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GASTRO das Fachmagazin 1-2/23

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1-2/20<strong>23</strong><br />

NEWCOMERIN DES JAHRES 43<br />

wie Dirndln am Feld oder die Wiener<br />

Stadtbauern zum Zug. „Ich arbeite mit<br />

Lebensmitteln und nicht mit industriell<br />

hergestellten Nahrungsmitteln“, sagt<br />

Razani sehr bestimmt. Was sie durch<br />

<strong>das</strong> Einlegen von Gemüse umsetzt, was<br />

die Gerichte sehr indiviuell macht. Wie<br />

zum Beispiel die Rübenvariation, eines<br />

von, „was man im Gemüsebereich probieren<br />

sollte“. Hier werden bis zu sechs<br />

verschiedene Rübensorten serviert und<br />

zumindest zwei davon sind eingelegt.<br />

Gemüse ist der Star!<br />

Ihre Kreationen klingen kreativ und<br />

sind es auch, ebenso wie <strong>das</strong> nachhaltige<br />

Agieren durch entsprechende Verwendung:<br />

Labneh mit Rübenvielfalt und<br />

Granatapfel-Salzzitronen-Marinade,<br />

die Molke aus der Labneh-Herstellung<br />

kommt bei roher Lachsforelle mit Shiso-Öl<br />

und Saiblingskaviar zum Einsatz.<br />

Das Karottentatar, vielschichtig abgeschmeckt,<br />

ist ein Raspelsalat und wie<br />

ein Tatar im Ring angerichtet. Das Gemüse<br />

kommt übrigens unter anderem<br />

eben vom Frauenduo Dirndln am Feld<br />

und die sonstigen „Freunde“, wie die<br />

Produzenten im &flora genannt werden,<br />

liest sich teils wie <strong>das</strong> Who is Who regionaler<br />

Vorzeigebetriebe: Das Krautwerk,<br />

X.O. Beef, Jumi Käse, Almheu von Matthias<br />

Digruber, die Wiener Stadtbauern<br />

oder Süssmund Kaffee. Allesamt ausgemachte<br />

Tüftler in ihrem Metier, deren<br />

Produktherkunft völlig klar ist.<br />

Der Star auf Razavis Teller ist <strong>das</strong><br />

Gemüse, trotzdem finden sich auch<br />

Fleisch und Fisch: So wie die Schulter<br />

vom Mangalitzaschwein, <strong>das</strong> vom Thum<br />

stammt, der nach dem Slow Food Prinzip<br />

und damit nachhaltig agiert, oder<br />

die Lachsforellen aus einer Zucht in der<br />

Steiermark. Im Großhandel wird wenig<br />

bestellt, Parvin Razani will ihre Produzenten<br />

kennen. „Die Landwirtschaft ist<br />

heute großen Herausforderungen ausgesetzt.“<br />

Vom Klimawandel bis zur Biodiversität<br />

und Vermeidung von Monokulturen.<br />

Umso wichtiger ist es, seine<br />

Produzenten zu kennen, denn: „Ein gutes<br />

Lebensmittel beginnt beim Boden“,<br />

sagt sie!<br />

Es bewirkt etwas in der Branche!<br />

Was macht diese Auszeichnung mit Ihnen<br />

und Ihrem Team, Frau Razavi? Was<br />

Gemüse „from leaf to root“ ist Parvin Razavis Küchenphilosophie.<br />

Fotos: Florence Stoiber<br />

bewirkt sie? „Ich muss <strong>das</strong> erst sacken<br />

lassen“, sagt die Haubenköchin. „Bis<br />

jetzt war so viel los, <strong>das</strong>s ich kaum zum<br />

Nachdenken kam. Aber ich will weiter<br />

fokussiert bleiben auf die Küche. Vielleicht<br />

einmal ein eigenes Lokal. Und<br />

als Ziel? Was hat man als Ziel, wenn<br />

man gerade aus dem Stand heraus drei<br />

Hauben erkocht hat? Vielleicht irgendwann<br />

einmal Köchin des Jahres zu werden!“<br />

Klar ist für sie aber, <strong>das</strong>s so eine<br />

Auszeichnung <strong>das</strong> Image in der Branche<br />

deutlich hebt. „Ein Auto vom dritten<br />

in den vierten Gang zu schalten ist<br />

<strong>das</strong> eine, aber von Null wegzustarten, alles<br />

erst einmal in Bewegung zu bringen,<br />

und dann schon mit drei Hauben ausgezeichnet<br />

zu werden, ist für mich und<br />

mein Team eine unglaubliche Bestätigung<br />

und Motivation“, so Parvin Razavi.<br />

Out of the box!<br />

Ist die Gemüseküche die Küche der<br />

Zukunft, Frau Razavi? „Ganz sicher“,<br />

kommt es mit voller Überzeugung.<br />

„From Leaf to Root“ ist <strong>das</strong> neue „From<br />

Farm to Table“, denn Gemüse wird bei<br />

ihr mit Putz und Stingl verarbeitet. Was<br />

ihr auch den Ruf als Liebhaberin der<br />

Nordischen Küche einbrachte, denn genau<br />

dieser Ansatz und die Tatsache, nur<br />

mit dem zu arbeiten, was die Natur in<br />

der jeweiligen Saison bietet, entspricht<br />

der nordischen Küche. Die Zukunft liegt<br />

im Gemüse, sagt sie, und in den Jahreszeiten.<br />

Das mit den Hotelgästen hat sie übrigens<br />

bestens im Griff: Das Gourmet-<br />

Frühstück kommt mit regionalem Fokus<br />

auf den Tisch, abends kann à la carte bestellt<br />

werden. Und dann gibt’s ohnehin<br />

ein Dayli Special, bei dem sich Parvin<br />

Razavi ungehemmt verwirklich kann.<br />

Out of the box eben.<br />

Buchtipp<br />

Teheran – Parvin Razavis<br />

Bestseller<br />

Halim, <strong>das</strong> orientalische<br />

Porridge, <strong>das</strong> Schmorgericht<br />

Khoresht-e Karaws oder den<br />

persischen Pudding Fereni.<br />

Parvin Razavi präsentiert in<br />

dem Buch die traditionelle<br />

persische Küche, oftmals<br />

auch modern interpretiert.<br />

272 Seiten, gebunden<br />

Christian Verlag GmbH<br />

Preis: 36,00 €<br />

ISBN 978-3-95961-115-2

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