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Aurum 999,9 MagBook – Spring 2023

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SPRING <strong>2023</strong>


GRABEN 13 . 1010 WIEN


SEITZERGASSE 1-3 . 1010 WIEN<br />

FASHION | PORTRAIT


www.akris.com


EDITORIAL<br />

Liebe AURUM <strong>999</strong>,9-Community!<br />

Aus meteorologischer Sicht startet der Frühling<br />

am 1. März, aus astronomischer Sicht am<br />

20. März. Für mich sind die tristen Wintertage<br />

passé, wenn endlich wieder die ersten Insekten saftige Wiesen erobern<br />

und durch die Luft schwirren. Kennen Sie auch dieses Gefühl aus<br />

Leichtigkeit, Unbeschwertheit und Zuversicht? Deshalb war es mir ein<br />

Anliegen, meine persönlichen Frühlingsboten auf dem aktuellen<br />

AURUM <strong>999</strong>,9-Cover ins Rampenlicht zu rücken, das nun goldene<br />

Schmetterlinge, Grashüpfer, Maikäfer und Bienen zieren. Vor allem<br />

Letzteren bescheinigt man ja wahre Superkräfte, so soll bereits Albert<br />

Einstein gesagt haben: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet,<br />

hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen<br />

mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr,<br />

keine Menschen mehr.“<br />

Wahre Worte, mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass Einstein sie nie<br />

von sich gegeben hat. In die Welt gesetzt wurde diese falsche Zuschreibung<br />

von einem Imker. Echt oder nicht, die Prophezeiung trifft<br />

den Nagel auf den Kopf. 80 Prozent aller Blütenpflanzen sind auf die<br />

Honigbiene angewiesen, doch ihr Bestand hat sich in den letzten 30<br />

Jahren in Westeuropa um 37 Prozent verringert. Dieses Faktum führt<br />

mir wieder einmal vor Augen, dass wir auf diesem Planeten nur Gast<br />

sind und uns auch so zu verhalten haben. Er ist nicht unser Eigentum,<br />

kein Selbstbedienungsladen, bis auch die letzte Rohstoffquelle versiegt<br />

ist, denn wir haben eine Verantwortung den nächsten Generationen<br />

gegenüber. Sprechen wir also über Nachhaltigkeit. Gemeint ist<br />

mit dem Begriff ein zukunftsorientiertes Ressourcenmanagement,<br />

nach dem nicht mehr verbraucht werden soll, als nachwachsen oder<br />

sich regenerieren kann. Leben sollte man also nicht vom Kapital, sondern<br />

von den Zinsen. Das führt mich auch direkt zur Luxusbranche,<br />

die sich oft die Kritik gefallen lassen muss, den umweltschädlichen<br />

Konsumrausch zu fördern. Doch stehen hinter diesen Labels häufig<br />

„Stücke, die mit viel<br />

Liebe zum Detail<br />

entworfen werden,<br />

um Menschen für<br />

eine lange Zeit zu<br />

begleiten. Manchmal<br />

sogar für immer“<br />

Traditionshäuser mit langer Geschichte, die ihr Handwerk mit ausgewählten<br />

Materialien hochhalten und regional produzieren. Stücke, die<br />

mit viel Liebe zum Detail entworfen werden, um Menschen für eine<br />

lange Zeit zu begleiten. Manchmal sogar für immer und somit eigentlich<br />

die klassische Antithese zu Massenware und Wegwerfgesellschaft<br />

sind. Luft nach oben gibt es aber immer. Das Modehaus Bally geht hier<br />

mit gutem Beispiel voran, wie unsere Brigitte R. Winkler ausführlich<br />

porträtiert. So hat der erste Mensch, der jemals einen Fuß auf den<br />

Gipfel des Mount Everest setzte, einen maßgeschneiderten Schuh der<br />

Maison getragen. Bis Ende 2018 wurde der höchste Berg der Welt<br />

weitere 8.400-mal erklommen, und viele dieser Extremsportler ließen<br />

Souvenirs der wenig erfreulichen Art zurück. Das Himalaya-Gebirge<br />

hat sich zu einem riesigen Mülldepot entwickelt, und Bally konnte<br />

dabei nicht weiter tatenlos zusehen, sodass sie 2019 mit einer beispiellosen<br />

Säuberungsmission begonnen haben. Aber nicht nur bei<br />

Bally ist eine Aufbruchsstimmung in Richtung Zukunft zu vernehmen.<br />

Rolls-Royce hat mit dem „Ultra-Luxury Electric Super Coupé“ sein<br />

erstes vollelektrisches Modell präsentiert, in der Immobilienbranche<br />

sprechen visionäre Architekten nicht mehr von „Green Buildings“<br />

sondern von „Blue Buildings“, favorisieren damit eine ganzheitliche<br />

Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes, und<br />

kleine, aber feine Boutique-Hotels setzen abseits der Masse auf exklusiven<br />

Service in familiärer Atmosphäre.<br />

Jeder sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Teil beitragen und<br />

mit offenen Augen durch die Welt gehen. Mutter Natur zeigt uns auf<br />

so vielfältige Art und Weise, wie ein natürlicher Kreislauf funktionieren<br />

kann, denn obwohl alles irgendwann ein Ende hat, dient es dem<br />

Wachstum und Entstehen neuen Lebens. Diesen Positivismus haben<br />

mein Team und ich für unsere aktuelle Ausgabe eingefangen, farbenfrohe,<br />

lebensbejahende und nachhaltige Geschichten, die den Bogen<br />

aus der Vergangenheit in die Zukunft spannen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen inspirierende Frühlingsmonate!<br />

Ihr Reinhard Neussner<br />

Foto: Jürgen Hammerschmid<br />

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SPRING <strong>2023</strong> 7


18<br />

36<br />

FASHION & ACCESSOIRES<br />

18 PORTRAIT<br />

Vom Luganer See bis in den Himalaya: Bally<br />

34 LUXURY PIECE for Women<br />

36 ACCESSOIRES<br />

Ready to take off<br />

42 PORTRAIT<br />

Oh, Dear: Florentina Leitner<br />

48 LUXURY PIECE for Men<br />

50 EDITOR´S CHOICE<br />

ART<br />

52 ERNSTHAFTE LEICHTIGKEIT<br />

Zdeněk Antonín Macků<br />

58 VORHANG AUF, IT´S SHOWTIME!<br />

Am Broadway in New York<br />

86 VISIONÄRE SCHÖNHEIT<br />

Alex Katz<br />

HISTORY<br />

78 PRINZ EUGEN VON SAVOYEN<br />

Vom mittellosen Adeligen zum Staatsmann<br />

ARCHITEKTUR<br />

94 BLUE IS THE NEW GREEN<br />

Nachhaltigkeit ist mehr als nur Energieeffizienz<br />

104 DIE TOP 7<br />

Landmarks in Österreich go green<br />

114 PORTRAIT<br />

Eduard Mair und Patrizia Hunter von Cuubuus<br />

120 HIGHLIGHT<br />

Eine Stadt sieht grün<br />

LIVING<br />

134 SHOWROOM INTERNATIONAL<br />

Baxter in Marbella an der Costa del Sol<br />

138 NATÜRLICHE HARMONIE<br />

Wohnzimmer, Küche, Esszimmer, Schlafzimmer, Bad, Outdoor<br />

148 SHOWROOM NATIONAL<br />

Windows Shopping de luxe: Höttges in Wien<br />

150 PORTRAIT<br />

Design mit Strahlkraft: 200 Jahre Lobmeyr<br />

156 PURISMUS AUF SOMMERFRISCHE<br />

Minimalistisches Interiordesign am Attersee<br />

COFFEE TABLE BOOK<br />

162 ZU BESUCH BEI YVES UND PIERRE<br />

In den Privatgemächern von Yves Saint Laurent<br />

BEAUTY<br />

168 IKONE 3.0<br />

Design-Refreshment für Acqua di Parmas „Colonia“<br />

172 FRISCHER WIND<br />

Düfte, die für Frühlingsstimmung sorgen<br />

174 BEE BEAUTIFUL, HONEY!<br />

Beauty-Lieblinge mit den Superkräften der Biene<br />

176 ACTIVE HEROES<br />

Workout mit Frischekick<br />

MOBILITY<br />

186 THE SPIRIT OF LUXURY<br />

Seit 120 Jahren baut Rolls-Royce Automobile<br />

Fotos: Bally, Ole Lynggaard, Laguna Faro Suites / Patrick Schwienbacher, Rolls-Royce Motor Cars, Joachim Baldauf, WU Qingshan<br />

8 SPRING <strong>2023</strong>


INHALT<br />

SPRING 2 0 2 3<br />

206<br />

94<br />

126<br />

186<br />

KULINARIK<br />

195 BEST OF<br />

Geschmackvolle Zeitreise<br />

196 ZU BESUCH BEI<br />

Die Zukunft ist blau<br />

199 MENU À LA CHEF<br />

Genial regional im „Taubenkobel“<br />

KOLUMNEN<br />

74 TATJANA LACKNER<br />

Ist verbales Charisma angeboren?<br />

112 ELKE REITMAYER<br />

Der ewige Kreis<br />

TRAVEL<br />

204 FAMILY AFFAIR<br />

Elisabeth Muth über familiäre Momente auf Reisen<br />

206 KLEIN & FEIN<br />

Boutique-Hotels, die es im Frühling zu entdecken gilt<br />

223 TRAVEL WITH THE STARS<br />

Ein filmreifer Check-in<br />

224 NEW PLACES<br />

PHOTOGRAPHY<br />

66 PORTRAIT JOACHIM BALDAUF PART I<br />

126 PORTRAIT JOACHIM BALDAUF PART II<br />

178 PORTRAIT NADINE DINTER<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: Reinhard Neussner Management und Beteiligungs GmbH, Kaasgrabengasse 86/4/40A, 1190 Wien, office@aurum-magbook.com<br />

Verlags- und Redaktionsadresse: Kaasgrabengasse 86/4/40A, 1190 Wien<br />

Herausgeber, Chefredakteur, Geschäftsführer: Reinhard Neussner. Redaktionsteam: Barbara Jahn, Bernhard Musil, Brigitte R. Winkler, Christoph Kulmer,<br />

Elisabeth Habitzl, Elisabeth Muth, Percival Pachta-Rayhofen, Reinhard Neussner, Rosemarie Pescheck. Redaktionsassistentin: Marily Elmezoglou.<br />

Chef vom Dienst: Christoph Kulmer. Head of Design: Florian Reichel. Art Direction: Anton-Georg Kiener. Grafik: Doris Wegener, Stefan Stockinger.<br />

Lektorat: Hildegard Atzinger, Julia Friehs. Autoren dieser Ausgabe: Alice Mandel, Elke Reitmayer, Jürgen Rumpler, Tatjana Lackner.<br />

Anzeigen: Angela Kindermann Projektagentur, Armin Zitter. Kontakt: office@aurum-magbook.com<br />

Herstellungsort: Wien. Druck: Holzhausen/Gerin Druck GmbH.<br />

Blattlinie: AURUM <strong>999</strong>,9 <strong>MagBook</strong> ist eine Verschmelzung der Genres Coffee Table Book & Magazin. Das Redaktionsteam berichtet 4-mal jährlich<br />

für seine exklusive Member-Community über Wissenswertes, Exklusives und Aufregendes. Die Luxus-Lifestyle-Themen reichen von Architektur,<br />

Design, Fotografie, Kunst, Mode, Genuss, Reisen und Mobilität bis hin zu Business und History.<br />

Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Alle angegebenen Preise sind Richtpreise,<br />

redaktionelle Sonderwerbeformen sind mit dem Wort Advertorial gekennzeichnet.<br />

Offenlegung: www.aurum-magbook.com/impressum<br />

9


Contemporains Wipplingerstraße 27 1010 Wien<br />

Tel. 01 533 79 00, wien@roche-bobois.com<br />

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Sense. Modulares Sofa, Sessel und Hocker, Design Studio Roche Bobois.<br />

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Mariposa. Stehlampe, Design Marcel Wanders.<br />

Botanica. Teppich, Design Emmanuel Thibault.


French Art de Vivre<br />

Fotos: Flavien Carlod, Baptiste Le Quiniou, unverbindlich.


and


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DESIGN PIERO LISSONI<br />

BECOMING


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FASHION | PORTRAIT<br />

VOM LUGANER SEE<br />

BIS IN DEN<br />

HIMALAYA<br />

18 SPRING <strong>2023</strong>


Begonnen hat alles mit Schuhen. 1851 gründete Carl Franz<br />

Bally sein Label. Inzwischen ist das Schweizer Unternehmen<br />

Bally für Handwerkskunst und Eleganz und auch für<br />

Accessoires und Mode weltweit bekannt. Und nun<br />

verschrieb man sich auch noch der Rettung der Natur<br />

Von Brigitte R. Winkler<br />

Foto: Marco Cavalli<br />

Kunstvolle Werbung:<br />

In seinem großen<br />

Archiv bewahrt Bally<br />

alle wunderschönen<br />

Poster der vergangenen<br />

Jahre in<br />

zahlreichen Laden zur<br />

Besichtigung auf<br />

19


FASHION | PORTRAIT<br />

W<br />

Das Everest Base Camp auf<br />

5.364 Meter Höhe: Bis 2030<br />

will Bally den Berg vom Müll<br />

befreien<br />

U<br />

Ein beeindruckendes Bild<br />

der aktuellen „Curling“-<br />

Werbekampagne:<br />

Bally-Stiefel für sie und ihn<br />

W<br />

1953 auf dem Cover des<br />

„The Times“-Magazins<br />

London: Edmund Hillary und<br />

Sherpa Tenzing Norgay<br />

O<br />

Original-Stiefel von der<br />

Erstbesteigung 1953: Von<br />

Bally für Sherpa Tenzing<br />

Norgay maßgeschneidert<br />

Als der Sherpa Tenzing<br />

Norgay am 29. Mai<br />

1953 seinen Fuß auf<br />

den Gipfel des Mount<br />

Everest setzte <strong>–</strong> er und<br />

Edmund Hillary waren<br />

die ersten Menschen<br />

auf dem Gipfel des<br />

höchsten Bergs der Welt <strong>–</strong>, trug er ein Paar<br />

maßgeschneiderte „Bally Rentier Himalaya<br />

Boots“. Das war der Beginn einer besonderen<br />

Beziehung zwischen dem Schweizer Traditionsunternehmen<br />

Bally und dem Mount Everest.<br />

„Angesichts des 70. Jahrestages der<br />

erfolgreichen Erstbesteigung des Mount<br />

Everest, bei der der Sherpa Tenzing Norgay<br />

Bally-Stiefel trug, bin ich stolz darauf, unser<br />

Engagement für die Reinigung des höchsten<br />

Bergs der Welt bis 2030 ankündigen zu können“,<br />

freute sich Nicolas Girotto, der<br />

Geschäftsführer von Bally, bei der Vorstellung<br />

einer Verlängerung des großartigen und<br />

wichtigen Vorhabens.<br />

Bereits 2019 begann das Unternehmen,<br />

sein Versprechen, den Mount Everest zu säubern,<br />

mit ersten Säuberungsexpeditionen<br />

einzulösen. Die Missionen wurden 2020 und<br />

2021 fortgesetzt. Die von der Bally Peak Outlook<br />

Foundation geförderte Initiative, die<br />

zusammen mit dem International Mountain<br />

Day im Dezember 2022 vorgestellt wurde,<br />

erweiterte das Vorhaben von 2019. Dazu Ballys<br />

Chef: „In den vergangenen drei Jahren<br />

haben wir große Fortschritte beim Schutz<br />

20 SPRING <strong>2023</strong>


Fotos: Bally (4), Marie Schuller (2)<br />

dieses fragilen Lebensraums in den Bergen<br />

gemacht, indem wir mehr als sieben Tonnen<br />

Abfall entfernt, den Bau von Hochwassersperren<br />

ermöglicht und Bildungsprogramme<br />

für die Sherpa-Gemeinschaft gesponsert<br />

haben. Unsere wichtige Arbeit hört hier nicht<br />

auf. Wir engagieren uns für langfristige<br />

Unterstützung und Maßnahmen“, fügte er<br />

hinzu und betonte die Verbundenheit des<br />

Unternehmens mit den Bergen.<br />

Als Hommage an das 70-Jahr-Jubiläum<br />

enthüllte Bally eine spezielle Capsule-Collection.<br />

Alle Erlöse aus der Kollektion, die seit<br />

Februar in Bally-Geschäften und online zu<br />

haben ist, werden in Wohltätigkeitsprojekte<br />

für Berggemeinden fließen, unter anderem<br />

durch die Schaffung des Tenzing Norgay<br />

Heritage Centre in der Sagarmatha National<br />

Park and Buffer Zone in Namche Bazaar,<br />

Nepal. Die Alpenschutzprogramme von Bally<br />

haben Mittel bereitgestellt, um Abfälle auch<br />

von anderen Himalaya-Gipfeln mit einer<br />

Höhe von über 8.000 Metern zu entfernen.<br />

Darunter die Berge Lhotse, Makalu, Cho Oyu,<br />

Kangchendzönga, Dhaulagiri, Manaslu und<br />

Annapurna. Auch um Hochwasserbarrieren<br />

zu errichten, die dazu beitragen sollen, die<br />

Auswirkungen der globalen Erwärmung auf<br />

die schmelzenden Gletscher zu kompensieren.<br />

Die Aktivitäten wurden in Partnerschaft<br />

mit lokalen Sherpa-Gemeinden durchgeführt.<br />

Dabei war auch Dawa Steven Sherpa,<br />

der 2019 die Bally-Peak-Outlook-Expeditionen<br />

leitete. Seine Motivation: „Die extremen<br />

Höhen machen die Wiederherstellung der<br />

unberührten Landschaft zwischen dem Everest-Basislager<br />

und seinem ikonischen Gipfel<br />

zu einer gewaltigen Leistung. Die Beseitigung<br />

der zurückgelassenen Abfallmenge ist<br />

jedoch entscheidend, um diesen majestätischen<br />

und zerbrechlichen Lebensraum zu<br />

erhalten. Aus diesem Grund habe ich jetzt<br />

drei Expeditionen in Partnerschaft mit Bally<br />

Peak Outlook geleitet und bin unglaublich<br />

stolz auf mein Team aus der Sherpa-Community<br />

für sein unerschrockenes Engagement<br />

bei der Säuberung des Everest und der<br />

anderen Himalaya-Gipfel.“ 2020 legte Bally<br />

seine Nachhaltigkeits-Roadmap auf der<br />

R<br />

Ein Inseratensujet<br />

aus dem Archiv:<br />

So sah ein Teil der<br />

Frühjahrswerbung<br />

1978 aus<br />

R<br />

Teile aus der<br />

Capsule-Collection:<br />

ein Pullover mit<br />

unübersehbaren<br />

Eisbären und<br />

„Switzerland“-<br />

Schriftzug<br />

Grundlage von vier Säulen vor: Transparenz,<br />

Qualität, Zusammenarbeit und Fortschritt.<br />

Bis 2050 strebt das Unternehmen, das den<br />

Fashion Pact unterzeichnet hat, eine Netto-<br />

Null-CO₂-Emission an.<br />

Zuständig für die Capsule-Kollektion war<br />

der seit Beginn 2022 tätige Kreativdirektor<br />

des Hauses, Rhuigi Villaseñor. Er stammt aus<br />

Los Angeles, Kalifornien, und folgte Pablo<br />

Coppola nach. Vergangenen September stellte<br />

Rhuigi Villaseñor bereits seine erste Prêtà-porter-Kollektion<br />

für Bally in Mailand vor,<br />

die zweite ebenfalls dort Ende Februar.<br />

CAPSULE-<br />

COLLECTION<br />

In Anlehnung an Ballys legendären „Curling“-<br />

Stiefel bietet die Capsule-Kollektion Optionen<br />

von Übergangs- bis Hochsaison-Winterschuhen<br />

und verbindet Western-Details mit traditionellen<br />

Bergsteigermotiven in Kaschmir,<br />

Lammfell und Wildleder. Der Curling-Sport<br />

kam im späten 19. Jahrhundert in die Schweiz,<br />

Ballys Heimatland. Er wurde von den Schotten<br />

gebracht, deren Sporttradition bis zu<br />

einem Jahrhundert zurückreicht. Ballys erster<br />

Curling-Schuh wurde 1956 im Rahmen seines<br />

Sponsorings der Schweizer Olympiamannschaft<br />

bei den Olympischen Winterspielen in<br />

Cortina d’Ampezzo in den italienischen Dolomiten<br />

hergestellt. „Ich hatte viel Spaß daran,<br />

mir eine Lifestyle-Kapsel um Ballys legendären<br />

Curling-Schuh vorzustellen“, sagte dazu<br />

Villaseñor. „Ich wollte dem Ganzen eine unerwartete<br />

Wendung geben, indem ich Cowboy-<br />

Western-Vibes mit einem alpinen Geist vermischte,<br />

der sowohl glamourös als auch<br />

entspannt ist. Ich hoffe, dass die<br />

Capsule-Kollektion sowohl bei den bestehenden<br />

Kunden von Bally Anklang findet als auch<br />

ein neues Publikum anspricht.“<br />

21


FASHION | PORTRAIT<br />

GESCHICHTE<br />

DES HAUSES<br />

Kurz zusammengefasst kann man sagen, Bally<br />

steht für Eleganz, Qualität und Handwerkskunst.<br />

Beobachtet man eine der Mitarbeiterinnen<br />

oder einen Mitarbeiter des Hauses bei<br />

der Herstellung der Schuhe, ist man schwerst<br />

beeindruckt. Allein welchen<br />

Wissens, welcher Erfahrung,<br />

welcher Genauigkeit und welchen<br />

Fingerspitzengefühls es<br />

bedarf und welche Zeit es kostet,<br />

bis zum Beispiel so ein elitärer<br />

Herrenschuh fertig ist.<br />

Da sind mindestens<br />

200 Arbeitsschritte notwendig.<br />

Dazu gehören das Zusammennähen<br />

verschiedener Lederstücke<br />

mit einem starken Garn,<br />

das Nageln des über einen<br />

Leisten gezogenen Lederschafts<br />

auf die Einlegesohle,<br />

das Nähen des charakteristischen<br />

Lederrahmens auf den<br />

Schaft und die Einlegesohle.<br />

Definiert der Lederrahmen<br />

doch die Silhouette des Schuhs und garantiert<br />

dessen Langlebigkeit. Die Ledersohle besteht<br />

aus acht bis elf Schichten. Sie muss auch noch<br />

geschliffen und lackiert werden. Das Oberleder<br />

wird von Hand poliert, und es erfordert<br />

jede Menge Erfahrung, um den jeweils<br />

gewünschten Farbton zu treffen.<br />

Begonnen hat alles 1851 im schweizerischen<br />

Schönenwerd im Kanton Solothurn.<br />

Dort begann Carl Franz Bally mit seinem<br />

Bruder Fritz damit, Schuhe zu erzeugen. Ausgangspunkt<br />

waren Schuhe, die er in Paris<br />

gesehen hatte und von denen er begeistert<br />

war. Basis war zunächst der<br />

Betrieb des Vaters für Gummiprodukte<br />

und Hosenträger. Bereits<br />

1854 eröffnete Carl Franz seine<br />

eigene Schuhfabrik und war so<br />

erfolgreich, dass darauf hin Filialen<br />

in Bern, Basel und Zürich dazukamen.<br />

1860 beschäftigte Bally<br />

bereits mehr als 500 Arbeiter.<br />

Nach einem weiteren Jahrzehnt<br />

expandierte das Unternehmen<br />

auch außerhalb der Schweiz mit<br />

Niederlassungen in Montevideo<br />

(1870), Buenos Aires (1873), Paris<br />

(1879) und London (1882). Neue<br />

Fabriken entstanden, daneben<br />

machte aber auch Heimarbeit<br />

einen erheblichen Anteil der Bally-Produktion<br />

aus. Typisch für<br />

seine Zeit bot Bally seinen Angestellten<br />

eine Krankenversicherung,<br />

Wohnraum und Erholung im<br />

eigens angelegten Bally-Park<br />

in Schönenwerd.<br />

W<br />

Und wieder ein<br />

Sujet aus dem<br />

Archiv: Werbung<br />

von 1968<br />

E<br />

Einst gab es in<br />

Bally-Geschäften<br />

nur Schuhe<br />

U<br />

Viele Arbeitsstunden:<br />

Handwerk steht<br />

bei Männer schuhen<br />

nach wie vor im<br />

Mittelpunkt<br />

Carl Franz Bally starb 1899, und das Unternehmen wurde von seinen<br />

Söhnen Eduard und Arthur weitergeführt. Bereits 1916 beschäftigte<br />

man mehr als 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und produzierte<br />

an die vier Millionen Paar Schuhe. Mit Iwan, Ernst und Max Bally<br />

übernahm die dritte Generation 1921 die Unternehmensführung. Sie<br />

überstanden die Weltwirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg,<br />

indem sie das Angebot um sportliche Schuhe ergänzten. 1942 wurde<br />

das ehemalige Wohnhaus des Gründers in Schönenwerd in ein Schuhmuseum<br />

umgewandelt, das bis heute als Bally-Schuhmuseum besteht.<br />

1951 lancierte Max Bally den „Scribe“, einen rahmengenähten Herrenabendschuh,<br />

der nach dem Pariser Hotel Scribe benannt wurde. Er<br />

verbindet die traditionelle Handwerkskunst des Unternehmens mit<br />

herausragender Bequemlichkeit. Die Linie wird bis heute gefertigt.<br />

1948 stattete Bally das Schweizer Nationalteam für Olympia aus, und<br />

1953 folgte das legendäre Ereignis der Erstbesteigung des Mount<br />

Everest. 1976 wurde der Luxusschuhhersteller durch die Lancierung<br />

von Ready-to-wear-Kollektionen, Handtaschen und weiteren Lederaccessoires<br />

zum internationalen Modelabel. Auch bei diesen Produkten<br />

setzte man von Beginn an auf hervorragende Qualität, sehr gute<br />

Verarbeitung und Eleganz. Der Stil ist klassisch, und das Material tritt<br />

immer wieder in den Vordergrund. Gezeigt wird die Mode während<br />

der Fashion Week in Mailand. 2006 gründete man die Bally Foundation<br />

mit dem Ziel, die Entwicklung von Kunst und Kultur in der Schweiz<br />

zu unterstützen. Ihren zweitgrößten Flagshipstore<br />

im deutschsprachigen Raum eröffnete das<br />

Schweizer Schuhimperium 2010 in Wien. Der<br />

größte war damals das Geschäft in Zürich. In<br />

Wien wählte man ein denkmalgeschütztes<br />

Gebäude am Graben aus, der Shop erstreckt<br />

sich über zwei Etagen und bietet die Kollektion<br />

für Damen im Erdgeschoß und für Herren im<br />

Untergeschoß an. Betritt man das Geschäft,<br />

fallen einem sofort die wunderschöne Holzkassettendecke,<br />

original aus der Jahrhundertwende,<br />

sowie zwei venezianische Kronleuchter auf.<br />

In der Zwischenzeit gibt es Geschäfte in<br />

66 Ländern weltweit.<br />

Das erste Markenlogo existierte bereits 1908.<br />

Zur Feier des 170-Jahr-Jubiläums von Bally wurde<br />

mit der Herbst/Winter-Kollektion 2021<br />

„Legacy Continua“ das B-Monogramm eingeführt,<br />

quasi ein neuer Hauscode. Das Motiv<br />

mit Ballys charakteristischer, ineinandergreifender<br />

B-Chain-Kette erinnert an Schnürsenkel <strong>–</strong><br />

eine kreative Anspielung auf Ballys Gründung<br />

als Schuhmacher im Jahr 1851. Das neue B-Monogramm<br />

zierte alle begehrten Styles der Saison,<br />

22 SPRING <strong>2023</strong>


darunter Schuhe, Taschen und Accessoires,<br />

von spitzen Damenpumps mit „Janelle“-<br />

Schnalle bis hin zu lässigen Bucket-Bags. 2022<br />

setzte man mit der Berufung von Rhuigi Villaseñor<br />

zum neuen Mode-Chef des Hauses ein<br />

weiteres Zeichen für essenzielle Veränderung.<br />

Im gleichen Jahr wurde Vittoria Matarrese zur<br />

Direktorin der Bally Foundation ernannt,<br />

deren neues Headquarter, die Villa Heleneum,<br />

im selben Jahr ein Soft Opening erfuhr. Bis<br />

2025 sollen 75 Prozent des verwendeten<br />

Leders aus zertifizierten Gerbereien bezogen<br />

werden, ebenso soll bis dahin die Rückverfolgbarkeit<br />

von mindestens 95 Prozent der Rohmaterialien<br />

bis zum jeweiligen Landwirtschaftsbetrieb<br />

sichergestellt sein.<br />

O<br />

Neue Bally-<br />

Geschäfte warten<br />

neben dem<br />

Warenangebot<br />

auch mit<br />

Entertainment<br />

wie Filmen,<br />

Ausstellungen<br />

oder Diskussionen<br />

auf: New Yorker<br />

Flagshipstore<br />

Reflexionen. Sie erinnern an seine Kindheit,<br />

als er eine aufstrebende Kultur durch eine<br />

fremde Linse beobachtete, als wäre es eine<br />

visuelle Erzählung, die Luxustechniken mit<br />

Streetwear-Elementen kombiniert. Als Bally-<br />

Director wird er in Los Angeles und der<br />

Schweiz wohnhaft sein, wie er auch im Interview<br />

mit AURUM <strong>999</strong>,9 erzählt.<br />

Fotos: Bally (5), Rhuigi Villaseñor, Swiss Trip shot by Sharifa Hamza<br />

NEUER<br />

KREATIVDIREKTOR<br />

Aber zurück zum neuen Creative Director des Hauses, Rhuigi<br />

Villaseñor, und seiner ersten, nunmehr aktuellen Frühjahr/Sommer-<br />

Kollektion. Der in Manila geborene Bally-Mode-Chef hat 2015 seine<br />

eigene Marke Rhude gegründet. Er begann seine Modekarriere in Los<br />

Angeles. Seine Leidenschaft für Design und sein Verständnis für die<br />

Konstruktion von Kleidung führt er darauf zurück, dass er mit einer<br />

Mutter, die Schneiderin war, und einem Vater, der Architekt war, aufwuchs.<br />

Der philippinisch-amerikanische Staatsbürger, der auf mehreren<br />

Kontinenten aufwuchs, bevor er im Alter von neun Jahren in die<br />

USA auswanderte, gilt als eines der vielversprechendsten Modetalente<br />

der Gegenwart. Das florierende Geschäft seiner Marke Rhude umfasst<br />

Kleidung und Accessoires, die von Prominenten auf der ganzen Welt<br />

begehrt werden. Dadurch erreicht Villaseñor ein breites und vielfältiges<br />

Publikum, was durch seine Lifestyle-Partnerschaften, einschließlich<br />

Haushaltswaren und Automobilen, verstärkt wird. In Verbindung mit<br />

seiner einzigartigen Neuinterpretation von moderner Kleidung bezieht<br />

sich Villaseñor auf die amerikanische Ikonografie mit nostalgischen<br />

P<br />

Der neue<br />

Chefdesigner von<br />

Bally: Rhuigi<br />

Villaseñor<br />

W<br />

Werbeposter 1974:<br />

gestaltet vom<br />

französischen<br />

Grafiker Bernard<br />

Villemot<br />

Warum haben Sie sich entschieden, für Bally<br />

zu arbeiten?<br />

Bally ist eine Marke, die mir sehr am Herzen<br />

liegt, da sie von Generationen meiner Familie<br />

getragen wird, von meinem Großvater über<br />

meinen Vater bis hin zu mir selbst. Ich erinnere<br />

mich, dass ich mir die Bally-Slipper meines<br />

Vaters ausgeliehen habe, und ich habe eine<br />

tiefe persönliche Verbindung<br />

zur Marke entwickelt. Wenn<br />

ich Leute frage, was sie heute<br />

von Bally halten, gibt es<br />

immer jemanden, der sagt,<br />

dass er es liebt und eine emotionale<br />

Bindung zu Bally hat,<br />

weil er mit der Marke aufgewachsen<br />

ist. Rückblickend<br />

ging es mir auch um die<br />

Handwerkskunst, die schönen<br />

Leder, die Formen der spitzen<br />

Schuhe und all die sommerlichen<br />

Loafer. Das ist wirklich<br />

der Grund, warum ich mich in<br />

die Marke verliebt habe.<br />

Ich traf Nicolas Girotto,<br />

den CEO von Bally, zum ersten<br />

Mal, als er mich in die<br />

Schweiz einlud, um eine mögliche Zusammenarbeit<br />

zu besprechen, und ich fühlte<br />

sofort eine persönliche Verbindung zu ihm.<br />

Er öffnete mir die Türen zu dem beeindruckenden<br />

Bally-Archiv, und wir blieben lange<br />

dort und unterhielten uns leidenschaftlich<br />

darüber, wohin wir Bally bringen könnten,<br />

wenn wir zusammenarbeiten würden. Es hat<br />

einfach klick gemacht; wir teilten definitiv<br />

eine gemeinsame Vision und teilen sie<br />

immer noch.<br />

23


FASHION | PORTRAIT<br />

Was war Ihre Vision für Ihre erste Kollektion<br />

für Bally? Sie haben sie „Bally Ecdysis“<br />

genannt. Was bedeutet das?<br />

Ich wollte die Nostalgie von hyperluxuriösen<br />

Dingen, die in Vergessenheit geraten sind,<br />

wieder aufleben lassen. Dinge, mit denen ich<br />

mich gerne verkleiden würde. Ich aktualisiere<br />

diesen Lebensstil für den heutigen Stand. Wir<br />

waren so lange eingesperrt, und jetzt sind wir<br />

bereit, Spaß zu haben. Ecdysis ist buchstäblich<br />

eine Zeit, in der Altes abgelegt und<br />

Neues enthüllt wird <strong>–</strong> und mein Ziel bei Bally<br />

ist es, dies zu tun und gleichzeitig den<br />

Ursprüngen der Marke treu zu bleiben. Während<br />

meiner Reise durch das Bally-Archiv<br />

habe ich mich von den Codes der Marke rund<br />

um Kunst, Grafikdesign, Architektur und<br />

Natur inspirieren lassen und freue mich<br />

darauf, dieses Erbe mit einer neuen Vision zu<br />

interpretieren. Die Marke verändert sich und<br />

blickt in die Vergangenheit, aber gleichzeitig<br />

in die Zukunft.<br />

P<br />

Frühjahrskollektion<br />

<strong>2023</strong>:<br />

mit einem<br />

lässigen Hemd für<br />

Männer<br />

W<br />

Jeans in allen<br />

möglichen<br />

Varianten gehören<br />

zur aktuellen<br />

Kollektion für<br />

Frauen<br />

Sie haben auch Abendkleider in diese erste<br />

Kollektion aufgenommen. Warum?<br />

Ich würde gerne sehen, wie meine Designs<br />

an Orten getragen werden, an denen sie ausgezeichnet<br />

oder belohnt werden <strong>–</strong> sie verdienen<br />

ihren Siegesmoment, sei es ein Geburtstag,<br />

ein Event auf dem roten Teppich, ein heißes Date … Ich möchte<br />

damit das Gefühl vermitteln: Sei dein bestes Ich. Die Accessoires sind<br />

für jeden Tag, aber die Kleidung ist recht speziell und raffiniert und ist<br />

perfekt für einen besonderen Anlass. Aber es soll nicht nur ein<br />

Wunschbild sein; es gibt zum Beispiel auch einen eleganten Schuh mit<br />

Jeans und einer klassischen Lederjacke. Es ist diese Mischung aus<br />

Bourgeoisie und Straße. Es hat kein bestimmtes Genre oder einen<br />

bestimmten Ort <strong>–</strong> es ist einfach Luxus.<br />

Welche Bedeutung hat Mode in Ihrem Leben, abgesehen davon, dass<br />

Sie Designer sind?<br />

Mode ist für mich fast Soziologie, da ich echte Menschen studiere. Ich<br />

schaue nicht weiter als das, was echte Menschen tragen, wenn sie einfach<br />

herumlaufen, und dann denke ich: Wie kann ich das anpassen? Es<br />

gibt eine großartige Tasche, die ich entworfen habe und die wirklich<br />

von einem Foto inspiriert wurde, das ich von einem Mann gemacht<br />

habe, der auf einem Flughafen herumgelaufen ist. Er hatte so eine<br />

große Portfolio-Tasche im Aktentaschen-Stil, und ich dachte: „Das ist<br />

cool, wir könnten eine Minitasche daraus machen.“ Und jetzt ist es<br />

eine Minitasche. Ich war schon immer einfallsreich. Als ich jünger war<br />

und kein Geld hatte, war ich sparsam, um mit meinen Kollegen „mitzuhalten“,<br />

und so entdeckte ich wirklich die Kraft von Marken und<br />

Marketing. Mode ist natürlich Ausdruck von sich selbst, aber sie ist<br />

auch eine Uniform, ein Statussymbol. Es spricht, ohne das man den<br />

Mund öffnet.<br />

Wie wichtig sind Schuhe, um ein Outfit zu kreieren?<br />

Sie sind wie Satzzeichen, sie können das Tempo deines Looks komplett<br />

verändern. Sie sind auch eine Chance, wahren Luxus zu entdecken,<br />

was für mich etwas ist, das die Zeit überdauern wird. Als ich<br />

zum Beispiel das Bally-Archiv betrat, verliebte<br />

ich mich aufs Neue in die Dinge, die<br />

ich beim Aufwachsen sah. Dinge, die meiner<br />

Meinung nach für die Marke am<br />

bedeutsamsten sind, wie zum Beispiel ein<br />

spitzer Schnürschuh, der das heißeste<br />

Ding ist für mich. Ich hatte nicht viel Geld,<br />

als ich aufwuchs, also war es für mich ein<br />

echter Wert, wenn wir etwas kauften.<br />

Für „Bally Curling“ haben Sie Western-<br />

Vibes dazugemischt, wie kam es dazu?<br />

Ich finde es sehr interessant, die Synergie<br />

zwischen Kalifornien und der Schweiz zu<br />

entdecken. Diese Mischung aus europäischem<br />

Stil und Geschmack und dem entspannten<br />

kalifornischen Zugang kann sehr<br />

schön sein, wenn ich versuche, etwas, das<br />

sexy ist, etwas Luxuriöses und Neues zu<br />

kreieren.<br />

Was verbinden Sie mit Bergen? Was verbinden Sie mit der Schweiz?<br />

Ich lebe seit einem Jahr in der Schweiz, genauer gesagt in Lugano, und<br />

es erinnert mich sehr daran, wo ich aufgewachsen bin, im San Fernando<br />

Valley in Kalifornien, das sehr friedlich ist. Mit Blick auf den Luganer<br />

See kommt es mir vor, als wäre es ein Sonntagnachmittag mit<br />

meiner Familie, und wir essen ein Eis oder essen direkt am Wasser zu<br />

Mittag. Ich fühle mich in der Schweiz sehr ruhig. Ich spüre ein Gefühl<br />

von Frieden.<br />

Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit?<br />

Es ist wichtig, natürlich ist es das. Aber für mich ist Luxus eine der<br />

nachhaltigsten Praktiken, die es gibt, da er von erfahrenen Handwerkern<br />

hergestellt wird, die lieben, was sie tun. Alles wird entworfen, um<br />

für immer getragen und gepflegt zu werden. Luxus ist die Antithese<br />

zu Fast Fashion oder Wegwerfmode <strong>–</strong> es ist für immer.<br />

24 SPRING <strong>2023</strong>


Fotos: Bally (2), Bogdan Plakov<br />

Nicolas Girotto, der CEO von Bally, analysiert<br />

die aktuelle Situation so: „In den<br />

letzten drei Jahren haben wir unsere Positionierung<br />

neu definiert und die Marke<br />

erfolgreich über das Produktangebot und<br />

die Kundenschnittstellen hinweg konsolidiert.<br />

Dieses starke Fundament, das in<br />

unserer Schweizer Identität verwurzelt ist,<br />

ermöglicht es uns, unsere Ambitionen<br />

voranzutreiben. In diesem transformativen<br />

Moment und nachdem wir in Rhuigi den<br />

richtigen Champion gefunden haben, sind<br />

wir bereit, Bally auf die nächste Stufe zu<br />

bringen. Ich traue Rhuigi als einem talentierten<br />

Visionär zu, die zeitgemäße Relevanz<br />

unserer Marke weiterzuentwickeln<br />

und das Wachstum zu beschleunigen, während<br />

die Grundwerte von Bally erhalten<br />

bleiben. Ich habe Rhuigis Aufstieg aufmerksam<br />

verfolgt und bin begeistert davon, wie<br />

seine natürliche Kreativität und sein energischer<br />

Geist ihn zu einem der größten Ideengeber<br />

und Community-Builder der Branche<br />

gemacht haben. Sein tiefes Verständnis der<br />

Geschichte von Bally, gepaart mit einer ausgeprägten<br />

Wertschätzung für den Schweizer<br />

Lebensstil, wird entscheidend dazu beitragen<br />

die Marke in die Zukunft zu führen.“<br />

Rhuigi Villaseñor meinte anlässlich seiner<br />

Bestellung: „Ich bin stolz darauf, zum neuen<br />

Kreativdirektor von Bally ernannt worden<br />

zu sein. Bally ist eine Marke, die mir sehr<br />

am Herzen liegt und die in meiner Familie<br />

von Generation zu Generation getragen<br />

wurde, von meinem Großvater bis zu mir<br />

selbst. Das bahnbrechende Erbe der Marke<br />

in Bezug auf soziale Innovation und über<br />

170 Jahre Handwerks-Luxusgeschichte sind<br />

eine echte Inspiration, und ich fühle mich<br />

von dem überragenden Engagement des<br />

Unternehmens für Nachhaltigkeit und<br />

Handwerkskunst angezogen. Ich habe<br />

schon immer den Schweizer Ansatz hinsichtlich<br />

Luxus bewundert, seine diskrete<br />

Darstellung von Exzellenz und seine symbiotische<br />

Offenheit und Sorge für die<br />

Umwelt. Nicolas (Girotto, Anm. d. Red.)<br />

und ich haben uns über unsere gemeinsame<br />

Vision verbunden, und es ist mir eine große<br />

Ehre, diese Herausforderung anzunehmen.<br />

Ich freue mich darauf, die Marke zu beleben<br />

und zu modernisieren und gleichzeitig ihre<br />

langjährige Tradition zu respektieren und<br />

ihre Geschichte weiter mit einer größeren<br />

Gemeinschaft zu teilen.“ Und Manuel Martinez,<br />

Vorstandsvorsitzender von Bally, sagte<br />

damals: „Wir freuen uns, ein so außergewöhnliches<br />

Talent bei Bally willkommen<br />

zu heißen. Rhuigi Villaseñor hat ein tiefes<br />

Verständnis für das Potenzial der Marke<br />

und wird seine synergetische kreative Kraft<br />

einbringen, die die Marke weiter artikuliert<br />

und gleichzeitig die von Nicolas (Girotto,<br />

Anm.) erfolgreich durchgeführte grundlegende<br />

Neupositionierung der letzten drei<br />

Jahre vorantreibt.“<br />

Keylook aus der<br />

aktuellen<br />

Kollektion<br />

für Männer: coole<br />

Farbkombination,<br />

ergänzt durch<br />

elegante Schuhe,<br />

Schmuck und<br />

Handtasche<br />

25


FASHION | PORTRAIT<br />

„Während meiner<br />

Reise durch das<br />

Bally-Archiv habe ich<br />

mich von den Codes<br />

der Marke rund um<br />

Kunst, Grafikdesign,<br />

Architektur und Natur<br />

inspirieren lassen“<br />

Rhuigi Villaseñor<br />

26


O<br />

Bally-<br />

Abendkleider:<br />

Rhuigi Villaseñor<br />

fügte sie erstmals<br />

der aktuellen<br />

Kollektion hinzu<br />

O<br />

In Weiß mit<br />

Gold: Für seine<br />

Taschen ist Bally<br />

von Anfang<br />

an bekannt<br />

U<br />

Ein neues<br />

Abendkleid:<br />

raffinierte<br />

Rückenansicht<br />

Fotos: Bally (3), Bogdan Plakov<br />

KOLLEKTION<br />

F/S <strong>2023</strong><br />

Die aktuelle Kollektion für Bally stellte Rhuigi Villaseñor, wie schon<br />

erwähnt, im vergangenen September auf der Modewoche in Mailand<br />

vor. Man kann sie als eine kosmopolitische Erkundung des europäischen<br />

Luxus durch eine eindeutig amerikanische Brille beschreiben.<br />

Der Modeschöpfer reflektiert darin die Leichtigkeit von Sportswear<br />

und ihre universelle Sprache <strong>–</strong> von Santa Monica bis Sankt Moritz <strong>–</strong><br />

und nähert sich der DNA von Bally als Atelier für Lederwaren mit<br />

einer Leichtigkeit an, die dem Haus eine neue Sinnlichkeit und einen<br />

neuen Glamour verleiht. Kühne und unverfrorene historische Anspielungen<br />

auf die Welt des Sports und des Kinos ziehen sich durch die<br />

Kollektion, die eine gehobene, jugendliche Garderobe mit Elementen<br />

ironischer Nostalgie verbindet. Tages- und Abendkleidung kollidieren<br />

in einer Garderobe, die das Selbstbewusstsein der Weitgereisten ausstrahlt.<br />

