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FOCUS MONEY 10- Vorschau

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moneyeditorial<br />

EDITORIAL<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>10</strong>/2023<br />

FRANK MERTGEN<br />

stellv. Chefredakteur<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />

Verwerfungen in<br />

historischem Ausmaß<br />

Mehr als ein Jahr tobt bereits der Krieg in der Ukraine. Zum Jahrestag<br />

des russischen Einfalls ins Nachbarland waren vielfältige Bilanzen<br />

über die Brüche und die großen Trends zu lesen, die jetzt<br />

auch das Wirtschaftsleben bestimmen. Krieg bedeutet zum Beispiel Deglobalisierung<br />

und mehr Protektionismus, teurere Energie und allgemein<br />

kostspieligere Rohstoffe, höhere Rüstungsausgaben, mehr Schulden,<br />

höhere Inflation, höhere Zinsen. Die Folgen spüren wir täglich, auch wenn<br />

sich die Finanzmärkte für viele erstaunlich schnell an den Krieg und die<br />

Folgen gewöhnt haben (siehe Seite 6).<br />

Krieg als Brandbeschleuniger<br />

Aber stimmt das wirklich? Es sind schon Verschiebungen im Gange. Die<br />

Inflation hatte bereits vor dem Kriegsausbruch Fahrt aufgenommen und<br />

die Notenbanken hatten das mit ihrer ultralockeren Geldpolitik (trotz billionenschwerer<br />

Corona-Hilfen) mit ermöglicht. Der Krieg wirkte noch als<br />

Brandbeschleuniger. Mit Folgen für die Zinsen. Die deutsche Umlaufrendite<br />

ist seit der verrückten Zeit, als die Europäische Zentralbank jedes<br />

Preissignal des Zinses obsolet gemacht hatte und die Umlaufren dite<br />

minus 0,6 Prozent erreichte, um 3,5 Prozentpunkte nach oben gestiegen<br />

(siehe Grafik oben). Klingt viel, aber: Im historischen Kontext ist das<br />

allerdings immer noch sehr wenig, wie die langfristige Betrachtung<br />

schön erkennen lässt. Nach wie vor liegen die nominalen Zinsen um<br />

rund die Hälfte unter dem langjährigen Durchschnitt. Da könnte noch viel<br />

mehr kommen.<br />

Realzins tief wie nie in der Geschichte<br />

Dass aber noch immer Zins-Irrsinn herrscht, offenbart erst der Blick auf<br />

den Realzins, den Nominalzins abzüglich der Inflation. Der erreichte 1990,<br />

also nach der Wiedervereinigung Deutschlands, mit 6,3 Prozent einen Höhepunkt<br />

und ist seitdem drastisch gesunken. 2022 erreichte der Realzins<br />

angesichts hoher Inflation und erst langsam wieder anziehender Zinsen<br />

ein Nachkriegstief von minus 5,4 Prozent und ist auch heute noch in<br />

ähnlicher Größenordnung tiefrot. Mit der wohl bald deutlicher sinkenden<br />

Inflation wird sich die reale Zins-Kaufkraftvernichtung<br />

zurückbilden, aber im Moment ist sie weiterhin historisch.<br />

Die Verwerfungen des Krieges werden wir noch lange zu<br />

spüren bekommen, und das in drastischem Ausmaß.<br />

Ihr<br />

Weit unter dem Durchschnitt<br />

Die Umlaufrendite ist seit dem Tief um<br />

3,5 Prozentpunkte geklettert, rangiert aber<br />

weit unter dem langjährigen Durchschnitt.<br />

Deutsche Umlaufrendite<br />

Jahresdurchschnitt in Prozent<br />

notiert so tief wie nie zuvor.<br />

Deutscher Realzins<br />

Umlaufrendite minus Inflationsrate in Prozent<br />

Durchschnitt 1955 bis 2022<br />

1960<br />

Durchschnitt 1949 bis 2022<br />

1950 60 70 80 90 2000 <strong>10</strong> 2020<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank<br />

