faktor Sommer 2023
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19. Jahrgang <strong>Sommer</strong> <strong>2023</strong> 8 Euro<br />
› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />
› DAS MAGAZIN FÜR ERFOLGSGESCHICHTEN<br />
Erfolgsgeschichte Die unkonventionelle Macherin Eva Kienle hat ihren Platz im KWS-Vorstand gefunden 88
Unsere Steuerberaterinnen stehen für Frauenpower<br />
Das beste Mittel gegen Standardlösungen sind viele verschiedene<br />
Sichtweisen. Und die größten Erfolge für unsere Mandanten erzielen<br />
wir oft, wenn wir in gemischten Teams aus Frauen und Männern arbeiten.<br />
Deshalb verfolgt Quattek & Partner das Ziel, mehr Frauen in<br />
verantwortliche Positionen zu bringen.<br />
Dass wir uns dafür als Unternehmen verändern und weiterentwickeln<br />
müssen, liegt auf der Hand. Homeoffice und zahlreiche Teilzeitmodelle<br />
sind heute schon Standard.<br />
Wir arbeiten daran, das Selbstverständliche zu ermöglichen. So gehört<br />
es bei Quattek & Partner zur täglichen Praxis, Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern die gleichen Chancen zu bieten. Nicht um eine Quote<br />
zu erfüllen. Sondern um Potenziale auszuschöpfen. Und im Ergebnis<br />
noch besser zu werden.<br />
Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Roland Haever Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />
Steuerberater<br />
Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />
Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />
Steuerberaterin<br />
Lutz Becker<br />
Rechtsanwalt<br />
Jan Förster Dipl.-Finw. (FH)<br />
Steuerberater<br />
In Kooperation mit<br />
Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de
editorial<br />
Im Handumdrehen zu<br />
mehr Wohnlichkeit<br />
„Wir Frauen in Südniedersachsen<br />
gewinnen an Stärke! “<br />
FOTO COVER: JULIA LORMIS / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />
In einer sich wandelnden Welt mit wachsender Gleichberechtigung haben Frauen in<br />
unserer Region längst bewiesen, dass sie sowohl beruflich als auch persönlich erfolgreich<br />
sein können. Doch nicht nur das: Frauen bringen neue Perspektiven, innovative Ideen<br />
und starke Kommunikationsfähigkeiten mit, die die Gesellschaft vorantreiben.<br />
So zeigt unsere Cover-Frau und KWS-Vorständin Eva Kienle, dass sie in einer von<br />
Männern dominierten Geschäftswelt herausragen können. Kienle erzählt uns von ihrem<br />
ganz eigenen Weg, ihrer unkonventionellen Mutterrolle und ihrer Philosophie des<br />
,einfach Machens‘. Ein Motto, dem auch Lisa Künnecke mit ihrem neuen create:hub in<br />
Holzminden mit Entschlossenheit folgt. In vierter Generation kurbelt sie nicht nur die<br />
Entwicklung der eigenen Firma an, sondern hat mit ihrem Unternehmergeist einen Ort<br />
geschaffen, an dem auch andere Menschen Raum und Arbeit neu erleben können.<br />
Freuen Sie sich auch auf Deutschlands erfolgreichste Trailrunnerin Ida-Sophie Hegemann.<br />
Die Duderstädterin gehört zur absoluten Weltspitze. Erfahren Sie, was sie zu dieser<br />
Leistung antreibt und warum die Gipfelstürmerin trotzdem am Boden geblieben ist.<br />
... und das sind nur einige der Top-Frauen in dieser Ausgabe, die allesamt als Vorbilder<br />
die nächste Generation darin bestärken, ihre Träume zu verwirklichen.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt widmen wir den Familienunternehmen, die das Rückgrat<br />
unserer Wirtschaft bilden. Wir betrachten die Erfolgsrezepte und Heraus forderungen<br />
beim Generationswechsel und lassen Experten mit wertvollen Tipps zu Wort kommen.<br />
Beispielhaft für eine gelungene Nachfolge stellt <strong>faktor</strong> die Familie Viani vor, deren<br />
Feinkosthandel in Göttingen vor genau 50 Jahren von Antonio Viani gegründet wurde<br />
und heute von Sohn Remo kreativ weiterentwickelt wird. Ebenfalls im Magazin:<br />
Zufall-CEO Peter Müller-Kronberg, der unter anderem mit seiner Zukunftswerkstatt frischen<br />
Wind in das familiäre Logistikunternehmen bringt.<br />
Aber nicht nur die großen Firmen machen unsere Region so wertvoll. Kreative Köpfe<br />
wie der deutschlandweit gefragte Gitarrenbauer Henning Mohr und der renommierte<br />
Göttinger Bildhauer Joachim Eriksen setzen mit ihrer Kunst neue Maßstäbe und<br />
bereichern unsere Heimat.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Kennenlernen dieser beeindruckenden<br />
Persönlichkeiten und inspirierenden Erfolgsgeschichten!<br />
Ihre Elena Schrader<br />
Chefredakteurin<br />
schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Das APTO-System schafft Privatsphäre zum Beispiel<br />
im Homeoffice. Es ist mit unterschiedlichen Modulen<br />
erweiter- und nachrüstbar. Das Design löst komplexeste<br />
Herausforderungen an jedem Arbeitsplatz.<br />
P<br />
Direkt<br />
Mehr auf struckmeier-aktuell.de<br />
und in unserer Ausstellung.<br />
Wir denken Büro neu.<br />
an unserem Ausstellungszentrum stehen<br />
ausreichend kostenlose Parkplätze zur Verfügung.<br />
KARL-ARNOLD-STRASSE 4 · 37079 GÖTTINGEN<br />
0551 50669-23 und -25<br />
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2 |<strong>2023</strong> 3
inhalt<br />
Schwerpunkt im Magazin:<br />
Familienunternehmen –<br />
das Rückgrat der deutschen<br />
Wirtschaft ab Seite 56<br />
service<br />
3 Editorial<br />
8 Momentaufnahmen<br />
Besondere Augenblicke<br />
vergangener Tage<br />
16 Aktuelles<br />
Neues aus der Redaktion<br />
161 Impressum<br />
162 Blumen und mehr<br />
<strong>faktor</strong>-Verlosung zur<br />
Landesgartenschau <strong>2023</strong><br />
unternehmen<br />
22 Spot on!<br />
Die unsichtbaren Helden der<br />
Lichttechnik: Auer Lighting feiert<br />
sein 75-jähriges Jubiläum<br />
38 Richtig Bock auf Büro<br />
Copernicus als Vorreiter beim<br />
Thema New Work<br />
44 „Jetzt machst du das“<br />
Willkommen in der Familie:<br />
50 Jahre Viani in Göttingen<br />
mensch<br />
88 „Einfach mal loslaufen und machen“<br />
KWS-Vorständin Eva Kienle ist eine<br />
Powerfrau, die mit ihrem bunten<br />
Lebenslauf manche Erwartung sprengt<br />
96 Die Frau fürs Klima<br />
Jura- Professorin Angela Schwerdtfeger<br />
und ihr Herzensthema Klimaschutz<br />
102 Frauenpower im Forst<br />
Friederike Elisabeth Marciniak<br />
gehört zu den wenigen weiblichen<br />
Försterinnen und sorgt für die nächste<br />
Generation<br />
107 Im Profil: Top-Frauen<br />
Starke Frauen aus Südniedersachsen<br />
präsentieren sich<br />
116 Auf der richtigen Welle<br />
Zufall-CEO Peter Müller-Kronberg<br />
bringt frischen Wind in das<br />
Familien unternehmen<br />
150 Der Klang der Steine<br />
Brücken bauen. Bildhauer Joachim Eriksen<br />
arbeitet derzeit auf dem Göttinger<br />
Albaniplatz am Buch der Zukunft und<br />
lädt dazu ein, selbst zu Hammer und Eisen<br />
zu greifen und die Zukunft mitzugestalten.<br />
wissen<br />
56 Erfolgs<strong>faktor</strong> Familie<br />
Generationswechsel im Mittelstand:<br />
Stolpersteine und Erfolgsrezepte für<br />
Unternehmen in Familienhand<br />
68 Raum neu erleben<br />
Mit dem create:hub treibt<br />
Lisa Künnecke in Holzminden<br />
nicht nur die Entwicklung des<br />
Familienbetriebs voran<br />
74 Das Schwarmwissen anzapfen<br />
25 Jahre erfolgreiches Netzwerken<br />
im Measurement Valley<br />
