AUTOINSIDE Ausgabe 12 – Dezember 2022
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AUSGABE <strong>12</strong> <strong>–</strong> DEZEMBER <strong>2022</strong><br />
Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS)<br />
Fachmagazin des Schweizer Autogewerbes<br />
Weltmeisterliche Ausbildung<br />
Automobil-Mechatroniker<br />
Florent Lacilla holt Gold<br />
Seiten 42 <strong>–</strong> 43<br />
Fokus Old- & Youngtimer<br />
Synthetische Treibstoffe<br />
als Lösung für<br />
die Klassiker-Zukunft<br />
Seiten 24 <strong>–</strong> 27<br />
Fokus Öl & Schmiermittel<br />
Dem Öl auf der Spur:<br />
So verläuft der Weg<br />
vom Ölfeld bis ins Regal<br />
Seiten 28 <strong>–</strong> 29<br />
Seiten 38 <strong>–</strong> 40
Wir gratulieren <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
herzlich zum 20. Jubiläum!<br />
Als Schweizer Datenspezialist für Carrosserien, Garagen und Versicherungen sind<br />
wir selbst auch schon einige Jahre im Geschäft und wissen, wie wichtig es ist, dem<br />
Autogewerbe unabhängig, verlässlich und treu zu dienen <strong>–</strong> so wie <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
dies vorlebt.<br />
Wir gratulieren herzlich zum 20-jährigen Namensjubiläum und wünschen<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> und den geschätzten Leserinnen und Lesern auch in den nächsten<br />
20 Jahren alles Gute und viel Erfolg!<br />
auto-i-dat ag, Widmerstr. 73h, 8038 Zürich, Tel. 044 497 40 40, Fax 044 497 40 41, office@auto-i-dat.ch, www.auto-i-dat.ch
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong><br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Ausgabe</strong> <strong>12</strong><br />
FILTER+pro<br />
Wir schaffen die gute<br />
Luft<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
5 Vorwort<br />
6 Kurz notiert<br />
Fokus Old- & Youngtimer<br />
8 Die Schweiz ist ein Land im Oldiefiebe<br />
<strong>12</strong> Was viele zum Sauber C1 nicht wissen<br />
16 Wie läuft der Import von Klassikern?<br />
18 Portrait des Oldiesammlers Fritz Kaiser<br />
20 Marktübersicht Pflegemittel für eteranen<br />
24 Synfuels geben Veteranen eine Zukunft<br />
26 «PS-Zauberer» Mario Illien über E-Fuels<br />
Fokus Öl & Schmiermittel<br />
28 Der Weg des Öls von Förderung bis Regal<br />
30 Ölkonzerne setzen auf alternative Energien<br />
34 Neues Versorgungssystem von Luginbühl<br />
36 Interview mit Panolin-CEO Silvan Lämmle<br />
Verband & Sektionen<br />
38 Das <strong>AUTOINSIDE</strong> feiert 20. Jubiläum<br />
41 Herbstversammlung in Sissach BL<br />
Bildung<br />
42 Die Schweiz holt Gold an den WorldSkills<br />
44 Warum Frauen bessere Garagisten sind<br />
46 Fachausweisübergabe AVD und KDB<br />
48 Basisseminar Automobilverkäufer/-in<br />
49 AGVS Business Academy<br />
50 Aus- und Weiterbildungsangebote<br />
52 AGVS-Eignungstest für junge Menschen<br />
Produkte & Dienstleistungen<br />
53 Gastbeitrag zu den Suva-Prämien 2023<br />
54 Ein Rückblick auf die Auto Zürich<br />
Technik & Umwelt<br />
56 Elektroantrieb alleine ist keine Lösung<br />
58 Wie die City-Garage AG Energie spart<br />
60 Die CO 2 -Reduktionspotenziale der Technik<br />
Der Bosch-Innenraumfilter<br />
sorgt für Gesundheit und<br />
Wohlbefinden für Asthmatiker,<br />
Allergiker, Kinder - für<br />
alle!<br />
AUSGABE <strong>12</strong> <strong>–</strong> DEZEMBER <strong>2022</strong><br />
Fachmagazin des Schweizer Autogewerbes<br />
Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS)<br />
Politik & Recht<br />
64 Verkehrspolitische Themen 2023<br />
66 Die Szenarien der Konjunkturprognose<br />
68 Atelier de la Concurrence: Motion Pfiste<br />
70 Das ändert sich mit der Norm Euro 7<br />
Fokus Öl & Schmiermittel<br />
Dem Öl auf der Spur:<br />
So verläuft der Weg<br />
vom Ölfeld bis ins Regal<br />
Seiten 30 <strong>–</strong> 31<br />
Weltmeisterliche Ausbildung<br />
Automobil-Mechatroniker<br />
Florent Lacilla holt Gold<br />
Seiten 42 <strong>–</strong> 43<br />
Fokus Old- & Youngtimer<br />
Synthetische Treibstoffe<br />
als Lösung für<br />
die˜ Klassiker-Zukunft<br />
Seiten 26 <strong>–</strong> 29<br />
JAHRE<br />
Seiten 38 <strong>–</strong> 40<br />
Handel & Aftersales<br />
72 Astara ist drittgrösster Autoimporteur<br />
74 Altfahrzeuge korrekt entsorgen<br />
77 Garagenwelt<br />
78 Bezugsquellenverzeichnis<br />
82 Vorschau und Impressum<br />
Titelseite: Florent Lacilla holt an den<br />
WorldSkills im deutschen Dresden Gold<br />
für die Schweiz. Foto: WorldSkills<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong><br />
Technik fürs Leben
Entdecken Sie<br />
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Werkzeuge<br />
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LIQUI MOLY<br />
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● lassen sich einfacher anwenden als mechanische<br />
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Verkauf an Kunden.<br />
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LIQUI MOLY steht für mehr als 60 Jahre<br />
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Sprays Dichtstoffe. und Autopflege, In Summe Klebe-<br />
rund<br />
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Summe rund<br />
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Oberneuhofstrasse RHIAG Group GmbH 6<br />
6340 Oberneuhofstrasse Baar 6<br />
Telefon: 6340 Baar 041 769 55 25<br />
www.rhiag.ch<br />
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Technischer Service:<br />
Telefon: Technischer +49 731 Service: 1420-871<br />
E-Mail: Telefon: +49 Anwendungstechnik@liqui-moly.de<br />
731 1420-871<br />
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www.liqui-moly.com<br />
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VORWORT<br />
Drei Lichtblicke zum Ende des Jahres<br />
«Das Auto ist wichtig für die Menschen<br />
und der Hauptträger unserer Mobilität.<br />
Dabei steht der Garagist im Zentrum als<br />
Mobilitätsberater und Mobilitätsanbieter.»<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Dass die Zeiten herausfordernd sind, brauche ich Ihnen nicht zu<br />
erzählen, das wissen Sie als Unternehmer genauso gut wie ich.<br />
Bei allen, teilweise sogar widrigen Umständen gibt es dennoch<br />
Lichtblicke <strong>–</strong> von denen ich mindestens drei sehe: Da ist zum einen<br />
die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere jene im Autogewerbe.<br />
BAK Economics, das im Auftrag des AGVS jedes Jahr einen<br />
Konjunkturausblick erarbeitet, rechnet spätestens ab dem zweiten<br />
Quartal 2023 mit einer weiteren Entschärfung der noch immer<br />
angespannten Situation <strong>–</strong> auch wenn der damit verbundene Entspannungspfad<br />
«unspektakulär verlaufen» wird. In diesem Rahmen<br />
zeigen alle für unsere Mitglieder relevanten Kennzahlen nach oben:<br />
deutliches Plus bei den Neuwagenverkäufen, deutliche Entspannung<br />
im Gebrauchtwagenmarkt, die höchsten Umsätze im Werkstattgeschäft<br />
seit über zehn Jahren. So gesehen nehmen wir gern<br />
auch einen «unspektakulären» Entspannungspfad hin, nicht wahr?<br />
Das ist eine gute Nachricht, nicht nur zum Jahresende: Das Auto<br />
ist wichtig für die Menschen und der Hauptträger unserer Mobilität.<br />
Dabei steht der Garagist im Zentrum als Mobilitätsberater und<br />
Mobilitätsanbieter.<br />
Der dritte Lichtblick sind die Tage am Ende dieses Monats. Blenden<br />
Sie für einmal aus, was Sie belastet, und pflegen Sie das, was man<br />
zu oft vernachlässigt, weil einen das Tagesgeschäft absorbiert: die<br />
Familie, die Freunde <strong>–</strong> und etwas sich selbst. Auch im Namen meiner<br />
Kollegin und meiner Kollegen im Zentralvorstand wünsche ich<br />
Ihnen einen guten Abschluss des Jahres und besinnliche Festtage.<br />
P.S.: Und bitte vergessen Sie nicht, sich für den «Tag der Schweizer<br />
Garagisten» vom 17. Januar 2023 anzumelden <strong>–</strong> es lohnt sich!<br />
Herzliche Grüsse<br />
Der zweite Lichtblick: Das Auto ist wichtig. Der Technikhistoriker<br />
Prof. Dr. Kurt Möser, den wir als Referenten zum «Tag der Schweizer<br />
Garagisten» vom 17. Januar 2023 eingeladen haben, nennt es ein<br />
«Lebensgefährt». Daran ändert sich auf absehbare Zeit nichts.<br />
Thomas Hurter<br />
Zentralpräsident<br />
Die besten<br />
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Schmiermittel<br />
Sie bei uns<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 5
KURZ NOTIERT<br />
Täglich aktuelle News:<br />
agvs-upsa.ch<br />
Mandell übernimmt vorübergehend bei Jaguar Land Rover<br />
Aus persönlichen Gründen hat Thierry Bolloré, Chief Executive Officer<br />
von Jaguar Land Rover, seinen Rücktritt zum 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> bekannt<br />
gegeben. Bolloré sagte: «Ich bin sehr stolz auf das, was wir in den letzten<br />
zwei Jahren gemeinsam bei Jaguar Land Rover erreicht haben. Der<br />
Wandel des Unternehmens hin zu einer nachhaltigen, profitablen Zukunft<br />
als modernes Luxusunternehmen schreitet mit grossen Schritten voran.»<br />
Natarajan Chandrasekaran, Vorsitzender von Tata Sons, Tata Motors<br />
und Jaguar Land Rover, dankte dem Franzosen für seine Leistung. Als<br />
Interims-CEO leitet Adrian Mardell, der seit 32 Jahren bei Jaguar Land<br />
Rover tätig ist, nun das Unternehmen.<br />
Thierry Bolloré trat aus persönlichen Gründen zurück. Foto: Jaguar Land Rover<br />
Thomas Rücker. Foto: Iveco<br />
Personeller Wechsel<br />
bei Iveco Schweiz<br />
Nach über vier Jahren als<br />
Managing Director von Iveco hat<br />
Thomas Rücker das Unternehmen<br />
verlassen. Zuvor hatte er acht<br />
Jahre lang als Key Account Manager<br />
gearbeitet. Christian Sulser,<br />
Business Director Deutschland &<br />
Schweiz, kümmert sich, bis eine<br />
Nachfolge bekannt ist, um die Führung<br />
des Schweizer Teams sowie<br />
die operativen Aufgaben.<br />
Eugenio Franzetti. Foto: DS<br />
Eugenio Franzetti wird Direktor<br />
der Rennsportabteilung<br />
Nach der Ankündigung, dass DS<br />
Automobiles mit Penske Autosport<br />
kooperiert, und der Verpflichtung<br />
von Weltmeister Stoffel Vandoorne<br />
beginnt DS eine neue Ära in der<br />
Formel E. Kurz vor dem Start des<br />
Gen3-Rennwagens wurde Eugenio<br />
Franzetti, bisheriger Managing<br />
Director von DS Automobiles<br />
in Italien, zum Direktor von DS<br />
Performance ernannt.<br />
Pierre Houlès. Foto: Renault<br />
Pierre Houlès ist neuer CTO<br />
von Mobilize<br />
Pierre Houlès hat Anfang Oktober<br />
die Verantwortung als Chief<br />
Technology Officer (CTO) für die<br />
Renault Mobilitätsmarke Mobilize<br />
übernommen. Über seine Aufgaben<br />
bei dem Mobilitätsdiensleister<br />
hinaus bleibt er stellvertretender<br />
Chief Information Officer (CIO)<br />
der Renault Group und Managing<br />
Director von Renault Digital.<br />
Gustaf Sundell. Foto: Scania<br />
Gustaf Sundell mit neuer<br />
Rolle bei Scania<br />
Gustaf Sundell, derzeit Head of<br />
Strategy and Corporate Management<br />
bei Scania, wurde zum Executive<br />
Vice President und Head of<br />
Mobility Solutions ernannt. Seit dem<br />
1. November <strong>2022</strong> gehört er dem<br />
Vorstand von Scania an und berichtet<br />
an Christian Levin, Präsident und CEO<br />
von Scania und der Traton Group.<br />
Feierlicher Spatenstich für die Amag-Academy<br />
Um ihren Partnern auch zukünftig eine optimale Lernumgebung bieten<br />
zu können, baut die Amag eine neue, viergeschossige Academy in Lupfig,<br />
die das 34 Jahre alte Ausbildungszentrum in Schinznach-Bad ersetzt.<br />
Am 31. Oktober hat im Beisein von Olivier Wittmann, Managing Director<br />
Amag, Oliver Stegmann, Director of Group Aftersales, Manuela Rüegg, ab<br />
1. Januar 2023 Head of Amag Academy, und Gerhard Wittwer, Partner im<br />
Büro ERP Architekten AG, der Spatenstich für den Neubau stattgefunden.<br />
Dieser kann voraussichtlich Anfang 2024 in Betrieb genommen werden.<br />
Spatenstich (v.l.n.r.): Oliver Stegmann, Director of Group Aftersales, Manuela<br />
Rüegg, Head Amag Academy, Olivier Wittmann, Managing Director Amag, Gerhard<br />
Wittwer, Partner im Büro ERP Architekten AG. Bild: Anja Wurm Photography
KURZ NOTIERT<br />
Täglich aktuelle News:<br />
agvs-upsa.ch<br />
Neuer Präsident für den ATVSL<br />
An der Generalversammlung Auto Tuning- & Design Verband Schweiz /<br />
Liechtenstein (ATVSL) wurde Christoph Schwägli (Bild Mitte) zum Präsidenten<br />
gewählt. Neu in den Vorstand berufen wurde Kyrill Graf (Bild links)<br />
von Graf Motors AG. Eugen J. Engeler (Bild rechts) tritt aus dem Vorstand<br />
aus, übernimmt aber weiterhin die Sekretariatsarbeiten und die Organisation<br />
des Anlasses auf der Rennstrecke Anneau du Rhin (F).<br />
Läuft rund: ESA-Tecar. Foto: ESA<br />
Tahir Pardhan. Foto: AGVS-Medien<br />
Rundes Jubiläum für den<br />
ESA-Tecar<br />
Bereits zehn Millionen ESA-Tecar-<br />
Reifen hat die ESA gemeinsam<br />
mit den Schweizer Garagistinnen<br />
und Garagisten an die Fahrzeuge<br />
gebracht! Mehr als 40 Jahre<br />
Know-how und Erfahrung stecken<br />
in den ESA-Tecar-Reifen, die exklusiv<br />
nur bei Schweizer Garagisten<br />
erhältlich sind. Die in Europa<br />
produzierten Reifen erfüllen die<br />
hohen Qualitätsanforderungen<br />
für perfekten Halt. Dies bestätigen<br />
seit Jahren auch immer wieder<br />
die unabhängigen Tests des TCS<br />
(siehe <strong>AUTOINSIDE</strong> 10 / 22).<br />
Veränderungen im ATVSL-Vorstand (von links): Kyrill Graf, Christoph Schwägli<br />
und Eugen J. Engeler. Bild: ATVSL<br />
Neues Gesicht beim AGVS<br />
Seit dem 1. November <strong>2022</strong> unterstützt<br />
Tahir Pardhan als Verbandsjurist<br />
das Team des Rechtsdienstes.<br />
Der AGVS heisst ihn herzlich<br />
willkommen und wünscht ihm viel<br />
Erfolg und Freude in seinem neuen<br />
Tätigkeitsgebiet.<br />
Spezialaktion der ESA<br />
Seit Anfang November bis und mit kommenden Februar 2023 profitieren Schweizer Garagisten und Carrossiers<br />
von drei Prozent Rückvergütung auf dem gesamten Umsatz für Verbrauchsgüter bei der ESA. Zudem ermöglicht<br />
die ESA ihren Kunden erweiterte Finanzierungsmöglichkeiten bei Investitionen und ein Null-Prozent-Leasing<br />
für alle Investitionsgüter ab einem Betrag von 5000 Franken. Giorgio Feitknecht, CEO der ESA, erklärt: «Während<br />
vier Monaten können unsere Kundinnen und Kunden verschiedene Finanzierungs- und Rückvergütungsmodelle<br />
kombinieren und so ihre Liquidität schonen».<br />
BASF-Wissenschaftler für neuen Kat geehrt<br />
Ein Team von BASF-Wissenschaftlern wurde vom Research and Development<br />
Council of New Jersey für den Katalysator Formaldpure mit dem<br />
Thomas Alva Edison Patent Award <strong>2022</strong> ausgezeichnet. Der Katalysator<br />
wandelt Formaldehyd bei Raumtemperatur in Kohlendioxid um und verbessert<br />
so die Luftqualität in Innenräumen.<br />
Ein Team von Wissenschaftlern der BASF <strong>–</strong> darunter Wolfgang Rüttinger,<br />
David Weinberger und Laif Alden (v. l. n. r.) <strong>–</strong> wurde für den Formaldpure-<br />
Katalysator ausgezeichnet. Bild: BASF<br />
Neue Mitglieder<br />
MITGLIED<br />
Der AGVS konnte im Oktober<br />
5 neue Mitglieder mit insgesamt<br />
33 Mitarbeitenden begrüssen.<br />
Wir heissen die neuen Mitgliederbetriebe<br />
herzlich willkommen.<br />
Sektion Aargau<br />
▪ Garage Kerschbaumer AG,<br />
Lenzburg<br />
▪ Felix Emmenegger AG,<br />
Untersiggenthal<br />
Sektion beider Basel<br />
▪ Allsa GmbH, Pratteln<br />
▪ Motor-Praxis GmbH, Basel<br />
Sektion Zürich<br />
▪ Garage am Halbheer Platz AG,<br />
Bachenbülach<br />
3 % RÜCKVERGÜTUNG AUF DEM GESAMTEN<br />
UMSATZ VERBRAUCHSGÜTER INKL. REIFEN, SERVICE- UND<br />
VERSCHLEISSTEILE, FLÜSSIGKEITEN, BATTERIEN UND VERBRAUCHS-<br />
MATERIAL SOWIE WEITERE VERGÜNSTIGUNGEN.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie von Ihrem ESA-Gebietsleiter.
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER FOKUS<br />
Fotos: Oldtimer in Obwalden<br />
(O-iO.ch); Grafiken: Swiss<br />
Historic Vehicle Federation<br />
(SHVF.ch)<br />
Vom Nischen- zum Breitenhobby<br />
Eine Nation<br />
im Oldiefieber<br />
Seit Jahren wächst die Zahl der<br />
Klassiker derart, dass die Schweiz<br />
gar Veteranen aus dem Ausland<br />
anzieht. Zahlen belegen: Viele Garagistinnen<br />
und Garagisten leben<br />
von der Liebe zum alten Blech, das<br />
Publikum liebt Oldies <strong>–</strong> und ökologisch<br />
sind Veteranen unbedenklich.<br />
Timothy Pfannkuchen<br />
Kaum zeigt sich im Frühjahr die Sonne, sind<br />
sie wieder unterwegs: Automobile Augenweiden<br />
aller Baujahre, die uns im «Weisst<br />
Du noch?» schwelgen lassen und knatternd<br />
Geschichte verkörpern. Gefühlt werden es<br />
immer mehr Oldies. Fällt altes Blech einfach<br />
mehr ins Auge? Nicht nur: Tatsächlich steigt<br />
die Zahl Veteranen. «Alleine der Bestand an<br />
vor 1960 gebauten Personenwagen ist von<br />
2000 bis 2020 von 8400 auf über 13900 Fahrzeuge<br />
gewachsen», sagt Thomas Rohrbach,<br />
stellvertretender Leiter Kommunikation des<br />
Bundesamts für Strassen (Astra), «und auch<br />
der Bestand an Fahrzeugen der 1960er- und<br />
1970er-Jahre nimmt stetig zu.» Letztere machen<br />
bei den Personenwagen (PW) den Grossteil<br />
des Klassikerbestands aus. Eine Studie<br />
(siehe QR-Code am Artikelende) des Oldtimerdachverbands<br />
Swiss Historic Vehicle<br />
Federation (SHVF) kam 2020 für 2019 auf<br />
156 000 Oldtimer <strong>–</strong> wohlgemerkt nur PW und<br />
Töffs über 30 Jahre, also noch ohne Youngtimer,<br />
Nutzfahrzeuge und die 22000 «sleeping<br />
Beauties», die nicht immatrikuliert sind.<br />
8<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER<br />
aller Arbeiten werden<br />
von Fachbetrieben<br />
durchgeführt<br />
Wie enorm die Anziehungskraft von altem<br />
Blech ist, zeigen Grossevents wie beispielsweise<br />
die Swiss Classic World (SCW) in Luzern.<br />
Oder wie Oldtimer in Obwalden (O-iO),<br />
eine Art Volksfest mit klassischen Fahrzeugen<br />
dazwischen. «Vielleicht ist es nostalgische<br />
Sehnsucht nach einer Zeit, die unbeschwerter<br />
war», antwortet O-iO-Gründer Ruedi Müller,<br />
einer der Nestoren der Oldieszene, auf die<br />
Frage, weshalb der Anlass stets Massen<br />
von Besucherinnen und Besuchern anlockt.<br />
Müller scheut sich auch nicht, eine Brücke in<br />
die Gegenwart und Zukunft zu schlagen, um<br />
das Hobby zu sichern: <strong>2022</strong> etwa waren am<br />
O-iO historische wie neue Elektroautos dabei.<br />
Alleine letztes Jahr ist die Zahl der über 30-jährigen<br />
Schönheiten auf Pneus laut Astra schon<br />
wieder um 8000 Stück gestiegen. Wie das? Die<br />
Schweiz ist derart im Oldiefieber, dass sie<br />
sogar massiv Importe ansaugt. Obwohl viele<br />
hiesige Veteranen umgekehrt ins Ausland abwandern,<br />
wo sie gerne als besonders gepflegte<br />
Geheimtipps («Schweizer Auto!») angepriesen<br />
werden. Enorm ist neben dem Spass- das Umsatzpotenzial<br />
der Szene. Zwar sind Klassiker<br />
selten so teuer wie per se gerne angenommen:<br />
Die Hälfte liegt bei unter 20000 Franken.<br />
Aber zusammen repräsentieren sie 7,7 Milliarden<br />
Franken Wert. Statistisch werden<br />
jährlich 5000 Franken pro Fahrzeug und weitere<br />
1000 für Ausflüge und derlei investiert.<br />
Die gerne als Nische abgetane, in Wirklichkeit<br />
bedeutende Oldtimerszene ernährt mit<br />
jährlich 836 Millionen Franken gesamthaft<br />
Klassikerhändler und Zubehöranbieter, Versicherer<br />
und Eventausrichter <strong>–</strong> und, denn 47<br />
Protent der Arbeiten an Oldies werden von<br />
Fachbetrieben durchgeführt, Garagistinnen<br />
und Garagisten. Wie Maja Guetg, Inhaberin<br />
der Garage Guetg in Niederlenz AG: «Es kommen<br />
vermehrt junge Menschen zu uns, die ins<br />
Hobby einsteigen. Zum Saisonstart im Frühjahr<br />
sind wir voll ausgelastet.»<br />
Schweizer sehen Veteranenfahrzeuge<br />
als Kulturgut an, das erhalten werden<br />
soll (50%)<br />
Schliesslich stehen Oldtimer in Zeiten der Klimadebatte<br />
und CO 2 -Gesetze gelegentlich bereits<br />
unter Beschuss <strong>–</strong> völlig zu Unrecht, da sie<br />
nicht zum Öko-Feindbild taugen: Zwar sind<br />
immerhin knapp zwei Prozent aller Schweizer<br />
PW über 30 Jahre alt, diese spulen aber<br />
gerade mal ein Tausendstel der Fahrleistung<br />
aller PW ab. Im Schnitt kommen Veteranen auf<br />
nur 790 Kilometer im Jahr. Und das Behalten<br />
ist grüner als ein Wegwerfen: In der CO 2 -Bilanz<br />
macht die Herstellung eines Autos 15 bis<br />
35 Prozent der Emissionen über den Lebenszyklus<br />
aus. Eine Studie des britischen Centre for<br />
Economic and Business Research (CEBR) hielt<br />
2020 fest: Der von einem Oldtimer verursachte<br />
CO 2 -Ausstoss pro Jahr entspricht jenem eines<br />
halben Jahres Smartphonebenutzung!<br />
aller gefahrenen Kilometer entfallen<br />
auf historische Automobile<br />
Zudem steht die Bevölkerung hinter Oldtimern:<br />
In der SHVF-Umfrage freuen sich 44<br />
Prozent der Menschen in der Schweiz, Oldies<br />
auf der Strasse zu sehen. Die Hälfte der Befragten<br />
findet, dass historische Fahrzeuge ein<br />
schützenswertes Kulturgut sind. Ein Fünftel<br />
besässe gerne einen Oldtimer. Der Boom<br />
dürfte also trotz lauer Konjunktur weitergehen,<br />
zumal Oldies als reine Anlageobjekte<br />
wegen unvorhersehbarer Preisentwicklung<br />
und dem Unterhaltsbedarf zwar ungeeignet<br />
Fortsetzung Seite 10<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 9
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER FOKUS<br />
sind, aber ihren Wert mindestens stabil halten<br />
und den Besitz mit Fahrvergnügen abgelten.<br />
Das Hobby hat Zukunft für Garagistinnen<br />
und Garagisten. Nicht umsonst bietet der<br />
AGVS mit dem Schweizerischen Carrosserieverband<br />
(VSCI) und der Interessengemeinschaft<br />
Fahrzeugrestauratoren Schweiz (IGFS)<br />
die Ausbildung als Fahrzeugrestaurator/-in<br />
mit eidgenössischem Fachausweis an. <<br />
Die Oldiestudie<br />
des SHVF<br />
als PDF:<br />
Weitere Infos unter:<br />
fahrzeugrestaurator.ch<br />
sehen gesetzliche Einschränkungen,<br />
Umwelt- bzw. Klimathemen (76%)<br />
sowie das Fehlen geeigneter Fachkräfte<br />
(61%) als Herausforderungen<br />
der Zukunft an<br />
Clevere Autos<br />
denken mit.<br />
Weniger Unfälle dank<br />
Fahrerassistenten.<br />
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10<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
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Statt der Weihnachtsgrüße engagiert sich CarGarantie<br />
in diesem Jahr im gemeinnützigen Bereich.
