faktor Frühjahr 2023
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.<strong>faktor</strong>-erfolgsgeschichten.de<br />
19. Jahrgang <strong>Frühjahr</strong> <strong>2023</strong> 8 Euro<br />
› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />
› DAS MAGAZIN FÜR ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
Der Mann mit dem Mond MPI-Direktor Thorsten Kleine bringt neues Licht in unser Sonnensystem 78
Digitale Finanz- und<br />
Lohnbuchführung<br />
Roland Haever<br />
Dario Sauermann<br />
Sven Bergmann<br />
Digital ist smarter<br />
Die Welt wird moderner und schneller – und Ihre Finanz- und Lohnbuchführung<br />
einfacher: durch Digitalisierung. Wir implementieren für Sie<br />
Schnittstellen und Prozesse, um Ihr Unternehmen zukunftssicher in die digitale<br />
Steuerwelt zu führen – und alle Vorteile des elektronischen Datenaustauschs<br />
für Sie nutzbar zu machen. Als vernetzter Steuerberater ist Quattek &<br />
Partner anschließend nur einen Klick entfernt.<br />
In einem revisionssicheren digitalen Archiv stehen Ihnen sämtliche Belege<br />
ständig zur Verfügung (und lassen sich per Volltextsuche sofort finden). Betriebswirtschaftliche<br />
Auswertungen können tagesaktuell erstellt und online eingesehen<br />
werden. Die Erfassung von Personalstamm- und Bewegungsdaten<br />
erlaubt automatisierte Lohn- und Gehaltsabrechnungen. Und das Zahlungsund<br />
Forderungsmanagement können Sie elektronisch an uns auslagern.<br />
Buchführung digital: aktueller, effizienter, günstiger<br />
Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Roland Haever Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />
Steuerberaterin<br />
Lutz Becker<br />
Rechtsanwalt<br />
Jan Förster<br />
Steuerberater<br />
In Kooperation mit<br />
Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de
FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />
60 x 240 mm<br />
editorial<br />
ch komme gerade aus Rom zurück – und allein mit den Eindrücken<br />
Idieser mir unvergesslichen Reise könnte ich Bände füllen. Wie lange hatte ich schon<br />
davon geträumt, die ewige Stadt einmal mit eigenen Augen zu sehen! Und doch stelle<br />
ich mir nun beim Schreiben dieser Zeilen die Frage: War es das wert, zumal das Thema<br />
Nachhaltigkeit zu den drängendsten unserer Zeit zählt?<br />
Sie sehen: Ich bin mir, wie so viele von Ihnen, der Problematik des ökologischen<br />
Fußabdrucks durchaus bewusst, nehme Stoffbeutel mit zum Einkaufen und versuche,<br />
möglichst biologische und regionale Lebensmittel hineinzulegen. Ich weiß um Plastik<br />
in den Weltmeeren und den Klimawandel. Trotzdem bin ich geflogen. Doch wieso?<br />
Urlaub vom grünen Gewissen? Ist mir das Klima am Ende doch nicht so wichtig?<br />
Bin ich gar eine Heuchlerin? Ich sage: Nein. Schließlich werden meine nachhaltigen<br />
Bemühungen nicht schlechter, nur weil ich bei einer davon versage. Uns fallen kleine<br />
Schritte eben leichter. Wer sich dabei ertappt, nicht perfekt gehandelt zu haben – der<br />
sollte nicht den Mut verlieren. Denn das hilft der Umwelt am allerwenigsten.<br />
Gott sei Dank gibt es in Südniedersachsen zahlreiche Menschen, die mich immer<br />
wieder motivieren, einen Schritt weiter zu gehen. Und genau aus diesem Grund haben<br />
wir das Thema Nachhaltigkeit zum Schwerpunkt dieser Ausgabe gemacht: Lernen Sie<br />
beispielsweise Benjamin Krieft kennen, den neuen Inhaber von Göttingens größtem<br />
Biowurst-Hersteller Börner-Eisenacher, und seine nachhaltigen Pläne für das ehemalige<br />
Familienunternehmen.<br />
Schauen Sie den beiden Krankenpflegern und erfolgreichen Gründern von Riøt Furniture<br />
über die Schulter, die alten Designermöbeln ein zweites Leben schenken – und im Übrigen<br />
auch demnächst zu Gast im neuen <strong>faktor</strong>-Podcast ,onfire‘ sind. Mehr dazu ab Seite 18.<br />
Oder tauchen Sie ein in unsere faszinierende Fotoreportage über die Vielfalt unserer<br />
heimischen Tierwelt – die sich definitiv zu retten lohnt!<br />
In diesem Sinne: Lassen auch Sie sich von der Lektüre inspirieren.<br />
Ich wünsche dabei viel Vergnügen!<br />
Ihre Elena Schrader<br />
Chefredakteurin<br />
schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
PS. Mein Fazit zu der Reise?<br />
Inkonsequenz …ist menschlich. Ich bleibe dran.<br />
Übrigens:<br />
Auch bei der Produktion<br />
von <strong>faktor</strong> spielt Nachhaltigkeit<br />
seit Jahren schon eine<br />
große Rolle. Mehr dazu auf<br />
Seite 19.<br />
UNSER NEUER<br />
BÜROBEDARF<br />
KATALOG<br />
Hole-In-One für Ihr Office!<br />
In unserem neuen Katalog finden Sie nicht nur eine große<br />
Auswahl an Bürobedarf-Artikeln, die Ihnen die Arbeit erleichtern,<br />
sondern auch kreative Ideen für „Hindernisse“,<br />
um Ihren eigenen Bürogolf-Parkour zu gestalten.<br />
Wie Sie Ihre Arbeit effektiver gestalten und Ihr<br />
Handicap auch im Büro trainieren können,<br />
erfahren Sie hier ...<br />
... und hier<br />
treffsicher<br />
den Katalog<br />
anfordern<br />
P<br />
Direkt<br />
Wir denken Büro neu.<br />
an unserem Ausstellungszentrum stehen<br />
ausreichend kostenlose Parkplätze zur Verfügung.<br />
KARL-ARNOLD-STRASSE 4 · 37079 GÖTTINGEN<br />
0551 50669-23 und -25<br />
INFO@STRUCKMEIER.DE<br />
WWW.STRUCKMEIER.DE<br />
1 |<strong>2023</strong> 3
inhalt<br />
Schwerpunkt im Magazin:<br />
Nachhaltigkeit – ein Thema, das<br />
sich durch die ganze Ausgabe und<br />
das Leben zieht<br />
88 Vergangenheit im Rücken<br />
Großes Erbe. Matthias Kumlehn übernimmt<br />
die Leitung der Kaufhäuser Schwager<br />
und des Weserhotels in Holzminden.<br />
Im Gespräch verrät er, welche Projekte<br />
seines ehemaligen Mentors er weiterführt.<br />
4 1 |<strong>2023</strong><br />
service<br />
3 Editorial<br />
8 Momentaufnahmen<br />
Besondere Augenblicke<br />
vergangener Tage<br />
16 Aktuelles<br />
Neues aus der Redaktion<br />
137 Impressum<br />
138 Wissensbissen<br />
Was ist regeneratives Wirtschaften?<br />
gezeichnet von Sketchnoteloverin<br />
Tanja Wehr<br />
unternehmen<br />
24 Schwein gehabt<br />
Benjamin Krieft ist neuer Inhaber des<br />
größten Göttinger Wurstherstellers:<br />
Börner-Eisenacher<br />
36 Millionen für Life-Science-Campus<br />
amedes-Gründer Helmut Wagner<br />
und EBR-Geschäftsführer Borzou<br />
Rafie Elizei im Interview<br />
44 Die Wissbegierige<br />
Gabi Diedrich von der Zimmerei<br />
Diedrich auf der Suche nach neuen<br />
Erkenntnissen<br />
wissen<br />
52 Packende Lösungen<br />
Worauf es beim Thema ,Nachhaltige<br />
Verpackungen‘ ankommt und wie<br />
der Pioniergeist der Branche den<br />
Wandel möglich macht<br />
62 Handeln mit Energie<br />
Strom an der Börse kaufen<br />
und Geld sparen<br />
72 Die Abenteurerin<br />
Chirurgin Anna Hell und ihr Ziel,<br />
vielen Kindern ein unbeschwertes<br />
Leben zu ermöglichen<br />
mensch<br />
78 Der Mann mit dem Mond<br />
MPI-Direktor Thorsten Kleine bringt<br />
mehr Licht in unser Sonnensystem und<br />
bleibt dennoch auf dem Boden<br />
86 Göttinger Bürgerstiftung<br />
Ehrenamtliches Engagement von<br />
Bürgern für eine starke und lebenswerte<br />
Stadtgemeinschaft<br />
88 Der Mann im Hintergrund<br />
Matthias Kumlehn tritt ein großes Erbe<br />
an und übernimmt die Geschäftsleitung<br />
der Kaufhäuser von Ralf Schwager<br />
96 Krawall in Volpriehausen<br />
Die Gründer von ‚Riøt Furniture‘<br />
restaurieren nachhaltig Möbelklassiker<br />
leben<br />
102 Neue Duftmarke setzen<br />
In Holzminden entsteht gerade<br />
ein neues Leuchtturmprojekt:<br />
die Duft- und Erlebniswelt Sensoria<br />
112 Der Höhepunkt im Harz<br />
Mit dem Harzturm eröffnet eine neue<br />
Attraktion in Torfhaus: der höchste<br />
Aussichtsturm Deutschlands<br />
116 Die Zeit wird knapper<br />
Die erste Göttinger <strong>Frühjahr</strong>slese<br />
lockt Autoren und zahlreiche Besucher<br />
in die Sartorius-Sheddachhalle<br />
122 Nah dran<br />
Einzigartige Fotoreportage:<br />
die Vielfalt unserer heimischen Tierwelt
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
72 Kinderchirurgin Anna Hell<br />
FOTO: MARCO BÜHL<br />
44 Die Wissbegierige<br />
Umtriebige Netzwerkerin. Gabi Diedrich ist als kaufmännische Leiterin der Zimmerei<br />
Diedrich in Rüdershausen immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen.<br />
Besonders im Blick hat sie dabei die Themen Nachhaltigkeit und Gemeinwohlökonomie.<br />
» Ich bin die<br />
Handwerkerin,<br />
die fest im<br />
Leben steht. «<br />
24 Schwein gehabt<br />
96 Aus einer alten Munitionsfabrik in die Fifth Avenue<br />
Erfolgsgeschichte. Die beiden Krankenpfleger Marius Jacobi (l.) und Sascha Heise haben<br />
mit ‚Riøt Furniture‘ einen Traum verwirklicht. Gemeinsam restaurieren sie Interior-<br />
Design-Möbelklassiker und Einrichtungsgegenstände aus den 1950er- bis 1970er-Jahren<br />
und verkaufen sie in die ganze Welt.<br />
Bio im Fokus. Benjamin Krieft ist neuer<br />
Inhaber von Börner-Eisenacher.<br />
Wie der Außenstehende es schaffte, den<br />
Familienbetrieb zu übernehmen und die<br />
Stellung unter den Top 3 der Biowurst-<br />
Produzenten in Deutschland ausbauen will<br />
1 |<strong>2023</strong> 5
Auf über 2.000 m 2<br />
IDYL STAPELSTUHL ID-VEIFA<br />
Rope anthrazit, inklusive Sitzkissen<br />
(Ohne Abbildung) B/H/T ca. 59 x 80<br />
x 58 cm, Gestell Edelstahl anthrazit,<br />
B/H/T ca. 59 x 58 x 80 cm.<br />
54570015-00.<br />
TISCH ID-ELDA<br />
Platte Teak natur, Gestell Edelstahl<br />
anthrazit, B/H/T ca.<br />
240 x 75 x 100 cm. 54570034-00.<br />
Aktionspreis 2.249,-<br />
Stapelstuhl<br />
je 289,-<br />
Aktionspreis<br />
IDYL TISCH ID-SKOG<br />
Platte Teak natur, Gestell Edelstahl anthrazit Form<br />
Spider, B/H/T ca. 240 x 74 x 115 x cm. 54570036-00.<br />
Aktionspreis 1.199,-<br />
STUHL ID-BUSKER<br />
Bespannung Rope grün, Gestell Kufe Edelstahl,<br />
B/H/T ca. 61 x 87x 60 cm, inkl. Kissen in<br />
Anthrazit. 54570028-00.<br />
Aktionspreis je 319,-<br />
Neu und exklusiv<br />
bei Möbel Hesse<br />
TISCH<br />
Platte Teak natur, Gestell Aluminium anthrazit pulverbeschichtet,<br />
B/H/T ca. 220 x 76 x 95 cm. 05610041-00.<br />
Aktionspreis 1.199,-<br />
ARMLEHNSTUHL<br />
Gestell Aluminium anthrazit pulverbeschichtet, Bezug<br />
Canvas Heather dunkelgrau, grün oder rot, B/H/T ca.<br />
56 x 87 x 63 cm. 05610040-00/01/02.<br />
Aktionspreis je 319,-<br />
Gültig bis 30.4.<strong>2023</strong>. Alles Abholpreise ohne Deko. Zwischenverkauf vorbehalten. Alles solange der Vorrat reicht. Alle Maße sind ca.-Maße.<br />
Nicht mit anderen Aktionen und Rabatten kombinierbar. Irrtümer und Preisänderungen vorbehalten.
Neu und exklusik<br />
bei Möbel Hesse<br />
Sein oder Nichtsein. Schickes Grau ist die<br />
Farbstimmung für alle, die es dezent, kühl<br />
und neutral mögen. Konzentration aufs<br />
Wesentliche wird hier ganz groß geschrieben:<br />
Ruhe und einfach mal nur atmen. Erholung<br />
pur. Lassen Sie sich inspirieren von<br />
unserem Look im eleganten und meditativen<br />
Stil für die Zen-Oase zu Hause.<br />
LOUNGE-OUTDOORMÖBEL<br />
Gestell Aluminium weiss oder anthrazit, aufwendige<br />
Schaumpolsterung, Bezüge wetterfest und<br />
wasserundurchlässig. Große Stoffkollektion zur<br />
Auswahl nach Wunsch. 52030001-00,99.<br />
Viele<br />
Farben<br />
Viele<br />
Stoffe<br />
Kufentisch<br />
999,-<br />
Aktionspreis<br />
Eine der größten<br />
Gartenmöbel-Ausstellungen<br />
in Norddeutschland!<br />
DINING-BANK NEW HOLLY<br />
Gestell Aluminium in Graphit, Sitzkissen aus Stoff in<br />
Silbergrau, Beschlag zum Verstellen für Relaxfunktion,<br />
B/H/T ca. 216 x 73 x 80 cm. 05460223-05.<br />
Aktionspreis 1.499,-<br />
2 RÜCKENKISSEN<br />
Bezug aus Stoff in Schiefergrau. 05460223-01.<br />
Aktionspreis 149,-<br />
STAPELSTUHL EVOEE<br />
Aluminium in Graphit, Bezug aus Textilen in Silbergrau.<br />
05460171-03. Aktionspreis je 219,-<br />
KUFENTISCH<br />
Gestell Aluminium in Graphit, Platte HPL Zement,<br />
B/H/T ca. 200 x 73 x 100 cm.<br />
05460226-03. Aktionspreis 999,-<br />
VIELES<br />
SOFORT AB<br />
LAGER<br />
VERFÜGBAR<br />
Möbel Hesse GmbH, Robert-Hesse-Straße 3<br />
30827 Garbsen/Hannover an der B6<br />
Tel. 0511 27978-0, Mo. bis Sa. 10 – 19 Uhr<br />
info@moebel-hesse.de, www.moebel-hesse.de
momentaufnahmen<br />
Momentaufnahmen<br />
<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.<br />
TEXT LEA MONTAG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
8 1 |<strong>2023</strong>
momentaufnahmen<br />
Turnkunst als Spektakel<br />
Ende Januar war es wieder so weit: Weltstars der Bewegungskünste stellten<br />
beim ,Feuerwerk der Turnkunst‘ in der Göttinger Lokhalle drei Tage lang ihr<br />
Können zur Schau. Allein am ersten Tag bestaunten rund 3.000 Zuschauer die<br />
Leichtigkeit des Turnens. Als besonderer Höhepunkt der diesjährigen Tournee<br />
mit dem Titel ,Spirit‘ durften die Flying Smarties, die Einrad- und Waveboard-<br />
Gruppe des Bovender SV (Foto), zu der Magie des Abends beitragen.<br />
In zauberhaften Schmetterlingskostümen legten die regionalen Sportler<br />
– Seite an Seite mit den Turnprofis – eine einzigartige Performance hin.<br />
1 |<strong>2023</strong> 9
momentaufnahmen<br />
10 1 |<strong>2023</strong>
momentaufnahmen<br />
Happy together<br />
Die Göttinger Standardformation des ASC Göttingen blickt hochzufrieden auf die abgelaufene<br />
Saison zurück – die erfolgreichste in der Vereinsgeschichte. Nachdem die 21 Tänzer mit ihrer<br />
Erfolgschoreografie ,Happy together‘ auch in den beiden Heimturnieren am 4. und 5. Februar in<br />
Göttingen (Foto) – die aufgrund einer geplanten Bombensprengung nahe der Sparkassenarena<br />
ausnahmsweise in der Sporthalle des Felix-Klein-Gymnasiums stattfanden – auf ganzer Linie<br />
überzeugen konnten, stehen sie am Ende nicht nur mit dem Vize-Bundesligatitel da. Auch den<br />
Europameistertitel und sogar die Vizeweltmeisterschaft nennen sie in diesem Jahr ihr Eigen.<br />
<strong>faktor</strong> gratuliert!<br />
1 |<strong>2023</strong> 11
momentaufnahmen<br />
12 1 |<strong>2023</strong>
momentaufnahmen<br />
Heimsieg hautnah<br />
Am 11. Februar fegte die BG Göttingen die<br />
HAKRO Merlins aus Crailsheim vom Platz und<br />
konnte damit ihren zwölften Saisonsieg einfahren<br />
– ein grandioses Spektakel, auch für die Fans.<br />
Denn sie konnten dieses und ein weiteres Bundesliga<br />
spiel ausnahmsweise einmal wieder in der<br />
Lokhalle verfolgen und dank der Nähe der Tribüne<br />
zum Spielfeld wahrhaft miterleben –<br />
da die eigentliche Spielstätte der BG, die<br />
Sparkassen- Arena, vorübergehend gesperrt war.<br />
Und nicht nur der Spieler des Abends, Harald Frey<br />
(Foto), der erst seit 2022 zum Team der Veilchen<br />
gehört, genoss nach dem Sieg seinerseits<br />
ausgiebig das gemeinsame Feiern mit den<br />
begeisterten Zuschauern.<br />
1 |<strong>2023</strong> 13
momentaufnahmen<br />
14 1 |<strong>2023</strong>
momentaufnahmen<br />
Heimkehr des Pottwals<br />
Der ,Göttinger‘ Wal hat endlich wieder ein Zuhause. Nachdem das riesige Pottwalskelett aus der alten Zoologie<br />
der Uni während des Umbaus für einige Jahre eingelagert war, ist es nun seit dem 19. März endlich wieder<br />
zu bestaunen – unter der Decke des Cafés im Forum Wissen, was offensichtlich kein leichtes Unterfangen war.<br />
Die 123 Einzelknochen ergeben insgesamt eine Länge von 17 Metern und wiegen stattliche 1,2 Tonnen,<br />
wobei allein schon der Kopf 500 Kilogramm ausmacht. In mühseliger Kleinstarbeit hat das Team des<br />
neu entstehenden Biodiversitätsmuseums um Kuratorin Maria Teresa Aguado Molina und Präparator<br />
Carsten Wortmann die Knochen sorgsam gereinigt, das Skelett erneut montiert und den Schädel mithilfe<br />
eines Stahlkonstrukts naturgetreu arrangiert. Das Ergebnis ist definitiv einen Besuch wert.<br />
1 |<strong>2023</strong> 15
aktuelles<br />
Gerhard Heinzerling<br />
Neugierig geworden? Hier geht es zur<br />
<strong>faktor</strong>-Mittagsclub-Bildergalerie:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/bildergalerien<strong>faktor</strong>-mittagsclub<br />
Aufgetischt!<br />
Denkanstöße im <strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />
Auch in diesem Jahr geht der <strong>faktor</strong>-Mittagsclub wieder in eine neue<br />
Runde und versorgt die Teilnehmer Monat für Monat im Restaurant<br />
Amavi zur Mittags zeit mit spannenden Impulsvorträgen und persönlichen<br />
Erfolgsgeschichten aus erster Hand.<br />
Erster Gast im Januar war Unternehmer Stephan Ferneding, der seine<br />
Mess technikfirma Accurion kürzlich an ein südkoreanisches Unternehmen<br />
verkaufte. Er berichtete über den Verkaufsprozess und den Umgang mit<br />
der neuen Kultur der Südkoreaner. Außerdem erzählte der Buddhist<br />
von seiner Suche nach einem Kloster in Asien – er möchte dort ein<br />
buddhistisches Zentrum eröffnen.<br />
Im Februar hielt Gerhard Heinzerling (Foto), der 1999 im Bereich der<br />
Kognitions wissenschaften promovierte, einen Vortrag über ChatGPT<br />
und dessen Auswirkungen auf unser tägliches Leben. Er ging dabei der<br />
Frage nach, inwieweit ChatGPT unsere Alltagserfahrung verändert hat,<br />
wie wir es gewinnbringend einsetzen können und wo die Grenzen des<br />
Programms liegen.<br />
Seit vier Jahren ist er wieder im KI-Umfeld tätig und arbeitet aktuell als<br />
Softwareentwickler im Bereich der Bilderkennung beim <strong>faktor</strong>-Partner<br />
Arineo.<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Jetzt anmelden!<br />
Sie möchten keine Ausgabe verpassen?<br />
Dann melden Sie sich doch einfach bei<br />
,Marco Böhmes <strong>faktor</strong>-Woche‘ an – dem<br />
Newsletter, der Sie auf dem Laufenden hält!<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<br />
anmeldesseite-newsletter-marco<br />
16 1 |<strong>2023</strong>
aktuelles<br />
1. <strong>faktor</strong>-Weinclub<br />
Genussvolles<br />
Netzwerken<br />
Am 9. Februar <strong>2023</strong> startete bei <strong>faktor</strong> ein neues Event-Format: der <strong>faktor</strong>-<br />
Weinclub – powered by WeinKontor Osterode & Eventkitchen by Lukas Bank.<br />
Entstanden ist die Idee zu dieser Veranstaltung zusammen mit <strong>faktor</strong>-Partner<br />
Rainer Giese vom VersicherungsKontor und vom WeinKontor in Osterode, der<br />
bei der Premiere eine erlesene Auswahl besonderer Tropfen aus seiner Lieblingsregion<br />
am Kap von Südafrika vorstellte und spannende Geschichten von dort im<br />
Gepäck hatte. Top-Koch Lukas Bank (Foto) inszenierte dazu ein passendes Fünf-<br />
Gänge- Menü. Die von <strong>faktor</strong> geladenen Gäste – eine exklusive Mischung erfolgreicher<br />
Menschen aus der Region – konnten ihm dabei über die Schulter schauen und<br />
sogar selbst den Kochlöffel schwingen. Aufgrund des Erfolgs der Premiere ist eine<br />
Fortsetzung geplant.<br />
‹ Hier geht es zur Bildergalerie.<br />
Frischer Wind für <strong>faktor</strong>-Online<br />
Erfolgsgeschichten auf allen Kanälen<br />
Seit Anfang Februar erstrahlt die <strong>faktor</strong>-Website im neuen Gewand!<br />
Ziel des Neustarts von <strong>faktor</strong>-Online war es, dass User auf der Website<br />
– wie im Magazin – stöbern, staunen und ab sofort auch<br />
in den Inhalten ,blättern‘ und so die regionalen Erfolgsgeschichten<br />
entdecken können. Insgesamt wird jetzt noch mehr Wert darauf gelegt,<br />
die tollen Fotos von Alciro Theodoro da Silva größer abzubilden und<br />
damit diese Stärke aus dem Magazin ins Digitale zu übertragen.<br />
Zudem bietet der neue Internetauftritt für Kunden auch zeitgemäße<br />
Formate wie Unternehmensvideos und Digitalprofile.<br />
Mehr über den Relaunch erfahren Sie übrigens auch auf Seite 21.<br />
Viel Vergnügen beim Surfen!<br />
www.mehralseinMagazin.de<br />
1 |<strong>2023</strong> 17
aktuelles<br />
<strong>faktor</strong>-Podcast<br />
Onfire – der Podcast für Erfolgsgeschichten<br />
Getreu dem Motto ,Mehr als ein Magazin‘ erweitert <strong>faktor</strong> sein Portfolio und geht ab sofort mit einem<br />
eigenen Podcast an den Start: ,onfire‘ – der <strong>faktor</strong>-Podcast für Erfolgsgeschichten. In diesem Format laden<br />
die beiden Gastgeber – <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme (Foto, l.) und Chef redakteurin Elena Schrader (r.) –<br />
ausgewählte spannende Persönlichkeiten aus Südniedersachsen an ihr digitales ,Lagerfeuer‘ ein, um mit<br />
ihnen in entspannter Atmosphäre über ihr Leben und ihre Erfolgsgeschichte zu plaudern und der Frage<br />
nachzugehen: ,Wofür brennen Sie?‘<br />
In der Premierenfolge ‚onfire#1‘ zu Gast ist: Katja Thiele- Hann (Mitte). Die Unternehmerin, die sich selbst als<br />
,Bäckerkind‘ bezeichnet, erzählt im Podcast davon, wie es sich angefühlt hat, ihren erfolgreichen Betrieb –<br />
nach fast 150 Jahren in Familienbesitz – in fremde Hände zu geben, und davon, wie sie ihren neu gewonnenen<br />
Freiraum heute mit Greif vögeln und Eisklettern füllt und der Bäckerbranche dennoch erhalten bleibt.<br />
Auch die nächsten Folgen stehen bereits fest: Neben den Gründern von Riøt Furniture und Molly Suh, die<br />
jeweils für ihre nachhaltigen Geschäftsideen – von Designermöbeln bis Duftkerzen – brennen, steht der<br />
Buddhist und erfolgreiche Accurion-Geschäftsführer Stephan Ferneding auf der Gästeliste.<br />
Alle 14 Tage erscheint eine neue Folge – zu hören auf Spotify und allen anderen gängigen Plattformen<br />
sowie auf der neuen <strong>faktor</strong>-Website.<br />
Sind Sie neugierig geworden?<br />
Gut so! Dann hören Sie doch<br />
gleich mal rein.<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/onfire-podcast<br />
18 1 |<strong>2023</strong>
aktuelles<br />
Nachhaltigkeit – auch bei <strong>faktor</strong> ein großes Thema<br />
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Schwerpunkt in dieser Ausgabe. Bereits seit<br />
einigen Jahren achtet <strong>faktor</strong> darauf, das Magazin so nachhaltig wie möglich zu<br />
produzieren. So wird seit 2021 auf FSC ® -zertifiziertem Papier produziert, das<br />
für eine nachhaltige Waldwirtschaft steht und für das Holz aus verantwortungsvoll<br />
bewirtschafteten Wäldern genommen wird. Silber Druck verwendet für das<br />
Magazin ausschließlich mineralöl freie und umwelt schonende Farben. Und auch beim<br />
Versand achtet <strong>faktor</strong> auf Nachhaltigkeit – mit dem Versandpartner Citipost, der<br />
Mitglied bei ClimatePartner ist und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leistet.<br />
Obendrein unterstützt <strong>faktor</strong> als Medienpartner das Leinetaler Waldprojekt, das sich hier in der<br />
Region für die Wiederauf forstung einsetzt. Bis zum aktuellen Zeitpunkt<br />
wurden dadurch bereits über 96.000 Bäume neu gepflanzt.<br />
Aufgefrischt!<br />
<strong>faktor</strong>AZUBI im neuen Look<br />
Mehr erfahren? Hier geht es<br />
zur Online-Blätterversion:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<br />
<strong>faktor</strong>-azubi<br />
Nach vier Jahren war es endlich mal wieder Zeit für einen Relaunch vom<br />
<strong>faktor</strong>AZUBI! Im März erschien die neueste Ausgabe des Magazins für die<br />
Fachkräfte von morgen im moderneren und frischen Look und wurde in die<br />
Abschlussklassen der regionalen Schulen verteilt. „Das Layout orientiert sich<br />
nun mehr an der Bildsprache aus der Social-Media-Welt und greift Elemente<br />
daraus auf“, erklärt Art-Directorin Julia Braun, die für das neue Design<br />
verantwortlich ist. „Damit ist der <strong>faktor</strong>AZUBI jetzt noch lebendiger –<br />
und vor allem direkter in der Ansprache.“ Geblieben sind die informativen<br />
Themen rund um die Bewerbung und den erfolgreichen Berufseinstieg<br />
in Südniedersachsen – mit neuem Schliff, jetzt noch kurzweiliger aufbereitet.<br />
Möchten Sie sich in der nächsten Ausgabe als Arbeitgeber in diesem attraktiven<br />
Umfeld präsentieren?<br />
Dann melden Sie sich gern bei Nicole Benseler unter Tel. 0551 30983922<br />
oder per E-Mail an benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
1 |<strong>2023</strong> 19
passion to empower people<br />
Die KI zur Stundenfreigabe,<br />
die Freistunden gibt.<br />
Kurz die Stundenbuchungen des Projektteams checken und ab ins Wochenende?<br />
Das bleibt oft ein Wunschgedanke. Stattdessen geht draußen die Sonne unter, während die Projektleitung<br />
mit flimmernden Augen Hunderte von Buchungen durchforstet.<br />
Dieses Problem kannten auch wir – bis unser KI-Team eine Künstliche Intelligenz darauf trainierte,<br />
Buchungssätze mit hoher Korrekturwahrscheinlichkeit zu erkennen. Jetzt sortiert der Algorithmus<br />
die Buchungssätze vor und die Projektleitung kann pünktlich Feierabend machen.<br />
Spannend? Na klar! www.arineo.com/go/schlau<br />
www.arineo.com
ANZEIGE<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Starker Auftritt Art-Direktorin Julia Braun und<br />
Web-Experte Pawel Wieczorek sichern gemeinsam<br />
den Spaß am Surfen auf der <strong>faktor</strong>-Website.<br />
PROFIL<br />
Zur neuen <strong>faktor</strong>-Website:<br />
<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Der Mann im Hintergrund<br />
Die neue <strong>faktor</strong>-Homepage ist online. Doch wer steckt hinter dem neuen Internetauftritt?<br />
Es hat alles geklappt! Auch wenn ich es<br />
nicht anders erwartet hatte – Erleichterung<br />
war doch zu spüren“, sagt Julia<br />
Braun. Seit vier Jahren ist sie Art- Direktorin bei<br />
<strong>faktor</strong>. Vor gut einem Jahr festigt sich bei ihr das<br />
Gefühl, dass die Internetpräsenz des Entscheidermagazins<br />
frischen Wind braucht. Zunächst<br />
überzeugt sie die Kollegen vom Änderungsbedarf,<br />
dann wird festgelegt, welcher Dienstleister<br />
das Projekt technisch umsetzen soll.<br />
DIE WAHL FÄLLT AUF PAWEL WIECZOREK.<br />
Der ,Gute Gründer‘ aus dem Jahr 2011 unterstützt<br />
<strong>faktor</strong> bereits seit vier Jahren mit seiner<br />
PW DESIGN Werbeagentur und seiner<br />
Erfahrung und Expertise aus inzwischen<br />
über 300 WordPress-Projekten. Seit mehr als<br />
zehn Jahren setzt der Webexperte ausschließlich<br />
WordPress als Content-Management-<br />
System (CMS) ein. Er erklärt, wieso: „Für eine<br />
dauerhaft erfolgreiche Website, sollte man<br />
auf ein zukunftssicheres CMS zurückgreifen.<br />
Mit einem Marktanteil von gut 64 Prozent ist<br />
WordPress dafür die beste Wahl.“ Er schätzt<br />
daran die große Flexibilität für individuelle Anpassungen<br />
und die gute Grundlage für eine<br />
effektive Suchmaschinenoptimierung. Zudem<br />
können die Kunden selbst unkompliziert die<br />
Verwaltung von Website-Inhalten übernehmen,<br />
während er sich im Hintergrund um die technische<br />
Wartung und Sicherheit kümmert.<br />
Wieczorek ist dementsprechend beim <strong>faktor</strong>-<br />
Projekt für Programmierung, Suchmaschinenoptimierung,<br />
Aktualisierung und den leider<br />
immer wichtiger werdenden Schutz vor Cyberattacken<br />
verantwortlich, während Braun für die<br />
optische Qualität der Website zuständig ist.<br />
„EIN RELAUNCH ist eine aufwendige, anspruchsvolle<br />
und spannende Aufgabe. Technik<br />
und Optik müssen perfekt aufeinander<br />
abgestimmt werden. Die Seite muss auf<br />
statio nären wie auf mobilen Geräten optimal<br />
nutzbar sein“, erklärt Pawel Wieczorek<br />
die Herausforderungen. In enger Teamarbeit<br />
stimmten die beiden Akteure die Inhalte und<br />
die Funktionalität der Seite aufeinander ab.<br />
Neben den vielen eigenen Ideen flossen immer<br />
wieder auch die Ideen und Rückmeldungen<br />
des <strong>faktor</strong>-Teams in den Prozess ein.<br />
MIT DEM ERGEBNIS sind nun alle zufrieden:<br />
Das Umstellen der Seite hat aus Pawel<br />
Wieczoreks Sicht technisch problemlos funktioniert,<br />
und Julia Braun freut sich über das<br />
neue ,Online-Magazin zum Blättern‘, in dem<br />
sie – wie in der Printversion – viele ansprechende<br />
Layouts nutzerfreundlich kombinieren<br />
kann. Jetzt wünschen die beiden allen Usern<br />
viel Spaß beim Surfen auf der neuen Seite …<br />
KONTAKT<br />
PW DESIGN<br />
Werner-von-Siemens-Str. 1<br />
37077 Göttingen<br />
Tel. 0551 30971380<br />
info@pwdesign.de<br />
www.pwdesign.de<br />
TEXT: STEFAN LIEBIG<br />
21
360°<br />
print > events > digital<br />
Ihre Sp<br />
Magazin<br />
Sprechen Sie uns an!<br />
Top-Arbeitgeber<br />
Ganzseitiges Firmenprofil<br />
Marco Böhme<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Kontakt<br />
Tel. 0551 30 98 39-0<br />
boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Doppelseitiges Firmenprofil<br />
Wir machen Sie hochwertig sichtbar.