80 „Inflation ist Gift“<br />
Burkhard Balz, Vorstand der<br />
Deutschen Bundesbank, im Interview<br />
leben<br />
122 Sound im Kopf<br />
Henning Mohr – Gitarrenbauer<br />
aus Leidenschaft<br />
130 Platz zum Umarmen<br />
Ein Traum wird Realität: In Göttingen<br />
eröffnet das dritte Kinder- und<br />
Jugendhospiz Niedersachsens<br />
136 Die Gipfelstürmerin<br />
Duderstädterin Ida-Sophie Hegemann<br />
gehört als Trailrunnerin zur Weltspitze<br />
140 Königlicher Porsche<br />
Oldtimer-Händler Bastian Sadlowski<br />
verkauft besondere Schmuckstücke an<br />
Liebhaber weltweit<br />
150 Der Klang der Steine<br />
Der Göttinger Bildhauer Joachim<br />
Eriksen baut am Buch der Zukunft<br />
4 2 |<strong>2023</strong>
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA & MARCO BÜHL<br />
102 Zukunft im Forst<br />
116 Auf der richtigen Welle<br />
In dritter Generation. Peter Müller-Kronberg stieg vor zehn Jahren bei Zufall ein und<br />
brachte frischen Wind in seinen Familien betrieb. Mit <strong>faktor</strong> spricht der CEO über den<br />
Mut zum Risiko, den sowohl Surfer als auch Unternehmer brauchen, und darüber, warum<br />
die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht käuflich sind.<br />
» Im Wald wird es jedes<br />
Jahr wieder Frühling.<br />
Es geht immer weiter. «<br />
74 Die Verbindungsknüpferin<br />
22 Die unsichtbaren Helden der Lichttechnik<br />
Erfolgsgeschichte. Auer Lighting liefert seit 75 Jahren Optiken für intelligente<br />
Beleuchtungssysteme. Die Glas-Profis aus Bad Gandersheim setzen damit weltweit<br />
Maßstäbe in der Scheinwerferindustrie: von der Autobranche bis nach Hollywood.<br />
Gewusst wie. Seit 25 Jahren arbeiten die<br />
Messtechnikunternehmen der Region im<br />
Measurement Valley erfolgreich zusammen.<br />
Bis heute sorgt Claudia Trepte dafür,<br />
dass sich das auch für alle lohnt.<br />
2 |<strong>2023</strong> 5
Auf über 2.000 m 2<br />
Eine der größten<br />
Gartenmöbel-Ausstellungen<br />
in Norddeutschland!<br />
Ab nach<br />
draußen<br />
ELEGANZ TRIFFT AUF SKANDINAVISCHEN CHIC UND NACHHALTIGKEIT:<br />
DIE KOLLEKTION VON IDYL GEHÖRT ZU DEN NEUHEITEN <strong>2023</strong> BEI MÖBEL HESSE.<br />
(Foto Idyl)<br />
IDEEN ZUM CHILLEN UND GRILLEN: DIE GARTENWELT VON MÖBEL HESSE INSPIRIERT AUF MEHR ALS<br />
2.000 QUADRATMETERN – FÜR DIE SCHÖNSTE ZEIT DES JAHRES<br />
Die Tage werden länger und wir freuen uns<br />
jetzt schon auf lange Abende im Garten,<br />
auf Terrasse und Balkon. Und damit wächst<br />
auch der Wunsch, das Frühjahr und den<br />
<strong>Sommer</strong> draußen zu genießen – und es<br />
sich dort genauso wohnlich und stylish zu<br />
gestalten wie in den eigenen vier Wänden.<br />
Inspirationen für außergewöhnliche<br />
Gartenmöbel und Outdoor-Accessoires gibt<br />
es in der Gartenwelt bei Möbel Hesse in<br />
Garbsen – in einer Ausstellung auf mehr<br />
als 2.000 Quadratmetern. Die Gartenwelt<br />
bietet zudem vielfältige Ideen zu dem idealen<br />
Sonnenschutz, alles rund um den Grill,<br />
lässige Tischdeko und Licht im Garten – für<br />
Raum zum draußen leben.<br />
Die außergewöhnlich gestaltete Ausstellung<br />
zeigt die aktuellen Möbelkollektionen<br />
aller namhaften Hersteller und Wohnaccessoires<br />
für Garten, Terrasse und Balkon<br />
– und zwar von Rolf Benz und Stern über<br />
Musterring und Hartmann bis zu Home<br />
Island und Zebra.<br />
IN- UND OUTDOORMÖBEL<br />
VERSCHWIMMEN IMMER MEHR<br />
„Gartenmöbel vereinen heute zunehmend<br />
modernes Design sowie hochwertige Materialien<br />
und wirken immer wohnlicher“,<br />
sagt Roland Wagner, Einkaufsleiter der<br />
Gartenwelt bei Möbel Hesse. „Damit lassen<br />
sie die Grenzen zwischen Out- und Indoor<br />
zunehmend verschwimmen.“ So wie beim<br />
Unternehmen Idyl, deren aktuelle Kollektion<br />
Möbel Hesse exklusiv präsentiert, als<br />
eine der Neuheiten <strong>2023</strong>. Die modernen<br />
Gartenmöbel punkten mit Eleganz und<br />
gleichzeitig skandinavischem Chic – und<br />
könnten sogar im Innenbereich aufgestellt<br />
werden. Die komfortablen Loungemöbel,<br />
bequemen und handgeflochtenen Sessel<br />
und großzügigen Gartentische machen<br />
Balkon, Garten und Terrasse zum zweiten<br />
Wohnzimmer – für die Gartenparty mit<br />
Familie und Freunden.<br />
Ebenso schlicht wie raffiniert sind die Gartenmöbel<br />
des weltweit bekannten italie-
FÜR LIEBLINGSPLÄTZE, DIE MIT DER TAGESZEIT UND DEM STAND DER SONNE WECHSELN:<br />
DIE MÖBEL VON EMU PEPPEN BALKON UND TERRASSE KRÄFTIG AUF.<br />
(Foto Emu)<br />
FASZINATION FEUER: DER SPIN VON<br />
HÖFATS ZAUBERT EIN MAGISCHES FLAM-<br />
MENSPIEL – GEEIGNET FÜR DRINNEN UND<br />
DRAUSSEN.<br />
(Foto Höfats)<br />
nischen Unternehmens EMU, exklusiv in<br />
der Region Hannover und ebenfalls ganz<br />
neu im Sortiment bei Möbel Hesse. Ob in<br />
Weiß, zarten Pastelltönen oder frischen<br />
Farben wie Rot, Blau und Gelb – das Outdoor-Design<br />
von EMU peppt Terrasse und<br />
Balkon kräftig auf. Das Unternehmen aus<br />
dem umbrischen Marsciano arbeitet mit<br />
international bekannten Designern zusammen,<br />
darunter Paola Navone, Christophe<br />
Pillet oder Patricia Urquiola. Die Möbel aus<br />
Stahl und Aluminium sind langlebig und<br />
robust bei jedem Wetter. Bei Sonnenschein<br />
ermöglicht das Design schöne Schattenspiele<br />
– für ein Dolce-Vita-Gefühl in Ihrem<br />
ganz persönlichen Freiluft-Wohnzimmer.<br />
Für anspruchsvolles und gleichzeitig lässig<br />
unkompliziertem Wohnen unter freiem<br />
Himmel steht auch der Outdoor-Möbel-<br />
Hersteller Stern. Das Traditionsunternehmen<br />
präsentiert in der Möbel Hesse-<br />
Gartenwelt leichte Aluminiummöbel,<br />
puristische Formen bei Edelstahl bis hin zu<br />
klassischem Geflecht oder Teak. Besonders<br />
vielseitig ist das Stern-Tischsystem – es ermöglicht<br />
aus unterschiedlichen Gestellen<br />
und Platten ganz individuelle Kombinationen.<br />
Außerordentlich wandlungsfähig und<br />
modern ist auch die Serie New Holly, also<br />
Dining-Version oder als kleine und auch<br />
großzügige Loungegruppe, ob als Bank,<br />
Liege, Lounge oder Doppelbett. Und für<br />
Lieblingsplätze, die mit der Tageszeit und<br />
dem Stand der Sonne wechseln.<br />
FASZINATION FEUER UND<br />
STIMMUNGSVOLLE LICHTIDEEN<br />
Und was ist ein Garten ohne schönes<br />
Licht für draußen? Mit Feuerschalen- oder<br />
-körben und Lichtobjekten können Sie nicht<br />
nur wohlige Wärme, sondern auch eine<br />
stimmungsvolle Atmosphäre auf Terrasse<br />
und Balkon zaubern. Möbel Hesse präsentiert<br />
für die Gartensaison <strong>2023</strong> auch die<br />
Produkte des jungen Unternehmens<br />
Höfats. „Mit Feuer und Leidenschaft<br />
schafft Höfats faszinierende Produkte, die<br />
puristische Form und begeisternde Funktionalität<br />
vereinen“, sagt Roland Wagner<br />
von Möbel Hesse. So wie der Spin, ein<br />
rotierender Flammenwirbel, der magisch<br />
ist zum Anschauen auf dem Tisch, als Tischdeko,<br />
als Gartenfackel oder als Windlicht<br />
hängend am Baum.<br />
GEÖFFNET IST DIE GARTENWELT BIS<br />
OKTOBER <strong>2023</strong>.<br />
VIELES<br />
SOFORT AB<br />
LAGER<br />
VERFÜGBAR<br />
OB ALS BANK, LOUNGEGRUPPE ODER SOGAR ALS DAYBED: DIE OUTDOOR-KOLLEKTION<br />
