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das erzbistum trier - Germania Sacra Online

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34 Quellen, Literatur und Denkmäler<br />

aber die Trierer frühchristlichen Inschriften vorerst nicht näher datierbar<br />

sind, wird man die sancti der Ursinianus-Inschrift nicht als<br />

Zeugnis für Trierer Märtyrer werten können. Anderseits aber ist diese<br />

Quelle sehr wohl geeignet, die heute freilich ohnehin nicht mehr zu<br />

bezweifelnde Trierer Paulinus-Tradition zu erhärten, kann aber auch als<br />

Indiz dafür gelten, daß die bei der Öffnung der St. Paulinus-Gruft im<br />

Jahr 1072 vorgefundenen 14 Särge (vgl. dazu § 20) in die frühchristliche<br />

Epoche zurückreichen können. Sie bargen die Gebeine hervorragender,<br />

verehrungswürdiger Christen - ossa sanctorum 1 ).<br />

Eine zuverlässige Aussage wäre leichter, wenn eine umfassende<br />

archäologische Untersuchung des Gesamtberinges der heutigen St.<br />

Paulinuskirche vorläge. Solange diese noch aussteht, kann jede auch<br />

noch so überzeugende Vermutung über die Frühgeschichte von St.<br />

Paulin - mehr als Vermutungen sind ohnehin nicht möglich - schon<br />

morgen durch neue, auch zufällige Funde widerlegt werden. Andererseits<br />

wird man von einer Grabung auch keine Wunder erwarten dürfen,<br />

zumal bei den verschiedenen Um- und Neubauten <strong>das</strong> Mauerwerk der<br />

Vorgängerbauten vielfach bis auf die Fundamente ausgeräumt wurde<br />

(mündliche Mitteilung von Th. K. Kempf).<br />

Der entscheidende Ansatzpunkt der Geschichte der Kultstätte bei<br />

St. Paulin ist sehr wahrscheinlich die Krypta, die Stelle, an der .1072<br />

der Sarg des Paulinus und die 13 anderen Särge standen. Diese Gruft<br />

(Einzelheiten weiter unten) wurde bald nach 1072 verändert, ohne aber<br />

die Stellung der Särge - mit Ausnahme der sieben Särge im Westen<br />

(s. u.) - zu verändern. Auch bei den späteren Erweiterungs- und Erneuerungsarbeiten<br />

sind dann wahrscheinlich keine Standortveränderungen<br />

mehr vorgenommen worden. So heißt es im Bericht über die<br />

Zerstörung von 1674 ausdrücklich, daß die Stiftsherren auch aus religiösen<br />

Bedenken davon Abstand nahmen, die Reliquien vor der<br />

Sprengung aus den Sarkophagen herauszunehmen (Excidium, Übers.<br />

Buschmann S. 22). Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß dann im 18.<br />

1) Zur Terminologie vgl. Hippolyte Delehaye, Sanctus (Subsidia Hagiographica<br />

17. 1927), wo die St. Pauliner Ursinianus-Inschrift allerdings als Beispiel<br />

für die Bezeichnung von Märtyrern als sanctigenannt wird (S. 32), und ders ., Loca<br />

Sanctorum (Analecta Bollandiana 582. 1930). In der neueren Literatur meint<br />

Gose (Inschriften S. 70), daß "vermutlich an die Nähe der Grabstätte des hl.<br />

Paulinus gedacht" sei. Ewig (Trier im Merowingerreich S.29 Anm. 81) hält es<br />

für möglich, daß die gen. Inschrift auf Märtyrergräber hindeute. " Doch ist dieser<br />

Bezug nicht eindeutig; es können auch die Heiligen von St. Paulin gemeint sein."<br />

Kempf (St. Paulin S. 7) dagegen stellt fest, daß "unter den ,Heiligen' ... aber<br />

nicht nur der hl. Paulinus zu verstehen (ist) . .. , sondern nach dem spätantiken<br />

Sprachgebrauch ,Märtyrer', in deren Mitte auch Paulinus beigesetzt war".

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