MACHER Menschen + Märkte - Dezember 2022
MACHER Menschen + Märkte - Ausgabe vom 02.12.2022
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06 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | HANDEL<br />
DEZEMBER <strong>2022</strong><br />
Grafik:IHK<br />
Wettbewerbsvorteil: Attraktives Einkaufserlebnis<br />
Dass weichende Geschäfte zu Leerständen führen könnten,<br />
bereitet den Einzelhändlern dabei eher weniger Sorgen. „Entscheidend<br />
ist nicht die Anzahl der leerstehenden Läden in der<br />
Innenstadt, sondern die Art der Neubelegungen“, erklärt Claudia<br />
Jacoby. „Inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte werden<br />
leider nicht mehr durch vergleichbaren Einzelhandel ersetzt.<br />
Hierin liegt das Hauptproblem.“ Auch Patrick Sterzenbach rechnet<br />
damit, dass sich in Zukunft vermehrt andere Betriebe, etwa<br />
aus der Gastronomie, in der Innenstadt ansiedeln werden.<br />
Wenn man die Internetgiganten in ihrem Feld nicht schlagen<br />
kann – wie kann der Einzelhandel sich künftig möglichst konkurrenzfähig<br />
aufstellen? Spricht man mit Einzelhändlern in der<br />
Region, zeigt sich, dass die Geschäftsleute sich vor allem von<br />
einem attraktiven Einkaufserlebnis einen Wettbewerbsvorteil<br />
erhoffen. „Der Einzelhändler muss die <strong>Menschen</strong> davon überzeugen,<br />
dass ein Einkauf in der Stadt ein besonderes Erlebnis<br />
ist“, sagt Claudia Jacoby. „Da muss das Warenangebot stimmen<br />
und die Waren müssen ansprechend präsentiert werden. Die<br />
Beratung durch den Inhaber oder die Inhaberin und ausgebildetes,<br />
freundliches Fachpersonal sind durch nichts zu ersetzten.“<br />
Dass viele <strong>Menschen</strong> Wert auf eine attraktive Innenstadt legen<br />
und darin eine Chance für den Einzelhandel liegt, sieht<br />
auch Lars Messerich: „Es ist ein riesiger Wunsch der Kunden,<br />
eine belebte Stadt zu haben. Die Kunden haben uns während<br />
der Pandemie immer wieder gespiegelt, dass sie traurig sind,<br />
nicht in die Geschäfte zu dürfen.“ Man müsse sich also mit Blick<br />
auf die Zukunft des Einzelhandels die Frage stellen: „Was macht<br />
die Stadt lebenswert? Warum kommen die <strong>Menschen</strong> in die<br />
Stadt? Da muss ein vielfältiger Handel sein, den <strong>Menschen</strong><br />
muss ein angenehmer Aufenthalt ermöglicht werden. Die Innenstadt<br />
ist das Herz jeder Stadt.“ Shoppen gehen bedeute<br />
auch, <strong>Menschen</strong> und Freunde zu treffen. Auch einfache Dinge<br />
wie günstige Parkgebühren seien wichtig.<br />
Ein großes Manko in Trier: Hohe Parkgebühren<br />
Patrick Sterzenbach, Vorsitzender<br />
der Trierer City-Initiative,<br />
sieht kleine Geschäfte<br />
im Nachteil: Ein kleiner<br />
Schuhladen um die Ecke<br />
könne Online-Handel nicht<br />
wie zum Beispiel Amazon<br />
bewerkstelligen.<br />
Archivfoto: Roland Morgen<br />
Immobilieninvestoren oder Fondsgesellschaften. Theresia<br />
Quint sieht hier Handlungsbedarf: „Ich glaube, dass es wichtig<br />
wäre, dass man die Eigentümer diverser Immobilien an einen<br />
Tisch bekäme. Denn auch das Mietkonzept der Stadt Trier ist<br />
ein Punkt, über den man reden muss.“ Dies sei auch wichtig,<br />
um kleinere Läden in der Stadt zu halten. „Oft sind ja die vielfältigen<br />
kleinen Ladenflächen die spannenden Geschäfte, die<br />
eine Stadt beleben und auch individuell gestalten.“ Für kleinere<br />
Läden mit einem geringeren Umsatz, sei es noch schwieriger,<br />
sich die Miete weiterhin leisten zu können. Langfristig führe der<br />
Trend dazu, dass man viele Ketten in die Stadt hole. „Der Einzelhandel<br />
braucht eine andere Basis, als das Maximum an Mieten<br />
zu gewährleisten.“<br />
Lars Messerich sagt, die Politik müsse sich im Klaren sein,<br />
dass der Einzelhandel unverzichtbar für eine lebendige Stadt<br />
ist. „Man sollte es den Ladenbetreibern so einfach wie möglich<br />
machen, um erfolgreich zu arbeiten.“ Er wünscht sich vor allem<br />
weniger Bürokratie.<br />
Um die Innenstädte zu erhalten, sei es auch wichtig, die Fußgängerzonen<br />
zu pflegen, sagt Patrick Sterzenbach. „Da ist die<br />
Stadt gefordert.“ Auch beim Thema Sicherheit sieht der Vorsit-<br />
Gerade da sieht auch Theresia Quint ein Problem – bezogen<br />
auf Trier. „Ein ganz großes Manko der Stadt Trier ist das Parken.<br />
In Trier habe ich gar nicht die Chance, vernünftig in die<br />
Stadt zu kommen. Und die Parkgebühren sind so teuer wie<br />
kaum in einer Kleinstadt in Deutschland. Das Bummeln ist ja<br />
das, was die Stadt ausmacht. Das mache ich aber nicht, wenn<br />
jede Stunde sechs Euro Parkgebühren kostet.“<br />
Neben Herausforderungen durch Online-Handel und Infrastruktur<br />
gefährden jedoch auch hohen Mieten den städtischen<br />
Einzelhandel. Vermietete Objekte sind nicht selten in Hand von<br />
Freizeit-Vergnügen Einkaufsbummel: Bauernmarkt<br />
und verkaufsoffener Sonntag sorgten im<br />
Oktober für Besucherströme in Bitburg.<br />
Archivfoto: Rudolf Höser