VON STERN PUNKTET MIT GROSSER WANDLUNGSFÄHIGKEIT UND MODERNER<br />
FORMENSPRACHE.<br />
(Foto Stern)<br />
Möbel Hesse GmbH, Robert-Hesse-Straße 3<br />
30827 Garbsen/Hannover an der B6<br />
Tel. 0511 27978-0, Mo. bis Sa. 10 – 19 Uhr<br />
info@moebel-hesse.de, www.moebel-hesse.de
momentaufnahmen<br />
Momentaufnahmen<br />
<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.<br />
TEXT LEA MONTAG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Applaus für ein neues Format<br />
Ende April feierte ein neues literarisches Format Premiere: Die Göttinger Frühjahrslese<br />
wurde zum ersten Mal zusammen vom Göttinger Literaturherbst und dem Literarischen<br />
Zentrum veranstaltet und begeisterte vier Tage lang mit einem bunt gefächerten Angebot die<br />
rund 2.000 Zuschauer in der historischen Sheddachhalle auf dem Sartorius Quartier.<br />
Neben Lesungen von Marc Elsberg und Paul Maar stellte der Bestsellerautor Benjamin von<br />
Stuckrad-Barre (Foto) seinen neuen Schlüsselroman Noch wach? vor und nahm das Publikum<br />
mit in die Abgründe von Machtmissbrauch und #MeToo. <strong>faktor</strong> begleitete das Event als<br />
Medienpartner und freut sich auf die bereits geplante Göttinger Frühjahrslese 2024.<br />
8 2 |<strong>2023</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2023</strong> 9
momentaufnahmen<br />
Händel in der Stadt<br />
Die Internationalen Händel-Festspiele in Göttingen<br />
erwiesen sich erneut als großer Erfolg. Unter dem<br />
diesjährigen Motto Hellas! und der kundigen<br />
Leitung des griechischen Dirigenten George<br />
Petrou ließen sich rund 20.000 Zuschauer von<br />
der fesselnden Musik Händels verzaubern.<br />
Ein Höhepunkt der Festspiele Mitte Mai war<br />
sicher das szenische Oratorium Semele HWV 58<br />
(Foto) – eine Neuinszenierung unter der Regie<br />
von Petrou. Unterstützt von der herausragenden<br />
Sopranistin Marie Lys in der Hauptrolle und dem<br />
britischen Tenor Jeremy Ovenden als Jupiter,<br />
wurde das Werk von einem brillanten<br />
Kammerchor begleitet und so zu einem<br />
unvergesslichen Erlebnis.<br />
Göttingen jazzt wieder<br />
Das 45. Göttinger Jazzfestival konnte im November endlich wieder ein Programm im<br />
Vor-Corona-Umfang anbieten. Internationale Künstler boten feinste Improvisationskunst von den<br />
Ursprüngen des Jazz bis zu Grenzgängen entlang von Folk, Minimal, World Musik, Neuer Musik<br />
und Techno. Der US-amerikanische Trompeter Theo Croker (Foto) eröffnete mit seiner Band das<br />
große Programmwochenende im Deutschen Theater mit Gospel, Blues, Jazz, Soul und Funk.<br />
Neben vielen Einzelkonzerten wurde erstmals auch eine Art-Techno-Jazz-Party mit<br />
DJ Leonhard Kuhn im DT-Keller gefeiert.<br />
10 2 |<strong>2023</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2023</strong> 11
momentaufnahmen<br />
Zurück auf der Straße<br />
In den verwunschenen Gassen von Holzminden erwachte<br />
zu Pfingsten nach pandemiebedingter Pause endlich wieder<br />
einmal das Internationale Straßentheater Festival zum Leben.<br />
Mit mehr als 45 Aufführungen begeisterten Künstlergruppen<br />
aus aller Welt die über 40.000 Zuschauer und verwandelten<br />
die Stadt an der Weser ein Wochenende lang in eine große<br />
Freilichtbühne. Besonders die spanische Gruppe Cia.<br />
Maduixa (Foto) zog die Aufmerksamkeit auf sich. Drei<br />
alternde Damen und ein riesiger Stuhl wurden zum<br />
Mittelpunkt einer komischen und poetischen Geschichte<br />
über Eitelkeit, Animosität und Empfindsamkeiten.<br />
12 2 |<strong>2023</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2023</strong> 13
momentaufnahmen<br />
Im Schatten des Doms<br />
Seit 1959 wird alljährlich im <strong>Sommer</strong> eine viel beachtete Open-Air-Tradition lebendig<br />
erhalten: Die Gandersheimer Domfestspiele sind zu Niedersachsens größtem<br />
Freilichttheater und damit zu einem weithin bekannten Markenzeichen der Stadt<br />
geworden. Zum diesjährigen Programm mit dem Motto Uns blüht was zählen echte<br />
Klassiker wie My Fair Lady, ,Dancing Queen – das große ABBA-Konzert‘ oder Robin Hood,<br />
die dafür sorgten, dass bereits im Vorfeld 47.000 Karten an begeisterte Theaterliebhaber<br />
verkauft wurden. Ein Höhepunkt vor dem Domportal ist das Schauspiel Der Graf von<br />
Monte Christo (Foto), das die Geschichte von Edmond Dantès erzählt. Nach 20<br />
unschuldigen Jahren im Kerker gelingt ihm die Flucht, und er kehrt 1830 als Graf von<br />
Monte Christo nach Paris zurück. Die Festspiele laufen noch bis zum 13. August.<br />
14 2 |<strong>2023</strong>
momentaufnahmen<br />
2 |<strong>2023</strong> 15
aktuelles<br />
Neues Format<br />
Exklusives Frühstück und neue Pakete<br />
Anfang Juli startet das neueste Format im <strong>faktor</strong>-Portfolio: das <strong>faktor</strong>-<br />
Frühstück – exklusiv für Kunden – und lädt zum gemeinsamen Netzwerken<br />
ein. Damit bietet <strong>faktor</strong> ab sofort einmal im Monat die Gelegenheit, bei<br />
leckerem Frühstück in der Bäckerei Ruch wertvolle Impulse für das eigene<br />
Unternehmen zu erhalten und selbst neue Kunden zu gewinnen.<br />
Das <strong>faktor</strong>-Frühstück ist Teil des Herbst-Pakets, das diverse Möglichkeiten<br />
bietet, um maximale Sichtbarkeit zu erlangen. Zum einen enthält das Paket<br />
eine klassische Print-Anzeige oder ein Firmenprofil in der Herbstausgabe des<br />
<strong>faktor</strong>-Magazins, womit die wichtigsten Entscheider der Region erreicht<br />
werden. Zum anderen enthält es einen professionellen Social-Media-Post<br />
auf Facebook, Instagram und LinkedIn, um Kunden und Mitarbeiter auch<br />
über die digitale Plattform von <strong>faktor</strong> anzusprechen.<br />
Mehr erfahren!<br />
marketing.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-pakete<br />
Nutzen Sie diese Chance, um Ihr Unternehmen hochwertig zu präsentieren<br />
und Ihren Erfolg voranzutreiben – und nehmen Sie direkt Kontakt zum<br />
<strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme auf unter: Tel. 0551 3098390 oder<br />
boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Die Zukunftsplanung leicht gemacht!<br />
<strong>faktor</strong>Azubi bringt die Fachkräfte von morgen mit den Arbeitgebern der Region<br />
zusammen. Mit einem erfrischenden, jungen und modernen Layout richtet sich das<br />
Magazin an all diejenigen, die noch unsicher sind, wie es nach der Schule weitergehen<br />
soll. Auch in der kommenden Ausgabe, die im Spätsommer erscheint, gibt es<br />
wieder umfassende Infos zum Berufseinstieg, wertvolle Tipps zur erfolgreichen<br />
Bewerbung und spannende Einblicke in die vielfältigen Ausbildungsberufe der<br />
Region Südniedersachsen aus erster Hand.<br />
<strong>faktor</strong>Azubi bietet Unternehmen eine ideale Plattform,<br />
sich zu präsentieren und Talente für die Zukunft zu gewinnen.<br />
Möchten auch Sie Teil dieses hochwertigen Umfelds sein?<br />
Dann zögern Sie nicht und kontaktieren Sie unsere Kundenberaterin Nicole Benseler<br />
unter Tel. 0551 30983922 oder per E-Mail an benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
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<strong>faktor</strong>-azubi<br />
16 2 |<strong>2023</strong>
aktuelles<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Aufgetischt!<br />