Zinsen ohne Kaufkraft<br />

Der Realzins, der die Verteuerung der<br />

Lebenshaltung mit in den Blick nimmt,<br />

Quelle: Deutsche Bundesbank<br />

70 80 90 2000 <strong>10</strong> 2020<br />

Aus aktuellem Anlass!<br />

Lesen Sie <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> bequem zu Hause<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die Inflation sinkt inzwischen deutlich. Die Aktienmärkte gehen<br />

davon aus, dass die Leitzinserhöhungen der großen Notenbanken<br />

demnächst enden und vielleicht schon Ende 2023 erste<br />

Zinssenkungen erfolgen. Was heißt das für die Märkte und die Aktienkurse,<br />

nachdem zum Beispiel der Dax von seinem Rekordhoch nicht<br />

mehr weit entfernt notiert?<br />

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<strong>10</strong><br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

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4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

–6<br />

3


moneyinhalt<br />

moneykompakt<br />

6 Rückblick: Ein Jahr nach dem<br />

Einmarsch russischer Truppen<br />

7 Das kaufe ich jetzt: McCormick<br />

– für mehr Würze im Depot<br />

7 Meine 1. Aktie: Portfolio-Managerin<br />

Vera Diehl über ihren Happy Deal<br />

7 Hit & Shit: Vom SAP-Generationswechsel<br />

zur Vogelgrippe<br />

8 Zinsradar: Ratenkredite und<br />

Annuitätendarlehen im Überblick<br />

8 Energie: Subventionen für fossile<br />

Energien auf dem Höchststand<br />

9 Mikas Markt-Monitor: Ungewissheit<br />

– was kommt als Nächstes?<br />

9 Fresenius Medical Care: Tochter<br />

wird eigene Aktiengesellschaft<br />

<strong>10</strong> Apple: Medizinischer Meilenstein<br />

<strong>10</strong> Nvidia: Starke Zahlen vom<br />

Ermöglicher der KI<br />

11 Wette der Woche: Comeback des<br />

Bergbaukonzerns Hochschild?<br />

11 ProSiebenSat.1: Neue Großaktionärin<br />

98 Andis Börsenbarometer: Ein Blick<br />

auf die Anleihenmärkte lohnt<br />

moneytitel<br />

12 Dividendenkalender: Wer zahlt<br />

wann wie viel Dividende?<br />

16 Schweizer Top-Zahler: Neben<br />

Kurs- und Währungsgewinnen<br />

locken hohe Erfolgsprämien<br />

19 Rendite-Knaller: Drei heimische<br />

Werte mit bis zu 35 Prozent<br />

22 Ölriesen: Diese Energiekonzerne<br />

lassen die Gewinne sprudeln<br />

26 US-Telekommunikation: Doppelchance<br />

mit plus sechs Prozent<br />

und Zukunftssicherheit<br />

30 Internationale Aktien: Diversifikation<br />

durch Dividendenchampions<br />

mit hoher Gewinndynamik<br />

33 Sachdividenden: Zum Bargeld<br />

gibt’s on top Geschenke<br />

34 Quellensteuer: So holen Sie sich<br />

Ihr Geld im Ausland zurück<br />

12<br />

Garantierter Geldregen<br />

Die Ausschüttungssaison 2023 könnte ein neues Rekordjahr werden:<br />

Rund 55 Milliarden Euro dürften die 40 Dax-Konzerne an Dividenden<br />

auszahlen. Wo bei deutschen Aktien mindestens sechs Prozent Rendite<br />

locken und wo hohe, sichere Zahlungen im Ausland zu holen sind<br />

37 Chartsignal: Einstiegschance<br />

beim Euro-Stoxx-Dividenden-Index?<br />

37 Börsenwissen: Crowd-Investing –<br />

