Unterrichtung - DIP - Deutscher Bundestag
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Drucksache 13/7205 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> -13. Wahlperiode<br />
In vielen Regionen, die mit ihren Produkten in Konkurrenz<br />
zu denen aus den jungen mittel- und osteuropäischen<br />
Demokratien stehen, hat sich insbesondere<br />
der sektorale Anpassungsdruck erheblich verstärkt.<br />
Betroffen sind vor allem Regionen mit hohen<br />
Anteilen von lohnintensiven oder vergleichsweise alten<br />
Industriezweigen, wie z. B. Stahl, Kohle, Werften,<br />
Textil oder Keramik, die vor den Veränderungen in<br />
Osteuropa vornehmlich in Konkurrenz zu ostasiatischen<br />
Schwellenländern standen. In vielen ländlichen<br />
Regionen hat sich der strukturelle Anpassungsdruck<br />
auch durch die EG-Agrarreform erhöht. Der<br />
Abwanderungsdruck ist in vielen ländlichen Regionen<br />
hoch, weil Ersatzarbeitsplätze außerhalb der<br />
Landwirtschaft rar sind. Die Gemeinschaftsaufgabe<br />
muß hier auch weiterhin dazu beitragen, Ersatzarbeitsplätze<br />
zu schaffen bzw. vorhandene Arbeitsplätze<br />
zu sichern.<br />
Der Truppenabbau in Folge der globalen Ost-West<br />
Entspannung stellt strukturschwache Regionen vor<br />
zusätzliche Anpassungsprobleme.<br />
Die Gemeinschaftsaufgabe muß daher auch in den<br />
alten Ländern in Zukunft dazu beitragen, in den<br />
strukturschwachen Regionen den Strukturwandel zu<br />
flankieren und die Wachstumskräfte zu stärken.<br />
3. Die Gemeinschaftsaufgabe als spezialisiertes<br />
Instrument zur regionalen Wirtschaftsförderung<br />
im Rahmen der Regionalpolitik<br />
3.1 Regionalpolitische Aufgabenverteilung<br />
im föderativen System<br />
Für Regionalpolitik sind in der Bundesrepublik<br />
Deutschland gemäß Artikel 30 bzw. Artikel 28 GG<br />
primär die Länder und die kommunalen Gebietskörperschaften<br />
zuständig. Entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip<br />
sollen sie regionale Strukturprobleme so<br />
weit wie eben möglich aus eigener Kraft lösen. Länder<br />
und Regionen müssen die für die regionale Entwicklung<br />
notwendigen Konzepte und Strategien ausarbeiten,<br />
die vorrangigen Maßnahmen verschiedener<br />
Politikbereiche aufeinander abstimmen und mit regionalen<br />
Eigenanstrengungen verknüpfen; denn die<br />
Länder und Regionen verfügen nicht nur über die beste<br />
Orts- und Problemkenntnis, sie tragen auch die<br />
politische Verantwortung für regionale bzw. lokale<br />
Entwicklungen.<br />
Es ist Aufgabe des Bundes, für die Umstrukturierungs-<br />
und Entwicklungsaktivitäten der Länder und<br />
Regionen den geeigneten Handlungsrahmen zu setzen.<br />
Regionale Strukturprobleme, die von den Ländern<br />
und ihren Regionen nicht aus eigener Kraft bewältigt<br />
werden können, rechtfertigen die flankierende<br />
Unterstützung durch den Bund, denn in diesen<br />
Fällen sind normalerweise auch gesamtwirtschaftliche<br />
Ziele betroffen. Mit der Gemeinschaftsaufgabe<br />
verfügen Bund und Länder über ein bewährtes Instrument,<br />
um die Regionen bei der Bewältigung ihrer<br />
Strukturprobleme zu unterstützen. Bei besonders<br />
gravierenden regionalen Strukturproblemen, die die<br />
Kraft einzelner Mitgliedsstaaten zu überfordern drohen,<br />
oder die eine europäische Dimension aufweisen,<br />