Denkanstöße im <strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />
Auch in den vergangenen Monaten wurde die Mittagszeit wieder für inspirierende<br />
Erfolgsgeschichten aus der Region und Impulsvorträge im Göttinger Restaurant<br />
Amavi genutzt.<br />
So waren im <strong>faktor</strong>-Mittagsclub im März die Gründer von Riøt Furniture zu Gast:<br />
Sascha Heise und Marius Jacobi. Ihr Hobby wurde zum Beruf: Sie restaurieren<br />
und verkaufen heute skandinavische Designermöbel aus den 1970er-Jahren – aus<br />
Volpriehausen in die ganze Welt. Im Mittagsclub erzählten sie, wie sie ihren Möbeln<br />
den besonderen Touch geben und warum sie trotz des Erfolgs ihrem ursprünglichen<br />
Beruf als Krankenpfleger treu bleiben.<br />
Im April gewährte Jan Philipp Gresens, geschäftsführender Gesellschafter der<br />
Feinbäckerei Ruch, spannende Einblicke in das Familienunternehmen. Unter dem<br />
Motto Der Tradition verbunden – offen für Neues berichtete er von der erfolgreichen<br />
Generationsübergabe. Die Feinbäckerei legt übrigens seit März in den regionalen<br />
Mannamia-Filialen das <strong>faktor</strong>-Magazin in einer Auflage von 1.000 Exemplaren aus.<br />
Im Mai war dann der neue geschäftsführende Gesellschafter des Wurstherstellers<br />
Börner- Eisenacher Benjamin Krieft zu Gast (Foto). Offen erzählte der 43-Jährige davon,<br />
wie er es als Außenstehender schaffte, den traditionsreichen Familienbetrieb zu<br />
übernehmen, und teilte mit den Mittagsclub-Teilnehmern seine Pläne, die Position<br />
von Börner- Eisenacher unter den Top 3 der Biowurst-Produzenten auszubauen.<br />
Neugierig geworden?<br />
Hier geht es zum <strong>faktor</strong>-Mittagsclub:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/bildergalerien-<strong>faktor</strong>-mittagsclub<br />
2 |<strong>2023</strong> 17
aktuelles<br />
<strong>faktor</strong>-Podcast<br />
Neue Folgen: onfIre – der Podcast für Erfolgsgeschichten<br />
<strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme (Foto l.) und Chefredakteurin Elena Schrader (r.) haben erneut am digitalen<br />
Lagerfeuer Platz genommen, um in der Podcast-Reihe ,onfIre – der Podcast für Erfolgsgeschichten‘ mit ihren<br />
Gästen der essenziellen Frage auf den Grund zu gehen: Wofür brennen Sie?<br />
In der 5. Folge durfte onfire die Tattoo-Start-up-Gründer von Inkster, Michael Noack und Melvyn Wittwer, begrüßen.<br />
Die ehemaligen BWL-Studenten aus Göttingen erzählen von ihrem Erfolg mit wasserfesten Zwei-Wochen-Tattoos,<br />
der durch eine Social-Media-Kampagne richtig Fahrt aufgenommen hat. Sie nehmen die Zuhörer auf ihre<br />
persönliche Reise mit und berichten von schiefgelaufenen TV-Reportagen, ihren Anfängen in der Göttinger<br />
Gründer- Szene und teilen ihre Überzeugung, dass Unternehmertum die richtige Lebensentscheidung für sie ist.<br />
Als Gast der 6. Folge war der Schweizer Intendant Achim Lenz (M.) bei onfire, der über seine Vorbereitungen<br />
der diesjährigen Gandersheimer Domfestspiele spricht. Die durfte er in einem namhaften Atelier in Paris<br />
durchführen. Er erzählt im Podcast von den Herausforderungen dieser Aufgabe und davon, wie er es schaffte,<br />
Sponsoren für die Kunst zu gewinnen und trotz der Pandemie den Mut nicht zu verlieren.<br />
In Folge 7 spricht Geschäftsführer Ingo Stephan über den erfolgreichen Verkauf seiner Göttinger Elektrotechnikfirma<br />
bode & Stephan an 1Komma5° – und die Vorteile, die diese Entscheidung mit sich bringt. Er berichtet<br />
von der beeindruckenden Umsatzsteigerung von 140 Prozent, die das Unternehmen erreichen konnte, und teilt<br />
als Verfechter der Energiewende seine Visionen, wie dieser Wandel gelingen kann.<br />
JETZT ABONNIEREN!<br />
Alle 14 Tage erscheint eine neue Folge –<br />
zu hören auf der <strong>faktor</strong>-Website sowie auf Spotify<br />
und allen anderen gängigen Plattformen.<br />
Sind Sie neugierig geworden?<br />
Gut so! Dann hören Sie doch<br />
gleich mal rein.<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/onfire-podcast<br />
18 2 |<strong>2023</strong>
aktuelles<br />
38. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />
1KOMMA5°-Chef Phillipp Schröder zu Gast bei <strong>faktor</strong><br />
Am 12. Juli <strong>2023</strong> ist es endlich wieder so weit: Die 38. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />
in Kooperation mit der BMW Niederlassung Göttingen findet statt. Zu Gast:<br />
Phillipp Schröder, Co-Founder und CEO von 1komma5°. Schröder selbst ist auf<br />
einem Öko-Bauernhof aufgewachsen und hat gegen Castor-Transporte protestiert.<br />
Mit 1KOMMA5° möchte er nun unternehmerisch einen Beitrag zum Klimaschutz<br />
leisten, nachdem er zuvor als Deutschland-Chef bei Tesla tätig war.<br />
Auf der <strong>faktor</strong>-Business-Lounge präsentiert er das spannende Thema:<br />
,Das neue Zeitalter der Flexibilität: Wie Sonne und Wind den Energiemarkt revolutionieren‘.<br />
Die Veranstaltung findet bei der BMW AG Niederlassung Göttingen in der<br />
Herbert-Quandt-Straße 8 statt und beginnt um 19 Uhr.<br />
Seien Sie dabei und lassen Sie sich von den innovativen Ideen und Impulsen von Phillipp Schröder<br />
begeistern! Jetzt die letzten Tickets sichern unter: <strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-business-lounge-start<br />
P.O.S. verabschiedet sich<br />
Marken<br />
kommuni<br />
kation<br />
<strong>faktor</strong> sagt: Danke für die kreative Zeit!<br />
Die Anzeigen von P.O.S Kresin Design haben im <strong>faktor</strong>-Magazin immer wieder mit ihren<br />
ungewöhnlichen und kreativen Designs begeistert. Jede Anzeige, die mit viel Hingabe in der<br />
Rosdorfer Ideenschmiede gefertigt wurde, war speziell auf den <strong>faktor</strong> und seine Themenschwerpunkte<br />
zugeschnitten und zog damit stets die Aufmerksamkeit auf sich. Mit ihnen<br />
schaffte es die Agentur sogar fünfmal in Folge in das Jahrbuch der Werbung!<br />
Bedauerlicherweise haben die beiden Inhaber, Peter Pawlowski und Ralf Kresin (v.l.), keine<br />
passende Nachfolge gefunden und müssen daher nun ihre Agentur aufgeben. Dies spiegelt<br />
nur eine der großen Herausforderungen wider, der viele Unternehmer gegenüberstehen.<br />
<strong>faktor</strong> widmet dieser Problematik – insbesondere in Bezug auf Familienbetriebe – in dieser<br />
Ausgabe einen eigenen Schwerpunkt und gibt Hilfestellungen an die Hand.<br />
Mehr dazu ab Seite 56.<br />
* wo die Ideen entstehen . .<br />
pos-marken.de<br />
Bei P.O.S Kresin Design möchte sich <strong>faktor</strong> für die langjährige gute Zusammenarbeit bedanken<br />
und wünscht Ralf Kresin, Peter Pawlowski und dem gesamten Team eine erfüllte Zukunft!<br />
2 |<strong>2023</strong> 19
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22 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
Die unsichtbaren Helden der Lichttechnik:<br />
Auer Lighting liefert seit 75 Jahren Optiken für<br />
intelligente Beleuchtungssysteme.<br />
Die Glas-Profis aus Bad Gandersheim setzen damit<br />
weltweit Maßstäbe in der Scheinwerferindustrie:<br />
von der Autobranche bis nach Hollywood.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
2 |<strong>2023</strong> 23
unternehmen<br />
Auer Lighting fährt in vielen<br />
Autos mit, und wer<br />