gemeinsam zum Erfolg<br />

moneymarkets<br />

38 Interview: Ulrich Stephan von der<br />

Deutschen Bank verrät, wie sich<br />

Anleger jetzt positionieren sollten<br />

42 Biotech: Die acht attraktivsten<br />

Übernahmekandidaten<br />

46 Dürr: Konkurrenz zurückgelassen,<br />

unterwegs Richtung Rekordniveau<br />

47 Kolumne: Ken Fisher mahnt zum<br />

Ignorieren der leeren EZB-Worte<br />

48 Kapitalschutzzertifikate:<br />

Investieren, ganz ohne Marktrisiko<br />

51 Syzygy: Gute Nachrichten für die<br />

Aktionäre des Marketingkonzerns<br />

52 Interview: Frank Engels, Vorstand<br />

von Union Investment, spricht von<br />

einem neuen Zeitalter und<br />

wesentlichen Umbrüchen<br />

4 Titelfoto: Adobe Stock Inhaltfotos: Abobe Stock (3), Hapag-Lloyd, T. Wegner/Deutsche Bank<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>10</strong>/2023


1. MÄRZ 2023 www.money.de<br />

19<br />

Die Dividenden-Flaggschiffe<br />

Was haben die 3U Holding, Hapag-Lloyd und die Deutsche<br />

Pfandbriefbank gemeinsam? Mega-Renditen bis zu 35 Prozent!<br />

Was Sie für den rechtzeitigen Einstieg jetzt wissen müssen<br />

57 Musterdepots: Die europäische<br />

Aktienrally kommt ins Stocken<br />

58 „The Economist“: Schärfere<br />

Regulierungen für die großen<br />

Krypto-Institutionen<br />

60 Kolumne: Roland Koch über die<br />

Notwendigkeit, dass der Staat<br />

endlich sparen muss<br />

moneydigital<br />

54 Highlights: Warum die Zinsen<br />

nicht mehr steigen mit Mission<br />

Money; vegane Aktien im Trend<br />

bei Kleingeldhelden<br />

55 Aktienanalyse: Hackerangriff?<br />

Palo Alto verspricht Sicherheit<br />

dswanlegerschutz<br />

61 Vertane Chance: EU-Reform für<br />

Wirtschaftsprüfer bleibt aus<br />

moneyservice<br />

62 Marktplatz: Top-Vielfliegerprogramme,<br />

Oldtimer zum Staunen<br />

und Neues vom Mobilfunk<br />

48<br />

Auf Nummer sicher<br />

Es ist nie schlecht, Gewinne ins Trockene zu<br />

bringen. Mit diesen Kapitalschutzzertifikaten<br />

können Anleger risikofrei weiter investieren<br />

64 Beste Kreditkarten: Premiumund<br />

Corporate Karten im Check<br />

68 Digitale Champions 2023: Diese<br />

Unternehmen sind am besten für<br />

die Digitalisierung gerüstet<br />

moneyanalyse<br />

81 Fonds<br />

82 Deutsche Aktien<br />

90 Internationale Aktien<br />

96 ETFs<br />

97 Zertifikate<br />

moneyrubriken<br />

3 Editorial<br />

80 Leserbriefe – Impressum<br />

98 Termine<br />

38<br />

42<br />

Aussichtsreiche Zukäufe<br />

Nach Jahren der Flaute soll 2023 das Jahr der Übernahmen im<br />

Biopharma-Bereich werden. Besonders Pharma-Konzerne sind<br />

hinter den neuesten Innovationen der Biotech-Firmen her<br />

„Die Märkte nehmen die Berichtssaison zwar zur<br />

Kenntnis, aber die Notenbanken geben den Takt vor“<br />

ULRICH STEPHAN, CHEF-ANLAGESTRATEGE DER DEUTSCHEN BANK<br />

5


moneytitel<br />

DIVIDENDENKALENDER<br />

SICHERE GELDER –<br />

WICHTIGER DENN JE<br />

12<br />

Foto: iStock Composing: <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>10</strong>/2023