Azubi<br />
ezialausgabe<br />
<strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />
<strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />
Die Plattform<br />
der Entscheider<br />
Video<br />
Social Media<br />
Digitalprofil<br />
Faktor_RollUp_0510.in d 1<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Mehr erfahren:<br />
www.marketing.<strong>faktor</strong>-magazin.de
unternehmen<br />
Schwein gehabt<br />
Benjamin Krieft ist neuer geschäftsführender Gesellschafter des größten Göttinger<br />
Wurstherstellers: Börner-Eisenacher. Der 43-Jährige berichtet, wie er es als Außenstehender<br />
schaffte, den traditionsreichen Familienbetrieb zu übernehmen, und wie er mit seinen Plänen<br />
die Stellung unter den Top 3 der Biowurst-Produzenten in Deutschland ausbauen will.<br />
TEXT TOBIAS KINZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
24 1 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
1 |<strong>2023</strong> 25
unternehmen<br />
26 1 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
LESEZEIT: 9 MINUTEN<br />
Wer in Zeiten von steigenden Lebenshaltungskosten<br />
und einer zunehmenden<br />
Zahl von Konsumenten mit einem kritischerem<br />
Blick auf Fleischkonsum einen<br />
Fleischereibetrieb übernimmt,<br />
muss einen guten Plan haben. Der wird sicherlich noch<br />
wichtiger, wenn es um ein in der vierten Generation geführtes<br />
Familienunternehmen geht und man nicht Teil<br />
der Familie ist. Benjamin Krieft weiß, wie das ist: Seit<br />
Januar dieses Jahres ist er nicht mehr nur Geschäftsführer<br />
Vertrieb bei der Göttinger Börner-Eisenacher GmbH,<br />
sondern auch deren alleiniger Gesellschafter. Er folgt damit<br />
auf Frank-Walter Eisenacher, der sich zum Jahreswechsel<br />
nach 32 Jahren als geschäftsführender Gesellschafter<br />
in den Ruhestand verabschiedet hat.<br />
Auf seinen Plan mit dem Traditionsunternehmen angesprochen,<br />
des sen Wurzeln auf das Jahr 1884 zurückgehen,<br />
sagt der neue Chef: „Ich bin in der ange nehmen<br />
Situation, dass ich in den vergangenen Jahren bereits<br />
gemeinsam mit Frank-Walter Eisenacher an der Idee für<br />
die Zukunft mitschreiben durfte.“ Darüber hinaus hätten<br />
sie vor dessen Ausscheiden schon einige Zeit<br />
zusammen an der schrittweisen Umsetzung dieser Idee<br />
gearbeitet. Als Krieft vor zehn Jahren als Vertriebsleiter<br />
in das Unternehmen kam, wurden etwa 75 Prozent der<br />
Produkte in konven tioneller Spitzenqualität hergestellt.<br />
„Mittlerweile liegt unser Fokus klar auf der hochwertigen<br />
Bioqualität, in der wir heute etwa 70 Prozent unserer<br />
Produkte liefern“, er klärt der 43-Jährige und zeigt<br />
damit einen fundamen talen Wandel auf. Der Markt für<br />
Biowurst in Deutschland sei vergleichsweise klein und<br />
von Handelsmarken geprägt, also von Hausmarken der<br />
großen Lebensmittelhändler. Genau darauf ist Börner-Eisenacher<br />
spezialisiert. „Wir entwickeln diese eigenen,<br />
sehr imageträchtigen Bio- Marken für den Handel,<br />
zum Teil mit regional angepassten Rezepturen.“<br />
DAS TEAM BEI BÖRNER-EISENACHER unterstütze seine<br />
Handelspartner auch mit Category Management: Auf<br />
der Basis von Marktforschungsdaten und mit Potenzialanalysen<br />
wird dabei das Sortiment verkaufsfördernd<br />
ausgebaut und die Ware in den Märkten bestmöglich<br />
präsentiert. Für Handelsriesen wie Aldi Nord und Aldi<br />
Süd, Edeka oder Rewe stellen die Göttinger bereits<br />
Bio-Wurstprodukte her – und haben es damit in die<br />
Top 3 der Biowurst-Produzenten in Deutschland geschafft.<br />
„Es besteht keine Not wendigkeit, den Plan und<br />
den eingeschlagenen Weg zu ändern“, sagt Krieft deshalb.<br />
„Ich habe auch gar nicht das Bedürfnis, zum Start<br />
ein Zeichen zu setzen.“ An kleinen Stellschrauben werde<br />
er sicher drehen, wenn es im Lauf der Zeit nötig werde.<br />
„Jeder tickt ja anders und möchte eigene Ideen einbringen.“<br />
Die dafür nötige Erfahrung hat er nicht erst bei Börner-<br />
Eisenacher aufgebaut: Der in Harsewinkel im nordrheinwestfälischen<br />
Kreis Gütersloh geborene Krieft hat fast<br />
seine gesamte berufliche Laufbahn in der Branche verbracht.<br />
Vielleicht sei sein Werdegang in gewisser Weise<br />
vorgezeichnet gewesen, denn sein Geburtsort läge<br />
schließlich in der Nähe von Versmold. „Die Stadt wird<br />
auch der ‚Fettfleck Ostwestfalens‘ oder ‚Wursthauptstadt‘<br />
Deutschlands genannt“, sagt er mit einem Augenzwinkern.<br />
Mit Reinert, Wiltmann und Nölke sind gleich<br />
drei der größten Wurst hersteller des Landes dort ansässig.<br />
„Das sind in der Re gion bekannte Unternehmen mit<br />
einem sehr guten Ruf“, erklärt Krieft. „Jeder weiß, dass<br />
es dort sichere Arbeits plätze mit Zukunft gibt.“ Und so<br />
habe er dann auch vor dem Zivildienst, den er in einer<br />
Behindertenwerkstatt in Gütersloh geleistet hat, mit einer<br />
Ausbildung zum Industriekaufmann den Einstieg in<br />
die regional stark vertretene Branche gefunden. Im Laufe<br />
der Jahre arbeitete er bei verschiedenen Unternehmen<br />
als Fachberater und Gebietsvertriebsleiter, vor seinem<br />
Wechsel nach Göttingen zuletzt als Key-Account-Manager,<br />
um wichtige Großkunden zu betreuen.<br />
Zum Unternehmen<br />
Die Wurzeln des Traditionsunternehmens Börner-Eisena cher<br />
gehen auf das Jahr 1884 und Christian Börner und August<br />
Eisenacher als Urväter zurück. Die von den beiden<br />
gegründeten Unternehmen wurden 1978 in der Börner-<br />
Eisenacher GmbH zusammengeführt. Von einem regional<br />
aktiven Fleischereibetrieb hat sich das Unternehmen zu<br />
einem der Top-3-Biowurst-Produzenten in Deutschland<br />
entwickelt. Für Handelsriesen wie Aldi Nord und Aldi Süd,<br />
Edeka oder Rewe stellen die Göttinger bereits Bio-Wurstprodukte<br />
her und entwickeln für sie die imageträchtigen<br />
Bio-Eigenmarken.<br />
Aktuell arbeiten rund 160 Mitarbeitende, davon drei<br />
Auszubildende, auf dem über 10.000 Quadratmeter<br />
großen Betriebsgelände in Göttingen. Nach vier<br />
Generationen in Familienhand wurde das Unternehmen<br />
zum 1. Januar <strong>2023</strong> vom bisherigen Geschäftsführer<br />
Vertrieb Benjamin Krieft übernommen.<br />
www.boerner-eisenacher.de<br />
1 |<strong>2023</strong> 27
unternehmen<br />
DIESER WECHSEL WURDE DAMALS klassisch von einer<br />
Headhunterin in die Wege geleitet, die den Kontakt für<br />
Frank-Walter Eisenacher herstellte. „Das war ab dem<br />
ersten Vorstellungsgespräch ein besonderes Verhältnis“,<br />
sagt Krieft rückblickend. „Wir haben von 17 bis weit<br />
nach 21 Uhr miteinander gesprochen und schnell<br />
gemerkt, dass wir einen ähnlichen Blick auf die Branche<br />
und zukünftige Entwicklungen hatten.“ Er habe zudem<br />
vom Start weg ein echtes Interesse an seiner Person<br />
wahr genommen. Wieder zu Hause habe er die mögliche<br />
berufliche Veränderung direkt mit seiner Frau besprochen.<br />
„Sie hat gesagt: ‚Wenn du gehen willst, gehen wir<br />
mit.‘ “ Dieses ,wir‘ waren zum damaligen Zeitpunkt<br />
seine Frau und zwei Kinder, die mit ihm zum Einstieg als<br />
Vertriebs leiter bei Börner-Eisenacher im März 2013<br />
nach Göttingen umzogen. Das dritte Kind kam ein paar<br />
Jahre später dann schon in der Stadt an der Leine zur<br />
Welt. „Meine Frau hat als Rheinländerin etwas mehr<br />
Anlaufzeit in Göttingen gebraucht als ich“, berichtet<br />
Benjamin Krieft mit einem leichten Grinsen im Gesicht<br />
von der Anfangszeit. „Wir sind aber im Laufe der Jahre<br />
alle hier angekommen und fühlen uns zu Hause.“<br />
DAFÜR HABE AUCH INSBESONDERE die Familie<br />
Eisenacher gesorgt, die bei vielen Dingen, wie zum Beispiel<br />
der Suche nach der ersten Wohnung und Kindergartenplätzen,<br />
geholfen habe. „Mich begeistert die<br />
Stadt. Göttingen hat eine gute Größe, gerade mit Kindern“,<br />
sagt Krieft. Es gäbe gute Schulen, eine wunderschöne,<br />
grüne Umgebung mit dem Harz und dem<br />
Weserbergland in der Nähe. „Und auf den Zietenterrassen,<br />
wo wir heute wohnen, haben wir das Stadtzentrum<br />
fußläufig erreichbar und den Sportplatz sowie den Wald<br />
direkt vor der Tür.“ Den nutzt der neue Börner-<br />
Eisenacher-Chef zwei- bis dreimal in der Woche, um<br />
acht bis zehn Kilometer zu laufen. Immer wieder ist er<br />
auch mit seinem Gravel-Bike, einem geländegängigen<br />
Rennrad, in der Region unterwegs oder schnürt seine<br />
Fußballschuhe bei den ‚alten Herren‘ vom SC Hainberg.<br />
Sozial ist er als aktives Mitglied im Lions Club<br />
Carl-Friedrich Gauss engagiert.<br />
28 1 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
Fundamentaler Wandel Mittlerweile liegt der Fokus klar auf Bioqualität, in der Börner-Eisenacher heute etwa 70 Prozent aller Produkte liefert.<br />
1 |<strong>2023</strong> 29
unternehmen<br />
Am laufenden Band Aktuell arbeiten rund 160 Mitarbeitende auf dem über 10.000 Quadratmeter großen Betriebsgelände in Göttingen.<br />
NOCH SCHNELLER ALS IN DER STADT ist Krieft damals<br />
in seinem neuen Job angekommen: Nachdem die<br />
Pro bezeit verkürzt worden war, erhielt er nach nur neun<br />
Monaten Prokura. Im Juli 2018 stieg er zum Geschäftsführer<br />
Vertrieb auf und leitete seitdem an der Seite von<br />
Frank-Walter Eisenacher die Geschicke des Unternehmens.<br />
Seit dem 1. Januar ist er nun alleiniger Gesellschafter.<br />
Auf die Frage, ob er es als Hypothek empfinde, kein<br />
Familienmitglied zu sein, antwortet er ohne zu zögern:<br />
„Nein, es ist eher ein Privileg, dass die Eisenachers sich<br />
entschlossen haben, mir dieses Angebot zu machen. Mir<br />
wird viel Wohlwollen entgegengebracht, die Unterstützung<br />
war und ist unheimlich groß.“ Er führe das auch<br />
darauf zurück, dass die ähnliche Sichtweise aus dem<br />
ersten Vorstellungsgespräch bis heute anhalte. „Das<br />
Hauptanliegen von Herrn Eisenacher war, den Standort<br />
und die Arbeitsplätze hier in Göttingen zu erhalten –<br />
und darin waren wir uns immer einig“, sagt Krieft voller<br />
Überzeugung. „Außerdem wird Börner-Eisenacher ein<br />
familiär geführtes Unternehmen bleiben.“<br />
Wie das aussehen kann, erlebten sämtliche Mitarbeitenden<br />
am ersten Arbeitstag des Jahres <strong>2023</strong>: Ihr neuer<br />
Chef stand morgens am Eingangstor und begrüßte alle<br />
persönlich mit einem selbst gebackenen Glücksschwein.<br />
„Zusammen mit meiner Frau habe ich die 160 Schweinchen<br />
am Tag davor gebacken“, berichtet Krieft von einer<br />
stundenlangen Aktion in der heimischen Küche. Das sei<br />
ihm sehr wichtig gewesen. „Weil es ein besonderes Gefühl<br />
war, dass die Menschen an diesem Tag das erste Mal<br />
in die Firma gekommen sind, um gewissermaßen für<br />
mich zu arbeiten.“<br />
Wenige Wochen zuvor hatte er gemeinsam mit<br />
Frank-Walter Eisenacher bei einer Betriebsfeier alle über<br />
den bevorstehenden Eigentümerwechsel informiert. „Davor<br />
hatten wir die Führungskräfte eingeweiht, als das<br />
Management-Buyout, also die Übernahme des Unternehmens<br />
durch mich, in die finale Phase ging“, erklärt<br />
Krieft das Vorgehen.<br />
Insgesamt hatten Frank-Walter Eisenacher und er mit<br />
den beteiligten Beratern zuvor rund 18 Monate an den<br />
Details des Eigentümerwechsels gearbeitet. „Es war erleichternd,<br />
danach so viele positive Rückmeldungen zu<br />
erhalten und zu sehen, dass alle mit im Boot sind.“<br />
FÜR DIE ZUKUNFT SIEHT ER DAS UNTERNEHMEN gut<br />
aufgestellt: „Wir kommen ursprünglich von der Stracke,<br />
die viele Menschen kennen, sind aber mittlerweile ein<br />
Vollsortimenter geworden, der die gesamte Bandbreite der<br />
Bio-Wurstprodukte abdeckt“, erzählt Krieft.<br />
30 1 |<strong>2023</strong>
Audi Business<br />
Eröffnet bis zu 600 km 2 neue Momente.<br />
Entdecken Sie die neuen, rein elektrischen Audi Q8 e-tron Modelle 1<br />
mit einer Reichweite von bis zu 600 km 2 (WLTP).<br />
Future is an attitude<br />
Die Zukunft fährt vor – und sie fährt Audi Q8 e-tron 3 . Prägendes Designmerkmal ist die neu gestaltete Fahrzeugfront. Besonders markant: die Vier Ringe in der neuen, zweidimensionalen<br />
Optik sowie die neue Modellkennzeichnung am Heck. Ein weiteres optionales Highlight ist das Projektionslicht Singleframe. Genießen Sie die Welt von morgen –<br />
bestellbar bei uns, Ihrem Audi Partner.<br />
Ein attraktives Leasingangebot für Businesskunden 4 :<br />
z. B. Audi Q8 e-tron 50 e-tron quattro*.<br />
* Stromverbrauch (kombiniert) in kWh/100 km: 23,4 – 20,3; CO 2 -Emissionen (kombiniert) in g/km: 0. Für das Fahrzeug liegen nur Verbrauchs- und Emissionswerte nach<br />
WLTP und nicht nach NEFZ vor.<br />
Farbe: Magnetgrau, Ausstattung: Komfortklimaautomatik, LED-Scheinwerfer, MMI Navigation plus, adaptive air suspension, Einparkhilfe plus u.v.m.<br />
Leistung:<br />
250 kW (340 PS)<br />
Vertragslaufzeit:<br />
48 Monate<br />
Jährliche Fahrleistung:<br />
10.000 km<br />
Leasing-Sonderzahlung: € 0,–<br />
Monatliche Leasingrate<br />
€ 699,–<br />
Ein Angebot der Audi Leasing für Businesskunden 4 , Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig. Zzgl. Überführungskosten<br />
und MwSt.. Bonität vorausgesetzt.<br />
Etwaige Rabatte bzw. Prämien sind im Angebot bereits berücksichtigt.<br />
1<br />
Stromverbrauch (kombiniert) in kWh/100 km: 24,4 – 19,5; CO 2 -Emissionen (kombiniert) in g/km: 0. Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO 2 -Emissionen bei Spannbreiten<br />
in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs. Für das Fahrzeug liegen nur Verbrauchs- und Emissionswerte nach WLTP und nicht nach NEFZ vor.<br />
2<br />
Je nach Derivat haben die Audi Q8 e-tron Modelle eine Reichweite zwischen ca. 410 und 600 km (WLTP).<br />
3<br />
Stromverbrauch (kombiniert) in kWh/100 km: 24,4 – 20,1; CO 2 -Emissionen (kombiniert) in g/km: 0. Angaben zu den Kraftstoff-/Stromverbräuchen und CO 2 -Emissionen bei Spannbreiten<br />
in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs. Für das Fahrzeug liegen nur Verbrauchs- und Emissionswerte nach WLTP und nicht nach NEFZ vor.<br />
4<br />
Zum Zeitpunkt der Leasingbestellung muss der Kunde der berechtigten Zielgruppe angehören und unter der genannten Tätigkeit aktiv sein. Zur berechtigten Zielgruppe zählen:<br />
Gewerbetreibende Einzelkunden inkl. Handelsvertreter und Handelsmakler nach § 84 HGB bzw. § 93 HGB, selbstständige Freiberufler / Land- und Forstwirte, eingetragene Vereine /<br />
Genossenschaften / Verbände / Stiftungen (ohne deren Mitglieder und Organe). Wenn und soweit der Kunde sein(e) Fahrzeug(e) über einen gültigen Konzern-Großkundenvertrag<br />
bestellt, ist er im Rahmen des Angebots für Audi Businesskunden nicht förderberechtigt.<br />
Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes.<br />
Audi Zentrum Göttingen<br />
Audi Zentrum Göttingen GmbH, Kasseler Landstr. 71+73, 37081 Göttingen, Tel.: 05 51 / 9 03-3 00, info@audi-zentrum-goettingen.de,<br />
www.audi-zentrum-goettingen.audi
unternehmen<br />
Die Mischung macht’s<br />
Nach einer erfolgreichen Wareneingangsüberprüfung<br />
der Rohware startet die Veredlung<br />
für Rohwurst im 750 Liter großen Kutter.<br />
32 1 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
1 |<strong>2023</strong> 33
unternehmen<br />
»Ich glaube an diese Art der Tierhaltung. Der steigende<br />
Absatz zeigt, dass immer mehr Verbraucher das auch tun und<br />
bereit sind, dafür einen höheren Preis zu zahlen.«<br />
Und der Ausbau des Sortiments geht ständig weiter.<br />
„Bio-Bacon bieten wir noch gar nicht lange an, er ist aber<br />
schon in den Top 3 unserer Artikel.“ Für das sich verändernde<br />
Sortiment investiert Börner-Eisenacher in den<br />
Ausbau der Produktions anlagen am Standort Göttingen.<br />
Rund fünf Millionen Euro kostet die neue 600 Quadratmeter<br />
große Halle mit zwei Linien für die Verpackung<br />
von Bacon- und Schinkenwürfeln, die im zweiten Quartal<br />
dieses Jahres fertig werden wird. „Der Bio-Bacon ist übrigens<br />
mein Lieblingsprodukt. Unsere Stracke mit einem<br />
guten Brot und Gurken esse ich aber auch sehr gerne.“<br />
TROTZ ALLER WEITERENTWICKLUNG SEI KLAR, dass<br />
der Fokus weiterhin auf Bio-Wurstprodukten liegen<br />
werde. Zwar habe Börner-Eisenacher sich auch mit vegetarischen<br />
Alternativen beschäftigt, dort seien allerdings<br />
bereits große Anbieter im Markt, mit denen die Göttinger<br />
nicht konkurrieren könnten. „Wir haben uns im<br />
Markt für Bio-Produkte fest etabliert, der nicht nur im<br />
Verkauf, sondern auch im Einkauf ein kleiner Markt ist“,<br />
erklärt Benjamin Krieft. Das Unternehmen habe sich unter<br />
anderem ein Netz aus eigenen Vertragslandwirten in<br />
Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen aufgebaut,<br />
die Bio-Schweine und Rinder in Ställen mit mehr<br />
Platz pro Tier als in konventionellen Ställen hielten und<br />
ausschließlich Futter aus ökologischem Landbau nutzen<br />
würden. „Ich glaube an diese Art der Tierhaltung“, sagt<br />
Krieft im Brustton der Überzeugung. „Der steigende<br />
Absatz zeigt, dass immer mehr Verbraucher das auch tun<br />
und bereit sind, dafür einen höheren Preis zu zahlen.“<br />
Deshalb glaube er auch fest daran, dass er mit seinem<br />
Team die Erfolgs geschichte von Börner-Eisenacher in<br />
Göttingen fortschreiben könne. ƒ<br />
Einen persönlicheren Eindruck vom neuen Inhaber von<br />
Börner-Eisenacher bekommen Sie im <strong>faktor</strong>-Video unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-video<br />
Zur Person<br />
Benjamin Krieft, 1980 im nordrhein-westfälischen<br />
Harsewinkel geboren, findet den Einstieg in die fleischverarbeitende<br />
Branche mit einer Ausbildung zum<br />
Industrie kaufmann. Im Laufe der Jahre bleibt er der<br />
Branche treu und arbeitet bei verschiedenen Unternehmen<br />
als Fach berater und Gebietsvertriebsleiter. 2009 lässt er<br />
sich in Köln zum zertifizierten Category Manager ausbilden.<br />
Vor seinem Wechsel zu Börner-Eisenacher ist er zuletzt<br />
Key-Account-Manager in der Großkundenbetreuung.<br />
2013 steigt er dann als Vertriebsleiter bei Göttingens<br />
größtem Wurstproduzenten ein und erhält nach nur neun<br />
Monaten Prokura. Vor fünf Jahren steigt er dann zum Geschäftsführer<br />
Vertrieb auf und macht zum 1. Januar <strong>2023</strong><br />
den größten Schritt seiner bisherigen Laufbahn: Krieft wird<br />
alleiniger geschäftsführender Gesellschafter der Börner-<br />
Eisenacher GmbH. Er ist verheiratet und lebt mit seiner<br />
Frau und drei Kindern auf den Zietenterrassen.<br />
34 1 |<strong>2023</strong>
Unabhängig und frei<br />
Inhaber Rainer Giese<br />
IHR VERSICHERUNGSMAKLER IN DER REGION<br />
PARTNER FÜR MITTELSTAND UND INDUSTRIE<br />
Wir schützen IHRE Werte !<br />
Vertrauen. Verlässlichkeit. Loyalität. Unsere<br />
Werte sind unsere Mission – denn wir wollen<br />
wirklich den Unterschied machen.<br />
Fest in der Region Südniedersachsen verwurzelt,<br />
versichern wir nicht einfach nur Unternehmen,<br />
die national und weltweit agieren. Wir begleiten<br />
sie auf ihrem Weg.<br />
Als inhabergeführtes Familienunternehmen<br />
mit über 30 Jahren Erfahrung im Versicherungsgeschäft<br />
suchen wir zusammen mit unseren<br />
Kooperationspartnern – unter anderem mit<br />
Leue & Nill – jeden Tag nach den bestmöglichen<br />
Versicherungslösungen.<br />
Wir kreieren für mittelständische Betriebe und<br />
Industrieunternehmen innovative und individuelle<br />
Lösungen, indem wir die Risiken erkennen<br />
und gemeinsam bewerten.<br />
Wir kennen jeden unserer Kunden persönlich<br />
und sind schnell vor Ort.<br />
Und das ist unser Ziel: Uns IHR Vertrauen verdienen.<br />
Jeden Tag aufs Neue - mit Leidenschaft<br />
und Begeisterung.<br />
Ihr Rainer Giese<br />
Versicherungskontor Osterode<br />
Kornmarkt 2<br />
37520 Osterode am Harz<br />
Tel.: 05522 8687980<br />
Kooperation<br />
Partner der<br />
info@versicherungskontor-osterode.de<br />
www.versicherungskontor-osterode.de
unternehmen<br />
Blick in die Zukunft 2024 ist der Einzug des medizinischen<br />
Dienstleiters amedes im dreiteiligen Gebäudekomplex auf<br />
der Siekhöhe geplant. Im neuen Kompetenzzentrum werden<br />
dann aber nicht nur Labore, Büros und Logistik, die bisher<br />
auf das Stadtgebiet verteilt waren, an einem Standort zu<br />
finden sein – vielmehr soll hier perspektivisch ein großer<br />
Life-Science-Campus entstehen.<br />
©EBR<br />
160 Millionen für<br />
Life-Science-Campus<br />
amedes-Gründer Helmut Wagner und EBR-Geschäftsführer Borzou Rafie Elizei im Gespräch über<br />
Göttingens Chancen, ein wichtiger Life-Science-Standort in Deutschland zu werden, und darüber, wie sie<br />
mit ihrem gemeinsamen Projekt, dem neuen Campus auf der Siekhöhe, dazu beitragen wollen, und warum<br />
das neue Gebäude bislang in Architektur und Funktionalität einmalig ist.<br />
INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
36 1 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
Auf der Siekhöhe entwickelt sich der Life-Science-Standort Göttingen rasant weiter:<br />
Das gigantische Neubauprojekt der EBR Immobilien Invest GmbH soll nicht nur der<br />
amedes-Gruppe ein neues Zuhause bieten, sondern perspektivisch ein großer Life-Science-<br />
Campus werden und somit dringend benötigten Raum zur Verfügung stellen, in dem<br />
Bestandsunternehmen und Neugründungen in der dynamischen Branche in Göttingen<br />
weiter wachsen können. Helmut Wagner, Gründer der amedes-Gruppe, und Borzou Rafie<br />
Elizei von der EBR im Gespräch über den neuen Campus, die damit verbundenen Entwicklungschancen<br />
für die Stadt und clevere Detaillösungen für Nachhaltigkeit am Bau.<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Sie haben zusammen ein Projekt auf die Beine gestellt, das<br />
ein Gesamtvolumen von rund 160 Millionen Euro haben<br />
wird und damit eine der größten privaten baulichen<br />
Investitionen in Niedersachsen darstellt. Wie kamen Sie als<br />
Privatier, Herr Wagner, auf so eine Idee?<br />
Helmut Wagner: Die amedes ist durch ihr starkes Wachstum<br />
mit ihren zentralen Führungsfunktionen und rund<br />
700 Mitarbeitern in Göttingen auf inzwischen vier Standorte<br />
verteilt, was innerbetrieblich einfach mit Reibungsverlusten<br />
verbunden ist. Diese gilt es zu vermeiden! Deshalb<br />
sprach mich die amedes-Gruppe 2018 an, ob es<br />
nicht eine Möglichkeit gebe, diese Bereiche wieder zusammenzuführen.<br />
Für mich war damit auch eine idealistische<br />
Herausforderung verbunden: Ich habe das Unternehmen<br />
in Göttingen zur Welt gebracht und entwickelt,<br />
das Unternehmen für Finanzinvestoren aus der ganzen<br />
Welt begehrlich gemacht. Meine ärztlichen Nachfolger<br />
im amedes-Vorstand entwickeln jetzt die unternehmerischen<br />
Strukturen im gesundheitsökonomischen Interesse<br />
bester, aber auch für die Solidargemeinschaft der Versicherten<br />
bezahlbarer, personalisierter Medizin ,at the<br />
state of the art‘ strategisch interdisziplinär und intersektoral<br />
weiter. Das soll aber bitte auch in Göttingen<br />
passieren! Die amedes investiert allerdings nicht in eigene<br />
Gebäude und wollte daher eine Miet-Lösung. Ich<br />
kenne mich jedoch mit Immobilien überhaupt nicht aus<br />
und suchte dafür einen Partner.<br />
Borzou Rafie Elizei: Helmut Wagner ist auf uns zugekommen,<br />
weil ihn unsere Realisierung des Ensembles aus<br />
Sparkasse und Freigeist-Hotel am Bahnhof imponiert hat.<br />
Wir selbst haben uns nachhaltige Standortentwicklung<br />
auf die Fahne geschrieben – das umfasst nicht nur das<br />
materielle nachhaltige Bauen, sondern letztlich auch die<br />
Versorgungsstrukturen in der Region. Deswegen waren<br />
wir schnell auf einem Nenner: amedes gehört zu Göttingen,<br />
und man muss sicherstellen, dass dieses Know-how<br />
hierbleibt. Wir haben dann gemeinsam die EBR Immobilien<br />
Invest GmbH gegründet, die die Trägerin dieser enormen<br />
Investition ist und in der wir uns das Risiko teilen.<br />
Sie sprechen bei der Entwicklung des Areals auf der Siekhöhe<br />
von einem Biotechnologie- und medizinischen Campus –<br />
wen oder was haben Sie jenseits der amedes noch im Blick?<br />
Rafie: Im ersten Bauabschnitt auf etwa der Hälfte des<br />
Geländes entsteht der Komplex für amedes, der hat ein<br />
Volumen von rund 60 Millionen Euro und wird vier<br />
Stockwerke haben. Auf der anderen Hälfte entsteht im<br />
zweiten Bauabschnitt mit einem Gesamtvolumen von<br />
100 bis 110 Millionen Euro ein weiterer Gebäudekomplex.<br />
Hier sind wir mit der Stadt noch im Gespräch über<br />
eine Anpassung des Bebauungsplanes, weil wir siebenstöckig<br />
bauen möchten. Damit wird das Leuchtturmprojekt<br />
auch buchstäblich von Weitem zu sehen sein. Da wir<br />
allerdings noch keine verbindlichen Zusagen der Stadt<br />
haben, können wir damit auch nur bedingt in Gespräche<br />
mit potenziellen Interessenten gehen. Wir haben aber vor,<br />
um den Ankermieter amedes herum Firmen anzusiedeln,<br />
mit denen sich Synergieeffekte ergeben können – also<br />
weitere Unternehmen aus den Life Sciences. Alles zusammen<br />
soll den Biotechnologie- und medizinischen Campus<br />
bilden.<br />
Wagner: Wir wollen damit ganz gezielt an die zahlreichen<br />
Aktivitäten in den Life-Sciences anknüpfen, die in Göttingen<br />
mit Inkubatoren, Acceleratoren und der Gründungsunterstützung<br />
geschaffen wurden. Wir wollen damit<br />
Raum schaffen, dass diese Gründer hierbleiben können.<br />
Es gibt in Göttingen so viel innovatives Potenzial,<br />
aber einiges davon verlieren wir jedes Jahr an Hannover<br />
und inzwischen sogar teils an Kassel, weil hier im wahrsten<br />
Sinne des Wortes der Raum für Wachstum fehlt. Wir<br />
wollen mit unserem Projekt dazu beitragen, dass innovative<br />
Köpfe und Gründer eben nicht mehr nur hier gründen,<br />
sondern dableiben und wachsen können, wenn eine<br />
räumlich geeignete und fachlich multidimensionale Umgebung<br />
für sie besteht.<br />
Hätte denn die Gefahr bestanden, dass amedes aus Göttingen<br />
weggeht? Die amedes-Holding sitzt ja in Hamburg.<br />
Wagner: Möglicherweise wäre der Standort in Göttingen<br />
mittelfristig gefährdet gewesen. Der Mietvertrag in der<br />
1 |<strong>2023</strong> 37
unternehmen<br />
Gemeinsam: Helmut Wagner (l.) und Borzou Rafie entwickeln den Life-Science-Standort Göttingen – den Auftakt macht der amedes-Neubau.<br />
Werner-von-Siemens-Straße ist zwar auf lange Sicht geschlossen,<br />
wegen des Neubaus haben wir aber eine Regelung<br />
getroffen, dass amedes vorzeitig aus dem Vertrag<br />
heraus kann. Der neue Mietvertrag auf der Siekhöhe<br />
läuft auf 20 Jahre. Damit haben wir den Standort hier<br />
auf jeden Fall auf lange Zeit gesichert – und mit ihm die<br />
Arbeitsplätze und das Know-how in diesem zentralen<br />
,Benchmark-Labor‘ für Deutschland. Den Sitz der Holding<br />
nach Hamburg zu verlegen, war eine vor Jahren<br />
rein politische Entscheidung – Ursprung und zentraler<br />
Kern der amedes mit ihren 700 Mitarbeitern ist in<br />
Göttingen.<br />
Wie bewerten Sie denn den Ansatz der Stadt, mit dem<br />
Slogan der Life-Science-City zu werben? Passen der<br />
Anspruch und das Innovationspotenzial mit den<br />
Rahmenbedingungen zusammen?<br />
Rafie: Auf der jüngsten Expo Real wollten wir am Gemeinschaftsstand<br />
der Stadt Göttingen nicht wieder einfach<br />
mit dem Gänseliesel werben. Wir haben hier Unternehmen<br />
wie Sartorius, Ottobock, amedes – wir sind ein<br />
Life-Science-Standort in Deutschland und ein wichtiger<br />
noch dazu. Was Heidelberg kann, können wir auch,<br />
manches sogar besser, aber wir sind einfach zu zurückhaltend,<br />
es laut genug zu sagen. Daraus ist dann tatsächlich<br />
ein Plakat mit dem Slogan ‚Life-Science- City Göttingen‘<br />
entstanden – und das ist auch gut so.<br />
Wagner: An der Universitätsmedizin sehen wir das Standortproblem<br />
leider sehr gut. Regelmäßig kommen hochkarätige<br />
Professoren nach Göttingen, aber es fehlen ihnen<br />
mitunter die Räumlichkeiten, um ihre Bereiche weiterzuentwickeln.<br />
Nach fünf bis zehn Jahren folgen sie<br />
dann teilweise frustriert dem Ruf an andere Standorte,<br />
die bessere Bedingungen bieten. Ein Beispiel: Ich war auf<br />
Ansprache durch die UMG bereit, mit ihr eine Private-<br />
Public-Partnership einzugehen, um für Hämatologie,<br />
Humangenetik und Vorstand in der Robert-Koch-Straße<br />
ein Medizinisches Zentrum einzurichten und dessen andere<br />
Hälfte für ambulant versorgende Arztpraxen zur<br />
Verfügung zu stellen. Der UMG-Vorstand war dafür, das<br />
Ministerium in Hannover war mit im Boot, aber dann<br />
folgte der vormalige Vorstandsvorsitzende dem Ruf an<br />
38 1 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
die Charité – und plötzlich wurden im Ministerium die<br />
Weichen wieder anders gestellt. Durch solch politisch<br />
motivierte, negative Interferenzen kam dieses für die<br />
Gesundheitsversorgung absolut sinnvolle, fortschrittliche<br />
Projekt leider nicht zustande. Das ist traurig.<br />
Rafie: Wir glauben aber an das Potenzial von Göttingen<br />
und stehen mit unserem Projekt für diese Life-Science-<br />
City. Wir sind davon überzeugt, dass wir damit wichtige<br />
Impulse für die Stadtentwicklung der kommenden<br />
15 Jahre geben können. Aber klar ist auch, dass nicht nur<br />
wir alleine diesen Raum schaffen können – es braucht<br />
alle Akteure, die derzeit aktiv sind. Deswegen bin ich<br />
froh, dass Helmut Wagner und amedes diesen ersten<br />
wichtigen Impuls gesetzt haben. Und ich finde auch toll,<br />
was Hans Georg Näder am Bahnhof plant und dass sich<br />
auch Sartorius für den Standort entschieden und entsprechend<br />
Raum geschaffen hat, und. All das ist für den<br />
Standort wichtig. Wir sind stolz, dass wir mit dem Projekt<br />
einen Baustein dazu beitragen.<br />
Reden wir nochmal konkret über das Bauprojekt. Der Bau<br />
der Göttinger Gruppe, der auf einem Teil des Grundstücks<br />
stand, war seinerzeit aufgrund seiner technischen Lösungen<br />
sehr modern. Welche Rolle haben Nachhaltigkeitsaspekte<br />
bei Ihnen gespielt?<br />
Rafie: Wir hätten gern das alte Gebäude gerettet, das war<br />
aber baurechtlich nicht möglich. Deswegen mussten wir<br />
es abreißen und haben im Rahmen unseres Urban-<br />
Mining- Konzeptes das gesamte Material recycelt und<br />
wiederverwendet – den Beton, das Aluminium. Die neuen<br />
Gebäude haben einen hohen Energiestandard und<br />
mindestens 55 Prozent der benötigten Energie kommen<br />
aus erneuerbaren Energien. Eines der Ziele ist etwa, dass<br />
wir auch eine Geothermielösung realisieren, die mit<br />
Photovoltaikanlagen gekoppelt wird, um damit Wärmepumpen<br />
zu betreiben. Darüber sind wir aber noch im<br />
Gespräch mit amedes. Ein weiterer Baustein ist die Begrünung.<br />
Uns ist bewusst, dass wir das Grundstück versiegeln.<br />
Um das zu kompensieren, werden wir alle<br />
Dächer begrünen, abgerundet wird das durch eine über<br />
350 Quadratmeter große begrünte Fassade. In der zweiten<br />
Bauphase soll die Fassadenbegrünung weiterentwickelt<br />
