Pirouette No. 01/2023 Januar

der zweite 3A war leicht unterdreht. Yamamoto
ist ein eleganter Läufer, was im KP zu „Yesterday“
und in der Kür zu Sergei Rachmaninovs
Zweitem Klavierkonzert zur Geltung
kommt, aber er könnte mehr Ausdruck zeigen.
Ilia Malinin verhinderte den totalen Triumph
der Japaner. Der Amerikaner lag zunächst auf
Rang fünf, weil er wie schon bei seinen zwei
Grand Prix im KP gepatzt hatte, diesmal waren
alle drei Sprungelemente unsauber bzw. unterdreht.
In der Kür setzte der „Quad God“
(Vierfach-Gott) zur Aufholjagd an und sein erster
Trumpf war natürlich der 4A. Er stand ihn
und vier weitere Vierfachsprünge, danach ging
er in der Schrittfolge aus sich heraus. Und das,
obwohl sein Fuß nach wie vor verletzt ist und
er außerhalb vom Eis einen Spezialschuh trägt.
Kein Wunder, dass der am 2. Dezember 18
Jahre alt gewordene Läufer selbst kaum glauben
konnte, was er gerade auf dem Eis tat und
ratsuchend zu seinem Trainer und Vater
Roman Skorniakov an die Bande schaute.
Männer | Meisterklasse
KP Kür Pkt
1 Shoma Uno – Japan 1 1 304.46
2 Sota Yamamoto – Japan 2 3 274.35
3 Ilia Malinin – Ver. Staaten 5 2 271.94
4 Shun Sato – Japan 6 4 250.16
5 Kao Miura – Japan 3 6 245.74
6 Daniel Grassl – Italien 4 5 244.97
9
Grand Prix Finale
Shoma Uno, Fotos: Dave Carmichael
Sota Yamamoto
»„Ich wusste nicht, was gerade passierte,
«
Ilia Malinin
deswegen habe ich zu ihm geschaut, um
zusehen, ob es real war oder nicht. Ich denke,
ich habe einfach an mich und an mein
Training geglaubt und bin selbstbewusst
geblieben. Ich weiß, dass ich alles, was ich
im Training gemacht habe, auch im Wettkampf
stehen kann. Mein Ziel ist es definitiv
sicherzustellen, dass ich sicherer im
Kurzprogramm werde. Das war etwas vermasselt.
Jetzt habe ich ein wenig Zeit vor
den nächsten Wettbewerben und kann Zeit
und Mühe investieren, um an diesem Programm
zu arbeiten.“
Die Vierfachen sind beeindruckend,
keine Frage, aber
außer Sprüngen passiert vor
allem in der ersten Hälfte im
Programm nicht viel. Erst
nachdem die Höchstschwierigkeiten
vorbei sind,
bleibt Zeit und Konzentration für
andere Komponenten des Sports.
Shun Sato aus Japan stürzte im KP
beim 4L, in der Kür lieferte er eine
fehlerfreie Leistung ab inklusive 4L,
aber angesichts des hohen Niveaus
reichte das nicht für eine Medaille.
Nach gelungenem KP lag Kao Miura,
der vierte Japaner im Bunde, auf Rang
drei. Doch er leistete sich den einzigen
Sturz in der Kür bei einem 4T, den er
spontan riskierte, nachdem er einen geplanten
4T zum doppelten aufgerissen
hatte. Daniel Grassl litt unter einer Erkältung,
aber es war Ehrensache für ihn, in
seinem ersten Meisterklassen-Finale zu
starten. Der Italiener ging beim 4L im KP
zu Boden und baute weise auf die sichere
Kombi 3L-3T um. In der Kür zeigte Grassl
wieder den 4R sowie 4L und 4F, wobei der
Rittberger und Flip ein „q“ bekamen. Der
Südtiroler hatte kurz vor dem Finale angekündigt,
dass er sich endgültig gegen eine
Rückkehr in die USA entschieden habe. Er
trainiert aktuell in seinem bisherigen
Team in Egna vor allem bei Eva Martinek,
Alisa Mikonsaari (die ihn in Turin
betreute) sowie mit Lorenzo Magri.
Ilia Malinin