Die Saison schöpft aus einem Füllhorn der Materialität: Anzüge<br />

mit Tigerprint aus Seidensamt, doppelreihige Schnitte aus sommerlicher<br />

Wolle und Pyjamas aus Shantung-Seide zelebrieren eine<br />

soignierte Weiblichkeit im Dialog mit einer entspannten maskulinen<br />

Haltung. Der in Villaseñors Heimatstadt Los Angeles gefertigte<br />

Denim trifft auf unzählige Ausdrucksformen der Bally-Lederkunst,<br />

von weichem Wildleder über poliertes Kalbsleder und Stretch-Nappa<br />

bis hin zu opulentem Metallic-Look. Altbekannte Kleidungsstücke<br />

tauchen in unerwarteten Farben und Kombinationen wieder auf, von<br />

klassischen Fliegerjacken bis hin zu lässigen Maßanzügen, Trenchcoats<br />

und safariinspirierten Teilen.<br />

O<br />

Die Farbe Gold:<br />

Sie spielt auch<br />

bei Lederjacken<br />

eine Rolle<br />

SPRING <strong>2023</strong> 27


FASHION | PORTRAIT<br />

Samthose im coolen<br />

Look, dazu tolle<br />

Schuhe: Gibt es für<br />

Männer und Frauen<br />

Der Name der Kollektion, „Ecdysis“, ist ein<br />

Wort, mit dem viele vermutlich nicht vertraut<br />

sind. Laut Wörterbuch ist Ecdysis „der Prozess<br />

des Abstoßens eines äußeren Skeletts<br />

zum Zwecke des Wachstums oder der Formänderung“<br />

<strong>–</strong> im Grunde eine Metamorphose.<br />

Und so meint es Rhuigi Villaseñor auch. Sagte<br />

der Designer vor der Show in Mailand doch,<br />

er sei begierig darauf, der traditionsreichen<br />

Marke seinen eigenen Stempel aufzudrücken,<br />

die „Rhuigi-Ära von Bally“ einzuläuten, das<br />

Schweizer Label mit neuen Kategorien zu<br />

erweitern. Es nach seinen Vorstellungen weiterzuentwickeln,<br />

ihm eine eigene Sensibilität<br />

und Ästhetik zu verpassen. Er präsentierte<br />

eine sinnliche Frau, die es liebt, etwas Haut<br />

zu zeigen, sich aber auch wohlfühlt, wenn sie<br />

ein praktisches Jeanshemd über einem hochgeschlitzten<br />

Rock in voller Länge trägt, der<br />

mit Schichten aus Baguette-Perlen aus Harz<br />

handbestickt ist. Für die Männer gibt es perfekt<br />

geschnittene und dennoch lässige Leinenanzüge<br />

oder auch Anzüge mit Tigerprint<br />

aus Seidensamt, Zweireiher aus sommerlicher<br />

Wolle oder ein Shantung-Pyjama-Set in<br />

leuchtendem Gelb. Farben wurden in der Tat<br />

in unerwarteten Kombinationen eingesetzt,<br />

wie in der hellrosa Wildlederjacke oder dem<br />

Satinkleid, gepaart mit Stiefeln in derselben<br />

Farbe. Stiefel in Python und archivalische<br />

Mary-Jane-Pumps mit kubanischen Absätzen<br />

waren einige der herausragenden Accessoires,<br />

ebenso wie die coolen Hobo-Taschen, die mit<br />

dem neuen Hardware-Logo <strong>–</strong> einem eingewebten<br />

stilisierten „B“ <strong>–</strong> verziert sind. Für<br />

Männer, die sich trauen, hat Villaseñor Pantoffeln<br />

mit einem goldfarbenen Netz im<br />

Angebot.<br />

Die Bally-Schuhkollektion wurde erweitert<br />

und weiterentwickelt, sie verkörpert den<br />

transatlantischen Geist mit den verspielten<br />

Charakteristika der Saison. Von geformten<br />

Sandaletten-Absätzen und kristallklaren<br />

Netzstiefeln bis hin zu verzierten Hauspantoffeln<br />

und Mary-Janes mit kubanischem<br />

Absatz verleiht Villaseñor durch westliche<br />

Details und weltliche Referenzen eine greifbare<br />

neue Energie. Das Ergebnis ist ein<br />

Schmelztiegel von radikalem Luxus: ein frischer<br />

Dialog zwischen der Alten Welt und der<br />

Neuen.<br />

Rhuigi selbst über seine Arbeit: „In der<br />

Mode wie in unserem täglichen Leben ist<br />

Schönheit immer mit einem Gefühl von Ort<br />

und Identität verbunden: Ideen und Gesten,<br />

die wir verstehen und mit denen wir uns auf<br />

persönlicher Ebene verbinden können. Als<br />

ich das Bally-Universum entdeckte, war es<br />

mir klar, dass meine Energie und meine<br />

Sichtweise zwei Jahrzehnte nach der letzten<br />

Bally-Modenschau der Auslöser für eine<br />

Renaissance sein würden. Sie soll Schweizer<br />

Handwerk und europäische Lebensart in Einklang<br />

mit meiner eigenen amerikanischen<br />

Geschichte bringen, wie ich das nenne. Es ist<br />

ein Reset und eine Feier des radikalen Luxus.“<br />

28 SPRING <strong>2023</strong>


O<br />

Farbenfrohes<br />

Hosen-Outfit:<br />

Die Nähte sind<br />

mit zarten Linien<br />

nachgezeichnet<br />

Fotos: Bally (3)<br />

R<br />

Cooler Bally-Look:<br />

mit allem, was das<br />

auf Qualität<br />

ausgerichtete<br />

Modehaus ausmacht<br />

29


Total praktisches<br />

und bequemes<br />

Outfit: Der<br />

goldene Schmuck<br />

verschönert den<br />

Jeans-Look<br />

entsprechend<br />

30 SPRING <strong>2023</strong>


FASHION | PORTRAIT<br />

PROMIS<br />

LIEBEN<br />

BALLY<br />

Selbstverständlich tragen auch prominente<br />

Menschen immer wieder Bally. Sowohl<br />

Schuhe als auch Mode, Taschen und Brillen.<br />

So trug zum Beispiel Hollywoodstar Jennifer<br />

Aniston 2012 bei der Verleihung ihres Sterns<br />

auf dem Walk of Fame Sandalen von Bally.<br />

Das Modell „Somplaz“ wurde eigens für<br />

sie angefertigt und zeichnet sich durch<br />

elegante Linienführung und Detailarbeit aus,<br />

wie sie auch charakteristisch<br />

für die anderen Modelle der<br />

damaligen „Rouleaux“-Serie<br />

von Bally sind. Ebenfalls 2012<br />

wurde Madonna in einem<br />

Ledermantel von Bally<br />

gesichtet.<br />

Dem nicht genug. In den<br />

späten 1980ern erreichten<br />

Bally-Schuhe sogar unter<br />

Rappern Kultstatus. Bekannte<br />

Vertreter der Szene<br />

erwähnten Bally in ihren<br />

Liedern, darunter Jay-Z:<br />

„Shows in Cali with all the<br />

flavor suede Bally’s“. Oder<br />

auch Slick Rick. Er rappte<br />

1985 in „The Show / La Di Da Di“ folgenden<br />

Satz: „Put on the Bally shoes and the fly<br />

green socks.“ Der Rapper Rick Ross verwies<br />

noch 2010 auf dieses Lied, indem er in seinem<br />

Song mit P. Diddy, „Another One“, rappte:<br />

„1.5 for this brand new black Bugatti …<br />

jewels like I’m Slick Rick, Bally shoes, La Di<br />

Da Di“. Weitere Fans über die Jahre seither<br />

sind Zac Efron, Miranda Kerr, Diane Kruger,<br />

Robert Pattinson, Chris Hemsworth, Sandra<br />

Bullock, Dakota Johnson, Naomi Watts und<br />

Rachel Weisz. Zur ersten Modeschau von<br />

Rhuigi Villa señor kamen unzählige Stars,<br />

natürlich auch zur Afterparty <strong>–</strong> darunter Toni<br />

Garrn, Justin O’Shea und Emily Ratajkowski.<br />

P<br />

Feierten: Shay Mitchell, Matteo<br />

Prandoni, Alex Pettyfer<br />

R<br />

Bei der Capsule-Präsentation<br />

in Sankt Moritz dabei:<br />

Zach Weiss<br />

U<br />

Fotografiert von Gunter<br />

Sachs: ein Bild aus dem<br />

Herbstkatalog 1977<br />

W<br />

Bei der Bally-Show-<br />

Afterparty: Justin O’Shea<br />

E<br />

Mit Rhuigi Villaseñor<br />

im Duo: Bally-Fan Emily<br />

Ratajkowski<br />

Fotos: Bally (5), Gunter Sachs<br />

„Shows in Cali with<br />

all the flavor suede<br />

Bally’s“ (Shows in<br />

Kalifornien mit dem<br />

Wildleder-Duft von<br />

Bally-Schuhen)<br />

Jay-Z<br />

31


FASHION | PORTRAIT<br />

VILLA<br />

HELENEUM<br />

Noch etwas Neues stellte<br />

Bally bereits im Oktober<br />

vergangenen Jahres ausgewählten<br />

Gästen, wie<br />

dem Bürgermeister des<br />

Dorfs Castagnola im<br />

Schweizer Kanton Tessin,<br />

vor: den neuen Hauptsitz<br />

der Bally-Stiftung, die<br />

Villa Heleneum, gelegen<br />

in einem wunderschönen<br />

Park am Ufer des Luganer<br />

Sees. Der Park wurde<br />

1931 im reinen Jugendstil<br />

angelegt, gleichzeitig mit<br />

dem Bau der neoklassizistischen Villa Heleneum, einer originalgetreuen<br />

Kopie des Petit Trianon von Versailles. Im Garten rund um das<br />

Gebäude gedeihen zahlreiche subtropische und tropische Pflanzen,<br />

darunter Zitronen, Orangen, Grapefruits und Dattelpalmen. Die<br />

Geschichte des Gebäudes wie auch des Parks ist mit der Person von<br />

Hélène Biber, einer Varietétänzerin aus Paris, verbunden, die in ihrem<br />

Luganer Wohnsitz einen mondänen kulturellen Salon führte. Sie<br />

starb 1967, danach wurde die Liegenschaft als Museum genutzt. Bally<br />

will in der Villa nicht nur Archivstücke präsentieren, sondern auch<br />

Ausstellungen veranstalten. Die offizielle Eröffnung ist für Ende<br />

April geplant.<br />

E<br />

Nicolas Girotto:<br />

CEO und<br />

Präsident der<br />

Bally Foundation<br />

R<br />

Geplant sind<br />

in der Villa<br />

Heleneum<br />

Ausstellungen<br />

und Vorträge vor<br />

einem breiten<br />

Publikum<br />

O I U<br />

Noch sind<br />

die wunderschönen<br />

Räume der<br />

neoklassizistischen<br />

Villa Heleneum nicht<br />

in voller Aktion:<br />

Die offizielle<br />

Eröffnung ist für<br />

Ende April geplant<br />

Zur Direktorin der Fondazione<br />

Bally und der Villa Heleneum<br />

wurde Vittoria Matarrese ernannt.<br />

Sie arbeitete davor zwölf Jahre als<br />

Direktorin und Kuratorin im<br />

bekannten Pariser Kunstmuseum<br />

Palais de Tokyo. Als Direktorin<br />

wird sie ein Projekt entwickeln,<br />

das die Arbeit der Bally Foundation<br />

mit und neben Künstlern festigen<br />

und erweitern soll. Dazu<br />

Nicolas Girotto, als CEO auch Präsident<br />

der Bally Foundation: „Diese<br />

neue Phase in der Geschichte der Stiftung<br />

wird ein wesentliches Kapitel in den Bemühungen<br />

sein, die Veränderungen in unseren<br />

Gesellschaften zu verstehen, das Bewusstsein<br />

für einen ökologischen und integrativen<br />

Ansatz zu schärfen, mit Kreativen in allen<br />

Bereichen zusammenzuarbeiten und einen<br />

lebendigen Raum zu schaffen, der offen ist<br />

für alle Generationen. Ziel ist es, einen Ort zu<br />

schaffen, an dem Kultur einem breiten Publikum<br />

zugänglich ist und der vielfältige Perspektiven<br />

in einer vertrauten, einladenden<br />

und herzlichen Umgebung bietet. Die Foundation<br />

entstand 2006 in Anerkennung der<br />

Bedeutung der Künste in der heutigen<br />

Gesellschaft.“<br />

Das Ziel: die Entwicklung von Kunst und<br />

Kultur in der Schweiz zu unterstützen. Unter<br />

dem Vorsitz von Girotto erhielt die Bally<br />

Foundation im Jänner 2022 von der Stadt<br />

Lugano den Zuschlag für die Villa Heleneum,<br />

um dort ein Programm mit Ausstellungen,<br />

Vorträgen und Partnerschaften von nationalem<br />

und internationalem Rang zu kuratieren.<br />

Dazu noch einmal CEO Nicolas Girotto: „Wir<br />

sind besonders stolz, in Lugano auf die Präsenz<br />

und Erfahrung einer europäischen Persönlichkeit<br />

der Kunst und Kultur zählen zu<br />

können. Ich bin sehr sicher, dass Vittoria das<br />

Kulturprogramm unserer Foundation auf ein<br />

neues Exzellenzniveau heben wird.“ p<br />

Fotos: Bally, Andrea Rosetti, Villa Heleneum shot by Valentina Casini (3)<br />

32 SPRING <strong>2023</strong>


LUXURY PIECE | WOMEN<br />

JACKPOT<br />

Die aktuelle Cruise-Collection von Chanel ist eine Hommage an Monte Carlos omnipräsente<br />

Das ikonische Seidenfoulard von Versace Symbiose diente zwischen als Inspiration kosmopolitischer für die aktuelle Eleganz Frühjahr-Sommer und sportivem Kollektion Esprit. der Maison. Dafür verwandelte<br />

Muster, Materialien, Farben und Kreativchefin Kontraste wurden Virginie unübersehbar Viard nicht nur daraus den Strand entlehnt an der und Côte mutig d’Azur in Szene in einen gesetzt. Laufsteg, sondern ein<br />

Donatella Versace hat die einst verträumten halbes Jahr Hingucker später auch völlig den neu von erfunden Miami. Ein und Sieg provokativ auf ganzer drapiert, Linie! Extravagante wie nur sie es Eyecatcher kann. sind die<br />

Vor allem die knalligen Farben ziehen kunstvollen sich durch Minaudières, alle Kreationen. die von Auch monegassischen diese eleganten Freizeitvergnügen „Medusa Chain“ inspiriert Sandalen sind. zieren So wurde für<br />

ihre Handschrift und sind ein bunter dieses Eyecatcher Glanzstück für die warme berühmte Sommernächte. Casino-Kultur Gefertigt des Fürstentums aus geschmeidigem in den Mittelpunkt Nappaleder gerückt. in Und ein<br />

Zuckerlrosa oder Meerblau klein und wenig strahlend erinnert verziert es uns mit auch einer an goldfarbenen den ehemaligen Kette Mastermind an den Zehen- der und Maison, Knö. Karl Lagerfeld. 2006<br />

präsentierte er im berühmten Gebäude des Casino de Monte Carlo die fünfte Métiers-d’Art-Kollektion.<br />

Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller<br />

34 SPRING <strong>2023</strong>


www.bykilian.com


1<br />

1 | Chopard<br />

Flugshow: Mariah Carey hat die<br />

majestätischen Proportionen des<br />

Schmetterlings neu in Szene<br />

gesetzt. Zusammen mit Chopard<br />

designte die R&B-Ikone unter<br />

anderem ein Collier aus 18 Karat<br />

ethischem Weißgold mit runden<br />

und herzförmigen Diamanten.<br />

Collier aus der „Happy Butterfly<br />

X Mariah Carey“-Kollektion<br />

36


ACCESSOIRES<br />

READY TO<br />

TAKE OFF<br />

Schwerelos durch die Lüfte zu gleiten, ist ein Privileg<br />

unserer fliegenden tierischen Freunde. Kreative Designer lassen sich liebend gern<br />

von diesem Freiheitsgefühl, losgelöst von Konventionen und Regeln, inspirieren.<br />

Also trägt man diesen Frühling Preziosen zum Abheben<br />

2<br />

Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller<br />

2 | Ole Lynggaard<br />

Luftiger Freudentanz: Die Flügel<br />

des Kranichs aus 18-karätigem<br />

Weißgold wurden von Hand<br />

gehämmert, um ein elegantes,<br />

mattes Erscheinungsbild zu kreieren.<br />

Ein strahlender Rubin und<br />

177 Diamanten in verschiedenen<br />

Größen komplettieren diese<br />

prächtige Kreation. Brosche aus<br />

der „The Cranes“-Kollektion<br />

3 | Tiffany & Co.<br />

Klassiker hebt ab: Zum ersten<br />

Mal 1957 gefertigt, zieren dieses<br />

avantgardistische Schmetterlingsdesign<br />

Rubellite, Saphire,<br />

Türkise und Diamanten. Das<br />

Skelett aus 18 Karat Gelbgold<br />

beeindruckt durch meisterhafte<br />

Handwerkskunst und Detailliebe.<br />

Brosche aus der „Tiffany &<br />

Co. Schlumberger“-Kollektion<br />

3<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

37


ACCESSOIRES<br />

1<br />

2<br />

4<br />

3<br />

1 | Piaget<br />

Paradiesvogel: Piaget und die<br />

Federkunsthandwerkerin Nelly<br />

Saunier konzipierten 2020 dieses<br />

extravagante Collier. Es erinnert<br />

an das Gefieder eines exotischen<br />

Vogels. Saphire, Diamanten und<br />

ein beeindruckender Paraiba-<br />

Turmalin tanzen um den Hals.<br />

Collier „Majestic Plumage“<br />

2 | Sabbadini<br />

Bee free: Die wohl berühmteste<br />

Kreation des Hauses wurde erst<br />

in den 1980er-Jahren als Brosche<br />

entworfen. Mittlerweile sind die<br />

einzigartigen Bienchen in vielen<br />

Designs erhältlich. Bei diesem<br />

Ohrschmuck aus Weißgold mit<br />

Diamanten dominieren tiefschwarze<br />

Saphire. Ohrringe aus<br />

der „Bee“-Kollektion<br />

3 | Rozet &<br />

Fischmeister<br />

Nobler Flügelschlag: 181 Steine,<br />

darunter weiße und schwarze<br />

Brillanten, glänzen auf diesem<br />

Schmetterling aus 18 Karat<br />

Weißgold. Durch eine spezielle<br />

Mechanik öffnen und schließen<br />

sich die Flügel, wenn man die<br />

Finger bewegt. Ring „Schmetterling<br />

(blau/grün/schwarz)“<br />

4 | Boucheron<br />

Air tropicana: Drei leuchtende<br />

Citrine formen den kräftigen,<br />

auffälligen Schnabel des Tukans,<br />

Onyx und blauer Titan kreieren<br />

die lebendigen Augen. Ein funkelndes<br />

Meisterwerk, besetzt mit<br />

unzähligen weißen Diamanten<br />

und schwarzen Spinellen. Armreif<br />

„Toucan“<br />

Fotos: Hersteller<br />

38<br />

SPRING <strong>2023</strong>


NEW<br />

THE EXCEPTIONAL TRIDIMENSIONAL MICRO-LIFT CONCENTRATE<br />

HIGH REGENERATION DRAWN FROM THE ROOTS OF TWO LEGENDARY ORCHIDS.<br />

THE FIRMING POWER OF 6,000 PRO-DENSITY 1 MICRO-FILLERS 2 .<br />

THE TENSING POWER OF 6,000 HIGH-PRECISION 1 MICRO-SCULPTORS 2 .<br />

THE SECRET OF INFINITE LONGEVITY CRAFTED FROM ORCHIDS’ SCIENCE<br />

1 In vitro test on ingredients. 2 In a 50 ml bottle.


ACCESSOIRES<br />

1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

1 | Cartier<br />

Auf Flughöhe: Klassiker werden<br />

niemals alt und prägen Kollektionen<br />

noch lange in der<br />

Zukunft. 1953 hat das Traditionshaus<br />

die zarte Libelle mit beweglichen<br />

Flügeln sozusagen zum<br />

Leben erweckt, besetzt mit Diamanten,<br />

Smaragden und Rubinen.<br />

Brosche „Dragonfly“<br />

2 | Van Cleef & Arpels<br />

Frei wie ein Vogel: Tier-Designs<br />

sind bereits seit den 1950er-Jahren<br />

ein fester Bestandteil des<br />

kreativen Repertoires der Maison.<br />

Auch die Perlenbordüre gilt<br />

als Markenzeichen. Die Taube<br />

entstand aus 18 Karat Roségold,<br />

Onyx und Perlmutt. Brosche aus<br />

der „Lucky Animals“-Kollektion<br />

3 | Bulgari<br />

Wie die Zeit verfliegt: Auf dem<br />

exotischen Multicolor-Zifferblatt<br />

sowie auf der Lünette dieses<br />

streng limitierten Glanzstücks<br />

mit einem Gehäuse aus 18 Karat<br />

Weißgold funkeln 262 Diamanten.<br />

Ein weinrotes Armband aus<br />

Alligatorleder unterstreicht die<br />

Eleganz. Uhr aus der „Bvlgari<br />

Bvlgari“-Kollektion<br />

4 | Atelier Heldwein<br />

Hoch hinaus: Der Marienkäfer<br />

mit seinen auffälligen Punkten<br />

ist nicht nur ungemein nützlich,<br />

sondern auch als Glücksbote<br />

bekannt. Aus 18-karätigem Gelbgold<br />

gefertigt ziert er jedes Outfit<br />

und avanciert zum noblen<br />

Begleiter. Pin „Marienkäfer“<br />

Fotos: Hersteller, Vincent Wulveryck <strong>–</strong> Collection Cartier © Cartier<br />

40<br />

SPRING <strong>2023</strong>


FASHION | PORTRAIT<br />

OH, DEAR!<br />

MIT TULPEN UND<br />

GANSEBLUMCHEN ZUM<br />

INTERNATIONALEN<br />

ERFOLG<br />

Auf dem Opernball trugen<br />

Tänzerinnen des Wiener<br />

Staatsballetts ihre Roben.<br />

Ihre neue Herbst/Winter-<br />

Kollektion <strong>2023</strong>/24 hat sie<br />

gerade in Paris präsentiert.<br />

Und ihre oft blumigen,<br />

innovativen, fantasievollen,<br />

frechen und trotzdem<br />

eleganten Outfits wurden<br />

auch schon von Promis wie<br />

Kylie Jenner getragen. Die<br />

Modeschöpferin Florentina<br />

Leitner aus Wien gehört zu<br />

den interessantesten<br />

jungen Nachwuchsstars<br />

Von Brigitte R. Winkler<br />

R<br />

Ein Abendkleid von<br />

Florentina Leitner<br />

im „Couture Salon“<br />

des Opernballs:<br />

Staatsballett-<br />

Tänzerinnen<br />

konnten sich<br />

eines aussuchen<br />

42 SPRING <strong>2023</strong>


W<br />

Ein Modell aus<br />

der Herbst/<br />

Winter-Kollektion<br />

2022/23<br />

R<br />

Auch aus der<br />

„Zauberberg“-<br />

Kollektion: Blumen<br />

müssen sein<br />

Fotos: Anton Fayle; Benjamin Mallek (3)<br />

Er hat wieder stattgefunden,<br />

nach zweijähriger Pause: der<br />

berühmteste Ball Österreichs,<br />

der Wiener Opernball.<br />

Was auch Florentina Leitner,<br />

eine junge Modeschöpferin<br />

aus Wien, sehr gefreut hat.<br />

Wurde sie doch mit zwei<br />

weiteren Austro-Designern <strong>–</strong> Jennifer Milleder<br />

und Moulham Obid <strong>–</strong> bereits im<br />

November vergangenen Jahres zum „Couture<br />

Salon“ des Balls eingeladen. Stattgefunden<br />

hat er ab Ende Jänner <strong>2023</strong> im Hotel Bristol.<br />

Als einer der wichtigsten Side-Events des<br />

Opernballs soll der „Couture Salon“ einerseits<br />

Tradition und Moderne verschmelzen. Andererseits<br />

haben die ausgewählten Modedesigner<br />

dadurch die Möglichkeit, ihre Kreationen<br />

einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />

Tänzerinnen des Wiener Staatsballetts waren<br />

dazu eingeladen worden, sich von den drei<br />

Modeschöpfern ein passendes Outfit für den<br />

Ball anfertigen zu lassen. Damit sollte auch<br />

der zentrale Solidaritätsfokus des Balls unter<br />

der Patronanz der Wiener Staatsoper im Vordergrund<br />

stehen und somit Nachwuchsförderung<br />

und Nachhaltigkeit integriert werden.<br />

Wunderschön, was dann an den Körpern<br />

der Tänzerinnen durch den Opernabend<br />

schwebte.<br />

Und was hält Florentina Leitner von Nachhaltigkeit?<br />

„Ich recycle gerne und verwende<br />

zum Beispiel nachhaltig produzierte Seide.<br />

Generell kann man sagen, ich versuche mein<br />

Bestes, so gut es nur geht nachhaltig zu<br />

produzieren. Ich möchte aber kein Greenwashing<br />

betreiben und behaupten, dass es da<br />

nicht immer wieder auch Hindernisse gibt“,<br />

erklärt die 27-Jährige im Gespräch mit<br />

AURUM <strong>999</strong>,9.<br />

Verfolgt man ihre Karriere, ist man beeindruckt.<br />

Geboren wurde Florentina in Wien,<br />

sie wuchs in Mödling auf und beschloss mit<br />

19 Jahren, nach der Matura an der Modeschule<br />

Hetzendorf, ein Modestudium an der<br />

gefeierten Royal Academy of Fine Arts in<br />

Antwerpen zu beginnen. Florentina Leitner:<br />

„Ich war schon immer begeistert von der<br />

Kreativität belgischer Designer.“ Ins Schwärmen<br />

gerät sie auch, wenn sie über die Natur<br />

spricht und wenn ihre Familie ins Spiel<br />

kommt. War doch ihre um sechs Jahre ältere<br />

Schwester für sie als Kind prägend durch<br />

deren speziellen Umgang mit Mode. Der<br />

„Eyeopener“ für Florentina: Als ihre Schwester<br />

sie <strong>–</strong> da war sie 13 Jahre alt <strong>–</strong> zur Vienna<br />

Fashion Week mitnahm. Leitner: „Bis zu<br />

diesem Zeitpunkt wusste ich ja nicht, dass<br />

man Mode in der Schule lernen kann. Das<br />

fand ich unglaublich spannend.“ Also wählte<br />

sie zunächst einmal Hetzendorf als ersten<br />

Schritt in diese Richtung.<br />

W<br />

Ebenfalls H/W<br />

2022/23:<br />

„Lucrenzie Catsuit“<br />

43


FASHION | PORTRAIT<br />

O<br />

Aktuelle Kollektion,<br />

fotografiert mit<br />

Schilfgarben<br />

vom Neusiedler See<br />

Florentina Leitner:<br />

Schon nach fünf<br />

Kollektionen gehört<br />

die Wienerin zu den<br />

weltweit bekannten<br />

Modeschöpferinnen<br />

x<br />

W<br />

Stilisierte Gänseblümchen:<br />

Frühjahr/Sommer <strong>2023</strong><br />

T<br />

Schmücken das Logo:<br />

von Florentina Leitner<br />

stilisierte Tulpen<br />

Mode darf, ja soll<br />

Spaß machen<br />

Wie richtig es für sie war, in Richtung Mode<br />

zu gehen, zeigte sich, schon bevor Florentina<br />

das Studium in Antwerpen beendet hatte,<br />

als ihre Kollektion zur besten gekürt wurde.<br />

Da war Dries Van Noten im Spiel. Durch<br />

Hörensagen erfuhr die Studentin davon, dass<br />

der international gefeierte Modeschöpfer<br />

jemanden für sein Atelier suchte. Also<br />

bewarb sie sich, obwohl sie noch gar nicht<br />

ihren Master bei ihm absolviert hatte. Dries<br />

nahm sie auf, und als sie bei ihm zu arbeiten<br />

begann, hatte sie den Master in der Tasche.<br />

„Ich hab so viel von Dries gelernt“, schwärmt<br />

Florentina über diese Zeit direkt nach dem<br />

Studium. Sogleich fügt sie aber hinzu:<br />

„Schon in dieser Zeit bekam ich immer mehr<br />

Anfragen nach einem eigenen Brand.“ Also<br />

gründete sie im Dezember 2020 ihr Label,<br />

genannt Floren tina Leitner. Der Name ist<br />

links und rechts von einer von ihr selbst<br />

gezeichneten Tulpe begrenzt und damit als<br />

Logo bereits unverkennbar. Der Erfolg stellte<br />

sich sofort ein, etwa in Form von Auszeichnungen<br />

und Preisen. Dankbare Worte findet<br />

Leitner vor allem über die Austrian Fashion<br />

Association (AFA) in Wien, die sie immer<br />

wieder gefördert und unterstützt hat: „Die<br />

sind echt toll in ihrer Bemühung, jungen<br />

Kreativen zu helfen!“ Oder in Form von Lob<br />

durch die internationale Presse. Bereits im<br />

Juli 2020 lobte sich die deutsche „Vogue“<br />

zunächst selbst, dass sie Floren tina Leitner<br />

bereits fast zwei Jahre zuvor als ein nicht zu<br />

übersehendes, spannendes Modetalent<br />

erkannt hatte. Und nun zeige sie <strong>–</strong> so der<br />

Titel eines großen Artikels <strong>–</strong>, „dass sich Mode<br />

nicht immer ernst nehmen muss, um ernst<br />

genommen zu werden“. Und weiter: „Die<br />

österreichische Designerin Florentina Leitner<br />

hat gerade ihren Master-Abschluss an der<br />

Royal Academy in Antwerpen gemacht <strong>–</strong> und<br />

steht mit ihrer Vision, dass Mode Spaß<br />

machen kann/darf/soll und nachhaltig sein<br />

muss, nicht nur für den Moment, sondern für<br />

die Zukunft einer ganzen Branche.“<br />

Auch die großen Modestädte wie London,<br />

Paris und New York rissen und reißen sich<br />

um die junge Wienerin. Zunächst gewann<br />

New York, wo Florentina Leitner wegen des<br />

Lockdowns ihre Herbst/Winter-Kollektion<br />

2021/22 „nur“ digital präsentierten konnte.<br />

Thema war <strong>–</strong> kein Wunder <strong>–</strong> ihre Familie, die<br />

als Inspiration in ihre Arbeit eingeflossen war.<br />

Florentina Leitner: „Keine Familie ist uninteressant<br />

und langweilig, vor allem meine<br />

Familie nicht. Da sind so coole Charaktere. Im<br />

Lockdown habe ich sehr von meiner mitunter<br />

auch sehr schrulligen Familie profitiert.“ Also<br />

benannte sie die Kollektion nach ihrer Familie:<br />

„The Royal Leitners“. Anregungen <strong>–</strong> auch<br />

für den gleichnamigen Film zur Kollektion <strong>–</strong><br />

holte sie sich bei Wes Andersons Film „The<br />

Royal Tenenbaums“ (dessen Protagonist mit<br />

Vornamen Royal heißt!).<br />

Wie gut, dass sie schon lange vor ihrer<br />

ersten Präsentation den Film für sich entdeckt<br />

hatte. Denn: „Bereits während meiner<br />

Zeit auf der Uni habe ich begonnen, auf diesem<br />

Gebiet mit Freunden zusammenzuarbeiten.<br />

Es ist doch super cool, die Mode auch<br />

in Bewegung zu sehen, die Kollektion zum<br />

Leben zu bringen, inspiriert von der<br />

Geschichte, die dahintersteckt. Ich bin beim<br />

Dreh immer dabei, sage, wie und was gefilmt,<br />

wie die Kleidung inszeniert werden soll. Die<br />

Fotos: Jens Burez; Chiara Steemann (2); Instagram; Florentina Leitner (2)<br />

44 SPRING <strong>2023</strong>


S A L Z B U R G - G S T A A D - L O N D O N - H O N G K O N G<br />

W W W . A E N E A . C O M


FASHION | PORTRAIT<br />

h<br />

Von Kopf bis Fuß in Florentina<br />

Leitner: Kylie Jenner<br />

h<br />

Typischer Look der aktuellen<br />

Kollektion<br />

R<br />

Sonnenbrillen: Florentina Leitner<br />

liebt den „Full Look“<br />

Geschichte kreiere ich immer gemeinsam<br />

mit meinen Filmfreunden. Man muss die<br />

Kollektion dafür ja sehr gut kennen.“<br />

Mit ihrer Frühjahr/Sommer-Kollektion<br />

2022 hatte die Mercedes-Benz Fashion Week<br />

in Berlin sie im September 2021 als Opener<br />

eingeladen. Es gab wieder Livegäste und<br />

eben Florentina Leitners Live-Modeschau<br />

zur Eröffnung. Das Thema: „Vacation on the<br />

Moon“. Inspiration waren diesmal der oberösterreichische<br />

Mondsee und Leitners Vision,<br />

eine Kollektion für einen Urlaub auf dem<br />

Mond zu entwerfen. Die Silhouetten waren<br />

von Dirndln, Matrosenjacken und galaktischen<br />

Raumanzügen inspiriert. Es folgten<br />

London <strong>–</strong> wieder digital <strong>–</strong> und das Thema<br />

„Der Zauberberg“. Es war die fünfte Kollektion<br />

von Florentina Leitner, eine verspielte<br />

Mischung aus Weiblichkeit und zeitloser Eleganz.<br />

Dafür verwandelte sie im wahrsten<br />

Sinne des Wortes Müll in Schätze <strong>–</strong> ein Verweis<br />

auf Nachhaltigkeit und das Müllproblem<br />

der heutigen Gesellschaft. Wie immer gab es<br />

Blumenmotive, diesmal aus recycelten Müllsäcken<br />

und Flaschendeckeln. Dazu überdimensionale<br />

Preisschilder und Geschenkschleifen.<br />

Dass sie ihre Frühjahr/Sommer-Kollektion<br />

<strong>2023</strong> live in Paris zeigen und dann im Showroom<br />

präsentieren konnte, freute sie ganz<br />

besonders. In ihrer Erzählung über die Inspiration<br />

zur aktuellen Kollektion kommt natürlich<br />

wieder die geliebte Heimat vor, in diesem<br />

Fall die Natur des Burgenlandes: der Neusiedler<br />

See und das Schilf, das abgeschnitten und<br />

für Hausbauten verwendet wurde und wird.<br />

(Die Wienerin nahm für ihre Präsentation im<br />

Showroom Schilfgarben nach Paris mit, in<br />

denen sie die Models umhergehen ließ.) Die<br />

vielen Rehe, die man dort über die Straße laufen<br />

sieht. Florentina Leitner erinnerte sich an<br />

Rehaugen, in denen sich in der Nacht das<br />

Licht der Autoscheinwerfer spiegelte, und<br />

integrierte solche Reflexionen in ihre Entwürfe.<br />

Genannt hat sie die Kollektion „Oh,<br />

Dear“, was mehrfach zu deuten ist. Man kann<br />

es mit Liebling, lieb oder mit „Oh Gott“ übersetzen.<br />

Da es aber auch wie das englische<br />

Wort „deer“ klingt, kann man es auch als Reh,<br />

Hirsch und Wild verstehen. Eines der Muster<br />

ist auch vom Hirsch inspiriert. Der Druck entstand<br />

in Zusammenarbeit mit dem niederländischen<br />

Grafiker Rop van Mierlo. Dazu gibt es<br />

wieder von Florentina Leitner selbst skizzierte<br />

Gänseblümchen, und der Film zur Kollektion<br />

wurde natürlich am Neusiedler See gedreht.<br />

Die US-amerikanische Modetageszeitung<br />

„WWD“ lobte die Kollektion: „Das Ergebnis<br />

war lustig, kokett und fühlte sich so erfrischend<br />

an wie ein morgendlicher Spaziergang<br />

auf dem Land.“ Und so beschreibt Florentina<br />

Leitner ihre Arbeit selbst: „Ich mache Damenmode,<br />

aber wenn Herren meine Sachen kaufen,<br />

freut mich das sehr. Meine Mode ist<br />

modern, jung und frisch, selbstbewusst, farbenfroh<br />

und verspielt. Ich lege Wert auf Qualität<br />

und hochwertige Stoffe.“<br />

Berühmtheiten wie Kylie Jenner, Lady<br />

Gaga, Charli XCX und Sita Abellan strömten<br />

in Scharen zu ihren geblümten Catsuits und<br />

ihrem flauschigen Gorilla-Strickmantel mit<br />

Op-Art-Wirbel oder zu den spitzen,<br />

geschmolzen aussehenden Sonnenbrillen, die<br />

in Zusammenarbeit mit der belgischen Brillenmarke<br />

Komono hergestellt wurden <strong>–</strong> ein<br />

Muss für Leitner, die den „Full Look“-Ansatz<br />

in Antwerpen immer gemocht hat.<br />

Entdecken kann man Florentina Leitner<br />

auf Instagram, Facebook und TikTok. Und<br />

wo bekommt man ihre Mode und Accessoires<br />

zu kaufen? In Geschäften in Wien (im Vintage-Store<br />

Wolfmich in der Gumpendorfer<br />

Straße 51 zum Beispiel), in Budapest, in London,<br />

aber auch in Italien. Und natürlich über<br />

ihre Homepage florentinaleitner.com, wo<br />

man sich auch nach wie vor ihre wunderbaren<br />

kurzen Filme zu den jeweiligen<br />

Kollektionen anschauen kann. p<br />

Fotos: Instagram; Florentina Leitner (2)<br />

46 SPRING <strong>2023</strong>


LUXURY PIECE | MEN<br />

BLAUE<br />

STUNDEN<br />

Die mystische Stimmung, wenn bei abendlicher Dämmerung das blaue Lichtspektrum am Himmel dominiert, fasziniert<br />

Fotografen <strong>–</strong> zweifellos der perfekte Augenblick für einen Schnappschuss. Ähnlich magisch war die Enthüllung der neuen<br />

„Tradition 7047“ in noblem Nachtblau anlässlich des Jubiläums der Erfindung des Tourbillon durch Abraham Louis Breguet.<br />

Das neue „Tradition“-Tourbillon „7047“ ist am Puls der Zeit, wahrt aber auch die emblematischen Codes des Uhrenhauses<br />

wie das „Clous de Paris“-Guilloche-Muster auf dem dezentral angeordneten Goldzifferblatt. Und wie bei den Exponaten des<br />

Gründers ist es mit drei Schrauben befestigt. 2005 wurde die „Tradition“-Kollektion feierlich aus der Taufe gehoben <strong>–</strong> die<br />

erste Linie, die zifferblattseitig alle Organe des Uhrwerks zeigt. Wagt man einen Blick ins Innere des neuen Modells, schlägt<br />

im eleganten Platingehäuse mit 41 Millimeter Durchmesser das Herz in Form eines rhodinierten Uhrwerks mit Handaufzug.<br />

Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller<br />

48 SPRING <strong>2023</strong>


EDITOR’S CHOICE<br />

SPRINGDate<br />

Love is in the air! Pünktlich mit den warmen Sonnenstrahlen<br />

kommen auch die Frühlingsgefühle. Must-haves und Places-to-be<br />

für ein Treffen unter freiem Himmel<br />

AURUM <strong>999</strong>,9-<br />

Redakteur<br />

Christoph Kulmer<br />

mit Labrador<br />

Clouseau<br />

GET HIGH.<br />

Bergamotte,<br />

Purpur-Liebesgras,<br />

Indischer<br />

Rhabarber, Rosen,<br />

Tulpen und Eiche<br />

treffen beim<br />

frühlingshaften<br />

Duft „High Line“<br />

von Bond No.9<br />

New York<br />

aufeinander.<br />

bondno9.com<br />

AM PUNKT. Breitling überrascht<br />

mit der neuen „Super Chronomat<br />

Automatic 38 Origins“. Sie ist nicht nur<br />

ein markanter Eyecatcher, mit Reiter<br />

und Krone aus Keramik sowie einem<br />

Rouleaux-Armband, sondern auch ein<br />

Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit. Bei<br />

der ersten rückverfolgbaren Uhr der<br />

Maison erhalten künftige Eigentümer<br />

einen Herkunftsnachweis für das Gold<br />

und die Diamanten. breitling.com<br />

AUF HÄNDEN<br />

TRAGEN.<br />

Die raffinierte<br />

„F52 Miami<br />

Vice“-Bag von<br />

Freitag ist ein<br />

nachhaltiges<br />

Platzwunder.<br />

Perfekt für ein<br />

Date im Freien.<br />

freitag.ch<br />

PLAYER ON TOUR. Egal ob nun im Park, am Strand oder am Pool: Mit dem<br />

Travel-Backgammon-Set aus Samtleder von Hector Saxe Paris steht einem<br />

stilvollen Spielvergnügen an sonnigen Frühlingstagen nichts mehr im Wege.<br />

Entdeckt bei Select, Seitzergasse 1 <strong>–</strong> 3, 1010 Wien, select.xyz<br />

FAST FOOD DE LUXE. Tatarie Marie<br />

in der Wiener Freisingergasse begeistert<br />

mit großartigen Tartar-Variationen,<br />

vom Bio-Rind über Saibling bis zur<br />

veganen Kreation. tatariemarie.com<br />

STILVOLLES PICKNICK.<br />

Designerin Katie Scott hat<br />

sich bei der Decke<br />

„Palmarum Fortunei“<br />

für Hermès von<br />

Palmengewächsen in<br />

unterschiedlichster<br />

Art und Weise<br />

inspirieren lassen.<br />

hermes.com<br />

ERFRISCHEND.<br />

Farbenfroh strahlen<br />

die Louis-Vuitton-<br />

Sonnenbrillen aus der<br />

„LV 4Motion“-Kollektion.<br />

louisvuitton.com<br />

Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller, Bianca Hochenauer, Jürgen Hammerschmid<br />

50 SPRING <strong>2023</strong>


www.die3.eu<br />

Euram Bank AG<br />

Palais Schottenring<br />

Schottenring 18<br />

1010 Wien<br />

T: +43 1 512 38 80 0<br />

F: +43 1 512 38 80 888<br />

office@eurambank.com<br />

www.eurambank.com


k<br />

Zdeněk Antonín Macků<br />

in seinem Atelier<br />

ERNSTHAFTE<br />

LEICHTIGKEIT<br />

Bunt, vielfältig und märchenhaft-mystisch wie das Leben<br />

von Zdeněk Antonín Macků sind auch seine Arbeiten.<br />

Das Vermächtnis des Ausnahmetalents lebt in seinem Werk weiter<br />

v<br />

Zyklus „Europa Nova“, Spanien,<br />

2003, Öl auf Leinwand, 100 x 150 cm<br />

Redaktion: Elisabeth Muth, Fotos: Macků<br />

52


ART | PORTRAIT<br />

h<br />

Zyklus „Europa Nova“, Belgien,<br />

2003, Öl auf Leinwand, 116 x 116 cm<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

53


„Meine visuelen Welt ist nicht suchen,<br />

aber gefunden Dinge, wie hat Pablo Picasso gesagt“aus einem Weihnachtsbrief, 2004<br />

54


ART | PORTRAIT<br />

v<br />

Zyklus „Europa Nova“, Niederlande,<br />

2003, Öl auf Leinwand, 150 x 120 cm<br />

k<br />

Zeichnung Tusche & Tempera<br />

x<br />

Zeichnung Tusche & Tempera<br />

xl<br />

Zeichnung Tusche & Tempera<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

55


ART | PORTRAIT<br />

v<br />

Zeichnung Tusche & Tempera<br />

x<br />

„Edelmann“,<br />

Öl auf Leinwand, 70 x 55 cm<br />

„Realistisch sehen, poetisch betrachten, dichten<br />

mit Schuss von kubistischen Strichen,<br />

Stimmung & Harmonie“, hat der Maler<br />

Zdeněk Antonín Macků selbst einmal über<br />

seine Werke sinniert, die einem beim<br />

Betrachten immer mehr und mehr ins Bild<br />

ziehen und viele kleine Details und Einzelheiten<br />

preisgeben. AURUM <strong>999</strong>,9 hat sich<br />

mit Mackůs Töchtern Vendula und Helena<br />

zum Austausch getroffen. Sie führen das Vermächtnis<br />

ihres Vaters weiter und sind auch<br />

Ansprechpartnerinnen für den Erwerb der<br />

Bilder und die Organisation von Ausstellungen.<br />

Es gibt immer noch ein erstaunlich<br />

umfangreiches Repertoire an unterschiedlichsten<br />

Arbeiten aus den einzelnen Epochen.<br />

Wir möchten den 2006 viel zu früh verstorbenen<br />

Ausnahmekünstler und sein bewegtes<br />

Leben als Kosmopolit näher beleuchten. Also<br />

Vorhang auf.<br />

Das Lebenswerk von Zdeněk Antonín Macků<br />

entstand vor dem Hintergrund zahlreicher<br />

politischer Umbrüche. 1943 in Prag geboren,<br />

flüchtete Macků bereits 1965, drei Jahre vor<br />

der Niederschlagung des Prager Frühlings, in<br />

den Westen. Nach kurzem Aufenthalt in<br />

Österreich ging er 1966 in die USA. 1977 fand<br />

er dann in Linz eine neue Heimat und absolvierte<br />

dort an der Hochschule für künstlerische<br />

und industrielle Gestaltung das Studium<br />

der Malerei. Nach der Samtenen Revolution<br />

1989 lebte und arbeitete er hauptsächlich im<br />

südböhmischen Brloh. Mackůs Œuvre umfasst<br />

um die 400 Arbeiten, technisch überwiegt Öl<br />

auf Leinwand. Seine Bildsprache komponiert<br />

in einer ihm eigenen poetisch-erzählerischen<br />

Malweise aus zahlreichen Einzelkompartimenten<br />

farbenprächtige Schaubilder. Die<br />

vornehmlich figurativ-gegenständlichen<br />

Details, hier ein Tierkopf, dort eine Menschengestalt,<br />

ein Gesicht oder ein Landschaftsdetail,<br />

verbindet er zu mystisch-symbolisch<br />

aufgeladenen, teils märchenhaften Bildgefügen.<br />

Stilistisch sind seine Arbeiten geprägt<br />

von der markanten Konturierung der Einzelelemente<br />

mit meist schwarzen Umrisslinien,<br />

wodurch im Gesamteindruck eine betont flächige,<br />

fast schon reliefartige Bildwirkung entsteht.<br />

Bedeutsam ist vor allem Mackůs Bilderzyklus<br />

„Europa Nova <strong>–</strong> das neue Bild Europas“,<br />

der, ausgehend von einer intensiven künstlerischen<br />

Auseinandersetzung mit geografischen<br />

Karten, die Mitgliedsstaaten der europäischen<br />

Kulturinstitutionen darstellt. Als Weltenbummler<br />

und Vordenker war es ihm bereits in<br />

den Sechzigerjahren ein Anliegen und eine<br />

Vision, Europa eines Tages vereint zu sehen.<br />

In diesem malerischen Zyklus von 28 Bildern<br />

hat der Künstler nach der Wiedervereinigung<br />

Europas versucht, die Landkarte neu zu<br />

gestalten. Malerisch werden Persönlichkeiten<br />

und historische Identitäten der einzelnen Mitgliedsländer<br />

der Europäischen Union bildhaft<br />

dargestellt. Macků meinte, Europa könne<br />

nicht durch politische und ökonomische<br />

Grenzen definiert werden, es gehe vielmehr<br />

um Geschichte, kulturelle Gemeinsamkeiten,<br />

Traditionen und Wertvorstellungen. Wobei<br />

seine Gedankengänge und Haltungen heutzutage<br />

mehr denn je aktuell wären. Der<br />

Zyklus wurde in zahlreichen Museen und<br />

Kulturinstitutionen Europas, unter anderem<br />

auch im Parlament in Brüssel, ausgestellt.<br />

Zdeněk Antonín Macků ist Vertreter einer<br />

Künstlergeneration, die durch die dramatischen<br />

politischen Entwicklungen und Veränderungen<br />

der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

nachhaltig geprägt wurde.<br />

Emigration, weite Reisen und Aufenthalte in<br />

fernen Ländern machten ihn zum Kosmopoliten,<br />

wobei er aber immer überzeugter<br />

Europäer geblieben ist. Auch seine positive<br />

Lebenseinstellung hat er nie abgelegt. Bis<br />

heute ist das Interesse an seinen Arbeiten<br />

groß, das künstlerische Erbe wird liebevoll von<br />

seinen Töchtern gepflegt und verwaltet. Sein<br />

Werk und die Erinnerung an ihn wird dadurch<br />

hoffentlich ewig bestehen bleiben. Ausstellungen<br />

sollen <strong>2023</strong> in Linz in der Galerie „Hofkabinett“,<br />

in Wien und 2024 in Prag zu sehen<br />

sein. Konkret geplant ist für den 17. April ab<br />

18.00 Uhr im Restaurant „Les Gourmandises<br />

Love Italy“ in Wien (1190, Billrothstraße 41)<br />

eine Schau seiner Werke. Die Bilder befinden<br />

sich im Besitz vieler Galerien, Museen und<br />

privater Sammler in Europa und den USA, erst<br />

im Frühling 2021 wurde eines der Werke bei<br />

einer großen Ressler-Kunst-Auktion erfolgreich<br />

versteigert.<br />

p<br />

macku.cc<br />

56 SPRING <strong>2023</strong>


ART<br />

Am 26. April <strong>2023</strong><br />

startet im St. James<br />

Theatre das<br />

brandneue<br />

Broadway-Musical<br />

„New York, New York“<br />

mit Colton Ryan und<br />

Anna Uzele in den<br />

Hauptrollen<br />

Der Broadway ist das pulsierende kulturelle Herz von New York City.<br />

Er überstand viele Krisen, kam aber stets gestärkt zurück. Auch <strong>2023</strong><br />

werden Klassiker und Newcomer wieder ein Millionenpublikum<br />

begeistern. Vorhang auf<br />

Von Rosemarie Pescheck<br />

58 SPRING <strong>2023</strong>


Foto: Matthew Murphy<br />

59


Musicals zählen weltweit zu<br />

den beliebtesten Formen<br />

der Live-Unterhaltung.<br />

Eine entscheidende Rolle<br />

dabei spielte der Broadway<br />

in New York, gilt er doch als Wiege und<br />

Hochburg dieser Kunstform gleicher maßen.<br />

Als Broadway wird das Theaterviertel am<br />

Times Square, zwischen 42st Street und<br />

53rd Street sowie 6th und 9th Avenue,<br />

bezeichnet, das auch von der gleichnamigen<br />

Straße durchquert wird. Knapp 17 Millionen<br />

Menschen besuchten 2019 in den 41 Theatern<br />

eine Broadway-Show und bezahlten<br />

rund zwei Milliarden Dollar für Tickets.<br />

Astronomische Zahlen, vor allem für eine<br />

Disziplin, die stets um ihre kulturelle Relevanz<br />

besorgt war. Entwickelt hat sie sich aus<br />

den Operetten und Singspielen des 18. und<br />

19. Jahrhunderts, ist jedoch nicht als deren<br />

Weiterentwicklung zu sehen, sondern als<br />

gänzlich neue Unterhaltungsform. Die Theaterwissenschaft<br />

definiert sie so: „Ein Musical<br />

ist eine populär und zeitgemäß aufgeführte<br />

Theaterproduktion, die aus Live-Darbietungen<br />

in den Bereichen Schauspiel, Tanz,<br />

Gesang und Musik besteht.“ Kritiker ließen<br />

aber oft kein gutes Haar an den Produktionen<br />

und haben sie als leichte Kost ohne Substanz<br />

abgetan. Nichtsdestotrotz, oder gerade<br />

deshalb, begeistern auch in der aktuellen<br />

Saison Klassiker wie „Moulin Rouge“,<br />

„Wicked“, „Hamilton“, „Chicago“ oder „Der<br />

König der Löwen“ wieder ein Millionenpublikum.<br />

Aber auch abseits von diesem Epizentrum<br />

sind viele weitere Theater in der ganzen<br />

Stadt verteilt und werden je nach<br />

Kapazität in „Off-Broadway“, wenn sie maximal<br />

500 Plätze fassen, oder „Off-Off-Broadway“<br />

bei bis zu 100 Plätzen unterteilt. Nicht<br />

selten haben sich neue Off-Broadway-Stücke<br />

als Hit herauskristallisiert und wurden aufgrund<br />

hoher Nachfrage auf eine Broadway-<br />

Bühne verlagert. Berühmtestes Beispiel ist<br />

das Musical „Hair“, das Mitte Oktober 1967<br />

Off-Broadway-Premiere feierte und bereits<br />

ein halbes Jahr später, am 29. April 1968, fulminant<br />

am Broadway durchstartete. Doch<br />

begeben wir uns zurück zu den Anfängen<br />

und sagen: „Vorhang auf, it’s Showtime!“<br />

Den Grundstein für das bekannteste<br />

Theaterviertel der Welt legten vor exakt<br />

130 Jahren die Unternehmer Charles Frohman<br />

und Al Hayman an der Ecke 40th Street,<br />

gegenüber dem damaligen Metropolitan Opera<br />

House. Das von ihnen in Auftrag gegebene<br />

Empire Theatre war das erste Theater, das<br />

den riskanten Umzug vom ursprünglichen<br />

Theaterviertel an der 23rd Street an den<br />

Times Square wagte. Oder besser gesagt an<br />

den Longacre Square, denn so hieß er<br />

ursprünglich. Erst als Adolph S. Ochs, damaliger<br />

Eigentümer und Herausgeber der „New<br />

York Times“, sich diesen Platz für die neuen<br />

Verlagsräumlichkeiten aussuchte und den<br />

„Times Tower“ bauen ließ <strong>–</strong> mit 25 Stockwerken<br />

damals eines der höchsten Gebäude von<br />

New York <strong>–</strong>, erfolgte 1904 die Umbenennung<br />

des Longacre Square in Times Square. Als<br />

Frohman und Hayman Ende des 19. Jahrhunderts<br />

das elitäre Architekturbüro J. B.<br />

McElfatrick & Sons mit dem Bau des Empire<br />

Theatre beauftragten, war davon noch lange<br />

keine Rede. Das fünfstöckige Landmark<br />

überraschte vor allem durch den ebenerdigen<br />

Eingang, denn ohne auch nur eine einzige<br />

Stufe erklimmen zu müssen, konnte man das<br />

Bauwerk direkt vom Gehsteig aus betreten.<br />

Ein Novum für die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts.<br />

Der kaminrot-goldfarbene Saal bot<br />

Platz für 1.200 Zuschauer und wurde 1893<br />

feierlich mit der Erstaufführung von David<br />

Belascos „The Girl I Left Behind Me“ eröffnet.<br />

R<br />

„New York, New York“: Musik und<br />

Lyrics von John Kander und Fred Ebb<br />

U<br />

Aufgrund der intensiven Beleuchtung<br />

nennt man die Gegend rund um den<br />

Broadway auch „The Great White Way“<br />

Und die beiden Unternehmer hatten bei der<br />

Standortwahl den richtigen Riecher, wurden<br />

doch zwischen 1900 und 1930 am Broadway<br />

viele weitere Theater neu gegründet, wie das<br />

am 2. November 1903 eröffnete und bis heute<br />

durchgängig bespielte Lyceum. Es liegt in<br />

der 45th Street zwischen 6th und 7th Avenue<br />

in Midtown Manhattan, ist im wunderschönen<br />

Beaux-Arts-Stil konzipiert und verfügte<br />

als erstes Theater über eine im<br />

gesamten Gebäude von Thomas Alva Edison<br />

installierte elek trische Beleuchtung. Außerdem<br />

war es mit einem für heutige Begriffe<br />

zwar einfachen, aber durchaus effizienten<br />

Lüftungssystem ausgestattet, das im Winter<br />

heizte und im Sommer kühlte. Das Lyceum<br />

hat Platz für 922 Personen und in seiner<br />

Geschichte vielen Stars eine Bühne geboten.<br />

Als größter Erfolg des Hauses gilt bis heute<br />

die ab 1946 gespielte Komödie „Born Yesterday“<br />

mit Judy Holliday und insgesamt<br />

1.642 Vorstellungen. Von 2022 bis Anfang<br />

<strong>2023</strong> war das Lyceum-Theater die Heimat<br />

des preisgekrönten Musicals „A Strange<br />

Loop“. Typischerweise haben Broadway-<br />

Theater kein Repertoiresystem, sondern zeigen<br />

jeweils nur ein Musical oder Theaterstück,<br />

das dafür aber über einen längeren<br />

Zeitraum. Abhängig ist das von der Kritik<br />

und dem Zuspruch des Publikums, manche<br />

verschwinden nach einer Saison aus dem<br />

Rampenlicht, andere halten sich Jahre oder<br />

gar Jahrzehnte. Als Überlebenskünstler kann<br />

die Show „Das Phantom der Oper“ bezeichnet<br />

werden, die erst Ende April <strong>2023</strong>, nach<br />

unglaublichen 35 Jahren, eingestellt wird.<br />

Absoluter Weltrekord.<br />

Nach einem Boom in den 1920er-Jahren<br />

brach in den 1930er-Jahren, ausgelöst durch<br />

die Große Depression, die<br />

erste große Krise über den<br />

Broadway und seine Häuser<br />

herein. Die ersehnte<br />

Unterstützung brachte der<br />

New Deal. Er gilt als Antwort<br />

von Präsident Franklin<br />

D. Roosevelt auf den<br />

Börsencrash von 1929 und<br />

die damit einhergehende<br />

„Der Broadway in<br />

New York gilt als<br />

Wiege und Hochburg<br />

des Musicals“<br />

60


A R T<br />

R<br />

Mit den Welthits von<br />

Pop-Ikone Britney<br />

Spears wird in „Once<br />

Upon A One More<br />

Time“ ab 23. Juni im<br />

Theater Marquis eine<br />

märchenhafte<br />

Geschichte erzählt<br />

U<br />

„Aladdin“ ist ein<br />

Klassiker aus dem<br />

Hause Disney. Zu<br />

sehen im New<br />

Amsterdam Theatre<br />

Fotos: Shutterstock, PR, Deen van Meer © Disney, Matthew Murphy<br />

Wirtschaftskrise. Zwischen 1935 und 1939<br />

profitierte der Broadway mit 46 Millionen<br />

Dollar aus diesem Rettungspaket und finanzierte<br />

damit über 1.200 Produktionen aus<br />

830 Werken. Obwohl die schweren Jahre<br />

relativ komfortabel überbrückt werden<br />

konnten, äußerten einige Verantwortliche<br />

aus der Theatergewerkschaft den Wunsch,<br />

die Qualität der Stücke nachhaltig zu steigern.<br />

Es war die Geburtsstunde der 1947 ins<br />

Leben gerufenen Tony Awards, sozusagen<br />

die Oscars oder Grammys der Theaterbranche.<br />

Einmal im Jahr werden sie ausschließlich<br />

für Stücke und schauspielerische Leistungen<br />

an Broadway-Theatern verliehen.<br />

Nominiert werden können alle Produktionen,<br />

die in der jeweiligen Saison zur Aufführung<br />

gekommen sind. Kritisiert wird seit jeher,<br />

dass keine Stücke und Schauspielleistungen<br />

vom Off-Broadway oder Off-Off-Broadway<br />

miteinbezogen werden. Pressevertreter versuchen<br />

diesbezüglich immer wieder zu<br />

intervenieren, bisher jedoch ohne Erfolg.<br />

2001 konnte „The Producers“ zwölf Preise<br />

abräumen, gewann somit in jeder nominierten<br />

Kategorie und stellte den 37 Jahre alten<br />

Rekord von „Hello, Dolly!“ ein, das bis dahin<br />

als das meistaus gezeichnete Musical galt.<br />

Trotz des Glanzes, Glamours und der<br />

Aufbruchsstimmung schlitterte der Broadway<br />

Anfang der 1950er-Jahre abermals in<br />

eine Krise, die viele Jahre andauern sollte.<br />

Schuld an der Misere waren die Etablierung<br />

von Tonfilmen und das Fernsehen, das landesweit<br />

Anklang fand. Daher gestaltete es<br />

sich immer schwieriger, das Publikum in die<br />

Theater zu locken. Eines der ersten Häuser,<br />

das diesen Paradigmenwechsel in der Unterhaltungsindustrie<br />

zu spüren bekam, war das<br />

Empire Theatre. Eben jenes, das ursprünglich<br />

den Grundstein für die Showkultur legte.<br />

An einem verregneten Herbsttag im Jahr<br />

1952 wurde dem Ensemble von „The Time of<br />

the Cuckoo“ mitgeteilt, dass das Theater<br />

abgerissen werden sollte, um Platz für ein<br />

hochmodernes Bürogebäude zu schaffen.<br />

Am 22. Mai 1953 versammelten sich<br />

56 Hauptdarsteller auf der Bühne zu einem<br />

Abschiedsgruß und spielten Szenen aus Stücken,<br />

die dort aufgeführt worden waren.<br />

Nach exakt 60 Jahren fiel der Vorhang zum<br />

letzten Mal. Sogar die „New York Times“<br />

resümierte wehmütig: „Das Empire ist<br />

sowohl ein Schrein als auch ein Symbol für<br />

diejenigen, die sich an das goldene Zeitalter<br />

unseres Theaters erinnern. Ein Zeitalter, das<br />

nicht mit Filmen, Tonfilmen, Radio, Fernsehen<br />

und anderen mechanischen Eindringlingen<br />

rechnete.“ Der Abriss des Empire bildete<br />

aber erst den Auftakt zum Theatersterben.<br />

Fehlender Denkmalschutz machte es möglich,<br />

dass viele historische Gebäude der<br />

Abrissbirne zum Opfer fielen und sie durch<br />

neue Betonklötze ersetzt wurden. In leer<br />

stehende Häuser zogen schummrige Kinos<br />

ein, die sich aus finanziellen Gründen in<br />

kürzester Zeit in Striptease-Bars oder Erotikkinos<br />

transformierten. Mit ihnen kamen<br />

Drogendealer, Sexshops, kitschige Souvenir­<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

61


ART<br />

62 SPRING <strong>2023</strong>


Fotos: Deen van Meer © Disney, Matthew Murphy © Disney, Avery Brunkus<br />

h<br />

Die Geburt des Löwenbabys<br />

Simba wird in „Der König<br />

der Löwen“ mit dem Song<br />

„The Circle of Life“ von<br />

Elton John besungen<br />

v<br />

Ende 2022 feierte „Der<br />

König der Löwen“ 25 Jahre<br />

am Broadway. Nur zwei<br />

weitere Musicals konnten<br />

je diesen Meilenstein<br />

erreichen<br />

geschäfte, schmuddelige Hotels, aber auch<br />

Taschendiebe und Prostituierte. Hotspot war<br />

die Gegend rund um die 42nd Street, direkt<br />

am Times Square. Schnellstmöglich unternahm<br />

man erste Versuche, um die prekäre<br />

Lage mit Zonenvorschriften unter Kontrolle<br />

zu bringen <strong>–</strong> jedoch erfolglos. Der aufkommende<br />

Liberalismus und die sexuelle Revolution<br />

der 1960er-Jahre taten ihr Übriges und<br />

öffneten Tür und Tor für allerlei Verlockungen.<br />

Billige 25-Cent-Peepshows und der Verkauf<br />

erotischer Filme sowie einschlägiger<br />

Artikel florierten und ließen die Mieten rund<br />

um den „Great White Way“, wie die Gegend<br />

um den Broadway wegen der intensiven<br />

Beleuchtung genannt wird, explodieren.<br />

Fortan dominierten im ehemaligen kulturellen<br />

Herzen der Millionenmetropole Prostitution,<br />

Drogenhandel und Alkoholismus.<br />

Auch die Kriminalität nahm erschreckende<br />

Ausmaße an. Nirgends in der Stadt wurden<br />

damals mehr Verbrechen verzeichnet als<br />

rund um den Times Square. Sogar die Rockband<br />

The Rolling Stones erklärte nach einem<br />

Broadway-Auftritt in den 1970er-Jahren die<br />

West 42nd Street zum schäbigsten Block von<br />

Amerika. In diesen dunklen Jahren war die<br />

Einführung des TKTS-Ticketschalters am<br />

Times Square, an dem Tageskarten<br />

für Broadway-Shows<br />

zum halben Preis erworben<br />

werden konnten, lebensrettend<br />

für die verbliebenen<br />

Theater. Das trug zur Belebung<br />

der Nachbarschaft bei,<br />

konnte aber die Wurzel des<br />

Übels nicht beseitigen.<br />

Erst Mitte der 1980er-Jahre<br />

setzte ein Sinneswandel ein,<br />

R<br />

Weltrekord: Nachdem<br />

„Das Phantom der Oper“<br />

35 Jahre durchgehend<br />

am Broadway gespielt<br />

worden ist, ist ab<br />

16. April erst einmal<br />

Schluss<br />

und die Stadt holte zum Rundumschlag aus.<br />

Es wurde der Beschluss gefasst, ordentlich in<br />

den Geldtopf zu greifen, um die 42nd Street<br />

als Theater- und Unterhaltungs zen trum<br />

wiederzubeleben. Zunächst erhielt der<br />

Times Square eine eigene Müllabfuhr und<br />

Polizeistreife, daraufhin wurde alles Zwielichtige<br />

verbannt, alte Gebäude wurden restauriert<br />

und einige Bausünden aus den 60erund<br />

70er-Jahren abgerissen, um dort Bauten<br />

nach den ursprünglichen Plänen neu zu<br />

errichten. Und man hat aus den Fehlern der<br />

Vergangenheit gelernt, indem historischen<br />

Theatergebäuden der Status „Historic Sites“<br />

verliehen wurde und sie so de facto unter<br />

Denkmalschutz gestellt wurden. Als Resultat<br />

der Anstrengungen zur Verbesserung der<br />

Situation kamen nach und nach die Theater<br />

zurück, aber auch noble Restaurants, elegante<br />

Hotels und renommierte Unternehmen<br />

wie MTV, Sony und die „Vogue“ ließen<br />

sich hier nieder. Es war die Renaissance des<br />

kulturellen und künstlerischen Zentrums der<br />

USA, strömten doch endlich wieder Scharen<br />

von Einheimischen und Touristen auf den<br />

Times Square. Um den 365.000 Menschen,<br />

die sich durchschnittlich täglich auf dem<br />

Platz aufhalten, mehr Raum zu geben, wurde<br />

ab 2012 sogar zwischen 42nd und 47th<br />

Street eine Fußgängerzone geschaffen.<br />

Zweifellos, der Broadway konnte die Krisen<br />

des 20. Jahrhunderts hinter sich lassen<br />

und ist heute ein Sinnbild für Kreativität,<br />

Energie und Dynamik des urbanen Lebens.<br />

Auch <strong>2023</strong> werden neue Produktionen wieder<br />

ein Millionenpublikum in Staunen versetzen.<br />

So wartet das Lunt-Fontanne-Theater ab<br />

26. März mit „Sweeney Todd“ auf, im<br />

St. James begeistert ab 26. April „New York,<br />

New York“, und eine märchenhafte Geschichte,<br />

erzählt mit den Welthits von Pop-Ikone<br />

Britney Spears, startet am 23. Juni im<br />

Marquis-Theater. Ebenso wenig sollte man<br />

das neue Musical „The Song of Bernadette“<br />

von Frank Wildhorn, ab 19. Mai im Skylight<br />

Music Theatre, verpassen. Der 1959 im New<br />

63


ART<br />

Yorker Stadtteil Harlem geborene Superstar<br />

gilt als erster Komponist seit George Gershwin,<br />

der mit „Jekyll & Hyde“, „The Civil War“ und<br />

„The Scarlet Pimpernel“ drei Shows gleichzeitig<br />

am Broadway laufen hatte. Seither ist<br />

er weltweit erfolgreich und hat nun sogar<br />

seine erste Symphonie komponiert. Als Inspiration<br />

dafür diente ausgerechnet unsere<br />

schöne blaue Donau, die Uraufführung hat,<br />

wie es sich für eine „Donau-Symphonie“<br />

gehört, im Wiener Musikverein stattgefunden.<br />

AURUM <strong>999</strong>,9 hat den Anlass genutzt<br />

und sich mit dem kreativen Multitalent zum<br />

Interview ge troffen.<br />

Sie haben sich selbst das Klavierspielen beigebracht.<br />

Wurden Sie von Ihrem Umfeld<br />

dazu ermutigt und auf diese Idee gebracht,<br />

oder folgten Sie einem inneren Bedürfnis?<br />

Es war wirklich eine Kombination aus beidem.<br />

Ich habe in der Highschool American<br />

Football gespielt. Einige der Jungs, mit denen<br />

ich spielte, hatten ältere Brüder, die Musiker<br />

waren. Ich habe Musik immer leidenschaftlich<br />

geliebt, und es gab immer ein Klavier im<br />

Haus, also ist es wohl Schicksal!<br />

Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt,<br />

dass Sie Musikstücke komponieren wollen?<br />

Als ich 15 Jahre alt war, schrieb ich mein erstes<br />

Lied für meine Freundin Kathy mit dem<br />

Titel „You Are the Sun“, das sicher ziemlich<br />

schrecklich war. Die Wahrheit ist, dass ich<br />

mich nicht an eine Zeit erinnern kann, in der<br />

ich nicht geschrieben habe, und zwar von<br />

Anfang an, als ich anfing zu spielen.<br />

Ihr angeborenes musikalisches Talent ermöglichte<br />

es Ihnen, in verschiedenen Bands zu<br />

spielen und zu komponieren und nachts in<br />

Clubs aufzutreten, während Sie noch zur<br />

Highschool gingen. Ihre Musik reichte von<br />

Rock ’n’ Roll über Rhythm and Blues bis hin<br />

zu Jazz. Hatten Sie Vorbilder für Ihre kompositorische<br />

Arbeit, und in welcher Weise<br />

haben sie Sie inspiriert?<br />

Ich habe definitiv viele Vorbilder. Erstens,<br />

und das ist das Wichtigste, hatten meine<br />

Eltern einen sehr eklektischen Musikgeschmack,<br />

sodass in unserem Haus eine<br />

große Vielfalt an Musik gespielt wurde. Ich<br />

versuche immer noch, wie ein Schwamm so<br />

viel wie möglich aufzusaugen. Meine Einflüsse<br />

reichen von Rachmaninow bis Stevie<br />

Wonder, von Tschaikowsky bis zu den Eagles,<br />

von Leonard Bernstein bis zu den Doobie<br />

Brothers. Ich versuche, in jedem Musikstil,<br />

den ich höre, etwas zu finden, das mir am<br />

meisten gefällt.<br />

Einer Ihrer ersten großen Erfolge war unumstritten<br />

das Musical „Jekyll & Hyde“. Welche<br />

neuen Möglichkeiten eröffnete Ihnen dieser<br />

Erfolg?<br />

„Jekyll & Hyde“ war schon immer das Geschenk,<br />

das immer wieder kommt. Es machte mich<br />

mit dem verstorbenen, großartigen Leslie<br />

„Die Uraufführung der Symphonie<br />

war der absolute Höhepunkt<br />

meiner bisherigen Karriere“<br />

Frank Wildhorn über die Uraufführung der „Donau-Symphonie“<br />

Bricusse bekannt <strong>–</strong> meinem Mitarbeiter, meinem<br />

Mentor und meinem Vater in der Branche.<br />

Ohne die Begegnung mit Leslie hätte ich<br />

wahrscheinlich nie eine Karriere im Theater<br />

gemacht. Durch „Jekyll & Hyde“ lernte ich<br />

Linda Eder kennen, eine der großartigsten<br />

Stimmen unserer Zeit, die meine Muse und<br />

die musikalische Inspiration für die beiden<br />

Figuren Lucy und Emma wurde. „Jekyll &<br />

Hyde“ eröffnete mir die internationale Welt,<br />

und das tut es immer noch. Von den Orten, an<br />

denen ich war, bis hin zu den Menschen, die<br />

ich kennengelernt habe, verdanke ich alles der<br />

Erfahrung mit „Jekyll & Hyde“.<br />

Wenn Sie nach so einem großen Erfolg ein<br />

neues Projekt beginnen, welche Erwartungen<br />

haben Sie, und wie gehen Sie damit um?<br />

Bevor ich „Jekyll & Hyde“ machte, schrieb ich<br />

einige Songs für Julie Andrews für die Bühnenadaption<br />

von „Victor/Victoria“. Das war<br />

ein großartiges Vorspiel für das Schreiben<br />

von „Jekyll & Hyde“. Nach „Jekyll & Hyde“<br />

waren „The Scarlet Pimpernel“ und „The<br />

Civil War“ meine nächsten beiden Broadway-<br />

Shows, und zusammen mit „Jekyll & Hyde“<br />

hatte ich damit drei Shows, die zur gleichen<br />

Zeit am Broadway liefen. Um die Wahrheit<br />

zu sagen: Damals ging alles so schnell, es<br />

ging nur um die Arbeit, die getan werden<br />

musste. Es gab keine Zeit, sich davon stressen<br />

zu lassen.<br />

Sie wurden als Komponist von Musicals und<br />

Songs berühmt. Wann und warum entstand<br />

Der Broadway-<br />

Komponist Frank<br />

Wildhorn hat im<br />

Herbst 2022 seine<br />

erste Symphonie<br />

präsentiert<br />

zum ersten Mal in Ihrem künstlerischen<br />

Leben der Traum, eine Symphonie im klassischen<br />

Sinne zu schreiben?<br />

Für einen autodidaktischen Jazz-/Soul-Pianisten<br />

aus Hollywood, Florida, war die Idee,<br />

eine abendfüllende Sinfonie zu schreiben,<br />

definitiv nicht auf dem Radar! Ich habe klassische<br />

Musik schon immer geliebt, insbesondere<br />

die Romantiker <strong>–</strong> ich liebe vor allem die<br />

russischen Komponisten <strong>–</strong>, aber erst als mein<br />

Freund und Mäzen Walter Feucht die Symphonie<br />

in Auftrag gab, dachte ich ernsthaft<br />

daran, eine zu schreiben. Es war Walters<br />

Glaube an mich, dass ich eine schreiben<br />

könnte, der die „Donau-Symphonie“ entstehen<br />

ließ.<br />

Mit Ihrer ersten Symphonie haben Sie ein<br />

umfangreiches, 60 Minuten langes Werk<br />

geschaffen und es nach der Donau benannt.<br />

Was oder wer hat Sie dazu bewogen, gerade<br />

die Donau als Namensgeber zu wählen und<br />

nicht einen amerikanischen Fluss wie den<br />

weltberühmten Mississippi zum Beispiel?<br />

Die ganze Inspiration für diese Symphonie<br />

kam von meinem lieben Freund Walter Feucht.<br />

Er lebt unter anderem in Ulm, Deutschland,<br />

an den Ufern der Donau. Vor ein paar Jahren<br />

machten wir einen Spaziergang entlang des<br />

Flusses, und dort brachte er die Idee auf, diese<br />

Symphonie in Auftrag zu geben. Er ist von der<br />

Donau und ihrer Geschichte begeistert und<br />

meint, es sei schon zu lange her, dass etwas für<br />

und über sie geschrieben wurde. So hat also<br />

alles angefangen!<br />

64


Sie kennen die europäische Musik mit den Jahrhunderten<br />

an historischer Entwicklung. Fiel es<br />

Ihnen leicht, sich von diesen Vorbildern zu<br />

lösen und Ihren persönlichen Stil umzusetzen?<br />

Was die „Donau-Symphonie“ betrifft, so<br />

haben mich Rachmaninow, Tschaikowsky,<br />

Strauss, Brahms und sogar Debussy stark<br />

beeinflusst. Die Donau fließt durch so viele<br />

Länder. Sie ist das Lebenselixier Europas. Die<br />

Musik ist eine Kombination aus Recherchen,<br />

persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen,<br />

und im Falle des Satzes „Song for My<br />

Father“ habe ich versucht, meinem eigenen<br />

Vater, der aus Rumänien stammte, und der<br />

Reise eine Stimme zu geben.<br />

Im Herbst 2022 war es dann endlich so weit,<br />

und die Uraufführung konnte mit den Wiener<br />

Symphonikern im Großen Musikvereinssaal<br />

stattfinden. Welche Erinnerungen<br />

haben Sie an diesen Abend, und welche Emotionen<br />

verbinden Sie damit?<br />

Die Uraufführung der Symphonie war der<br />

absolute Höhepunkt meiner bisherigen musikalischen<br />

Karriere. Der historische Musikvereinssaal,<br />

mehr als 90 der besten Musiker der<br />

Welt, die Resonanz und alles andere zusammen<br />

machten den Abend für mich zu einem<br />

unvergesslichen Erlebnis. Ich kann es kaum<br />

erwarten, es wieder zu tun.<br />

Wenn man sich Ihren umfangreichen Werkkatalog<br />

ansieht, fällt einem auf, dass Sie<br />

nicht nur äußerst kreativ, sondern auch<br />

äußerst produktiv sind. Haben Sie sich ein<br />

Zeitmanagementsystem zugelegt?<br />

Wenn ich atme, schreibe ich im Grunde. Es<br />

ist einfach ein Teil meines natürlichen<br />

Lebens, und so läuft es bereits seit Jahren.<br />

Schreiben ist für mich ein instinktives Erlebnis.<br />

Es ist sehr entspannend und befreiend.<br />

Ich habe immer gesagt, es ist wie beim<br />

Angeln: Die Fische sind schon da. Und die<br />

Fragen, wie viele ich an einem Tag fangen<br />

werde und, vor allem, ob ich einen großen<br />

Fisch fangen kann, stelle ich mir jeden Tag.<br />

Wenn man sich die Orte ansieht, an denen<br />

Ihre Werke uraufgeführt wurden und immer<br />

noch auf der Bühne zu sehen sind, sind sie<br />

weit verstreut und oft sehr weit vom Broadway<br />

entfernt. Behalten Sie den Überblick<br />

über Ihre Werke und die Musicals, die auf<br />

der ganzen Welt zu sehen sind?<br />

Die Wahrheit ist, dass ich den besten Assistenten<br />

der Welt habe, Nick, der täglich meine<br />

Brücke zur Welt der Unterhaltung ist. Er<br />

scheint immer alles zu wissen, was gerade los<br />

ist. Ich verfolge aufmerksam, was in den<br />

Sendungen und in der Branche im Allgemeinen<br />

vor sich geht, aber ich bin nicht davon<br />

besessen. Ich bin zu sehr mit dem Schreiben<br />

beschäftigt.<br />

Viele Kulturschaffende beklagen, dass die<br />

Arbeit an neuem Material oft sehr schwierig<br />

ist und man viel Zeit investieren muss, bis<br />

ein erfolgreiches Werk fertig ist. Fällt es<br />

Ihnen schwer, Neues zu schaffen, oder sind<br />

Sie einer der Glücklichen, die viele Ideen in<br />

kurzer Zeit verwirklichen können?<br />

Es gibt so viele Jobs, die wirklich schwierig<br />

sind. Diejenigen von uns, die ihren Lebensunterhalt<br />

mit kreativen Tätigkeiten verdienen<br />

können, haben großes Glück. Wenn man<br />

mit dem, was man am meisten liebt, seinen<br />

Lebensunterhalt verdienen und sich um diejenigen<br />

kümmern kann, die man liebt, darf<br />

man sich nicht beschweren. Ich versuche,<br />

dieses Glück nie als selbstverständlich anzusehen,<br />

und arbeite täglich den ganzen Tag<br />

lang.<br />

Auf welche Projekte von Ihnen können sich<br />

unsere Leser im Jahr <strong>2023</strong> freuen? Was können<br />

Sie uns verraten?<br />

Das ist eine lange Liste! Zuallererst: mehr<br />

klassische Werke. Viele neue Shows auf der<br />

ganzen Welt, darunter meine nächste Broadway-Show<br />

„Song of Bernadette“. Ich bringe<br />

meine japanischen Manga-Shows in den<br />

Westen (Anm. d. Red.: „Death Note“ und<br />

„Your Lie in April“). Einige meiner anderen<br />

kommenden Titel sind „The Light of Firenze“<br />

(über Michelangelo und Da Vinci), „The Lost<br />

Boy“, „Kane & Abel“ (basierend auf dem Jeffrey-Archer-Roman)<br />

sowie eine Show über<br />

Sarah Bernhardt und eine Show über<br />

Einstein.<br />

p<br />

Die „Donau-<br />

Symphonie“ von<br />

Frank Wildhorn<br />

wurde im Großen<br />

Musikvereinssaal in<br />

Wien uraufgeführt.<br />

Anwesend war unter<br />

anderem der Wiener<br />

Bürgermeister<br />

Michael Ludwig<br />

Fotos: Rolf Bock<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

65


66


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

v<br />

„Nice Basket“<br />

Gabriela Cubert<br />

London, 2000<br />

Joachim Baldauf<br />

Redaktion: Bernhard Musil, Fotos: Joachim Baldauf, Porträtfoto: Marina Geckele<br />

Mach keine Fehler, dann musst du dich auch nicht entschuldigen.“<br />

Ein Ratschlag von Joachim Baldaufs österreichischer<br />

Oma, den er von klein auf befolgte und zu seinem<br />

Credo machte. Die großmütterliche Anregung fiel<br />

offensichtlich auf fruchtbaren Boden, denn Baldauf rangiert in der<br />

Liga der einflussreichsten deutschen Porträt- und Modefotografen.<br />

Seine Arbeiten gehen unter die Haut, auch wenn er schmunzelnd<br />

behauptet: „Mich interessiert nur die Oberfläche. Und mein Publikum<br />

kann auch nichts anderes sehen.“<br />

1965 im idyllischen Allgäu geboren, modelte Baldauf als Teenager<br />

für die Jugendzeitschrift „Bravo“, studierte Textildesign, war als Artdirector<br />

tätig und verschrieb sich 1998 endgültig der Arbeit hinter der<br />

Kamera. Zwischen 1<strong>999</strong> und 2002 produzierte er etliche Cover und<br />

Strecken für das Designmagazin „Wallpaper*“ und war maßgeblich<br />

an der Entwicklung der Sleek-Chic-Bildsprache beteiligt, die die<br />

Ästhetik der Jahrtausendwende prägte. Die Liste seiner Auftrag geber<br />

ist lang <strong>–</strong> unter anderem Helmut Lang, Levi’s, Adidas und MAC<br />

vertrauen seinem Auge ebenso wie „Vogue“, „Elle“, „iD“ und „GQ“. Er<br />

feierte Erfolge mit zahlreichen Ausstellungen, fotografierte für karitative<br />

Projekte wie zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen und das Deutsche<br />

Rote Kreuz, wurde mehrfach ausgezeichnet und doziert international<br />

an namhaften Universitäten.<br />

Baldaufs Bilder bestechen durch eine klare Bildsprache gepaart<br />

mit subtiler Ironie. Für ihn heißt Fotografie nicht bloß „mit Licht<br />

schreiben“, vielmehr sieht er sie als multidimensionale Kommunikation.<br />

Der Ausnahmefotograf ist gesegnet mit einem Gefühl für Zeitgeist,<br />

das seinesgleichen sucht. Dass er seiner Zeit stets einen Schritt<br />

voraus ist, bewies er im Laufe seiner Karriere gleich mehrfach. So<br />

demonstrierte er schon zu Beginn der Sustainability-Bewegung mit<br />

aufsehenerregenden Bildern, dass Nachhaltigkeit und Design keinen<br />

Widerspruch darstellen müssen. Als die Hipster-Welle noch in weiter<br />

Ferne lag, fotografierte er bereits Männer mit Rauschebärten und<br />

löste dadurch fast einen medialen Kulturschock aus. Nach jahrelanger<br />

Vorarbeit gelang es ihm vor Kurzem, einen seiner Kunden davon zu<br />

überzeugen, Neuland zu betreten: Er kreierte eine Haarkampagne,<br />

die gänzlich auf Retusche verzichtet <strong>–</strong> eine im Beauty-Bereich bis<br />

dato undenkbare Vorgehensweise.<br />

joachimbaldauf.de<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

67


v<br />

„SOS #2“ / Luca & Christian Gajdus / Berlin, 2006<br />

hh<br />

„Marilyn“<br />

Hamburg, 2003<br />

h<br />

„F #1“<br />

Tanel Derard<br />

Zürich, 2011<br />

68


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

Fotos: Courtesy Studio Semotan @ Elfie Semotan<br />

„Eurythmie“<br />

Alex Sander<br />

Berlin, 2010<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

69


70<br />

„A star is born“<br />

Hartje Andresen<br />

Hamburg, 2007


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

„Die Nonne“ / Sarah Schulze / Hamburg, 1<strong>999</strong><br />

hh<br />

„Richert Beil Campaign“<br />

Berlin, 2020<br />

h<br />

„Breathe 1“<br />

Excerpt<br />

Bremen, 2017<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

71


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

„Le charme discret de la bourgeoisie #1“ / Eva Fikarová / Hamburg, 2002<br />

x<br />

„Von den Socken #1“ / Anton Nilsson / Hamburg, 2006<br />

h<br />

„L’amore in città“ / Veza & Ned Shatzer / Mailand, 2009<br />

72 SPRING <strong>2023</strong>


Ist verbales<br />

Charisma<br />

angeboren?<br />

Mein TEDx-Talk<br />

Von Dr. Tatjana Lackner<br />

Kommunikations- & Verhaltens-Profilerin<br />

Auch zu dieser Minute finden weltweit Millionen<br />

Besprechungen statt, wo morgen wieder nachtelefoniert<br />

und hinterhergemailt werden muss,<br />

weil nicht klar geworden ist: Wer macht was<br />

genau bis wann? Unter dem Motto „People Are Awesome“ wurde ich<br />

eingeladen, einen TEDx-Talk zu gestalten. Rasch war mir klar, dass<br />

ich vor allem jene Menschen „beeindruckend“ finde, die charismatisch<br />

sprechen. Denn: Wer es schafft, „Weitererzählwert“ zu garantieren,<br />

der spart uns Zeit. Je länger wir in Meetings, Zoom-Talks und<br />

anderen Gesprächen festsitzen, umso weniger temporäre Ressourcen<br />

haben wir zur Verfügung. Ergo: Redezeit ist Lebenszeit!<br />

Verbales Charisma fällt nicht vom Himmel!<br />

Für die einen sind es Synchronsprecher, für die anderen belesene<br />

Querdenker, denen beim Business-Kamingespräch alle lauschen. Die<br />

Frage ist: Gibt es überhaupt eine klare Definition von Charisma, oder<br />

ist der Begriff so individuell wie Schönheit <strong>–</strong> worunter jeder etwas<br />

anderes versteht? Die gute Nachricht: Ja, es gibt diese Definition,<br />

und ich habe sie sicherheitshalber selbst erforscht. Die Basis für die<br />

Formel bilden mehr als 30 Jahre Arbeit mit Stimme und Sprache und<br />

tausende Trainingsstunden in der Schule des Sprechens.<br />

Die erste Variable der Formel für verbales Charisma ist ein großer,<br />

bunter Wortschatz. Doch Vorsicht: Allein viele Fremdwörter zu kennen<br />

reicht nicht, es geht vielmehr um bildhafte Ausdrucksweise, variantenreichen<br />

Einsatz von Synonymen und vielfältige Bedeutungen.<br />

Wir erwarten zudem fachliche Kompetenz <strong>–</strong> egal, ob von Spezialisten,<br />

im Handel, in der Medizin oder in der Beratung. Es ist wohltuend, an<br />

jemanden zu kommen, der vom Fach ist und sein Handwerk versteht.<br />

Verbal charismatische Menschen artikulieren deutlich und beeindrucken<br />

mit eleganter Aussprache und einer hörbar wohlklingenden<br />

Stimme. Auch wenn wir Verständnis für nervöse Menschen haben,<br />

nominieren wir in unserer eigenen Abteilung oder für unsere Interessen<br />

lieber die souveränen Redner, damit unsere Anliegen gut vorgetragen<br />

werden und wir uns optimal vertreten fühlen. Engstirnigkeit<br />

oder Borniertheit sind keine Eigenschaften, die wir uns in einem<br />

Katalog für Charisma aussuchen würden. Großzügigkeit im Denken<br />

ist eben nichts für Kleingeister.<br />

Der Rhetorik-Triathlon<br />

Was im Sport Schwimmen <strong>–</strong> Radfahren <strong>–</strong> Laufen, ist im Rhetorik­<br />

Triathlon Präsentieren <strong>–</strong> Kontern <strong>–</strong> Argumentieren. Der Berufsalltag<br />

verlangt uns sprachliche Kondition ab. In allen drei Disziplinen gleichermaßen<br />

zu überzeugen, das vermögen nicht viele.<br />

Präsentieren ohne Schwimmen: Irgendwann müssen die meisten<br />

von uns Inhalte wenigstens im Rahmen der eigenen Kollegenschaft<br />

präsentieren. Einige reden vor Kunden oder sogar öffentlich auf Bühnen.<br />

Die Devise heißt dann: Weg vom Power-Point-Karaoke! Eine<br />

Rede ist keine Lesung. Vermeiden Sie inflationäre Sager und welke<br />

Begrüßungssätze. „Sehr geehrte Damen und Herren, schön, dass Sie<br />

heute so zahlreich erschienen sind.“ (Das ist auch grammatikalisch<br />

holprig: Jeder Teilnehmer kann nur einmal erscheinen.) Besser: „Willkommen<br />

zum Thema XY. Fein, dass sich heute so viele Zeit nehmen.“<br />

Auch die Verabschiedung darf individueller sein als „Ich danke für Ihre<br />

Aufmerksamkeit“. Raffiniertes Rede-Design hat viel mit gelungener<br />

Vortrags-Dramaturgie und aktiver Pausensetzung zu tun. Unpünktlichkeit<br />

und schlechtes Zeitmanagement sind keine Kavaliersdelikte.<br />

Die Zuhörer haben auch nach Ihrem Vortrag noch ein Leben.<br />

Kontern ohne Treten: Von der Schulbank über das Elternhaus bis<br />

hin zum eigenen Familien- & Berufsalltag <strong>–</strong> immer sollten wir in der<br />

Lage sein, uns gelungen zu verteidigen. Manche Todschlagargumente<br />

und Killerphrasen sind jedoch schwerer zu verdauen als andere.<br />

Und wer sich rechtfertigt, hat bereits verloren. Wer schmähstad übrig<br />

bleibt, ebenso. Auf dem Heimweg nützen uns dann die besten Konter<br />

nichts mehr. Die Frage ist daher: Welches Reaktionsmuster sitzt bei<br />

mir besonders locker? Reagiere ich auf Gesprächsblockaden zumeist<br />

witzelnd, devot, gschnappig oder renne ich schnurstracks in die beleidigte<br />

Wurstwarenabteilung?<br />

Argumentieren ohne Laufen: Jeder Mensch muss im Zuge seines<br />

Lebens Meinungen argumentieren <strong>–</strong> manchmal sogar gegen die eigene<br />

Überzeugung. Jemand, der uns von seiner Expertise überzeugt, leiert<br />

sicher nicht einfach lieblos Argumente herunter. Besser: gelassenes<br />

Redetempo, gute Stimm-Modulation und knackige Kernaussagen ohne<br />

rhetorische Platzhalter. Sprachlich öde sind hingegen Bullshit-Bingo-<br />

Floskeln wie „irgendwie“, „sag ich einmal“, „sozusagen“, „das muss jeder<br />

selbst entscheiden“, „gemeinsam zusammen“, „nachhaltig“, „am Ende<br />

des Tages“, „im Großen und Ganzen“, „in Zeiten wie diesen“ …<br />

Foto: Die Schule des Sprechens GmbH<br />

74


KOLUMNE<br />

Man muss nicht Latein<br />

gehabt haben, um zu wissen,<br />

dass Cicero recht hatte:<br />

„Zum Dichter wird man<br />

geboren, zum Redner wird<br />

man gemacht“<br />

80 % Prozent unseres Alltags verbringen wir in Kommunikations-Situationen.<br />

Diese drei Disziplinen sind immer gefragt: kraftvoll zu präsentieren,<br />

schlüssig zu argumentieren und auf Einwände vorbereitet zu sein.<br />

Kennen Sie Ihre „Elefanten“?<br />

Bevor Sie beim Meeting in die Arena steigen, um die besten Argumente<br />

gegeneinander antreten zu lassen, müssen Sie erst für die<br />

richtige Atmosphäre mit den Gesprächspartnern sorgen. Das bedeutet,<br />

sich schon im Vorfeld zu überlegen, womit man persönlich oder thematisch<br />

anecken könnte. Mal liegt es an der Wortwahl, dann wieder<br />

an den falsch gewählten Beispielen. Auch die eigenen „Elefanten“<br />

sollten wir kennen. Die wechseln jedoch je nach Zielgruppe. Wer aus<br />

der Wirtschaft kommt, wird sich für seinen Vortrag vor Soziologen<br />

andere Beispiele vorbereiten als für eine Keynote im Haus der Industrie<br />

<strong>–</strong> und umgekehrt. Schließlich wollen wir nicht an der Wirklichkeit<br />

unserer jeweiligen Zuhörerschaft vorbeireden. Deshalb ist eine Zielgruppenanalyse<br />

unumgänglich. Wer über Kaffee spricht, muss auch<br />

Teetrinker abholen. Niemand soll seine Ecken und Kanten verlieren,<br />

doch am Wertesystem anderer frontal aufzuprallen hilft Ihrer Performance<br />

wenig. Ursprünglich kommt die Metapher „Elefanten im Raum“<br />

aus der russischen Literatur. Heute bedeutet „der Elefant im Raum“,<br />

dass jemand ein Problem, das für alle spürbar ist, ignoriert.<br />

In Anlehnung an diese Metapher stelle ich im Coaching meinen<br />

Vorständen häufig die Frage, von welchen Elefanten sie persönlich<br />

umgeben sind. Denn: Sobald jemand eine Rednerbühne betritt, geht<br />

es los mit den Begutachtungen durch andere. Wer ist die? Was glaubt<br />

der da vorne, wer er ist? Wie sieht er oder sie überhaupt aus?<br />

Bewertet werden wir immer. Die Frage ist nur, woran sich andere<br />

Menschen stoßen. Gerade in den Medien erleben wir bereits Vorverurteilungen,<br />

noch bevor sich jemand zu Wort gemeldet hat.<br />

Sobald das Bildinsert einen eigenwilligen Namen (gern auch einen<br />

Doppelnamen) einblendet oder eine englische Berufsbezeichnung<br />

den Redner beschildert („Head of“ XY für einen banalen Job), geht<br />

das Geraune in den Wohnzimmern los: „Schau mal, der Hausmeister<br />

heißt heute Facility-Manager, sehr fesch, nicht?!“ oder „Seit wann<br />

ist die Position des CRO im Unternehmen etwas anderes als Risikomanagement?“<br />

Der CRO (Chief Risk Officer) befasst sich mit den<br />

regulatorischen Themen und Bedrohungs-Szenarien rund um das<br />

Unternehmen. Damit teilt er sich seine Namensabkürzung mittlerweile<br />

immer öfter mit dem Chief Reputation Manager <strong>–</strong> der sich hingegen<br />

um alle Aktivitäten kümmert, die den tadellosen Ruf der Organisation<br />

fördern oder gefährden. Besser überlegt man sich vor dem Medien- &<br />

Redeauftritt, durch welche „persönlichen Elefanten“ Ungnade droht.<br />

Jeder, der selbstkritisch und erfolgreich vordenkt, ist gut beraten.<br />

Dieses „Worst-Case-Szenario“ hat nichts mit Schwarzmalerei zu tun,<br />

sondern mit sinnvoller Prävention. Ihr Reputationsmanagement und<br />

die damit verbundene Glaubwürdigkeit sollen keinen Schaden leiden.<br />

Student Sebastian beispielsweise weiß, dass er sanft übergewichtig ist<br />

und durch seine Größe und den dunklen Bart auf andere Menschen<br />

anfangs bedrohlich wirken kann. Deshalb kümmert er sich schon am<br />

Beginn seiner Pitchs und der anschließenden Firmenpräsentationen<br />

verstärkt um beziehungsbindende Maßnahmen. Er lächelt und überrollt<br />

die Kundschaft nicht mehr wie früher in seinen Sturm-und-<br />

Drang-Jahren. Er arbeitet mit Pausenmanagement. Nie geht es darum,<br />

einer Norm zu entsprechen. Vielmehr ist die kritische Auseinandersetzung<br />

mit den „eigenen Elefanten“ wichtig, um von anderen richtig<br />

eingeschätzt und nicht vorzeitig abgestempelt zu werden.<br />

Fazit: Mein TEDx-Talk in Salzburg hat viel Applaus bekommen.<br />

Es war eine Auszeichnung, überhaupt nominiert zu werden. In nur<br />

18 Minuten muss ein Speaker die Bühne rocken. Das Ergebnis lauert<br />

dann für immer im Netz der Google-Spinne oder auf YouTube. Man<br />

muss nicht Latein gehabt haben, um zu wissen, dass Cicero recht hatte:<br />

„Zum Dichter wird man geboren, zum Redner wird man gemacht.“<br />

sprechen.com<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

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PRINZ EUGEN<br />

VON SAVOYEN<br />

78 SPRING <strong>2023</strong>


HISTORY<br />

Karl von Blaas:<br />

„Die Schlacht<br />

bei Turin 1706“,<br />

1864<br />

Prinz Eugen<br />

mitten im<br />

Schlacht geschehen<br />

Fotos: Sammlung Belvedere<br />

Französisch-italienischer Abstammung, aus hochadligem Hause, aber mittellos,<br />

stieg er in Österreich zu einem der brillantesten Feldherren der Geschichte auf, zum<br />

gewieften Staatsmann und Diplomaten, der die Geschicke Europas mitgestaltete.<br />

Großzügig belohnt für seine Verdienste, galt er bald auch als reichster Mann<br />