In Deutschland steuert die Ausschüttungssaison 2023 auf einen neuen Rekord und<br />

Spitzenrenditen zu. Eine Einladung für Anleger: Dividenden als regelmäßige passive<br />

Einkommen lassen sich perfekt für den längerfristigen Vermögensaufbau nutzen<br />

von BERND JOHANN<br />

Rund 55 Milliarden Euro, so die Markterwartung,<br />

werden die 40 Dax-Unternehmen in diesem<br />

Frühjahr an Dividenden ausschütten. Das sind<br />

3,4 Prozent des kompletten Indexwerts von aktuell<br />

um die 1630 Milliarden Euro – im Vergleich<br />

zu 2,5 bis 3,0 Prozent etwa bei Bundesanleihen<br />

kein schlechter Satz. Inklusive MDax, SDax sowie der nicht<br />

in diesen Indizes aufgelisteten kleineren Nebenwerte können<br />

die Anteilseigner der börsennotierten Aktiengesellschaften<br />

hierzulande bis Juni/Juli sogar mit einem Geldsegen von<br />

um die 75 Milliarden Euro rechnen. Das wäre neuer Ausschüttungsrekord.<br />

Und wenn es Brei regnet, sollte man bekanntlich<br />

den Löffel aufhalten.<br />

Das gilt nicht nur für deutsche Aktien. Andere Märkte verheißen<br />

ebenfalls saftige Renditen. So ziehen etwa auch die<br />

eidgenössischen Konzerne in dieser Ausschüttungssaison<br />

die Spendierhosen an (S. 16 ff.). Ebenso geben die internationalen<br />

Ölgesellschaften einen guten Teil ihrer dicken Gewinne<br />

aus 2022 an ihre Aktionäre weiter (S. 22 ff.). Traditionell<br />

gut bei Kasse und häufig ebenso freigiebig sind ferner die einnahmenstarken<br />

US-Telefongesellschaften (S. 26 ff.). Und in<br />

speziellen Situationen lassen sich in der anlaufenden Dividendensaison<br />

brutto sogar dick zweistellige Ausschüttungsrenditen<br />

ergattern (S. 19 ff.). Für Anleger dürfte es also kein<br />

Fehler sein, bei dem ein oder anderen Papier frühzeitig seine<br />

Steine zu setzen.<br />

Sechs Prozent plus X. Der Geldsegen bei Dax & Co. rührt<br />

nicht von ungefähr. „Die Unternehmen kommen bislang erstaunlich<br />

gut durch die Krise“, erklärt Joachim Schallmeyer,<br />

Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka (Sparkassen)<br />

mit Blick auf Rezession, Ukraine-Krieg und restriktive Geldpolitik.<br />

Die hohen Ausschüttungen seien so von den Unternehmensgewinnen<br />

gedeckt, die ebenfalls Rekordmarken erreichten.<br />

Denn die 40 Dax-Firmen hätten noch nie in einem<br />

Jahr mehr verdient als 2022.<br />

Neben den dicken Zahlungen hebeln zurückgekommene<br />

Kurse vieler Aktien die Dividendenrendite zusätzlich nach<br />

oben. Allein bei rund 20 der größeren Werte auf der deutschen<br />

Kursliste kündigen sich so bereits – Stand gegen Ende<br />

Februar – Ausschüttungsrenditen von brutto sechs Prozent<br />

und mehr an (siehe Tabelle Seite 15). Andere wie Allianz,<br />

E.on, MLP, Hamburger Hafen oder Deutsche Euroshop liegen<br />

nur knapp darunter. Unter den Kleineren sind Papiere<br />

wie Takkt, Cliq Digital, Surteco, Aurelius oder Mutares Kandidaten<br />

für überdurchschnittliche Zahlungen.<br />

Das lässt sich nutzen. Dabei bieten sich zwei Strategien an:<br />

zum einen das Generieren regelmäßiger Einnahmen mit Dividenden<br />

als Basis für ein längerfristiges, auf kalkulierbaren<br />

Renditen basierendes Investment über mehrere Jahre. Oder<br />

aber – spekulativ – eine Wette auf einen Kursanstieg um <strong>10</strong>,<br />