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER FOKUS<br />
Was viele nicht über den Sauber C1 wissen<br />
Der Start der Schweizer<br />
Formel-1-Träume<br />
Als Hersteller von Rennwagen und als Rennstallbesitzer hat<br />
Peter Sauber eine beispiellose Karriere gemacht. Getragen von<br />
seiner Faszination für den Motorsport bekannte er sich auch<br />
immer klar zu seinen Mitarbeitenden und zum Standort Hinwil<br />
ZH. Am Anfang der Erfolgsgeschichte steht der Sauber C1. Ein<br />
Detail über dieses Fahrzeug ist vielen nicht bekannt. Mike Gadient<br />
Der Doppelsieg beim 24-Stunden-Rennen<br />
in Le Mans im Jahr 1989. Die Champagnerdusche<br />
von Robert Kubica und Nick Heidfeld<br />
nach dem Doppelsieg beim GP von Kanada<br />
2008 in der Formel 1. Dies sind sportlich<br />
betrachtet die grössten Erfolge in der langen<br />
Motorsportgeschichte von Peter Sauber.<br />
Dieser möchte die Triumphe aber gar nicht<br />
gegeneinander abwägen. «In Le Mans gegen<br />
eine starke Konkurrenz mit Porsche und Jaguar<br />
zu gewinnen, ist ein Highlight. Mit<br />
einer kleinen Mannschaft in Hinwil Autos<br />
zu bauen und erfolgreich in der Formel 1 zu<br />
bestehen, ist fantastisch», sagt der gelernte<br />
Elektromonteur gegenüber <strong>AUTOINSIDE</strong>.<br />
Mit 27 Jahren baute Sauber seinen ersten<br />
Rennsportwagen, den Sauber C1. Das C steht<br />
für Christiane, der Namen seiner Ehefrau. Am<br />
Kerenzerbergrennen im Juni sass der heute<br />
79-Jährige wieder in jenem Auto, mit dem<br />
er das Rennen 1970 gewann und Schweizer<br />
Sportwagenmeister wurde. Für die Veranstaltung<br />
wurde das Fahrzeug von einem ausgewiesenen<br />
Fachmann vollständig überholt. «Auch<br />
wenn es heutzutage beim Kerenzerbergrennen<br />
keine Zeitnahme und Rangliste mehr gibt, Gas<br />
gegeben wird trotzdem», so Sauber. Da müsse<br />
die Sicherheit des Rennwagens unbedingt gewährleistet<br />
sein.<br />
Sobald Peter Sauber in diesem Auto sitzt, läuft<br />
quasi ein Film mit vielen Erinnerungen ab.<br />
Im Keller seines Elternhauses in Zürich hat<br />
er zwei Exemplare dieses zweisitzigen Rennsportwagens<br />
gebaut. Die Radaufhängungen<br />
stammten von einem Brabham<br />
F3. Angetrieben wurde der C1<br />
von einem Ford-Cosworth-SCA-<br />
Motor mit 997 ccm und 115 PS.<br />
Im Keller hatten die beiden Fahrzeuge<br />
damals knapp hintereinander<br />
Platz. «Die Herausforderung<br />
bestand darin, sie herauszubringen.<br />
Der Keller verfügte nämlich<br />
nur über eine 80 Zentimeter breite Tür.<br />
Glücklicherweise grenzte er an die Garage»,<br />
berichtet der «Schweizer des Jahres 2005». Es<br />
wurde ein Loch in die Wand zwischen Keller<br />
und Garage gemacht, das so breit wie der C1<br />
und etwa einen Meter hoch war. Das Fahrzeug<br />
wurde hindurchgeschoben und kam so<br />
über die Garage ins Freie.<br />
«Etwas wissen aber viele nicht, weil es in all<br />
den Jahren fast vergessen wurde», sagt Sauber<br />
und kommt auf Ruedi Siegfried zu sprechen,<br />
der einen Eigenbau mit Rohrrahmenchassis<br />
gefahren ist. 1969 lernten sich die beiden<br />
Motorsportfans kennen. «Wir beschlossen,<br />
gemeinsam einen zweisitzigen Rennwagen<br />
mit 1000-ccm-Motor zu bauen.» Siegfried<br />
arbeitete für die Städeli Lift AG in Oetwil am<br />
See ZH und hatte Erfahrung mit Gitterrohrrahmen.<br />
Peter Sauber über seinen Weggefährten:<br />
«Er hat das Rohrrahmen-Chassis und die<br />
Karosserie des C1 aufs Papier gebracht und<br />
ist somit der erste Konstrukteur in der Geschichte<br />
von Sauber.»<br />
Der heute 79-jährige Peter Sauber<br />
Gelb ist der Sauber C1, weil er im Elektrounternehmen<br />
von Peter Saubers Vater in Hinwil lackiert<br />
wurde. Die Firmenfarbe war gelb, von<br />
der Werkzeugkiste über die Leitern bis zu den<br />
firmeneigenen VW-Bussen. «Auch später in<br />
der Formel 1 hat sich gezeigt, dass die Farbe<br />
des Autos mit Tradition und Emotionen verknüpft<br />
ist», erläutert Sauber. Das Abenteuer<br />
Formel 1 begann für Sauber 1993 in Kyalami<br />
mit einem fünften Platz von JJ Lehto im Sauber<br />
C<strong>12</strong>. In all den Jahren nahm Peter Sauber Talente<br />
wie Michael Schumacher, Karl Wendlinger,<br />
Heinz-Harald Frentzen, Kimi Räikkönen,<br />
Nick Heidfeld, Felipe Massa, Robert Kubica<br />
oder Sergio Pérez unter Vertrag. Sauber pflegt<br />
zu sagen, dass bei einem Rennfahrer verschiedene<br />
Faktoren zusammenpassen müssten,<br />
wobei das Talent der Wichtigste sei.<br />
Nach vier gemeinsamen Jahren zog sich BMW<br />
2009 aus der Formel 1 zurück, woraufhin<br />
Peter Sauber seinen Rennstall zurückkaufte.<br />
2016 konnte er von allen Funktionen im<br />
Unternehmen zurücktreten, als die Firmengruppe<br />
von der Schweizer Investment-Firma<br />
Fortsetzung Seite 14<br />
<strong>12</strong><br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER<br />
2002<br />
.Peter Sauber fördert weiter Talente.<br />
.Hier mit Nick Heidfeld (l.) und<br />
.Felipe Massa (r.).<br />
2001<br />
Fotos: AGVS-Medien (1), Sauber Motorsport AG, Daniel Reinhard (3), BMW (1)<br />
1970<br />
Gründung der PP Sauber<br />
.AG in Hinwil mit zwei<br />
.Mitarbeitern. Peter<br />
.Sauber wird Schweizer<br />
.Meister in der Kategorie<br />
Sportwagen<br />
(Fahrzeug: Sauber C1).<br />
1988<br />
Sauber wird das Werksteam<br />
von Mercedes-Benz und<br />
bringt damit den deutschen<br />
Automobilhersteller nach<br />
einer Absenz von 33 Jahren<br />
in den internationalen<br />
.Motorsport zurück.<br />
1989<br />
.Gewinn der Sportwagen-<br />
.Weltmeisterschaft für Teams und<br />
.Fahrer (Sauber Mercedes C9).<br />
.Doppelsieg beim 24-Stunden-<br />
.Rennen in Le Mans.<br />
Schweizer Meister:<br />
Peter Sauber siegt<br />
am Kerenzerberg.<br />
Foto: Franz Leupi<br />
1990<br />
1992<br />
Die PP Sauber AG bezieht den<br />
Neubau in Hinwil (ca. 6500 m 2 ).<br />
Zwölf Jahre später wird der eigene<br />
Windkanal in Betrieb genommen.<br />
4. Platz in der Formel-1-<br />
Konstrukteurswertung<br />
mit Nick Heidfeld und<br />
Kimi Räikkönen<br />
(Sauber Petronas C20).<br />
1993<br />
Einstieg in die Formel 1 beim GP von Südafrika<br />
(Sauber C<strong>12</strong>) mit 90 Mitarbeitenden und einem<br />
Budget von rund 40 Millionen Franken. Zwei Jahre<br />
später wird Sauber Werksteam von Ford.<br />
.Gewinn der Sportwagen-Weltmeisterschaft für Teams und Fahrer<br />
.(Mercedes-Benz C11). Gründung des Juniorteams mit<br />
.Michael Schumacher, Karl Wendlinger und Heinz-Harald Frentzen.<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 13
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER FOKUS<br />
2006<br />
.BMW übernimmt Mehrheits-.<br />
.anteile an der Sauber Holding.<br />
.Peter Sauber hält weiterhin<br />
.20 Prozent der Aktien. Für das<br />
.BMW Sauber F1 Team werden<br />
.in Hinwil zu den bestehenden<br />
.300 zusätzlich <strong>12</strong>0 Stellen<br />
.geschaffen. Die Infrastruktur<br />
.wird ausgebaut.<br />
<strong>2022</strong><br />
Peter Sauber<br />
startet am<br />
Kerenzerbegrennen mit<br />
dem Sauber C1.<br />
Longbow Finance S.A. übernommen wurde.<br />
Auch wenn das Team heute «Alfa Romeo F1<br />
Team ORLEN» heisst, steht auf den Formel-<br />
1-Boliden noch immer «Sauber Technologies».<br />
Den Rückkauf im Jahr 2009 bezeichnet<br />
Peter Sauber als ein klares Bekenntnis zu den<br />
Mitarbeitenden und zum Standort Hinwil.<br />
2007<br />
Zweiter Platz der Formel-1-<br />
Konstrukteurswertung mit<br />
Nick Heidfeld und Robert<br />
Kubica (BWM Sauber F1.07).<br />
2016<br />
.Longbow Finance S.A.<br />
.erwirbt am 19. Juli 2016<br />
.die Sauber Holding AG.<br />
.Peter Sauber tritt von<br />
.allen Funktionen im<br />
.Unternehmen zurück.<br />
Welche Ratschläge aus seiner persönlichen<br />
Führungserfahrung richtet er an die Garagisten?<br />
«Es sind dieselben Führungsqualitäten<br />
gefragt wie bei KMU aus anderen Branchen.<br />
Ich habe 1970 mit einem Mitarbeiter in Hinwil<br />
begonnen, und heute zählt das Unternehmen<br />
über 500 Beschäftigte», sagt Sauber. Er<br />
sei immer darauf bedacht gewesen, eine Beziehung<br />
zu den Mitarbeitenden aufzubauen<br />
und als Unternehmer vor sie hinzustehen.<br />
Das Verlangte auch vorzuleben, ist ihm wichtig.<br />
«Garagisten müssen heutzutage trotz zunehmendem<br />
Einfluss von Herstellern und dem<br />
Einzug der Elektromobilität einen Weg finden,<br />
erfolgreich zu wirtschaften. Sich entsprechend<br />
aus- und weiterzubilden, hilft dabei sehr», so<br />
Sauber abschliessend. Er selbst hat schliesslich<br />
auch Hartlöten gelernt, um den Sauber C1<br />
zu bauen. <<br />
2008<br />
Doppelsieg beim GP von<br />
Kanada durch Robert Kubica<br />
und Nick Heidfeld (BMW<br />
Sauber F1.08).<br />
20<strong>12</strong><br />
2009<br />
BMW verkündet den Ausstieg aus der Formel 1<br />
zum Saisonende 2009. Peter Sauber gibt am<br />
27. November 2009 an einer Pressekonferenz<br />
bekannt, dass er das Team zurückkauft.<br />
Peter Sauber tritt<br />
am 11. Oktober 20<strong>12</strong><br />
.als Teamchef an der<br />
Rennstrecke zurück<br />
und übergibt die<br />
Verantwortung an<br />
Monisha Kaltenborn.<br />
14<br />
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FOKUS OLD- & YOUNGTIMER FOKUS<br />
Die Pandora-Büchse vorsichtig öffnen<br />
Das gilt es beim Oldiekauf<br />
im Ausland zu beachten<br />
Papierkrieg rund um das alte Blech: Einen Oldtimer aus dem Ausland zu importieren, das ist ausser einer<br />
logistischen eine bürokratische Herausforderung. Damit der Kauf des Traumwagens nicht zum finanziellen<br />
Alptraum wird, muss man beim Oldie-Kauf ennet der Landesgrenzen und speziell in Übersee auf einige<br />
Dinge achten. <strong>AUTOINSIDE</strong> hat nachgeforscht und beim US-Cars-Spezialisten nachgefragt. Max Fischer<br />
Der schöne Traum vom roten Mustang Fastback<br />
mit brummelndem V8-Motor oder die<br />
ewige Schwärmerei vom babyblauen 1957er<br />
Chevy Bel Air: Schnell klickt man sich in<br />
Zeiten des World Wide Webs unter anderem<br />
auf bring-a-trailer.com oder craigslist.com in<br />
eine US-Schlitten-Traumwelt und landet auf<br />
Inseraten, die im ersten Moment sehr vielversprechend<br />
aussehen. Aber die Realität ist oft<br />
eine andere, der Traum kann zum Alptraum<br />
werden.<br />
Angenommen, man findet nun beim abendlichen<br />
Suchmaschinenballett den erträumten<br />
Muscle-Car-Klassiker. Er steht in einem kalifornischen<br />
Vorort in den USA unter einer<br />
Palme, der Preis liegt im Budget, der Lack ist <strong>–</strong><br />
laut Inserat <strong>–</strong> in tadellosem Zustand. Auf den<br />
Fotos sieht der Ford aus, als sei er gerade erst<br />
in River Rouge im US-Bundestaat Michigan<br />
vom Band gerollt. «Klick here to buy» steht<br />
da, aber ist in diesem Moment die falsche<br />
Taktik. «Man darf sich auf keinen Fall emotional<br />
verleiten lassen, auch wenn auf den ersten<br />
Blick alles super aussieht», sagt Michael<br />
Neukom, Inhaber und Geschäftsführer bei<br />
Customer Cars in Rafz ZH. Neukom importiert<br />
im Kundenauftrag regelmässig Autos<br />
aus Deutschland und den USA. Er empfiehlt,<br />
bei jedem Kauf zusätzlich zum Budget für das<br />
Fahrzeug selbst noch einen zusätzlichen Kostenpuffer<br />
einzuberechnen. Denn der ganze<br />
Import sowie danach allfällige Reparaturen<br />
und Modifikationen, die in der Schweiz vor<br />
der Inverkehrssetzung noch gemacht werden<br />
müssen, werden quasi zwangsläufig einen finanziellen<br />
Mehraufwand mit sich ziehen.<br />
Aufgepasst beim Import<br />
von Oldies: Gekauft<br />
werden sollte nur, wenn<br />
man sich auch im Klaren<br />
über den Gesamtzustand<br />
ist. Foto: AGVS-Medien<br />
Auch betont der Ami-Oldie-Experte, dass es<br />
sich lohne, genug Vorabklärungen vor dem<br />
Kauf zu treffen: «Wenn man eine klare Vorstellung<br />
und lange auf seinen Traumwagen gespart<br />
hat, ist die Enttäuschung umso grösser,<br />
wenn bereits beim Empfang des Fahrzeugs in<br />
der Schweiz unvorhergesehene Überraschungen<br />
auf einen lauern.» Neukom sowie fast<br />
jeder andere Importspezialist kennt<br />
oftmals bereits US-Händler, oder<br />
man steht vorab<br />
zum potenziellen<br />
Kauf regel-<br />
16<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER<br />
mässig mit den Verkäufern in Kontakt. Bei Inseraten<br />
aus dem nahen Deutschland geht der<br />
Garagist aus Rafz auch mal selbst auf Achse,<br />
um ein Fahrzeug erst zu begutachten. Da eine<br />
Reise in die USA aber in jedem Fall kostspielig<br />
und zeitintensiv ist, hat Neukom für seine US-<br />
Importe einen Kontaktmann in Übersee.<br />
Generell sei es sehr wichtig, sich beim Kauf<br />
eines Fahrzeugs aus dem Ausland <strong>–</strong> sei das aus<br />
den USA oder Deutschland <strong>–</strong> bewusst zu sein,<br />
dass sich die Qualitätsansprüche von Land zu<br />
Land unterscheiden, mahnt Neukom. Im Ausland<br />
seien Modifikationen zulässig, die hierzulande<br />
quasi als Todsünden angesehen werden.<br />
Auch darum lohnt es sich vor dem virtuellen<br />
oder telefonischen Handschlag, das Fahrzeug<br />
eingehend zu prüfen, um auszuschliessen,<br />
dass beim Erwerb durch mühsame Rückbauten<br />
noch mehr Kosten als nötig entstehen.<br />
Sobald alle Formalien mit dem Verkäufer geklärt<br />
sind und man sich nach ausgiebiger Begutachtung<br />
auf einen Preis einigen konnte,<br />
macht der Rafzer Garagist seinen Kunden eine<br />
Offerte. Alle Kosten der Überführung inklusive<br />
des ganzen administrativen Aufwands<br />
mit dem Zoll und für die benötigten Papiere<br />
für das Strassenverkehrsamt sind <strong>–</strong> je nach<br />
Kundenwunsch <strong>–</strong> in der Offerte inkludiert,<br />
und schon wegen des Papierkriegs sollte man<br />
die «Profivariante» wählen. An diesem Punkt<br />
kann der Kunde bei einem US-Import dann<br />
entscheiden, wie er das Auto verfrachtet haben<br />
möchte. Eine sehr kostspielige Möglichkeit<br />
ist Luftfracht. Hier wird das Fahrzeug innert<br />
kürzester Zeit, meist gar in Wochenfrist,<br />
«Wenn man eine klare Vorstellung und lange auf seinen<br />
Traumwagen gespart hat, ist die Enttäuschung umso<br />
grösser, wenn bereits beim Empfang des Fahrzeugs in<br />
der Schweiz unvorhergesehene Überraschungen auf<br />
einen lauern.»<br />
Michael Neukom,<br />
Inhaber und Geschäftsführer bei Customer Cars in Rafz ZH<br />
eingeflogen und dann auf dem Landweg überführt.<br />
Die gängigste, kosteneffizienteste und<br />
sicherste Variante für die Fahrzeugüberführung<br />
aus den USA ist die Seefracht im Sammelcontainer.<br />
Hier wird das Auto in einem<br />
Container zusammen mit anderen Fahrzeugen<br />
geschützt über das Meer transportiert. Wer<br />
es noch kostengünstiger möchte, kann einen<br />
offenen Transport wählen. Neukom rät aber<br />
davon ab: «Bei einem offenen Transport über<br />
das Meer, der in der Regel mehrere Tage oder<br />
sogar Wochen dauert, kann es gut und gerne<br />
vorkommen, dass sich durch das Salzwasser<br />
Rost am Oldtimer breit machen kann. Auch<br />
besteht bei älteren Fahrzeugen das Risiko,<br />
dass sie nicht mehr ganz dicht sind und Wasser<br />
ins Fahrzeug eintreten kann.»<br />
Beim Thema Flüssigkeiten ist ebenfalls Vorsicht<br />
geboten. Gewisse Betriebsstoffe wie<br />
Klimaanlagenkältemittel, die in vergangenen<br />
Jahren in den USA verwendet werden durften,<br />
sind in Europa verboten. «Im Regelfall gleise<br />
ich es zur Sicherheit mit den Verkäufern so<br />
auf, dass sich bei der Überführung gar kein<br />
Kältemittel etc. mehr im Fahrzeug befindet<br />
und nur ein Minimum an Kraftstoff, um das<br />
Rangieren in und aus dem Container zu ermöglichen»,<br />
sagt der Garagist. So besteht auch<br />
keine Gefahr, dass durch geplatzte Leitungen<br />
unterwegs plötzlich etwas ausläuft.<br />
Steht dann der Neuerwerb des Kunden endlich<br />
bei Customer Cars auf dem Hof, wird der<br />
Oldie zuerst inspiziert. Was muss gemacht<br />
werden, damit das Fahrzeug die Motorfahrzeugkontrolle<br />
besteht, was hat der Kunde<br />
für Modifikationswünsche? Um ab dem Zeitpunkt<br />
der Schweizer Inverkehrssetzung auch<br />
nachvollziehen zu können, was regelmässig<br />
gemacht werden soll und was erledigt wurde,<br />
hat Neukom kurzerhand ein Universal-Oldtimer-Serviceheft<br />
entworfen: «Alte Fahrzeuge<br />
haben oft keine Servicehefte mehr, so haben<br />
wir eine einfache Lösung gefunden.» Schliesslich<br />
sei es wichtig, dass man die schönen Oldtimer<br />
nach dem Kauf auch artgerecht hegt<br />
und pflegt. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
customercars.ch<br />
Heisse Fracht aus Übersee:<br />
Oldtimer in Containern für Fans in<br />
Europa. Illustration: Shutterstock<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 17
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER FOKUS<br />
Fritz Kaiser und der berühmte<br />
1968 Lamborghini Miura aus dem<br />
Film «The Italian Job». Foto: The<br />
Kaiser Collection<br />
Fritz Kaiser<br />
Seine Passion geht über<br />
das Sammeln hinaus<br />
Der internationale<br />
Markt für Classic<br />
Cars steht an einem Scheideweg:<br />
Zukünftige Strassen zulassungen<br />
und die Entwicklung der Automobil industrie<br />
sind ein Thema, mit dem sich der Finanz unternehmer<br />
und leidenschaftliche Sammler Fritz Kaiser intensiv<br />
beschäftigt. Dabei geht es auch um die Frage, wie<br />
junge Menschen für das Kulturgut Auto gewonnen<br />
werden können. Reinhard Kronenberg<br />
An einem Abendessen in Zürich, zu dem Fritz Kaiser vor 20 Jahren<br />
eingeladen war, war auch ein bekannter Schweizer Ferrari-Sammler<br />
mit von der Partie. Dieser verabschiedete sich vorzeitig, aber mit einem<br />
Funkeln in den Augen und der Begründung, er müsse zur Marokko-<br />
Rallye fliegen. «Ich kaufte ein Auto und war dann bei der nächsten<br />
Marokko-Rallye ebenfalls dabei», erinnert sich Fritz Kaiser an jenen<br />
Moment. Der Rest ist eine Geschichte, wie sie Persönlichkeiten wie<br />
er schreiben, die eine Sache nie nur halb machen: Zwei Jahre später<br />
gewann Fritz Kaiser die Rallye zusammen mit seiner Frau Birgit in<br />
einem Mercedes 300 SL Roadster. Inzwischen besitzt der Liechtensteiner<br />
eine bemerkenswerte Sammlung von Sportwagen-Ikonen der<br />
1950er- und 1960er-Jahre, darunter einen Porsche 550 Spyder, einen<br />
sehr seltenen (weil linksgesteuerten) Aston Martin DB4 GT Short<br />
Wheel Base und jenen Lamborghini Miura, der im Film «The Italian<br />
Job» aus dem Jahr 1969 eine prominente Rolle hatte.<br />
Im Vergleich zu vielen anderen Sammlern geht Fritz Kaisers Leidenschaft<br />
zu Classic Cars deutlich weiter. Auf der einen Seite hilft sein<br />
Collector’s Office Sammlern bei administrativen, rechtlichen, steuerlichen<br />
und finanziellen Angelegenheiten sowie Versicherungsfragen.<br />
Auf der anderen Seite gründete er 2014 den Classic Car Trust. Kaiser<br />
hatte sich damals seit einiger Zeit mit dem globalen Classic-Car-Markt<br />
befasst und damit auch mit allen relevanten Fragen, die sich inzwischen<br />
akuter stellen denn je: Wo sind die historisch wichtigsten Fahrzeuge?<br />
Wer sind die wichtigsten Sammler? Was sind ihre Motive und<br />
langfristigen Pläne? Was machen Investoren und Spekulanten in diesem<br />
Markt? Und last but not least: Dürfen Oldtimer in zehn Jahren<br />
noch auf die Strasse?<br />
Das Team des «Classic Car Trust» begann, den Markt so profund zu<br />
analysieren, wie das noch nie jemand zuvor getan hatte. Resultat ist<br />
unter anderem The Key, ein jährlich erscheinendes Werk, das unter<br />
anderem die 100 wichtigsten Sammler weltweit publiziert (in der <strong>Ausgabe</strong><br />
2021 liegt Fritz Kaiser auf Position 82). Der Clou: Das Ranking basiert<br />
nicht primär auf dem finanziellen Wert einer Sammlung, sondern<br />
berücksichtigt zusätzlich qualitative Werte wie die historische Bedeutung<br />
der Sammlung, ihre Reputation, erhaltene Auszeichnungen und<br />
den Beitrag eines Sammlers zugunsten der Classic-Car-Community.<br />
Am «Tag der Schweizer Garagisten» vom 17. Januar 2023 spricht Fritz<br />
Kaiser über einen Milliardenmarkt am Scheideweg und den Generationswechsel,<br />
der im Classic-Car-Markt ansteht. Dabei steht der Markt<br />
vor einer ähnlichen Herausforderung wie das Autogewerbe: Wie begeistert<br />
man junge Menschen für das Kulturgut Auto? Fritz Kaiser hat einen<br />
möglichen Weg bereits beschritten: Er baut Simulatoren von Classic<br />
Cars, beschäftigt sich mit e-Sports und auch mit dem Metaverse. <<br />
1956 Porsche 550 Spyder <strong>–</strong> Fritz Kaiser<br />
beim Bernina Gran Turismo Rennen 2020<br />
Foto: The Kaiser Collection<br />
18<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
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FOKUS OLD- & YOUNGTIMER FOKUS<br />
Tipps von Öl- und Schmiermittelanbietern für Garagisten im Umgang mit Oldtimern<br />
Damit der Oldie wie<br />
geschmiert läuft<br />
Bei Young- und vor allem Oldtimern sind Ersatzteile oft rar oder dann rasch teuer. Daher gilt es, Klassiker<br />
vor Verschleiss zu schützen und zu pflegen. Möglich ist dies mit den passenden Ölen und Schmiermitteln.<br />
Heutige Hightech-Öle zum Beispiel sind für Veteranen teils ungeeignet. <strong>AUTOINSIDE</strong> wollte von<br />
den wichtigsten Anbietern wissen, welche Angebote sie für historische Fahrzeuge haben. Jürg A. Stettler<br />
Tom Markwalder, Mitglied der Geschäftsleitung der<br />
Rhiag Group GmbH<br />
Haben Sie spezielle Öl- und<br />
Schmiermittellinien für Oldtimer?<br />
Tom Markwalder, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
der Rhiag Group GmbH: Ja, haben<br />
wir. Vor allem die Classic-Motoröle von Liqui<br />
Moly sind speziell auf die Anforderungen der<br />
klassischen Fahrzeuge mit und ohne Ölfilter<br />
abgestimmt. Sie können über den zuständigen<br />
Betreuer oder auch über die Liqui-Moly-<br />
Website und dort die Einsatzbereichsrubrik<br />
«Oldtimer» abgerufen werden.<br />
Gibt es inzwischen auch<br />
synthetisches Öl für Oldtimer?<br />
Nein. Man sollte keine modernen mineralische<br />
oder synthetische Motoröle in Oldtimermotoren<br />
verwenden. Diese brauchen<br />
mild- oder unlegierte Motoröle, damit sie<br />
möglichst ruhig und verschleissfrei laufen. Sie<br />
müssen Ölschlamm bilden können, um Abrieb<br />
und Schmutz in der Ölwanne zu binden.<br />
Haben Sie Experten, an die sich<br />
Garagisten bei Fragen zu Oldtimern<br />
wenden können?<br />
Ja, unseren Product Manager Öl & Chemie bei<br />
der LKQ Rhiag, Patrick Rüttimann, den die Garagisten<br />
unter patrick.ruettimann@rhiag.ch<br />
oder per Telefon 041 769 55 43 kontaktieren<br />
können.<br />
Kurt Schürch, Leiter Einkauf/Verkauf der Fibag AG<br />
Haben Sie spezielle Öl- und<br />
Schmiermittellinien für Oldtimer?<br />
Kurt Schürch, Leiter Einkauf/Verkauf der<br />
Fibag AG: Wir führen ein Vollsortiment von<br />
zwei renommierten Herstellern: Castrol Classic<br />
und Motorex Classic. Oldtimer Schmierstoffe<br />
von beiden Marken sind ab unserem<br />
Lager verfügbar.<br />
Gibt es inzwischen auch<br />
synthetisches Öl für Oldtimer?<br />
Einbereichsöle auf Mineralölbasis wurden bis<br />
Ende der 1960er-Jahre eingesetzt. Ab 1970 kamen<br />
auch Mehrbereichsöle zum Einsatz, welche<br />
dann auf paraffinischem Grundöl <strong>–</strong> Mineralöl<br />
aus gesättigten Kohlenwasserstoffen<br />
<strong>–</strong> aufgebaut waren und auch mit mehreren Additiven<br />
rezeptiert wurden. Beim Einsatz von<br />
synthetischen Polyalphaolefinfluiden <strong>–</strong> sogenannten<br />
PAO-Fluiden <strong>–</strong> ist Vorsicht geboten.<br />
Produkte mit Basisölen ohne Verwendung von<br />
Mineralölen können Dichtungsmaterialien<br />
und Kunststoffe von Old- und Youngtimern<br />
angreifen.<br />
Haben Sie Experten, an die sich<br />
Garagisten bei Fragen zu Oldtimern<br />
wenden können?<br />
In unserem Online-Shop ist jedes Classic-<br />
Motorenöl ausführlich beschrieben und erklärt.<br />
Für weitergehende Fragen empfehlen<br />
wir unseren Kunden, sich direkt an die Hersteller<br />
Castrol und Motorex zu wenden.<br />
20<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER<br />
Young- und auch Oldtimer, wie<br />
beispielsweise der BMW 507<br />
im Bild, sollten auch bezüglich<br />
Öl- und Schmiermittel sorgsam<br />
behandelt werden. Bild: BMW<br />
Gibt es inzwischen auch<br />
synthetisches Öl für Oldtimer?<br />
Meines Wissens nicht. Die Motoren von Oldtimern<br />
und auch älterer Youngtimer bestehen<br />
aus anderen Werkstoffen und haben auch andere<br />
Fertigungstoleranzen und Ölwechselintervalle,<br />
deshalb haben wir auch Motoröle<br />
für Klassiker im Programm, die auf speziell<br />
entwickelten Rezepturen basieren.<br />
Haben Sie Experten, an die sich<br />
Garagisten bei Fragen zu Oldtimern<br />
wenden können?<br />
Unsere Anwendungstechniker des Servicetelefons<br />
sind ausgewiesene Experten am<br />
Hauptsitz in Ulm. Also keine ausgelagerte<br />
Hotline mit Mitarbeitern, die Fragenkataloge<br />
abprüfen und denen das technische Verständnis<br />
fehlt. Die Experten sind erreichbar unter<br />
+49 731 1420 871.<br />
Stefan Mäder, ESA-Experte sowie Inhaber/<br />
Geschäftsführer der British Inter Cars AG<br />
von Evans. Damit wird das Überkochen der<br />
Motoren verhindert, und das Kühlsystem<br />
korrodiert und verschlammt nicht.<br />
Gibt es inzwischen auch<br />
synthetisches Öl für Oldtimer?<br />
Millers Oils hat bereits vor 15 Jahren den Vorteil<br />
von teil- und vollsynthetischen Schmiermitteln<br />
in zeitgenössischen Viskositäten erkannt.<br />
Die Schmiermittel verhalten sich chemisch<br />
neutral gegenüber alten Materialien,<br />
sind jedoch auch thermisch und chemisch<br />
stabiler als herkömmliche mineralische Alternativen.<br />
Die Reibung und der Verschleiss<br />
werden dadurch massiv reduziert.<br />
Haben Sie Experten, an die sich<br />
Garagisten bei Fragen zu Oldtimern<br />
wenden können?<br />
Bei Fragen und Unklarheiten bei Schmierund<br />
Kühlflüssigkeiten für Oldtimer können<br />
sich ESA-Mitinhaber und ESA-Kunden an die<br />
Hotline 032 396 44 38 wenden. Als eidgenössisch<br />
diplomierter Automechaniker, Experte<br />
für Schmier- und Kühlflüssigkeitstechnik<br />
im klassischen Strassen- und historischen<br />
Rennsportbereich und Berufsbildner der IG<br />
der Fahrzeugrestauratoren, kurz IgFS, kann<br />
ich viele Fragen abdecken.<br />
David Kaiser, Leiter Forschung & Entwicklung/<br />
Anwendungstechnik der Liqui Moly GmbH<br />
Haben Sie spezielle Öl- und<br />
Schmiermittellinien für Oldtimer?<br />
David Kaiser, Leiter Forschung & Entwicklung/Anwendungstechnik<br />
der Liqui<br />
Moly GmbH: Ja, denn moderne Synthetiköle<br />
sind für Fahrzeuge älteren Datums generell<br />
ungeeignet, da sie nicht zu der damals verwendeten<br />
Motorentechnologie passen. Die<br />
Leistungsfähigkeit dieser Schmierstoffe entspricht<br />
nicht dem Anforderungsprofil klassischer<br />
Fahrzeuge. Hier ist eine völlig andere Additivierung<br />
notwendig, weil moderne aschefreie<br />
Öle einen Verschleissschutz haben, der<br />
auf andere Motormaterialien abgestimmt ist.<br />
Die in diesen Additivpaketen enthaltenen Detergenzien<br />
verhindern Schlammbildung <strong>–</strong> und<br />
das ist bei alten filterlosen Motoren eine Katastrophe.<br />
Haben Sie spezielle Öl- und<br />
Schmiermittellinien für Oldtimer?<br />
Stefan Mäder, ESA-Experte sowie Inhaber/<br />
Geschäftsführer der British Inter Cars AG:<br />
Moderne Schmiermittel sind nicht optimal für<br />
ältere Fahrzeuge geeignet. Sie sind oft zu dünn,<br />
beinhalten falsche oder zu aggressive Additive<br />
und sind nur auf modernste Fertigung<br />
und neuere Werkstoffe abgestimmt. Aus diesem<br />
Grund hat die ESA im April <strong>2022</strong> Millers<br />
Oils ins Sortiment aufgenommen. Die Qualität,<br />
gemessen an der API-Norm, ist gegenüber<br />
anderen klassischen Schmiermitteln wesentlich<br />
höher. Zum Beispiel fügt Millers Oils als<br />
einer von wenigen Herstellern weiterhin die<br />
wichtige Zink-/Phosphorlegierung bei <strong>–</strong> dies<br />
garantiert einen optimalen Schutz der älteren<br />
Metalllegierungen. Mit Millers Oils haben<br />
Young- und Oldtimer weniger Verschleiss,<br />
einen stabileren Öldruck, weniger Ölverlust,<br />
weniger Ölverbrauch und einen verbesserten<br />
Konservierungsschutz. Die Breite der Produktevielfalt<br />
von Motor-, Getriebe- und Hinterachsölen,<br />
speziellen Additiven und Treibstoffzusätzen<br />
für den Bleiersatz und Ethanolschutz<br />
deckt alle Wünsche ab. Das Sortiment wird<br />
ergänzt durch die wasserlose Kühlflüssigkeit<br />
Othmar Frey, Leiter Technischer Kundendienst der<br />
Motorex AG<br />
Haben Sie spezielle Öl- und<br />
Schmiermittellinien für Oldtimer?<br />
Othmar Frey, Leiter Technischer Kundendienst<br />
der Motorex AG: Ja, wir haben eine<br />
Classic Line. Die Motoröle haben wir speziell<br />
für alle Arten von Verbrennungsmotoren<br />
legiert, welche seit Beginn des vorletzten Jahrhunderts<br />
bis in die 1970er-Jahre eingesetzt<br />
wurden. Weiter haben wir für den technisch<br />
versierten Fachmann und Kunden einen Classic<br />
Guide. Der beschreibt genau, welche Öle,<br />
Fette und Getriebeöle Motorex in den unterschiedlichen<br />
Motoren und Aggregaten empfiehlt.<br />
Unsere Ein- und Fünfliter-Ölgebinde<br />
sind hochwertig gefertigt aus Blech, lackiert<br />
Fortsetzung Seite 22<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 21
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER FOKUS<br />
mit eingelötetem Ausguss <strong>–</strong> wie es sich gehört,<br />
denn uns liegen die historischen Fahrzeuge<br />
am Herzen.<br />
Gibt es inzwischen auch<br />
synthetisches Öl für Oldtimer?<br />
Natürlich gibt es auch Fahrzeuge, welche mit<br />
synthetischen oder vollsynthetischen Ölen<br />
bestückt werden. Das sind aber eher Ausnahmen,<br />
im Normalfall werden Mineralöle<br />
eingesetzt. Beim Einsatz von synthetischen<br />
Produkten ist vorgängig die Dichtungsverträglichkeit,<br />
die Materialbeschaffenheit und<br />
die Konstruktion sowie die Historie des Fahrzeugs<br />
zu betrachten.<br />
Haben Sie Experten, an die sich<br />
Garagisten bei Fragen zu Oldtimern<br />
wenden können?<br />
In unserem technischen Kundendienst arbeiten<br />
ausgewiesene Fachleute, welche alle ihr<br />
Spezialgebiet haben. Jeder kann die vielfältigen<br />
Fragen zu Old- und Youngtimer rund<br />
um Schmiermittel, Konservierung, Inbetriebnahme<br />
und Einlagerung beantworten. Sollte<br />
unser Classic Guide die Frage nicht beantworten<br />
können, beraten wir Garagisten gerne im<br />
persönlichen Fachgespräch.<br />
Jane Nüssli, Corporate Relations der Shell<br />
(Switzerland) AG<br />
Haben Sie Experten, an die sich<br />
Garagisten bei Fragen zu Oldtimern<br />
wenden können?<br />
Es gibt ein Technical Helpdesk in Deutschland,<br />
an den man sich jeder Zeit mit Fragen<br />
wenden kann. Seine E-Mail lautet<br />
technik@shell.com. Alternativ kann man sich<br />
natürlich auch an die Maagtechnic in Dübendorf<br />
als spezialisiertem Industriedienstleister<br />
und unserem Distributor in der Schweiz wenden.<br />
Maagtechnic kann bei technischen Fragen<br />
weiterhelfen, Daniel Hêche ist der kompetente<br />
Anwendungsberater für Schmierstoffe.<br />
Eric Somogyi, Marketing der Midland/Oel-Brack AG<br />
Haben Sie spezielle Öl- und<br />
Schmiermittellinien für Oldtimer?<br />
Eric Somogyi, Marketing der Midland/Oel-<br />
Brack AG: Eine eigene Produktelinie für Klassiker<br />
haben wir noch nicht, aber wir bieten<br />
eine Reihe von Produkten für Old- und Youngtimer<br />
an. Das sind zum einen unsere Einbereichsöle<br />
wie Non Detergent 30 für Fahrzeuge<br />
aus der Vor- und Nachkriegszeit. Zum anderen<br />
Midland Performance 20W-50 für Klassiker<br />
ab den 1960er-Jahren. Bei Youngtimern empfehlen<br />
wir Midland Avanza 5W-40 und Midland<br />
Avanza 10W-40. Komplettiert wird das<br />
Angebot durch Additive wie den Fuel Injector<br />