den neuesten Blockbuster<br />
im Kino sieht, kommt<br />
ebenfalls in den Genuss<br />
der Lichttechnik der Glasund<br />
Beschichtungsprofis<br />
aus Bad Gandersheim.<br />
Auch wenn der Name<br />
Auer Lighting dem Autokäufer<br />
oder Cineasten<br />
kein Begriff ist – in der Welt der großen Produzenten von<br />
Scheinwerfern sind ihre Spezialgläser und Reflektoren<br />
international eine feste Größe. Kein Holly wood-Film,<br />
kaum ein Oberklassewagen, der nicht die Auer-Technik<br />
einsetzt, denn die hat sich als Maßstab für höchste Präzision<br />
und Verlässlichkeit bewährt.<br />
DAS UNTERNEHMEN IST VOR ALLEM in drei Branchen<br />
erfolgreich unterwegs: Automobil, Unterhaltungstechnik<br />
und Optro nik. Die Produkt palette von Auer umfasst<br />
dabei optische Gläser, Spezialglas, Filter und Präzisionskomponenten<br />
für die verschiedensten Anwendungen.<br />
Aber auch besondere Nischen werden bedient: Zum<br />
Beispiel muss Sichtglas in Brennkesseln, etwa für die<br />
Alkoholherstellung, temperaturresistent, langlebig<br />
und lebensmittelgeeignet sein.<br />
24 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
Geschick in der Hand<br />
Die Geschäftsführer Dieter Simon (l.) und Christoph Schüller<br />
sorgen bei Auer Lighting in Bad Gandersheim für den Durchblick.<br />
2 |<strong>2023</strong> 25
unternehmen<br />
Kompakt und effizient Diese asphärischen Linsen von Auer sorgen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.<br />
26 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
2 |<strong>2023</strong> 27
unternehmen<br />
» Für intelligentes Licht am Fahrzeug führt<br />
kein Weg an Glas- Optiken vorbei. «<br />
DIETER SIMON<br />
ALLE DREI GROSSEN GESCHÄFTSBEREICHE zeichneten<br />
etwa gleichstark für den Umsatz verantwortlich. Doch<br />
pandemiebedingt hat der Unterhaltungsbereich mit Umsatzeinbrüchen<br />
von bis zu 80 Prozent massiv gelitten –<br />
kein Kino, keine Veranstaltungen und Bühnenshows,<br />
kein Equipmentbedarf. Doch mittlerweile geht es wieder<br />
deutlich aufwärts.<br />
Der Automobilbereich hingegen wächst nun bereits<br />
seit mehreren Jahren sehr stark. „Unser Automobilgeschäft<br />
ist unabhängig von der Antriebsart“, erklärt<br />
Dieter Simon, einer der beiden Geschäftsführer von Auer.<br />
„Egal, ob Verbrenner oder E-Auto, eine energieeffiziente<br />
starke Frontbeleuchtung brauchen alle.“ In die Hände<br />
hat Auer auch gespielt, dass im Autobereich das passiert<br />
ist, was der Fernsehmarkt schon hinter sich hat: Die<br />
Bildschirmröhre ist verschwunden, die LED-Technologie<br />
hat sie ersetzt. Gerade bei den Frontleuchten kommt<br />
es auf höchstmögliche Fahrbahnausleuchtung ohne<br />
Blendung des Gegenverkehrs an. Dazu bedarf es außer<br />
einer intelligenten Lichtsteuerung auch hochleistungsfähiger<br />
Optiken, um bei bestmöglicher Leuchtstärke ein<br />
Minimum an Energieaufwand einzusetzen. „Für intelligentes<br />
Licht am Fahrzeug führt kein Weg an Glas-<br />
Optiken vorbei“, sagt Simon, der für den technologischen<br />
Bereich zuständig ist.<br />
Die Fokussierung auf halbleiterbasierte Leuchtmittel<br />
wie LED und Laser ist verhältnismäßig neu. Auslöser<br />
war die Gesetzgebung in der EU, den USA und Asien, die<br />
ab den 2010er-Jahren effizientere Beleuchtung gefordert<br />
haben. Das hat innerhalb von nur wenigen Jahren dazu<br />
geführt, dass die guten alten Wolframdraht- Glühlampen<br />
fast vollständig und selbst die Halogen- Lampen weitgehend<br />
vom Markt verschwunden sind.<br />
Etwa Mitte der 2010er-Jahre wurden in den Autoscheinwerfern<br />
sukzessive auch die kaltblau leuchtenden<br />
Xenon-Lichtquellen durch LEDs ersetzt und für maximale<br />
Reichweite mit Laser ergänzt. „Darin haben wir für uns<br />
ein Potenzial gesehen, weil diese neuen Systeme sehr kom-<br />
28 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
Stück für Stück Mit einem eigenentwickelten Aufdampfverfahren werden die Linsen in der Produktion beschichtet.<br />
pakt gestaltet werden sollten, um mehr Designfreiheit zu<br />
haben“, erklärt der promovierte Maschinenbauer.<br />
„Gleichzeitig sollte mehr Lichtleistung für eine bessere<br />
Straßenausleuchtung erreicht werden.“ Seitdem liefert<br />
Auer an viele Hersteller von Frontscheinwerfern solche<br />
Lösungen und entwickelt sie kontinuierlich weiter.<br />
IM HIGHEND-BEREICH werden etwa hochauflösende<br />
Lichtsysteme mit einer Auflösung von mehr als 10.000<br />
Pixel eingesetzt. „Derartige Systeme verhalten sich fast<br />
schon wie Projektoren und benötigen eine größere Anzahl<br />
von Linsen zur Lichtsteuerung“, sagt Simon. „In<br />
diesen objektivähnlichen Systemen müssen fast zwangsläufig<br />
beschichtete Linsen eingesetzt werden.“ Ansonsten<br />
multiplizieren sich die Reflexionsverluste auf einen<br />
Lichtverlust von 25 bis zu 35 Prozent. Auer ist zudem<br />
das einzige Unternehmen, das mit seinem speziellen Aufdampfverfahren<br />
dafür keine Reinräume braucht. Das<br />
macht sich am Ende auch im Energieverbrauch bemerkbar:<br />
Ein großes optisches System, dessen Optik im Vergleich<br />
eine 30 Prozent geringere Lichtausbeute hat, benötigt<br />
nicht nur mehr Energie für vergleichbare Fahrbahnhelligkeit,<br />
es braucht auch mehr Kühlung – das<br />
macht das System am Ende größer und teurer.<br />
Das starke Geschäft mit den Autoscheinwerfern war<br />
auch der Grund für die Investitionen von über zehn<br />
Millionen Euro, die in den letzten beiden Jahren in<br />
Präzisions presstechnologie und die zugehörigen CNC-<br />
Werkzeugmaschinen geflossen sind.<br />
Geht man durch die moderne Fertigung der asphärischen<br />
Glaslinsen, braucht man selbst im Winter nur ein<br />
T-Shirt: Hier werden die Rohlinge auf 800 Grad erhitzt,<br />
geformt und bearbeitet und dann kontrolliert auf 80<br />
Grad heruntergekühlt. Auf zwei Straßen läuft die robotergestützte<br />
Produktion kontinuierlich wie am Fließband,<br />
und doch ist das kein Massenprodukt, was hier<br />
,vom Band‘ läuft, weil ausschließlich kundenspezifisch<br />
produziert wird.<br />
2 |<strong>2023</strong> 29
unternehmen<br />
Das menschliche Auge zählt<br />
Bei aller hochautomatisierten Anlagen- und<br />
Verfahrenstechnik erfolgt die letzte Freigabe<br />
bei Auer durch Expertenhand.<br />
30 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
2 |<strong>2023</strong> 31
unternehmen<br />
» Uns machen zwei Dinge aus:<br />
Glasqualität und Presspräzision. «<br />
DIETER SIMON<br />
„Neben unserer tollen Mannschaft machen uns zwei<br />
Dinge aus: Glasqualität und Press präzision“, sagt Dieter<br />
Simon und illustriert den Vergleich zur Konkurrenz<br />
mit einem Beispiel aus der Filmproduktion. Die dort<br />
eingesetzten Scheinwerfer nutzen immer noch ein inzwischen<br />
über 200 Jahre altes Prinzip von Augustin<br />
Jean Fresnel, das der Stufenlinse – einer gewölbten Linse,<br />
deren Oberfläche wellenförmig geformt ist. Damit<br />
lassen sich Schattenwürfe bestmöglich vermeiden. Die<br />
größten dieser Linsen haben einen Durchmesser von<br />
einem halben Meter und gehen nach Bolly- und Hollywood.<br />
„Wenn Sie eine solche Linse von uns und von<br />
einem chinesischen Konkurrenten auf ein weißes Blatt<br />