kommt ergänzend auch der Einsatz von EU-Mitteln<br />
aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung<br />
in Frage.<br />
3.2 Grundlagen der regionalen Wirtschaftsförderung<br />
im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe<br />
Im Rahmen der Förderangebote raumwirksamer Politikbereiche<br />
ist die Gemeinschaftsaufgabe ein spezialisiertes<br />
Instrument der regionalen Wirtschaftsförderung.<br />
Ihre Fördermaßnahmen können nach dem Gesetz<br />
über die Gemeinschaftsaufgabe nur in ausgewählten,<br />
strukturschwachen Regionen eingesetzt<br />
werden. Dies sind Regionen, deren Wirtschaftskraft<br />
erheblich unter dem Bundesdurchschnitt liegt - in<br />
der Regel ländliche Regionen - oder Regionen mit erheblichen<br />
Strukturproblemen als Folge des sektoralen<br />
Strukturwandels - in der Regel alte Industrieregionen.<br />
Hinzu kommen nach dem Einigungsvertrag<br />
-<br />
die neuen Länder und Ost-Berlin, die einen historischen<br />
Umstrukturierungsprozeß von einer Plan- zu<br />
einer Marktwirtschaft zu bewältigen haben. Die Gemeinschaftsaufgabe<br />
trägt mit ihrem Förderangebot<br />
dazu bei, interregionale Unterschiede bei der Einkommenserzielung<br />
und der Ausstattung mit Arbeitsplätzen<br />
abzubauen. Sie leistet damit einen Beitrag<br />
zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse<br />
im Bundesgebiet (Artikel 72 Abs. 2 GG und § 2<br />
Abs. 1 ROG).<br />
Zentraler Förderschwerpunkt der Gemeinschaftsaufgabe<br />
ist die Unterstützung der regionalen Investitionstätigkeit,<br />
um Einkommen und Beschäftigung in<br />
den Problemregionen zu erhöhen. Dazu gibt die Gemeinschaftsaufgabe<br />
direkte Zuschüsse zu den Investitionskosten<br />
privater Unternehmen und zu kommunalen<br />
wirtschaftsnahen Infrastrukturprojekten. Infrastrukturförderung<br />
und Investitionskostenzuschüsse<br />
für die gewerbliche Wirtschaft sind ein komplementäres<br />
Förderangebot für strukturschwache Regionen.<br />
Die Maßnahmen der regionalen Strukturpolitik sind<br />
einmalige Beihilfen für Investitionsvorhaben in Betriebsstätten,<br />
die sich längerfristig auch ohne weitere<br />
Förderung durch den Staat am Markt behaupten<br />
müssen.<br />
Die Gemeinschaftsaufgabe fördert nur Investitionen<br />
der gewerblichen Wirtschaft, wenn durch diese Investitionen<br />
zusätzliches Einkommen in der Region entsteht,<br />
so daß das Gesamteinkommen der Region auf<br />
Dauer nicht unwesentlich erhöht wird (Primäreffekt).<br />
Dieses Kriterium gilt als erfüllt, wenn der entsprechende<br />
Betrieb seine Produkte oder Leistungen überwiegend<br />
überregional absetzt. Durch solche Investitionen<br />
erweitert sich die Einkommensbasis, es<br />
kommt zusätzliches Einkommen in die Region. Dieses<br />
zusätzliche Einkommen führt auch bei Unternehmen<br />
mit ausschließlich lokaler oder regionaler Ausrichtung<br />
(lokales Handwerk, Einzelhandel und örtliche<br />
Dienstleistungen) zu zusätzlicher Nachfrage<br />
(Sekundäreffekt). Unternehmen mit überregionalem<br />
Absatz stehen normalerweise im internationalen<br />
Wettbewerb und haben deshalb eine echte Standortwahl.<br />
Für solche Unternehmen sind die Investitionskostenzuschüsse<br />
der GA ein Ausgleich für Standortnachteile<br />
bei Investitionen in den GA-Fördergebie-