Bock-Blick 2022
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20. Dezember <strong>2022</strong><br />
OKTOBER <strong>2022</strong><br />
25<br />
Ein Ort zum Teilen und Verweilen<br />
Schaffhausen. Wo lange Zeit ein beliebter<br />
Reisestopp für Backpacker<br />
war, erstrahlt seit Anfang September<br />
dieses Jahres ein neues Gasthaus mit<br />
Hotel und Restaurant. Mit dem Selda’s<br />
wollen die beiden Schaffhauserinnen<br />
Sally Sticher und Elena Meister der<br />
Schaffhauser Gastrolandschaft frisches<br />
Leben einhauchen. Statt einer<br />
klassischen Speisekarte mit Einzelgerichten<br />
lancieren die beiden das Prinzip<br />
«Sharing is Caring» – die moderne<br />
Welt des Teilens. Dieses Konzept war<br />
in Schaffhausen bis anhin noch unbekannt.<br />
Die Gäste wählen gemeinsam<br />
von der Karte verschiedene Gerichte<br />
aus, welche anschliessend in der<br />
Mitte des Tisches serviert werden –<br />
zum Teilen. «Es erinnert ein bisschen<br />
an eine Tavolata – zusammen kochen,<br />
essen und geniessen», vergleicht Elena<br />
Meister und ergänzt: «Und man muss<br />
sich nicht für ein Gericht auf der Karte<br />
entscheiden.»<br />
«Das Wichtigste für uns ist es jetzt,<br />
Routine zu bekommen», sagen die beiden<br />
im Interview mit dem «<strong>Bock</strong>». Ziel<br />
sei es, zukünftig mit einem sogenannten<br />
«Moodboard» (Deutsch: Stimmungstafel)<br />
die Bedürfnisse der Gäste<br />
noch mehr abzuholen. «Ob Cocktails<br />
oder Gerichte – wir sind offen dafür,<br />
etwas auszuprobieren, das den Wünschen<br />
unserer Gäste entspricht.» (lg.)<br />
Seit Anfang September heissen die Jungunternehmerinnen Elena Meister (r.) und Sally<br />
Sticher die Gäste im Selda‘s willkommen. <br />
Bild: lg.<br />
Seit 1996 ist Cristiano Giudici für die Verkehrsbetriebe Schaffhausen (vbsh) im Einsatz,<br />
meist im städtischen Trolleybus-Turnus oder auf den regionalen Buslinien. Bild: lg.<br />
Als Busfahrer in der Hauptrolle<br />
Schaffhausen. Zwischen Lenkrad und<br />
Bühne: Seit fast 27 Jahren ist Cristiano<br />
Giudici tagtäglich für die Verkehrsbetriebe<br />
Schaffhausen (vbsh) als Busfahrer<br />
im Einsatz. Der Beruf macht ihm<br />
nach wie vor grosse Freude: «Es ist<br />
zwar alles moderner geworden, aber<br />
leider auch anonymer», sagt er im Interview<br />
mit dem «<strong>Bock</strong>». Anzutreffen<br />
ist der Schaffhauser meist auf der<br />
Trolleybus-Linie sowie im Regionalverkehr.<br />
«Jedes Mal ein Höhepunkt ist<br />
es, den ersten Bus über den Reiat nach<br />
Thayngen zu fahren. Da gibt es die<br />
schönsten Sonnenaufgänge», schwärmt<br />
der lebensfrohe Busfahrer. Was er sich<br />
von den Fahrgästen wünscht? «Mehr<br />
Verständnis. Der Chauffeur ist eigentlich<br />
nie schuld, wenn es technische<br />
Probleme oder Verspätungen aufgrund<br />
der Verkehrslage gibt.»<br />
Daneben hat Cristiano Giudici den<br />
Weg zur Schauspielerei eingeschlagen.<br />
Über Einsätze als Statist bekam der<br />
Filmfan eine Rolle im Schauspielhaus<br />
Zürich und stand dieses Jahr erstmals<br />
in einem Theaterstück des Schaffhauser<br />
Regisseurs Damir Zizek im Einsatz.<br />
«Die Schauspielerei ist ein optimaler<br />
Ausgleich zum Alltag als Busfahrer»,<br />
erzählt er. Was er sicher in beiden Berufen<br />
braucht: Selbstbewusst vor anderen<br />
Leuten aufzutreten und auch einmal<br />
den Tarif durchzugeben. (lg.)<br />
Der verängstigte Gottesstaat<br />
Schaffhausen. T.G.* ist im Iran geboren<br />
und aufgewachsen, lebt heute<br />
jedoch im Ausland. Auf expliziten<br />
Wunsch verzichtet der «<strong>Bock</strong>» auf<br />
weitergehende Angaben über den Interviewpartner,<br />
denn er bekennt sich<br />
als Regimegegner und könnte damit<br />
sich und seine Familie in Gefahr bringen.<br />
Der Islam ist nicht nur die Staatsreligion<br />
in der Islamischen Republik<br />
Iran. Auch die Regeln und Gesetze des<br />
Landes stützen sich auf diese Glaubensrichtung.<br />
Mit dem strengen islamischen<br />
Rechtssystem, der Scharia, gehen<br />
harte Strafen einher. Für Mädchen<br />
und Frauen gelten strengere Gesetze.<br />
Das islamische Rechtssystem schliesst<br />
eine Gleichberechtigung entschieden<br />
aus. Die Sittenpolizei könne willkürlich<br />
Frauen ins Gefängnis bringen.<br />
Beispielsweise wenn ihre Kopfbedeckung<br />
nicht vollständig den vom Regime<br />
vorgeschriebenen Anforderungen<br />
entspricht. Oftmals kommen die Gefangenen<br />
nicht mehr lebend aus den<br />
Gefängnissen heraus. Im Gespräch mit<br />
T.G. erzählt er von vielen ihm bekannten<br />
Gräueltaten aus seinem Heimatland,<br />
für welche er die entsprechenden<br />
Beweise liefern könne, und gibt an: «In<br />
meinem Land läuft so vieles schief. Die<br />
Islamische Republik Iran ist höchst<br />
korrupt.» <br />
(gco.)<br />
(*Name der Redaktion bekannt)<br />
Der Fall der jungen getöteten Mahsa Amini im Iran ist kein Einzelfall. Das Haareschneiden<br />
wurde zum Akt der Solidarität mit den Frauen im Iran. <br />
Symbolbild: gco.