NIEDERSÄCHSISCHES - WIRTSCHAFTSJOURNAL Ausgabe ...
NIEDERSÄCHSISCHES - WIRTSCHAFTSJOURNAL Ausgabe ...
NIEDERSÄCHSISCHES - WIRTSCHAFTSJOURNAL Ausgabe ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
März/April 2011 <strong>NIEDERSÄCHSISCHES</strong> <strong>WIRTSCHAFTSJOURNAL</strong><br />
Seite: 3<br />
NWJ: Herr Wolter, wie beurteilen Sie<br />
die derzeitige Stimmung Ihrer mittelständischen<br />
Kunden in der Region<br />
Hannover? Welche Branchenunterschiede<br />
sind festzustellen?<br />
Bernd Wolter: Wir spüren in der Breite<br />
eine deutliche Belebung im Mit telstand,<br />
die sich auch in der Kreditnachfrage<br />
bemerkbar macht. Alle kurz- und<br />
mittelfristigen Finanzierungsformen<br />
entlang der Wert schöpfungskette der<br />
Unternehmen, insbesondere Betriebsmittelkredite,<br />
aber auch alternative Möglichkeiten<br />
zum Kredit, erfreuen sich<br />
einer starken Nachfrage. Ich bin optimistisch,<br />
dass der sich stabilisierende<br />
Aufschwung positive Aus wirkun gen<br />
auch auf die In vestitions kredit nach -<br />
frage der mittelständischen Kunden<br />
haben wird. Die Commerzbank steht<br />
auf jeden Fall mit Krediten bereit.<br />
NWJ: Zum 1. Mai wurde der deutsche<br />
Arbeitsmarkt mit der Umsetzung der<br />
EU-Dienstleistungsrichtlinie für alle<br />
EU-Bürger komplett freigegeben. Jetzt<br />
können auch polnische, rumänische<br />
oder tschechische Arbeitnehmer, die<br />
häufig für einen geringeren Stundenlohn<br />
arbeiten, hier einer dauerhaften<br />
Beschäftigung nachgehen. Welche<br />
Folgen erwarten Sie aus Bankensicht<br />
für kleinere und mittlere Betriebe in<br />
der Region?<br />
Wolter: Die Unternehmen müssen sich<br />
mit dieser Tatsache auseinandersetzen.<br />
Zum jetzigen Zeitpunkt ist es aus meiner<br />
Sicht noch zu früh, über etwaige<br />
Auswirkungen zu spekulieren. Man<br />
sollte abwarten.<br />
NWJ: Auf dem Mittelstandstag, den die<br />
Commerzbank AG begleitet und unterstützt,<br />
widmen Sie sich unter anderem<br />
dem Thema "Nachfolgeregelung in<br />
Unternehmen". Das ist ein klassisches<br />
Problem, das vielfach unterschätzt wird<br />
- welche Rolle spielt es bei der Kreditbewilligung?<br />
Wolter: Die Regelung der operativenund<br />
der Anteilsnachfolge spielt bei<br />
der Kreditentscheidung eine wichtige<br />
Rolle. Wenn bei einer neuen Kreditanfrage<br />
die Nachfolge im Unterneh-<br />
men nicht geregelt ist, beeinflusst dies<br />
das Rating des Kunden. Damit kann<br />
bzw. wird die ungeregelte Nachfolge<br />
den Kreditzins verteuern. Im seltenen<br />
Extremfall, in dem der Familienunternehmer<br />
sich jahrelang standhaft weigert,<br />
die Nachfolgefrage anzugehen,<br />
kann die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens<br />
betroffen sein, so dass die<br />
Commerzbank dies bei einer Kreditanfrage<br />
negativ werten muss.<br />
Aber Sie sprachen mich auf den<br />
Mittelstandstag in Niedersachsen an.<br />
Hier werden auch von den anderen<br />
Unterstützern des Mittelstandstages<br />
eine Reihe von Themen behandelt, die<br />
die Erfolgsfaktoren eines mittelständischen<br />
Unternehmens in seiner Vielfalt<br />
abdecken. Für Mittelständler lohnt sich<br />
sicher der Besuch des Mittelstandstages.<br />
NWJ: Auch die Banken selbst sind<br />
durch die internationalen Verein ba -<br />
rungen von BASEL III einer stärkeren<br />
Kontrolle bzw. strafferen Ratings ausgesetzt<br />
- in den kommenden zwei<br />
Jahren sollen mit der schrittweise vollzogenen<br />
Umsetzung der Richtlinien die<br />
Eigenkapitalquoten der Kreditinstitute<br />
deutlich erhöht werden. Im Mittelstand<br />
gibt es Befürchtungen, dass eine Folge<br />
von BASEL III noch restriktivere<br />
Kreditbewilligungen sein werden. Ist<br />
diese Angst gerechtfertigt?<br />
Wolter: Tendenziell werden die Kosten<br />
und einhergehend voraussichtlich auch<br />
die Konditionen für Kredite bei Banken<br />
im Mittel steigen. Insbesondere für<br />
INTERVIEW<br />
„Stehen mit Krediten bereit“<br />
NACHGEFRAGT BEI: Bernd Wolter, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung Commerzbank AG, Firmenkunden, Hannover<br />
Bernd Wolter<br />
Banken mit Kapitalmarktzugang bestehen<br />
Handlungsmöglichkeiten zur<br />
Abmilderung der Kosteneffekte. Für<br />
die Kreditvergabementalität (Risikoappetit)<br />
der Banken gilt langfristig: Für<br />
lohnendes Geschäft steht am Markt<br />