Europas und hinterließ als ambitionierter Bauherr und Kunstmäzen ein<br />

reichhaltiges kulturelles Erbe für seine Wahlheimat Österreich<br />

Von Percival Pachta-Rayhofen<br />

79


HISTORY<br />

Niemand am Hof des französischen<br />

Herrschers Ludwig<br />

XIV., des Sonnenkönigs, hätte<br />

dem jungen verwahrlosten Halbwaisen,<br />

ohne Vater und dazu mit einer verbannten<br />

Mutter, irgendeine Karrierechance zugetraut.<br />

Obwohl hineingeboren in die Familie der<br />

Herzöge von Savoyen, damals ein unabhängiger<br />

Staat und Nachbar des mächtigen<br />

Frankreich, hatte er denkbar schlechte<br />

Startvoraussetzungen: Seine Mutter Olympia<br />

Mancini, Nichte des einflussreichen<br />

Kardinals Mazarin, der für den unmündigen<br />

Ludwig XIV. Frankreich regiert hatte, brachte<br />

es zwar zur Geliebten des Sonnenkönigs,<br />

fiel aber einer Hofintrige zum Opfer, beim<br />

König in der Folge in Ungnade und wurde<br />

verbannt. Der Monarch wollte mit dem<br />

jungen Prinzen nichts zu tun haben und sah<br />

ihn lediglich für eine geistliche Laufbahn<br />

als geeignet an. Mit dieser Aussicht wollte<br />

sich der junge Eugen aber nicht abfinden,<br />

hatte er doch schon früh mit Interesse über<br />

Alexander den Großen und Julius Cäsar<br />

gelesen. So beschloss er, vom französischen<br />

Hof zu fliehen. Sein Ziel war Österreich, wo<br />

sein älterer Bruder ein Dragonerregiment<br />

kommandierte. Da gab es möglicherweise<br />

interessantere Aufgaben, lag doch Österreich<br />

im Krieg mit dem Osmanischen Reich.<br />

Diese kühne Entscheidung sollte den<br />

Grundstein für eine beispielhafte Karriere<br />

legen, sehr zum Verdruss des Sonnenkönigs,<br />

dessen unersättlichem Machtstreben er<br />

später schmerzhafte Grenzen setzen sollte.<br />

Wappen des Prinzen Eugen<br />

von Savoyen<br />

In Österreich angekommen, erfüllte sich sein<br />

Wunsch, das Regiment seines kurz davor im<br />

Kampf gegen die Osmanen gefallenen Bruders<br />

Ludwig Julius zu übernehmen, zunächst<br />

noch nicht. Wohl aber durfte er nach Fürsprache<br />

einflussreicher Fürsten aus seiner<br />

weitverzweigten Verwandtschaft als einer<br />

von vielen „princes volontaires“ aus ganz<br />

Europa an der Entsatzschlacht vor Wien teilnehmen.<br />

Er bewährte sich durch Tapferkeit<br />

und Umsicht, sodass Kaiser Leopold I. ihm<br />

huldvoll das Kommando über ein Reiterregiment<br />

übergab. Die berühmten Savoyen­<br />

Dragoner, wie sie von nun an hießen,<br />

existierten bis zum Ende der Österreichisch-<br />

Ungarischen Monarchie 1918. Oberst also<br />

mit 20 Jahren, mit 22 bereits zum Generalfeldwachtmeister<br />

befördert, nahm seine militärische<br />

Karriere einen steilen Verlauf.<br />

BRILLANTER<br />

FELDHERR<br />

Bei Zenta in Ungarn gelang dem Prinzen<br />

1697 sein erster großer Sieg als Feldmarschall<br />

und Oberkommandierender: Wie auch<br />

später so oft, griff er, obwohl zahlenmäßig<br />

unterlegen, das Türkenheer überraschend<br />

während dessen Flussüberquerung an und<br />

zerstreute es vollständig.<br />

Kühne Entschlüsse, überraschende<br />

Manö ver und außerordentlicher Mut sind<br />

die Ingredienzien seiner Feldherrenkunst.<br />

Er schont sich selbst nicht, führt wiederholt<br />

von vorderster Front im gegnerischen Feuer,<br />

wird oft verwundet, aber versteht es, durch<br />

sein Beispiel seine Truppen zu Höchstleistungen<br />

zu motivieren. Sein Sieg bei Zenta 1697<br />

läutete den Aufstieg Österreichs zur Großmacht<br />

ein. Und da war natürlich noch Belgrad.<br />

Jedes Kind kennt das berühmte Prinz-Eugen-<br />

Lied vom edlen Ritter, der „dem Kaiser wollt<br />

wiedrum kriegen Stadt und Festung Belgerad“.<br />

Diese strategisch für den gesamten Balkan<br />

wichtige türkische Festung wurde 1717 von<br />

den kaiserlichen Truppen unter seinem Oberbefehl<br />

eingeschlossen. Die Belagerung erwies<br />

sich jedoch als schwierig und zog sich in die<br />

Länge, zudem dezimierten Seuchen die Kaiserlichen.<br />

Zu allem Überfluss rückte ein weit<br />

überlegenes osmanisches Entsatzheer heran<br />

und umzingelte seinerseits die Belagerer.<br />

Diese gerieten nun von zwei Seiten unter<br />

Feuer, eigentlich eine ausweglose Situation.<br />

Mit gewohnter Kühnheit und Risikobereitschaft<br />

setzte der Prinz alles auf eine Karte<br />

und befahl im Morgennebel einen Angriff auf<br />

die Schanzen des Entsatzheeres. Der Angriff<br />

gelang, die Türken flohen, Belgrad kapitulierte,<br />

und die osmanische Vorherrschaft auf dem<br />

Balkan war gebrochen. Österreichs Grenzen<br />

reichten nun bis 1918 tief in den Balkan.<br />

Neben seinen wichtigen Siegen in<br />

Flandern und bei Höchstädt gemeinsam mit<br />

dem Herzog von Marlborough und einem<br />

weiteren „unmöglichen“ Sieg über die weit<br />

überlegenen Franzosen vor Turin soll noch<br />

ein besonderes Husarenstück erwähnt werden.<br />

Im Italienfeldzug 1701 beschloss Prinz<br />

Eugen, das Hauptquartier des französischen<br />

Marschalls Villeroy in Cremona auszuheben.<br />

In dunkler Nacht rückte er mit nur 4.000<br />

Mann an, ein Vorkommando drang durch<br />

einen Kanal in die Stadt ein und öffnete dem<br />

Gros der Truppe die Tore. In dem folgenden<br />

wilden Handgemenge in den Straßen, mit<br />

dem Prinzen mittendrin, gelang es zwar,<br />

Villeroy gefangen zu nehmen, jedoch konnte<br />

die Stadt nicht gehalten werden, weil durch<br />

einen Zufall mehr Franzosen in der Stadt<br />

stationiert waren als gedacht. Trotz des<br />

unvollständigen Erfolges war die Schockwirkung<br />

unter den Franzosen groß, da „man<br />

nun nirgendwo vor dem teuflischen Prinzen<br />

sicher sei“. Selbst als Feldmarschall scheute<br />

er sich also nicht, höchstselbst an einer<br />

gefährlichen Kommandoaktion mitten ins<br />

feindliche Hauptquartier teilzunehmen.<br />

Fotos: Wikimedia, Alamy<br />

80 SPRING <strong>2023</strong>


h<br />

Hyacinthe Rigaud:<br />

„Der Sonnenkönig<br />

Ludwig XIV.“,<br />

1701<br />

k<br />

Jacob van Schuppen:<br />

„Reiterportrait“<br />

Prinz Eugen auf seinem<br />

Schlachtross<br />

O<br />

August Wenzel Mantler,<br />

1865<br />

Kaiser Karl VI.<br />

überreicht Prinz Eugen<br />

nach seinem Sieg bei<br />

Belgrad ein<br />

Ehrenschwert<br />

81


HISTORY<br />

O<br />

Bernardo Bellotto<br />

genannt Canaletto:<br />

„Das kaiserliche<br />

Lustschloss Hof,<br />

Ehrenhofseite“,<br />

ca. 1750<br />

k<br />

Fotografie Julius Silver:<br />

Oberes Belvedere Wien<br />

h<br />

Anton Dominik<br />

Fernkorn, 1865<br />

Reiterstandbild<br />

des Prinzen Eugen<br />

auf dem Wiener<br />

Heldenplatz<br />

VERMÖGENDER BAUHERR<br />

UND GARTENFREUND<br />

Der Prinz, der als mittelloser junger Mann<br />

nach Österreich kam, verdankte seinen<br />

wirtschaftlichen Aufstieg im Wesentlichen<br />

den großzügigen Belohnungen, die ihm<br />

„seine“ drei Kaiser, denen er diente, nämlich<br />

Leopold I., Joseph I. und Karl VI., für seine<br />

militärischen Erfolge zukommen ließen.<br />

Dies waren ausgedehnte Ländereien, vornehmlich<br />

in frisch eroberten Gebieten im<br />

damaligen Ungarn, aber auch höchst einträgliche<br />

Ämter, etwa als Präsident des<br />

Hofkriegsrates, Generalstatthalter der<br />

Österreichischen Niederlande oder Generalgouverneur<br />

von Mailand. Und nicht zuletzt<br />

Anteile an der reichen Kriegsbeute seiner<br />

Feldzüge. Allerdings waren es zunächst die<br />

Einkünfte der beiden Abteien in Savoyen, die<br />

ihm sein Cousin Herzog Viktor Amadeus II.<br />

von Savoyen übertrug, die seine ursprüngliche<br />

Geldnot lindern halfen. Da Eugen dazu<br />

formal als Abt fungieren musste, war er zur<br />

Ehelosigkeit verpflichtet. Dies mag eine<br />

Erklärung sein, warum er ungeachtet seiner<br />

persönlichen Neigungen niemals heiratete<br />

und auf allen gesellschaftlichen Anlässen, so<br />

er sie nicht meiden konnte, ohne Begleitung<br />

eines „Frauenzimmers“, wie man damals<br />

sagte, erschien. Wirtschaftlich hat der Prinz<br />

stets ein glückliches Händchen bewiesen<br />

und verstand es sehr gut, seinen Besitzstand<br />

durch kluge Bewirtschaftung, Weitblick und<br />

Sinn für Details zu mehren.<br />

Wie es einem barocken Adligen anstand,<br />

sollte der rasante Aufstieg auch für alle Welt<br />

sichtbar manifestiert werden. Dazu eignet<br />

sich natürlich eine repräsentative Behausung<br />

am besten. Der Prinz wohnte ja immer noch<br />

beim spanischen Botschafter in Wien. Das war<br />

zwar damals nicht unüblich, denn in den weitläufigen<br />

Barockpalais fand sich immer eine<br />

angemessene Suite für Gäste, aber dennoch:<br />

Ein prächtiges Palais musste her, um die<br />

Bedeutung seines Bauherrn zu illustrieren.<br />

Mit seinen exzellenten Beziehungen gelang<br />

es, keinen Geringeren als Johann Bernhard<br />

Fischer von Erlach, quasi Leibarchitekt des<br />

Fotos: Brandstätter Images, Alamy, Foto Julius Silver, Shutterstock<br />

82 SPRING <strong>2023</strong>


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HISTORY<br />

Kaiserhauses, zu gewinnen. Dies war keine<br />

Selbstverständlichkeit, galt er doch quasi<br />

als „Popstar“ der Architektur, der vom Adel<br />

mit Aufträgen geradezu überhäuft wurde. So<br />

entstand das sogenannte Stadtpalais in der<br />

Wiener Himmelpfortgasse, welches ständig<br />

erweitert wurde, sobald ein benachbartes<br />

Grundstück erworben werden konnte. Heute<br />

dient es als Sitz des Finanzministeriums.<br />

Wer an Prinz Eugen denkt, dem fällt<br />

natürlich sofort das Wiener Belvedere ein.<br />

Den Gepflogenheiten folgend musste man<br />

auch ein Sommerpalais besitzen, sofern<br />

man zur Crème de la Crème gehören wollte.<br />

Draußen vor der Stadt, in den teilweise noch<br />

von der Türkenbelagerung her verwüsteten<br />

Feldern und Vorstädten gab es Baugrund.<br />

Nicht ganz zufällig entschied sich der Prinz<br />

für ein Grundstück „Auf der Wieden“, denn<br />

es erlaubte einen herrlichen Ausblick auf<br />

Wien und bot weiters den Vorteil, das Palais<br />

des Obersthofmarschalls Graf von Mansfeld,<br />

eines seiner Gegenspieler, in den Schatten<br />

zu stellen. Noch heute thront das Belvedere<br />

dominierend über dem nunmehrigen Palais<br />

Schwarzenberg, ehemals Mansfeld. Für den<br />

Prachtbau engagierte Prinz Eugen den aufstrebenden<br />

Johann Lucas von Hildebrandt.<br />

Dieser versprach modernere Entwürfe als der<br />

schon etwas außer Mode geratene Fischer<br />

von Erlach. Nicht nur hinsichtlich Architektur<br />

wurden keine Kosten gescheut, sondern<br />

auch der Gartengestaltung galt nun die<br />

besondere Aufmerksamkeit des Bauherrn.<br />

Ganz im Sinne des damaligen Trends ließ<br />

Prinz Eugen mit einem bekannten französischen<br />

Experten für Gartengestaltung<br />

zeitgemäße Parks anlegen. Aus seiner Korrespondenz<br />

ist bekannt, dass er, wo auch<br />

immer in Europa er gerade im Einsatz war,<br />

seine Verwalter minutiös anwies, sich um<br />

bestimmte Details von Pflanzung und Pflege<br />

seiner Gärten zu kümmern. Darüber hinaus<br />

konnte er auch mit einer ansehnlichen<br />

Sammlung exotischer Tiere aus aller Welt<br />

seine Besucher in Erstaunen versetzen.<br />

k<br />

Aus Hugo von Hofmannsthal und Franz<br />

Wacik: „Prinz Eugen der edle Ritter.<br />

Sein Leben in Bildern“, 1913<br />

Prinz Eugen im Alter mit seinem Löwen<br />

BIBLIOPHILER<br />

PHILOSOPH UND<br />

KUNSTMAZEN<br />

Nicht nur als Feldherr, Diplomat und hochgeschätzter<br />

Berater dreier Kaiser tat sich der<br />

Prinz hervor, sondern auch als wissbegieriger<br />

Sammler von Büchern breit gestreuter Inhalte,<br />

insbesondere über naturwissenschaftliche,<br />

aber auch philosophische, geschichtliche und<br />

theologische Themen. Weiters trat er als<br />

eifriger Kunstsammler auf. Seine Agenten<br />

waren beauftragt, überall in Europa passende<br />

Bücher und Kunstwerke einzukaufen, sodass<br />

im Lauf der Jahre eine gewaltige Bibliothek<br />

und Kunstsammlung zusammengetragen<br />

wurde. Er selbst bemerkte dazu, jedes Buch,<br />

bevor es zum Buchbinder ging, zumindest<br />

überflogen zu haben. Die Bibliothek wurde<br />

aus seinem Nachlass vom Kaiser aufgekauft<br />

und bildet heute einen wesentlichen Grundstock<br />

der Österreichischen Nationalbibliothek.<br />

Zudem pflegte er auch die Diskussion<br />

und Korrespondenz mit führenden Autoren,<br />

Wissenschaftern und Philosophen, wie Leibniz,<br />

Rousseau und anderen.<br />

h„Gottfried Wilhelm Leibnitz und<br />

Prinz Eugen im Gespräch“, 1840<br />

Holzschnitt, Künstler unbekannt<br />

DAS VERMÄCHTNIS<br />

DES PRINZEN<br />

Prinz Eugens Bedeutung und Verdienst für<br />

Österreich, das durch seine militärischen wie<br />

diplomatischen und politischen Leistungen<br />

zur Großmacht aufstieg, für die Dynastie der<br />

Habsburger, überhaupt für das Kaiserreich,<br />

ist damals wie heute nicht hoch genug einzuschätzen.<br />

Dazu kommt noch sein kultureller Beitrag<br />

bis in die Gegenwart, seine Bauwerke, seine<br />

umfassende Kunst- und Buchsammlung und<br />

vieles mehr. Da der Prinz 1736 verstarb, ohne<br />

ein Testament für sein gewaltiges Vermögen<br />

zu hinterlassen, ist es der Weitsicht Kaiser<br />

Karls VI. und seiner Tochter Maria Theresia<br />

zu verdanken, dass sein kulturelles Erbe vom<br />

Kaiserhaus aufgekauft und für unsere Zeit<br />

bewahrt wurde.<br />

p<br />

Fotos: Alamy, Wikipedia, Hamburger Kunsthalle<br />

84 SPRING <strong>2023</strong>


Eine Seite zum<br />

Wohlfühlen.<br />

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2 6 4<br />

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6<br />

www.aurelie-immobilien.at


Alex Katz hat schon immer groß gedacht!<br />

Seine Werke werden in den bedeutendsten<br />

Museen der Welt ausgestellt, aktuell<br />

würdigt die Albertina in Wien das<br />

Ausnahmetalent mit einer großen Schau.<br />

Inspiration für seine Kunst findet er in<br />

seiner unmittelbaren Umgebung.<br />

Von Elisabeth Muth<br />

VISIONÄRE<br />

SCHÖNHEIT<br />

Alex Katz in seinem Atelier<br />

beim Signieren seiner<br />

großformatigen Kunstdrucke<br />

86


ART | PORTRAIT<br />

h<br />

„Sunrise 1“, 2022<br />

137 x 103 cm<br />

Fotos: Courtesy of the artist and Lococo Fine Art Publisher, großes Foto linke Seite: Robert Lococo, March 29, 2022 in New York City<br />

v<br />

„Straw Hat Vivien“, 2021<br />

203 x 112 cm<br />

k<br />

„Straw Hat 1“, 2022<br />

91 x 91 cm<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

87


ART | PORTRAIT<br />

h<br />

„Blue Umbrella“, 2020<br />

76 x 116 cm<br />

Als Wegbereiter der Pop-Art ist der Künstler<br />

Alex Katz vor allem bekannt für seine figurativen<br />

Bilder. Schon früh setzt er sich mit vereinfachten<br />

Formen und kontrastreicher Farbkomposition<br />

auseinander, er dokumentiert<br />

Menschen und gesellschaftliche Ereignisse,<br />

macht Familie und Freunde zum Gegenstand<br />

seiner Malerei und schafft Motive, die oft<br />

visuelle Techniken aus der Werbung entlehnen.<br />

Der Sohn russisch-jüdischer Einwanderer<br />

wurde 1927 in New York geboren und<br />

lebt mit seiner Frau Ada, seiner Muse, in<br />

New York und Maine, wo ihn vor allem die<br />

umgebende Landschaft inspiriert. Seit den<br />

1980er-Jahren gilt Alex Katz als herausragender<br />

Vertreter des „Cool Painting“ und als<br />

einer der einflussreichsten Maler weltweit,<br />

was ihn, für eine ganze Generation von<br />

Künstlern, zur regelrechten Kultfigur<br />

gemacht hat. Der Visionär formt und entwickelt<br />

seinen unverwechselbaren Stil inmitten<br />

der dynamischen New Yorker Kunstszene<br />

der 1950er- und 1960er-Jahre, beendet<br />

1949 sein Studium an der Cooper Union Art<br />

School und entscheidet sich, gegen den<br />

damaligen Trend, für die figürliche Malerei.<br />

Ihn interessiert in erster Linie eine schnelle<br />

und explosive Art des Malens. Er will ein<br />

realistisches Sujet in eine konkrete Form<br />

bringen, paart eine gewisse Strenge mit Lässigkeit.<br />

Ab Mitte der 1960er-Jahre entstehen<br />

Gruppenporträts, die Intellektuelle, Künstler<br />

und Tänzer zeigen, und es gelingt ihm perfekt,<br />

die damalige Atmosphäre widerzuspiegeln.<br />

Monochrome, flache Hintergründe sind<br />

ein konstanter Bestandteil seiner Arbeiten, er<br />

reduziert die Mittel der Darstellung auf das<br />

Wesentliche, wodurch seine Figuren und<br />

Landschaften geradezu ikonische Qualität<br />

erhalten.<br />

Der international renommierte US-amerikanische<br />

Maler und Grafiker ist einflussreicher<br />

Protagonist des „Figurativen Realismus“ und<br />

hat ab Mitte der 1950er-Jahre seinen Malstil<br />

und sein Motiv gefunden, nämlich das Porträt,<br />

das besonders oft seine Frau und Muse<br />

Ada zeigt. In Anlehnung an Werbe plakate<br />

gibt er es vereinfacht, flächenhaft, fast schablonenartig<br />

mit kräftigen Farben wider. Daneben<br />

malt er Figuren, Architekturen, Landschaften.<br />

Seine „neue Art von Malerei“ ist<br />

teilweise als Reaktion auf die Allgegenwart<br />

und Dominanz des „Abstrakten Expressionismus“<br />

zu verstehen. Alex Katz wollte eine<br />

zeitgenössische gegenständliche Malerei<br />

schaffen, das war für ihn das Höchste, was<br />

ein Künstler tun kann.<br />

„Ich halte<br />

Veränderungen<br />

tatsächlich für<br />

überbewertet,<br />

ich bleibe den<br />

Dingen, Orten<br />

und Leuten die<br />

ich mag, treu“<br />

Alex Katz<br />

Foto: Courtesy of the artist and Lococo Fine Art Publisher<br />

88 SPRING <strong>2023</strong>


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Moraine, Leather Look<br />

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90


ART | PORTRAIT<br />

v<br />

„White Impatiens“,<br />

2016, 178 x 142 cm<br />

k<br />

Günter Salzmann<br />

vor dem Werk<br />

„Cityscape“ aus<br />

dem Jahr 2016<br />

Der Künstler blickt auf mittlerweile mehr als<br />

200 Solo- sowie rund 500 Gruppenausstellungen<br />

und zahlreiche Preise zurück, seine<br />

vielfältigen Werke sind Teil von über 100<br />

Sammlungen und Ausstellungen weltweit.<br />

1994 wurde Alex Katz zum Mitglied der<br />

National Academy of Design gewählt.<br />

Anlässlich seines 95. Geburtstages zeigt nach<br />

dem Guggenheim Museum in New York nun<br />

die Albertina in Wien von 4. Februar bis<br />

4. Juni <strong>2023</strong> eine umfassende Würdigung<br />

dieses großartigen Malers, der zu den bedeutendsten<br />

Vertretern der zeitgenössischen USamerikanischen<br />

Kunst zählt. Großformatig,<br />

mit breitem Pinselstrich und starken Farben<br />

zeigt Katz, welche Realität ihn umgibt, auf<br />

eine abstrakte und radikale Weise. Seine<br />

emotionalen und kraftvollen Sujets kennzeichnen<br />

Rationalität, Sinnlichkeit und<br />

Abstraktion gleichermaßen. Aber auch im<br />

Westen des Landes, in Innsbruck, ist im<br />

Frühjahr in Günter Salzmanns Kunstsalon<br />

parallel zur Schau in Wien eine Ausstellung<br />

mit den besten Editionen der letzten Jahre zu<br />

sehen (www.salzmannartconsulting.com)!<br />

k<br />

„Laura 1“, 2017<br />

117 x 77,5 cm<br />

„Coca-Cola Girl“, 2021<br />

Porzellanemail auf Formstahl mit<br />

Aluminiumkern auf poliertem<br />

Edelstahlsockel, 190 x 142 x 37cm<br />

x<br />

„Ich will das<br />

Bild zu einer<br />

unmittelbaren<br />

Empfindung<br />

der Gegenwart<br />

machen“ Alex Katz<br />

Fotos: Courtesy of the artist and Lococo Fine Art Publisher<br />

Der Kunsthistoriker hat den Künstler vor 25<br />

Jahren persönlich kennengelernt und sich auf<br />

den Vertrieb von dessen druckgrafischem<br />

Werk spezialisiert. „Im Gegensatz zu vielen<br />

anderen Künstlern ist bei Alex Katz kein<br />

Qualitätsunterschied zwischen einem Original<br />

und einer Edition festzustellen, dementsprechend<br />

sind die Werke besonders attraktiv.<br />

Auf den Auktionen erzielen diese inzwischen<br />

mehrere Millionen Euro, zahlreiche weitere<br />

Ausstellungen werden die Nachfrage nach<br />

Arbeiten von Alex Katz in den kommenden<br />

Monaten und Jahren sicherlich weiter entfachen“,<br />

führt der Experte aus.<br />

p<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

91


DESIGNED AND CRAFTED WITH PASSION<br />

Außergewöhnliches Design und ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein,<br />

gepaart mit jahrzehntelanger Tradition, sind Garantien für unsere<br />

hochwertigen steirischen Produkte und unsere Ideen.


BLUE IS THE NEW<br />

GREEN<br />

Nachhaltigkeit ist in aller Munde, auch aufgrund<br />

der Energiekrise. Wer darunter jedoch nur die<br />

Optimierung von Energiekonzepten versteht,<br />

der irrt <strong>–</strong> geht es doch um viel mehr<br />

Von Christoph Kulmer<br />

Foto: Cebra<br />

94


ARCHITEKTUR<br />

Nachhaltiges Design<br />

bis in die Spitze.<br />

Für den 185 Meter<br />

hohen Turm „Mount<br />

Tirana“ hat sich<br />

Cebra Architecture<br />

von der Schönheit<br />

der albanischen<br />

Berge inspirieren<br />

lassen<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

95


W<br />

Neben exklusiven Wohnungen<br />

wird der „Mount Tirana“ auch Büros,<br />

Restaurants und ein Boutique-Hotel<br />

beherbergen<br />

k<br />

Eine Natursteinfassade benötigt in<br />

ihrem Lebenszyklus wesentlich<br />

weniger Primärenergie als etwa eine<br />

Ganzglasfassade<br />

x<br />

„Mount Tirana“, das höchste Gebäude<br />

Albaniens, wird hauptsächlich mit<br />

regionalen Materialien erbaut<br />

Fotos: Cebra, Plompmozes / Wasl-Tower © UNStudio<br />

96


ARCHITEKTUR<br />

U<br />

Bei der Konstruktion des Wolkenkratzers<br />

„Wasl“ von UNStudio standen von der<br />

ersten Sekunde an die Gesundheit,<br />

der Komfort und das Wohlbefinden<br />

der künftigen Bewohner im Vordergrund<br />

U<br />

Der „Vertical Boulevard“ zieht sich wie eine grüne Ader durch die<br />

progressive Keramikfassade des „Wasl Tower“ im Herzen von Dubai<br />

Alle malen schwarz, ich sehe die Zukunft pink“, singt<br />

der deutsche Dancehall-Musiker Peter Fox gemeinsam<br />

mit der Sängerin Inéz und fügt hinzu: „weil wir<br />

die Zukunft sind“. Aktuell ein Riesenhit und zweifellos<br />

eine optimistische Hymne. Auch die Architekturbranche bringt<br />

Farbe ins Leben und philosophiert zurzeit über grüne und blaue<br />

Gebäude. Wie auch immer, es wird bunt, und für uns ist das ein erfrischend<br />

positives Statement zur Abwechslung, wenn man bedenkt, mit<br />

welchen Hiobsbotschaften man aus den Newsrooms von früh bis spät<br />

konfrontiert wird. Aber die Probleme wie Klimawandel, Urbanisierung,<br />

Ressourcenverschwendung und Bodenversiegelung liegen doch, ehrlicherweise<br />

zugegeben, auf dem Tisch, wir brauchen also keine Nörgler,<br />

Querulanten, Stänkerer und Besserwisser. Menschen mit Visionen sind<br />

gefragt, die sich den Herausforderungen von Nachhaltigkeit mit<br />

Think-forward-Ideen stellen. Aber woher kommt dieser Begriff, den<br />

wir ständig lesen und benutzen, eigentlich? Ursprünglich stammt er<br />

aus der Forstwirtschaft und wurde im frühen 18. Jahrhundert vor dem<br />

Hintergrund einer zunehmenden Holznot im ehemaligen Kurfürstentum<br />

Sachsen definiert. Der Grundgedanke war, nur so viele Bäume zu<br />

fällen, wie auch nachwachsen können, und stand damit der bis dahin<br />

vorherrschenden unkontrollierten Ausbeutung der Wälder diametral<br />

entgegen. Also eine junge Bezeichnung mit langer Geschichte. 2010<br />

hat es der deutsche Publizist Ulrich Grober auf den Punkt gebracht<br />

und hielt fest: „Die Idee der Nachhaltigkeit ist weder eine Kopfgeburt<br />

moderner Technokraten noch ein Geistesblitz von Ökofreaks der<br />

Generation Woodstock. Sie ist unser ursprünglichstes Weltkulturerbe.“<br />

Mittlerweile ist Nachhaltigkeit ein Querschnittsthema, das die Verantwortung<br />

für die heute lebenden Menschen mit der Verantwortung für<br />

die zukünftigen Generationen verbindet. Immobilienentwickler und<br />

Architekten sind hier natürlich nicht ausgenommen. Denn in Europa<br />

tragen Gebäude und ihre Nutzer maßgeblich zur Umweltbelastung bei.<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

97


ARCHITEKTUR<br />

R<br />

Kleine Holzfenster<br />

und freiliegende<br />

Eichensparren<br />

wahren die<br />

traditionelle<br />

Optik dieses<br />

Schmuckstücks<br />

an der deutschen<br />

Ostseeküste<br />

W<br />

Große<br />

Panoramafenster<br />

ermöglichen einen<br />

wunderbaren Blick in<br />

den grünen Garten<br />

sowie auf die<br />

Holzterrasse<br />

O<br />

Für die Architekten<br />

Jan Henrik Jansen<br />

und Marshall Blecher<br />

war es wichtig,<br />

den historischen<br />

Charakter des<br />

Landhauses zu<br />

erhalten<br />

h<br />

Auf der Rückseite fügt sich ein moderner Anbau aus Glas<br />

perfekt in die Konstruktion des 120 Jahre alten Bauernhauses.<br />

Alte Gebäude zu revitalisieren ist sehr nachhaltig<br />

R<br />

Das dänische<br />

Architekturbüro<br />

Mast hat mit „Land<br />

on Water“ einen<br />

Lösungsansatz in<br />

Hinblick auf den<br />

steigenden<br />

Meeresspiegel:<br />

Wohnraum am Wasser<br />

Laut Experten verbrauchen sie beispielsweise rund 20 Prozent des<br />

Frischwassers, 25 Prozent des Holzes und je 40 Prozent der Gesamtenergie<br />

und Rohstoffe. Darüber hinaus verursachen sie rund 30 Prozent<br />

der CO₂-Emissionen, rund 50 Prozent der Verkehrsbelastung<br />

durch Lkws sowie über 50 Prozent der Abfälle. Eine ernüchternde<br />

Bilanz, die einen Paradigmenwechsel zur Folge hat. Bisher sprach man<br />

in der Baubranche von „grünen Gebäuden“, nun bewegt man sich weiter<br />

in Richtung „Blue Buildings“. Es steht nicht mehr nur die reine<br />

Energieeffizienz im Fokus, sondern eine ganzheitliche Nachhaltigkeit<br />

über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks. Ökonomie und<br />

Ökologie spielen eine tragende Rolle, und auch technische Leistungsfähigkeit,<br />

soziokulturelle Aspekte, der schonende Umgang mit Ressourcen<br />

und Energie sowie das Betrachten wirtschaftlicher und<br />

menschlicher Bedürfnisse. Bei „Blue Buildings“ stehen stets die künftigen<br />

Bewohner im Mittelpunkt und deren Wohlbefinden <strong>–</strong> egal ob es<br />

sich nun um ein Privathaus handelt, ein Bürogebäude, eine Sporteinrichtung<br />

oder ein Krankenhaus. Aber wie realistisch sind diese Überlegungen,<br />

oder müssen wir die rosarote Brille abnehmen? Drücken wir<br />

es doch in den Worten des bekannten oberösterreichischen Architekten<br />

und Unternehmers Wolfgang Kaufmann aus, der dazu bei einer<br />

Podiumsdiskussion Stellung genommen hat: „Das 0-Energie-Haus ist<br />

so unrealistisch wie das papierlose Büro, deshalb muss man nach dem<br />

positiven Kompromiss suchen.“<br />

Diese Suche ist ein ständiger Prozess und läuft und läuft und läuft.<br />

Glücklicherweise, muss man sagen. Denn besonders prekär ist die<br />

Situation in urbanen Zentren, da sie vom Klimawandel stark betroffen<br />

sind. Hier ist also ein besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, um die<br />

Lebensqualität der Bewohner zu erhalten oder zu steigern und gleichzeitig<br />

genügend Wohnraum für die immer mehr werdenden Menschen<br />

zu schaffen. Sicher kein Allheilmittel, aber ein Ansatz ist die sogenannte<br />

vertikale Verdichtung. Gebaut wird also nicht in die Breite, sondern<br />

Fotos: Jose Campos, https://josecamposphotographer.com/, KVANT-1<br />

98<br />

SPRING <strong>2023</strong>


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Das rahmenlose Premium-Schiebefenster ermöglicht ein<br />

grenzenloses Raumerlebnis voller Licht, Luft und Atmosphäre.<br />

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ARCHITEKTUR<br />

k<br />

Auch das Schlafzimmer wurde vom Architekten<br />

Guilherme Torres so konzipiert, dass es sich schnell<br />

in ein Outdoor-Refugium verwandeln lässt<br />

W<br />

Nachhaltige Ansätze beim „Jatobá House“ in<br />

Brasilien sind eine Stampflehmwand aus Sand und<br />

Erde sowie eine effiziente Photovoltaikanlage und<br />

Regenwasserrückhalteteiche<br />

k<br />

Das Fernsehzimmer in hellen Beigetönen lässt<br />

sich komplett zum Außenbereich öffnen<br />

100


W<br />

Große Stars sind der Supernova-Tisch und der Orbe-Stuhl<br />

aus gewaschenem Freijó, einem brasilianischen Holz<br />

U<br />

Bequeme Lounge-Möbel und ein Pool adeln den Garten im<br />

„Jatobá House“. Auch hier ist die Lehmwand ein Blickfang<br />

in die Höhe, die Bodenversiegelung sollte auf das absolut notwendige<br />

Minimum reduziert werden. In vielen Metropolen der Welt ist diese<br />

Bauweise gang und gäbe, wenn man zum Beispiel nach New York,<br />

Tokyo oder Singapur blickt. Anderswo, wie in der albanischen Hauptstadt<br />

Tirana, hat man es gerade erst für sich entdeckt. In den letzten<br />

Jahrzehnten hat Tirana einen Wandel durchgemacht und sich zu<br />

einem urbanen Zentrum von kultureller und wirtschaftlicher Bedeutung<br />

für den gesamten Balkanraum entwickelt. Das dänische Design-<br />

Studio Cebra Architecture hat sich von den charakteristischen Bergen<br />

Albaniens inspirieren lassen und eine progressive sowie nachhaltige<br />

neue 185 Meter hohe Landmark für die aufstrebende Metropole konzipiert.<br />

Dabei war dem Architekten Mikkel Frost wichtig, dass es sich<br />

integriert, wie er erklärt: „Dieses symbolische Wahrzeichen wird eine<br />

elegante Verbindung zwischen dem sich ständig wandelnden Stadtgefüge<br />

von Tirana und der natürlichen Umgebung schaffen.“ Um den<br />

CO₂-Fußabdruck des Gebäudes zu minimieren, wurde versucht, den<br />

Bedarf an mechanischer Kühlung zu reduzieren und die großzügigen<br />

Terrassen des „Mount Tirana“-Turms mit heimischen Pflanzen zu<br />

begrünen. Die Materialien, wie der helle Naturstein an der Fassade,<br />

stammen hauptsächlich aus dem direkten Umland. Kein Newcomer in<br />

Sachen Wolkenkratzer ist Dubai, aber auch der Wüstenstaat investiert<br />

viel in das Know-how, um zukunftsfit zu werden. Direkt gegenüber<br />

dem „Burj Khalifa“ soll bis 2024 der „Wasl Tower“ mit einer der höchsten<br />

Keramikfassaden der Welt realisiert werden. Knapp 300 Meter ragt<br />

das Hochhaus, das vom niederländischen Architekturbüro UNStudio<br />

entworfen wurde, in die Luft. Nachhaltige Materialien, eine angenehme<br />

Akustik und ein interaktives Lichtkonzept sollen für Wohlbefinden<br />

und Wohnkomfort sorgen. Zusätzlich setzt man mit Photovoltaik-<br />

Paneelen auf dem Dach den Fokus auf erneuerbare Energie und nutzt<br />

die täglich vom Himmel brennenden Sonne in der Wüstenmetropole.<br />

Fotos: Denilson Machado<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

101


ARCHITEKTUR<br />

R<br />

Um den Küstenabschnitt<br />

vor zunehmender<br />

Verbauung zu schützen,<br />

wurde das UCCA Dune<br />

Art Museum in China<br />

unter der Sanddüne<br />

versteckt<br />

U<br />

Laut Open Architects<br />

sollen die organischen<br />

Formen des Raums eine<br />

neue Erfahrung der<br />

Kunstbetrachtung<br />

ermöglichen<br />

xx<br />

Der Blick auf das<br />

offene Meer ist<br />

unvergleichlich schön<br />

Ein weiterer Grundpfeiler der Nachhaltigkeitsphilosophie ist, alten<br />

Konstrukten neues Leben einzuhauchen, bevor man sie mit der<br />

Abrissbirne dem Erdboden gleichmacht. Ein entzückendes Beispiel<br />

dafür ist das von den Architekten Jan Henrik Jansen und Marshall<br />

Blecher revitalisierte, strohgedeckte Backsteinhaus aus den 1880er-<br />

Jahren an der deutschen Ostseeküste für ein Unternehmerpaar aus<br />

Hamburg. Dabei war den Masterminds wichtig, das historische Aussehen<br />

des Hauses zu bewahren, aber trotzdem ins Hier und Jetzt zu<br />

transferieren. So wurde die Fassade, die der Straße zugeneigt ist,<br />

erhalten, auf der Rückseite wurde das Haus um einen dezenten<br />

schwarz gerahmten Anbau erweitert. Das Gebäude kombiniert<br />

geschickt historische Elemente wie kleine Holzfenster und freiliegende<br />

Eichensparren mit klaren minimalen und modernen Eingriffen.<br />

Auf natürliche Materialien setzte auch der Architekt Guilherme<br />

Torres mit seinem Team in Brasilien. Das „Jatobá House“ befindet sich<br />

in einer luxuriösen Wohngegend im Landesinneren des brasilianischen<br />

Bundesstaates São Paulo. Weit weg von der Großstadt hat das<br />

Landhaus den Eskapismus zu seinem Mantra gemacht, denn jedes<br />

Detail soll für eine entspannte Atmosphäre sorgen. Eine große<br />

Stampflehmwand aus Sand und Erde umgibt das ganze Haus und ist<br />

Teil der innovativen Struktur, Decken und Wände bestehen hingegen<br />

aus Holz. Auch die Design-Genies von Open Architecture haben sich<br />

für das UCCA Dune Art Museum in China an der Umgebung orientiert.<br />

Es wirkt wie eine Perle an einem leeren Strand, nur 200 Kilometer<br />

östlich von Peking. Durch die innovative Gestaltung des Raums<br />

in Form einer Reihe miteinander verbundener, organisch geformter<br />

Zellen und das bewusste Verstecken der Architektur unter der Sanddüne<br />

ist das Design des Museums der natürlichen Ökologie und<br />

Umwelt des Standorts zutiefst verpflichtet und schafft eine ansprechende<br />

und unkonventionelle Begegnung mit Kunst, Natur und<br />

Architektur. Design-Highlights wie diese lassen uns hoffen, und ja,<br />

auch wir sehen die Zukunft pink.<br />

p<br />

Fotos: WU Qingshan / Open Architecture<br />

102 SPRING <strong>2023</strong>


104<br />

Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Dietrich Untertrifaller Architekten


DieTop<br />

ARCHITEKTUR<br />

Die<br />

7<br />

Design und Nachhaltigkeit schließen<br />

einander keineswegs aus. Ganz im<br />

Gegenteil, ergänzen sie sich doch<br />

mit klimafreundlichen Energiekonzepten<br />

und Materialien aus<br />

der Natur auf revolutionäre Art<br />

und Weise. Green Living ist<br />

somit definitiv in Österreich<br />

angekommen. AURUM <strong>999</strong>,9<br />

hat Landmarks kuratiert,<br />

die sowohl den künftigen<br />

Bewohnern als auch der<br />

Zukunft Tribut zollen<br />

Stadt der Zukunft<br />

Rennweg 110<strong>–</strong>120 | 1030 Wien<br />

Nachhaltigkeit: Ein Wasserfall soll für<br />

ein behagliches Mikroklima sorgen und<br />

den Lärm der Großstadt neutralisieren,<br />

die Abwärme eines Rechenzentrums<br />

wird zum Heizen verwendet, Abfall soll<br />

wiederverwertet werden. Fassadenbegrünung,<br />

Rampen bis zur Wohnungstür<br />

für Scooter- und Radfahrer<br />

Weitere Highlights: Vom Studenten bis<br />

zum „Best Ager“ soll hier jeder ein<br />

neues Zuhause finden, exzellente<br />

Infrastruktur und Nahversorger direkt<br />

im neuen Stadtteil<br />

Fertigstellung: Projekt in Planung<br />

sb-gruppe.at<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

105


ARCHITEKTUR<br />

hR<br />

Heavenly am Schafberg<br />

Himmelmutterweg 23<strong>–</strong>25 | 1170 Wien<br />

Wohnungsgrößen: 67 m2 bis 189 m2<br />

Nachhaltigkeit: Erdwärme,<br />

Photovoltaikanlage<br />

Weitere Highlights: Lage mit Blick auf<br />

Wien, großzügige Freiflächen<br />

Fertigstellung: 2024<br />

heavenly-amschafberg.at<br />

v<br />

Danubeflats<br />

Wagramer Straße 2 | 1220 Wien<br />

Wohnungsgrößen: ab 30 m2<br />

Nachhaltigkeit: vertikale Begrünung,<br />

Regenwassermanagement<br />

Weitere Highlights: direkter Zugang<br />

zur Neuen Donau, eigener Members<br />

Club mit Spabereich und ganzjährig<br />

beheiztem Swimmingpool, perfekte<br />

öffentliche Verkehrsanbindung<br />

Fertigstellung: 2024<br />

danubeflats.at<br />

Fotos: Cuubuus architects and developers, Squarebytes, CROWND Estates<br />

106<br />

SPRING <strong>2023</strong>


CROWND by Chipperfield<br />

Hanselmayergasse 12 | 1130 Wien<br />

Wohnungsgrößen: 39 m2 bis 332 m2<br />

Nachhaltigkeit: Erdwärmepumpe zum<br />

Heizen und Kühlen, Wohnraumbe- und<br />

-entlüftung, Ladestationen für E-Autos<br />

Weitere Highlights: geplant von Sir<br />

David Chipperfield, Concierge-Service,<br />

puristisches Design, drei Wohntypen<br />

Fertigstellung: <strong>2023</strong><br />

chipperfield.crownd.at<br />

107


v<br />

Stock im Weg<br />

Stock im Weg 1 | 1130 Wien<br />

Wohnungsgrößen: 45 m2 bis 150 m2<br />

Nachhaltigkeit: Erdwärme, Photovoltaikanlage,<br />

Betonkernaktivierung,<br />

innovatives Grünraumkonzept,<br />

Fassadengestaltung mit Holz<br />

Weitere Highlights: Ruhelage zwischen<br />

Stadt und Dorf, Außenbeschattung<br />

Fertigstellung: 2025<br />

jpi.at<br />

xR<br />

Kennedy Garden<br />

Penzinger Straße 76 | 1140 Wien<br />

Wohnungsgrößen: 50 m2 bis 150 m2<br />

Nachhaltigkeit: großzügige Grünflächen<br />

für ein angenehmes Mikroklima, Dachbegrünung,<br />

Ladestationen für E-Autos<br />

Weitere Highlights: gute Infrastruktur in<br />

unmittelbarer Nähe<br />

Fertigstellung: bezugsfertig<br />

kennedygarden.buwog.at<br />

Fotos: JP Immobilien, Buwog, © Renderpohl<br />

108 SPRING <strong>2023</strong>


ARCHITEKTUR<br />

Wir & Co<br />

Bachweg 1 | 8063 Eggersdorf bei Graz<br />

Wohnungsgrößen: 55 m2 bis 126 m2<br />

Nachhaltigkeit: Künftige Bewohner<br />

wurden vor Baubeginn eingebunden,<br />

generationenübergreifend wohnen,<br />

großzügige Gemeinschaftsflächen<br />

Weitere Highlights: Nähe zur Stadt Graz<br />

Fertigstellung: Ende <strong>2023</strong><br />

wegraz.at<br />

109


Gumpendorferstr.<br />

6/20<br />

1060<br />

Wien / Vienna


Inside Architecture, Interior and Design and Culture. Ein interdisziplinäres Bureau für Innenarchitektur, Interieur und Design<br />

im Herzen von Wien, das an zeitloses, authentisches Design glaubt. Design, das keinem Stil folgt, sondern grundlegenden<br />

Prinzipien. Inspiriert von Geschichte, Geografie, Mensch und der architektonischen Umgangssprache unserer Zeit. Nahtlos<br />

ausgeführt von einem Netzwerk an Artisanen, das jedem Projekt Zeit, Liebe und Sorgfalt schenkt. Damit einzigartige Räume,<br />

Objekte und Orte entstehen können, an denen es sich zu leben, zu arbeiten und zu urlauben lohnt. mezza-maiso.com


Der ewige Kreis<br />

Mutter Natur zeigt uns, wie<br />

Nachhaltigkeit funktioniert<br />

Von DI Elke Reitmayer<br />

Architektin und Wohnpsychologische Expertin<br />

L<br />

angsam, aber sicher hat sich auch die letzte Schneeflocke<br />

wieder in die Dekokiste verabschiedet und darf<br />

auf ihr neuerliches Erscheinen im nächsten Winter<br />

warten. Wir öffnen wieder unsere Fenster, um den<br />

Duft des Frühlings hereinzulassen, erfreuen uns an der Farbenpracht<br />

der Tulpen und genießen die ersten richtig warmen Sonnenstrahlen<br />

bei einer guten Tasse Kaffee im Schanigarten.<br />

Immer wieder aufs Neue staune ich, wie die Natur aus ihrem<br />

Winterschlaf erwacht, Totgeglaubtes wieder lebendig wird und alles<br />

abermals von neuem beginnt. Wenn man diese zyklisch wiederkehrenden<br />

Vorgänge aufmerksam beobachtet, versteht man auch das<br />

Prinzip einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft in seiner reinsten und<br />

vollendeten Form. Die Natur zeigt uns, wie wir nachhaltig und effektiv<br />

mit unseren Ressourcen umgehen sollen. Aus Altem darf wieder<br />

etwas Neues entstehen, nichts entsteht umsonst, es ist nie zu viel und<br />

nie zu wenig, und alles ergibt Sinn. Klingt etwas pathetisch, regt aber<br />

immer wieder zum Nachdenken an.<br />

Die frische Frühlingsluft mit ihrer elektrisierenden Aufbruchsstimmung<br />

ermuntert mich dazu, das Jahr mit neuer Energie zu planen<br />

und das Alte noch einmal Revue passieren zu lassen. Seit geraumer<br />

Zeit hat mich das Thema der Nachhaltigkeit in unterschiedlichster<br />

Weise berührt und begleitet und mir immer wieder aufgezeigt, wie<br />

vielschichtig diese gesellschaftliche Aufgabe doch betrachtet werden<br />

kann. Immer und immer wieder spule ich Zitate und gehörte Interviews<br />

von Michael Braungart, Erfinder des zirkulären Wirtschaftskonzepts<br />

Cradle to Cradle, in meinem Kopf ab und lasse mich davon in<br />

meiner Arbeit inspirieren. Sein Narrativ von einem Kirschbaum hat<br />

mich wortwörtlich nachhaltig beeindruckt und sich tief und bleibend<br />

in meine Hirnrinde gebrannt. So sagt er: „Alles, was im Leben schön ist,<br />

ist nicht effizient, sondern effektiv.“ Er beschreibt einen wunderschönen<br />

Kirschbaum im Frühling, der nicht reduziert, nicht minimiert und<br />

schon gar nicht mit seiner Blütenpracht geizt <strong>–</strong> und das, obwohl er nur<br />

mit einer Handvoll Blüten Kirschen produziert. Trotzdem, oder besser<br />

gesagt, gerade deswegen schafft er Lebensraum für über 200 andere<br />

Arten, bildet neuen Boden, reinigt die Luft und bietet so einen Mehrwert<br />

für die Natur. Seitdem lässt mich dieser Gedanke nicht mehr los.<br />

Stellen Sie sich vor, unsere Umwelt könnte von uns Menschen keinen<br />

Schaden mehr nehmen, sondern regelrecht von unserer Existenz profitieren?<br />

Wir haben mit unseren Errungenschaften schon so viel erreicht,<br />

warum unseren Erfindergeist also nicht für das Gute einsetzen?<br />

Graphen als Stahlersatz, Lignin als Bioalternative für unser Einkaufssackerl<br />

oder Vertical Farming als Lösung für unsere urbanen<br />

Probleme. Klingt ein wenig nach utopischem Kauderwelsch? Ganz<br />

im Gegenteil <strong>–</strong> diese Begriffe stehen alle für wunderbare und faszinierende<br />

Entwicklungen, die uns Schritt für Schritt einer zirkulären<br />

und nachhaltigen Lebensweise näherbringen. Wussten Sie, dass eine<br />

Firma in Singapur auf einer kleinen Fläche von nur 250 Quadratmetern<br />

mithilfe des Vertical Farming jährlich 80.000 Tonnen Obst<br />

und Gemüse erntet? Im Vergleich dazu können auf derselben Fläche<br />

Acker nur ein bis drei Tonnen erzielt werden.<br />

Foto: Maria Prichner Fotografie<br />

112


KOLUMNE<br />

„Grundgerüst der humanen<br />

Nachhaltigkeit ist der Mensch<br />

im Fokus seiner gebauten<br />

Umwelt“<br />

Das Thema Nachhaltigkeit ist omnipräsent <strong>–</strong> beim Lebensmitteleinkauf,<br />

bei der Urlaubsplanung, beim Hausbau, bei der Energiegewinnung<br />

<strong>–</strong> ständig sind wir mit den Fragen einer umweltfreundlichen<br />

Alternative konfrontiert, und trotzdem entwickelt sich die Realisierung<br />

unserer Ziele schleichend. Aber es gibt sie, die großen Denker<br />

und Visionäre, die sich wagemutig in unbekannte Gefilde stürzen<br />

und dem Schlüssel zu einer verantwortungsvollen Gesellschaft und<br />

Zukunft hinterherjagen. Fast wie aus einem Science-Fiction-Movie<br />

entsprungen, geben uns bereits realisierte Prototypen einen faszinierenden<br />

Vorgeschmack auf das, was alles möglich ist und vor allem<br />

möglich sein wird. Eine biobasierte Stadt, die mit ihren zirkulären<br />

Wirtschaftskreisläufen organisch agiert und als Gegensatzmodell<br />

zur Megacity fungiert. „The Perfumed Jungle“ ist eines dieser futuristischen<br />

Stadtentwicklungskonzepte für die Küste von Hongkong,<br />

Autarkie, Beitrag zur Biodiversität und Plusenergiestandard inklusive.<br />

Kurvig geformte Baukörper, die sich gen Himmel strecken und wie<br />

Kirschbäume einen zusätzlichen Nutzen für ihre Umwelt bieten.<br />

Trendforscher, Futuristen, Stadtentwickler <strong>–</strong> sie und noch viele mehr<br />

versuchen ihren Beitrag zur Optimierung unserer Umwelt als Kreislaufwirtschaft<br />

zu leisten.<br />

Auch die Architekturpsychologie ist ein Rädchen im großen Uhrwerk<br />

der schnell voranschreitenden Zeit. Sie versucht die Qualität der<br />

gebauten Umwelt weiterzuentwickeln, den Menschen in den Fokus<br />

zu stellen, um so eine nachhaltige und ressourcenschonende Nutzung<br />

der Gebäude zu gewährleisten. Die gebauten Strukturen sollen<br />

unser Miteinander unterstützen, unser Wohlbefinden fördern und<br />

durch qualitative Baustrukturen helfen, Aneignung, Identifikation<br />

und Verwurzelung zu ermöglichen. Diese Paradigmen bilden, nebst<br />

den drei bekannten Säulen der Nachhaltigkeit, der ökonomischen,<br />

der ökologischen und der sozialen, die Eckpfeiler der vierten Säule <strong>–</strong><br />

die der humanen Nachhaltigkeit.<br />

Grundgerüst der humanen Nachhaltigkeit ist der Mensch im Fokus<br />

seiner gebauten Umwelt, keine Rendite, Trends oder andere ökonomische<br />

Überlegungen. Somit ist eines der wesentlichen Merkmale einer<br />

humanen Umgebung die Qualität, die sie für uns Menschen aufweist.<br />

Seit geraumer Zeit ist es in Österreich möglich, mithilfe eines analytischen<br />

Messsystems die Qualität in Gebäuden sichtbar zu machen<br />

und auf einfache Weise darzustellen. Stellen Sie sich einen Energieausweis<br />

vor <strong>–</strong> nur ist es diesmal nicht der geringe Energieverbrauch des<br />

Gebäudes, der Käufer und Interessenten überzeugt, sondern die hohe<br />

Wohnqualität, die aufgezeigt wird. Für Laien bedeutet das zudem, dass<br />

Sie bereits im Vorfeld, bevor sie eine Immobilie erwerben oder mieten,<br />

feststellen können, wie viel Wohnqualität sie hier erwarten wird <strong>–</strong> ein<br />

Meilenstein, wenn Sie mich fragen, und schon längst überfällig.<br />

Inspirierende Gedanken, visionäre Ideen und Menschen, die an<br />

Veränderung glauben <strong>–</strong> ein regelrechter Frühjahrsputz für verstaubte<br />