und dann an allen Fassaden angebracht werden.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Helmut Wagner<br />
Jahrgang 1947, stammt aus dem bayerischen Wartenberg.<br />
Nach einem Studium der Biochemie sowie der Humanmedizin<br />
in Tübingen promovierte er in beiden Fächern<br />
und war dort wissenschaftlich und ärztlich tätig. Nach<br />
Göttingen kam Wagner 1980 als Geschäftsführender<br />
Oberarzt des Zentrallabors der Universitätsmedizin, das<br />
er bis 1987 leitete. Anschließend gründete er das ‚Medizinische<br />
Labor Dr. H. Wagner‘ – damals bereits in der<br />
Werner-von-Siemens-Straße 10. Das Unternehmen bildete<br />
die Keimzelle für die heutige amedes, die Helmut Wagner<br />
bis 2011 als Vorstandsvorsitzender und seit 2012 noch im<br />
Aufsichtsrat beziehungsweise im ärztlichen Beirat begleitet.<br />
amedes-Gruppe<br />
Die amedes-Gruppe ist mit ihrem ,integrated medicine‘-<br />
Konzept einer der größten Dienstleister für medizinischdiagnostische<br />
Dienstleistungen für Patienten, niedergelassene<br />
Ärzte und Krankenhäuser in Deutschland und mit<br />
rund 100 verschiedenen Standorten in Deutschland, Belgien,<br />
Österreich und Dubai vertreten. amedes beschäftigt über<br />
4.000 Mitarbeiter, über 700 davon in der Zentrale in<br />
Göttingen. Das Unternehmen wird voraussichtlich Mitte<br />
2024 an den neuen Standort an der Siekhöhe übersiedeln.<br />
Borzou Rafie Elizei<br />
Jahrgang 1975, ist im Iran geboren und in der französischen<br />
Normandie aufgewachsen. Er studierte Jura in Caen<br />
und wechselte dann in die Immobilienbranche. Nach<br />
Stationen in Finnland, Belgien und Österreich kam er 2010<br />
nach Göttingen, wo er 2012 gemeinsam mit seiner Frau<br />
Daniela Rafie Elizei die EBR Immobiliengruppe gründete.<br />
EBR-Gruppe<br />
Das familiengeführte Unternehmen betätigt sich auf den<br />
Geschäftsfeldern Projektentwicklung, Immobilienberatung<br />
und Asset Management. Sämtliche EBR-Projekte sind auf<br />
klar definierte und messbare ökologische, wirtschaftliche<br />
und gesellschaftliche Kriterien wie Energie effizienz,<br />
Gesamtökobilanz, Ressourcennutzung, Akustik, aber auch<br />
Luft- und Lichtqualität in den Räumen ausgerichtet. Seit<br />
2018 verfolgt die EBR in ihren Projekten überdies den<br />
Ansatz des ,Green Building Envelope‘ mit dem Ziel, einer<br />
CO 2 -neutralen und energieeffizienten Stadtentwicklung<br />
näherzukommen.<br />
1 |<strong>2023</strong> 39
ANZEIGE<br />
25 Jahre erfolgreiche IT<br />
Die IT-Landschaft gleichzeitig sicher und wirtschaftlich gestalten:<br />
Dafür ist die SerNet GmbH die richtige Partnerin.<br />
Prägend für Göttingen: Das Medienhaus am<br />
Bahnhof, Hauptsitz der SerNet<br />
Seit über 25 Jahren ist das Unternehmen<br />
Dienstleisterin für Informationssicherheit<br />
für Kundinnen und Kunden in der<br />
Region, in Deutschland und weltweit. Die beiden<br />
Teamleiter Krischan Jodies und Christian<br />
Börker sorgen bei SerNet auf technischer und<br />
vertrieblicher Ebene dafür, dass das Portfolio<br />
rund um IT-Sicherheit, Datenschutz, Virtualisierung<br />
und vieles mehr auf dem neuesten<br />
Stand der Technik ist und gleichzeitig Sicherheit<br />
und regelmäßig zu bewältigende Audits<br />
berücksichtigt werden.<br />
In den vergangenen Jahren haben Schwachstellen,<br />
Hacker-Angriffe und Datenlecks zu<br />
großer Präsenz des Themas IT-Sicherheit<br />
geführt. Hat das Bewusstsein dafür auch im<br />
operativen Alltag zugenommen?<br />
Christian Börker: IT-Sicherheit hat einen anderen<br />
Stellenwert gewonnen, das merkt man<br />
immer im Kundengespräch: Grundwissen ist<br />
heute überall vorhanden. Für die Details und<br />
das Expertenwissen kommen wir ins Spiel.<br />
Mit uns können sich die Kunden darauf verlassen,<br />
nicht nur technologisch top aufgestellt<br />
zu sein, sondern eben auch sicher.<br />
Krischan Jodies: Das kann ich bestätigen –<br />
das Thema Security ist bei den Kundinnen<br />
und Kunden angekommen. Wir müssen nicht<br />
mehr die gleiche Überzeugungsarbeit wie<br />
früher leisten. Auf uns kommen mittlerweile<br />
Menschen zu, die schon wissen, dass sie in<br />
Sachen IT-Sicherheit aktiv werden müssen.<br />
Wir finden dann gemeinsam heraus, wie es<br />
für das Unternehmen sinnvoll ist.<br />
Wie haben sich Anforderungen und Wünsche<br />
der Kunden geändert?<br />
Börker: Immer mehr Teile der Kundeninfrastruktur<br />
wandern in die Cloud. Viele Kundinnen<br />
und Kunden sind auch dadurch<br />
angetrieben, dass die Funktionalität ihrer<br />
Softwarelösungen und deren Schnittstellen<br />
aufrechterhalten bleibt. Eine unserer Herausforderungen<br />
ist es, sie auf diesem Weg zu<br />
begleiten und dabei klarzumachen, warum sichere<br />
Prozesse auch bzw. gerade in der Cloud<br />
eine so große Rolle spielen.<br />
Jodies: Durch die Umstellung von Servern<br />
im eigenen Rechenzentrum auf Softwareas-a-<br />
Service-Angebote können unse re Kunden<br />
beim Betrieb eigener Rechenzentren sparen.<br />
Die Angebote verleiten aber dazu, Sicher heits -<br />
aspekte unter den Tisch fallen zu lassen. Wie<br />
verbinde ich meine Endgeräte mit den Cloud-<br />
Services ohne Verzicht auf Firewall-Schutz? Wie
ANZEIGE<br />
FOTOS: WILLEM ROTHE<br />
„Mit uns können sich<br />
die Kunden darauf<br />
verlassen, nicht nur technologisch<br />
top aufgestellt zu sein,<br />
sondern eben auch sicher.“<br />
PROFIL<br />
CHRISTIAN BÖRKER<br />
Sicherheit im Blick: Christian Börker (l.) und Krischan Jodies<br />
sichere ich meine Daten? Man übersieht zum<br />
Beispiel leicht, wenn ein Cloud-Anbieter ins<br />
Kleingedruckte schreibt, dass der Kunde sich<br />
selbst um ein Backup zu kümmern hat.<br />
Wir erleben immer wieder, dass Kunden<br />
„mal eben“ einen Server in ein Cloud-Netz<br />
stellen. Im eigenen Rechenzentrum wäre es<br />
selbstverständlich, den Server durch eine Firewall<br />
zu beschützen – bei der Cloud-Variante<br />
wird dies einfach vergessen. Oft sind Kunden<br />
überrascht, dass Firewalls auch für Cloud-<br />
Server verfügbar sind und natürlich auch<br />
zwingend benötigt werden, wenn der Server<br />
kein offenes Scheunentor werden soll.<br />
Börker: Auch bei der klassischen Endpoint-<br />
Security, also dem Schutz von Endgeräten,<br />
gibt es viele Neuerungen. Man kann sagen:<br />
Der klassische Antivirenscanner ist tot und<br />
wird von neuen Technologien abgelöst, die<br />
genau das SerNet-Kernthema sind.<br />
Jodies: Bei der Endpoint-Security findet aktuell<br />
ein Wandel statt, wie wir ihn auch beim<br />
Umstieg auf Next-Generation-Firewalls erlebt<br />
haben. Wo früher nur nach bereits bekannten<br />
Viren gesucht wurde, können die Technologien<br />
heute auch unbekannte Bedrohungen erkennen.<br />
Firewall- und Endpoint-Security-Produkte<br />
sammeln gemeinsam Telemetriedaten,<br />
stellen dem Angreifer Fallen und wenden<br />
künstliche Intelligenz an. Das bekannte Katzund-Maus<br />
Spiel zwischen Angreifern und Verteidigern<br />
geht also immer weiter.<br />
Was macht die Zusammenarbeit mit SerNet<br />
aus?<br />
Jodies: Wir haben bei allen IT-Projekten immer<br />
im Blick, dass die Lösungen sicher sein<br />
müssen, wenn sie einem nicht über kurz oder<br />
lang um die Ohren fliegen sollen. IT-Projekte<br />
finden meistens unter Zeitdruck statt. Da ist<br />
es von Vorteil, wenn eine der beteiligten Parteien<br />
eine Sicherheitsbrille trägt. Humorvoll<br />
schrieb ein Kunde in einer Mail: „Wir müssen<br />
erst mal schauen, ob wir diese Maßnahme bei<br />
SerNet durchkriegen.“ Das beschreibt unsere<br />
Rolle schön. Ja, es nervt, wenn wir immer<br />
daran erinnern, dass in das Auto auch ein<br />
Sicherheitsgurt eingebaut werden muss. Aber<br />
letztlich sind unsere Kunden froh, dass wir<br />
gut aufpassen.<br />
Außerdem landet der Kunde bei uns nicht<br />
in einem anonymen Callcenter, sondern kennt<br />
seine Ansprechpartner in der Regel schon seit<br />
Jahren. Unsere Kunden schätzen unsere herstellerunabhängige<br />
Beratung und das Security-<br />
Know-how, das wir in die Projekte einbringen.<br />
Börker: Wir bei SerNet sind wirklich gründlich<br />
und sehr gut darin, technologisch auf Stand<br />
zu sein. Gleichzeitig sind wir mit einem gesunden<br />
Maß auch konservativ.<br />
KONTAKT<br />
SerNet GmbH<br />
Bahnhofsallee 1 B<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551-370000-0<br />
kontakt@sernet.de<br />
www.sernet.de<br />
TEXT: CLAUDIA KRELL
Stellen Sie Ihre<br />
Ausbildungsberufe vor<br />
Direkte<br />
Verteilung in über<br />
60 Schulen<br />
in Südniedersachsen<br />
und den benachbarten<br />
Regionen<br />
?<br />
Gewinnen Sie mit Ihrem<br />
Profil die passenden Azubis<br />
für Ihr Unternehmen!<br />
Mehr erfahren:<br />
marketing.<strong>faktor</strong>-magazin.de/buchungsseite-<strong>faktor</strong>azubi
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Jens Düwel Birte Dortelmann Kai Ahlborn<br />
Das Nachhaltigkeitsprogramm<br />
Die Wirtschaftsförderung der Stadt Göttingen hat sich für <strong>2023</strong> viel vorgenommen: Unter dem<br />
Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit werden verschiedene Initiativen vorangetrieben, die am Ende<br />
insbesondere den Unternehmen der Stadt zugutekommen sollen.<br />
Das Thema Nachhaltigkeit begleitet die<br />
GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung<br />
Göttingen GmbH schon lange. „Wir befinden<br />
uns, wie andere Unternehmen auch, in einem<br />
andauernden Transformationsprozess hin zu<br />
nachhaltigerem Arbeiten“, betont Jens Düwel,<br />
Geschäftsführer der GWG. „Dieser Prozess<br />
bekommt jetzt eine neue Qualität.“ Die GWG<br />
hat drei Schwerpunktthemen identifiziert, die<br />
<strong>2023</strong> mit Nachdruck vorangetrieben werden.<br />
„Ganz oben steht der Austausch mit Unternehmen<br />
und deren Beratung“, so Düwel. Mit<br />
einer Masterarbeit sowie einer Unternehmensbefragung,<br />
die in einem ersten Schritt<br />
im Gewerbegebiet Grone durchgeführt wird,<br />
sollen in diesem Jahr die konkreten Bedarfe<br />
der dortigen Unternehmen ermittelt werden.<br />
„Wir müssen mit den Unternehmen ins Gespräch<br />
kommen und werden auf jeden Fall<br />
den Austausch mit den Unternehmer*innen<br />
untereinander verstärken“, so Düwel. Im Gewerbegebiet<br />
Grone soll dazu ein erstes lokales<br />
Netz der dort ansässigen Unternehmen entstehen,<br />
um den nachbarschaftlichen Ideenund<br />
Erfahrungstransfer zu ermöglichen.<br />
Zudem wurde bei der GWG bereits eine<br />
neue Stelle geschaffen, um das Thema Nachhaltigkeit<br />
voranzubringen. Eine zweite wird in<br />
diesem Jahr folgen. Ein weiterer Teil des Aufgabenspektrums<br />
,Nachhaltigkeit‘ ist außerdem<br />
die Erstellung einer Gemeinwohlökonomiebilanz.<br />
„Wir werden dafür alle internen<br />
Prozesse der GWG durchleuchten – Lieferketten,<br />
Umgang mit Ressourcen, soziale Aspekte,<br />
um nur ein paar Beispiele zu nennen“, erklärt<br />
Birte Dortelmann, die neue Nachhaltigkeitsbeauftragte<br />
bei der GWG. Die Bilanz soll das<br />
Unternehmen in die Lage versetzen, ihre eigenen<br />
Tätigkeiten unter dem Gesichtspunkt der<br />
Nachhaltigkeit zu bewerten, Verbesserungspotenziale<br />
zu erkennen und die gewonnenen<br />
Erfahrungen auch in der Beratung von Unternehmen<br />
zu nutzen.<br />
Der dritte Schwerpunkt sind die Gebäude der<br />
GWG. Hier wurden bislang vor allem energetische<br />
Maßnahmen umgesetzt. Doch auch dies<br />
lässt sich komplexer und nachhaltiger angehen,<br />
wie die aktuelle Ertüchtigung der Lokhalle<br />
zeigt. „Die Lokhalle soll als Veranstaltungslocation<br />
wettbewerbsfähiger werden. Eines der<br />
zentralen Kriterien der Kunden ist dabei der<br />
Aspekt Nachhaltigkeit“, so Kai Ahlborn, stellvertretender<br />
Leiter des Lokhallen-Teams. Deswegen<br />
wird u. a. die Kapazität der Regenwassernutzungsanlage<br />
beinahe verdoppelt und<br />
das Beleuchtungskonzept auf LED umgestellt.<br />
Zudem erhalten die Lüftungsanlagen eine<br />
hocheffiziente Wärmerückgewinnung. „Die<br />
Maßnahmen gehen bis hin zum Teppich, der<br />
für Messen ausgelegt wird und der bislang anschließend<br />
entsorgt wird. Hier schauen wir, ob<br />
es dafür nicht nachhaltigere Alternativen gibt.“<br />
„Ich bin sehr gespannt, was bei diesen umfangreichen<br />
Prozessen herauskommen wird“,<br />
sagt Geschäftsführer Jens Düwel. „Wir haben<br />
schon ein relativ gut ausgeprägtes Bewusstsein<br />
für Nachhaltigkeit, aber es gibt immer<br />
neue Erkenntnisse, weil das Thema einfach so<br />
vielfältig ist.“<br />
KONTAKT<br />
TEXT: SVEN GRÜNEWALD<br />
GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung Göttingen mbH<br />
Bahnhofsallee 1 B<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 547 43-0<br />
info@gwg-online.de<br />
www.gwg-online.de
unternehmen<br />
Die Wissbegierige<br />
Gabi Diedrich ist als kaufmännische Leiterin der Zimmerei Diedrich in Rüdershausen und<br />
umtriebige Netzwerkerin immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen. Besonders im Blick<br />
hat sie dabei die Themen Nachhaltigkeit und Gemeinwohlökonomie.<br />
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
44 1 |<strong>2023</strong>
unernehmen<br />
1 |<strong>2023</strong> 45
unternehmen<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Als Gabi Diedrich vor zwölf<br />
Jahren das erste Mal in den<br />
Zimmerei betrieb ihres heutigen<br />
Mannes Thilo Diedrich<br />
kam, der das Familienunternehmen<br />
in Rüders hau sen<br />
bereits in vierter Ge neration<br />
führt, betrat sie absolutes<br />
Neuland. „Ich hatte keine<br />
Ahnung vom Handwerk“, erzählt die 49-Jährige heute<br />
rückblickend und lächelt zu frieden. Berührungsängste<br />
mit dem von Männern dominierten Gewerbe hatte die<br />
neue kaufmännische Leiterin nicht, obwohl sie weit<br />
und breit die einzige Frau vor Ort gewesen sei. „Ich<br />
war zuvor fast 15 Jahre in einem Recyclingbetrieb in<br />
Langenhagen bei Hannover tätig“, erklärt Diedrich.<br />
„Auch dort waren Frauen damals selten anzutreffen, in<br />
Führungs positionen fast gar nicht.“ Zum Wechsel<br />
kam es, weil sie auf der Suche nach beruflicher Veränderung<br />
gewesen sei und es in der Zimmerei Unterstützungsbedarf<br />
im kauf männischen Bereich gab. „Da wir<br />
außerdem nach vier Jahren Fernbeziehung endlich einen<br />
gemeinsamen Lebensmittelpunkt haben wollten,<br />
bin ich den Schritt gegangen.“<br />
Auf die Frage, was sie im damals ungewohnten Umfeld<br />
eines Handwerksbetriebes besonders überrascht<br />
hätte, muss sie nicht lange nachdenken. „Sehr schnell ist<br />
mir der familiäre Umgang miteinander aufgefallen, und<br />
ich war beeindruckt, wie stolz alle auf ihre Arbeit sind<br />
und wie viel Spaß sie haben.“ Schon nach kurzer Zeit sei<br />
es ihr genauso gegangen. Zimmerer sei einfach ein toller<br />
Beruf, der in der Gesellschaft gar nicht richtig wahrgenommen<br />
werde – weil die Einblicke fehlten. „Wir arbeiten<br />
mit dem wunderbaren Naturprodukt Holz. Das<br />
erfordert jede Menge Flexibilität. Sie müssen spontan<br />
Ideen haben und die handwerklichen Fähigkeiten, diese<br />
direkt auf der Baustelle umzusetzen“, sagt Diedrich. „Es<br />
gibt jeden Tag Herausforderungen. Langeweile kennen<br />
Zimmerer nicht.<br />
DIE EINARBEITUNG SEI IHR LEICHT GEFALLEN, erzählt<br />
die wissbegierige Unternehmerin, die nach einer<br />
abgeschlossenen Ausbildung zur Industriekauffrau bei<br />
Miele noch ein Studium zur Diplomkauffrau absolvierte.<br />
„Es ist für mich immer ein guter Tag, wenn ich etwas<br />
Neues gelernt habe.“ Dabei suche sie nicht nur nach<br />
neuem Wissen, um sich persönlich weiterzuentwickeln,<br />
sie habe immer auch gern Unternehmensprozesse verbessert.<br />
So war ihr Wechsel in die Zimmerei im Grunde<br />
genommen eine glückliche Fügung: Sie hat in Thilo<br />
Diedrich einen Gleichgesinnten getroffen, der die Prozesse<br />
des bereits in vierter Generation geführten<br />
Familien unternehmens mit ihr zusammen fit für die Anforderungen<br />
der heutigen Zeit machen wollte.<br />
„Ich musste mich am Anfang schon erst einmal daran<br />
gewöhnen, dass Dinge in einem Handwerksbetrieb<br />
anders laufen“, sagt Gabi Diedrich in Erinnerung an die<br />
ersten Monate. „Jeder hat im Tagesgeschäft alle Hände<br />
voll zu tun – da dauert es, Änderungen umzusetzen.“<br />
Doch die größte Herausforderung sei eine andere gewesen:<br />
„Als sehr organisierter Menschen konnte ich den<br />
großen Einfluss äußerer Faktoren auf unsere Arbeit nur<br />
schwer akzeptieren“, erklärt Diedrich. „Wenn das Wetter<br />
mit Schnee, Frost oder zu starkem Regen nicht passt,<br />
können wir auf den Baustellen nichts machen. Auch<br />
wenn Vorgewerke nicht rechtzeitig fertig werden, sind<br />
wir aufgeschmissen.“ Doch sie habe im Laufe der Zeit<br />
gelernt, damit umzugehen, sei deutlich gelassener geworden.<br />
Angesichts der gemein samen Erfolge kann sie<br />
das auch sein: Sie haben den tradi tionsreichen Zimmereibetrieb<br />
modernisiert und zu einem klar fokussierten<br />
Spezialisten gemacht. Die Zimmerei Diedrich baut heute<br />
vor allem schlüsselfertige Häuser in Holzrahmenbauweise<br />
und verwendet dafür natürliche Materialien aus<br />
ökologisch nachhaltiger Wirtschaft. Diese kommen<br />
auch bei energetischen Sanierungen oder Aufstockungen<br />
von Gebäuden zum Einsatz, die sie – genau wie den Bau<br />
der Holzhäuser – hauptsächlich in einem Umkreis von<br />
rund 50 Kilometern um Göttingen herum anbieten.<br />
46 1 | <strong>2023</strong>
unternehmen<br />
» Wir arbeiten mit dem wunderbaren<br />
Naturprodukt Holz. Das erfordert jede<br />
Menge Flexibilität. Sie müssen spontan<br />
Ideen haben und die handwerklichen<br />
Fähigkeiten, diese direkt auf der<br />
Baustelle umzusetzen. «<br />
IHRER BEVORZUGTEN KOMBINATION ist Gabi Diedrich<br />
treu geblieben: Während sie mit ihrem Mann erste<br />
praktische Maßnahmen umsetzte, sorgte sie mit einem<br />
Zertifikatsstudium Nachhaltigkeitsmanagement im Jahr<br />
2017 für die theoretische Grundlage. Von Anfang an<br />
hatten sie nicht nur die zunehmende Nutzung nachhaltiger<br />
ökologischer Materialien, sondern auch die eigenen<br />
Prozesse im Blick – mit einem besonderen Fokus auf<br />
der sozialen Komponente. So kam es schrittweise nicht<br />
nur zur Installation einer Photovoltaikanlage und einer<br />
Pellet heizung im Betrieb sowie zur Nutzung von E-Bikes<br />
und E-PKW. „Wir haben auch früh eine morgendliche<br />
Team besprechung eingeführt“, erzählt Diedrich. Das sei<br />
ein kurzer Austausch von Erfahrungen und Ideen. „Gemeinsam<br />
klären wir, ob es am Vortag Probleme gab, was<br />
wir besser organisieren könnten oder worauf in Zukunft<br />
alle achten sollten. Da ziehen alle voll mit, bringen sich<br />
ein und fühlen sich und ihre Meinung wertgeschätzt.“<br />
Die Zimmerei habe eine gute Mischung aus jungen und<br />
sehr erfahrenen Mitarbeitenden, die so voneinander<br />
profitierten.<br />
„ALS ICH LETZTES JAHR VON EINEM HAWK-PROJEKT<br />
zum Thema Gemeinwohlökonomie gehört habe, hat sich<br />
für mich der Kreis zu unseren Nachhaltigkeitsbemühungen<br />
geschlossen“, berichtet Diedrich. „Es war direkt klar,<br />
dass wir uns daran beteiligen.“ Im Rahmen dieses Projekts<br />
unterstützen Studierende der Hochschule regionale<br />
Unternehmen dabei, Einstiegsberichte für eine Gemeinwohlbilanzierung<br />
zu erstellen, dem Nachhaltigkeitsbericht<br />
der Gemeinwohlökonomie (siehe Kasten). Die<br />
GWÖ ist eine Reformbewegung, die ein Wirtschaftsmodell<br />
etablieren will, das auf den Werten Menschenwürde,<br />
ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit,<br />
demokratische Mitbestimmung und Transparenz<br />
aufsetzt. „In der Vorbereitung haben wir aufgeschrieben,<br />
was wir umgesetzt hatten. Das waren plötzlich vier Seiten“,<br />
sagt Diedrich scheinbar immer noch selbst überrascht.<br />
„Wir im Handwerk machen und reden nicht<br />
Gemeinwohlökonomie (GWÖ)<br />
Die GWÖ ist ein innovatives, nachhaltiges Wirtschaftsmodell.<br />
Es geht davon aus, dass Wirtschaft dem Gemeinwohl<br />
und nicht mehr der reinen Gewinnmaximierung und<br />
Geldvermehrung dienen sollte. Ziel ist es, Ungleichheiten<br />
bei Einkommen, Vermögen und Macht in maßvollen<br />
Grenzen zu gestalten. Der Umweltverbrauch soll innerhalb<br />
der Regenerationsfähigkeit natürlicher Ökosysteme<br />
gehalten werden. Gegenwärtige und zukünftige Generationen<br />
genießen gleiche Lebenschancen. Generationen<br />
streben ein solidarisches Miteinander an.<br />
Ihren Ausgang nahm die Gemeinwohlökonomie 2010<br />
in Wien und breitete sich in der ganzen Welt aus: Heute<br />
umfasst die Bewegung weltweit 11.000 Unterstützer,<br />
rund 5.000 Mitglieder in über 170 Regionalgruppen, über<br />
1.000 bilanzierte Unternehmen und andere Organisationen<br />
in 35 Ländern. Am 1. Januar 2019 wurde die Regionalgruppe<br />
aufgenommen. Mittlerweile sind 24 regionale<br />
Unternehmen testiert – darunter auch die Zimmerei<br />
Erhard Diedrich.<br />
1 |<strong>2023</strong> 47
unternehmen<br />
so viel darüber.“ Gemeinsam mit einem Studenten der<br />
Forstwirtschaften ging es dann in die Ausarbeitung der<br />
Einstiegsberichte. Angeleitet von einem erfahrenen externen<br />
Berater fand die eigentliche Auseinandersetzung mit<br />
den Anforderungen dann in einer Arbeitsgruppe mit regionalen<br />
Unternehmen statt: mit dem Fruchtsafthersteller<br />
Becker’s Bester, dem Bio-Lieferdienst Lotta Karotta<br />
und dem Bio-Lebensmittel-Großhandel Naturkost Elkershausen.<br />
Für Gabi Diedrich war nicht nur die Abarbeitung der<br />
Bewertungsmatrix des Nachhaltigkeitsberichts wichtig,<br />
sondern vor allem der Lerneffekt: „Die gegenseitigen<br />
Tipps haben das Miteinander in der Arbeitsgruppe so<br />
wertvoll gemacht. Ich habe viele Ideen gesammelt, die<br />
wir hier bei uns umsetzen können.“ Aber schon das bisher<br />
Erreichte hat überzeugt: Im November des vergangenen<br />
Jahres bekam die Zimmerei Diedrich das Testat der<br />
GWÖ überreicht – genau wie die anderen Teilnehmer<br />
der Arbeitsgruppe. Das vielschichte Engagement der<br />
Zimmerei ist auch der Handwerkskammer Hildesheim-<br />
Südniedersachsen aufgefallen. Als einer der ersten niedersächsischen<br />
Handwerksbetriebe erhielten die Rüdershäuser<br />
von ihr das Siegel ,Handwerk als Partner der<br />
Niedersachsen Allianz für Nachhaltigkeit‘. Anfang des<br />
Jahres überreichten Vertreter der Handwerkskammer im<br />
Betrieb die offizielle Urkunde und lobten dabei vor allem<br />
die umfassende Beschäftigung mit dem Thema<br />
Nachhaltigkeit.<br />
WER GLAUBT, DASS GABI DIEDRICH neben der Arbeit<br />
im und am gemeinsamen Unternehmen mit ihrem Mann,<br />
der kontinuierlichen Suche nach neuem Wissen und absolvierten<br />
Fortbildungen keine Zeit für andere Dinge<br />
mehr haben kann, liegt falsch. Nach Feierabend engagiert<br />
sie sich für den Verband UnternehmerFrauen im<br />
Handwerk, der ihr sehr am Herzen liegt. Sie ist erste<br />
Vorsitzende im Arbeitskreis Duderstadt und zusätzlich<br />
zweite Landesvorsitzende in Niedersachsen. „Netzwerken<br />
ist unwahrscheinlich wichtig. Der Blick über den<br />
Tellerrand in andere Unternehmen hilft, eigene Probleme<br />
einzuordnen“, sagt sie. „Es ist spannend, bei den regelmäßigen<br />
Treffen tolle Unternehmerinnen und ihre<br />
Sicht auf die Welt kennenzulernen und sich gegenseitig<br />
zu helfen.“ Auf Landesebene käme noch die Vernetzung<br />
in die Politik dazu, die den Horizont zusätzlich erweitere.<br />
So wundert es auch nicht, dass Diedrich zum Abschluss<br />
sagt, dass sie sich in ihrem neuen Leben als Frau<br />
im Handwerk einfach wohlfühle. „Ich habe es nie bereut,<br />
die Branche gewechselt zu haben.“ Das könnte natürlich<br />
auch daran liegen, dass sie im Februar vor zwei Jahren<br />
„mitten im Lockdown und in kniehohem Schnee“ einen<br />
waschechten Zimmermann geheiratet hat. ƒ<br />
ZUR PERSON<br />
Die berufliche Laufbahn von Gabi Diedrich begann mit<br />
einer Ausbildung zur Industriekauffrau bei Miele. Ein<br />
Studium zur Diplomkauffrau (FH) absolvierte sie berufsbegleitend.<br />
Bei der KASKA Kabelzerlegebetrieb und<br />
Metallhandel GmbH arbeitete sie von 1996 bis 2011 als<br />
kaufmännische Leiterin. Parallel zum Job bildete sie sich<br />
über die IHK zur Industriefachwirtin, Betriebswirtin,<br />
Ausbilderin und Führungskraft weiter. Seit April 2011 ist<br />
die kaufmännische Leiterin der Zimmerei Erhard Diedrich<br />
in Rüdershausen, die sie zusammen mit ihrem Mann<br />
Thilo Diedrich in vierter Generation führt.<br />
Im Netzwerk UnternehmerFrauen im Handwerk ist sie als<br />
2. Landesvorsitzende, 1. Vorsitzende im Arbeitskreis<br />
Duderstadt und 2. Vorsitzende im Arbeitskreis Göttingen<br />
engagiert.<br />
www.zimmerei-diedrich.de<br />
48 1 | <strong>2023</strong>
ANZEIGE<br />
Innovative Wasserstofftechnologie<br />
Grüner Wasserstoff wird aus regenerativer Energie gewonnen und findet Einsatz in<br />
Haushalten, Elektrofahrzeugen, Lastkraftwagen und Industrieanlagen.<br />
Die Eisenhuth GmbH & Co.KG hat sich in<br />
den letzten Jahren nicht nur in der Region<br />
Osterode am Harz, sondern auch über die<br />
Landesgrenzen hinweg im Bereich Brennstoffzellen<br />
und Elektrolyse erfolgreich etabliert.<br />
Eisenhuth kann heute ein produktives Wasserstoff-Umfeld<br />
schaffen und Lösungen für technische<br />
Probleme finden. Seit 2006 im Bereich<br />
Materialien und Produktion von Bipolarplatten,<br />
tätig, kann das Unternehmen die revolutionären<br />
Entwicklungen auf dem Gebiet innovativer<br />
grüner Wasserstofftechnologie maßgeblich<br />
unterstützen.<br />
EISENHUTH KOMBINIERT HIERBEI die Erfahrungen<br />
aus Teileproduktion, Werkzeug- und<br />
Formenbau sowie Kunststofftechnik. Mit der<br />
langjährigen Kompetenz und dem Willen der<br />
Mitarbeiter ist es möglich, neue Ideen zu entwickeln<br />
und diese in neuen Produkten umzusetzen.<br />
Und ganz konkret zeigt Eisenhuth mit dem<br />
wasserstoffbetriebenen Fahrzeug sein Engagement<br />
im Bereich von Wasserstofffahrzeugen.<br />
TEXT: STEFAN LIEBIG<br />
KONTAKT<br />
Eisenhuth GmbH & Co. KG<br />
Dr.-Ing. Eric Klemp<br />
Friedrich-Ebert-Str. 203<br />
37520 Osterode am Harz<br />
Tel. 05522 9067-16<br />
Mobil 0172 4047030<br />
e.klemp@eisenhuth.de<br />
www.eisenhuth.de<br />
#WirBeiZUFALL<br />
BEWEGEN NACHHALTIGKEIT<br />
FÜR EINE ENKELTAUGLICHE ZUKUNFT DER LOGISTIK.<br />
Logistik nachhaltig und achtsam gestalten – wir haben die Herausforderung<br />
angenommen. Wir schaffen Zukunft für Menschen, für die Umwelt und<br />
für eine langfristig erfolgreiche und gesunde Wirtschaft.<br />
www.zufall.de
PROFIL<br />
ANZEIGE<br />
Nachwuchsförderung bei der First Lego League<br />
Aluminium im Kreis drehen<br />
Beim weltweit führenden Aluminiumrecycler Novelis findet sich Nachhaltigkeit nicht nur in der<br />
Produktion von Aluminiumprodukten wieder, sondern auch im persönlichen Miteinander.<br />
Nachhaltigkeit ist seit der Gründung<br />
zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie<br />
bei Novelis. Als<br />
führender Hersteller nachhaltiger Aluminiumprodukte<br />
setzt das global tätige Unternehmen<br />
in den unterschiedlichsten Produktbereichen<br />
darauf, seinen Kunden innovative,<br />
kohlenstoffarme Lösungen anzubieten und<br />
gemeinsam mit ihnen Kreislaufsysteme zu<br />
etablieren.<br />
Recycling im großen Stil<br />
Auf dem Weg zur Klimaneutralität sind Recycling<br />
und Kreislaufwirtschaft entscheidend.<br />
An sieben von zehn europäischen Standorten<br />
betreibt Novelis Recycling- und Gießanlagen,<br />
um die Aluminium-Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.<br />
Das Göttinger Werk ist auf die Oberflächenveredelung<br />
von Aluminium spezialisiert,<br />
zum Beispiel für Verpackungslösungen<br />
in der Getränke-, Lebensmittel- und Kosmetikindustrie.<br />
Insbesondere die Getränke dose gilt<br />
als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit: Novelis<br />
recycelt weltweit jedes Jahr über 82 Milliarden<br />
Dosen und ermöglicht mit seinem zirkulären<br />
Businessmodell, dass die Dose nach etwa<br />
60 Tagen wieder im Supermarktregal stehen<br />
kann. Novelis Aluminium aus Göttingen wird<br />
außerdem in der Architektur für Gebäudefassaden,<br />
Dachverkleidungen, Fensterrahmen<br />
und Sonnenschutz eingesetzt oder im Verkehr-<br />
und Transportbereich mit Verkehrszeichen,<br />
Autonummernschildern oder Material,<br />
das in der Auto mobilindustrie verwendet wird.<br />
Aber nicht nur die Produkte, sondern auch<br />
die Art und Weise, wie Novelis mit seinen Partnern<br />
zusammenarbeitet, sind vom Gedanken<br />
der Langfristigkeit geprägt. In Göttingen spiegelt<br />
sich das in beständigen Kooperationen<br />
wider – zum Beispiel ist Novelis Hauptsponsor<br />
beim alljährlichen Altstadtlauf, langjähriges<br />
Kuratoriumsmitglied an lokalen Universitäten<br />
oder Partner des Robotikfreunde e.V.<br />
Nachwuchsförderung in den<br />
Naturwissenschaften<br />
„Die Verbundenheit zu Schulen und Universitäten<br />
in der Region und unser aktives Mitwirken<br />
bei Veranstaltungen in Göttingen nutzen<br />
wir bei Novelis, um über die Recyclingfähigkeit<br />
von Aluminium aufzuklären, und dazu,<br />
Alt und Jung näher zu bringen, wie vielseitig<br />
und nachhaltig die Endprodukte unserer Kunden<br />
sind“, bekräftigt Benafscha Raoufi, Leiterin<br />
EHS (,Environment, Health und Safety‘; dt.<br />
,Umwelt, Gesundheit und Sicherheit‘).<br />
Über Novelis<br />
• Global: ca. 12.700 Beschäftigte auf vier<br />
Kontinenten<br />
• Europa: 10 Produktionsstandorte<br />
• Kunden: die größten Firmen der Automobilindustrie<br />
sowie der Getränkedosenfertigung,<br />
der Luftfahrt und der Industrien<br />
vieler Spezialprodukte<br />
• Umsatz: 3,4 Mrd. Euro durch die Novelis<br />
Deutschland GmbH im Geschäftsjahr<br />
2021/2022<br />
• Göttingen: ca. 700 Beschäftigte<br />
KONTAKT<br />
Novelis Deutschland GmbH<br />
Hannoversche Straße 1<br />
37075 Göttingen<br />
Tel. 0551 304-0<br />
personal.goettingen@novelis.com<br />
www.novelis.com
wissen<br />
FOTO: STOCK.ADOBE.COM<br />
52 1 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
Packende<br />
Lösungen<br />
Nachhaltige Verpackungen sind heute wichtiger denn je. Worauf es ankommt, diskutieren vier<br />
Experten aus dem VerpackungsCluster Südnieder sachsen gemeinsam bei Naturkost Elkershausen<br />
und sind sich sicher: Der Pioniergeist der Branche macht’s möglich.<br />
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Die Themen Nachhaltigkeit und der<br />
bewusste Umgang mit den endlichen<br />
Ressourcen der Welt sind aktueller<br />
denn je. Immer mehr Verbraucher<br />
achten deshalb beim Einkauf<br />
besonders darauf, wie die Produkte<br />
verpackt sind. Verschie dene<br />
Untersuchungen, wie zum Beispiel die Studie ,Nachhaltige<br />
Verpackungen‘ des Beratungsunternehmens Inverto, belegen<br />