Cleaner + Water Remover. Er reinigt das Einspritzsystem<br />
und bindet Wasser, was gerade<br />
bei Autos, die lange stehen, sehr zu empfehlen<br />
ist. Eine besondere Stellung nimmt der Midland<br />
Zinc Booster ein: Mit ihm kann der Zinkund<br />
Phosphorgehalt im Motorenöl gezielt erhöht<br />
werden. Das ist gerade bei US-Classics<br />
mit zentraler Nockenwelle wichtig, die sonst<br />
unter Verschleiss leiden.<br />
Gibt es inzwischen auch<br />
synthetisches Öl für Oldtimer?<br />
Ja, das gibt es. Ein Beispiel dafür ist das vollsynthetische<br />
Midland Synqron 10W-60, das<br />
für Oldtimer <strong>–</strong> zum Beispiel für BMW-M.<br />
Fahrzeuge wie den M3 E30 oder den M5 E34<br />
<strong>–</strong> verwendet werden kann. Eher auf jüngere<br />
Klassiker zielt das vollsynthetische Midland<br />
Synqron 5W-50 ab, unter anderem geeignet<br />
für die Porsche-Baureihen 986 <strong>–</strong> den Boxster<br />
<strong>–</strong> und den 996er-911 aus den 1990er-Jahren.<br />
Haben Sie Experten, an die sich<br />
Garagisten bei Fragen zu Oldtimern<br />
wenden können?<br />
Die ersten Ansprechpartner für Profis sind<br />
die Midland-Regionalberater. Diese Ölspezialisten<br />
im Aussendienst antworten gerne<br />
auf alle Fragen. Bei uns im Haus sind Lukas<br />
Noth und Michael Brack zwei von vielen Experten,<br />
die zusätzlich zur Verfügung stehen.<br />
Mein Tipp ist allerdings ein anderer: Fragen<br />
Sie zuerst unseren Oil-Finder, den Garagisten<br />
online auf Midland.ch finden. Hier entdeckt<br />
man für jedes Fahrzeug das passende<br />
Produkt <strong>–</strong> bei Youngtimern und neueren Personenwagen<br />
reicht sogar die Typenscheinnummer.<br />
<<br />
Haben Sie spezielle Öl- und<br />
Schmiermittellinien für Oldtimer?<br />
Jane Nüssli, Corporate Relations der Shell<br />
(Switzerland) AG: Shell bietet keine speziellen<br />
Classic-Produkte an. Grundsätzlich werden<br />
die Bedürfnisse der Oldtimer über die<br />
hochviskosen Produkte Sortenreihe Shell Helix<br />
HX6 bis HX8 abgedeckt.<br />
22<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
Keine<br />
Spassbremse<br />
Bosch gratuliert zum<br />
Jubiläum
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER<br />
Synthetischer Treibstoff<br />
Den Charakter eines<br />
Oldtimers bewahren<br />
Die Amag Gruppe führt gemeinsam mit der Empa seit dem Sommer eine Testreihe durch, um Old- und<br />
Youngtimer auf ihre Verträglichkeit mit synthetischem Treibstoff zu prüfen. Um auf politischer Ebene etwas<br />
zu bewirken, müssen Beweise vorliegen, dass dieses Zusammenspiel funktioniert. Davon ist Dino Graf,<br />
Leiter Group Communication und Public Affairs bei der Amag Gruppe und verantwortlich für die historische<br />
Fahrzeugsammlung, überzeugt. Cynthia Mira<br />
bisher nicht. «Wir sind zuversichtlich, dass die Studie zeigen<br />
wird, dass es funktioniert, allenfalls mit gewissen kleinen,<br />
vorsorglichen Massnahmen an den Motoren. Zum Beispiel<br />
die Art der Dichtungen oder Schläuche.»<br />
Dino Graf,<br />
Leiter Group Communication und<br />
Public Affairs bei der Amag Gruppe<br />
Bis in grossen Mengen synthetischer<br />
Treibstoff für den Individualverkehr<br />
zur Verfügung steht, wird es noch<br />
dauern. Dennoch steckt enorme<br />
Hoffnung in klimafreundlicherer<br />
Treibstoffvarianten. Sie<br />
lässt auch das Herz von Oldtimer-Fans<br />
höherschlagen,<br />
ist mit Synfuels doch eine<br />
Alternative gefunden, um<br />
künftig umweltbewusster<br />
mit alten Fahrzeugen auf den<br />
Strassen unterwegs zu sein <strong>–</strong><br />
sofern dieses Zusammenspiel<br />
denn funktioniert. Bisher gab<br />
es noch keine Studie, die sich mit<br />
dieser Thematik auseinandersetzte.<br />
Die erste Untersuchung mit historischen<br />
Fahrzeugen, welche die Amag Gruppe zusammen<br />
mit der Empa durchführt, läuft seit wenigen<br />
Monaten. Die grösste Hürde lag darin, den neuen Treibstoff<br />
überhaupt aufzutreiben. «Wir wollten 100 Prozent synthetischen<br />
Treibstoff und konnten am Ende einen Lieferanten in Deutschland<br />
finden, der uns die benötigten 1000 Liter liefern konnte», sagt Dino<br />
Graf, Leiter Group Communication der Amag Gruppe. Derzeit laufen<br />
die Prüfungen zur Materialverträglichkeit. Zu Schwierigkeiten kam es<br />
Foto: Shutterstock<br />
Zum Testprozedere gehört die klassische Materialprüfung<br />
verschiedener Komponenten zwischen Benzintank<br />
und Motor in Kombination mit Synfuels,<br />
darunter fallen Benzinleitungen, Dichtungen,<br />
Vergaser, Einspritzelemente und dergleichen.<br />
Danach folgen Fahrversuche. «Hier wird<br />
geprüft, ob die unregelmässige Nutzung<br />
<strong>–</strong> fahren, abstellen, wieder fahren <strong>–</strong><br />
eine Auswirkung hat.» Zum Einsatz<br />
kommen Fahrzeuge aus dem Amag<br />
Fuhrpark mit diversen Antriebseinheiten<br />
und aus verschiedenen<br />
Epochen. Als dritte Testeinheit<br />
folgen dann Abgastests.<br />
Dass der Betrieb mit Synfuels<br />
bei Neuwagen problemlos<br />
funktioniert, ist bereits<br />
bewiesen. In Deutschland<br />
hat die Verwendung mit<br />
E10-Treibstoffen (10 Prozent<br />
Ethanol) allerdings gezeigt, dass<br />
bei älteren Fahrzeugen vor allem<br />
Dichtungen, Schläuche und Aluminiumteile<br />
angegriffen werden. «Da in<br />
Synfuels kein Ethanol ist, sollte das nicht<br />
passieren <strong>–</strong> doch probieren ist besser als studieren»,<br />
so Graf. Er plädiere dafür, den Herausforderungen in<br />
der Branche mit Technologieoffenheit zu begegnen. «Selbst wenn die<br />
Individualmobilität in Europa sich in Richtung Elektromobilität entwickeln<br />
wird, müssen wir uns bewusst sein, dass auch in zwanzig<br />
Jahren noch eine grosse Anzahl an Fahrzeugen mit Verbrennermotor<br />
unterwegs sein wird.» Die Schätzungen liegen in der Schweiz für 2040<br />
24<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER<br />
«Wir sind zuversichtlich,<br />
dass die Studie zeigen wird,<br />
dass es funktioniert […]»<br />
Dino Graf,<br />
Leiter Group Communication und Public Affairs bei der Amag Gruppe<br />
Synfuels könnten die Lösung für das klimafreundliche Fahren mit Oldtimern sein.<br />
Foto: Istock<br />
bei noch rund zwei Millionen. «Wenn wir den CO 2 -Ausstoss senken<br />
wollen, müssen wir auch diese Flotte entfossilisieren.» Nicht zuletzt<br />
dienen die Resultate dieser einjährigen Untersuchung mit Synfuels<br />
auch dazu, um künftigen einseitigen politischen Entscheidungen mit<br />
Fakten zu begegnen. «Wir glauben, dass es wichtig ist, die CO 2 -Frage<br />
für Oldtimer positiv zu beantworten, um politische Vorstösse und<br />
allfällige einschränkende Beschlüsse mit entsprechenden Fakten und<br />
Lösungen verhindern zu können», sagt er. Nur müsse dann, um Synfuels<br />
als Lösung für einen CO 2 -freien Oldtimergenuss zu propagieren,<br />
der Beweis erbracht sein, dass alte Technik und neuer Treibstoff funktionieren.»<br />
Ein Umbau auf Elektroantrieb in historischen Fahrzeugen<br />
erachte er persönlich als keine praktikable Lösung. «Das verändert<br />
den Charakter des Oldtimers und degradiert ihn zu einer alten Hülle<br />
mit neuer Technik, ohne Seele.» <<br />
POWER.<br />
PERFORMANCE.<br />
QUALITÄT.<br />
WIR SIND VERTRIEBSPARTNER<br />
NORD- UND OSTSCHWEIZ VON<br />
100<br />
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ERFAHRUNG UND<br />
LEIDENSCHAFT<br />
saentisbatterie.ch<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 25
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER FOKUS<br />
PS-Hexer Mario Illien über E-Fuels<br />
«Ich habe kein Problem<br />
mit dem Elektroantrieb, aber …»<br />
«Sobald eine Planungssicherheit<br />
besteht und die Investitionen<br />
fliessen, glaube ich, dass in vier<br />
bis fünf Jahren grosse Mengen an<br />
E-Fuels verfügbar sein können»:<br />
Mario Illien, Ingenieur, Gründer<br />
und Mitbesitzer von Ilmor.<br />
Foto: AGVS-Medien<br />
Lesen Sie das<br />
ganze Interview<br />
auf agvs-upsa.ch<br />
26<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
FOKUS OLD- & YOUNGTIMER<br />
Mit E-Fuels wären in kurzer Zeit ganze Fahrzeugflotten<br />
mit einer CO 2 -Reduktion von 85 % unterwegs, längerfristig<br />
sogar die weltweit 1,4 Milliarden Fahrzeuge mit<br />
einem Verbrennungsmotor. «Die Technologie ist bekannt<br />
und anwendbar», sagt der legendäre Schweizer<br />
Motorenkonstrukteur Mario Illien. Er ist überzeugt, dass<br />
bereits in wenigen Jahren genügend grosse Mengen<br />
an E-Fuels verfügbar sein können <strong>–</strong> falls endlich<br />
Planungs sicherheit besteht. Reinhard Kronenberg<br />
Herr Illien, was genau ist Ihre Motivation, sich für das Thema<br />
E-Fuels zu engagieren? Mehr als einfach nur Nostalgie, oder?<br />
Mario Illien, Ingenieur, Gründer und Mitbesitzer von Ilmor: Meine<br />
Motivation ist, die bestehenden grossen CO 2 -Verursacher anzugehen,<br />
um schnell und effizient eine wesentliche CO 2 -Reduktion zu erzielen.<br />
Mit E-Fuels, also synthetisch hergestelltem Diesel, Heizöl, Kerosin<br />
oder Benzin, könnten in relativ kurzer Zeit bestehende Flotten<br />
und Einrichtungen weiter betrieben und genutzt werden. Besonders<br />
in den Wintermonaten sind saubere und speicherbare Energieträger<br />
wichtig für unsere Versorgung. Auch die heute global etwa 1.4 Milliarden<br />
grosse Fahrzeugflotte mit Verbrennungsmotoren könnten innerhalb<br />
einer nützlichen Frist dekarbonisiert werden.<br />
Obschon praxistauglich und bereits produziert, fristen E-Fuels<br />
nach wie vor ein Schattendasein. Warum, glauben Sie, ist das so?<br />
Vor allem die Planungsunsicherheit, fehlende Verlässlichkeit der Politik<br />
und die ständigen Änderungen der Gesetzgebung halten die grossen<br />
Investitionen für die notwendigen Produktionseinrichtungen dieser<br />
synthetischen Energieträger zurück. Die Technologie selbst ist längst<br />
bekannt <strong>–</strong> und anwendbar.<br />
Mindestens einen Schönheitsfehler haben E-Fuels: Die Partikelemissionen<br />
beim Verbrennen von E-Fuels sind zwar deutlich niedriger<br />
als bei einem herkömmlichen, mit E10 betankten Auto, aber die Stickoxydwerte<br />
sind auf demselben Niveau wie bei einem herkömmlichen<br />
Benziner. Und die Kohlenstoffmonoxyd-Emissionen verdreifachen sich.<br />
Macht das die Argumentation pro E-Fuels schwieriger?<br />
Ich habe auch von Tests gelesen, bei denen die Kohlenmonoxyd-<br />
Emissionen um einiges höher waren als bei konventionellen Kraftstoffen.<br />
Die hohen Kohlenmonoxyd-Emissionen deuten auf eine unvollständige<br />
Verbrennung hin. Jetzt stellt sich die Frage: Was waren<br />
die Eigenschaften von diesen speziell für diese Tests hergestellten<br />
E-Fuels? Wenn E-Fuels als Benzin in bestehenden Fahrzeugen genutzt<br />
werden, muss der Kraftstoff vergleichbare Charakteristiken aufweisen<br />
wie konventionelle Kraftstoffe. Die Stickoxyde sind vorhanden, aber<br />
mit den heutigen Abgasreinigungsanlagen beherrschbar.<br />
Ein zweiter Schwachpunkt in der Argumentationskette pro E-Fuels<br />
ist der im Vergleich zum Elektromotor und zur Brennstoffzelle sehr<br />
tiefe Wirkungsgrad. Wie argumentieren Sie hier?<br />
Bei der Anwendung von Kraftstoffen ist Effizienz gefragt. Ja, der Elektromotor<br />
verfügt über einen hohen Wirkungsgrad. Der ist aber nur<br />
ein kleiner Teil eines insgesamt ineffizienten Systems, das die Stromproduktion,<br />
die Transformation, den Transport, die Batterie, die Ladeund<br />
Entladeverluste, die Leistungselektronik und auch das Gewicht<br />
umfasst. Auch die Brennstoffzelle ist auf einen wasserstoffbasierten<br />
Energieträger angewiesen und erreicht selbst einen Wirkungsgrad von<br />
zirka 40 Prozent. Bei der Elektrolyse entstehen zirka 40 Prozent Verluste<br />
und bei der Brennstoffzelle noch einmal 60 Prozent. Also bleiben<br />
zirka 24 Prozent für die Nutzung. Sofern die synthetischen Energieträger<br />
richtig und sinnvoll eingesetzt werden, sind sie eine wichtige und<br />
gute Alternative zum Strom aus der Steckdose.<br />
E-Fuels sind noch nicht marktreif. Wie lange, denken Sie, würde es<br />
gehen, bis man E-Fuels an der nächsten Tankstelle tanken könnte?<br />
Für die Produktion von E-Fuels ist Wasserstoff notwendig. Dabei gehen<br />
bei der Elektrolyse ca. 40 Prozent der elektrischen Energie verloren.<br />
Dieser Arbeitsgang sollte aber nur mit erneuerbaren Energien wie<br />
Sonne und Wind in Gegenden dieser Welt durchgeführt werden, wo<br />
diese ganz jährlich, konstant und im Überfluss vorhanden sind. Dieser<br />
Schritt ist notwendig, egal wie und wo der Wasserstoff weiterverwendet<br />
wird. Die Technologie ist vorhanden und vielerorts auch der<br />
Wille, zu investieren. Sobald eine Planungssicherheit besteht und die<br />
Investitionen fliessen, glaube ich, dass in vier bis fünf Jahren grosse<br />
Mengen verfügbar sein können.<br />
Sie sagen, dass wir eine Offenheit gegenüber allen Technologien<br />
brauchen, um die von der Politik verordneten Klimaziele überhaupt<br />
zu erreichen. Was fällt aus Sicht des Praktikers ausser E-Fuels<br />
noch unter Technologieoffenheit?<br />
Für verschiedene Einsatzzwecke werden sich unterschiedliche Technologien<br />
durchsetzen. Es sollten nicht einzelne Technologien unterstützt und<br />
gefördert werden, sondern die Ziele sollten klar definiert sein, damit die<br />
Industrie die entsprechenden Lösungen bereitstellen kann. Zurzeit ist<br />
es für die Industrie billiger, E-Autos zu produzieren, als keine zu bauen.<br />
Also ein völlig falscher Anreiz. In diesem Zusammenhang bräuchte es<br />
auch noch ein bisschen Vernunft der Hersteller und der Bevölkerung.<br />
Heutzutage sind fast sämtliche Autos zu gross und viel zu schwer. Wer<br />
braucht einen 2.5 Tonnen schweren SUV in unseren Breitengraden, um<br />
die Kinder zur Schule zu fahren? Eigentlich völliger Unsinn. Thermische<br />
Solaranlagen werden in einer Zeit der Elektrohysterie zu stark vernachlässigt,<br />
könnten aber einen wesentlichen Teil für die Warmwasseraufbereitung,<br />
Heizungsunterstützung und Schwimmbadheizungen beitragen.<br />
Sie sagen, moderne Dieselautos seien gesamthaft gesehen nach<br />
wie vor sauberer als Elektroautos. Wie begründen Sie das?<br />
Um effizient zu fahren, und davon bin ich nach wie vor überzeugt,<br />
müssen serielle leichte Hybridfahrzeuge mit einem kleinen effizienten<br />
Verbrenner <strong>–</strong> Benzin oder Diesel mit synthetischem Kraftstoff <strong>–</strong> und<br />
einer kleinen Batterie gebaut werden. Die Gesamteffizienz eines Dieselfahrzeuges<br />
ist immer noch besser als Elektroautos mit 600-700 kg<br />
Batterien und einem eher schlechten Strommix. In diesem Zusammenhang<br />
muss die globale oder europäische Stromproduktion in Betracht<br />
gezogen werden. Zudem steuern wir mit der E-Mobilität in eine<br />
totale Abhängigkeit von China, die noch wesentlich grösser und gefährlicher<br />
ist als unsere Gasabhängigkeit von Russland. Die Menschheit<br />
und besonders die Politik scheinen aus der Vergangenheit nichts<br />
zu lernen. <<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 27
FOKUS ÖL & SCHMIERMITTEL FOKUS<br />
Eine raffinierte Sache<br />
Wie Überbleibsel<br />
von Kleinstlebewesen<br />
unsere Autos schmieren<br />
In 4000 Meter Tiefe und bei Temperaturen bis zu 150 Grad entsteht<br />
wertvoller Rohstoff. Vom Fördern des Öls bis zum Punkt, an dem die<br />
viskose Flüssigkeit im Fahrzeug seine vitale Rolle als Schmiermittel<br />
erfüllt, damit moderne Motoren rund laufen, braucht es aber eine<br />
ganze Reihe an Schritten. Max Fischer<br />
In der Regel ist es nicht so, dass ein Cowboy<br />
an einer sprudelnden Ölfontäne in der<br />
Wüste Nevadas steht und das flüssige Gold<br />
mit einer schmutzigen Blechtasse auffängt,<br />
um es dann direkt in seinen schwarzen, aber<br />
motorisierten Mustang zu kippen.<br />
Doch obwohl dieses Bild sehr plakativ und<br />
vereinfacht ist, hat es doch im Kern etwas<br />
Wahres. Nachdem Carl Benz 1886 den Erfolgszug<br />
des Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor<br />
eingeläutet hatte, erlebte der Markt<br />
für Öl zu Beginn des 20 Jahrhunderts speziell<br />
in den USA einen massiven Aufschwung.<br />
Zeitgleich wurde in Beaumont, Texas, im<br />
Jahr 1901 das Spindletop-Ölfeld entdeckt.<br />
Die erste Bohrung bescherte dort die gleiche<br />
Menge Öl, die bisher insgesamt anderswo<br />
gefördert worden war! Mit dem exponentiellen<br />
Anstieg der Fahrzeugproduktion in<br />
Nordamerika war der Boden für das lukrative<br />
neue Geschäftsfeld geebnet.<br />
Erdölgewinnung ist und war schon immer<br />
ein aufwendiger Prozess. Bis das «schwarze<br />
Gold» als Schmier- oder Betriebsmittel im<br />
Motor landet, braucht es einige Schritte. Motorex<br />
Schweiz bringt für <strong>AUTOINSIDE</strong> Licht<br />
ins Dunkel dieses Prozesses. In einem ersten<br />
Schritt heisst es suchen, bis Öl gefunden wird<br />
<strong>–</strong> oder im Ölschürfer-Jargon auch Prospektion<br />
und Exploration: In der heutigen Zeit beginnt<br />
die Ölsuche nicht wie früher mit einem guten<br />
Riecher und einem Bohrer, sondern mit Aufnahmen<br />
aus der Luft. Mit diesen kann sich<br />
ein Geologe ein Bild der Gesteinsschichten<br />
machen und bestimmt dann Stellen für die<br />
Untersuchung. Dieser Schritt nennt sich Prospektion.<br />
In einem zweiten Schritt wird das engere Gebiet<br />
bestimmt, in welchem aktiv gesucht werden<br />
soll. Nach lokalen Erdoberflächen- und Bodenuntersuchungen<br />
werden Explorationsbohrungen<br />
durchgeführt, die bis zu 1500 Meter<br />
tief gehen können. Findet man Öl, beginnt das<br />
eigentliche Fracking. Dabei durchbohrt man<br />
das Gestein und bricht es hydraulisch auf. Mithilfe<br />
von Rollen- und Diamantmeisseln wird<br />
bis in ungefähr 10000 Meter Tiefe gebohrt.<br />
Danach wird das Bohrloch verrohrt, damit<br />
das Öl an die Erdoberfläche befördert werden<br />
kann. Im besten Fall reichen die Druckverhältnisse<br />
im Boden aus, damit das Öl ohne zusätzlichen<br />
Energieaufwand an die Oberfläche<br />
tritt. Andernfalls werden Tiefpumpen eingesetzt,<br />
die den benötigten Druck erzeugen, um<br />
das Öl zu gewinnen. Bei Motorex kommt der<br />
Grossteil des Öls aus Quellen in der Nordsee,<br />
vor der Küste Venezuelas und in Nordafrika.<br />
Nach der Ölgewinnung wird das flüssige<br />
Schwarz in der Raffinerie durch Destillation,<br />
Entschwefelung und Veredelung in fünf verschiedenen<br />
Basisölqualitäten angeboten. Diese<br />
werden von Motorex in der benötigten Quali-<br />
28<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
FOKUS<br />
In Spindletop im US-Bundesstaat Texas wurde 1901 ein riesiges Ölvorkommen<br />
entdeckt. Ein Jahr später gab es bereits 440 Brunnen, und etwa 17,5 Millionen<br />
Fässer Öl wurden gefördert. Foto: Library of Congress/The Bernier Publ. Co., N.Y.<br />
tät und Menge auf dem Weltmarkt eingekauft.<br />
Für die Verwendung als sogenanntes Grundöl<br />
in Schmierstoffen kommen neben dem Rohstoff<br />
Erdöl heute immer mehr alternative Produkte<br />
(Synthesefluids, pflanzliche Öle etc.)<br />
mit besonders vorteilhaften Eigenschaften<br />
zum Einsatz. Basisöle für Schmiermittel entstehen<br />
lediglich als Nebenprodukt bei der<br />
Alle Ölprodukte werden vor der<br />
Auslieferung im hauseigenen Labor<br />
von Motorex geprüft. Foto: Motorex<br />
Raffination von Rohöl zu Treibstoffen und<br />
machen nur etwa ein bis zwei Prozent des gesamten<br />
Outputs aus. Alle Mineralölprodukte<br />
von Motorex werden weitgehend auf Strasse<br />
und Schiene feinverteilt. Bahnkesselwagen<br />
mit bis zu 50 000 Liter Inhalt und Tankwagen<br />
befördern die Basisöle auf direktem Weg zu<br />
Motorex nach Langenthal BE.<br />
Hier werden die Rohstoffe veredelt, indem<br />
die Basisfluide in Mischbehältern zusammengeführt<br />
werden. Dieser Mischprozess kann<br />
bis zu 17 Stunden dauern. Im Anschluss resultiert<br />
aus diesem Mischprozess eine stabile,<br />
homogene Verbindung. Ein letzter kritischer<br />
Check durch das betriebsinterne Labor, und<br />
die fertigen Produkte können in Container,<br />
Fässer und Kleingebinde abgefüllt werden.<br />
Die fertig produzierten Schmierstoffe werden<br />
in Langenthal gelagert, wodurch schweizweit<br />
kurze Lieferzeiten gewährleistet werden<br />
können. Mit den 13 Lastwagen von Motorex<br />
wird das Öl direkt zu den Garagisten geliefert.<br />
Europaweit werden durch zwei weitere Produktionsstandorte<br />
in Polen und Frankreich<br />
sowie drei weitere Verteilzentren kurze Lieferzeiten<br />
sichergestellt.<br />
Ist es im Garagenbetrieb angekommen, steht<br />
das fertige Ölprodukt im Kanister im Regal<br />
oder befindet sich im grossen Ölfass, bis es<br />
endlich soweit ist: Die Millionen Jahre alten<br />
Überbleibsel von Kleinstlebewesen, die auf<br />
dem Meeresboden zu Faulschlamm verrotten<br />
und sich unter Druck und Wärme über Jahrtausende<br />
in Erdöl verwandeln, leisten Dienst<br />
an der Menschheit oder zumindest der Mobilität<br />
<strong>–</strong> in Motoren und Getriebe der Fahrzeuge.<br />
Der Garagist zieht die Schutzkappe der<br />
Ölflasche ab und giesst nach Herstellervorgaben<br />
die benötigte Menge Öl ins Auto. Motor<br />
an <strong>–</strong> läuft wie geschmiert. <<br />
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<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 29
FOKUS ÖL & SCHMIERMITTEL<br />
Konzerne investieren in die Zukunft<br />
Die Ölbranche<br />
auf dem Weg<br />
ins Grüne<br />
Die Mineralöl- und Gasriesen wappnen sich<br />
für den Wandel weg von fossilen Brennstoffen,<br />
bauen Solar- und Windparks, setzen auf<br />
E-Fuels <strong>–</strong> und wie Schweizer Tankstellenbetreiber<br />
auf Wasserstoff: Ein Einblick,<br />
wie die Branche rund um BP, Shell oder<br />
Total und Avia, Coop oder Migros ins<br />
Morgen fährt. Timothy Pfannkuchen<br />
30<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
FOKUS ÖL & SCHMIERMITTEL<br />
Wandel einer Branche am Beispiel Shell: Noch sind<br />
Öl und Erdgas wie von der Förderplattform im Golf<br />
von Mexiko das Kernbusiness <strong>–</strong> aber bereits heute<br />
setzt Shell etwa auch auf Solarparks wie im Oman<br />
oder auf Windkraft etwa in der Nordsee. Fotos:<br />
Shell International (l.), Haitham Al Farsi/Shell (o.),<br />
Stuart Conway/Shell (u.)<br />
Manchmal sagen Zahlen mehr als Worte: Dass Öl- und<br />
Gaskonzerne eine Wirtschaftsmacht sind, ist kein Geheimnis.<br />
Doch wie gross Mineralölriesen tatsächlich<br />
sind, verblüfft dann doch immer wieder: 2021 hat<br />
Saudi Aramco rund 105 Milliarden Franken Gewinn<br />
geschrieben. Mal zum Vergleich: Wäre der von den<br />
67 000 Mitarbeitenden erwirtschaftete Umsatz von<br />
rund 380 Milliarden Franken ein Bruttoinlandsprodukt,<br />
läge die saudische Staatsfirma auf dem Niveau der<br />
Wirtschaftsleistung von Südafrika <strong>–</strong> oder der halben<br />
Schweiz. Doch entsprechend gross ist natürlich auch der<br />
CO 2 -Fussabdruck: Experten schätzen, dass 4,4 Prozent<br />
des globalen CO 2 -Ausstosses des Energiebereichs alleine<br />
von Saudi-Aramco-Produkten stammen.<br />
Genau deshalb kehrt die Politik fossilen Brennstoffen zunehmend<br />
den Rücken zu <strong>–</strong> und die Mineralölkonzerne ihrerseits<br />
setzen ergo zunehmend auf alternative Energien,<br />
um in die grüne Zukunft zu fahren. Da werden Solar- und<br />
Windparks gebaut. Etwa bei Shell: Der niederländisch-britische<br />
Konzern, der übrigens den innovativen Bioschmierstoffbereich<br />
des Schweizer Familienunternehmens Panolin<br />
aus Madetswil ZH übernimmt, will spätestens 2050 ein<br />
Netto-Null-Emittent sein. Auch baut Shell in Rotterdam (NL)<br />
bis 2025 die grösste Elektrolyseanlage für grünen Wasserstoff<br />
in Europa, um bis zu 60 000 Kilo H 2 täglich zu produzieren. In der<br />
Schweiz fördert Shell beispielsweise ein Waldklimaschutzprojekt<br />
der Oberallmeindkorporation Schwyz.<br />
Der französische Konzern Total baut das Elektroautoladeinfrastrukturnetz<br />
aus. «Dank der Einnahmen aus Öl- und Gasgeschäft können wir<br />
massiv in Ladeinfrastruktur investieren und unsere Transformation beschleunigen»,<br />
erklärt Total-Marketingchef Alexis Vovk. Bei BP sagte CEO<br />
Bernard Looney 2021: «Ich bin überzeugt, dass zum Erreichen der Pariser<br />
Klimaziele die Unterstützung von Greening Companies unabdingbar ist<br />
<strong>–</strong> also von Unternehmen, die noch nicht emissionsarm sind, aber sich<br />
ernsthaft in diese Richtung bewegen.» Er stimme zudem zu, zur Lösung<br />
der Klimafrage müsse man auch «dort ansetzen, wo die Emissionen sind».<br />
Die grössten der Grossen<br />
Mineralölkonzerne nach Unternehmenswert 2021 in Mrd. USD<br />
Rang Name Land Wert<br />
1 Saudi Aramco Saudi-Arabien 1897<br />
2 Exxon Mobil USA 240<br />
3 Chevron USA 199<br />
4 Reliance Industries Indien 165<br />
5 Royal Dutch Shell UK/Niederlande 152<br />
6 Total Energies Frankreich 118<br />
7 BP UK 158<br />
8 Sinopec China 83<br />
9 Rosneft Russland 78<br />
10 Gazprom Russland 74<br />
Quelle: Statista.com<br />
Fortsetzung Seite 32<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 31
FOKUS ÖL & SCHMIERMITTEL<br />
Vorreiter Schweiz: Tankstellen von<br />
Avia, Coop oder Migrol und Detailhändler<br />
wie Coop, Migros oder<br />
Spar engagieren sich für Wasserstoff.<br />
Im Bild die Avia-H 2 -<br />
Tankstelle Gossau SG.<br />
Foto: AGVS-Medien<br />
Ohne saubere Verbrennungsmotoren wird es tatsächlich kaum gehen,<br />
sollen die CO 2 -Emissionen schnell gesenkt werden. Schliesslich nähert<br />
sich der Anteil an Elektroautos bei den weltweiten Neuwagenimmatrikulationen<br />
je nach Rechnung der Acht- bis Zehn-Prozent-Grenze,<br />
aber noch fahren von den rund 1,4 Milliarden Autos auf der Welt gerade<br />
mal 17 Millionen, also aktuell gut 1,2 Prozent und je nach Statistik<br />
teils auch mal unter einem Prozent, mit Strom. Es gilt daher, auch bestehende<br />
Flotten grüner zu machen <strong>–</strong> und hier kommt den Ölmultis<br />
mit ihrer Infrastruktur, Legionen von Forschern sowie Finanzmacht<br />
eine entscheidende Rolle zu. Zudem wollen die Konzerne eben fit werden<br />
für die Zeit nach fossilen Brennstoffen und könnten bei synthetischen<br />
E-Fuels, schadstoffarmen herkömmlichen Treibstoffen oder grüner<br />
Stromerzeugung den Wandel vorantreiben oder die Wasserstoffproduktion<br />
und -nutzung ankurbeln. Nicht nur die globalen Ölriesen<br />
setzen darauf, auch Schweizer Tankstellenketten. Ein Beispiel ist Avia,<br />
eine Vereinigung unabhängiger Mineralölimporteure aus 15 Ländern mit<br />
Sitz in Zürich, mit über 500 Tankstellen hierzulande Tankstellenmarktführer.<br />
Die Avia-Partnerfirmen wandelten sich «mehr und mehr zu Energiedienstleistern,<br />
die den gesamte Wasserstoffökokreislauf anbieten»,<br />
heisst es bei Avia. Wie Avia waren 2018 etwa Agrola, Coop Mineraloel<br />
und die Migros-Tochter Migrol Mitgründer des Vereins H 2 Mobilität,<br />
der die Schweizer Infrastruktur für Wasserstoff (H 2 ) fördert. Mit Erfolg:<br />
Noch vor sechs Jahren gab es nur zwei H 2 -Tankstellen in der Schweiz<br />
(Empa in Dübendorf ZH und, 2016 eröffnet, Coop in Hunzenschwil AG),<br />
heute sind es zwölf aktive und zwei vor Eröffnung stehende. Dort tanken<br />
beispielsweise 47 Hyundai-Brennstoffzellen-LKW. Parallel setzen etwa<br />
Lidl und Migros stark auf CNG-Antriebe mit Biogas im Tank: So fahren<br />
bestehende Flotten jetzt schon CO 2 -neutral, ehe sie in ein, zwei Jahrzehnten<br />
dann weitgehend auf Wasserstoff oder auch Strom umschwenken<br />
können. Manchmal kommt ein Schwenk zu mehr Nachhaltigkeit<br />
auch von Unternehmen der klassischen Öl- und Gasindustrie, die man<br />
gar nicht auf dem Radar hatte. Messer Schweiz aus Lenzburg AG <strong>–</strong> Spross<br />
der deutschen Messer Group, einer der grössten Industriegashersteller der<br />
Welt <strong>–</strong> hat gemeinsam mit der EPFL (ETH Lausanne VD) binnen elf Jahren<br />
eine Wasserstofftankstelle für daheim respektive für Betriebe entwickelt.<br />
Dreht sich Messer da nicht den eigenen Wasserstofflieferantenhahn ab?<br />
«Nein», sagt Messer-Schweiz-CEO Hans Kellner, «wir sind seit 1898 im<br />
Geschäft, die Tankstellen sind für uns schlicht ein weiteres Standbein.» <<br />
Wir gratulieren<br />
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FOKUS ÖL & SCHMIERMITTEL<br />
Versorgungssysteme<br />
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10 000 Schritte<br />
täglich verzichten<br />
Perfekt aufgerollt: Medienversorgung<br />
mit Schlauchaufrollern.<br />
Fotos: Luginbühl<br />
Fahrzeugtechnik AG<br />
Das richtige Medium am richtigen Arbeitsplatz: Die Zeiten in<br />
denen Flüssigkeiten aus einer Kanne nachgefüllt werden, gehören<br />
langsam, aber sicher der Vergangenheit an. Mit einer von der<br />
Luginbühl AG geplanten Medienversorgung und einem optimal<br />
verlegten Verrohrungssystem lassen sich Zeit und Kosten sparen.<br />
Cynthia Mira<br />
Bekanntlich sind 10 000 Schritte pro Tag<br />
förderlich für die Gesundheit. Nicht erwünscht<br />
sind diese aber, wenn im Werkstattalltag<br />
unnötige Wege zurückgelegt<br />
werden müssen. Beispiel: Eine Mechatronikerin<br />
oder ein Mechatroniker schnappt<br />
sich eine Kanne, läuft zum Raum mit den<br />
Vorratsbehältern, zapft das benötigte Öl<br />
und kehrt zurück zum Fahrzeug, um es<br />
dort einzufüllen. Heute gibt es Möglichkeiten,<br />
diese unnötig zurückgelegten Wege<br />
zu verhindern. Die Systeme der Luginbühl<br />
Fahrzeugtechnik AG lenken die verschiedenen<br />
Medien in die richtigen Bahnen.<br />
Die Produktpalette reicht von einfachen<br />
Schlauchrollen bis zu modernen Abgabeund<br />
Entsorgungsstationen <strong>–</strong> eingebaut in<br />
hochwertige Werkstattmöbel, die auch in<br />
Sachen Design punkten. In jeder Werkstatt<br />
lässt sich die Verrohrung so installieren,<br />
dass die verschiedenen Medien effizient<br />
zum Fahrzeug gelangen oder das Altöl<br />
fachmännisch abgesaugt und ökologisch<br />
entsorgt werden kann.<br />
Erhard Luginbühl, Inhaber der Luginbühl<br />
Fahrzeugtechnik AG und Präsident der Swiss<br />
Automotive Aftermarket (SAA), rechnet vor:<br />
«Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter<br />
für jedes Auto einen Transportweg<br />
für das Öl von nur drei Minuten zurücklegen<br />
muss, sind das rasch mehrere wertvolle<br />
Arbeitsstunden pro Woche, die aufgewendet<br />
werden.» Auch die Digitalisierung<br />
spielt bei den Energieversorgungssystemen<br />
der Luginbühl Fahrzeugtechnik eine immer<br />
34<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
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FOKUS ÖL & SCHMIERMITTEL<br />
Die optimale Medienversorgung, eingebaut in das DEA-Werkstattmöbel der Luginbühl Fahrzeugtechnik AG.<br />
grössere Rolle. So lässt sich mit einem digitalen<br />
Handdurchlaufzähler das gezapfte<br />
Öl, AdBlue, Frostschutz etc. direkt dem<br />
Kundenauftrag zuordnen. Dies garantiert<br />
eine exakte Abrechnung und minimiert<br />
den administrativen Aufwand.<br />
Es ist aber allgemein die Effizienz, die mit<br />
optimalen Energieversorgungsystemen gesteigert<br />
werden kann. Medienversorgung<br />
ist somit das Stichwort, um in der Werkstatt<br />
nicht nur sicher, sondern auch fachmännisch<br />
mit Öl, Scheibenwischwasser<br />
und anderen Medien umzugehen, insbesondere,<br />
da die gesetzlichen Anforderungen<br />
im Umgang mit solchen Flüssigkeiten generell<br />
gestiegen sind. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
luginbuehl-ag.ch/Katalog/<br />
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<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 35
FOKUS ÖL & SCHMIERMITTEL<br />
Interview mit Panolin-CEO Silvan Lämmle<br />
«Die Verpackung wechselt,<br />
der Inhalt bleibt derselbe»<br />
Die Überraschung war perfekt: Panolin verkauft das Geschäft mit Bioschmierstoffen an Shell <strong>–</strong> und den Namen<br />