15 oder 20 Prozent vor der Hauptversammlung mit ihrem<br />

offiziellen Dividendenbeschluss. Sie verheißt Chancen vor<br />

Generöse Schweizer<br />

Bei den Eidgenossen schütten aktuell alle 20 Mitglieder<br />

das SMI-Index Dividenden aus. In Deutschland<br />

und Großbritannien liegt der Anteil wieder bei<br />

gut 90 Prozent und damit über dem Europa-Schnitt.<br />

Dividenzahler in europäischen Indizes<br />

Anteil in Prozent<br />

SMI, Schweiz<br />

Dax<br />

FTSE-<strong>10</strong>0,<br />

Großbritannien<br />

Stoxx-Europe-600<br />

2002 05 <strong>10</strong> 15 2020 23<br />

Quelle: AGI<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Unterschätzte Dividende<br />

In den vergangenen 5-Jahres-Zeiträumen machten<br />

Dividenden in Europa – gemessen am MSCI-Index –<br />

phasenweise bis zu 70 Prozent der Aktienerträge<br />

aus. Deutschland gilt hier als besonders stark.<br />

Anteile an der jährlichen Wertentwicklung im MSCI-Europe<br />

Durchschnitt der 5-Jahres-Perioden in Prozent<br />

30<br />

3,7 Anteil der Dividenden<br />

Anteil der Kursentwicklung<br />

20<br />

2,8<br />

2,3<br />

5,1<br />

2,7<br />

<strong>10</strong><br />

2,8<br />

1,5<br />

2,2<br />

2,9<br />

0<br />

4,1 21,1 7,4 <strong>10</strong>,7 4,1 12,5<br />

5,2 3,1<br />

–7,6<br />

–<strong>10</strong><br />

1978 1983 1987 1993 1998 2003 2008 2013 2018<br />

Beginn der 5-Jahres-Perioden<br />

Quelle: AGI<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>10</strong>/2023<br />

13


moneytitel<br />

IM SONDERANGEBOT:<br />

Anleger können sich<br />

Renditen von bis zu<br />

35 Prozent sichern<br />

TITEL<br />

Achtung: Rendite-Knaller!<br />

Die Gewinnexplosion im Vorjahr macht’s möglich: Drei deutsche Aktien bieten Mega-Renditen von<br />