dieses zunehmende Bewusstsein für das Material.<br />
Verpackungs- und Konsumgüterhersteller sowie Händler<br />
gingen deshalb davon aus, dass der Bedarf an solchen<br />
Verpackungen steigen werde. Die Studie identifiziert allerdings<br />
zwei Probleme, die auf eben diese drei Gruppen zukommen:<br />
Zum einen forderten Verbraucher zwar verstärkt<br />
nachhaltige Lösungen, die Mehrkosten dafür würden sie<br />
aber nicht tragen wollen. Zum anderen sei nicht klar,<br />
welche Kriterien eine Verpackung erfüllen müsse, um als<br />
nachhaltig zu gelten. Diesen und anderen Fragen rund<br />
um das Thema nachhaltige Verpackungen geht <strong>faktor</strong><br />
zusammen mit Experten aus dem VerpackungsCluster<br />
Südniedersachsen bei einem Treffen in den Räumlichkeiten<br />
bei Naturkost Elkershausen nach.<br />
GLEICH ZUM START ZEIGT THOMAS SCHIEWE, Vorstandsmitglied<br />
des VerpackungsClusters, einen Punkt<br />
auf, der die öffentliche Diskussion erschwert: „Es ist<br />
wichtig, auch den Blick auf die verschiedenen Anforderungen<br />
der Verbraucher und der Industrie bei der Nutzung<br />
von Verpackungen zu haben“, sagt er. Während für<br />
Verpackungen, die ausschließlich Endverbraucher nutzen,<br />
einfacher alternative, umweltschonendere Materialien<br />
gefunden werden könnten, sei das in der industriellen<br />
Nutzung nicht so einfach. „Dort treten ganz andere<br />
1 |<strong>2023</strong> 53
wissen<br />
Zuversichtlich Die Verpackungs-Experten Roland Marx, Jan-Christoph Moog, Thomas Schiewe und Hermann Heldberg (v.l.) stellen sich<br />
gemeinsam dem fortschreitenden Klima wandel und blicken optimistisch in die Zukunft der Branche.<br />
54 1 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
» Es gibt aus meiner Sicht mittlerweile so viele<br />
gute Lösungen, dass jedes Unternehmen etwas beim<br />
Thema nachhaltige Verpackung tun und<br />
seine Prozesse verbessern kann. «<br />
HERMANN HELDBERG<br />
Belastungen auf.“ Der 64-Jährige weiß, wovon er spricht.<br />
Rund 15 Jahre Erfahrung in der Branche bringt er mit.<br />
Zuletzt war er fast zehn Jahre geschäftsführender Gesellschafter<br />
bei TopStrap in Northeim, einem Produzenten<br />
textiler Spannbänder für die Abfallwirtschaft und Verpackungsindustrie,<br />
den er 2021 an einen Marktbegleiter<br />
verkaufte.<br />
„IM INDUSTRIELLEN UMFELD ist Verpackung kein<br />
Selbstzweck, sie soll Produkte beim Transport oder bei<br />
der Lagerung verlässlich und langfristig schützen“, erklärt<br />
Jan-Christoph Moog, Geschäftsführer der Excor<br />
Korrosionsforschung, ein 1991 vom Spezialisten Knüppel<br />
Verpackung und dem amerikanischen Technologie-<br />
Unternehmen NTIC gegründetes Joint Venture mit Sitz<br />
in Hann. Münden. In diesem Spannungsfeld sei das<br />
Verständnis von Nachhaltigkeit ein anderes als bei Endverbrauchern,<br />
der Fokus verschiebe sich etwas. Grundsätzlich<br />
ginge es bei Nachhaltigkeit darum, nicht mehr<br />
Rohstoffe zu verbrauchen, als nachwachsen könnten.<br />
„Wenn es um industriell genutzte Verpackungen geht,<br />
steht der Einsatz von so wenig Material wie möglich im<br />
Hinblick auf den Einsatzzweck im Vordergrund“, so<br />
Moog. Und genau diesen Einsatzzweck bei den Kunden<br />
müsse man als Hersteller möglichst gut kennen, die Prozesse<br />
gut verstehen, damit Schritte in Richtung nachhaltigerer<br />
Lösungen gegangen werden könnten. So habe<br />
Excor beispielsweise eine Hochleistungsfolie entwickeln<br />
können, die nur noch die Hälfte des Materialeinsatzes<br />
wie die vorhergehende Lösung benötige.<br />
„Es gibt aus meiner Sicht mittlerweile so viele gute<br />
Lösungen, dass jedes Unternehmen etwas beim Thema<br />
nachhaltige Verpackung tun und seine Prozesse verbessern<br />
kann“, sagt Hermann Heldberg, Geschäftsführer<br />
des Bio-Großhändlers Naturkost Elkershausen. Sein<br />
Unternehmen wickle beispielsweise heute keine Folie<br />
mehr um Waren auf Paletten, sondern nutze stabile Rollcontainer<br />
und Spannbänder. Insgesamt sei Folie im Bio-<br />
Bereich allerdings noch sehr weit verbreitet. „Natürlich<br />
hinterfragen das die Hersteller – doch leider haben die<br />
nun mal die Maschinen bei sich stehen, nicht selten mit<br />
Krediten finanziert. Da ist eine Ablösung immer eine<br />
Frage des Geldes.“ Wenn es bei nötigen Investitionen um<br />
Nachhaltigkeit ginge, müsse aus seiner Sicht jede Lösung<br />
außerdem ganzheitlich bewertet werden. „Wenn<br />
ein Mehrwegglassystem zum Beispiel in Deutschland<br />
nur eine Spülstelle zur Reinigung hat, wird es schwer,<br />
das noch als nachhaltig zu bezeichnen, wenn wir den<br />
Transport der Gläser durch das ganze Land mitbetrachten“,<br />
erklärt Heldberg.<br />
Doch es gibt auch die gut or ganisierten, durchdachten<br />
Mehrwegsysteme. Naturkost Elkershausen setzt für Gemüse<br />
auf ein solches, das weltweit mit Plastikboxen und<br />
strategisch sinnvoll verteilten Waschstraßen funktioniert.<br />
„Wir bekommen etwa 12.000 bis 15.000 dieser Boxen in<br />
der Woche mit Lieferungen rein. Ein Lastzug pro Woche<br />
geht dann von uns in Richtung der nächstgelegenen<br />
Waschstraße zurück“, berichtet Heldberg. Das sei besser<br />
als die früher genutzten Holzkisten, bei denen eine Menge<br />
Holzabfälle und viel Pappe angefallen sei.<br />
1 |<strong>2023</strong> 55
wissen<br />
»Wir können auf die Wirtschaft vertrauen –<br />
der Pioniergeist, der uns groß gemacht hat, ist noch da. «<br />
JAN-CHRISTOPH MOOG<br />
„Aber machen wir uns nichts vor, auch dafür muss investiert<br />
werden, das können nicht alle leisten.“ Vor allem<br />
nicht, wenn Verbraucher nicht bereit sind, einen<br />
höheren Preis zu zahlen.<br />
AN DIESER STELLE bringt der Geschäftsführer des VerpackungsClusters<br />
Roland Marx die Themen Wiederverwendung<br />
und alternative Materialien wie Biokunststoffe<br />
ins Spiel und stellt die Frage, was die Anwesenden<br />
davon halten. „Wiederverwendung, also Recycling von<br />
Verpackungsmaterial, ist sicher wichtig und vor allem<br />
ist es möglich“, sagt Vorstandmitglied Thomas Schiewe.<br />
„Doch kann ich aus Erfahrung sagen, dass es leider oft<br />
noch günstiger ist, neue Verpackungsmaterialien einzukaufen<br />
als recycelte.“ Hinzu käme, dass recycelte Materialien<br />
gerade im Hinblick auf die von der Industrie benötigten<br />
Produkteigenschaften der Verpackung nicht<br />
immer das Niveau neuer Ware erreichten. „Das ist dann<br />
häufig ein wichtigeres Entscheidungskriterium als der<br />
Preis“, berichtet er. „Es braucht weitere Innovation, um<br />
bei nachhaltigeren Verpackungen preislich und in den<br />
Produkteigenschaften in Richtung der Standardware zu<br />
kommen.“<br />
DAS URTEIL IN BEZUG AUF BIOKUNSTSTOFFE als<br />
Verpackungs material fällt negativ aus. „Gemachte Versprechen<br />
werden bei Biokunststoffen oft nicht gehalten“,<br />
sagt Excor- Geschäftsführer Jan-Christoph Moog.<br />
„Tüten aus Biokunststoff sind zum Beispiel nicht, wie in<br />
der Produktwerbung kommuniziert wird, zu 100 Prozent<br />
kompostierbar.“ Dazu trage auch bei, dass die<br />
Kompostier zyklen in den Anlagen meist kürzer seien als<br />
die 90 Tage, die von den Herstellern häufig für den<br />
Kompostiervorgang der Bioplastiktüten angegeben<br />
würden. Wie der NDR, der Norddeutsche Rundfunk,<br />
Anfang des Jahres berichtete, führt dieser Umstand dazu,<br />
dass viele Entsorgungsbetriebe in Norddeutschland solche<br />
Tüten nicht im Biomüll haben wollen – oder Biomülltonnen<br />
nicht leeren, wenn Tüten aus Bioplastik enthalten<br />
sind.<br />
Der Grund für diese Maßnahme sei die nicht ausreichende<br />
DIN-Norm zur Kompostierbarkeit: Laut DIN-<br />
Norm dürfen Teile mit einer Größe von bis zu zwei Millimetern<br />
nach der Kompostierung in der Erde zu finden<br />
sein. „Die Rückstände finden sich dann in der Erde auf<br />
den Äckern der Landwirte wieder. Und am Ende in unserer<br />
Nahrungskette“, ergänzt Naturkost-Elkershausen- Chef<br />
Hermann Heldberg.<br />
Die Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz organisation<br />
Deutsche Umwelthilfe fordert sogar ein gesetzliches<br />
Werbeverbot zur Kompostierbarkeit von Bioplastikverpackungen<br />
und -produkten. Begründet wird diese<br />
Forderung mit der Täuschung von Konsumenten, die<br />
bewusst zu Bioplastikprodukten mit Aufdrucken wie<br />
‚biologisch abbaubar‘ oder ‚kompostierbar‘ greifen würden,<br />
weil sie die Umwelt schonen wollten. Doch Tests<br />
belegten, dass kein einziges der kompostierten Produkte<br />
vollständig zersetzt sei, sondern bestenfalls in Einzelteile<br />
zerfiel, die den Kompost verunreinigten. „An der Stelle<br />
muss ein gesetzlicher Rahmen her, der Nachhaltigkeit<br />
wirklich regelt“, sagt Heldberg. „Vor allem, wenn wir<br />
daran denken, dass es genau genommen nur vier Großkonzerne<br />
sind, die den Lebensmittelmarkt kontrollieren<br />
und das Geld haben, die Kommunikation bei diesem<br />
Thema zu steuern.“ Im Kontext der globalen Lieferketten<br />
dieser Konzerne würde Nachhaltigkeit obendrein<br />
schnell zu einem sozialen Thema: Alle, die in dem Prozess<br />
beteiligt seien, sollten Löhne bekommen, die ausreichen<br />
und fair sind.<br />
DOCH WIE WIRD ES SCHLUSSENDLICH mit nachhaltigen<br />
Verpackungen weitergehen? „Der fortschreitende<br />
Klima wandel erhöht den Druck, auch beim Thema Verpackung.<br />
Es wird sich viel verändern“, sagt Heldberg<br />
überzeugt. Die Frage sei vielmehr, wann es zu spät ist,<br />
um mit mehr Nachdruck Dinge zu verändern und die<br />
vorhandenen guten Ideen weiterzuentwickeln. „Aus<br />
Erfahrung weiß ich, dass es viel Zeit braucht. Wir sind<br />
vor mehr als 40 Jahren mit dem Bio-Handel gestartet.<br />
Da gab es kein Bio-Sortiment bei Aldi. Heute gibt es<br />
das – und wir sind erfolgreich unterwegs. Aber der Weg<br />
war sehr lang.“ Thomas Schiewe ergänzt: „Ich glaube<br />
als studierter Maschinenbauer allerdings fest daran,<br />
dass die Industrie Lösungen liefern wird. Die sind doch<br />
schon in Arbeit.“ Und dieser Meinung ist auch<br />
Jan-Christoph Moog: „Wir können auf die Wirtschaft<br />
vertrauen – der Pioniergeist, der uns groß gemacht hat,<br />
ist noch da.“ ƒ<br />
56 1 | <strong>2023</strong>
ANZEIGE<br />
Gipsrecycling – CASEA in<br />
Dorste ganz vorne dabei<br />
Aus alten Formen und Abgüssen wird reiner Gips zurückgewonnen.<br />
Mit Rohstoffen, das lehrt unsere Zeit,<br />
muss man sparsam umgehen. Das<br />
gilt auch für den wichtigen Rohstoff<br />
Gips, der in den Werken der CASEA GmbH<br />
für Spezialanwendungen in der deutschen<br />
Wirtschaft und der Medizin aufbereitet wird.<br />
Die Frage lautet: Wie kann man aus aufgebrauchten<br />
Gipsprodukten wieder den reinen<br />
Rohstoff Gips zurückgewinnen?<br />
DAS GIPSRECYCLING AUS GIPSBAUPLAT-<br />
TEN ist dabei bereits ein etablierter Prozess,<br />
der in Deutschland in mehreren Recycling-<br />
Anlagen umgesetzt wurde. Bei anderen<br />
Gipsprodukten sind die Erfahrungen allerdings<br />
noch nicht so groß.<br />
Damit hat sich CASEA in ihrem Werk in<br />
Dorste seit 2020 jedoch besonders intensiv<br />
beschäftigt. Da Gips in der Industrie und in<br />
der Medizin vielfältig für Formen und Abgüsse<br />
benötigt wird, liegt es nahe, verworfene Formen<br />
zurückzunehmen und mechanisch aufzubereiten.<br />
Gipsformen und -abgüsse kommen<br />
beispielweise bei der Herstellung von Sanitärkeramik,<br />
Tondachziegeln, Vasen, Porzellan oder<br />
auch bei Dentalgipsen zum Einsatz.<br />
„Da kommt nicht wenig zusammen“, so<br />
Andreas Hübner, technischer Geschäftsführer<br />
der CASEA. „Im Jahr dürfen im Werk in Dorste<br />
10.000 Tonnen Material gelagert werden,
ANZEIGE<br />
Carsten Ketteler (l.) und Andreas Hübner<br />
Geschäftsführer der CASEA GmbH<br />
PROFIL<br />
die, wenn genug gesammelt wurde, aufbereitet<br />
werden.“ – „Und damit nicht genug. Wir<br />
sind gerade dabei, mit einem Konzept die<br />
Mengen zu erhöhen: Dazu haben wir mit dem<br />
Landkreis in Göttingen gesprochen und ab<br />
diesem Jahr auch die Genehmigung, mehr als<br />
nur die eigenen Produkte zurücknehmen zu<br />
dürfen,“ ergänzt Carsten Ketteler, kaufmännischer<br />
Geschäftsführer der CASEA. Bisher wurde<br />
zweimal im Jahr in einem aufwendigen<br />
Prozess der Gips aufbereitet.<br />
DAS IST NICHT UNKOMPLIZIERT. Denn<br />
alte Formen und Gipsformenbruch, die mit<br />
Lastkraftwagen in Dorste angeliefert werden,<br />
können eingefärbt sein oder auch Metallarmierungen<br />
oder Kunststoffteile in unterschiedlicher<br />
Größe und Beschaffenheit enthalten.<br />
Deshalb muss bereits bei der Anlieferung<br />
sorgfältig vorselektiert werden.<br />
Und wie geht es, fragen technisch Neugierige,<br />
dann weiter? Die Fachleute von CASEA<br />
erklären es einem dann so: Das Material<br />
kommt in einen sogenannten ,Prallbrecher‘.<br />
Der verfügt über ein Oberdeck mit Lochblech<br />
und ein Unterdeck mit Drahtgewebe – diese<br />
Konfiguration eignet sich besonders für Recyclinganwendungen<br />
mit hohem Feinanteil.<br />
Über die Schwingrinne gelangt das Material<br />
in die Brechereinheit und fällt dann in die<br />
Abzugsrinne. Hier wird das vorhandene Metall<br />
über einen Permanentmagneten ausgeschleust.<br />
Mit dem Abzugband wird das gebrochene<br />
Material zur mobilen Grobstücksiebanlage<br />
gefördert und dort aufgegeben. Die Siebanlage<br />
verfügt über zwei Siebdecks, sodass eine<br />
Klassierung des Materials in drei unterschiedliche<br />
Kornfraktionen erfolgen kann.<br />
Außerdem ist im Anlagenablauf zusätzlich<br />
ein sogenannter ,Windsichter‘ integriert, welcher<br />
durch einen Luftstrom und mithilfe der<br />
Schwerkraft die leichten Kunststoffteile, die<br />
sich in den Gipsformen befinden, vom schwereren<br />
Gips abtrennt.<br />
UND WOHER WEISS MAN, dass der nun<br />
wiedergewonnene Gips rein genug ist, um<br />
erneut verarbeitet zu werden? „Diese Qualitätskontrolle<br />
geschieht durch die regelmäßige<br />
Entnahme von Proben, die im Labor analytisch<br />
untersucht werden. Erst wenn von dort<br />
grünes Licht gekommen ist, wird das Material<br />
erneut im Produktionsprozess eingesetzt“, erklärt<br />
Andreas Hübner.<br />
„Auch unsere eigenen Produktionsrückstände<br />
setzen wir wieder ein und nehmen auch<br />
überlagertes Material von Kunden zurück,<br />
um es wieder einsetzen zu können“, erklärt<br />
Carsten Ketteler. Dabei ist die größte Herausforderung<br />
die Logistik und die damit verbundenen<br />
Aufwendungen.<br />
ZUSAMMEN MIT DER Fachhochschule<br />
Nordhausen, der Uni Weimar und der Uni<br />
Clausthal-Zellerfeld versucht man mit weiteren<br />
Projekten rund um das Recycling von<br />
Gipsprodukten und die Nutzung von Sekundärrohstoffen,<br />
Alternativen auszubauen.<br />
„Damit wollen wir mit unseren Partnern einen<br />
wertvollen Beitrag leisten“, so die beiden<br />
Geschäftsführer, „um die durch den Ausstieg<br />
aus der Kohleverstromung künftig fehlenden<br />
Mengen an REA Gips auf einen möglichst geringen<br />
Anteil an Importen zu halten.“<br />
KONTAKT<br />
CASEA GmbH<br />
Pontelstraße 3<br />
99755 Ellrich<br />
Tel. 036332 89-0<br />
info@casea-gips.de<br />
casea-gips.de
—<br />
always inspiring more …<br />
—<br />
Sich ernähren und pflegen. Riechen und schmecken. Der Natur auf der Spur — nachhaltig,<br />
innovativ und kreativ. So wünschen sich Verbraucher ihre Produkte heute, 24 Stunden<br />
am Tag, sieben Tage die Woche. Mit unseren Ideen und Lösungen bereichern wir das Leben<br />
von Menschen und ihren vier beinigen Begleitern. Mit Einfallsreichtum und<br />
unternehmerischem Schwung arbeiten wir daran, dass diese die alltäglichen und<br />
besonderen Momente genießen können — zuhause und in aller Welt.<br />
www.symrise.com
ANZEIGE<br />
FOTOS: PAULY GROUP<br />
PROFIL<br />
Zwischen Erlebnis und Ruhe<br />
Werner Schierl, Leiter Entwurf und Konzeptentwicklung<br />
FreibadPLUS, lässt im Parkbad<br />
Weende das Auge der Besucher tanzen.<br />
Warum FreibadPLUS lecker ist?<br />
Die PAULY GROUP hat dafür ihre ganz eigene Definition. Schon interessant.<br />
SO FRISCH WIE QUELLWASSER. Natürlich<br />
weich fühlt sich das Wasser im FreibadPLUS an,<br />
die Augen brennen nicht. Ganz klar ist es ohne<br />
Chlor und Chemie – dank der biologischen<br />
Wasseraufbereitung, genannt Geomatrix ® ,<br />
zu der ein großes Schilfbeet gehört. Das<br />
Schwimm beckenwasser wird durch mehrere<br />
Sand- und Kieslagen mechanisch gereinigt, während<br />
Mikroorganismen in den Schilfwurzeln<br />
schädliche Keime entfernen und hygienisch<br />
sauberes Wasser zurückführen. Schon raffiniert.<br />
SO GEHT FREIBAD HEUTE. Weg vom klassischen<br />
Beton-Look hin zur Oase mit Urlaubscharakter.<br />
Das Schilfprinzip ist die Basis für<br />
ein Eldorado der natürlichen Gestaltung: plus<br />
Sandstrand und Holzstege, die zur türkisfarbenen<br />
Lagune führen, plus ein möglicher<br />
Bachlauf durch das Grün. Plus Plätze für zum<br />
Beispiel Beachvolleyball, Streetsoccer und Klettergerüste,<br />
die aus dem Freibad ein ganzjähriges<br />
Freizeitvergnügen machen. Schon Freibad<br />
klassisch, aber mit ganz viel Plus.<br />
SO MACHT FREIZEIT SPASS. Ein schönes<br />
Beispiel für die Kombi von Bad und Park ist<br />
in Göttingen das Parkbad Weende. Mutige<br />
springen vom historischen Zehn-Meter-Turm,<br />
Abenteurer jauchzen durch die 80-Meter-<br />
Riesenrutsche, Sportliche schwimmen die<br />
50-Meter-Bahnen, während Erholungssuchende<br />
an der Lagune träumen, auf Liegewiesen<br />
sonnenbaden oder abgeschirmt durch Hecken<br />
auf Rasenterrassen dösen. Schon ein beliebter<br />
Treffpunkt.<br />
SO WIEDERBELEBEND. Bereits jetzt sorgt<br />
ein geplantes FreibadPLUS in Scharzfeld für<br />
Vorfreude. Christoph Wagner, Bürgermeister<br />
von Herzberg, überzeugte sowohl das Konzept<br />
als auch die Machbarkeitsstudie: „Aus finanziellen<br />
Gründen wollten wir das Freibad aufgeben,<br />
aber dank den Paulyanern können wir<br />
ihm neues Leben einhauchen.“ Schon ökonomisch<br />
sinnvoll.<br />
SO NACHHALTIG. Ursprünglich trocknet die<br />
PAULY GROUP moderigen Klärschlamm mit<br />
Schilfkulturen. Doch als vor 20 Jahren Naturbäder<br />
in Mode kamen, hatte Landschafts planer<br />
Werner Schierl die Idee, diese Methode für<br />
Freibäder zu perfektionieren: durch konstruktiv<br />
eingreifende Systeme der Wasserreinigung.<br />
Die Pflanzen tanken Sonne, fangen Wasser<br />
auf und unterstützen so die Grundwasserneubildung.<br />
Null Chemie, energie- und CO 2 -arm,<br />
100 Prozent Öko. Schon ein Beitrag zur<br />
Schwammstadt.<br />
SO BEGEISTERND. Bei jedem neuen Projekt<br />
fühlt sich Werner Schierl, Leiter Entwurf und<br />
Konzeptentwicklung FreibadPLUS, in die vorhandene<br />
Natur und Szenerie ein, strukturiert<br />
sie mit Erlebnis- und Ruhezonen und „lässt<br />
das Auge tanzen“. Der Funke springt auf die<br />
Auftraggeber über und trägt bis in die nächsten<br />
Jahrzehnte.<br />
SCHON AUF DEN GESCHMACK GEKOMMEN?<br />
Deshalb sagt Schierl: „Unser FreibadPLUS:<br />
Eeeecht lecker!“<br />
Von Natur aus smart.<br />
KONTAKT<br />
THE PAULY GROUP GmbH & Co. KG<br />
Bahnhofstraße 12<br />
37249 Neu-Eichenberg<br />
Tel. 05542 9361-0<br />
info@thepaulygroup.de<br />
www.freibadplus.de<br />
TEXT: CLAUDIA KLAFT
wissen<br />
ILLUSTRATION: STOCK.ADOBE.COM<br />
Mit Energie<br />
handeln<br />
Statt Langfristverträge mit Energieversorgern zu<br />
schließen, haben Unternehmen auch die Möglichkeit,<br />
Strom zu tagesaktuellen Preisen an der Börse<br />
einzukaufen. Je nach Betrieb und Produktionsart<br />
lässt sich damit viel Geld sparen. <strong>faktor</strong> zeigt auf,<br />
für wen sich der Wechsel lohnt.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />
62 1 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
1 |<strong>2023</strong> 63
wissen<br />
» In der Vergangenheit haben Strom und Gas für viele<br />
Unternehmen vielleicht ein bis zwei Prozent der Gesamtkosten<br />
ausgemacht. Jetzt sind die Kosten auf bis zu 20 Prozent gestiegen<br />
und haben damit eine Brisanz bekommen, die das Thema<br />
Energie in der Prioritätenliste ganz nach oben befördert.«<br />
CHRISTIAN BUHR, Strom-Broker<br />
LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />
Die Sanktionen gegen Russland<br />
und der Terrorangriff<br />
gegen die Nord-Stream-<br />
Pipe lines haben die Energieversorgung<br />
zu einem brennenden<br />
Thema gemacht, die<br />
Strom- und Gaspreise sind<br />
2022 explodiert – mit drastischen<br />
unmittelbaren Folgen für Unternehmen:<br />
Energieversorger sind in die Insolvenz<br />
gegangen, Metallhersteller haben Betriebe stillgelegt,<br />
und die Bäcker erhielten ungewollte Prominenz, als<br />
Wirtschaftsminister Robert Habeck die Äußerung tätigte,<br />
sie könnten bei zu hohen Energiepreisen ja einfach<br />
für ein paar Monate ihre Produktion stilllegen und dann<br />
weiterproduzieren – das sei schließlich keine Insolvenz.<br />
ZWISCHEN AUSSENPOLITISCHEM HAZARDSPIEL, wirtschaftspolitischer<br />
Unbedarftheit und einem überschießenden<br />
Energiemarkt mussten und müssen Unternehmer<br />
Wege finden, die konkreten monatlichen Stromrechnungen<br />
zu erwirtschaften. „Diese Gemengelage hat dazu<br />
geführt, dass das Thema Energiekosten in Unternehmen<br />
plötzlich zu einem Top-Thema wurde“, berichtet Christian<br />
Buhr von seinen Beobachtungen der vergangenen<br />
Monate. Buhr ist Strom-Broker oder Energiemakler, wie<br />
er es nennt – er berät große Industrieunternehmen sowie<br />
Privatleute zu ihren Strom- und Gasverträgen. „In der<br />
Vergangenheit haben Strom und Gas für viele Unternehmen<br />
vielleicht ein bis zwei Prozent der Gesamtkosten<br />
ausgemacht, das Thema lief eher so nebenher“, so der<br />
Experte. „Jetzt sind die Kosten auf bis zu 20 Prozent<br />
gestiegen und haben damit eine Brisanz bekommen, die<br />
das Thema Energie in der Prioritätenliste ganz nach<br />
oben befördert.“<br />
So geschehen bei Thorsten Hickmann, Geschäftsführer<br />
der Eisenhuth GmbH aus Osterode, eines Herstellers<br />
von Komponenten für Brennstoffzellen. „Wir wollten<br />
im April 2022 unsere Lieferverträge für Energie<br />
erneuern. Aufgrund der stark gestiegenen Preise und<br />
zusätzlicher Aufschläge für Langzeitverträge haben wir<br />
dann aber gesagt, dass wir uns lieber zu den tagesaktuellen<br />
Kursen an der Strombörse eindecken.“ Dazu<br />
werden meist kurzfristigere Verträge mit einem Energieversorger<br />
geschlossen, der dann in diesem Zeitraum<br />
den Strom an der Börse, am sogenannten Spotmarkt,<br />
beschafft und nur die tagesaktuellen Preise abrechnet.<br />
Die können naturgemäß stark schwanken und daher<br />
zu Energiekosten führen, die von Monat zu Monat<br />
deutlich anders aussehen.<br />
64 1 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
„Wir haben dabei allerdings schlechte Erfahrungen<br />
mit einem Energieversorger gemacht und uns daher auf<br />
Empfehlungen aus dem Kollegenkreis an einen Energiemakler<br />
gewendet“, erzählt Hickmann. So kamen er und<br />
Buhr zusammen. „Es wird jetzt etwas preiswerter werden“,<br />
so der Geschäftsführer. „Ich gehe davon aus, dass<br />
wir das für eine gewisse Zeit so weitermachen werden,<br />
bis sich der Markt wieder etwas beruhigt hat. Aber tendenziell<br />
will ich eigentlich wieder einen Vertrag über<br />
eine längere Laufzeit haben und mich nicht mehr darum<br />
kümmern müssen.“ Ergänzend kommen bei Eisenhuth<br />
Anstrengungen hinzu, den Energiebedarf zu reduzieren.<br />
EINES DER PROBLEME IN DER AKTUELLEN Situation:<br />
Vielen kleineren und mittleren Unternehmen fehlt in der<br />
Regel die Expertise für die Komplexität einer Energiemanagementstrategie,<br />
also dafür, die Energieversorgung<br />
und -verbräuche zu bewerten. Den gestiegenen Beratungsbedarf<br />
hat man entsprechend auch bei der WRG<br />
Wirtschaftsförderung Region Göttingen gemerkt. Deswegen<br />
hat sie unter anderem eine Sonderseite im Internet<br />
für Unternehmen zum Thema Energiekrise eingerichtet<br />
und verweist insbesondere auf die Expertise der Energieagentur<br />
Göttingen und der Klimaschutz- und Energieagentur<br />
Niedersachsen. „Wir kommen bei der komplexen<br />
Themen- und Fragestellung leider schnell an die<br />
Grenze unserer Beratungsfähigkeit, weil man dafür Spezialisten<br />
braucht, die eine Situation im Unternehmen<br />
viel besser einschätzen können“, erklärt Marc Diederich,<br />
Geschäfts führer der WRG.<br />
UND NOCH EIN ANDERER SCHUH DRÜCKT in der Region,<br />
bei dem die Unternehmen vollends machtlos sind:<br />
„Wir haben gerade im Südharzer Raum noch das Problem,<br />
dass Unternehmen, die von fossilen Energieträgern<br />
weg und ihre Prozesse auf nachhaltigere Energie umstellen<br />
wollen, gar nicht die nötigen Voraussetzungen in der<br />
Stromnetzinfrastruktur vorfinden“, so Diederich. Harz<br />
Guss Zorge sei so ein Beispiel: Hier drücken auf der einen<br />
Seite die steigenden Kosten für CO 2-Zertifikate, auf<br />
der anderen Seite die Kosten durch die Energiekrise.<br />
Das Fehlen einer zukunftsfähigen Netzinfrastruktur<br />
verhindert derzeit eine Nutzung erneuerbarer Energien<br />
im großen Stil. Daher geben sich Politiker hier derzeit<br />
quasi die Klinke in die Hand, denn das Problem lässt<br />
sich im Südharz nicht allein lösen und es betrifft noch<br />
weitere Unternehmen in der Region.<br />
Die Frage hingegen, über welche Vertragslösung die<br />
Energie bezogen wird, ist jedoch nur ein Baustein des<br />
Energiemanagements. „Die günstigste Kilowattstunde<br />
ist immer noch die, die ich gar nicht erst verbrauche“,<br />
sagt Energiemakler Christian Buhr. Entsprechend ist ein<br />
wichtiger Teil seiner Beratungstätigkeit auch die Analyse<br />
von Unternehmensprozessen. „Ich erhalte Einsicht in die<br />
aktuellen Strom- und Gasabrechnungen sowie bei Industriekunden<br />
ab einem gewissen Verbrauch auch den<br />
Lastgang.“ Letzteres ist eine große Exceltabelle, in der<br />
die Verbrauchswerte von Strom im 15-Minuten-Takt<br />
und bei Gas im 60-Minuten-Takt aufgezeichnet werden.<br />
„Wir visualisieren das in Form einer Energiechart und<br />
schauen uns die Energieverbräuche im Jahres-, Wochen-<br />
» Wir wollten im April 2022 unsere<br />
Lieferverträge für Energie erneuern.<br />
Aufgrund der stark gestiegenen Preise und<br />
zusätzlicher Aufschläge für Langzeitverträge<br />
haben wir dann aber gesagt, dass wir uns<br />
lieber zu den tagesaktuellen Kursen an<br />
der Strombörse eindecken. «<br />
THORSTEN HICKMANN, Geschäftsführer der Eisenhuth GmbH<br />
1 |<strong>2023</strong> 65
wissen<br />
Das Wichtigste auf einen Blick<br />
und Tagesverlauf genau an, bevor ich Empfehlungen<br />
zum Stromkauf abgebe“, erklärt Buhr. So ergeben sich<br />
unter Umständen Vorteile daraus, PV-Anlagen zu installieren,<br />
die Heizanlage zu modernisieren oder das Beleuchtungskonzept<br />
umzustellen. „Solche Betrachtungen<br />
werden schnell komplex, weil der Stromeinkauf eben<br />
auch von den Einsparmöglichkeiten abhängt.“<br />
DIE ENTSCHEIDUNG, OB NUN der Energiebezug über<br />
den tagesaktuellen Spotmarkt oder den langfristigen<br />
Terminmarkt die beste Lösung darstellt, ist jeweils hoch<br />
individuell. Grundsätzlich lässt sich lediglich sagen, dass<br />
hier die Abwägung zwischen Preisvorteil und Berechenbarkeit<br />
die maßgebliche Rolle spielt. Allerdings gibt es<br />
auch ein paar Richtwerte, an denen man sich orientieren<br />
kann. „Wenn man mit seinen energieaufwendigen Produktionszeiten<br />
gegen den Strom schwimmt, also beispielsweise<br />
am Wochenende oder abends beziehungsweise<br />
nachts seine großen Verbräuche hat, dann ist in<br />
diesen Zeiten der Spotmarkt sehr günstig“, sagt Buhr.<br />
„So etwas ergibt sich aus einer genauen Betrachtung der<br />
Energiebilanz des Unternehmens.“ Für jene, die sich gegenwärtig<br />
mit der Frage beschäftigen, wie sie ihre Energieversorgung<br />
gestalten wollen, bieten sich letztlich zahlreiche<br />
Möglichkeiten an – auch eine Kombination aus<br />
Spot- und Terminmarkt ist ab einem bestimmten Verbrauch<br />
möglich, ebenso bieten direkte Gespräche und<br />
die AGBs der Energieversorger manchmal Schlupflöcher,<br />
um aus bestehenden Verträgen herauszukommen.<br />
ALLERDINGS IST DIE ENTWICKLUNG der Energiepreise<br />
inzwischen auch für die Experten kaum noch vorhersehbar.<br />
„2018 hatte sich der Spotmarkt deutlich nach unten<br />
entwickelt und wurde damit für Gewerbekunden attraktiver“,<br />
berichtet Buhr. „Aber seit der Corona-Krise<br />
schwanken die Preise sehr stark. Die Einschätzungsfähigkeit,<br />
in welche Richtung sich die Preise entwickeln<br />
und wie sich internationale Ereignisse auswirken, ist gegenwärtig<br />
weitgehend verlorengegangen.“ Energieeinkauf<br />
am Markt ist damit zunehmend ein Glücksspiel<br />
geworden, und zwar für alle Beteiligten: für den Verbraucher,<br />
klar, aber auch für die Energieversorger, die<br />
ihrerseits den Strom einkaufen müssen und dabei eine<br />
passende Strategie brauchen. ƒ<br />
Unternehmen beziehen ihre Energie meistens über<br />
Langfristverträge mit mehreren Jahren Laufzeit.<br />
Das schafft Preisdeckelung und Berechenbarkeit.<br />
Die extrem gestiegenen Preise seit 2022 machen<br />
aber langfristige Bindungen sowohl für Energieversorger<br />
als auch Verbraucher unberechenbar.<br />
Daher wird es für Unternehmen zunehmend<br />
attraktiv, sich über Verträge mit kurzer Laufzeit<br />
zu den tagesaktuellen Preisen an der Börse zu<br />
versorgen: Die dadurch schwankenden monatlichen<br />
Stromrechnungen haben meistens auch<br />
einen Preisvorteil.<br />
Die Art des Energiebezugs ist aber nur ein Teil<br />
dessen, was Unternehmen tun können.<br />
Das Stichwort heißt Energieversorgungsstrategie<br />
und umfasst auch Prozessveränderungen und<br />
Investitionen im Unternehmen selbst. Dies wird<br />
schnell sehr komplex – spezialisierte Energiemakler<br />
können dabei wertvollen Input liefern.<br />
Pro & Contra der Energiebeschaffung<br />
Spotmarkt (tagesaktuelle Börsenpreise)<br />
+ transparente Kostenstruktur pro kWh<br />
+ im Durchschnitt der letzten Jahre Preisvorteil<br />
gegenüber dem Terminmarkt<br />
+/– niedrigere/höhere Preise machen sich sofort<br />
auf der Rechnung bemerkbar<br />
– Volatilität der Preise und damit Unberechenbarkeit;<br />
Umgewöhnung auf täglich andere<br />
Kosten<br />
Terminmarkt (langfristige Verträge)<br />
+ Preise sind berechenbar und nach oben gedeckelt;<br />
gibt Sicherheitsgefühl und Planbarkeit<br />
– Preisvorteile bei sinkenden Preisen werden<br />
nicht weitergegeben<br />
– langfristige vertragliche Bindung<br />
66 1 | <strong>2023</strong>
Sparen Sie beim<br />
Sanieren das CO ²<br />
gleich mit.<br />
Jetzt beraten lassen,<br />
wie Sie Ihre energetische<br />
Sanierung finanzieren.<br />
Mehr auf spk-goettingen.de<br />
Scannen Sie den QR-Code und<br />
holen Sie sich alle Informationen<br />
zum energetischen Sanieren aus<br />
erster Hand.<br />
Weil’s um mehr als Geld geht.
Stark für die<br />
Menschen in<br />
G ö tt i n g e n .<br />
Als verlässlicher<br />
Partner unterstützen<br />
wir viele sportliche,<br />
kulturelle und soziale<br />
Projekte – für eine<br />
lebenswerte<br />
Stadt.<br />
pos-marken.de<br />
© Markus Jühne<br />
zuverlässig.<br />
ehrlich.<br />
fair.
ANZEIGE<br />
FOTOS: HSP<br />
PROFIL<br />
Heasy-Time: tägliches Fitnessprogram<br />
bei der HSP STEUER Göttingen<br />
Sina Strokosch bei der Pflanzaktion von<br />
400 Ulmen im Nesselröder Forst<br />
Nachhaltigkeit hat viele Ebenen<br />
Die Steuerberatungskanzlei HSP STEUER Göttingen lebt vor, wie eine nachhaltige<br />
Unternehmensstrategie aussieht.<br />
Nachhaltigkeit ist in aller Munde.<br />
Schnell sind ein paar Spenden getätigt<br />
und plakativ vermarktet. Ob ein<br />
Unternehmen das Konzept der Nachhaltigkeit<br />
wirklich ganzheitlich lebt, offenbart sich erst<br />
bei einem genaueren Blick.<br />
BEI HSP STEUER GÖTTINGEN beginnt<br />
Nachhaltigkeit beim Umgang miteinander –<br />
sowohl mit den Mandanten als auch mit den<br />
Mitarbeitenden. Hier stehen partnerschaftliche<br />
Beziehungen auf Augenhöhe im Vordergrund.<br />
Denn nur ein anständiges Verhältnis<br />
untereinander bürgt für belastbare und zufriedene<br />
Beziehungen.<br />
Dass es den Mitarbeitenden gut geht, ist ein<br />
besonderes Anliegen der Kanzlei. Dies äußert<br />
sich neben Selbstverständlichkeiten wie einer<br />
angemessenen Vergütung oder einer modernen<br />
Arbeitsplatzausstattung auch in vielen<br />
Besonderheiten, durch die das Wohlbefinden<br />
des Teams gefördert wird. Dazu gehören die<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, flexible<br />
Arbeitszeiten, Homeoffice, intensive Karriereförderung,<br />
vielfältige Fortbildungsmaßnahmen,<br />
regelmäßige Teamevents, laufende<br />
Kommunikation und auf Wunsch sogar ein<br />
E-Bike. Und neuerdings wird auch ein tägliches<br />
Fitnessprogramm in der Kanzlei angeboten,<br />
um die Gesundheit der Mitarbeitenden<br />
zu fördern. Dass dies nachhaltig wirkt, zeigt<br />
die äußerst geringe Personalfluktuation und<br />
hohe Zufriedenheit der Mitarbeitenden.<br />
Auch ökologisch setzt die Kanzlei auf Verantwortung.<br />
Nicht nur, dass der CO 2 -Ausstoß<br />
kompensiert wird und die Kanzlei somit klimaneutral<br />
ist, sie hat auch ein internes Gremium,<br />
das sich damit beschäftigt, weitere Einsparpotenziale<br />
beim ökologischen Fuß abdruck zu<br />
ermitteln und umzusetzen, um die Emissionen<br />
so weit wie möglich zu senken.<br />
Extern teilt die Kanzlei den Erfolg auch gerne<br />
und engagiert sich an vielen Stellen sozial.<br />
Die Spenden und Förderungen kommen zum<br />
Beispiel dem regionalen Kinder- und Jugendsport,<br />
einem Kinderhospiz, der Göttinger<br />
Tafel sowie einer Baumpflanzaktion in der<br />
Göttinger Region zugute.<br />
DIE STRATEGIE DER NACHHALTIGKEIT<br />
hat die Kanzlei auch in einem eigenen Unternehmensleitbild<br />
festgeschrieben. So sind<br />
die Ziele und Werte von allen Beteiligten einsehbar<br />
und überprüfbar. Das Leitbild wird<br />
auch laufend weiterentwickelt und an aktuelle<br />
Gegebenheiten angepasst.<br />
So sieht sich HSP STEUER Göttingen zum<br />
zehnjährigen Unternehmensjubiläum bestens<br />
auch für die nächsten Jahrzehnte gerüstet.<br />
HSP STEUER GÖTTINGEN ist im Zuge<br />
seines Wachstums übrigens immer auf der<br />
Suche nach neuen Mitarbeitenden. Wer also<br />
gerne in einer nachhaltig aufgestellten Kanzlei<br />
in einem sympathischen Team arbeiten möchte,<br />
sollte unbedingt Kontakt aufnehmen.<br />
KONTAKT<br />
HSP STEUER<br />
Nicole Bockler<br />
Kanzlei-Managerin, Steuerfachangestellte,<br />
geprüfte Bilanzbuchhalterin (IHK)<br />
Tel. 0551 8208070<br />
Mobil: 0160 4315430<br />
n.bockler@hsp-steuer.de<br />
www.hsp-steuer.de
Schwarmintelligenz<br />
Moderne Medizin braucht Neugier, Forschergene, Teamgeist.<br />
Wo viele denken, kommt viel heraus.<br />
Universitäre Medizin in Göttingen ist innovativ.<br />
Hightech-Medizin, modernste Labore, genaueste Bildgebung,<br />
internationale Forschungsverbünde.<br />
Und Menschen, die das alles können.<br />
Dafür sind wir da.<br />
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität<br />
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen, Telefon 05 51 / 39 - 0<br />
www.universitaetsmedizin-goettingen.de
ANZEIGE<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
PROFIL<br />
Die Gesundhausbauer<br />
Ob Fertighäuser in Holzrahmenbauweise, Aufstockungen oder energetische Sanierungen bestehender Gebäude:<br />
Die Zimmerei Diedrich aus Rüdershausen ist der erfahrene regionale Partner, der Projekte individuell und mit ökologisch<br />
nachhaltigem Material für ein optimales Wohlfühlklima umsetzt.<br />
Wer beim Hausbau auf Wertstabilität,<br />
Nachhaltigkeit und ein möglichst gesundes<br />
Raumklima achten möchte,<br />
kommt um Holz als Baumaterial nicht herum.<br />
Die richtigen Partner für das in dividuelle Holzhaus<br />
kommen aus Rüders hausen bei Göttingen:<br />
Thilo und Gabi Diedrich, die gemeinsam<br />
die Zimmerei Erhard Diedrich GmbH in der<br />
vierten Generation führen, haben sich mit ihrem<br />
15-köpfigen Team auf den nachhaltigen<br />
und ökologischen Bau von schlüsselfertigen<br />
Häusern in Holzrahmenbauweise spezialisiert.<br />
Sie setzen Stadtvillen, Bungalows, Schwedenoder<br />
Fa milienhäuser um. Die Holzrahmenbauweise<br />
ist außerdem sehr gut für Bürogebäude<br />
geeignet, die in Modulbauweise mit steigendem<br />
Platzbedarf mitwachsen – was auch für<br />
die Wohnhäuser gilt.<br />
„MIT HOLZ, AUCH ALS DÄMMMATERIAL,<br />
erreichen wir ein super Raumklima zum<br />
Wohlfühlen“, sagt Thilo Diedrich. „Auch sonst<br />
setzen wir nahezu ausschließlich ökologisch<br />
nachhaltiges Material ein.“ Zum Einsatz kommen<br />
die ausgewählten Materialien auch bei<br />
Aufstockungen, energetischen Sanierungen<br />
und Anbauten bei Bestandsgebäuden, die<br />
die Rüdershäuser Gesundhausbauer auch<br />
ausführen.<br />
Erstaunlich ist die Geschwindigkeit, in der<br />
ein Haus aufgebaut wird: Etwa zwei Tage<br />
brauchen die Zimmerleute auf der Baustelle<br />
bis zum Richtfest. „In drei Tagen ist es in der<br />
Regel regendicht“, erzählt Thilo Diedrich. Auf<br />
dem Firmengelände werden alle Elemente in<br />
rund drei Wochen vorproduziert. Einen weiteren<br />
Vorteil unterstreicht er, indem er sagt:<br />
„Nachfolgende Gewerke können direkt loslegen,<br />
da nichts trocknen muss.“ Das gilt natürlich<br />
auch für Aufstockungen, die sehr schnell<br />
und mit wenig Lärmbelästigung für Nachbarn<br />
durchgeführt werden können. Ein neues Haus<br />
in Holzrahmenbauweise ist in rund drei Monaten<br />
bezugsfertig.<br />
BESONDEREN WERT legen die Gesundhausbauer<br />
auf die Erfüllung individueller Kundenwünsche.<br />
„Wir unterstützen sie mit einer<br />
detaillierten Planung für eine sinnvolle Raumaufteilung<br />
und bei Bedarf mit einer Energieberatung“,<br />
sagt Gabi Diedrich. „Uns ist es<br />
wichtig, fair und transparent kalkulierte Preise<br />
ohne spätere Nachträge anzubieten.“ Für einen<br />
schnellen Service setzen die Diedrichs auf Fachkräfte<br />
aus der Region. Nicht nur alle eigenen<br />
Mitarbeiter kommen aus der Umgebung, sondern<br />
auch verlässliche Partner in den anderen<br />
Gewerken, die für den Holzhausbau nötig sind.<br />
DASS DIE DIEDRICHS und ihr Team Holz<br />
als Baumaterial einfach lieben, sieht man<br />
auch an ihrer neuesten Idee: Sie bieten ein<br />
kompaktes, flexibles und nachhaltig gebautes<br />
Häuschen für eine besonders idyllische und<br />
ruhige Arbeitszeit an: das ,Homeoffice‘ für<br />
den eigenen Garten.<br />
KONTAKT<br />
Zimmerei Erhard Diedrich GmbH<br />
Am Osterhof 1<br />
37434 Rüdershausen<br />
Tel. 05529 414<br />
info@zimmerei-diedrich.de<br />
www.zimmerei-diedrich.de<br />
TEXT: TOBIAS KINTZEL
wissen<br />
Die Abenteurerin<br />
Anna Hell ist unter den Chirurgen in der Kinderorthopädie höchst angesehen, sie hat eine von<br />
zwei Professuren in ganz Deutschland inne. Ihr Weg ist von einem Ziel getrieben: ihren kleinen Patienten<br />
ein unbeschwertes Leben zu ermöglichen. <strong>faktor</strong> spricht mit ihr über ihre Zeit als Weltenbummlerin<br />
und über den Mann ihres Lebens, der noch mehr arbeitet als sie.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />
Im Alter von acht Jahren weiß die kleine Anna bereits,<br />
was sie in ihrem Leben machen möchte.<br />
„Für mich war früh klar, ich mache etwas mit Kindern<br />
und Knochen“, sagt Anna Hell über sich<br />
selbst lachend, denn dieser doch recht ungewöhnliche<br />
Berufswunsch ist weit von Prinzessin, Balletttänzerin<br />
oder ähnlichen Träumen gleichaltriger Mädchen<br />
entfernt. Heute ist sie die Leiterin einer deutschlandweit<br />
renommierten Kinderorthopädie am Universitätsklinikum<br />
Göttingen. Als älteste von drei Töchtern wächst<br />
Anna in einer Familie auf, in der der Vater als Chirurg<br />
und die Mutter als Narkoseärztin arbeiten. Eine<br />
berufstätige Mutter ist in den 1970er-Jahren nicht die<br />
Norm, und so erlebt Anna bereits von Kindheit an ein<br />
gleichberechtigtes Umfeld, in dem das Credo gilt: Du<br />
kannst später das werden, was du willst oder worin du<br />
gut bist. Eben auch etwas mit ‚Kindern und Knochen‘.<br />
ÜBERHAUPT ZEICHNET SICH für die Achtjährige sehr<br />
früh ein roter Faden ab. „Ich entdeckte auf dem Schreibtisch<br />
meiner Eltern ein Thieme-Medizinbuch, auf dem<br />
eine krakelige Kinderzeichnung zu sehen war – und war<br />
entsetzt, weil ich dachte, eine meiner Schwestern hätte<br />
das teure Buch bemalt“, erzählt sie rückblickend. Wie<br />
sich herausstellte, gehörte die Zeichnung auf das Cover.<br />
Und diese Geschichte muss hier erwähnt werden, weil<br />
sie bis zum heutigen Tag richtungsweisend wurde. Der<br />
Autor des Buches, Prof. Lutz von Laer, ist Jahre später<br />
Anna Hells Mentor. 2020 erscheint eben jenes Buch<br />
,Frakturen und Luxationen im Wachstumsalter‘ in der<br />
siebten Auflage. Mitherausgeberin: Anna-Kathrin Hell.<br />
Die Hannoveranerin lebt nun seit 26 Jahren in Göttingen.<br />
Als Oberärztin und Chirurgin baut sie in der UMG<br />
die damals recht kleine Station für Kinderorthopädie<br />
immer weiter aus, sodass sie mittlerweile mit einem<br />
Team von zwei Oberärzten, einem Facharzt und zwei<br />
Assistenzärzten arbeitet. Hell hat eine von lediglich zwei<br />
Professuren für Kinderorthopädie in ganz Deutschland<br />
inne und ist Präsidentin der Vereinigung für Kinderorthopädie.<br />
– So weit die Fakten.<br />
Jedoch werden diese der Chirurgin und Wissenschaftlerin<br />
Anna Hell nur auf fachlicher Ebene gerecht. Menschlich<br />
begrüßt uns zum Interview eine gut gelaunte und<br />
vor Energie sprühende Frau, die uns plaudernd in ihr<br />
kleines Büro führt. Über ihrem Schreibtisch hängen unzählige<br />
Fotos von Kindern, von glücklichen Kindern. Eines<br />
zeigt ein kleines Mädchen, das mit Schlittschuhen an<br />
den Füßen in die Kamera strahlt. „Das sind Momente,<br />
die mich wirklich berühren“, sagt Hell und erzählt, dass<br />
diese kleine Eisläuferin einst mit einem Klumpfuß zu ihr<br />
kam.<br />
EINE VERGLEICHSWEISE EINFACHE Krankengeschichte,<br />
wenn man auf die schweren Wirbelsäulenverkrümmungen<br />
blickt, mit denen kleine Kinder zu der Fachärztin<br />
kommen. Bis zu 20 Operationen müssen manche Kinder<br />
im Laufe ihres Wachstums über sich ergehen lassen.<br />
„Die Kinder kommen aus ganz Deutschland zu uns, von<br />
Stralsund bis zum Starnberger See“, sagt Hell nicht ohne<br />
Stolz über das weit ausstrahlende Renommee. Seit 2018<br />
verfügt die Station nicht nur über fachliche Kompetenz,<br />
sondern zudem über ein 3D-Röntgengerät, welches<br />
72 1 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
1 |<strong>2023</strong> 73
wissen<br />
die Strahlenbelastung bis zu 90 Prozent senkt und die<br />
Dauer der Aufnahmen von vier Minuten auf 20 Sekunden<br />
verkürzt.<br />
Unter dem Namen ‚Kleine Rücken brauchen Hilfe‘<br />
sammelt das Fundraisingprojekt der UMG innerhalb<br />
von zwei Jahren Spendengelder für die Anschaffung des<br />
3D-Röntgengerätes. Zwei Drittel der Kosten von insgesamt<br />
512.000 Euro wurden über private Spenden aufgebracht.<br />
„Dass wir so viel Rückhalt aus der Bevölkerung<br />
bekommen haben, war wirklich unglaublich toll und hat<br />
uns so weitergeholfen“, sagt die Chirurgin. Stück für<br />
Stück kommt sie auf diese Weise ihrer Vision nahe, die<br />
Liegezeiten für ihre kleinen Patienten immer weiter zu<br />
verkürzen und deren Lebensqualität zu steigern. Bereits<br />
jetzt verbringen manche Kinder, die früher bis zu einem<br />
halben Jahr in der Klinik waren, nur noch zwölf Tage im<br />
Krankenhaus.<br />
WAS FÜR EINE LUXURIÖSE VORAUSSETZUNG, um<br />
kleine Kinderrücken zu heilen – vor allem, wenn die Ärztin<br />
an ihre Zeit in Südafrika zurückdenkt. In riesigen<br />
Schlafsälen stand Kinderbett an Kinderbett, während<br />
eine einzige Krankenschwester Wache hielt. Anna Hell<br />
führte, bevor sie in Göttingen sesshaft wurde, ein regelrechtes<br />
Abenteuerinnen-Dasein. Praktika und Stipendien<br />
führten sie nach Ägypten, in den Senegal zur Doktorarbeit<br />
in einem WHO-Projekt, nach Indien und Großbritannien<br />
sowie nach Südafrika, in die Schweiz, die USA<br />
und wieder für fünf Jahre zurück in die Schweiz, nach<br />
Basel zu Lutz von Laer. Einzig in Ägypten war sie sich<br />
noch nicht sicher, ob es wirklich ein Medizinstudium<br />
sein wird: „Ich reiste nach dem Abitur quer durch das<br />
Land und habe geguckt, ob mir das Grabräubertum besser<br />
gefällt als die Medizin. Und es war schnell klar, dass<br />
ich das Medizinische spannender finde“, sagt sie mit Begeisterung.<br />
AUCH GÖTTINGEN IST IN DEN 1990ER-JAHREN eine<br />
kurze Zwischenstation. In dieser Zeit lernt sie auf der<br />
Wohnungseinweihung eines Freundes dessen Chef am<br />
Max-Planck-Institut kennen. Dieser Chef wird drei<br />
Jahre später ihr Ehemann sein, mit dem sie vier Kinder<br />
haben wird. Dieser Chef ist Stefan Hell, der 2014 den<br />
Nobelpreis in Chemie erhielt. „Das war das erste Mal,<br />
dass ich einen Mann kennengelernt habe, der mehr gearbeitet<br />
hat als ich“, sagt Anna Hell und lacht. Professorin,<br />
Ehefrau, Mutter – und doch wirkt sie kein wenig gestresst,<br />
stattdessen bodenständig und ganz bei sich. Dabei<br />
ist ihr der Erfolg nicht in den Schoß gefallen, wie das<br />
Zitat schon vermuten lässt. „Ich wusste sehr früh sehr<br />
genau, was ich will. Ich denke, es hilft, wenn man sein<br />
Ziel kennt“, sagt die 52-Jährige heute. „Ich habe mich<br />
am Abend vor der Geburt unserer Zwillinge habilitiert“,<br />
erzählt sie weiter. „Das hat gut geklappt. Man muss ja<br />
auch mal Glück haben.“<br />
OB GLÜCK ODER NICHT: Probleme scheint es für Hell<br />
nicht zu geben. Wenn etwas im Wege steht, wird es beiseite<br />
geräumt. „Ich bin die Handwerkerin, die fest im<br />
Leben steht“, sagt sie. So klettert sie für das anschließende<br />
Fotoshooting kurzerhand auf einen Stuhl, um einen<br />
störenden Leuchtstern von der Decke abzuhängen. Sie<br />
hat ein Ziel und findet den Weg. Was sie noch erreichen<br />
will? Während der Jahre in der Schweiz durfte sie viele<br />
seltene Krankheitsfälle kennenlernen, weil von überall<br />
her Kinder zu dem renommierten grauhaarigen Professor<br />
Lutz von Laer anreisten. „Für meine Leute hier in<br />
Göttingen muss ich halt die grauen Haare kriegen, damit<br />
wir genügend Fälle sehen und daraus lernen“, und wieder<br />
das offene Lachen und die sympathische Art, sich<br />
selbst nicht allzu ernst zu nehmen.<br />
Fürs Erste werden Anna und Stefan Hell in Göttingen<br />
bleiben. Plötzlich auftretendes Fernweh haben sie gemeinsam<br />
mit den vier Kindern 2018 mit einem Sabbatical<br />
in den USA gestillt. Ansonsten ist die Wahlheimat<br />
gerade der beste Ort, den sich die erfolgreiche Chirurgin<br />
denken kann. „Für eine Double Career wie bei uns ist<br />
diese Stadt einfach perfekt: nette Menschen, das Flair<br />
und die räumliche Nähe zu allem.“ƒ<br />
ZUR PERSON<br />
Anna Hell lebt seit 26 Jahren zusammen mit ihrem Mann,<br />
dem Nobelpreisträger Stefan Hell, und ihren vier Kindern<br />
in Göttingen. Sie ist Leiterin der Kinderorthopädie des<br />
Universitätsklinikums Göttingen und hat eine von lediglich<br />
zwei Professuren in Deutschland in diesem Fachgebiet<br />
inne. Anna Hell liegt es besonders am Herzen, die Aufenthaltszeiten<br />
für Kinder im Krankenhaus so gering wie<br />
möglich zu halten und ihren kleinen und großen Patienten<br />
in ein unbeschwertes und gesundes Leben zu verhelfen.<br />
Die ehemalige Hannoveranerin liebt ihre Wahlheimat<br />
Göttingen nicht nur wegen der kurzen Wege, sondern<br />
auch wegen der studentischen Atmosphäre. Ihren Urlaub<br />
verbringt die sechsköpfige Familie Hell inklusive Pferd<br />
Lotte gern bei steifer Brise an der Nordsee.<br />
74 1 | <strong>2023</strong>
WETTBEWERB<br />
FÜR GRÜNDER*INNEN,<br />
UNTERNEHMEN UND<br />
INSTITUTIONEN<br />
DASWIR<br />
ISTIHR<br />
VORTEIL<br />
WIR reduzieren<br />
IHRE Kosten!<br />
Zeitarbeit<br />
Treibstoff<br />
Paketversand<br />
Autovermietung<br />
Energieeffizienzberatung<br />
Weiterbildung …<br />
Als Mitglied dieses starken Verbunds profitieren Sie vom wir.<br />
Der VerpackungsCluster ist ein Zusammenschluss von Unternehmen<br />
aller Branchen, die durch gemeinsame Einkaufsprojekte<br />
Kosten reduzieren, vom Wissen anderer profitieren, neue<br />
Geschäftskontakte knüpfen und ihre Mitarbeiter qualifizieren<br />
lassen. Habn ih intss gckt?<br />
MITMACHEN UND BEWERBEN<br />
BEIM INNOVATIONSPREIS <strong>2023</strong><br />
DER REGION GÖTTINGEN<br />
Prämiert werden Produkte, Dienstleistungen,<br />
Verfahren, Prozesse und<br />
die Organisation selbst. Von der Idee<br />
bis zur Markteinführung. Sie müssen<br />
nicht die Welt verändern, entscheidend<br />
ist der Stand der Technik im Unternehmen<br />
und welche Ideenumsetzung im<br />
Unternehmen angestoßen wurde.<br />
Veranstalter:<br />
Wir beraten Sie gerne!<br />
Ansprechpartnerinnen … Tanja Köster<br />
Katja Keul<br />
VerpackungsCluster<br />
Südniedersachsen e.V.<br />
Barteröder Straße 2 | 37127 Dransfeld | ✆ 05502/999 5470<br />
info@verpackungscluster.de | www.verpackungscluster.de<br />
Wirtschaftsförderung<br />
Region Göttingen<br />
Alle Informationen unter<br />
innovationspreis-goettingen.de
wissen<br />
Stress ist messbar<br />
Arne Ströhlein ist eines der neuen Gesichter im Medizinischen Experten Center (MEC) Göttingen.<br />
Der Experte für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und westliche Naturheilverfahren ist auf die<br />
Diagnose und Behandlung von Stress und Burnout spezialisiert.<br />
Dr. med. Arne Ströhlein<br />
Tel. 0551 703770<br />
info@dr-stroehlein.de<br />
www.dr-stroehlein.de<br />
www.frueherkennunggoettingen.de<br />
76 1 |<strong>2023</strong><br />
Die Beobachtung, dass Stress in der Arbeitswelt<br />
und insbesondere auch für Führungspersonen<br />
zunimmt, ist nicht neu. Die Ursachen sind allerdings<br />
vielfältig: Verantwortung und permanente Erreichbarkeit<br />
sind nur die bekanntesten Gründe, Schadstoffbelastungen,<br />
falsche Ernährung, chronische Entzündungen<br />
oder blaues Licht durch Fernseher oder Displays,<br />
welche den Hormonspiegel stören und dadurch etwa für<br />
Schlafstörungen sorgen, kommen hinzu.<br />
„DAS POSITIVE IST JEDOCH, dass wir diese Belastungen<br />
heute messen können“, sagt Arne Ströhlein. Er wurde<br />
1999 als Arzt approbiert, bildete in der Folge den<br />
Schwerpunkt Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)<br />
aus, den er auch an der Uni Magdeburg unterrichtet. In<br />
Göttingen hat er seit 2010 eine Praxis für TCM und<br />
westliche Naturheilverfahren. Hier nehmen die Diagnose<br />
und Behandlung von Stress und Burnout einen wichtigen<br />
Raum ein.<br />
„Wir können die Stressbelastung von Zellen direkt messen,<br />
etwa den oxidativen oder den Entzündungsstress.<br />
Wir können aber auch den Stress des Nervensystems erfassen,<br />
indem wir etwa die Herzratenvariabilität messen“,<br />
erklärt Ströhlein. Das menschliche Herz schlägt nicht<br />
ganz regelmäßig, die Abstände zwischen den einzelnen<br />
Schlägen variieren. Wird Stress chronisch, nimmt diese<br />
Unregelmäßigkeit ab, und der Schlag wird gleichförmiger.<br />
„Wenn wir die ganze Zeit Vollgas geben, kann das zu einer<br />
geringeren Adaptions- oder Regulationsfähigkeit führen.<br />
Der Körper ist dann permanent im Modus Kämpfen oder<br />
Flüchten – das Regenerieren fehlt hingegen.“<br />
KLASSISCHE SYMPTOME, die auf chronische Stressbelastung<br />
hinweisen, sind etwa das Auftreten von Tinnitus,<br />
Schlaf- und Konzentrationsstörungen, leichtere Ablenkbarkeit<br />
und Reizbarkeit. „Die Lösungsansätze dafür<br />
sind sehr individuell. Ich selbst nutze vorrangig körperassoziierte<br />
Methoden, um zu entstressen und die Regulationsfähigkeit<br />
wiederherzustellen“, sagt Arne Ströhlein.<br />
Das können kurze Übungen zur Atmung und Akupressur<br />
sein oder die Beratung zu den Lebensumständen.<br />
Zur Unterstützung und Heilung der energiebereitstellenden<br />
Mitochondrien, die durch chronischen Stress geschädigt<br />
werden, kommen natürliche Phytotherapeutika<br />
zum Einsatz.<br />
Die Diagnose der Stressbelastung ist Teil des MEC-Angebots<br />
für Firmen, die ihre Mitarbeiter durchchecken<br />
lassen. „Am Arbeitsumfeld des MEC schätze ich vor allem,<br />
dass wir aus ganz unterschiedlichen Disziplinen auf<br />
den Körper gucken können“, so Ströhlein. „So können<br />
wir am zuverlässigsten nachvollziehen, welche Ursachen<br />
ein Symptom nun eigentlich hat.“
wissen<br />
TEXT<br />
MARGARETA VOGEL<br />
FOTOGRAFIE<br />
ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Neue Früherkennung dank KI<br />
Hautarzt Thomas Neumann bietet im Medizinischen Experten Center (MEC) Göttingen eine<br />
regelmäßige Sprechstunde an. Für die Hautkrebsfrüherkennung nutzt er ein digitales<br />
Ganzkörperscan-Dokumentationssystem.<br />
In der Diagnose von Hautkrebs hat sich in der Medizin<br />
eine beachtliche technische Revolution vollzogen.<br />
Digitale Systeme, die selbstlernende Künstliche Intelligenz<br />
(KI) nutzen, liefern diagnostische Einschätzungen<br />
mit überaus hoher Zuverlässigkeit. Sie sind vor allem<br />
gut darin, kleinste Veränderungen zu dokumentieren<br />
und aufgrund von umfangreichen Muttermaldatenbanken<br />
Einschätzungen abzuliefern, ob eine Hautveränderung<br />
kritisch ist.<br />
„AUS MEINER BISHERIGEN PRAXIS HERAUS kann ich<br />
sicherlich sehr zuverlässig die Gefährlichkeit von Muttermalen<br />
einschätzen“, sagt Thomas Neumann, der<br />
30 Jahre Erfahrung als Hautarzt hat und seit 1998 eine<br />
Gemeinschaftspraxis in Hann. Münden betreibt. „Aber<br />
wenn ich mir ein Muttermal einmal im Jahr anschaue,<br />
ist es schwierig, kleine Veränderungen gegenüber dem<br />
Vorbefund zu registrieren.“ Und genau darum gehe es<br />
ihm: „Noch exakter, frühzeitiger und sensibler zu erfassen,<br />
wenn sich zarte Veränderungen andeuten.“<br />
Der Nutzung von KI-Systemen ist Neumann gegenüber<br />
sehr aufgeschlossen. Er verbindet damit sogar einen<br />
gewissen Pioniergeist. „Natürlich habe ich Lust, den<br />
besten Diagnosestandard zu nutzen, den es gibt“, erklärt<br />
der Experte. „Aber für mich ist damit auch eine Freude<br />
verbunden, diese kleinen Strukturen in der Haut zu sehen<br />
und Muttermale gleichsam zu ‚lesen‘.“ Neumann<br />
hat über die Jahre eine Faszination für die Mustererkennung<br />
entwickelt.<br />
DIE ANWENDUNG des ,Total Body Mapping‘ mit dem<br />
System Fotofinder läuft dergestalt, dass sich der Patient<br />
vor einen Ganzkörperscanner stellt, der alle Körperseiten<br />
fotografiert und so eine Karte der Muttermale erstellt.<br />
Einzelne Veränderungen können dann mit einem<br />
speziellen Videoauflichtmikroskop noch einmal gezielt<br />
und hochauflösender unter die Lupe genommen werden.<br />
Die Bilder werden dokumentiert, mittels KI bewertet<br />
und gespeichert und können beim nächsten Scan zum<br />
Vergleich herangezogen werden.<br />
Das gesammelte Potenzial der Technik stellt für Thomas<br />
Neumann so etwas wie eine digitale Zweitmeinung<br />
dar, die die Verlässlichkeit der Hautkrebsfrüherkennung<br />
deutlich verbessert. Die Kosten für diese Leistung werden<br />
von der privaten Krankenversicherung, im Regelfall<br />
aber nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.<br />
Im MEC kann Neumann jetzt diese Untersuchung<br />
durchführen. Die digital assistierte Hautkrebsfrüherkennung<br />
wird auch im Rahmen des Management-<br />
Pakets des MEC angeboten.<br />
Medizinisches Experten<br />
Center (MEC)<br />
Bahnhofsallee 1D<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 82074263<br />
neumann@mecgoettingen.de<br />
www.mec-goettingen.de<br />
1 |<strong>2023</strong> 77
mensch<br />
78 1 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
Der Mann<br />
mit dem Mond<br />
Thorsten Kleine, Direktor am Max-Planck-Institut in Göttingen, hat das Alter unseres<br />
Erdkerns neu bestimmt. Dennoch ist der mehrfach ausgezeichnete ,Planetenwissenschaftler‘<br />
auf dem Boden geblieben und erzählt, warum Forschung immer auch etwas Glück braucht<br />
und er trotz der Liebe zu den Sternen nicht ins All fliegen will.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
1 |<strong>2023</strong> 79
mensch<br />
Für seine Untersuchungen holt Thorsten Kleine das Sonnensystem ins Labor –<br />
oder zumindest Bruchstücke davon. Sein ,Werkzeug‘ sind in erster Linie<br />
Meteoriten, also Gesteinsbrocken, die aus den Tiefen des Sonnensystems von<br />
Asteroiden und vom Mars stammen und auf die Erde gestürzt sind.<br />
Zudem spielen irdische Gesteinsproben eine Rolle sowie Mondmaterial, das<br />
Astronauten im Rahmen der Apollo-Missionen zur Erde gebracht haben.<br />
„Solche Gesteinsproben sind Zeugen der Entstehung des Sonnensystems und<br />
der Bildung der Planeten“, so Kleine. „Sie erzählen in gewisser Weise<br />
ihre eigene Geschichte und enthalten Hinweise auf ihren<br />
Entstehungsort, ihre Entwicklung und ihr Alter.“<br />
80 1 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />
Ein Scheibchen vom<br />
Mond liegt vor uns auf<br />
dem Tisch. „Ich weiß<br />
noch, wie ich als Doktorand<br />
das erste Mal<br />
ein Mondgestein untersuchen<br />
durfte – das war<br />
irre“, erzählt Thorsten<br />
Kleine und strahlt. Das<br />
Mondstückchen befindet<br />
sich in einer durchsichtigen<br />
Plastikschachtel und<br />
zeigt Bruchstücke von<br />
der Oberfläche. Die Magie ist spürbar. Es sind Funde<br />
wie diese, die seine Augen leuchten lassen. Daneben liegt<br />
ein aufgeschnittener Meteorit mit einem weißen, ausgefransten<br />
Fleck in der Mitte. Was zu sehen ist, ist ein<br />
Einschluss, der so alt ist wie unser Sonnensystem:<br />
4,567 Milliarden Jahre. Allein Stücke wie diese sind es,<br />
die uns Auskunft geben, wann und wie sich unser Sonnensystem<br />
entwickelt hat.<br />
„Ab und an gelangen solche Gesteinsbruchstücke, die<br />
uns eine Geschichte erzählen, aus dem All auf unsere<br />
Erde“, erklärt der heutige Direktor der Abteilung Planetenwissenschaften<br />
am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung<br />
in Göttingen begeistert. Wobei sich ein<br />
Meteorit im wissenschaftlichen Sinne erst Meteorit nennen<br />
dürfe, wenn die gemeinnützige Organisation Meteoritical<br />
Society ihm einen Namen gibt. Auf E-Bay hingegen<br />
kann heute jeder Weltraummaterie erwerben. Die<br />
Preise schwanken: „Mondgestein kostet in Fachkreisen<br />
auch schon mal 1.000 Euro pro Gramm“, erzählt Kleine.<br />
Wie überall – nach oben sind die Grenzen offen.<br />
MENSCHEN NEIGEN DAZU, rückblickend den eigenen<br />
Entscheidungen Sinn zuzuschreiben. Lebenswege können<br />
sich bereits in frühester Jugend abzeichnen. Und alles<br />
läuft scheinbar nach Plan. Nicht so bei Thorsten<br />
Kleine. „Ich war eher ein nicht so guter Schüler“, sagt<br />
der 50-Jährige. Geschichte interessiert ihn – aber das<br />
traut er sich dann doch nicht zu studieren. Für Luft- und<br />
Raumfahrttechnik erhält er einen Studienplatz in Braunschweig.<br />
Der Himmel, die Sterne und die Planeten üben<br />
bereits zu dieser Zeit eine Faszination auf ihn aus. Dennoch<br />
entscheidet er sich letztlich dagegen. Als er einem<br />
Schulfreund nach Münster folgt, um Physik zu studieren,<br />
merkt er schnell, dass auch dies nicht das Richtige für<br />
ihn ist. „Ein Glücksfall, dass ich schlussendlich über die<br />
Geologie gestolpert bin, die mich zu meiner heutigen<br />
Position geführt hat“, sagt Kleine. Mit Gesteinen arbeiten,<br />
viel draußen sein – und plötzlich ist er ein guter<br />
Student.<br />
Immer wieder wird im<br />
Laufe des Interviews<br />
das Wort ‚Glück‘ fallen.<br />
Thorsten Kleine<br />
ist ein sympathischer<br />
Fünfzigjähriger, der<br />
um seine Person nicht<br />
viel Aufhebens macht.<br />
Stattdessen strahlt er<br />
das geerdete Gefühl eines<br />
Angekommenen aus.<br />
Vor zwei Jahren erhält er<br />
den Ruf an das renommierte<br />
Max-Planck-Institut<br />
für Sonnensystemforschung<br />
FOTO: H.RAAB, WIKIMEDIACOMMONS<br />
1 |<strong>2023</strong> 81
mensch<br />
Beeindruckende Forschung am MPI<br />
in Göttingen. Die Mail mit der Anfrage des MPI für den<br />
zu besetzenden Posten las er nach seinem Tennistraining<br />
und konnte es erst einmal gar nicht glauben. „Es<br />
ist schon eine Wahnsinnssache und eine Auszeichnung,<br />
wenn man überhaupt zu dem Kreis der Wissenschaftler<br />
gehört, die dafür infrage kommen“, erzählt er.<br />
„ICH HABE IM STUDIUM SEHR VIEL GLÜCK GEHABT<br />
mit meinen Projekten und mit meinem Doktorvater“,<br />
sagt er rückblickend. Im Bereich Geochemie trifft er auf<br />