Panolin mit. Doch das Gros des Familienunternehmens aus Madetswil ZH bleibt bei der Familie Lämmle.<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> spricht mit CEO Silvan Lämmle über die Zukunft, Fripoo und den Namen. Timothy Pfannkuchen<br />
Gleiche Farbe, neuer<br />
Name: Die Panolin-Fässer<br />
werden rot bleiben,<br />
jedoch einen neuen<br />
Namen tragen. Künftig<br />
werden die Firma und<br />
die Produkte verschiedene<br />
Bezeichnungen<br />
bekommen.<br />
Diese Wirtschaftsnews liess Anfang<br />
November nicht nur das Zürcher Oberland<br />
aufhorchen: Panolin verkauft an<br />
Shell! Zwar beileibe nicht alles, aber<br />
doch ziemlich viel: Die Bioschmierstoffe<br />
(ECL), mit denen das 73-jährige<br />
Unternehmen <strong>–</strong> von der «Schweizer<br />
Illustrierte» einst als «Miraculix in<br />
Madetswil» betitelt <strong>–</strong> der Familie<br />
Lämmle als Pionier galt. Dies ist zwar<br />
der globale Ritterschlag für das künftige<br />
Shell Panolin, aber auch eine<br />
Challenge: Panolin muss sich samt<br />
dem Namen neu erfinden. <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
spricht mit CEO Silvan Lämmle (43).<br />
Herr Lämmle, wie viele schlaflose Nächte hat der Entscheid zum<br />
Verkauf der Biopalette an Shell gekostet?<br />
Silvan Lämmle: Weniger, als viele denken, denn auf der Businessebene<br />
war schnell klar, dass Shell der perfekte Partner ist. Allein<br />
hätten wir das ECL-Geschäft aufgrund der Kapazitäten nicht auf die<br />
nächste Stufe heben können, was aber wegen des Marktwachstums<br />
unumgänglich ist. Nun wird unsere Vision, Bioschmierstoffe zum globalen<br />
Standard zu machen, Realität. Aber zugegeben: Emotional hat<br />
dieser Entscheid Zeit gebraucht.<br />
Wieso haben Sie sich dennoch dafür entschieden,<br />
obwohl Sie den Namen Panolin verlieren?<br />
Weil er international vor allem mit den ECL verknüpft ist und wir sehr<br />
stolz darauf sind, dass Shell Panolin zur weltweiten Marke wird. Und<br />
weil sich bei unserer verbleibenden Produktpalette <strong>–</strong> drei Viertel des<br />
Neuer Name, gewohnte<br />
Ansprechpartner: Die noch<br />
namenlose Nachfolgefirma<br />
der Panolin AG wird<br />
in Madetswil ZH von (v. l.)<br />
Christian Lämmle (Verwaltungsratspräsident),<br />
Silvan<br />
Lämmle (CEO Marketing und<br />
Verkauf) und Sarah Mohr-<br />
Lämmle (CEO Entwicklung<br />
und Produktion) geführt.<br />
Fotos: Panolin<br />
36<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
FOKUS ÖL & SCHMIERMITTEL<br />
«Die bisherige Panolin bleibt sich<br />
auch unter dem neuen Namen als<br />
ein innovatives Schweizer<br />
Familienunternehmen treu.»<br />
Silvan Lämmle, CEO Panolin<br />
bisherigen Gesamtvolumens <strong>–</strong> für unsere Kundinnen und Kunden ja<br />
nichts ändert: Die Verpackung wechselt, der Inhalt bleibt derselbe.<br />
Branchengerecht gesagt: Das Fass bekommt ein neues Etikett, die<br />
Schweizer Qualität darin ist dieselbe. Ebenso bleiben die Ansprechpartner<br />
dieselben und die Entwicklung und Produktion in Madetswil.<br />
Woraus besteht künftig Ihre Palette <strong>–</strong> und wird Ihre Tochter<br />
Fripoo wichtiger?<br />
Fripoo war für uns immer wichtig, aber nimmt an Bedeutung zu. Fripoo<br />
ist mit den Marken Allerno, Fiesta und Polyston bei Reinigungs- und<br />
Pflegemitteln eher im B2C-Bereich für Endkonsumentinnen und -konsumenten<br />
etabliert, die künftig ehemalige Panolin eher im B2B-Bereich<br />
etwa bei Garagistinnen und Garagisten <strong>–</strong> das ergänzt sich also perfekt.<br />
Aus Madetswil kommen wie gewohnt mineralische und synthetische<br />
Motor-, Getriebe- und Hydrauliköle, lebensmitteltechnische Schmiermittel<br />
und Kühlschmierstoffe, Schmierfette sowie Sprays.<br />
Bislang bestand die Panolin-Leitung aus fünf<br />
Lämmle-Familienmitgliedern. Zwei gehen, drei bleiben …<br />
…, was dramatisch tönt, aber nicht ist. Mein Onkel Patrick hätte sich<br />
als Verwaltungsrat ohnehin altershalber zur Ruhe gesetzt. Mein Cousin<br />
Tim, bisher CEO International, begleitet als General Manager bei<br />
Shell die Marke Shell Panolin in die Zukunft. Mein Vater Christian<br />
als VR-Präsident und als CEOs meine Schwester Sarah Mohr-Lämmle<br />
und ich bleiben, wir lieben unsere Firma und die Branche viel zu sehr!<br />
Auch, weil wir Verantwortung tragen gegenüber unseren Kundinnen<br />
und Kunden, unseren Mitarbeitenden, unserer Geschichte, der Fripoo<br />
und unserer Region und Gemeinde. Wir können es kaum erwarten,<br />
durchzustarten und zu zeigen: Die bisherige Panolin bleibt sich auch<br />
unter dem neuen Namen als ein innovatives Schweizer Familienunternehmen<br />
treu. <<br />
Die Bioprodukte haben Sie verkauft. Schluss mit<br />
Umweltfreundlichkeit?<br />
Bloss nicht! Nein, überhaupt nicht <strong>–</strong> im Gegenteil. Unser neues Motto<br />
lautet: Chemie mit Verantwortung. Bei Bioschmierstoffen steht Bio<br />
für einen Teil der Produktformulierung. Nachhaltigkeit ist aber weit<br />
mehr. Wir werden noch viel ganzheitlicher denken, Stichwort Kreislaufwirtschaft.<br />
Es bleibt spannend und wir innovativ.<br />
Wie heisst die ehemalige Panolin denn in Zukunft <strong>–</strong> und ab wann?<br />
Das darf ich leider erst verraten, wenn der Verkauf rechtswirksam<br />
und der Name eingetragen ist. Verraten kann ich: Die Firma und die<br />
Ölmarke tragen künftig verschiedene Namen, farblich bleibt die Ölmarke<br />
dem Rot treu. Details zur Umbenennung kommunizieren wir<br />
sobald möglich und sinnvoll.<br />
Panolin wird zu Shell Panolin<br />
Anfang 2023 soll der Deal abgeschlossen sein: Die Panolin-Gruppe<br />
verkauft den Bereich der von Panolin als Pionier entwickelten Bioschmierstoffe<br />
(engl. Environmentally Considerate Lubricants, kurz ECL) an<br />
Shell. Die ECL sind biologisch abbaubare Hydraulik-, Motor-, Getriebe-,<br />
Turbinen- und Kettensägeöle und Schmierfette und heissen bei Shell dann<br />
Shell Panolin. An Shell gehen auch der ECL-Kundenstamm, darunter etwa<br />
die Betreiber der Panamakanalschleusen oder des London-Eye-Riesenrads,<br />
und der Name Panolin. Doch 85 Prozent der über 100 Mitarbeitenden<br />
bleiben ebenso bei der Familie Lämmle in Madetswil ZH wie Entwicklung<br />
und Produktion aller Nicht-ECL-Produkte. Auch die 2021 erworbene Tochterfirma<br />
Fripoo aus Grüningen ZH gehört weiter zum Unternehmen<br />
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<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 37
VERBAND & SEKTIONEN<br />
Eine Erfolgsgeschichte<br />
Seit zwei Jahrzehnten Spiegel und<br />
Sprachrohr des Autogewerbes<br />
Das führende Branchenmagazin im Schweizer Autogewerbe feiert sein 20. Jubiläum!<br />
Das Redaktionsteam fängt zum Geburtstag einige Stimmen der Leserinnen und<br />
Leser ein. Die Zitate beweisen: Die Branche schätzt das <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
des AGVS sehr und stuft die Inhalte als hoch relevant für die eigene<br />
Arbeit ein. Die Zielgruppe hat teils quasi live miterlebt, wie sich das<br />
Magazin gewandelt hat. Reinhard Kronenberg und Timothy Pfannkuchen<br />
Die Wurzeln des führenden Branchenmagazins<br />
des Schweizer<br />
Autogewerbes sind älter, als man<br />
oft vermutet: Bereits 1928 <strong>–</strong> erst<br />
42 Jahre zuvor hatte das Auto das<br />
Fahren gelernt <strong>–</strong> kam erstmals das<br />
«Schweizer Auto-Gewerbe» heraus.<br />
Ab 1995 hiess es «Garage», und<br />
2002 <strong>–</strong> also vor 20 Jahren <strong>–</strong> wurde daraus das <strong>AUTOINSIDE</strong>. Anfangs<br />
ein Verbandsbulletin mit um die 30 Seiten, das nicht wirklich<br />
branchenweit als relevant galt, wuchs es zum inhaltlich, optisch und<br />
haptisch hochwertigen Fachmagazin für die ganze Branche, das heute<br />
über 80 Prozent aller Betriebe im Schweizer Autogewerbe und zudem<br />
über 8000 betriebsinterne Werkstätten erreicht.<br />
Parallel wuchsen die Onlinekanäle für das Internetzeitalter mit:<br />
Heute informieren die AGVS-Medien auch über agvs-upsa.ch, über<br />
autoberufe.ch und über den AGVS-Newsletter, der jeden Dienstag<br />
über 6500 Empfänger erreicht (Abonnieren Sie ihn jetzt ebenfalls!)<br />
<strong>–</strong> und das <strong>AUTOINSIDE</strong> hat sich gerade für Entscheidende zur wichtigsten<br />
Informationsquelle gemausert: ein Spiegelbild und zugleich<br />
das Sprachrohr einer ganzen Branche.<br />
Das Profiteam von acht erfahrenen Redaktorinnen und Redaktoren,<br />
unterstützt vom kreativen Grafikteam, produziert das <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
Monat für Monat mit einem klar formulierten Ziel: Das <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
ist auf die Bedürfnisse der Leserinnen und Leser ausgerichtet, soll sie<br />
bei der täglichen Arbeit unterstützen und nimmt aktuelle Themen<br />
auf <strong>–</strong> dies stets mit hoch relevanten Inhalten, lesefreundlich verpackt<br />
und frisch gestaltet.<br />
Hört man sich bei Akteuren<br />
des Schweizer Autogewerbes<br />
und Medienexperten<br />
um, scheint das zu<br />
gelingen: «Das <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
hat sich besonders in den vergangenen<br />
acht Jahren kontinuierlich<br />
von einem Verbandsbulletin<br />
hin zu einem Branchenmagazin entwickelt»,<br />
stellt Marcel Stocker, Geschäftsleiter<br />
Automotive bei der Hostettler Autotechnik<br />
AG, fest. Für die Branche sei das<br />
Magazin inzwischen das wichtigste Informationsorgan<br />
zu aktuellen Themen aus allen<br />
Bereichen des Garagenalltags geworden. Gleich<br />
sieht das Matthias Krummen, Leiter Management<br />
Services und Kommunikation bei der ESA: «Der heutige<br />
Auftritt ist ansprechend, modern und sympathisch.<br />
Auch inhaltlich hat sich das Fachmagazin entwickelt, mit<br />
dem Gehalt der einzelnen Artikel, aber auch mit der Vielseitigkeit<br />
und Ausgewogenheit der Themen.» Es biete ein breites<br />
Spektrum an Informationen und Dienstleistungen.<br />
Viel Lob, aber für das <strong>AUTOINSIDE</strong>-Team kein Grund, sich darauf<br />
auszuruhen. Das sieht man beispielsweise an der Aufmachung<br />
über die Jahre: Da wird optimiert, grafisch investiert und umfangreich<br />
recherchiert, da werden sachliche Inhalte zu packenden<br />
Geschichten. «Storytelling» nennt man dies in der Medienwelt: Informationen<br />
werden mit hohem Nutzwert eingängig erzählt, statt<br />
einfach nur PR-Meldungen abzudrucken. Dies bedingt redaktionelle<br />
Fortsetzung Seite 40<br />
Schweizer Auto-Gewerbe<br />
1928<br />
1930 1940 1950 1960 1970<br />
38<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
VERBAND & SEKTIONEN<br />
Stetig noch besser geworden und heute fest im<br />
Autogewerbe etabliert: Das <strong>AUTOINSIDE</strong> feiert<br />
heuer sein 20. Jubiläum. Foto: AGVS-Medien<br />
Garage<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong><br />
1980 1990 1995<br />
2000 2002<br />
2010 2020 <strong>2022</strong><br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 39
VERBAND & SEKTIONEN<br />
darin wertvolle Tipps sowie News in sehr hoher Qualität. Das sieht<br />
auch André Frey so: «Für mich als Geschäftsführer der Figas dient<br />
die monatliche <strong>Ausgabe</strong> als kompakte Informationsplattform rund<br />
um die Mobilitätsbranche.» Philipp Zimmermann, CEO von Autoi-Dat,<br />
sagt: «<strong>AUTOINSIDE</strong> ist heute eine professionell geführte redaktionelle<br />
Plattform, die zugleich Tiefgang und Breite aufweist.»<br />
Wichtige Branchendebatten würden darin geführt, in Zeiten des<br />
Umbruchs sei dies noch wichtiger.<br />
Digitalisiert: Zum gedruckten <strong>AUTOINSIDE</strong> stiessen Onlinemedien wie agvs-upsa.ch,<br />
autoberufe.ch oder auch der wöchentliche AGVS-Newsletter. Foto: AGVS-Medien<br />
Freiheit und strikte Richtlinien <strong>–</strong> wie zum Beispiel die klare Deklaration,<br />
was Werbung ist und was redaktionell. Das schätzen nicht nur<br />
die Leserinnen und Leser, sondern auch die Anzeigenkunden. «Gerade<br />
dank der Unabhängigkeit seiner redaktionellen Linie ist <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
sicherlich eine Informations- und Inspirationsquelle für sehr viele Garagisten<br />
in der Schweiz», hält Sébastien Moix, Marketing Director bei<br />
der Swiss Automotive Group (SAG), fest. Für ihn bestehe die Hauptfunktion<br />
darin, die Mitglieder über alle politischen, rechtlichen, sozioökonomischen<br />
und technologischen Themen zu informieren, die<br />
das Autogewerbe in der Schweiz betreffen. AGVS-Vizepräsident und<br />
Garagist Pierre Daniel Senn ergänzt hierzu passend: «Dafür braucht es<br />
nicht nur umfangreiche, sondern auch valide Hintergrundinformationen.»<br />
Der Medienwissenschaftler Daniel Vogler, Forschungsleiter und<br />
Stv. Direktor des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft<br />
(FÖG) der Universität Zürich (UZH), betont: «Wichtig ist der Aspekt der<br />
Glaubwürdigkeit.» Vogler sagt, Fachpublikationen böten vertiefende<br />
Informationen zu spezialisierten Themen, im Falle des <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
etwa zu «Verkehr und Mobilität: Diese Themen werden in General-Interest-Medien<br />
weniger oft thematisiert». Auch leisteten Fachmagazine<br />
wie <strong>AUTOINSIDE</strong> über die eigene Community hinaus einen relevanten<br />
Betrag zu gesellschaftspolitischen Debatten.<br />
«Persönlich finde ich dieses Fachmagazin sehr wertvoll und informativ.<br />
Mit spannenden Fachbeiträgen ist jede <strong>Ausgabe</strong> lesenswert»,,<br />
bestätigt Gabriel Galliker, CEO der Emil Galliker Holding<br />
AG. Für alle sei etwas darin interessant, ob nun aus wirtschaftlicher,<br />
rechtlicher oder technischer Sicht. Dies mache das AUTOIN-<br />
SIDE spannend. «Die monatliche Lektüre von <strong>AUTOINSIDE</strong> ist aus<br />
meiner Sicht im Autogewerbe Pflicht», ergänzt dazu Tom Markwalder,<br />
Abteilungsleiter Marketing und Business Development bei<br />
der Rhiag Group GmbH. Kompakt und gut aufbereitet fänden sich<br />
Denn es ist kein Geheimnis, dass sich die Branche aktuell so rasch<br />
wandelt wie selten zuvor. Dies betrifft Garagisten wie Zulieferer und<br />
Dienstleister. «Wir befinden uns auf einer Reise, auf der valide Informationen<br />
eine sehr hohe Relevanz haben und somit den Grundstein<br />
legen, damit die Unternehmer im Autogewerbe die richtigen Weichen<br />
stellen können», analysiert Marc Kessler, CEO des Garantieanbieters<br />
Quality 1. Gerade in einer entscheidenden Phase sei es mehr als nur<br />
hilfreich, dass der Verband mit einem solchen Magazin die Entscheidungsfindung<br />
unterstützt <strong>–</strong> nicht nur mit Infos, sondern auch Inspiration.<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> sei zu einem der wichtigsten Sprachrohre der<br />
Branche geworden. «Das Fachmagazin gibt mir Ideen und Tipps sowie<br />
Denkanstösse, die ich im Unternehmen umsetzen kann», bestätigt der<br />
Freiburger Unternehmer und ESA-Präsident Hubert Waeber. Und Garagist<br />
Edwin Koller von der Freihofgarage in Näfels GL ergänzt: «Als<br />
Leser habe ich den Eindruck, dass die sich veränderten Bedürfnisse<br />
der Unternehmer kontinuierlich in die Berichterstattung integriert<br />
werden. Das Magazin ist am Puls der Klienten.»<br />
Der AGVS und das Team des <strong>AUTOINSIDE</strong> freuen sich über so viel Lob<br />
<strong>–</strong> das anspornt, immer besser zu werden. Was gibt die Branche dem<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> als Tipp mit für die nächsten 20 Jahre? «Immer am Ball<br />
bleiben», wünscht sich Hubert Waeber. Und Pierre Daniel Senn ergänzt:<br />
«Auf die Qualität und Zuverlässigkeit der Informationen achten.»<br />
Diese Wünsche nimmt das Team des <strong>AUTOINSIDE</strong> gerne als Auftrag<br />
mit in die Zukunft <strong>–</strong> für Sie. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
agvs-upsa.ch/de/<strong>AUTOINSIDE</strong>/E-Paper<br />
9 von 10 Entscheidern lesen <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
Wo Autoberufe ausgeübt werden, wird <strong>AUTOINSIDE</strong> gelesen: Als führendes<br />
Fachmagazin erreicht <strong>AUTOINSIDE</strong> über 80 Prozent aller Betriebe im<br />
Schweizer Autogewerbe <strong>–</strong> und über 8000 betriebsinterne Werkstätten,<br />
die <strong>AUTOINSIDE</strong> dank ihren Beiträgen an den Berufsbildungsfonds<br />
erhalten. Leserbefragungen fördern zutage, dass <strong>AUTOINSIDE</strong> neun von<br />
zehn Entscheidungsträgern in den Betrieben erreicht und dass die Inhalte<br />
von einer sehr grossen Mehrheit als nützlich und inspirierend taxiert<br />
werden. Auf gutem Weg ist auch AGVS-Online. Auf der Basis von qualitativ<br />
hochwertigen Inhalten konnte der Traffic auf agvs-upsa.ch innerhal<br />
von acht Jahren verdreifacht werden. Insgesamt erreicht der AGVS über<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong>, die AGVS-Webseiten und wöchentliche AGVS-Newsletter<br />
Monat für Monat über 130 000 Menschen.<br />
40<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
VERBAND & SEKTIONEN<br />
Blackout an der Herbstversammlung<br />
Die AGVS-Sektion beider Basel lud Ende Oktober nach Sissach BL ein. Im Fokus standen die Themen Strom und Generation Z<br />
mb. René Degen, Präsident der AGVS-Sektion beider Basel eröffnete am<br />
Donnerstag, 27. Oktober <strong>2022</strong>, die Herbstversammlung im Bildungszentrum<br />
in Sissach BL. Über 50 Teilnehmende reisten an den Event, um<br />
zwei spannende Fachreferate zu hören und beim gemeinsamen Apéro<br />
riche die gehörten Themen zu vertiefen. Zudem wurde über den Alltag<br />
im Automobilgewerbe diskutiert. Vor dem geselligen Teil warteten<br />
zwei Vorträge auf die Teilnehmenden. Michael Sattler, Projekt- und Bereichsleiter<br />
des Ökozentrums in Langenbruck BL, startete mit seinem<br />
Vortrag «Strom-Blackout <strong>–</strong> mögliche Szenarien für Unternehmen.» Anschliessend<br />
waren Michael Jacobson, Geschäftsführer von Yousty, sowie<br />
Marc Purtschert, Verantwortlicher für Berufsverbände und Nachwuchsmarketing<br />
derselben Plattform, an der Reihe. Sie informierten<br />
die Teilnehmenden über die Generation Z, deren Wünsche und Verhalten<br />
und wie sich die Betriebe auf die neue Generation einstellen sollen.<br />
Die Zielgruppe von Yousty sind über 82000 Lehrstellensuchende. Die<br />
Plattform verzeichnet pro Jahr 4,6 Millionen Besuchende. Das Unternehmen<br />
kooperiert mit 48 Berufsverbänden, unter anderem mit dem<br />
AGVS. Abschliessend informierte Christian Schwald, Geschäftsführer<br />
Bildungszentrum der AGVS-Sektion beider Basel, über die Weiterbildungsangebote<br />
des AGVS sowie über anstehende Events. <<br />
Zeit für wertvolle Erkenntnisse: Die Aufmerksamkeit der Besuchenden waren den<br />
Referenten gewiss.<br />
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<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 41
BILDUNG<br />
Gold an den WorldSkills <strong>2022</strong><br />
Florent Lacilla ist Weltmeister<br />
Florent Lacilla hat es geschafft und an den WorldSkills in Dresden Ende Oktober Gold geholt. Er liess dabei<br />
Konkurrenten hinter sich, die sich teilweise mehrere Jahre vorbereitet hatten. Der Westschweizer hat alles<br />
gegeben und alles gewonnen. Max Fischer<br />
Geschafft: Florent Lacilla holte die<br />
Goldmedaille an den WorldSkills.<br />
Foto: WorldSkills<br />
Weltmeister! Der Automobil-Mechatroniker<br />
aus Cottens FR und zweifache SwissSkills-<br />
Sieger (2018 und <strong>2022</strong>) hat es geschafft:<br />
Florent Lacilla ist jetzt quasi der Goldstandard<br />
in seinem Beruf. «Es waren sehr intensive<br />
und ermüdende Tage. Ich habe alles<br />
gegeben und bin sehr, sehr zufrieden <strong>–</strong> es<br />
ist einfach nur cool», sagt der frischgebackene<br />
WorldSkills-Weltmeister nach der<br />
feierlichen Rangverkündung im deutschen<br />
Dresden.<br />
1 Die AGVS-Delegation<br />
am Zürcher Flughafen.<br />
Foto: AGVS-Medien<br />
2 Lacilla (l.) mit den<br />
anderen Siegern auf<br />
dem Podest in Dresden.<br />
Foto: WorldSkills<br />
«Er hat es so sehr verdient», betont Olivier<br />
Maeder, AGVS-Geschäftsleitung und zuständig<br />
für den Bereich Bildung. Die Freude<br />
bei Familie, Freunden und nicht zuletzt dem<br />
Gewerbeverband ist riesig. Auch Arnold<br />
Schöpfer, beim AGVS zuständig für die Bereiche<br />
Grundbildung und Höhere Berufsbildung,<br />
ist sichtlich stolz auf den Branchen-<br />
Schützling: «Florent ist einer, der wegstecken<br />
kann, wenn etwas nicht so läuft. Aber<br />
es braucht auch Wettkampfglück, um so<br />
eine Leistung abzuliefern.»<br />
1<br />
Glück gehört natürlich stets dazu, doch<br />
Fortuna alleine für diese Glanzleistung verantwortlich<br />
zu machen, wäre untertrieben:<br />
Jahrelange Erfahrung und intensive Vorbereitung<br />
haben den Grundstein für den<br />
Schweizer Erfolg in der sächsischen Landeshauptstadt<br />
gelegt. Rund einen Monat<br />
vor dem Wettkampf wurde Lacilla von den<br />
beiden letzten WorldSkills-Teilnehmern<br />
42<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
BILDUNG<br />
der Schweiz, Riet Bulfoni und Damian<br />
Schmid, persönlich zu einem Trainingsweekend<br />
nach Bern in die Mobilcity eingeladen.<br />
Mitte September ging es für<br />
den Romands mit dem Intensivkurs am<br />
späten Nachmittag los. Beim gemeinsamen<br />
Nachtessen gaben die beiden ehemaligen<br />
Teilnehmer der WorldSkills dem<br />
diesjährigen Hoffnungsträger Tipps mit<br />
auf den Weg. Statt Schlummertrunk und<br />
Nachtruhe erwartete Lacilla danach eine<br />
Trainingseinheit. Er musste zunächst zwei<br />
grosse Übungsposten zu den Themen Motormechanik<br />
und Motormanagement bewältigen<br />
und zur Abwechslung noch eine<br />
Aufgabe lösen, bei der es um «Schrauben<br />
auf Zeit» ging. Diese Nachtübung dauerte<br />
stolze sieben Stunden und endete erst morgens<br />
um drei Uhr.<br />
Das war sogar für den letztjährigen Eurocup<br />
Sieger Lacilla eine echte Challenge. Das<br />
Ziel, ihn mit dieser Übung an seine Grenzen<br />
zu führen, war erfüllt. Denn es gilt,<br />
trotz zunehmender Müdigkeit weiterhin<br />
konzentriert und schnell zu arbeiten. Diese<br />
2<br />
antrainierte Resilienz half ihm später an<br />
den WorldSkills. «Ich habe Florent in Dresden<br />
das erste Mal überhaupt bei einem<br />
Posten rennen sehen. Sonst ist er immer<br />
die Ruhe in Person am Wettkampf», sagt<br />
Olivier Maeder. Der Weltmeister Florent<br />
Lacilla erklärte nach dem Wettkampf beim<br />
Empfang am Zürcher Flughafen: «Jetzt will<br />
ich einfach nur schlafen.» Nach der Silbermedaille<br />
für den Carrossier Dominik<br />
Bartlome ist dies bereits die zweite Medaille<br />
für das Schweizer Autogewerbe an<br />
den diesjährigen Berufsweltmeisterschaften.<br />
Eine grosse Herausforderung für die<br />
Teilnehmenden vor dem Wettkampf in<br />
Dresden stellte die Kommunikation seitens<br />
WorldSkills rund um die Automarken,<br />
die für den grossen Wettkampftag<br />
ausgewählt wurden, dar. Gespannt warteten<br />
alle Beteiligten auf die Info, welche<br />
Marken nebst VW zum Einsatz kommen<br />
würden. Ende September wurde dann bekannt<br />
gegeben, dass dies Land Rover und<br />
Toyota seien. Das Autoberufe-Bildungsteam<br />
des AGVS in Bern war gefordert,<br />
kurzfristige Trainingstage bei den entsprechenden<br />
Importeuren zu organisieren.<br />
Zwei Trainings waren mit der Amag<br />
Academy in Schinznach AG bereits im<br />
Vorfeld absolviert worden. Dort erlebte Lacilla<br />
zwei spannende und intensive Tage.<br />
Einige Tage später wurde allerdings kommuniziert,<br />
dass Land Rover nun doch noch<br />
durch Ford ersetzt werde. Lacilla konnte<br />
glücklicherweise aber je einen Tag in den<br />
Ausbildungszentren von Toyota Schweiz<br />
in Safenwil AG und Ford Schweiz in Oftringen<br />
AG verbringen.<br />
Zwei Tage nach dem Toyota-Training wiederum<br />
wurden die Teilnehmenden abermals<br />
informiert, dass in Dresden nun<br />
doch kein Toyota stehe, da dieser zu neu<br />
sei und die Testgeräte vor Ort noch nicht<br />
auf dem aktuellen Stand seien. Letzlich einigte<br />
sich der Veranstalter auf Mercedes.<br />
Wiederum galt es also, flexibel zu bleiben.<br />
Im bereits geplanten letzten Training im<br />
AGVS-Ausbildungscenter Freiburg wurde<br />
das Programm kurzfristig auf Mercedes<br />
umgestellt. Im Wesentlichen ging es in<br />
allen Markentrainings darum, dass sich<br />
der Westschweizer mit den Diagnosecomputern,<br />
den Reparaturleitfäden und den<br />
Stromlaufplänen vertraut macht. Zudem<br />
standen stets die Themen Motormechanik<br />
und Motormanagement im Zentrum.<br />
Begleitet nach Dresden wurde der Werkstattleiter<br />
Lacilla von seiner Familie und<br />
Freundin. Als Experte mit dem Schweizer<br />
Team mitgekommen war Michel Tinguely.<br />
Er hatte Lacilla bereits in der Vorbereitung<br />
tatkräftig unterstützt. «Sein grösster Fan ist<br />
sein Grossvater», sagt Tinguely. Unterstützung<br />
erhielt das Schweizer Talent Lacilla<br />
ausserdem von Fabienne Spring. Sie ist als<br />
Eventmanagerin innerhalb der SwissSkills<br />
zuständig für das Nationalteam und reist<br />
dementsprechend von einem Ort zum anderen<br />
mit. Ihre Aufgabe in Dresden war es,<br />
dafür zu sorgen, dass es Florent Lacilla an<br />
nichts fehlte. Zudem sorgte sie zwischen<br />
den Phasen der hohen Konzentration für<br />
etwas Ablenkung. Zum Beispiel mit einem<br />
Spaziergang, um den Kopf zu lüften.<br />
Für die Talente, die aus den unterschiedlichsten<br />
Ländern angereist waren, galt es<br />
während des Wettkampfs im Hause des<br />
Kfz-Gewerbes Deutschland, an fünf Stationen<br />
zu überzeugen. Die jungen Berufsleute<br />
suchten beispielsweise am Motor oder der<br />
Aufhängung nach Fehlern und Defekten.<br />
Von den 23 angetretenen Teilnehmenden<br />
gewannen drei weitere eine Goldmedaille:<br />
Rank Hsu-Kun Chan aus China, Stefan<br />
Missbach aus Deutschland sowie Hannes<br />
Egger aus Italien. Mit Missbach und Egger<br />
hatte Lacilla bereits im Rahmen der<br />
SwissSkills <strong>2022</strong> in Bern im September ein<br />
Sondertraining absolviert. Mit ihren starken<br />
Leistungen schlugen sie unter anderen<br />
auch den Kandidaten aus Japan. Dies ist<br />
besonders bemerkenswert, weil beispielsweise<br />
die japanischen Teilnehmenden<br />
während zwei Jahren Vollzeit darauf vorbereitet<br />
wurden.<br />
Olivier Maeder bilanziert zufrieden: «Solche<br />
Leistungen erlauben Rückschlüsse<br />
auf die Stärke des jeweiligen Berufsbildungssystems<br />
und auf die Arbeit der<br />
Bildungspartner Schule, der überbetrieblichen<br />
Kurse sowie der Betriebe.» Es ist bereits<br />
das zweite Mal, dass Lacilla in Dresden<br />
dieses Jahr brillieren konnte. So holte<br />
er im März im Rahmen des Eurocups den<br />
Gesamtsieg. Damals steckte Lacilla sich<br />
selbst hohe Ziele für die WorldSkills. «Go<br />
for gold! Ich gehe dorthin, um zu gewinnen»,<br />
sagte er. Und hat sein Ziel grandios<br />
erreicht. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
agvs-upsa.ch<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 43
BILDUNG<br />
Darf man bei<br />
Kunden, die<br />
nicht zahlen,<br />
einfach klingeln<br />
und eine<br />
Mitteilung hinterlassen,<br />
die<br />
für jedermann<br />
ersichtlich ist?<br />
Auch darüber<br />
wurde im 31.<br />
Frauenseminar<br />
rege diskutiert.<br />
Neben den<br />
beruflichen<br />
Aspekten hatte<br />
es auch Platz<br />
für private<br />
Gespräche und<br />
viel Humor.<br />
31. AGVS-Frauenseminar<br />
Warum Frauen die<br />
besseren Garagisten sind<br />
Die Kulisse war atemberaubend, die Stimmung entspannt. Einmal im Jahr kommen zahlreiche Frauen aus der<br />
Automobilbranche für drei Tage zusammen, um sich in Workshops weiterzubilden und in toller Atmosphäre<br />
auszutauschen. Dieses Jahr standen Cybersicherheit, Datenschutz, Bildung, Lohnfortzahlungen und die Frage<br />
nach dem perfekten Foto im Rahmen des 31. Frauenseminars des AGVS auf dem Programm. Stattgefunden<br />
hatte es einmal im Oktober und einmal im November im See- und Seminarhotel Flora Alpina in Vitznau LU.<br />
Cynthia Mira<br />
Tiziana Somma, Datenschutzbeauftragte der<br />
Raiffeisen Schweiz, freute sich über die zahlreichen<br />
Fragen, die ihr am zweiten Tag in der<br />
ersten Frauenseminarrunde vom 25. Oktober<br />
gestellt wurden. Beim Thema Datenschutz<br />
sei die Stimmung für gewöhnlich im Keller,<br />
sagte sie. Nicht so bei den Frauen aus dem<br />
Autogewerbe, die sich im See & Seminarhotel<br />
Alpina in Vitznau trafen und wissen wollten,<br />
was sich ab September 2023 für ihr Unternehmen<br />
im Umgang mit den Kundendaten<br />
ändern wird. Somma ging auf die Garagenwelt<br />
ein und unterbrach hin und wieder ihr<br />
Referat, um auf die Zwischenfragen einzugehen.<br />
«Eines muss man wissen, es gibt beim<br />
Datenschutz nicht Schwarz oder Weiss, sondern<br />
nur Grau», betonte sie. Neu war vielen<br />
die Information, dass es bei Auftragsfirmen,<br />
zum Beispiel bei einer Zusammenarbeit mit<br />
einer Druckerei, neu einen sogenannten Auftragsdatenverarbeitungsvertrag<br />
(ADV-Vertrag)<br />
braucht. Dieser regelt die für den Datenschutz<br />
gesicherten Pflichten wie eine sicheren Datenaufbewahrung.<br />
Und was geschieht mit einem<br />
Newsletter-Versand? Braucht es da künftig die<br />
Einwilligung der Kunden, wollte Alexandra<br />
Leimgruber-Jud, Geschäftsführerin der Automobile<br />
Jud AG im aargauischen Frick, wissen.<br />
Für den Standort Schweiz lautet die Antwort:<br />
Nein. «Die Datenschutzregeln müssen aber<br />
immer zugänglich sein und zur Kenntnis genommen<br />
werden können.» Ein Häkchen zur<br />
Zustimmung brauche es, wie bereits im bestehenden<br />
Gesetz, das notabene aus dem Jahr<br />
1992 stammt, in der neuen Verordnung nicht.<br />
«Ganz so düster, wie ich es mir gedacht habe,<br />
scheint die Umstellung nicht zu werden», lautete<br />
das Fazit von Leimgruber-Jud am späteren<br />
Abend beim Apéro mit Blick auf den Vierwaldstättersee.<br />
Bei einem gediegenen Essen und<br />
einem Glas Wein bot sich den Teilnehmerinnen<br />
die Gelegenheit für weiteren Austausch<br />
über die Themen des Tages oder auch über<br />
Privates. Einige Frauen kannten sich bestens,<br />
sind sie doch bereits seit mehreren Jahren<br />
dabei. «Es ist mein zwölftes Frauenseminar<br />
und ich schätze es, allein anzureisen, so lernt<br />
man schneller auch neue Leute kennen», sagte<br />
Vreni Rüttimann von der Garage Rüttimann<br />
AG in Menznau LU. Es seien auch in diesem<br />
Jahr wichtige Themen, die die Branche bewegen.<br />
Dies trifft auch auf den Workshop zum<br />
Thema Cybersicherheit zu, durchgeführt von<br />
Arndt Kleibl, CEO der Beltronic Neseco IT<br />
44<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
ZUSAMMEN SIND WIR STARK • POUR ÊTRE PLUS FORTS • PIÙ FORTI, INSIEME •<br />
BILDUNG<br />
GmbH in Mühlehorn GL. «Es war interessant,<br />
aber wir vertrauen hier auch auf unsere eigene<br />
IT-Abteilung», so Rüttimann.<br />
Etwas anderes brachte Evelyn Harlacher, Fotografin<br />
und Inhaberin ihrer eigenen GmbH aus<br />
Zürich, ein. Sie zeigte, worauf es bei Porträtbildern<br />
und bei der Bebilderung einer Webseite<br />
ankommt. «Als Kunde will man bei einem<br />
Besuch genau den Showroom vorfinden, den<br />
man auch auf der Webseite gesehen hat», erklärte<br />
sie. Ein völlig anderes Bild verwirre den<br />
Kunden eher. Deshalb sei bei der Verwendung<br />
schöner lizenzfreier Bilder Vorsicht geboten. In<br />
ihrem Seminar ging sie zudem der Frage nach,<br />
warum sich viele Menschen selbst nicht gerne<br />
auf Fotos sehen. «Wir sehen uns im Spiegel<br />
anders als auf dem Foto», so Harlacher. Eine<br />
kleine Übung zeigte auch, dass bei den Teilnehmerinnen<br />
stark bearbeitete Bilder weniger<br />
gut ankamen. Sie bevorzugten ein natürliches<br />
Erscheinungsbild auf den präsentierten Fotos.<br />
Irene Nyffeler tritt als Präsidentin der Arbeitsgruppe zurück<br />
Mit Blumen beschenkt: Laurence Favre, beim AGVS<br />
zuständig für die Business Academy, bedankte sich<br />
bei Irene Nyffeler für ihr grosses Engagement in den<br />
letzten Jahren.<br />
Sie spüre Wehmut, wenn sie an den Abschied<br />
denke, sagte Irene Nyffeler an ihrem letzten<br />
Frauenseminar, das sie als Präsidentin<br />
mitorganisiert hatte. Es habe ihr immer Freude<br />
bereitet, diese aussergewöhnlichen Tage für<br />
die Frauen in der Branche zu gestalten und die<br />
Themen festzulegen. Nach elf Jahren in<br />
der Arbeitsgruppe, davon sechs Jahren als<br />
Präsi dentin, tritt sie nun von diesem Amt zurück.<br />
«Ich freue mich auf neue Herausforderungen und<br />
auf mehr Zeit. Wir haben gleichzeitig einen Teil<br />
unseres Geschäfts an unsere Kinder übergeben»,<br />
sagte sie. Die Garage Nyffeler AG in Lichtensteig<br />
SG vertritt seit dem Gründungsjahr 1961 die<br />
Marke Peugeot. Nun könne sie sich mehr ihrem<br />
grossen Hobby Malen widmen. Denn die letzten<br />
Seminare waren aus bekannten Gründen mit<br />
deutlich Mehraufwand und Unsicherheiten<br />
verbunden gewesen. Wer das Präsidium der<br />
Arbeitsgruppe übernehmen wird, stand zum<br />
Zeitpunkt ihres Abschieds noch nicht fest. Aber:<br />
Das nächste Frauenseminar findet in Wildhau<br />
SG statt. Irene Nyffeler dazu: «Ich freue mich<br />
sehr und ich bin auch in Zukunft als Teilnehmerin<br />
auf jeden Fall dabei.»<br />
Das Frauenseminar fand in diesem Jahr vom<br />
24. bis 26. Oktober sowie vom 7. bis 9. November<br />
statt. Warum eigentlich nicht teilnehmen?<br />
Diese Frage stellte sich Sandra Ging,<br />
Leitung Buchhaltung in der Bächli Automobile<br />
AG in Siggenthal-Station AG, als sie zufällig,<br />
wie sie sagte, auf das Frauenseminar<br />
aufmerksam wurde. «Ich wurde nicht enttäuscht.<br />
Es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt<br />
habe und man nimmt sehr viel für den<br />
Arbeitsalltag mit. Es gefällt mir sehr gut»,<br />
lautete ihr Fazit zum Frauenseminar. <<br />
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<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 45
BILDUNG<br />
Fachausweisübergabe AVB und KDB<br />
Ein Ozean der Möglichkeiten<br />
Im grossen Saal der Zürichstrasse 52 in Oftringen fand die feierliche Diplomübergabe für die zahlreichen<br />
Absolventinnen und Absolventen der beiden höheren Berufsbildungen Automobil-Verkaufsberater/-in<br />
und Automobil-Kundendienstberater/-in statt. Die Ansprachen waren in diesem Jahr von besonderer<br />
Kreativität geprägt. Max Fischer<br />
Alle anwesenden Damen wurden mit einem Blumenstrauss geehrt. So auch die abtretende Expertin Katrin Rau<br />
(fünfte von rechts). Bilder: AGVS-Medien<br />
Der Kunde ist König. Zum Auftakt der Fachausweisübergabe<br />
für die beiden höheren Berufsbildungen<br />
Automobil Verkaufsberater/-in (AVB)<br />
und Automobil-Kundendienstberater/-in (KDB)<br />
begann Thomas Jäggi, Sekretär der Qualitätssicherungs-Kommission<br />
beider Lehrgänge, gleich<br />
mit einer sinnbildlichen, zwar frei erfundenen,<br />
aber doch realitätsnahen Anekdote. Der Kunde<br />
als König kommt in einen Betrieb und will vom<br />
KDB ein hartes Gipfeli, die Tageszeitung von vor<br />
drei Tagen und einen wässrigen Kaffee. «Wieso<br />
sollte ein Kunde so etwas wollen», fragte Jäggi<br />
rhetorisch in Richtung Publikum. Die Antwort<br />
des Königs: «Vor zwei Wochen habe ich all das<br />
in ihrem Betrieb auch bekommen.»<br />
Die Moral der Geschichte: Die prägenden Kundenerlebnisse,<br />
die KDB und AVB aktiv mitgestalten,<br />
bleiben den Kunden nachhaltig im Gedächtnis.<br />
Eine gute Beziehung zu den Kunden<br />
sei, so Jäggi, das A und O in jedem Betrieb. Alle<br />
Anwesenden hätten nach ihren Ausbildungen<br />
nun das Rüstzeug, um bei den Kunden gute<br />
Erinnerungen zu schaffen und die Kundenbeziehungen<br />
zu stärken. Er gratulierte allen Anwesenden<br />
herzlich zu ihren abgeschlossenen<br />
Ausbildungen und sagte weiter: «Ihr steht jetzt<br />
am Ufer eines Ozeans der unbegrenzten Möglichkeiten.<br />
Nun ist es an euch, die Wellen zu<br />
erobern.» Einer, der nun die Möglichkeit hat,<br />
im Berufsalltag die grossen Wellen zu reiten,<br />
ist Niclas Gisler aus Schattdorf UR. Er schloss<br />
erfolgreich die Ausbildung zum Kundendienstberater<br />
ab. «Der abwechslungsreiche Lehrstoff,<br />
die unterschiedlichen Themenbereiche<br />
und der praxisnahe Unterricht haben mir sehr<br />
gefallen. Schade war nur, dass wir während<br />
der Corona-Zeit keinen Präsenzunterricht hatten.<br />
Der persönliche Austausch während dieser<br />
Zeit hat mir gefehlt.»<br />
Auch Charles-Albert Hediger, Mitglied des<br />
AGVS-Zentralvorstands, sprach in seiner Rede<br />
die erschwerten Bedingungen während der<br />
Ausbildung in den vergangenen zwei Jahren<br />
und die grossen bevorstehenden Herausforderungen<br />
in den Berufsfeldern an: «Die schwierige<br />
Lage mit der Corona-Pandemie in den<br />
letzten Jahren, die sich wandelnden Arbeitsbereiche<br />
und das sich stetig ändernde Konsumverhalten<br />
der Bevölkerung waren und<br />
sind grosse Herausforderungen.» Mit dem Abschluss<br />
ihrer Ausbildung würden die anwesenden<br />
Berufsleute grosse Bereitschaft zeigen,<br />
die einzelnen Unternehmen und die ganze<br />
Branche aktiv mit zu gestalten, so Hediger. Er<br />
gratulierte allen Anwesenden auch im Namen<br />
des AGVS-Zentralpräsidenten, Thomas Hurter,<br />
zur bestandenen Berufsprüfung. Zur Diplomübergabe<br />
betrat Peter Linder, Präsident Qualitätssicherungs-Kommission<br />
Kundendienstberater,<br />
die Bühne und ergriff das Wort: «Jim<br />
Keyes, ehemaliger CEO von Blockbuster, bekam,<br />
als das Unternehmen Netflix noch klein<br />
war, das Angebot, die Unternehmung aufzukaufen.<br />
Keyes lehnte ab. Jahre später ist Blockbuster<br />
bankrott. Wo Netflix steht, wissen wir,<br />
glaube ich, alle.» Man könne also, und das sei<br />
auch auf andere Branchen anwendbar, immer<br />
davon ausgehen, dass manches, was in Zukunft<br />
anders sein werde, schon jetzt absehbar<br />
sei. Es brauche darum Menschen, wie die anwesenden<br />
Absolventinnen und Absolventen,<br />
die stets aufmerksam Trends und Kundenwünsche<br />
beobachten und sich fortlaufend<br />
aus- und weiterbilden. Man solle Erfahrungen<br />
sammeln, aus Misserfolgen lernen, auf Ziele<br />
hinarbeiten und die Zukunft aktiv mitgestalten.<br />
«Wir brauchen euch!», betonte Linder.<br />
Auch Martin Flückiger aus Reigoldswil BL<br />
wird gebraucht. Er durfte an diesem Abend<br />
seinen Fachausweis als Automobil-Verkaufsberater<br />
entgegennehmen. Gefragt, was er besonders<br />
gut an seiner Ausbildung gefunden<br />
habe, meint Flückiger schmunzelnd: «Das<br />
Beste an der Ausbildung ist natürlich der Abschluss!»<br />
Er habe aber die Ausbildung allgemein<br />
als sehr breit gefächert wahrgenommen.<br />
«Ich denke, dass sie eine gute Grundlage für<br />
weiterführende Ausbildungen darstellt.»<br />
Patrick Ganiére ist Präsident der Qualitätssicherungs-Kommission<br />
Automobil-Verkaufsberater.<br />
Auch er illustrierte in seiner Rede<br />
für die frischgebackenen Diplomandinnen<br />
und Diplomanden eine Weisheit mit einem<br />
Beispiel aus der Praxis. Joe Girard war ein<br />
US-amerikanischer Autoverkäufer. Laut dem<br />
Guinness-Buch der Rekorde war er sogar der<br />
46<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
BILDUNG<br />
beste Autoverkäufer der Welt. Durchschnittlich<br />
verkaufte er während seiner Laufbahn<br />
in den 60er- und 70er-Jahren sechs Autos pro<br />
Tag. Das sei, so Ganiére, mehr als einige<br />
Importeure in der Schweiz insgesamt täglich<br />
verkauften. Es war zur Zeit von Girard<br />
wichtig, möglichst viele Menschen in die<br />
Showrooms zu bekommen, um direkt einen<br />
Kaufabschluss zu erzielen. Heute müsse man<br />
sich als Automobil-Verkaufsberater/-in täglich<br />
anpassen. Während gewissen Phasen in<br />
der Corona-Pandemie war es beispielsweise<br />
nicht möglich, Probefahrten durchzuführen.<br />
Verkaufsberaterinnen und -berater mussten<br />
also über Teams oder Whatsapp den Kunden<br />
virtuell zur Seite stehen. Auch sei es,<br />
so Ganiére, heute nicht mehr so, dass der<br />
Verkäufer oder die Verkäuferin primär die<br />
Kunden anlocken müsse, sondern die Kunden<br />
oftmals auch mit Fragen auf sie zukommen<br />
würden. «Sie wünschen sich dann eine<br />
kompetente fachkundige Beratung.» Es sei<br />
daher umso wichtiger, langfristig das Vertrauen<br />
des Kunden zu gewinnen, um gute<br />
Geschäfte machen zu können. Zum Schluss<br />
sagte Ganiére: «Das Wichtigste am Beruf ist,<br />
dass ihr selbst Freude an der Arbeit habt. Ich<br />
wünsche euch viel Erfolg für die Zukunft!»<br />
Pro Lehrgang wurden jeweils auch die drei<br />
besten Abgängerinnen und Abgänger beglückwünscht<br />
und mit einem kleinen Präsent<br />
geehrt. Eine der prämierten Abgängerinnen<br />
ist Deborah Perren aus Brig VS. Die<br />
gelernte Automobil-Mechatronikerin und<br />
mittlerweile Kundendienstberaterin sagte<br />
zu ihrer Ausbildung: «Der Austausch, auch<br />
mit Leuten, die ursprünglich nicht aus der<br />
Automobilbranche stammten, machte diese<br />
Ausbildung sehr bereichernd.» Zum Schluss<br />
der offiziellen Veranstaltung wurde ausserdem<br />
der abtretenden Prüfungsexpertin Katrin<br />
Rau von Patrick Ganiére persönlich für<br />
ihren Einsatz gedankt. Nach dem offiziellen<br />
Anlass waren alle Anwesenden eingeladen,<br />
den Abend bei einem festlichen Dinner ausklingen<br />
zu lassen. <<br />
Liste der Absolventinnen und Absolventen:<br />
agvs-upsa.ch /de/news/<br />
ein-ozean-der-moeglichkeiten<br />
V. l. n. r.: Charles Albert Hediger, Patrick Ganiére, Cornelia Russenberger, Thomas Jäggi, Anja Linder und Peter Linder.<br />
PERFORMANCE<br />
GLÄNZENDE<br />
Mit den Pflegeprodukten von Motul bringen Sie<br />
Ihren Sportwagen zum Strahlen. Denn, wer auf<br />
der Strasse die beste Perfomance bringt,<br />
verdient die beste Pflege.<br />
Das A und O für gutes Aussehen:<br />
die richtige Pflege. Das neue Autopflege-Sortiment<br />
von Motul.<br />
Exklusiv bei autotechnik.ch<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 47
BILDUNG<br />
Automobil-Verkaufsberater/-in<br />
Informierte<br />
Kunden wollen<br />
mit Experten<br />
sprechen<br />
Foto: AGVS-Medien<br />
Wissen Sie, wie Verkaufen auch ohne Druck funktioniert? Beat Jenny,<br />
Experte im Bereich Verkauf und Marketing und Moderator und Referent<br />
der AGVS Business Academy, zeigt es. Sein breites Know-how gibt er<br />
im AGVS-Basisseminar für Verkaufsberater/-innen weiter. Cynthia Mira<br />
Beat Jenny, Verkaufsberater und Trainer.<br />
Die grundlegenden Elemente der Kommunikation<br />
sind in einem Verkaufsgespräch immer<br />
noch absolut zentral. Doch: «Früher suchten<br />
Verkäufer Kunden, heute suchen Kunden Experten!»,<br />
ist Beat Jenny, Trainer bei der Trepos<br />
AG, überzeugt. Der Verkaufsexperte lehrt im<br />
Basisseminar der AGVS Business Academy,<br />
wie man mit dem Wandel in der Branche<br />
mitgeht und Verkaufsgespräche gestalten<br />
kann. Der Kunde sei generell anspruchsvoller<br />
geworden, da er sich einfacher informieren<br />
könne. Das hänge nicht zuletzt mit der Digitalisierung<br />
zusammen. «Die Kundschaft ist<br />
viel besser informiert und hat entsprechend<br />
andere Erwartungen an eine Beratung», sagt<br />
Jenny. Deshalb sei es technisch gesehen auch<br />
für Automobil-Verkäufer/-innen anspruchsvoller,<br />
gut informiert zu sein. «Früher hattest<br />
du einen Benziner oder Diesel, heute sprechen<br />
wir über Mildhybrid-, Hybrid-, Plug-in-<br />
Hybrid- und BEV-Fahrzeuge.» Wichtig aber sei<br />
nicht der Wandel, sondern die eigene positive<br />
Einstellung dazu.<br />
In seinem Basisseminar vom 30. Januar 2023<br />
bis 10. Februar 2023 vermittelt Jenny Inhalte<br />
aus Verkaufspsychologie, Gesprächsführung,<br />
Bedarfsanalyse, Fahrzeugpräsentation, Testfahrt<br />
und Vertragsverhandlungen. Zudem stehen<br />
die Ablieferung sowie die Nachfassung<br />
im Fokus seiner Schulung. Er selbst wolle mit<br />
seiner Lehrtätigkeit Menschen begeistern<br />
und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
mit einer anderen Art des Verkaufens vertraut<br />
machen. «Weg vom Druckverkäufer hin<br />
zum anziehenden Verkäufer», wie er betont.<br />
«Unser Anspruch ist, dass die Teilnehmenden<br />
über den gesamten Prozess Klarheit erlangen.<br />
Sie verstehen, welche Themen bei den einzelnen<br />
Prozessschritten zu berücksichtigen sind<br />
und warum diese in ihren Einzelheiten so<br />
Vertrauen ist im Verkauf<br />
das Allerwichtigste<br />
Die AGVS Business Academy bringt jahrzehntelange<br />
Erfahrung mit, wenn es darum<br />
geht, die neu eintretenden Verkaufsmitarbeitenden<br />
der AGVS-Garagisten «Fit<br />
for Sale» zu machen. «Der grosszügige<br />
Schulungsraum und die optimale Infrastruktur<br />
bieten den Teilnehmenden beste<br />
Voraussetzungen, um sich bei spannenden<br />
Referaten durch Topausbilder und bei<br />
vernetzenden Gruppenarbeiten auf den<br />
aktuellsten Ausbildungsstand zu bringen»,<br />
sagt Thomas Jäggi, beim AGVS zuständig für<br />
die Grundbildung und Höhere Berufsbildung.<br />
«Es garantiert die besten Voraussetzungen<br />
für den powervollen Start als Automobil-Verkaufsberater/-in.»<br />
Das Branchenzertifikat is<br />
bei den AGVS-Garagisten bestens bekannt<br />
sowie anerkannt. Einige wenige der maximal<br />
16 Plätze sind noch zu vergeben.<br />
Das Basisseminar für Einsteiger im Automobilverkauf<br />
findet vom 30. Januar 2023 bis<br />
10. Februar 2023 in Bern statt.<br />
Hier erfahren Sie alles zum<br />
Basisseminar und können<br />
sich direkt dafür anmelden.<br />
wichtig sind, um Kunden richtig zu beraten<br />
und ohne Druck zu verkaufen.»<br />
Was zeichnet einen heutigen professionellen<br />
Automobil-Verkaufsberater aus? «Er stellt<br />
gute Fragen, hört ehrlich zu und zeigt Empathie»,<br />
sagt Jenny. Die Teilnehmenden lernen<br />
den gesamten Ablauf des Kaufprozesses deshalb<br />
nicht nur aus ihrer Perspektive, sondern<br />
auch aus Kundensicht kennen. <<br />
48<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
AGVS Business Academy<br />
Hier scannen für weitere Informationen:<br />
agvs-upsa.ch<br />
DEZEMBER<br />
DAS NEUE SCHWEIZER DATENSCHUTZ-<br />
GESETZ: DAS MÜSSEN SIE JETZT WISSEN!<br />
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine<br />
Übersicht über das neue Schweizer Datenschutzgesetz<br />
(DSG), einen Vergleich zur Europäischen<br />
Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) und erfahren,<br />
worauf beim Thema Datenschutz <strong>–</strong> unter<br />
geltendem wie auch künftigem Recht <strong>–</strong> hauptsächlich<br />
zu achten ist.<br />
13. <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong>, online<br />
17. Januar 2023, online<br />
JANUAR<br />
BASISSEMINAR FÜR AUTOMOBIL-<br />
VERKAUFSBERATER/-IN<br />
In 10 Tagen werden die jungen oder angehenden<br />
Automobil-Verkaufsberater/innen im Detail mit<br />
den eigentlichen Verkaufsbelangen (Verkaufspsychologie,<br />
Kommunikation, Verkaufsmethodik)<br />
auf ihre tägliche Arbeit vorbereitet.<br />
30. Januar 2023 bis 10. Februar 2023, Bern<br />
ELEKTRO-INSTRUKTION FÜR<br />
HOCHVOLT-SYSTEME IN ELEKTRO-<br />
UND HYBRIDFAHRZEUGEN<br />
13. Januar 2023, HV2 Sissach<br />
27./28. Januar 2023, wbz Lenzburg<br />
23./24. Februar 2023, AGVS Bern<br />
28. Februar/01. März 2023, BBZG Goldau<br />
02./03. März 2023, STFW<br />
16./17. März 2023, Horw<br />
Weitere Daten online<br />
MÄRZ<br />
GRUNDMODUL GAS<br />
Dieser Kurs gibt ihnen eine Übersicht über die<br />
Gase von LNG bis Wasserstoff die heute in der<br />
Fahrzeugtechnik als Kraftstoffe eingesetzt werden.<br />
Der Kurs vermittelt allgemeines elementares<br />
physikalisches Wissen zu Gasen, erklärt die<br />
wichtigsten Stoffdaten und Eigenschaften<br />
der Gase, die in der Mobilität als Kraftstoffe<br />
eingesetzt werden und erklärt die wichtigsten<br />
Verhaltensregeln für ein sicheres Arbeiten mit<br />
diesen Produkten.<br />
22. März 2023, St. Gallen<br />
31. März 2023, wbz Lenzburg<br />
e-learning laufend AGVS ZS, online<br />
APRIL<br />
VERTIEFUNGSMODUL «CNG» INSTRUK-<br />
TION UND SYSTEMKENNTNISSE FÜR DEN<br />
SICHEREN UMGANG MIT CNG IN DER<br />
FAHRZEUGTECHNIK<br />
Die Teilnehmer sind in der Lage, Arbeiten an<br />
gasführenden Komponenten von CNG-Fahrzeugen<br />
unter sicheren Voraussetzungen durchzuführen.<br />
01. April 2023, wbz Lenzburg<br />
MAI<br />
OCCASIONSMANAGEMENT<br />
Die Teilnehmer lernen, wie sie ihre Occasionsfahrzeuge<br />
richtig bewirtschaften. Dazu gehören<br />
unter anderem die Präsentation, der Eintauschprozess<br />
und die dynamische Preisstrategie.<br />
03. Mai 2023, Sissach<br />
LADEN.<br />
UNTER JEDER BEDINGUNG.<br />
JUICE CHARGER me 3<br />
juice.world/elements<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 49
BILDUNG<br />
Regionale Veranstaltungen zur Aus- und Weiterbildung<br />
AARGAU<br />
AUTOMOBILDIAGNOSTIKER/-IN<br />
Informationsabend:<br />
26. Januar 2023, 18.00 Uhr<br />
Start Lehrgang: 06. September 2023<br />
wbzlenzburg.ch/lehrgaenge-kurse/ automobiltechnik/<br />
automobildiagnostiker-mit-eidg-fachausweis<br />
SPEZIALIST/-IN FÜR ALTERNATIVE<br />
FAHRZEUGANTRIEBE MIT ZERTIFIKAT WBZ<br />
Informationsabend:<br />
26. Januar 2023, 18.00 Uhr<br />
wbzlenzburg.ch/lehrgaenge-kurse/ automobiltechnik/<br />
spezialist-fuer-alternative- fahrzeugantriebe-mitzertifikat-wbz<br />
Die Lehrgänge finden am WBZ Lenzburg statt.<br />
wbzlenzburg.ch<br />
BERN<br />
AUTOMOBIL-VERKAUFSBERATER/-IN<br />
Start Lehrgang: August 2023<br />
agvs-upsa.ch<br />
FAHRZEUGRESTAURATOR/-IN<br />
Start Lehrgang: Oktober 2023<br />
fahrzeugrestaurator.ch<br />
BETRIEBSWIRT/-IN IM AUTOMOBIL-<br />
GEWERBE HFP<br />
Start Studienbeginn: 18. August 2023<br />
Ort: gibb Berufsfachschule Bern<br />
gibb.ch<br />
AUTOMOBILDIAGNOSTIKER/-IN BP<br />
Start Studienbeginn: 17. August 2023<br />
gibb.ch<br />
AUTOMOBIL-WERKSTATTKOORDINATOR/-IN<br />
BP ODER ZERTIFIKAT AGVS<br />
Start Studienbeginn: 17. August 2023 (BP)<br />
18. August 2023 (Zertifikat)<br />
gibb.ch<br />
AUTOMOBIL-SERVICEBERATER/-IN<br />
IM AUTOMOBILGEWERBE<br />
Start Studienbeginn: 27. April 2023<br />
Ort: gibb Berufsfachschule Bern<br />
gibb.ch<br />
Informationsabende Höhere Berufsbildung:<br />
Donnerstag, 02. März 2023, 19.00 Uhr<br />
Ort: AGVS Berner Oberland, Mülenen<br />
Mittwoch, 8. März 2023, 19.00 Uhr<br />
Ort: gibb Berufsfachschule Bern<br />
CHUR/ZIEGELBRÜCKE<br />
LEHRGANG AUTOMOBILDIAGNOSTIKER/-IN<br />
Start Lehrgang: August 2023<br />
Ort: ibW Höhere Fachschule Südostschweiz, Chur<br />
ibw.ch/beratung/infoabende<br />
HORW<br />
AUTOMOBILDIAGNOSTIKER/-IN UND AUTO-<br />
MOBIL-WERKSTATTKOORDINATOR/-IN BP<br />
Start Vorbereitungslehrgang: August 2023<br />
Ort: AGVS-Bildungszentrum Horw<br />
agvs-zs.ch/de/ausbildung-luzern<br />
INTENSIVKURS Z4 AA<br />
Intensivkurs für den fachtechnischen Abschluss<br />
für die Ausbildungsbewilligung für Automobil-Mechatroniker/-in.<br />
Ort: AGVS-Bildungszentrum Horw<br />
agvs-zs.ch/de/ausbildung-luzern<br />
AUS- UND WEITERBILDUNGEN IM<br />
BEREICH ALTERNATIVE ANTRIEBE<br />
16. März 2023 und 17. März 2023<br />
Hochvolt-Instruktion EV<br />
20. März 2023<br />
Grundlagen Wasserstoff<br />
13. Juni 2023 und 14. Juni 2023<br />
Hochvolt-Instruktion EV<br />
agvs-zs.ch/de/news/alternative-antriebe<br />
ST. GALLEN<br />
AUTOMOBILDIAGNOSTIKER/-IN<br />
Informationsabende:<br />
Donnerstag, <strong>12</strong>. Januar 2023, 19.00 Uhr<br />
Donnerstag, 11. Mai 2023, 19.00 Uhr<br />
Donnerstag, 15. Juni 2023, 19.00 Uhr<br />
Start Lehrgang: August 2023<br />
agvs-abz.ch/jm/kursanmeldung<br />
Die Lehrgänge finden am AGVS-Ausbildungszentrum<br />
St. Gallen statt, neu mit Einführungstagen.<br />
agvs-abz.ch<br />
WINTERTHUR<br />
AUTOMOBIL-SERVICEBERATER/-IN<br />
MIT EIDG. FACHAUSWEIS<br />
Start Lehrgang: 22. April 2023<br />
stfw.ch/de/angebot/kurse/fahrzeugtechnik/<br />
automobil-serviceberaterin-mit-eidg-fachausweis<br />
BETRIEBSWIRT/-IN IM<br />
AUTOMOBILGEWERBE<br />
Start Lehrgang: 23. August 2023<br />
stfw.ch/abwa<br />
AUTOMOBIL-VERKAUFSBERATER/-IN MIT<br />
EIDG. FACHAUSWEIS<br />
Start Lehrgang: 22. August 2023 bis<br />
26. November 2024<br />
stfw.ch/abwa<br />
AUTOMOBILDIAGNOSTIKER/-IN UND<br />
AUTOMOBIL-WERKSTATTKOORDINATOR/-IN<br />
Fachrichtung Nutzfahrzeuge/Personenwagen<br />
Start Lehrgang: 04. September 2023<br />
stfw.ch/de/meta/veranstaltungen<br />
Informationsabende Weiterbildungen:<br />
jeweils von 19.00 bis 20.30 Uhr<br />
Dienstag, 7. Februar 2023<br />
Donnerstag, 6. April 2023<br />
Dienstag, 13. Juni 2023<br />
Alle Lehrgänge finden an der Schweizerischen<br />
Technischen Fachschule Winterthur STFW statt.<br />
stfw.ch<br />
ZÜRICH<br />
AUTOMOBIL-WERKSTATTKOORDINATOR/-IN<br />
MIT ODER OHNE ZERTIFIKAT AGVS<br />
Start Lehrgang: August 2023<br />
tbz.ch/weiterbildung-tbz/<br />
automobilwerkstattkoordinator<br />
Informationsabende Weiterbildung in der<br />
Automobiltechnik:<br />
Donnerstag, 15. <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong><br />
Donnerstag, <strong>12</strong>. Januar 2023<br />
jeweils 18.30 Uhr bis zirka 20.00 Uhr<br />
Ort: tbz, Höhere Fachschule, Zürich<br />
ZUG<br />
LEHRGANG AUTOMOBILDIAGNOSTIKER<br />
Start Lehrgang: Oktober 2023<br />
kurse-gibz-lqc.ch/ad<br />
Der Lehrgang findet im gewerblich-industriellen<br />
Bildungszentrum Zug statt.<br />
50<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
BILDUNG<br />
FRIBOURG<br />
DIAGNOSTICIEN-NE D’AUTOMOBILES<br />
Cours: Z1 à Z4 et P1 à P3<br />
Localité: UPSA-Section Fribourg<br />
upsafrbrevet.ch<br />
COORDINATEUR-TRICE D’ATELIER<br />
AUTOMOBILE<br />
Cours: Z1 à Z4<br />
Localité: UPSA-Section Fribourg<br />
upsafrbrevet.ch<br />
GENÈVE<br />
DIAGNOSTICIEN-NE D’AUTOMOBILES<br />
Cours: Z1 à Z4 et P1 à P3<br />
Centre de formation UPSA Genève<br />
formation-upsa-ge.ch/web/formations-4-2<br />
LAUSANNE<br />
COORDINATEUR-TRICE D’ATELIER<br />
AUTOMOBILE<br />
Cours: W1 à W4 Automne 2023<br />
Localité: EPSIC<br />
Les personnes intéressées peuvent s’adresser<br />
à l’UPSA auprès d’Arnold Schöpfer:<br />
arnold.schoepfer@agvs-upsa.ch ou 031 307 15 32<br />
PAUDEX<br />
RESTAURATEUR-TRICE DE VÉHICULES<br />
Séance d’information pour restaurateur véhicule<br />
fahrzeugrestaurator.ch<br />
SION<br />
DIAGNOSTICIEN-NE D’AUTOMOBILES<br />
Cours: P1 à P3 Automne 2023<br />
Aus den Sektionen<br />
Hier scannen für weitere Informationen:<br />
autoberufe.ch<br />
YVERDON<br />
DIAGNOSTICIEN-NE D’AUTOMOBILES<br />
Cours: Z1 à Z4 et P1 à P3, début en 2023<br />
COORDINATEUR-TRICE D’ATELIER<br />
AUTOMOBILE<br />
Cours: Z1 à Z4<br />
Centre de formation UPSA Genève<br />
formation-upsa-ge.ch/web/formations-4-2<br />
COORDINATEUR-TRICE D’ATELIER<br />
AUTOMOBILE<br />
Cours: Z1 À Z4<br />
Localité: EPTM, Sion<br />
formationcontinuevalais.ch<br />
COORDINATEUR-TRICE D’ATELIER<br />
AUTOMOBILE<br />
Cours: Z1 à Z4<br />
Centre de formation UPSA Vaud/Yverdon-les-Bains<br />
formation-upsa-vd.ch<br />
ÜBERLASSEN SIE DIE<br />
ARBEITSSICHERHEIT UND DEN<br />
GESUNDHEITSSCHUTZ<br />
IN IHREM BETRIEB NICHT DEM ZUFALL!<br />
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Zweiradgewerbe bei der Umsetzung der gesetzlichen EKAS-Richtlinie 6508<br />
zum Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.<br />
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für die Umsetzung zur Verfügung wie branchenspezifische Checklisten, Kurse<br />
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<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 51
BILDUNG<br />
AGVS-Eignungstest<br />
Damit die Jugendlichen<br />
wissen, was sie erwartet<br />
Bevor sich junge Menschen für einen Autoberuf<br />
entscheiden, absolvieren die meisten von ihnen den<br />
AGVS-Eignungstest. Dieser gibt Hinweise darauf, welcher<br />
der vielseitigen Berufe sich entsprechend den Fähigkeiten<br />
eignet. Damit die Jungen im Vorfeld den Aufbau des<br />
Eignungstestes sehen, bietet der AGVS ab Mitte <strong>Dezember</strong><br />
eine Demo-Version an. Arnold Schöpfer und Cynthia Mira<br />
Foto: Istock<br />
QR-Code<br />
scannen und mehr<br />
erfahren!<br />
Den AGVS erreichte in letzter Zeit öfters die<br />
Frage, wie der AGVS-Eignungstest genau abläuft<br />
und wie die Plattform aussieht. Deshalb<br />
stellt der Verband den Jugendlichen ab<br />
Mitte <strong>Dezember</strong> eine Demo-Version zur Verfügung.<br />
Auf der Plattform können zwei bis<br />
drei Beispiele zu jedem Themengebiet eins zu<br />
eins durchgearbeitet werden. «Wir möchten<br />
den Jugendlichen mit dieser Möglichkeit die<br />
Angst vor dem Test nehmen. Zudem zeigen<br />
wir auf, dass für diesen Eignungstest eben<br />
nicht gelernt werden kann. Man kann sich<br />
vorbereiten, aber es wird kein konkreter<br />
Lernstoff abgefragt, wie es sich die Jungen<br />
von der Schule her gewohnt sind», sagt<br />
Arnold Schöpfer, beim AGVS zuständig für<br />
die Grundbildung und höhere Berufsbildung.<br />
Der komplette Eignungstest dauert rund<br />
zweieinhalb Stunden und setzt sich aus den<br />
folgenden Inhalten zusammen: Im technischen<br />
Teil (84 Minuten, maximal 65 Punkte)<br />
wird unter anderem das Vorstellungsvermögen<br />
getestet. Im zweiten Teil geht es um<br />
die mathematischen Fähigkeiten (43 Minuten,<br />
maximal 40 Punkte), wobei schriftliches<br />
Rechnen und Kopfrechnen abgefragt wird.<br />
Im sprachlichen Teil (17 Minuten, maximal<br />
25 Punkte) werden anschliessend Textverständnis,<br />
Grammatik und Orthografie geprüft.<br />
Für die Einteilung in den jeweiligen<br />
Beruf sind die erreichten Punkte beim technischen<br />
und mathematischen Teil ausschlaggebend.<br />
«Das Resultat und die Einteilung in<br />
den jeweiligen Lehrberuf gibt den Jungen<br />
meistens auch die Gewähr, dass während der<br />
Lehre keine grösseren schulischen Schwierigkeiten<br />
auftreten», sagt Schöpfer. Die gestellten<br />
Aufgaben im Eignungstest basieren<br />
auf dem Ausbildungsstand nach Abschluss<br />
des 8. Schuljahrs in der Volksschule. <<br />
52<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
PRODUKTE & DIENSTLEISTUNGEN<br />
Gastbeitrag<br />
Suva-Prämien 2023<br />
erneut tief<br />
Lesen Sie hier<br />
den vollständigen<br />
Artikel<br />
Die Suva erstattet den Versicherten derzeit überschüssige<br />
Anlageerträge und Reserven. Deshalb fallen die Prämien<br />
ausserordentlich tief aus. Sind die Überschusserstattungen<br />
ausgeschöpft, werden die Prämien wieder das normale<br />
Niveau erreichen. Der Zeitpunkt hängt vom Schadenverlauf<br />
und Entwicklung der Finanzmärkte ab. Suva<br />
Foto: Suva<br />
Die gemeldeten Unfälle sind im zweiten Corona-Jahr 2021 wieder angestiegen<br />
<strong>–</strong> das Niveau vor der Pandemie (2019) wurde allerdings noch<br />
nicht erreicht. Im zweiten Pandemie-Jahr waren die behördlichen Einschränkungen<br />
im Bereich Arbeit und Freizeit geringer als 2020. Deshalb<br />
kam es mit wenigen Ausnahmen in den meisten Branchen wieder<br />
zu mehr Unfällen und folglich zu mehr Kosten. Aus diesem Grund<br />
resultiert für das Jahr 2021 kein Covid-19-Sondereffekt mehr. Gleichwohl<br />
kommt es zu ausserordentlichen Erstattungen. Dank einem guten<br />
Börsenjahr 2021 hat die Suva Kapitalerträge erzielt, die zu Überschüssen<br />
geführt haben. Der Suva-Rat hat beschlossen, dass die Versicherten<br />
von einer Erstattung von 824 Millionen Franken profitieren sollen.<br />
Entwicklung Berufsunfallversicherung (BUV)<br />
In der BUV ist die Risikoentwicklung in der Klasse 13D Landfahrzeuge<br />
und Baumaschinen «Instandhaltung» stabil. Die Basisprämiensätze<br />
2023 in den beiden verbandsnahen Unterklassenteilen 13D A0<br />
(Unterhalt von leichten Motorfahrzeugen) und 13D B0 (Unterhalt von<br />
schweren Motorfahrzeugen und Hubstaplern) bleiben gegenüber dem<br />
Vorjahr unverändert.<br />
Basissätze der Berufsunfallversicherung<br />
ab 1. Januar 2023<br />
13D A0<br />
Unterhalt von<br />
leichten Motorfahrzeugen<br />
13D B0<br />
Unterhalt von<br />
schweren Motorfahrzeugen<br />
und<br />
Hubstaplern<br />
BUV-Basisprämiensatz<br />
2023 in % der Lohnsumme 0.8150 (± 0 %) 0.9910 (± 0 %)<br />
netto<br />
Basisstufe 2023 77 (± 0) 81 (± 0)<br />
Werte in Klammern zeigen die Veränderung zum Vorjahr.<br />
Von den rund 8200 in den beiden Unterklassenteilen A0 und B0 versicherten<br />
Betrieben erfahren <strong>–</strong> ohne Berücksichtigung der Erstattung<br />
von ausserordentlichen Anlageerträgen - rund 16 Prozent in der Berufsunfallversicherung<br />
(BUV) eine Senkung ihrer Prämiensätze. Für 79<br />
Prozent bleiben die Prämiensätze unverändert. Mit höheren Prämiensätzen<br />
müssen rund 5 Prozent der Betriebe rechnen. (Stand: Juli <strong>2022</strong>).<br />
Entwicklung Nichtberufsunfallversicherung (NBUV)<br />
Das Risiko in der NBUV ist wiederum leicht angestiegen. Der Basisprämiensatz<br />
der Klasse 13D (Landfahrzeuge und Baumaschinen «Instandhaltung»)<br />
kann jedoch für 2023 auf dem Vorjahresniveau konstant<br />
gehalten werden.<br />
Basissatz der Nichtberufsunfallversicherung<br />
ab 1. Januar 2023<br />
Klasse 13D<br />
Landfahrzeuge und Baumaschinen<br />
«Instandhaltung»<br />
NBUV-Basisprämiensatz 2023<br />
1.9630 (± 0 %)<br />
in % der Lohnsumme netto<br />
Basisstufe 2023 95 (± 0)<br />
Werte in Klammern zeigen die Veränderung zum Vorjahr.<br />
Auch in der NBUV werden die Nettoprämien einiger Betriebe, abhängig<br />
von ihrem individuellem Risikoverlauf, nach oben bzw. nach unten<br />
angepasst. Annähernd 94 Prozent aller im Kollektiv 13D versicherten<br />
Betriebe erfahren <strong>–</strong> ohne Berücksichtigung der Erstattung von ausserordentlichen<br />
Anlageerträgen <strong>–</strong> im Jahr 2023 in der NBUV keine Veränderung<br />
ihrer Nettoprämien. (Stand: Juli <strong>2022</strong>). <<br />
Weitere Infos unter:<br />
suva.ch/praemien<br />
Je nach individuellem Risikoverlauf werden die Nettoprämien der einzelnen<br />
Betriebe nach oben bzw. nach unten angepasst. Für die Prämiensätze<br />
2023 in der BUV zeichnet sich damit folgende Verteilung ab:<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 53
PRODUKTE & DIENSTLEISTUNGEN<br />
Während der Auto Zürich traf<br />
sich die Branche, und über<br />
60 000 Besucherinnen und<br />
Besucher bewunderten das<br />
vielseitige Mobilitätsangebot<br />
im grössten Showroom der<br />
Schweiz. Fotos: AGVS-Medien<br />
Die Auto Zürich überzeugt Autoenthusiasten, Garagisten und Prominente<br />
Endlich wieder Automesse<br />
Die 35. Auto Zürich war die perfekte Plattform, um die Vielfalt der Automobile und deren Faszination<br />
erlebbar zu machen. Die traditionsreiche Automesse ist dank 60000 Besucherinnen und Besuchern<br />
zum Schweizer Liveevent der Mobilität <strong>2022</strong> geworden. Jürg A. Stettler<br />
Schon während der stets promireichen Voreröffnung der Auto Zürich<br />
mit diversen Schweiz- und Europapremieren war klar: Die 35. <strong>Ausgabe</strong><br />
will nicht einfach eine weitere Automesse sein, sondern ist zum Mobilitätsevent<br />
mit grosser, überregionaler Ausstrahlungskraft geworden.<br />
Zumal sich nach der Absage des Genfer Salons (GIMS) Autoenthusiasten<br />
endlich wieder einmal treffen, austauschen und mehr als 80<br />
Neuheiten <strong>–</strong> darunter auch Weltpremieren <strong>–</strong> von insgesamt 54 Marken<br />
bewundern konnten. Der grösste Showroom der Schweiz lockte an<br />
vier Tagen im November über 60 000 Besucherinnen und Besucher an.<br />
Somit stemmte sich die Auto Zürich erfolgreich gegen den vermeintlichen<br />
Trend, dass das Format einer Automobilausstellung ausgedient<br />
habe. Bei Peugeot beispielsweise wurde erstmals der 408 Plug-in-Hybrid<br />
gezeigt, und sogar die weltweite Chefin der Löwenmarke, Linda<br />
Jackson, war für die Messepremiere extra aus Paris (F) angereist. Hyundai<br />
lancierte mit dem Ioniq 6 eine stromlinienförmigen E-Limousine<br />
mit coupéhaft abfallendem Dach und 614 Kilometer Reichweite.<br />
Die südkoreanische Edelmarke Genesis wartete vor den Messehallen<br />
im Extra-Pavillon mit dem Conceptcar X Speedium Coupé auf. Die<br />
Messe bot auch für Garagisten die perfekte Gelegenheit, sich einen<br />
umfassenden Überblick über das aktuelle Modellangebot <strong>–</strong> auch der<br />
Hoher Besuch (v. l.): Peugeot-Schweiz-Chef Tobias Dilsch mit Peugeot-CEO Linda<br />
Jackson sowie Gerhard Schürmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Emil-<br />
Frey-Gruppe, und Marcel Guerry, Geschäftsführer Schweiz der Emil-Frey-Gruppe.<br />
Ex-Kunstturnerin Giulia Steingruber (l.), Andreas Bückmann (M.), Managing Director<br />
der AO Automobile Schweiz AG, und Windsurfer Elia Colombo nutzen die Chance, um<br />
im Heck des Opel Mokka-e E-Sports ein wenig zu gamen.<br />
54<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
ZUSAMMEN SIND WIR STARK • POUR ÊTRE PLUS FORTS • PIÙ FORTI, INSIEME •<br />
PRODUKTE & DIENSTLEISTUNGEN<br />
Matthias Walker (l.), Managing Director der Mazda (Suisse) SA, und der Schweizer<br />
Snowboardpionier und Extremsportler Ueli Kestenholz.<br />
Im November noch an der 35. Auto Zürich und nun vielleicht schon bald im Bundesrat:<br />
Auto-Schweiz-Präsident und SVP-Nationalrat Albert Rösti.<br />
Konkurrenz <strong>–</strong> zu verschaffen. Rennsport- und Tuningfans kamen in<br />
Zürich ebenfalls auf ihre Kosten: Ganz oben in der Halle 7 zeigte beispielsweise<br />
Sportec den Ferdinand. Dieser Porsche 964 «Restomod»-<br />
Umbau verbindet gekonnt klassische und sportliche Elemente und<br />
wird nach der Messe vom dreifachen Le-Mans-Sieger Marcel Fässler<br />
noch perfekt abgestimmt, bevor der Wagen an den Kunden geht. Zudem<br />
präsentierte die schwedische Supersportwagenmarke Koenigsegg<br />
den CC850, ein Jubiläumsmodell eines V8-Mittelmotorboliden.<br />
Und in der Halle 6 trafen sich die Klassikfans, bestaunten die ausgestellten<br />
Preziosen von nicht weniger als 16 Anbietern oder genossen<br />
die Sonderschau zu 75 Jahre Ferrari, darunter edle Stücke wie<br />
ein 250 MM von 1953, eine von nur 18 gebauten Berlinettas. Auf viel<br />
Anklang stiess beim autoaffinen Publikum ausserdem das Testfahrtenangebot<br />
vor den Messehallen: Rund 1000 Probefahrten mit 17 verschiedenen<br />
Elektrofahrzeugen wurden durchgeführt, was gegenüber<br />
2021 eine Steigerung von knapp 20 Prozent bedeutet. «Autos repräsentieren<br />
für mich Freude an Design, Technologie und Innovation. Sie<br />
stehen auch für Freiheit, Leidenschaft und Kindheitsträume», erklärt<br />
Auto-Zürich-Geschäftsführerin Ines Nägeli zufrieden. «Die Auto Zürich<br />
ist die beste Plattform, um diese Vielfalt anzuschauen, zu spüren<br />
und zu erleben.» Da bereits jetzt klar ist, dass die GIMS frühestens<br />
2024 wieder in Genf stattfindet, sollte man sich als Garagist den 2. bis<br />
5. November 2023 schon vormerken. Dann findet nämlich die nächste<br />
Auto Zürich statt. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
auto-zuerich.ch<br />
2021<br />
3 % Rückvergütung auf dem gesamten<br />
Umsatz Verbrauchsgüter inkl. Reifen,<br />
Service- und Verschleissteile, Flüssigkeiten,<br />
Batterien und Verbrauchsmaterial*<br />
0 %-Leasing für alle Investitionsgüter ab<br />
einem Betrag von CHF 5000.<strong>–</strong><br />
Erweiterte/kombinierte Finanzierungsmöglichkeiten<br />
bei Investitionen<br />
Kontaktieren Sie jetzt Ihren Gebietsleiter oder Ihre Geschäftsstelle.<br />
* Ausgeschlossen sind Investitionsgüter, Partner-Shops, Vignetten,<br />
Werkzeuge, Lizenzen etc.<br />
VOM 1. NOVEMBER <strong>2022</strong><br />
BIS AM 28. FEBRUAR 2023<br />
profitieren Garagisten und Carrossieren unabhängig von anderen<br />
Vergünstigungen von der Initiative «Zusammen sind wir<br />
stark <strong>–</strong> Winter <strong>2022</strong>/23».<br />
Als Einkaufsorganisation für das Schweizer Auto- und Motorfahrzeuggewerbes<br />
übernimmt die ESA Verantwortung in der aktuell wirtschaftlich herausfordernden<br />
Zeit. Sie lanciert für die Wintermonate eine Initiative unter dem<br />
Motto «Zusammen sind wir stark <strong>–</strong> Winter <strong>2022</strong>/23». Der Leitgedanken der<br />
Initiative ist einfach und klar: Einerseits soll die Liquidität der Betriebe geschont<br />
werden. Anderseits erhalten Mitinhabende und Kunden der ESA während<br />
den Wintermonaten einen Grossteil ihrer Waren zu Sonderkonditionen.<br />
Das Geld, das der Kunde durch die grosszügigen Konditionen einspart, steht<br />
stattdessen für Mehrkosten in Zusammenhang mit den gestiegenen Energiekosten<br />
und der allgemeinen Inflation zur Verfügung.<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 55
TECHNIK & UMWELT<br />
Nicht nur Strom ist die Zukunft<br />
Eine Entweder-oder-<br />
Rhetorik ist keine Lösung<br />
Ob der europäische Strom für Elektrofahrzeuge in den nächsten<br />
acht Jahren grün sein wird, bleibt fraglich. Foto: Unsplash<br />
Im Jahr 2030 wird fast jedes zweite verkaufte Auto auf der Welt batterieelektrisch sein. Damit steigt die<br />
globale Nachfrage nach Strom. Ob jener nachhaltig produziert werden kann, scheint fraglich. Ein Experte für<br />
nachhaltige Mobilität sagt: «Der klimaneutrale Verbrenner sollte als Ergänzung verstanden werden, um eine<br />
höhere Geschwindigkeit bei der Abkehr von fossilen CO 2 -Emissionen zu erreichen.» Max Fischer<br />
Björn Noack,<br />
Director Sustainable Mobility Strategy.<br />
Das Verbrenner-Verbot ist in aller Munde: Ab<br />
2035 dürfen neu immatrikulierte Autos in der<br />
EU kein CO 2 mehr ausstossen. Bei dieser Verordnung<br />
durch das Europäische Parlament<br />
werden als wichtigster Indikator die Emissionen<br />
als Massstab betrachtet, welche direkt aus<br />
dem Auspuff kommen: Die Zukunft der Mobilität<br />
soll rein elektrisch werden. Bereits ab 2030<br />
dürfte darum laut einer Studie der Unternehmensberatungsfirma<br />
Price Waterhouse Cooper<br />
(PWC) jedes zweite neue Auto auf der Welt<br />
ein Elektrofahrzeug sein. Der globale Batteriebedarf<br />
wird somit im Verhältnis zu heute um<br />
nochmals etwa 35 Prozent ansteigen. Klar ist,<br />
dass mit diesem Anstieg der gesamten Batteriekapazität<br />
zwangsläufig der Bedarf an Strom<br />
steigt. Doch kann und wird dieser Strom auch<br />
aus erneuerbaren Quellen stammen? Denn das<br />
Elektrofahrzeug mit Kohlestrom zu betreiben,<br />
wäre nicht nur zynisch, sondern würde zudem<br />
56<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
TECHNIK & UMWELT<br />
die aktuelle Weichenstellung der EU rückwirkend<br />
massiv in Frage stellen. Ob die europäische<br />
Strominfrastruktur bis in acht Jahren in<br />
der Lage sein wird, den gesamten zusätzlichen<br />
Strom aus erneuerbaren Energien zu gewinnen,<br />
bleibt somit offen bis zweifelhaft. Björn<br />
Noack ist Director Sustainable Mobility Strategy<br />
bei Bosch und beschäftigt sich mit Themen<br />
rund um Mobilitätsstrategien für die Zukunft.<br />
Bereits im vergangenen Mai referierte<br />
er an den Hostettler «Autotechnik Days» in<br />
Luzern (LU) über die Zukunft der Antriebstechnologien.<br />
Während seines Referats sagte<br />
er, dass man die Energiesysteme in einem ersten<br />
Schritt defossilisieren müsse, Verbrenner<br />
aber auch in Zukunft weiterentwickeln solle:<br />
«Die momentane Klimastrategie der EU führt<br />
nicht zum Ziel.» Man müsse, so Noack, den<br />
Strom, der zum Laden benötigt wird, sowie<br />
die Energie, die man brauche, um Wasserstoff<br />
zu produzieren, aus erneuerbaren Energien gewinnen.<br />
Vorher sei nichts<br />
erreicht im Kampf gegen<br />
CO 2 -Emissionen.<br />
«Die momentane<br />
Klimastrategie<br />
der EU führt nicht<br />
zum Ziel.»<br />
Björn Noack,<br />
Director Sustainable Mobility<br />
Strategy<br />
Eines der grossen Hindernisse<br />
bei der grünen Elektrifizierung<br />
von Fahrzeugflotten<br />
sei, dass Ziele für<br />
erneuerbare Energien im<br />
Stromsektor oftmals separat<br />
zu denen im Verkehrssektor<br />
verfolgt werden, so<br />
der Bosch-Stratege: «Damit<br />
sind aktuell Batteriefahrzeuge auf dem Papier<br />
schon grün, obwohl es der Strom noch lange<br />
nicht sein wird. Ein konstruktiver Ansatz<br />
hierbei wäre, dass Elektroautofahrer immerhin<br />
durchgängig eine verlässliche Information<br />
der Stromherkunft an jedem Ladepunkt erhalten.»<br />
Begrüssenswert fände Noack ausserdem<br />
die Einführung einer «Well-To-Wheel»-Bilanz<br />
für eine differenziertere Betrachtung der verschiedenen<br />
Antriebstechnologien. Mittels<br />
einer Lebenszyklusanalyse <strong>–</strong> also von den<br />
Energie- und Materialaufwänden während der<br />
Herstellung des Fahrzeuges bis zum tagtäglichen<br />
Energieaufwand der Antriebstechnologie<br />
<strong>–</strong> könnte darüber hinaus genauer betrachten<br />
werden, welche Technologie während der<br />
ganzen Autolebensdauer wie viele Emissionen<br />
verursache. «Solche Bilanzen schaffen Transparenz<br />
und man kann unabhängig von der Antriebstechnologie<br />
klimabezogene Steuern auf<br />
den Individualverkehr erheben», sagt Noack.<br />
In Bezug auf das teils ultimativ erscheinende<br />
Verbrenner-Verbot <strong>–</strong> die Zukunft synthetischer<br />
E-Fuels ist EU-seitig noch höchst unklar<br />
<strong>–</strong> bleibe aber trotzdem ein wenig Hoffnung,<br />
was die Technologieoffenheit gegenüber alternativen<br />
Antrieben betreffe, meint Noack: «Auf<br />
der Seite der Antriebstechnologien gelten immerhin<br />
auch Brennstoffzellen- als Nullemissionsfahrzeuge.<br />
Diese werden mit Wasserstoff<br />
betrieben, und die Stromherstellung per<br />
Elektrolyse wird künftig eine wichtige Rolle<br />
im defossilisierten Energiesystem spielen, um<br />
sowohl die Ertragseffizienz von Windrädern<br />
und Fotovoltaikanlagen zu erhöhen wie auch<br />
die Netzstabilität sicherzustellen», erläutert<br />
der Mobilitätsstratege und<br />
führt weiter aus: «Zusätzlich<br />
lässt sich Wasserstoff<br />
aus Biomasse gewinnen,<br />
welche sich je nach Ausgangsstoff<br />
schlecht über<br />
lange Distanzen transportieren<br />
lässt.» Der Wasserstoff<br />
liesse sich somit<br />
in Zukunft dezentral vor<br />
Ort beim Erzeuger und zu<br />
wettbewerbsfähigen Kosten<br />
produzieren.<br />
Noack beobachte unter den beiden oftmals<br />
gegensätzlichen Standpunkten von «electric<br />
only» und Technologieoffenheit eine<br />
Tendenz, sich in den Komfort einer «Entweder-oder-Rhetorik»<br />
zu betten: «Tatsächlich<br />
generiert das meiner Meinung nach keinen<br />
Mehrwert, und Europa läuft dabei Gefahr,<br />
international den Anschluss zu verlieren.»<br />
Für Noack ist klar, dass sowohl die Verkehrswende<br />
als auch die Elektrifizierung zu<br />
einem bemerkenswerten Rückgang des Bedarfs<br />
flüssiger Kraftstoffe führen. Zusätzlich<br />
würden innovative nicht fossile Kraftstoffe<br />
diesen Rückgang befeuern und vorantreiben.<br />
Diese konsequente Abkehr von fossilen<br />
Energieträgern müsse eigentlich am Schluss<br />
auch das Ziel sein, um den Klimaschutz wirklich<br />
voranzubringen, schliesst Noack. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
strategyand.pwc.com<br />
bosch.com<br />
SCHWEIZER QUALITÄT<br />
SEIT 1880. MIDLAND.CH<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 57
TECHNIK & UMWELT<br />
Beim Neubau am Standort<br />
St. Gallen setzte die<br />
City- Garage auf Nachhaltigkeit<br />
<strong>–</strong> und profitiert<br />
angesichts steigender<br />
Energiepreise bereits.<br />
Foto: City-Garage AG<br />
Energiesparen bei der City-Garage<br />
Eine Investition, die sich<br />
jetzt erst recht auszahlt<br />
Auch dank des warmen Oktobers hat sich die Situation im Energiebereich etwas entspannt. Im Umgang mit<br />
Energie sind die Unternehmen heute zudem deutlich sensitiver <strong>–</strong> man spart viel bewusster. Dazu beigetragen<br />
haben auch viele Betriebe im Schweizer Autogewerbe, einige sogar sehr vorbildlich. Reinhard Kronenberg<br />
Gregor Bucher,<br />
Vorsitzender der Geschäftsleitung bei der City-Garage AG.<br />
Ein Beispiel dafür, wie verantwortungsvoll Garagenbetriebe mit dem<br />
Thema Energie umgehen, ist die City-Garage in St. Gallen. Überlegungen,<br />
wie man energetisch optimal haushält, machte sich das Unternehmen<br />
bereits bei der Planung seines Neubaus. «Am alten Standort<br />
hatten wir Fernwärme», erklärt Geschäftsführer Gregor Bucher, «und<br />
wir wollten das natürlich weiterhin. Nur war das am neuen Standort<br />
durch die Lage nicht möglich.» Die St. Galler Stadtwerke hätten rasch<br />
die Hand für verschiedene Lösungen geboten. In Gesprächen sei das<br />
Thema Anergienetz (kalte Nahwärme) auf den Tisch gekommen. Die<br />
Gespräche hätten dazu geführt, dass man sich mit allen Bereichen <strong>–</strong> Beleuchtung,<br />
biologische Wasseraufbereitung, kalte (Autolagerung) und<br />
warme Räume (Mitarbeiter) <strong>–</strong> und mit Fotovoltaik-Anlagen auseinandergesetzt<br />
habe. Hinzu kam, dass im Jahr 2015 das Thema Elektromobilität<br />
aufkam. «Zufällig hatten wir in der gekauften Liegenschaft<br />
eine Trafostation auf Mittelspannungsebene», sagt Bucher. «Das führte<br />
dazu, dass wir uns mit Ladeinfrastruktur frühzeitig auseinandersetzten<br />
und viele Leerrohre im Neubau montieren liessen.»<br />
58<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
TECHNIK & UMWELT<br />
Zukunftsgerecht: Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach reicht aus, um annähernd den<br />
halben Strombedarf der St. Galler City-Garage abzudecken. Foto: City-Garage AG<br />
wird zweifach verwendet, deshalb hat jeder Drucker in Haus ein Zusatzfach.<br />
Verbrauchtes Papier kommt nicht in den Abfall, sondern<br />
wird separat weggeworfen. Jeder Bürotisch hat auch einen Zeitungsbzw.<br />
Papiersammler. In Gängen, Ablageräumen, im Marketingraum<br />
und in der Tiefgarage sind praktisch überall Bewegungsmelder montiert.<br />
«Ich bin überzeugt, dass so etwas bei vielen Garagisten schon<br />
länger umgesetzt wird», sagt Bucher, «unsere Branche ist diesbezüglich<br />
vorbildlich, auch und gerade weil wir wissen, dass das Produkt, das<br />
wir verkaufen, und damit wir oft im Fokus stehen.»<br />
Selbstredend, dass für all das investiert werden musste <strong>–</strong> im Bewusstsein,<br />
dass sich dies wahrscheinlich erst auf Jahre hinaus auszahlen<br />
würde. Dies sei ein strategischer Entscheid gewesen, der getroffenen<br />
haben werde müssen, da sich die Kosten nur auf langer Sicht amortisieren<br />
liessen. «Wir mussten, als wir damals die Energiekosten des Anergienetzes<br />
sahen, leer schlucken, weil wir anderes gewohnt waren»,<br />
sagt Bucher. Zu diesem Zeitpunkt konnten die Verantwortlichen nicht<br />
wissen, dass im Jahr <strong>2022</strong> die Energiekosten massiv steigen würden<br />
und man deshalb bereits nach relativ kurzer Zeit von den Investitionen<br />
profitieren würde. Zum Zeitpunkt der Erstellung der Fotovoltaikanlage<br />
wusste man ebenso wenig, dass die Preise für Material derart stark<br />
steigen würden und man den selbstproduzierten Strom gut gebrauchen<br />
können würde. «Dass die Strategie und die Planung und Umsetzung<br />
optimal aufgehen, ist nicht immer so», bilanziert Bucher.<br />
Den produzierten Strom nutzt die City-Garage fast ausschliesslich für<br />
sich selbst. Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach produziert jährlich<br />
250 000 kWh Strom. Das ist knapp die Hälfte des jährlichen Bedarfs<br />
von rund 550 000 kWh. Und: Das Gebäude ist an das Wärmenetz der<br />
Energienetz GSG AG angeschlossen <strong>–</strong> damit spart der Betrieb jährlich<br />
etwa 119 Tonnen CO 2 (beziehungsweise als Vergleichsgrösse 31800<br />
Liter Heizöl). Für die City-Garage geht das Thema Energie und Nachhaltigkeit<br />
noch weiter: «Wir versuchen im Kleinen und Einfachen mit<br />
den verfügbaren Ressourcen schonungsvoll umzugehen», erklärt der<br />
Geschäftsführer und meint: Druckerpapier, sofern keine Rechnung.<br />
Ihre Haltung zu Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit kommuniziert<br />
die City-Garage aktiv <strong>–</strong> auch über die Website, zum Beispiel mit<br />
dem Logo des Anergienetzes. «Wir können unsere Produkte nicht verändern.<br />
Sie sind so, wie sie sind. Was wir tun können, ist, unsere Unternehmen<br />
entsprechend aus- und umzurüsten und unsere Mitarbeitenden<br />
zu sensibilisieren.». Die vielen guten Beispiele, über die er immer<br />
wieder lese, zeigten, dass sich viele seiner Kolleginnen und Kollegen<br />
Gedanken machten und dies umsetzten. «Die Kosten-Nutzen-Frage ist<br />
wichtig, doch ist es nicht die einzige Frage, die jeder für sich beantworten<br />
muss», sagt Bucher. Genauso wichtig wie die Signale nach aussen<br />
seien jene nach innen: «Ich denke, dass die Sensibilität der Mitarbeiter<br />
oder Kandidaten in Bezug darauf, wie ein Unternehmen zu solchen Themen<br />
steht, viel grösser geworden ist.» <<br />
Checkliste zum Energiesparen<br />
Auch wenn die Situation sich etwas entspannt hat, könnte eine Energiemangellage<br />
drohen <strong>–</strong> und bereits heute sind die Strompreise stark<br />
gestiegen. Eine Umfrage bei den Mitgliedern der Kommission für Service,<br />
Technik und Umwelt (KSTU) des AGVS zeigt, wie engagiert Garagisten<br />
Möglichkeiten suchen, Energie zu sparen. Die Vorschläge hat der AGVS<br />
als Checkliste zusammengetragen.<br />
Hier gibt es die<br />
Checkliste als PDF.<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 59
TECHNIK & UMWELT<br />
CO 2 -Reduktion zu Wasser, zu Lande und in der Luft<br />
Die Potenziale der Technik<br />
Die Energiekrise und der Klimawandel zwingen Hersteller von Automobilen, Flugzeugen und Helikoptern sowie<br />
Schiffen, die Möglichkeiten der Technik auszuschöpfen, um die CO 2 -Emissionen nachhaltig zu senken. Alternative<br />
Treibstoffe stehen ebenso wie die Elektrifizierung und auch die Hybridisierung im Fokus. Andreas Senger<br />
Benzin<br />
69134<br />
Benzin Hybrid<br />
37030<br />
Diesel<br />
21719<br />
Zum Jahresausklang lohnt es sich, das Vergangene<br />
zu reflektieren und Gedanken zur Zukunft<br />
zu machen. Um Wohlstand und Klimaschutz<br />
als grundsätzlich gegensätzliche Ziele<br />
unter einen Hut zu bringen, sind Forschung<br />
und Entwicklung in alternative Antriebssysteme<br />
unabdingbar. Auch die Technologieoffenheit<br />
sollte im Fokus stehen. Die Energiekrise<br />
inkl. Strommangellage haben auch die<br />
breite Bevölkerung zum Thema sensibilisiert.<br />
Doch welche Technikentwicklung ist 2023<br />
und in den folgenden Jahren zu erwarten?<br />
BEV<br />
28937<br />
Benzin Plug-in Hybrid<br />
14284<br />
Diesel Hybrid<br />
8218<br />
Marktentwicklung 2021:<br />
Neuwagen mit<br />
Verbrennermotoren 83 % /<br />
Stand 1.11.22<br />
258<br />
103<br />
Benzin<br />
Benzin Hybrid<br />
Benzin Plug-in-Hybrid<br />
Diesel<br />
Diesel Hybrid<br />
Diesel Plug-in-Hybrid<br />
BEV<br />
Erdgas CNG/CBG<br />
FC Wasserstoff H2<br />
Im laufenden Jahr wurden bis am 1. November <strong>2022</strong> diese Antriebsarten in Neufahrzeugen mengenmässig<br />
von Herr und Frau Schweizer gekauft. Die Hybrid- und Plug-in-Hybridarten finden wie BEV regen Zuspruch.<br />
Foto: BFE, Auto-Schweiz<br />
Vergleich der Fahrzeugspeicher/Energie für eine Fahrstrecke von 100 km eines<br />
Personenwagens<br />
Treibstoff<br />
Verbrauch pro 100 km<br />
Masse<br />
Energiespeicher<br />
Emissionen<br />
CO 2<br />
Zeit, um 100 km<br />
Reichweite zu<br />
tanken/laden<br />
Benzin<br />
6 l<br />
5 kg<br />
17 kg<br />
13 kg (Verbrennung)<br />
4 kg (vorgelagert)<br />
> 15 Sekunden<br />
Batterie<br />
18 kWh<br />
100 <strong>–</strong> 150 kg<br />
(Hochvoltbatterie<br />
komplett)<br />
1,2 <strong>–</strong> 3,7 kg<br />
0,2 <strong>–</strong> 1,9 kg (H 2 <strong>–</strong> Mix CH)<br />
1 <strong>–</strong> 1,8 kg (Batterieherstellung)<br />
7 <strong>–</strong> 22 Minuten<br />
(150 kW <strong>–</strong> 50 kW)<br />
−78<br />
bis − 93%<br />
67<br />
Wasserstoff H 2<br />
1 kg<br />
20 <strong>–</strong> 25 kg<br />
(Hochdrucktank 700 bar)<br />
0,9 <strong>–</strong> 5,4 kg<br />
0,5- 5 kg (H 2 <strong>–</strong> Mix CH)<br />
+ 0,4 kg (H 2 -Tank-<br />
Herstellung)<br />
> 30 Sekunden<br />
In Kundenhand entscheidend: Wie lange dauert die Einspeicherung der Energie im Fahrzeug und<br />
wie viel Energie kann mitgeführt werden? Der Wasserstoff hätte viel Potenzial zur CO 2 -Einsparung.<br />
Foto: GreenGT/Bearbeitung Se<br />
−68<br />
bis − 94%<br />
Bei Strassenfahrzeugen ist die Stossrichtung<br />
zur Defossilisierung und Dekarbonisierung<br />
durch die EU vorgegeben: Ab 2035 dürfen<br />
keine Verbrennungsmotoren mehr für Neufahrzeuge<br />
(PW/leichte NFZ) in Europa verkauft<br />
werden. Der Weg mit batterieelektrischem<br />
Antrieb ist die am raschesten umzusetzende<br />
Lösung, die CO 2 -Emissionen zu reduzieren.<br />
Aufgrund der Tank-to-wheel- Betrachtung<br />
emittiert ein BEV 0 g/km, egal wie schwer und<br />
wie ineffizient der Antrieb ist. Der Auspuff<br />
der aktuellen BEV im europäischen Strommix<br />
mit vielen thermischen, fossil betriebenen<br />
Treibstoffen ist somit im Ausland. Der in<br />
der Schweiz produzierte Strom ist grundsätzlich<br />
CO 2 -arm.<br />
Anlässlich der Mobility and Transportation<br />
Conference (MaT-Conference) in Bern wurde<br />
diese Thematik breit analysiert und beleuchtet.<br />
Die politische Reduktionsvorgabe setzt<br />
die Vereinigung der Schweizer Automobilimporteure<br />
um. In einer aktuellen Umfrage sind<br />
die Importeure überzeugt, dass bis 2025 über<br />
50 % der Neuwagenverkäufe Steckerfahrzeuge<br />
sein werden. Allerdings macht der Direktor<br />
Andreas Burgener klar: «Wenn Sie keine Kunden<br />
haben, funktioniert die Übung nicht.»<br />
Die Kundinnen und Kunden müssen mitziehen.<br />
Auch Christoph Schreyer vom Bundesamt<br />
für Energie setzt ein klares Statement:<br />
«Plug-in-Hybride sind eine Fahrzeugtechnologie,<br />
die als Brückentechnologie immer wieder<br />
im Fokus steht. Diese macht aber nur dann<br />
Sinn, wenn die Technologie artgerecht, also<br />
hauptsächlich elektrisch, gefahren wird.» Die<br />
Marktzahlen zeigen deutlich, dass Hybridund<br />
Plug-in-Hybride bei den Neuwagenverkäufen<br />
die klare Nummer eins bei den CO 2 -ärmeren<br />
Antrieben darstellen. Und damit sind<br />
wir bei der Misere, welche aktuell die Fahrzeugantriebsdiskussion<br />
auf technischer Ebene<br />
bestimmt: Steckerfahrzeuge, also Plug-in-Hybrid<br />
und BEV, sind nur sinnvoll, wenn 100 %<br />
sauberer Strom verwendet wird. Um die Elek-<br />
60<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
TECHNIK & UMWELT<br />
trifizierung voranzutreiben, fehlen in Europa,<br />
aber auch in der Schweiz, entsprechende<br />
Produktionskapazitäten für Bandenergie. Die<br />
schwärmerische Lösung, die fehlende elektrische<br />
Energie mit Photovoltaik und Windanlagen<br />
produzieren zu können, scheitert an der<br />
fehlenden Speichermöglichkeit und dem fehlenden,<br />
kontinuierlichen Angebot (24/7/365).<br />
Erst wenn Haushalte ihren auf dem Dach<br />
selbstproduzierten Strom direkt nutzen und<br />
auch speichern können, wird die viel zitierte<br />
Abhängigkeit vom Ausland (von fossiler wie<br />
elektrischer Energie) abgewendet.<br />
Doch die Speicherung stellt die Herkulesaufgabe<br />
dar. Als Alternativen gelten Wasserstoff<br />
oder e-fuels. Beide synthetisch hergestellten<br />
Treibstoffe werden der niedrige Produktionswirkungsgrad<br />
vorgeworfen. Wasserstoff<br />
lässt sich aktuell nur mittels Elektrolyse und<br />
grünem Überschussstrom sinnvoll herstellen.<br />
Bei E-Fuels, also künstlich hergestellten<br />
Treibstoffen aus Wasserstoff und Kohlenstoff<br />
aus der Atmosphäre (Carbon Air Capture), ist<br />
der Energieaufwand und die CO 2 -Bilanz noch<br />
geringer. Aber beide Varianten lassen sich<br />
speichern. Letztgenannter könnte durch Beimischung<br />
in Diesel oder Benzin auch die Bestandesflotte<br />
schlagartig CO 2 -ärmer werden<br />
lassen. Und das global ohne Veränderung der<br />
Energieverteilung und Tankinfrastruktur.<br />
Die aktuell gewählte E-Antriebsstrategie mit<br />
Batterien weist viele Vorteile auf. Nebst der<br />
lokalen Emissionsfreiheit ist der Wirkungsgrad<br />
im Fahrzeug bestechend hoch. Die Tabelle<br />
auf der vorangehenden Seite zeigt, dass<br />
das CO 2 -Einsparpotential trotz hohem Energieeinsatz<br />
in der Produktion der Akkus unter<br />
dem Strich eine deutliche Treibhausgasreduktion<br />
hervorbringt. Auch Wasserstoff als<br />
Energieträger für Brennstoffzellenantriebe<br />
lässt sich CO 2 -ärmer darstellen. Die Krux<br />
ist einzig die fehlende, regenerative Stromproduktion.<br />
Das Manko der längeren Betankungszeit<br />
lässt sich mit Schnellladesystemen<br />
kaschieren. Allerdings leidet dadurch die Batterie<br />
(verkürzte Lebensdauer) und die Stabilität<br />
des Stromnetzes. Das Recycling der Batterien<br />
ist zudem erst grob skizziert und es fehlt<br />
an Grundlagenforschung. Erfreulich, dass in<br />
der Schweiz Firmen wie die Kyburz AG aktiv<br />
sind, die Geld in Forschung und Entwicklung<br />
investieren und punkto Forschung weltweit<br />
die Nase vorn haben. Auch Start-ups wie die<br />
Librec, welche im solothurnischen Biberist in<br />
Zukunft grosse Mengen an Batterien auch aus<br />
der Fahrzeugwelt recyceln will, verdienen Re-<br />
Endenergieverbrauch 2021<br />
19%<br />
17%<br />
Verkehr<br />
Haushalte<br />
Industrie<br />
Dienstleistungen<br />
794'720 TJ 252'640 TJ<br />
31%<br />
32%<br />
Statistische Differenz und<br />
Landwirtschaft<br />
Quelle: BFE Gesamtenergiestatistik 2021<br />
spekt und Unterstützung, um die Rohstoffsituation<br />
für neue Batterien zu verbessern. Aktuell<br />
sind bei Kyburz in Zusammenarbeit mit<br />
der Empa Versuche im Gange, Recyclingmaterial<br />
für neue Plus- und Minus-Platten einzusetzen<br />
und deren Anteil zu erhöhen. Das Vorhaben<br />
stösst bei den globalen Batterieplayern<br />
auf grosses Interesse.<br />
Doch nicht nur auf der Strasse gilt es, mit intelligenten<br />
technischen Lösungen zu dekarbonisieren.<br />
Auch im Schiffsverkehr werden<br />
Entwicklungen vorangetrieben. Bei Binnenschiffen<br />
suchen die Entwickler das Optimum,<br />
4.5%<br />
0.3% 3%<br />
13%<br />
44%<br />
Benzin<br />
Diesel<br />
Flugtreibstoffe<br />
35%<br />
Elektrizität Bahn<br />
Elektrizität Strasse<br />
Übrige (Gas,<br />
erneuerbare Energien)<br />
Ohne Energie kein Wohlstand: 32 % der Energie in der Schweiz wird im Verkehr eingesetzt. Der elektrische<br />
Stromverbrauch für die Steckerfahrzeuge beträgt aktuell lediglich 0,3 %. Die Tendenz ist künftig deutlich<br />
steigend. Foto: BFE<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
51.9<br />
20.3<br />
10.1<br />
17.7<br />
27.8%<br />
25.4<br />
22.7<br />
13.6<br />
38.3<br />
<strong>2022</strong> 2025<br />
51.9%<br />
BENZIN, DIESEL, ANDERE<br />
HEV (Hybrid) +<br />
MHEV (Mild-Hybrid)<br />
PHEV (Plug-in-Hybrid)<br />
BEV (batterieelektrische Fz)<br />
STECKERFAHRZEUGE<br />
Die Schweizer Fahrzeugimporteure zeigen sich optimistisch: Schon 2025 sollen über die Hälfte der Neuwagen<br />
als Steckerfahrzeuge zur Reduktion der CO 2 -Emissionen beitragen. Foto: Auto-Schweiz<br />
um den Verbrauch zu reduzieren und je nach<br />
Einsatz und Lastfenster den wirkungsgradoptimierten<br />
Antrieb einzusetzen. Dabei<br />
kommt vom rein batterieelektrischen über<br />
hybridisierte Antriebe bis zu Wasserstoff-<br />
Brennstoffzellen-E-Antrieb die ganze Palette<br />
zusammen. Komplexer ist es für die Hochseeschifffahrt.<br />
Peter Krähenbühl, Head Digital<br />
Transformation & Technology des Winterthurer<br />
Unternehmens WinGD, verhehlt nicht:<br />
«Die Transportkapazität im Güterverkehr auf<br />
den Meeren wird weiter steigen. Einzig durch<br />
Fortsetzung Seite 62<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 61
TECHNIK & UMWELT<br />
Flughöhe in Meter<br />
100<br />
Ladezustand<br />
der Batterie<br />
SOC<br />
1. Turbinenausfall: unmittelbare Übernahme durch<br />
den elektrischen Antrieb ohne Hochfahren<br />
2. Sicherer Weiterflug<br />
aus der Gefahrenzone<br />
3. Sinkflug mit reduzierter,<br />
elektrischer Leistung<br />
Single<br />
Hybrid<br />
4. Sichere<br />
Landung<br />
durch die<br />
elektrische<br />
Restenergie<br />
aus der Batterie<br />
Fluggeschwindigkeit in Knoten<br />
Selbst bei Helikoptern sorgt die Hybridisierung nicht nur für einen Effizienzgewinn, sondern für spürbare Sicherheit. Die Firma Kopter entwickelt ein Einturbinenhelikopter,<br />
der dank hybridem Antrieb bei Ausfall der Turbine sicher landen kann. Wird der Hybridisierungsgrad gesteigert, kann der Antrieb auch leiser werden. Foto: Kopter/Leonardo<br />
Effizienzoptimierungen können wird den CO 2 -<br />
Ausstoss konstant halten.» WinGD arbeitet<br />
mit der ETH Zürich aktuell an einer Hybridisierung<br />
der Grossschiffsdieselantriebe: Dank<br />
Hybridisierung wird derselbe Effekt erreicht<br />
wie im Automobil. Durch Lastanhebung der<br />
E-Maschine im Generatormodus können die<br />
riesigen Verbrennungsmotoren in einem optimaleren<br />
Betriebspunkt betrieben werden. Bei<br />
Manöver oder beim Beschleunigen unterstützt<br />
die E-Maschine den Propellerantrieb.<br />
Auch in der Luft wird an Hybridisierungskonzepten<br />
gearbeitet. Für Flugzeuge werden<br />
aktuell eher Wasserstoffantriebe (Triebwerke<br />
direkt mit Wasserstoff versorgen und verbrennen)<br />
oder E-Fuels in Betracht gezogen. Bei Helikoptern<br />
könnte es aber in Zukunft die Paarung<br />
von Turbinenantrieb und E-Maschine<br />
geben. Handicap ist einzig das Leistungsgewicht<br />
der Batterien. Mit einer 600 kg schweren<br />
Batterie kann ein 2,8 Tonnen schwerer<br />
Helikopter theoretisch rund 20 Minuten fliegen<br />
oder eine Reichweite von 50 km realisieren.<br />
Werden 600 kg Treibstoff getankt, ist der<br />
Heli 5 Stunden in der Luft und hat eine Reichweite<br />
von 800 km.<br />
Die Schweizer Firma Kopter, welche zur italienischen<br />
Firma Leonardo gehört, ist aber vom<br />
Hybridkonzept überzeugt. Statt zwei Turbinen,<br />
die als Ausfallsicherheit beim Überflug<br />
über bewohntes Gebiet vorgeschrieben sind,<br />
soll künftig eine Turbine und zur Ausfallsicherheit<br />
eine E-Maschine an Bord sein. Für<br />
Soeren Suesse, Abteilung Entwicklung und<br />
Forschung der Kopter AG, liegen die Vorteile<br />
auf der Hand: «Statt zwei Turbinen wollen<br />
wir mit nur einer Turbine und zusätzlich mit<br />
einem 600 kW E-Motor für 2-3 Minuten Notbetrieb<br />
fliegen, um im Notfall sicher landen<br />
zu können.» Bei Ausfall einer Turbine übernimmt<br />
die zweite Turbine den Antrieb der<br />
Rotoren. Mittels E-Antrieb würde im Notfall<br />
ein sicheres Landen ohne Autorotation (Antreiben<br />
der Rotoren beim Sturzflug) möglich<br />
sein und die Absturzgefahr deutlich reduziert.<br />
Wie alle Neuentwicklungen in der Flugbranche<br />
dauert aber das Bewilligungsverfahren<br />
sehr lange, bis es auch in der Realität umgesetzt<br />
werden kann.<br />
Das neue Jahr bringt der Mobilität technologisch<br />
neue Impulse. An vielen Fronten werden<br />
CO 2 -Reduktionen realisiert und damit Schritt<br />
für Schritt der Verkehrssektor dekarbonisiert<br />
und defossilisert. Das alles braucht aber seine<br />
Zeit. Das Garagengewerbe trägt den Technologiewandel<br />
mit und dank Weiterbildung der<br />
Mitarbeitenden kann er auch gestemmt werden.<br />
Die Attraktivität der Automobilbranche<br />
auch für angehende Berufsleute wird durch<br />
die Antriebsvielfalt und Digitalisierung weiter<br />
steigen und die Spezialisierung im Gewerbe<br />
nötig sein. <<br />
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62<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
viva.ch<br />
DAS AUTO:<br />
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17. Austragung<br />
«TAG DER SCHWEIZER<br />
GARAGISTEN» 2023<br />
Dienstag, 17. Januar 2023, im Kursaal Bern<br />
Jetzt anmelden!
POLITIK & RECHT<br />
Verkehrspolitische Themen 2023, die auch Garagisten betreffen<br />
Mobility-Pricing-Ideen und mehr<br />
Allgemein dürfte das Jahr 2023 verkehrspolitisch eher ruhig dahinfliessen. Trotzdem sind für das kommende<br />
Jahr einige Projekte in Planung. Höhepunkt dürften die eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober 2023 werden.<br />
Ob sich das verkehrspolitisch auswirkt? Raoul Studer<br />
haben bereits im Sommer <strong>2022</strong> die Aushubarbeiten<br />
begonnen. Für 2026 ist der Durchschlag<br />
geplant, gegen Ende 2029 soll der Tunnel<br />
dem Betrieb übergeben werden. Auf der<br />
A9 im Wallis ist die Nordröhre des Tunnels<br />
Visp in Betrieb genommen worden. Sie ist Bestandteil<br />
der Südumfahrung von Visp, welche<br />
2024/2025 vollumfänglich und in beide Richtungen<br />
vollendet sein wird.<br />
Die eidgenössischen Wahlen könnten 2023 den grössten Einfluss auf die Verkehrspolitik und die geplanten<br />
Infrastrukturprojekte haben. Foto: Nokian Tyres<br />
Das sich dem Ende zuneigende Jahr <strong>2022</strong> war<br />
verkehrspolitisch gesehen eher ruhig. Diesbezügliche<br />
grosse Abstimmungen fanden keine<br />
statt, und auch für das kommende Jahr sind<br />
bis jetzt keine vorgesehen. Kommt hinzu,<br />
dass der Bundesrat den Abstimmungstermin<br />
vom <strong>12</strong>. März 2023 abgesagt hat. Der nächste<br />
Termin ist somit erst der 18. Juni 2023. Welche<br />
Vorlagen dann zur Abstimmung kommen,<br />
wird der Bundesrat zu gegebener Zeit<br />
entscheiden.<br />
Dafür finden am 22. Oktober 2023 die eidgenössischen<br />
Wahlen statt, für die sich die<br />
Parteien schon jetzt in Stellung bringen. Klimaaktivisten<br />
versuchen, sich mit klebrigen<br />
Aktionen Gehör zu verschaffen. Sie legen<br />
den Verkehr lahm, um darauf hinzuweisen,<br />
dass es höchste Zeit sei, den Klimawandel<br />
endlich voranzutreiben. Die Aktionen zielen<br />
wie schon früher auf den motorisierten Strassenverkehr.<br />
Ihn als grossen Verursacher der<br />
Treibhausgasemissionen zu bezeichnen, hat<br />
schon fast Tradition, zielt aber an den Tatsachen<br />
vorbei. Je nach Wahlausgang könnte<br />
aber neuer Unbill für Autofahrer, Garagisten<br />
und Verkehrsinfrastruktur drohen. Derweil<br />
schreiten Bauarbeiten an der Verkehrsinfrastruktur<br />
mehr oder weniger planmässig voran.<br />
Für den zweiten Gotthard-Strassentunnel<br />
Beim Ausbau der A1 auf sechs Spuren zwischen<br />
der A1/A5-Verzweigung Luterbach und<br />
der A1/A2-Verzweigung Härkingen läuft dagegen<br />
noch nicht alles rund. Das Bundesamt<br />
für Strassen (Astra) legte das Ausführungsprojekt<br />
im Mai 2018 öffentlich auf. Gegen<br />
die Plangenehmigungsverfügung des Uvek<br />
(Departement für Umwelt, Verkehr, Energie<br />
und Kommunikation) vom <strong>Dezember</strong> 2020<br />
wurden beim Bundesverwaltungsgericht im<br />
Mai 2021 drei Beschwerden eingereicht. Bisher<br />
hat diese Instanz noch keinen Entscheid<br />
gefällt, die Behandlung läuft also noch. Wann<br />
der Baustart erfolgt, ist deshalb unbekannt.<br />
Dabei leisten gut funktionierende Nationalstrassen<br />
einen wichtigen Beitrag für ein effizientes<br />
Gesamtverkehrssystem. Vor allem in<br />
den Agglomerationen sollen der Verkehrsfluss<br />
und die Verträglichkeit der Autobahnen<br />
bis 2030 verbessert werden. Im Strategischen<br />
Entwicklungsprogramm (STEP Nationalstrassen)<br />
werden die nötigen Ausbauschritte dazu<br />
definiert. Alle vier Jahre entscheidet das Parlament<br />
über diese Projekte und deren Priorisierung<br />
sowie über die Finanzierung. Der<br />
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<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
POLITIK & RECHT<br />
Bundesrat beantragt die Freigabe der fünf<br />
nachfolgenden Projekte inklusive des dazugehörigen<br />
Verpflichtungskredits von 4,3 Milliarden<br />
Franken: die A1 Wankdorf-Schönbühl,<br />
die A1 Schönbühl-Kirchberg, die dritte<br />
Röhre des Rosenbergtunnels in St. Gallen, der<br />
Rheintunnel in Basel und die zweite Röhre des<br />
Fäsenstaubtunnels in Schaffhausen. Voraussichtlich<br />
im kommenden Frühjahr wird sich<br />
das Parlament damit befassen.<br />
Bereits verabschiedet ist die Botschaft zur Revision<br />
des Strassenverkehrsgesetzes. Es geht<br />
unter anderem darum, die im Rahmen von Via<br />
Sicura eingeführten Rasermassnahmen verhältnismässiger<br />
auszugestalten und so ungewollte<br />
Härtefälle zu vermeiden. Die Mindestentzugsdauer<br />
des Führerausweises von zwei<br />
Jahren soll bleiben, gewisse Ausnahmen sind<br />
allerdings möglich. Ferner gibt es keine Velohelmpflicht<br />
für <strong>12</strong>- bis 16-Jährige. Beim automatisierten<br />
Fahren soll der Bundesrat die Möglichkeit<br />
erhalten, die Umsetzung auf Verordnungsstufe<br />
zu regeln. Die Inkraftsetzung des<br />
revidierten SVG ist noch für 2023 vorgesehen.<br />
Zudem ist das Veloweggesetz ausgearbeitet,<br />
sodass es voraussichtlich bereits auf den 1. Januar<br />
2023 in Kraft tritt. Bund und Kantone<br />
müssen dann bis Ende 2043 auf ihren Strassen<br />
ein Velowegnetz planen und bauen. Die Veloinfrastruktur<br />
wird auch aus dem Nationalstrassen-<br />
und Agglomerationsverkehrsfonds<br />
(NAF) finanziert. Nach dem Scheitern des<br />
CO 2 -Gesetzes 2021 ist der Bundesrat über die<br />
Bücher gegangen. Es enthält nun keine neuen<br />
und höheren Abgaben (Flugticket, Treibstoff)<br />
mehr. Im Verkehrsbereich sollen namentlich<br />
der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos<br />
sowie die Anschaffung von Elektrobussen<br />
im ÖV und die Förderung von internationalen<br />
Zugverbindungen gefördert werden. Der<br />
Bundesrat hält aber am bisherigen Ziel fest, die<br />
Emissionen bis 2030 zu halbieren. Um die Klimaziele<br />
zu erreichen, braucht es mehr Elektrofahrzeuge.<br />
Sie entrichten aber keine Mineralölsteuer,<br />
so sinken die Einnahmen und es<br />
fehlen Gelder für Unterhalt und Ausbau der<br />
Infrastruktur, die heute durch die Mineralölsteuer<br />
und den Mineralölsteuerzuschlag finanziert<br />
wird. Deshalb hat der Bundesrat das<br />
Uvek und das Finanzdepartement beauftragt,<br />
bis Ende 2023 ein Gesetzespaket zur nachhaltigen<br />
Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur<br />
durch die Einführung einer Ersatzabgabe für<br />
Fahrzeuge mit alternativem Antrieb auszuarbeiten.<br />
Die Einführung der Ersatzabgabe<br />
bedingt eine Verfassungsänderung. Der Bundesrat<br />
geht davon aus, dass die Ersatzabgabe<br />
bis 2030 in Kraft treten wird.<br />
Bekanntlich hat der Bundesrat das Uvek beauftragt,<br />
Kantone, Städte und Gemeinden zu<br />
suchen, die Pilotprojekte mit Mobility Pricing<br />
durchführen möchten. Aktuell liegen verschiedene<br />
Projektskizzen aus unterschiedlichen<br />
Regionen vor. Allerdings sind diese Projekte<br />
noch zu sehr auf den Strassenverkehr<br />
fokussiert. Deshalb beabsichtigt das Uvek, sie<br />
auf eine breitere Basis zu stellen und diese um<br />
zusätzliche ÖV-Elemente zu erweitern. So sei<br />
der Einbezug der verschiedenen Verkehrsträger<br />
sichergestellt. Aktuell laufen diese Arbeiten.<br />
Anschliessend werden jene Projektideen<br />
ausgewählt, für welche Machbarkeitsstudien<br />
durchgeführt werden sollen. Nach Abschluss<br />
der Arbeiten wird der Bundesrat über das<br />
weitere Vorgehen entscheiden. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
agvs-upsa.ch/verkehrspolitik2023<br />
Durch das bald in Kraft tretende Velogesetz werden Bund und Kantone gezwungen, die teils heute schon komplexe<br />
Verkehrsinfrastruktur nicht nur für den motorisierten Individualverkehr zu planen. Bis Ende 2043 müssen auf ihren<br />
Strassen auch ein Velowegnetz geplant und gebaut werden. Foto: Shutterstock<br />
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<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 65
POLITIK & RECHT<br />
Konjunkturausblick 2023<br />
Massive<br />
Preiserhöhungen<br />
drücken<br />
die Nachfrage<br />
Das Autogewerbe hat den Konjunkturausblick von<br />
BAK Economics für 2023 zur Kenntnis genommen<br />
und diskutiert aktuell, welches dessen realistischstes<br />
Szenario ist. Das ist für Markenhändler relevant<br />
für die Verhandlungen und die Zielsetzung bei den<br />
Verkäufen. Eine Umfrage von <strong>AUTOINSIDE</strong> zeigt:<br />
Alle tendieren ziemlich klar in Richtung Zurückhaltung,<br />
was die Prognosen betrifft. Reinhard Kronenberg<br />
BAK Economics geht im Konjunkturausblick für das Jahr 2023 von<br />
insgesamt 260 000 Neuzulassungen aus. Der Schweizer Autohandel<br />
dürfte sich damit zwar etwas erholen, doch eine Rückkehr zum Niveau<br />
der Vorkrisenzeit ist kommendes Jahr noch nicht zu erwarten. Allerdings:<br />
Der Ausblick ist mit «Prognoserisiken» verbunden. BAK Economics<br />
schätzt diese im Bericht gar als «aussergewöhnlich hoch» ein.<br />
Es sind namentlich vier Faktoren, deren Entwicklung die Konjunkturforscher<br />
nicht abschätzen konnten, die aber erheblichen Einfluss<br />
haben könnten: Halbleitermangel, Entwicklung der Pandemie gerade<br />
im asiatischen Raum, Entwicklung im Bereich der sich abzeichnenden<br />
Energiemangellage sowie Entwicklung im China-Taiwan-Konflikt.<br />
«Die BAK-Prognose mit 260 000 halte<br />
ich für zu optimistisch.»<br />
Markus Aegerter,<br />
AGVS-Geschäftsleitungsmitglied<br />
BAK Economics hat deshalb sowohl ein Positiv- wie auch ein Negativszenario<br />
skizziert. Im Positivszenario werden für das Jahr <strong>2022</strong> rund<br />
236 000 und für 2023 rund 285 000 Neuzulassungen prognostiziert. Im<br />
Negativszenario geht man gegen Ende <strong>2022</strong> und für 2023 von einschneidenden<br />
Produktionsbeschränkungen aus. In diesem Szenario stehen für<br />
das aktuelle Jahr 225 000 und für 2023 rund 233 000 Neuzulassungen.<br />
«In den Monaten September und Oktober waren die Immatrikulierungen<br />
von Neuwagen gegenüber den gleichen Monaten des Vorjahres<br />
wieder im positiven Bereich. Ich teile die Meinung von Auto-Schweiz,<br />
dass dies ein erstes Signal einer leichten Entspannung ist. Die BAK-<br />
Prognose mit 260000 halte ich jedoch für zu optimistisch», sagt<br />
AGVS-Geschäftsleitungsmitglied Markus Aegerter. Ähnlich sieht das<br />
Markus Aegerter, AGVS-Geschäftsleitungsmitglied<br />
Marc Weber, Inhaber der Ausee Garage in Au-Wädenswil ZH: Einerseits<br />
sei die Belieferung mit Fahrzeugen noch immer sehr spärlich.<br />
Andererseits denkt Weber, dass die Konsumentenstimmung rückläufig<br />
sei «und daher das Bedürfnis nach einer so hohen Investition nicht<br />
erste Priorität hat». Christoph Keigel, Inhaber der Garage Keigel <strong>–</strong> Keigel<br />
AG in Frenkendorf BL, sagt dazu, aufgrund der aktuellen Probleme<br />
könnten in diesem Jahr viele Neuwagenbestellungen nicht ausgeliefert<br />
werden. Er schätzt, dass das mindestens 30 000 Fahrzeuge, also etwa<br />
15 Prozent der aktuellen Bestellungen sind. Unter der Voraussetzung,<br />
dass sich die Lieferverzögerungen im Jahr 2023 normalisieren, hiesse<br />
das laut Keigel: 260 000 Zulassungen aus 230 000 Neubestellungen<br />
und 30 000 Bestellungen aus <strong>2022</strong>. «Konsequenterweise heisst das,<br />
dass die Nachfrage im Jahr 2023 auf dem Niveau von <strong>2022</strong> stagniert.»<br />
Auf Basis dieser Einschätzungen gehen alle drei klar vom BAK<br />
Economics skizzierten Negativszenario aus: Aegerter erwartet eher<br />
240 000 Neuimmatrikulationen 2023. Weber tendiert «klar zum Negativszenario».<br />
Zum einen sieht er keine Entspannung der Produktionszuteilungen<br />
im ersten Halbjahr 2023, zum anderen seien Logistik und<br />
Transport heikel. Ähnlich denkt Keigel: «Sollte sich die Liefersituation<br />
nicht verbessern und der gleiche Verzögerungseffekt in das Jahr<br />
2024 überlaufen, dann erachte ich 260 000 Neuzulassungen als nicht<br />
realistisch, weil ich davon ausgehe, dass die effektive Nachfrage nach<br />
Neuwagen nicht zunehmen wird.» Unsicherheiten und Kaufzurückhaltung<br />
seien «zu gross» für ein Positivszenario.<br />
Dabei spielt ein Umstand kräftig mit: die aktuell verzeichneten Preissprünge<br />
bei verschiedenen Marken und Modellen. Die sind auf die gestiegenen<br />
Rohstoffpreise und Logistikkosten zurückzuführen. Aber<br />
nicht nur. «Wir erleben bei einigen Modellen der verschiedensten Marken<br />
massive Preissprünge im Bereich von 20 bis 30 Prozent respektive<br />
von 10 000 bis 15 000 Franken», sagt Christoph Keigel. Diese Preissprünge<br />
stelle man fest, wenn ein Modell überarbeitet und mit neuester<br />
Antriebs- und Assistenztechnologie ausgerüstet werde. Die bisherigen<br />
preisgünstigeren Modelle würden dann gar nicht mehr angeboten.<br />
66<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
POLITIK & RECHT<br />
Foto: AGVS-Medien<br />
Marc Weber, Inhaber der Ausee Garage, Au-Wädenswil ZH<br />
Könnten Preissteigerungen dazu führen, dass aktuell und mittelfristig<br />
deswegen weniger Neuwagen gekauft werden? Markus Aegerter geht<br />
davon aus: «Wie ich gehört habe, treten Kunden auch bereits vermehrt<br />
von schon abgeschlossenen Kaufverträgen zurück.» Marc Weber hält<br />
die erhöhten Preise «sicherlich nicht für förderlich». Zudem seien die<br />
erhöhten Zinssätze auch bei Leasinggeschäften ein Bremsklotz. «Vielleicht»,<br />
sagt er, «waren aber auch der Endkundenpreis oder auch die<br />
Finanzierungsparameter zu günstig.»<br />
Christoph Keigel, Inhaber der Garage Keigel <strong>–</strong> Keigel AG, Frenkendorf BL<br />
«Wesentliche Messgrösse für die Stärke<br />
des Automobilmarkts in der Schweiz<br />
sind nicht die Neuzulassungen, sondern<br />
die Kundenbestellungen.»<br />
Christoph Keigel,<br />
Inhaber der Garage Keigel <strong>–</strong> Keigel AG, Frenkendorf BL<br />
«Wir gehen davon aus, dass diese massiven Preissteigerungen dazu<br />
führen werden, dass weniger Neuwagen gekauft werden, weil der<br />
Konsument nicht mehr bereit ist oder nicht mehr die finanziellen Mittel<br />
hat, sich ein teureres Auto zu kaufen», ergänzt Christoph Keigel.<br />
Dieser preissensible Konsument werde sich in Zukunft mit demselben<br />
Budget einen jungen Gebrauchten oder Leasingrückläufer kaufen.<br />
Alles in allem geht Marc Weber «analog zu <strong>2022</strong> von einem stabilen<br />
Markt aus». Aufgrund der knappen Verfügbarkeit von Fahrzeugen<br />
«Die erhöhten Zinssätze auch bei<br />
Leasinggeschäften sind ein Bremsklotz.»<br />
Marc Weber,<br />
Inhaber der Ausee Garage, Au-Wädenswil ZH<br />
hofft er sehr, «dass die grossen Rabattschlachten der Vergangenheit<br />
angehören, wir stabiles, gesundes Wachstum haben». Er bleibe «vorsichtig<br />
optimistisch». Kollege Keigel rechnet stark damit, dass 2023<br />
«ein gutes Jahr wird, weil sich viele Unsicherheiten, die zum Teil fast<br />
in einer Hysterie ausarteten, neutralisieren werden». <<br />
Alle Details zum BAK-Economics-Bericht<br />
Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Konjunkturausblicks von<br />
BAK Economics und lesen Sie den Bericht auf:<br />
Hier geht’s zur Einschätzung der Experten<br />
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<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 67
POLITIK & RECHT<br />
40. Atelier de la Concurrence<br />
Deshalb muss die Motion Pfister<br />
rasch umgesetzt werden<br />
«Wirksamer Rechtsschutz im KFZ-Gewerbe» war das heisse Eisen des Ateliers de la Concurrence, das, so die<br />
einhellige Meinung aller anwesenden Garagisten, geschmiedet werden muss, so lange es heiss ist und bevor<br />
es politisch auf die lange Bank geschoben wird. Sascha Rhyner<br />
Im elektronischen Posteingang von Patrick<br />
Krauskopf, Professor für Wettbewerbsrecht<br />
an der ZHAW in Winterthur ZH, herrschte in<br />
den Tagen vor dem 40. Atelier de la Concurrence<br />
Hochbetrieb. «In den letzten 48 Stunden<br />
erreichten mich rund 150 E-Mails, ob wir<br />
die Veranstaltung auch via Stream zugänglich<br />
machen können», erzählte der Leiter des Zentrums<br />
für Wettbewerbsrecht und Compliance<br />
an der ZHAW School of Management and<br />
Law den rund 60 anwesenden Garagistinnen<br />
und Garagisten. Im Zentrum stand die<br />
Motion «Effektiver Vollzug des Kartellgesetzes<br />
beim Kraftfahrzeughandel» von Nationalrat<br />
Gerhard Pfister aus dem Jahr 2018. Hintergrund<br />
ist die Schwierigkeit, die in der KFZ-<br />
Bekanntmachung verankerten Rechte auch<br />
tatsächlich durchzusetzen.<br />
Das Machtungleichgewicht und die besondere<br />
Struktur im Automarkt haben vor rund<br />
20 Jahren dazu geführt, dass in der EU und<br />
in der Schweiz eine branchenspezifische Regulierung<br />
zwecks Sicherstellung des Wettbewerbs<br />
notwendig wurde. Weil die Bestimmungen<br />
des Kartellgesetzes nicht für<br />
die Besonderheiten der Autobranche ausreichten,<br />
erliess die Wettbewerbskommission<br />
(Weko) 2002 die KFZ-Bekanntmachung.<br />
Diese enthält Regelungen, die faire Rahmenbedingungen<br />
schaffen und das Machtungleichgewicht<br />
zwischen den Importeuren<br />
und den Garagisten ausgleichen sollen.<br />
«Wir haben ein David-gegen-Goliath-Problem»,<br />
erklärte Patrick Krauskopf einleitend<br />
zum Atelier de la Concurrence. Die von Nationalrat<br />
Gerhard Pfister eingereichte Motion<br />
möchte zwischen den über 5000 Händlern,<br />
Gemeinsam stark: Der AGVS<br />
mit Zentralvorstandsmitglied<br />
Andri Zisler (l.) unterstützte<br />
die Motion von Nationalrat<br />
Gerhard Pfister tatkräftig.<br />
Foto: AGVS-Medien<br />
68<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
POLITIK & RECHT<br />
Intensive Diskussionen im Rahmen des Atelier de la Concurrence: v. l. Gastgeber Patrick Krauskopf, Professor für Wettbewerbsrecht an der ZHAW in Winterthur ZH,<br />
Christian Müller, Präsident AGVS-Sektion Zürich, Adrian Kiefer, Mitinhaber der Zbinden AG in Hägendorf SO, Andrea Graber Cardinaux, Vizedirektorin Sekretariat Weko,<br />
und Marius Huber, Geschäftsleitung Swiss Import von Rotz. Foto: AGVS-Medien<br />
Garagisten und Werkstätten sowie den Importeuren<br />
und Herstellern ein Gleichgewicht<br />
schaffen und verlangt eine effektive Umsetzung<br />
des Kartellgesetzes in der Autobranche.<br />
Der Bundesrat soll beauftragt werden, eine<br />
auf Artikel 6 des Kartellgesetzes beruhende,<br />
verbindliche Regelung zu erlassen, damit die<br />
KFZ-Bekanntmachung tatsächlich vollzogen<br />
und eingehalten wird.<br />
Motionär Pfister stellte sein Begehren an der<br />
Tagung noch einmal vor: «Es geht um die<br />
Durchsetzung des Kartellrechts im Automobilvertrieb,<br />
denn den Garagisten fehlt hier der<br />
Rechtsschutz.» Allerdings dämpfte der versierte<br />
Politiker die Erwartungshaltung: «Es<br />
kann bis zur Umsetzung durchaus noch einmal<br />
vier Jahre dauern.» Der Mitte-Präsident<br />
versprach indes, aktiv zu werden, sollte bis<br />
im nächsten Frühling nichts passiert sein.<br />
Es herrschte aber Konsens, dass die Zeit<br />
drängt. Die aktuelle KFZ-Bekanntmachung<br />
aus dem Jahr 2015 läuft noch bis 2023 <strong>–</strong> danach<br />
würde jegliche bindende oder zumindest<br />
Motion Gugger<br />
empfehlende juristische Grundlage fehlen.<br />
«Wir haben derzeit verschiedene Herausforderungen<br />
wie den Klimawandel, die zunehmende<br />
Elektrifizierung und Lieferengpässe»,<br />
erklärte Andri Zisler, Mitglied im AGVS-Zentralvorstand<br />
aus Chur GR. «Dazu kommt, dass<br />
viele Händlerverträge derzeit gekündigt und<br />
durch neue Verträge oder gar Agenturmodelle<br />
ersetzt werden.» Diese Umstrukturierung ist<br />
für Schweizer Garagisten besorgniserregend,<br />
weil im echten Agenturmodell das Kartellgesetz<br />
keine Anwendung findet. «Weil die bisherige<br />
Bekanntmachung Ende 2023 ausläuft,<br />
müssen wir jetzt handeln», betont Zisler. «In<br />
vier bis fünf Jahren ist es zu spät.» Krauskopf<br />
befürchtet eine Abwanderung der Wertschöpfungskette<br />
ins Ausland und eine Schwächung<br />
des Wettbewerbs in der Schweiz.<br />
Die aktuelle KFZ-Bekanntmachung regelt<br />
den Zugang der Händler zu Ersatzteilen oder<br />
technischen Informationen und Daten. «Wir<br />
prüfen jede einzelne Anzeige und nehmen<br />
gegebenenfalls mit den Herstellern Kontakt<br />
auf, um dem allfälligen Missstand auf den<br />
Zum Schutz gegen die einseitige Einführung des Agenturmodells reichte der Zürcher Nationalrat Nik<br />
Gugger (EVP) im Juni <strong>2022</strong> eine Motion zum «Schutz vor der einseitigen Einführung des Agenturmodells<br />
im KFZ-Markt» ein. Die Motion verlang eine Ergänzung des Kartellgesetzes dahingehend, dass die<br />
Kündigung der Händler- und Werkstattverträge für das ganze oder einen grossen Teil des Händlernetzes<br />
unzulässig ist, wenn der Hersteller nicht nachweisen kann, dass das neue Vertriebsmodell<br />
signifikant effizienter ist als das bisherige ertriebsmodell. Ausserdem soll das Kartellgesetz auch nach<br />
der Einführung des Agenturmodells anwendbar bleiben. In seiner Antwort beantragt der Bundesrat<br />
die Ablehnung der Motion, die von allen Fraktionen unterzeichnet wurde. Das Ansinnen der Motion<br />
würde «den Grundsätzen des Privatrechts und des Wettbewerbsrechts diametral zuwiderlaufen».<br />
Grund zu gehen», erklärte Andrea Graber<br />
Cardinaux, Vizedirektorin Sekretariat Weko.<br />
Es dürfe keine Verknüpfung zwischen Sale<br />
und Aftersale geben, betonte die Leiterin<br />
Dienst Produktmärkte. Sie verwies dabei auf<br />
die Website der Weko, wo neben Merkblättern<br />
beispielsweise zur relativen Marktmacht<br />
auch Anzeigen eingereicht werden können.<br />
«Der Vorteil für Garagisten ist, dass wir uns<br />
dann um die Recherche kümmern und die<br />
Beweislast nicht beim Garagisten als Kläger<br />
liegt», führte Graber aus.<br />
Die Wortmeldungen der Teilnehmenden hat<br />
gezeigt, dass noch zu viele Garagisten die<br />
Faust im Sack machten und allfällige Verstösse<br />
gegen die Kfz-Regeln der Weko nicht zur Anzeige<br />
brächten. «Wir haben beispielsweise<br />
keine Anzeigen bezüglich relativer Marktmacht<br />
erhalten», so Graber. «Hier hatten wir<br />
eigentlich mit vielen Meldungen gerechnet.»<br />
Sie gab bezüglich der Ende des Jahres 2023<br />
auslaufenden KFZ-Bekanntmachung ein wenig<br />
Entwarnung. «Wir können die Dauer der<br />
Bekanntmachung anpassen», erklärte sie. Die<br />
Konklusion des Abends war jedoch eindeutig:<br />
Die Umwandlung der KFZ-Bekanntmachung<br />
in eine Verordnung habe eine grosse<br />
Signalwirkung. Und die Zeit dränge. «Die<br />
Lösung ist die Motion Pfister», fasste Patrick<br />
Krauskopf zusammen. Die Politik brauche<br />
manchmal auch etwas Druck, um schneller zu<br />
handeln, sagte auch Nationalrat Pfister. Deshalb<br />
sei diese Tagung ein richtungsweisendes<br />
Zeichen gewesen. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
zhaw.ch/sml<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 69
POLITIK & RECHT<br />
Kampf gegen Feinstaub<br />
Euro 7: Das sind<br />
die wichtigsten<br />
Neuerungen<br />
Weniger Feinstaub und Mikroplastik statt nur erneute Schadstoffreduzierungen:<br />
Dies und mehr hat die zuständige EU-Kommission im<br />
Rahmen der ab 2025 geltenden Emissionsnormen für Neuwagen als<br />
Vorschlag vorgelegt. In einem nächsten Schritt müssen EU-Ministerrat<br />
und das Europaparlament darüber verhandeln. Max Fischer<br />
Elektroantrieb auf dem Vormarsch sind und<br />
somit auch Reifen und Bremsen auf dem Weg<br />
seien, «die Hauptquellen von Partikelemissionen<br />
zu werden», wie die EU-Kommission in<br />
Brüssel erklärte. Hersteller von Elektrofahrzeugen<br />
sollen ausserdem in Zukunft Rechenschaft<br />
ablegen müssen, was die Lebensdauer<br />
von Antriebsbatterien anbelangt. Erklärtes<br />
Ziel der Kommission sei, damit «das Vertrauen<br />
der Konsumenten in elektrische Fahrzeuge zu<br />
stärken». Für Garagisten wäre diese Entwicklung<br />
nicht von Nachteil, meint Markus Peter,<br />
Leiter Technik und Umwelt beim AGVS: «Die<br />
längere Lebensdauer von Fahrzeugen wäre insbesondere<br />
für den Werkstattbetrieb von Garagisten<br />
definitiv ein Pluspunkt.»<br />
In 13 Jahren sollen in der EU nur noch Autos<br />
zugelassen werden, die komplett CO 2 -neutral<br />
sind. Nebst den Auspuffabgasen sollen nach<br />
dem Wunsch der EU-Komission mit der neuen<br />
Abgasnorm Euro 7, die für Personenwagen und<br />
leichte Nutzfahrzeuge bereits 2025 in Kraft treten<br />
soll, zudem auch Feinstaub- und Mikroplastikemissionen<br />
berücksichtigt werden. Als<br />
grösste Neuerung will die neue Emissionsregelung<br />
neben Auspuffabgasen somit auch Vorgaben<br />
für die Emissionen von Bremsen und Reifen<br />
einführen. Dies nicht zuletzt, da Autos mit<br />
Die Stickoxid-Grenzwerte für Autos und<br />
leichte Nutzfahrzeuge wurden allerdings nur<br />
teilweise niedriger definiert als bei der seit<br />
2015 geltenden Abgasnorm Euro 6. Bei Fahrzeugen<br />
mit Dieselmotor soll der Grenzwert<br />
von 80 auf 60 Milligramm pro Kilometer sinken,<br />
bei Benzinern soll weiterhin ein maxi-<br />
70<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
POLITIK & RECHT<br />
Nach dem Willen der Politiker in Brüssel müssen in Zukunft auch Elektroautos Emissionsnormen erfüllen, daher geraten nun auch Reifen und deren Abrieb für die neue<br />
Euro-7-Norm in den Fokus des Interesses. Fotos: AGVS-Medien (links), Istock (rechts)<br />
maler Stickoxidausstoss von 60 Milligramm<br />
erlaubt sein. Auch sollen die Emissionsgrenzwerte<br />
in realitätsnahen Konditionen getestet<br />
werden. Dies heisst konkret, dass gewisse<br />
Grenzwerte bei Temperaturen von bis zu 45<br />
Grad Celsius nicht überschritten werden dürfen.<br />
Insofern ist das bemerkenswert, weil<br />
mit der heute geltenden Norm bis anhin dieser<br />
Grenzwert bei «nur» 38 Grad nicht überschritten<br />
werden darf.<br />