bis zu 35 Prozent – 3U Holding, Hapag-Lloyd und Deutsche Pfandbriefbank<br />

von JENS MASUHR<br />

Der Countdown läuft. Im März wird Vorstandschef Uwe<br />

Knoke für Klarheit sorgen. Dann steht fest, über welche<br />

Ausschüttungshöhe für 2022 die Hauptversammlung<br />

der Marburger Beteiligungsgesellschaft 3U Holding am<br />

15. Mai abstimmen wird. Nur so viel: Vorausgegangen ist ein<br />

Jahresüberschuss, der im Vergleich zum Vorjahr um den Faktor<br />

55 regelrecht explodiert ist. Die Rechenschieber der Experten<br />

glühen: Eine Ausschüttung zwischen einem und zwei<br />

Euro pro Aktie gilt als gesetzt. Macht im Mittel eine Rendite<br />

von 35 (!) Prozent.<br />

Hintergrund ist der Verkauf der Beteiligungsperle Weclapp,<br />

eines Spezialisten für cloudbasierte Unternehmenssoftware.<br />

Die Marburger versilberten ihr 71-Prozent-Paket an dem<br />

Start-up auf Basis eines Unternehmenswerts von 227 Millionen<br />

Euro – weit mehr, als von Experten geschätzt. Zieht<br />

man die üblichen Transaktionskosten ab, steht der Megadeal<br />

mit rund 150 Millionen Euro fast für den gesamten Vorsteuergewinn<br />

(siehe Kasten Seite 20).<br />

22 Prozent Rendite. Überhaupt lief es im Krisenjahr 2022<br />

für so manchen Konzern deutlich besser als gedacht. Beispiel:<br />

Hapag-Lloyd. Die Hamburger Reederei nutzte die Gunst der<br />

Stunde in Zeiten gestörter Lieferketten, langer Schiffsstaus<br />

und fehlender Transportvolumina. Was nach dem Super-<br />

GAU für Reeder klingt, war für die Hamburger sogar von Vorteil.<br />

Nicht nur, dass es gelang, die explodierenden Frachtkosten<br />

reibungslos an die Kunden weiterzugeben. Wie die Bilanz<br />

für 2022 zeigt, lag der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen<br />

(Ebitda) mit 19,4 Milliarden Euro um satte 8,6<br />

Milliarden Euro über dem bereits starken Vorjahresergebnis.<br />

Der Lohn für die Aktionäre: eine Ausschüttung von 63 Euro<br />

je Anteil (22 Prozent Rendite).<br />

Ganz so euphorisch ist die Stimmung bei der Deutschen<br />

Pfandbriefbank (pbb) freilich nicht. Zu tief sind die Wunden,<br />

die das teurere Zinsumfeld beim Münchner Immobilienfinanzierer<br />

hinterlässt – auch wenn das Einlagengeschäft mit<br />

Privatkunden wieder läuft (s. Kasten Seite 21). Immerhin:<br />

Analysten schätzen, dass die Bank 2022 eine Dividende von<br />

83 Euro-Cent je Aktie zahlt ( gut neun Prozent Rendite).<br />

Aktie unter Wert. Mögliche Kursgewinne nicht eingerechnet.<br />

Pfandbriefbank-Chef Andreas Arndt glaubt, dass der<br />

Markt das Potenzial verkennt. „Der Börsenkurs spiegelt nicht<br />

den Wert des Konzerns wider.“ Also: Der Countdown läuft.<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>10</strong>/2023<br />

Illustration: VectorStock 19


moneytitel<br />

3U HOLDING<br />

Lockende Eintagsfliege<br />

Das Unternehmen: Die Management- und Beteiligungsgesellschaft mit<br />

Sitz in Marburg erwirbt, betreibt und veräußert Unternehmen aus den<br />

drei Branchen ITK (Informations- und Telekommunikationstechnik), erneuerbare<br />

Energien und SHK (Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik).<br />

Die Zahlen: Das Geschäftsjahr 2022 stellt für den Beteiligungskonzern<br />

eine Ausnahmesituation dar. So liegt nach vorläufigen (ungeprüften)<br />

Zahlen der Jahresüberschuss mit 159 Millionen Euro nicht nur um das<br />

fast 55-Fache über dem Vorjahresgewinn von 2,9 Millionen Euro, sondern<br />

übertrifft auch die Marktkapitalisierung des Konzerns von aktuell<br />

rund 153 Millionen Euro. Grund für die Gewinnexplosion ist der Verkauf<br />

des IPO-Anwärters Weclapp, eines Spezialisten für cloudbasierte Firmensoftware.<br />