Papier legen, dann sieht das Papier unter unserer Linse<br />
weiß, unter der anderen Linse dagegen deutlich verfärbt<br />
aus“, erklärt Simon. „Wenn die einzelnen Stufen<br />
der Linse nicht scharf abgepresst werden, kommt es zu<br />
einer Schattengebung.“ Einschlüsse und Unreinheiten<br />
im Glas führen zu Flecken oder Punkten auf der Leinwand.<br />
AUER LIGHTING HAT DEN GROSSEN VORTEIL, dass sie<br />
eine eigene Glasschmelze betreibt – eine stetige Weiterentwicklung<br />
aus der Zeit, als Auer Lighting noch zum<br />
Glasproduzenten Schott AG gehörte. Gleichzeitig muss<br />
heute jedes Glas, das in höherwertigen optischen Systemen<br />
eingesetzt wird, beschichtet werden. Auer hat dafür<br />
nicht nur unterschiedliche, hochkomplexe Beschichtungsanlagen,<br />
sondern auch aufwendig ausgestattete<br />
Messlaboratorien und unterschiedliche lange Lichttunnel.<br />
So kann die hauseigene Forschung und Entwicklung<br />
die Grenzen des technisch Machbaren immer weiter verschieben<br />
und in Zusammenarbeit mit den Kunden maßgeschneiderte<br />
Produkte entwickeln.<br />
„Wir sind einer der wenigen Hersteller weltweit, die in<br />
der Lage sind, alles aus einer Hand anzubieten“, erklärt<br />
der zweite Geschäftsführer Christoph Schüller, der für<br />
den Finanzbereich von Auer verantwortlich ist. „Wir<br />
können innerhalb weniger Tage Prototypen von Glaslinsen<br />
durch Fräsen, Polieren und Beschichten herstellen.<br />
Hohe Stückzahlen in gleichbleibender Qualität ist für<br />
uns Prinzip und als Automobilzulieferer ein Muss.“<br />
„Das hohe Niveau der Gandersheimer hat ein großes<br />
Netzwerk in die gesamte optische Industrie hinein entstehen<br />
lassen“, sagt Schüller selbstsicher. „Egal, wo Sie<br />
sind, in Japan, den USA oder Europa, wenn Sie eine optische<br />
Komponente aus Glas brauchen, wird unser<br />
Name fallen.“ Und gerade, weil Auer eben keine Massenprodukte<br />
von der Stange liefert, spricht man auf Augenhöhe<br />
mit den Kunden, denn die Kompetenz von Auer<br />
ist nicht einfach austauschbar. „Wir liefern nicht nur ein<br />
Produkt, sondern unsere Experten helfen konkret bei der<br />
Lösung von technischen Problemen“, erzählt der studierte<br />
Betriebswirt. „Das ist ein erheblicher Unterschied<br />
in der Arbeit.“<br />
SO ENTSTEHEN AUCH IMMER WIEDER spannende Projekte<br />
in der Zusammenarbeit mit Star-Wars-Schöpfer<br />
George Lucas, der immer ein Vorreiter von modernstem<br />
Technikeinsatz in seinen Filmen war, hat einmal gesagt,<br />
dass nicht die Technik zuerst kommt und der Produzent<br />
Möglichkeiten für ihren Einsatz findet, sondern es genau<br />
32 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
Gewusst wie Sorgfältig ausgebildete Mitarbeiter in Anlagen- und Messtechnik sind auch in Bad Gandersheim der Schlüssel zum Erfolg.<br />
2 |<strong>2023</strong> 33
unternehmen<br />
umgekehrt sei: Der Filmemacher hat eine Vision und<br />
entwickelt dazu passend die Technik. Ähnlich lief es mit<br />
Auer Lighting und dem Film Avatar von James Cameron.<br />
„Für die 3D-Technik in Avatar wurde in den Kinoprojektoren<br />
eine ganz andere Lichtleistung notwendig“,<br />
erzählt Simon. „Das war unglaublich spannend, gemeinsam<br />
mit Projektorenherstellern daran zu arbeiten.“<br />
Dieses Jahr feiert Auer Lighting das 75. Jahr seines<br />
Bestehens. Trotz hoher Energiekosten sehen die beiden<br />
Geschäftsführer sehr zuversichtlich in die Zukunft. Mittelfristig<br />
seien die Entwicklungen in den Märkten absehbar<br />
gut. „Die Kombination aus Werkstoff, Technologie<br />
und der Fähigkeit, dem Kunden ein maßgeschneidertes<br />
Produkt anzubieten, macht uns so erfolgreich“, sagt<br />
Schüller überzeugt.<br />
DAS MANTRA DES UNTERNEHMENS SEI, dass die<br />
Qualität des Standortes aus der Kompetenz mit Präzisionspresstechnologie<br />
und Glas kommt, so Simon. Insbesondere<br />
Spezialglas sei extrem langlebig und leiste nach<br />
50 Jahren im Einsatz immer noch dasselbe. „Das heißt,<br />
wir punkten mit Lebensdauer und Perspektive.“ ƒ<br />
ZUM UNTERNEHMEN<br />
Die Auer Lighting GmbH mit Sitz in Bad Gandersheim<br />
wurde 1948 gegründet und hat heute rund 350 Mitarbeiter,<br />
die einen Jahresumsatz im hohen zweistelligen Millionenbereich<br />
erwirtschaften. Auer Lighting ist ein Tochterunternehmen<br />
der amerikanischen Gruppe Advanced Lighting<br />
Technologies (ADLT). Das Unternehmen hat einen großen<br />
internationalen Kundenstamm: Rund 80 Prozent des<br />
Umsatzes werden im Auslandsgeschäft erwirtschaftet.<br />
Die Spezialgläser, die Auer Lighting produziert, werden in<br />
der Automobilindustrie, der Unterhaltungstechnik und<br />
der Optoelektronik eingesetzt.<br />
www.auer-lighting.com<br />
ZU DEN PERSONEN<br />
Dieter Simon hat in München Maschinenbau studiert und<br />
dort promoviert. 1995 begann er bei der Schott AG, für die<br />
er 1998 in ein Joint Venture nach Malaysia ging, das er bis<br />
2002 als Managing Director leitete. Nach seiner Rückkehr<br />
übernahm er die Leitung des weltweiten Beleuchtungsgeschäfts<br />
bei Schott, unter anderem gehörte Bad Gandersheim<br />
dazu. Nach der Übernahme von Auer Lighting durch<br />
Advanced Lighting Technologies wurde ihm gemeinsam<br />
mit Christoph Schüller die Geschäftsführung angeboten.<br />
Christoph Schüller studierte Betriebswirtschaft und begann<br />
1998 als Trainee bei der Schott AG. Im Rahmen des<br />
Trainee-Programms lernte er Dieter Simon bereits in<br />
Malaysia kennen, anschließend war er im Finanzbereich<br />
bei Schott beschäftigt. 2004 wechselte er konzernintern<br />
nach Bad Gandersheim. Als die Verkaufsverhandlungen<br />
von Auer abgeschlossen waren, übernahm er gemeinsam<br />
mit Dieter Simon die Geschäftsführung von Auer Lighting.<br />
34 2 |<strong>2023</strong>
Mail-Archivierung<br />
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Aus Erfahrung innovativ<br />
Die Hann. Mündener Knüppel Verpackung GmbH & Co. KG ist dank guter Mitarbeiterbewertung ,Top Arbeitgeber‘<br />
Oft unbeachtet und doch unverzichtbar<br />
– egal, ob im privaten oder im<br />
geschäftlichen Bereich, wir alle sind<br />
täglich mehrfach mit ihnen in Kontakt: Verpackungen.<br />
In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte<br />
sich eine weitverzweigte Verpackungsbranche.<br />
Ein Pionier in vielen Produktbereichen ist ein<br />
Unternehmen mit beeindruckender Historie:<br />
Im April 2019 feierte das Hann. Mündener<br />
Unternehmen Knüppel Verpackung seinen<br />
100. Geburtstag. Mit Mut zur Innovation, dem<br />
Blick für Marktbedürfnisse und absoluter<br />
Verlässlichkeit gegenüber Kunden legte Hermann<br />
Christian Knüppel den Grundstein für<br />
seinen Familienbetrieb. In den 1960er-Jahren<br />
übergab er ihn Schritt für Schritt an seinen<br />
Enkel Gerhard.<br />
HEUTE FÜHREN GERHARD HAHN und<br />
sein Sohn Ernst die über 300 Mitarbeitenden<br />
der im gesamten DACH-Raum und in<br />
Ungarn agierenden Unternehmensgruppe,<br />
die sich auf die Beratung und die Entwicklung<br />
kunden individueller Verpackungslösungen<br />
spe zialisiert hat. Sie etablierte sich mit<br />
ihren sechs deutschen Standorten und den<br />
ausländischen Tochtergesellschaften unter<br />
den Top 10 der deutschen Verpackungshändler.<br />