Strukturen und Anschauungen.<br />

elke-reitmayer.at<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

113


ARCHITEKTUR | PORTRAIT<br />

MUT<br />

KANN MAN SICH<br />

NICHT KAUFEN<br />

Auch wenn es auf den<br />

ersten Blick nicht sofort<br />

ins Auge sticht, aber die<br />

Disziplinen Architektur<br />

und Luftfahrt haben mehr gemein, als es<br />

vielleicht den Anschein hat. In beiden Fällen<br />

kann ein Hang zur Präzision nicht schaden,<br />

Teamfähigkeit beflügeln und geht vieles<br />

leichter von der Hand, wenn man erst einmal<br />

Flughöhe erreicht hat. Der Immobilienvisionär<br />

und passionierte Pilot Eduard Mair kennt<br />

beide Seiten sozusagen wie seine Westentasche.<br />

Seit 30 Jahren plant und realisiert<br />

der kreative Selfmademan Projekte, die stets<br />

State of the Art und oft auch ihrer Zeit voraus<br />

sind. Schon 1993 hat er in Niederösterreich<br />

eine Wohnanlage mit acht Reihenhäusern<br />

auf Niedrigenergiestandard gebaut, mit innovativen<br />

Ansätzen wie recycelten Materialien,<br />

Baukernaktivierung, Sonnenkollektoren zur<br />

Warmwasseraufbereitung und Solar-Kachelöfen.<br />

Noch heute schätzen die Bewohner<br />

die Wohnqualität. Dieser Wagemut und<br />

die Think-forward-Philosophie von Eduard<br />

Mair ziehen sich wie ein roter Faden durch<br />

die beeindruckende Firmengeschichte von<br />

Cuubuus. Berühmtes Beispiel ist auch das<br />

prachtvolle „Palais Schottenring“ an der<br />

Wiener Ringstraße. Cuubuus revitalisierte<br />

die imperiale Landmark behutsam, baute<br />

sie sogar zum Teil zurück, verzichtete<br />

zu Gunsten der Qualität im Inneren und<br />

Schon seit 30 Jahren hat man Cuubuus auf dem Radar.<br />

Betreten sie doch häufig Neuland und konzipieren<br />

Landmarks für die Zukunft. AURUM <strong>999</strong>,9 hat sich<br />

mit dem visionären Gründer Eduard Mair und einer<br />

seiner beiden Töchter im Unternehmen, Patrizia<br />

Hunter, zum Gespräch getroffen<br />

Von Reinhard Neussner<br />

Eduard Mair hat 1993 Cuubuus gegründet.<br />

Seit knapp zehn Jahren unterstützt ihn<br />

auch seine Tochter Patrizia Hunter<br />

Äußeren auf ein ganzes Stockwerk und transferierte<br />

das ehemalige Bürogebäude in einen<br />

modernen Wohnkomplex mit historischem<br />

Flair. Bereits nach Fertigstellung 2019 waren<br />

alle Wohnungen und Penthäuser verkauft,<br />

und die Konkurrenz musste sich eingestehen,<br />

das Projekt falsch eingeschätzt zu haben. Es<br />

hat sich gezeigt, dass sich der kompromisslose<br />

Anspruch an Qualität gelohnt hat. Die<br />

Resonanz von Mair: „Mut kann man sich<br />

nicht kaufen.“ Er gibt in der Retrospektive<br />

aber zu: „Blinder Mut kann auch schnell ins<br />

Verderben führen. Faktum ist, ich wollte nach<br />

den Sternen greifen, das liegt wahrscheinlich<br />

an meinem Pilotendasein.“<br />

AURUM <strong>999</strong>,9 hat sich mit dem Gründer<br />

und Geschäftsführer sowie Patrizia Hunter,<br />

die neben ihrer Vertriebskompetenz auch<br />

als COO der Cuubuus die strategischen<br />

Ziele mitgestaltet, zu einem inspirierenden<br />

Gespräch über Nachhaltigkeit, Family-<br />

Business und aktuelle Projekte wie das<br />

geschichtsträchtige „Artmann“ am Wiener<br />

Donaukanal getroffen.<br />

Fotos: CUUBUUS architects and developers<br />

114 SPRING <strong>2023</strong>


Casa del design<br />

Währinger Straße 53, 1090 Vienna<br />

DI <strong>–</strong> FR | 10:00 <strong>–</strong> 18:00 UHR<br />

SA | 10:00 <strong>–</strong> 17:00 UHR<br />

+43 1 523 60 30<br />

/casadeldesign<br />

office@casadeldesign.at<br />

www.casadeldesign.at /casadeldesign<br />

Casa del design


Für den technikbegeisterten Eduard Mair<br />

stand eigentlich schon in der HTL fest, dass<br />

es beruflich hoch hinausgehen sollte: Er wollte<br />

Pilot werden. Den Traum vom Fliegen<br />

erfüllte er sich nach der Matura in den USA,<br />

wo er den Flugschein machte. Trotzdem zog<br />

es den Tiroler schnell wieder nach Österreich,<br />

wie er selbst erklärt: „Das war Ende der<br />

1970er-Jahre, wir kamen damals in die erste<br />

Ölpreiskrise, und jobmäßig hat es in der Flugbranche<br />

relativ schlecht ausgesehen. Ich habe<br />

dann ein technisches Büro für Maschinenbau<br />

eröffnet, aber um meine Fluglizenz aufrechtzuerhalten,<br />

flog ich nebenbei für die Rettungsflugambulanz.“<br />

Diese Tätigkeit hat ihn<br />

dazu inspiriert, sich auf Medizintechnik zu<br />

spezialisieren, und er hat begonnen, Ordinationen<br />

für Ärzte zu planen und einzurichten.<br />

Als Kommerzialrat Augustin Foit Ende<br />

der 1980er-Jahre auf dem Kahlenberg eine<br />

Privatklinik namens „Vienna Medical Center“<br />

realisieren wollte, sah Mair seine Chance<br />

gekommen: „Foit hat damals ein Planungsunternehmen<br />

gesucht, und es haben sich<br />

viele etablierte Firmen beworben. Ich war der<br />

absolute Underdog, sicher der Kleinste, aber<br />

ich habe mich in den Zug gesetzt, bin nach<br />

Wien gefahren, habe mich mit dem Herrn<br />

Kommerzialrat getroffen und ihm gesagt,<br />

ich sei der einzig richtige Mann für ihn. Und<br />

das hat ihm irgendwie imponiert.“ Daraufhin<br />

ist Mair mit seiner Frau von Tirol nach<br />

Wien übersiedelt und sagt heute, es sei „ein<br />

mutiger Schritt gewesen“, aber er wollte diese<br />

berufliche Möglichkeit ergreifen. Jedoch<br />

hat die Stadt Wien, aufgrund von heftigen<br />

Protesten gegen das Bauvorhaben, kurze Zeit<br />

später die Baubewilligung zurückgezogen<br />

und damit dem Sanatorium auf dem Hausberg<br />

der Wiener einen Todesstoß versetzt.<br />

Nichtsdestotrotz blieb Eduard Mair der<br />

Bundeshauptstadt glücklicherweise erhalten,<br />

inskribierte an der Technischen Universität<br />

Architektur und hat 1993, noch während des<br />

Studiums, mit zwei Kommilitonen Cuubuus<br />

gegründet. Sophisticated wie es bei jungen<br />

Kreativen sein muss, bezogen die drei Studenten<br />

ein loftartiges Fabriksgebäude ohne<br />

Heizung, aber mit drei Meter hohen Räumen.<br />

„Mir wird heute noch kalt, wenn ich daran<br />

denke“, schmunzelt Mair. Und hier haben<br />

die Freunde auch am Namen getüftelt, der<br />

eine Bedeutung haben und eine Message<br />

transportieren sollte. So kamen sie auf den<br />

Kubus, der außer der Sphäre das beste Verhältnis<br />

zwischen Rauminhalt und Oberfläche<br />

hat. Aber einfach nur das Wort Kubus war<br />

ihnen zu wenig dynamisch, und so haben<br />

sie es vorne und hinten um jeweils ein „u“<br />

erweitert und als i-Tüpfelchen das „K“ gegen<br />

ein „C“ getauscht. Geboren war Cuubuus.<br />

Es ist viel mehr als nur eine Wortkreation,<br />

steht es doch für Designaffinität, Professionalität,<br />

Vertrauen und Zukunftsorientiertheit<br />

<strong>–</strong> zeitlose Werte, die das Unternehmen bis<br />

heute prägen. Seit den Anfängen hat sich<br />

natürlich einiges getan. Cuubuus hat in den<br />

letzten 30 Jahren 83 Projekte geplant und<br />

entwickelt, mit einer Nutzfläche von über<br />

E<br />

Natürlich steht den Bewohnern im<br />

„Palais Schottenring“ ein Concierge-<br />

Service zur Verfügung<br />

U<br />

Das Foyer ist ein Designhighlight,<br />

das seinesgleichen sucht<br />

„Wir haben jetzt<br />

einen echten<br />

Paradigmenwechsel“<br />

Eduard Mair über Energiekonzepte<br />

116


ARCHITEKTUR | PORTRAIT<br />

O<br />

Hell und lichtdurchflutet<br />

strahlen die Penthäuser<br />

im „Artmann“<br />

U<br />

Die bodentiefen<br />

Glasfronten im<br />

Dachgeschoß vereinen<br />

stilvoll Wohnraum und<br />

Außenbereich<br />

h<br />

Raffinierte Grundrisse<br />

schaffen ein angenehmes<br />

Raum- und Wohlfühlgefühl<br />

R<br />

Das „Artmann“ mit seiner<br />

markanten Fassade ist eine<br />

bekannte Landmark am<br />

Wiener Donaukanal<br />

900.000 Quadratmetern, und beschäftigt<br />

aktuell 18 Mitarbeiter. Hier handelt es sich<br />

um Architekten, Ingenieure und Personen,<br />

die sich um den Vertrieb sowie das Office-<br />

Management kümmern. Vor dem Rückzug<br />

aus dem Geschäft in Osteuropa waren es<br />

sogar knapp 40. „Je nach Projektgröße sind<br />

bis zu 14 Planer am Werk, und dann kommen<br />

noch die ausführenden Firmen hinzu. Es<br />

ist unfassbar, dass für ein Bauvorhaben mit<br />

einem Investitionsvolumen von 20 oder<br />

30 Millionen Euro ungefähr 100 Personen<br />

arbeiten“, veranschaulicht der Firmeneigentümer<br />

und fügt hinzu: „Ich habe das natürlich<br />

immer im Kopf. Ich investiere das Eigenkapital,<br />

unterschreibe Haftungen, und hinter<br />

mir passiert etwas, das direkten Einfluss auf<br />

sehr viele Menschen hat.“ Unternehmen wie<br />

Cuubuus leisten einen immensen Beitrag<br />

zur heimischen Wirtschaft, nicht nur indem<br />

sie Arbeitsplätze schaffen, sondern natürlich<br />

auch in Form von hohen Abgaben. Dem Mastermind<br />

ärgert deshalb das schlechte Image,<br />

das Immobilienentwicklern manchmal<br />

anhaftet, und das Vorurteil, es gehe nur um<br />

den eigenen Profit. Er gibt zu bedenken: „Ich<br />

kann jeden nur herzlich einladen, sich mit mir<br />

einmal den Haftungsspiegel anzusehen, für<br />

den ich mein ganzes Leben sozusagen einstehen<br />

muss. Auch den schlechten Schlaf, den<br />

man teilweise hat, wenn die Dinge nicht so<br />

laufen, wie sie sollen, möchte keiner haben.“<br />

Unterstützung findet Mair bei der Familie.<br />

Denn seine Leidenschaft für Architektur und<br />

Immobilien scheint auf seine zwei Töchter,<br />

Patrizia Hunter und Nina Mair, übergesprungen<br />

zu sein, sie haben als nächste Generation<br />

ihren Platz im Unternehmen gefunden. Hunter<br />

hat eine technische Ausbildung genossen,<br />

danach Betriebswirtschaft studiert und erste<br />

Erfahrungen im In- und Ausland gesammelt,<br />

seit fast zehn Jahren bereichert sie nun das<br />

Familienunternehmen mit ihrem Knowhow.<br />

Wie sie selbst sagt, hat sie damit nicht<br />

den einfachen Weg gewählt: „Wenn man<br />

sich im familiären Umfeld einbringt, muss<br />

man eigentlich noch viel mehr leisten, um<br />

sich den Respekt vom Team zu erarbeiten.“<br />

Und das hat die Powerfrau und Mutter eines<br />

Sohnes, mit dem goldenen Händchen für<br />

Vermarktung und Vertrieb, mehr als erfolgreich<br />

gemeistert. Die Expertin verrät auch,<br />

ganz oben an der Spitze der Bedürfnispyramide<br />

in der Immobilienbranche stehe<br />

immer die Lage, etwas, das auch ihr Vater vor<br />

vielen Jahren lernen musste, wie er zugibt:<br />

„Wir haben mehrere Dachgeschoßausbauten<br />

im dritten und vierten Bezirk umgesetzt.<br />

Es hat sich herauskristallisiert, die Aufwendungen<br />

und Baukosten sind dieselben,<br />

aber es rechnet sich im ersten Bezirk einfach<br />

mehr.“ Seither konzentriert sich Cuubuus<br />

auf starke Lagen, natürlich nicht nur in der<br />

Inneren Stadt, aber immer mit dem nötigen<br />

Wow-Effekt. Es ist Teil der Wertschöpfungskette,<br />

die vom Ankauf über die Planung, den<br />

Umbau und das Projektmanagement bis hin<br />

zum Vertrieb reicht. Gerade in schwierigeren<br />

Zeiten signalisiert dieses „Alles aus einer<br />

Hand“-Prinzip Vertrauen. Aber potenzielle<br />

Käufer achten noch auf mehr, weiß Patrizia<br />

Hunter: „Geschätzt werden ein geräumiger<br />

Grundriss, Freiflächen, überdurchschnittlich<br />

hohe Räume, eine Garage und zusätzliche<br />

Features wie ein Fitness- oder Wellnessbereich.<br />

International oft schon gang und<br />

gäbe, in Österreich gerade stark im Kommen.“<br />

Und natürlich rückt die aktuelle Klima- und<br />

Energiekrise Fragen über die Nachhaltigkeit<br />

des Gebäudes überdurchschnittlich in den<br />

Fokus. Für Eduard Mair und Patrizia Hunter<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

117


ARCHITEKTUR | PORTRAIT<br />

ist das aber schon seit Jahren selbstverständlich.<br />

„Wir wollen im Grunde genommen<br />

Häuser bauen, die qualitativ hochwertiger<br />

sind als jene von gestern. Alles andere wäre<br />

ja widersinnig“, argumentiert Mair seinen<br />

Standpunkt. Er sieht hier einen echten Paradigmenwechsel<br />

in der Branche. Wurde früher<br />

zuerst das Bauwerk geplant und dann darüber<br />

nachgedacht, wie man heizt, sei es jetzt<br />

genau umgekehrt. Nun beschäftige man sich<br />

im ersten Schritt der Projektentwicklung mit<br />

dem Energiekonzept. Aber welche Möglichkeiten<br />

tun sich hier auf? Zum einen gibt es<br />

Luftwärmepumpen, die für Mair zwar nicht<br />

die Optimallösung sind, aber allemal eine<br />

ökologische Alternative zu fossilen Brennstoffen<br />

darstellen. Zum Einsatz kommt dieses<br />

System zum Beispiel beim Cuubuus-Projekt<br />

„Bellavista“ im 13. Bezirk. Hier entsteht ein<br />

modernes Hideaway, mitten im Grünen<br />

und mit einem atemberaubenden Blick auf<br />

die Stadt. 20 Wohneinheiten, mit herrlichen<br />

Freiflächen und durchdachten Grundrissen,<br />

laden die neuen Eigentümer noch dieses<br />

Jahr ein, sie mit Leben zu füllen. Eine andere<br />

Möglichkeit, unabhängiger von Gas und<br />

Öl zu werden, ist Geothermie. Sie hat das<br />

Potenzial, in Zukunft ganze Großstädte mit<br />

erneuerbarer Energie zu versorgen. Auch<br />

Cuubuus nutzt diese innovative Form der<br />

Energiegewinnung. Beim Projekt „Heavenly<br />

am Schafberg“ im 17. Bezirk in Wien setzt<br />

das Unternehmen auf Tiefen-Geothermie, 13<br />

Sonden ragen dafür 150 Meter tief in die Erde<br />

und versorgen zwei Gebäude, mit insgesamt<br />

elf exklusiven Eigentumswohnungen, mit<br />

Wärme. Ein himmlisches Projekt, das grünes<br />

Lebensgefühl und urbanen Lifestyle mühelos<br />

vereint. Im „Artmann“, der historischen Landmark<br />

direkt am Donaukanal, kommt dagegen<br />

Wasser-Geothermie zum Einsatz, wie Mair<br />

erklärt: „Wir konnten in nur einem Jahr den<br />

Genehmigungsprozess durchschreiten. Wir<br />

nutzen praktisch die Geothermie des Donaukanals<br />

zum Heizen und vor allem auch zum<br />

Kühlen.“ Und präzisiert im Detail: „Da reicht<br />

eine klassische Heizwärmebedarfsrechnung<br />

nicht mehr aus. Man muss das Gebäude<br />

simulieren. Hier werden Klimadaten der Zentralanstalt<br />

für Meteorologie berücksichtigt,<br />

aber auch Faktoren wie die Gebäudehülle,<br />

Wärmedämmung oder Glasqualität der Fenster.<br />

In einem Berechnungsmodell wird das<br />

Gebäude nun virtuell erbaut. Und dann lässt<br />

man virtuell für ein Jahr die Sonne auf- und<br />

untergehen und beobachtet die Temperaturen,<br />

welche Wärme-Gewinne gibt es, welchen<br />

Einfluss haben die Bäume und so weiter. Das<br />

System sollte nicht überdimensioniert sein,<br />

sondern maßgeschneidert.“ Deshalb wurde<br />

diese umfangreiche Simulation nicht nur<br />

für das Jahr 2024 erstellt, sondern auch für<br />

2050. Die Antwort liegt auf dem Tisch. Alle<br />

Klimamodelle zeigen, es wird in Zukunft<br />

weniger kalte, dafür aber mehr heiße Tage<br />

geben, und der urbane Raum wird davon<br />

besonders betroffen sein. Ein exklusiver<br />

Concierge-Service und ein stilvoller Wellnessbereich<br />

adeln das revitalisierte Gebäude mit<br />

der markanten Fassade und werden ab Mitte<br />

2024 die neuen Bewohner begeistern. Auch<br />

bei der Frage, was er kreieren, revitalisieren<br />

oder verändern würde, könnte Mair frei<br />

von allen Konventionen werken, gilt sein<br />

Anliegen der Allgemeinheit. „Ich würde alle<br />

Flaktürme in Wien zu einem ökologischen<br />

Projekt entwickeln und die gesamte Fläche<br />

zur Energiegewinnung nutzen. So könnte<br />

man die historische Leidensgeschichte rund<br />

um die Türme in etwas Positives für die<br />

Zukunft transferieren.“<br />

Bei allen Cuubuus-Projekten überzeugen<br />

die Liebe zum Detail und der Aspekt der<br />

Ganzheitlichkeit. Stehen doch stets das<br />

Wohlbefinden der künftigen Bewohner, die<br />

Umwelt und somit unser aller Zukunft im<br />

Mittelpunkt ihres Schaffens. Sozusagen das<br />

Credo von Mastermind Eduard Mair, das<br />

er seinen Töchtern, der nächsten Cuubuus-<br />

Generation, mitgegeben hat. Mut kann man<br />

sich nicht kaufen, aber vielleicht vererben. p<br />

P<br />

Insgesamt entstehen<br />

im „Bellavista“ 20<br />

elegante Eigen tumswohnungen.<br />

Geheizt<br />

wird mit einer<br />

umweltfreundlichen<br />

Luftwärmepumpe<br />

O<br />

Im „Bellavista“<br />

verfügt jede Wohnung<br />

über großzügige<br />

Freiflächen, und ein<br />

Gemeinschaftspool<br />

sorgt für die nötige<br />

Erfrischung an heißen<br />

Sommertagen<br />

118 SPRING <strong>2023</strong>


To those who strive<br />

for new horizons<br />

occhio.com<br />

Occhio gallery by WienLicht<br />

Vorlaufstrasse 1 | 1010 Wien<br />

Tel. + 43 1 533 86 70 0<br />

wienlicht.at


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EINE STADT SIEHT<br />

GRUN<br />

Menschen drängen in den urbanen Raum. Nun ist die Crux,<br />

eine nachhaltige Balance zwischen Umwelt und Architektur<br />

zu schaffen, für ein lebenswertes Miteinander in diesem<br />

Mikrokosmos. Singapur zeigt konsequent, wie es geht<br />

Von Christoph Kulmer<br />

Ein 128 Meter langer Steg, der „OCBC Skywalk“, ermöglicht<br />

einen phänomenalen Rundumblick auf den größten der drei<br />

Gärten von „Gardens by the Bay“: den „Bay South Garden“<br />

Fotos: Shutterstock<br />

120


ARCHITEKTUR | HIGHLIGHT<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

121


Konzipiert wurde der „The Future<br />

of Us“-Pavillon vom Advanced<br />

Architecture Laboratory (AAL)<br />

an der Universität Singapur<br />

x<br />

Aufgrund der experimentellen<br />

Architektur avancierte der Pavillon<br />

zu einem der Wahrzeichen von<br />

„Gardens by the Bay“<br />

xx<br />

Allein durch passive Designmaßnahmen,<br />

wie die strukturelle Form<br />

und das Muster, konnte ein optimales<br />

Raumklima erzeugt werden<br />

xl<br />

Durch die Preisverleihung<br />

fühle ich mich darin bestätigt,<br />

dass unser Wiener<br />

Weg der Stadt- und Zukunfts<br />

planung in die richtige Richtung führt“,<br />

erklärte Bürgermeister Michael Ludwig, als<br />

er 2022 den „Lee Kuan Yew World City Prize“<br />

persönlich in Singapur entgegennahm. Ausgezeichnet<br />

werden damit Metropolen, die sich<br />

bewusst den städtischen Herausforderungen<br />

stellen und einen nachhaltigen Wandel<br />

herbeiführen. Trotzdem, geht es um grüne<br />

Architektur und umweltfreundliche Lösungen,<br />

blickt unser Wien noch immer neidisch auf<br />

den kleinen Inselstaat in Südostasien. Der<br />

Schlüssel zum Erfolg ist aber schlichtweg<br />

Konsequenz. Singapurs Bemühungen um<br />

Umweltschutz lassen sich bis in die späten<br />

1960er-Jahre zurückverfolgen, als der damalige<br />

Premierminister und nunmehrige<br />

Namensgeber der Auszeichnung, Lee Kuan<br />

Yew, die Vision von einer Gartenstadt hatte,<br />

mit üppigem Grün, das auch die unzähligen<br />

Wolkenkratzer zieren sollte. Erst 1992 wurden<br />

die einzelnen Maßnahmen im „Singapore<br />

Green Plan“ auch niedergeschrieben, um<br />

weiterhin ein Gleichgewicht zwischen<br />

Umwelt- und Entwicklungserfordernissen zu<br />

garantieren. Überarbeitete Versionen sind der<br />

„Green Plan 2012“ und ganz aktuell der „Green<br />

Plan 2030“, darin vollzieht der Stadtstaat<br />

neuerlich einen Paradigmenwechsel: von der<br />

Gartenstadt zur Stadt im Garten und damit<br />

zur Stadt der Natur.<br />

Ein Vorzeigeprojekt sind die „Gardens<br />

by the Bay“, ein über 100 Hektar großes<br />

Erholungsgebiet im Herzen der Marina Bay.<br />

„Bay South“ ist der größte der drei Gärten und<br />

wurde vom britischen Landschaftsarchitekturbüro<br />

Grant Associates konzipiert. Zu den<br />

Highlights zählen die gekühlten Wintergärten<br />

„Flower Dome“ und „Cloud Forest“, aber auch<br />

die 18 gigantischen „Super Trees“, Stahlgerüste,<br />

die als vertikale Gärten fungieren und an<br />

denen über 158.000 Pflanzen bis zu 50 Meter<br />

hoch emporranken. Tagsüber spenden die<br />

Baumkronen Schatten, abends erwachen sie<br />

mit einer speziell choreografierten Musik und<br />

synchroner Beleuchtung zum Leben. Dem<br />

Aspekt der Nachhaltigkeit folgend, wird die<br />

Energie über Photovoltaikpaneele gewonnen.<br />

Zwei dieser futuristischen Bäume sind zudem<br />

mit einer 128 Meter langen Brücke, dem<br />

„OCBC Skywalk“, miteinander verbunden und<br />

gewähren so einen spektakulären Blick aus<br />

der Vogelperspektive.<br />

Dabei sticht sofort der „The Future of<br />

Us“-Pavillon ins Auge, der mit seiner Struktur<br />

und perforierten Hülle in einen Dialog<br />

mit seiner Umgebung tritt. Im Inneren kann<br />

die gefühlte Temperatur um bis zu 20 Grad<br />

kühler sein, möglich machen das ausschließlich<br />

Designmaßnahmen wie die Form und<br />

das Muster der Konstruktion. Entworfen<br />

wurde der Pavillon vom Advanced Architecture<br />

Laboratory an der Singapore University<br />

of Technology and Design, wo man sich<br />

mit der komplexen Beziehung zwischen<br />

Design und Technologie in der Architektur<br />

beschäftigt. Projekte wie diese zementieren<br />

Singapurs Image als grüne Vorzeigestadt.<br />

Fotos: Lim Weixiang, Koh Sze Kiat / Oddinary Pictures, Shutterstock<br />

122


ARCHITEKTUR | HIGHLIGHT<br />

Der Wintergarten „Cloud<br />

Forest“ belohnt mit<br />

einem der höchsten<br />

Indoor-Wasserfälle der<br />

Welt und einem üppig<br />

bewachsenen Berg.<br />

Nachhaltige, moderne<br />

Technik sorgt für das<br />

optimale Klima<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

123


ADVERTORIAL<br />

Das Familienunternehmen DEISL hat sich auf die Planung und Umsetzung<br />

von maßgeschneiderten Sauna- und Wellnessprojekten spezialisiert. Von Hand<br />

gefertigt entstehen hochwertige Sauna-Unikate, die sich nahtlos in das<br />

persönliche Wohn- und Wellnesskonzept einfügen<br />

TRADITION TRIFFT ZEITGEIST<br />

Mit jedem Aufguss in einer Sauna von DEISL wird die einzigartige<br />

Unternehmensgeschichte spürbar. „Unsere Familie arbeitet seit 1520<br />

mit Holz und vereint seit damals traditionelles Handwerk mit innovativen<br />

Gestaltungsansätzen“, erklärt Geschäftsführer Josef Deisl.<br />

Heute hat sich der Familienbetrieb ganz seinem Credo „Individuellness“<br />

verschrieben. Statt der „Sauna von der Stange“ entwickelt<br />

DEISL Sauna-Unikate, die mit viel Liebe zum Detail, planerischem<br />

Fingerspitzengefühl und individuellem Design auf die persönlichen<br />

Wellnessbedürfnisse seiner Kunden abgestimmt werden.<br />

Als einer der führenden Sauna-Hersteller Europas prägt der steirische<br />

Sauna-Pionier mit einzigartigen Projekten die Entspannungskultur<br />

von morgen: „Die Art und Weise, wie wir heute entspannen,<br />

wird immer vielschichtiger. Wir versuchen den Zeitgeist aufzugreifen<br />

und reagieren mit neuartigen Sauna-Entwicklungen <strong>–</strong> etwa mobilen<br />

Sauna-Lösungen für moderne Nomaden.“<br />

SAUNA ALS GESUNDES LIFESTYLE-OBJEKT<br />

Während die Sauna in den letzten Jahren ein Revival erlebte, verwandelte<br />

sich die dunkle Kellerkabine in ein architektonisch anspruchs­<br />

volles Design- & Lifestyleobjekt, welches neben Badezimmer und<br />

Wohnraum auch Terrasse, Balkon und Garten erobert. „Um den<br />

Sauna raum zu öffnen und in den Lebensraum zu integrieren, setzen<br />

wir heute große Panoramaverglasungen ein, kombiniert mit Materialien,<br />

die man eher in einem Wohnzimmer als in einer Sauna vermuten<br />

würde. So schaffen wir fließende Übergänge zwischen Wohn- und<br />

Wellnessraum“, erklärt Deisl.<br />

NATÜRLICH ENTSPANNT<br />

Der Gesundheit zuliebe verzichtet die Sauna-Manufaktur auf<br />

synthetische Isolierungen und Leime. „In unseren Saunen steckt<br />

100 % Natur pur. Durch die massive Bauweise kann das Holz frei<br />

atmen, und in der Sauna entwickelt sich ein besonders wohltuendes<br />

und intensives Wärmeklima.“ Dass es dem Sauna-Hersteller dabei um<br />

mehr als die hochwertige Verarbeitung seiner Produkte geht, zeigt<br />

sein Bewusstsein für den Ursprung des Holzes <strong>–</strong> den Wald <strong>–</strong> als wertvolles<br />

Ökosystem. Für jede Sauna aus dem Hause DEISL werden im<br />

steirischen Naturpark Sölktäler zehn Jungbäume nachgesetzt.<br />

So schließt sich der Kreislauf des Holzes, und der Sauna-Aufguss lässt<br />

sich mit gutem Gewissen genießen.<br />

Fotos: DEISL.COM <strong>–</strong> Sauna & Wellness


DEISL SAUNA & WELLNESS<br />

Showroom Steiermark:<br />

Selzthaler Straße 41, 8940 Liezen<br />

Showroom Tirol:<br />

Auweg 20, 6112 Wattens<br />

Showroom Wien:<br />

Abelegasse 10, 1160 Wien<br />

www.deisl.com<br />

E-Mail: anfrage@deisl.com<br />

Instagram: @deislsaunawellness


126<br />

„Xanthous“ / Veza / Hamburg, 1<strong>999</strong>


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

„ICH<br />

KANN<br />

Als Weiterführung des Porträts von Joachim Baldauf auf den Seiten 66<strong>–</strong>72:<br />

Ein zweiter Auszug aus den Arbeiten dieses Ausnahmekünstlers, der zeigt, wie er Schönheit interpretiert<br />

NUR<br />

SCHÖN“<br />

Joachim Baldauf<br />

Redaktion: Bernhard Musil, Fotos: Joachim Baldauf<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

127


128<br />

„182/95/62/92 ... #2“/ Claudia Schiffer / London, 2006


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

Fotos: Courtesy Studio Semotan @ Elfie Semotan<br />

„182/95/62/92 ... #3“ / Claudia Schiffer / London, 2006<br />

„Mandarin Oriental Tokyo, Room 3517, 15.15 Uhr“<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

129


130<br />

„Der Preis der Schönheit #2“ / Mini Anden / Hamburg, 2004


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

„Mut zum Muster“ / Monique Menniken / München, 2001<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

131


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

„Fall for me“ / Veza / London, 2000<br />

132 SPRING <strong>2023</strong>


Adresse: Klenaugasse 5, 1220 Wien<br />

Größe: 40 <strong>–</strong> 116 m²<br />

Stilvolle Eigentumswohnungen<br />

Hochwertige Ausstattung und<br />

moderne Architektur<br />

Großzügige Freiflächen in Form<br />

von Gärten, Balkonen und<br />

Terrassen<br />

Preis: ab 261.000€<br />

Adresse: Schönngasse 19, 1020 Wien<br />

Größe: 43 <strong>–</strong> 160 m²<br />

Revitalisiertes Gründerzeithaus trifft auf<br />

modernes Dachgeschoss<br />

Großzügige Freiflächen in Form von Gärten,<br />

Balkone und Terrassen<br />

Von Fischgrät-Parkett, modernem Feinsteinzeug,<br />

Lift, bis hin zur Videogegensprechanlage<br />

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AIRA Development Group GmbH | Sterngasse 11/4B, 1010 Wien www.aira.at | sales@aira.at | +43 1 890 22 58 - 100


h<br />

Hier finden sich<br />

Baxter-Ikonen wie<br />

das Sofa „Miami Roll“<br />

und die Armsessel<br />

„Nepal“, entworfen<br />

von Stardesignerin<br />

Paola Navone<br />

v<br />

Weiches Leder als<br />

Kunstform: Das zeigt<br />

das Sofa „Bardot“<br />

(rechts) vis-à-vis<br />

vom bequemen<br />

Armsessel „Ingrid“<br />

aus Canaletto-<br />

Walnussholz (links),<br />

beide von<br />

Draga & Aurel<br />

134


LIVING | SHOWROOM INTERNATIONAL<br />

DESIGN DEL SOL<br />

El Rastro | Baxter Marbella<br />

Das Luxusdesign von Baxter ist wohl nirgends so gut aufgehoben wie im Nobelort<br />

Marbella an der Costa del Sol. Auf der Goldenen Meile begegnen sich nun in einer<br />

mediterranen Gartenvilla italienische Möbelkunst und südspanische Lebenskultur<br />

Von Alice Mandel<br />

Luxus kennt keine Ferien. Im Gegenteil: In<br />

Marbella, der Nobelurlaubsdestination der<br />

Reichen, Schönen und Adeligen, ist er omnipräsent.<br />

Daher ist sie das perfekte Habitat<br />

für das italienische Premium-Label Baxter,<br />

bekannt für High-End-Ledermöbel und elegantes<br />

Interiordesign. Auf der berühmten<br />

Goldenen Meile der andalusischen Stadt<br />

residiert nun ein exklusiver Showroom,<br />

und so speziell wie die Marke ist neben der<br />

prestigeträchtigen Lage auch das Haus. Das<br />

historische Gebäude „El Rastro“ wurde von<br />

Graciela Leanza and Javier Martín, den kreativen<br />

Köpfen hinter der Renovierung, in einen<br />

einzigartigen Schauraum verwandelt.<br />

Dieser huldigt in vielen Details dem Mittelmeer,<br />

der mediterranen Botanik und der<br />

traumhaften Kulisse der Sierra Blanca. Am<br />

Eingang des Hauses werden die Besucher von<br />

einem vertikalen Garten empfangen, indoor<br />

von großzügigen Räumen und einer beeindruckenden<br />

Treppe aus Marmor und Edelstahl.<br />

Im unteren Bereich finden sich Wohnlandschaften<br />

mit ausgesuchten Baxter-Klassikern:<br />

modulare Polstermöbel wie „Miami Roll“ und<br />

„Soft“ oder die Sofa-Ikonen „Chester Moon“<br />

und „Clara“. Flankiert werden sie von Poufs,<br />

Armsesseln und handgeknüpften Teppichen in<br />

Weiß, Elfenbein, Salbeigrün, Orange und Blau.<br />

In der ersten Etage steht das Material<br />

Leder im Mittelpunkt <strong>–</strong> in allen Nuancen von<br />

Cognac über Sienabraun bis Schwarz und in<br />

den virtuosen Entwürfen namhafter Designer.<br />

Größen wie Paola Navone, Piero Lissoni,<br />

Studiopepe oder Draga & Aurel prägen den<br />

Stil des 1990 gegründeten Unternehmens.<br />

Im zweiten Geschoß rangieren Möbel und<br />

Accessoires in den Schattierungen von Weiß<br />

bis Puderblau. Sie korrespondieren mit dem<br />

Meer im Hintergrund, und von hier aus hat<br />

man zudem einen herrlichen Blick in den<br />

Garten, der die „El Rastro Maison du Design“<br />

umgibt. Zwischen Oliven- und Zitronenbäumen<br />

und üppigem Grün schlendert man<br />

durch die Outdoor-Kollektionen von Baxter.<br />

Unter der Sonne Südspaniens sind sie kongenial<br />

in Szene gesetzt. Es ist eine gelungene<br />

und inspirierende Fiesta des Designs.<br />

baxter.it<br />

Baxters perfekte Ästhetik zeigen<br />

das Sofa „Viktor“, die Capitonné-<br />

Sessel „Dalma“ und der runde<br />

Messing-Couchtisch „Loren“, alle<br />

kreiert von Draga & Aurel<br />

x<br />

k<br />

Elegante Farbharmonien in<br />

Weiß und Blau mit Paola<br />

Navones „Nepal“-Serie, den<br />

Armsesseln „Capri“ und den<br />

Beistelltischen „Matera“<br />

Fotos: Fabrizio Ciccone<br />

kk<br />

Unter der andalusischen Sonne<br />

stehen im Garten ausgewählte<br />

Outdoor-Möbel, etwa die<br />

Chaiselongues „Rimini“ und die<br />

Beistelltische „Phoenix“ von<br />

Paola Navone<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

135


Wandler des des Kostbaren.<br />

Unser Element ist ist das das Holz. Holz. Seinen Seinen authentischen Charakter Charakter<br />

veredeln wir wir zu zu Böden Böden und und Oberflächen für die für hochwertige<br />

die hochwertige<br />

Wand-, Decken- und und Möbelgestaltung. Es ist Es der ist Anspruch der Anspruch an an<br />

einen respektvollen Umgang mit mit dem dem Naturmaterial, der unseren der unseren<br />

gesamten Arbeitsprozess bestimmt: bestimmt: Von Von der der Verarbeitung Verarbeitung in in<br />

der der Manufaktur bis bis zur zur Entwicklung Entwicklung werterhaltender werterhaltender Lösungen Lösungen<br />

im im Raum. Raum.<br />

SHOWROOM WIEN<br />

IM SHOWROOM FORMDEPOT WIEN<br />

Abelegasse IM FORMDEPOT 10 | 1160 Wien<br />

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schotten-hansen.com M: +43 664 105 64 | 64 bodenholz.at<br />

schotten-hansen.com | bodenholz.at


1<br />

2<br />

3<br />

5<br />

6<br />

4<br />

1 Good Wood: Sideboard „Bastone X Poiat“ aus FSC-zertifiziertem Eichenholz vom finnischen Designer Antrei Hartikainen, über Åben,<br />

aben.as 2 Kunstvoll: Domingos Tótora gestaltet seine nachhaltigen „Mantiqueira“-Vasen aus recyceltem Karton. Von Tacchini, tacchini.it<br />

3 Für saubere Flüsse: rein aus recyceltem PET handgetufteter Teppich „Niger“ aus der umweltbewussten „Plastic Rivers“-Kollektion von<br />

Álvaro Catalán de Ocón für GAN, gan-rugs.com 4 Öko: Preisgekröntes Ecodesign sind die „Ayno“-Leuchten aus recycelbaren und recycelten<br />

Materialien, entworfen von Stefan Diez für Midgard, midgard.com 5 Gesunder Kreislauf: Der tragbare WLAN-Lautsprecher „Beosound<br />

Level“ mit Eichenholz ist Cradle-to-Cradle-zertifiziert. Von Bang & Olufsen, bang-olufsen.com 6 Guter Sitz: Beim modularen Sofa „Étienne“<br />

von Emanuela Garbin wird für die Polsterung zu 100 Prozent das Recyclingmaterial Microflock verwendet. Von Porada, porada.it<br />

7<br />

Redaktion: Alice Mandel, Fotos: Hersteller, Andrea Ferrari / Tacchini<br />

138


LIVING<br />

10<br />

11<br />

12<br />

FRISCHER<br />

ECO-CHIC<br />

Wohnzimmer<br />

8<br />

9<br />

7 Langlebiges Design: Coffeetable „Adam“ aus Holz und Stein von Marcel Wanders Studio für Natuzzi Italia, natuzzi.com 8 Naturnah: Die<br />

Hocker und Beistelltische „Corker“ von Herzog & de Meuron sind aus nachhaltigem Kork, beständig und recycelbar. Von Classicon, classicon.<br />

com 9 Wie ein Stück Wald: Stardesigner Christophe Delcourts originell verzweigtes Bücherregal „Legend“ aus Massivholz stammt aus der Öko-<br />

Design-Serie von Roche Bobois, roche-bobois.com 10 Im besten Licht: Mundgeblasenes Glas und FSC-Lindenholz bilden die Leuchte „Liuku<br />

Ball“ von Designerin Maija Puoskari für Mater, materdesign.com 11 Pflanzen-Power: Blumenständer „Agnes“ aus handgeflochtenem Rattan<br />

von Ferm Living, fermliving.com 12 Grüner Komfort: Der Armsessel „Bruno“ mit asymmetrischen Lehnen ist mit natürlichen, nachhaltigen<br />

Materialien gepolstert sowie aus FSC-Buchen- und FSC-Eichenholz gefertigt, Entwurf: Ilse Crawford & Oscar Peña. Von SCP, scp.co.uk<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

139


1<br />

2<br />

3<br />

NATÜRLICHE<br />

HARMONIE<br />

Küche & Esszimmer<br />

4<br />

5<br />

6<br />

1 Erhellend: Leuchte „Acorn“ aus FSC-zertifiziertem Eichenmassivholz und Opalglas von 365° North für Bolia, bolia.com 2 Ökologisch:<br />

dreiteiliges Behälter-Set „Racchiuso“ aus Marmor, Naturstein und einem innovativen Öko-Material aus Nussschalen von Keep Life und Gumdesign.<br />

Über Keep Life und Artemest, keeplife.it, artemest.com 3 Von Dauer: Vitrine „BC 04“ aus regionalem, nachhaltigem Holz mit Glas von<br />

Hoffmann & Kahleyss für Janua, janua-moebel.com 4 Bio: Die nachhaltige, recycelbare Glasserie „Symboll“ vom Design-Duo Llev verwendet<br />

Pilzmyzel bei der Herstellung. Von Lasvit, lasvit.com 5 Fantastic Plastic: Antonio Citterios „Re-Chair“ aus Recycling-Kunststoff von Kartell, kartell.com<br />

6 Handwerkskunst: ovale Platte und Krug aus französischem Steingut aus Maria Grazia Chiuris „Cruise <strong>2023</strong> Kollektion“ von Dior Maison,<br />

dior.com 7 Maßvoll: Kai Stania schuf die höhenverstellbare Kochinsel „k7“ aus Massivholz für Team 7, team7-home.com<br />

7<br />

Redaktion: Alice Mandel, Fotos: Hersteller, Keep Life, Society Limonta, © Maud Remy-Lonvis / Hermès<br />

140


LIVING<br />

13<br />

12<br />

14<br />

10<br />

11<br />

8<br />

9<br />

8 Beinarbeit: Bei Reda Amalous Esstisch „Aster“ mit Glasplatte wirkt das Y-Beingestell aus massivem Eschenholz fast wie eine Baumkrone.<br />

Öko-Design-Linie von Roche Bobois, roche-bobois.com 9 Zeitlos: Der Esszimmersessel „OW34“ aus FSC-zertifiziertem Eichenholz ist eine<br />

Neuauflage von Ole Wanschers „Rungstedlund“-Serie. Von Carl Hansen & Son, carlhansen.com 10 In Ordnung: Regal „House“ mit flexiblen<br />

Fächern aus FSC-zertifiziertem Holz von Halskov & Dalsgaard für Bolia, bolia.com 11 Schnittig: Schneidbrett „Rito“ aus Canaletto-Walnussholz<br />

mit Leinenbrotbeutel von Storie Design Studio für Society Limonta, societylimonta.com 12 Tragbar: Tablett „JH Tray“ aus Oregon-Kiefer und<br />

Messing von Jaime Hayon für Fritz Hansen, fritzhansen.com 13 Sonnig: Porzellangeschirr „Soleil d’Hermès“ von Arielle de Brichambaut für<br />

Hermès, hermes.com 14 Aromatisch: Pfeffermühle „Paris Prestige“ aus PEFC-zertifiziertem Holz von Peugeot, peugeot-saveurs.com<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

141


1<br />

2 & 3<br />

4<br />

5<br />

1 Faltenkunst: Für seine handgefertigte, plissierte Leuchte „Plivello“ setzt Designer Christian Troels auf FSC-zertifiziertes Papier.<br />

Von Le Klint, leklint.de 2 & 3 Feiner Stoff: Die koreanische Pojagi-Technik zitiert die Tagesdecke „Part“ mit passendem Kissen „Part“, beide<br />

aus GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle und Leinen. Von Ferm Living, fermliving.de 4 Gemütliche Runde: Armsessel „T.54“ aus natürlichem<br />

Weidengeflecht von Archivio Storico Bonacina für DePadova, depadova.com 5 Schlafen im Grünen: „Essential“ von Köhler & Wilms ist das<br />

erste komplett wiederverwertbare Bett der Welt und aus recyceltem Aluminium, hier in „Pine green“. Von Auping, auping.com 6 Textiles<br />

Poster: traditionell und fair in Nepal handgewebter Wandteppich „#11“ von Mareike Lienau für ihr Label Lyk Carpet, lyk-carpet.de<br />

6<br />

Redaktion: Alice Mandel, Fotos: Hersteller, Luca Merli / Cassina<br />

142


LIVING<br />

12<br />

10<br />

11<br />

GRÜNER<br />

FLOW<br />

Schlafzimmer<br />

9<br />

7<br />

8<br />

7 Floral: Bettwäsche „Judy“ aus Bio-Baumwolle von Schlossberg, myschlossberg.com 8 Soft: Pouf „Terra“ in Olivenform aus zirkulärem Polystrol<br />

aus Weizen mit umweltfreundlichem Bezugsstoff. Von Marcantonio für Natuzzi Italia, natuzzi.com 9 In natura: Michele De Lucchi kreierte die<br />

drei „Kula“-Kommoden aus nachhaltigem, lokalem Holz mit grafischer Konjic-Holzschnitzerei. Von Zanat, zanat.org 10 Schlaf gut: Bio-Baumwolle<br />

und französisches Bio-Leinen stecken im limitierten Pyjama aus der Kooperation von Tekla mit Modeschöpfer Jacquemus, teklafabrics.com,<br />

jacquemus.com 11 Shiny: kupferfarbener Teppich „Melting Point cu29“ aus handgewebter Bananenseide aus Bananenfasern von Kymo, kymo.de<br />

12 Sixties-Ikone: Armsessel „Soriana“ von Afra and Tobia Scarpa aus Öko-Denim und Recyclingmaterialien von Cassina, cassina.com<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

143


LIVING<br />

10<br />

9<br />

8<br />

1<br />

ALLES IM<br />

REINEN<br />

Badezimmer<br />

2<br />

7<br />

6<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1 Fit: Heimtrainer „Fuoripista“ mit nachhaltigen Materialien von Adriano Design für Elite, elite-it.com 2 Kombinierbar: Marco Carinis halbrunder<br />

Badhocker „Vis-à-vis“ aus Kork von Agape, agapedesign.it 3 Clean: Badewanne „Aurora Bijoux“ aus White Tec Plus und biobasierten Harzen von<br />

Devon & Devon, devon-devon.com 4 Blattmatte: handgetufteter Badteppich „Feuille“ aus ägyptischer Baumwolle mit Oeko-Tex-Siegel von<br />

Abyss & Habidecor bei Klomfar, klomfar.at 5 Saubere Umwelt: Unterschrank „Strato MDi“ in der Version „Solar“ mit nachhaltigem mineralischem<br />

Werkstoff von Inbani, inbani.com 6 Rein: diverse Körperbürsten „Vegan“ aus wiederverwertetem Kunststoff, Holz und Naturborsten aus<br />

Agavefasern von Klomfar, klomfar.at 7 Wasser sparen: Dusche „Touch & Feel“ von Noken, noken.com 8 Smile: Zahnbürste „Chops“ mit kompostierbarem<br />

Bambusgriff von Leon Ransmeier für Hay, hay.dk 9 Weich: Handtücher „Drai“ und „Lipe“ aus reinem Leinen von Society Limonta,<br />

societylimonta.com 10 Geometrisch: Leuchte „Overlay“ mit Upcycling-Glasteilen von Designerin Lucie Koldova für Brokis, brokis.cz<br />

Redaktion: Alice Mandel, Fotos: Hersteller, © Martin Chum / Brokis<br />

144 SPRING <strong>2023</strong>


Showroom<br />

Bäckerstr. 3/6A, 1010 wien<br />

Köllnerhofgasse 2, 1010 wien<br />

Gumpendorferstraße 124 + 137, 1060 wien<br />

www.köse.at<br />

Komplettanbieter für Exklusivbäder<br />

01 - 595 29 06


LIVING<br />

9<br />

1<br />

8<br />

2<br />

GOING<br />

GREEN<br />

Outdoor<br />

3<br />

6<br />

7<br />

4<br />

1 Grünzone: Die wiederverwertbaren Bänke „Metamorfosi Bruco“ aus recycelten PET-Flaschen sind mit Sandsäcken gefüllt, Design: Campana.<br />

Von Paola Lenti, paolalenti.it 2 Mobil: Leuchte „Dome Nomad“ mit umweltfreundlicher Beschichtung von Chiaramonte Marin für Brokis, brokis.cz<br />

3 Stand up: runder Tisch „Kelly Outdoor“ von Dietmar Joester aus Breccia-Romana-Naturstein. Von Draenert, draenert.de 4 Relax: Stardesignerin<br />

Paola Navones Daybed „Jeko“ aus Eco-Teak hat exotisches Flair. Von Gervasoni, gervasoni1882.com 5 Meerschutz: Der Loungetable „Ocean OC2“<br />

von Jørgen & Nanna Ditzel mit recyceltem Ozeanplastikmüll und Stahl ist wiederaufbereitbar. Von Mater, materdesign.com 6 Organisch: Steingut-<br />

Pflanzgefäße „Look At Me“ von Bela Silva für Serax, serax.com 7 Bodennah: Teppich „Eco“ aus Jute und Polypropylen von Elena Sanguankeo für<br />

Gervasoni, gervasoni1882.com 8 Naturtalent: Beistelltische „Cross“ aus Teak mit FSC-Siegel und Kork von Patrick Norguet für Ethimo, ethimo.com<br />

9 Sonnenplatz: Alfred Homanns Liegestuhl „AH603“ aus FSC-Teak und Recycling-Stoff von Carl Hansen & Son, carlhansen.com<br />

5<br />

Fotos: Hersteller, Sergio Chimenti / Paola Lenti, © Martin_Chum / Brokis<br />

146 SPRING <strong>2023</strong>


@SunSquareInternational


Windows Shopping<br />

DE LUXE<br />

West trifft Ost: Der Vorarlberger Einrichtungsspezialist Höttges hat nun auch in<br />

Wien einen eigenen Showroom. Höttges Windows versammelt erstklassige<br />

Interiorlabels und zeigt mit Rat und Tat, wie Wohnen Spaß macht<br />

Von Alice Mandel<br />

h<br />

Gehobene Sitzkultur bieten die<br />

Armsessel „Febo“ (links) und<br />

das runde Sofa „Amoenus Soft“<br />

mit dem Beistelltisch „Loto“<br />

von Maxalto. Die Stehleuchte<br />

stammt von Santa & Cole<br />

v<br />

Elegant arrangiert sind<br />

das Sofa „Otium“, die Sessel<br />

„Apollo“ und „Kalos“ sowie<br />

die Coffeetables „Elios“ von<br />

Maxalto. Kreatives Tom-Dixon-<br />

Design: die Leuchten „Bell“<br />

und der Schreibtisch „Slab“<br />

Im Oktober des vergangenen Jahres eröffnete<br />

Höttges Windows in der Wiener Naglergasse<br />

29 einen Showroom. Doch obwohl er recht<br />

neu ist, steckt viel Tradition, Expertise und<br />

klassisches Können beim Möbel- und Interiordesign<br />

dahinter. Zum einen hat er sich im ehemaligen<br />

Prodomo Windows niedergelassen,<br />

zum anderen handelt es sich um eine Dependance<br />

des Vorarlberger Stammhauses. Die<br />

Reise ging von Dornbirn an die Donau, vom<br />

Ländle in den Luxusbezirk, gleich geblieben<br />

sind die Leidenschaft und Kompetenz für<br />

Einrichtungen. Erstklassige Beratung und<br />

individuelle Lösungen stehen im Fokus des<br />

Multibrand stores, Inspirationen bringen<br />

Designermöbel ausgewählter Top-Marken wie<br />

B&B Italia/Maxalto, Cassina, Knoll International,<br />

Vitra, Tom Dixon, Desalto, Tribù, Kettal,<br />

Zanotta oder Carl Hansen & Søn. Begutachten<br />

kann man diese auf zwei Etagen mit 400 Quadratmetern,<br />

und man kann sie auch mit nach<br />

Hause nehmen. Erfahrene Teams entwickeln<br />

Gesamtkonzepte mit Detailplanungen für<br />

Innen- und Außenräume und führen sie aus.<br />

Das Credo formuliert Geschäftsführerin Nici<br />

Wührer so: „Der Schwerpunkt bei Höttges<br />

Windows liegt darauf, Wohnkonzepte zu<br />

gestalten, die Spaß machen. Wir wollen Wohnen<br />

im Gesamtkontext zeigen.“<br />

In Dornbirn kann Höttges auf eine 45-jährige<br />

Firmengeschichte zurückblicken. Italienisches<br />

Qualitätsdesign und eine Schreinerei<br />

prägten die Anfänge. Der nunmehrige<br />

Store in einer einstigen Spinnerei besitzt loftartigen<br />

Charme. Auf 1.500 Quadratmetern<br />

mit überhohen Wänden präsentiert er einen<br />

exzellenten Mix handverlesener Labels.<br />

Neben eingehender Beratung, Konzeption<br />

und Umsetzung gibt es zudem textiles Knowhow<br />

und ein Montageteam als Fullservice.<br />

Besondere Events standen und stehen<br />

ebenso auf dem Programm wie auch die<br />

Pflanzeninstallation „Hanging Gardens“ des<br />

dänischen Floristik-Künstlers Jens Jakobsen.<br />

Kunden-Events sind in Zukunft auch in Wien<br />

angedacht. Ganz im Sinne der eigenen Philosophie:<br />

Höttges ist ein „ongoing process“.<br />

höttges.at<br />

Fotos: Anzenberger-Fink<br />

148 SPRING <strong>2023</strong>


LIVING | SHOWROOM NATIONAL<br />

h<br />

Ein stimmiges Höttges-<br />

Wohnkonzept mit<br />

legendärem Design von<br />

Cassina: Piero Lissonis<br />

Sofa „8“, Charlotte<br />

Perriands Beistelltische<br />

„Mexique“ und Sessel<br />

„LC“ von Le Corbusier<br />

Klassiker von Knoll<br />

International: Sofa „Matic“<br />

und Sessel „Womb“ mit den<br />

Couchtischen „Platner“<br />

und „Saarinen Tulip“<br />

T<br />

149


LIVING<br />

DESIGN MIT<br />

STRAHLKRAFT<br />

Es ist wohl eine Geschichte, wie sie nur in Wien<br />

geschrieben werden kann. Die Atelierwerkstätte<br />

Lobmeyr feiert <strong>2023</strong> ihr 200-jähriges Bestehen<br />

und macht dabei selbst eine überraschende<br />

Entdeckungsreise in die Vergangenheit, auf der<br />

die heutige Zukunft des Unternehmens beruht<br />

Von Barbara Jahn<br />

k<br />

Beginn einer Ära:<br />

Die von Hans Harald<br />

Rath entworfene<br />

„Met“-Serie<br />

erstrahlte erstmals<br />

1966 im frisch<br />

eröffneten New<br />

Yorker Opernhaus<br />

k<br />

Heute sind die<br />

Cousins Leonid,<br />

Johannes und<br />

Andreas Rath das<br />

Gesicht Lobmeyrs<br />

O<br />

Runde Sache:<br />

Oswald Haerdtls<br />

„Kugeldosen“ von<br />

1925 wurden<br />

erstmals auf der<br />

Pariser „Exposition<br />

des Art Décoratifs“<br />

präsentiert<br />

Als Ludwig und Josef Lobmeyr 1855 das Geschäft ihres Vaters Josef, der<br />

feinstgeschliffene Glasobjekte im Biedermeierstil herstellte und<br />

sowohl die feine Wiener Gesellschaft als auch den kaiserlichen Hof<br />

belieferte, übernahmen, etablierte sich bald der Wunsch nach einer<br />

kompletten Neugründung. Es wurde radikal aufgeräumt, die Biedermeier-Sammlung<br />

des Vaters vernichtet, und man wandte sich mit frischem<br />

Elan der Moderne zu. Anfangs als reine Händler tätig, die alles<br />

aus dem damaligen Böhmen bezogen, unterhielt man sehr erfolgreich<br />

ein Geschäft an der Ecke Weihburggasse zur Kärntner Straße, die<br />

bereits damals die angesagteste Einkaufsstraße und Flaniermeile<br />

Wiens war. Als dieses abgerissen werden und einem Neubau Platz<br />

machen sollte, dachte der kinderlose, international hoch angesehene<br />

Ludwig Lobmeyr, dessen Bruder in der Zwischenzeit jung verstorben<br />

war, sogar ans Zusperren. Doch ein Freund namens Otto Wagner wusste<br />

dies raffiniert zu verhindern und machte ihn auf eine Immobilie<br />

ganz in der Nähe aufmerksam, die sich gerade in Bau befand und noch<br />

für die Bedürfnisse eines neuen Geschäfts adaptiert werden konnte.<br />

ZEICHEN SETZEN<br />

Die Architektur des Geschäfts in der Kärntner Straße 26 von 1895 <strong>–</strong><br />

gewiss eines nach alter Tradition <strong>–</strong> ist für sich einzigartig. Ganz im<br />

Gegensatz zu der fünfeinhalb Meter schmalen Fassadenfront weitet<br />

sich der Raum nach hinten immer mehr und mündet in einem mehrgeschoßigen<br />

Lichthof, der vor dem elektrischen Zeitalter die einzige<br />

potenzielle Lichtquelle war. Weder Verkaufsraum noch Showroom,<br />

entfaltet sich hier eine Welt aus Glas, die sich heute auf die Klein- und<br />

Feinheiten ausrichtet und die wunderbaren Details zum Vorschein<br />

bringt. Der Sprung von der kristallenen Schwere, die noch bis vor<br />

einigen Jahren zu spüren war, zu einer modernen Leichtigkeit, die<br />

sich den neuen Abläufen, Gewohnheiten und Geschmäckern der<br />

Menschen fügt, ist mit der letzten Renovierung bravourös gelungen.<br />

Die überbordenden, historisierenden und nicht originalen Elemente<br />

aus der Zwischenkriegszeit sowie den 1980er- und 1990er-Jahren<br />

wurden entfernt <strong>–</strong> der Raum wurde sanft entkleidet und gleichzeitig<br />

historische Schätze gehoben wie der originale Boden, der mit all seinen<br />

Gebrauchsspuren seine eigene Geschichte erzählen darf und alle<br />

Bereiche eint. „Es ist eine Wandlung von einem großherrschaftlichen,<br />

bürgerlichen Haus zu einem Geschäft für Menschen, die etwas für<br />

ihren täglichen Gebrauch suchen“, sagt Architekt Erich Hubmann,<br />

der die Restaurierung geleitet hat. „Heute sind Dinge viel singulärer,<br />

individueller anstatt einer Masse von großen Gegenständen. Das<br />

Licht fängt das Auge, und darauf ist diese Ausstellung ausgerichtet.<br />

Trotzdem muss Geschichtlichkeit transportiert und in die neue Zeit<br />

mitgenommen werden. Wir wollten im Geist auf die ursprüngliche<br />

Situation zurückgreifen, ohne etwas nachzubauen.“<br />

Fotos: LOBMEYR / Davies + Starr, LOBMEYR / Martin Stöbich, © Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg / Guido Leifhelm<br />

150 SPRING <strong>2023</strong>


151


1883 gelang Ludwig Lobmeyr mit dem ersten<br />

elektrischen Kristall-Luster mit Edison-<br />

Lampen eine echte Sensation<br />

Der Luster „Musseline“ von Stefan Rath<br />

(1932) bringt die böhmische Glaskunst<br />

zur vollen Entfaltung<br />

25 „Met-Luster“ im Puppenhausformat für<br />

das Schaufenster von Tiffany New York:<br />

Johannes Rath legte selbst Hand an<br />

2010 ließ sich Designer Marco Dessi von<br />

klassischen Laternen zu „Basket“ aus<br />

hexagonal gebogenen Glasröhren inspirieren<br />

Lobmeyr stattete viele internationale<br />

Kulturbauten aus, wie 1950 das<br />

Philips Theater in Eindhoven<br />

Der „Pariser Luster“ von Oswald Haerdtl von 1937<br />

zählt zu den schönsten Stücken des Sortiments<br />

E<br />

Aller Anfang. Mit Josef und Aloisia Lobmeyr <strong>–</strong><br />

hier im Gründungsjahr 1823 <strong>–</strong> beginnt die 200-jährige<br />

Lobmeyr´sche Erfolgsgeschichte<br />

Fotos: LOBMEYR Archiv, LOBMEYR / Michael Rathmeyer, LOBMEYR / Philipp Hutter<br />

152


LIVING<br />

DAS GANZE SEHEN<br />

Die Rückkehr zu den Dingen, die noch erhalten sind, impliziert<br />

auch das erneute Einsetzen der alten Vitrinen. Jedoch wurde dafür<br />

eine explizit amuseale Präsentation ganz ohne schützendes Glas<br />

angedacht. Das einzelne Stück darf herausgenommen und angesehen<br />

werden <strong>–</strong> eine wichtige Geste, um Berührungsängste abzubauen. „Die<br />

Leute müssen die Dinge in die Hand nehmen, sonst können sie ja<br />

auch den Unterschied nicht verstehen“, sagt Leonid Rath, der<br />

gemeinsam mit seinen Cousins Johannes und Andreas<br />

Rath das Unternehmen seit dem Jahr 2000 in<br />

sechster Generation weiterführt. „Seh- und<br />

Kaufgewohnheiten haben sich stark<br />

verändert, und man will nicht mehr<br />

von Überbordendem erschlagen<br />

werden, sondern sich lieber auf<br />

etwas konzentrieren und das<br />

einzelne Stück bewundern.<br />

Das Schöne an Lobmeyr ist,<br />

dass jedes einzelne Stück<br />

diese besondere Qualität<br />

und Ausstrahlung<br />

hat <strong>–</strong> man muss nicht die<br />

Masse zelebrieren, das<br />

wird auch unser weiterer<br />

Weg sein.“ Auch nach<br />

außen hin hat Lobmeyr<br />

sein Gesicht verändert<br />

und ist wieder zur historischen<br />

Version seiner<br />

Fassade zu rückgekehrt.<br />

Vorher dunkel und schwer,<br />

in den 1970er-Jahren sogar<br />

grün mit dreiteiligem Portalfenster<br />

und Blumenkisterln davor,<br />

hat sich heute eine klare Wandlung<br />

zur leichten, frischen Farbigkeit vollzogen,<br />

die sich aus der Geschichte des<br />

Wiener Historismus herausentwickelte.<br />

Während die außergewöhnlich solide<br />

Vergoldung aus den 1990er-Jahren<br />

nur leicht aufpoliert werden<br />

musste, erstrahlen die zwei<br />

Glasmacherfiguren am Portal<br />

<strong>–</strong> bereits damals schon<br />

gendergerecht als Mann<br />

und Frau <strong>–</strong> und die Steinplatten<br />

aus Untersberger<br />

Marmor ebenfalls in<br />

neuem Glanz.<br />

NEUE WEGE<br />

GEHEN<br />

gemacht ist <strong>–</strong> perfekt ergänzen, zeigen sich im Laufe der Jahrzehnte<br />

immer wieder deutlich von ihrer schönsten Seite. Anlässlich des<br />

200. Wiegenfestes haben sich die Designs die Bühne zurückerobert.<br />

Die neue, luftigere Struktur des Ausstellungskonzepts lässt<br />

das einzelne Objekt leichter verstehen, jedoch bewusst verpackt in<br />

ein Ambiente, in dem der Historismus als Stil des 19. Jahrhunderts<br />

klar zu erkennen ist. Auch die inhaltlichen Schwerpunkte wurden<br />

neu gesetzt: Waren es noch vor kurzem die Bestseller und jüngsten<br />

Entwürfe, die den Besucher am Eingang begrüßten, so sind es<br />

nun wieder verstärkt historische Entwürfe sowie jene, die den historischen<br />

Gedanken verkörpern, die verstärkt in den Vordergrund<br />

rücken: der berühmte „Sacher-Luster“ <strong>–</strong> übrigens einer der ersten<br />

elektrischen Luster überhaupt <strong>–</strong>, Spiegel mit durchgeschliffenem<br />

Glas von der Wiener Weltausstellung, die in vielen Palais ein neues<br />

Zuhause gefunden haben, oder Designklassiker, die in einem spannenden<br />

Kontrast zueinander und doch harmonisch nebeneinander<br />

stehen wie die Entwürfe von Adolf Loos, Ludwig Lobmeyr, Stefan<br />

Rath, Josef Hoffmann, Oswald Haerdtl, Oskar Strnad, Sebastian<br />

Menschhorn und Polka, die eines Tages selbst zum Klassiker werden<br />

könnten. An das erste Service für die kaiserliche Hoftafel reiht<br />

sich Formafantasma mit dem „Alphabet“-Service mit Wasser- und<br />

Weinbecher, irgendwo dazwischen glänzt der Trink-Klassiker „Alpha“<br />

von Hans Harald Rath, der nach den 1950er-Jahren wenig beachtet<br />

blieb, um später in der farbigen Version ein unerwarteter Volltreffer<br />

zu werden, und die Luster von Haerdtl und Wimmer geben sich ein<br />

Stelldichein mit „Captured Lights“ von Michael Anastassiades.<br />

SPASS AN DER FREUDE HABEN<br />

„So wie wir auch heute noch immer ‚alte‘ Luster bauen oder<br />

restaurieren, haben wir uns immer für alte Stile interessiert“, sagt<br />

Andreas Rath. „Da kommt es auch schon vor, dass wir uns Spaßettln<br />

erlauben, wie das Service für Erzherzog Ferdinand Maximilian, Kaiser<br />

von Mexiko, wieder aufzulegen.“ Alles in allem werden sämtliche<br />

Stile wie Biedermeier, Barock, Historismus, Orientalismus bis Naturalismus<br />

präsentiert, die Lobmeyr durchlaufen hat, aber nicht<br />

zwangsläufig immer zu Klassikern geworden sind. „Vielmehr ist<br />

es ein Produktdesign, das viel verwendet und viel verkauft und<br />

schließlich das ist, was aus der Zeit der Wiener Werkstätte und des<br />

Bauhauses ganz stark im Leben der Menschen angekommen ist“,<br />

ist Andreas Rath überzeugt <strong>–</strong> vom heutigen Staatsservice in der<br />

Präsidentschaftskanzlei bis hin zu Designs mit Augenzwinkern, etwa<br />

dem sandgestrahlten Damenstrumpf-Becher von Modeschöpferin<br />

Susanne Bisovsky, vom Luster für das Café Prückel bis zum Designer<br />

Marco Dessi. Diese Gedankenreise setzt sich im oberen Stockwerk<br />

weiter fort. Hier findet man das, was Menschen heute wie damals als<br />

„modern“ empfinden: Wiener Werkstätte, Bauhaus, Josef Hoffmann<br />

und seine Schüler, Trude Petri und die Berliner Manufaktur, die<br />

Nymphenburger-Manufaktur-Papierkünstlerin Ruth Gurvich, aber<br />

auch kreative Zeitgenossen wie EOOS oder Thomas Feichtner.<br />

DEN LETZTEN SCHLIFF GEBEN<br />

Spätestens nach der Übernahme<br />

durch Ludwig Lobmeyrs<br />

Neffen Stefan Rath,<br />

der enge Kontakte zu den<br />

Künstlern der Wiener Werkstätte<br />

und der Wiener Secession<br />

pflegte, die sein Onkel hingegen<br />

gelegentlich als „Rotzbuben“<br />

bezeichnete, erkennt man das Streben<br />

des Unternehmens nach einer Symbiose<br />

von Handwerk und zeitgenössischer Kunst.<br />

Die gestalterischen Verbindungen zwischen<br />

Altem und Neuem, die sich <strong>–</strong> wenn es gut gedacht und<br />

Doch es gibt auch den etwas verborgenen Lobmeyr in der Salesianergasse<br />

in Wien, wo seit 1972 durch die Übernahme der Firma Josef<br />

Zahn & Co an diesem Standort all diese Herrlichkeiten entstehen<br />

oder zusammengebaut werden. Hier wird geschliffen, gebohrt und<br />

gebogen, gelötet, verkabelt und poliert <strong>–</strong> kunstvollste Millimeterarbeit,<br />

die sich auf ein ansehnliches Modell- und Skizzenarchiv berufen<br />

kann, die ebenfalls hier untergebracht sind. Beim Blick hinter die<br />

Kulissen der Gürtler- und Schleifwerkstätten erzählt Johannes Rath<br />

die unglaublichsten Geschichten. Etwa die, dass hier der 20-Meter-<br />

Luster für das Konzerthaus in Athen gefertigt wurde. Oder die, dass<br />

es der „Met-Luster“, der 1964/1965 von Hans Harald Rath für die<br />

New Yorker Metropolitan Opera entworfen wurde und eigentlich das<br />

geheime Wahrzeichen der Stadt ist, erst im zweiten Anlauf schaffte.<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

153


LIVING<br />

W<br />

Tugend und Todsünde:<br />

Stefan Sagmeister<br />

übersetzte 2011 mit<br />

„N° 248“ das Loos´sche<br />

Bar-Service in eine neue<br />

Trinkglasserie<br />

PP<br />

Könner und Kenner:<br />

„Serie B“ von 1912 aus<br />

mattiertem Glas mit<br />

schwarz eingebranntem<br />

Bronzitdekor zeigt<br />

unverkennbar den Stil<br />

Josef Hoffmanns<br />

O<br />

Aus drei mach eins:<br />

Nach dem Vorbild des<br />

Kalebassenkürbisses<br />

formte Sebastian<br />

Menschhorn 2016 das<br />

dreiteilige Vasenset „BV71“<br />

OO<br />

Fließendes für Flüssiges:<br />

Das Trinkglas-Service<br />

No. 238 „Patrician“ aus<br />

hauchzartem Musselinglas<br />

stammt ebenfalls aus der<br />

Feder von Josef Hoffmann<br />

„Unser Großvater war mit jemandem aus dem Architekten-Team der<br />

Met befreundet, welcher salopp meinte: „Macht ihr doch die Luster!“<br />

So entstand der erste Entwurf mit einer Art Schleier, der aber nicht<br />

gefiel“, erzählt Johannes Rath. „So erbat er sich ein weiteres Meeting<br />

für den nächsten Tag, um über Nacht im Hotel ein neues Design zu<br />

entwickeln. Dabei ließ er sich im Hotel kleine Kartoffeln kommen und<br />

baute mit Zahnstochern den Prototyp des heutigen ‚Met-Lusters‘.“ Bis<br />

heute ist das Spannendste daran, dass es keinen Bauplan gibt, sondern<br />

lediglich eine Prinzip-Skizze, wie der Luster aussehen soll. Wie die<br />

Elemente, deren Anzahl feststeht, zusammengebaut werden, liegt<br />

allein im Ermessen des Handwerkers. Auf diese Art und Weise ist jeder<br />

Luster ein Unikat.<br />

DIE WELT EROBERN<br />

Auch die Metropolitan-Serie schlummerte bis zum Anfang der 2000er-<br />

Jahre wie die Glasserie „Alpha“ im Dornröschenschlaf, bis ein amerikanischer<br />

Interior-Designer über Recherchen auf Lobmeyr und damit<br />

auf den „Met-Luster“ stieß und diesen in seinen Geschäften ausstellte.<br />

Heute ist er das absolute Zugpferd des Unternehmens, mit allem,<br />

was dazugehört. Zum Beispiel, dass 2016 Tiffany seine Schaufenster<br />

in der New Yorker Fifth Avenue mit einer Kristallwolke aus lauter<br />

„Met“-Miniaturen dekorieren wollte, davon 25 Stück produzieren und<br />

in weiterer Folge sämtliche Shops mit Originalgrößen ausstatten ließ.<br />

Apropos Schaufenster: Neben den vielen Highlights rund um das<br />

200-Jahr-Jubiläum, die Lobmeyr für seine Freunde und alle Designbegeisterten<br />

<strong>2023</strong> bereithält, sticht ein Projekt, das in Wien zur<br />

Vienna Design Week präsentiert werden wird, ganz besonders heraus.<br />

Gemeinsam mit dem Amsterdamer Designstudio Pixie wurden<br />

beleuchtete Museumsschaukästen entworfen, die wie Setzkasten nicht<br />

das fertige Produkt, sondern die Elemente, aus denen es besteht, in<br />

Szene setzen. „Die ‚Archive Lights‘ sollen die Menschen in die Tiefe<br />

des Produkts führen, das aus der klassischen Anwendungssituation<br />

herausgenommen und selbst zum Lichtobjekt wird. Damit wollen wir,<br />

losgelöst von der Idee des Lusters, das Didaktische herauskehren und<br />

die wertvollen Einzelteile präsentieren, wie man sie nicht von einem<br />

Luster kennt. Mit diesen ‚unique pieces‘ möchten wir die Schwelle<br />

zur Kunst überschreiten <strong>–</strong> egal, ob mit einem historischen Barockluster<br />

oder mit einem Glasklassiker aus den wichtigsten Entwürfen<br />

der Wiener Werkstätte.“<br />

Nun, es ist genug verraten. Was bleibt, ist die Einladung, die Lobmeyr’sche<br />

Zeitreise anzutreten und in vollen Zügen zu genießen, um<br />

sich am Ende vielleicht sogar selbst in eines der Stücke, die so viel zu<br />

erzählen haben, neu zu verlieben.<br />

p<br />

Fotos: LOBMEYR, Mark Glassner<br />

154 SPRING <strong>2023</strong>


WIR heizen DEM<br />

FRÜHLING RICHTIG EIN!<br />

PALLAS BACK - mit diesem Holzofen<br />

sind Sie kühlen Frühlingstagen<br />

gewachsen. Backfach,<br />

Kochplatten und modernste<br />

Speichertechologie machen ihn<br />

zu einem sparsamen Allrounder<br />

auch für Zwischendurch!<br />

Noch mehr „Allrounder“ auf<br />

www.austroflamm.com<br />

Optional mit Holzlade<br />

und in verschiedenen<br />

Designs erhältlich<br />

www.austroflamm.com


Nah am Wasser: Zum harmonischen Ganzen<br />

fügt sich die weiße, monolithische Küche<br />

„Rock“ von Steininger aus dem Material<br />

Dekton. Den See im Blick hat man indoor<br />

und outdoor auf Sesseln von Living<br />

Divani<br />

Fotos: Schmid Baugruppe Holding GmbH<br />

156


LIVING<br />

PURISMUS AUF SOMMERFRISCHE<br />

Eine Villa am Attersee lebt ganzheitliche Harmonie: Das minimalistische<br />

Interiordesign mit sparsamem Materialeinsatz zeigt maximale Wirkung<br />

Von Alice Mandel<br />

<strong>Spring</strong> <strong>2023</strong> 157


Entspannter<br />

Minimalismus:<br />

Sofa „On the<br />

Rocks“ von<br />

Francesco Binfaré<br />

für Edra<br />

Freie Sicht auf<br />

den See bietet<br />

das offene, klare<br />

Badezimmer mit<br />

der freistehenden<br />

Wanne „Atlantis“<br />

von Cocoon<br />

Fotos: Schmid Baugruppe Holding GmbH<br />

158


LIVING<br />

v<br />

Exklusive Klarheit und elegante Hell-<br />

Dunkel-Kontraste prägen das Interiordesign,<br />

sowohl im Innen- als auch im Außenbereich.<br />

Sessel von Living Divani<br />

Der Attersee ist ein Landschaftsjuwel und<br />

ein Ort, der inspiriert. Gustav Klimt und<br />

Emilie Flöge waren hier, wie bekannt, oft<br />

und gerne auf Sommerfrische. Es ist eine<br />

wiederentdeckte Urlaubsform, die seit<br />

einigen Jahren als Slow-Travel-Trend immer<br />

moderner wird, denn sie propagiert Entschleunigung<br />

und Nachhaltigkeit. Ebenso<br />

nachhaltig ist Interiordesign, das von Dauer,<br />

ganzheitlich und absolut durchdacht ist.<br />

Ausgewählte Materialien<br />

setzen Möbelstücke in<br />

Szene. Die Pendelleuchten<br />

„Raimond II“ (Design:<br />

Raimond Puts) von<br />

Moooi schweben vor<br />

der Wandverkleidung<br />

Es sind quintessenzielle Eckpfeiler wie<br />

ebendiese, auf die Martin Steininger seit<br />

jeher achtet und großen Wert legt. Bei der<br />

Villa am Attersee hat sie der kreative Interiordesigner<br />

perfekt umgesetzt und auf eindrucksvolle<br />

Weise seine Visionen <strong>–</strong> gemeinsam<br />

mit dem Hausherrn <strong>–</strong> verwirklicht:<br />

Purismus als Leitmotiv und Minimalismus<br />

in der Materialität, nennt er es. Klare,<br />

bewusst reduzierte Eleganz dominiert das<br />

Gebäude, das sich mit reinem Weiß vom<br />

Blau des Wassers abhebt. Keramische Platten,<br />

lang gestreckte Fensterbänder sowie<br />

Vor- und Rücksprünge bilden die Außengestaltung,<br />

die er mit Fingerspitzengefühl<br />

ins Innere des Hauses transferiert hat.<br />

In erster Linie ist Martin Steininger natürlich<br />

ein Meister des Minimalismus: Farben<br />

und Materialien halten sich hier vornehm<br />

zurück, monochrome Flächen oder Raumbereiche<br />

werden zur repräsentativen Bühne<br />

für Bilder, Vasen oder mit Bedacht aus­<br />

SPRING <strong>2023</strong> 159


LIVING<br />

Die geradlinige Fassade spiegelt Martin<br />

Steininger in der Innengestaltung wider<br />

Moderne Sommerfrische am Attersee:<br />

nachhaltiges Urlaubsfeeling in<br />

Outdoor-Möbeln von Paola Lenti<br />

Nachhaltig meint<br />

auch ein Design<br />

von Dauer: Für<br />

Martin Steininger<br />

zählt nicht die<br />

Menge der eingesetzten<br />

Materialien, sondern<br />

ihre herausragende<br />

Qualität<br />

Purismus in Reinkultur: Der ganzheitliche Ansatz<br />

„Wie aus einem Guss“ umfasst den gesamten<br />

Wohnbereich vom Küchenarchipel bis zur<br />

cleanen Badoase<br />

gesuchte Solitäre. Auch das Herzstück, die<br />

Küche „Rock“ aus weißem Stein von Steininger,<br />

rekurriert auf die Fassade. Dass das Ambiente<br />

insgesamt „wie aus einem Guss wirkt“, verdankt<br />

sich der Handschrift und kreativen Maxime des<br />

Gestalters. Fast schon radikal der Ansatz, weniger<br />

zu zeigen und mehr dezent zu verbergen.<br />

So verbinden Faltelemente zwei Bereiche wie<br />

Bad und Schlafzimmer zu einer Einheit,<br />

Schranktüren und Stauräume verschwinden<br />

buchstäblich in der Versenkung.<br />

Edle Kontrapunkte mit subtiler Erdung liefern<br />

dunkle Fußböden sowie Wandverkleidungen<br />

und Möbelstücke aus cognacfarbenem Eichenholz.<br />

Die Inneneinrichtung <strong>–</strong> ein Highlight ist<br />

etwa ein Kaminschrank mit Keramikschale <strong>–</strong> ist<br />

zum Teil maßgeschneidert, Einbauten besitzen<br />

oft raffinierte Details. Sie demonstrieren Qualität<br />

und Handwerkskunst, die den Unterschied<br />

ausmachen. Effektvoll in der gesamten Villa<br />

sind nahtlose, fließende Übergänge, harmonische<br />

Elemente und eine großzügige Offenheit:<br />

Sie zeigen sich am besten in atemberaubend<br />

freien Ausblicken auf den wunderschönen<br />

Attersee.<br />

p<br />

Fotos: Schmid Baugruppe Holding GmbH<br />

160 SPRING <strong>2023</strong>


Unverkennbar die Villa Oasis in<br />

Marrakesch. Das Design des<br />

Lehnstuhls stammt von Saint<br />

Laurent für sein erstes Haus in<br />

der Medina<br />

162


COFFEE TABLE BOOK<br />

ZU BESUCH<br />

BEI YVES UND<br />

PIERRE<br />

Tiefgreifende Leidenschaft und Liebe haben<br />

Yves Saint Laurent und Pierre Bergé fünf Jahrzehnte<br />

lang verbunden <strong>–</strong> nicht nur zueinander, sondern<br />

auch zu Mode und Kunst. Legendär waren dabei<br />

ihre Anwesen. Dieser spektakuläre Prachtband<br />

öffnet nun Tür und Tor<br />

Von Elisabeth Muth<br />

Fotos: Marianne Haas<br />

Mit seinem unverkennbaren Stil hat Yves Saint Laurent die Modewelt revolutioniert.<br />

Bereits seine erste Kollektion aus dem Jahr 1958 für das Modehaus<br />

Dior wurde weltweit bejubelt. Nur drei Jahre später gründete der<br />

Großmeister der Couture gemeinsam mit seinem Lebenspartner Pierre<br />

Bergé ein eigenes Label unter seinem Namen. Fortan dominierten in seinen<br />

Entwürfen eine elegante Schlichtheit, klare Linien, viel Schwarz und<br />

teilweise transparente Stoffe <strong>–</strong> in den 1960er-Jahren Grund genug für<br />

einen kleinen Skandal. Aber Saint Laurent verstand es auch wie kein<br />

anderer damals, Designs mit plakativen Kunstelementen auf den Laufsteg<br />

zu bringen. Einige davon waren eine Hommage an die größten<br />

Künstler jener Zeit. Diese Hingabe und die Leidenschaft für die<br />

Kunst waren auch im Interieur seiner vielen Anwesen unübersehbar<br />

präsent. Der bildgewaltige, wunderschöne Prachtband „Yves Saint<br />

Laurent at Home“ öffnet nun Tür und Tor zu den Privatgemächern<br />

des kreativen Genies. Mit einem untrüglichen Gespür konzipierten<br />

die Lebenspartner gemeinsam mit dem großartigen Designer<br />

und langjährigen Freund Jacques Grange opulente Räume, die<br />

von Persönlichkeit und Tradition durchdrungen waren. Üppig<br />

sollte es sein, als spektakulär, von Geschichte geprägt, bisweilen<br />

fast kitschig könnte man den Stil beschreiben. In detailverliebter<br />

Kleinarbeit entstanden Fantasiewelten, wo gesammelte<br />

Antiquitäten zusammengeführt, neu arrangiert und mit<br />

viel Sinn für Poesie in andere Zusammenhänge gebracht<br />

wurden.<br />

Aufnahmen der Innenräume und Gärten von Château<br />

Gabriel, der Datscha in Deauville, dem Jardin Majorelle in<br />

Marrakesch, der Wohnung in der Rue de Babylone und<br />

der Maison de Couture in der Avenue Marceau geben<br />

faszinierende Einblicke in das Leben und Wirken von<br />

Yves und Pierre. In Fotografien von Marianne Haas<br />

und Texten sowie speziellen Beiträgen von Jacques<br />

Grange, Catherine Deneuve, Betty Catroux, Laurence<br />

Bénaïm oder Louis Benech lebt das Vermächtnis<br />

des kreativen Paars weiter.<br />

assouline.com<br />

Saint Laurent zu Hause<br />

in der Rue de Solférino<br />

in Paris mit dem<br />

Gemälde „Composition,<br />

dans l’usine“<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

163


164<br />

Fotos: Marianne Haas, Courtesy of Jacques Grange


vv<br />

55, Rue de Babylone, Paris:<br />

An der Wand drei Bilder von Fernand Léger,<br />

links oben der Geist von Giorgio de Chirico,<br />

Hocker im Vordergrund von Pierre Legrain<br />

vc<br />

Château Gabriel, Deauville, Frankreich:<br />

Der Wintergarten mit seinen exotischen Blumen,<br />

Palmen und Farnen war der Ort, an dem Saint<br />

Laurent seine Gäste am häufigsten empfing<br />

COFFEE TABLE BOOK<br />

v<br />

Jacques Grange, Yves Saint Laurent und Yves’<br />

französische Bulldogge Moujik im Wintergarten<br />

von Château Gabriel in Deauville, Normandie,<br />

Frankreich, 1982<br />

vx<br />

Der Kamin im Wohnzimmer in der Villa Oasis ist<br />

mit Halsketten aus Korallen, Bernstein und Jade<br />

aus der südlichen Sahara geschmückt<br />

b<br />

Green Living in der 5, Avenue Marceau in<br />

Paris. Designer Jacques Grange überzog<br />

einige Möbelstücke mit grünem Stoff<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

165


COFFEE TABLE BOOK<br />

hh<br />

Stillleben im Salon: Ein präraffaelitisches Gemälde<br />

von Edward Burne-Jones ruht auf einer Staffelei<br />

h<br />

Yves Saint Laurent liebte seine Gärten. Sie waren<br />

für ihn Erholungsort und Inspirationsquelle<br />

b<br />

Die Grenzen von Arbeits- und Wohnräumen waren<br />

immer fließend, die Räume mit beeindruckender<br />

Fantasie und Liebe zu den Details gestaltet<br />

„Yves Saint Laurent at<br />

Home“ ist im Assouline<br />

Verlag erschienen<br />

Fotos: Marianne Haas, Courtesy of Jacques Grange<br />

166<br />

SPRING <strong>2023</strong>


Ab<br />

März <strong>2023</strong><br />

auch in Mödling<br />

www.largilla.at<br />

www.largilla.at<br />

GRAZ . WIEN . KLAGENFURT . SALZBURG


BEAUTY<br />

O<br />

Die Flakons sind auf 300 Stück limitiert und<br />

leuchten in den drei Farben: „Sun_Rise_Yellow“,<br />

„Grass_Blade_Green“ und „Ultra_Orange“<br />

Der Weg ist das Ziel. Das dachte sich wohl auch<br />

der junge Baron Carlo Magnani, ein eleganter<br />

und kultivierter Erbe aus einer der ältesten<br />

Adelsfamilien Parmas. Als er sich 1916 aufmachte,<br />

um Metropolen wie Paris, London<br />

und New York zu erkunden, wollte er nicht<br />

auf den Esprit seiner italienischen Heimat<br />

verzichten und kreierte ein Duftwasser, das<br />

mit moderner Frische bald zu Weltruhm<br />

gelangen sollte. Es war die Geburtsstunde<br />

von Acqua di Parma, dem Wasser aus Parma.<br />

Eine Geschichte, untrennbar verwoben mit<br />

visionärem Handwerk, aber auch mit Natur,<br />

Kultur und Kunst. Bis heute begeistert der<br />

Klassiker „Colonia“ durch die unveränderte<br />

Rezeptur aus spritziger Zitrone, Bergamotte<br />

und Orange. Ergänzt werden diese Aromen<br />

durch Lavendel, Rose und Rosmarin sowie<br />

holzige Noten von Vetiver, Sandelholz und<br />

Patschuli. Sogar das strahlende Gelb, das<br />

man heute mit der Maison verbindet, geht<br />

auf diese Zeit zurück. Es erinnerte den aristokratischen<br />

Globetrotter an die unzähligen<br />

Palazzi in Italien, die von der Sonne in ein<br />

magisches Licht getaucht werden.<br />

IKONE 3.0<br />

Begonnen hat bei Acqua di Parma alles 1916 mit dem<br />

Duft „Colonia“. Nun erhält der Flakon dieses Klassikers<br />

ein visionäres Refreshment: eine Limited Edition in<br />

drei Farben von Design-Genie Dr. Samuel Ross<br />

Von Christoph Kulmer<br />

Seit über 100 Jahren überzeugt Acqua di<br />

Parma nun schon mit Qualität und Kontinuität,<br />

aber stets auch mit kreativen<br />

neuen Perspektiven. Fortgeführt haben<br />

das „Colonia“-Erfolgsrezept Kollektionen<br />

wie „Blu Mediterraneo“, eine Hommage an<br />

das Mittelmeer, „Le Nobili“, hier steht die<br />

Ode an die Weiblichkeit im Zentrum, oder<br />

auch die luxuriöse „Home“-Serie mit noblen<br />

Diffusoren und Kerzen. Aber das „Colonia“<br />

hat glücklicherweise die Zeit und alle seine<br />

Nachfolger mühelos überdauert, wie es<br />

sich für einen echten Revolutionär gehört.<br />

Nun wird die Duft-Ikone vom mehrfach<br />

ausgezeichneten Künstler und Designer<br />

Dr. Samuel Ross neu in Szene gesetzt. 2019<br />

lancierte er sein Industrial-Design-Studio<br />

SR_A, Samuel Ross and Associates, das in<br />

den Bereichen Inneninstallation, Architektur,<br />

Möbel- und Sounddesign sowie visuelle<br />

Kommunikation tätig ist. Berühmt ist er für<br />

seine explorative Arbeit mit neuen Materialien<br />

in Kombination mit abstrakten Formen.<br />

Seine Handschrift ist auch bei der „Colonia<br />

Limited Edition, designed by Samuel Ross“<br />

unverkennbar präsent. So wird der Brutalismus<br />

der englischen Hauptstadt, der Home­<br />

168


ase von Ross, in einem ultramatten, überpigmentierten<br />

Gelb zum Ausdruck gebracht<br />

und markiert als Signature-Farbe von Acqua<br />

di Parma sozusagen die Basis der Neuinterpretation.<br />

Hinzu gesellen sich das kräftige<br />

„Grass_Blade_Green“ und das progressive<br />

„Ultra_Orange“ und schlagen damit die Brücke<br />

zu Ross’ eigenen Industrial-Design-Kreationen.<br />

Der zeitlose Duft in Kombination mit<br />

dem futuristischen visuellen Konzept von<br />

SR_A schafft eine elektrisierende Symbiose,<br />

der man sich nicht entziehen kann und auch<br />

nicht sollte. Die auf 300 Stück limitierten<br />

und nummerierten Special-Edition-Flakons<br />

zollen dem italienischen und britischen<br />

Modernismus Tribut, ohne die berühmte<br />

Leichtigkeit zu verlieren. Erhältlich sind sie<br />

weltweit ab 15. März <strong>2023</strong> in ausgesuchten<br />

Shops. In Österreich nur bei Nägele & Strubell<br />

in Wien, Graben 27, und bei Kastner und<br />

Öhler in Graz, Sackgasse 7 <strong>–</strong> 13.<br />

O<br />

Der Duft<br />

„Colonia“<br />

erscheint seit<br />

1916 mit<br />

unveränderter<br />

Rezeptur<br />

Design-Superstar Dr. Samuel Ross, der in<br />

der Vergangenheit bereits mit Unternehmen<br />

wie Nike, Converse, Apple oder Hublot kollaborierte,<br />

wurde 1991 im Londoner Stadtteil<br />

Brixton geboren, zog aber kurz nach der<br />

Geburt mit seinen Eltern nach Northamptonshire.<br />

Nach seinem Universitätsabschluss<br />

absolvierte er ein Praktikum beim Streetwear-Label<br />

„Off-White“ von Virgil Abloh, der<br />

auch zu seinem Mentor werden sollte. Im<br />

Jahr 2015 gründete er sein eigenes Modelabel<br />

„A-Cold-Wall“, vier Jahre später folgte die<br />

Lancierung seines Industrial-Design-Studios<br />

SR_A. AURUM <strong>999</strong>,9 hatte die Möglichkeit,<br />

Dr. Samuel Ross ein paar Fragen zu stellen.<br />

Dr. Ross, Sie haben 2015 Ihr eigenes Label<br />

„A-Cold-Wall“ gegründet. War für Sie immer<br />

klar, dass Sie irgendwann Ihren eigenen<br />

kreativen Weg gehen wollen?<br />

Es ist wichtig, dass man nach der Zusammenarbeit<br />

mit Branchenführern seinen eigenen<br />

Weg und seine persönliche Sprache findet <strong>–</strong><br />

insbesondere in produktbezogenen Sektoren<br />

wie der Modebranche.<br />

„ICH WOLLTE DIE<br />

INTERFERENZEN<br />

ZWISCHEN<br />

BRITISCHER<br />

UND ITALIENISCHER<br />

ARCHITEKTUR<br />

HERVORHEBEN“<br />

Dr. Samuel Ross<br />

Wie würden Sie selbst das Konzept von<br />

„A-Cold-Wall“ beschreiben?<br />

Ich beschreibe „A-Cold-Wall“ als „Materialstudie<br />

für soziale Architektur“ und „europäische<br />

Luxus-Sportbekleidung“. Es ist ein Weg,<br />

die Beziehung zwischen architektonischem<br />

Material und dem Körper durch technische<br />

Stoffe und innovative Formen zu vermitteln,<br />

die auf zukünftige Bekleidungsbedürfnisse<br />

verweisen und über vergangene Design- und<br />

Architekturbewegungen reflektieren. Das<br />

eine ist ein Luxus-Sportbekleidungsunternehmen,<br />

das unsere Beziehung zu Architektur<br />

und Material erforscht, das andere ist ein<br />

umfassenderes Bestreben, fast schon ein Versprechen,<br />

etwas zu bewirken, was Gleichheit<br />

und Chancen angeht.<br />

2019 haben Sie die Produktion von London<br />

nach Italien, genauer gesagt nach Vincenza,<br />

verlegt. Was waren die Beweggründe dafür?<br />

Tatsächlich lag der Schwerpunkt der Verlagerung<br />

der Produktion nach Italien darin,<br />

ein neues Niveau an Handwerk und Produktdetails<br />

zu erreichen. Die Nutzung von familiengeführten<br />

Produktionshäusern und die<br />

Erschließung des Wissens von Generationen<br />

in Bezug auf Konstruktion, Beschaffung und<br />

Archivmaterial waren die treibende Kraft<br />

hinter dieser Entscheidung.<br />

Fotos: Hersteller<br />

R<br />

Die Signature-Farbe<br />

Gelb von Acqua di<br />

Parma war auch für<br />

die „Colonia Limited<br />

Edition, designed by<br />

Samuel Ross“<br />

Ausgangspunkt<br />

In den letzten Jahren haben Sie mit vielen<br />

internationalen Marken aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen zusammengearbeitet.<br />

Inwieweit ist es eine Herausforderung,<br />

immer wieder mit anderen Produkten und<br />

Marken zu tun zu haben, und woher nehmen<br />

Sie Ihre Kreativität und Inspiration dafür?<br />

Wir arbeiten mit Partnern zusammen, die<br />

ihre eigene kreative Kultur haben. Sport­<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

169


BEAUTY<br />

O<br />

Das Industrial-Design-Studio<br />

SR_A von Dr. Samuel Ross hat nicht<br />

nur den Flakon neu interpretiert,<br />

sondern auch die Verpackung<br />

Frisch, modern und einen Hauch<br />

futuristisch<br />

T<br />

bekleidung, die aus kultureller, technischer<br />

und stark jugendorientierter Sicht Sinn<br />

ergibt, wie Dr. Martens, Diesel, Converse,<br />

Timberland oder Nike, passt am besten zu<br />

„A-Cold-Wall“. Luxusgüter, die sich durch<br />

geringe Stückzahlen, typischerweise durch<br />

Atelierproduktion und handwerkliche Techniken<br />

oder technologieorientierte Produktion<br />

auszeichnen, wie von Apple, Nike, Hublot<br />

oder Acqua di Parma, passen zu SR_A, unserem<br />

Designstudio.<br />

Sie haben gerade den Flakon der Duft-Ikone<br />

„Colonia“ für Acqua di Parma neu gestaltet.<br />

Was wollen Sie mit dem Design ausdrücken?<br />

Unsere Nachforschungen führten dazu,<br />

dass wir uns darauf konzentrierten, die Verbindung<br />

von Acqua di Parma zur Stadt Mailand<br />

und zu Europa zusammenzufassen. Was<br />

es bedeutet, optimistisch europäisch zu sein,<br />

eine weltoffene Sichtweise der Integration<br />

zu haben und die Resonanz zu umarmen,<br />

die eine Stadt haben kann. Ich wollte die<br />

Überschneidungen zwischen britischer und<br />

italienischer Architektur und die damit einhergehenden<br />

Bewegungen durch Farbe,<br />

Typografie und ein klares visuelles System<br />

ausdrücken und hervorheben. Unser Studio<br />

orientierte sich an postmoderner und modernistischer<br />

Architektur sowie an industriellen<br />

Farbtönen, um dies zu vermitteln. Die Tatsache,<br />

dass wir in beiden Städten aktive Designstudios<br />

haben, machte diese Umsetzung recht<br />

organisch. Renzo Pianos und Richard Rogers’<br />

meisterhaftes Centre Georges-Pompidou<br />

sowie ihre anderen Arbeiten in Europa vermischten<br />

sich mit der Verwendung von<br />

unmittelbaren, optimistischen, oft durchdringenden<br />

Farben und Schriften in unserem<br />

Studio und vermittelten eine vergangene<br />

Perspektive des Optimismus mit einer in die<br />

Zukunft gerichteten Sicht des Optimismus<br />

durch Grafik und Farbe.<br />

Hat der Duft von „Colonia“ bei der Konzeption<br />

des Flakons eine Rolle gespielt?<br />

Der Duft an sich hat den Ton der gewählten<br />

Primärfarben beeinflusst. Das ist Teil des<br />

Angebots von „Colonia“ und der Art und<br />

Weise, wie man das Gefühl interpretiert, das<br />

der Duft vermittelt. Die Intensität macht<br />

neugierig.<br />

Was sind die größten Unterschiede in der<br />

Herangehensweise, wenn Sie ein komplett<br />

neues Produkt entwickeln, so wie für Hublot,<br />

oder eine Duft-Ikone wiederbeleben, wie bei<br />

Acqua di Parma?<br />

Es ist sicher eine Mischung aus Hard und Soft<br />

Skills. Es geht um Ideen und gestalterisches<br />

Denken. Es geht darum, wie Ideen am besten<br />

in Bezug auf die spezifische Geschichte und<br />

den Hintergrund eines Hauses kommuniziert<br />

werden können. Es gibt keinen schlüsselfertigen<br />

Ansatz. Jedes Mal beginnt es zunächst<br />

mit einer Dating-Phase. Es ist wichtig, den<br />

Partner kennenzulernen, um ihm dann<br />

vorzuschlagen, wie seine Zukunft aussehen<br />

könnte. Das braucht auch Zeit.<br />

Unser AURUM <strong>999</strong>.9 <strong>MagBook</strong> ist ein<br />

Hybridprodukt zwischen einem Lifestyle-<br />

Magazin und einem Coffee Table Book. Das<br />

<strong>MagBook</strong> ist nicht als Wegwerfprodukt<br />

gedacht, sondern soll als Wohn-Accessoire<br />

über längere Zeit dekorativ in Szene gesetzt<br />

werden. Nachhaltigkeit und<br />

der schonende Umgang mit<br />

Ressourcen ist natürlich auch<br />

in der Mode- und Beautybranche<br />

ein großes Thema.<br />

Was ist Ihr persönlicher<br />

Ansatz in dieser Hinsicht?<br />

Meine Reaktion darauf war,<br />

dass wir unsere Modenschauen zurückzogen<br />

und uns auf intime Installationen konzentrierten.<br />

Es fühlt sich ein wenig langatmig an,<br />

Ressourcen für eine glitzernde Performance<br />

zu verbrauchen, die eine einfachere Verbindung<br />

zwischen Marke und Kunde nicht<br />

unterstützt.<br />

Außerdem haben wir weniger Produkte<br />

hergestellt. In der Modebranche produzieren<br />

wir jetzt kleinere Kollektionen. Außerdem<br />

haben wir die Verwendung von Plastik in der<br />

Verpackung und im Produktentwicklungsprozess<br />

reduziert, indem wir organisches<br />

Material mit umweltfreundlichen Beschichtungen<br />

und Folien integriert haben.<br />

Im Designbereich ist unser Nachhaltigkeitsansatz<br />

vom ersten Tag an integriert:<br />

eine spezielle Gruppe von Kunden, mit<br />

denen wir über mehrjährige Partnerschaften<br />

zusammenarbeiten. Die Wirkung sollte<br />

durchschlagen und die Nutzer in Erstaunen<br />

versetzen <strong>–</strong> sei es durch intuitive Ideen<br />

oder den Schutz von Handwerk und maßgeschneiderten<br />

Produktionsmitteln. Die<br />

Zukunft ist eine Mischung aus Atelier und<br />

Technologie. Ich bin kein Freund von Massenware<br />

oder der Teilnahme an einem solchen<br />

System <strong>–</strong> das ist doch ein bisschen nachlässig,<br />

oder? Mir geht es um das Handwerk und die<br />

Besonderheiten, nicht um die Masse.<br />

Zum Schluss noch eine kurze Frage: Waren<br />

Sie schon einmal in Österreich oder in der<br />

Hauptstadt Wien?<br />

Ich habe Österreich noch nicht besucht, aber<br />

ich freue mich darauf, es bald zu tun. Wien<br />

steht schon seit einiger Zeit auf meiner Liste<br />

<strong>–</strong> wahrscheinlich komme ich noch dieses Jahr!<br />

Fotos: Hersteller<br />

170 SPRING <strong>2023</strong>


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AUTUMN<br />

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Active. Coastal.<br />

Lifestyle.<br />

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an der kroatischen Adria.<br />

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wo Sie Spaß, Erholung & Genuss erwarten.<br />

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das Urlaubswünsche wahr werden lässt:<br />

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SOMMER<br />

<strong>2023</strong><br />

MEHR INFOS UNTER<br />

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Frischer<br />

Wind<br />

Meisterparfümeure haben das Paradoxon der Natur, von Kraft und Zerbrechlichkeit,<br />

in Flakons gegossen. Sanft und zurückhaltend sorgen florale Noten und fruchtige<br />

Akkorde mit Leichtigkeit für neuen Schwung<br />

Sobald die Tage freundlicher und wärmer werden, sind auch<br />

die obligatorischen Frühlingsgefühle nicht weit. Es scheint,<br />

als sei die Sonne heller, das Meer blauer, die Luft klarer und<br />

das Gras grüner. Ja, sogar die Arbeit geht leichter von der<br />

Hand. Klingt magisch, ist aber ganz einfach wissenschaftlich zu<br />

erklären: Aufgrund der steigenden Lichtintensität kommt es zu einer<br />

vermehrten Ausschüttung von Serotonin, auch als Glückshormon<br />

bekannt. Es steigert unser Wohlbefinden und sorgt für eine angenehme<br />

Euphorie. Alles neu macht also der Frühling, und dieser frische<br />

Wind weht einem auch in Form olfaktorischer Kreationen um<br />

die Nase. Ein besonders blumig-fruchtiges Statement kreierte Issey<br />

Miyake: Die japanische Luxusmarke ist berühmt für leichte Odeurs.<br />

Im Fokus steht so gut wie immer die Begegnung von frischem,<br />

purem Wasser mit einem natürlichen Stoff wie einer Blume. Das ist<br />

auch bei „L’Eau d’Issey Pivoine“ nicht anders. Parfümeurin Marie<br />

Salamagne kombiniert Akkorde der Pfingstrose mit Birne und<br />

bereichert das Bouquet mit weißer Himbeere. Ebenso florale<br />

Akzente setzt Jean Poivre. Das ikonische „Seven Days in <strong>Spring</strong>“ ist<br />

wie ein Spaziergang auf einer Wiese, auf der Jasmin, Rose und<br />

Veilchen sprießen. Mit seinem zeitlosen Schliff erinnert der Flakon<br />

an kostbare Kristallgefäße, wie sie Ende des 18. Jahrhunderts in vornehmen<br />

Haushalten Frankreichs en vogue waren. Auch Hermès<br />

zelebriert mit „Eau de Basilic Pourpre“ französische Eleganz. Christine<br />

Nagel verwendet das grüne Basilikum, um ihre Interpretation<br />

des roten Basilikums hervorzubringen, das sich leider nicht destillieren<br />

lässt. Schillernde Bergamotte und stilvolle Geranie betreten<br />

die Bühne und unterstreichen die frühlingshafte Frische, die wir alle<br />

so lieben, schätzen und herbeisehnten.<br />

Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller, Hintergrundbild: Shutterstock<br />

172


BEAUTY | DUFT<br />

4<br />

2<br />

3<br />

5<br />

1<br />

6<br />

10<br />

7 8 9<br />

1 / Fruchtige Akkorde in sinnlicher Harmonie mit bulgarischer Rose<br />

und strahlenden Holznoten: „Omnia Amethyste“ von Bulgari<br />

2 / Rose, Jasmin und eine unbeschwerte Leichtigkeit stehen bei<br />

diesem floralen Feuerwerk im Mittelpunkt: „Joy“ von Dior<br />

3 / Bergamotte, Orangenblüte, Iris und Lavendel sorgen für<br />

elektrisierende Frühlingsnächte: „About That Night“ von La Perla<br />

4 / Die energetische Power-Kreation wird dominiert von Jasmin und<br />

Essenzen der Mandarine: „Flora Gorgeous Jasmine“ von Gucci<br />

5 / Auf einer Reise in exotische Länder wird man begleitet von<br />

Ylang-Ylang und Veilchen: „Seven Days in <strong>Spring</strong>“ von Jean Poivre<br />

6 / Grünes Basilikum, Bergamotte und Geranien vereinen sich zu<br />

einer Frühlingsbrise: „Eau de Basilic Pourpre“ von Hermès<br />

7 / Nach einem langen Winter wecken Geranie, Silberlinde und<br />

Mimose wieder die Lebensgeister: „Highgrove“ von Penhaligon’s<br />

8 / Eine Pfirsichblüte als Inspiration, kombiniert mit Tonkabohne<br />

und Iris-Butter: „Flower of Immortality“ von Kilian<br />

9 / Pfingstrose, Birne und weiße Himbeere sind ein Garant für<br />

<strong>Spring</strong>-Fever: „L’Eau d’Issey Pivoine“ von Issey Miyake<br />

10 / Blumengöttin aus rosaroten Rosen und Pfingstrosen sowie<br />

einem Hauch Pfeffer: „Olympéa Flora“ von Paco Rabanne<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

173


Bee beautiful,<br />

Honey!<br />

Bienen sind zweifellos Superhelden. Sie retten nicht nur die Welt, sondern verfeinern<br />

so ganz nebenbei mit Honig, Gelée royale, Propolis und Bienenwachs auch noch<br />

unsere Beauty-Lieblinge. Es ist Zeit für eine Hommage<br />

J<br />

etzt im Frühling wird die Biene von steigenden Temperaturen<br />

wieder aus ihrem Stock gelockt und schwirrt über saftig grüne<br />

Wiesen von Blume zu Blume. Dabei ist uns ihre existenzielle<br />

Bedeutung oft nicht bewusst. Albert Einstein soll es bereits 1949<br />

auf den Punkt gebracht haben: „Wenn die Biene einmal von der<br />

Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine<br />

Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine<br />

Tiere mehr, keine Menschen mehr.“ Wahre Worte, mit dem kleinen<br />

Schönheitsfehler, dass der berühmte Physiker das nie von sich gegeben<br />

hat. In die Welt gesetzt wurde diese falsche Zuschreibung von einem<br />

Imker. Aber die Biene ist nicht nur überlebensnotwendig für unser<br />

Ökosystem, sondern produziert auch Wunderwaffen für Haut und<br />

Haar. Sind doch Honig, Bienenwachs, Gelée royale und Propolis aus<br />

unseren Beauty-Helfern nicht mehr wegzudenken. Dient Bienenwachs<br />

vor allem als natürlicher Konsistenzgeber für Cremes und Salben, sorgt<br />

Honig für weiche Haut und wirkt entzündungshemmend. Chanel setzt<br />

für die „Le Lift Pro“-Serie auf eine der kostbarsten und seltensten<br />

Honigsorten überhaupt. In einem Freiluftlabor in Costa Rica wird<br />

dafür nur der Überschuss des von der Melipona-Biene produzierten<br />

Honigs geerntet. Auch Babor ist 2020 auf die Biene gekommen und<br />

schenkt acht Bienenvölkern in der Nähe des Headquarters ein Zuhause.<br />

Die „Repair Cellular Ultimate Repair Gel-Cream“ von Doctor Babor<br />

brilliert durch die Hauptnahrung der Bienenkönigin: Gelée royale.<br />

Der königliche Leckerbissen soll als Anti-Aging-Booster die vorzeitige<br />

Hautalterung verlangsamen und für einen strahlenden Teint sorgen.<br />

Wissenschaftliche Evidenzen fehlen, ganz anders bei Propolis. Dem<br />

Kittharz der Bienen wird eine antimikrobielle, antivirale und antioxidative<br />

Wirkung bescheinigt, der sich auch die Kosmetikbranche nicht<br />

entziehen konnte. Da bleibt nur noch eines zu sagen: Liebe Biene, du<br />

bist wahrlich heldenhaft.<br />

Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller, niche-beauty.com<br />

174


BEAUTY | PFLEGE<br />

2<br />

4<br />

3<br />

1<br />

3<br />

5<br />

6<br />

9<br />

7<br />

8<br />

10<br />

1 / Gelée royale und Honig geben dem Haar wieder Kraft und Glanz:<br />

„Abeille Royale Scalp & Hair Youth Oil-in-Serum“ von Guerlain<br />

2 / Eine exklusive Anti-Aging-Formel mit Bienenwachs strafft die<br />

Haut nachhaltig: „Comforting Barrier Mask“ von Sensai<br />

3 / Systematische Zellerneuerung über Nacht mit Propolis-Extrakt:<br />

„Sleep Tight Rejuvenating Face Balm & Mask“ von Amly<br />

4 / Akazienhonig und fruchtige Noten sorgen für seidig zarte Haut:<br />

„Nectarine Blossom & Honey Body Creme“ von Jo Malone<br />

5 / Strahlender Teint mit dem kostbaren Melipona-Honig aus Costa<br />

Rica: „Le Lift Pro Concentré Contours“ von Chanel<br />

6 / Intensiver Feuchtigkeitsspender mit Bienenwachs, für spröde<br />

und sensible Lippen: „(09) Lip Care“ von Prof. Dr. Steinkraus<br />

7 / Natürlicher Balsam mit Bienenwachs, schafft schnell Abhilfe bei<br />

trockenen Hautstellen: „SOS Hautpflege Balsam“ von Kami<br />

8 / Anzeichen von Stress haben mit diesem Multitalent, angereichert<br />

mit Bienenwachs, keine Chance: „Gold Balm“ von Master Lin<br />

9 / Ingredienzien wie Gelée royale regenerieren das Hautbild:<br />

„Repair Cellular Ultimate Repair Gel-Cream“ von Doctor Babor<br />

10 / Schmeckt wunderbar und wirkt auch direkt auf der Haut<br />

antiseptisch und wundheilend: „Manuka Honig“ von Saint Charles<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

175


BEAUTY | MEN<br />

Active<br />

Heroes<br />

3<br />

2<br />

1<br />

4 5<br />

Wir haben ein Déjà-vu, das uns die Schweißperlen auf die Stirn treibt!<br />

Positive <strong>Spring</strong>-Vibes sagen den tristen Monaten Ade und locken mit einem<br />

vitalisierenden Workout aus der Komfortzone. Diese Pflegespezialisten<br />

sorgen dabei für den nötigen Frischekick<br />

1 | Patricks<br />

„ND2 High Performance Natural Deodorant“<br />

Sweat baby sweat! Die raffinierte Konstellation aus brauner Tonerde,<br />

Kokosnussöl, Zink und Tapiokastärke beugt bis zu 24 Stunden dem<br />

Wachstum von Mikroorganismen vor. Sie sind die kleinen Übeltäter,<br />

die für unangenehmen Geruch beim Schwitzen sorgen.<br />

2 | Clarins<br />

„Exfoliating Cleanser“<br />

Ein effektives Peeling ist eine Wohltat vor und nach jeder Sporteinheit!<br />

Es entfernt sorgsam abgestorbene Hautzellen, befreit verstopfte<br />

Poren und lässt die Haut wieder atmen. Dieses Fresh-up überzeugt<br />

durch eine Kombination von Seifenkrautextrakt und Mariengras.<br />

3 | Rituals<br />

„Sport <strong>–</strong> Cooling Shower Gel“<br />

Zitrusnoten, Bergamotte und Pfefferminze sind zweifellos Energy-<br />

Booster und bringen alles mit, um sportliche Höchstleistungen zu<br />

erzielen. Nach einem Workout versorgt das Duschgel beanspruchte<br />

Männerhaut mit ausreichend Feuchtigkeit.<br />

4 | Shiseido<br />

„Total Revitalizer Light Fluid“<br />

Time-out, und zwar so lange man will. Denn Sport bedeutet auch<br />

eine Auszeit vom Alltag. Aufgrund der federleichten Textur ist dieses<br />

Fluid dabei ein treuer Wegbegleiter. Es verschmilzt fast mit der Haut,<br />

zieht sofort ein und verlangsamt so ganz nebenbei das Rad der Zeit.<br />

5 | Tom Ford<br />

„Neroli Portofino <strong>–</strong> All Over Body Spray“<br />

Darf es eine kühle Brise nach dem schweißtreibenden Training sein?<br />

Aber klar doch, würden wir meinen. Dieser Ganzkörperspray mit<br />

Zitrusölen, floralen Akzenten und Ambranoten erfrischt Körper und<br />

Geist. Wie ein Sprung ins kalte Nass, nur riecht er aufregender!<br />

Redaktion: Christoph Kulmer, Fotos: Hersteller, Hintergrundbild: Shutterstock<br />

176 SPRING <strong>2023</strong>


ADVERTORIAL<br />

EINER WIE KEINER<br />

Der britische Luxus-SUV setzt neue<br />

Maßstäbe und ist ein stimmiges<br />

Gesamtpaket aus überwältigender<br />

Power und dynamischer Eleganz<br />

Beim neuesten Sprössling der Sportwagen-Dynastie haben sich<br />

unwiderstehliche Sportwagen-Power und Eleganz vereint.<br />

Aston Martin verbindet neueste Technologien, aufwendige Handarbeit<br />

und ansprechendes Design und steht damit für Stil, Luxus,<br />

Sportlichkeit und Exklusivität. Das neue Flaggschiff der DBX-Reihe<br />

überzeugt mit drei herausragenden Merkmalen. Er ist der schnellste,<br />

leistungsstärkste und am besten zu fahrende SUV, der die Werkstätten<br />

von St Athan in Wales verlassen hat. Der einmalige, von Aston<br />

Martin entwickelte 4-Liter-V8 liefert 707 PS und beschleunigt seine<br />

Insassen in 3,3 Sekunden von 0 auf 100. Das automatische 9-Gang-<br />

Getriebe mit Nasskupplung ermöglicht schnellere Gangwechsel, und<br />

der Fahrer spürt, dass der Wagen besser auf seine Eingriffe reagiert.<br />

Im DBX707 soll der Fahrer die volle Kontrolle genießen. Das ermöglichen<br />

unter anderem die neuen Tasten zur Auswahl des Fahrmodus,<br />

die sich auf der umgestalteten unteren Mittelkonsole befinden. Somit<br />

erfuhr der DBX707 nicht nur technisch eine umfassende Optimierung,<br />

auch das Innen- und Außendesign wurde gründlich überarbeitet.<br />

Das Ergebnis ist ein spektakuläres Fahrzeug, das Sportlichkeit<br />

ausstrahlt und zugleich den Stil und die Detailverliebtheit verkörpert,<br />

für die Aston Martin zu Recht berühmt ist. Für all jene, die dieses<br />

Meisterwerk noch mit ihrer ganz persönlichen Note adeln möchten,<br />

steht als Krönung der „Q by Aston Martin“-Service zur Verfügung,<br />

mit dem der DBX707 mit unterschiedlichen Optionen, einmaligen<br />

Grafiken, Wunschmaterialien für innen und außen oder gefärbtem<br />

Carbon als absolutes Unikat konfiguriert werden kann.<br />

Aston Martin Wien <strong>–</strong> Vertrieb<br />

Faradaygasse 1, 1030 Wien, Österreich<br />

Mit dem größeren<br />

gitterförmigen Kühlergrill<br />

in satiniertem Chrom und<br />

den komplett neu designten<br />

Tagfahrleuchten wirkt der<br />

neue DBX707 noch<br />

sportlicher<br />

Fotos: Aston Martin


178


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

v<br />

„Traegi“<br />

Cologne, 2022<br />

Nadine Dinter<br />

Redaktion: Bernhard Musil, Fotos: Nadine Dinter<br />

Selbstporträt<br />

Makadi Bay, 2022<br />

Den Grundstein für Nadine Dinters Leidenschaft für die<br />

Fotografie legte ihr Großvater, als er der damals 18-<br />

Jährigen eine Praktica-Kamera zum Geschenk machte.<br />

Seitdem ergründet sie <strong>–</strong> zuerst analog, dann digital <strong>–</strong> die mannigfaltigen<br />

Dimensionen dieses Mediums. Anfangs experimentierte sie mit<br />

Porträts, war aber zugleich angetan von der Schönheit der Bildhauerei.<br />

Fasziniert von der scheinbaren Lebendigkeit von Skulpturen ließ sie<br />

sich über diverse europäische wie amerikanische Friedhöfe treiben und<br />

bannte die in Stein gemeißelten Meisterwerke auf Zelluloid.<br />

1975 in Berlin geboren, ergründete Dinter ihre Passion für die<br />

bildgebende Kunst vor und nach einem Diplom als Fremdsprachenkorrespondentin<br />

nicht nur als autodidaktische Fotografin. Sie absolvierte<br />

ebenso ein Studium zur PR-Beraterin an der Deutschen Akademie<br />

für Public Relations und der Art Administration an der NYU in<br />

New York City. Fortan mit den vielfältigen Strategien in Sachen<br />

Imagepflege und Marketing vertraut, avancierte Dinter schnell zu<br />

einer Botschafterin der Fotografie. Ihr Auge verlangte dennoch stets<br />

danach, weiter aussagekräftige Momentaufnahmen zu generieren. So<br />

entstand in ihrer Zeit im Big Apple <strong>–</strong> inspiriert von ihrer Liebe zu<br />

Werbung <strong>–</strong> das Projekt „In the eye of the beholder“. Hierbei machte<br />

sie sich die Technik der Doppelbelichtung zunutze und ließ multidimensionale<br />

Bilder entstehen, um den Betrachter tiefer in ihre Interpretation<br />

der sie umgebenden Welt eintauchen zu lassen.<br />

Im Oktober 2022 präsentierte Dinter erstmals ihre Ausstellung<br />

„Torso Reloaded“, bei der sie es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Andy<br />

Warhols legendäre „Torso“-Reihe aus dem Jahr 1977 neu zu interpretieren.<br />

Warhols Geist stand weiterhin Pate, als sie Models, befreundete<br />

Fotografen und sogar einen Wrestler porträtierte, um ihren<br />

„female gaze“ auf die heutige Männergeneration zu werfen. Nach dem<br />

fulminanten Erfolg der Auftaktausstellung in der Berliner Hazegallery<br />

sind Dinters Werke ab Ende Februar <strong>2023</strong> im East Hotel Hamburg<br />

zu bewundern.<br />

dinterphotography.de<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

179


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

k<br />

„Orange mix“<br />

New York City, 2001<br />

„Alexander Schuktuew“<br />

Berlin, 2022<br />

x<br />

„Snow White versus Hitchcock“<br />

New York City, 2001<br />

x<br />

180


„Benjamin Kühnemund“<br />

Berlin, 2022<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

181


h<br />

„Alexander Schuktuew“<br />

Berlin, 2022<br />

182


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

k<br />

„A kiss is just a kiss“<br />

New York City, 2001<br />

v<br />

„Talk to her“<br />

New York City, 2001<br />

k<br />

„Bowie“<br />

New York City, 2001<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

183


PHOTOGRAPHY | PORTRAIT<br />

Alle Bilder auf dieser Seite:<br />

„Cemeteries“<br />

Paris, around 1<strong>999</strong><br />

184 SPRING <strong>2023</strong>


2371 Hinterbrühl:<br />

Frühlingsbeginn ist Baubeginn<br />

Grund ca. 2.070 m², Altbaumbestand, südwestlich, offene<br />

Bauweise, BK I, 300 m² verbaubar. Teilung möglich.<br />

Obj. Nr. 960/58627, Kaufpreis € 1.790.000.<br />

2500 Baden: Eindrucksvolles<br />

kaiserliches Anwesen mit<br />

prächtigem Garten<br />

Villa aus Kaiserzeit, ca. 2237 m² Grund,<br />

ca. 600 m² Wohnfläche.<br />

Obj. Nr. 960/55952, HWB 90 kWh/m²a,<br />

Miete auf Anfrage.<br />

2372 Gießhübl:<br />

Anwesen mit traumhaftem<br />

Ausblick<br />

Grundfläche 6.900 m², Wohnfläche ca. 500 m²,<br />

Terrassenfläche ca. 140 m²,<br />

Obj. Nr. 960/63079, HWB 245 kWh/m²a,<br />

Kaufpreis auf Anfrage.<br />

Karin Bosch, MBA<br />

Leitung NÖ Süd,<br />

Leitung Exklusivimmobilien W/NÖ/Bgld/Sbg<br />

T +43 5 0100 <strong>–</strong> 26231<br />

karin.bosch@sreal.at


MOBILITY<br />

Er gilt als DER<br />

klassische<br />

Rolls-Royce:<br />

der „Phantom“<br />

Seit 120 Jahren baut der wahrscheinlich bekannteste<br />

Fahrzeughersteller der Welt Automobile, die Luxus immer<br />

neue Dimensionen verleihen. Wie das Streben nach Perfektion<br />

und kompromissloses Handwerk Rolls-Royce zum geflügelten<br />

Wort und seine Autos zu Ikonen machten<br />

Von Jürgen Rumpler<br />

186


Fotos: Rolls-Royce Motor Cars<br />

SPRING 2022<br />

187


MOBILITY<br />

Uc<br />

Die „Starlight-Doors“ mit<br />

ihren LEDs und das neue<br />

Gestaltungskonzept der<br />

Sitze gehören zu den<br />

Interior-Highlights<br />

des neuen „Spectre“<br />

U<br />

Ein spezieller gyroskopischer<br />

Mechanismus<br />

sorgt dafür, dass das<br />

RR-Logo an der Radnabe<br />

immer in die richtige<br />

Richtung zeigt<br />

W<br />

Jeder Rolls-Royce wird in der<br />

Fabrik im englischen Goodwood<br />

gefertigt<br />

Rund achthundertdreißig<br />

Stunden. So viel Zeit für<br />

Forschung und Entwicklung<br />

floss nicht etwa in<br />

den Allradantrieb, das erste vollelektronische<br />

Armaturenbrett oder die handgefertigte<br />

Soundanlage. Mehr als ein ganzer Monat<br />

voller 24-Stunden-Tage steckt in einer<br />

Anpassung der vielleicht berühmtesten<br />

Kühler figur der Welt. Für das erste vollelektrische<br />

Modell, das es auch auf die Straße<br />

schaffen wird, musste Rolls-Royce’ berühmte<br />

„Spirit of Ecstasy“ aerodynamischer werden.<br />

Um 830 Stunden Design, Entwicklung und<br />

Windkanal-Tests aerodynamischer. Nicht<br />

weil der fast drei Tonnen schwere „Spectre“<br />

dadurch besonders an Reichweite gewinnen<br />

würde. Sondern weil es das ist, was sich das<br />

Unternehmen auf die Fahnen geschrieben<br />

hat. „Nimm das Beste, das existiert, und mach<br />

es noch besser.“ Und das gilt eben für jede<br />

Kleinigkeit. Ganz besonders für jede Kleinigkeit.<br />

Und damit auch für jene einst skandalöse<br />

Figur, in der der britische Bildhauer Charles<br />

Douglas Sykes ursprünglich die Geliebte<br />

eines englischen Adeligen porträtierte, damit<br />

dieser sie auf den Kühlergrill seines Wagens<br />

<strong>–</strong> natürlich ein Rolls-Royce <strong>–</strong> setzen konnte.<br />

Seit damals zieren verschiedene Versionen der<br />

irrtümlich auch oft „Emily“ gerufenen Figur<br />

die Motorhauben der vielleicht luxuriösesten<br />

Karossen der Welt. Dass für den „Spectre“ der<br />

gesamte Kühlergrill niedriger, breiter und die<br />

ganze Karosserie windschlüpfriger als je zuvor<br />

wurde, versteht sich bei so viel Aufhebens um<br />

eine kleine Figur eigentlich von selbst. Man<br />

mag sich gar nicht vorstellen, wie viel Detailarbeit<br />

die Ingenieure in ein rund fünfeinhalb<br />

Meter langes, fast drei Tonnen schweres<br />

Luxusgefährt gesteckt haben, das den Luftwiderstandsbeiwert<br />

eines „2009er Toyota<br />

Prius“ hat.<br />

Obwohl das „Ultra-Luxury Electric Super<br />

Coupé“, wie die neue Fahrzeugkategorie<br />

offiziell heißt, das erste seiner elektrischen<br />

Art aus Goodwood ist, das es auch <strong>–</strong> ab Ende<br />

<strong>2023</strong> <strong>–</strong> auf die Straße schaffen wird, ist es durch<br />

und durch ein echter Rolls. Außen wie innen<br />

präsentiert sich „Spectre“ trotz seiner Dimensionen<br />

mit jener zurückhaltenden Extravaganz<br />

und dem Quäntchen Stiff Upper Lip, die man<br />

von seinesgleichen gewöhnt ist. Feine Details<br />

wie die LEDs, die den Kühlergrill nachts hinterleuchten,<br />

oder die schlanken, vertikal orientierten<br />

Rücklichter treffen dabei auf außergewöhnliche<br />

Extras, etwa die mit über 4700<br />

„Sternen“ beleuchteten „Starlight-Doors“, die<br />

natürlich perfekt zum mittlerweile ikonischen<br />

„Starlight-Headliner“ passen, oder die markante<br />

Farbabstimmung der handgearbeiteten Ledersitze.<br />

Das alles macht das elektrische Gefährt<br />

zu einem mindestens ebenso echten Luxus-<br />

Erlebnis für Fahrer, Mitfahrer und Zuschauer<br />

wie seine Brüder mit Verbrennungsmotor.<br />

Fotos: Rolls-Royce Motor Cars<br />

188 SPRING <strong>2023</strong>


MOBILITY<br />

DAS STREBEN NACH<br />

PERFEKTION<br />

Anders als man meinen könnte, ist die Idee<br />

des Elektroautos für Rolls-Royce auch nichts<br />

grundlegend Neues. Im Gegenteil. Einerseits<br />

wurden schon in der Vergangenheit<br />

elektrisch betriebene Concept-Cars gezeigt.<br />

Dass die technologischen Möglichkeiten<br />

nicht dem hohen Anspruch der Perfektionisten<br />

aus dem englischen Süden genügten,<br />

verhinderte bloß bisher entsprechende<br />

Serienmodelle. Andererseits erkannte schon<br />

Charles S. Rolls, einer der beiden Gründer,<br />

das Potenzial elektrischer Fahrzeuge: „Das<br />

elektrische Auto ist absolut lautlos und<br />

sauber. Es gibt weder Geruch noch Vibration.“<br />

Nach diesem Ideal <strong>–</strong> dem perfekten Automobilerlebnis<br />

<strong>–</strong> strebte das Unternehmen<br />

bereits mit allen seinen vorangegangenen<br />

Entwicklungen. Auch dank des Perfektionismus<br />

seines zweiten Gründers.<br />

F. Henry Royce, ein aus einfachen Verhältnissen<br />

stammender Ingenieur aus<br />

dem Osten Englands, entwickelte bereits<br />

1903 drei Prototypen eines eigenen Fahrzeugs,<br />

nachdem die zu der Zeit verfügbaren<br />

Modelle seinen hohen Ansprüchen nicht<br />

genügt hatten. Rolls, ein Unternehmer aus<br />

aristokratischen Kreisen, importierte<br />

und vertrieb französische<br />

und belgische Fahrzeuge in England,<br />

als die beiden einander von<br />

einem gemeinsamen Bekannten<br />

vorgestellt wurden. Und der<br />

Rest ist, wie man so schön sagt,<br />

Geschichte: Man vereinbarte<br />

mit Handschlag eine Partnerschaft,<br />

und im Dezember 1904<br />

wurde der erste Rolls-Royce auf<br />

der Pariser Automesse präsentiert. Erst 1906<br />

wurde die Partnerschaft mit der Gründung<br />

eines Unternehmens offiziell gemacht. Die<br />

Maxime des Ingenieurs lautete dabei von<br />

Anfang an <strong>–</strong> und bis heute: „Strive for perfection,<br />

in everything you do.“ Strebe nach<br />

Perfektion in allem, was du tust.<br />

DIE AUTOBAUER UND DER<br />

TRAUM VOM FLIEGEN.<br />

Die Geschichte von Rolls-Royce ist seit jeher<br />

eng mit der Geschichte der Luftfahrt verbunden.<br />

Charles Rolls war der erste Mensch,<br />

der den Ärmelkanal hin und zurück nonstop<br />

überflog. Er war allerdings leider auch der<br />

Erste seiner Landsleute, der bei einem Flugzeugabsturz<br />

1910 starb. So erlebte er nicht<br />

mehr, dass sein Kompagnon und das von<br />

ihm gegründete Unternehmen 1915 erstmals<br />

Motoren für die Royal Air Force lieferten.<br />

Bereits in den 1920er-Jahren kam der Großteil<br />

der Einnahmen aus dem Aviation-Geschäft.<br />

Der in den 1930er-Jahren noch von Henry<br />

Royce entwickelte „Merlin“-Motor wurde der<br />

wohl erfolgreichste Antrieb der Zeit um den<br />

Zweiten Weltkrieg, trieb unter anderem die<br />

britischen „Spitfire“-Flugzeuge, aber auch, in<br />

einer von Packard produzierten Lizenzversion,<br />

die amerikanischen „P-51 Mustangs“ an.<br />

Bis zu 80 Prozent des Rolls-Royce-Geschäfts<br />

kamen Ende der 1960er-Jahre aus der Luftfahrtsparte.<br />

Anfang der 1970er-Jahre dann<br />

der unvermutete Absturz: Probleme bei der<br />

(letztendlich sehr erfolgreichen) Entwicklung<br />

eines neuartigen Triebwerks für das<br />

Verkehrsflugzeug „Lockheed 1011 TriStar“<br />

führten dazu, dass das Unternehmen 1971<br />

verstaatlicht werden musste. In der Folge<br />

wurden die beiden Bereiche Automobil und<br />

Luftfahrt getrennt. Die Rolls-Royce Holdings<br />

plc ist heute der zweitgrößte Hersteller für<br />

Flugzeugantriebe der Welt. Automobile der<br />

Marke Rolls-Royce werden seit 2003 unter<br />

dem Banner der BMW Group gefertigt. Die<br />

ehemals zu Rolls-Royce gehörende Luxus-<br />

Automarke „Bentley“ dagegen ist heute Teil<br />

des Volkswagen-Konzerns.<br />

DIE ENTDECKUNG DER<br />

UNBESCHREIBLICHEN<br />

LEICHTIGKEIT DES FAHRENS.<br />

Mit dem „Silver Ghost“, der ursprünglich noch<br />

unter anderer Bezeichnung 1906 auf den<br />

Markt kam, beginnt schließlich jene Geschichte,<br />

die bis heute fortgeschrieben wird, so richtig.<br />

Nicht nur in der Namenskonvention. Bei<br />

O<br />

Der „Phantom IV“ wurde<br />

exklusiv für Staatsoberhäupter<br />

und das britische Königshaus<br />

gebaut. Der Wagen des dritten<br />

Aga Khans ist außen in<br />

markantem Grün gehalten …<br />

c<br />

… und innen mit nicht minder<br />

auffälligem roten Leder<br />

ausgestattet<br />

x<br />

Geschichte, wohin man blickt:<br />

Der „Silver Spectre“ von 1910<br />

ist Namensgeber für das<br />

aktuellste Modell „Spectre“<br />

190 SPRING <strong>2023</strong>


Der markante Kühlergrill wurde<br />

für das erste vollelektrische<br />

Fahrzeug komplett überarbeitet.<br />

Und dennoch ist er<br />

unverkennbar<br />

Fotos: Rolls-Royce Motor Cars, John Fasal<br />

seiner Markteinführung ist der „Silver Ghost“<br />

eines der, wenn nicht das fortschrittlichste<br />

Automobil der Welt, das nicht nur mit Komfort,<br />

sondern auch mit ungekannter Standfestigkeit<br />

glänzte. Das Fahrgefühl beschrieb<br />

ein zeitgenössischer britischer Journalist<br />

mit dem Kunstwort „Waftability“, der unangestrengten<br />

Bewegung, der „power without<br />

any effort“. Und der Begriff blieb hängen.<br />

Heute ist er nicht nur untrennbar mit dem<br />

Namen Rolls-Royce verbunden, sondern auch<br />

eine eingetragene Marke des Unternehmens.<br />

„Waftability“ ist letztlich das, was die Fahrzeuge<br />

so besonders macht, das Engineering,<br />

das in jedem Detail steckt, die übermäßige<br />

Verfügbarkeit von Kraft, Kontrolle und am<br />

Ende auch Komfort, ohne zu protzen.<br />

Der „Silver Ghost“ selbst wurde zum<br />

Inbegriff des Luxus-Fahrzeuges seiner Zeit,<br />

das „beste Auto der Welt“, wie es bald hieß.<br />

Das „Grand Tourer“-Chassis, der lange Radstand,<br />

der markante Kühlergrill prägen das<br />

Bild der einzigartigen Luxusmodelle mit ihrer<br />

unnachahmlichen Britishness bis heute. Auch<br />

dank zahlreicher Filmauftritte, von Chaplins<br />

„Lichter der Großstadt“ bis zum Wüstenepos<br />

„Lauwrence von Arabien“.<br />

KÖNIGINNEN, KÖNIGE UND<br />

DER KING.<br />

Schon seit 100 Jahren gilt, was <strong>2023</strong> immer<br />

noch aktuell ist: Wer einen Rolls-Royce<br />

fährt (oder, wenn nicht sogar noch häufiger,<br />

in einem gefahren wird), hat die Spitze des<br />

automobil Möglichen erklommen, den Gipfel<br />

des Luxus erreicht. Wer so ein Automobil<br />

fährt, wird gesehen. Nicht umsonst gilt die<br />

charakteristische Frontpartie und alles, was<br />

danach kommt, als das Symbol der Reichen,<br />

Schönen und gekrönten Häupter.<br />

Schon in den 1920er-Jahren zeigte ein<br />

deutsches Magazinfeature gekrönte Häupter<br />

mit ihren Staatskarossen mit der unverkennbaren<br />

Silhouette und dem ikonischen RR-<br />

Logo. Rolls-Royce wurde die Staatskarosse<br />

schlechthin. Der „Phantom IV“ wurde sogar<br />

ausschließlich an Staatsoberhäupter und<br />

Mitglieder des britischen Königshauses verkauft.<br />

Nur 18 wurden zwischen 1950 und<br />

1956 insgesamt gebaut. Die britische Königin<br />

Elizabeth II erhielt zwei Fahrzeuge, weitere<br />

gingen zum Beispiel an den letzten Schah<br />

von Persien, den irakischen König Faisal II.<br />

oder Aga Khan III. Spätestens seit Fred<br />

Astaire, der sich ab den späten 1920er-Jahren<br />

in seinem „Phantom I“ durch London und<br />

später durch Hollywood chauffieren ließ, ist<br />

das Upperclass-Car auch ein gern gesehener<br />

Begleiter für Künstler, Musiker und Filmstars.<br />

Marlene Dietrich erhielt in den 1930er-Jahren<br />

ein grünes Cabriolet als Geschenk ihres<br />

Studios. In späteren Jahren machten extravagantere<br />

Ausführungen von sich reden.<br />

Liberace, der auch ein Modell in der Lackierung<br />

der amerikanischen Nationalflagge<br />

besaß, pflegte in einem verspiegelten „Phantom<br />

V“ auf die Bühne zu fahren. Elton Johns<br />

pinke Ausführung desselben Modells wirkt<br />

dagegen schon beinahe unauffällig. Und<br />

dann wäre da natürlich noch Elvis. Der „King“<br />

erwarb Mitte der 1960er-Jahre ein seinem<br />

Status angemessenes Vehikel. Einen<br />

ursprünglich mitternachtsblauen „Phantom<br />

V„ <strong>–</strong> er ließ ihn später umlackieren, weil die<br />

Hühner seiner Mutter den glänzenden Lack<br />

immer wieder beschädigten <strong>–</strong>, der angeblich<br />

in der Auffahrt stand, als Elvis die Beatles<br />

traf. John Lennon erinnerte sich später, dass<br />

er sich mit dem King darüber unterhalten<br />

habe, weil jeder wisse, wie sehr Elvis Autos<br />

liebte, und er, Lennon, dasselbe Fahrzeug<br />

besäße. Überhaupt muss der Beatle dieses<br />

191


MOBILITY<br />

W<br />

Für „Boat Tail“ wurde das<br />

moderne Coachbuilding<br />

auf ein neues Level<br />

gehoben<br />

Die Karosserie wurde<br />

komplett aus einzelnen<br />

großen Aluminiumblechen<br />

handgefertigt<br />

x<br />

Modell sehr gemocht haben, gehörte ihm<br />

doch neben dem berühmt gewordenen gelben<br />

„Phantom V“ mit der bunten Blumenbemalung<br />

auch noch eine wesentlich unauffälligere<br />

weiße Version des Wagens.<br />

BESPOKE, VOM ANFANG …<br />

Wer in den Archiven oder in Auktionsbroschüren<br />

stöbert und auf die berühmten<br />

Vorväter aktueller Modelle stößt, entdeckt<br />

Hersteller wie H. J. Mulliner, Park Ward oder<br />

James Young. Denn Rolls-Royce baute, wie<br />

damals durchaus üblich, lediglich die Chassis<br />

seiner Fahrzeuge selbst. Die Aufbauten wurden<br />

von Karosseriebauern, den Coachbuilders,<br />

in Handarbeit hergestellt. Die Aufbauten der<br />

verschiedenen Hersteller ähneln sich zwar,<br />

unterscheiden sich aber an verschiedenen<br />

Stellen ganz grundsätzlich. Denn lediglich<br />

die grundlegende Designphilosophie und<br />

wesentliche Dimensionen waren vorgegeben.<br />

Die Praxis des Coachbuildings, das sich<br />

der Expertise externer Karosseriebauer, die<br />

zum Großteil historisch aus dem Kutschenbau<br />

kamen, bediente, verschwand mit dem<br />

Aufkommen der Monocoque-Chassis. Auch<br />

Rolls-Royce baute ab der Einführung des<br />

„Silver Ghost“ Mitte der 1960er-Jahre im<br />

Semi-Monocoque-Design. Der letzte Rolls-<br />

Royce auf separatem Chassis des vergangenen<br />

Jahrhunderts, ein „Phantom VI“, verließ allerdings<br />

erst in den 1990er-Jahren die Fertigung.<br />

Bereits in den 1930er-Jahren hatte das Unternehmen<br />

begonnen, sich dieses Fachwissen,<br />

das handwerkliche Können, gewissermaßen<br />

ins Haus zu holen. Mit Park Ward, später<br />

H. J. Mulliner Park Ward, wurde einer der führenden<br />

Betriebe rasch Teil des Unternehmens<br />

und 1991 vollständig integriert.<br />

… BIS HEUTE.<br />

Heute fertigt das Unternehmen, das seit 2003<br />

zu BMW gehört, alle seine Fahrzeuge vollständig<br />

von Hand selbst und trägt so die Tradition<br />

weiter. Und zwar in einer hochmodernen<br />

Fabrik, entworfen von Sir Nicolas Grimshaw,<br />

in Goodwood in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

des legendären Goodwood Circuit. Der Komplex<br />

aus Glas, Beton und Stahl, der sich mit<br />

seinem begrünten Dach und seiner lamellenartigen<br />

Fassadenstruktur dennoch perfekt<br />

in die südenglische Landschaft fügt, ist die<br />

ideale Bühne, um Großartiges zu schaffen.<br />

Hier findet sich der Geist von Rolls-Royce, das<br />

Streben nach Exzellenz, nach dem Besonderen,<br />

in jedem einzelnen Fahrzeug.<br />

Dazu baut jedes Fahrzeug seit dem neuen<br />

„Phantom“ auch auf einer eigens entwickelten<br />

Aluminium-Plattform auf, die sich wieder<br />

vom Monocoque wegbewegt. Immer noch<br />

gelten dieselben Designprinzipien, die 1906<br />

eingeführt wurden: das 2:1-Verhältnis von<br />

Raddurchmesser und Karosseriehöhe sowie<br />

die drei Linien, die eine unverkennbare Form<br />

definieren. Die Silhouette gibt den Charakter,<br />

die sogenannte „Waistline“, die Taille, das<br />

Auftreten und die unten liegende „Waftline“<br />

das Gefühl der Bewegung.<br />

Die gelungene Kombination von Bewährtem<br />

und Innovation zieht sich durch die<br />

gesamte Produktpalette. Nicht nur in den<br />

Namen steckt ein Erbe, das es zu bewahren<br />

und zu entwickeln gilt. Die Grundlagen und<br />

die unverwechselbare Rolls-Royce-DNA,<br />

innen und außen, teilen sich alle. Dennoch<br />

sind „Phantom“, „Ghost“, „Wraith“, „Dawn“,<br />

„Cullinan“ und „Spectre“ charakterlich so verschieden,<br />

wie sie es nur sein können. Während<br />

der „Phantom“ und der etwas kleinere<br />

„Ghost“ mit kantiger Silhouette ein klares<br />

Statement setzen, gibt sich der „Wraith“ mit<br />

geschwungenen Linien sportlicher, wenn<br />

auch nicht weniger charakterstark. Das<br />

Cabriolet „Dawn“ ist die seit jeher fest zu<br />

Rolls-Royce gehörende „Oben ohne“-Variante<br />

und lehnt sich optisch und technisch stark<br />

an den „Wraith“ an. Echtes Neuland, zumindest<br />

in Sachen Fahrzeugkategorie, betreten<br />

dagegen der vollelektrische „Spectre“ und<br />

mit dem „Cullinan“ der erste SUV des Hauses.<br />

192 SPRING <strong>2023</strong>


W<br />

Passend zum Holzdeck<br />

am Heck: der stylishe<br />

Sonnenschirm<br />

Inspiriert von klassischen<br />

Luxus-Motorbooten, ist<br />

der „Boat Tail“ wahrscheinlich<br />

der teuerste<br />

Neuwagen der Welt: Er soll<br />

mehr als 20 Millionen Euro<br />

gekostet haben<br />

x<br />

Fotos: Rolls-Royce Motor Cars<br />

193


MOBILITY<br />

DIE HOHE KUNST<br />

DES BESONDEREN.<br />

Das neue Plattform-Konzept, auf dem neben<br />

„Phantom“ und „Spectre“ auch der „Cullinan“<br />

steht, basiert im Wesentlich auf vier festen<br />

Punkten. Der Rest ist mehr oder weniger<br />

flexibel und gibt Designern, Konstrukteuren<br />

und Kunden alle Freiheiten, auch ein komplett<br />

individuelles Fahrzeug zu erschaffen.<br />

Mit einzigartigen Entwicklungen wie etwa<br />

dem „Boat Tail“, von dem nur drei komplett<br />

individuelle Cabrios entworfen und gefertigt<br />

wurden, lässt man das Coachbuilding ganz<br />

neu entstehen. Wie eine der berühmten<br />

Rennjachten durchs Wasser, sollten die „Boat<br />

Tails“ über die Straßen gleiten, mit einer aerodynamischen<br />

Karosserie, handgefertigt aus<br />

Aluminiumblech, einem hölzernen Deck am<br />

Heck und einem Interieur, das bis ins Detail<br />

individualisiert ist.<br />

PURER LUXUS, SO WEIT DAS<br />

AUGE REICHT.<br />

Dagegen wirken die „herkömmlichen“<br />

Bespoke-Möglichkeiten im House of Rolls-<br />

Royce geradezu <strong>–</strong> herkömmlich. Was anderswo<br />

als das Nonplusultra gilt, ist in Goodwood<br />

ohnehin schon die Basisausstattung: Der<br />

obligatorische Regenschirm in der Tür fehlt<br />

ebenso nirgends wie die gyroskopisch gelagerten<br />

Logos an der Radnabe. Wo kämen wir<br />

denn da hin, wenn das Doppel-R plötzlich<br />

kopfstünde. Das würde der „Waftability“<br />

ganz schön zuwiderlaufen. Und dennoch,<br />

fast alle der über 5.000 Fahrzeuge, die das<br />

Unternehmen jährlich ausliefert, enthalten<br />

noch mindestens eine, meistens aber mehrere<br />

besondere Optionen. Damit das ultimative<br />

Fahrzeugerlebnis ganz persönlich wird,<br />

stehen 40.000 Farben zur Auswahl, zahllose<br />

Finishes in Holz sind möglich: bis hin zu Koa,<br />

einem Baum, der endemisch in Hawaii vorkommt.<br />

Kooperationen mit Luxury-Brands<br />

wie Hermès, Gestaltern wie Kengo Kuma<br />

oder Künstlern wie Sacha Jafri geben ohnehin<br />

schon außergewöhnlichen Fahrzeugen viel<br />

mehr als nur einen Hauch Einzigartigkeit.<br />

Der „Starlight-Headliner“ <strong>–</strong> der LED­<br />

Sternenhimmel <strong>–</strong> kann ein bestimmtes<br />

Sternbild zeigen, etwa den Himmel über<br />

Wien am 24. Dezember 1991. Die Gallery,<br />

ein besonderes Feature an den Faszien im<br />

neuen „Phantom“, bietet Platz für ein Werk<br />

des Lieblingskünstlers. Wer bereit ist, dafür<br />

in etwa den Preis eines Mittelklassewagens<br />

zu bezahlen, dem kann mit einem Picknickoder<br />

Champagner-Set die Ausfahrt versüßt<br />

werden. Handgemacht wie so ziemlich alles,<br />

was die heiligen Hallen in Südengland verlässt,<br />

versteht sich. Jede Naht der feinen Ledersitze<br />

muss schließlich perfekt sitzen, jedes Holzdetail<br />

fehlerfrei gearbeitet und jedes LED an<br />

seinem Platz sein. Selbst der Nadelstreif an<br />

der Waistline wird von Hand gemalt. Der<br />

Mann mit der ruhigen Hand, Mark Court,<br />

dessen Job seit rund 20 Jahren genau das ist,<br />

ist unter Rolls-Royce-Liebhabern und Fans<br />

fast schon eine Berühmtheit. Es darf schließlich<br />

nicht jeder so einfach Hand anlegen an<br />

diese handverlesenen Fahrzeuge, und sollte<br />

das wohl auch nicht, denn die Preise bewegen<br />

sich deutlich im sechsstelligen Bereich.<br />

Nur ausgewählte Partner dürfen die edlen<br />

Karossen behandeln. Auch Österreich, lange<br />

Zeit ein weißer Fleck auf der Rolls-Royce-<br />

Landkarte, hat mittlerweile seinen exklusiven<br />

Partner: Schmidt Premium Cars im<br />

22. Wiener Gemeindebezirk. Falls also einmal<br />

ein Huhn den Lack aufpickt etwa, weiß man<br />

dort, was zu tun ist. Oder wenn ein Service<br />

fällig wird. Technische Gebrechen dagegen<br />

dürften so gut wie nie vorkommen. Rund<br />

65 % aller jemals <strong>–</strong> also in mehr als 100 Jahren<br />

<strong>–</strong> gebauten Fahrzeuge sind heute noch fahrtüchtig.<br />

Das dürfe, neben der detailgenauen<br />

Handarbeit und den hunderten Stunden, die<br />

es dauert, ein solches Auto zu fertigen, durchaus<br />

auch daran liegen, dass die Nobelkarossen<br />

aus Goodwood sehr selten als „Daily Driver“<br />

genutzt werden. Andere Luxusautomarken<br />

sieht Michael Schmidt, Eigentümer vom<br />

Schmidt Premium Cars, der neben Wien auch<br />

den Rolls-Royce-Showroom in München<br />

betreibt, daher nicht als Konkurrenz: „Wer<br />

sich einen Rolls-Royce kaufen möchte, entscheidet<br />

sich normalerweise nicht zwischen<br />

ihm und einem anderen Auto.“ Auch wenn<br />

die Kunden das, wie er sagt, manchmal nicht<br />

so offen zugeben würden: „Der typische Kunde<br />

besitzt bereits mehrere andere Fahrzeuge.<br />

Die Entscheidung fällt zwischen einem<br />

‚Phantom‘, ‚Ghost‘, ‚Cullinan‘, in Zukunft auch<br />

‚Spectre‘, und dem neuen Privathubschrauber<br />

oder dem neuen Penthouse.“<br />

p<br />

W<br />

Zubehör für echte<br />

Weinliebhaber: die<br />

Champagner-Truhe aus<br />

dem Hause Rolls-Royce<br />

R<br />

Vier Jahre lang<br />

forschte und baute<br />

Rolls-Royce am<br />

2017 vorgestellten<br />

„Sweptail“, von dem nur<br />

ein einziges Exemplar<br />

hergestellt wurde<br />

Fotos: Rolls-Royce Motor Cars<br />

194 SPRING <strong>2023</strong>


KULINARIK | BEST OF<br />

GESCHMACKVOLLE<br />

ZEITREISE<br />

Um Tiefe zu entwickeln, braucht es Zeit. Und das Know-how der Malt Masters<br />

aus dem Hause Glenfiddich. Die Kollektion „Time Re:imagined“ zeigt, wie man<br />

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft elegant zusammenführt<br />

Redaktion: Elisabeth Muth, Foto: Glenfiddich<br />

Wenn man sich vor Augen führt, was in den letzten 30 bis 50 Jahren<br />

alles passiert ist und wie die Welt sich verändert hat, dann versteht<br />

man auch die Ambition der Glenfiddich Malt Masters, jene Zeitreise<br />

geschmacklich in ihren Whiskys festzuhalten. Gelungen ist das mit<br />

der „Time Re:imagined“-Kollektion. Drei außergewöhnliche Single<br />

Malts, jeder eine einzigartige Momentaufnahme seiner Zeit, die 30,<br />

40 beziehungsweise 50 Jahre in speziellen Eichenfässern reiften.<br />

Die aromatische Tiefe und Vielfalt, die bei dieser Sammlung zum Vorschein<br />

kommen, suchen zweifellos ihresgleichen. Die Destillerie hat<br />

mit dieser extravaganten Serie wieder einmal neue Maßstäbe gesetzt.<br />

Der 30-jährige „Suspended Time“ verkörpert wunderbar den Moment,<br />

in dem Malt Master Brian Kinsman die Reifung des Whiskys stoppt,<br />

um ihn abzufüllen. Dabei muss er den richtigen Zeitpunkt wählen, um<br />

das perfekte Resultat zu erhalten und für alle Zeiten zu konservieren.<br />

Der „Cumulative Time“, elitäre 40 Jahre alt, illustriert kühn und<br />

unkonventionell das „Remnant Vatting“, ein bahnbrechendes Verfahren,<br />

bei dem Reste der Vorgängerversion weiterverwendet und mit<br />

den für die nachfolgenden Abfüllungen ausgewählten Fässern vermählt<br />

werden. Das sich im Laufe der Zeit verdichtende Aromenbouquet<br />

sorgt für die Komplexität des Geschmacks. Ein halbes Jahrhundert<br />

reifte der exklusivste Vertreter „Simultaneous Time“ und<br />

avanciert nun zu einem äußerst seltenen und kostbaren Sammlerstück,<br />

existieren doch weltweit nur 220 Karaffen dieser Auslese. Er<br />

besteht aus Whiskys dreier verschiedener amerikanischer Refill-<br />

Eichenfässer, die alle im selben Lagerhaus reiften, bevor sie vermählt<br />

wurden und zwei Jahre lang ein Finish erfuhren. Alle drei zusammen<br />

bilden ein Statement für die Vergangenheit und für die Zukunft.<br />

Ganz generell gesprochen ist es die Aufgabe und Verantwortung der<br />

Malt Masters, das Gleichgewicht zwischen dem Geschmack des<br />

Whiskys und der Intensität des Eichenfasses zu finden. Jedes Fass,<br />

jede Flasche ist aufgrund der Reifezeit einzigartig. Kinsman präzisiert:<br />

„Sowohl die klimatischen Bedingungen als auch die Zeit spielen eine<br />

bedeutende Rolle dabei, den erwünschten Geschmack zu erzielen.<br />

Glenfiddichs ‚Time Re:imagined‘ ist eine Hommage an diesen Prozess<br />

und die exquisite Spirituose, die daraus hervorgeht.“ Ein weiteres<br />

Highlight sind die markant designten Verpackungen. Sie bilden einen<br />

spannenden Kontrast zu den Whiskys und stellen eine visuelle Dekonstruktion<br />

dieser Zeitformen dar, die in spektakulärer Weise zu neuem<br />

Leben erweckt werden. In Österreich ist vom 50-jährigen Whisky nur<br />

eine einzige Flasche erhältlich, vom 40-jährigen 24 und vom 30 Jahre<br />

alten immerhin sechs. Wer sich für eine dieser Raritäten entscheidet,<br />

sollte also nicht zu lange überlegen, denn die Zeit läuft!<br />

195


196<br />

Die „Blaue Garnele“<br />

beeindruckt im Rohzustand<br />

durch ihre intensiv blau<br />

schimmernde Farbe. Die<br />

Gebirgsgarnele in Sashimi-<br />

Qualität kann man deshalb<br />

wunderbar roh genießen.<br />

Sie sollte jedoch immer im<br />

Ganzen zubereitet werden,<br />

gelten Kopf und Schale doch<br />

als Geschmacksträger <strong>–</strong> wie<br />

bei allen Krustentieren


KULINARIK | ZU BESUCH BEI<br />

DIE<br />

ZUKUNFT<br />

IST BLAU<br />

Seit Anfang 2020 werden in der Steiermark die seltensten<br />

und besten Garnelen der Welt kultiviert. AURUM <strong>999</strong>,9 hat einen Blick hinter<br />

die Kulissen geworfen und zeigt, welche Rolle der eigene Wald und<br />

das kristallklare Quellwasser bei der Zucht der Gebirgsgarnelen spielen<br />

Redaktion: Elisabeth Muth, Fotos: White Panther<br />

Das Tier der 100 Namen. Je nachdem, in welchem Land man sich<br />

gerade befindet, heißen Garnelen auch Shrimps, Prawns, Gambas,<br />

Gamberi, Crevetten oder Hummerkrabben. Die Krebstierchen sind<br />

aber nicht nur entzückend anzusehen, sondern auch eine wahre Delikatesse.<br />

Um sie hierzulande genießen zu können, reisen sie meist<br />

gefroren um die halbe Welt. Deshalb wurde Anfang 2018 im steirischen<br />

Rottenmann die Idee zu einer nachhaltigen Indoor-Aquakulturanlage<br />

für die Aufzucht von Salzwassergarnelen geboren. Nach zwei Jahren<br />

Bauzeit öffnete im Jahr 2020 das Unternehmen White Panther, das die<br />

berühmte „White Tiger“-Garnele und den Panther aus dem steirischen<br />

Wappen in einer Marke vereint, seine Pforten. Das innovative Start-up,<br />

ein Projekt der Flick-Privatstiftung, züchtet neben der „White Tiger“­<br />

Garnele, die für ihren süßlich-milden Geschmack und einen knackigen<br />

Biss geschätzt wird, auch die futuristisch anmutende Blaue Garnele.<br />

Wenn man sie roh genießt, ist sie nicht nur ein Gaumenschmeichler,<br />

sondern auch für das Auge ein Leckerbissen. Sobald man sie kocht, verliert<br />

sie jedoch ihr intensives Blau, überzeugt aber weiterhin mit einem<br />

nussig-feinen Aroma. Das Besondere an der Produktion ist, dass alle<br />

Wachstumsschritte <strong>–</strong> vom Ei bis zum ausgewachsenen Tier <strong>–</strong> direkt vor<br />

Ort vollzogen werden, die Tiere ohne Einsatz von Antibiotika, Hormonen<br />

und Chemie heranwachsen und in einer verantwortungsvollen<br />

Kreislaufwirtschaft der ökologische Fußabdruck so gering wie möglich<br />

gehalten wird. Aus geschlägertem Holz und Fallholz aus dem Wald<br />

wird im eigenen Kraftwerk Ökostrom gewonnen, auf diese Art und<br />

Weise produziert man jährlich mehr als 1,5 Millionen Kilowattstunden.<br />

Mit der Abwärme, die dabei entsteht, wird Heu für das Wild getrocknet,<br />

das Wirtschaftsgebäude geheizt, und die Garnelenbecken werden auf<br />

28 Grad reguliert. Für die ausgezeichnete Meerwasserqualität, in der<br />

sich die steirischen Gebirgsgarnelen sehr wohlfühlen, sorgt das kristallklare<br />

Quellwasser aus dem Almbach, versetzt mit Salz, Mineralien und<br />

Algen, die ebenfalls selbst kultiviert werden. Sogar bei der Verpackung<br />

wird der Aspekt der Nachhaltigkeit gelebt. Die frischen und nicht tiefgefrorenen<br />

„White Panther Gebirgsgarnelen“ werden in einer umweltfreundlichen<br />

Isolierverpackung aus Stroh und kompostierbarem Vlies<br />

auf ihre kulinarische Reise geschickt. Auf das übliche Styropor wird<br />

komplett verzichtet. Kaufen kann man diese Köstlichkeit im Gebirgsgarnelenshop<br />

vor Ort, online unter whitepanther.com und auch bei<br />

handverlesenen Lebensmittelhändlern in ganz Österreich.<br />

Diese wegweisende Brutzuchtanlage in der Steiermark hat aber<br />

noch einen weiteren Vorteil, bietet sie doch auch anderen Aquakulturanlagen<br />

weltweit die Möglichkeit, Tiere statt aus den USA aus<br />

Österreich zu beziehen. Knapp 50 Millionen Postlarven sollen in<br />

Zukunft pro Jahr international, auch über die Grenzen Europas<br />

hinaus, exportiert werden.<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

197


KULINARIK | MENU À LA CHEF<br />

Genial<br />

regional<br />

Im „Taubenkobel“ kann man die Frische des Frühlings mit allen<br />

Sinnen genießen. Denn sowohl die unbändige Liebe zu Flora und<br />

Fauna als auch der Respekt davor werden in einem der besten<br />

Restaurants des Landes seit jeher hochgehalten<br />

W<br />

Im idyllischen Garten taucht man in die<br />

kulinarischen Highlights der regionalen<br />

Küche mit internationalem Flair ein<br />

R<br />

Barbara Eselböck und Alain Weissgerber<br />

sind geborene Gastgeber mit viel<br />

Leidenschaft und Kreativität<br />

Redaktion: Elisabeth Muth, Fotos: Philip Horak<br />

Fast versteckt südlich von Wien findet sich eines der besten<br />

Restaurants Österreichs. Gegründet 1984, liegt das „Relais &<br />

Châteaux Taubenkobel“ idyllisch im kleinen Ort Schützen,<br />

nur unweit vom Neusiedler See, und macht mit seiner<br />

außergewöhnlichen Küche international von sich reden.<br />

Wer hätte gedacht, dass dieses kleine Hideaway einmal zu den großartigsten<br />

Restaurants der Welt zählen würde? Den Grundstein dafür<br />

legten Eveline und Walter Eselböck, zu Recht Gastronomielegenden,<br />

die es behutsam aufbauten. Seit mehreren Jahren führt Tochter Barbara<br />

Eselböck gemeinsam mit ihrem Mann, dem Sternekoch Alain<br />

Weissgerber, selbst kompromissloser Idealist in Bezug auf Saison und<br />

Regionalität, diese kulinarische Institution mit viel Leidenschaft und<br />

Kreativität fort. Mit seiner ganz eigenen Handschrift definierte er die<br />

legendäre Küche neu <strong>–</strong> aber nicht alles.<br />

Denn der „Taubenkobel“ war und ist ein Paradies für Genießer<br />

und Kunstliebhaber, die sich auf eine spannende, naturnahe Küche<br />

einlassen möchten. Gesammelt, verkocht und eingelegt wird alles,<br />

was im Garten wächst. Von frischem Bärlauch bis zu Akazien- und<br />

Kirschblüten, Hagebutten, grünen Nüsse und allen Pflanzen, die<br />

Wald und Wiese sonst noch hergeben. Der Ausnahmekoch arbeitet<br />

nur mit Produzenten, die er persönlich kennt und die seinen<br />

Anspruch an Qualität teilen. So wird auch das Brot selbst gebacken.<br />

Seine Küchenlinie setzt kompromisslos auf den ursprünglichen<br />

Geschmack, denn gutes Essen beginnt für ihn bei natürlich angebauten<br />

Zutaten, nachhaltigem Fischfang und biologischer Viehzucht.<br />

Seine Lehr- und Wanderjahre verbrachte der gebürtige Elsässer in<br />

Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Stationen<br />

unter anderem bei Joël Robuchon, Wolfgang Puck, Elena Arzak und<br />

Hans Haas. Nach einer Zeit bei Otto Koch in München und Heinz<br />

Reitbauer im Wiener „Steirereck“ eröffnete er 1993 sein erstes<br />

eigenes Restaurant in Weiden am See, 2010 folgte gemeinsam mit<br />

seiner Frau Barbara der Einstieg in das Familienunternehmen<br />

„Tauben kobel“, dessen Führung die beiden 2014 übernahmen.<br />

In der hauseigenen Greißlerei, der kleinen Schwester des „Taubenkobel“,<br />

setzen die beiden Masterminds auf charmante Bistro-<br />

Atmosphäre und machen in der offenen Schauküche Lust auf die<br />

großen Menüs nebenan. Neben feinen Delikatessen gibt es auch<br />

Küchengeschirr und Wohnaccessoires, Alimentari wie Käse, Schinken<br />

und Marmeladen zum Mitnehmen <strong>–</strong> entweder selbst oder mit Liebe<br />

in der Region gemacht. Die familiäre Atmosphäre, die unvergessliche<br />

Küche und die perfekte Betreuung durch die Gastgeber machen das<br />

Refugium zu einem einzigartigen Place-to-be. Und sollte es einmal<br />

etwas länger werden, übernachtet man einfach in einer der elf<br />

individuellen Suiten des Hauses. Möbelstück für Möbelstück hat<br />

Seniorchef Walter Eselböck jedes Zimmer zu einem Unikat werden<br />

lassen. Nicht umsonst wird behauptet, er sei ein Koch, in dem ein<br />

Designer wohnt. Das nachfolgende „Menu à la Chef“ von Alain Weissgerber<br />

ist eine kulinarische Hommage an den Frühling und die<br />

Wiedergeburt der Natur. Wir wünschen bon appétit!<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

199


KULINARIK | MENU À LA CHEF<br />

Kohlrabi <strong>–</strong> Koriander <strong>–</strong><br />

Leindotter<br />

200<br />

SPRING <strong>2023</strong>


Bachsaibling <strong>–</strong><br />

Mandeln <strong>–</strong> Begonie<br />

201


202<br />

Gänseleber <strong>–</strong> Mohn <strong>–</strong> Kirsche


KULINARIK | MENU À LA CHEF<br />

Hahn <strong>–</strong> Zucchiniblüte <strong>–</strong> Ei<br />

Waldmeister <strong>–</strong><br />

Bittersalate <strong>–</strong> Rhabarber<br />

SPRING <strong>2023</strong><br />

203


TRAVEL<br />

Family<br />

AFFAIR<br />

Ich gebe es zu, ich bin ein Reise-Junkie. Reisen<br />

ist für mich nicht nur die Fortbewegung von<br />

einer Destination zur nächsten, es ist viel mehr.<br />

Es geht um das Entdecken anderer Kulturen,<br />

Traditionen und um das Erforschen einzigartiger<br />

Orte. Es bedeutet für mich Unabhängigkeit<br />

und die Freiheit, die Welt kennenzulernen zu<br />

dürfen. Und zwar mit allen Sinnen. Kurz gesagt,<br />

es ist ein unglaublich spannender Lernprozess,<br />

der nie langweilig wird. Man sieht Dinge, die zu<br />

Hause völlig anders funktionieren, und versteht,<br />

dass es die Unterschiede sind, die das Leben<br />

erst interessant machen. Diese kleinen Mosaiksteine<br />

nimmt man von jeder Reise mit, und sie<br />

hinterlassen, glücklicherweise, etwas Bleibendes. Zugegeben, ich<br />

reise viel, das lässt sich auch beruflich nicht vermeiden, aber ich<br />

möchte keine Sekunde missen. Einen ganz besonderen Charme, der<br />

schwer in Worte zu fassen ist, haben für mich kleine, aber feine<br />

Boutique-Hotels. Hier kann ich mit den Gastgebern ins Gespräch<br />

kommen, mich austauschen und in die Geschichte des Hauses eintauchen.<br />

Viele der Boutique-Hotel-Besitzer lieben das genauso wie<br />

ich, denn sie wollen Menschen aus aller Herren Länder kennenlernen.<br />

Weil es einfach ihr Leben bereichert.<br />

Es ist das intime Ambiente, die freundlichen, unaufdringlichen<br />

Aufmerksamkeiten, die einen durch den Tag begleiten, der perfekte<br />

Service mit dem einzigen Ziel, dass man sich wirklich wohlfühlt. Oft<br />

befinden sich diese kleineren Hotels auch in denkmalgeschützten<br />

Bauten, wo es natürlich viel zu erleben gibt. Oder sie sind nach einem<br />

bestimmten Thema eingerichtet. Aber vor allem sind sie eines, und<br />

genau das macht sie so einzigartig: familiär.<br />

Deshalb haben wir uns auf die Suche begeben und unsere<br />

Top-Boutique-Hotels, die wir Ihnen ans Herz legen möchten, auch<br />

gefunden. Jetzt im Frühling will man wieder hinaus und frische Luft<br />

schnuppern, Städte erkunden, neue Lokale entdecken und sich voll<br />

und ganz auf die jeweilige Umgebung einlassen. Sei es für einen Kurztrip<br />

übers Wochenende oder auch für private oder berufliche Langzeitaufenthalte.<br />

Wobei eines auf einer Reise natürlich besonders wichtig<br />

ist: sich wie zu Hause zu fühlen, nur vielleicht ein wenig besser!<br />

Viel Spaß beim Entdecken wünscht Ihnen<br />

Ihre Elisabeth Muth<br />

Foto: Jürgen Hammerschmid<br />

204 SPRING 2022


Zertifiziert & kompatibel mit<br />

DIE MODULARE OUTDOORKÜCHE FÜR WEBER GRILLS<br />

Vom Weber Gasgrill zur Outdoorküche<br />

Das modulare BBQ Kitchen Anbausystem ermöglicht es, seine Outdoorküche ganz individuell nach den jeweiligen<br />

Wünschen mit Laden-, Gaskocher-, Spül- oder Türmodulen zusammenzustellen und so seinen Grill um eine<br />

perfekt durchdachte Küche für den Außenbereich zu erweitern. Die hochwertige Outdoorküche,<br />

die attraktivsten Weber Grill Angebote und alles rund um‘s Grillen finden Sie in den<br />

Weber Stores. Egal ob die ideale Lösung für die Terrasse oder den Balkon - hier<br />

bekommen Sie die beste Beratung, Service und die größte Weber Grill Auswahl.<br />

Auch viele Weber Grill- & Geschenkideen, wie brandneues<br />

Grillzubehör oder personalisiertes Grillbesteck,<br />

warten in unseren Weber Erlebniswelten auf<br />

euch. Zusätzlich bietet der Grill & Co Campus mit<br />

der integrierten Weber Grill Academy die größte<br />

Auswahl an Grillkursen in ganz Österreich.<br />

GUTSCHEINE UND TERMINE AUF GRILLCO.AT<br />

Veranstaltungen vom Grill & Co Campus gibt es in allen Weber Original Stores hosted by Grill & Co, mit Grillkursen<br />

der Weber Grill Academy, Fleisch Spezialkursen & Genuss Events. Gemeinsam grillt ihr mit den besten<br />

Weber Grillmeistern. Unsere Event- & Seminarlocations stehen auch für Geburtstagspartys, Weihnachtsfeiern &<br />

Firmenevents zur Verfügung. Exklusiv in Graz: BBQ 1952 - das Bistro-Restaurant.<br />

by<br />

VEREINBAREN SIE JETZT IN EINEM UNSERER WEBERS STORES IHREN PERSÖNLICHEN BERATUNGSTERMIN<br />

MARCHTRENK<br />

Welser Straße 33<br />

4614 Marchtrenk<br />

+43 5 7011-100<br />

office@grillco.at<br />

Öffnungszeiten Store:<br />

Mo-Fr: 9 - 18 Uhr<br />

Sa: 9 - 15 Uhr<br />

@WeberStoreMarchtrenk<br />

WWW.GRILLCO.AT<br />

WIEN SÜD (BRUNN/GEBIRGE)<br />

Wienerstraße 131-133<br />

2345 Brunn am Gebirge<br />

+43 5 7011-200<br />

wien@grillco.at<br />

Öffnungszeiten Store:<br />

Mo-Fr: 10 - 18:30<br />

Sa: 9 - 16 Uhr<br />

@WeberGrillVienna<br />

GRAZ-SEIERSBERG<br />

Rudolf-Kratochwill-Straße 3<br />

8054 Seiersberg<br />

+43 5 7011-300<br />

graz@grillco.at<br />

Öffnungszeiten Store<br />

Mo-Sa: 9:30 - 18 Uhr<br />

@WeberGraz<br />

WIEN NORD (FLORIDSDORF)<br />

Angyalföldstraße 101<br />

1210 Wien<br />

+43 5 7011-400<br />

wien-nord@grillco.at<br />

Öffnungszeiten Store:<br />

Mo-Fr: 10 - 18 Uhr<br />

Sa: 9 - 15 Uhr<br />

@WeberGrillVienna<br />

WIENER NEUSTADT<br />

Am Reitweg 55<br />

2700 Wiener Neustadt<br />

+43 5 7011-500<br />

wiener-neustadt@grillco.at<br />

Öffnungszeiten Store:<br />

Mo-Fr: 10 - 18 Uhr<br />

Sa: 9 - 15 Uhr<br />

@WeberStoreWN


TRAVEL<br />

Die Rooftop-Bar im<br />

„Laguna Faro Suites“<br />

ist der perfekte Ort,<br />

um die Gedanken<br />

schweifen zu lassen<br />

Fotos: Laguna Faro Suites, Patrick Schwienbacher<br />

206 SPRING 2022


KLEIN<br />

FEIN<br />

Sie sind alle persönlich geführt, individuell, stilvoll und<br />

charmant luxuriös. AURUM <strong>999</strong>,9 hat die besten<br />

Boutique-Hotels mit familiärer Atmosphäre kuratiert,<br />

die es jetzt im Frühling unbedingt zu entdecken gilt<br />

Von Elisabeth Muth<br />

207


h<br />

Die luxuriöse Ausstattung der Suiten verspricht einen wunderbaren<br />

Aufenthalt, das Kingsize-Bett sorgt für angenehme Träume<br />

v<br />

Aus dem Whirlpool lässt sich das Geschehen im Hafen entspannt beobachten,<br />

der großartige Blick lädt zum längeren Verweilen<br />

Fotos: Laguna Faro Suites, Patrick Schwienbacher<br />

208


TRAVEL<br />

ITALIEN, GRADO:<br />

Design pur auf<br />

der Goldinsel<br />

LAGUNA FARO SUITES<br />

Dieses Hideaway bietet eine neue Perspektive auf die Lagune von<br />

Grado. Wer einmal den spektakulären Ausblick von der Dachterrasse,<br />

entweder entspannt im Infinity-Pool oder bei einem Drink an der<br />

Rooftop-Bar, genossen hat, wird das „Laguna Faro Suites“ garantiert<br />

nicht mehr vergessen. Stilvoll und mit Fingerspitzengefühl hat die<br />

Design-Ikone Patricia Urquiola den 34 Suiten Leben eingehaucht.<br />

Warme Farben, darunter Braun- und Beigetöne, aber auch sattes<br />

Grün, spiegeln die Balance zwischen Mensch und Natur wider und<br />

verleihen dem Haus ein elegantes Ambiente. Das Nonplusultra sind<br />

ein Kingsize-Bett und die große Terrasse mit Meerblick, die jede<br />

Suite adeln. Wenn man die Adria aber nicht nur bewundern, sondern<br />

auch voll auskosten möchte, kann man das am dazugehörigen Privatstrand<br />

„Stabilimento Tivoli“ in vollen Zügen. Einst gehörte Grado zur<br />

österreichisch-ungarischen Monarchie und wurde 1882 von Kaiser<br />

Franz Joseph als Kur- und Badeort anerkannt. Es war der Startschuss<br />

für den touristischen Aufstieg. Die malerische Altstadt, elegante<br />

Boulevards, Jugendstilvillen und die farbenfrohen Fischerhäuser im<br />

Hafen zogen innerhalb der vergangenen 130 Jahre österreichische<br />

Persönlichkeiten wie Otto Wagner, Adele Bloch-Bauer oder Baron<br />

Bianchi an. Das „Laguna Faro Suites“ ist ein Rückzugsort für<br />

Erwachsene, die Entspannung, Ruhe und Privatsphäre suchen.<br />

lagunafarosuites.com<br />

h<br />

Beeindruckend ist auch der<br />

Infinity-Pool auf der Dachterrasse<br />

k<br />

Jede Suite verfügt über eine große<br />

Terrasse mit Blick auf das Meer<br />

SPRING 2022<br />

209


TRAVEL<br />

GRENADA, L’ANSE AUX EPINES:<br />

Fünf-Sterne-Luxus direkt<br />

am Sandstrand<br />

CALABASH, LUXURY BOUTIQUE HOTEL<br />

Fotos: Calabash Luxury Boutique Hotel, Grenada<br />

210<br />

SPRING 2022


Das „Floating Breakfast“ gilt als eine<br />

der Spezialitäten<br />

h<br />

Am Calabash Beach gibt es nur<br />

eines zu tun: relaxen<br />

x<br />

Der Living-Room einer der Pool<br />

Suiten mit Blick in den Garten<br />

Gäste werden sich im wunderschönen, direkt am Strand gelegenen<br />

Luxus-Boutique-Hotel „Calabash“ im Süden der Insel Grenada besonders<br />

wohlfühlen. Ist es doch die Philosophie der Eigentümerfamilie<br />

und des engagierten Teams, jeden Gast persönlich mit Namen und<br />

nicht nur mit der Zimmernummer zu kennen. Das Anwesen wurde<br />

1987 von der Familie Garbutt erworben, die es heute noch besitzt,<br />

leitet und auch ihr Zuhause nennt. Im acht Hektar großen Garten verteilen<br />

sich 30 luxuriöse Suiten im traditionellen Stil und bieten einen<br />

einzigartigen Blick auf das Karibische Meer sowie den makellosen<br />

Sandstrand. Im Wellnessbereich lösen sich die Alltagssorgen in Luft<br />

auf, und der fantastische Außenpool verspricht Badespaß vom Feinsten.<br />

Sollte man auf der Suche nach mehr Action sein, lockt natürlich<br />

auch ein vielseitiges Freizeitangebot, wie Sporttauchen oder Segeln,<br />

am puderzuckerweißen Sandstrand. Neben drei Bars ist das Restaurant<br />

„Rhodes“ mit Blick in den Garten eines von zwei Gourmettempeln.<br />

Die Familie Garbutt ist zudem intensiv an der nachhaltigen<br />

Entwicklung der Insel beteiligt, indem sie ihre Beziehungen zu lokalen<br />

Erzeugern pflegt und stets den Schutz der Umwelt im Auge hat.<br />

Da ist es nur logisch, dass das „Calabash“ 2022 zum achten Mal in<br />

Folge mit dem World Travel Award als „Grenada’s Leading Boutique<br />

Hotel“ ausgezeichnet wurde. Kein Wunder, fühlt man sich doch von<br />

der ersten Sekunde an willkommen.<br />

calabashhotel.com<br />

211


h<br />

Die Suiten entführen in andere<br />

Zeiten und Kulturen und<br />

erzählen Geschichten<br />

v<br />

Kühl und schattig präsentieren<br />

sich die Innenhöfe<br />

Fotos: La Sultana Marrakech<br />

212


TRAVEL<br />

MAROKKO, MARRAKESCH:<br />

Ein Traum aus<br />

1001 Nacht<br />

LA SULTANA MARRAKECH<br />

Reisende, die Marrakesch von seiner ursprünglichsten und historischen<br />

Seite erleben möchten, wählen das „La Sultana“, das durch seine<br />

außergewöhnliche Nähe zum Königspalast im Kasbah-Viertel besticht,<br />

das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. In Zusammenarbeit mit<br />

dem Denkmalschutz wurde das architektonische Erbe der Medina<br />

wieder zum Leben erweckt, die ehemaligen Getreidespeicher sind<br />

nun Innenhöfe, und von den Terrassen in den oberen Stockwerken<br />

blickt man auf das Mausoleum der saadischen Prinzen. Das luxuriöse<br />

Hotel verfügt über 28 Zimmer mit modernster Ausstattung, und alle<br />

haben Panoramablick. Die eindrucksvolle 2.000 Quadratmeter große<br />

Dachterrasse, ein ausgezeichneter Concierge-Service, der wunderschöne<br />

Pool und das hauseigene Restaurant mit lokalen und internationalen<br />

Spezialitäten sind nur einige Highlights, die dieses luxuriöse<br />

Haus bietet. Alle Zimmer sind mit Kunstwerken aus Sammlungen<br />

dekoriert und beeindrucken mit hohen Decken, Marmorsäulen und<br />

edlem Holzdekor, um eine ganz besondere Atmosphäre mit raffinierter<br />

Noblesse zu schaffen. Üppige Gärten laden zum Flanieren ein, der<br />

beheizte Pool, ein Spa, zwei Restaurants, eine Cocktail- und eine<br />

Mezze-Bar sowie ein Fitnessraum zum entspannten Verweilen. Die<br />

Vergangenheit der Residenz wurde authentisch erhalten und die traditionelle<br />

Architektur des Gebäudes bewahrt. Hier lässt es sich tief in<br />

die marokkanische Kultur eintauchen!<br />

lasultanahotels.com<br />

h<br />

Stilvolles Design und<br />

kulinarische Köstlichkeiten<br />

adeln diese Residenz<br />

k<br />

Besichtigungen des<br />

„Jardin Majorelle“ von Yves<br />

Saint Laurent organisiert das<br />

Team vor Ort sehr gerne<br />

SPRING 2022 213


TRAVEL<br />

GRIECHENLAND, MYKONOS:<br />

Griechisches Design trifft Boho<br />

ROCABELLA MYKONOS<br />

Minimalistisch und schick vereint das „Rocabella Mykonos“ natürliche<br />

Materialien und schafft beruhigende Räume, die den inneren<br />

Frieden fördern und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf die majestätische<br />

Umgebung lenken. An diesem Boheme-Rückzugsort wird<br />

das Leben wieder langsamer, einfacher und authentisch. Die nur 26<br />

Zimmer spiegeln die kykladische Ästhetik wider, schlichte Linien und<br />

helles Weiß rücken das Wichtigste in den Mittelpunkt <strong>–</strong> nämlich den<br />

Gast selbst. Die Innenräume verschmelzen fast magisch mit der<br />

Außenwelt und machen die Landschaft zum Teil des Dekors. Im<br />

„Rocabella Spa“ hat man sich der Pflege von Körper, Geist und Seele<br />

verschrieben. Im Sinne der ganzheitlichen Lehre stehen sogar eigens<br />

ausgebildete Yoga-Lehrer bereit, damit man voll und ganz abschalten<br />

kann und wieder zu sich selbst findet. Auch die Kulinarik kommt<br />

nicht zu kurz, das Team bietet einen Meisterkurs in kreativer, griechischer<br />

Küche an. Unter Anleitung des Chefkochs lernt man, wie lokale<br />

Spezialitäten zubereitet werden, und genießt sie anschließend unter<br />

einer Pergola mit Blick auf die Ägäis. Einfach traumhaft. Der hauseigene<br />

Sommelier präsentiert dabei die griechischen Weinsorten und<br />

lädt auf das eine oder andere Glas zur Verkostung ein. Intimität und<br />

Privatsphäre sind die Grundpfeiler des „Rocabella Mykonos“, das privat<br />

geführte Haus schreibt persönliche Betreuung groß und verwöhnt<br />

Sie rund um die Uhr. Ein Ort, den es unbedingt zu entdecken gilt!<br />

rocabella-hotel-mykonos.com<br />

h<br />

Bohemian Style, wohin man schaut, einfach<br />

und authentisch ist auch die Dekoration<br />

Auch abends sind die Pool-Bungalows<br />

Rückzugsort und Place-to-be<br />

x<br />

Fotos: Rocabella Mykonos<br />

214 SPRING 2022


The perfect<br />

breakaway holiday<br />

in Prague<br />

Have a break from your daily routine.<br />

Stay in a baroque palace in the center<br />

of Prague. Enjoy the best view in<br />

town. Spoil yourself & your partner.<br />

www.themozart.com


W<br />

Die Mischung macht die<br />

Ausstattung so besonders:<br />

Avantgarde trifft Klassik<br />

O<br />

Die Lounge des<br />

Sterne-Restaurants im<br />

Outdoor-Bereich ist privat<br />

und sehr persönlich<br />

Fotos: Hotel Único<br />

216


TRAVEL<br />

SPANIEN, MADRID:<br />

Kulinarische<br />

Highlights auf<br />

Sterne-Niveau<br />

HOTEL ÚNICO MADRID<br />

Echte Erlebnisse, tadelloser Service und persönliche Betreuung, das<br />

sind die Attribute, die für Pau Guardans, den in Barcelona geborenen<br />

Hotelier und Gründer der Único-Hotels das Allerwichtigste sind. Sein<br />

„Hotel Único Madrid“ hat Charakter und ist geprägt von Raffinesse,<br />

Exklusivität, Charme und Luxus. Hinter der denkmalgeschützten Fassade<br />

verbergen sich 44 Zimmer und Suiten, die mit wunderschönen<br />

hohen Decken sofort für ein Wohlfühlgefühl sorgen. Auch in der festlichen<br />

Haupttreppe und den Marmormosaiken spiegelt sich der palastartige<br />

Charakter des Gebäudes wider. Der historische Palast aus dem<br />

19. Jahrhundert hat sogar noch zwei weitere Geheimnisse, die es unbedingt<br />

zu entdecken gilt. Nämlich das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete<br />

Hotelrestaurant „Ramón Freixa Madrid“ mit eigener<br />

Lounge im privaten Outdoor-Bereich, das sich international einen<br />

Namen bei Gourmetkritikern gemacht hat. Aber auch der fast versteckte<br />

Innengarten, der zum Innehalten einlädt und absolute Privatsphäre<br />

verspricht, ist eine malerische Besonderheit. Im Fünf-Sterne-Designhotel<br />

erleben die Gäste den Flair eines alten Herrenhauses gepaart mit<br />

avantgardistischer Eleganz und Kunst. Mehrere Lounge-Bereiche und<br />

eine Bibliothek laden zum Verweilen ein, im Wellness-Bereich wird<br />

eine Reihe von Massagen angeboten und im modernen Fitnesscenter<br />

kann man einen Personal Trainer buchen, um auch im Urlaub fit und in<br />

Form zu bleiben. Das Sterne-Restaurant „Ramón Freixa Madrid“ ist<br />

eine absolute Empfehlung für Liebhaber ausgezeichneter Küche!<br />

unicohotelmadrid.com<br />

k<br />

Charmant und exklusiv<br />

präsentieren sich die<br />

Suiten und verströmen<br />

eleganten Flair<br />

SPRING 2022 217


TRAVEL<br />

FRANKREICH, PARIS:<br />

Private Luxury im Herzen der Stadt<br />

RELAIS CHRISTINE<br />

Fotos: Relais Christine<br />

218 SPRING 2022


k<br />

Der Salon verführt zu längerem<br />

Verweilen und dem einen oder<br />

anderen Spiel<br />

l<br />

Das verborgene Refugium<br />

offenbart sich erst, wenn man<br />

eintritt<br />

Ein geschichtsträchtiger Ort und ein Geheimtipp auf der Île-de-<br />

France ist das „Relais Christine“, dessen Ausstattung Luxus neu interpretiert.<br />

Die bevorzugte Adresse für Paris-Liebhaber und die freundliche<br />

Atmosphäre des familiengeführten Hauses sowie der<br />

aufmerksame Service und die Partnerschaft mit Guerlain machen das<br />

Haus zu einem ganz besonderen Place-to-be. Alle 48 wunderschönen<br />

Zimmer und Suiten bestechen durch Antiquitäten, kuscheligen Samt,<br />

warmes Holz, Toile-de-Jouy-Drucke und Himmelbetten, sind individuell<br />

und besonders charmant. Die Einrichtung wurde von Innenarchitektin<br />

Laura Gonzalez entworfen, die Alt und Neu auf brillante<br />

Weise miteinander kombiniert hat. Die ehemalige alte Stadtvilla, die<br />

ihren Charme voll und ganz bewahren konnte, liegt zentral am linken<br />

Seine-Ufer von Paris, von der Straße aus wirkt das Hotel mit seinem<br />

kleinen, gepflasterten Innenhof, den Hollywoodschaukeln und den<br />

von Efeu begrünten Fassaden wie ein verborgenes Refugium. Die<br />

meisten der Zimmer und Suiten haben eine beeindruckende Deckenhöhe,<br />

sie alle warten mit prachtvollen Tapeten auf, einige besitzen<br />

eine Terrasse, die direkt in den Garten führt, nur wenige Gehminuten<br />

entfernt von der Kathedrale Notre-Dame. Das „Guerlain-Spa“ mit<br />

Sauna im Gewölbe eines alten Zisterzienserklosters aus dem 13. Jahrhundert<br />

lädt zum exklusiven Wellness-Erlebnis ein. So lässt sich Paris<br />

stilvoll und wahrhaftig erleben!<br />

relais-christine.com<br />

v<br />

In der Superior-Suite genießt man den Charme des alten Herrenhauses.<br />

Satte Farben verleihen dem Raum historische Eleganz<br />

219


h<br />

Im „Pines’ Shelter“ blieb die Zeit wohl stehen,<br />

was für eine wunderbare Atmosphäre!<br />

v<br />

Einfach spektakulär diese Aussicht, hier müssen<br />

die Sonnenuntergänge ganz besonders sein<br />

Fotos: Areias do Seixo<br />

220


TRAVEL<br />

PORTUGAL, TORRE VEDRAS:<br />

Nachhaltiges<br />

Design in den<br />

Sanddünen<br />

AREIAS DO SEIXO HOTEL<br />

Außergewöhnlich, innovativ und extravagant, das sind die drei Schlagworte,<br />

mit denen man das „Areias do Seixo“ beschreiben kann. Die<br />

Eigentümer Marta Fonseca und Goncalo Alves haben sich damit einen<br />

Wunsch erfüllt und einen Ort kreiert, an dem sie Gäste aus aller Welt<br />

in einer zauberhaften, magischen und familiären Umgebung willkommen<br />

heißen. Das stylishe Hotel steht im Einklang mit den umgebenden<br />

Sanddünen, einem Pinienwald und dem Meer. Alle zehn<br />

Zimmer, das Penthouse und die Villa verfügen natürlich über einen<br />

Meer- und Strandblick und sind mit einem von der Decke hängenden,<br />

offenen Kamin ausgestattet. Mit viel Liebe und Hingabe wird auch im<br />

Restaurant gekocht, selbstverständlich mit natürlichen Zutaten aus<br />

der Region. Das Spa strahlt Ruhe und Wohlbefinden aus, ein Gewächshaus<br />

steht für Veranstaltungen zur Verfügung. Das „Areias do Seixo“<br />

ist der perfekte Rückzugsort, um sich vom städtischen Trubel zu<br />

erholen und Energie zu tanken. Das Hoteldesign stammt vom Architekten<br />

Vasco Vieira und berücksichtigt die Harmonie der umgebenden<br />

Landschaft und der Materialien wie Stein, Kiesel, Glas und Holz. An<br />

diesem ökologischen Ort, der die Prinzipien des nachhaltigen Tourismus<br />

wie Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Nutzung der<br />

natürlichen Ressourcen anwendet, fügt sich alles zu einem wunderbaren<br />

Hideaway zusammen. Design verschmilzt mit Natur und lässt<br />

so Raum für neue Gedanken!<br />

areiasdoseixo.com<br />

h<br />

Jede Suite ist speziell und ganz anders,<br />

mit ihrem eigenen Flair<br />

k<br />

Privacy pur im Outdoor-Badezimmer,<br />

wärmendes Kaminfeuer inbegriffen<br />

SPRING 2022 221


TRAVEL | WITH THE STARS<br />

Die Skyline von<br />

New York bietet dem<br />

Gast eine beeindruckende<br />

Kulisse<br />

E<br />

Die „Drawing Room“-Bar<br />

mit einer langen Tafel<br />

verspricht eindrucksvolle<br />

Abende voll<br />

kulinarischer Genüsse<br />

R<br />

Asiatisch und<br />

europäisch „in the mix“:<br />

Zurückhaltend,<br />

einladend und gemütlich<br />

präsentiert sich die<br />

Mischung der Stile<br />

Redaktion: Elisabeth Muth, Fotos: The Greenwich Hotel<br />

222<br />

SPRING 2022


FILMREIFER<br />

CHECK-IN<br />

Robert De Niro, Schauspieler,<br />

Oscarpreisträger, Regisseur und<br />

Produzent, ist nicht nur ein begnadetes<br />

Leinwandtalent, sondern brilliert in<br />

seiner Heimatstadt New York auch als<br />

Luxus-Hotelier<br />

Am Filmset ist er ein Perfektionist. Klassiker wie „Der Pate <strong>–</strong> Teil II“,<br />

„Es war einmal in Amerika“ oder „Meine Braut, ihr Vater und ich“<br />

machten ihn einst zur Schauspiel-Legende. Auch bei der Realisierung<br />

seines „Greenwich Hotel“ in Greenwich Village, einem Künstler- und<br />

Szeneviertel an der West Side von Manhatten in New York, blieb er<br />

dieser Detailbesessenheit treu. Sogar die Ziegelsteine für die auffallende<br />

Fassade wurden exakt nach seinen Vorstellungen konzipiert,<br />

um die richtige Patina zu erlangen, die ihm vorschwebte. Ein Stil, der<br />

im Inneren des Gebäudes weiter perfektioniert wurde, dominieren<br />

doch kräftige, wiederverwendete Eichenbalken, Wohlfühlstoffe, warme<br />

Farbtöne und Terrakotta-Fliesen, die nach dem Vorbild eines italienischen<br />

Palazzo aus dem 14. Jahrhundert gefertigt wurden. Anspielungen<br />

auf seine Wurzeln wie diese entdeckt man bei genauem<br />

Hinsehen im ganzen Haus. Denn eines muss man über De Niro wissen:<br />

Seine Vorfahren väterlicherseits waren italienische Immigranten,<br />

und er selbst ist im New Yorker Stadtteil Little Italy, nur einen Steinwurf<br />

entfernt von China Town, aufgewachsen. Die insgesamt 88 individuell<br />

gestalteten Zimmer symbolisieren das meisterhaft und sind<br />

eine gelungene Mischung aus europäischer und asiatischer Wohnkultur.<br />

An den Wänden sind Bilder von De Niros 1993 verstorbenem<br />

Vater, einem abstrakt expressionistischen Maler, umgeben von kostbaren<br />

Antiquitäten und spannenden Büchern, zu bewundern.<br />

Seit der feierlichen Eröffnung am 1. April 2008 hat dieses prächtige<br />

Haus nichts von seinem Glanz eingebüßt, ganz im Gegenteil.<br />

Internationale Prominenz geht ein und aus, füllt es mit Leben und<br />

schätzt den diskreten Charme, die Ruhe und Privatsphäre. Zu verdanken<br />

ist das sicher auch der subtilen Low-Key-Luxus-Philosophie,<br />

nach der Robert De Niro gemeinsam mit seinem Sohn Raphael und<br />

den erfahrenen Hoteliers Ira Drukier und Richard Born das Hotel<br />

führt. Das grandiose „TriBeCa“-Penthouse beweist das stilsicher on<br />

top. Entworfen wurde es vom weltberühmten Designduo Axel Vervoordt<br />

und Tatsuro Miki, es empfängt seine Gäste auf 260 Quadratmeter<br />

Wohnfläche sowie einer 370 Quadratmeter großen Terrasse<br />

auf mehreren Etagen. Wer also New-York-Luft mit einer faszinierenden<br />

Prise Hollywood-Flair schnuppern möchte, ist hier genau richtig.<br />

223


TRAVEL<br />

Refugium Lunz<br />

Raum und Zeit für sich selbst<br />

Im April <strong>2023</strong> ist es so weit, das „Refugium Lunz“ öffnet seine Türen<br />

für Gäste, die sich gerne kulinarisch verwöhnen lassen möchten und<br />

authentisches Handwerk in einem historischen Gebäude schätzen. Die<br />

Geschichte des Hauses mit seinen außergewöhnlichen 23 Zimmern<br />

reicht bis ins fünfte Jahrhundert zurück. Die Eigentümer Joachim Mayr<br />

und Heinz Glatzl fühlten sich beim Umbau exakt dieser Geschichte<br />

verpflichtet und realisierten einen Ort der Einkehr, der Zuflucht, ein<br />

Refugium. So besticht die 46 Quadratmeter große „Kirchensuite“ mit<br />

einer großen Terrasse und Blick auf das Gotteshaus, einer kleinen<br />

Bibliothek sowie zwei Schlafzimmern und einer Sauna. Kulinarisch<br />

werden die Gäste von Christian Metzger verwöhnt, der bei seinen<br />

Kreationen auf Sorgfalt, Leidenschaft und regionale Qualität setzt.<br />

refugium-lunz.at<br />

New<br />

Places<br />

AURUM <strong>999</strong>,9 ist immer auf der Suche nach brandneuen<br />

Top-Destinationen. Auch in dieser Ausgabe präsentieren wir wieder<br />

einige internationale Highlights und Hideaways<br />

The Amauris Vienna<br />

Eleganz und Schönheit in bester Lage<br />

Brandneu flattert das „The Amauris Vienna“ an der Adresse des ehemaligen<br />

„The Ring“ als einziges „Relais & Chateaux“-Hotel in die<br />

Wiener City. Der Name ist inspiriert von der Gattung der Amauris-<br />

Schmetterlinge und hat für die Luxus-Herberge eine vielschichtige<br />

Bedeutung: „Wir sehen unsere Gäste als diese besonderen Schmetterlinge,<br />

als Besucher aus der Ferne, welche die raffinierte Qualität<br />

unserer Stadt und unseres Hotels erkunden, um sie verändert zu verlassen<br />

und um ihre eigenen Geschichten zu erzählen.“ Dabei zieht sich<br />

das Motto „Explore Beauty“ wie ein roter Faden durch alle Räumlichkeiten.<br />

Jedes Zimmer überrascht mit einer Sammlung von kuratierten<br />

Kunstwerken, im hauseigenen Restaurant „Glasswing“ trifft Wiener<br />

Tradition auf kosmopolitische Innovation, und im Spa-Bereich verwöhnen<br />

zarte Farben, angenehme Düfte sowie ruhige Klänge.<br />

theamauris.com<br />

Aleenta Resort & Spa Chiang Mai<br />

Nachhaltiger Luxus für inneren Ausgleich<br />

Mit dem „Aleenta Resort & Spa Chiang Mai“ eröffnet im zweiten<br />

Quartal <strong>2023</strong> ein neues, nachhaltiges Boutique-Resort im Norden<br />

Thailands. Mit 44 großzügigen Zimmern und Villen, fast schwebend<br />

über einem Swimmingpool mit Lounge-Bereich, Bar, einem Restaurant<br />

und einem Ayurah Wellness Center, richtet sich das Resort an den<br />

gesundheitsbewussten Reisenden, der ganzheitlichen Ausgleich sucht.<br />

Die Ausstattung vereint traditionelles thailändisches Design mit<br />

modernen Aspekten. Ein Highlight ist die „Owner’s Villa“ mit vier<br />

Schlafzimmern bestehend aus goldenem Teakholz, das vom Eigentümer<br />

persönlich gesammelt und restauriert wurde. Das Beste an<br />

medizinischer Wellness mit maßgeschneiderten Programmen und die<br />

kulinarische Vielfalt im Restaurant inklusive eines Ernährungsberaters<br />

runden das Angebot perfekt ab.<br />

aleenta.com<br />

Redaktion: Elisabeth Muth, Fotos: The Amauris Rendering OCD arhitekti, Refugium Lunz, Sophie Kirchner, Gregor Hofbauer, AleentaChiangMai<br />

224 SPRING <strong>2023</strong>


ALPINE EAGLE<br />

- Handgefertigt aus ethischem Gold -<br />

Die elegante und sportliche Uhr Alpine Eagle ist die zeitgemäße Interpretation einer unserer<br />

historischen Ikonen. In ihrem 41 mm großen Gehäuse arbeitet ein als Chronometer zertifiziertes<br />

Automatikwerk, das Kaliber Chopard 01.01-C. Dieser mit Stolz von unseren Kunsthandwerkern<br />

entwickelte und gefertigte Zeitmesser der Extraklasse bezeugt die Expertise und den<br />

Erfindergeist unserer Manufaktur.<br />

CHOPARD BOUTIQUE WIEN<br />

KOHLMARKT 16, +43 (0)1 533 719 719, BOUTIQUE@CHOPARD.AT

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