immer genügend Kapital zur Ver fügung.<br />
Kurzfristig jedoch hängen mögliche<br />
Einschränkungen der Kreditvergabe von<br />
der Positionierung des Kundenseg ments<br />
innerhalb der jeweiligen Bank ab. Für<br />
die Commerzbank gilt: Auch unter<br />
Basel III werden in der Mittelstandsbank<br />
ausreichend Ressourcen (Kapital,<br />
Liquidität) zur Verfügung stehen um<br />
den steigenden Finanzierungsbedarf<br />
unserer Kunden zu decken und das<br />
Wirtschaftswachstum zu unterstützen.<br />
NWJ: Wie beurteilen Sie die neue<br />
"Mittelstandsbörse" Hamburg-Hannover,<br />
bei der KMU über die <strong>Ausgabe</strong><br />
von eigenen Anleihen an Kapital ge -<br />
langen können? Ist das etwa eine<br />
Alternative zum klassischen Unter -<br />
nehmenskredit?<br />
Wolter: Wir beobachten mit Interesse<br />
die Entwicklung der neuen Mittelstandsbörse.<br />
Aus meiner Sicht geht<br />
sie in die richtige Richtung, weil sie<br />
beispielsweise auch größeren Mittelständlern<br />
die Möglichkeit eröffnen<br />
kann, an ausreichend Kapital zu kommen.<br />
Der klassische Kredit wird nach<br />
wie vor die wichtigste Finanzierungsform<br />
bleiben.<br />
von Hans-Ulrich Felmberg<br />
MOBIL LESEN:<br />
IPAD UND IP HONES BESSERE S EITEN<br />
Mit der Software-Applikation page2flip bietet das hannoversche Unternehmen<br />
wissenswerft GmbH eine vielfach beachtete Online-Dienstleistung zur Erstellung<br />
und Veröffentlichung von digitalen Dokumenten in der attraktiven Form eines Blätterdokuments.<br />
Dafür wurde das Unternehmen im Frühjahr von der Initiative<br />
Mittelstand mit der Nominierung zum Innovationspreis-IT 2011 in der<br />
Kategorie "Sonderauszeichnung Bundesländer - Niedersachsen" gewürdigt.<br />
page2flip, das die Anwendungsbereiche von Printmedien erweitert und hilft,<br />
diese in interaktive Publikationen umzuwandeln, ermöglicht jetzt eine<br />
weitere Besonderheit: Mobile Lese-Erlebnisse. Denn neben der Standard -<br />
anwendung auf Webseiten ist seit kurzem eine herausragende, browser -<br />
optimierte Darstellung auf den mobilen Endgeräten iPad und iPhone<br />
möglich. Selbst eingebundene Videos und Links (so genannte Hotspots)<br />
bleiben dabei vollständig erhalten. Die Variante für iPad und iPhone schafft<br />
eine barrierefreie Nutzung von Publikationen direkt im Browser und erspart<br />
so Webmastern und Softwareverantwortlichen in Unternehmen die Erstellung<br />
einer eigenen "App". Eine stolze Entwicklung: Der Blättereffekt beim<br />
Lesen von Dokumenten ist auf dem iPad beibehalten und für das iPad 2<br />
optimiert. Gleiches gilt für den Erstellungsprozess und die Ladezeiten von<br />
Blätterdokumenten, die dazu einen schöneren "Umblättereffekt" erfahren<br />
haben. Mit Hilfe eines integrierten Anwendungsfensters lassen sich die<br />
Blätterdokumente zudem auf Social Media Plattformen wie Facebook,<br />
Twitter, Google Buzz, Delicious weiterempfehlen. red<br />
NIEDERSACHSENS INDUSTRIE<br />
BEGRÜSST M INISTER R ÖSLER<br />
Die niedersächsischen Metallarbeitgeber und der Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie<br />
begrüßen die Neubesetzung an der Spitze des Wirtschaftsministeriums.<br />
„Philipp Rösler hat bereits als niedersächsischer Wirtschaftsminister bemerkenswerte<br />
Akzente gesetzt“, so Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt. „Er war in der schärfsten<br />
Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit von Beginn an ein enger und vertrauensvoller Partner<br />
für unsere Unternehmen und hat dort eine sehr hohe Wertschätzung erfahren. Philipp Rösler<br />
steht für einen intensiven industriepolitischen Dialog, der auf Wachstum und Arbeitsplatzsicherheit<br />
ausgelegt ist.“ Rösler habe, so die im Haus der Industrie zusammengeschlossenen<br />
Industriearbeitgeber, die Belange der Unternehmen auch<br />
gegenüber der Kreditwirtschaft sehr engagiert und überzeugend vertreten.<br />
Schmidt: „Er weiß, wo den mittelständischen Betrieben in Niedersachsen<br />
der Schuh drückt und wo der Hebel angesetzt werden muss, wenn es um die<br />
Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Deutschland geht. Er kann also<br />
sofort loslegen.“ Den Unternehmen sei es wichtig, dass die Arbeitsmärkte<br />
flexibel gehalten werden, die Tarifautonomie gestärkt, die Lohnzusatzkosten<br />
gesenkt, die Haushalte konsolidiert und Energie sicher und bezahlbar bleibt.