster<br />

Nackenschlag für Meta<br />

51 Analyse: Die Aktie des Haushaltsgeräteherstellers<br />

Whirlpool zeigt<br />

einen Hoffnungsschimmer<br />

53 Kleingeldhelden: Wege aus der<br />

Schuldenfalle<br />

54 Mission Money: „Deutschland ist<br />

wieder der kranke Mann Europas“,<br />

sagt Ökonom Folker Hellmeyer<br />

dswanlegerschutz<br />

65 Meinung: Gaspreisbremse auf<br />

Kosten der Dividende?<br />

65 Experten-Tipp: Diskussionen um<br />

Blackrock – hat das Auswirkungen<br />

auf meine ETFs?<br />

moneyservice<br />

66 Marktplatz: Oldtimer of the<br />

month, ein flotter Falter und ein<br />

neuer Porsche<br />

68<br />

Herausragende Vermögensverwalter<br />

Wer macht das meiste aus Ihrem Ersparten? <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />

macht den großen Test und sagt Ihnen, wo Ihr Geld in besten<br />

Händen ist<br />

68 Vermögensverwaltungs-Test:<br />

Wer liefert die beste Beratung?<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> kürt die<br />

herausragenden Anbieter<br />

74 Studie: Die fairsten Risikolebensversicherungen<br />

moneyanalyse<br />

81 Fonds<br />

82 Deutsche Aktien<br />

90 Internationale Aktien<br />

96 ETFs<br />

97 Zertifikate<br />

moneyrubriken<br />

3 Editorial<br />

80 Leserbriefe – Impressum<br />

98 Termine<br />

28<br />

Kann denn Börse<br />

Sünde sein?<br />

Tabak, Rüstung und Öl<br />

liefern die höchsten Renditen<br />

an der Börse – jetzt<br />

wandelt sich auch noch<br />

das Image. Eine Riesenchance!<br />

60<br />

Das Krypto-Beben<br />

Ein Skandal nach dem anderen<br />

erschüttert die Krypto-Szene. Wie<br />

es zu dem Beben kommen konnte<br />

(S. 62) und wie Sie Ihre Coins<br />

sicher aufbewahren<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>48</strong>/<strong>2022</strong><br />

Fotos: Shutterstock, S. Ugurlu/<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>, iStock (2), Depositphotos 5