Das 71-Prozent-Paket ging auf Basis eines Firmenwerts<br />

von 227 Millionen Euro an die zu KKR gehörende niederländische Exact<br />

Group – deutlich mehr als das, was Experten zuvor an Wert taxiert hatten.<br />

Kennern zufolge dürfte der Deal (nach Abzug von Transaktionskosten)<br />

einen Effekt auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen<br />

(Ebitda) von rund 150 Millionen Euro haben. Insgesamt<br />

vervielfachte sich damit das Ebitda im Jahr 2022 um 1400 Prozent auf<br />

166 Millionen Euro – bei einem Umsatz von 63 Millionen Euro (plus 13<br />

Prozent ohne Berücksichtigung des Weclapp-Deals).<br />

Die Aussichten: Der Weclapp-Verkauf macht die 3U-Aktie zu einer Mischung<br />

aus Cash-Aktie und Superausschütter. So kommt der Konzern laut<br />

Q3-Report per Ende September 2022 auf eine Nettoliquidität von 172,8<br />

Millionen Euro (4,89 Euro je Aktie). Mit Blick auf die aktuelle Notiz von<br />

4,29 Euro wird das Papier damit klar unter Cash gehandelt. Wie hoch die<br />

Dividendenzahlung am dritten Tag nach der Hauptversammlung (15.5.)<br />

tatsächlich ausfällt, ist offen. Die Prognosen liegen zwischen einem und<br />

zwei Euro je Anteil. Der 3U-Vorstand bleibt vage und spricht von einer<br />

„angemessenen Dividende“. Details sind für März angekündigt. Nur so viel:<br />

Nach dem Weclapp-Deal würden die „konzernweiten Strategieberatungen<br />

intensiviert“. Heißt: Sollte 3U passende Targets finden, die die bisherigen<br />

Beteiligungen stärken, oder ein neues Geschäftsfeld aufmachen,<br />

wäre es kontraproduktiv, zu viel vom Verkaufserlös auszuschütten.<br />

Prinzip Hoffnung<br />

Alle drei Beteiligungsfelder<br />

(Online-Handel,<br />

Stromerzeugung und Telekom)<br />

bleiben aussichtsreich.<br />

Mit „Selfio“ als<br />

Webshop für Haustechnik<br />

liegt eine weitere Perle<br />

im Depot. Dennoch<br />

dürfte 2022 ein Ausnahmejahr<br />

bleiben. Anleger<br />

setzen darauf, dass der<br />

Vorstand ein gutes Händchen<br />

behält und der Dividendenabschlag<br />

am Tag<br />

der Ausschüttung schnell<br />

wieder aufgeholt wird.<br />

3U Holding<br />

Kurs der 3U-Aktie in Euro<br />

200-Tage-Linie<br />

Kaufsignal<br />

0<br />

2018 19 20 21 22 2023<br />

WKN/ISIN<br />

516790/DE000516792<br />

Umsatz 2022e/23e 63,0/55,5 Mio. €<br />

Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022e/23e 1,0/86,6<br />

Dividendenrendite für 2022e/23e 35,0/0,8 %<br />

Kursziel/Stoppkurs 5,50/3,60 €<br />

Risiko ■■■■■ Kurspotenzial 27,0 %<br />

Quellen: Bloomberg, Marketscreener; Stand: 22.2.2023<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

