faktor Herbst 2022
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18. Jahrgang Herbst 2022 8 Euro
profil
› MEHR ALS EIN MAGAZIN
› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN
erfolgsgeschichte Der Göttinger Fintan Whelan bringt mit seinen vielschichtigen Kunstwerken die Welt zum Leuchten TOP-ARBEITGEBER 90 2018 1
Jan Förster Dipl.-Finw.(FH)
Steuerberater
Miriam Engel Dipl.-Kffr.
Steuerberaterin
Tatjana Wucherpfennig B.Sc.
Steuerberaterin
Immer die richtige Finanzmedikation
Damit Abgaben nicht zur bitteren Pille werden, finden Mediziner in Quattek &
Partner ihren „Facharzt“ unter den Steuerberatern. Wir verstehen uns als wirtschaftliche
Wegbegleiter der Heilberufe. Unser Rezept für das monetäre Wohlergehen:
effektive Finanzdiagnostik und wirksame Therapien von der Praxisübernahme
über den laufenden Betrieb bis hin zur Nachfolgeregelung.
Steuerprognosen, Liquiditäts- und Planrechnungen sowie Branchen- und Mehrjahresvergleiche
helfen uns, Probleme frühzeitig zu erkennen und eine entsprechende
„Medikation“ vorzunehmen. Die Ergebnissituation fassen wir nachvollziehbar
in speziellen Quartalsberichten und Überschussrechnungen zusammen.
Als Spezialisten auf dem Gebiet der Heilberufe betreuen wir mit besonders ausgebildeten
und motivierten Mitarbeitern eine Vielzahl von niedergelassenen Medizinern
der verschiedensten Fachrichtungen und Praxen unterschiedlichster
Größenordnungen und Organisationsformen.
Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.
Steuerberater
Roland Haever Dipl.-Kfm.
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater
Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater
Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.
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Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.
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Miriam Engel Dipl.-Kffr.
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Lutz Becker
Rechtsanwalt
Jan Förster Dipl.-Finw. (FH)
Steuerberater
In Kooperation mit
Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de
editorial
DAS NEUE
ARBEITS-
GEFÜHL
FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP
Ihre Elena Schrader
Chefredakteurin
schrader@faktor-magazin.de
»The queen is dead,
long live the king!«
A
uch wenn dieser klassische monarchische Zweiklang in manchen Ohren
kurios, vielleicht sogar grotesk klingen mag – und Monarchien in den Augen
vieler grundsätzlich nicht mehr zeitgemäß scheinen –, er steht vor allem
für eins: eine jahrhundertealte Tradition.
Dabei sind die Windsors heute nichts anderes als ein Familienunternehmen. Und der Grund,
warum vor allem konstitutionelle Monarchien allem Für und Wider zum Trotz bis heute
überlebt haben, ist, dass sie sich angepasst und weiterentwickelt haben – und selbst nach
dem Tod des Oberhauptes dem Grundsatz folgen: Es muss ja irgendwie weitergehen.
Die Beliebtheit der Queen, ihr Erfolg, gibt dem recht.
Traditionen zu bewahren und dennoch mit der Zeit zu gehen, ist ein Erfolgsrezept, das
überall auf der Welt – so auch in Südniedersachsen – funktioniert. Ein Rezept, das bei
Galke in Gittelde zur Perfektion gereift ist. Der Kräuterhändler mit dem breitesten
Sortiment Europas vertraut seit über 100 Jahren auf das von Generation zu Generation
überlieferte Spezialwissen. Wir waren vor Ort und erfuhren von der Urenkelin des
Gründers, Sophie Galke, wie sie das Familienunternehmen in die Zukunft führen will.
Doch eines ist ebenfalls klar: Traditionen entstehen nicht von heute auf morgen. Sie müssen
erst begründet werden – und wachsen. Wie die Idee, Göttingen zur neuen Autostadt zu
machen! Der Maschinenbauer Akcurate hat hier einen Coup gelandet. Wie es dazu kam,
dass in Rosdorf künftig Elektrofahrzeuge mit Kultpotenzial gefertigt werden, davon
berichtet Geschäftsführer Andreas Kirsch ab Seite 38.
Und das ist in dieser Ausgabe nicht der einzige Höhepunkt in Sachen Mobilität, denn
wir widmen dieser Herausforderung des 21. Jahrhunderts einen eigenen Schwerpunkt.
In unserem Beitrag ,Mobil in kleinen Schritten‘ erfahren Sie, was das Thema in Zukunft für
uns bereithält, und wir stellen Ihnen zahlreiche Unternehmen der Region vor, die sich mit
ihren ,mobilen‘ Lösungen bereits auf dem Erfolgsweg befinden.
Ich wünsche Ihnen bei dieser spannenden und zukunftsweisenden Lektüre
viel Vergnügen und einen bewegten Herbst!
www.mehralseinmagazin.de
P
Direkt
Wir denken Büro neu.
an unserem Ausstellungszentrum stehen
ausreichend kostenlose Parkplätze zur Verfügung.
KARL-ARNOLD-STRASSE 4 · 37079 GÖTTINGEN
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Raus
ins
Büro!
Das neue Arbeitsgefühl ist wie eine Spritztour mit
der in Göttingen brandneu entwickelten Evetta.
Das nachhaltige E-Auto ist der regionale Star
unserer neuesten gabe des Struckmeier
Aus-
on t.o.p Kataloges.
mehr auf den Seiten 38 und 45
Hier Bürobedarf-
Katalog anfordern
3 |2022 3
inhalt
unternehmen
122 Engagiert im Literaturhaus
» Lesen vergrößert die eigene
Welt. Man erlebt dabei
Geschichten, die man sonst
eben nicht erleben würde. «
22 Mit Kräutern gewachsen
Generationswechsel bei
Galke in Gittelde
38 Göttingen wird Autostadt
Akcurate fertigt Elektrofahrzeuge
in Rosdorf
46 Eine Frage der Einstellung
Wie VisiCon in Rittmarshausen
zum Weltmarktführer wurde
wissen
58 Mobil in kleinen Schritten
Wie die Zukunft der Mobilität
aussehen kann
66 Mit dem richtigen Code
Zeichenforscher Gerdum Enders
erklärt, wie Unternehmen in der
Zukunft überleben
72 Im Kreis der vielen Richtungen
Ein Blick in den Wirtschaftsstandort
Weserbergland
80 Von Kerzen, Pilzen und DNA
Gründungswettbewerb Lift-Off
geht in die nächste Runde
84 Das richtige Motiv
Die langfristige Erfolgsgeschichte
der temporären Tattoos von Inkster
mensch
90 Dem Himmel so nah
Die vielschichtige Kunst des
Göttingers Fintan Whelan
98 Fit an der Platte
Lukas Bank bringt mit seiner
Eventkitchen hochklassige
Gastronomie nach Göttingen
106 Die letzte Meile
Felix Dossmann und seine
Lösung für die Paketzustellung
bis zur Haustür
leben
114 Das Biest
Der Unternehmer und überzeugte Fan
erneuerbarer Energien Ingo Stephan testet
den neuesten Hybrid-Ferrari
120 Werte für die Ewigkeit
Das Gemeinwohl in der Region
mit dem Stiftungsportal
Südniedersachsen fördern
122 Die Köpfe öffnen
Interview mit den neuen Bewohnern
des Literaturhaus Göttingen und
Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg
136 Die Erde bebt
Zu Besuch im Bunker der Wiechert’schen
Erd beben warte am Göttinger Hainberg
service
3 Editorial
8 Momentaufnahmen
Besondere Augenblicke
vergangener Tage
14 Geschüttelt, nicht gerührt
Die 36. faktor-Business-Lounge mit
Uni-Präsident Metin Tolan
16 Aktuelles
Neues aus der´Redaktion
145 Impressum
146 Wissensbissen
Der Schlörwagen oder das Göttinger Ei –
gezeichnet von Tanja Wehr
4 3 |2022
98 Kochen als Event
22 Mit Sophie Galke geht der Gittelder Gewürzhandel in die vierte Generation
»Wir versuchen, zu den Ursprüngen zu gehen und die Kräuter
dort einzukaufen, wo sie ursprünglich herstammen.«
Leckerbissen. Lukas Bank tischt
Prominenten auf und kredenzt in den
besten Restaurants der Welt. Jetzt
bringt der Eichsfelder die hochklassige
Gastronomie auch nach Göttingen.
FOTOGRAFIE: ALCIRO THEODORO DA SILVA
38 Die ,Knutschkugel‘ ist zurück
Göttingen wird Autostadt Die Maschinenbaufirma Akcurate von Andreas Kirsch hat einen Coup
gelandet: In Rosdorf werden künftig Elektrofahrzeuge – wie die Evetta (Foto) mit Kultpotenzial
oder der wandelbare XBus – gefertigt und die Produktionsanlagen dafür weltweit geliefert.
46 + 136 Gut aufgestellt
Vielseitig unterwegs. Wolfgang Brunk
hat VisiCon in Rittmarshausen zum
Weltweltmarktführer gemacht und
entscheidend zur Rettung der
Wiechert’schen Erdbebenwarte auf
dem Göttinger Hainberg beigetragen.
3 |2022 5
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tommy m-Showroom eröffnet
bei Möbel Hesse
Im Interview: Thomas Machalke, Gründer von tommy m, zur Philosophie des Unternehmens
und seiner Leidenschaft für besondere Leder.
„Jedes unserer Ledersofas hat
seinen eigenen Herzschlag.“
Thomas Machalke (54) ist Inhaber
des Unternehmen TM Collections.
Herr Machalke, bei Möbel Hesse in Garbsen
hat vor Kurzem ein großer Showroom
von tommy m eröffnet, es ist der größte in
Deutschland, gleich nach Ihren eigenen Ausstellungsräumen
bei Lichtenfels. Wer steht
hinter der Marke?
tommy m habe ich 2003 gegründet. Die Liebe
zum Leder liegt bei uns in der Familie: Mein
Vater und mein Onkel hatten selbst eine bekannte
Möbelfirma. In meiner Kindheit, Jugend
und auch im Studium habe ich dort viele
Wochen verbracht. Und von klein auf bin ich
mit Leder, seiner Schönheit und seiner bei uns
ganz individuellen Verarbeitung vertraut. Ob
Entwicklung, Vertrieb oder Verkauf, alle diese
Berufsfelder habe ich kennengelernt – bis auf
das Nähen.
Und heute?
Heute reise ich in Länder auf der gesamten
Welt, immer auf der Suche nach besonderen
Ledern – man kann sagen, ich brenne für Leder.
Übrigens: Keines der Tiere stirbt wegen
des Leders, das ist uns wichtig. Wir nutzen
das Leder von Tieren, die in der Nahrungsmittelindustrie
verarbeitet wurden. Leder ist
damit ein sehr nachhaltiges Material – und wir
schenken dem Leder damit quasi ein zweites
Leben.
Was ist die Philosophie von tommy m?
tommy m gilt als jung, stylisch, flexibel, progressiv,
als sehr individuell und manchmal
auch etwas „anders als andere“. Wir haben
uns darauf spezialisiert, in kleinen Stückzahlen
und mit hoher Individualität zu fertigen
und nicht in Masse. Unsere Möbel sind hochwertige
Designmöbel, überwiegend aus naturbelassenen
Ledern mit einzigartiger Optik
und Haptik. Denn wir verwenden keine Leder
von der Stange.
Das heißt, Handwerkskunst trifft auf
modernes Know-how?
Ja, wir fertigen unsere Möbel in ganz viel
Handarbeit und mit gut ausgebildeten Fachkräften
an unserem Firmensitz im bayerischen
Lichtenfels. Wir und unsere rund 50
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter glauben an
den Manufaktur-Gedanken. Da unsere Materialien
so hochwertig und einzigartig sind,
brauchen sie auch besonderes Know-how,
äußerste Sorgfalt und großes Fingerspitzengefühl.
Was zeichnet die Sofas, Sessel, Dinnersofas
und Co. von tommy m aus?
Sie sind modern, ausdrucksstark, sehr individuell
und gleichzeitig nachhaltig, naturbelassen,
ressourcen- und umweltbewusst. Und
sie haben gleichzeitig den Touch des zeitlosen
Klassikers. Wir arbeiten mit internationalen
Designern zusammen, das prägt die Entwürfe.
Viele der Möbel haben italienisches Flair.
Wie erreichen Sie diese Individualität?
Ob bei Ledern von süddeutschen, amerikanischen
oder asiatischen Tieren: Alle natürli
PROFIL
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Ob das Modell Al Jazar (links) oder Empoli: Die Sofas von tommy m stehen für zeitloses Design und markante Oberflächen – und für einen beeindruckenden
Auftritt mit starker Präsenz.
chen Merkmale des Leders, wie etwa Narben,
Insektenstiche, Nackenfalten, Stacheldrahtrisse
oder Ähnliches bleiben voll erhalten und
geben jedem Möbel eine lebendige Optik. Die
Leder werden nach jeweils traditionellen Verfahren
gegerbt. Jedes Sofa ist also ein Unikat,
mit besonderem Leder und jeweils individuellen
Sitzelementen, Nahtbildern und Füßen.
Jedes Ledersofa hat sozusagen seinen eigenen
Herzschlag.
Wer sind Ihre Kunden?
Möbel von tommy m stehen auf der gesamten
Welt. Deutschland, Österreich, die Schweiz
und Benelux gehören zu unseren wichtigsten
Märkten. Das Design ist aber eher international
als deutsch. Auch viele Hotels und Objekte
in ganz Europa, Amerika und Asien gehören
zu unseren Kunden, auch viele Sportler
und Rennfahrer.
Was erwartet die Besucher im neuen
tommy m-Studio bei Möbel Hesse?
Möbel Hesse wird unser größter Stützpunkt
in Deutschland, der Showroom auf einer
Fläche von 200 Quadratmetern ist der bundesweit
zweitgrößte nach unseren eigenen
Ausstellungsräumen in Lichtenfels. Er bietet
uns die Möglichkeit, unsere Vielfalt zu zeigen
– und wie flexibel wir sind. Wir erwarten, dass
der Standort eine große Strahlkraft hat, denn
wir erleben, dass die Kunden bereit sind, für
diese außergewöhnlichen Produkte weit zu
fahren.
Welche Produkte zeigen Sie in der Ausstellung
bei Möbel Hesse?
Wir präsentieren das gesamte Portfolio: Ob
klassische Zweisitzer, stylische Eckkombinationen
oder gemütliche Wohnlandschaften.
Allen voran das Sofa Al Jazar. Der Loungecharakter,
die Geradlinigkeit des zeitlosen Designs
und die markanten Oberflächen stehen
für einen beeindruckenden Auftritt mit starker
Präsenz
Zu unserer Kollektion gehören auch Stühle
und Sessel, wie etwa der Sessel Dylan: Er ist
gleichzeitig schlank und elegant, bietet kuscheligen
Komfort und vermittelt ein geborgenes
Sitzgefühl. Wie bei allen Möbelstücken
von tommy m kann auch bei Dylan zwischen
unterschiedlichen Nahtbildern und Füßen
ausgewählt werden.
Die Bandbreite unserer Produkte ist riesig
und eben sehr individuell. Bei tommy m
ist auch die Dinnerbank nach Maß möglich.
Das Modell Como etwa verbindet nicht nur
höchsten Sitzkomfort mit schlichter Eleganz:
Egal ob mit Armlehnen oder als offene Variante,
Eckkombination oder frei stehende Dinnerbank
– Como passt sich vollkommen den
Kundenwünschen an.
Herr Machalke, und welches Sofa steht bei
Ihnen zu Hause?
In unserem Wohnraum steht ein ganz großes
Sofa, das Alexandria, mit einem ergänzenden
Daybed. Es ist aus schwarzem Nubuk-Leder,
gefertigt, schon zwölf Jahre alt und wird mit
den Jahren immer schöner. Bei uns sind viele
Kinder und Jugendliche zu Gast – sie lieben
das Sofa, was für die Aktualität unserer Möbel
spricht.
KONTAKT
INTERVIEW: JUTTA GRÄTZ (MÖBEL HESSE)
Möbel Hesse
Robert-Hesse-Straße 3
30827 Garbsen
Tel. 0511 27978-0
info@moebel-hesse.de
www.moebel-hesse.de
momentaufnahmen
Momentaufnahmen
faktor lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.
TEXT KIM HENNEKING FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
Stimmungsvoll im Wald
Das Open-Air-Programm ,Musik im Wald‘ lockte im August wieder einmal für zwei Abende
zahlreiche Besucher in den Kaiser-Wilhelm-Park in Göttingen. Auf dem Programm eine bunte
Mischung aus lokalen und internationalen Stars: Neben Sänger Laith Al-Deen und der
Blues Band Phil Miller & The Mills-Tones stand unter anderem Alice Merton (Foto) auf der
Bühne, die ihr aktuelles Album S.I.D.E.S vorstellte. Die Singer-Songwriterin, bekannt aus der
Castingshow ,The Voice‘, verarbeitet mit ihren neuen Werken ihre Erlebnisse während der
Pandemie. Nachdenklich und gleichzeitig stimmungsvoll sind ihre Lieder, die Mut für eine
bessere Zeit machen sollen und in Göttingen für ausgelassene Atmosphäre sorgten.
8 3 |2022
momentaufnahmen
3 |2022 9
momentaufnahmen
10 3 |2022
momentaufnahmen
Jung und Alt am Start
Der Göttinger Altstadtlauf ist für alle Laufinteressierte der Region bereits seit vielen Jahren eine
feste Größe und dient unter anderem der Förderung des Breitensports. Kein Wunder also, dass
sich Mitte Juli – nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause – beinahe 4.000 Athleten für den
Start gemeldet hatten. Bei fantastischer Stimmung und bestem Leichtathletikwetter nahmen sie in
den insgesamt sechs Disziplinen die sportliche Herausforderung an, und das über alle Altersklassen
hinweg: ob beim Schulcup (1 Altstadtrunde = 1.800 Meter) oder auf der Langstrecke beim Novelis-
Cup (6 Altstadtrunden = 10.450 Meter) – für Letztere benötigte der schnellste Läufer übrigens gerade
einmal 34:50 Minuten. Zurecht feierten Tausende Schaulustige die motivierten Sportler am Start-Ziel-
Bereich am Göttinger Gänseliesel und entlang der Strecke quer durch die historische Innenstadt.
3 |2022 11
momentaufnahmen
12 3 |2022
momentaufnahmen
Wenn die Motoren brummen ...
Zu den Einbecker Oldtimer-Tagen haben im Juli der PS.Speicher und das Einbeck Marketing
eingeladen. An drei Tagen drehte sich in der Fachwerkstadt alles ums Thema Mobilität. Doch nicht
nur alte Autos ließen die Herzen der Motorenfans höher schlagen. Autohäuser präsentierten den
Besuchern auch moderne Technik in Form von E-Motoren und Plug-in-Hybriden. Beim Korso
durften alle mitfahren, deren Gefährt nicht jünger als Baujahr 2000 war – und so schlossen sich
über 170 begeisterte Autofahrer der 160 Kilometer langen Rallye quer durch Südniedersachsen an.
3 |2022 13
aktuelles
Geschüttelt, nicht gerührt!
Wie Uni-Präsident Metin Tolan auf der 36. faktor-Business-Lounge James Bond und Physik
unterhaltsam zusammenbrachte
TEXT & VIDEO CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
Wird Uni-Präsident Metin Tolan der nächste
James Bond? Diese Frage mag anfangs etwas
absurd wirken. Doch im Rahmen der jüngsten
faktor-Business- Lounge, die Ende August im historischen
Am biente der Göttinger Sternwarte stattfand, hat
sich dieser Eindruck bei rund 80 Gästen sehr wohl gefestigt.
Oder zumindest der Eindruck, dass der aktuelle
Uni-Präsident diese Gelegenheit niemals ausschlagen
würde. Denn Metin Tolan gehört nach eigenen Angaben
zu den größten Fans der Roman- und Filmfigur James
Bond. Vielleicht verbindet er auch deshalb den Geheimagenten
gern mit seiner zweiten großen Leidenschaft:
der Physik.
Wenn beides zueinander passen soll, braucht es definitiv
einen Mann wie Metin Tolan. ,James Bond, im Visier
der Physik‘ lautete sein Vortrag, der nicht nur spannend
und lehrreich daherkam, sondern auch überraschend
witzig. Ob Uhren mit Riesenmagnet und Mikrowellen,
sich in der Luft drehende Autos oder Sprengsätze im
Schuh absatz. Bond ist auf der Kinoleinwand über Jahrzehnte
mit diesen Gadgets zu Überlebensgröße herangewachsen.
Doch funktioniert das eigentlich, was sich die
Autoren, Regisseure und Stuntmenschen so ausgedacht
haben?
SO MUSSTE SICH DIE REALE und irreale Machbarkeit
der Tricks des Lieblingsgeheimagenten in dem spannenden
Vortrag am mal mehr, mal weniger komplexen Zahlenwerk
des 57-jährige Physikers messen lassen. Am
Ende waren die Gäste des Abends durchaus davon be-
14 3 | 2022
aktuelles
Unterhaltsame Wissenschaft Dank Uni-Präsident Metin Tolan (Foto, linke Seite) wurde so manches Geheimnis der
James-Bond-Reihe vor den Augen der rund 80 Gäste – Zumindest in physikalischer Hinsicht – gelüftet.
eindruckt, was alles in der Welt von James Bond auch
auf der Kasseler Landstraße in Göttingen möglich wäre
– das richtige Equipment, Budget und ein Atomkraftwerk
mit reichlich Energie vorausgesetzt.
Vor allem aber gewährte Metin Tolan einen Einblick
in die Denkweise der Wissenschaft – die gar nicht entzaubern
will, sondern einordnen, verständlich machen
und damit vielleicht sogar ein bisschen bezaubern. Das
ist dem Präsidenten mit Herz und Humor nicht nur in seinem
Vortrag gelungen, sondern auch beim anschließenden
Netzwerken mit den Besuchern der 36. faktor-Business-
Lounge – begleitet von standesgemäßen Martinis und
passend ausgesuchter Verköstigung vom Cateringhaus
Göttingen Böning-Schaumberg à la ,Octopussy‘ und
,Liebesgrüße aus Moskau‘. ƒ
Sie haben die Lounge verpasst? Kein Problem.
In unserem faktor-Digital-Video können Sie sich
einen Eindruck des Abends verschaffen unter:
faktor-magazin.de/faktor-video
3 |2022 15
aktuelles
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA
faktor-Mittagsclub
Impulse für Entscheider
Der faktor-Mittagsclub ermöglicht für seine Mitglieder einmal im Monat
einen Blick hinter die Kulissen regionaler Unternehmen. Nach einem
Impulsvortrag können sich die Teilnehmer der exklusiven Gruppe beim
Mittagessen im Restaurant Amavi austauschen.
Winzer Michael Winkler (M.) zu Gast im Mittagsclub
Im Juni war Alexander Pape von bode & Stephan zu Gast. Das
Göttinger Elektrotechnikunternehmen wurde vom Hamburger Dienstleister
für Solar energieversorgung 1Komma5° gekauft. Pape berichtete, wie
der Deal seinen Partner Ingo Stephan und ihn im Mindset und der
Digitalisierung voranbringt.
Im Juli kam Michael Winkler (Foto) vorbei. Der Göttinger Apotheker erzählte,
wie er sich mit 50 Jahren entschied, parallel etwas Neues anzufangen – und
Göttingens erster Weinanbauer zu werden. Seine erste erfolgreiche Ernte vom
Weinberg bei Bovenden-Lenglern konnten sich die Mittagsclub-Teilnehmer
bereits munden lassen.
Im August erweiterte dann Eckart Pottebaum die Runde. Der Geschäftsführer
des Renovierungsdiscounters tedox aus Harste berichtete über das 50-jährige
Jubiläum des Unternehmens, bei dem anstelle bundesweiter Feiern
200.000 Euro für Bedürftige in der Ukraine gespendet wurden, und
darüber, wie tedox erfolgreich die Viertagewoche etabliert hat.
Weitere Infos unter:
www.faktor-magazin.de/faktor-mittagsclub-bildergalerien
Der neue faktor-Azubi ist da
Nachwuchskräfte in Südniedersachsen halten
Im August ist der neue faktor-Azubi erschienen. Darin stellen sich wieder einmal
Azubis und Studierende sowie spannende Unternehmen der Region vor und zeigen,
welche Zukunftsperspektiven Südniedersachsen so zu bieten hat. Wer noch keinen
Plan hat, wie es nach dem Schulabschluss weitergehen kann, findet Orientierung
im Berufsfahrplan und Inspiration im Top-Ten-Ranking der beliebtesten Berufe
Deutschlands. Obendrein geben regionale Personaler ganz persönliche Tipps aus
erster Hand für gelungene Bewerbungsschreiben und das Vorstellungsgespräch.
Wollen auch Sie Ihr Unternehmen den Fachkräften von morgen vorstellen?
Dann melden Sie sich gern bei Nicole Benseler unter Tel. 0551 30983922 oder
per E-Mail an benseler@faktor-magazin.de
16 3 |2022
aktuelles
©NORDPHOTO
38. faktor-Business-Lounge
Im November wird's sportlich!
Passend zur Fußballweltmeisterschaft ist Marco Bode (Foto)
im November zu Gast bei der 38. faktor-Business- Lounge.
Unter dem Vortragstitel ,Matchplan – was Fußball und
Unternehmen voneinander lernen können‘ zeigt er Parallelen
zwischen dem Erfolg auf dem Fußball- und am Arbeitsplatz auf.
Gebürtig in Osterode, spielte Bode ganze 379-mal für seinen
Verein Werder Bremen in der Bundesliga sowie 40 Länderspiele
mit der Nationalmannschaft. Von 2014 bis 2021 war er Aufsichtsrats vor sitzender von
Werder Bremen. Kürzlich ist sein neues Buch ,Tradition schießt keine Tore‘ im Göttinger
Werkstatt-Verlag erschienen.
Die 38. faktor-Business-Lounge findet am Donnerstag, den 17. November, in Kooperation mit
dem VersicherungsKontor Osterode statt. Beginn ist um 19 Uhr im Fun Golf Bovenden.
Infos und Anmeldung unter: faktorevents.de
faktor-Buch
Die beste Medizin
Die Top-Mediziner und -Dienstleister der Gesundheitsbranche
auf einen Blick – das kommende faktor-Buch
stellt diese Branche vor: auf hochwertigem Papier und mit
edlem Leinencover. Nach der gelungenen Premiere des ersten
faktor-Buches über Top-Unternehmer und ihre Erfolgsgeschichten
im Herbst 2021 präsentieren sich nun innovative Ärzte und Dienstleister
im Gesundheitssektor Südniedersachsens mit ihrer Spitzenmedizin.
Eine kombinierte Präsenz in der faktor-Winterausgabe im
Schwerpunkt Gesundheit und auf der digitalen Plattform runden
dieses exklusive Angebot ab.
Haben auch Sie Interesse? Dann wählen Sie Ihre einzigartige und
zeitlose Präsentation auf der faktor-Plattform in einem Premiumumfeld:
marketing.faktor-magazin.de/faktor-buch
3 |2022 17
aktuelles
FOTO: UMG
Innovative Medizin fördern
faktor-Herausgeber im
hochkarätigen Stiftungsbeirat
Herz und Hirn vereint Auch mit der Unterstützung von Gerd Hasenfuß,
dem Vorstandsvorsitzenden des Herzzentrums der UMG, und Björn Thümler,
dem niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur, will die neue
Stiftung unter UMG-Vorstand Wolfgang Brück (v. l.) Großes erreichen.
Individuelle
Gebäudetechnik.
Unsere Leistungen –
so individuell, wie die Ansprüche
unserer Kunden.
Bereits in der vierten Generation bieten wir
unseren gewerblichen, öffentlichen und
privaten Kunden das gesamte Spektrum der
Gebäudetechnik.
Mit seinen 40 Kliniken und über 30 Polikliniken setzt die
Universitätsmedizin Göttingen (UMG) immer wieder
Maßstäbe. Durch Gründung einer neuen Stiftung ,UMG
add on‘ möchte Niedersachsens medizinischer Spitzenversorger
diese Exzellenz nun ausweiten. Der Name ist dabei
Programm. Innerhalb der drei profilbildenden Schwerpunkte
der UMG – Neurowissenschaften, Herz-Kreislauf-
Medizin und Onkologie – sollen mit der Stiftung interdisziplinäre
Leuchtturmprojekte gefördert werden, die
über die klassische Spitzenmedizin hinausweisen. Dazu
sollen die weltweit besten Wissenschaftler unterschiedlicher
Fachrichtungen in einem neuen Forschungszentrum
zusammengebracht werden, um Ansätze und Therapien zu
entwickeln, die direkt auf die Krankenversorgung übertragbar
und individuell auf die Patienten abgestimmt sind.
Diese Arbeit unterstützt auch faktor-Herausgeber
Marco Böhme, der unter anderem neben PS.Speicher-
Gründer und Unternehmer Karl-Heinz Rehkopf und
Manager Philipp Schulte-Noelle im hochkarätigen
Stiftungsbeirat sitzt.
Mehr zur neuen ,UMG add on‘-Stiftung lesen Sie übrigens
im Dezember in der nächsten faktor-Ausgabe!
Fordern Sie uns!
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37079 Göttingen
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18 3 |2022
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22 3 |2022
unternehmen
Mit Kräutern
gewachsen
Galke in Gittelde ist der europäische Kräuter- und Gewürzhändler mit dem
breitesten Sortiment – 1.600 verschiedene Pflanzen rohstoffe werden hier vorrätig
gehalten und weltweit exportiert. Seit über 100 Jahren vertraut das Familienunternehmen
auf das von Generation zu Generation überlieferte Spezialwissen.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
3 |2022 23
unternehmen
LESEZEIT: 10 MINUTEN
Hinter dem Bahnhof von Gittelde im
Harzvorland, da wo man sich kaum
je durch Zufall hinverirrt, hat eine
besondere unternehmerische Perle
Südniedersachsens ihren Sitz: die
Alfred Galke GmbH. Dem Endverbraucher
ist Galke kein Begriff, dafür stolpern unzählige
Unternehmen, Apotheken und selbst Forschungseinrichtungen,
national wie international, früher oder später
über diesen Namen – wenn sie für die verschiedensten
Verwendungszwecke Kräuter benötigen. Denn das über
100-jährige Familienunternehmen ist in Europa der
Kräuterhändler mit dem größten Sortiment, der nicht
nur aus aller Welt seine pflanzlichen Rohstoffe bezieht,
sondern sie auch in alle Welt exportiert – die Exportquote
liegt bei 45 Prozent.
Von außen sieht das Betriebsgelände unscheinbar aus,
niedrige Gebäude, dahinter eine Halle, hinter der aber
noch eine und noch eine folgt. Dass hier allerdings etwas
anders ist als in gewöhnlichen Betriebsstätten, merkt
man sofort beim Betreten, denn statt nach Metall- und
Öl gerüchen oder Büroatmosphäre mit sterilen Fluren
duftet es wie in einem Teeladen: nach Fenchel, Zitrus
oder Pfefferminz und nach Pflanzen, die man überhaupt
nicht zuordnen kann. Ein Fest für die Nase.
1.600 VERSCHIEDENE SORTEN hat man bei Galke vorrätig
– 600 in Bio-, 1.000 in konventioneller Qualität,
vorwiegend Kräuter, aber auch Gewürze. „Wir versuchen,
alles da zu haben, was es gibt, auch die seltenen Kräuter“,
erklärt Hartmut Galke, Geschäftsführer des Traditionsbetriebs
in dritter Generation. Die Besonderheit des
Kräutergeschäfts ist, dass man nur einmal die Chance
hat, die Waren zu kaufen – nach der Ernte. Insofern
kommt dem Lager eine überragende Bedeutung zu, denn
der Bedarf eines Jahres muss vorrätig sein. 27.000 Quadratmeter
ist es groß, teilweise ist die Ware mehrere
Meter hoch gestapelt, alphabetisch sortiert.
Deswegen wird ein Besuch bei Galke schnell zu einer
kleinen Wandertour, will man die ganzen Lager in Augenschein
nehmen. Deswegen flitzen auch die Mit arbeiter der
Kommissionierung mit Tretrollern durch die Hallen, um
die Distanzen zu überbrücken, wenn etwa eine neue Bestellung
an Birkenblättern versandfertig gemacht werden
muss. Galke ist kein Massenversender, sondern hat sich
auf eher kleinere Tranchen spezialisiert, selbst kleinste
Mengen ab 100 Gramm sind bestellbar.
So breit wie das Sortiment an Gewürzen, Arzneikräutern,
Tees oder Färbemitteln, an Harzen und Aromen ist,
so breit ist auch die Kundenlandschaft: Lebensmittelund
Futtermittelhersteller, die daraus zum Beispiel Gesundheitstees
– auch für Pferde – herstellen, die chemische
und pharmazeutische Industrie, aber auch der kleine
Einzelhandel wie die Apotheke, die noch ihre eigenen
Salben anmischt, oder der Tee- und Kräuterhandel sowie
Reformhäuser. Selbst Spirituosenhersteller greifen auf
die Kräuterauswahl zurück. Und ein besonders faszinierender
Abnehmer sind Zoos, die bestimmte Kräuter als
Futterzusatz für Flamingos benötigen, damit diese ihre
rosa Farbe behalten.
Und so finden sich Galke-Rohstoffe wie Seifenkraut in
Spülmitteln, Rote Beete als Färbemittel in Bio-Kreide,
und in Gesundheitstees landen Löwenzahn und Brennnesseln,
die niemand im Garten haben will, man in Gittelde
aber in großen Mengen benötigt.
DIE ANFÄNGE DES UNTERNEHMENS gehen auf Alfred
Galke zurück, der 1920 in Schlesien einen Kräuterhandel
gründete und vor dem Zweiten Weltkrieg bereits
ganz Westeuropa mit Früchtetees beliefert hatte. Doch
mit dem Kriegs ende kam die Flucht und der Verlust der
alten Produk tionsstätte. Galke landete in der Nähe von
Hannover und schaute sich dort gleich nach Möglichkeiten
um, den Handel neu aufzubauen. Fündig wurde er in
Gittelde, wo ein ehemaliger holzverarbeitender Betrieb,
der über den nötigen Gleisanschluss verfügte, zum Verkauf
stand. Das und die Nähe zum Harz und damit zu
den dortigen Kräutersammlern und pflanzlichen Rohstoffen
gaben den Ausschlag, im Norden zu bleiben. „Das ist
untypisch für unsere Branche“, erklärt Sophie Galke,
Hartmuts Tochter und vierte Generation, die das Unternehmen
in die Zukunft führen soll. Seit fünf Jahren unterstützt
sie ihren Vater bereits als Prokuristin, kümmert
sich um Personalangelegen heiten, Betriebsorganisation
und Umstrukturierungen. „Unsere Konkurrenten sitzen
entweder an den Überseehäfen in Hamburg und Bremen
oder in Süddeutschland, wo viele Kräuter angebaut werden.“
Interessanterweise ist der Kräuterhandel in Europa
in deutscher Hand. „Wir kennen uns alle untereinander,
jeder hat so seine Spezialisierung gefunden, und wir
helfen uns auch gegenseitig mal aus, wenn dem Kollegen
ein Rohstoff fehlt.“
Sophies Urgroßvater machte noch persönlich seine
Runden im Harz und kaufte die kleinen Tranchen auf,
die Kräutersammler auf ihren Dachböden getrocknet
hatten. Einer der wichtigen Spezialartikel damals war der
Fingerhut, der in Herzpräparaten verwendet wurde.
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Traditionsbewusst Mit Prokuristin Sophie Galke ist die vierte Familiengeneration in das Unternehmen eingetreten.
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Bunte Vielfalt Rund 1.600 verschiedene Pflanzenprodukte hat Galke im Portfolio. Sie kommen aus rund 80 Ländern weltweit und reichen von
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Abelmoschussamen über Chilis (Foto) bis zu gemahlenen Zwiebeln.
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Handarbeit und Siebenmeilenstiefel Die zahlreichen Produkte können bei Galke jeweils schon in kleinsten Mengen ab 100 Gramm
bestellt werden – für den Versand werden diese aus dem weitläufigen Lagerbereich geholt und von Hand verpackt.
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FOTOS: GALKE
Auf dem Weg Hartmut Galke leitet das Unternehmen seit 1999 und hat das
Sortiment stark erweitert. Im Betrieb bewegt der 59-Jährige sich, wie auch die
Mitarbeiter, gern auf dem Tretroller durch die langen Hallen.
Ihr Großvater wiederum begann mit dem Aufbau des
Bio-Sortiments. Der große Entwicklungssprung des Unternehmens
kam dann 1993, als ihr Vater, Hartmut Galke
entschied, den Betrieb zu übernehmen: „Wir haben damals
stark investiert, um die Kapazitäten zu vergrößern,
die Abläufe zu modernisieren und mit den vielen gesetzlichen
Anforderungen Schritt zu halten“, erzählt der
heute 59-Jährige. So wuchs der Kräuterhandel von 20
Mitarbeitern auf heute rund 100, von denen alleine 40
im Büro sitzen, denn sowohl der Dokumentationsaufwand
als auch der Waren einkauf seien „unheimlich aufwendig“.
DIE BESCHAFFUNG DER WAREN IST EINE WELT für
sich. „Wir versuchen, zu den Ursprüngen zu gehen und
die Kräuter dort einzukaufen, wo sie ursprünglich herstammen“,
erklärt Sophie Galke. So kommt die Kamille
unter anderem aus Ägypten, der Rotbusch-Tee aus Südafrika
oder die Mate aus Brasilien. „Allerdings rufe ich
nicht einfach an und bestelle eine Tonne. Vielmehr ist es
ein langer Kommunikationsprozess.“ Der reicht teils
vom einzelnen Anbaubetrieb bis zu Großhändlern und
Exporteuren und Logistikunternehmen, andere Uhrzeiten
und Mentalitäten rund um den Globus machen es
nicht einfacher. Geht es um neue Quellen für die Sortimentserweiterung,
wird mitunter auch versucht, Konsulate
einzuschalten, um Anbaubetriebe in anderen Ländern
zu finden.
Viele der Lieferanten, beispielsweise in Osteuropa,
sind jedoch Familienbetriebe, zu denen bereits jahrzehntelange
Geschäftsbeziehungen bestehen. Eine große Bedeutung
spielen dabei Wildsammlungen, aus denen etwa
die Hälfte des Sortiments stammt. „Nehmen Sie die
Enzianwurzel“, sagt die Prokuristin, „da hat die wild gesammelte
eine bessere Qualität, weil sie einen höheren
Anteil an hochwertigen Inhaltsstoffen hat.“ Und es ist in
der Praxis wirklich noch so, wie man sich das aus den
Märchen der Kinderzeit vorstellt: Da geht das alte Kräutermütterchen
in den Wald und sammelt mit großer, über
Generationen weitergegebener Erfahrung die seltenen
Kräuter.
„AUF KRETA SAMMELT ZUM BEISPIEL ein alter Mann,
der ist inzwischen über 80 ist, für uns Engelsüßwurzel in
den Bergen“, erzählt Sophie Galke über einen der Kontakte.
„Der hat uns aber vor einiger Zeit schon gesagt,
dass er altersbedingt nicht mehr als 30 Kilo im Jahr
schafft.“ Genau das sei eine der großen Herausforderungen
in der Branche, die von genau diesem tradierten Erfahrungswissen
so ungeheuer abhängig ist: Diese Sammler
sterben aus, die jungen Leute auf Kreta gehen lieber
in den Tourismus. „Für uns heißt das, dass Raritäten
und Spezialitäten verschwinden, wenn wir keine alternativen
Quellen auftun.“ Deswegen sucht das Traditionsunternehmen
immer wieder nach neuen Lieferanten oder
experimentiert gemeinsam mit Partnern auch mit dem
gezielten Anbau von solchen Kräutern.
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UND NOCH EINE ENTWICKLUNG MACHT der Branche
das Leben schwer: Grenzwerte, die in Deutschland zu
den strengsten der Welt gehören. Deswegen muss auch
jede Charge von unabhängigen Labors getestet werden.
In der Wareneingangshalle gibt es daher zwei abgetrennte
Bereiche: links der Quarantänebereich neu eingegangener
Ware, die sich zurzeit in der Testung befindet, und
rechts der Ausschussbereich der Ware, die im Test durchgefallen
ist. Fällt ein Test negativ aus, ist die ganze Charge
vom Ausschuss betroffen.
„Es gibt so viele Kontaminanten, auf die man prüfen
kann oder muss, und es werden immer mehr“, sagt
Sophie Galke. Darunter die Klassiker mikrobielle Belastung
und die Belastung mit Schwermetallen. Die allerdings
sind heute nicht mehr so bedeutend, wichtiger sind
dafür Glyphosat und Pyrrolizidinalkaloide (PA) geworden,
für die seit ein paar Jahren überhaupt erst Vorgaben
existieren. Bei PAs handelt es sich um Inhaltsstoffe von
Pflanzen, die der Fressfeindabwehr dienen und die beim
Menschen bereits in geringen Mengen zum Beispiel
Leberschäden verursachen können. „Wenn auch nur ein
PA-haltiger Huflattich in einem Brennnesselfeld steht
und mitgeerntet wird, dann wird dadurch die ganze
Charge nicht mehr verkehrsfähig. Das sind extreme Vorgaben,
wie ein Tropfen in einem Swimmingpool.“ Für
die Lieferanten werden die deutschen Ansprüche zunehmend
zu einem Problem, da es den Aufwand und die
Kosten enorm in die Höhe treibt.
Die Ansprüche an Qualität sind jedoch auch ein großer
Treiber für die Mechanisierung der Produktion bei
Galke. Beispielsweise werden zwei CO 2-Hochdruckcontainer
eingesetzt, um prophylaktisch gegen eventuell
vorhandene Schädlinge oder akuten Schädlingsbefall
vorzugehen: Die Ware wird dabei für bis zu acht Stunden
bei bis zu 20 Bar behandelt, was Larven und Käfer
abtötet. Neu ist eine mikrobiologische Dampfanlage, in
der mittels kurzer Dampferhitzung und anschließender
Vakuumtrocknung eine mikrobiologische Kontaminierung
beseitigt werden kann.
ES TUT SICH EINIGES BEI GALKE – in der Modernisierung
sowohl der Abläufe, neuer Software und neuer Maschinen,
um die Produktion zu erweitern, als auch neuer
Geschäftsfelder und einer differenzierten internen Organisation.
So ist der Onlinehandel dazugekommen, und
bald soll auch eine erste Serie von Gesundheitstees unter
eigenem Namen in den Handel gebracht werden –
letzteres ist das persönliche Projekt von Sophie Galke,
die unmittelbar nach ihrem BWL-Studium fest in den
Familienbetrieb eingestiegen ist. Schon früh habe sie im
Betrieb mitgeholfen, etwa in den Schul- und Semesterferien.
„Für mich stand eigentlich schon immer fest, dass
ich das Unternehmen irgendwann auch übernehmen
werde – und auch, unter welchen Voraussetzungen“, erzählt
Galke mit selbstbewusster Stimme. „Wir sprechen
über sehr viele Dinge, diskutieren alles aus, und mein Vater
lässt mir den Raum für eigene Ideen.“
Alfred Galke senior
HISTORISCHE ENTWICKLUNG
1920 Gründung einer Teetrocknerei und -großhandlung durch
Alfred Galke senior (Foto) in Bad Warmbrunn, Schlesien.
1950 Nach der Vertreibung aus Schlesien glückt Alfred Galke
senior und seiner Frau Hedwig der Neuanfang in
Gittelde. Familien sammeln Heilpflanzen und liefern
sie gegen Entgelt bei Galke ab.
1963 Ab jetzt obliegt Alfred Galke junior und seiner Frau Erika
die Leitung des prosperierenden Unternehmens. Es
folgen Importe aus aller Herren Länder.
1968 – 1983 Beginnend im Westen Europas dehnt Galke die Exporte
im Laufe der Jahre auf ganz Europa aus. Erste Kontakte
nach Übersee entstehen.
1993 Hartmut Galke (Foto linke Seite) verstärkt das Unternehmen
und wird 1999 Mitglied der Geschäftsführung.
1994 – 1999 Die ohnehin schon beachtlichen Lagerkapazitäten
werden sukzessive erweitert.
2000 Die Exporte werden auf Japan und Südamerika ausgedehnt.
Es folgen der Bau neuer Produktionsflächen und
die Installation einer neuen Aufbereitungsanlage.
2002 – 2006 Durch einen Neubau ergänzt Galke die Versandflächen,
optimiert so die logistischen Abläufe und kann flexibler
reagieren. Mit der Zeit werden neue Produktionsanlagen
für Sieb- und Mischtechnik installiert, der Konfektionierungsbereich
modernisiert und der Logistikbereich sowie
das Fertigwarenlager neu gebaut.
2007-2015 Das wachsende Sortiment – mit inzwischen über 1.600
verschiedenen Produkten – verlangt weiter nach neuen
Kapazitäten. Drei zusätzliche Lagerhallen werden gebaut.
2017 Mit Sophie Galke führt nunmehr die vierte Generation
das Familienunternehmen.
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Hoch gestapelt Auf 27.000 Quadratmetern lagert alphabetisch sortiert der Vorrat für ein komplettes Geschäftsjahr, das mit der Ernte beginnt.
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Organisch gewachsen Die ältesten Bereiche am Gittelder Bahnhof stammen noch aus dem Jahr 1936 von dem alten holzverarbeitenden
Betrieb, den Alfred Galke nach dem Zweiten Weltkrieg kaufte – die neuesten Hallen sind erst wenige Jahre alt.
Dieser hatte in Sachen Unternehmensnachfolge auch ein
exzellentes Vorbild, da bereits sein Vater den Übergang
mit dem Spielraum für eigene Ansätze und über einen
langen Zeitraum begleitet hatte. Und so will Hartmut
Galke es ebenfalls handhaben: „Wir sind nicht immer
einer Meinung, aber das ist auch gut so. Sophie hat andere
Ideen, die sie umsetzen können muss. Und für mich
ist das langfristige Ziel, mich stärker aus dem operativen
Geschäft zurückzuziehen.“
AUCH IN SACHEN NACHFOLGE ist die Familie somit
gut aufgestellt – denkt in langen Zeiträumen. Und vielleicht
ist das ihr Erfolgsrezept? Denn trotz vieler Märchen
und Mythen, die sich um Kräuter und Gewürze
ranken, vertraut man in Gittelde auch nach 100 Jahren
noch immer auf das von Generation zu Generation
überlieferte Spezialwissen und auf die eigenen, über Jahre
hinweg angehäuften Erfahrungen von Familienmitgliedern
und langjährigen Mitarbeitern. Selbst der Großvater
steht dem Unternehmen noch heute mit seiner Expertise
zur Seite. „In unserer Branche ist das kurios. Ich
kenne unsere Wettbewerber gut, und die arbeiten alle
länger – vielleicht auch, weil die Materie so viel Spaß
macht “, erzählt Hartmut Galke glücklich. Und davon
profitieren alle – denn selbst er, nach 30 Jahren Kräuterhandel,
lerne noch immer Neues dazu. ƒ
Zum Unternehmen
Der europäische Kräuterhandel wird von wenigen großen
Unternehmen dominiert, die alle in Deutschland sitzen –
hauptsächlich in Süddeutschland, aber auch in den
Überseehäfen. Mittendrin hingegen sitzt im Harzvorland
die Alfred Galke GmbH. Das Unternehmen hat sich auf
Vielfalt spezialisiert – ungemein viel von dem, was an
(Heil-)Kräutern weltweit verwendet wird, hat Galke im
Sortiment. Das sind 1.600 verschiedene Pflanzen, 600
davon in Bio-Qualität. Ein weltweites Netz an Lieferanten
sowie an Kunden macht Galke absolut international.
Beliefert werden bislang nur andere Unternehmen,
seien es Drogerien, der Einzelhandel, Apotheken oder
Futter mittelhersteller. Bald jedoch soll eine eigene
Produktlinie mit Gesundheitstees erscheinen.
Galke ist ein traditionelles Familienunternehmen, das
von Hartmut Galke – in dritter Generation und seit 1993
in der Geschäftsführung – stark vorangebracht wurde und
heute rund 100 Mitarbeiter hat. Die Übergabe an die
vierte Generation läuft derzeit, Tochter Sophie Galke ist
seit 2016 im Betrieb.
www.galke.com
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Carsten Domröse und Helge Grupe mit E-Bike und Bio-Bike
Helge Grupe mit dem XBus (Koffermodul) von ElectricBrands
Die Vielfalt der vollelektrischen Evetta
Vom Autohaus zum Mobilitätsdienstleister
Das Autohaus Rolf, exklusiver Citroën-Vertragspartner in Göttingen, beschreitet neue Wege:
Der Vertrieb von elektrischen Leichtfahrzeugen sowie von Fahrrädern macht aus dem
Unternehmen einen breit aufgestellten Mobilitätsdienstleister.
Als Helge Grupe 2017 die Geschäftsführung
der Friedrich Rolf GmbH – seit
der Gründung 1978 exklusiver Citroën
Händler in Göttingen – übernahm, zeichneten
sich bereits Veränderungen in der Autobranche
ab. „Mir war bewusst, dass die alleinige
Ausrichtung auf eine Automarke für die Zukunft
nicht mehr ausreichen wird“, so Grupe.
„Wir sind weiterhin aktiv und mit Herzblut der
Marke Citroën verbunden, deswegen haben
wir unser Sortiment nicht einfach um eine
andere Marke erweitert, die im selben Segment
produziert.“
Es kamen zwei Geschäftsbereiche hinzu.
2018 wurde das deutsche Start-up Electric
Brands bei Grupe vorstellig – das Unternehmen
suchte für seine geplanten elektrischen
Leichtfahrzeuge einen Vertriebs- und Servicepartner
in der Region. Der XBus basiert auf
einer einheitlichen Plattform, bei der verschiedene,
einfach austauschbare Module aufgesetzt
werden können. So kann zum Beispiel
leicht aus einem Transporter ein Campingmobil
für das Wochenende werden.
„Das Konzept hat uns sofort massiv überzeugt“,
sagt Helge Grupe. „Dieses modulare
System vom XBus ist absolut einzigartig
und eine Alternative zum typischen Pkw und
Nutzfahrzeug, ob für Privatkunden oder gewerbliche
und kommunale Unternehmen.“
Inzwischen hat die ElectricBrands AG ihre
Produktpalette um die Evetta, den vollelektrischen
Zweisitzer für die Stadt, erweitert. Sowohl
die Evetta als auch der XBus gehen 2023
in Produktion und können bereits im Autohaus
Rolf vorbestellt werden.
DER ZWEITE GESCHÄFTSBEREICH dreht
sich rund um das Rad. „In einer fahrradaffinen
Stadt wie Göttingen, in Verbindung mit der eigenen
Begeisterung für Zweiräder, schien es
uns nur konsequent, diesen Geschäftszweig
mit aufzunehmen“, sagt Carsten Domröse,
Mitinhaber und Partner von Helge Grupe. Seit
Mitte 2022 wurde mit den Marken Husqvarna,
R Raymon und Manufaktur 83 ein Sortiment
geschaffen, das von E-Bikes über traditionelle
Räder bis zu Gravelbikes reicht. Demnächst
werden noch Lasten- und Klappräder hinzukommen.
„Aus Gesprächen mit Kunden,
Freunden und Bekannten weiß ich, dass die
Ergonomie am Rad für die meisten Radler
nicht passt, daher bieten wir als Partner der
Ergonomie-Spezialisten von SQLab auch eine
vollumfängliche Beratung und Umsetzung“,
so Domröse. Da Mitarbeiterbindung dieser
Tage immer wichtiger wird, kann die Friedrich
Rolf GmbH auch alle gängigen Radleasingfirmen
für Arbeitnehmer abwickeln.
KONTAKT
Friedrich Rolf GmbH
Anna-Vandenhoeck-Ring 2
37081 Göttingen
Tel. 0551 998 77 0
info@autohaus-rolf.de
www.autohaus-rolf.de
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Göttingen wird Autostadt
Der Maschinenbauer Akcurate hat einen Coup gelandet: In Rosdorf werden künftig Elektrofahrzeuge
– wie die ,Knutschkugel‘ mit Kultpotenzial Evetta (Foto) oder der wandelbare XBus – gefertigt und die
Produktionsanlagen dafür weltweit geliefert.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
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Neues Standbein
Das Kerngeschäft von Akcurate, der Firma von
Andreas Kirsch, ist hochgenaues 3D-Messen und Fräsen.
Doch ab nächstem Jahr soll hier ganz nebenbei auch noch
die neue Evetta ,vom Band rollen‘.
LESEZEIT: 7 MINUTEN
Die ,Knutschkugel‘ ist zurück –
diesmal made in Rosdorf. Der
kultige Erfolgswagen der Fünfziger-
und Sechzigerjahre, einst
unter dem Namen Isetta bekannt,
feiert seine formgetreue
Wiedergeburt – in moderner
Elektro- Variante. Die Prototypen
stehen und fahren bereits, gebaut vom Maschinenbauunternehmen
Akcurate, die eigentlichen Serien
sollen zeitnah folgen. Praktisch ganz nebenbei wollen
die Rosdorfer damit auch in ihrer Produktion neue Standards
setzen.
HOCHGENAUES 3D-MESSEN UND FRÄSEN sind das
Geschäft von Akcurate, der Firma von Andreas Kirsch.
Die in Auftrag gegebenen Anlagen für die sechsachsige
räumliche Vermessung von Bauteilen und die zugehörige
Software werden hier komplett selbst entwickelt, konstruiert,
in Betrieb genommen und beim Kunden eingerichtet.
In diese Technik und Software sind mittlerweile
zehn Jahre geflossen. „Und die Arbeit hört nie auf“, sagt
Kirsch. „Es lässt sich immer weiter optimieren.“
Angefangen hat die Verbindung zum Auto mit dem Fräsen
von Rohren für die Karosserie: Vermessung des Bauteils,
Fräsen, im 20-Sekunden-Takt. Die Technik selbst
stammt ursprünglich aus der Anwendung in Dentalfräsmaschinen,
die bereits über Kirschs zweite Firma CIMT
produziert wurden – das Prinzip ließ sich problemlos
übertragen. Darüber hinaus werden in Rosdorf Scheinwerfer,
Windschutzscheiben und Sonnen dächer vermessen
und gegebenenfalls mit einer Fräs maschine kombiniert.
DANN KAM DIE PANDEMIE UND DAMIT ZEIT zum
Nachdenken und Tüfteln. „Wir haben überlegt, wie wir
unsere unterschiedlichen Maschinen vom Messen bis
zum Fräsen kombinieren können, sodass wir eine perfekte
Anlagentechnik für die moderne Produktion von
Autoteilen erhalten“, erzählt Andreas Kirsch. „Sprich:
mit weniger Platzbedarf und weniger Kosten eine bessere
Qualität erreichen.“ Denn die Entwicklung in der
Automobilindustrie, insbesondere im Premiumsegment,
geht zu immer mehr Präzision und damit immer geringeren
Spaltmaßen. Entstanden ist aus dem Nachdenken
ein Kombisystem, das gleich mehrere Produktionsschritte
in sich vereint.
Für einen deutschen Scheinwerferhersteller, der unter
anderem Sportwagen produziert, wurde eine solche Anlage
gebaut – die bislang einzigartig ist. Sie vermisst den
Scheinwerfer dreidimensional, berechnet, wie das Bauteil
im Gehäuse optimal platziert werden muss, damit es
perfekt sitzt, und fräst dann an den exakt berechneten
Stellen die Anschraubpunkte an die bestmögliche Position.
Anschließend dreht ein selbst entwickelter Schrauber
mit derselben Maschine die Schrauben auf eine exakte,
ebenfalls berechnete Höhe in das Gewinde, damit letztendlich
alles zehntelmillimeter genau zusammenpasst.
DIE TOLERANZEN, DIE DABEI wiederholgenau erreicht
werden müssen, sind mittlerweile so klein, dass sie der
Dicke von zwei europäischen Standardhaaren entsprechen
– das sind eineinhalb Blatt Papier. „In einem normalen
Produktionsprozess lässt sich diese Präzision
nicht erreichen, denn bisher brauchte man für diese Arbeitsschritte
vier separate Maschinen, die jeweils nicht
voneinander wissen, wo genau sie am Objekt sind“, so
der geschäftsführende Gesellschafter. „Dadurch entstehen
Abweichungen, denn kein Schweinwerfer gleicht
exakt dem nächsten.“ Auch, wenn es vielleicht banal
klingt, der Aufwand im Autobereich ist enorm: Allein,
um einen Scheinwerfer messbar zu machen, wurde gemeinsam
mit einem Hersteller drei Jahre lang an der Lösung
gearbeitet, 70 Mannjahre stecken in der dazugehörigen
Messsoftware.
In die Zeit dieser Anlagenentwicklung fiel auch der
zufällig entstandene Kontakt zum Itzehoer Start-up
ElectricBrands, der Firma, die das Konzept für den elektrischen
Leichtwagen entwickelt hat, der unter dem Namen
Evetta ab 2023 auf den Straßen unterwegs sein soll
und bei knapp unter 20.000 Euro Stückpreis beginnen
wird. „Daraus ist eine Chance entstanden, die man wohl
nur einmal im Leben erhält“, sagt Andreas Kirsch. Der
Ingenieur meint damit nicht nur die Geschäftsperspektiven,
sondern die Chance, einen über hundert Jahre etablierten
Produktionsprozess in der Branche grundsätzlich
zu verändern.
DIE EVETTA BEFAND SICH NOCH in der Prototypenphase:
Die finalen Entwicklungsschritte waren noch
nicht abgeschlossen, die Produktionsabläufe noch nicht
industrialisiert und auf Serie ausgelegt. Es gab noch keine
Fertigung, die Qualitätsabnahme war noch nicht
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Wandelbar Neben der ,Knutschkugel‘ wird Akcurate auch ein multimodales flexibles Bussystem, den XBus, produzieren, der sich sowohl in
einen Camper für den Urlaub als auch in einen Kipp laster für Schüttgut verwandeln lässt.
definiert. „Wir hatten uns zu einem Zeitpunkt getroffen,
an dem man noch alles anpassen konnte“, erzählt Kirsch.
„Wir haben dann gesagt, dass wir mit weniger Platzbedarf,
weniger Spezialisten und insgesamt weniger Personal
ein Fahrzeug bauen können, das präziser gefertigt ist
als bisherige andere Modelle.“
Was ihm vorschwebt, ist die Umkehrung des industriellen
Produktionsprozesses beim Auto. Statt die Entwicklungs-
und Arbeitsschritte an und in die gegebenen
Produktionsmöglichkeiten an- und einzupassen, wird
sich bei der Evetta die Produktionsorganisation nach
den Möglichkeiten der Technik richten. „Mit unserer
Technologie kann man natürlich auch zu Volkswagen
oder Daimler gehen, aber die müssten ihre komplette
Fahrzeugentwicklung umstellen“, sagt Kirsch. Das Auto
müsste einfacher entwickelt werden – vom Einzelbauteil
bis zur Baugruppe, Konstruktion und Abnahme,
der ganze Prozess ändert sich. „Das ist in einem etablierten
großen Unternehmen einfach nicht möglich.“
ANDREAS KIRSCH KENNT SICH in der Branche aus.
Das Maschinenbaustudium begann er in seiner Heimat
im Schwarzwald, doch er reiste viel durch die Welt, studierte
unter anderem in Großbritannien und schrieb seine
Diplomarbeit in Mexiko, schon damals mit Bezug
zum Auto. Er arbeitete dann rund zehn Jahre bei Volkswagen,
zuerst in Mexiko, später in Emden, und war für
den Aufbau und die Entwicklung von neuen Abteilungen
und Prozessorganisationen zuständig – vom Prototypenbau
bis zum Abteilungsaufbau und zur Arbeit in
der Fertigungsleitung.
„Ich habe bei VW dann aufgehört, weil ich noch einmal
etwas anderes, eigenes machen wollte, bevor ich zu
alt dafür bin“, sagt Kirsch. Der Neustart mit Akcurate,
die er 2008 gründete, war ein Sprung ins kalte Wasser
und so etwas wie eine Rückkehr zu den Wurzeln im Maschinenbau
und in der Werkzeugmechanik, die er davor
gelernt hatte. „Ich wusste nicht, was kommt. Aber: no
risk, no fun.“ Die erste Maschine hatte er dann für einen
mexikanischen Autozulieferer gebaut. „Das war eine
voll automatisierte Glasdachbiegemaschine für Schiebedächer,
die wir auch heute noch fertigen.“
ANGEFANGEN HAT KIRSCH als Einmannbetrieb, entwickelte
unter der Woche seine Maschinen und erledigte
am Wochenende die Buchhaltung. 2010 gründete er
dann bereits die Kirschmechanik, die sich auf Metallverarbeitung
konzentriert, und 2018 kam die CIMT
dazu, in der besagte Dentalfräsmaschinen produziert
werden. Alle drei Firmen sitzen in Rosdorf und teilen
sich die Produktionsanlagen. Rund 60 Mitarbeiter beschäftigt
Kirsch derzeit, doch der Neubau, der 2021 bezogen
wurde, bietet Platz für mindestens die doppelte
Mannschaft.
Der wird auch gebraucht, wenn es erst einmal mit der
Produktion der Evetta losgeht. Drei Modelle sind zu
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Prüfung
mit Mehrwert
Erfolgreich.
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Im Rahmen unserer umfassenden Mandatsbetreuung
führen wir qualifizierte
gesetzliche und freiwillige Jahres- und
Konzernabschlussprüfungen, Jahresabschlussprüfungen
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und Prüfungen nach § 53 HGrG
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Prüfer, sondern geben Ihnen Hinweise und
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Prüfung nach § 53 HGrG)
Due Diligence-Prüfungen im Rahmen
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Beginn geplant: die Prima als geschlossenes Fahrzeug und
Open Air als Cabrio erinnern in ihrem gerundeten Stil
sehr stark an die BMW Isetta – und natürlich wird auch
hier zum Einsteigen die Vorderseite des Wagens aufgeklappt.
Cargo hingegen wird ein Minibus. Hinzu kommt
noch der XBus, eine separate Marke von Electric Brands,
die ein multimodales flexibles Bussystem darstellt – vom
Camper für den Urlaub bis zum Kipp laster für das
Schüttgut lässt sich solch ein Wagen schnell umbauen.
DIE FERTIGUNG FÜR KLEINSERIEN und Prototypen
wird in Rosdorf geschehen. Doch das Besondere an der
Evetta-Produktion wird sein, dass es Fertigungen auf der
ganzen Welt geben wird. ElectricBrands steht derzeit in
Verhandlungen mit einem Dutzend Lizenzfertigern, die
unter anderem aus Mexiko, Südkorea, Australien und
sogar Nepal kommen. Der erste Gedanke, der einem
gerade bei Nepal und anderen Ländern ohne Autoproduktionskultur
kommt, ist: Wie lässt sich da die hohe
Qualität gewährleisten, wenn Akcurate die Hightech-
Fertigungs verfahren definiert? „Das ist zunächst einmal
eine Herausforderung, weil unsere Technologie sehr
komplex und anspruchsvoll ist“, sagt Kirsch. Aber dadurch,
dass die Produktion und die Präzision sehr stark
mit der Software geregelt werden, lasse sich deutlich einfacher
damit arbeiten.
„Das Potenzial, das wir mit unserer Anlagentechnik sehen,
wird bahnbrechend sein“, sagt der Unternehmer
überzeugt. „Wir wollen es hinbekommen, dass auch in
Ländern, die keine Hightech-Standorte sind, produziert
werden kann.“ Auch auf andere Branchen abseits der
Autoindustrie will der Ingenieur das Prinzip übertragen.
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Trotz der aktuellen Erfolgswelle und des rasanten Unternehmenswachstums
– Andreas Kirsch ist bei seinen
Wurzeln geblieben. „Ich konstruiere auch noch viel mit,
zur normalen Arbeitszeit findet man mich eigentlich nie
im Büro“, sagt er. Und in der Zusammenarbeit mit ElectricBrands
freut er sich auf eines besonders: Akcurate
liefert die Fertigungsmaschinen und installiert sie bei
den Lizenzfertigern. „Ich werde und will auch selbst
unterwegs sein, um das zu erledigen. Die Lust auf den
internationalen Austausch habe ich nicht verloren, im
Gegenteil.“ ƒ
Zum Unternehmen
Akcurate wurde 2008 von Ingenieur
Andreas Kirsch als Messtechnik- und
Maschinenbau unternehmen gegründet, der
Fokus liegt vornehmlich auf der Automobilindustrie,
in der Kirsch viele Jahre tätig war. Für diese
werden unter anderem Maschinen zur schnellen
Vermessung mit kombiniertem Fräsen gebaut,
die etwa bei der Scheinwerferinstallation eine
Rolle spielen. Aus dem Erfolg der hauseigenen
Mess- und Fräsqualität heraus gründete
Andreas Kirsch noch zwei weitere Unternehmen:
2010 die Kirschmechanik, die sich auf
Metallverarbeitung konzentriert, und 2018 die
CIMT, in der Dentalfräsmaschinen produziert
werden. Alle drei Firmen sitzen in Rosdorf und
beschäftigen zusammen rund 60 Mitarbeiter.
akcurate.de
DIE LETZTEN MONATE HABEN UNSERE
ARBEITSWEISE MASSIV VERÄNDERT.
Viele haben die Erfahrung gemacht, wie es ist, an
anderen Orten zu arbeiten. Ob nun konzentriertes
und kreatives Arbeiten oder Video Calls, Team-
Meetings, sogar die Pause – alles fand im selben
Raum statt.
Nun stehen viele Wissensarbeiter vor der
Wahl: „Arbeite ich lieber vom Homeoffice aus?
Oder raus ins Grüne mit meinem sympathischen
E-Auto? Wo habe ich mehr Ruhe? Wo den besseren
Austausch? Wo kann ich kreativer sein? Stört
es, wenn ich nebenbei die Waschmaschine laufen
lassen?
Entstanden ist dadurch ein neues Gefühl
für die eigene Arbeitsweise. Hier werden
immer weniger Kompromisse gemacht. Und
das ist gut so. Gut für ein freieres, angenehmeres
Arbeiten und gut für die Effektivität. Die wird
nämlich mit Wohlgefühl und freier Arbeitsortwahl
besser. Nachweislich.
DAS NEUE
ARBEITS-
GEFÜHL
Die Arbeitswelt
steht Kopt!
Dadurch verändert sich auch die Arbeitslandschaft
in den Unternehmen. In den
Büros selbst wird es wohnlicher, farbenfoher, gesünder,
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46 3 |2022
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Eine Frage
der Einstellung
VisiCon in Rittmarshausen ist einer der Weltmarktführer in der automatischen Einstellung
von Scheinwerfern und Fahrwerken. Den Grundstein für den Erfolg hat Wolfgang Brunk mit seiner
Leidenschaft fürs Basteln gelegt. Nun übergibt er sein Unternehmen an die nächste Generation.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
3 |2022 47
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» Ich habe den Robotern
das Sehen beigebracht. «
B
LESEZEIT: 7 MINUTEN
eim Gang durch die große Produktionshalle
in Rittmarshausen
erinnert so einiges an die klassische
Kfz-Werkstatt – hier wird noch viel
von Hand gearbeitet, mit Hebebühne,
Fahrgestell und Ersatzteillager,
hin und wieder ertönt vertrautes
Motorengeheul. Und doch
ist VisiCon eines der Unternehmen,
die zeigen, dass Universitätsausgründungen im Bereich
der Messtechnik nicht nur vor 200 Jahren erfolgreich
waren, sondern es auch heute noch sind.
DEM ENDKUNDEN UND AUTOKÄUFER ist VisiCon
zwar kein Begriff, doch sichtbar wird das Wirken jedes
Mal, wenn etwa die Scheinwerfer eingeschaltet werden
oder sich die Reifen in die richtige Richtung bewegen –
denn inzwischen hat VisiCon schon für fast jeden Autohersteller
vollautomatische Einstellan lagen für Scheinwerfer
und Fahrwerke produziert. Diese werden in Rittmarshausen
konstruiert und hier vor Ort von Kunden in
deren mitgebrachten Fahrzeugen auf Herz und Nieren
geprüft, bevor sie schließlich zur weiteren Verarbeitung
in die ganze Welt geliefert werden. So manchen Erlkönig
und manche neue Serie haben die VisiCon-Mitarbeiter
dadurch schon früh zu Gesicht bekommen – inklusive
der standardmäßigen Geheimhaltungsvereinbarung. Denn
hier läuft alles präzise nach Plan.
Dabei ist Firmengründer Wolfgang Brunk mehr oder
weniger ungeplant in den Erfolg hineingerutscht. Noch
während seines Physik-Studiums in Göttingen entstand
der Kontakt zum schwedischen Unternehmen Selcom,
das in der optoelektronischen Messtechnik tätig war
und für das er schließlich die deutsche Tochter gründete
und leitete. Nachdem Selcom verkauft worden war,
machte sich Brunk mit der BSB Brunk Systemberatung
selbstständig. Als Freiberufler beriet er die Automobilindustrie
– unter anderem für Volkswagen, wo er an der
Entwicklung der Robotersteuerung beteiligt war. „Ich
habe den Robotern das Sehen beigebracht“, erzählt
Brunk nicht ohne Stolz.
DAS WIEDERUM BRACHTE IHN AUF DAS RADAR von
Daimler, deren Ziel es war, eine vollautomatische Endmontage
zu bauen, in der unter anderem die Scheinwerfer-
und Fahrwerkseinstellung vorgenommen wurde.
Die Scheinwerfer waren Brunks Aufgabe. „Vollautomatisch
hieß, dass hier kein Mensch mehr war, der das
Licht ein- und ausschalten konnte“, erklärt der Diplom-
Physiker und beschreibt die technische Herausforderung
dabei: „Wenn Abblendlicht, Fernlicht und Nebel scheinwerfer
alle gleichzeitig vorher angeschaltet wurden, sie
aber jeweils unabhängig voneinander eingestellt werden
müssen, hatte die Messtechnik ein Problem, denn die
konnte nicht zwischen den dreien unterscheiden.“
RUND EIN JAHR BASTELTE BRUNK an einer Lösung, die
er letztlich in der softwaregestützten Bildverarbeitung
fand. Das war Ende der 1980er-Jahre. „Ich hatte das
Ergebnis damals gar nicht so sehr als eigenes Produkt
gesehen, sondern vielmehr als einmalige Sonderlösung.“
Doch bereits sechs Wochen später rief Audi an. Sie hätten
das System bei Daimler gesehen – und wollten kaufen.
Drei Monate danach standen vier Ingenieure von
Ford in Brunks Werkstatt, die ebenfalls ihr Interesse an
seiner Errungenschaft bekundeten.
48 3 | 2022
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Runde Sache Die berührungslose Bestimmung der Fahrwerksgeometrie geschieht bei VisiCon mittels Laser und Stereofotogrammetrie.
3 |2022 49
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Auf dem Weg in die Zukunft Wolfgang Brunk ,übergibt‘ an die nächste Generation mit Ariane Brunk und Jan-Hendrik Keller (v.l.).
ES FOLGTE DIE EINLADUNG zum Ford-Werk in Köln,
in dem ein Vergleich aller damaligen Hersteller von
Scheinwerfereinstellanlangen stattfand. „Das Ergebnis
hat uns umgehauen“, erzählt Wolfgang Brunk heute
noch immer begeistert. Denn im Abschlussbericht stand:
Das System der 1990 gegründeten VisiCon sei „far superior
to all“ – allen anderen weit überlegen. Daher wollte
Ford weltweit alle seine Werke mit der VisiCon-Technik
ausrüsten. „Eigentlich war das unmöglich, denn wir waren
seinerzeit vier Leute in der neu gegründeten VisiCon.
Wir haben die Herausforderung aber trotzdem angenommen
und im Ford-Werk in Valencia angefangen. So
sind wir völlig ungeplant über Nacht der größte Hersteller
von Scheinwerfereinstell anlagen weltweit geworden.“
Nachdem sich die Firma mit dieser herausstechenden
Messtechnik schnell einen guten Ruf erworben hatte,
trugen Autohersteller einen neuen Wunsch an sie heran:
ein System zu entwickeln, mit dem Fahrwerke berührungslos
vermessen werden konnten. Auch dafür fand
Brunk eine Lösung. „Und dann kam der damalige Einkaufschef
von General Motors auf uns zu“, erzählt der
Geschäftsführer weiter. Der hatte erkannt, dass die
Kerntechnologie der Anlagen in der Sensorik und Software
liegt und nicht im maschinellen Drumherum.
„Dann hieß es auf einmal: Ihr macht nicht nur die Kerntechnik,
sondern liefert uns künftig die gesamte Anlage.“
Insofern ist VisiCon heute kein Zulieferer mehr, sondern
Anlagenbauer für die Fahrzeugproduktion. Wenngleich
der Schwerpunkt auf Fahrwerk und Scheinwerfern liegt,
entwickelt VisiCon auch Einstelltechnik für Fahrassistenzsysteme,
Abstandsradar und Head-up-Displays. „Letztlich
alles, was relativ zum Fahrzeug eingestellt werden
muss“, so Brunk. Je mehr Sensorik im Fahrzeug integriert
wird und je stärker die Anteile autonomen Fahrens
werden, desto mehr Sensorik wird benötigt – und
desto mehr muss eingestellt werden. Für VisiCon sind
das derzeit hervorragende Perspektiven.
INZWISCHEN SIND RUND 80 MITARBEITER in Rittmarshausen
beschäftigt, eine Serviceniederlassung mit
vier Mitarbeitern besteht noch in Schanghai, doch die
Anlagen – die zwischen 100.000 und 2,5 Millionen Euro
kosten – werden weltweit installiert. Jährlich fertigt
VisiCon nach den individuellen Vorgaben des jeweiligen
Kunden etwa 10 bis 15 Anlagen für Scheinwerfer und
Fahrassistenzsysteme und zwei für Fahrwerke – und das
mit großem zeitlichem Aufwand. Denn jede Anlage ist
im Prinzip ein Unikat, die Kalibrierung dabei eine Meisterleistung
in Präzision, die auf ein hundertstel Millimeter
genau sein muss. Im Regelfall werden für eine
normale Anlage etwa drei Monate Planung, drei Monate
Materialbeschaffung und drei Monate Bauzeit veranschlagt.
Ist die Anlage komplexer, dauert es auch mal bis
zu einem Jahr.
50 3 | 2022
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VISICON HAT DABEI DEN VORTEIL, dass sie von der
Konjunktur in der Automobilbranche, dem Umstieg auf
E-Mobilität und den gefertigten Stückzahlen relativ unabhängig
ist. „Dafür ist unsere Verantwortung sehr
hoch“, erklärt Wolfgang Brunk. „Sollte unsere Anlage
einmal stillstehen, verlässt kein Wagen mehr das Werk,
das sind Kosten bis zu 50.000 Euro pro Minute, die
dann entstehen.“ Daraus ergibt sich noch eine weitere
besondere Rahmenbedingung, die für die Mitarbeiter
meistens nicht so angenehm ist: „Wir können unsere Anlagen
nur dann in den Werken aufbauen, wenn dort
nicht gearbeitet wird. Das heißt, wir arbeiten dann,
wenn andere Urlaub machen, also an Weihnachten,
Silvester, Ostern.“
Doch Brunk hat an seiner Leidenschaft für das Problemlösen
noch ungebrochen Spaß. „Ich bin immer Bastler
und kein Firmenchef gewesen“, sagt der Senior. Deswegen
ist VisiCon auch nach wie vor noch sehr familiär
organisiert – mit flachen Hierarchien, die es zudem noch
nicht so lange gibt. Bis vor fünf Jahren gab es nicht einmal
Abteilungsleiter, doch das Wachstum hat eine
Umorganisation notwendig gemacht. „Das musste ich
zähneknirschend einsehen.“
DIESES JAHR WIRD WOLFGANG BRUNK 70, und sein
Partner Wieprecht Keller, mit dem er VisiCon aufgebaut
und lange zusammen geleitet hat, hat sich 2021 aus dem
Geschäft in den Ruhestand zurückgezogen, hilft aber gelegentlich
noch aus. So hat es auch Brunk vor, der sich
ebenfalls langsam aus der Geschäftsführung verabschiedet.
Er macht jetzt mehrheitlich nur noch das, was ihm
Spaß macht. Auch für sein Hobby, an Oldtimern rumzuschrauben,
hat er inzwischen wieder mehr Zeit.
Bei VisiCon hat indes ein sanfter Generationenwechsel
stattgefunden, die Kinder von Keller und Brunk haben
das Ruder übernommen. Ariane Brunk ist seit 2019
in der Geschäftsführung für den Vertrieb zuständig.
Kellers Sohn Jan-Hendrik, promovierter Ingenieur im
Kunststoffbereich, war 2018 in die Geschäftsführung
aufgenommen worden und hat von Wolfgang Brunk die
technische Leitung übernommen. Der dritte Geschäftsführer,
Sohn Andreas Brunk, trägt bereits seit 2013 als
Wirtschaftsingenieur die Verantwortung für Finanzen
und Personal.
Die neue Generation hat auf die eine oder andere Weise
eine enge Bindung an das Unternehmen. „Mir ist das
Ganze in die Wiege gelegt worden“, erzählt Jan-Hendrik
Keller. „Ich habe schon als Teenager meinem Vater über
die Schulter geschaut und auch früh eigene Software geschrieben.“
Der Bezug dazu ist ihm bis heute erhalten
geblieben und erleichtert das Verständnis für die eigenen
Entwickler. Doch ein kreativer Bastler wie Wolfgang
Brunk ist er nicht, wie er zugibt. „Unsere Abläufe werden
professioneller, deswegen sehe ich mich stärker in
der Rolle des Koordinators, der dafür sorgt, dass Entwicklungen
auch einmal fertig werden und in den Markt
52 3 | 2022
eingeführt werden können.“ Anders als im Einmannbetrieb
von früher ist die Koordinierung heute bedeutend
aufwendiger.
Genau andersherum war es für Ariane Brunk, die sich
lange gesagt hat, dass sie nie in der Firma arbeiten möchte.
„Doch mein Job in der Pharmaindustrie war maximal
frustrierend, weil er eintönig war und keine Herausforderungen
damit verbunden waren.“ Als sie nach der Elternzeit
vor der Frage stand, ob sie in ihren alten Beruf
zurückkehrt, brachte ein Gespräch mit Kellers Vater die
Option VisiCon ins Gespräch. „Ich hatte zu Jan-Hendriks
Vater immer ein sehr gutes Verhältnis, und er hat
mich letztlich davon überzeugt, es hier zu probieren.“
Bereut hat sie es nicht. „Ich habe mir zwar in der einen
oder anderen Situation schon gedacht: Worauf hast du
dich hier eingelassen? Aber mir persönlich hat es ganz
viel gebracht – man lernt etwas Neues, erweitert seinen
Horizont und steht jeden Tag vor abwechslungsreichen
Herausforderungen.“
UND WIE WIRD ES MIT VISICON WEITERGEHEN? „Angesichts
der kleinen Stückzahlen, die VisiCon fertigt,
sind wir im Vergleich zu den großen Anlagenbauern der
Branche wie Siemens oder Dürr eine Winzigstfirma“,
erzählt die Geschäftsführerin. „Aber wir sagen von uns,
dass wir die Innovativsten sind. Fast die Hälfte unserer
Mitarbeiter sind auch im Bereich Forschung und Entwicklung
tätig.“ Dieser Vorteil wird auch in Zukunft
jedes Mal zum Tragen kommen, wenn ein Autohersteller
mit einem neuen Problem auf sie zukommt. Dann
verschwindet ihr Vater wieder ,in seiner Bastelbude‘ –
und sucht gemeinsam mit den Konstrukteuren nach
Lösungen. ƒ
Zum Unternehmen
VisiCon in Rittmarshausen ist mit seinen gegenwärtig
80 Mitarbeitern ein Anlagenbauer und
Problemlöser für die Automobilindustrie und
ihre Zulieferer. Das Unternehmen ist auf die
Entwicklung und den Bau von Anlagen zur
auto matischen Einstellung von Schein werfern,
Fahr werken und Fahreassistenz systemen
spezialisiert. Trotz seiner Größe als kleinerer
Mittelständler zählt der Betrieb, der bereits für
so gut wie alle namhaften Automobilhersteller
Systemlösungen entwickelt und weltweit
seine Anlagen aufgebaut hat, zu den
Weltmarkt führern.
www.visicon.eu
Übrigens:
Mehr über Wolfgang Brunk und das, was der
Unternehmer in seiner Freizeit in einem Bunker
am Göttinger Hainberg macht, lesen Sie in
dieser Ausgabe ab Seite 136.
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treffen nachhaltige Entscheidungen. Der Bio-Lieferservice
LOTTA KAROTTA setzt auf Elektro mobilität
– getankt wird Strom vom eigenen Dach.
Mobilität bei LOTTA KAROTTA
LOTTA KAROTTA Bio-Lieferservice ist vor über 22 Jahren mit dem Ziel gestartet,
regionale Bioprodukte in der Region auszuliefern.
Ein Grundgedanke des Systems Ökokiste
ist, durch ausgeklügelte Touren die Einkaufsfahrten
von mehreren Haushalten
zu bündeln, sodass im Schnitt nur rund drei
Kilometer pro Adresse gefahren werden – gemittelt
über Stadt- und Landfahrten. Für viele
Kund*innen ist der nächste Einkaufsmarkt weiter
als diese drei Kilometer entfernt.
In den letzten Jahren hat LOTTA KAROTTA
mit dem Umbau auf E-Mobilität begonnen: Es
wurde eine Fotovoltaik-Anlage mit 135 Kilowatt
und einem Batteriespeicher von 130 Kilowatt
gebaut – ausgeliefert wird mit fünf Elektro-
und vier Dieseltransportern, von denen
Letztere jedoch bald getauscht werden sollen.
Katrin Schlick und Andreas Backfisch haben
sich komplett gegen den Kauf von weiteren
Verbrennern entschieden, wohl wissend, dass
es auf dem Markt für regenerative Antriebe
noch Entwicklungspotenzial gibt. Die nächsten
zwei E-Transporter mit größerer Reichweite
sind bereits bestellt.
Fahrradkilometer-Bonus – Klimaschutz und
Freizeitausgleich in einem
Für die Mitarbeitenden wurde 2021 ein Fahrradkilometer-Bonus
eingeführt: Für jeden
Kilometer zur Arbeitsstätte, den sie mit dem
Fahrrad zurücklegen, werden ihnen 20 Cent
auf dem Urlaubskonto gutgeschrieben. Das
schafft einen Anreiz zum Radeln, fördert die
Gesundheit der Belegschaft und reduziert
gleichzeitig den CO2-Fuß abdruck.
By the way: Früher war es eine Seltenheit,
dass Mitarbeitende weiter als 5 km mit dem
Rad zur Arbeit kamen – heute werden auch
die gut 15 km aus Göttingen teilweise geradelt,
mit als auch ohne elektrische Unterstützung.
Insgesamt werden bei LOTTA KAROTTA
schon 25 Prozent der Arbeitswege mit dem
Rad zurückgelegt.
Die Vision: ein rundum nachhaltiges und
soziales Unternehmen
Dieses Mobilitätskonzept ist Teil einer größeren
Vision: LOTTA KAROTTA versucht, so nachhaltig,
energieeffizient und sozial wie möglich
zu wirtschaften – auf allen Ebenen.
Das Engagement fängt in der eigenen
Bioland-Gärtnerei mit Bio-Saatgut sowie
Natur- und Artenschutz an und geht über
energie effiziente Betriebsabläufe bis hin zu
einer wertschätzenden Zusammenarbeit mit
Mitarbeitenden und Lieferant*innen. Unterstützt
wird dieses Engagement schließlich
von unseren Kund*innen. Im jüngst
abgeschlossenen Gemeinwohlökonomie-Prozess
wurden alle Berührungspunkte nach
den Werten Menschen würde, Solidarität &
Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit,
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beleuchtet – dabei wurde weiteres Verbesserungspotenzial
ermittelt. Hier möchte sich
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NEBEN DEM 75-JÄHRIGEN JUBILÄUM der
Marke Ferrari feiert auch die MOLL-Gruppe ihr
90-jähri ges Bestehen und nahm im Juni 2022
ihren ersten Gesellschafter, die Pon Holdings
(Pon) aus den Niederlanden, auf. Pon mit Sitz
in Amsterdam ist der Generalimporteur für
alle Marken des Volkswagenkonzerns in den
Nieder landen und – wie MOLL – ein Familienunternehmen.
Pon hält hierbei eine Minderheitsbeteiligung
an der MOLL-Gruppe.
Das Markenportfolio von Pon ist nahezu
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beschäftigt weltweit rund 16.500 Mitarbeiter
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Fahrradmarken Kalkhof, Focus, Gazelle und
Cannondale. Das 90 Jahre alte Familienunternehmen
MOLL ist mit einem Jahresumsatz
von 706 Millionen Euro und einer Unternehmensgruppe
mit rund 530 Mitarbeitern einer
der größten Händler in Deutschland.
„DER AUTOMOBILMARKT BEFINDET sich
derzeit in einem tiefgreifenden, dynamischen
Wandel, nicht nur durch den technologischen
Wandel vom Verbrennungsmotor hin zur zukunftsweisenden
E-Mobilität, sondern auch
durch die Umstellung der Hersteller auf alternative,
digital gesteuerte Vertriebssysteme. Als
Familien unternehmen wollen wir jetzt aus einer
Position der Stärke heraus die Weichen für
die Zukunft stellen. Pon ist für uns der perfekte
strategische Partner, sagt Geschäftsführer
Timm Moll. „Die Hersteller verändern ihre Geschäftsmodelle
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Mobilität und Zukunftsfähigkeit eines modern
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ILLUSTRATION: STOCK.ADOBE.COM
58 3 | 2022
wissen
Mobil
in kleinen
Schritten
In der Mobilität ist viel im Fluss: Technische Fortschritte
machen immer autonomeren Verkehr möglich, und eine
stärkere Vernetzung von Verkehrs trägern sowie andere
Tarifstrukturen könnten die Mobilität verbessern.
Die schöne neue Welt hat zwar noch viele offene
Fragen, aber nur einen wirklich entscheidenden Haken:
Sie hängt massiv an öffentlichen Investitionen.
TEXT SVEN GRÜNEWALD
LESEZEIT: 7 MINUTEN
Als Marty McFly im Film ,Zurück in die Zukunft
II‘ in den Oktober 2015 reiste, wagten
die Produzenten damit auch einen Ausblick
auf ein mögliches Zukunftsszenario, das von
ihnen noch 30 Jahre weit weg war. Wesentlicher Kernbestand:
fliegende Skateboards und – natürlich – fliegende
Autos. Am 15. Oktober 2015 wurde daher nicht nur
der erste ,Back to the Future Day‘ gefeiert, sondern in
vielen Medien auch Bilanz gezogen, was denn eigentlich
von dieser Zukunftsversion eingetreten ist.
Nun, Nike hatte bis dato noch keine ,Power Laschen‘
herausgebracht, tat es aber zum Anlass des inoffiziellen
Feiertages mit einer Schuh-Sonderedition. Auch im
Heimbereich sind wir mit dem vernetzten Smart Home
und Alexa-/Echo-Interface schon recht weit, wenngleich
3 |2022 59
wissen
der hydrierende Pizzaofen bislang fehlt. Fliegende Autos
und damit eine Lösung des Verkehrsproblems sind allerdings
immer noch Fehlanzeige.
Gerade das fliegende Auto ist zu so etwas wie dem
Sinnbild des utopischen, zukünftigen Verkehrs geworden,
und nach über 100 Jahren Entwicklungsversuchen gibt es
zwar einige Prototypen – aber eine flug- und fahrfähige
Serienfertigung inklusive Landefahrstreifen im städtischen
Ballungsraum ist noch nicht in Sicht. Auch der
sehr reale Entwickler- und Verkehrsplanertraum vom
autonomen Verkehr hat nicht mit der Geschwindigkeit
Einzug gehalten, wie es anfangs prognostiziert wurde.
DIE ZUKUNFT DER MOBILITÄT, sie kommt eher in
kleinen Schritten und braucht einen langen Atem. In
den Niederlanden haben beispielsweise mehrere Städte
ihre Innenstädte autofrei umgestaltet – ein Prozess, der
Jahrzehnte gedauert hat. Zudem gibt es große Herausforderungen
auf ganz verschiedenen Ebenen. Die naheliegendsten
sind technischer Natur: Wie ersetzt man
erdölbasiertes Kerosin in Flugzeugen? Ein Antrieb mit
großer Batterie, wie es in Elektroautos der heutige
Standard geworden ist, ist nicht möglich. Auch ein
Leichtbau mit Kohlenstoffverbundfasern wäre praktisch,
erfordert aber eine komplett neue Aeroelastik, Aerodynamik
und Produktionsweise.
EBENSO AUF DER SCHIENE: Am Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) wurde 2007 das
Projekt Next Generation Train ins Leben gerufen, es sollte
der große Wurf werden: Wie würde der Zug der
Zukunft aussehen, wenn die gesamte Technik und Aerodynamik
aus einem Guss nach aktuellem Stand der Technik
gemacht wären? 15 Jahre sind seitdem vergangen,
aber von einem Praxiseinsatz und einer Produktion im
industriellen Maßstab sind die Konzepte des 440 km/h
schnellen, per Induktion elektrisch angetriebenen, doppelstöckigen
Hochgeschwindigkeitszugs noch immer weit
entfernt.
Es geht eben nicht nur um das technisch Mögliche, es
geht auch um Investitionen, Zulieferer, um Produktionsketten,
Datenbereitstellung und deren Verarbeitung, um
Organisationsfragen, da alte und neue Technik zunächst
koexistieren müssen. Es geht um die Frage, ob die Kunden
neue Technik überhaupt annehmen: Ist die Mutter
etwa bereit, ihre Kinder dem autonomen Shuttle anzuvertrauen,
das sie in die Schule bringen soll? Es geht um
eine rechtliche Dimension: Was, wenn ein autonom fahrendes
Fahrzeug einen Unfall baut, wer trägt dann die
Kosten und die Schuld – der Softwarehersteller, der
Fahrzeugbauer, der ,Fahrer‘, der eventuell gerade gelesen
hat? Für Verkehrsplaner macht es zudem einen riesigen
Unterschied, ob Konzepte in der ländlichen Fläche oder
im großstädtischen Ballungsraum umgesetzt werden soll.
»Wir haben einen gigantischen Transport-
bedarf, aber ich bin erschrocken, wie gering
der Anteil des nicht individuellen Verkehrs
am Personen- und Güterverkehr ist. «
THOMAS VIETOR, Professor für Konstruktionstechnik
IN NIEDERSACHSEN und auch deutschlandweit ist das
Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik
(NFF) ,die‘ Adresse, wenn es um solche Mobilitäts fragen,
vor allem auf der Straße, aber auch auf der Schiene geht.
Das NFF ist eine Einrichtung der TU Braunschweig, an
dem auch die Universitäten in Bremen, Hannover und
Clausthal Mitglied sind und das mit vielen internationalen
Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft
kooperiert, so etwa aus China, Japan und den USA. Am
NFF wird an der Technik geforscht sowie den davon berührten
Bereichen, wie etwa an rechtlichen Rahmenbedingungen,
soziologischen Fragestellungen oder der betriebswirtschaftlichen
Tragfähigkeit. Wenn man sehen
will, was in Sachen Mobilität geht oder eben (noch)
nicht, dann wird man beim NFF fündig.
DAS GROSSE PROBLEM DER MOBILITÄT werde in den
Zahlen sichtbar, so Thomas Vietor, Professor für Konstruktionstechnik
und Vorstandssprecher des NFF. 2019 wurden
in Deutschland 1,2 Billionen Personenkilometer zurückgelegt,
der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) hatte
daran nur einen Anteil von 6,3 Prozent, die Schiene von
acht Prozent – der Rest entfällt auf den indi vi duellen motorisierten
Verkehr. Bei den für den Transport von Waren
relevanten 700 Milliarden Tonnen- Kilometer sieht es wenig
anders aus: 18 Prozent entfallen auf die Eisenbahn, 71
Prozent auf die Straße. „Wir haben einen gigantischen
Transportbedarf, aber ich bin erschrocken, wie gering der
Anteil des nicht individuellen Verkehrs am Personen- und
Güterverkehr ist“, erklärt Vietor. Das 9-Euro-Ticket habe
interessante Beobachtungen erlaubt, wie sich einerseits
mehr Menschen in den ÖPNV und die Bahn bringen
ließen. „Gleichzeitig wurde damit die Kapazitätsgrenze
überschritten. Der Personennahverkehr kann in der gegenwärtigen
Form nicht viel mehr leisten.“
60 3 | 2022
wissen
Unsere Städte seinen um das Auto herum gebaut, betont
Thomas Vietor, das beschränke das Wachstum der
öffentlichen Verkehrsträger, mache aber bei zunehmendem
Individualverkehr die Situation nicht besser: Absurdes
Sinnbild dieser Situation sind die Autos, die sich kaum
vom Fleck bewegen, weil der Besitzer sonst befürchtet,
keinen neuen Parkplatz zu finden. Also: Wie bekommt
man die Autos weg, ohne an Mobilität einzubüßen?
Eine Lösung bietet theoretisch das autonome Fahren.
Was, wenn ich in der autofreien Innenstadt einkaufen
gehe und mich anschließend mein Wagen, der derweil
autonom in einem automatisierten Parkhaus etwas weiter
weg eingeparkt hat, wieder abholt? Am NFF läuft
derzeit ein solches Versuchsprojekt. Im dortigen Forschungsparkhaus
werden die Testfahrzeuge automatisiert
ein- und aus geparkt. Für den Nutzer bedeutet das
weniger Stress und Suchen, für das Parkhaus heißt das,
es wird weniger Platz pro Auto benötigt, weil niemand
ein- und aussteigt.
Auch ein automatisierter Shuttle-Verkehr, in ferner
Zukunft als Ersatz, zu Beginn zunächst als Ergänzung
des ÖPNV, könnte helfen, Angebote zu verbessern, denn
das ,Problem‘ im ÖPNV sind die Personalkosten. Sie
sind der größte Kostenfaktor für den Betrieb, zudem
gibt es einen akuten Mangel an Busfahrern. Auch dazu
wird am NFF bald ein eigenes Praxisprojekt starten:
Auf etwa einem Kilometer wird eine Fahrspur der Hermann-Blenk-Straße
auf dem Nordcampus der TU Braunschweig
zur Teststrecke, wo ein autonomer Shuttle quer
über das Gelände Personen transportieren soll. „Das Ziel
ist, dass die Betreiber des ÖPNV dieses Prinzip schrittweise
umsetzen und kommerzialisieren können“, sagt
Vietor. „Unsere Vision ist, dass wir mittelfristig so auch
eine Verbindung von Nordcampus und Hauptcampus
sowie nach Wolfsburg realisieren.“ Doch bis es so weit
ist, müssen noch einige technische Hürden genommen
werden.
Bald am Start Die Vorbereitungen für den ersten Testbetrieb eines vollautonomen
Shuttles, der künftig auf den Straßen Richtung Braunschweiger Flughafen
pendeln soll, laufen bereits auf Hochtouren.
©NFF/FORMHERR
©NFF/KEPPEL
NICHT ZULETZT LANDET MAN immer wieder beim
Geld. Denn einerseits gibt es die politischen Ansprüche
und den bürgerlichen Wunsch für ein besseres öffentliches
Mobilitätsangebot, andererseits kostet es Geld. Autonomes
Fahren etwa verlangt nach technischer und
infrastruktureller Auf- und Umrüstung der Städte. Auf
dem Land hingegen müssen noch größere Herausforderungen
überbrückt werden als in der Stadt. Denn hier
braucht es überhaupt erstmal eine verlässliche Alternative
zum Auto, die möglichst breit verfügbar ist und
gleichzeitig auch bezahlbar bleiben muss.
„Das ist das große Spannungsfeld des ÖPNV“, sagt
Michael Frömming, Geschäftsführer des Zweckverbands
Verkehrsverbund Südniedersachsen (ZVSN). Der Verband
ist mittlerweile eine wichtige Anlaufstelle für die
Weiterentwicklung der Mobilität in Südniedersachsen.
3 |2022 61
wissen
Gescheitert
Das EcoBus-System sollte ein
flexibles Rufbussystem mit
modernsten Algorithmen kombinieren
und so den öffentlichen Personennahverkehr
in der ländlichen Fläche
verbessern. Nach dem Testlauf 2018
in Südniedersachsen ging es jedoch
nicht mehr weiter – die Idee war
gut, aber zu teuer.
Er hat eine Tarifreform in der Region durchgeführt,
für eine lange Phase der Preisstabilität gesorgt, sich an
innovativen Forschungsprojekten beteiligt und das
Angebot im ÖPNV ausgebaut, weil die öffentliche Hand
bereit war, wieder stärker zu finanzieren – gegen den
Trend der vorherigen Jahrzehnte. „Der nächste Schritt
muss sein, wie wir das Angebot des ÖPNV deutlich
besser mit anderen Verkehrsmitteln – Auto, Rad, Ondemand-Verkehren
– verzahnen können und bei den
Bürgern eine Verhaltensänderung bewirken können.“
IDEEN GIBT ES EINIGE. Kurgäste im Harz beispielsweise
können mit der Kurabgabe auch den ÖPNV kostenlos
nutzen – ein erfolgreicher Ansatz, wie die Auslastung
zeigt. Das EcoBus-Projekt, das in Südniedersachsen
2019 einen Testlauf absolvierte, war ein moderner algorithmusgesteuerter
On-demand-Transport mit kleinen
Shuttles, der den Service eines Taxis in Gestalt eines
ÖPNV bieten sollte. Doch es zeigten sich zwei Probleme:
Der Betrieb war im Vergleich zum bisherigen ÖPNV viel
zu teuer und die Laufzeit zu kurz, um nachhaltig ein verändertes
Nutzerverhalten zu erreichen.
Doch abseits aller Ideen, Konzepte und technischen
Möglichkeiten steht der ÖPNV in Südniedersachsen
derzeit vor einer existenziellen Krise, die innerhalb kürzester
Zeit dem bisherigen Angebot teilweise den Garaus
machen kann – nach zwei Jahren Pandemie, die dem
ÖPNV „schon fast das Genick gebrochen haben“, sagt
Frömming. „Für uns im ZVSN fahren 16 Busunternehmen.
Dieses Jahr haben sie Mehrkosten für Kraftstoffe
von vier Millionen Euro.“ Das Geld hätten weder die
Unternehmen noch die Landkreise. „Mit jedem Tag
kommen wir dichter an die Situation heran, wo der Betrieb
nicht mehr wirtschaftlich ist und im schlimmsten
Fall die Insolvenz eines Busunternehmens steht.“ Einen
Ersatzverkehr unter Marktbedingungen zu organisieren,
würde das Problem für die kommunalen Haushalte nur
verschärfen.
Erste Streichungen im Fahrplanangebot gab es schon.
„Das ist aber erst der Anfang. Ab Dezember wird es zu
deutlich größeren Streichungen im Fahrplan kommen,
wenn es nicht schnellstens, das heißt bis Ende September,
eine deutliche Unterstützung durch das Land oder den
Bund gibt“, sagt Frömming warnend. Die ÖPNV-Unternehmen
warnen bereits seit Längerem vor dieser Situation.
Doch auf entsprechende politische Signale wartet
man bisher vergebens.
WIE WIRD SIE ALSO AUSSEHEN, DIE ZUKUNFT der
Mobilität in 30 Jahren? Schaut man sich rein die Technik
an, so wird der autonome Verkehr breiten Einzug
halten und zu veränderten Nutzungsformen führen, die
das innerstädtische Fahren verändern: Fahrzeuge parken
weiter weg und kommen auf Zuruf zum Besitzer,
vollautomatisierte Shuttles verkehren auf wichtigen, dafür
speziell eingerichteten Fahrbahnen und übernehmen
so Teile des ÖPNV – alle Verkehrsträger sind eng vernetzt.
Modular gebaute Fahrzeuge könnten tagsüber
Personen transportieren und nachts Pakete, vollautomatisch.
Vielleicht wäre sogar eine verkehrsverbundübergreifende
einfache Tarifstruktur für den ÖPNV machbar.
Das 9-Euro-Ticket zeigt, dass eine Verkehrswende über
solche günstigen bis fast kostenlosen Verkehrsflatrates
möglich ist, das Angebot vorausgesetzt.
„ALLERDINGS, WENN ICH MIR die Erneuerungslücke
unserer Städte anschaue, dann fürchte ich, dass wir in
20 Jahren nicht viel weiter sind als heute“, sagt Thomas
Vietor. Der Weg in die Mobilitätszukunft zeichnet sich
ab, er nimmt technisch mehr und mehr Gestalt an, wird
(er-)fahrbar. Doch der Weg ist von vielen Schildern gesäumt,
auf denen große Fragezeichen stehen. Die aktuellen
politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen zeigen,
wie schnell aus dem visionären Weg ein Irrweg werden
kann, wenn der Wille zwar da ist, aber die Umsetzung an
den Investitionen scheitert. ƒ
62 3 | 2022
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Göttingens erste Adresse
der Gothaer
40 Jahre Bezirksdirektion Waterkamp am Theaterplatz
Horst Waterkamp, Bezirksdirektor i.R.:
„Kompetenz, von der Sie profitieren“
Am 01. Oktober 1982 wurde dem Versicherungsfachwirt
Horst Waterkamp die
Leitung der traditionsreichen Bezirks
direktion der Gothaer Lebensversicherungen am
Theaterplatz übertragen. Nachdem er bereits
20 Jahre erfolgreich in der Branche tätig gewesen
war und verschiedene Führungs positio nen
bekleidet hatte, sollte die Selbstständigkeit
die Basis für weitere unternehmerische Erfolge
werden. Versicherungstechnisch breit
aufgestellt und in der Göttinger Wirtschaft
bestens vernetzt, expandierte die Bezirksdirektion
in den folgenden Jahren zu einer
der größten und erfolgreichsten der Gothaer
Versicherungsgruppe. Bereits 1990 nach der
Wiedervereinigung wurde eine Niederlassung
in Heiligenstadt eröffnet, um die seriöse und
fachlich fundierte Beratung auch in den neuen
Bundesländern zu pflegen. Fachlichkeit, Zuverlässigkeit,
Innovation und Nachhaltigkeit
waren und sind dabei immer Grundpfeiler der
weiteren Entwicklungen gewesen.
ABER SCHON SEIT DEN 1930ER-JAHREN
repräsentierte mit Kurt Graf zu Rantzau die
Bezirksdirektion am Theaterplatz die Gothaer
Versicherungen in Göttingen. Lange, bevor die
Hauptverwaltung der Gothaer Lebensversicherungen
ihren neuen Hauptsitz von Gotha nach
Göttingen verlegte, war die älteste Vertriebsdependance
bereits hier in der Region ansässig.
Eine Adresse mit unternehmenshistorischer
Relevanz. Bei der Umsiedlung der Hauptverwaltung
nach dem Krieg war hier die erste
Anlaufstelle und im Oktober 1945 erfolgte die
erste handelsregisterliche Eintragung der Versicherungsgesellschaft
in der Stadt. Man kann
also zu Recht die Repräsentanz als Keim zelle
der Gothaer Versicherungen in Göttingen bezeichnen.
Die Bezirksdirektion wird als selbstständige
inhabergeführte Exklusivvertretung
der Gesellschaft geführt. So ist es in der
Branche eine Besonderheit, die zugleich die
Kontinuität unterstreicht, dass in dieser Zeit
lediglich drei Familien die Geschicke und die
erfolgreiche Arbeit der Repräsentanz prägten.
Nach Graf zu Rantzau expandierte die
Bezirksdirektion unter der Leitung von Arthur
Fandrey in der Zeit des Wirtschaftswunders
bis in die beginnenden 1980er-Jahre.
SEIT 1982 UND DAMIT SEIT nunmehr
40 Jahren liegt die Verantwortung bei der Familie
Waterkamp. In zweiter Generation führt
heute der Diplom-Betriebswirt (FH) im Versicherungswesen
und Versicherungskaufmann
(IHK) Hanjo M. Waterkamp die Bezirksdirektion.
Durch Fokussierung und Innovation war
das Unternehmen auch schon in der Vergangenheit
über die Grenzen der Region hinaus
erfolgreich tätig. Im Bereich der erneuerbaren
Energien ist es heute mit drei Kooperationsrepräsentanzen
in Bozen und Meran im italienischen
Markt vertreten. Dieses Feld entwickelte
bereits die nächste Generation unter Hanjo
Waterkamp.
Aber das ist nur ein spezieller Nebenbereich
der erfolgreichen Arbeit. „Unser Schwerpunkt
liegt klar hier in der Region“, erläutert Hanjo M.
Waterkamp. Der Slogan „Aus der Region für die
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FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA
PROFIL
„Team Theaterplatz. Der Zukunft entgegen“
Hanjo M. Waterkamp: „Aus der Region für die Region.“
Region“ ist gelebte Praxis. Die Stärke ist klar
die hohe Fachkompetenz, die Servicebereitschaft
und Nähe zum Kunden und insbesondere
die Zuverlässigkeit aller Mitarbeiter. Hanjo
M. Waterkamp legt daher besonderen Wert
auf top ausgebildete Mit arbeiter. „Es geht heute
nicht mehr um schiere Größe einer Agentur,
sondern um qualitative Kompetenz und den
Willen, für den Kunden da zu sein.“ Die heutigen
fachlichen und juristischen Ansprüche
erfordern ein hohes Maß an Know-how. Alle
Mitarbeiter sind mindestens ausgebildete Versicherungskaufleute
und überwiegend als Versicherungsfachwirte
Meister ihres Faches. Mit
diesem Know-how beraten sie gewerbliche
Kunden in Handel, Handwerk und den KMU.
Durch die Haftungserklärung der Gothaer Versicherungen
ist die Bezirksdirektion ein adäquater
und sicherer Ansprechpartner auch
für das produzierende Gewerbe und die mittelständische
Industrie, die auf umfassende persönliche
Betreuung Wert legen.
„BEI DER BERATUNG UND BETREUUNG
stehen wir aktuell mit sieben Personen persönlich
im Frontoffice dem Kunden zur Seite.
Darüber hinaus können wir bei besonderen
Themen auf einen Spezialistenpool von zehn
Personen im Backoffice zurückgreifen“, erläutert
Waterkamp. Wie schon beschrieben, ist
die Zielgruppe vornehmlich im KMU-Segment
zu sehen. Für das Handwerk unterhält die
Bezirksdirektion eine jahrzehntelange, vertrauensvolle
Kooperation zur Kreishandwerkerschaft
Südniedersachsen, aus der diverse
Rahmenverträge und Sonderkonditionen abzuleiten
sind.
Unter anderem resultiert hieraus das von
Waterkamp senior initiierte Versorgungswerk
der regionalen Kreishandwerkerschaft. Hier
kann Waterkamp die gesamte Bandbreite
der Versiche rungs gebiete darstellen. Seine
Schadenregu lierungs vollmacht ermöglicht
dem Kunden kurze Wege und eine kurzfristige
Regulierung des Schadens. Schwerpunkte
bilden die betriebliche Risikoanalyse und Absicherung
der Sach- und Vermögenswerte wie
auch die private und insbesondere betriebliche
Altersversorgung, welche in der aktuellen Zinslandschaft
eine besondere Rolle zuteil wird.
Kfz-Versicherungen und Flottenlösungen sind
gelebter Standard.
Aktuell und gerade in Bezug auf den Fachkräftemangel
und die Mitarbeiterbindung ist
die betriebliche Krankenversicherung als zusätzlicher
betrieblicher Benefit ein steuerlich
interessantes Instrument, um das wichtige
Thema der Mitarbeitergesundheit zu fördern.
„Wir machen eine Rundum-Anamnese, damit
der Kunde weiß, welche existenziellen Risiken
er abgesichert hat oder noch gar nicht
kannte. Gerade Themen wie die haftungstechnische
Absicherung des Privatvermögens von
Geschäftsführern sowie die Versicherung von
sogenannten Cyberschäden sind hochaktuelle
Risiken, die nicht außer Acht gelassen werden
dürfen“, sagt Waterkamp.
SEIT FAST 20 JAHREN bildet die Expertise von
Hanjo M. Waterkamp einen weiteren Schwer
punkt. In Zusammenarbeit mit der Gothaer
Asset Management, also der Kapitalanlage
im Konzern, bietet er seinen Kunden eine
konservative Lösung für die private, aber auch
für die betriebliche Geldanlage an. Hier öffnet
er dem Kunden das Vermögensmanagement
eines institutionellen Partners und den unabhängigen
Zugang zu über 90 % des Fondsmarktes
mit einer individuellen persönlichen
Beratung.
All diese Aspekte bilden die Grundlage für
eine weiterhin seriöse, professionelle und persönliche
Beratung und Betreuung vor Ort, um
auch im nächsten Jahrzehnt eine erste Adresse
für die Kunden zu sein.
KONTAKT
Gothaer Bezirksdirektion
Dipl. Betriebswirt (FH)
Hanjo M. Waterkamp
Theaterplatz 6
37073 Göttingen
Tel. 0551 58360
www.waterkamp.gothaer.de
wissen
» Die Welt ist nicht
kompliziert, sie ist codiert. «
66 3 | 2022
wissen
Wie überleben
Unternehmen
in der
Zukunft ?
Gerdum Enders ist vieles: Zeichenforscher,
Erfinder, Professor, Unternehmer, Sparringspartner
und vor allem eines – ein unkonventioneller
Mensch. Seine Denkansätze bringen
andere Unternehmer dazu, umzudenken und
klare Zukunftsstrategien zu entwickeln und
umzusetzen. Der Mittelständler bueroboss.de/
kassebeer aus Northeim arbeitet seit einem
Jahr intensiv mit Gerdum Enders zusammen
– mit dem Ergebnis: alles einfach machen.
TEXT ANJA DANISEWITSCH
FOTOGRAFIE MARCO BÜHL
3 |2022 67
wissen
Mit Strategie zur neuen Marke
Mit seiner Code-Methode hat
Zeichen forscher Gerdum Enders (M.)
gemeinsam mit dem Kassebeer-Team
rund um die Geschäftsführung,
Mark Berke (l.) und Ehefrau Ines (r.),
Unternehmenswurzeln freigelegt.
Nun geht es an die Verwirklichung der
Vision: neues Arbeiten, neuer Spirit,
neue Räume – wie hier das
umgestaltete Büro.
LESEZEIT: 7 MINUTEN
Ein Tag im Sommer 2021. Bei bueroboss.de/
kassebeer in Northeim wird an diesem
Freitag nicht gearbeitet. Die gesamte
‚Mannschaft‘ hat sich versammelt, um zum
einen Gerdum Enders und sein Team kennenzulernen
und zum anderen endlich zu
erfahren, was es mit diesem Termin auf sich hat, der seit
Wochen im Outlook-Kalender geblockt ist. Workshops
und Veränderungsprozesse haben die langjährigen Mitarbeiter
schon einige mitgemacht. Die meisten Ideen daraus
verliefen allerdings irgendwann im Sand: Zu viele
andere Prioritäten – zu viel Tagesgeschäft. Wennʼs läuft,
warum etwas ändern?
„DIE MENSCHEN DENKEN viel zu kompliziert, und Unternehmen
verschwenden Zeit durch überlebte Abläufe.
80 Prozent der Erneuerungsprozesse scheitern“, sagt
Gerdum Enders, Gründer von Code Lab in Kassel und
seit über 30 Jahren Unternehmer. Seinen ersten großen
Erfolg feierte er in den 1980er-Jahren, als er der ,Swatch‘
zum Kultstatus verhalf, indem er die Schweizer Uhr zum
begehrten Sammelobjekt machte. Vom einfachen Zeitmesser
zu einem Zeitgeistmesser. Heute sieht er sich
selbst als Sparringspartner, um Unternehmer aus ihrem
alltäglichen ‚Gedankengefängnis‘ zu befreien und wirklich
Neues zu denken. Denn Innovationen und Zukunftsideen
entstehen nicht im Status Quo. „Die Welt ist
nicht kompliziert, sie ist codiert“, sagt Enders immer
wieder. Denn dieser Satz ist Schlüssel zu seiner Methode.
Wir alle entschlüsseln tagtäglich Tausende von ,Codes‘,
um uns in der Welt zu orientieren. Welches Bier ist von
seiner Natürlichkeit und Reinheit so klar wie ein
Bergsee? Die meisten haben jetzt ein Bild vor Augen und
den Code entschlüsselt. Allerdings können wir solche
Zeichen nur knacken, wenn sie eindeutig kommuniziert
werden. Mit seiner ‚Code-Methode‘ hat der Kassler Zeichenforscher
ein eigenes Framework (System) entwickelt.
Dafür braucht es auf den ersten Blick nicht viel: Unternehmenswurzel
freilegen, Vision erspüren und entlang
der Unternehmens-DNA eine Strategie aufbauen. Ganz
so einfach ist es in der Realität allerdings nicht. Worum
es letztlich jedoch immer geht, sind Einfachheit und
Klarheit.
DIESE ERFAHRUNG HABEN auch Ines und Mark Berke
von bueroboss.de/kassebeer, einem Systemhaus für Büround
Informationsmanagement, gemacht. Das Geschäftsführerehepaar
leitet seit drei Jahren das Northeimer Familienunternehmen
in fünfter Generation. „Wir haben
ein Erbe angetreten, das wir nicht nur pflegen, sondern
vor allem gestalten wollen“, erzählt Ines Berke. Und ihr
Mann ergänzt: „Ein Erneuerungsprozess, den wir mit
leichtem Gepäck gehen wollen.“ Mit Gerdum Enders
haben sie ihre Unternehmenswurzel freigelegt und ihren
persönlichen Code definiert: menschlich, mutig, markant.
Das sind Werte, auf denen von der Gründung bis
heute der Erfolg des Unternehmens basiert. An ihnen
werden nun alle neuen Maßnahmen von der Kommu-
68 3 | 2022
wissen
nikation bis zu den Dienstleistungen ausgerichtet. „Das
ist unser Prüf-Code und Leitstern“, sagt Mark Berke mit
selbstbewusstem Stolz in der Stimme.
LEICHTES GEPÄCK – das bedeutet: Ballast abwerfen.
Und genau das tat das Unternehmen Ende 2021 nicht
nur metaphorisch. Das gesamte Kassebeer-Team vom
Techniker bis zur Buchhaltung schuftete einen ganzen
Tag, um selbst aus den hintersten Ecken gnadenlos alles
zu entsorgen, was sie auf der Reise zu ihrer Zukunftspositionierung
nicht mehr benötigten, ob alte Kugelschreiber
oder komplette Regalwände. Es war eine Aktion,
die sofort für alle sichtbar machte – hier passiert
etwas. „Transformationen werden dadurch angestoßen,
dass wir uns nicht mit langen PowerPoint-Präsentationen
aufhalten, sondern schnell ins Tun kommen“, erklärt
Gerdum Enders.
Er arbeitet immer zuerst an der Veränderung der
Kommunikation. „Das geht am schnellsten und bringt
sofort sichtbare Erfolge. Neue Räume, neue Klamotte,
neuer Markenauftritt“, sagt der Zeichenforscher in lässigem
Ton. Dann werden die Dienstleistungen oder Produkte
neu designt – und all das transformiert die Unternehmenskultur.
Letzteres dauert am längsten, da sich
Menschen mit ihren Gewohnheiten nicht von heute auf
morgen ändern.
Enders lebt vor, was die neue Arbeitswelt ausmacht:
Leichtigkeit und Spaß kombiniert mit Konsequenz und
Disziplin. Gewohnte Strukturen und Verhaltensmuster
zu verlassen, das bedeutet für das Gehirn, aus einem bequemen
Energiesparmodus zu treten und aktiv zu werden.
Den Anstoß wiederum, um schnell in neues Denken
zu kommen, gibt Enders gern durch gezielte Provokation.
Er spricht an, worüber seine Kunden im eigenen Unternehmen
gern großzügig hinwegsehen. Dinge, die schon
immer so gemacht wurden. Räume, die schon immer so
aussahen. Geht doch noch. „Erneuerung ist ein Trainingsprozess,
bei dem Bewährtes und Bekanntes hinterfragt
wird, damit anderes Denken und Handeln erlernt
wird“, so der Sparringspartner, der viele große Namen zu
seinen Kunden zählt. Bosch. Daimler. Sartorius.
UND WAS IST NACH EINEM JAHR bei den Northeimern
nun anders? „Wenn man an unserem Firmengebäude
vorbeifährt, noch gar nichts“, sagt Mark Berke und
lacht. Umso überraschender, wenn man hinter die Kulissen
blickt: Hier wird inzwischen ein neues Markenbewusstsein
gelebt. Die Räume sind in knalligem Orange,
Lila und Gelb gebrandet. Slogans wie ‚Digital – wir
machen es einfach.‘ oder ‚einfach. sympathisch. digital.‘
prangen selbstbewusst an den Wänden. Stand bisher die
Marke ‚bueroboss.de/kassebeer‘ für alles, wird es nun
zwei eigenständige Marken geben. bueroboss.de/kassebeer
bleibt weiterhin Partner seiner B2B-Kunden für
Büro artikel und Verbrauchsmaterialen im Onlineshop.
Die neue Marke ‚kassebeer digital‘ ist Partner für die
Digitalisierung der mittelständischen Wirtschaft in der
Region. „Viele Unternehmen schrecken vor der Digitalisierung
zurück, weil es viel zu kompliziert erscheint“,
sagt Mark Berke. „Ganz im Sinne der Code-Methode
vereinfachen wir Prozesse und beraten unsere Kunden
nicht im IT-Slang, sondern einfach und verständlich.“
Bis die neue Marke komplett aufgestellt ist, wird es
noch einige Zeit dauern. Es ist kein Spaziergang, sondern
eine Gipfelbesteigung. „Dafür muss man trainieren, aber
nicht gleich an der Eiger-Nordwand“, sagt Enders. Die
ersten Höhenmeter hat das kassebeer-digital-Team schon
zurückgelegt und ist mächtig stolz darauf. Wie andere
auch stand dieser mittelständische Betrieb vor gut einem
Jahr vor der Frage: Wie überleben Unternehmen in der
Zukunft? Die Antwort, wie sie sich morgen vom Wettbewerb
unterscheiden, haben sie dank Gerdum Enders
gefunden – ihre Strategie ist integriert und auf den Punkt
gebracht. Komplexes kompliziert machen? Die Zeiten
sind vorbei. ƒ
Die Code-Methode: Strategie. Integriert. Einfach.
‚,Wie sicher ist Ihre Zukunft?"
Wenn Märkte immer dynamischer werden, brauchen
Unternehmen ihren klaren Nordstern für die Zukunft.
Durch das Code-Denksystem extrahiert Dr. Gerdum Enders
die drei differenzierenden Werte, die ein Unternehmen
einzigartig machen. Kombiniert mit einer klaren
sinnstiftenden Vision, entsteht so eine echte Zukunftsstrategie.
Dieses praktische Denkmodell ist Grundlage
für konsequente und disziplinierte Umsetzung.
Kontakt
CODE LAB
Global Mind Network GmbH
Garde-du-Corps-Str. 5
34117 Kassel
Tel. 0561 810480
office@codelab.de
www.codelab.de
70 3 | 2022
Wir vernetzen
die Region!
Der Businessclub der BG Göttingen bietet großartige Möglichkeiten
schnell neue Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Durch die im Businessclub
entstandene Partnerschaft mit dem Göttinger Glas-Team profitieren
wir als Sponsor nicht nur von der regionalen und nationalen Sichtbarkeit,
sondern können unseren potentiellen Kunden unsere Produkte bereits
bei der Auswahl der neuen Fenster präsentieren.
Marco Vogler - Lichtblick Sonnenschutzsysteme GmbH
Durch den Kontakt bei BG Göttingen ist eine erfolgreiche Partnerschaft
mit Lichtblick entstanden, welche unsere Wettbewerbsfähigkeit im
Arbeitsalltag gestärkt und unsere Kompetenz beim Endkunden erhöht
hat. Getreu dem Motto - Dein Netzwerk ist dein Erfolg.
André Kaczmarek - Göttinger Glas-Team
Mehr Infos unter www.bggoettingen.de/sponsoring
wissen
Im Kreis
der vielen Richtungen
Der Landkreis Holzminden ist in einer schwierigen Situation:
im Solling gelegen, ist es weit bis zu den Bezugsräumen Göttingen und
Hildesheim, die demografische Entwicklung ist herausfordernd. So wurde der
Schulterschluss mit Höxter gesucht – und der zeigt sichtbare Erfolge.
TEXT SVEN GRÜNEWALD
72 3 | 2022
wissen
FOTO:LANDKREIS HOLZMINDEN
LESEZEIT: 5 MINUTEN
Holzminden ist weit weg, die Stadt ist vom
vielleicht größten Autobahnring Deutschlands
umgeben – zu jeder Auffahrt dauert es
etwa eine Stunde. Damit ist der Landkreis
großen Fliehkräften ausgesetzt: Das Weserbergland mit
seinen bewaldeten Höhenzügen und der damit schwierigen
Infrastruktur sorgt dafür, dass sich die einzelnen Teile
des Landkreises in ganz unterschiedliche Richtungen
und nicht auf die Kreisstadt hin orientieren.
Doch da hören die Schwierigkeiten noch nicht auf.
Die Einwohnerzahl nimmt seit Jahrzehnten kontinuierlich
ab: 2021 lag sie erstmals unter 70.000 – im Vergleich
zu noch rund 83.000 Einwohnern 1995. Zudem
ist der Landkreis stark verschuldet. Doch von einer „der
Letzte macht das Licht aus“-Mentalität, die lange Jahre
das Reden über den demografischen Wandel und die
Entwicklung Holzmindens geprägt hat, ist nichts mehr
zu spüren. Im Gegenteil: Seit ein paar Jahren lassen sich
eine Aufbruchstimmung und eine Vielzahl von Aktivitäten
beobachten, die das Ziel verfolgen, eine Trendwende
herbeizuführen.
Der Stadt Holzminden kommt zugute, dass sie ein sehr
starkes wirtschaftliches Fundament hat. Mit Symrise, Stiebel
Eltron und Schott haben hier gleich drei weltbekannte
Großunternehmen ihr Hauptquartier. „Deswegen: Ja, wir
haben diese Fliehkräfte, aber man muss auch sehen, dass
die Stadt Holzminden bei 20.000 Einwohnern täglich
15.000 Einpendler aus einem Einzugsgebiet bis Hildesheim
und Hameln hat“, sagt Landrat Michael Schünemann.
Hinzu kommt einer der Standorte der HAWK
Hochschule für angewandte Kunst und Wissenschaft
mit inzwischen rund 1.200 Studenten. Die HAWK sei
ein enger Kooperationspartner für viele lokale Akteure
und für die Stadt „extrem wichtig“, so der Landrat.
3 |2022 73
wissen
FOTO: HAWK
Standortfaktor Mit ihren jährlich rund 1.300 Studierenden ist die HAWK heute aus dem Stadtbild Holzmindens nicht mehr wegzudenken.
ABER ES SIND VOR ALLEM UNTERNEHMERKREISE, die
sich inzwischen deutlich stärker und eigeninitiativ vor
Ort engagieren, denn der Leidensdruck ist groß. So groß,
dass sich selbst die Weltunternehmen wie Symrise und
Stiebel Eltron, die sich lange nicht in den lokalen Wirtschaftsnetzwerken
eingebracht haben, jetzt mit an den
Tisch gesetzt haben, denn auch sie finden kaum noch
Fachkräfte.
In Holzminden ist es der Verein Weserpulsar, der sich
seit 2001 als Sprachrohr der Wirtschaft versteht und
rund 60 Prozent aller Arbeitsplätze im Landkreis vertritt.
Dessen langjähriger Vereinsvorstand Carl-Otto Künnecke
ist ein Urgestein des ehrenamt lichen Engagements in
vielen Gremien, lokalen wie überregionalen, etwa als
IHK-Vizepräsident. „Ich sehe im Landkreis Holzminden
durchaus eine Trendwende“, sagt Künnecke bestimmt.
„Und das nicht nur, weil es nicht so schlimm gekommen
ist, wie es früher prophezeit wurde.“ Das liege daran,
dass man begriffen habe, dass es der Landkreis oder die
Stadt nicht alleine schaffen können. Das schließt die aktive
auch finanzielle Beteiligung der Wirtschaft mit ein,
denn oft scheiterten in der Vergangenheit Förderprojekte,
weil der Landkreis die Co-Finanzierung nicht aufbringen
konnte.
„WENN WIR DIE REGION NICHT GEMEINSAM attraktiv
machen, verlieren wir“, sagt der Geschäftsführer der
Künnecke GmbH. „Auch die großen Unternehmen bei
uns haben jetzt verstanden, dass sie nicht alleine die
Strahlkraft haben. Sartorius in Göttingen hingegen hat
das sehr gut verstanden, die bringen sich im Regionalmarketing
aktiv ein.“ Künnecke ist derzeit eine der
treibenden Kräfte dahinter, gemeinsam mit vielen Partnern
den Digitalhub in Holzminden aufzubauen, „einen
der größten deutschen Co-Working-Spaces auf
dem Land“, um dadurch das Thema Gründungen stärker
voranzubringen.
Die Aktivitäten, die Weserpulsar entfaltet hat, sind im
Geiste der überregionalen Kooperation inzwischen allerdings
auf das Innovationsnetzwerk Holzminden-Höxter
übergegangen, das gemeinsam mit der benachbarten
Wirtschaftsinitiative im Kreis Höxter 2016 gegründet
wurde – bis zum Nachbarn sind es nur neun Kilometer.
Vorausgegangen war ein Umdenken in Politik und Wirtschaft
in beiden Landkreisen, denn beide haben ähnliche
Strukturen und Probleme. Inzwischen stimmen sich die
Verwaltungen der Mittelzentren Höxter und Holzminden
stärker miteinander ab, und über das Innovationsnetzwerk
findet in Gruppen, bestehend aus Mitarbeitern von
interessierten Unternehmen, wichtige Arbeit statt.
VON, MIT UND FÜR UNTERNEHMEN, so lautet die Devise
der verschiedenen Arbeitsgruppen. Aus den dort erarbeiteten
Ideen entstehen wiederum Projekte. „In diesen
Arbeitsgruppen hat sich eine sehr schöne Dynamik
ent wickelt“, erklärt Imke Müller-Stauch, Leiterin der Geschäftsstelle
des Innovationsnetzwerks. „Dadurch, dass
die Mitglieder branchenübergreifend und sowohl aus
kleinen, mittleren und großen Unternehmen kommen,
gibt es ganz verschiedene Blickwinkel auf ein Thema.“
Aus dieser Arbeit ist 2019 das bislang bekannteste
Projekt hervorgegangen: die Superheldenausbildung,
eine regionale Fachkräfteinitiative. Weil die Personalkampagnen
von Einzelunternehmen, selbst den großen,
nicht mehr ausreichen, sollte es zusammen versucht werden
und auch früher, bereits in der Schule, angesetzt
werden. „Ausbildung ist nicht nur eine Alternative, sondern
die erste Wahl, das ist unsere Message, die wir an
die potenziellen Auszubildenden bringen wollen“, sagt
Müller-Stauch. Ein ganzes Potpourri an verschiedenen
Aktivitäten ist daraus entstanden, vor allem aber die Einbindung
von Azubis. „In kleinen Videos und Testimonials
zeigen sie aus ihrer Sicht und zielgruppengerecht,
dass wir hier spannende Unternehmen und Berufe haben
mit super interessanten Karrieremöglichkeiten, für die
man nicht studieren muss.“
Um die 50 Azubis aus genauso vielen Unternehmen machen
mittlerweile mit, etwa 35 verschiedene Ausbildungsgänge
sind vertreten. „Heute rufen mich auch Unternehmen
an, die noch gar nicht bei uns Mitglied sind, aber
74 3 | 2022
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always inspiring more …
—
Sich ernähren und pflegen. Riechen und schmecken. Der Natur auf der Spur — nachhaltig,
innovativ und kreativ. So wünschen sich Verbraucher ihre Produkte heute, 24 Stunden
am Tag, sieben Tage die Woche. Mit unseren Ideen und Lösungen bereichern wir das Leben
von Menschen und ihren vier beinigen Begleitern. Mit Einfallsreichtum und
unternehmerischem Schwung arbeiten wir daran, dass diese die alltäglichen und
besonderen Momente genießen können — zuhause und in aller Welt.
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wissen
Verweilen in Holzminden Auf dem historischen Boden der Burg zu Everstein, direkt am beliebten Weser-Radweg,
heißt seit einigen Jahren das Weserhotel Schwager zahlreiche Touristen willkommen.
FOTO: STADTMARKETING HOLZMINDEN
dennoch gerne mitmachen würden“, erzählt die Geschäftsstellenleiterin.
Auch die Schulen – sogar die Gymnasien –
machen nach anfänglicher Skepsis inzwischen von selbst
mit. War das Netzwerk zunächst auf die beiden Städte
konzentriert, stellt Imke Müller-Stauch zunehmend fest,
dass sich der Wirkradius auch in das Umland ausbreitet
und beiderseits der Weser mehr Unternehmen anspricht.
Das Innovationsnetzwerk hat sich damit als ein Motor
etabliert, der nicht nur die Stimmung belebt, sondern
auch konkret an den Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges
Wirtschaftsleben arbeitet.
ÄHNLICH SIEHT ES BEIM ZWEITEN STANDBEIN der
Region aus. „Der Tourismus ist einer der wesentlichen
Wirtschaftsfaktoren“, sagt Petra Wegener, Geschäftsführerin
der Weserbergland Tourismus, die sich um das
Tourismusmarketing von Hann. Münden bis zur Porta
Westfalica kümmert. Vor der Pandemie gab es hier rund
drei Millionen Übernachtungen pro Jahr, die Wertschöpfung
betrug etwa eine Milliarde Euro mit steigender
Tendenz. Etwa 22.000 Arbeitsplätze hängen am Tourismus.
Doch dann kam die Pandemie und damit ein Einbruch
von über 30 Prozent.
Wie es jetzt und zudem unter dem Vorzeichen der
Energiekrise weitergeht, sei völlig offen. „Wir können
keine Prognosen abgeben, die gesamte Branche ist sehr
unsicher, Buchungen werden kurzfristiger, man merkt
die Zurückhaltung der Leute“, so Wegener. Dabei hat
sich das Weserbergland touristisch gut entwickelt, in den
vergangenen zwanzig Jahren gab es einiges an Investitionen
in Wege, Attraktionen und Hotels. Gerade das
Radwandern hat sich zu einem regelrechten Hype
entwickelt, und hier kann die Region punkten: Der
Weser- Radweg ist Nummer 1 der beliebtesten deutschen
Radfernwege. Hinzu kommen viele andere Qua litätswanderwege.
„Heimelig sei es hier“, höre Petra Wegener
oft von Kunden, die erstmals ins Weserbergland kommen:
eine Mittelgebirgslandschaft, vielfältige Natur,
Burgen, Schlösser, Fachwerkstädte, viele Besichtigungsmöglichkeiten
– ideal für den Aktivtourismus.
Aber es gibt auch noch viel Luft nach oben, doch die
Abstimmung über die Entwicklung der Region über die
Landesgrenzen hinweg mit NRW, Niedersachsen und
Hessen ist nicht immer einfach. Eine Erfahrung, die
man auch in Höxter und Holzminden macht, wenn es
um eine Abstimmung mit den verschiedenen Schulrahmenbedingungen
oder bei der Infrastrukturplanung
geht. Dann sind es zwar – gefahren – nur neun Kilometer
zwischen beiden Städten, verwaltungstechnisch
aber liegen zwischen ihnen Welten.
DENNOCH, TROTZ DER HERAUSFORDERNDEN Lage
ist Holzmindens Landrat Michael Schünemann zuversichtlich.
„Arbeit haben wir hier genug. Jetzt brauchen
wir die Infra struktur, um für Zuziehende interessanter
zu werden.“ Und das heißt für ihn vor allem: Straßenund
Breitbandausbau. Immerhin, hier geht es stetig,
wenn auch langsam, vorwärts. ƒ
76 3 | 2022
NATUR. DESIGN. ELEGANZ.
Jedes unserer
Ledersofas hat
seinen eigenen
Herzschlag.
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Lokale Bürokompetenz, bundesweit präsent
Ihre Spezialität sind alle Dienstleistungen rund ums Büro: Die KÖNIG-Gruppe hat ein reichhaltiges Portfolio entwickelt,
um alle Bedarfe der modernen Büroarbeit, insbesondere in mittelständischen Unternehmen, zu bedienen.
Büroeinrichtung und die dazugehörige
Technik sind sehr beratungs- und
pla nungsintensive Bereiche“, sagt
Andreas Kronier, Vertriebsleiter der KÖNIG
Gruppe. „Da kommt es zentral darauf an,
dass man die Anforderungen und Problemstellungen
der Kunden versteht und umsetzt.“
Gutes Anschauungsmaterial bietet derzeit
der klar erkennbare Trend zum Homeoffice.
Es komme dabei nicht nur darauf an, dass
Mitarbeiter über ein schnelles WLAN verfügen,
sondern dass auch die restliche Arbeits
umgebung vernünftig gestaltet wird, zum
Beispiel durch gesundes Sitzen, eine benutzergerechte
Bildschirm ergonomie und nicht
zuletzt dadurch, dass eine gute Sicherheitslösung
für den Datentransfer implementiert ist.
„Wenn ich im Firmennetzwerk arbeite und auf
betriebliche Serverinhalte zurückgreife, muss
das datenschutz- und sicherheitskonform passieren“,
so Kronier. Doch in der Praxis erlebe er,
dass das noch bei Weitem nicht überall der Fall
ist. Da wird sich nicht nur mit seinem einfachen
Passwort über den heimischen Router in das
Fir mennetz eingeloggt, sondern es werden darüber
auch Daten transferiert. Oder Verträge und
Dokumente werden abfotografiert und per
Whatsapp an Kollegen versendet. Das passiere
in kleinen wie auch in großen Unternehmen.
BERATUNGSINTENSITÄT heißt für die
KÖNIG-Gruppe, dass sich ihre erfahrenen
Spezialisten vor Ort mit Kunden, vorrangig
mittelständischen Unternehmen, zusammensetzen,
um genau über diese Rahmenbedingungen
zu sprechen und nach situationsspezifisch
passenden Lösungen zu suchen.
„Deswegen sind wir lokal mit vielen Niederlassungen
vertreten“, so Kronier. Mit ihren
14 Standorten bundesweit wird die KÖNIG
Gruppe ihrem Slogan gerecht, bedarfsgerechte
Lö sungen für das moderne Büro inklusive
des entsprechenden Supports anzubieten.
Gerade im Bereich der sicheren Zusammenarbeit
über Datennetze hat die Gruppe zuletzt
weitere Kapazitäten aufgebaut.
,DAS GANZE BÜRO‘ umfasst bei KÖNIG
einerseits klassische Büromöbel sowie alle
dafür nötigen Materialien vom Ordner bis zur
Heftklammer, andererseits aber auch die entsprechende
Technik rund um das Dokument
– Drucker, Kopierer, Dokumentenmanagement
und die dafür nötigen Sicherheitslösungen
– und Präsentationstechnik, etwa interaktive
Touchdisplays. Auch der Service wird großgeschrieben:
Lieferung, fachgerechte Installation,
Einweisung und Support gehören bei der
KÖNIG-Gruppe zum Leistungsspektrum.
DIE NIEDERLASSUNGEN firmieren lokal
unter ihren traditionellen Anbieternamen – in
der Region ist die KÖNIG-Gruppe an zwei
Standorten vertreten: mit Fischer in Kassel
und Büro 2000 in Beverungen. Doch dahinter
steht die Firmengruppe und damit die
Möglichkeit, einen bundesweiten Service
anzubieten. „KÖNIG selbst ist seit 45 Jahren
in Deutschland am Markt und weiterhin inhabergeführt“,
so Kronier. „Damit sind wir
eines der größten unabhängigen Unternehmen
im Bereich Büroeinrichtung und -technik
in Deutschland.“
KONTAKT
Büro 2000 GmbH & Co. KG
Andreas Kronier
Tel. 069 978288-10
Mobil 0160 90517611
andreas.kronier@koenig-ffm.com
TEXT: SVEN GRÜNEWALD
PROFIL
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Ein Reallabor für die Energiewende: Das STIEBEL ELTRON-Schulungszentrum 'Energy Campus'
am Hauptsitz in Holzminden.
Umweltfreundlich und zukunftssicher
heizen mit Wärmepumpen aus Holzminden.
Mit Wärmepumpen auf Erfolgskurs
Mitten im Weserbergland hat das Green-Tech-Unternehmen STIEBEL ELTRON
seinen Hauptsitz.
Zuhause bedeutet Sicherheit, Geborgenheit
und Komfort. Die richtige Haustechnik
sorgt dafür, dass das auch so
bleibt. STIEBEL ELTRON bietet nicht nur die
passende Technik für Heizung, Warmwasser
und Lüftung, sondern leistet damit auch noch
einen wichtigen Beitrag zur Energiewende im
Gebäudesektor. Mit über 4.000 Mitarbeitern
weltweit setzt das Unternehmen mit seinem
Hauptsitz in Holzminden, mitten im Weserbergland,
von der Produktentwicklung bis zur
Fertigung konsequent auf eigenes Know-how.
Mit vier nationalen und vier internationalen
Produktionsstätten, weltweit 26 Vertriebsgesellschaften
sowie Vertriebsorganisationen
und Vertretungen in über 120 Ländern ist
STIEBEL ELTRON global aufgestellt. Der Umsatz
betrug 2021 rund 830 Millionen Euro,
mehr als 50 Prozent davon entfallen auf das
Ausland.
Wichtigster Treiber für das Geschäft des Holzmindener
Traditionsunternehmens sind umweltfreundliche
Wärmepumpen Heizungen.
„In diesem Jahr ist der Heizungs-Wärmepumpen-Absatz
in Deutschland bisher gegenüber
dem Vorjahr um 29 Prozent gewachsen, wobei
das Jahr 2021 bereits um mehr als 28 Prozent
über dem Jahr 2020 lag. Der Auftragseingang
für Wärmepumpen bei Stiebel Eltron hat
sich innerhalb eines Jahres verdoppelt“, sagt
Geschäftsführer Dr. Kai Schiefelbein zusammenfassend.
Und bis 2027 sollen die Produktionskapazitäten
für Wärmepumpen am
Hauptsitz in Holzminden noch einmal mehr
als verdreifacht werden.
Dafür sollen in den nächsten Jahren rund 600
Millionen Euro investiert werden. Gleichzeitig
werden über 400 neue Arbeitsplätze ent stehen
und das Qualifizierungsangebot wird ausgebaut.
„Die umweltfreundliche Technologie
bietet ausgezeichnete Karrierechancen“, sagt
Personalleiterin Christiane Schäfer.
Viermal in Folge ausgezeichnet:
STIEBEL ELTRON mit ‚Top Karrierechancen‘
Mit dem Award für ‚TOP Karrierechancen‘
wurde der Haustechnikhersteller Ende 2021
zum vierten Mal in Folge ausgezeichnet, erstmals
auch als Branchensieger im Bereich der
Wärme- & Kältetechnikanbieter. Insbesondere
in den Themengebieten Karriereperspektiven
und Unternehmensklima erreicht Stiebel Eltron
sehr gute Werte. „Dies spiegelt sich beispielsweise
in außerordentlich langen Betriebszugehörigkeiten
unserer Mitarbeiter wider“, so
Christiane Schäfer. Die Studie ,Top Karrierechancen‘
wurde im Auftrag von Focus Money
und Deutschland Test durch das IMWF
Institut für Management- und Wirtschaftsforschung
realisiert.
KONTAKT
STIEBEL ELTRON Gruppe
Dr.-Stiebel-Str. 33
37603 Holzminden
Tel. 05531 702 702
info@stiebel-eltron.de
www.stiebel-eltron.de
wissen
Von Kerzen, Pilzen und DNA
Der Gründungswettbewerb der Uni Göttingen Lift-Off hatte einen neuen Rekord zu verzeichnen:
Fast 40 teilnehmende Teams warfen 2022 ihren Hut in den Ring. Wie immer war die Ideenvielfalt groß.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOS UNI GÖTTINGEN
LESEZEIT: 4 MINUTEN
Jedes Jahr aufs Neue berichtet faktor als Medienpartner
über die spannenden Gründungen, die aus
dem Lift-Off, dem Gründungswettbewerb der Uni
Göttingen, hervorgehen. In den Vorjahren waren es
jeweils bis zu 29 Teams, die teilgenommen haben. 2022
hingegen waren es knapp 40 – ein neuer Rekord. 22 von
ihnen erreichten die Endrunde des Wettbewerbs. „Wir
haben aus dem Förderprogramm Exist-Potentiale des
Bundes zusätz liche Mittel erhalten“, erzählt Martin
Stammann, Leiter des Transfer & Startup Hub in der
Abteilung Forschung und Transfer, sichtlich zufrieden.
„Diese haben uns die Möglichkeit gegeben, mehr
Transfergespräche mit Wissenschaftlern direkt
zu führen sowie mehr Veranstaltungen zu
organisieren, die für das Thema Gründungen
sensibilisieren sollen.“ Das habe die
Reichweite innerhalb der Universität noch einmal
erhöht. Insbesondere wurden darüber mehr
Wissenschaftler als früher angesprochen und zu einer
Gründungsidee motiviert.
UND SO IST WIEDER EIN BUNTES POTPOURRI an
Gründungsideen zusammengekommen, das von nachhaltiger
Kerzenproduktion über einen KI-basier ten Gesichtshautscanner,
der eine Kombination aus auf die
Haut abgestimmten Pflegeprodukten zusammenstellt,
bis hin zum Möbelbau aus Pilzen und der Behandlung
von Gelenkarthrose reicht.
Eine gewisse Tendenz lässt sich dabei beobachten: In
Göttingen haben sich in den letzten Jahren viele Player
dafür engagiert, die Life Sciences in der
Stadt zu stärken, und eine entsprechend
tief gestaffelte Infrastruktur
zur Gründungsförderung etabliert. „Wir merken,
dass über diese Schiene und über die Universitätsmedizin
schon mehr Teams aus dem medizinischen und
biologischen Bereich kommen“, sagt Stefanie Pinkert,
Gründungscoach an der Universität. „Eine sehr schöne
Entwicklung dabei ist, dass Arbeitsgruppen, in denen bereits
eine Ausgründung erfolgreich war, dafür gesorgt
haben, dass auch Kollegen das Thema für sich entdeckt
haben und zwei, drei Jahre später eine eigene Idee einreichten.“
Insofern gibt es auch bereits ,Wiederholungstäter‘
wie Arndt Schilling von der Universitätsmedizin,
der bereits zum zweiten Mal mit einem Projekt dabei ist
und damit wieder einen ersten Preis beim Lift-Off erhielt.
DASS GRÜNDUNGEN ein spannendes Thema mit Potenzialen
für die Zeit nach und jenseits der Uni sind, hat sich
in Göttingen offenkundig schon recht gut rumgesprochen,
auch wenn natürlich noch Luft nach oben ist, wie Martin
Stammann betont. Denn manche Fakultäten hinken im
Vergleich der Gründungsaktivitäten etwas hinterher.
Doch wie es mit dem Lift-Off und der Gründungsförderung
weitergeht, ist noch offen. Uni-Präsident Metin
Tolan betonte zwar mehrfach, dass dieser Bereich ihm
sehr wichtig sei, doch ein Teil der Mittel für die Gründungsunterstützung
kommen aus Drittmitteln, die 2023
auslaufen. Eine Anschlussfinanzierung ist noch nicht gesichert.
Lift-Off 2023
Demnächst startet die nächste Runde des
Gründungswettbewerbs. Interessierte Teams
können sich bereits informieren und anmelden
unter: www.uni-goettingen.de/gruendung
80 3 | 2022
wissen
Die Gewinner 2022
DAS ZIEL: nachhaltige und gleichzeitig hochwertige
Kerzen zu produzieren und das made in Germany.
Die beiden Gründer Amy Peters und Maurice
Jedlicka wollen die traditionelle Kerzenindustrie
revolutionieren. Es beginnt bei der innovativen
Gewinnung des Kerzenwachses. Herkömmliches
Kerzenwachs besteht meist aus Paraffinen, Palmoder
Sojaöl. Hierfür werden Erdölbohrungen durchgeführt,
Regenwald für Monokulturen vernichtet
und eigentliche Lebensmittel zweckentfremdet.
1. Platz Gründungspotenzial
Molly Suh
Maurice Jedlicka und Amy Peters
Das Wachs der Kerzen von Molly Suh wird hingegen
aus der recycelten Biomasse von pflanzlichen Fetten
gewonnen. Diese Fette haben bereits einen Lebenszyklus
durchlebt und werden in einem ,Waschgang‘
aufgewertet. Das heißt, am Anfang des Produktes
steht Recycling, gefolgt von anschließendem
Upcycling. Kombiniert mit dem natürlichen Duft
von ätherischen Ölen.
ARTHROPORE ermöglicht die Heilung des Knorpels
durch die Rekonstruktion der komplizierten Mikrostruktur
des Gelenks. Gegenwärtig gibt es noch
keine Heilungsansätze für Gelenkarthrose, die
Behandlungsstrategien beschränken sich auf Operationen
zum vollständigen Gelenkersatz. Deutschland
hat unter den OECD-Staaten die zweit- bzw.
vierthöchste In zidenzrate für Hüfttotalendoprothesen
(THR) und Knietotalendoprothesen (TKR),
deren durchschnittliche Kosten sich auf 15.500 bis
17.800 Euro pro Patient belaufen.
1. Platz Wissenschaft
ArthroPore
Dr. Shahed Taheri und Prof. Dr. Arndt Schilling
Nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen der
Teammitglieder Shahed Taheri und Arndt Schilling
liegt die Ursache der Arthrose allerdings nicht, wie
bisher angenommen, im Knorpel selbst, sondern in
einer Veränderung der Mikrostruktur des Knochens,
der dem Knorpel zugrunde liegt. ArthroPore kann die
3D-Mikrostruktur des Knochens im Gelenk abbilden
und damit personalisierte Implantate/Membranen
herstellen, die das natürliche, gesunde Gewebe des
Patienten nachahmen.
3 |2023 81
wissen
DAS TEAM hinter DirIGEN, bestehend aus Eric
Schoger und Janek Fischer, bedient sich eines
Verfahrens namens CRISPR, mit dem gezielt an
der DNA gearbeitet werden kann. Das Verfahren
ermöglicht es, gezielt Gene abzulesen und für
therapeutische Anwendungen zu entwickeln, neue
therapeutische Zielstrukturen zu identifizieren oder
grundlagenwissenschaftliche Fragestellungen zu
erarbeiten. Denn häufig sind Fehlfunktionen
bestimmter Zellen auf das fehlerhafte Ablesen
von DNA-Abschnitten zurückzuführen.
Sonderpreis ,Life Science‘
DirIGEN
Dr. Eric Schoger und Janek Alfred Fischer
Das DirIGEN-Team hat aus seiner mehr als fünfjährigen
wissenschaftlichen Tätigkeit heraus eine
Plattform zum Ablesen bestimmter Gene für Partner
aus der pharmazeutischen und biotechnologischen
Industrie entwickelt: ein CRISPR/Cas9-basiertes
Verfahren zur Identifikation von gRNA-Molekülen,
mit deren Hilfe präzise Gene angeschaltet werden
können.
DAS TEAM um Steffen Konnemann nutzt Agrar
abfälle wie Getreidestroh und -spelze sowie
Sägemehl, um Pilze zu ernähren. Das sich bildende
Myzel-Fasergerüst erlaubt die Entwicklung diverser
biologisch abbaubarer Produkte. Diese reichen von
styroporähnlichem Verpackungsmaterial bis hin zu
Möbelstücken. Alle Produkte könnten am Ende ihrer
Nutzungsdauer ohne Bedenken auf dem heimischen
Kompost entsorgt werden. Gleichzeitig
werden keine neuen Ressourcen verbraucht, da
Abfälle genutzt werden.
Sonderpreis ,Zukunftsfähige Landnutzung‘ und Publikumspreis
HyphaGrowth
Hendrik Wever und Steffen Konnemann
Der bisher noch nicht etablierte Werkstoff Pilzmyzel
bietet neue haptische und optische Eigenschaften:
Er ist formstabil, wasserabweisend und kann eine
lederähnliche Oberfläche entwickeln. Jedes Produkt
ist ein Unikat, da es organisch gewachsen ist. Im
Gegensatz zu abbaubaren Produkten aus Maisstärke
oder Hanf stellt die Pilzmyzel-Produktion keine
Konkurrenz zur Nahrungserzeugung dar.
82 3 | 2022
PROFIL
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Q3Labs – Ihr neuer digitaler
Labor-Roboter
Das Team (von li.) Herr Silin Zhao , Frau Gayatri
und Dr. Giriprakash Chodisetti.
Q3LABS entwickelt eine Online-Softwareanwendung
zur Digitalisierung und Programmierung
von Versuchsprotokollen, die in biologischen
Forschungslabors verwendet werden. Sie umfasst
offen zugängliche und laborspezifische
Protokolle.
Das Start-up-Team wurde im Lift-off-Wettbewerb
2021 mit dem 2. Preis der Universität
Göttingen ausgezeichnet und erhielt außerdem
das N-Bank-Gründungsstipendium 2022.
PAPIERBASIERTE PROTOKOLLE ADÉ
Durch die Programmierung der Versuchsprotokolle
will Q3LABS die Forscher dabei unterstützen,
Zeit zu sparen und die Genauigkeit und
Zuverlässigkeit der Versuchsdaten zu erhöhen.
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84 3 |2022
mensch
Das richtige Motiv
Die Göttinger BWL-Studenten Michael Noack und Melvyn Wittwer vertreiben mit Inkster wasserfeste
Zwei-Wochen-Tattoos – ihre Erfolgsgeschichte hingegen ist langfristig angelegt.
TEXT RUBERT FABIG FOTOGRAFIE MARVIN CONTESSI
LESEZEIT: 3 MINUTEN
Darüber, wie sie sich kennengelernt haben,
schmunzeln Melvyn Wittwer und Michael
Noack nur. Stichwort: Orientierungsphase,
die ersten Tage im Studentenleben. Sagen wir
es so: Die Erinnerung ist verblichen. Womit wir beim
eigentlichen Punkt wären. Verblichen wie ein Tattoo von
Inkster. Der Marke, die die ehemaligen Betriebswirtschaftsstudenten
der Georg-August-Universität Göttingen
erst Anfang 2021 gegründet haben und die mittlerweile
einen Umsatz von 400.000 Euro generiert. Monatlich,
versteht sich.
Während ihres Auslandssemesters 2018 im kalifornischen
San Diego haben die beiden Surferboys im Modul
,Business Plan & Development‘ die Aufgabe, eine Geschäftsidee
zu entwickeln und den passenden Plan dazu
zu erstellen. Zur gleichen Zeit überlegt Wittwer, sich ein
Tattoo stechen zu lassen. Motiv? Unklar. „Ich dachte, es
wäre cool, mal eines zur Probe zu tragen“, sagt er. Also
recherchiert der 27-Jährige, was sich an temporärer Körperkunst
finden lässt – und stößt auf die Jagua. Eine
Frucht aus dem südamerikanischen Dschungel, deren
tintenähnlicher Extrakt die erste Hautschicht färbt.
ZURÜCK IN GÖTTINGEN, wo die Freunde bis 2020 noch
studieren, analysieren sie, ob sich daraus ein Business erschaffen
lässt, und kommen zu dem klaren Urteil: Ja. Und
sie sollen recht behalten. Zunächst baut Noack nur
einen Instagram-Kanal mit Inspirationsmotiven auf, der
in kurzer Zeit auf 100.000 Abonnenten anwächst. Beim
Lift-Off-Gründungswettbewerb 2020 der Universität
räumen die beiden nur kurze Zeit später den zweiten
Platz in der Kategorie Gründungspotenzial sowie den
Publikumspreis ab.
Einige Monate darauf gründen Wittwer und Noack –
die übrigens jeweils zwei echte Tattoos haben – schließlich
mithilfe eines Stipendiums der Universität, finanziert
durch die NBank, eine GmbH, um Büroflächen zu bezahlen
und Lebenshaltungskosten zu decken. Sie sparen
nicht an den falschen Stellen. Eine Kosmetikzertifizierung
– selten bei temporären Tattoos – liegt vor, eine
Agentur berät das Duo beim Marketing.
IM JUNI 2021 BEGINNT DER VERKAUF der ersten Produkte.
Zunächst wird den Kunden eine Tube mit der
Jagua-Tinte nebst Schablone geliefert. Der Umsatz in
Monat eins: 10.000 Euro. „Das hat uns mächtig stolz
gemacht“, sagt Noack. Die ersten 330 Motive dafür –
zeichnen die beiden selbst. Nach nur zwei Monaten
stellt Inkster – der Name leitet sich vom englischen
Wort ,ink‘ für Tinte ab – den ersten Mitarbeiter ein,
mittlerweile sind es acht, überwiegend Werksstudenten,
darunter eine Designerin, die die Abziehbildchen entwirft.
Abziehbildchen? Korrekt. Im April dieses Jahres
wurde die Produktpalette weiterentwickelt, jetzt
3 |2022 85
mensch
Win Win Die über 300 Designs wurden in Zusammenarbeit mit Tattoo-Künstlern aus der ganzen Welt erstellt, die an jedem Verkauf
mitverdienen. Neben ihnen wird auch die Umwelt unterstützt – durch eine kompostierbare Versandverpackung aus Graspapier.
werden Abziehtattoos verkauft. „Die sind deutlich weniger
fehleranfällig und so einfach wie Kindertattoos,
nur in der Haut statt darauf“, erklärt Wittwer. Bis zu
zwei Wochen halten die Kunstwerke, die zwischen drei
mal drei und sechs mal zehn Zentimetern groß sind, bei
guter Pflege. Inzwischen gibt es erste Kopierer der Idee,
was die Unternehmer nicht besorgt, sondern auf ihrem
Weg bestätigt.
DEN GESCHÄFTS- UND LEBENSMITTELPUNKT haben
die Gründer nach Hamburg verlegt. Eine persönliche
Entscheidung mit beruflichen Vorteilen. „Hier sind wir
ein Start-up unter vielen und profitieren von der lokalen
Expertise“, sagt Wittwer. Das Unternehmen setzt ausschließlich
auf Onlinehandel. „Leichter skalierbar.“ Die
enorme Produktauswahl wäre im stationären Handel
schwierig zu handhaben.
Die Kunden kommen hauptsächlich aus dem deutschsprachigen
Raum, sind in der Regel 35 Jahre und älter
– und zu rund 75 Prozent weiblich. Daran orientieren
sich auch die minimalistischen Motive. „Individualisierung
ist ein großes Ding dieser Tage. Unsere Tattoos
sind zum Accessoire zur Kleidung geworden. 30 Prozent
der Käufer erwerben sie vor ihrem Urlaub, um sie dort
zu tragen“, erläutert Noack. Bestseller sind Herzen aller
Art sowie Schmetterlinge. „Das Herz ist ein emotionales
Tattoo, was besonders den Frauen unserer Zielgruppe
zu gefallen scheint“, so Wittwer mit strahlenden Augen.
Eine Ausweitung des Geschäfts auf den europäischen
Markt ist derzeit noch nicht geplant. „Die sprachliche
Hürde, Logistik, Werbung, Customersupport und den
Onlineshop aufzubauen, ist sehr groß“, sagt der
26-jährige Noack.
86 3 |2022
Die nächsten Ziele der jungen Firma sind stattdessen
die kontinuierliche Erweiterung der Produktpalette, die
Verbesserung des Designs sowie die Schärfung des Markenbildes.
„Wir wollen Inkster hipper machen. Es wird
viele Nachahmer geben. Wichtig ist, dass die Leute wissen,
dass wir das Original sind. Wie bei Coca Cola und
Pepsi“, sagt Wittwer. Und da der Verkauf häufig über die
sozialen Medien, vornehmlich Instagram und Facebook,
funktioniert, soll auch TikTok erschlossen werden. „Und
Amazon wollen wir knacken“, schiebt der Gründer nach.
Schwierigkeiten besaßen bislang Seltenheitswert. Ab
und an gerät die Liquidität an ihre Grenzen. Aber das
sind Luxusprobleme.
Für Investoren sind der in Salzgitter geborene Wittwer
und der in Husum aufgewachsene Noack zwar grundsätzlich
offen, konnten bislang aber auch wunderbar
durch den eigenen Cashflow organisch wachsen. Auch
ein Verkauf des Unternehmens sei langfristig nicht ausgeschlossen.
„Die Struktur ist so gebaut, dass ein Verkauf
möglich wäre“, berichtet Wittwer. Allerdings schieben
die beiden das noch auf die lange Bank. Zu viel
Freude bereiten ihnen Arbeit und Zusammen arbeit.
„Sollten wir einmal verkaufen und auf eine andere Geschäftsidee
kommen, bietet es sich schon an, weiter als
Duo zu arbeiten, weil wir uns bestens verstehen und unsere
Stärken und Schwächen gut kennen“, erklärt Noack,
der seine Expertise überwiegend im Marketing hat, während
sich sein Partner primär um die Unternehmensführung
kümmert.
WAS DAS NICHT HEISSEN SOLL: dass die beiden gerade
wieder in einer Orientierungsphase sind. Ihre Liebe für
Inkster ist noch lange nicht verblichen. ƒ
Wo gibt’s die Tattoos?
www.inkster.eu
Ein Unternehmen, das den Mitarbeitenden gehört – genau das ist Arineo.
Wir arbeiten gemeinsam an unserem Erfolg und setzen dabei auf Selbstorganisation und
Motivation Arineo mitzugestalten. Wir schaffen uns die besten Arbeitsbedingungen und
tragen damit auch zum Erfolg unserer Kunden bei. Die Gewinne, die wir erzielen, bleiben
im Unternehmen. Was wir gemeinsam erwirtschaften, investieren wir in die Weiterentwicklung
unserer Kolleg:innen, unseres Unternehmens und unserer Technologien.
Das klingt für dich nach einem spannenden Arbeitgeber?
Dann schau bei unseren Jobangeboten, ob etwas Passendes für dich dabei ist
oder bewirb dich initiativ. Viele unserer Stellen sind auch in Teilzeit möglich.
Wir freuen uns auf dich als neue Kolleg:in!
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Die Schaumbergs –
zusammen stark
Das Unternehmen Böning-Schaumberg hat die Zeit der Pandemie genutzt:
für neue Wege mit einer prägnanten Dachmarke und einem Onlineversand für delikate Speisen.
„Egal, ob für den
Bundespräsidenten oder die
Großmutter bei uns in
Rittmarshausen um die Ecke,
die kurzerhand Essen für ihr
Enkelkind möchte – wir kochen
wirklich für jeden gern.“
ANJA BÖNING-SCHAUMBERG
Sie schaffen den perfekten Rahmen für
Dialog, Netzwerken, Kooperationen und
vertragliche Bindungen in Wissenschaft,
Wirtschaft, Sport, Politik, Gesellschaft und im
Privaten: Anja Böning-Schaumberg und Frank
Schaumberg gestalten Orte der Begegnung
und des Miteinanders – bei hervorragendem
Essen und Trinken und in einem dem Anlass
entsprechenden Ambiente: von der frechen
Gartenparty über die Hochzeit im Schloss bis
zum Stiftungsdinner im Forum Wissen oder
in der historischen Aula der Universität Göttingen.
Durch die Umstände bedingt war in
Zeiten der Pandemie kreative Gastlichkeit wenig
gefragt, doch jetzt ist das Pendel zur Gegenseite
ausgeschlagen, die Auftrags bücher
sind voll und die Erwartungen der Kunden
und Gäste so hoch wie nie.
„DIE LETZTEN BEIDEN JAHRE waren für uns
eine willkommene Zwangspause, die wir gut
genutzt haben. Wir sind inzwischen nicht nur
„total digital“ in der Welt und bis hin zu jedem
Arbeitsplatz per Touchscreen verknüpft – wir
haben vor allem über unsere Werte und unseren
Anspruch nachgedacht und darüber,
wie wir uns zukünftig aufstellen wollen“, sagt
Frank Schaumberg. „2019 hatten wir über
500 Aufträge, da hat man keine Sekunde freie
Zeit, um neue Ideen zu entwickeln und aus
zuprobieren. Das haben wir in den vergangenen
zwei Jahren getan und zwar zu viert“, so
seine Frau. Neben Anja Böning-Schaumberg
und Frank Schaumberg, die sich seit 1996
mit ihrem Unternehmen weit über die Region
hinaus einen herausragenden Ruf erworben
haben, sind das Gordon und Johann, die beiden
Söhne. Sie waren schon immer „dabei“
und wollen und sollen nun mit ihren Eltern
gemeinsam die Zukunft der „Schaumbergs“
aktiv gestalten.
„SCHAUMBERGS“ heißt folgerichtig die neue
Dachmarke, die neben Catering und Veranstaltungslogistik
auch Frischgekochtes im
Onlinehandel umfasst. Diesen erfolgreich in
den Covid-Zeiten entwickelten Unternehmenszweig
haben die Schaumbergs zusammen aufgebaut,
die beiden Söhne sind hier Miteigner –
quasi als Einstieg in die Zukunftsvision. Jeder
hat auf seine Weise dazu beigetragen: Frank
und Johann haben als Köche ihre ganze Professionalität
in die Entwicklung, Zubereitung,
Kühlung und Verpackung der genuss fertigen
Köstlichkeiten gesteckt, Anja und Sohn Gordon
den kaufmännischen Sachverstand und
den Sinn für die Inszenierung eingebracht.
Ob bayerisches Menü in rotweiß karierten
Versandkartons oder ganze Weihnachts- und
Firmenfeiern, die mit Eventcharakter online
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PROFIL
FOTOS: CATERINGHAUS
FOTO: MARCO BÜHL
Starkes Team: Johann Schaumberg, Gordon Schaumberg, Anja Böning-Schaumberg und Frank Schaumberg (v.l.)
stattfanden: Die Mitarbeiter*innen im Homeoffice
konnten mit Anleitung aus der Schaumbergʼschen
Küche per Livestream ihre Vanillesoße
selbst zubereiten. Die Idee wurde weit
über die Region hinaus bis hin nach Kopenhagen
zum Renner und sicherte zudem den
16 Mitarbeiter*innen in Rittmarshausen in
schwierigen Zeiten ihren Arbeitsplatz.
Die Erfolgsgeschichte gemeinsam weiterzuschreiben,
das ist der Plan. „Wir sind ein
starkes Team“, sagt Gordon Schaumberg.
Und sein Bruder Johann fügt hinzu: „Stärker
zusammen – das wussten wir schon immer,
jetzt erst recht.“
GORDON SCHAUMBERG, 26, schob zwischen
Studium und geplantem Auslandsaufenthalt
in Taiwan eine Ausbildung als
Kaufmann für Büromanagement ein, die er inzwischen
erfolgreich abgeschlossen hat. Er ist
fit und bereit für die kaufmännische Leitung
des Unternehmens, auch wenn er erst sein
Studium abschließen will und bis dahin seine
Mutter unterstützt.
JOHANN, 24, wollte schon immer Koch werden.
Nach der Ausbildung im Göttinger Apex,
die er mit Auszeichnung abschloss, führte ihn
sein Weg in das Zwei-Sterne-Gourmetrestaurant
Söl’ring Hof nach Sylt, in dem ein ehemaliger
Azubi der Schaumbergs inzwischen als
Patron den Kochlöffel schwingt. „Jan-Philipp
Berner ist total kochverrückt, und ich habe unglaublich
viel gelernt“, so Johann Schaumberg.
Wie immer schon geplant, zog es Johann in
das Familienunternehmen zurück, allerdings
etwas früher als gedacht, denn die nächste
Generation der Schaumbergs, die mit seinem
kleinen Sohn Karl nun Einzug hält, beflügelte
die Rückkehr in die Heimat.
„WIR LIEBEN, WAS WIR TUN“, da sind sich
die vier Schaumbergs einig. Die Leidenschaft
für das Kochen, die hohe Professionalität und
die Fähigkeit, den perfekten Rahmen für Gastfreundschaft
und menschliche Begegnun gen
zu schaffen, nehmen sie immer wieder auch
als Herausforderung an, neue Wege und
kreative Lösungen zu suchen und zu finden.
Das gilt für alle Kunden und alle Veranstaltungen,
die sie betreuen: „Egal, ob für den
Bundespräsidenten oder die Großmutter bei
uns in Rittmarshausen um die Ecke, die kurzerhand
Essen für ihr Enkelkind möchte – wir
kochen wirklich für jeden gern“, sagt Anja
Böning-Schaumberg. Das sind sie, die
Schaumbergs.
TEXT: SVEN GRÜNEWALD
KONTAKT
Cateringhaus Göttingen Böning-Schaumberg
In der Klappe 3
37130 Gleichen OT Rittmarshausen
Tel. 05508 9998 60
info@cateringhaus-goettingen.de
www.schaumbergs.de
www.cateringhaus-goettingen.de
mensch
Dem Himmel so nah
Rund um den Globus findet die vielschichtige Kunst des
Göttingers Fintan Whelan zahlreiche Abnehmer.
Mit seinen Werken taucht er ein in die Farben seiner
irischen Heimat und bringt die Welt zum Leuchten.
TEXT STEFANIE WASKE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
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LESEZEIT: 8 MINUTEN
ineinsinken, sich vertiefen ins Blau der Bilder. Eintauchen
in glatte Flächen, in denen sich der Himmel zu spiegeln
scheint. Doch lauern auch graue Strudel, schwarzblaue
Untiefen, die einen hinabziehen können in einen
raumlosen Ort. Und plötzlich, ja abrupt, endet das Blau
mit einer scharfen Kante. Ab hier ist alles weiß, so rein,
ohne jeglichen Makel. Die Welten des Malers Fintan
Whelan bieten Ausflüge ins Unbekannte. Mag ihr Blau
auch die Farbe des Himmels, des Meeres und der Ferne
sein – sie sind etwas anderes. Haben ihre eigenen Geheimnisse.
Die bewahrt der Maler sorgsam bedacht vor zu vielen
neugierigen Blicken. Auch, wenn sich die Tür seines Ateliers
in einer der schmalen Gassen Adelebsens öffnet.
Mit gastfreundlichem Lächeln bittet er hinein, an einem
schwülen und heißen Samstagnachmittag. Gewährt Einblick,
wo diese ungewöhnlichen Bilder mit ihren Marmorierungen,
Schlieren, Strudeln auf weißen Flächen
entstehen.
Das Fachwerkhaus von 1910 ist nicht sein neuer
Wohnsitz oder gar ein Sommerhaus zum Vergnügen. „Es
ist ein Haus für Kunst“, erzählt Fintan Whelan wenige
Schritte nach dem Eintreten in den schmalen langen Flur.
Mit seiner Frau Gabi und den zwei Töchtern wohnt er
weiterhin im 20 Minuten entfernten Göttingen.
mensch
3 |2022 93
mensch
Deep Falls Above
Symphony Of Nature
Der 1967 in Dublin geborene Maler schlägt eine
Hausführung vor. Bald zeigt sich, was er meint: Die kleinen
Räume links und rechts des Flurs sind keine Wohnoder
Schlafräume – sondern Magazine. Dort lehnt sich
Keilrahmen an Keilrahmen, einige sind so groß wie ein
Mann, andere handlich auf Armlänge, wieder andere
rund wie eine Scheibe. Von manchen ist nur die cremefarbene
Rückseite der Leinwand zu sehen. Ein wenig
von ihren Farben lässt sich erhaschen, vom Blau, Violett-
Rot und Grau.
„PLATZ IST MIR WICHTIG“, sagt Whelan und steigt mit
raschen Schritten die Treppe zum Obergeschoss hinauf.
Das sei der Grund gewesen, das Atelier vor ein paar Jahren
von Göttingen nach Adelebsen zu verlegen und das
Haus zu kaufen. Auch das Obergeschoss mit seinen
schmalen Zimmern dient nun seiner gegenstandslosen,
abstrakten Kunst, beherbergt Holzlatten für Rahmen
und Verpackungsmaterial. Selbst unter dem Dach in
brütender Hitze wartet Material auf seinen Einsatz.
Zurück im Erdgeschoss bleiben noch drei Räume, darunter
die Küche. Durch einen schmalen Türrahmen öffnet
sich der erste Atelierraum. Auf einem großen Tisch in
der Raummitte liegt eine dicke, gepolsterte graue Tischdecke.
Unter dem Tisch stehen wohlgeordnet Werkzeuge
wie Spachtel, Pinsel und Lasuren. „Das ist der Packraum“,
erklärt der Künstler. Hier werden die Bilder für
den Transport in alle Welt vorbereitet. Teils, weil Sammler
sie im Internet gesehen und selbst in Australien bestellt
haben – bei seiner Agentur finden sich je nach Größe
Bilder von 300 bis hin zu 12.000 Euro. Teils, weil sie
für Ausstellungen und Kunstmessen auf Reisen gehen.
Fintan Whelan hat bereits in vielen Ländern ausgestellt,
vorwiegend in Irland, Großbritannien und Deutschland.
In wenigen Wochen geht es wieder nach Los Angeles.
Alles hat Whelan geordnet wie in einer Manufaktur,
jeder Raum hat seine Aufgabe – vom Dachboden bis zur
Terrasse. Auch seine Frau hilft mit, spannt Leinwände,
fotografiert die fertigen Werke für die sozialen Medien.