moneytitel<br />

TITEL<br />

JETZT NOCH<br />

RENDITE<br />

12 Illustration: Shutterstock<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>48</strong>/<strong>2022</strong>


wie immer mehr Fachleute meinen.<br />

Wenn dieses Heft bei Ihnen liegt, hat das Börsenjahr<br />

noch knapp fünfeinhalb Handelswochen.<br />

Kann ein Anleger da noch hoffen,<br />

die vielen Verluste des Jahres etwas ausgleichen<br />

zu können, mit schnellen Gewinnen bis<br />

zum Jahresende? Die Chance ist jedenfalls da,<br />

Beispiel: die Experten von Sentix, die wöchentlich den Anlegern<br />

den Puls fühlen, Profis wie Privaten. Die schrieben am<br />

CHANCE<br />

NUTZEN<br />

von FRANK MERTGEN<br />

Entspannung gleich bei mehreren<br />

Krisen, die die Märkte dieses Jahr<br />

belasten. Reichlich Cash für eine<br />

Jahresendrally. Die Basis ist gelegt<br />

– hier sind drei Wege zu schnellen<br />

20 Prozent bis zum Jahresende<br />

AM START: schnelle<br />

Ertragschancen bis<br />

Silvester prüfen<br />

13. November in der Auswertung ihrer Umfragen aus der Vorwoche:<br />

„Das Sentiment verbessert sich impulsiv und markiert neue<br />

Jahreshochs. Gleichzeitig verbessert sich das mittelfristige Vertrauen.<br />

Die Bewegung lässt vermuten, dass dieser Stimmungsimpuls<br />

einer Art Befreiungsschlag gleichkommt, der weitere<br />

Kursgewinne in den kommenden Wochen in Aussicht stellt.“<br />

„Noch viel Geld an der Seitenlinie.“ Ins gleiche Horn stößt Robert<br />

Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank. Er<br />

konstatiert eine Krisen-Entspannung in mehreren Bereichen –<br />

bei der US-Inflation, in China (was der deutschen Wirtschaft sehr<br />

zugutekommt), bei der Gasversorgung in der Bundesrepublik.<br />

Überdies „wartet angesichts der vergleichsweise hohen Kassenhaltung<br />

noch viel Geld an der Seitenlinie, das sich bei weiter verbesserten<br />

Perspektiven an die Aktienmärkte traut und dann klar<br />

für eine Jahresendrally spricht“.<br />

So bietet sich bei mancher Aktie noch bis Jahresende eine schnelle<br />

20-Prozent-Gewinnchance, zum Beispiel beim Bezahldienst<br />

PayPal, aber 15 Prozent Chance bei Weihnachtsprofiteuren wie<br />

Pandora (Schmuck) oder Cewe Stiftung (Fotobücher) sind auch<br />

nicht zu verachten (s. ab Seite 14). Ebenfalls eine 20-Prozent-<br />

Chance bietet der Luxus-Online-Marktplatz Farfetch, der besonders<br />

aussichtsreiche Kooperationen eingegangen ist (s. S.21).<br />

Eine weitere Verdienstmöglichkeit bietet Silber, das sowohl saisonal<br />

als auch in puncto Angebots-Nachfrage-Relation verlockend<br />

aussieht. Silberminen hebeln eine Aufwärtsbewegung des<br />

Metalls noch. Die Silberaktie Fresnillo hat allein seit der Vorstellung<br />

in Ausgabe 44 bereits 23 Prozent Plus erzielt und in ähnlicher<br />

Größenordnung könnten gute Silberminen noch bis Jahresende<br />

zulegen (ab S. 18).<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>48</strong>/<strong>2022</strong><br />

13


moneytitel<br />

ENDSPURT: Eile ist geboten,<br />

um Steuervorteile zu sichern<br />

STEUERTIPPS ZUM JAHRESENDE<br />

To-do-Liste bis Silvester<br />

Rasches Handeln kann sich lohnen. Wer jetzt ein schnelles Aktionsprogramm startet, kann sich<br />

bis zum Jahresende stattliche Steuervorteile sichern. Die 15 lukrativsten Steuertipps<br />

von MARTINA SIMON<br />

Egal, ob Strom, Gas oder der wöchentliche Einkauf im Supermarkt:<br />

Die Preise sind in diesem Jahr auf breiter Front<br />

explodiert. Die Bundesbürger müssen daher mit bisher<br />

noch nie gekannten Belastungen kämpfen. Wer jetzt aber<br />

aktiv wird, kann bis zum Jahresende gegensteuern und zahlreiche<br />

Steuervorteile einstreichen. Es kann sich also lohnen,<br />

Anschaffung von beruflichen Arbeitsmitteln, Arztbesuche oder<br />

Handwerkerleistungen noch in diesem Jahr anzugehen, da es<br />

für die Steuerwirksamkeit stets auf den Zahlungszeitpunkt ankommt.<br />

Auch kann der schnelle Kauf eines E-Mobils, der Einbau<br />

einer Heizung oder die Übertragung von Vermögensteilen<br />

an Angehörige stattliche Steuervorteile bringen, da der Gesetzgeber<br />

viele staatliche Boni im nächsten Jahr kassiert. <strong>FOCUS</strong>-<br />

<strong>MONEY</strong> gibt einen Überblick über lohnende Maßnahmen, die<br />

sich Steuerzahler nicht entgehen lassen sollten.<br />

TIPP 1<br />

Altfälle prüfen. Wer noch in diesem Jahr aktiv<br />

wird, kann eine längst vergessene Steuererklärung<br />

aus dem Jahr 2018 noch bis Ende <strong>2022</strong> beim Finanzamt<br />

einreichen. Grundsätzlich gilt: Steuerzahler, die nicht zur Abgabe<br />

verpflichtet sind (s. Tipp 2), haben vier Jahre Zeit, die Formulare<br />

freiwillig abzugeben. Für 2021 ist die Abgabe bis 2025<br />

möglich. Über die Web-Seite Elster.de geht alles ruckzuck.<br />

Fristverlängerung nutzen. Die Pflicht zur Abgabe<br />

der Erklärung trifft Arbeitnehmer, die auf<br />

TIPP 2<br />

der Steuerkarte mit Lohnsteuerklasse VI gearbeitet haben, einen<br />

Ehepartner, der Lohn nach Steuerklasse V bezog, oder ein Ehepaar,<br />

das Steuerklasse IV mit Faktor gewählt hat. Gleiches gilt, wenn<br />

zusätzliche Freibeträge auf der „elektronischen Lohnsteuerkarte“<br />

(ELStAM) eingetragen waren wie etwa Werbungskosten, Sonderausgaben,<br />

außergewöhnliche Belastungen, Verlustvortrag,<br />

24 Illustration: VectorStock<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>48</strong>/<strong>2022</strong>


Kinderfreibeträge. Oder aber dann, wenn Nebeneinkünfte über<br />

410 Euro im Jahr zum Gehalt hinzukommen oder Leistungen wie<br />

Arbeitslosen-, Kranken-, Eltern- und Mutterschaftsgeld über 410<br />

Euro bezogen wurden. Für die Veranlagung 2021 wurde die Frist<br />

(normalerweise: 31.Juli) aber bis zum 31.10.<strong>2022</strong> verlängert. Wer<br />

die Abgabe der Erklärung bis dahin noch nicht geschafft hat, kann<br />

rasch einen Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein damit beauftragen<br />