einen Professor, der das Potenzial des Studenten erkennt.<br />
Kleine wird schnell dessen Hilfskraft und hat damit wieder<br />
Glück, wie er sagt. Er erhält spannende Projekte in<br />
der Meteoritenforschung, also in dem Bereich, in dem er<br />
heute große Forschungsteams leitet. Und er darf früh<br />
Verantwortung übernehmen und sich ausprobieren. Die<br />
Doktorarbeit des jungen Wissenschaftlers erregte dann<br />
auch in der Fachwelt viel Aufmerksamkeit.<br />
Bei der Recherche dafür stolpert Kleine über eine Publikation<br />
über das Alter des Erdkerns – ein Thema, das<br />
ihn sofort anspricht. Er entwickelt eine Datierungsmethode<br />
für die Messungen und kommt zu abweichenden<br />
Ergebnissen von der älteren Veröffentlichung. Waren<br />
seine und die anderen Berechnungen falsch? „Ich<br />
habe ein Jahr im Labor verbracht, um herauszufinden,<br />
wo mein Fehler liegt – und irgendwann bin ich zu dem<br />
Schluss gekommen: Also, ich liege nicht falsch“, erzählt<br />
Kleine schmunzelnd. Der Durchbruch für ihn. Er erhält<br />
in den kommenden Jahren von verschiedenen Fachgesellschaften<br />
Preise für Nachwuchsforscher. „Wenn<br />
man einen Preis hat, bekommt man den nächsten umso<br />
leichter. Das hört dann aber auch irgendwann wieder<br />
auf“, sagt er bescheiden und fügt mit einem Augenzwinkern<br />
hinzu: „Jetzt gibt’s den nächsten vermutlich erst<br />
wieder fürs Lebenswerk.“<br />
Die Arbeiten Thorsten Kleines führen zurück zu den<br />
Anfängen des Sonnensystems. In der Geburtsstunde<br />
unserer kosmischen Heimat kreiste eine Scheibe aus<br />
Gas und Staub um die junge Sonne. Die Staubkörnchen<br />
ballten sich zunächst zu größeren Brocken<br />
zusammen, den sogenannten Planetesimalen, aus<br />
denen später die Planeten entstanden. Diese Planetesimale<br />
bildeten sich, anders als lange Zeit angenommen,<br />
an zwei verschiedenen Orten der Staubscheibe,<br />
und beide Populationen entwickelten sich zunächst<br />
unabhängig voneinander. Erst nach mehreren Millionen<br />
Jahren führte das weitere Wachstum des Jupiters<br />
beide Gruppen wieder zusammen. Diese Ergebnisse<br />
legen nahe, dass Meteoriten Material enthalten, das<br />
ursprünglich weit jenseits der Jupiterbahn im äußeren<br />
Sonnensystem entstanden ist.<br />
Auch auf die Entwicklung der Erde samt Mond werfen<br />
Kleines Arbeiten ein neues Licht. So sammelte unser<br />
Planet wohl bereits in seiner Hauptwachstumsphase<br />
– und somit früher als gedacht – wasserreiches Material<br />
an. Der Mond ist, wie jüngste Ergebnisse zeigen,<br />
mit 4,425 Milliarden Jahren relativ jung. Forscherinnen<br />
und Forscher gehen davon aus, dass er aus dem<br />
gewaltigen Zusammenprall der Erde mit einem etwa<br />
marsgroßen Körper hervorging. Wie genau dieser<br />
Prozess ablief, ist jedoch noch immer unklar.<br />
SEIT MAI VERGANGENEN JAHRES ist Kleine nun offiziell<br />
Direktor bei den ‚Planetenwissenschaften‘. Rund<br />
70 Wissenschaftler und Ingenieure gehören zu seinem<br />
Team – und die Verantwortung für ein nicht unerheblich<br />
größeres Budget als an der Münsteraner Universität. Allerdings<br />
bewegt er sich jetzt auch in zeitlich ganz anderen<br />
Dimensionen. Weltraumprojekte haben meist jahrzehntelange<br />
Laufzeiten. Im April dieses Jahres startet<br />
beispielsweise in Südamerika eine Weltraummission<br />
zum Jupiter, um dort die Eismonde zu erforschen. Das<br />
Projekt heißt JUICE – Jupiter Icy Moons Explorer. Wissenschaftsteams<br />
vom MPI in Göttingen haben über<br />
etwa zehn Jahre Instrumente entwickelt, die mit an<br />
82 1 |<strong>2023</strong>
Die Erfolgsstory geht weiter –<br />
Unsere Führungs-Seminarreihe geht in<br />
die nächste Runde:<br />
FOKUS LEADERSHIP<br />
HANNOVER – GÖTTINGEN<br />
Unser 6-monatiges Programm<br />
für alle, die mehr wollen,<br />
ab April in Ihrer Region!<br />
Rainer Guse<br />
Akademieleiter<br />
Leaders Academy Hannover/ Göttingen<br />
Mobil: +49 (0)173 250 8837<br />
E-Mail: rainer.guse@leaders-academy.com<br />
Jetzt informieren & anmelden!<br />
go.leaders-academy.com/fokus-leadership/<br />
junge-wilde.academy<br />
www.DomesticCare.<br />
www.DomesticCare.de<br />
Domestic Care<br />
Haushaltsservice<br />
Wir stehen für<br />
qualitativ hochwertige<br />
Dienstleistungen im Bereich<br />
Hauswirtschaft.<br />
• Familien und Singles verhelfen<br />
wir zu mehr Freiraum<br />
• Betreuung und Entlastung<br />
Hören – Helfen – Handeln<br />
• Leistungen Entlastungsleistungen,<br />
Verhinderungspflege und<br />
anteilige Pflegesachleistungen<br />
können direkt mit der<br />
Pflegekasse abgerechnet werden<br />
Inhaberin:<br />
Dagmar Crzan<br />
Hauswirtschaftsmeisterin<br />
Domestic Care<br />
Haushaltsservice<br />
Göttinger Str. 70, 37181 Hardegsen<br />
Telefon 05503 804870<br />
Mobil 0160 3515012
mensch<br />
» Die Größe des Sonnensystems und wie alles ineinandergreift,<br />
macht es noch besonderer, was wir hier auf der Erde haben –<br />
und wir sollten alles daransetzen, dieses Wunder zu schützen.«<br />
Bord sein werden. Und um das zeitliche Ausmaß besser<br />
zu verstehen: Die ersten Instrumente haben Göttingen<br />
bereits 2020 verlassen, und erst 2031 wird JUICE den<br />
Jupiter erreichen. „In meiner neuen Position geht es um<br />
langfristige Planung von Projekten, mit denen wir die<br />
Schlüsselfragen der Planetenwissenschaften beantworten<br />
können. Dazu müssen wir bereits jetzt Forschungen<br />
beginnen, die zukünftige Generationen von Wissenschaftlern<br />
beenden werden“, erklärt der Direktor.<br />
„DAS TOLLE AN UNSEREM BERUF IST, dass wir einfach<br />
neue Sachen ausprobieren können. Wir machen zum<br />
Beispiel eine neue Art von Messung, wie sie vorher noch<br />
niemand gemacht hat“, sagt er mit sichtbarer Freude.<br />
Was herauskommt, sind nicht selten unerwartete Funde,<br />
die eine ganz neue Welt eröffnen. „Die wichtigen Dinge,<br />
die wir in meiner Arbeitsgruppe herausgefunden haben,<br />
waren oftmals nicht vorhergesehen.“ Ganz zufällig zeigt<br />
sich nun auch eine Parallele zwischen der Wissenschaft<br />
und dem Leben von Thorsten Kleine oder sogar dem Leben<br />
an sich. Ergebnisoffen und doch mit einem Ziel losgehen:<br />
Ein begonnenes Physikstudium, durch das Kleine<br />
dann in Münster und eben nicht in Braunschweig studiert<br />
und seinen Weg als Meteoritenforscher beginnen<br />
kann. Eine Doktorarbeit, die zufällig eine ältere Forschung<br />
revidiert und zum frühen wissenschaftlichen<br />
Ruhm führt.<br />
Auch wenn Kleines Leidenschaft die Planeten und die<br />
Sterne sind, so ist er doch bodenständig und sehr froh,<br />
hier auf der Erde zu leben. Den Traum, ins All zu fliegen,<br />
hat der Wissenschaftler nicht. Das ist ihm, im Vertrauen<br />
erzählt, zu gefährlich. Vielmehr werde ihm gerade durch<br />
seine Forschungen eines immer wieder bewusst: „Die<br />
Größe des Sonnensystems und wie alles ineinandergreift,<br />
macht es noch besonderer, was wir hier auf der Erde<br />
haben – und wir sollten alles daransetzen, dieses Wunder<br />
zu schützen.“ ƒ<br />
Zur Person<br />
Der gebürtige Dorstener Thorsten Kleine studiert in<br />
Münster sowohl Geologie und Paläontologie als auch<br />
Mineralogie. Nach seiner Promotion führt ihn ein Marie<br />
Curie Fellowship ans Institut für Geochemie und Petrologie<br />
der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich.<br />
2009 übernimmt Kleine dort eine Assistenzprofessur für<br />
Isotopengeochemie und nimmt im selben Jahr den Ruf ans<br />
Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-<br />
Universität Münster an, wo er seitdem lehrt und forscht.<br />
Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen zählen die<br />
F. W. Clarke Medaille der Geochemical Society, der Victor-<br />
Moritz-Goldschmidt-Preis der Deutschen Mineralogischen<br />
Gesellschaft und der Nier Preis der Meteoritical Society.<br />
Kleine wurde zudem zum Mitglied der Nordrheinwestfälischen<br />
Akademie der Wissenschaften und der<br />
Künste sowie zum Fellow der Meteoritical Society gewählt.<br />
Heute lebt der 50-Jährige mit seiner Frau und seinen drei<br />
Kindern in Göttingen. Sein jugendliches Interesse für<br />
Geschichte hat ihn bis heute nicht verlassen – in seiner<br />
Freizeit liest er gern historische Kriminalromane wie die<br />
von Volker Kutscher, die als ‚Babylon Berlin‘ auch<br />
verfilmt wurden.<br />
84 1 |<strong>2023</strong>
Für Sie da, für Sie nah!<br />
Mit KI im Darm<br />
gegen Darmkrebs<br />
Darmkrebsvorsorge und<br />
Vorsorgeprogramm für Sie<br />
Telefon<br />
05527 842-300<br />
Vorsorgedarmspiegelung<br />
Vereinbaren Sie jetzt<br />
einen Termin!<br />
Darmkrebs ist eine der am häufigsten auftretenden<br />
bösartigen Krebserkrankungen. Jedes<br />
Jahr erkranken nach Schätzungen des Robert-<br />
Koch-Instituts mehr als 58.000 Menschen –<br />
Männer sind dabei etwas stärker betroffen als<br />
Frauen. Die Krebsart gehört bei Männern zur<br />
zweithäufigsten Krebstodesursache, bei Frauen<br />
zur dritthäufigsten.<br />
Die gute Nachricht<br />
Je früher Darmkrebs erkannt wird,<br />
desto besser ist er zu behandeln.<br />
Deshalb gibt es Vorsorgeprogramme<br />
der gesetzlichen Krankenkassen.<br />
Sie können verschiedene Vorsorgeleistungen in<br />
Anspruch nehmen, zu denen für Männer ab 50<br />
Jahren und für Frauen ab 55 Jahren auch eine<br />
Darmspiegelung gehört – 2x alle 10 Jahre.<br />
Darmspiegelung<br />
Der medizinische Fachterminus lautet „Koloskopie“.<br />
Bei der Spiegelung des Darms wird mit<br />
Hilfe eines Koloskops der Darmtrakt untersucht,<br />
um verdächtige Schleimhautstellen (Läsionen)<br />
oder Geschwulste (Polypen bzw. Adenome)<br />
zu identifizieren. Dies zumeist gutartige<br />
Wucherungen werden dann mit einer Schlinge<br />
oder kleinen Zange entfernt, bevor sie bösartig<br />
mutieren und zu Darmkrebs werden können.<br />
Erfahrung und künstliche<br />
Intelligenz steigern die Qualität<br />
Studien belegen die Erfahrung des Behandelnden<br />
und gleichzeitig den Einsatz modernster<br />
Technik als Erfolgs<strong>faktor</strong>en, die sich auf das Risiko<br />
an Darmkrebs zu erkranken auswirken. Es<br />
kommt darauf an, dass der Behandelnde alles<br />
Läsionen und Polypen erkennt und vorsorglich<br />
und so sauber entfernt, dass kein verändertes<br />
Gewebe zurückbleibt. Im St. Martini Krankenhaus<br />
unterstützt modernste Technik die Augen<br />
der Gastroenterologen bei der Untersuchung<br />
– dabei wertet eine künstliche Intelligenz in sekundenbruchteilen<br />
die Bilder der Darmschleimhaut<br />
aus und markiert dem Mediziner mit dem<br />
bloßen Auge schwer erkennbare Stellen zur<br />
Überprüfung.<br />
Diese Technik unterstützt dabei, die Adenomdetektionsrate<br />
(ADR) zu erhöhen. Schon der<br />
Anstieg der ADR um 1 Prozent ist laut aktueller<br />
Studienergebnisse mit einer Abnahme des<br />
Intervall-Krebsrisikos um 3 Prozent verbunden.<br />
Wir beantworten gerne Ihre Fragen und sorgen<br />
für zeitnahe Koloskopie-Termine. Kassenpatienten<br />
benötigen dafür lediglich eine Überweisung<br />
des Hausarztes (§115 b stationsersetzende<br />
Maßnahmen).<br />
Ihr Kontakt<br />
Dr. med. Andreas Press<br />
Chefarzt Innere Medizin und<br />
Gastroenterologie<br />
Ambulanz Innere Medizin<br />
Tel. 05527 842-300<br />
Fax 05527 842-309<br />
inn-amb@kh-dud.de<br />
Sprechzeiten<br />
Mo bis Do von 8.00 – 14.00 Uhr<br />
Fr von 8.00 Uhr – 13.00 Uhr<br />
iStock©ihorlishchyshyn<br />
St. Martini GmbH | Göttinger Straße 34 | 37115 Duderstadt<br />
Tel. 05527 842-340 | info@krankenhaus-duderstadt.de<br />
www.krankenhaus-duderstadt.de
mensch<br />
Gemeinsam<br />
mehr erreichen<br />
Die Göttinger Bürgerstiftung – ehrenamtliches Engagement von Bürgern<br />
für eine starke und lebenswerte Stadtgemeinschaft<br />
TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATION STOCK.ADOBE.COM<br />
86 1 | <strong>2023</strong>
mensch<br />
Wir leben in einer tollen und vielfältigen<br />
Stadt, in der sich viele für Chancengleichheit<br />
engagieren. Unser Ziel ist es,<br />
die unterschiedlichen Kräfte in und um<br />
Göttingen, die sich für so ziale Themen<br />
engagieren, um gemeinsam mehr zu erreichen, zu bündeln,<br />
“, erklärt Claudia Weitemeyer, die seit einem Jahr<br />
als erste Vorsitzende der Bürgerstiftung Göttingen<br />
amtiert. Dafür ist die Stiftung stets auf der Suche nach<br />
Menschen, die sich einbringen und mitgestalten wollen.<br />
Gemeinsam mit ihren Vorstandskollegen Siegfried Lieske<br />
und Lars Wätzold, dem achtköpfigen Stiftungsrat und<br />
etwa 40 ehrenamtlich tätigen Paten, Mentoren und Koordinatoren<br />
füllt Weitemeyer die Bürgerstiftung und ihre<br />
neue Vision mit Leben. Alle Aktiven stärken mit ihrem<br />
Engagement die bürgerliche Gemeinschaft und tragen<br />
mit dazu bei, jedem die Möglichkeit zu eröffnen, das eigene<br />
Potenzial entfalten zu können.<br />
„Dabei ist es enorm wichtig, Kräfte zu bündeln“, sagt<br />
Weitemeyer. „Das zeigt ein Blick auf das riesige Betätigungsfeld<br />
der Göttinger Bürgerstiftung.“ Denn dies gehe<br />
weit über das beliebte, einmal jährlich stattfindende Bürgerfrühstück<br />
hinaus, das nach einer Coronapause seit<br />
dem vergangenen Jahr auf dem Johanniskirchhof stattfindet.<br />
DA GÄBE ES BEISPIELSWEISE DIE PATEN, die oft über<br />
viele Jahre regelmäßig im Rahmen der Projekte ,Zeit für<br />
ein Kind‘ und ,Zeit für Jugendliche‘ ihre Zeit an junge<br />
Menschen verschenken. Dann der Zivilcouragepreis für<br />
außerordentliches Bürgerengagement, das Patenschaftsprojekt<br />
,Come together‘ für ausländische Jugendliche<br />
oder den Deutschunterricht für etwa 25 ukrainische<br />
Kinder, der im vergangenen Herbst erstmals an zwei<br />
Göttinger Schulen gegeben wurde. Und im Koch- und<br />
Ernährungsprojekt ,Entdeckungsreise Essen‘ an einer<br />
Göttinger Grundschule lernen Kinder alles über das Zubereiten<br />
gesunder Mahlzeiten und den Wert, diese zusammen<br />
mit Freunden oder Familie einzunehmen. Darüber<br />
hinaus bietet die Bürgerstiftung die treuhänderische<br />
Verwaltung anderer Stiftungen an und berät beim sogenannten<br />
Taufgang neu zu gründender Stiftungen.<br />
„Aktuell hat die Bürgerstiftung mit unserem Projekt<br />
,FAIR TEILEN – Göttingen gerechter machen – wir verteilen<br />
um‘ am Mitteldeutschen Fundraisingpreis <strong>2023</strong><br />
teilgenommen“, erzählt die erste Vorsitzende. Diese<br />
Kampagne ruft gut situierte Menschen dazu auf, ihre<br />
Energiepreispauschale und Soforthilfe der Bundesregierung<br />
zu spenden. „Wir geben das Geld an die Menschen<br />
weiter, für die die aktuellen Preiserhöhungen für Energie,<br />
Lebensmittel, Mieten und andere Dinge des täglichen<br />
Bedarfs existenzbedrohend sind.“ Inzwischen seien vom<br />
angestrebten Spendenziel von 30.000 Euro schon fast<br />
zwei Drittel eingegangen und zum großen Teil bereits an<br />
Bedürftige weitergeleitet worden, so Weitemeyer zufrieden:<br />
etwa 5.000 Euro für Einzelfallhilfen an Göttinger<br />
KONTAKT<br />
Bürgerstiftung Göttingen<br />
Am Leinekanal 4<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 38489872<br />
post@buergerstiftung-goettingen.de<br />
www.buergerstiftung-goettingen.de<br />
Spendenkonten:<br />
Sparkasse Göttingen<br />
IBAN: DE12 2605 0001 0000 0007 37<br />
BIC: NOLADE21GOE<br />
Volksbank Kassel Göttingen eG<br />
IBAN: DE50 5209 0000 0041 2355 00<br />
BIC: GENODE51KS1<br />
SIE MÖCHTEN NOCH MEHR HEFLEN?<br />
Auf dem Stiftungsportal Südniedersachsen der<br />
Sparkasse Göttingen können sich potenzielle Stifter<br />
und Interessierte informieren und gemeinsam Gutes tun:<br />
www.stiftungsportal-suedniedersachsen.de<br />
Schüler für dringend benötigte Winterbekleidung oder<br />
Schulmaterialien. Ein weiterer Betrag fließt in den Einkauf<br />
von Lebensmitteln für die Göttinger Tafel.<br />
Apropos Göttinger Tafel: Die Geschichte der Bürgerstiftung<br />
geht auf Peter Cordes zurück, einen Göttinger<br />
Augenarzt. Er las 1994 von der Idee einer Obdachlosenspeisung<br />
in New York und gründete daraufhin mit<br />
anderen Engagierten 1995 in Göttingen eine der ersten<br />
deutschen Tafeln. Fünf Jahre später entstand daraus die<br />
Bürger stiftung Göttingen, und die Göttinger Tafel wurde<br />
zum autarken Verein. „Die Göttinger Bürgerstiftung war<br />
damals die zweite ihrer Art deutschlandweit“, erzählt<br />
die Vorsitzende auf eine lange Geschichte zurückblickend.<br />
„Heute gibt es über 300.“<br />
DIE TRADITION UND DIE VIELEN HIER GENANNTEN<br />
PROJEKTE VERPFLICHTEN. Weitemeyer wünscht sich in<br />
der Bürgerstiftung deshalb viele weitere Mitstreiter, die<br />
sich als Paten und Mentoren, aber auch als Vorstandsund<br />
Stiftungsratsmitglieder oder sogenannte Vorstandsbeauftragte<br />
mit einer speziellen Kernkompetenz engagieren.<br />
„Die Chance, mitzuwirken und Gutes zu tun, ist<br />
nahezu unerschöpflich“, sagt sie. „Die ,Baustellen‘ und<br />
der Bedarf an Unterstützung vieler Menschen leider<br />
auch.“ Um die oft knappen personellen und finanziellen<br />
Ressourcen besser zu nutzen, wünscht sich Weitemeyer<br />
auch für die Zukunft, die unterschiedlichen Kräfte in der<br />
Stadt, die sich nicht selten um die gleichen sozialen Themen<br />
kümmern, an einen Tisch zu bringen – „um Synergien<br />
zu nutzen und gemeinsam mehr zu erreichen“. ƒ<br />
1 |<strong>2023</strong> 87
mensch<br />
Der Mann<br />
im Hintergrund<br />
Matthias Kumlehn tritt ein großes Erbe an, als er vor einem Jahr die<br />
Geschäftsleitung der Kaufhäuser Schwager und des Weserhotels in<br />
Holzminden übernimmt. 30 Jahre arbeitet er an der Seite von Visionär<br />
Ralf Schwager, der im vergangenen Mai unerwartet stirbt.<br />
Kumlehn verrät, welche Projekte er von seinem ehemaligen Mentor<br />
weiterführt und wo er eigene Spuren hinterlassen möchte.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
88 1 | <strong>2023</strong><br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Die Weser fließt mit leichter Strömung<br />
dahin. Flache Ufer. Ein Radweg<br />
entlang des Wasserlaufs. Baumalleen.<br />
Schöner als das Weserhotel<br />
in Holzminden kann ein Hotel<br />
fast nicht liegen. Der Umbau der<br />
ehemaligen Jugendherberge vor<br />
neun Jahren zu einem Drei-Sterne-Superior-Hotel war<br />
eines der unzähligen Projekte von Ralf Schwager. Der<br />
neue Anbau mit weiteren 35 Zimmern ging 2016 in Planung.<br />
Es ist eines der letzten umgesetzten Vorhaben des<br />
legendären Holzmindener Visionärs, der sich wohlwollend,<br />
aber auch kontrovers für die Stadt an der Weser<br />
eingesetzt hat und im vergangenen Mai mit 80 Jahren<br />
verstarb. Groß ist die Leerstelle, die er hinterlässt. Und<br />
fast körperlich ist sie an jenem Tag im November spürbar,<br />
als halb Holzminden auf dem Richtfest des Hotelanbaus<br />
anwesend ist, trauernd und feiernd zugleich.<br />
„Tragen Sie die Visionen von Ralf Schwager, die mit diesem<br />
Projekt verbunden sind, in die Welt hinaus“, sagt<br />
Matthias Kumlehn, der Mann, der als neuer Geschäftsführer<br />
nun anstelle von Schwager die Rede hält.
mensch<br />
Vergangenheit im Rücken Matthias Kumlehn im ,Marktplatz‘-Restaurant vor dem Porträt zum Gedenken an Ralf Schwager –<br />
beide festgehalten von <strong>faktor</strong>-Fotograf Alciro Theodoro da Silva.<br />
1 |<strong>2023</strong> 89
mensch<br />
90 1 | <strong>2023</strong>
mensch<br />
»Nie zurückblicken, sondern immer voran,<br />
egal, was passiert. «<br />
30 JAHRE IST ES HER, dass sich Ralf Schwager und<br />
Matthias Kumlehn das erste Mal begegnet sind. „Wir<br />
haben uns von Anfang an gut verstanden“, erzählt der<br />
55-Jährige mit Wehmut in der Stimme. Wir sitzen im Restaurant<br />
des Weserhotels und schauen durch die großen<br />
Panoramafenster hinaus ins Grüne. Vor nicht ganz vier<br />
Jahren saßen wir hier, fast am selben Tisch, im Interview<br />
mit Schwager (siehe Kasten auf Seite 94) und sprachen<br />
über dessen neue Projekte und Pläne. „Im letzten Jahr<br />
war ich nur der Problemlöser, und ich merke auch nach<br />
fast einem Jahr als Geschäftsführer: Das Wasser, indem<br />
ich mich bewege, ist noch ganz schön frisch und kalt“,<br />
sagt Kumlehn, der schneller als geplant in seine neue Position<br />
wie ins kalte Wasser geworfen wurde. Dass er die<br />
Geschäftsführung übernehmen wird, war seit Langem<br />
klar. Dass der Geist Schwagers weiterhin über allem<br />
schweben wird, auch.<br />
FÜR SEINE NACHFOLGE HATTE SCHWAGER weit vorausschauend<br />
gesorgt. Immer wieder sprach dieser von<br />
seinem ,Klo-Zettel‘, auf dem er mögliche Kandidaten für<br />
die Führungsposition notierte. Die Wahl fiel noch weit<br />
vor seinem Tod auf Kumlehn, die Formalitäten wurden<br />
spät, aber noch rechtzeitig in die Wege geleitet. Vorbereitet<br />
ist man auf so etwas trotzdem nie ganz. Die gesamte<br />
Belegschaft des Unternehmens musste sich von dem<br />
Schock erholen, sowohl die Angestellten im Hotel als<br />
auch jene in den Kaufhäusern. Kumlehn, der Zahlenmensch,<br />
musste plötzlich lernen, wie Personal zu führen<br />
ist, und das Personal musste lernen, was es bedeutet,<br />
noch mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. „Bisher<br />
war es so gewesen, dass man sich hinter der breiten<br />
Schulter des Chefs verstecken konnte. Die Zeiten waren<br />
nun vorbei“, sagt Kumlehn lakonisch. Für viele war Ralf<br />
Schwager Mentor und Freund, auch streitbar, wenn es<br />
um die Sache ging. Er war jemand, der von morgens bis<br />
abends im Geschäft war, jeden kannte und mit jedem<br />
sprach. Viele Mitarbeitende arbeiten seit mehr als 20<br />
Jahren im Kaufhaus. Aus diesem Grund durfte im letzten<br />
Jahr auch Platz für die Trauer sein, obwohl das Schwagers<br />
Sache nicht war. Er war selbst noch im Krankenhaus<br />
voll von Lebensmut und Tatendrang. „Das habe<br />
ich von ihm gelernt“, erzählt Kumlehn. „Nie zurückblicken,<br />
sondern immer voran, egal, was passiert.“<br />
1 |<strong>2023</strong> 91
mensch<br />
AN DER GRÖSSE DER FUSSSTAPFEN scheint Kumlehn<br />
sich nicht zu stören. Er ist ruhiger und unaufgeregter als<br />
sein Mentor und konnte vermutlich nur so neben jemanden<br />
wie ihm bestehen. „Wenn wir uns gestritten haben,<br />
dann um die Sache. Letztlich nahm Ralf Schwager auch<br />
fremde Ideen auf, als wären es seine eigenen gewesen,“<br />
erzählt Kumlehn mit einem Augenzwinkern. Der gebürtige<br />
Holzmindener kam damals eher zufällig zu ‚Schwager‘<br />
– dem Erlebniskaufhaus der Schwager GmbH & Co. KG.<br />
Neben dem Kaufhaus und dem Sportgeschäft in Holzminden<br />
gehören noch fünf weitere Standorte in Eisenach,<br />
Bad Langensalza, Bad Pyrmont, Steinheim und<br />
Seesen, mehrere Immobilien und das besagte Weserhotel<br />
zum Erbe von Ralf Schwager.<br />
Kumlehn macht nach seiner Fachhochschulreife eine<br />
Ausbildung zum Bürokaufmann, dann folgt die Bundeswehr<br />
als ‚Findungsphase‘, wie er es selbst nennt. Anschließend<br />
wollte er in Hildesheim Betriebswirtschaft<br />
studieren. „Doch dann kam das hier dazwischen“, sagt<br />
er lachend – sein Studium zum Betriebswirt machte er<br />
dann berufsbegleitend während der Zeit bei Schwager.<br />
Über einen Bekannten kam er ins Unternehmen und<br />
wurde nach kurzer Zeit Verwaltungsleiter bei ‚Schwager‘<br />
und später rechte Hand von Ralf Schwager. Er war für<br />
Verwaltung, Logistik, Versicherungswesen, Finanzen, Datenschutz,<br />
Digitalisierung und EDV verantwortlich. „Ich<br />
bin mehr so der Mann im Hintergrund“, sagt er. „Damals<br />
wie heute.“ Ebenfalls im Hintergrund agiert die Gesellschafterversammlung<br />
der Schwager GmbH & Co. KG,<br />
die aus sieben Familienmitgliedern besteht – aus zwei<br />
Schwestern, vier Nichten und einem Neffen des Verstorbenen.<br />
Es bleibt also weiterhin ein familiär geführtes<br />
Unternehmen. Das ist allen Beteiligten wichtig. Die Witwe<br />
Roswita Schwager hat sich aus den Geschäften zurückgezogen.<br />
Und mit dem Geschäftsführer Matthias<br />
Kumlehn und der neu eingesetzten zweiten Geschäftsführerin<br />
Sandra Trapp, die für Marketing, Einkauf und<br />
Personal zuständig ist, werden die Geschäfte auch in deren<br />
Sinne weitergeführt.<br />
MATTHIAS KUMLEHN ist inzwischen das Gesicht in<br />
Holzminden, dass mit ‚Schwager‘ in Verbindung gebracht<br />
wird. Sehr wohlwollend wurde er von den Menschen<br />
und vor allem den Mitarbeitenden vor Ort aufgenommen.<br />
Unterstützung kam von vielen Seiten, und so<br />
liefen und laufen die Geschäfte gut. Abgesehen davon,<br />
dass das Kaufhaus Schwager mit ähnlichen Lieferengpässen<br />
wie viele Einzelhändler zu kämpfen hat. Auf den<br />
drei Etagen Verkaufsfläche ist davon jedoch nichts zu<br />
spüren. Es ist alles da: Mode, Lederwaren, Haushaltswaren,<br />
Heimtextilien und Spielwaren – Ralf Schwagers<br />
liebste Abteilung, wie er uns damals verriet.<br />
Auf die Frage an Kumlehn, welche Visionen und Ideen<br />
er selbst in der Zukunft umsetzen will, reagiert er zunächst<br />
zurückhaltend. „In meinen Entscheidungen wird<br />
mir von der Gesellschafterversammlung sehr viel Freiheit<br />
gewährt, weil wir einander vertrauen“, sagt er.<br />
„Doch erst einmal werden wir die angefangenen Projekte<br />
von Herrn Schwager abschließen.“ Das ein oder andere<br />
dürfe sich auf dem neuen Weg dann aber doch bald<br />
schon ändern: Während Schwager noch jedes Schriftstück<br />
auf Papier ausgedruckt auf seinem Tisch haben<br />
wollte, werden unter Kumlehn Prozesse digitalisiert –<br />
nicht nur, um Papier zu sparen. „Das Thema Nachhaltigkeit<br />
wird zukünftig eine dominantere Rolle spielen“,<br />
erklärt der neue Geschäftsführer. Das Hotel bekommt<br />
eine Photovoltaikanlage aufs Dach und ein Blockheizkraftwerk<br />
in den Keller, außerdem wird langfristig auf<br />
Wärmepumpen umgestellt. Auch in den Kaufhäusern<br />
soll Nachhaltigkeit gelebt werden – hier wird auf langfristige<br />
Sicht nachhaltige Mode im Fokus stehen. Er denke<br />
sogar über Expansion im Einzelhandel nach, lässt er<br />
sich noch entlocken. Da liege trotz Onlinehandel durchaus<br />
noch Potenzial für Wachstum.<br />
AKTUELL SEI JEDOCH DIE HOTELERWEITERUNG, die<br />
ursprünglich für Februar dieses Jahres geplant war, der<br />
Dreh- und Angelpunkt. Das Wetter hat in den vergangenen<br />
Wintermonaten nicht mitgespielt. Zu kalt, zu feucht<br />
– und wenn ein Gewerk nicht anfangen kann, kann das<br />
nächste nicht weitermachen. Und so ist im <strong>Frühjahr</strong> bislang<br />
nur ein fortschreitender Rohbau zu sehen, samt zukünftiger<br />
Balkone mit wundervoller Aussicht, aber noch<br />
ohne Begrenzung. Zu Eröffnung der Landesgartenschau<br />
in Höxter Mitte April sollen bereits einige der 35 Zimmer<br />
fertig sein. Es wird eine größere Suite geben, und<br />
zwei Zimmer werden mit einer eigenen Sauna ausgestattet<br />
sein. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir das schaffen“,<br />
sagt Kumlehn.<br />
Zwar liegt Holzminden fern jeder Autobahn und ein<br />
wenig verschlafen mitten im Weserbergland, zahlreiche<br />
Touristen lockt dieses Städtchen dennoch an – Radfahrer,<br />
sobald die Temperaturen steigen, ebenso wie die Besucherströme<br />
zum Internationalen Straßentheater-Festival<br />
am Pfingstwochenende im Mai. Und im kommenden<br />
Jahr wird vis-à-vis – und wie fast alles in Holzminden<br />
fußläufig zu erreichen – mit dem Duftmuseum Sensoria<br />
noch eine weitere Attraktion in der Stadt eröffnen (mehr<br />
zum Sensoria ab Seite 102).<br />
92 1 | <strong>2023</strong>
„Es ist wichtig, bei der Planung und<br />
Durchführung des Unternehmensverkaufs<br />
einen vertrauensvollen<br />
Gesprächspartner wie Matthias zu<br />
haben, der tief im Thema steckt.“<br />
Stephan Ferneding<br />
ACCURION GMBH<br />
2022 verkauft an Park Systems Group<br />
Ist die Übergabe und/oder der Verkauf Ihres Unternehmens<br />
in absehbarer Zeit ein Thema?<br />
Vereinbaren Sie ein vertrauliches, kostenfreies Erstgespräch:<br />
Matthias Walter – 0551-50063785 oder mwalter@tabdeutschland.de<br />
AZ_TAB_190x117mm_2 2.indd 1 29.11.22 15:15
mensch<br />
Matthias Kumlehn<br />
Matthias Kumlehn ist seit Mai 2022<br />
neuer Geschäftsführer der Schwager<br />
GmbH & Co. KG. mit Kaufhäusern in<br />
sechs Städten und dem Weserhotel in<br />
Holzminden. Damit übernimmt er als<br />
CEO die Nachfolge von Ralf Schwager,<br />
der im vergangenen Jahr starb.<br />
Der 55-jährige Kumlehn ist seit<br />
30 Jahren bei ‚Schwager‘ und als<br />
gebürtiger Holzmindener mit dem<br />
Stadtgeschehen und dem Unternehmen<br />
bestens vertraut. In seinem<br />
Privatleben verreist der zweifache<br />
Familienvater gern mit seiner Familie<br />
in südliche Gefilde.<br />
ES SCHEINT IM ÜBRIGEN SO, als könne Matthias<br />
Kumlehn sehr gut neben seinem Vorgänger bestehen.<br />
Auch, wenn er es anders macht. Er versucht nicht, dem<br />
Holzmindener Weltbürger Schwager nachzueifern. Er ist<br />
nicht der stadtpolitisch streitbare Mensch, nicht der,<br />
dessen Name das Stadtgeschehen prägen wird, wie es bei<br />
Schwager der Fall war. Doch die von Letzterem initiierten<br />
Projekte werden auch unter Kumlehn weiterlaufen,<br />
wie die alljährlich gesponserte Natur-Eisbahn auf dem<br />
Weihnachtsmarkt.<br />
„Ich führe wahrscheinlich sachlicher, ein bisschen mehr<br />
nach Zahlen und nicht so emotional wie er“, sagt der<br />
zweifache Familienvater, dem auch hier wieder anzumerken<br />
ist, wie nah es ihm geht, dass sein Mentor das<br />
100-jährige Jubiläum nicht mehr erleben kann, welches<br />
,sein‘ Kaufhaus in diesem Jahr begeht. Gefeiert wird<br />
dennoch gebührend. Denn: 100 Jahre sind nun mal<br />
100 Jahre. „Wir haben übers Jahr verteilt mehrere Aktionen<br />
geplant und werden mit einer Baumpflanzaktion zur<br />
Eröffnung des Hotels starten“, erzählt Kumlehn, noch<br />
bevor wir uns verabschieden. Auch dieser Tag wird ein<br />