e = erwartet<br />

Die Aussichten: Die Zeiten steigender Frachtraten<br />

scheinen vorbei zu sein. Die sich auflösenden<br />

Schiffsstaus in China bei gleichzeitig<br />

nachlassender Nachfrage schicken die Frachtraten<br />

bereits südwärts. Schlimmer noch: Exper-<br />

HAPAG-LLOYD-<br />

CONTAINER:<br />

Aktionäre dürfen<br />

für 2022 mit<br />

einer Dividendenrendite<br />

von<br />

22 Prozent<br />

rechnen<br />

HAPAG-LLOYD<br />

Wette auf die Wirtschaft<br />

Das Unternehmen: Mit einer Flotte von 252<br />

modernen Containerschiffen und einer Gesamttransportkapazität<br />

von 1,8 Millionen Standardcontainern<br />

(TEU) ist Hapag-Lloyd eine der<br />

weltweit führenden Linienreedereien. In den<br />

Fahrtgebieten Transatlantik, Mittlerer Osten,<br />

Lateinamerika und Intra-Amerika zählen die<br />

Hamburger zu den führenden Anbietern.<br />

Die Zahlen: Gute Transportaufträge und extrem<br />

hohe Frachtraten haben Hapag-Lloyd<br />

2022 zu einem Fabelrekord verholfen. Die<br />

Traditionsreederei beendete das Geschäftsjahr<br />

mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern<br />

und Abschreibungen (Ebitda) von 19,4 Milliarden<br />

Euro – 8,6 Milliarden Euro mehr als im<br />

Boomjahr 2021. Das bereits starke Vorjahresergebnis<br />

von 9,4 Milliarden Euro wurde mit<br />

17,5 Milliarden Euro annähernd verdoppelt.<br />

Der Umsatz kletterte um 54 Prozent auf 34,5<br />

Milliarden Euro. Der Dividendenvorschlag auf<br />

der Hauptversammlung (3.5.) von 63 Euro je<br />

Aktie entspricht einer Gesamtausschüttung<br />

von 11,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,2 Milliarden<br />

Euro). Gewinntreiber Nummer eins war die<br />

starke Nachfrage nach Seetransporten bei<br />

gleichzeitig knappem Angebot an Transportraum.<br />

Folge: Die 2022er-Frachtraten für den<br />

Transport von Gütern auf hoher See stiegen<br />

mit durchschnittlich 2863 US-Dollar/TEU um<br />

satte 43 Prozent gegenüber Vorjahr. Anders<br />

formuliert: In Zeiten lädierter Lieferketten war<br />

Hapag-Lloyd in der Lage, die hohen Preise an<br />

die Kunden weiterzugeben und das Kostenloch<br />

mehr als auszugleichen.<br />

20 <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>10</strong>/2023


moneymarkets<br />

SCHÄFCHEN INS<br />

TROCKENE BRINGEN:<br />

Gewinne mitzunehmen, hat<br />

noch nie geschadet<br />

KAPITALSCHUTZZERTIFIKATE<br />

Auf Nummer sicher<br />

An der Börse herrscht große Unsicherheit. Erste Gewinnmitnahmen sind die Folge. Und was jetzt?<br />

Wie Anleger mit Kapitalschutzzertifikaten ganz ohne Marktrisiko (weiter) investieren können<br />

Einfache Regeln<br />

Bei klassischen Kapitalschutzzertifikaten gibt es am<br />

Laufzeitende in der Regel nur zwei Szenarien: Ist der<br />

Basiswert gestiegen, verdienen Anleger daran mit. Im<br />

anderen Fall ist das Kapital (Nennwert) geschützt.<br />

Auszahlungsprofil für Kapitalschutzzertifikate<br />

<strong>10</strong>0 % Kapitalschutz, ohne Cap<br />

Basiswert<br />

Kursentwicklung des Basiswerts in %<br />

–80 –40 0 40 80<br />

60<br />

20<br />

–20<br />

–60<br />

–<strong>10</strong>0<br />

Ertrag des Zertifikats in %<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

von SASCHA ROSE<br />

Dass nach einem rasanten Kursanstieg wie im Januar die<br />

Aktienmärkte eine Verschnaufpause einlegen, ist nicht<br />

überraschend. Auch eine kurze Korrektur wäre nicht<br />

ungewöhnlich. Für Jan Viebig, Chief Investment Officer bei<br />

Oddo BHF, ist die aktuelle Situation sogar eine, die immer<br />

wieder an Wendepunkten an den Finanzmärkten auftreten<br />

kann. „Die Unsicherheit ist so groß, dass die Meinungen an<br />

den Märkten stark auseinanderdriften“, erklärt der Kapitalmarktexperte.<br />

Gleichzeitig warnte sein Kollege Mike Wilson<br />

von Morgan Stanley erst kürzlich wieder nachdrücklich vor<br />

einem deutlichen Kurseinbruch an den Märkten.<br />

Wer mag es da gerade vorsichtigen Anlegern verübeln,<br />

wenn diese erst einmal Kasse machen und ihre Schäfchen ins<br />

Trockene bringen – sprich Gewinne mitnehmen. Zumal man<br />

48 Foto: Adobe Stock<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>10</strong>/2023

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