und sich so Luft bis zum 31.8.2023 verschaffen – ein<br />

Verspätungszuschlag droht dann nicht.<br />

Splittingvorteil sichern. Wer ohnehin geplant<br />

TIPP 3 hat zu heiraten, sollte den Gang zum Standesamt<br />

noch bis Silvester in Erwägung ziehen. Das bringt den Splitting-Tarif<br />

für Ehepaare für das ganze Jahr. Dies gilt selbst dann,<br />

wenn das Paar nur einen Tag im Jahr verheiratet war. Wer einen<br />

ernst gemeinten Versöhnungsversuch nach der Trennung noch<br />

im Dezember startet, rettet den Splitting-Vorteil ebenfalls für<br />

ein weiteres Jahr. Der Splitting-Bonus ist am größten, wenn nur<br />

einer von beiden berufstätig ist (s. Tabelle r.). Je nach Gehalt<br />

springen einige Tausend Euro im Jahr dabei heraus.<br />

Steuerklassen optimieren. Berufstätige Ehepaare<br />

sollten einen Steuerklassenwechsel<br />

TIPP 4<br />

prüfen. Werden Ehepartner zusammen veranlagt, können sie<br />

zwischen den Kombinationen der Klassen IV/IV (bei ähnlich hohen<br />

Einkommen) oder III/V (Verdienstgefälle) wählen. Mit der<br />

Steuerklassenkombination IV/IV mit Faktor wird die unbeliebte<br />

Steuerklasse V entschärft. Bei unterschiedlichem Einkommen<br />

profitiert der Besserverdiener, wenn dieser in die günstigere<br />

Steuerklasse III und der Partner in die Klasse V eingestuft wird.<br />

Doch erwartet ein Ehegatte nächstes Jahr Lohnersatzleistungen<br />

wie etwa Arbeitslosengeld, Elterngeld oder Krankengeld, sollte<br />

dieser die Klasse III nehmen, weil sich die Ersatzleistungen an<br />

dem dann höheren Nettolohn orientieren. Ein Wechsel der Steuerklassen<br />

könnte also Bares wert sein. Wichtig: Der Wechsel sollte<br />

frühzeitig erfolgen – beim Elterngeld etwa mindestens sieben<br />

Monate vor dem Geburtsmonat des Kindes. Der Antrag ist online<br />

unter www.elster.de und mehrmals im Jahr möglich.<br />

Lohnsteuerfreibetrag eintragen. Wer es bis<br />

TIPP 5 zum 30. November <strong>2022</strong> nicht geschafft hat,<br />

noch einen Freibetrag auf der „elektronischen Lohnsteuerkarte“<br />

ELStAM eintragen zu lassen, kann dies für 2023 noch tun (s.<br />

Tipp 2). Freibeträge für Fahrtkosten, aber auch Kosten für Kinderbetreuung<br />

(maximal 4000 Euro) oder haushaltsnahe Dienstleistungen<br />

senken die Steuerlast. Damit erhöhen Arbeitnehmer<br />

ihr monatliches Nettogehalt gleich ab Januar.<br />

Brille, Arzt oder Kur. Steuerpflichtige können<br />

Ausgaben für Arztbehandlungen, Ku-<br />

TIPP 6<br />

ren, Medikamente oder medizinische Hilfsmittel (Brillen, Rollstühle<br />

usw.), die nicht von der Krankenkasse übernommen<br />

werden, als außergewöhnliche Belastungen absetzen. Allerdings<br />

erst nach Abzug eines zumutbaren Eigenanteils. Die<br />

Höhe der zumutbaren Belastung richtet sich nach den Einkünften,<br />

Familienstand und Anzahl der Kinder (s. Tabelle r.).<br />

Wer also anstehende Ausgaben noch in dieses Jahr vorzieht,<br />

etwa durch den Kauf einer Brille oder den Besuch beim Zahnarzt,<br />

kann über den Grenzwert kommen und seine Steuerlast<br />

senken. Wer dieses Jahr weit unter der Belastungsgrenze liegt,<br />

sollte prüfen, ob es sich lohnt, die Ausgaben ins nächste Jahr<br />

zu verschieben, um sie dort zu bündeln.<br />

Lohnendes Splitting<br />

Wer heiratet, kann Steuern sparen. Der Splittingvorteil<br />

für Ehepaare ist besonders hoch, wenn nur<br />

ein Partner Gehalt bezieht:<br />

zu versteuerndes<br />

Einkommen<br />

Steuerlast<br />

Grund -<br />

tabelle<br />

Steuerlast<br />

Splittingtabelle**<br />

Splittingvorteil<br />

pro Jahr<br />

Splittingvorteil<br />

pro Monat<br />

15000 887 0 887 74<br />

25000 3493 702 2791 233<br />

35000 6512 2998 3514 293<br />

40000 8177 4276 3901 325<br />

50000 11816 6986 <strong>48</strong>30 403<br />

60000 15863 9902 5961 497<br />

70000 20432* 13024 7408 617<br />

80000 25132* 16354 8778 732<br />

100000 34459* 23632 10 827 902<br />

120000 43321* 31726 11 596 966<br />

150000 56614* 45565* 11 049 920<br />

Gesundheitskosten absetzen<br />

Je nach Einkünften, Familienstand und Anzahl der<br />

Kinder müssen Steuerzahler zunächst einen bestimmten<br />

Eigenanteil selbst tragen:<br />

Gesamtbetrag der Einkünfte in Euro bis 15 340 bis 51 130 über 51 139<br />

Single 5 % 6 % 7 %<br />

Ehepaar ohne Kinder 4 % 5 % 6 %<br />

Ehepaar* mit einem od. zwei Kindern 2 % 3 % 4 %<br />

Ehepaar* mit drei und mehr Kindern 1 % 1 % 2 %<br />

*auch Single; Quelle: steuerrat24.de<br />

Wie wird gerechnet?<br />

Ein Ehepaar mit zwei Kindern (Gesamtbetrag der<br />

Einkünfte 60 000 Euro) hat Krankheitskosten in<br />

Höhe von 5000 Euro. So wird laut einem Urteil<br />

des BFH gerechnet (Az. VI R 75/14):<br />

Gesamtbetrag der Einkünfte Prozent zumutbare Belastung<br />

bis 15340 Euro 2% 306,80 Euro<br />

bis 51130 Euro 3% 1073,70 Euro<br />

bis 60000 Euro 4% 354,80 Euro<br />

insgesamt zumutbar:<br />

1735,30 Euro<br />

absetzbar: 5000 ./. 1735 Euro<br />

3265,00 Euro<br />

Quelle: Bundesfinanzhof Az. VI R 75/14<br />

Angaben in Euro; * mit Soli-Zuschlag; **Alleinverdiener gemäß Tarifformel<br />

<strong>2022</strong>; Quelle: Bundesfinanzministerium<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>48</strong>/<strong>2022</strong> 25


moneymarkets<br />

DICK BELEGT: Etliche Firmen<br />

liefern ihren Aktionären bei<br />

den aktuellen Quartalsberichten<br />

eine üppige Ertragskost<br />

QUARTALSBERICHTE<br />

Black Friday an der Börse<br />

Die geschäftliche Lage erscheint bei vielen Unternehmen weit besser als die Stimmung in der<br />

Wirtschaft und manche Aktie stark unterbewertet. Gute Zeiten für Rabattesammler<br />

38<br />

Foto: Adobe Stock<br />

<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>48</strong>/<strong>2022</strong>

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