In dustriekunden setzen auf Papierpolster<br />
oder Luftkissen, Korrosionsschutzverpackungen<br />
oder stärkereduzierte Stretchfolien – und<br />
den erstklassigen Service von Knüppel. Natürlich<br />
zählen heutzutage auch umweltschonende<br />
Verpackungen wie thermoisolierendes<br />
Papier oder schaumstoffersetzende Wellpapp-<br />
Polster zum Produktportfolio. Letztere wurden<br />
dabei in der hauseigenen Verpackungsentwicklung<br />
entwickelt. „Wir waren immer<br />
am Puls der Zeit. Vor allem mein Vater setzte<br />
konsequent auf Produktinnovationen und ein<br />
marktorientiertes Vertriebssystem“, erklärt<br />
Ernst Hahn.<br />
Als Familienbetrieb setzt Knüppel auf eine<br />
kollegiale Unternehmenskultur mit flachen<br />
Hierarchien, Flexibilität für die Angestellten<br />
und eine gute Balance zwischen Familie und<br />
Beruf. „Wir geben unseren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern bei der Gestaltung der<br />
Arbeitsabläufe und der Wochenarbeitszeit<br />
möglichst viel Freiraum. Zudem bieten wir<br />
vielfältige Leistungen wie zum Beispiel eine<br />
betriebliche Altersvorsorge, eine Erfolgsprämie<br />
oder ein Dienstradleasing“, so Hahn.<br />
EIN KONZEPT, DAS AUFGEHT: Kürzlich erhielt<br />
Knüppel die Auszeichnungen ,Top Ausbildungsbetrieb‘<br />
und ,Top Arbeitgeber‘ vom<br />
Deutschen Institut für Qualitätsstandards<br />
und -prüfung. Das Besondere daran: Beide<br />
Auszeichnungen basieren auf den guten Ergebnissen<br />
einer Mitarbeiterbefragung. Ernst<br />
Hahn sieht seine Strategie bestätigt: „Dem<br />
Fachkräftemangel begegnen wir mit einem<br />
guten Arbeitsumfeld.“<br />
KONTAKT<br />
Knüppel Verpackung GmbH & Co. KG<br />
Björn Kniza<br />
Tonlandstraße 2<br />
34346 Hann. Münden<br />
Tel. 05541 706-0<br />
www.knueppel.de<br />
TEXT: STEFAN LIEBIG
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FOTOS: PAULY GROUP<br />
PROFIL<br />
Freibäder neu denken<br />
Seit über 20 Jahren baut das Ökotechnik-Unternehmen THE PAULY GROUP Freibäder<br />
der Extraklasse – so wie das Parkbad Weende im Norden von Göttingen.<br />
<strong>Sommer</strong> <strong>2023</strong>, 30 Grad, blauer Himmel.<br />
Ein Tag, wie gemacht für entspannte<br />
Stunden im Freibad. Schon bildet sich<br />
vor dem Einlass eine lange Schlange. Drinnen<br />
erfrischen sich bereits Groß und Klein im<br />
Wasser, der Sprungturm ist voll besetzt, auf<br />
Holzstegen wird ausgiebig Sonne getankt und<br />
Teenager laufen ausgelassen über den flachen<br />
Sandstrand.<br />
HOLZSTEGE UND SANDSTRAND? Ja, die<br />
gibt es hier tatsächlich, denn das Parkbad<br />
Weende ist ein besonderes Freibad. Für hygienisch<br />
einwandfreies Badewasser sorgt die<br />
biologische Reinigungskraft eines mit Schilf<br />
bewachsenen Bodenfilters. In einem geschlossenen<br />
Kreislauf wird das Badewasser kontinuierlich<br />
durch diese Geomatrix ® geleitet und<br />
fließt dann zurück in die Beckenlandschaft –<br />
sauber und wie frisch aus der Quelle. Ohne<br />
Chlor ist das Baden nicht nur angenehmer,<br />
natürliche Materialien wie Sand und Holz, die<br />
sonst vom Chlor angegriffen werden, können<br />
nun direkt im oder am Wasser verbaut werden.<br />
Deshalb gibt es im Parkbad Weende Holzstege,<br />
einen Sandstrand und Grünanlagen,<br />
die bis zum Beckenrand reichen.<br />
UND WAS BEDEUTET PARKBAD? Eine zweite<br />
Einzäunung separiert die Beckenlandschaft<br />
von den übrigen Grünanlagen. Dieser Park,<br />
mit seinen vielfältigen Spiel- und Sportanlagen,<br />
kann auch außerhalb der Freibadzeiten<br />
das ganze Jahr über frei genutzt werden.<br />
Im Herbst 2016 konnte die PAULY GROUP<br />
mit einem rundum überzeugenden Konzept<br />
die Ausschreibung für die Sanierung und<br />
den Umbau des Freibades in ein Parkbad für<br />
sich entscheiden. Das Ökotechnik-Unternehmen<br />
mit Sitz in Neu-Eichenberg ist Marktführer<br />
beim Bau von Freibädern mit biologischer<br />
Wasseraufbereitung. Die ist nicht nur<br />
besonders nachhaltig, weil sie wenig Energie<br />
benötigt, kaum Abwasser produziert und<br />
die Betriebskosten spürbar senkt, sondern<br />
ermöglicht ein völlig neues Freibaderlebnis.<br />
Aus rechteckigen Betonbecken wird eine reich<br />
gegliederte Beckenlandschaft, in der die einzelnen<br />
Bereiche organisch ineinander übergehen.<br />
Eine Lagune mit Sandstrand führt<br />
sanft ins tiefere Wasser. Holzstege gliedern<br />
und verbinden. Pflanzen wachsen direkt am<br />
Beckenrand. Ökotechnik verbindet sich mit<br />
naturnaher Gestaltung. Mit Erfolg. Der Besucherzuwachs<br />
beträgt bis zu 50 Prozent.<br />
IN DEN LETZTEN 20 JAHREN hat THE PAULY<br />
GROUP 15 FreibadPLUS genannte Bäder geplant<br />
und als Generalunternehmer realisiert<br />
– Bäder, die mit individueller Gestaltung und<br />
vielfältigen Bewegungs-, Spiel- und Entspannungsangeboten<br />
Maßstäbe setzen und die<br />
Entwicklung der Bäderlandschaft in Deutschland<br />
mit geprägt haben.<br />
Von Natur aus smart.<br />
KONTAKT<br />
THE PAULY GROUP GmbH & Co. KG<br />
Bahnhofstraße 12<br />
37249 Neu-Eichenberg<br />
Tel. 05542 9361-0<br />
info@thepaulygroup.de<br />
www.freibadplus.de
unternehmen<br />
Richtig Bock<br />
auf Büro<br />
38 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
Der Göttinger Wissenschaftsverlag Copernicus ist heute – auch als Folge der<br />
Pandemie – Vorreiter beim Thema New Work und verbindet das neue Bürokonzept<br />
mit einem umfassenden Homeoffice-Angebot. Lokaler Partner für die Neugestaltung<br />
dieser hybriden Arbeitswelt war das kreative Team von pro office.<br />
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
2 |<strong>2023</strong> 39
unternehmen<br />
Erlebniswelt Ergonomische Tische und Urlaubsstimmung an der Wand sorgen für den richtigen Spirit – dank der kreativen Schöpferin Stefanie Grund.<br />
» Meiner Meinung nach müssen wir die<br />
Mitarbeitenden noch mehr in den<br />
Mittelpunkt stellen und flexible Lösungen<br />
für ihre Bedürfnisse bieten. «<br />
MARTIN RASMUSSEN<br />
Die Pandemie war ein Einschnitt<br />
in die Arbeitswelt, der Gewohnheiten<br />
verändert und Unternehmen<br />
vor neue organisatorische<br />
Herausforderungen gestellt hat<br />
– so auch die Göttinger Copernicus<br />
GmbH. „Wir mussten<br />
uns damit beschäftigen, wie<br />
Zusammenarbeit bei uns in Zukunft aussehen soll“, erzählt<br />
Copernicus- Geschäftsführer Martin Rasmussen.<br />
Entstanden ist am Ende eine hybride Arbeitsorganisation<br />
mit einer Kombination aus einem umfassenden<br />
Home office-Angebot und einem neuen Bürokonzept,<br />
das gemeinsam mit den Experten von der pro office<br />
GmbH umgesetzt wurde.<br />
„GESELLSCHAFTLICHEN WANDEL kann ich nicht aufhalten“,<br />
erklärt Rasmussen seinen Standpunkt. „Meiner<br />
Meinung nach müssen wir die Mitarbeitenden noch<br />
mehr in den Mittelpunkt stellen und flexible Lösungen<br />
für ihre Bedürfnisse bieten.“ Der Göttinger Dienstleister,<br />
der Wissenschaftler in der ganzen Welt mit der Organisation<br />
von Konferenzen und Ausstellungen sowie der<br />
Produktion und Veröffentlichung von sogenannten<br />
peer-reviewten – also durch eine oder mehrere Personen<br />
bewertete – Open-Access-Zeitschriften unterstützt, hat<br />