emotionaler werden – für alle Anwesenden. Aber es geht<br />
darum, nach vorne zu blicken. „Immer voran, egal, was<br />
passiert.“ƒ<br />
100 Jahre Schwager<br />
Das Kaufhaus Schwager begeht in diesem Jahr sein<br />
100-jähriges Firmenjubiläum. Das erste kleine Kaufhaus<br />
wurde 1923 in Stadtilm in Thüringen gegründet. 1936<br />
eröffnete ein weiteres Haus in Eisenach – das heute als<br />
das Stammhaus gilt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde<br />
dieses von der DDR enteignet – die Familie Schwager floh<br />
nach Holzminden und begann mit einem neuen Textilhaus<br />
von vorne. Der verstorbene Ralf Schwager führte das<br />
Haus in der dritten Generation und verhalf ihm zu dem<br />
heutigen Wachstum und Erfolg. Heute zählt das Unternehmen<br />
sechs Standorte und über 230 Angestellte.<br />
Ralf Schwager<br />
Der 1941 in Eisenach geborene Ralf Schwager kam als<br />
Kind nach Holzminden, machte Abitur und arbeitete dann<br />
als Einkäufer weltweit für den Kaufhaus-Konzern Hertie.<br />
Seit 1974 lebte er wieder in Holzminden und engagierte<br />
sich für die Belange der Stadt, ohne parteipolitisch aktiv<br />
zu sein. Er erhielt 2008 das Bundesverdienstkreuz und<br />
2017 den HAWK-Preis. Immer wieder und bis ins hohe<br />
Alter kreisen ihm neue Ideen im Kopf herum – so wollte<br />
er den Onlinehandel in und um Holzminden neu erfinden,<br />
indem er die bestellten Waren mit einer Rikscha liefern<br />
lassen wollte. Kein Profitgeschäft, sondern Werbung.<br />
Im Mai 2022 verstarb Ralf Schwager nach kurzer Krankheit<br />
im Alter von 80 Jahren.<br />
Mehr über Ralf Schwager lesen Sie in unserem<br />
Artikel aus dem Winter-<strong>faktor</strong> 2019 unter:<br />
Weltbürger von der Weser <strong>faktor</strong>-magazin.de/<br />
weltbuerger-von-der-weser<br />
94 1 | <strong>2023</strong>
Cloud-Strategien<br />
Hybride Infrastruktur<br />
sicheren<br />
Ihre Daten auf fremden Computern<br />
Moderne Cloud-Modelle versprechen viele Vorteile: Skalierbarkeit und Hoch-Verfügbarkeit gehen Hand in Hand<br />
mit Kostenerparnissen und Vereinfachung. SerNet unterstützt Sie in allen Belangen des Cloud Computing.<br />
Eine Migration erfolgt meist über hybride Setups. Unser Fokus liegt dabei auf dem Active Directory, denn die<br />
Verwaltung von Nutzenden, Gruppen, Rechten, Computern, Programmen und Zertifikaten muss stets verfügbar<br />
sein – und sicher!<br />
Vorteile nutzen. Ganz sicher!<br />
Analyse von IT-Landschaft und Bedarf<br />
Planung & Umsetzung der Migration<br />
IT-Sicherheit & Compliance in der Cloud<br />
Datenschutz von Anfang an mitdenken<br />
SerNet ist Ihr Partner für den Weg in die Cloud!<br />
Wir sind seit 25 Jahren für Kunden in Göttingen,<br />
der Region und weltweit rund um die Uhr verfügbar.<br />
+<br />
www.sernet.de/cloud<br />
Informieren Sie sich<br />
über unsere Angebote<br />
zur Cloud-Migration.<br />
Sie wollen sicher in die Cloud?<br />
Vereinbaren Sie eine unverbindliche Beratung!<br />
Ihr Ansprechpartner bei SerNet:<br />
Christian Börker vertrieb@sernet.de 0551 370000-0
mensch<br />
KRAWALL in<br />
Volpriehausen<br />
Die beiden Krankenpfleger Marius Jacobi (l.) und Sascha Heise haben mit ‚Riøt Furniture‘<br />
einen Traum verwirklicht. Gemeinsam restaurieren sie Interior-Design-Möbelklassiker und<br />
Einrichtungsgegenstände aus den 1950er- bis 1970er-Jahren und verkaufen sie in die ganze Welt.<br />
Dabei steht für die Gründer nicht Gewinnoptimierung im Vordergrund – und doch schreiben sie<br />
ihre persönliche Erfolgsgeschichte: ,Aus einer alten Munitionsfabrik in die Fifth Avenue‘.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />
96 1 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
1 |<strong>2023</strong> 97
mensch<br />
LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />
Eine holprige Seitenstraße am<br />
Orts eingang von Volpriehausen<br />
führt direkt zu einem<br />
alten Fabrikgebäude.<br />
Wer sich hierher verirrt, der<br />
weiß, welcher Geheimtipp<br />
sich hinter den Mauern aus<br />
roten Backsteinen verbirgt.<br />
Allein das große neue Banner<br />
‚Riøt Furniture‘ an der<br />
Fassade lässt erahnen, dass<br />
dies zwar eine stillgelegte Fabrik, aber eben kein verwaistes<br />
Gebäude ist. Industrial Style trifft hier auf<br />
‚Unique Interior Design‘ – also Designklassiker aus Dänemark<br />
und liebevoll restaurierte Möbel von Bauhaus,<br />
kultigen Ikea-Design-Fundstücken und ganz vielem dazwischen.<br />
Mit Riøt haben sich die beiden Gründer Sascha<br />
Heise und Marius Jacobi vor fünf Jahren einen<br />
Traum erfüllt. Und sie leben ihn bis heute. Das spüren<br />
wir sofort, als uns die beiden mit einer herzlichen Offenheit<br />
in ihrem Showroom in der zweiten Etage willkommen<br />
heißen. Sie sind keine Geschäftsführer im klassischen<br />
Sinne, sondern verkörpern eine frische Start-up-<br />
Mentalität – das Du ist hier obligatorisch. „Hey, ich bin<br />
der Sascha. Das ist Marius“, begrüßt der 43-jährige<br />
Sascha uns mit freudigem Lächeln.<br />
SEIT ZWEI JAHREN GIBT ES DEN SHOWROOM. Kalt ist<br />
es hier. Die Backsteinwände, die hohen Decken – es dauert,<br />
bis die Wärme des Frühlings sich in den Räumen<br />
ausbreitet. Alles ist weitläufig und stilvoll arrangiert.<br />
Raumeinnehmende Sofaecken aus den Siebzigern, davor<br />
ein passender Tisch, auf dem eine Kerze in einem mit<br />
Riøt gebrandeten Glas flackert. Stühle präsentieren sich<br />
in hohen Regalen, eine dänische Frisierkommode steht<br />
neben einem minimalistischen Schreibtisch aus Stahlrohr.<br />
Unvergängliche Glasfasersessel, Bilder und sparsam,<br />
doch liebevoll aufgestellte Deko.<br />
„WIR WOLLTEN MIT DEM SHOWROOM unsere Möbel<br />
angemessen würdigen – und sie einfach schön für unsere<br />
Kunden in Szene setzen“, erklärt Marius. Wahrscheinlich<br />
machen sie es auch ein Stück weit für sich selbst.<br />
Denn klassische Laufkundschaft erwarten sie in ihren<br />
Räumen nicht so oft, wenn sie samstags für vier Stunden<br />
geöffnet haben. Ihren Umsatz machen sie überwiegend<br />
mit Onlineverkäufen auf ausgewählten Plattformen,<br />
mittlerweile ein Drittel sogar weltweit. Frankreich, Italien,<br />
Spanien, Taiwan. „Vor einigen Monaten haben wir<br />
sogar einen Teil nach New York in die Fifth Avenue verschifft“,<br />
erzählt Sascha mit sichtlichem Stolz und berichtet<br />
mit leuchtenden Augen davon, dass ab sofort eine<br />
Cocoon-Deckenleuchte von Riøt bei einem erfolgreichen,<br />
italienischen Designer in einer der teuersten Straßen der<br />
Welt steht.<br />
Und damit, dass ,sie‘ dort einmal stehen würden, hatten<br />
Sascha und Marius wirklich nicht gerechnet. Denn<br />
eigentlich kaufen sie doch ‚nur‘ alte Möbel auf, geben<br />
ihnen ihren alten Charme zurück und stellen sie dann<br />
wieder zum Verkauf – und das auch nur in ihrer Freizeit.<br />
Hauptberuflich arbeiten beide als Krankenpfleger im<br />
Asklepios-Krankenhaus Tiefenbrunn und kümmern sich<br />
um psychisch erkrankte Jugendliche. Ein Job, der sie auf<br />
ganz andere Art und Weise erfüllt.<br />
DOCH WIE KAM ES DANN ZU RIØT FURNITURE? Vor<br />
rund 20 Jahren entwickelt Sascha neben seinem Job als<br />
Krankenpfleger eine Leidenschaft für Möbel der 1970er-<br />
Jahre. Er fängt an, hier und da etwas zu kaufen oder vom<br />
Sperrmüll am Straßenrand mit nach Hause zu nehmen,<br />
bis die Wohnung von ihm und seiner Frau quietschig<br />
bunt ist – und voll. Er sammelt dennoch weiter, restauriert<br />
und entwickelt ein Gespür für gutes Design, für<br />
Qualität und dafür, wie ein Raum zu einem Wohlfühlraum<br />
wird. Alte Keller, Dachböden, Haushaltsauflösungen<br />
und Antiquitätenhändler – nichts ist vor ihm sicher,<br />
bis es eines Tages zu Hause doch zu eng wird. Das<br />
Fabrik gebäude in Volpriehausen, das sein Onkel zunächst<br />
für seine Feinmechanikerwerkstatt gekauft hatte,<br />
bietet glücklicherweise genug Platz. Sascha Heise verlagert<br />
seine Sammlung, nutzt die neu gewonnenen Räumlichkeiten<br />
und beginnt, hin und wieder auch einzelne<br />
Stücke an Freunde und Bekannte abzugeben.<br />
„ES WAR EIN ABSOLUTER GLÜCKSFALL, dass ich dann<br />
vor acht Jahren Marius als Kollegen auf der Arbeit kennenlernte.<br />
Wir haben uns sofort gut verstanden, und so<br />
habe ich ihn gefragt, ob er nicht ebenfalls Lust auf alte<br />
Möbel und Restauration hätte“, sagt Sascha und grinst.<br />
„Er hatte.“<br />
Marius steigt mit ein. Auch er lernt, Möbel aufzuarbeiten,<br />
beschäftigt sich mit Buchhaltung und beginnt die<br />
fertigen Werke zu fotografieren. „Angefangen haben wir<br />
damit, unsere Möbel online zu präsentieren und mit<br />
98 1 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
Liebe zum Detail In einer alten Munitionsfabrik in Volpriehausen finden Design-Liebhaber wahre Schätze, die die Jungs von Riøt Furniture<br />
mit echter Leidenschaft Stück für Stück restauriert und in Szene gesetzt haben.<br />
1 |<strong>2023</strong> 99
mensch<br />
Mit Ecken und Kanten Krankenpfleger Sascha Heise hat ein Gespür für gutes Design und dafür, wie ein Raum zu einem Wohlfühlraum wird.<br />
dem Handy im Treppenhaus abzulichten“, erzählt der<br />
33-Jährige, „weil das damals hier die schönste Ecke war.“<br />
Von diesen improvisierten Laienfotos ist heute auf Instagram<br />
und ihrer stylischen Website jedoch nichts mehr<br />
zu sehen. Inzwischen fotografiert Marius die Stücke<br />
höchst professionell in einer eigens dafür eingerichteten<br />
Studio ecke mit entsprechender Beleuchtung. Hier werden<br />
die Möbel in Szene gesetzt und für den Verkauf dokumentiert<br />
– mit jeder charmanten Macke.<br />
DENN JEDES STÜCK, DAS HEUTE in der Fabrikhalle in<br />
Volpriehausen steht, hat eine eigene Geschichte zu erzählen:<br />
von vielen Jahrzehnten – jeder Kratzer ein gelebtes<br />
Leben. „Wir lieben Möbel, die nicht zu Tode restauriert<br />
sind, sondern noch ihre Kanten und Ecken haben“, erklärt<br />
Sascha. „Es ist gerade die bestimmte Haptik und<br />
Form der alten Stücke, die einem Raum erst Atmosphäre<br />
und Flair verleihen“, ergänzt Marius, dessen Lieblingsplatz<br />
die Werkstatt ist. „Nachhaltiger geht es eigentlich<br />
nicht. Das sage ich aus vollster Überzeugung: Diese<br />
Möbelstücke haben keinen Wertverlust.“ Er kaufe gern<br />
Sachen, die er einfach schön finde, obwohl er wisse, dass<br />
noch einiges an Zeit reingesteckt werden müsse – und es<br />
sich nicht immer rentiere. „Aber wer anders außer mir<br />
würde sich diese Arbeit machen?“ Gewinnoptimierung<br />
stehe nicht im Vordergrund.<br />
Dabei war es Marius, der vor fünf Jahren dazu drängte,<br />
aus dem Hobby ein richtiges, eingetragenes Unternehmen<br />
zu machen. Seit der Gründung – die zu einem<br />
denkbar schlechten Zeitpunkt stattfand, denn kurz danach<br />
kam das Krisenjahr 2020 – verzeichnet Riøt Furniture<br />
ein langsames, aber stetiges Wachstum. Mit ihrem<br />
Gespür für moderne Design-Klassiker haben sie den<br />
Nerv der Zeit getroffen. Im vergangenen Jahr stieg der<br />
Umsatz in den sechsstelligen Bereich, von dem beide inzwischen<br />
auch leben könnten.<br />
„Doch dann wäre da plötzlich der Druck und die<br />
Freude an unserem ,Hobby‘ vielleicht dahin“, erklärt<br />
Sascha. Es sei ihnen wichtiger, Spaß bei der Arbeit<br />
zu haben, vor allem, wenn sie nach einem langen Tag<br />
im Krankenhaus noch weitere Stunden bis tief in<br />
die Nacht an der Werkbank verbringen. „Das klappt<br />
natürlich nicht immer“, sagt Marius. „Aber immerhin<br />
sehr oft.“ Wenn er sich beispielsweise mal wieder ins<br />
100 1 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
Lieblingsplatz Bis tief in die Nacht steht Marius Jacobi nach der Arbeit in der Werkstatt und schenkt alten Möbeln ein neues Leben.<br />
Auto setzt und nach Dänemark fährt, auf der Suche<br />
nach neuen alten Fundstücken im skandinavischen Design.<br />
Dann bleibe er mit Vorliebe noch ein bis zwei<br />
Tage länger und genieße die kurze Auszeit zwischendurch.<br />
Genau diese Freiheit sei auch einer der Gründe,<br />
warum sie nicht planen, ihre Festanstellung aufzugeben<br />
– zumindest noch nicht.<br />
UND DOCH KÖNNTE ES SEIN, dass es von Sascha und<br />
Marius in naher Zukunft mehr zu sehen gibt als einen<br />
Showroom in Volpriehausen – zum Beispiel komplett<br />
von Riøt Furniture gestaltete und eingerichtete Büroräume<br />
für Unternehmen oder Arztpraxen in der Region.<br />
Auch könnten demnächst ganze Riøt-Ferienapartments<br />
im Harz zu mieten sein, oder vielleicht eröffnet in der<br />
Göttinger Innenstadt bald ein neues Ladengeschäft?<br />
Wilde Ideen dieser Art spuken bereits zahlreich in den<br />
Köpfen der beiden Gründer herum und warten nur darauf,<br />
freigelassen zu werden. Nicht ohne Grund haben sie<br />
sich den Namen Riøt gegeben, was im Dänischen eine<br />
ähnliche Bedeutung wie im Englischen hat: Aufstand<br />
oder Krawall – es wird wohl noch einiges passieren! ƒ<br />
» Nachhaltiger geht es eigentlich<br />
nicht. Das sage ich aus vollster<br />
Überzeugung: Diese Möbelstücke<br />
haben keinen Wertverlust. «<br />
MARIUS JACOBI<br />
Kontakt<br />
Riot Furniture<br />
Industriestraße 3<br />
37170 Volpriehausen<br />
geöffnet immer samstags<br />
von 12 bis 16 Uhr<br />
www.riot-furniture.com<br />
riot_furniture<br />
1 |<strong>2023</strong> 101
leben<br />
102 1 |<strong>2023</strong>
leben<br />
Neue<br />
Duftmarke setzen<br />
In Holzminden entsteht gerade ein neues Leuchtturmprojekt:<br />
die Duft- und Erlebniswelt Sensoria.<br />
Gründungsleiterin Ursula Dwořák will dem Museum Leben<br />
einhauchen und dabei die ganze Stadt mitnehmen.<br />
INTERVIEW STEFANIE WASKE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA/SENSORIA<br />
LESEZEIT: 6 MINUTEN<br />
©SENSORIA<br />
Die Dämmerung hüllt Holzminden in ein blaues<br />
Licht. Wenige Schritte über die alte Weserbrücke in<br />
Richtung Fußgängerzone fällt der Blick rechter<br />
Hand auf eine eingezäunte Baustelle. Niedrige<br />
Mauern eines Rohbaus erheben sich aus der Dunkelheit.<br />
Bis das neue Haus der Düfte und Aromen<br />
der Stadt Holzminden, Sensoria, erste Gäste<br />
empfängt, dauert es vermutlich noch ein Jahr. Die<br />
Kosten von ungefähr neun Millionen Euro sorgten<br />
für hitzige Debatten vor Ort. Was erwartet die<br />
Gäste? Was sind die Hoffnungen? <strong>faktor</strong> hat bei<br />
der Gründungsleiterin Ursula Dwořák nachgefragt.<br />
Unter dem Dach des Stadtmarketings Holzminden<br />
entwickelt die In haberin des Stuttgarter<br />
Büros MuseoConsult das Leuchtturmprojekt. Sie<br />
verantwortete schon die Machbarkeitsstudie von<br />
2018, begleitet seither die Planungen und betreut<br />
die Erlebniswelt für die erste Zeit der Eröffnung.<br />
Frau Dwořák, was fasziniert Sie persönlich an Düften<br />
und Aromen?<br />
Ich würde mich als normalen Konsumenten bezeichnen.<br />
Sicherlich mit einer Vorliebe für schöne Düfte – ohne Frage.<br />
Und für Dinge, die angenehm schmecken. Durch die<br />
Arbeit mit dem Thema bekommt man aber ein ganz anderes<br />
Bewusstsein. Ich würde behaupten, dass ich dadurch<br />
einen differenzierten Geruchssinn bekommen habe. Weniger<br />
vom Können – ich nehme Gerüche aber anders wahr.<br />
Weil es so alltäglich ist, denkt man vermutlich wenig über<br />
Düfte und Aromen nach …<br />
Es interessiert einen im Allgemeinen nicht, warum der<br />
Kaugummi nach einer halben Stunde so schmeckt, wie<br />
er vorher geschmeckt hat. Aber, wenn man weiß, warum,<br />
denkt man: Wow, das ist spannend!<br />
Und das wollen Sie mit dem neuen Haus schaffen?<br />
Das ist der Ansatz von Sensoria. Dass es auf so eine<br />
schöne Art und Weise die Vergangenheit, die Patentierung<br />
des Vanillins in Holzminden 1874, mit einem Gegenwartsbezug<br />
verbindet – unserem Alltag. Wir gehen<br />
im Sensoria durch den Tag und zeigen, was wir alles an<br />
1 |<strong>2023</strong> 103
leben<br />
104 1 | <strong>2023</strong>
leben<br />
» Das Haus der Düfte und Aromen ist erst mal an einen persönlich<br />
gerichtet: Erleb deine Sinne und schau, was es mit dir macht.«<br />
Düften und Aromen an uns heranlassen. Das ist das große<br />
Potenzial eines solchen Hauses, weil jeder damit etwas<br />
anfangen kann. Jeder hat mit diesen Produkten zu<br />
tun.<br />
Was erwartet die Besucher im Sensoria?<br />
Wir beginnen mit den Fragen: Was passiert, wenn ich<br />
etwas rieche? Was macht das mit mir, was empfinde ich<br />
dabei? Was passiert wissenschaftlich auf der Molekularebene?<br />
Dann gehen wir über zu dem Thema Vanille,<br />
Vanillin. 2024 jährt sich die Entdeckung dieses synthetischen<br />
Herstellungsverfahrens in Holzminden zum 150.<br />
Mal. Wir leiten über und sagen: Was passierte ab dem<br />
20. Jahrhundert? Und schließen mit dem Thema Alltag<br />
ab. Wir beginnen im Badezimmer, gehen zum Frühstück<br />
weiter. Wie ist das, wenn wir uns mittags einen Snack<br />
holen? Und wie nachmittags, wenn wir beim Einkaufen<br />
sind? Und uns beim Abendessen darüber unterhalten,<br />
wie man einen veganen Burger herstellt, der so aussieht<br />
und schmecken kann wie Fleisch. Das macht dieses Haus<br />
breit in seiner Vielfalt, aber auch tief in seiner Informationsdichte,<br />
weil ich ja zu allem, was ich benutze, Informationen<br />
bekomme.<br />
Es gibt dazu auch Experimentierstationen?<br />
Überall. Spätestens, wenn ich ein Produkt nehme, den<br />
Scanner draufhalte und mir Informationen über dieses<br />
Thema vermittelt werden. Wir haben zudem im Obergeschoss<br />
einen Veranstaltungsraum, in dem als Ausstellungsstück<br />
eine sogenannte Duftorgel inszeniert ist. Dort<br />
kann man als Besucher – von einem virtuellen Parfümeur<br />
angeleitet – sein eigenes Parfum kreieren.<br />
Nicht jeder ist ein Freund von künstlichen Aromen.<br />
Gibt es Raum für eine kritische Auseinandersetzung?<br />
An ganz vielen Stellen und insbesondere beim Alltagsthema.<br />
Allein schon der Konsum wird kritisch hinterfragt.<br />
Man muss wissen: Je länger etwas haltbar ist, desto<br />
stärker sind die Aromatisierung und die Geschmacksverstärker.<br />
Wie würden Sie die Botschaft und das Besondere von<br />
Sensoria zusammenfassen?<br />
Das Haus der Düfte und Aromen ist erst mal an einen<br />
persönlich gerichtet: Erleb deine Sinne und schau, was es<br />
mit dir macht. Das ist ein sehr individuelles und auch gar<br />
nicht unter einer Überschrift zu fassendes Erlebnis. Es<br />
gibt kein vergleichbares Haus, in ganz Europa nicht, das<br />
dieses Thema auf diese Art und Weise vermittelt, das einen<br />
so abholt in seinem Leben.<br />
Wen möchten Sie als Zielgruppe erreichen?<br />
Sensoria ist von der Förderung her ein touristisches<br />
Infra strukturprojekt. Der Weser-Radweg gehört zu den<br />
1 |<strong>2023</strong> 105
leben<br />
»Wir gehen im Sensoria durch den Tag und zeigen,<br />
was wir alles an Düften und Aromen an uns heranlassen.«<br />
beliebtesten Radwegen Deutschlands, 250.0000 Menschen<br />
radeln dort jedes Jahr entlang. Wir wollen diesen<br />
Ort aber nicht als reines Ausstellungshaus verstehen,<br />
sondern zum Treffpunkt einer vielfältigen Industrie machen,<br />
neben heimischen Einrichtungen und Vereinen.<br />
Wir wollen Verbänden und Unternehmen mit dem Haus<br />
die Möglichkeit zum Austausch geben. Und Sensoria ein<br />
festes zweites Standbein verschaffen.<br />
Wie stark ist der regionale Fokus?<br />
Wir werden nicht die gesamte Stadtgeschichte Holzmindens<br />
erzählen. Es gibt einen Bereich bei dem Thema<br />
Vanillin, wo es um die Entwicklung der beiden großen<br />
Firmen Haarmann & Reimer und Dragoco geht, die<br />
später zu Symrise werden.<br />
Welche Rolle spielt Symrise, das bis heute Düfte und<br />
Aromen produziert?<br />
Mit Symrise arbeiten wir sehr eng zusammen, weil wir<br />
deren Expertise in allen Bereichen nutzen. Die Kontakte<br />
reichen von den Entwicklern, der Produktion bis hin<br />
zum Marketing. Symrise unterstützt dieses Projekt zu<br />
100 Prozent. Gleichwohl sind sie kein Geldgeber im<br />
klassischen Sinne. Es war von Anfang an klar, dass die<br />
Stadt Holzminden dieses Projekt machen will und sich<br />
als Hauptverantwortliche sieht.<br />
Das Sensoria soll auch architektonisch ungewöhnlich sein.<br />
Wie sieht der Entwurf des Büros Anderhalten Architekten<br />
Berlin aus?<br />
Das Besondere ist sicherlich, dass das Haus in Holzminden<br />
ein städtebauliches Zeichen setzen wird, weil es<br />
nichts Vergleichbares gibt. Das Sensoria liegt zentral am<br />
Ende oder Anfang – je nachdem, von wo man kommt –<br />
der Fußgängerzone. Die Architekten haben mit dem Gebäude<br />
Stadttore zitiert. Die Fassade wird, ein bisschen<br />
wie bei der Elbphilharmonie, einen markanten Charakter<br />
bekommen. Diese zitiert rechteckige Sollingsandsteine,<br />
mit denen in Holzminden viele Fassaden verkleidet<br />
sind. Die Architekten nehmen aber keine Steinfassade,<br />
sondern Stahlelemen te, die zum Teil gebogen sind, sodass<br />
man je nach Lichteinfall eine sehr unterschiedliche<br />
Fassadenstruktur erhält. Nachts wird sie hinterleuchtet<br />
sein, sehr dezent, sodass das Gebäude ein sehr schöner<br />
Leuchtkörper sein wird. Richtig klasse wird der Dachgarten,<br />
wo man im Sommer sitzen und über die Weser<br />
schauen kann.<br />
Können Sie sich im Geiste vorstellen, wie es sein wird,<br />
wenn man das Haus betritt?<br />
Man kommt in ein sehr luftig-leichtes gläsernes Foyer.<br />
Da gibt es nicht nur klassisches Ticketing und einen kleinen<br />
Shop, dort ist auch die Stadtinformation untergebracht.<br />
Wenn ich dann in den langgezogenen Ausstellungsraum<br />
hineinkomme, ist der nur durch die einzelnen<br />
Ausstellungsthemen unterteilt. Abschnittsweise habe ich<br />
immer eine völlig neue Aura um mich herum. Ich laufe<br />
sanft bergauf, mache eine 180-Grad-Drehung in die entgegengesetzte<br />
Richtung und überwinde auf diese Weise<br />
ein Stockwerk. Das wird ein sehr spannender Ort sein.<br />
106 1 | <strong>2023</strong>
leben<br />
©SENSORIA<br />
1 |<strong>2023</strong> 107
leben<br />
Wann planen Sie 2024 die Eröffnung?<br />
Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.<br />
Es heißt Anfang des Jahres. Ich hoffe, dass wir im Februar<br />
schon im Eröffnungsmonat sind. Das ist schwer<br />
abzuschätzen, solange der Rohbau nicht steht.<br />
In den sozialen Medien finden sich viele kritische<br />
Kommentare zum Sensoria, das Projekt koste zu viel Geld.<br />
Was halten Sie Kritikern entgegen?<br />
Man muss zwei Dinge trennen. Zum einen die Investitionskosten.<br />
Die Machbarkeitsstudie war Ende 2018<br />
fertig, wurde Anfang 2019 präsentiert. Anfang 2020<br />
gab es die Zusage der Fördermittel. Dann kam Corona.<br />
Wir hatten ursprünglich eine 60-prozentige Förderung.<br />
Das sind jetzt keine 60 Prozent mehr, das ist doch klar.<br />
Corona, der Krieg in der Ukraine, das sind Dinge, die<br />
konnte keiner vorher sagen. Der andere Punkt sind die<br />
Folgekosten, sprich die Betriebskosten. Das war auch in<br />
der Machbarkeitsstudie zu lesen, Sensoria ist kein<br />
Selbstläufer und kann den Betrieb nicht aus den eigenen<br />
Eintritten finanzieren. Aber so ein Konzept tut einer<br />
Stadt insgesamt gut. Das muss man als Investition in die<br />
Zukunft sehen, als Umweg rentabi lität.<br />
Was ist damit gemeint?<br />
Ich nehme immer gern Stralsund als Beispiel, weil ich<br />
die Stadt gut kenne. Bevor es das Meeresmuseum Ozeaneum<br />
dort gab, war diese fantastische, wunderbare,<br />
schöne Hansestadt dem Verfall hingegeben. Heute hat<br />
diese Stadt keine Sommer- und Wintersaison mehr, so<br />
ausgeglichen hat sich die Besucherfrequenz – nur durch<br />
eine Attraktion. Woran sich der Einzelhandel, die<br />
Gastro nomie, die Beherbergungsbetriebe anschließen<br />
konnten. Wir müssen das zweite Standbein von Sensoria<br />
gut ent wickeln, den Veranstaltungsbetrieb neben dem<br />
Ausstellungsbetrieb, sodass immer der Bär steppt. Dann<br />
wird das Sensoria auch akzeptiert.<br />
Wie sind Sie als Gründungsleitung in Holzminden persönlich<br />
angekommen?<br />
Jetzt habe ich eine sehr schöne Wohnung direkt neben<br />
der Baustelle. Ich höre sozusagen jeden Morgen um<br />
7 Uhr, wenn es losgeht. Das Projekt ist ein Herzensprojekt<br />
von mir. Und wenn das Sensoria eröffnet ist und ich<br />
weiß, ich kann es guten Händen übergeben, dann mache<br />
ich wieder etwas anderes.<br />
Dafür viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch,<br />
Frau Dwořák.<br />
Was steckt hinter Sensoria?<br />
Das Haus der Düfte und Aromen Holzminden, Sensoria,<br />
ist ein Projekt der Stadt Holzminden, gefördert aus Mitteln<br />
des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, des<br />
Landes Niedersachsen und des Bundes. Seit März wird<br />
das Sensoria zudem von einem Förderverein unterstützt.<br />
Nach der geplanten Fertigstellung in 2024 wird es rund<br />
850 Quadratmeter Fläche für Ausstellungen und<br />
Veranstaltungen bieten.<br />
www.sensoria-holzminden.de<br />
www.foerderkreis-sensoria.de<br />
Ein kleiner Vorgeschmack?<br />
Wer schon einen Vorgeschmack haben möchte, kann<br />
diesen beispielsweise beim Tag der Düfte und Aromen am<br />
4. Juni <strong>2023</strong> bekommen. Zudem wird das Sensoria auf der<br />
nahe gelegenen Landesgartenschau in Höxter und Corvey<br />
mit einer Fläche präsent sein.<br />
Weitere Angebote wie Duft- und Aroma-Seminare unter:<br />
www.stadtmarketing-holzminden.de<br />
108 1 | <strong>2023</strong>
Premieren<br />
im April<br />
Fragmente der<br />
Zärtlichkeit<br />
Édouard Louis<br />
ab 8. April • dt.2<br />
Die Verwandlung<br />
Philipp Löhle<br />
nach Franz Kafka<br />
Uraufführung<br />
ab 29. April • dt.1<br />
☠<br />
Im Dickicht<br />
der Städte<br />
Bertolt Brecht<br />
ab 15. April • dt.1<br />
Karten und Infos<br />
0551.49 69-300<br />
www.dt-goettingen.de<br />
<strong>2023</strong>0313_DTG_ANZ_FAKTOR.indd 1 13.03.23 13:00<br />
garten.<br />
fest.<br />
spiele.<br />
Ticketkauf und Führungen:<br />
www.laga-bad-gandersheim.de<br />
14.04.BIS<br />
15.10.23<br />
Niedersachsens<br />
größtes Event in <strong>2023</strong>
ANZEIGE<br />
Cyberangriffe – größte<br />
Bedrohung für Mittelständler<br />
In den vergangenen fünf Jahren ist das<br />
Bewusstsein für das Risiko, Opfer von Cyberkriminalität<br />
zu werden, kontinuierlich gestiegen.<br />
Hackerangriff, Datenklau, Viren oder Trojaner:<br />
Kein anderes Szenario fürchten kleine<br />
und mittlere Unternehmen (KMU) so sehr wie<br />
das einer Cyberattacke. So sehen 48 Prozent der<br />
KMU in Deutschland Cyberangriffe als bedrohlichste<br />
Gefahr für ihren Betrieb an, doch nur<br />
21 Prozent haben eine Cyberversicherung.<br />
„Es ist nicht die Frage, ob ein Unternehmen<br />
gehackt wird, sondern wann.“<br />
Arne Schönbohm (Präsident BSI)<br />
Und tatsächlich hat fast jedes dritte Unternehmen<br />
bereits einen Cyberangriff erlebt. Von<br />
Schadenersatzforderungen über Datenbeschädigungen,<br />
DSGVO-Verstößen bis zur Betriebsunterbrechung<br />
können diese für die Unternehmen<br />
existenzbedrohend werden. Zudem<br />
steht die Geschäftsführung in der Verantwortung,<br />
sofern keine Maßnahmen und Absicherungen<br />
getroffen wurden.<br />
Vor diesem Hintergrund sollten die eigenen<br />
IT-Sicherheitsmaßnahmen durch eine Cyberversicherung<br />
ergänzt werden. Die Gothaer<br />
bietet mit ihrer Produktlösung Unternehmen<br />
einen umfassenden Schutz. Durch die Zusammenarbeit<br />
mit IT-Forensikern und weiteren<br />
24/7/365-Tage-Assistance-Leistungen wird der<br />
Aufwand im Schadenfall für die betroffene<br />
Firma erheblich reduziert.<br />
Für weitere Informationen fragen Sie:<br />
Hanjo M. Waterkamp<br />
TÜV-zertifizierter Fachberater für Cyberrisiken<br />
(TÜV Rheinland)<br />
KONTAKT<br />
Bezirksdirektion<br />
Dipl. Betrw. Hanjo M. Waterkamp<br />
Fachberater für Cyberrisiken (TÜV Rheinland)<br />
Theaterplatz 6<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551-58360<br />
www.waterkamp.gothaer.de<br />
Von den Profis profitieren<br />
Das Athleticum Junge vereint Physiotherapie, Fitnesscenter und Leistungsdiagnostik<br />
mit kompetenter Betreuung unter einem Dach.<br />
Am Schützenplatz, im Basketballleistungszentrum<br />
der Stadt, befindet sich seit<br />
sechs Jahren das Athleticum Junge.<br />
Sportwissenschaftler Sebastian Junge, der in<br />
der Trainingstherapie im Rehazentrum Rainer<br />
Junge begonnen hat, hat hier drei Schwerpunkte<br />
aufgebaut: Vor allem geht es um Physiotherapie,<br />
aber auch um Leistungsdiagnostik<br />
für Sportbegeisterte. Die Einrichtung lässt<br />
sich jedoch auch als ganz normales Fitnessstudio<br />
besuchen, in dem sich ausgebildete<br />
Sportwissenschaftler:innen um die Mitglieder<br />
kümmern und sich mit Fortbildungen auf dem<br />
neuesten Stand halten.<br />
HIER WERDEN viele Profisportler:innen betreut,<br />
natürlich von der BG, aber auch überregional.<br />
Dadurch hat sich das Athleticum<br />
den Ruf erworben, sehr gute Arbeit zu leisten.<br />
„Das hat aber auch zu dem falschen Eindruck<br />
geführt, dass wir keine anderen Patient:innen<br />
aufnehmen“, so Sebastian Junge. Doch genau<br />
das ist der Fall: Wer zum Beispiel eine physiotherapeutische<br />
Behandlung verschrieben bekommen<br />
hat, kann diese im Athleticum wie in<br />
jeder anderen Praxis wahrnehmen.<br />
VON DEN VIELEN ERFAHRUNGEN mit<br />
Profisportler:innen können so auch normale<br />
Bürger:innen profitieren. „Ich bin der festen<br />
Überzeugung, dass wir durch die Arbeit<br />
mit Sportler:innen die Belastbarkeit der<br />
Patient:innen sehr gut einschätzen können und<br />
sie dadurch ideal fordern und fördern können“,<br />
so Junge.<br />
TEXT: SVEN GRÜNEWALD<br />
Sebastian Junge, Geschäftsführer<br />
KONTAKT<br />
Athleticum Junge<br />
Schützenplatz 2a<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 38385820<br />
info@athleticum-junge.de<br />
www.athleticum-junge.de
ANZEIGE<br />