Einzig der kniehohe Hund Cachi mit schwarz-weiß ge-
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mensch
locktem Fell hält sich nicht an Regeln. Vielleicht liegt es
an seinem Straßenleben im spanischen Sevilla noch vor
zwei Jahren. So vertreibt er denn die Stille rund um das
Haus im Garten mit seinem kräftigen Bellen. Whelan
verrät, dass der Rüde ab und an seinen Kopf auf die
Leinwand am Boden legt. Und er muss dann zum Pinsel
greifen und all die Flecken wieder ausbessern. Doch
auch ohne Cachis Schnauzenabdruck erhalten die kleinen
Formate im Packraum eine letzte aufwendige Korrektur,
berichtet der Mittfünfziger: Jeden noch so kleinen
Farbspritzer auf den weißen Flächen der Bilder tilgt
Whelan mit einem feinen Pinsel.
DOCH WIE ENTSTEHEN DIESE AUSSERGEWÖHNLICHEN
Bilder? Wie kommt die Farbe auf die Leinwand, wie entstehen
die wirbelnden Farben, die mit ihrer Leuchtkraft
manchmal gar an Seidenstoffe erinnern? Das mag der
Künstler nicht zeigen, nicht verraten. Zu viele wollten
seine Technik imitieren, ihn erreichten regelmäßig Anfragen
in diese Richtung. Auch Malkurse lehne er deshalb
regelmäßig ab. Was daher im zweiten, hinteren Atelierraum
geschieht, wissen einzig Eingeweihte, der
Künstler und seine Frau. Der fremde Betrachter fühlt
sich daher wie in einem Rätsel angekommen, inmitten
eines lang gezogenen Raums mit großen Fenstern mit
Blick auf die Burg Adelebsen.
Auf dem Fußboden liegt eine große Kunststoffplane
ausgebreitet, auf der schon einige blaue, schwarze und
türkise Farbflecken zu sehen sind. Eine fast zwei mal
zwei Meter große weiß grundierte Leinwand liegt darauf.
Vier niedrige Füße erheben sie wenige Zentimeter vom
Boden. Whelan muss dort hinunter, um mit seiner Arbeit
zu beginnen. Tag für Tag, in der Regel immer an der
Kante mit Blick auf die Tür zur Terrasse. So wirkt er
sportlich in seinem dunkelblauen Poloshirt. Auf einem
kleinen Tischchen stehen einige Pigmente, darunter für
Kobaltblau, ein sattes Himmel blau. Whelan gesteht, er
sei „wie verliebt in diese Farben“. Neben Blau sind die
Erdtöne, Orange und Rot.
EIN WENIG ZUR TECHNIK VERRÄT ER schließlich doch:
Wichtig für die Leuchtkraft sei die Grundierung, die er
mit einer Malerrolle auf die Leinwand bringt. Sie wird
quasi versiegelt, sodass sich die später aufgebrachten
Farben nicht mit dem Weiß mischen. Jeder, der einmal
einen Tuschkasten hatte, ahnt warum: Farben mit
3 |2022 95
mensch
» Meine Sprache ist wie Musik –
sie ist aus Licht, Farbe, Textur. «
Viele Bilder verweilen daher in einem Zwischenstadium,
hängen an den Atelierwänden, damit Whelan sie betrachten
kann, oftmals gar eine halbe Stunde – um herauszufinden,
wie er die Komposition verbessern kann.
Seine Kunst sei daher keine schnelle Kunst. Nicht immer
taucht er dabei in die Stille hinab. Auf dem Fensterbrett
im Atelier liegen stapelweise CDs. Gerade ist es
eine Mischung von Irish Folk, Marianne Faithfull, Leonard
Cohen oder Tom Waits. Viele wollten seine Kunst
verstehen, sagt Whelan und klingt ein wenig unzufrieden.
Eine einfache Beschreibung, eine Übersetzung, würde
das Geheimnis der Bilder zerstören. „Meine Sprache
ist wie Musik – sie ist aus Licht, Farbe, Textur.“ Auf
diese müsse sich der Betrachtende einlassen.
Weiß gemischt werden heller, pastelliger, matter. Das
wäre der Leuchtkraft der Farben daher abträglich.
Zweifellos werden die Pigmente mit verschiedenen
Flüssigkeiten, Emulsionen aufgelöst. Zu Beginn gleicht
jedes Bild einem kurzen Experiment, so Whelan, wenn
die Farbe auf die Fläche trifft. Dann aber greift er ein,
bewegt die Leinwand hin und her, gestaltet. „Viel Konzentration
ist nötig“, sagt der Künstler. Bei den riesigen
Formaten nutzt er eine Montageplattform, die wie ein
ungefähr auf zwei Meter verlängerter Tritt aus Metall
aussieht. Auf einem der Fotos seiner Webseite lässt sich
erahnen, wie Whelan mit dieser arbeitet: Er liegt mit
dem Bauch auf der Plattform und tupft mit einem Tuch
überschüssige Farbe von der Bildmitte auf.
VIER BIS FÜNF FARBEN KOMMEN SCHICHT für Schicht
hinzu. Während eine trocknet, widmet sich der Künstler
anderen Werken. Was auch sinnvoll sei, entstehen sie
doch oftmals in Serien, wie aktuell zu sehen im Palazzo
Bembo während der Biennale di Venezia. Dort hängen
acht Leinwände von zwei mal anderthalb Metern, alle in
Blau-Türkis-Tönen in der Ausstellung. In ihnen stecken
ein halbes Jahr Arbeit, verrät Whelan. 15 bis 16 Bilder
hätten es hingegen nicht nach Italien geschafft.
Ob er auch einige Werke nicht abschließe, aufgebe?
Whelan bejaht, schließlich müsse er mit dem Bild zufrieden
sein – da mache er keine Kompromisse. Keines gelänge
aus seiner Sicht komplett, immer sei es mehr eine Annäherung
an die Perfektion. Verzweifeln lasse ihn das
nicht. „Ich sage mir, das nächste Mal wird es besser.“
DER WEG ZU DIESEM GANZ EIGENEN künstlerischen
Ausdruck begann vor über zwanzig Jahren in Spanien.
Nach seinem Kunststudium in Dublin arbeitete Whelan
ein paar Jahre in einem Verlag. Mit der Zeit fühlte sich
das für ihn immer mehr nach Enge, Routine an. Er zog
ins spanische Granada, mietete ein altes Haus in den
Bergen in einem Ort mit 500 Einwohnern und begann
wieder zu malen. Das Licht, die Stille und der Platz hätten
ihm den Neuanfang ermöglicht. Nach sechs Jahren
habe er dann seine erste Einzelausstellung in Spanien
gezeigt. Vielleicht spielte auch die Liebe eine Rolle: Mit
Gabi, die es als Biologin bei der Max-Planck-Gesellschaft
zunächst nach Hannover, 2006 dann nach Göttingen
verschlug, beschloss er, eine Familie zu gründen.
Dieser und der Kunst gehören seitdem sein Leben.
Was sich im Laufe der Jahre gewandelt habe in seinen
Bildern? Whelan überlegt. Er konzentriere sich auf wenige
Farben, früher seien seine Werke bunter gewesen. Aktuell
sind sie fast nur blau, grau, violett und sandfarben,
teils finden sich silberne Details. Die Bilder tragen Namen
wie ,Zirkel der Gefühle‘, ,Himmelsfigurationen‘
oder ,reisendes Licht‘. Er würde seinen Stil als organisch
beschreiben, mit Wachstum und Bewegung.
UND WARUM GERADE DAS BLAU wie das Wasser? Das
lasse ihn an seine Heimat denken, sagt Whelan und
lächelt: „Es erinnert mich an meine Kindheit in Irland,
wo der Himmel ständig wechselte.“ Dazu komme Wasser
nach dem Regen, wenn alles nass sei. Nicht nur das
Meer habe dieses tiefe Blau. In der kommenden Woche
werde er all dieses nach zwei Jahren Pandemie wiedersehen.
Blau kann schließlich auch die Farbe der Ferne
und der Sehnsucht sein. ƒ
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mensch
Ton in Ton Fintan Whelan auf der Palazzo Bembo während der Biennale in Venedig – ein echter Ritterschlag für einen Künstler, dabei zu sein.
Aktuelle Ausstellung in Göttingen
Im Dezember ist Fintan Whelan in einer Einzelausstellung
in Göttingen zu sehen. Vom 9. bis 11. Dezember werden
seine Bilder im Holbornschen Haus, Rote Straße 34,
gezeigt. Eröffnung ist am 9.12. um 18 Uhr.
Mehr zu Fintan Whelan
fintanwhelan.com
instagram.com/fintan_whelan
3 |2022 97
mensch
Fit an der Platte
Lukas Bank ist ein begnadeter Koch. Er tischt
Prominenten auf und kredenzt in den besten
Restaurants der Welt. Nun betreibt der
Eichsfelder die Eventkitchen – und bringt damit
hochklassige Gastronomie nach Göttingen.
TEXT RUPERT FABIG
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
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mensch
3 |2022 99
mensch
Wahrscheinlichkeit noch nie auch nur annähernd so gut
bekocht wurde. Keine Übertreibung, für die an dieser
Stelle Gelder geflossen sind. Bank ist schlicht ein genialer
Kochkünstler, einer der besten, die Deutschland zu bieten
hat. Zugeben würde er das selbst niemals. Dafür ist
er viel zu zurückhaltend.
„Am Ende des Abends überglückliche
Gäste zu haben, macht süchtig.“
LESEZEIT: 8 MINUTEN
Wer sich zufällig in die Eventkitchen
by Lukas Bank an der
Kurzen Straße in Göttingen
verirrt, wird auf einen sympathischen,
wenngleich – er mag
es verzeihen – auch durchaus
etwas unscheinbaren Mann
treffen. Auf „Lukas aus Kirchgandern“, wie er sich
selbst freundlich vorstellt. 32 Jahre, gepflegtes Äußeres,
wache Augen hinter der Brille, angenehmer Eichsfelder
Akzent.
Wer mit Lukas Bank ins Gespräch kommt, dürfte
schon hellhöriger werden und den Eindruck erhalten,
dass hier ein Koch am Werk ist, der sein Handwerk beherrscht.
Vor allem aber beherrscht er die Kunst des
Understatements.
Denn wer sich schließlich von Bank bekochen lässt,
wird unweigerlich feststellen, dass er soeben mit hoher
ABER ERSTMAL KURZ DURCHATMEN, die Köstlichkeiten
verdauen und die Zutaten aufzählen, die die Eventkitchen
zum Genusstempel machen.
Also: Es war einmal der kleine Lukas, der Pilot werden
wollte, aber „zu schlecht in der Schule war“. Da seinem
Vater aufgefallen war, dass sich der Sohn ständig in der
Küche herumtreibt, legte er ihm ein Praktikum in der
Hölle für lukullische Genüsse nahe: in der Kantine einer
Jugendherberge. Bank hielt stand. Mehr noch, es gefiel
ihm, weswegen ein Praktikum im Friedländer Landhaus
Biewald folgte. Hier wiederum muss der heranwachsende
Lukas erstmals Eindruck hinterlassen haben, denn
ihm wurde unmittelbar eine Ausbildung angeboten. „Da
bin ich erstmals mit dem Fine Dining in Kontakt gekommen“,
erzählt Bank. Und anschließend schaute er bis
heute nie wieder in den Rückspiegel – außer vielleicht in
den seiner heißgeliebten Motocross-Maschine, aber das
ist eine andere Geschichte.
Von hier an nimmt sein Berufsleben einen rasanten
Verlauf. Bank „rutscht in die Sterne-Schiene“, wie er
sagt. Er kocht in Kitzbühel bei Simon Taxacher im
zweitbesten Restaurant des Landes, im Sissi-Schloss in
Salzburg, einigen der Topadressen Deutschlands, kommt
in Kontakt mit Prominenten, für die er als Privatkoch
auftischt. Beispiele gefällig? Zu seinen Fans zählen
Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard, Oligarch Roman
Abramowitsch und Fußballweltmeister Mario Götze,
dessen Hochzeitsmenü Bank zauberte. Auch gut betuchte
Unternehmer buchen den bodenständigen Eichsfelder
regelmäßig. Wer ein bisschen recherchiert, wird herausfinden,
dass sich damit erstaunliche Tagessätze erzielen
lassen. Doch darum geht es Bank nicht primär. Seine
Motivation: „Am Ende des Abends überglückliche Gäste
zu haben, macht süchtig.“
Dabei ist er sich stets treu geblieben. Setzt Profit nie
vor Professionalität, verfiel, durchaus branchenunüblich,
nicht dem Alkohol, was seine sportliche Statur belegt,
und verließ einst auch ein Spitzenrestaurant, „weil ich
den Umgangston für unangebracht hielt“.
DER ZEIT ALS PRIVATKOCH ging unter anderem noch
ein Aufenthalt in Vancouver voraus – muss man erwähnen,
dass es in einem der besten Restaurants Kanadas
war? –, bevor Bank spontan nach Sydney ging. „Eigentlich
wollte ich denen in Australien was zeigen – stattdes-
100 3 | 2022
mensch
sen habe ich praktisch das Kochen dort nochmal neu
erlernt“, erzählt der 32-Jährige. „Wir kochen in Deutschland
viel zu kompliziert, dabei gibt es so viele einfache
Gerichte und Restaurantkonzepte. Verglichen damit
sind wir totale Hinterwäldler.“
Das Neuerlernen, den richtigen Mix aus allen Einflüssen
zu finden, endet bei Bank nie. „Ich schaue regelmäßig
bei Kollegen über die Schulter, um fit an der Platte
zu bleiben.“ Momentan fokussiert er sich darauf, seine
Skills bei asiatischem Essen – also echtem, nicht dem
hierzulande häufig servierten China-Fresstempel-Menü
– zu schleifen. „Geile Ramen und eine authentische Pho
fallen nicht vom Himmel“, sagt Bank. Er wird Monate
daran arbeiten. Und er liebt das. Die Herausforderung.
Wenn ein Gast beispielsweise ein marokkanisches Menü
wünscht. „Ihm dann ein besonderes Erlebnis rüberzubringen,
macht wirklich Spaß.“
WAS BANK, DER SEINEN STIL ALS „jung, wild und modern“
bezeichnet, selbst nicht mag, kommt ihm nicht auf
den Teller. Stichwörter: Sahne, Mayo, Frittiertes – „das
Einmaleins des schlechten Kochens“. Als eine Art ,Signature
Dish‘ hat sich derzeit das sardische Hartweizengericht
Fregola Sarda etabliert, Wagyu-Fleisch verarbeitet
er ebenfalls mit Vorliebe. Er kocht stets mit möglichst
vielen regionalen und vor allem extrem frischen Zutaten
– wie den Kirschtomaten aus seinem eigenen Garten.
Fisch beispielsweise bezieht der Gourmet – persönliche
Lieblingsspeise: Sushi – vom Feinkosthändler Costa
Nova, der den Fang zunächst auf Wurmbefall röntgt
und anschließend bei minus 72 Grad Cel sius schockfrostet.
Frisch blieb auch Bank trotz aller Reisestrapazen als
Privatkoch. Doch die Familie zog ihn vor einiger Zeit
zurück in die alte Heimat nach Kirchgandern. Das hat
nicht nur den Vorteil, dass sein inzwischen einjähriger
Sohn Aaron feinste Speisen mit in den Kindergarten
nimmt und Bank am heimischen Herd „Schadensbegrenzung“
betreiben kann, sondern auch, dass Göttingen
um eine kulinarische Attraktion reicher ist. Privatkoch
ist er nebenher noch immer. Der Fokus liegt auf der
Eventkitchen.
Ein Vorgeschmack auf die Eventkitchen – von flambiertem Sockey Lachs (l.)
über geschmorte Ochsenbacke (o.) bis hin zum Schokoladenparfait in
Banks persönlicher ,Black Forrest Edition‘ (u.) mit Ganage, Biskuit,
Kirschgel und -sorbet, serviert in Stonehead-Figuren aus dem 3D-Drucker.
GEMEINSAM MIT EINEM HERSTELLER von hochwertigen
Holztischen und seiner Mutter – die mit home by
ASA passenderweise ein Geschäft für Küchenkeramik
und -porzellan betreibt – teilt sich Lukas Bank seit November
vergangenen Jahres die Räumlichkeiten in der
Göttinger Innenstadt und den Kundenkreis. Die Zielgruppe
ist vielfältig. Vorstandsfeiern von Unternehmen,
private Ehrentage, Kunden, die für ihr Geschmackserlebnis
nicht extra nach Kopenhagen fliegen möchten.
3 |2022 101
mensch
Essen als Event Im ungewöhlichen Ambiente der Eventkitchen von Lukas Bank stehen die Gäste wahlweise selbst mit am Herd,
können sich aber vom Spitzenkoch auch einfach nur verwöhnen lassen.
Überwiegend und am liebsten kocht Bank einfach nur
selbst für seine Gäste, achtet penibel auf Sauberkeit, die
kunstvolle Anrichtung der Gerichte und Wahl der Teller.
Andere Möglichkeit: In einem Kochkurs light, bei dem
rund 70 Prozent der Speisen vorbereitet sind, können
sich die Teilnehmer selbst beteiligen. Zudem werden
auch klassische Kochkurse angeboten, in denen man alles
von der Pike auf lernt.
AB ACHT PERSONEN und 120 Euro pro Kopf ist man
im Rennen. Geboten werden mindestens drei Gänge, ein
Apéro, Brot mit Dips, die Getränke gibt es inklusive. Die
Auswahl des Menüs wird individuell mit jedem, der zumeist
offenen und kultivierten Kunden ein bis zwei Wochen
vorab besprochen. Wer möchte, erhält ein herausragendes
Schokoladenparfait, die ,Schwarzwald-Edition‘,
mit Ganage, Biskuit, Kirschgel und -sorbet serviert in
Stonehead-Figuren aus dem 3D-Drucker. Besonders
häufig werde die sogenannte gefakte Ananas gewünscht.
Das Dessert ist so ziemlich das Einzige, das nur vorgetäuscht
ist in Banks Küche. Einen Stern könnte er vermutlich
spielerisch erkochen. „Aber einerseits fehlt mir
dafür der Service in meinem Privatrestaurant, andererseits
ist das nicht mein Ziel“, sagt Bank. „Ich möchte
mir nicht den Druck machen, sondern so frei kochen,
wie ich Lust habe.“ Eine Lust, die zu spüren ist und die
durchaus süchtig macht. ƒ
EVENTKITCHEN by Lukas Bank
Kurze Straße 2
37073 Göttingen
Tel. 0175 7849374
lukasbankchef@gmail.com
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FOTOS: LICHTBLICK
Firmengebäude in Heilbad Heiligenstadt
Geschäftsführer: Markus Liese, Steven Hartmann
Sonnenschutz von Lichtblick
Die Lichtblick Sonnenschutzsysteme GmbH hat ihr neues Firmengebäude bezogen. Das Heiligenstädter Unternehmen baut
damit die heimische Produktion von Sicht- und Sonnenschutzsystemen aus und stärkt seine Präsenz in Südniedersachsen.
Sein Unternehmen hatte Markus Liese
2010 in Thalwenden gegründet. Zunächst
lag der Fokus auf dem reinen
Onlinehandel mit Sicht- und Sonnenschutzsystemen
verschiedener Hersteller, doch 2013
kam mit Lichtblick-Original auch die erste eigene
Marke hinzu, unter der Rollos, Plissees,
Vorhänge und Fensterfolien vermarktet wurden.
„Schon meine Eltern haben 1978 begonnen,
Sonnenschutzprodukte zu fertigen“, sagt
Liese. „Von daher habe ich inzwischen über
40 Jahre Erfahrung mit dem Thema.“ Diese
Erfahrungen flossen auch in die eigenen Produkte
ein.
MIT LICHTBLICK-ORIGINAL haben wir den
Grundstein für unsere Sonnenschutzprodukte
gelegt. Diese Submarke ist gedacht, um
hochwertige und zeitlose Produkte für möglichst
viele Typen von Wohnungen, Fenstern
und Anforderungen zu ermöglichen.
Und weil es im Sonnenschutz nicht das
eine Produkt gibt, das für alle passt, haben wir
mit zunehmender Erfahrung unterschiedliche
Submarken entwickelt, die vom klassischen
Rollo bis zum maßgeschneiderten Sonnenschutzsystem
für den professionellen Einsatz
alle Bedürfnisse abdecken.
MIT LICHTBLICK-KREATIV kam 2015 eine weitere
Marke hinzu. Bei Lichtblick-Kreativ kann der
Kunde die Rollos, Plissees oder Fenster folien
bedrucken lassen, sei es mit eigenen Motiven
wie dem Firmenlogo oder mit einer der 1.200
verschiedenen Grafiken aus unserem Angebot.
„Wir bedrucken und bauen dann den gewünschten
Sonnenschutz bei uns im Haus“, so Liese.
Zuletzt wurde die Marke LICHTBLICK-OBJEKT
ins Leben gerufen. „Da sind wir im direkten
Kundengeschäft unterwegs, denn hier nehmen
Beratung und Service eine viel wichtigere
Rolle ein“, so Liese. „Wir fahren mit Mustern
zu den Kunden raus, sei es auf die Baustelle,
zum Privathaus oder in die Geschäftsstelle,
und machen vor Ort das Aufmaß. Wir übernehmen
ebenfalls die Montage.“ Es sind nicht
nur Privatkunden, sondern auch viele Unternehmen,
die Lichtblick ausstattet, vom Fitnessstudio
über die Arztpraxis bis zum Hotel.
Durch den Neubau direkt an der A38 existiert
nun die Möglichkeit, im Innenbereich
einem Ausstellungsraum und auf dem Außengelände
einen großen Showroom zu installieren,
in denen sich Kunden verschiedene
Lösungen anschauen können. Bisher bedient
Lichtblick mit seinen zwanzig Mitarbeitern
schon bis in den Göttinger Raum hinein Kunden
– doch hier wollen Markus Liese und Steven
Hartmann, zweiter Geschäftsführer des
Unternehmens, künftig noch präsenter werden.
DER NEUBAU BIETET auch den nötigen
Raum, weiter zu wachsen: „An unserem alten
Standort waren die Kapazitäten begrenzt, und
wir haben einen großen Teil unserer Produktion
an Lieferanten ausgelagert“, so Markus Liese.
„Jetzt können wir unsere eigene Produktion
entsprechend erweitern.“ Auch die Themen
Nachhaltigkeit und Smart Home in Kombination
mit Sicht- und Sonnenschutz wird Lichtblick
künftig stärker berücksichtigen, da die
Kundennachfrage in diese Richtung geht.
KONTAKT
Lichtblick Sonnenschutzsysteme GmbH
Dr.-Gerhard-Müller-Str. 2
37308 Heilbad Heiligenstadt
Tel. 03606 502 33-0
info@lichtblick-net.de
lichtblick-net.de
PROFIL
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FOTOS: OTTOBOCK
Tradition trifft Moderne Das in Duderstadt verwurzelte Familienunternehmen Ottobock gestaltet zukunftsweisende Produkte weltweit.
Innovationen für mehr Lebensqualität
Seit über 100 Jahren setzt Ottobock mit innovativen Produkten Standards – und sorgt mit der
Erschließung neuer Geschäftsfelder für spannende Jobperspektiven.
Als das Unternehmen 1919 von Otto
Bock in Berlin gegründet wurde,
handel te es sich aus heutiger Sicht
um ein waschechtes Start-up. Diesen Spirit
hat sich Ottobock erhalten – und entwickelt
heute mit mehr als 9.000 Mitarbeitenden
in fast 60 Ländern biomechanische und orthopädische
Hochtechnologie ganz nah am
Menschen. Von der bionischen Handprothese
bis hin zum mikroprozessorgesteuerten
Kniegelenk: Die Produkte von Ottobock verschieben
Grenzen des Machbaren und helfen
Menschen, ihre Bewegungsfreiheit zu bewahren
oder zurückzugewinnen.
Die Zukunft im Blick
Neben den Produktbereichen Prothetik, Orthetik
und Rollstühle forscht Ottobock seit 2012
auch an innovativen Lösungen, um Arbeitsplätze
in Industrie, Logistik und Handwerk ergonomischer
zu gestalten. Ziel von ‚Ottobock Bionic
Exoskeletons‘ ist, Menschen mit körperlich anspruchsvollen
Tätigkeiten, wie beispielsweise
Überkopfarbeit, zu entlasten und gesündere
Arbeitsbedingungen zu schaffen. Der Bereich
bietet eine breite Palette von Exoskeletten und
Lösungen zur Unterstützung unterschiedlicher
Körperpartien wie Rücken, Schulter, Arme,
Handgelenke oder Finger.
„Fachkräftemangel und eine alternde Belegschaft
führen zu einem erhöhten Bedarf an
Lösungen, die es Menschen ermöglichen,
ihrer Arbeit gesundheitsschonend und langfristig
nachzugehen. Auch die zunehmende
Bedeutung von Arbeitssicherheit und ein Bewusstsein
für Folgekosten tragen zum dynamischen
Wachstum des Marktes bei“, sagt
Dr. Sönke Rössing, CEO von Ottobock Bionic
Exoskeletons.
2021 erweiterte Ottobock mit dem ‚Exopulse
Mollii Suit‘ auch im Bereich NeuroMobility
sein Portfolio. Der Neuromodulationsanzug
löst verkrampfte Muskeln, die oft Folgen
spastischer Lähmungen und anderer neurologischer
Bewegungsstörungen sind, mit
elektrischen Impulsen. So kann zum Beispiel
die Studentin Louisa, die an MS erkrankt ist
und seit dem 25. Lebensjahr auf Rollstuhl und
Rollator angewiesen war, wieder unbeschwert
gehen.
Der Mensch im Mittelpunkt
Der Mut, neue Wege zu gehen, ist ein ebenso
wichtiger Wachstumstreiber wie die Menschen,
die mit ihren Ideen und ihrem Engagement
hinter unseren Produkten und Dienstleistungen
stehen: Sie halten die Ottobock Welt mit
Erfindergeist und Spielfreude in Bewegung.
Daraus ergeben sich vielfältige Jobperspektiven
und internationale Entwicklungsfelder,
die im Team stets erweitert und ausgebaut
werden sollen.
KONTAKT
Ottobock SE & Co. KGaA
Max-Näder-Str. 15
37115 Duderstadt
jobs@ottobock.de
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mensch
Die letzte Meile
Felix Dossmann hat mit Grünfuchs Logistik in Göttingen eine Lösung für die Paketzustellung bis zur
Haustür entwickelt – und leistet damit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den zunehmenden
Lieferverkehr. Ein Konzept, das als Franchise bereits in weiteren Städten ankommt.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
LESEZEIT: 5 MINUTEN
Der Logistik-Stau passiert vor der Haustür:
Wenn sich hier den Tag über die verschiedenen
Paketdiensttransporter die Klinke in die
Hand geben, wird das Problem ersichtlich.
Noch schwieriger ist die Situation in der Fußgängerzone,
die eigentlich nur in einem kleinen Zeitfenster von Lieferwagen
befahren werden darf – ein Fenster, das aber
bei Weitem nicht mehr ausreicht.
Es ist das Problem der ,letzten Meile‘ – ein Fachbegriff
aus der Logistik, der den Verkehrs- und Organisationsaufwand
beschreibt, der im Lieferverkehr auf dem Weg
vom lokalen Distributionszentrum bis zur Anlieferung
anfällt. Hier entstehen zudem die meisten Fahrt- und
Personalkosten. Nach Lösungen für die letzte Meile
wird schon lange gesucht – derjenige, der eine davon
gefunden hat, heißt Felix Dossmann. Seine 2022 gegründete
Grünfuchs Logistik GmbH ist seit diesem Sommer
unterwegs – und das für alle Kunden sichtbar.
DOSSMANN BLICKT AUF reichhaltige Unternehmensund
Gründungserfahrung zurück. Der gebürtige Iserlohner
bekam das quasi mit in die Wiege gelegt: Sein Vater
hatte bereits eine Softwarefirma im Bereich Druck und
Verpackung gegründet, in der Felix Dossmann schon
früh mitgearbeitet hat. „Ich hatte mir allerdings geschworen,
selbst nie Unternehmer zu werden“, erzählt
Dossmann und lacht herzlich auf. Dass es doch anders
kam, passierte nebenbei.
Während des Studiums in Göttingen arbeitete er am
Wirtschaftsinformatik-Lehrstuhl und bekam darüber einen
Praktikumsplatz bei Bertelsmann. Dort war Dossmann unter
anderem für New Media Development bei einem Bertelsmann-Start-up
zuständig und wurde dafür als Chief
Technical Officer nach New York geschickt. „Ich war damals
22. Das war alles sehr spannend, aber ich habe mich
dann doch dagegen entschieden, bei dem Start-up zu bleiben.
Ich wollte mich lieber selbstständig machen.“
106 3 | 2022
mensch
3 |2022 107
mensch
Daraus resultierte die Gründung der DFF Solutions,
die das Ziel verfolgte, das Papier im Auslieferungsprozess
abzuschaffen. Die Idee zündete und hatte Erfolg,
große Kunden wie die Metro und zahlreiche große Lebensmitteldiscounter
nutzten das System – bis heute.
„Aus Göttingen heraus wurden wir der Marktführer im
Lebensmittelbereich für dieses System“, erklärt Dossmann.
Am Ende hatte die Firma rund 40 Mitarbeiter.
„Doch die Konzepte kamen weiterhin nur von mir.“ Es
war absehbar, dass es mit einem deutlich professionelleren
Personalmanagement weitergehen musste – also entweder
mit einem Partner oder mit einer veränderten
Rolle für ihn selbst. „Ich habe damals festgestellt, dass
ich in großen Unternehmen einfach nicht so gut funktioniere,
und habe deswegen die Firma verkauft.“ Er blieb
noch einige Zeit danach als Director of Operations im
Unternehmen, verließ es aber 2018 endgültig – mit einem
Wettbewerbsverbot in der Logistik für die kommenden
zwei Jahre.
„Ich durfte zwar nicht in der Logistik tätig sein, aber
Gedanken über entsprechende Konzepte durfte ich mir
natürlich machen“, erzählt Dossmann. Zunächst begleitete
er als Berater andere Unternehmen unter anderem
bei der Prozessdigitalisierung und -analyse, bis er 2021
zusammen mit einer Geschäftspartnerin die boldly GmbH
gründete – ein Unternehmen, das gezielt Start-ups scoutet,
fördert und in sie investiert. Den Namen hatte sich
Star-Trek-Fan Dossmann vom Leitspruch der Serie geliehen:
to boldly go, where no one has gone before – mutig
dorthin zu gehen, wo noch niemand zuvor war.
DAS STECKENPFERD LOGISTIK hat Dossmann allerdings
nicht losgelassen. „Man muss nur aus dem Fenster
gucken und sieht jeden Tag die ganzen Paketdienste vorfahren.
Zwei Jahre habe ich letztlich an der Idee getüftelt,
wie man diesen ganzen Aufwand reduzieren kann.“
Er stimmte sich mit ProCity ab, ein interfraktioneller
Ratsantrag ebnete den Weg. Herausgekommen ist der
Grün fuchs, der inzwischen im Gewerbegebiet von Elliehausen
direkt an der A7 seine erste Sortieranlage für Pakete
in Betrieb genommen hat: den SmartCity Microhub.
Die Idee ist von simpler Eleganz: Im Idealfall liefern
alle großen Paketdienste – DHL, dpd, Hermes etc. – die
Sendungen an das Verteillager des Grünfuchs. Dort werden
die Pakete entsprechend sortiert, am Ende in kleine
Lastenräder eingeladen und dann ausgeliefert. Im Ergebnis
reduziert sich der Gesamtaufwand für die Paketzustellung
erheblich: Derzeit beträgt die tägliche Fahrstrecke
der Paketdienste durchschnittlich 3.500 Kilometer –
allein in Göttingen.
Durch den Grünfuchs-Ansatz kann diese Wegstrecke
um bis zu 67 Prozent reduziert werden, die Fahrzeit pro
Ausliefertour halbiert sich und damit verringert sich auch
die Größe der benötigten Zustellflotte. Daraus resultieren
Konditionen, die es für Paketdienste attraktiv machen,
für die letzte Meile auf Grünfuchs zurückzugreifen. Entsprechend
laufen derzeit viele Gespräche. Dossmann geht
derzeit davon aus, dass der Göttinger im Stadtgebiet ab
Herbst eine deutliche Reduktion der Zustellfahrzeuge sehen
wird – und die grün-weißen Lastenräder dafür sichtbar
in Erscheinung treten werden.
108 3 | 2022
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mensch
» Wir sind letztlich so etwas wie ein mobiler Paketshop. «
NOCH EINE WEITERE DIENSTLEISTUNG wird Grünfuchs
anbieten, die von keinem der Paketdienstleister in
dieser Form angeboten werden kann: Same day oder
Next day delivery für den Einzelhandel der Stadt –
Grünfuchs wird zum Abhol- und Lieferdienst für den
lokalen Handel. Im Advent 2021 wurde das Prinzip
schon in Kooperation mit dem Innenstadt-Einzelhandel
angeboten und hat damit beim Kunden für Erstaunen
gesorgt. In der Innenstadt an der Johanniskirche ist eine
erste Annahmestelle für Pakete eröffnet worden. Der
Kunde kann seine Einkäufe hier abgeben, die ihm später
zugestellt werden – oder er lässt die Waren vom Geschäft
selbst über den Grünfuchs nach Hause liefern.
Zudem wird der Grünfuchs auch Retouren und Pakete
entgegennehmen. „Wir sind letztlich so etwas wie ein
mobiler Paketshop“, sagt Felix Dossmann.
Und noch ein Angebot für den lokalen Einzelhandel
schwebt dem Unternehmer vor. Die Halle in Elliehausen
ist 5.500 Quadratmeter groß, nur ein winziger Teil, etwa
250 Quadratmeter, werden für die Sortieranlage für die
Pakete benötigt. „Einzelhändler brauchen verständlicherweise
ein Lager, aber muss das bei denen im Gebäude ein
ganzes Stockwerk einnehmen? Kleinere Händler könnten
ihre Flächen besser nutzen, indem sie das Lager auslagern
und trotzdem am selben Tag lieferfähig bleiben.“ Konkret
kann beim Schuhhändler ein Modell anprobiert werden,
wird jedoch eine andere Farbe gewünscht, liefert der
Grünfuchs das entsprechende Modell in der richtigen
Größe. Auch für Händler, die neu in den Onlinehandel
einsteigen wollen, wäre das eine Option.
IM HERZEN DES GESCHÄFTSMODELLS schlägt neben
einer leistungsfähigen KI-Infrastruktur und den logistischen
wie ökologischen Vorteilen noch ein sozialer: Bei
seinem Personal will Dossmann gezielt Menschen gewinnen,
„die beruflich nicht so viel Glück hatten und
denen wir eine Chance bieten können“, denn das Radfahren
benötigt keine großen Qualifizierungen. Die Einbindung
in die Weiterentwicklung der Unternehmensprozesse
soll für jeden Mitarbeiter genauso gelten wie
Weiterentwicklungsmöglichkeiten. „Wer sich bei uns
langfristig verpflichtet, kann eine Qualifikation als Anlagentechniker,
Fahrradmechaniker bis hin zum Lkw-
Fahrer durchlaufen.“
Und weil die Räder ohnehin den ganzen Tag in der
gesamten Stadt unterwegs sind, eignen sie sich auch als
mobile Plattform für die Umweltdatengewinnung: Es
werden unter anderem Lärm, Luftqualität sowie Erschütterungen
und damit Informationen über Straßenschäden
registriert und der Stadt zur Verfügung gestellt.
DER GRÜNFUCHS-ANSATZ soll dabei nicht auf Göttingen
beschränkt bleiben, sondern als Franchise-System
auch andernorts verfügbar werden. Das Interesse für
das deutschlandweite Letzte-Meile-Problem ist da: In
Magdeburg und Leipzig wird das Konzept bereits eingesetzt.
ƒ
Warum Grünfuchs?
Der Grünfuchs ist eine Figur, die Felix
Dossmann mit seinen Töchtern für ihr selbst
entwickeltes Spiel ,Pampomime‘ erfunden
haben. Weil der Fuchs als schlaues Tier gilt und
die Farbe Grün Ressourcenschonung und lokale
Lieferanten symbolisieren soll, schlug eine Mitgesellschafterin
Dossmanns das Tier dann als
Logo und Namengeber für das neue Unternehmen
vor, weil er auch gut für intelligente Nachhaltigkeit
stehen kann. Von dem Ansatz überzeugt,
gaben auch Dossmanns Töchter ihr O.K.
Der logistische Albtraum Paketzustellung
In einer mittelgroßen deutschen Stadt werden
pro Tag rund 15.000 Pakete von verschiedenen
Zustellern gleichzeitig ausgeliefert. Dabei werden
etwa 3.500 Kilometer verfahren, 140 Fahrzeuge
sind dafür im Einsatz. 8.000 Stopps für die
Paketzustellung werden eingelegt. 1,86 Pakete
werden pro Stopp ausgeliefert, ein Lieferfahrzeug
fasst rund 130 Pakete, das ergibt 70 Stopps
pro Tour, eine Tour dauert sieben Stunden.
Was der Grünfuchs leisten kann: Bei einer gebündelten
Zustellung von 15.000 Paketen pro
Tag sind es vier Pakete pro Stopp, damit 3.800
Stopps und 1.600 verfahrene Kilometer.
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Neubauprojekte Weserstraße 51 a und Friedrich-Ebert-Straße 58–60
Neubau, Sanierung, Geschäftszahlen:
Volksheimstätte eG bleibt ihrem Erfolg treu
Vertreterversammlung am 27.06.2022
Die Genossenschaftsvertreter wurden vom
Vorstand und Aufsichtsrat der Volksheimstätte
umfassend über das Geschäftsjahr 2021 informiert.
Sie entlasteten einstimmig den Vorstand
und den Aufsichtsrat, und Annegret Engelhard,
Rainer Bolli und Stefan Buddenbohm
wurden im Aufsichtsrat erneut bestätigt.
Mit einem Jahresüberschuss in Höhe von
2,7 Millionen Euro und einem Anstieg der Bilanzsumme
von 92,8 Millionen Euro im Jahr
2020 auf 97,3 Millionen Euro im Geschäftsjahr
2021 legte die Volksheimstätte erneut
das beste Ergebnis in ihrer Unternehmensgeschichte
vor. „Auch die erneut beschlossene
Vier-Prozent-Verzinsung auf die ersten bis
dritten Genossenschaftsanteile belegt unsere
stabile Geschäftsentwicklung“, so Vorstandsmitglied
Thorsten May anlässlich der Vertreterversammlung.
Neubauprojekt Weserstraße 51 a
auf dem Leineberg
Auf dem Göttinger Leineberg errichtet die
Wohnungsbaugenossenschaft ein Mehrfamilienhaus
mit 18 modernen Zweizimmerwohnungen
auf vier Etagen. Nach dem Abriss der
Garagen auf dem Baugrundstück im Februar
2022 konnte direkt mit den Erdarbeiten für
das Fundament begonnen werden. Aktuell
liegen die Bauarbeiten voll im Zeitplan. Lieferengpässe
wurden nicht verzeichnet, der
planmäßigen Fertigstellung des Gebäudes im
Frühjahr 2023 dürfte nichts entgegenstehen.
Großsanierung Friedrich-Ebert-Straße
in Weende
Seit April 2022 laufen die Arbeiten zur Großsanierung
in den Häusern 58–60. Neue Balkone,
neue Gebäudehülle, neue Heizung, neue
Kanäle und Versorgungs stränge bedeuten für
die dort lebenden Mieter der Volksheimstätte
eine Herausforderung der besonderen Art.
Da auch in den Wohnungen selbst durch Badund
Kücheneinbau kein Stein auf dem anderen
bleibt, sorgt die Genossenschaft dafür,
dass die Mieter auf Wunsch für die anstrengendste
Zeit der Sanierung in Ferienwohnungen
untergebracht werden. „Die Belastungen
der Mieter durch die Kernsanierung sind sehr
hoch. Doch alle ziehen mit, und dafür sind wir
sehr dankbar!“, sagt Heike Klankwarth, Vorstandsvorsitzende
der Volksheimstätte, und
kommentiert damit die aktuelle Situation auf
der Weender Großbaustelle.
KONTAKT
Volksheimstätte eG
Wohnungsbaugenossenschaft
Kasseler Landstraße 89
37081 Göttingen
Tel. 0551 37077-0
vh@volksheimstaette.de
volksheimstaette.de
leben
Das Biest
Der Unternehmer und überzeugte Fan erneuerbarer Energien
Ingo Stephan testet den neuesten Hybrid-Ferrari.
TEXT & VIDEO CHRISTIAN VOGELBEIN
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
114 3 |2022
leben
3 |2022 115
leben
LESEZEIT: 6 MINUTEN
Für Ferrari war es eine Premiere, als
sie Anfang des Jahres einen Sechszylinder
in eines ihrer Autos verpflanzt
haben. Und während die
eingefleischten Ti fosi – also Ferrari-Fans
– wahlweise einen Rosenkranz
beten oder ihren Acht- bis
Zwölfzylinder streicheln, haben die
Auto- und Motorenbauer aus dem
Süden Italiens direkt noch einen Elektromotor dazugesteckt.
Das Ergebnis heißt Ferrari 296 GTB, ist ein waschechter
Hybrid – und ein echter Ferrari? Diese Frage
soll heute Ingo Stephan für faktor beantworten. Der
Geschäftsführer von 1Komma5° Göttingen, einem Kompetenzzentrum
für Gebäudetechnik auf der Göttinger
Siekhöhe, setzt seit Jahren auf Strom und die Energiewende.
Mit Erfolg. Wer sonst sollte also Ferraris ersten
V6-Elektro flitzer testen?
Bereits der Weg zum Autohaus in Hannover – die
Moll Sportwagen Hannover GmbH, einer der wenigen
Ferrari-Händler in Deutschland – läuft stilecht ab, denn
wir reisen von Göttingen mit Stephans Elektro-Audi in
die Landeshauptstadt. Bei einer kurzen Ladepause auf
halber Strecke sprechen wir über Idealismus im Handwerk,
den Wunsch, die Welt zu retten, und den Traum
jedes Jungen, einmal Ferrari zu fahren. Alle diese Dinge,
da ist sich Ingo Stephan sicher, werden uns irgendwann
gelingen. Zumindest Letzteres – die Fahrt im Ferrari – ist
nur noch ein paar Kilometer entfernt.
FOTOVOLTAIK, WÄRMEPUMPEN, ELEKTROMOBILITÄT.
Stephan und die 1Komma5° GmbH reiten das Thema
der Zeit. Die Auftragsbücher sind voll, das Unternehmen,
ehemals Bode & Stephan, wächst. Anfang des Jahres
kam der Namenswechsel, hinter dem so viel mehr steckt.
„Wir sind jetzt Teil der Holding und damit sehr viel
schlagkräftiger“, sagt der Gründer. Wir sind auf der A7
in Richtung Hannover, den E-Audi fährt Stephan jetzt
seit rund drei Jahren. Aus Überzeugung. „Und weil ich
weiß, dass Elektroautos die besseren Autos sind.“ Durch
den Namenswechsel werde auch deutlich, wie viel Idealismus
in allem steckt, was er, sein Geschäftspartner
Alexander Pape und die rund 80 Mitarbeitenden so vorhaben.
Es braucht die Energiewende, das haben die vergangenen
Monate gezeigt. Von Göttingen aus bringt
1Komma5° diesen Change in die privaten Haushalte.
„Wir arbeiten derzeit an 20 Objekten gleichzeitig“, sagt
Stephan. Strom vom Dach, Wärme aus der Erde, Energie
für das Auto. Was so einfach klingt, füllt bei vielen
Handwerksbetrieben aktuell die Auftrags bücher über
Monate und Jahre.
Doch bei aller Sinnhaftigkeit, aller Vernunft und allen
Wünschen für eine nachhaltige Zukunft: Mobilität ist
auch Leidenschaft. Das wird spätestens klar, als der
E-Audi das große Ferrari-Logo in Hannover passiert
und eine Steckdose sucht. Unser Auto für den Tag, ein
tiefschwarzer Ferrari 296 GTB (*Verbrauchswerte siehe
Kasten Seite 118), wartet bereits unter der hoch stehenden
Sonne. Erstmals hat Ferrari hier einen Sechszylindermotor
gebaut. Normalerweise setzen die Sportwagen
auf acht Zylinder oder in großen GT-Modellen
sogar auf zwölf Zylinder. Das ist nicht nur eine Entscheidung
der Ingenieure, sondern auch eine Haltung,
die sich bei den Fans bis ins Mark verankert hat. Mit
dem Mini-Motor beginnen diese zu zweifeln, zu fragen:
Ist das überhaupt noch ein Ferrari?
Die Antwort ist einfacher, als es sich der Purist vielleicht
wünscht: ja, der Ferrari 296 GTB. Denn gemeinsam
mit dem Elektromotor krallen sich 830 PS über die
Hinterachse in den Asphalt. Aufgrund der speziellen
Bauweise klingt der Sechszylinder auch größer, als er eigentlich
ist. Fast doppelt so groß, wünschen sich zumindest
die Ingenieure – und haben am Ende recht. Das
macht unterm Strich mächtig Dampf, wie ein wilder
Tiger beißt und brüllt es hinter dem Fahrersitz.
MIT VORSICHT UND RESPEKT traut sich der rechte Fuß
von Ingo Stephan heran, die Bestie zu zähmen. „Es
braucht nur einen kleinen Tipper“, sagt der Unternehmer
mit weit aufgerissenen Augen begeistert. Dann
schaltet die Automatik wie bestellt um drei Gänge herunter,
das ganze Auto meldet: Ich bin bereit. Lass uns
loslegen. Und genau das passiert dann auch. Das blaue
Autobahnschild salutiert und gibt die Spur frei.
Der GTB ist ein kompakter und leichter Sportwagen,
das Leergewicht von 1,4 Tonnen lässt die 830 PS schnell
hinter sich. Auch ab 300 kennt der Ferrari nur eine Richtung.
Nach 2,9 Sekunden war die 100 geknackt. „Mit
Autofahren hat das wenig zu tun“, resümiert Stephan
nach der ersten Stunde. „Das ist ein Biest.“ Aber ein wunderschönes.
„Und sicher fühlt es sich auch an. Die Straßenlage
ist brachial.“ Die Angst, einen Fehler zu machen,
nimmt zumindest das Wissen um die dicke Bremsanlage,
mit Scheiben so groß wie bei anderen Autos die Räder.
Fast 400.000 Euro kostet dieses hybride Abenteuer aus
Maranello. Wartezeit: rund anderthalb Jahre.
Mittlerweile parkt der Edelsportwagen vor der
1Komma5°-Firmenzentrale in Göttingen. Mitarbeiter
kommen aus dem Gebäude, machen Fotos, freuen sich:
„Endlich ist der neue Dienstwagen da.“ Ein Ferrari ist
kein Auto. Ein Ferrari ist eine Erscheinung, ein Ereignis.
Ein Abenteuer.
116 3 | 2022
leben
»Mit Autofahren hat das wenig zu tun, das ist ein Biest.«
3 |2022 117
leben
Bevor wir wieder losgefahren sind, führt Ingo Stephan
noch durch sein Büro. Oder besser: seinen Probe raum.
Denn neben dem Schreibtisch steht ein komplettes Schlagzeug.
„Ja, wir haben eine Band, und manchmal proben
wir hier“, sagt Stephan eher zurückhaltend. „Letze Woche,
da hatten wir aber einen Auftritt hier im Foyer, für
Freunde und Kollegen.“ Seine Frau singt, Kumpels besetzen
Bass und Gitarre. Gespielt wird, was gefällt und
wem es gefällt. Dazu Bier, Brause und Fleisch vom Grill.
Der GTB ist beinahe wie so ein Konzert. Ein bisschen
drüber, unerwartet – aber mit Bier und Brause.
„Es braucht ein Umdenken“, sagt Stephan zurück am
Steuer und meint die Haltung der Menschen zum Thema
Energie. Strom kommt in Zukunft nicht einfach aus der
Steckdose, ist nicht mehr binär: an, aus. Die Energieversorgung
der Zukunft ist schlau, ist vernetzt und kommuniziert
mit dem Verbraucher. „Das kann sie schon jetzt“,
sagt der Göttinger Unternehmer.
Intelligente Systeme erkennen Zeiten, in denen mehr
Strom gebraucht als produziert wird – oder andersherum
– und leitet zwischengespeicherte Energie wie in einem
Netzwerk hin und her. Von Haus zu Haus, Stadt zu
Stadt oder Land zu Land. „Nur so kann es funktionieren.
Smart.“
Dann klappt es auch mit der Elektromobilität: schnelles
Laden, intelligentes Reisen. Die erneute Pause auf der
A7 bietet Entschleunigung und Zeit, um weiteren Gedanken
nachzugehen. Zum Beispiel darüber, was ein
Ferrari mit Elektromotor in den Köpfen und Herzen der
Menschen macht, die ernsthaft an die Elektromobilität
glauben. Und mit denen, die sie verspotten. „Ich denke
schon, dass das auffällt. Aber mit gerade einmal 25 Kilometern
elektrischer Reichweite muss man den Ferrari als
Elektroauto nicht ernst nehmen“, sagt Ingo Stephan. Es
zeige aber auch, dass selbst Sportwagenhersteller die
Vorteile in der Elektromobilität erkennen. Auch, wenn
diese andere Schwerpunkte setzen.
ES IST WAHR, sagt der 54-Jährige, dass die ersten guten
Elektroautos eher etwas für den erweiterten Geldbeutel
sind. „Aber das war immer schon so mit neuer Technologie.“
Für die überzeugten E-Mobilität-Gegner ist diese
Aussage aber wohl genauso polarisierend, wie sie für
die eingefleischten Ferrari-Fans ernüchternd ist. „Der
Mensch ist eben ein Gewohnheitstier“, sagt Stephan und
zieht damit sein heutiges Fazit zurück in Hannover. Es
brauche erst einen Kick wie 830 PS auf der Hinterachse
oder die nächste Nebenkostenabrechnung, um wirklich
inspiriert zu werden und etwas ändern zu wollen. Gut
also, dass es dann in jedem Fall eine Lösung gibt: etwas
Fotovoltaik aufs Dach oder einen Ferrari in der Garage.
Zumindest Letzteres sei für Ingo Stephan aktuell allerdings
keine Option. Doch wer weiß – vielleicht irgendwann
einmal ... Auch die Kollegen würden den neuen
Dienstwagen sicher mehr als begrüßen. Bis dahin bleibt es
aber das, was es sein soll: ein automobiler Traum. ƒ
Zum Auto
Modell:
Motor:
Leistung:
Höchstgeschwindigkeit:
Beschleunigung:
*Verbrauch (kombiniert)
Kraftstoff:
Strom:
CO 2 -Emissionen
(kombiniert):
Listenpreis:
Zur Person
Ferrari 296 GTB
Hybrid, V6 Turbo,
Elektromotor
Verbrenner 663 PS,
Elektromotor 167 PS,
kombiniert 830 PS
>330 km/h
3,3 sek. von 0 auf 100 km/h
7,4 l/100 km
13,8 kWh/100 km
169 g/km
Baujahr: 1968
Geburtsort:
Ausbildung:
Aktuelle Stelle:
Familienstand:
Erstes Auto:
Aktuelles Auto:
ab ca. 270.000 Euro
Freiburg
Ausbildung zum Elektriker
(Wolfsburg), dann Zivildienst
in Göttingen, seit 2003
selbstständig
Geschäftsführer bei
1Komma5° GmbH
verheiratet, zwei Kinder
Golf 2, amerikanische
Ausführung
Audi E-Tron
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Ferrari 296 GTB? Dann schauen Sie
Unternehmer Ingo Stephan doch bei
der Probefahrt über die Schulter –
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118 3 | 2022
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leben
Werte für die Ewigkeit
Das Gemeinwohl in der Region fördern – das hat sich die Sparkasse Göttingen zum Ziel gesetzt.
Auf dem Stiftungsportal Südniedersachsen können sich potenzielle Stifter und Interessierte informieren
und gemeinsam Gutes tun.
TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM/ ANNETT SEIDLER
LESEZEIT: 3 MINUTEN
Der Blick ins Weltgeschehen lässt einen in
die sen Tagen immer wieder verzweifeln: Kriege,
Gewalt, Naturkatastrophen, Klimawandel …
Viele wollen dabei helfen, einen kleinen oder auch einen
größeren Beitrag zu einer etwas besseren Zukunft beizusteuern.
Das kann zum einen durch Spenden realisiert
werden oder aber sogar durch die Gründung einer eigenen
Stiftung. Beides ist nicht ganz einfach. Denn wer
spenden möchte, weiß nicht sofort, wem er sein Geld
anvertrauen sollte, um es möglichst den eigenen Absichten
entsprechend zielführend einzusetzen. Und wer eine
Stiftung gründen möchte, muss sich erst einmal mit den
entsprechenden Gesetzen und Rahmenbedingungen vertraut
machen und anschließend Unterstützer finden.
„An dieser Stelle setzt der Servicegedanke des Stiftungsportals
Südniedersachsen an“, sagt Thomas Häntzsch,
geprüfter Generationenberater und zertifizierter Financial
Consultant der Sparkassen-Finanzgruppe. Als langjähriger
Mitarbeiter der Sparkasse Göttingen kümmert
er sich – integriert in der Abteilung Private Banking –
beispielsweise um die Beratung von Unternehmern, die
eine Familien- oder Unternehmensstiftung einrichten
möchten. Erste Informationen über Vorsorgeregelungen,
die Gestaltung eines Testaments oder über Nachlassabwicklung
und Testamentsvollstreckung gibt es auf
dem Portal. Alles Weitere kann dann in einem persönlichen
Gespräch vertieft werden. Mit einer ganzheitlichen
Heran gehensweise berät Häntzsch die Interessenten.
120 3 | 2022
leben
Er spricht – wenn erforderlich oder empfehlenswert –
auch mit deren Rechtsbeiständen oder Steuerberatern.
So kann er die sinnvollste Umsetzung für das beabsichtigte
gesellschaftliche Engagement herausfiltern: „Wichtig
ist, dass es dabei gar nicht unbedingt um eine große
Geldsumme gehen muss – oft reicht schon ein kleinerer
Betrag aus, um eine Stiftung zu gründen oder eine Zustiftung
zu veranlassen.“
FÜR ALLE, die sich vor der eigenen Entscheidung zunächst
über bereits aktive Organisationen informieren
möchten, gibt es auf dem Stiftungsportal Südniedersachsen
ein Register mit Kurzpräsentationen und Ansprechpartnern
von über 30 aktiven regionalen Stiftungen. „In
Gesprächen stelle ich oft fest, dass den Menschen in der
Region viele Stiftungen kaum bekannt sind“, erzählt
Häntzsch. „Dabei sind es neben den großen und bekannten
Stiftungen von Vereinen wie dem ASC Göttingen
oder der Heinz-Sielmann-Stiftung gerade die vielen
kleinen und jungen Stiftungen, die für die Aufrechterhaltung
ihres Engagements auch auf Zustiftungen oder
Spenden angewiesen sind.“ Das Stiftungsportal Südniedersachsen
setzt genau da an und hilft, kleinere Stiftungen
besser sichtbar zu machen und sie mit potenziellen
Unterstützern zu vernetzen – wie beispielsweise die
Initia tive HioB/Edelgard-Löffelbein-Stiftung oder die
Stiftung Vielfalt der Kulturen, die neu auf dem Portal
vertreten sind.
Hier gibt es neben dem Register auch einen Überblick
über das, was Stiftungen inhaltlich und rechtlich ausmacht
und voneinander unterscheidet. Zudem sind Infos
über Gesetzesänderungen, Neugründungen und aktuelle
Veranstaltungen der Stiftungen in der Region abrufbar,
Spendenmöglichkeiten werden in vielen Fällen genannt,
und auch alles Wichtige zum Thema Nachlass ist detailliert
und übersichtlich zusammengefasst.
Hier geht's zum Stiftungsportal Südniedersachsen:
www.stiftungsportal-suedniedersachsen.de
Kontakt
Sparkasse Göttingen
Private Banking
Thomas Häntzsch
Tel. 0551 4053028
thomas.haentzsch@spk-goettingen.de
„DEN ANSTOSS FÜR DAS PORTAL lieferte eine Veranstaltung,
auf der der Wunsch geäußert wurde, die regionalen
Stiftungen in Form eines neuen digitalen Angebots
vorzustellen“, erläutert Häntzsch. Denn es sei wirklich
nicht leicht, sich in diesem komplexen Thema zurechtzufinden,
so der erfahrene Berater: Die Zahl der rechtsfähigen
Stiftungen in Deutschland steigt stetig. Allein im
Jahr 2021 entstanden 863 neue Stiftungen, insgesamt
sind es inzwischen über 24.600. Eine Zahl, die eher abschreckt
als einlädt. Was natürlich schade ist, denn letztlich
geht es jeder einzelnen Stiftung darum, zu helfen.
Ohne sie wäre Deutschland nicht nur gesellschaftlich
und finanziell, sondern vor allem auch kulturell ärmer.
Häntzsch resümiert: „Stiftungen geben Impulse, stärken
das Miteinander in unserer Gesellschaft mit ihrer Orientierung
am Gemeinwohl, fördern den gesellschaftlichen
Wandel und nehmen sich Zukunftsfragen an. Sie schaffen
Werte für die Ewigkeit.“ ƒ
3 |2022 121
leben
Die Köpfe öffnen
122 3 | 2022
leben
Der Literaturherbst und das Literarische Zentrum haben eine neue Heimat:
das Literaturhaus Göttingen. faktor trifft die beiden neuen Bewohner und
den privaten Sponsor Joachim Kreuzburg zum Interview. Gemeinsam gehen
Anja Johannsen und Johannes-Peter Herberhold mit dem Sartorius-Chef
und Literaturfan der Frage nach, warum Lesen unser Leben reicher
macht und Häuser eine Seele brauchen.
INTERVIEW ANJA DANISEWITSCH
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
Im Mai dieses Jahres öffnet das Literaturhaus Göttingen in der
Nikolaistraße seine schwere alte Holztür, um die Besucher in
seinen frisch sanierten Räumen zu begrüßen. Vor mehr als sechs
Jahren hatte der Geschäftsführer des Göttinger Literaturherbstes,
Johannes-Peter Herberhold, die Idee, aus dem damals leer
stehenden Haus einen Dreh- und Angelpunkt der Literatur zu
machen. Die Lage in unmittelbarer Nähe zum Kunstquartier,
die Größe – alles passte.
In Anja Johannsen, Geschäftsführerin des Literarischen
Zentrums Göttingen, fand er eine Mitstreiterin, die sofort
begeistert und mit von der Partie war. 2019 begann die
Planungsphase.Während das Literarische Zentrum ein
ganzjähriges Programm hat, ist der Göttinger Literaturherbst
ein Festival mit rund zwei Wochen vollem Programm an
unterschiedlichen Spielorten. Jetzt sind beide Institutionen
unter einem Dach vereint und können noch enger als bisher
zusammenarbeiten.
Ermöglicht hat dies unter anderem der Sartorius-Vorstandsvorsitzende
Joachim Kreuzburg, der mit Geld aus seiner
eigenen Tasche und Know-How entscheidend dazu beiträgt,
das Literaturhaus mit Leben zu füllen.
3 |2022 123
leben
„Lesen vergrößert die eigene Welt.
Man erlebt dabei Geschichten,
die man sonst eben nicht
erleben würde. Und das empfinde
ich als sehr bereichernd.“
JOACHIM KREUZBURG
Seit einem halben Jahr ist das Literaturhaus nun geöffnet.
Das Literarische Zentrum hat dort erste Veranstaltungen
durchgeführt, der Literaturherbst findet demnächst statt.
Würden Sie sagen, das Haus hat bereits eine Seele?
Johannes-Peter Herberhold: Das Haus hat auf jeden Fall
bereits eine Seele! Mir ist aufgefallen, dass ich an diesem
Haus früher immer vorbeigelaufen bin, all die Jahre. Der
Haupteingang war zugemauert. Die Fenster von innen
verblindet. Man hat es gar nicht wahrgenommen, dieses
Haus. Wenn ich heute dort langgehe, dann denke ich:
Das ist eigentlich ,das‘ Ankerhaus in diesem Straßenzug.
Das wird sich zum schlagenden Herzen des Literaturherbstes
entwickeln.
Anja Johannsen: Die Rede des deutsch-bosnischen Schriftstellers
Saša Stanišić, dem wir bei der Eröffnungsveranstaltung
alle zu Füßen lagen, hatte genau das zum Thema:
Was für eine Seele hat so ein Haus? Oder bildlich
gesprochen: Welche Musik spielt eigentlich in solch
einem Haus? Und überhaupt in Literaturhäusern? Es
ging dabei vor allem um die Vielstimmigkeit der Musik,
die erklingen soll. Ich glaube, das lösen wir jetzt schon
ein. Wenn man dieses Haus betritt, ist gleich klar: Hier
passiert etwas Tolles.
Joachim Kreuzburg: Ich hatte während der gesamten Entstehungsgeschichte
des Umbaus den Eindruck, dass ganz
viele Menschen mit großer Freude mitgemacht haben.
Sie beide natürlich, aber auch alle am Bau Beteiligten.
124 3 | 2022
„Der Haupteingang war
zugemauert. Die Fenster von
innen verblindet. Man hat es gar
nicht wahrgenommen, dieses
Haus. Wenn ich heute dort langgehe,
dann denke ich: Das ist
eigentlich ,das‘ Ankerhaus in
diesem Straßenzug. Das wird sich
zum schlagenden Herzen des
Literaturherbstes entwickeln“.
JOHANNES-PETER HERBERHOLD
leben
„Es ging dabei vor allem um die
Vielstimmigkeit der Musik,
die erklingen soll. Ich glaube,
das lösen wir jetzt schon ein.
Wenn man dieses Haus betritt,
ist gleich klar: Hier passiert
etwas Tolles.“
ANJA JOHANNSEN
3 |2022 125
leben
126 3 | 2022
leben
Ich glaube, man spürt, mit wie viel Herzblut und Hingabe
an diesem Projekt gearbeitet wurde.
Johannsen: Aber es wäre alles gar nicht gegangen ohne
Sie, Herr Kreuzburg. Der Verbindung zwischen Ihnen und
Johannes-Peter Herberhold ist es zu verdanken, dass es
überhaupt zu dieser Kooperation hat kommen können.
Wie kam es denn zu dieser Kooperation?
Kreuzburg: Mit dem neu eröffneten Literaturhaus entstand
eine räumliche Nähe zum Kunsthaus – dem zentralen
Punkt des Göttinger Kunstquartiers –, bei dem Sartorius
großer Unterstützer ist. Dort ermöglichen wir aktuell
freien Eintritt für alle. Das ist ein ganz wichtiger Anreiz,
Menschen dazu zu bewegen, hineinzugehen und die
Kunst zu erleben. Und dann ist Sartorius als Unternehmen
natürlich auch seit vielen Jahren Partner des Literaturherbstes.
Herberhold: Seit 18 Jahren, um genau zu sein.
Kreuzburg: Und das aus großer Überzeugung und mit viel
Begeisterung. Im Falle des Literaturhauses habe ich mich
allerdings privat engagiert.
Wie genau sieht Ihr privates Engagement aus?
Kreuzburg: Ich habe wesentliche Teile des Umbaus aus
eigener Tasche finanziert.
Durch ihre persönliche Unterstützung setzen Sie ein
Zeichen. Welche Rolle spielt Literatur in Ihrem Leben?
Kreuzburg: Ich lese seit frühester Jugend und das sehr
gern und reichlich. Lesen vergrößert die eigene Welt.
Man erlebt dabei Geschichten, die man sonst eben nicht
erleben würde. Und das empfinde ich als sehr bereichernd.
Verbinden Sie mit Ihrem Engagement
irgendwelche Hoffnungen?
Kreuzburg: Hoffnung ... [überlegt] Es ist interessant, dass
Sie das so herum fragen. Ich habe mir die Frage so nie
gestellt. Als mir Herr Herberhold die Idee vorstellte und
fragte, ob ich das Projekt unterstützen möchte, war ich
einfach davon begeistert, und ich bin überzeugt, dass
das Literaturhaus ganz wunderbar funktionieren und
vielen Menschen Freude machen wird.
Man erzählt, Sie waren im Frühjahr 2022 oft morgens
schon um halb sieben auf der Baustelle, um nach dem
Rechten zu sehen?
Kreuzburg: [lacht] Ich war jetzt nicht täglich auf der Baustelle,
aber schon involviert. Vor allem in der Planungsphase,
weil es mir sehr wichtig war, dass wir das Bestmögliche
aus den baulichen Gegebenheiten herausholen
konnten. Die eigentliche Arbeit hat dann aber natürlich
ein kompetentes Kernteam mit ganz hervorragenden
3 |2022 127
leben
Experten geleistet. Die muss man machen lassen und
sollte nicht im Weg herumstehen.
Wie sieht Ihre weitere Teilhabe am Literaturhaus aus?
Johannsen: [lacht] Es gibt da so eine Ecke im Haus, die
könnte die ‚Kreuzburg-Ecke‘ werden. Sie haben immer
wieder gesagt: „Genau da werde ich dann immer sitzen
…, den Arm so lässig auf die Brüstung …“ Ich denke
jedes Mal an Sie, wenn ich an dieser Ecke vorbeigehe.
Kreuzburg: Okay. [lacht] Dann werde ich mich da wohl
tatsächlich ab jetzt hinsetzen.
Ich freue mich einfach auf die kommenden Veranstaltungen
– auf das Programm des Literarischen Zentrums
und des Literaturherbstes. Leider bin ich geschäftlich
viel unterwegs und kann nicht so häufig dabei sein, wie
ich das gern würde. Das habe ich während der Pandemie
tatsächlich genossen: Der Literaturherbst hatte 2020
und 2021 seine Veranstaltungen durchgeführt, bevor der
jeweils nächste Lockdown kam, und gleichzeitig konnte
man nicht viel reisen. Als Folge konnte ich in den letzten
beiden Jahren an mehr Veranstaltungen teilnehmen als
zuvor.
Nach drei Jahren von der Konzeptphase bis zur
Eröffnung ist es nun geschafft. In diesem Jahr wird
der Literaturherbst endlich in den eigenen Räumen
stattfinden. Wie fühlt sich das für Sie an, Herr Herberhold?
Herberhold: Allein das. In seinem eigenen Haus die Pressekonferenz
für diese Veranstaltung machen zu können!
Und dann ist da auch das Festivalbüro. Das heißt, vorn
am Eingang können sich die Leute schon einmal die
Bücher ansehen, die besprochen werden. Sie können
Tickets kaufen. Und wir haben endlich auch ein eigenes
Festivalzentrum, wo das Apex-Team während der Laufzeit
des Literaturherbstes eine Pop-up-Kneipe machen
wird. Das hat sich die Apex-Küchenchefin Jacqueline
Amirfallah schon lange gewünscht. Dort kann man sich
informieren, abends einfach mal vorbeikommen und mit
Künstlern zusammensitzen, eine Kleinigkeit essen und
trinken.
Und das alles unter einem Dach – das Literaturhaus
als Zentrum eines Literaturfestivals. Die Johanniskirche,
das Alte Rathaus, die Paulinerkirche, das Deutschen
Theater – all diese wunderbaren Spielorte, an denen weitere
tolle Lesungen stattfinden werden, sind fußläufig
um uns herum. Ich bin so gespannt auf das, was da entsteht.
Toll.
Johannsen: Das macht so einen Unterschied. Obwohl
wir als Literarisches Zentrum nur eine Straße weitergerückt
sind. Einfach dieser enorme Zugewinn an Sichtbarkeit
und die Tatsache, dass man Laufpublikum haben
kann.
Kreuzburg: Ich glaube, es gibt in Göttingen wahnsinnig
viele Literaturfans. Und Fans sind ja das Beste, was man
sich wünschen kann. Das sind Leute, die nicht nur kommen,
weil sie es ,irgendwie‘ interessant finden, sondern
die wirklich sagen: Das ist mein Ding. Entsprechend ist
die Stimmung, und darauf freue ich mich!
Und natürlich auch darauf, dass es hoffentlich gelingt,
die Dinge in der Innenstadt noch ein bisschen besser
miteinander zu verweben. Der Garten des Kunsthauses
ist ein sehr schöner, fast meditativer Ort. Es wäre sehr
bereichernd, das Literaturhaus mit diesem Garten zu
verbinden.
128 3 | 2022
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leben
Wo Sie gerade das Kunsthaus nochmal ansprechen –
das Projekt wurde im Vorfeld ja immer wieder durchaus heftig
und kontrovers diskutiert. Um das Literaturhaus, das ja
auch zum Kunstquartier gehört, gab es weniger
öffentliche Debatten. Woran lag das?
Kreuzburg: Ein Umbau innerhalb eines Gebäudes ist natürlich
weniger auffällig als ein Neubau. Man bekommt
wirklich erst mit, was darin Neues geschaffen wurde,
wenn die Tore aufgehen.
Herberhold: Die Kritik entzündet sich doch häufig an öffentlichen
Geldern, die dann im Vorfeld meistens zu
knapp geplant worden sind. Wir hatten zwar große Unterstützung
von Oberbürgermeister Köhler und jetzt
auch von Oberbürgermeisterin Broistedt – und überhaupt
hat die Stadt vieles möglich gemacht. Doch wir
hatten Sponsoren, finanzieren das Haus vor allem über
die hereinkommenden Mieten – denn der Saal des Literaturhauses
kann für Feiern, Empfänge oder Konferenzen
angemietet werden – und die Personalstellen gab es
alle vorher schon.
Johannsen: Das bedeutet, es fließt natürlich städtisches
Geld in die Institutionen, aber eben kein Cent mehr als
zuvor. Wer sollte sich also darüber aufregen?
Außer einem radikalen Literaturgegner.
Und die gibt es?
jetzt diskutieren, bestehen nicht erst seit gestern. Heute
sitzen sie bei Markus Lanz, aber vorgestern waren die
im Literaturherbst in Göttingen, weil sie sich vorvorgestern
schon Gedanken über diese Themen gemacht haben.
Kreuzburg: Ich möchte jetzt an sich nicht breit darauf eingehen,
ob und wie weit die Gesellschaft zersplittert oder
sich sogar Fronten bilden. Denn es ist wichtig, die vielen
Beispiele zu sehen, wo das nicht so ist und Menschen
gemeinsam großartige Dinge erreichen. Aber tatsächlich
gibt es viel zu häufig ein unglaubliches Maß an Intoleranz
– und jedes einzelne Mal ist eines zu viel. Wenn Intoleranz
in Ignoranz mündet, dann wäre es noch halbwegs
erträglich. Aber nach meinem Empfinden mündet
es heute in noch viel höherem Maß als noch vor 20 oder
30 Jahren in Gegnerschaft, Anfeindungen und Hass.
Und da kann sich tatsächlich diese Horizonterweiterung
durch Lesen positiv auswirken. Man liest etwas
über den Alltag von Menschen, die ganz anders leben –
dieses teilweise Eintauchen oder sich Auseinandersetzen
kann dazu beitragen, neu und anders auf Dinge zu blicken
und anders damit umzugehen. Insofern würde ich
das schon so sehen, dass in diesen Zeiten Literatur und
auch andere Kunstformen eine immens wichtige Rolle
spielen können.
Ein schönes Schlusswort, danke dafür –
und vielen Dank Ihnen allen für das Gespräch.
Herberhold: Nein, das ist ja das Schöne an der Literatur.
Kreuzburg: Es gibt höchstens Ignoranz.
Ignoranz ist ein passendes Stichwort: Wir haben Krieg. Wir
haben Pandemie. Würden Sie sagen, dass sich
die Aufgabe von Literatur verändert?
Johannsen: Das hat Saša Stanišić in seiner Eröffnungsrede
eigentlich alles schon vorweggenommen. Er hat erklärt,
inwiefern das, was wir so tun, immer notwendiger
wird. Je schlimmer das ist, was viele erleben müssen,
desto wichtiger ist es, dass es Räume gibt, in denen gesprochen,
gesungen und musiziert werden kann. In denen
man sich begegnen kann. Dabei muss jedoch nicht
immer nur Harmonie produziert werden. Es sollte auch
Abende und Tagesveranstaltungen geben, wo man irritiert
oder nachdenklich nach Hause geht. Hauptsache,
es gerät irgendetwas in Bewegung. Meiner Auffassung
nach ist das die Hauptaufgabe von einer Kulturinstitution:
die Köpfe zu öffnen.
Herberhold: Belletristik ist natürlich auch immer ein Spiegel
dessen, was so passiert, gesellschaftlich. Es ist ein
offenes Spielfeld. Wie Herr Kreuzburg vorhin sagte:
Man liest etwas, und es folgt die persönliche Bewusstseinserweiterung.
Für das Literaturhaus kann ich sagen:
Erklär-Literatur gehört bei uns ganz viel dazu, ebenso
wie Sachbücher. Wenn Sie heute im TV anschauen, wer
da alles als Experte oder Expertin auftaucht … Die waren
alle schon einmalbei uns. Denn die Probleme, die sie
Literaturherbst 2022
vom 22.10. – 6.11.2022
Was liegt dieses Jahr an?
Der 31. Göttinger Literaturherbst gibt in diesem Jahr
wieder alles: 71 Veranstaltungen an 28 Spielorten in
16 Tagen.
Was ist neu?
Der Literaturherbst eröffnet im neuen Literaturhaus in
der Nikolaistraße sein eigenes Festivalzentrum, das
während der gesamten Zeit für Besucher geöffnet ist.
Was bleibt?
Bewährt hat sich das ON-AIR-Ticket, mit dem
Literaturinteressierte neben den Live-Veranstaltungen
rund 60 Lesungen im Stream miterleben können.
Das Programm ist wieder mit nationalen und internationalen
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130 3 | 2022
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150 Jahre Trinkwasser-
versorgung in Göttingen
Trinkwasser ist für den Menschen das wohl wichtigste Lebensmittel. Die Göttinger Stadtwerke feiern
in diesem Jahr den Beginn der städtischen Trinkwasserversorgung vor 150 Jahren.
„Trinkwasser ist unser wichtigstes
Lebensmittel und durch nichts zu
ersetzen. Deshalb hat die Wasserversorgung
als öffentliche Aufgabe
diese immense Bedeutung. Die
Stadtwerke kommen dieser verantwortungsvollen
Daseinsvorsorge
nun schon seit über 150 Jahren
nach. Dafür gebührt ihnen
unser aller Dank, und das ist wirklich
ein guter Grund zu feiern.“
Die Geschichte der Göttinger Trinkwasserversorgung
beginnt vor 150
Jahren. 1872 beschließt der Rat der
Stadt Göttingen den Bau einer Wasserleitung
zwischen der Reinsquelle und den Brunnen in
der Innenstadt. Die Reinsquelle wie auch die
Reinsrinne sind heute zwar nicht mehr in die
städtische Trinkwasserversorgung eingebunden,
stellen aber Relikte der ersten öffentlichen
Wasserversorgung in Göttingen dar.
Fünf Jahre danach beginnt die Verlegung der
ersten Wasser-Hausanschlüsse. 1892 kauft
die Stadt dann das Gelände an der Stegemühle
von der Gemeinde Geismar. Im selben Jahr
wird dort der erste Brunnen in Betrieb genommen.
1899 wird die Wassergewinnung auf
diesem Gelände ausgebaut. Die Springmühle
in Grone geht 1932 in das Eigentum der Stadt
über und wird sieben Jahre später erschlossen.
1948 erleben die Menschen eine erste
Wasserknappheit – nach dem Krieg wächst die
Bevölkerung, sprunghaft entstehen Gewerbeund
Industriebetriebe, und eine anhaltende
Trockenheit lässt den Grundwasserspiegel
bedrohlich absinken. In einem Vierjahresplan
der Stadtverwaltung werden die im Krieg zum
Teil beschädigten Anlagen erneuert, die Maschinen-
und Elektroanlagen ausgetauscht
sowie eine Schnellfilteranlage zur Aufbereitung
des Leinewassers gebaut. Ein Jahr später
schließt die Stadt mit dem Land Niedersachsen
einen Nutzungsvertrag der Rasequelle in
Weende ab.
TROTZ DES STAGNIERENDEN WASSER-
VERBRAUCHS in den 1970er-Jahren kann
der Bedarf der Bevölkerung aus den städtischen
Wassergewinnungsanlagen in Geismar,
Grone und Weende langfristig nicht mehr
gedeckt werden. Nach zahlreichen Untersuchungen
und Anstrengungen, nahe Göttingen
ein neues Wasseraufkommen ausfindig zu
PETRA BROISTEDT
OBERBÜRGERMEISTERIN
PROFIL
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Stadtwerke-Mitarbeitende aus dem Geschäftsbereich Wasserversorgung
machen, beschließt das Land Niedersachsen
schließlich den Anschluss der Stadt an die
Fernversorgung aus dem Harz. 1978 wird das
Abkommen mit den Harzwasserwerken besiegelt.
Ab dem 1. Januar 1980 fließen jährlich
ca. 8 Millionen Kubikmeter Wasser über eine
40 Kilometer lange Leitung aus der Sösetalsperre
bis zur Übernahmestation der Stadtwerke
oberhalb des Weendesprings.
DIE WACHSENDE INDUSTRIALISIERUNG
und weitere Entstehung von Gewerbegebieten
sowie die Belastung der Gewässer durch die
landwirtschaftliche Nutzung haben zunehmend
Anforderungen an den Wasser- und Umweltschutz
für die Wasserförderung aus den
Eigenanlagen zur Folge. Man beschließt die Einrichtung
von Wasserschutzzonen um die Wassergewinnungsanlagen
herum, die verhindern
sollen, dass Rückstände u. a. von Klärschlamm
und Gülle in das Grundwasser gelangen, aus
dem das Trinkwasser gewonnen wird. So entstehen
1985 die Wasserschutz zone um die
Springmühle und fünf Jahre später um die anderen
beiden Gewinnungsgebiete. Der Einfluss
auf die Versorgung der Göttinger Bevölkerung
mit Harzwasser wächst im November 1996, als
das Land Niedersachsen die Harzwasserwerke
an ein Abnehmerkonsortium verkauft, zu
dem fortan mit 6 Prozent auch die Stadtwerke
gehören. Bis heute besteht das Göttinger Trinkwasser
aus einem Anteil von 20 Prozent aus
den Eigengewinnungsanlagen – 60 Prozent
davon kommen aus dem Wasserwerk in Grone,
25 Prozent aus der Stegemühle in Geismar
und 15 Prozent aus der Gewinnungsanlage am
Weendespring. In den Mischstationen im Stadtgebiet
werden Harz- und Eigenwasser über ein
aufwendiges Verfahren miteinander vermischt.
Über ein fast 500 Kilometer langes Leitungsnetz
gelangt das Mischwasser in die Haushalte.
Die Stadtwerke schöpfen die Kapazität der Eigengewinnungsanlagen
nicht aus und könnten
bei Ausfall der Versorgung aus dem Harz die
Stadt für einen begrenzten Zeitraum komplett
mit Eigenwasser versorgen.
Mehr als 600 Proben jährlich aus dem
Wassernetz gewährleisten die hohe Qualität
des Göttinger Trinkwassers. Anfang der
1990er Jahre wird am Mühlengraben das erste
Wasserkraftwerk in Betrieb genommen.
DIE MODERNE WASSERVERSORGUNG in
Göttingen hat sich stark gewandelt. Für die
Stadtwerke Göttingen hat die Erhaltung der
hohen Wasserqualität oberste Priorität. Nicht
zuletzt deshalb setzen die Stadtwerke auf viele
Faktoren, um das Trinkwasser umfassend
zu schützen. Wassersparprogramme, die
Ausweisung großflächiger Wasserschutzgebiete
rund um die Brunnenfelder und etwa
ihre beratende Rolle für die Landwirte in der
Kooperation Trinkwasserschutz Obere Leine
sowie ständige Kontrollen der Wasserqualität
sind nur einige Punkte, um dieses Ziel zu erreichen.
Das Göttinger Trinkwasser zeichnet
sich durch seinen hohen Mineralstoffgehalt
sowie einen geringen Anteil an Kalk aus, denn
das Wasser aus dem Harz ist Oberflächenoder
auch Niederschlagswasser und somit
besonders weich. Es entspricht nicht nur allen
gesetzlichen Vorgaben der Deutschen
Trinkwasserverordnung, seine überragende
Qualität hat ihm auch laut eines Artikels in
der Wirtschaftswoche aus 2014, der die Ergebnisse
eines Trinkwassertests des Verbrauchermagazins
Öko-Test in 69 deutschen Städten
zusammenfasst, Platz 1 beschert. Oberbürgermeisterin
Petra Broistedt betont: „Trinkwasser
ist unser wichtigstes Lebensmittel und durch
nichts zu ersetzen. Deshalb hat die Wasserversorgung
als öffentliche Aufgabe diese immense
Bedeutung. Die Stadtwerke kommen
dieser verantwortungsvollen Daseins vorsorge
nun schon seit über 150 Jahren nach. Dafür
gebührt ihnen unser aller Dank, und das ist
wirklich ein guter Grund zu feiern.“
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Dr. Christian Fricke-Neef
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA
Unterstützung in der Stressfalle
Das Asklepios Fachklinikum Tiefenbrunn in Rosdorf hat ein neues dreigliedriges Unterstützungsangebot
entworfen, das sich insbesondere an Selbstständige und Führungskräfte richtet.
Die letzten Jahre und noch einmal verstärkt
die Pandemie haben für Selbstständige
und Führungskräfte einen
Trend beschleunigt: Die Belastung mit Stress
hat deutlich zugenommen. Zum einen sind da
die Beschäftigten aus der Generation Y (die in
den 1980er- bis in die Mitte der 1990er-Jahre
Geborenen), die höhere Ansprüche an die
Arbeitsumgebung stellen, weil für sie die
Work Life-Balance eine größere Rolle spielt.
Für Führungskräfte bedeutet das anspruchsvollere
Führungsaufgaben und eine veränderte
Vorbildrolle. Zum anderen haben viele
Arbeitsprozesse durch die Pandemie eine Verdichtung
erfahren. Stress ist die Folge.
„DAS HAT VIELE FÜHRUNGSKRÄFTE an ihre
Grenze gebracht“, sagt Dr. Christian Fricke-Neef,
Ärztlicher Direktor am Asklepios Fachklinikum
Tiefenbrunn in Rosdorf, und beschreibt damit
die Erfahrung, die er bei seinen Patient:innen
gerade auch in der Corona-Zeit gemacht hat.
„Stetig sich ändernde gesetzliche Rahmenbedingungen,
Existenzsorgen und wirtschaftliche
Zwänge haben bei Vielen gleichsam das
Fass der noch bewältigbaren Herausforderungen
zum Überlaufen gebracht.“ Hilfreich ist
dabei, dass die Akzeptanz und Entstigmatisierung
von psychotherapeutischer Hilfe heute
bedeutend größer als noch vor zehn oder 20
Jahren ist. „Ich erlebe auch bei Unternehmen
ein Umdenken, sodass sie dahingehend in bewährte
Mitarbeiter investieren.“
ENTSPRECHEND HAT DAS ASKLEPIOS
FACHKLINIKUM sein Angebot in der Privatklinik
deutlich ausgebaut und neu konzipiert. 31
Betten für den stationären Aufenthalt stehen
dort inzwischen zur Verfügung, aber auch eine
teilstationäre Betreuung ist möglich. Hinzu
kommt die Notfallambulanz, über die kurzfristig
erste Gespräche und Unterstützung zu
bekommen sind. „Unser Angebot richtet sich
vor allem an Privatversicherte, die es im Vergleich
zu Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung
noch schwerer haben, überhaupt
einen Therapieplatz zu bekommen“, so
Fricke-Neef.
Mit dem neuen dreigliedrigen Angebot
deckt Asklepios alles von wenigen Sitzungen
über Kurzzeitkriseninterventionen bis zum
längerfristigen vollstationären Aufenthalt ab.
Mit diesem Angebot will sich die Privat klinik
auch insbesondere an die Region richten.
Denn schließlich gebe es eine Reihe von Menschen,
die aufgrund der Familiensituation
eben gerne ein solches Angebot in der Nähe
hätten, so Fricke-Neef.
ZUR VERFÜGUNG STEHT EIN differenziertes
Therapieangebot: von klassischer
Gesprächstherapie bis unter anderem zur
Ergo-Gestaltungstherapie, Musiktherapie oder
physikalischen Therapien. Die Privatklinik
selbst befindet sich idyllisch gelegen in einem
Neubau auf dem historischen Klinikumsgelände
mit weitläufiger Parkanlage und altem
Baumbestand und Bachlauf.
KONTAKT
Asklepios Fachklinikum Tiefenbrunn
Dr. Christian Fricke-Neef
Ärztlicher Direktor
Tel. 0551 5005-210
c.fricke@asklepios.com
www.asklepios.com/tiefenbrunn
TEXT: SVEN GRÜNEWALD
leben
136 3 |2022
leben
Die Erde bebt
Der Ursprung der Geophysik steckt in einem Göttinger Bunker. Seit über 100 Jahren liefert die
Wiechert’sche Erd beben warte am Hainberg exakte Daten, wenn die Welt erschüttert wird.
TEXT & VIDEO CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
3 |2022 137
leben
Schwere Masse, zärtliche Nadel
Mit dieser tonnenschweren Kugel
wurden früher Erdbeben erzeugt. Noch
heute ist sie Teil der Führungen und wird aus
mehreren Metern Höhe fallen gelassen.
Die Bewegung der gigantischen Masse wird über
Hebel so weit vergrößert, dass eine Nadel im
Inneren des Bunkers sich ein paar Millimeter auf
präparierem Rußpapier bewegen kann – und so
winzigste Boden bewegungen aufzeichnet (r.).
Wenn sich die Erde bewegt oder der Wind auf
den Berg drückt, dann sehen sie es als Erste:
Geophysiker in aller Herren Länder betrachten mit
hochsensiblen Instrumenten die Welt.
Dieser besondere Blick fand seine Anfänge vor über
100 Jahren in Göttingen. Noch heute lassen sich die
raffinierten und tonnenschweren Maschinen in der
Wiechert’schen Erdbebenwarte in einem Bunker am
Hainberg bestaunen. Der dazugehörige Verein
kümmert sich um den Erhalt – und rettete vor
17 Jahren diese Erinnerung vor der Zerstörung.
Mit einem seiner Gründer, Wolfgang Brunk,
entdeckt faktor die letzten Geheimnisse,
die der Bunker für sich behält.
LESEZEIT: 6 MINUTEN
Die Erde bebt. Für einen Augenblick,
eine Sekunde, breiten
sich Druckwellen, die für
den Menschen kaum zu spüren
sind, durch den Boden
aus. Vier Tonnen Eisen fielen
gerade aus gut 15 Metern
Höhe auf einen Quadratmeter
Hainberg. Die geschmiedete
Kugel hatte einst Ludger Mintrop bauen und
erstmals fallen lassen, um Erdbeben zu simulieren. Bis
dahin nutzten er und sein Lehrer, Emil Wiechert, dazu
Dynamit. Mehr als 100 Jahre ist es nun her, dass
die ersten Seismografen das Fallen der Kugel aufzeichneten.
Diese Apparaturen, fast 20 Tonnen schwer und augenscheinlich
unverwüstlich, sind zugleich so filigran
konstruiert und sensibel, dass sie auch die winzigsten Bodenbewegungen
registrieren und mittels einer millimetergroßen
Nadel auf ein Stück berußtes Papier zeichnen.
WER SICH DIE MUSEUMSSEISMOGRAFEN ansehen
möchte, muss vier Türen durchlaufen. Der kleine Raum
mit den dicken Wänden ist an den Berghang gebaut. Es
riecht nach Öl, nach Holz, Ruß und Zeitgeschichte.
Das orangenfarbene Licht der Lampen trifft auf dunkle
Holzkästen mit welligen Glasscheiben und grauem
138 3 | 2022
leben
3 |2022 139
leben
» Hier ist viel Übung und Fingerspitzengefühl gefragt.
Mittlerweile kommen sogar Künstler zu uns,
um sich den Prozess anzuschauen. «
Beton. Drei große mannshohe Apparate stehen in dem
engen Zimmer, einer schwerer und wuchtiger als der andere,
gefüllt mit Eisenplatten, Steinen und Zahnrädern.
„Was hier steht, ist schon ziemlich genial“, sagt Wolfgang
Brunk schwärmend. Der Geschäftsführer des Göttinger
Messtechnik-Unternehmens VisiCon ist ehrenamtlicher
Vorsitzender des Vereins, der sich seit Jahren leidenschaftlich
um die Erinnerung der Warte und die angrenzenden
Gebäude, die vier Tonnen schwere Kugel und
den Ursprung der Geophysik kümmert. „Diese riesigen
Gewichte balancieren hier millimetergenau. Wahnsinn“,
sagt Brunk. Das ist tatsächlich beeindruckend, denn viel
bewegt sich hier für das bloße Auge nicht. Eine winzige
Nadel kratzt eine Linie auf ein mit Ruß bedecktes Blatt.
Tag für Tag, seit mehr als 100 Jahren.
DAMIT SIE DAS IMMER NOCH TUT, gibt es seit 2005
den Verein, der Gelände und Einrichtung der Uni zunächst
abgekauft hat und seitdem die Anlagen wie ein
Museum betreibt. 2004 wollte die Uni die historischen
Anlagen abstoßen und die Geräte entsorgen. Noch heute
bebt Brunks Stimme, wenn er davon erzählt. Empört, erschüttert,
wütend waren er und seine Mitstreitenden damals
gewesen. Mit Geduld und Fingerspitzengefühl gelang
es ihnen aber, Anlage und Gelände zu übernehmen.
Seitdem sind über 100.000 Euro in den Betrieb und die
Instandsetzung geflossen. Finanziert ausschließlich aus
Spenden. Im Gegenzug bieten Brunk und seine Mitstreitenden
Führungen an und erklären leidenschaftlich die
Geschichte und Funktion der Menschen und Maschinen,
die an diesem Ort wirkten und wirken.
Denn heute gehört die Wiechert’sche Erdbebenwarte
zu den beliebtesten Ausflugszielen in Göttingen, für viele
jedoch ist dies noch immer ein echter Geheimtipp. Der
Verein bietet Führungen gegen Spenden an, informiert,
erklärt, erinnert. Zackige Linien an den Wänden, aufgezeichnet
auf Papier, zeugen von bemerkenswerten Erdbewegungen
der vergangenen Jahre und Jahrzehnte. Sumatra
2004, Chile 2010, Fukushima 2011. Beben, Tausende
Kilometer entfernt, gemessen und aufgezeichnet
mit hundertjährigen Maschinen in Göttingen. Daneben
gibt es in Göttingen auch einen modernen Seismografen,
der sekündlich Messwerte in die Welt schickt. Anders als
die tonnenschweren Kolosse von Wiechert ist das heutige
Messgerät deutlich kleiner. Auch ihn bekommen Besucher
zu sehen, um zu verstehen, wie sich die Wissenschaft
seit ihrer Geburt in Göttingen vor mehr als einhundert
Jahren ent wickelt hat.
DOCH WER ÜBER ETWAS ERZÄHLEN MÖCHTE, das so
alt ist, muss es auch bewahren können. Mit großem Aufwand
und finanziellen Mitteln kümmert sich der Verein
um den Erhalt der Einrichtungen. Insbesondere aber um
den Betrieb. Denn die drei historischen Messgeräte
140 3 | 2022
leben
Feingefühl gefragt Das Papier muss vorab speziell in Handarbeit berußt werden (o.), damit die Nadel dort anschließend die feinen Bebenlinien
einzeichnen kann. Das Rußpapier hält etwa einen Tag, bis es ,voll‘ beschrieben ist, wird dann speziell lackiert und für die Ewigkeit archiviert (u.).
3 |2022 141
leben
Zur Erdbebenwarte
Die Wiechert’sche Erdbebenwarte Göttingen ist die
erste und älteste Erdbebenwarte der Welt, die mit
Seismografen ausgestattet wurde, welche wissenschaftlich
auswertbare Seismogramme lieferten und
noch immer in Funktion sind. Der Ort lebendiger
Wissenschaftsgeschichte erfreut sich seit Jahren
größter Beliebtheit – bei Besuchern aus der Region
und von Übersee.
Jeden ersten Sonntag im Monat ab 14 Uhr findet eine
Führung durch die Gebäude und über das Gelände
statt. Höhepunkt ist der Fall der vier Tonnen schweren
Mintrop-Kugel. Die kostenfreien Führungen dauern in
der Regel 1,5 bis 2 Stunden und sind auch individuell
für Gruppen buchbar.
Um Anmeldung wird gebeten.
zeichnen seit ihrer Inbetriebnahme ununterbrochen
Messdaten auf. Inzwischen zwar auch digital, um laut
Brunk vergleichbare Daten zu haben, aber immer noch
mit feiner Nadel auf einem berußten Stück Papier. Diese
Papierbahnen müssen täglich ausgetauscht und anschließend
aufwendig archiviert werden. Zuvor aber muss in
Handarbeit genau die richtige Menge Ruß auf die Bahnen
aufgebracht werden – und zwar so, dass das Papier
dabei nicht verbrennt. „Hier ist viel Übung und Fingerspitzengefühl
gefragt. Mittlerweile kommen sogar
Künstler zu uns, um sich den Prozess anzuschauen“, sagt
Brunk stolz. Die Technik selbst findet sonst praktisch
nirgendwo mehr Anwendung.
WIE ES MIT DEM VEREIN SELBST WEITERGEHT, ist
mittlerweile wohl die größte Frage am Hainberg. Der
69-Jährige ist einer von noch acht arbeitenden Aktiven,
alle anderen sind mittlerweile Rentner. Nachwuchs gibt
es nicht – dafür hatte sich aber offenbar die Universität
um die vorherige Präsidentin Ulrike Beisiegel wieder für
das Gelände und seine historische Bedeutung interessiert.
„Das kann mit dem nächsten Präsidenten aber auch wieder
anders aussehen“, sagt Brunk und winkt vorsichtig
ab. Bis auf die Erinnerung daran, dass in Göttingen zum
ersten Mal sichtbar wurde, wie die Erde bebt, bleibt
dann nicht mehr viel übrig. Nur das Staunen und das
Erinnern. Und das Beben, wenn beides zusammenkommt.
ƒ
Herzberger Landstraße 180/182
(zwischen ,Rohns‘ und ,Bismarckstein‘)
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Tel. 05508 976710
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Einen ganz persönlichen Einblick in die
Welt der Erdbeben gibt Wolfgang Brunk
im faktor-Digital-Video unter:
www.faktor-magazin.de/faktor-video
Übrigens: Mehr über den Geschäftsführer
Wolfgang Brunk und sein Unternehmen VisiCon
lesen Sie in dieser Ausgabe ab Seite 46.
142 3 | 2022
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PROFIL PROFIL
Tradition und Moderne
Die HKS Sicherheitsservice GmbH geht mit Anna-Lena Keilholz erfolgreich in die zweite Generation des
Familienunternehmens.
top-familienunternehmen
„Traditionelle Werte wie
Ehrlichkeit und dass
man zu seinen Fehlern
steht – ohne das wären
wir heute nicht dort, wo
wir stehen.“
Anna-Lena Keilholz
E
ine Tradition entwickelt sich, wenn
man unter anderem moralische Werte
von Generation zu Generation weitergibt.
Und wenn diese Werte für das Wachstum
eines Unternehmens mit verantwortlich
sind, umso mehr. Jedoch war der Vater
zweier Töchter und Firmengründer Heiko S.
Keilholz nicht sicher, ob sein 1995 gegründetes
Unternehmen, die HKS Sicherheitsservice
GmbH, tatsächlich in Familienhand
bleiben würde. „Zum Glück stand für meine
ältere Tochter Anna-Lena schon relativ früh
fest, das sie die Firmennachfolge antreten
möchte. Meine andere Tochter Marie-Luise
entschied sich stattdessen für eine Banklaufbahn“,
sagt der Familienvater durchaus
zufrieden. Bis heute ist der 58-Jährige Geschäftsführer
der Unternehmensgruppe HKS,
die durch schne les Wachstum inzwischen
ein umfassendes Angebot rund um Sicherheit
zu bieten hat: Sicherheitsservice, Unternehmensberatung,
Projektmanagement
sowie eine Immobilien- und Verwaltungsgese
lschaft, und 2009 kam durch eine Firmenübernahme
die Technikerfahrung der
Wendler Alarmanlagen GmbH hinzu. Seit
Juli 2017 ist Anna-Lena Keilholz nun Geschäftsführerin
des Firmenzweigs HKS Sicherheitsservice
GmbH.
Im Interview mit Vater und Tochter zeigt
sich schne l, wie gut und umsichtig diese
Entscheidung getro fen wurde. „Im Grunde
bin ich mit dieser Firma aufgewachsen. Ich
war bei der Gründung fünf Jahre alt und
ging am Wochenende mit meinem Vater ins
Büro, um Papiere zu schreddern“, erinnert
sich Anna-Lena Keilholz. Sobald sie vo ljährig
war, arbeitete sie auf Veranstaltungen
und bei Überwachungen mit und verdiente
auf diese Weise während ihres General-
Management-Studiums ihr Geld. Doch allein
mit Ferienjobs war es weder aus ihrer
noch aus der Sicht ihres Vaters getan. Sie
wo lten beide umsichtig die Nachfolge planen
und nicht die Fehler vieler anderer Unternehmer
vor ihnen wiederholen, indem
der Senior nur scheinbar bereit ist, seinen
Stuhl zu räumen. „Mir war es wichtig, dass
Anna-Lena ihren eigenen Weg geht und ich
mich aus ihren Entscheidungen heraushalte“,
so Heiko S. Keilholz. Nicht immer hat es
so reibungslos geklappt, aber Fehler gehören
zum Leben, so sieht man es in diesem
Unternehmen. Aber dann muss eben darüber
gesprochen werden – dies sei ein wesentlicher
Aspekt der Unternehmensführung,
das betont auch die neue Geschäftsführerin:
„Transparenz und Kommunikation
mit den Angestelten und den Kunden
gehören bei uns ganz selbstverständlich
dazu. Traditionele Werte wie Ehrlichkeit
und dass man zu seinen Fehlern steht –
ohne das wären wir heute nicht dort, wo
wir stehen“, sagt Keilholz Junior.
Generationenübergreifende Unternehmensführung:
Anna-Lena und Heiko S. Keilholz
03| 2018 45
Doppelseitiges Profil
Logoplatzierung auf dem ausklappbaren Cover
44 03| 2018
PROFIL
top-familienunternehmen
Wohn- und Lebensqualität
CUBUS GmbH & Co. KG, Unternehmer seit mehr als 40 Jahren erfolgreich im Immobilienmarkt.
D
ie CUBUS Conceptions-, Baubetreuungs-,
Bauträger-Gese lschaft mbH
& Co. KG gehört zu den füh renden
Die schon erbauten Gebäude wurden kürzlich
von der Stadt Göttingen mit der „grünen
Hausnummer“, als besondere Leistung
Unternehmen in der südniedersächsischen
Immobilienbranche. Der Geschäftsführende
Gese lschafter Klaus Schneider
und sein Sohn Claus-Henrik Schneider,
für den Klimaschutz, ausgezeichnet.
Über aktuelle Herausforderungen …
ste lvertretender Geschäftsführer und Prokurist,
geben einen Einblick über ihr Geschäft,
die aktue len Herausforderungen
und die Unternehmensnachfolge.
Es gibt deutschlandweit einen hohen Bedarf
an Wohnraum: Die Menschen wo len
Über CUBUS GmbH & Co. KG …
zurück in die Zentren, kurze Wege zum Arbeitsplatz
und die Angebote einer Großstadt
zu Fuß oder per Fahrrad oder Stadtbus
wahrnehmen können, sodass auch in
,Plateau Grün‘ Passivhaus 2021
Wir bewegen uns mit unseren Firmen seit
mehr als 40 Jahren erfolgreich in strukturstarken
und historisch gewachsenen Immobilienmärkten,
dazu gehören neben
der Stadt Göttingen Wohnungen in vernünftiger
Lage und mit einem adäquaten
Göttingen auch Frankfurt, Düsseldorf, Köln
Baustandard quasi nicht verfügbar sind.
und Bonn. Unsere jahrzehntelange Erfahrung
setzen wir dabei für unsere Käufer
E sind mehr Grundstücke notwendig, und
die Verdichtung von Wohnraum ist gefragt.
Die Kapazitäten im Handwerk aus dieser
immer wieder in ein stress- und risikofreies
Bauen um – Bauen und Kaufen so lte
doch Spaß machen! Außerdem ist es immer
wieder faszinierend, dass unsere Liebe
zur Architektur, gepaart mit Qualität,
Region sind ausgeschöpft, und entsprechend
ist Bauen auf unserem hochwertigen,
energetischen Niveau sehr teuer geworden.
Abgesehen davon, dass der Staat
seinerseits ein großer Preistreiber ist.
Über Zukunft und Strategie …
Kreativität und Know-how unseren Käufern
so ein schönes Domizil beschert. Wir
haben seit 1995 mehr als 300 Eigentumswohnungen
in Göttingen gebaut, mit rund
20.000 Quadratmetern Wohnfläche.
Zunächst wo len wir unsere gewachsene,
stets erfolgreiche Geschäftsphilosophie
Parkwohnungen an den Schi lerwiesen
Über das aktuelle Bauvorhaben …
Ende dieses Jahres schließen wir unser
weiter umsetzen. Dazu zählen ,Lage, Lage,
Lage‘, eine ansprechende besondere Architektur,
hoch attraktive Grundrisse, welche
stets Unikate sein so lten, und eine
über durchschnittliche Bauausstattung bei
jüngstes Projekt ,Plateau Grün‘ Passivhaus
2021 bereits zwei Jahre vor Zielfertigstellungstermin
ab – mit einem Investitionsvolumen
von mehr als 43 Mi lionen Euro.
einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis.
Den lokalen Schwerpunkt wollen
wir weiterhin erhalten, die Stadt so lte
42 03| 2018
A le 135 Wohnungen sind bereits verkauft.
aber weitere Flächen zur Bebauung zur
Verfügung ste len, damit wir den aktue len
Bedarf decken können. Hierzu zählt auch
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Herausgeber
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(boehme@faktor-magazin.de)
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(schrader@faktor-magazin.de)
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Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe
ist der 15. November 2022.
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