dafür eine neue Idee für Zusammenarbeit gefunden.<br />
„Zu Beginn der Pandemie haben wir alle ins Homeoffice<br />
geschickt“, erzählt Rasmussen rückblickend und<br />
schiebt den Grund für die Neuorganisation gleich nach:<br />
„Drei Jahre später, als die Rückkehr anstand, wollten nur<br />
noch 20 von unseren 65 Mitarbeitenden wieder ins Büro<br />
kommen.“ Das sei auch kein Wunder, denn alle, auch er<br />
40 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
Arbeiten, wo du willst Inklusion ist bei Copernicus das Zauberwort – ob beim Picknick am Mittag oder bei voll hybriden Meetings.<br />
selbst, hätten sich daran gewöhnt, zu Hause die volle<br />
Konzentration und die volle Kontrolle über den Arbeitstag<br />
zu haben und die Arbeit für sich passend zu gestalten.<br />
Während einige das nicht aufgeben wollten, wären andere<br />
in der Zeit auch aus Göttingen weggezogen. Das<br />
Copernicus-Team ist heute über neun Bundesländer verstreut.<br />
Schnell war klar, dass ein Mischkonzept aus festen und<br />
flexiblen Arbeitsplätzen für Copernicus keine Option war.<br />
„Wir haben bewusst darauf gesetzt, keine unnötigen Plätze<br />
vorzuhalten. Zwei Drittel unserer Bürofläche haben wir<br />
deshalb abgeben können“, sagt der Geschäftsführer.<br />
„Zu Beginn der Überlegungen haben wir gesagt: Wenn<br />
immerhin 20 Mitarbeitende Bock haben, ins Büro zu<br />
kommen, dann soll es auch richtig gut werden. Wir machen<br />
es uns schön.“<br />
DAS PROJEKT GEMEINSAM MIT DEM TEAM von pro<br />
office in Göttingen anzugehen, lag auf der Hand, da die<br />
Experten für moderne Büroeinrichtungen schon früher<br />
einzelne Räume bei Copernicus umgestaltet hatten. „Wir<br />
haben bereits im ersten Meeting gemerkt, dass sie unsere<br />
Idee voll verstanden haben“, erzählt Rasmussen begeistert.<br />
Und auch sein Team sei von Tag 1 an begeistert gewesen,<br />
berichtet pro-office-Geschäftsführer Chris Asmuth.<br />
Das habe vor allem an der ausgewogenen Mischung aus<br />
klaren Vorgaben und Offenheit für Beratung gelegen.<br />
„Martin und Copernicus haben sich zwar bei den höhenverstellbaren<br />
Tischen und Stühlen auf eine einheitliche<br />
Möbellinie für alle Mitarbeitenden im Büro festgelegt“,<br />
sagt Asmuth, „ansonsten haben sie uns aber den Raum<br />
für Entfaltung gelassen und sich offen für Beratung gezeigt.<br />
So funktioniert Kreativität für uns besonders gut.“<br />
Das zeigte sich auch bei der Begehung der Büro flächen:<br />
Die Idee der Innenarchitektin Stefanie Grund, eine Wand<br />
herauszunehmen, um Platz für einen zentralen Treffpunkt<br />
zu schaffen, fiel auf fruchtbaren Boden. Heute<br />
findet sich an der Stelle – neben einer Küchenzeile – vor<br />
allem ein großer runder Tisch mit umlaufender Bank<br />
und aufgespanntem Sonnenschirm in der Mitte. Mitarbeitende,<br />
die sich hier mit anderen unterhalten, etwas<br />
essen oder einfach nur einen Kaffee trinken, haben dabei<br />
den Blick auf einen idyllischen See, der sich über eine<br />
ganze Wand erstreckt. Solche großflächigen Motive finden<br />
sich in jedem Raum im Copernicus-Büro.<br />
„Wir wollten allerdings nicht nur Lust auf Austausch<br />
machen, sondern Copernicus auch den Wunsch erfüllen,<br />
Rückzugorte für Teams zu schaffen, an denen sie konzentriert<br />
arbeiten können und sich wohlfühlen“, so der<br />
pro-office-Geschäftsführer. Um den Wohlfühl<strong>faktor</strong> so<br />
groß wie möglich zu machen, durften die Teams das<br />
Motto – und damit auch das Bildmotiv für eine der Wände<br />
– in ihrem Büro selbst auswählen. „Die Teams haben wir<br />
befragt und die Ergebnisse an pro office geliefert“, erzählt<br />
Rasmussen und Asmuth ergänzt: „Wir haben allen<br />
geraten, sich für ein Thema zu entscheiden, an dem das<br />
Herz langfristig hängt.“ So steht nun am Ende in der<br />
Buchhaltung ein Strandkorb mit Blick auf das Meer, in<br />
der IT fühlt man sich wie auf einem anderen Planeten,<br />
und in einem anderen Büro kann man in einer Berglandschaft<br />
Anlauf zum Gipfelsturm nehmen. „Die intensive<br />
Einbindung aller Mitarbeitenden machte deutlich, wie<br />
wichtig Copernicus dieses Projekt ist. Die Wünsche in<br />
der Raumgestaltung umzusetzen, war auf allen Seiten<br />
eine Herzensangelegenheit“, erklärt Innenarchitektin<br />
Stefanie Grund.<br />
2 |<strong>2023</strong> 41
unternehmen<br />
Auf der Sonnenseite<br />
Copernicus-Chef Martin Rasmussen (l.)<br />
und pro-office-Chef Chris Asmuth<br />
haben es gemeinsam geschafft,<br />
den Arbeitsplatz im Göttinger Verlag in<br />
einen Wohlfühlort zu verwandeln.<br />
„GANZ WICHTIG WAR UNS, dass wir keine Zweiklassengesellschaft<br />
aufbauen, sondern alle gleich behandeln“,<br />
sagt Rasmussen überzeugt. „Wir wollten von Anfang an<br />
eine echt hybride Form der Zusammenarbeit von Teammitgliedern<br />
vor Ort und denen, die digital aus dem<br />
Home office zugeschaltet sind.“ Allen Mitarbeitenden,<br />
die zu Hause arbeiten wollen, habe er gesagt, dass sie<br />
sich auf Firmenkosten einen Stuhl und einen Tisch aussuchen<br />
sollten, die zur eigenen Einrichtung passen.<br />
„Chris Asmuth und sein Team haben das Konzept der<br />
hybriden Zusammenarbeit super aufgegriffen und umgesetzt.“<br />
Zu sehen ist das vor allem im Raum New York<br />
Rooftop, der wie eine Dachterrasse in der Großstadt<br />
wirkt und Platz für eine Pause oder Besprechung mit<br />
Blick ins Grüne bietet, gleichzeitig aber auch Meetingraum<br />
für Videokonferenzen ist (siehe Seite 38/39). „Wir<br />
haben den Besprechungstisch auf den Bildschirm am<br />
Kopf ende ausgerichtet“, erklärt Asmuth. „Alle, die<br />
online teilnehmen, haben so das Gefühl, Teil der Runde<br />
zu sein.“<br />
Um eine echte hybride Zusammenarbeit zu ermöglichen,<br />
brauche es allerdings nicht nur die richtige technische<br />
Infrastruktur, sondern auch eine Anpassung der<br />
Führungsregeln. „Kein Teammitglied soll durch die Arbeit<br />
im Homeoffice Nachteile haben. Gleiche Rechte für<br />
alle stehen über allem“, so der Copernicus-Chef im<br />
Brustton der Überzeugung. „Unter dem Strich sparen<br />
wir mit der hybriden Arbeitsorganisation kein Geld. Wir<br />
erreichen durch die hohe Flexibilität eine intensivere<br />
Mitarbeiterbindung und für Kunden eine noch bessere<br />
Betreuung.“ Ein wichtiger Nebeneffekt: Der CO 2-Fußabdruck<br />
von Copernicus wird kleiner, weil weniger Reisen<br />
als vor der Pandemie nötig sind. Papierlos ist das<br />
Büro bei Copernicus schon lange. ƒ<br />
Copernicus GmbH<br />
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42 2 |<strong>2023</strong>
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44 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
„Jetzt machst du das“<br />
Antonio Viani gründet vor 50 Jahren die Viani Importe und entwickelt den Feinkosthandel<br />
erfolgreich weiter. 1995 übergibt er das Unternehmen an seinen Sohn Remo, zieht sich zurück<br />
und vertraut seinem Nachfolger. Ein Gespräch zwischen Vater und Sohn darüber,<br />
wie das Schicksal Viani zum Trüffel führte, über Platzprobleme und wie sie gemeinsam<br />
einen Ort zum Wachsen fanden.<br />
INTERVIEW MARCO BÖHME<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
2 |<strong>2023</strong> 45
unternehmen<br />
» