WASISTLOS Magazin März 2023
Die Märzausgabe unseres Magazins "wasistlos - Bad Füssing". Das Magazin mit allen Infos über und aus Bad Füssing, Europas größtem Kurort, mit seinen Thermen, Hotels, Gastronomiebetrieben und Geschäften. Veranstaltungen, Neuigkeiten, TV-Programm und mehr!
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KURZKRIMI<br />
E I N F A L L S R E I C H - W I T Z I G - A N D E R S<br />
ALLES KOMMT AN´S<br />
LICHT DER SONNE<br />
K R I M I N E L L E S A U S B A Y E R N<br />
V O N E L L A W . A N D E R S<br />
WAS IM FEBRUAR <strong>2023</strong> WIL-MAGAZIN GESCHAH:<br />
Melindas Ehemann Valentin verschwand bei einem Spaziergang<br />
am Valentinstag 2010 spurlos vom Inn-Damm.<br />
Zwölf Jahre später pflanzte Melinda zu seinem Gedenken<br />
hinter der Bank, von der er verschwand, eine Kornelkirsche in<br />
das Erdreich und fand dabei seinen Ehering. Könnte auch sein<br />
Ringfinger in der Nähe sein?<br />
Voller Entsetzen rief sie die Polizei ...<br />
Für Melinda schien eine Ewigkeit zu verstreichen, bis gegen 18<br />
Uhr ein Beamter der Kripo aus Passau erschien. Hauptkommissar<br />
Harribald Renner hörte sich ihr Erlebnis an und betrachtete<br />
nur ganz kurz den verwitterten Ring. Dann sagte er: »Selbst<br />
wenn wir den Damm abtragen ließen, würden wir weder einzelne<br />
Körperteile Ihres Mannes, noch seinen kompletten Leichnam finden.<br />
Aber wenn es Ihnen morgen vormittags besser geht, reden<br />
wir über diesen Fall. Für heute ist das nicht angebracht. Sie haben<br />
sich genug aufgeregt. Ich schlage vor, dass ich gegen elf Uhr noch<br />
einmal bei Ihnen vorbei komme.« Melinda war einverstanden. Die<br />
angenehme Art des Beamten und die Injektion des Kurarztes hatten<br />
sie beruhigt.<br />
Am nächsten Vormittag wartete Melinda im Büro, das ihr Frau<br />
May-Duvall, die Eigentümerin der Frühstückspension, für die<br />
Unterredung überlassen hatte. Der Hauptkommissar war pünktlich.<br />
Am Besprechungstisch saßen sie sich gegenüber und er ließ sie<br />
reden. Die ganze Last ihrer Sorgen und alle Ängste um Valentin,<br />
brachen aus ihr heraus. Als sie sich wohl zum tausendsten Mal in<br />
diesen zwölf Jahren den Vorwurf machte, dass sie ihren kranken<br />
Mann damals allein auf der Bank zurück ließ, unterbrach der<br />
Kommissar und stellte ihr eine Zwischenfrage: »Was ist mit seinen<br />
Papieren geschehen? Sind diese in Ihrem Besitz?« »Natürlich nicht,<br />
Herr Kommissar. Er trug seine Brieftasche immer bei sich. Sie ist<br />
gemeinsam mit ihm verschwunden.« Renner bohrte nach: »Blieben<br />
irgendwelche andere Unterlagen zurück?« Melinda nickte: »Seine<br />
Bankbelege sind noch da. Und selbstverständlich habe ich seinen<br />
Kredit abbezahlt. Er konnte es ja nicht mehr.«<br />
Der Kommissar blickte zu Boden: »Beabsichtigen Sie, ihn jetzt, nach<br />
zwölf Jahren, für tot erklären zu lassen?« »Das bringe ich nicht über<br />
mich!«, rief Melinda entsetzt. Der Kommissar sah wieder auf: »Sie<br />
hätten das schon im Jahr 2020 versuchen sollen. Dann wäre Ihnen<br />
viel Kummer erspart geblieben.« Melinda war irritiert: »Wie meinen<br />
Sie das?« Renner war am schwierigsten Punkt des Gespräches<br />
angekommen. Er sagte: »Dann würde man Sie darüber informiert<br />
haben, dass Ihr Ehemann nicht für tot erklärt werden kann, weil er<br />
nicht mehr vermisst wird. Er lebt! Das wurde im Jahre 2018 bei der<br />
Passkontrolle von den deutschen Grenzbeamten entdeckt, als er<br />
aus Algerien kommend in die Bundesrepublik einreisen wollte.« Da<br />
wurde es im Büro für eine ganze Weile völlig still.<br />
Melinda saß wie vom Donner gerührt da und starrte den<br />
Kommissar ungläubig an. Was hat dieser soeben gesagt? Valentin<br />
lebt? Ihr Mann soll damals sang- und klanglos verschwunden sein<br />
und sie über ein Jahrzehnt in dem Glauben gelassen haben, dass<br />
er tot ist? Und er hat sie erbarmungslos seinen hohen Bankkredit<br />
tilgen lassen? Das durfte nicht wahr sein!<br />
Irgendwann hauchte sie: »Hat womöglich Valentins Mörder die<br />
Dokumente zu verwenden versucht?« Der Hauptkommissar<br />
verneinte: »Selbstverständlich wäre dies möglich gewesen. In<br />
diesem Fall wurde Ihr Mann durch sein Zahnschema identifiziert.<br />
Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Er hat übrigens über seinen Anwalt<br />
dem BKA erklären lassen, dass er zu keinem Zeitpunkt vom Inn-<br />
Damm »verschwunden« ist. Er hat Ihnen dort vielmehr ganz<br />
deutlich gesagt, dass er aus Ihrem Leben gehen will. Er vermutet,<br />
dass Sie dies nicht akzeptieren konnten.« Melinda glaubte, im<br />
falschen Film zu sein.<br />
»Wenn das so ist, frage ich mich, warum er dann bis heute<br />
keine Ehescheidung beantragt hat. Außerdem würde doch keine<br />
verlassene Ehefrau so dumm sein, über Jahre hinweg einen hohen<br />
Bankkredit für einen Mann abzuzahlen, der sie für immer verlassen<br />
hat.« Renner senkte den Kopf. »Gut kombiniert. Eins zu null für<br />
sie«, dachte er. Es herrschte erneut ungläubige Stille.<br />
Schließlich folgte die bittere Erkenntnis: »Er hat mich also hinter´s<br />
Licht geführt. Er hat mich schamlos ausgenutzt und betrogen. Er<br />
hat mir 12 Jahre meines Lebens geraubt.<br />
Ich habe meine Ersparnisse und den größten Teil meines<br />
Einkommens an seine Bankschulden dran gegeben. Was soll ich<br />
jetzt tun, Herr Kommissar?« Er antwortete: »Schlafen Sie zuerst<br />
mehrere Nächte über diese Nachricht. Dann suchen Sie einen<br />
Anwalt auf und besprechen sich mit ihm. Sollte dieser noch<br />
Informationen benötigen, kann er sich mit mir in Verbindung<br />
setzen.«<br />
Harribald Renner erhob sich und reichte Melinda die Hand. »Ich<br />
wünsche Ihnen alles Gute. Schießen Sie nicht aus der Hüfte!<br />
Das wäre die Sache nicht wert. Wägen Sie alles ganz genau<br />
gegeneinander ab.« Melinda trank das Glas Orangensaft leer, das<br />
vor ihr stand und ging traumatisiert in das Foyer hinaus. Dort<br />
verabschiedete sich Frau May von Harribald Renner, der zu ihrem<br />
engsten Freundeskreis zählt. (siehe: »Die Zelle vier gehört dir«)<br />
Und dann ging sie auf Melinda zu: »Wie kann ich Ihnen helfen?«<br />
»Mir ist nicht mehr zu helfen, Frau May.« »Das sieht nur im Schock<br />
so aus«, erwiderte diese. »Ich schlage vor, dass Sie jetzt gleich in<br />
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