FOTO: MEHLE HUNDERTMARK FOTOGRAFIE<br />
PROFIL<br />
FOTO: STUDIO MIRKO PLHA<br />
Das GDA-Team<br />
(v. l. n. r.) Jasmin Schmidt (Kultur- und Veranstaltungsmanagerin),<br />
Bettina Cor (Ltg. Vertrieb und Veranstaltungen,<br />
stellv. Direktion), Dagmar Schulz (Kultur- und<br />
Veranstaltungsmanagerin)<br />
GDA – da will ich leben!<br />
Seit über 50 Jahren sind die Häuser des<br />
GDA aus dem Stadtbild Göttingens<br />
bekannt und vor dem Wald in Geismar<br />
weithin sichtbar. Seit den energetischen<br />
Sanierungen heben sich die hellen Farben<br />
noch besser von dem satten Grün des Waldes<br />
ab. GDA Göttingen ist eines von zehn<br />
Häusern der Gruppe mit Sitz in Hannover.<br />
Wir bieten unseren Bewohnenden ein Leben<br />
in Sicher heit, Gemeinschaft und Selbstbestimmtheit.<br />
Mit viel Engagement sind unsere<br />
knapp 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
am Standort täglich rund um die Uhr und Tag<br />
für Tag für unsere Bewohnerinnen und Bewohner<br />
in ihrem Zuhause tätig.<br />
AKTIVWOHNEN – seit zehn Jahren bei uns<br />
fester Bestandteil des Angebotes. Hierbei handelt<br />
es sich um ein betreutes Wohnen mit der<br />
Möglichkeit, viele Wahlleistungen in Anspruch<br />
zu nehmen. Zudem gibt es bei uns seit Gründung<br />
das Wohnstiftwohnen, ein Rundum -<br />
paket. In beiden Bereichen bieten wir alles von<br />
der Appartementreinigung über alle Mahlzeiten<br />
im Restaurant oder den Zimmerservice<br />
bis hin zu einem umfangreichen und vielfältigen<br />
Freizeitangebot. Kurse zur Prävention von<br />
Stürzen, zur Entspannung sowie Gedächtnistraining<br />
oder Wassergymnastik werden gern<br />
in den Alltag eingebunden und fleißig wahrgenommen.<br />
Hierfür sind Jasmin Schmidt<br />
und Dagmar Schulz als Kultur- und Veranstaltungsmanagerinnen<br />
jeden Tag als Ansprechpartnerinnen<br />
und Impulsgeberinnen vor Ort.<br />
VIELEN GÖTTINGERN ist unser Haus schon<br />
aus der Zeit vor Corona auch als Veranstaltungsort,<br />
Bühne und Spielstätte bekannt. Und<br />
die gute Nachricht ist: Unsere Veranstaltungen<br />
stehen wieder allen Interessierten offen,<br />
und wir freuen uns wieder auf den regen<br />
Zuspruch der Gäste. Für dieses Jahr sind bereits<br />
viele großartige Events in der Vorbereitung.<br />
Seit 2018 verbinden wir auch Kultur mit<br />
Kulinarik, so zum Beispiel im Juni mit dem<br />
Thema ,Rock’n Roll Memories – zurück in die<br />
50er-Jahre‘, mal sehen, wer noch ein Petticoat<br />
im Schrank hat. Oder zuvor gibt es im April<br />
eine Veranstaltung aus unserer Reihe Genuss<br />
Kultur – da machen wir ,Lust auf Meer‘ mit einem<br />
Fünf-Gänge-Menü für den Gaumen und<br />
Anregungen für den Geist. Schauen Sie dazu<br />
gern auf unserer Homepage www.gda.de vorbei,<br />
dort werden die Highlights angekündigt.<br />
KONTAKT<br />
GDA Göttingen<br />
Charlottenburger Straße 19<br />
37085 Göttingen<br />
Bettina Cor<br />
Stellv. Direktion/<br />
Leitung Vertrieb & Veranstaltungen<br />
Tel. 0551 799-2130<br />
bettina.cor@gda.de
leben<br />
112 1 | <strong>2023</strong>
leben<br />
Der Höhepunkt<br />
im Harz<br />
Ende Mai eröffnet eine neue Attraktion in Torfhaus. Der 65 Meter hohe Harzturm<br />
mit Skywalk und Riesenrutsche soll Deutschlands höchster Aussichtsturm werden und so<br />
reihenweise Touristen anziehen.<br />
TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />
LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />
Wie viel Herzblut Hannes Mairinger in sein<br />
neuestes Projekt investiert hat, lässt sich<br />
schon am Grad der Detailtreue ablesen,<br />
mit dem er darüber redet. Nahezu minutiös<br />
beschreibt der Österreicher den Weg hinein und schließlich<br />
auf den Harzturm. „Im Eingangsgebäude durchschreitet<br />
man ein Drehkreuz, neben dem sich die Kasse<br />
befindet“, sagt Mairinger voller Inbrunst. Dass der geschäftsführende<br />
Gesellschafter der Harzturm GmbH<br />
selbst eine solche, eigentlich nebensächliche Information<br />
mit Verve aufbereitet, spricht für sich. Denn der 69-Jährige<br />
hat ein Leben voller Unternehmungen hinter sich –<br />
doch diese spezielle entfache große Leidenschaft in ihm.<br />
„Darauf bin ich wirklich stolz“, sagt er. Dies alles unterstreicht<br />
das Ausmaß der neuesten Attraktion im Harz.<br />
ABER ZUNÄCHST VON VORNE. Wovon schwärmt<br />
Mairinger in seinem sympathischen Grazer Dialekt eigentlich<br />
genau? Vom Harzturm, wie eingangs erwähnt.<br />
Simpel formuliert, einem in der finalen Bauphase befindlichen<br />
Aussichtsturm in Torfhaus, der Ende Mai für die<br />
Öffentlichkeit geöffnet werden soll. Und diese rudimentäre<br />
Beschreibung allein wird dem 65 Meter hohen<br />
Turm im höchstgelegenen Ort des Oberharzes alles, nur<br />
nicht gerecht.<br />
Denn: „Es wird spektakulär“, verspricht Mairinger, der<br />
vor acht Jahren zunächst als Experte und Inhaber der<br />
Mairinger Consulting in beratender Funktion nach Torfhaus<br />
kam. Inzwischen leitet er, zusätzlich zu seiner Beratertätigkeit,<br />
als Geschäftsführer der Nature Resort Investment<br />
GmbH die beiden Resorts Gutshof Sparow an der<br />
Mecklenburgischen Seenplatte sowie das Torfhaus Harzresort,<br />
das direkt neben dem neuen Harzturm liegt.<br />
DIESES BAUWERK, DAS ALS HOMMAGE an den angrenzenden<br />
Nationalpark optisch an einen drehwüchsigen<br />
Baumstamm erinnert, soll nun reihenweise Touristen<br />
anlocken. Es wird sich auch kaum vermeiden lassen,<br />
den Harzturm zu übersehen. Schon von der benachbarten<br />
B4 aus sind der behindertengerecht gebaute und zugängliche<br />
Turm und seine 110 Meter lange, imposante<br />
Außenrutsche sichtbar. „Wir wollen sofort zeigen, welche<br />
Abenteuer hier warten. Daher haben wir die Rutsche<br />
außen angebaut“, erklärt der Geschäftsführer.<br />
1 |<strong>2023</strong> 113
leben<br />
©HARZTURM GMBH<br />
Naturnah und spektakulär<br />
Die spiralförmige Holzkonstruktion<br />
schraubt sich 65 Meter in die Höhe<br />
und setzt Torfhaus, der auf 802 Metern<br />
und somit am höchsten gelegenen<br />
Ortschaft Niedersachsens, eine Krone<br />
auf. Der Turm samt Außenrutsche<br />
symbolisiert einen drehwüchsigen<br />
Baumstamm und fügt sich damit in die<br />
Landschaft des Oberharzes ein.<br />
Und das ist eine Besonderheit: Denn sämtliche Turmrutschen<br />
Deutschlands liegen bislang innerhalb von Gebäuden.<br />
Darüber hinaus ist die am Harzturm auch noch<br />
größtenteils aus transparentem Plexi glas, was den idealen<br />
Blick aus ihr hinaus und in sie hinein ermöglicht. „Jedes<br />
Kind, das vorbeifährt, will natürlich auch da rein“,<br />
sagt Mairinger fröhlich. Bis zu 25 Stundenkilometer können<br />
an Fahrt aufgenommen werden, der Schlussteil ist<br />
ein sogenannter Dark Ride im Dunkeln.<br />
DAMIT GENUG? Nicht ganz. Denn wer „spektakulär“<br />
sagt, muss auch „atemberaubend“ sagen. Und genau<br />
dieses Adjektiv benutzt Mairinger, wenn er vom luftigen<br />
Skywalk spricht, einem Balkon in 45 Meter Höhe – aus<br />
Glas. Wieder muss der Visionär lächeln, als er über die<br />
nur für schwindelfreie Menschen entspannt nutzbare<br />
Plattform spricht. Um das Glas sauber zu halten, wird<br />
sie nur mit übergroßen Filzschuhen zu betreten sein.<br />
DIE IDEE ZUM HARZTURM kam Mairinger, der auf<br />
eine sehr lange Karriere in der Hotellerie der besten<br />
Häuser zurückblicken kann und über eine Dekade den<br />
Heidepark Soltau führte, im Übrigen nicht als erste in<br />
den Sinn. „Torfhaus ist keine Ortschaft zum Ankommen,<br />
ohne echtes Zentrum und Marktplatz. Um Menschen<br />
dorthin zu ziehen, war unser erster Gedanke,<br />
eine monumentale Brücke über die B4 zu bauen“, sagt<br />
der 69-Jährige. Doch eine Reise nach Kärnten zum<br />
Wörthersee, wo der Architekt Dietmar Kaden bereits<br />
den landschaftsprägenden Pyramidenkogel entworfen<br />
hat, ließen ihn und seine sechs Mitgesellschafter umschwenken.<br />
114 1 | <strong>2023</strong>
leben<br />
»Wir wollen sofort zeigen, welche Abenteuer hier warten.<br />
Daher haben wir die Rutsche außen angebaut. «<br />
Abenteuer in 65 Meter Höhe<br />
Das Septett erwarb also ein Erbpachtgrundstück, die<br />
Landesregierung unterstützte das Vorhaben von Beginn<br />
an als Leuchtturmprojekt. Auf acht bis neun Millionen<br />
Euro beziffern sich die Gesamtkosten, das Land Niedersachsen<br />
übernimmt 1,4 davon.<br />
Hannes Mairinger und seine Mitstreiter rechnen damit,<br />
dass sich ihre Investition schnell rentieren wird. Der<br />
Kärntener Turm zählt jährlich zwischen 250.000 und<br />
300.000 Besucher, in Torfhaus werden 170.000 bis<br />
200.000 Gäste angepeilt. Die Zahl ist durchaus realistisch.<br />
2022 kamen 1,09 Millionen Menschen in den<br />
Harz – die Tendenz ist seit Jahren steigend. „Corona war<br />
für den Deutschland-Tourismus sehr positiv“, sagt<br />
Mairinger. Allein die Rutsche dürfte anziehen. In Kärnten<br />
nutzen gut ein Drittel der Turmtouristen diese, in<br />
Torfhaus werden mehr erwartet.<br />
„FÜR JEDEN HARZBESUCHER wird der Turm ein Highlight“,<br />
sagt Mairinger überzeugt. Auch für die Resortgäste<br />
kein unerheblicher Grund, ihr Zimmer in Torfhaus<br />
zu buchen. Ihnen bieten sich exklusive Möglichkeiten,<br />
beispielsweise in der Frühe eine Yoga-Einheit auf dem<br />
Harzturm einzulegen und am Abend dort einen Sundowner<br />
zu trinken.<br />
Wofür auch immer sich die ersten Besucher entscheiden,<br />
sie dürften es nicht bereuen, das Drehkreuz im Eingangsgebäude<br />
durchschritten zu haben. ƒ<br />
Umringt von Natur und mitten in der Harzer Landschaft<br />
erhebt sich ab Ende Mai der 65 Meter hohe Harzturm in<br />
Torfhaus. Ob zu Fuß oder bequem mit dem Lift – oben<br />
angekommen, erwartet die Besucher ein phänomenales<br />
Panorama auf den Brocken und den Nationalpark Harz.<br />
Für Nervenkitzel ist auch gesorgt: Abenteuerlustige wagen<br />
sich auf den Skywalk, ein Glaspodest in schwindelerregender<br />
Höhe, oder in die Erlebnisrutsche ,Rasantia‘.<br />
Der Eintritt zur Aussichtsplattform inklusive Skywalk<br />
beträgt 15 Euro, für Kinder zwischen 6 und 15 Jahren<br />
7,50 Euro, Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt.<br />
Die Erlebnisrutsche kostet 4,50 Euro.<br />
Sommerzeit<br />
Ende Mai bis Oktober: 9.30–18 Uhr<br />
Winterzeit<br />
November bis März: 10–16 Uhr<br />
Anfahrt<br />
Torfhaus 12<br />
38667 Torfhaus<br />
info@harzturm.de<br />
www.harzturm.de<br />
harzturm<br />
1 |<strong>2023</strong> 115
leben<br />
116 1 | <strong>2023</strong>
leben<br />
Die ZEIT<br />
wird knapper<br />
Die erste Göttinger <strong>Frühjahr</strong>slese ist das neue Lesefest von Literaturherbst und Literarischem<br />
Zentrum und soll an vier Abenden zahlreiche Besucher in die Sartorius-Sheddachhalle locken.<br />
<strong>faktor</strong> ist Medienpartner und spricht vorab mit Stargast und Bestsellerautor Marc Elsberg<br />
über seinen Klimathriller ,°C – Celsius‘.<br />
INTERVIEW ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE LUKAS ILGNER<br />
LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />
Marc Elsbergs neues Buch ,°C – Celsius‘ ist ein Thriller, der Fakten und Fiktion wieder einmal spannend<br />
miteinander verwebt. Elsberg wirft die Frage auf: Was, wenn ein Land Fakten schafft und ins Klima eingreift?<br />
In den vergangenen Monaten war der Autor mit der SAT1-Verfilmung seines 2012 erschienen<br />
Buches ‚Blackout‘ in aller Munde. Nun ist gerade ,°C – Celsius‘ erschienen. Bevor er Ende April nach<br />
Göttingen kommt, um bei der ersten Göttinger <strong>Frühjahr</strong>slese sein aktuelles Buch zu präsentieren, erzählt<br />
er im <strong>faktor</strong>-Interview von der Idee dahinter und davon, warum jeder Mensch politisch ist.<br />
Herr Elsberg, im März ist ganz frisch Ihr neues Buch<br />
,°C – Celsius‘ erschienen. Sie haben sich als Thriller- Autor<br />
bereits einen Namen gemacht. Dies ist nun ein<br />
Klimathriller: Wie lange tragen Sie sich schon mit dem<br />
Gedanken, ein Buch zur Klimakrise zu schreiben? Und warum?<br />
Als Mensch meiner Generation wird man seit Jahrzehnten<br />
mit der Klimafrage konfrontiert. Das Thema beschäftigt<br />
mich schon fast so lange, wie ich schreibe,<br />
also über 20 Jahre. Es ist das wichtigste Thema unserer<br />
Zeit – als Autor von Science-Thrillern musste ich also<br />
früher oder später ran, ich brauchte bloß die passende<br />
Idee.<br />
Wovon handelt – kurz gesagt – Ihr neues Buch? Und worum<br />
geht es Ihnen persönlich? Haben Sie eine Botschaft?<br />
,°C – Celsius‘ handelt davon, dass einige Menschen<br />
beschließen, im großen Maßstab am Thermostat der<br />
Erde zu drehen. Sie wollen die Erderhitzung mit großtech<br />
nologischen Mitteln – Geoengineering – bremsen.<br />
Diese Methoden sind sehr umstritten. Mir geht es in<br />
meinen Büchern in erster Linie um spannende Unterhaltung,<br />
die noch etwas nachhallt.<br />
Ihre Bücher sind auch deshalb so erfolgreich, weil sie nicht<br />
nur auf Fiktion, sondern auf gut recherchierten Fakten beruhen.<br />
Wie lange hat die Recherchearbeit für ,°C – Celsius‘ in<br />
Anspruch genommen? Und wie sah diese Arbeit aus?<br />
Material zum Thema Klima sammle ich seit Jahren.<br />
Dazu findet man wirklich genug. Beim Geoengineering<br />
sieht das schon ein wenig anders aus: Da gibt es mehr<br />
1 |<strong>2023</strong> 117
leben<br />
oder minder verrückte Ideen und mehr oder minder wissenschaftliche<br />
Papiere dazu, aber so gut wie keine praktische<br />
Forschung. Da konnte ich als Thriller-Autor aus<br />
dem Vollen schöpfen.<br />
Was kann man sich unter Geoengineering vorstellen? Und<br />
wie realistisch ist das Szenario, das Sie entwerfen?<br />
Unter Geoengineering versteht man Ideen für verschiedenste<br />
Technologien, die Folgen der Klimakrise zu bremsen,<br />
abzuschwächen oder zu beseitigen. Das reicht vom<br />
Düngen der Meere mit Eisenspänen, um das Algenwachstum<br />
zu steigern, bis zu verschiedenen Varianten,<br />
die das Ziel verfolgen, die Sonnenstrahlung auf die Erde<br />
zu vermindern, etwa durch riesige Spiegel im All oder<br />
feine Staub- oder Aerosolschichten in der Stratosphäre.<br />
Sie stellen auch die Möglichkeit einer globalen Compliance<br />
in den Raum, durch die eine neue Solidarität zwischen den<br />
Staaten der Erde den drohenden Konflikt vermeiden kann.<br />
Halten Sie dies in der derzeitigen politischen Lage für<br />
realistisch?<br />
Einfach wird es nicht, aber gerade in Umweltfragen ist es<br />
der Weltgemeinschaft schon gelungen – man denke etwa<br />
an die Herausforderung mit dem Ozonloch vor 30 bis<br />
40 Jahren.<br />
Sehen Sie sich ein Stück weit als politischer Autor?<br />
Jeder Mensch ist politisch – in dem Sinn, dass Politik im<br />
weiteren Sinn ja nicht nur Parteipolitik bedeutet, sondern<br />
Organisation von Gesellschaft, ob im kleinsten<br />
Kreis, in der Familie, im Freundeskreis, in Vereinen, im<br />
Beruf, im ganz normalen Alltag. Selbst jemand, der sich<br />
dem bewusst zu verweigern oder entziehen versucht, beeinflusst<br />
damit unser Zusammenleben. Entsprechend<br />
bin ich also ebenso politisch wie wir alle.<br />
Sie gehen jetzt mit Ihrem neuen Buch wieder auf Lesereise.<br />
Wie reagieren die Menschen in der Regel auf Ihre Thriller?<br />
Führen Sie mitunter auch kontroverse Diskussionen?<br />
Das kommt bei den Themen meiner Bücher schon vor.<br />
Wahrscheinlich werde ich auch deshalb oft zu Politik<br />
und Wirtschaft eingeladen, was für einen Autor von<br />
Romanen eher ungewöhnlich ist.<br />
Ende April sind Sie nun in Göttingen bei der ersten Göttinger<br />
<strong>Frühjahr</strong>slese. Haben Sie einen Bezug zu unserer Stadt?<br />
Ich war schon bei ein paar Gelegenheiten da, allerdings<br />
immer nur kurz.<br />
Warum sollten die Göttinger gerade zu diesem Event<br />
kommen?<br />
Weil wir einen spannenden, unterhaltsamen Abend haben<br />
werden! Und darauf freue ich mich!<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Auch in ,°C – Celsius‘ glaubt niemand wirklich an einen<br />
Kollaps und die Unbewohnbarkeit der Erde. Haben wir in<br />
Ihren Augen überhaupt noch Zeit zu handeln? Und welche<br />
Konsequenzen sollten die Menschen aus den vorhandenen<br />
Fakten ziehen?<br />
Natürlich haben wir Zeit zum Handeln, aber sie wird<br />
immer knapper. Die notwendigen Konsequenzen sind<br />
eigentlich klar, die Politik müsste nur endlich umsetzen,<br />
und zwar viel konsequenter als heute.<br />
Ende Januar lief auf SAT1 die Verfilmung von ,Blackout‘,<br />
Ihrem Thriller über den Zusammenbruch aller Stromnetze<br />
in Europa. Das Buch erschien bereits 2012, und das Thema<br />
scheint relevanter denn je. Sehen Sie sich als Visionär<br />
zukünftiger Szenarien? Und fühlen Sie sich vielleicht zu<br />
einer Aufgabe dieser Art berufen?<br />
Weder sehe ich mich als Visionär noch zu irgendetwas<br />
berufen. Ich versuche, spannende Romane zu Themen zu<br />
schreiben, die ich persönlich interessant finde. Das finde<br />
ich Herausforderung genug.<br />
Zur Person<br />
Marc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Strategieberater<br />
und Kreativdirektor für Werbung in Wien und<br />
Hamburg sowie Kolumnist der österreichischen Tageszeitung<br />
»Der Standard«. Heute lebt und arbeitet er in Wien.<br />
Mit seinen internationalen Bestsellern ,Blackout‘, ,Zero‘<br />
und ,Helix‘ wurde er zum Meister des Science-Thrillers.<br />
Jedes seiner Bücher ist ein Bestseller und er ein gefragter<br />
Gesprächspartner für Politik und Wirtschaft.<br />
Mit ,°C – Celsius‘, einem außergewöhnlichen<br />
Klimathriller, hat Elsberg sich erneut einem<br />
spannenden Thema gewidmet, das ihn seit<br />
vielen Jahren umtreibt: Können moderne<br />
Technologien die Folgen der Klimakrise<br />
bremsen?<br />
°C – Celsius<br />
Thriller von Marc Elsberg<br />
Blanvalet Verlag, 26 Euro<br />
118 1 | <strong>2023</strong>
18.–29.5.<strong>2023</strong><br />
HELLAS!<br />
Festspiel-Highlights<br />
18.5. Hercules (HWV 60)<br />
Oratorium<br />
19.5. 20./23./27./28.5.<br />
Semele (HWV 58)<br />
Festspieloper<br />
25.5. Medea<br />
Melodram von G. A. Benda<br />
2 7.5. Hall of Fame<br />
Lokhallentag<br />
29.5. Jeanine De Bique<br />
Galakonzert<br />
Tickets und<br />
komplette<br />
Programmvorschau<br />
unter<br />
www.hndl.de
leben<br />
Göttinger <strong>Frühjahr</strong>slese<br />
28. April bis 1. Mai<br />
Das Literarische Zentrum und der Göttinger Literaturherbst präsentieren in diesem Jahr erstmalig<br />
gemeinsam die ,Göttinger <strong>Frühjahr</strong>slese‘, ein Event – das <strong>faktor</strong> als Medienpartner unterstützt.<br />
Freitag, 28.04 | 19 Uhr<br />
Science Slam<br />
Beim Science Slam kommen graue Zellen und Lachmuskeln<br />
auf ihre Kosten: Junge Wissenschaftler geben<br />
einen unterhaltsamen Einblick in ihre Forschungsarbeit.<br />
Dabei sind alle Hilfsmittel erlaubt – vom<br />
Live-Experiment bis hin zu Tanzschritten. Ein<br />
Wundertüten- Abend, bei dem das Publikum über<br />
die beste Performance entscheidet, moderiert von<br />
Manuel Maidorn.<br />
Samstag, 29.04 | 19 Uhr<br />
Marc Elsberg<br />
°C – Celsius<br />
Siehe Interview ab Seite 116<br />
Sonntag, 30.04 | 15 Uhr<br />
Paul Maar und das schiefe Märchen-Trio<br />
Musikalische Lesung „Das Sams und der blaue Drache“<br />
Blaue Wunschpunkte, quietschiger Taucheranzug – das<br />
Sams kommt nach Göttingen! Konrad Haas, Sams-<br />
Erfinder Paul Maar und Wolfgang Stute, aka Das schiefe<br />
Märchen-Trio, bringen allerhand Instrumente mit, um<br />
»Das Sams und der blaue Drache« auf der Bühne<br />
lebendig werden zu lassen.<br />
Montag, 01.05 | 19 Uhr<br />
Benjamin von Stuckrad-Barre<br />
mit neuem Roman<br />
Der »Rockstar unter den deutschen Schriftstellern« ist<br />
zurück: Sieben Jahre nach ,Panikherz‘ folgt der neue<br />
Roman ,Noch wach?‘. Und wie immer bei Stuckrad-<br />
Barre stellt sich jetzt schon die Frage: Wo war er, in<br />
welche Tiefen hat er sich aufgemacht, um uns<br />
anschließend davon zu erzählen? Was ist wirklich,<br />
was ist wahr?<br />
Montag, 01.05. | 18 Uhr<br />
Deniz Yücel, Eva Menasse, Denis Scheck:<br />
„… und schreiben wofür, für wen?“<br />
Podiumsdiskussion zum 90. Jahrestag der Bücherverbrennungen.<br />
Ein „Berg von Unrat und Ungeist“,<br />
so schreibt das Göttinger Tageblatt am 11.05.1933,<br />
aufgetürmt auf dem Albaniplatz. 90 Jahre ist es<br />
her, dass in Göttingen die Bücher brannten. Eva<br />
Menasse, Denis Scheck und Deniz Yücel erinnern<br />
gemeinsam an diesen Schreckenstag, lesen aus<br />
hier verbrannten Texten und sprechen über die<br />
Wichtigkeit der freien Meinungsäußerung und<br />
den PEN Berlin.<br />
Montag, 01.05. | 21 Uhr<br />
Hengameh Yaghoobifarah und Fatma Aydemir<br />
Lesung und Gespräch zur taz-Kolumne Habibitus<br />
Mode, Skin Care und Astrologie haben in Hengameh<br />
Yaghoobifarahs taz-Kolumne Habibitus (Aufbau) genauso<br />
ihren Platz wie rechter Terror, Rape Culture und<br />
Rassismus unter Linken. Das ist „zum Umwerfen<br />
charmant, politisch stabil, lustig“, so Fatma Aydemir,<br />
die als Redakteurin die Kolumne begleitete. An diesem<br />
Abend bringen die beiden ihre Themen und Texte nach<br />
Göttingen.<br />
Tickets und weitere Infos gibt es im<br />
Literaturhaus Göttingen oder online unter:<br />
literaturhaus-goettingen.de, literaturherbst.com,<br />
literarisches-zentrum-goettingen.de sowie bei allen an<br />
Reservix angeschlossenen Vorverkaufsstellen<br />
Veranstaltungsort:<br />
Sheddachhalle Sartorius Quartier, Annastraße 29,<br />
37075 Göttingen<br />
120 1 | <strong>2023</strong>
Tradition<br />
trifft Moderne<br />
Unsere langjährige Erfahrung in der Immobilienvermittlung in<br />
Göttingen wird durch ein nationales und internationales Netzwerk<br />
erweitert. Johann Evers Immobilien und DAHLER gehen<br />
gemeinsame Wege. Unter der Marke DAHLER treffen Sie hier Ihre<br />
bekannten Experten und Expertinnen, die Sie weiterhin vor Ort<br />
beraten – und nun auch darüber hinaus.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Anruf.<br />
Heike Kues, Sultane Turan-Schüßler und Elena Stegel<br />
DAHLER Göttingen<br />
Inh.: Johann Evers e.K.<br />
T 0551 90 04 60 E goettingen@dahler.com<br />
dahler.com/goettingen
leben<br />
Männlicher Eisvogel an der Flüthe, einem Nebenfluss der Leine<br />
122 1 | <strong>2023</strong>
leben<br />
Nah dran<br />
In einer einzigartigen Fotoreportage gelingt es Noreen Hirschfeld, mit ausgewählten<br />
Makro- und Wildtieraufnahmen wiederzugeben, was als geschriebener Text Bände füllen<br />
würde: die Vielfalt unserer heimischen Tierwelt in der Stadt Göttingen.<br />
FOTOGRAFIE NOREEN HIRSCHFELD<br />
1 |<strong>2023</strong> 123
leben<br />
Hauhechel-Bläuling im Abendlicht im Experimentellen Botanischen Garten<br />
124 1 | <strong>2023</strong>
leben<br />
Eichhörnchen auf dem Stadtfriedhof<br />
1 |<strong>2023</strong> 125
leben<br />
Waldkauz-Ästling im Göttinger Stadtgebiet<br />
Grünrüssler im Experimentellen Botanischen Garten <br />
126 1 | <strong>2023</strong>
leben<br />
Punktierte Zartschrecke in Geismar<br />
1 |<strong>2023</strong> 127
leben<br />
Biene im Anflug auf eine Mohnblüte im Experimentellen Botanischen Garten<br />
128 1 | <strong>2023</strong>
leben<br />
1 |<strong>2023</strong> 129
leben<br />
Kleiber im Levinschen Park<br />
Männliche Brautente im Levinschen Park <br />
130 1 | <strong>2023</strong>
leben<br />
Graureiher am Kiessee<br />
1 |<strong>2023</strong> 131
leben<br />
Höckerschwäne am Kiessee<br />
132 1 |<strong>2023</strong>
leben<br />
1 |<strong>2023</strong> 133
leben<br />
FOTO:MIRCO EBBRECHT<br />
Über die Fotografin<br />
www.noreen-hirschfeld.com<br />
noreen_hirschfeld_fotografie<br />
Noreen Hirschfeld kommt 1980 im thüringischen Kahla<br />
im mittleren Saaletal, südlich von Jena, zur Welt und lebt<br />
seit 2009 in ihrer Wahlheimat Göttingen. Sie studierte<br />
Politikwissenschaften und ist heute hauptberuflich im<br />
Bereich Nachhaltigkeit und kommunale Entwicklungspolitik<br />
tätig.<br />
Ihre Leidenschaft für die Fotografie geht weit zurück.<br />
Bis vor einigen Jahren hält sie vor allem ihre Fernreisen –<br />
nach Namibia, Südafrika oder Äthiopien – für das private<br />
Album fotografisch fest, bis sie schließlich von ihrem<br />
Mann ein Makroobjektiv geschenkt bekommt, das den<br />
Wunsch auslöste, dieses Hobby ernsthafter zu verfolgen.<br />
Kurze Zeit später kauft Hirschfeld sich ein 600-mm-<br />
Teleobjektiv hinzu und verbreitert damit ihren<br />
Einsatzbereich. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf<br />
der Makro- und Wildtierfotografie.<br />
134 1 | <strong>2023</strong>
und deshalb für die Früherkennung von Brustkrebs<br />
Vertrauen Sie der langjährigen Erfahrung<br />
unseres Ärzteteams und sprechen Sie mit uns.<br />
Wir informieren Sie umfassend:<br />
• Dr. med. Ulla Ritter<br />
• Dr. med. Susanne Luftner-Nagel<br />
• Prof. Dr. med. Katharina Marten-Engelke<br />
• Dr. med. Friedemann Baum<br />
• Prof. Dr. med. Uwe Fischer<br />
Telefon 0551/820 740<br />
www.brustzentrum-goettingen.de<br />
info@brustzentrum-goettingen.de<br />
Bahnhofsallee 1d · 37081 Göttingen<br />
(Gegenüber Bahnhof Westausgang)<br />
Blackbit<br />
Besser Kopf in der Röhre, als Kopf im Sand.<br />
Seit über zehn Jahren<br />
stehen wir in Göttingen für<br />
Diagnostik auf höchstem<br />
Niveau. Dank langjähriger<br />
Erfahrung und modernster<br />
Diagnoseverfahren ist<br />
unser Team in der Lage<br />
pathologische Veränderungen<br />
im ganzen Körper<br />
früh zeitig zu erkennen.<br />
Wir nehmen uns genau<br />
die Zeit, die es braucht, um<br />
mit Ihnen sinnvolle Untersuchungsstrategien<br />
zu<br />
entwickeln und diese mittels<br />
Ganz- oder Teilkörperchecks<br />
durchzuführen.<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.diagnostik-goettingen.de<br />
Wir sind für Sie da.<br />
Mit Terminen innerhalb von<br />
24 Stunden.<br />
Früherkennung<br />
durch Hinschauen<br />
Praxis für moderne Schnittbild-Diagnostik · Bahnhofsallee 1d · 37081 Göttingen · (0551) 82 074 22
Zeigen Sie sich als Top-Frau<br />
im Sommer-<strong>faktor</strong><br />
Buchen Sie jetzt Ihr Foto<br />
auf dem ausklappbaren Cover!<br />
347 Euro*<br />
*Angebot bis zum 01. Juni <strong>2023</strong>, zzgl Mwst.<br />
Nicole Benseler<br />
Tel. 0551 – 30983922<br />
benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Weitere Informationen unter:<br />
marketing.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<br />
buchungsseite-<strong>faktor</strong>-top-frauen-der-region
impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>faktor</strong> – das Entscheider- Magazin für die Region Göttingen<br />
Entscheider Medien GmbH<br />
Berliner Straße 10<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 3098390<br />
Fax 0551 30983911<br />
info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
www.mehralseinmagazin.de<br />
Herausgeber<br />
Marco Böhme (V.i.S.d.P.)<br />
(boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />
Chefredaktion<br />
Elena Schrader<br />
(schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />
Autoren<br />
Anja Danisewitsch, Rupert Fabig, Sven Grünewald,<br />
Tobias Kintzel, Stefan Liebig, Lea Montag,<br />
Margareta Vogel, Christian Vogelbein, Stefanie Waske<br />
Art-Direktion & Layout<br />
Julia Braun<br />
Fotografie<br />
Alciro Theodoro da Silva, Marco Bühl<br />
Lektorat<br />
CoLibris - Lektoratsbüro Dr. Barbara Welzel<br />
Anzeigen<br />
Nicole Benseler, Jomra Lange (Assistenz)<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Marco Böhme<br />
Auflage<br />
11.000<br />
Druckerei<br />
Silber Druck oHG, Kassel<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe<br />
ist der 15. Mai <strong>2023</strong>.<br />
Wenn Sie den <strong>faktor</strong> zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten<br />
möchten, nehmen wir Sie aus dem Verteiler, und Sie bekommen<br />
keine Exemplare mehr. Schicken Sie uns dazu bitte eine Mail an:<br />
info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Redaktionsbeirat<br />
Dr. Friedemann Baum, Ulrich G. Büchner, Ines Dietze,<br />
Prof. Dr. Uwe Fischer, Rainer Giese, Fritz Güntzler,<br />
Dr. Klaus Heinemann, Jürgen Hollstein, Jürgen Jenauer,<br />
Carsten Lohrengel, Lars Obermann, Thomas Richter,<br />
Mark C. Schneider, Prof. Dr. Matthias Schumann, Claudia Trepte,<br />
Prof. Dr. Winfried Weber, Dr. Marko Weinrich, Hasso Werk<br />
Wir übernehmen für unverlangt eingesendete Texte, Fotos etc. keine Haftung.<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers<br />
wieder. Von <strong>faktor</strong> gestaltete Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Eine anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />
Herausgebers möglich. Ein Nachdruck der im <strong>faktor</strong> veröffentlichten<br />
Beiträge ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich.<br />
Bei allen Gewinnspielen ist der Rechtsweg ausgeschlossen.<br />
Redaktioneller Hinweis<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir auf unserer Plattform<br />
die männliche Form (generisches Maskulinum), z.B. ,der Journalist‘.<br />
Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleich behandlung.<br />
Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.<br />
<strong>faktor</strong>-Partner<br />
Audi Zentrum<br />
Göttingen<br />
Netzwerkpartner<br />
InnovationsCluster<br />
it GÖTTINGEN<br />
1 |<strong>2023</strong> 137
138 1 |<strong>2023</strong>
Recht für<br />
Unternehmen<br />
und Vermögen<br />
Anwaltsgesellschaft und Notare<br />
-Premiumpartner<br />
www.lampe-legal.de
© BASTA.DE<br />
REGIONAL<br />
PRODUZIERT.<br />
KAUF DIREKT<br />
BEIM<br />
HERSTELLER<br />
FÜR JEDE JAHRESZEIT<br />
DEN SOMMER<br />
GENIESSEN MIT<br />
SICHT- UND<br />
SONNENSCHUTZ<br />
VON LICHTBLICK<br />
OBJEKT<br />
WWW.LICHTBLICK-OBJEKT.DE<br />
Lizenzpartner von<br />
MARCO VOGLER<br />
Persönliche Beratung<br />
T +49 3606 50233-26<br />
m.vogler@lichtblick-objekt.de