Für LKW und Busse will die EU-Kommission<br />
die Grenzwerte noch zusätzlich stärker senken.<br />
Ausserdem sollen bisher nicht erfasste<br />
Gase reguliert werden. Dazu zählen beispielsweise<br />
Limiten für Ammoniak und für Formaldehyd<br />
bei Personenwagen sowie bei Lastwagen<br />
auch Maximalwerte für Lachgas (Distickstoffmonoxid).<br />
Mit dem «Europäischen Grünen Deal» hat<br />
die EU-Kommission eine neue Wachstumsstrategie<br />
vorgelegt, die nach eigenen Angaben<br />
«den Übergang zu einer klimaneutralen,<br />
ressourcenschonenden, wettbewerbsfähigen<br />
und emissionsfreien Wirtschaft in<br />
Europa fördern wird». Um den Wechsel zu<br />
einer nachhaltigen Mobilität zu beschleunigen,<br />
sollen die Verkehrsmittel insbesondere<br />
in den Städten deutlich umweltfreundlicher<br />
werden. Zu diesem Zweck hatte die Kommission<br />
im Vorfeld Arbeiten eingeleitet, um die<br />
Bewertung und mögliche Überarbeitung der<br />
derzeitigen Emissionsnormen Euro 6/VI für<br />
Personenwagen, leichte Nutzfahrzeuge, Lastwagen<br />
und Busse zu unterstützen. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
agvs-upsa.ch<br />
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HANDEL & AFTERSALES<br />
Seit 2015 arbeitet das<br />
spanische Unternehmen<br />
Astara mit dem<br />
US-amerikanischen<br />
Softwareanbieter<br />
Salesforce zusammen<br />
und nutzt die Macht der<br />
Daten. Foto: Astara<br />
Astara Switzerland ist die klare Nummer drei der Schweizer Importeure<br />
«Es funktioniert nur<br />
mit den Händlern»<br />
Was haben Abarth, Aiways, Alfa Romeo, Fiat, Hyundai, Jeep, Maxus, Nissan und Ssangyong gemeinsam?<br />
Neu werden all diese Marken in der Schweiz von Astara Switzerland vertrieben. <strong>AUTOINSIDE</strong> sprach mit<br />
Marketingdirektor Nicolas Carbonell und mit Sylvain Jeanroy, Projektleiter Astara Move/Astara Store, über<br />
die Pläne der neuen Nummer drei der Importeure. Jürg A. Stettler<br />
Am Anfang stand die Schifffahrt: Astara aus Spanien begann erst<br />
1979 mit dem Autogeschäft, nachdem die Firma als Logistik- und<br />
Schifffahrtsunternehmen gross geworden war. Dann begann der Import<br />
von Toyota-Modellen ins Astara-Heimatland <strong>–</strong> und seit kurzem<br />
ist Astara heute hinter der Amag und Emil Frey der drittwichtigste<br />
Player am Schweizer Automarkt.<br />
konnten wir profitabel wachsen und unsere Strategie auf die Wünsche<br />
unserer Kundinnen und Kunden abstimmen. Salesforce hat uns diese<br />
Reise ermöglicht», sagt der Astara-Boss.<br />
Weltweit ist Astara keineswegs ein Newcomer mit Niederlassungen<br />
in 20 Ländern auf drei Kontinenten und 4500 Mitarbeitenden und<br />
baut das Portfolio an Produkten und an Dienstleistungen rund um<br />
die Mobilität schnell und stetig aus. Mit mehr als 230 000 verkauften<br />
Fahrzeugen <strong>2022</strong> streben die Spanier einen prognostizierten Jahresumsatz<br />
von 5,5 Milliarden Euro an. Autos verkaufen allein treibt Jorge<br />
Navea, CEO von Astara, aber nicht an. Er sieht weitere Geschäftsfelder,<br />
die man sich dank der Digitalisierung erschliessen könne und müsse.<br />
Daher arbeite man seit 2015 mit dem US-amerikanischen Softwareanbieter<br />
Salesforce zusammen und nutze die Macht der Daten. «Deshalb<br />
Astara zeigte sich mit seinen aktuell elf Marken hierzulande im November auch<br />
an der Auto Zürich. Foto: AGVS-Medien<br />
72<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
HANDEL & AFTERSALES<br />
«Und diese Daten liefern uns auch Informationen, um neue Freiheiten<br />
für die Mobilität der Zukunft, die unsere Kundinnen und Kunden suchen,<br />
zu verwirklichen», ergänzt Nicolas Carbonell, Marketingdirektor<br />
der Astara Mobility Switzerland AG. «Die Schweiz ist ideal, um diese<br />
neue Mobilitätsidee umzusetzen.» Die ganze Distribution der Fahrzeuge<br />
erfolgt bei den Spaniern schon heute für alle Marken des Astara-Portfolios<br />
über das Salesforce-Ökosystem. Und mit Astara Move<br />
lanciert das Unternehmen nun ein flexibles Aboangebot, das sich an<br />
die laufend ändernden Bedürfnisse anpasst, papierlos ist und alle Kosten<br />
umfassen wird. Zudem bieten die Spanier in komplett digitaler<br />
Umgebung mit dem Astara Store bald ein neues Online-Kauferlebnis.<br />
«Astara hat nicht einfach die Digitalisierung wegen der Digitalisierung<br />
im Kopf, sondern kennt als Importeur und Händler auch diese<br />
Seite und diese Prozesse gut», so Carbonell. Der Astara-Umsatz soll<br />
sich künftig weltweit anders verteilen: 2015 wurden noch 25 Prozent<br />
in Europa und etwa 75 Prozent in Südamerika erwirtschaftet, in drei<br />
Jahren sollen die über 30 (!) Automarken der Spanier in Europa 45 Umsatzprozente<br />
einbringen, weitere 45 Prozent in Südamerika und zehn<br />
Prozent im Rest der Welt. «Wir wollen Astara als internationale Dachmarke<br />
etablieren für alle unsere Produkte, Dienstleitungen und Operationen»,<br />
sagt der Marketingchef von Astara Schweiz.<br />
Die für mehr Synergien in regionalen Hubs organisierte Astara will zudem<br />
den herkömmlichen Ablauf <strong>–</strong> das Auto geht vom Hersteller über<br />
den Importeur zum Garagisten und an den Endkunden <strong>–</strong> verbessern.<br />
«Wir haben zusammen mit Salesforce diesen ganzen Prozess dort, wo<br />
es Sinn macht, digitalisiert. Wir streben als Importeur aber die Partnerschaft<br />
mit den Händlern an und wollen digitale Showrooms oder<br />
auch Verkäufe mittels VR-Brillen und derlei nicht extra forcieren», erklärt<br />
Carbonell. «Moderne Autos bieten dank der Konnektivität viel<br />
mehr Möglichkeiten der Wertschöpfung über den eigentlichen Verkauf<br />
hinaus. Diese Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden wollen<br />
wir dank der digitalen Daten besser verstehen und dann auch abdecken.<br />
Dabei denken wir nicht nur an die Privat-, sondern selbstverständlich<br />
auch an Flottenkunden.»<br />
Astara strebt dazu kein lineares Verkaufssystem an, sondern ein Ökosystem<br />
rund um Mobilität, in dem Kunden von Apps oder Vernetzung<br />
mit anderen Mobilitätsangeboten profitieren. «Wir wollen in einer multimodalen<br />
Mobilität möglichst viele Bedürfnisse der unterschiedlichsten<br />
Zielgruppen erfüllen. Aktuell sind wir aber noch sehr stark auf das<br />
Geschäftsfeld des Autohandels fokussiert», sagt der Astara-Manager.<br />
«Versicherungen, Services, Upgrades und viele weitere Dienstleistungen<br />
von Astara sollen den Autoverkauf aber ergänzen.» Sylvain Jeanroy,<br />
Projektleiter Astara Move/Astara Store, ergänzt: «Es gibt heute Dienstleistungen,<br />
die wir als Astara realisieren könnten, von denen wir aktuell<br />
aber noch gar nichts wissen, weil wir bislang schlicht keine oder viel zu<br />
wenige Informationen zur Nutzung unserer Fahrzeuge hatten.»<br />
Marketingdirektor Nicolas Carbonell (l.) und Sylvain Jeanroy, Projektleiter Astara<br />
Move/Store, verraten Details zu den Plänen des Importeurs. Foto: AGVS-Medien<br />
Um diese Mobilitätsdienstleistungen besser abdecken zu könne, hat<br />
sich Astra in fünf Sparten aufgeteilt. «Die Distribution bleibt dabei als<br />
klassisches Modell für den Autoverkauf, wobei wir hier immer mehr<br />
digitale Möglichkeiten zum Kauf anbieten wollen», erläutert Nicolas<br />
Carbonell, «aber der Kunde muss stets die Gelegenheit haben, einen<br />
physischen Kontakt zu bekommen. Es funktioniert nur mit den Händlern.<br />
Wir wollen daher auch immer noch Garagen haben, die sich um<br />
die Anliegen und die Reparaturen der Kunden kümmern.» Jeder Kundenkontakt<br />
sei schliesslich auch eine Möglichkeit, zusätzliche Dienstleistungen<br />
anzubieten oder dem Kunden vielleicht sogar ein neues<br />
Auto näher zu bringen. «Astra steht auch in fünf oder zehn Jahren noch<br />
für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Garagen», betont<br />
Marketingdirektor Carbonell. «Hinzu kommen aber weitere Möglichkeiten,<br />
etwa Aboangebote wie Astra Move oder auch der Astra Store, in<br />
dem wir Fahrzeuge, die physisch schon in der Schweiz sind, zu einem<br />
für alle transparenten Preis anbieten», ergänzt Sylvain Jeanroy. «Durch<br />
unsere über 500 Verkaufsstellen schweizweit haben wir einen schönen<br />
Bestand an Lagerfahrzeugen <strong>–</strong> zwar weniger, als uns lieb ist, aber trotzdem<br />
haben wir so genügend Autos für die Schweiz. Und können sie<br />
auch rasch innerhalb unseres Netzwerks verschieben.»<br />
Dank der Zusammenarbeit mit Salesforce und der zunehmenden Digitalisierung<br />
hat Astara auch die Chance, rasch auf neue Bedürfnisse<br />
zu reagieren. «Wir wissen ja noch nicht, was sich der Kunde in zehn<br />
Jahren wünscht. Aber dank der Daten können wir heute und auch in<br />
Zukunft die passenden Angebote rasch bereitstellen», ist der Projektleiter<br />
Astara Move und Astra Store überzeugt. Kein Wunder, wollen<br />
die Spanier weiterwachsen <strong>–</strong> und streben bis in drei Jahren bereits<br />
15 Prozent Marktanteil hierzulande an. <<br />
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<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 73
HANDEL & AFTERSALES<br />
Altfahrzeuge recyceln<br />
Mit dem Schrott<br />
richtig umgehen<br />
Die Verwertung eines alten Fahrzeugs funktioniert im Prinzip seit Jahrzehnten gleich: In der Regel bringt der<br />
Besitzer <strong>–</strong> oder in selteneren Fällen der Garagist <strong>–</strong> das Fahrzeug zu einem Autoverwerter, der noch Ersatzteile daraus<br />
gewinnt. Der Autoverwerter verkauft das ausgeschlachtete Fahrzeug anschliessend an ein Schredderwerk. Was<br />
dabei erlaubt ist und was nicht und welche Schritte eingeleitet werden müssen, damit die umweltfreundliche<br />
Entsorgung gelingt, weiss Daniel Christen, Geschäftsführer der Stiftung Auto Recycling Schweiz. Cynthia Mira<br />
Motoren- und Getriebeöle, Kühlmittel, Treibstoff, Adblue, Bremsflüssigkeit<br />
und Kältemittel in der Klimaanlage: Das sind die typischen<br />
umweltgefährdenden Flüssigkeiten beziehungsweise Gase, die im<br />
Fahrzeug enthalten sind. Doch damit nicht genug. Zu den weiteren<br />
Schadstoffen <strong>–</strong> besonders in alten Fahrzeugen <strong>–</strong> gehören Blei, Schwefelsäure,<br />
Quecksilber sowie Jod oder Brom in Halogenlampen. «Viele<br />
Schadstoffe sind bei der Automobilherstellung heute zwar verboten<br />
oder stark limitiert», sagt Daniel Christen, Geschäftsführer der Stiftung<br />
Auto Recycling Schweiz. Aber: «Die meisten Autos, die als Altfahrzeuge<br />
deklariert werden, sind rund siebzehn Jahre alt.» Umso<br />
wichtiger und gesetzlich verordnet ist die korrekte Entsorgung, um<br />
die Umwelt nicht unnötig mit diesen Schadstoffen zu belasten.<br />
Der Prozess sowie die Methoden für das Recyceln haben sich in den<br />
letzten Jahren kaum verändert. «Für ein effektives Recycling ist die<br />
sortenreine Sammlung wichtig», betont Daniel Christen. Zuerst stehen<br />
der Ausbau und der Verkauf von Ersatzteilen an. Diese Wiederverwendung<br />
ist heute noch von Bedeutung, obwohl immer mehr<br />
Autoteile an eine Software gebunden sind, die das einfache Ersetzen<br />
erschweren. «Es gibt viele Teile, die nachgefragt werden, beispielsweise<br />
Karosserie teile, Schweinwerfer, Motoren oder Getriebe. Bedeutend<br />
ist, welche Marken und Modelle häufig vorkommen und<br />
welche Bauteile eher kaputt gehen und dadurch eine Ersatzteilnachfrage<br />
besteht», sagt Christen.<br />
Anschliessend wird die Restkarosse in einem Schredderwerk<br />
zerkleinert und die Metalle an Stahlwerke<br />
und Umschmelzwerke verkauft. Dank dem Metallrecycling<br />
lassen sich grosse Mengen an Rohstoffen und<br />
Energie sparen. In Bezug auf das Recycling ist der Metallanteil<br />
und insbesondere der Anteil an Nichteisenmetallen<br />
ausschlaggebend. «Übrig bleibt der Abfall, der in der<br />
Schweiz vollständig in Kehrichtverbrennungsanlagen verwertet<br />
wird.» Hier hingegen hat sich das Recycling<br />
in den vergangenen Jahren stark gewandelt.<br />
Altfahrzeuge können mittlerweile<br />
74<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
HANDEL & AFTERSALES<br />
Die korrekte Lagerung bei Garagisten<br />
Was Garagisten über die korrekte Lagerung von Altfahrzeugen<br />
auf dem Garagenareal wissen müssen, fasst Markus<br />
Peter, beim AGVS Leiter Automobiltechnik & Umwelt, zusammen.<br />
Gerade bei Altfahrzeugen mit Tropfverlusten gibt es<br />
Wichtiges bezüglich Gewässerschutz zu beachten.<br />
«Für eine korrekte Entwässerung ist die Unterscheidung in<br />
betriebssichere und nicht betriebssichere Fahrzeuge grundlegend.<br />
Als betriebssicher gelten Fahrzeuge, welche die<br />
gesetzlichen Anforderungen an Strassenfahrzeuge erfüllen<br />
sowie innerhalb der gesetzlichen Fristen der Strassenverkehrsämter<br />
bzw. Motorfahrzeugkontrollstellen geprüft sind<br />
und keine Flüssigkeitsverluste aufweisen. Bei betriebssicheren<br />
Fahrzeugen sollte der Abstellplatz idealerweise über<br />
eine Versickerung mit Bodenpassage verfügen. Akzeptiert<br />
werden auch die Einleitung über einen Schlammsammler in<br />
die Regenabwasser- oder Mischabwasserkanalisation. Bei<br />
nicht betriebssicheren Fahrzeugen sind die<br />
Anforderungen an Abstellplätze höher.<br />
Am besten werden solche Fahrzeuge auf einem überdachten,<br />
befestigten und abflusslosen Platz gelagert. Unbefestigte<br />
Plätze sind für die Lagerung nicht betriebssicherer Fahrzeuge<br />
oder Fahrzeugteile zur Entsorgung nicht zulässig.<br />
Falls der befestigte Platz einen Abfluss aufweist, mus<br />
das Abwasser über Schlammfang und Mineralölabscheider<br />
in die Schmutzwasserkanalisation zur kommunalen Abwasserreinigungsanlage<br />
geleitet werden.<br />
Für weitere Informationen kann das Merkblatt des Verband<br />
Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute<br />
(VSA) zum Umweltschutz im Auto- und Transportgewerbe<br />
konsultiert werden. Dieses steht kostenlos als Download<br />
auf der VSA-Webseite zur Verfügung.<br />
Hier geht’s zum Merkblatt<br />
bis zu 90 Prozent verwertet werden. «Aufwendige Filtersysteme führen<br />
zu sauberer Abluft, die Energie wird verstromt und als Fernwärme<br />
genutzt und aus Filteraschen und Schlacken werden weitere Wertstoffe<br />
herausgeholt», sagt Christen.<br />
Dank dem Metallrecycling lassen sich<br />
grosse Mengen an Rohstoffen und<br />
Energie sparen. Foto: Shutterstock<br />
Der Rückgewinn wertvoller Rohstoffe wird mit ausgedienten E-Fahrzeugen<br />
an Bedeutung gewinnen. Viele E-Autos fahren bekanntlich<br />
erst seit Kurzem auf den Strassen, weswegen diese Autos erst vereinzelt<br />
bei den Autoverwertern gelandet sind. Da sich dies in naher<br />
Zukunft ändern wird, setzen sich die Firmen bereits heute damit<br />
auseinander. «Für das Recyceln müssen die Mitarbeitenden in erster<br />
Linie im Umgang mit Hochvoltsystemen geschult sein und es braucht<br />
die notwendigen Werkzeuge sowie einen abgesperrten Platz <strong>–</strong> genau<br />
gleich wie in den Garagen», führt Christen aus. «In Europa, aber auch<br />
Fortsetzung Seite 76<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 75
HANDEL & AFTERSALES<br />
in der Schweiz, entstehen in den kommenden Jahren grosse Recyclingkapazitäten.<br />
Lithium, Kobalt, Nickel, Mangan usw. will und muss<br />
man zurückgewinnen, um daraus neue Batterien herzustellen.» Bei<br />
E-Autos gäbe es zwar weniger Betriebsflüssigkeiten zum Entsorgen,<br />
dafür umso mehr wertvolle Metalle wie beispielsweise Kupfer in<br />
den Elektromotoren und Stromkabeln, Edelmetalle in der Leistungselektronik<br />
und Kobalt und Lithium in den Batterien. «Gerade die Lithium-Ionen-Batterien<br />
sind ein grosses Thema.» Zurzeit bestehe ein<br />
grosses Interesse, ausgediente Batterien vor dem Recycling für ein sogenanntes<br />
Second Life im stationären Speicherbereich einzusetzen.<br />
«Damit kann elektrische Energie aus Solar- und Windkraftanlagen<br />
gespeichert oder das Stromnetz stabilisiert werden.» Am meisten<br />
Sorgen hingegen würden heute defekte und beschädigte Batterien<br />
bereiten, zum Beispiel aus Unfallfahrzeugen. «Diese können unverhofft<br />
brennen und müssen daher korrekt gelagert, transportiert und<br />
so rasch wie möglich verwertet werden.» <<br />
Wie sich Altfahrzeuge von Gebrauchtwagen unterscheiden<br />
Der korrekte Umgang mit Altfahrzeugen und<br />
insbesondere die Unterscheidung zwischen<br />
Occasionen und Abfall/Schrott ist für Garagisten<br />
nicht immer ganz einfach. Anleitungen dazu hat<br />
das Bundesamt für Umwelt (Bafu).<br />
Das sind die entscheidenden Kriterien, um als<br />
Garagist zu entscheiden, ob ein Auto als Altfahrzeug<br />
gilt oder als Occasionswagen eingestuft<br />
werden kann:<br />
▪<br />
▪<br />
▪<br />
ausgebrannte Fahrzeuge<br />
Fahrzeuge, deren Motorraum und oder<br />
Fahrgastzelle grossteils geflutet wurde<br />
(z.B. mit Wasser, Schlamm usw.)<br />
Fahrzeuge, die zur Demontage oder zur<br />
Gewinnung von Ersatzteilen bestimmt sind<br />
▪<br />
Fahrzeuge, die stark deformiert sind und mehr<br />
als 55 Schadenpunkte aufweisen. Um das<br />
Schadenspunkteschema einzusehen, scannen<br />
Sie den QR-Code<br />
So ist das Recycling in der Schweiz organisiert<br />
und das sind die ersten Schritte, die ein Garagist<br />
tun muss:<br />
▪ Handelt es sich um ein Altfahrzeug, darf ein<br />
Garagist dieses nur einem Entsorgungsunternehmen<br />
übergeben, das über die Bewilligung<br />
zur Entgegennahme von Altfahrzeugen<br />
▪<br />
▪<br />
verfügt. Heute werden 97 % der Altfahrzeuge,<br />
die ausser Betrieb genommen werden, in der<br />
Schweiz rezykliert.<br />
Altfahrzeuge, die als kontrollpflichtige Abfälle<br />
gelten, dürfen nur mit Bewilligung des Bafu<br />
exportiert werden. Im Verfahren zur Erteilung<br />
der Ausfuhrbewilligung prüft das Bafu, ob die<br />
Unternehmen, die die Abfälle entgegennehmen,<br />
die schweizerischen Umweltvorschriften<br />
einhalten.<br />
Bewilligungsfrei als Ware dürfen nur Fahrzeuge<br />
exportiert werden, die nicht als Altfahr zeuge<br />
gelten. Exporte können nur in Mitgliedstaaten<br />
der EU und der OECD bewilligt werden. Beim<br />
Export von Occasionsautos muss der (annullierte)<br />
Fahrzeugausweis mitgeführt werden.<br />
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<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
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So funktioniert der neue Filter+ Pro. Foto: Bosch Automotive<br />
Die neue Generation von Innenraumfiltern: Filter+ Pro mit<br />
zusätzlicher Wirkung gegen Viren und Schimmelwachstum<br />
pd. Der neue Filter+ Pro von Bosch ist eine Weiterentwicklung<br />
des Filter+ und wird diesen bis Ende 2023 im Programm ersetzen.<br />
Seine neue antimikrobielle Schicht wirkt effektiv gegen Viren, Bakterien<br />
sowie Schimmelwachstum und hält Pollen zurück. Speziell<br />
zur Pollenflugsaison lassen sich so allergische Reaktionen der<br />
Fahrzeuginsassen, wie beispielsweise Niesen oder tränende Augen,<br />
verringern. Die Aktivkohleschicht adsorbiert zuverlässig schädliche<br />
und übel riechende Gase. Die ultrafeine Mikrofaserschicht hält<br />
mehr als 98 Prozent der Feinstaubpartikel ab einer Grösse von 2,5<br />
Mikrometer effizient zurück. Der Filter+ Pro schützt nicht nur die<br />
Gesundheit. Er reduziert auch die Ablagerungen auf der Klima anlage<br />
und unterstützt dadurch deren effiziente Funktion und eine bessere<br />
Sicht. Für Werkstätten ist der jährliche Innenraum filterwechsel ein<br />
wichtiger Umsatzträger. Bosch bietet für Verbrenner-, Hybrid- und<br />
Elektrofahrzeuge über 600 Innenraum filtertypen an und erreicht so<br />
eine Abdeckung von etwa 318 Millionen PW in Europa. Hochwertige<br />
Materialien und sorgfältige Ver arbeitung sorgen für eine gleichbleibend<br />
hohe Produktqualität von Bosch-Innenraumfiltern. <<br />
Vorteile der integrierten Augensicherheit in die Melexis-<br />
Lösung zur Überwachung im Fahrzeuginnenraum<br />
pd. AMS Osram, ein weltweit führender Anbieter von optischen Lösungen,<br />
gibt die Lieferung eines Hochleistungs-Infrarot-Laser-Flood-<br />
Illumi nators für den neuesten indirekten Time-of-Flight (iToF)-Demonstrator<br />
von Melexis für die Automobilindustrie be kannt. Das<br />
Melexis iToF-Evaluierungskit demonstriert die Fähigkeiten des<br />
neuen AMS Osram 940nm VCSEL (Vertical-Cavitiy Surface-Emitting<br />
Laser) Flood-Illuminators in Kombination mit einem Schnittstellenmodul<br />
und einem Prozessorboard sowie des MLX75027 iToF-Sensors.<br />
Das Evaluierungskit bietet eine vollständige Hardware-Implementierung<br />
der iToF-Tiefenmessung, auf der Automobil-OEMs<br />
Software für Innenraumüberwachungssysteme wie Personenerkennung<br />
und Gestensensorik ausführen können.<br />
«Automobil-OEMs suchen kontinuierlich nach Möglichkeiten, Systemdesigns<br />
zu vereinfachen und die Anzahl der Komponenten zu reduzieren.<br />
Durch die Integration einer Augensicherheitsverriegelung in<br />
das VCSEL-Beleuchtungsmodul hat AMS Osram einen neuen Weg<br />
gefunden, um den Kunden in der Automobilindustrie einen Mehrwert<br />
zu bieten. Dadurch wird nicht nur die Anzahl der Komponenten reduziert,<br />
sondern auch die Zuverlässigkeit erhöht, während gleichzeitig<br />
ein Höchstmass an optischer Leistung geboten wird», sagte Firat<br />
Sarialtun, Global Segment Manager für In-Cabin Sensing bei AMS<br />
Osram. <<br />
Werkstatt-Tipp<br />
Bosch empfiehlt, einmal im Jahr oder alle 1 000 Kilometer den<br />
Innenraumfilter zu wechseln<br />
Mögliche Folgen zugesetzter Filter:<br />
• schlechtere Sicht durch beschlagene Scheiben<br />
• erhöhte Schadstoffkonzentration im Fahrzeug<br />
• allergische Reaktionen, z. B. Niesen<br />
• eingeschränkte Funktion der Klimaanlage durch Ablagerungen<br />
auf dem Verdampfer.<br />
Verbesserung der Überwachung in Fahrzeuginnenräumen. Foto: AMS Osram<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> 77
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VORSCHAU<br />
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Das Neueste über Agenturmodelle erfahren<br />
Die Vorbereitungen für die grösste Fachtagung der Branche am<br />
Dienstag, 17. Januar 2023, laufen auf Hochtouren. Nehmen auch Sie<br />
am «Tag der Schweizer Garagisten» 2023 in Bern teil und erfahren<br />
dort mehr zum Auto, einer Faszination mit Zukunft. Aber auch<br />
Agenturmodelle sind an der Fachtagung ein zentrales Thema.<br />
Jetzt anmelden unter: www.agvs-upsa.ch/de/Tagung2023<br />
VORSCHAU <strong>AUTOINSIDE</strong> 1 <strong>–</strong> JANUAR 2023<br />
Die nächste <strong>Ausgabe</strong> erscheint am 3. Januar 2023 mit folgenden Schwerpunktthemen:<br />
Foto: Toyota Gazoo Racing Switzerland<br />
Service & Technik<br />
Hotline für Garagisten: <strong>AUTOINSIDE</strong> zeigt auf, was<br />
die häufigsten Fragen im Bereich Service & echnik<br />
sind. Zudem: Tuning und Leistungssteigerung sind<br />
trotz E-Mobilitätsfokus der Politik in der Schweiz<br />
gefragt und durchaus ein lukratives Geschäftsfeld.<br />
Foto: Istock<br />
Marketing und Qualitätsmanagement<br />
Marketing darf nicht nur kosten, sondern muss auch<br />
Wirkung zeigen: Ein Experte verrät Marketingtrends<br />
sowie Werkstattkonzepte ihre Marketinghighlights<br />
für 2023. Zudem fragt <strong>AUTOINSIDE</strong> kleine Garagen,<br />
wie sie das Thema Qualitätsmanagement angehen.<br />
Foto: Amag<br />
Grosses Special «Alternative Antriebe»<br />
Alles Wissenswerte auf einen Blick: <strong>AUTOINSIDE</strong><br />
bietet in einem Special auf über 80 Seiten einen<br />
umfassenden Überblick zum aktuellen Stand der<br />
Entwicklung und zu den neuesten Erkenntnissen zu<br />
allen alternativen Antriebstechnologien.<br />
Das auflagenstärkste Fachmagazin des Schweizer Autogewerbes<br />
94. Jahrgang. 11 <strong>Ausgabe</strong>n in deutscher und französischer Sprache.<br />
WEMF-beglaubigte Auflage per September 2021: <strong>12</strong> 367 Exemplare, davon 9351 in Deutsch, 3016 in Französisch.<br />
Herausgeber<br />
Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS)<br />
www.agvs-upsa.ch<br />
Verlag<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong><br />
Wölflistrasse 5, CH-3006 Bern<br />
Telefon: + 41 (0)31 307 15 15<br />
verlag@agvs-upsa.ch, www.autoinside.ch<br />
Administration und Aboverwaltung<br />
Jahresabonnement<br />
CHF 110.<strong>–</strong> inkl. MWST<br />
Einzelnummer<br />
CHF 11.<strong>–</strong> inkl. MWST<br />
Kontakt: Monique Baldinger<br />
Telefon: + 41 (0)31 307 15 26<br />
monique.baldinger@agvs-upsa.ch<br />
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Jetzt abonnieren unter<br />
www.agvs-upsa.ch/abo<br />
Redaktion<br />
AGVS-Medien<br />
Flurstrasse 50, CH-8048 Zürich<br />
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(kro, Leiter Publizistik), Jürg A. Stettler<br />
(jas, Leitender Redaktor Mobilität), Timothy<br />
Pfannkuchen (tpf, Leitender Redaktor Newsdesk)<br />
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Cynthia Mira (cym, Redaktorin Mobilität),<br />
Sascha Rhyner (srh, Redaktor Mobilität),<br />
Andreas Senger (se, Spezialgebiet Technik),<br />
Raoul Studer (rst, Spezialgebiet Politik).<br />
Weitere Mitarbeit: Monique Baldinger, Mike<br />
Gadient, Arnold Schöpfer.<br />
Gestaltung: Robert Knopf,<br />
Phutsadee Phoojaphon, Corinna Vogt.<br />
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Flurstrasse 50, CH-8048 Zürich<br />
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<strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>
Wir<br />
sagen<br />
Danke.<br />
André Koch AG<br />
Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit in<br />
diesem Jahr bedanken wir uns herzlich und<br />
freuen uns auf die gemeinsame Zukunft.<br />
Wir wünschen Ihnen, Ihren Familien und<br />
Mitarbeitenden schöne Festtage und<br />
ein erfolgreiches neues Jahr 2023.<br />
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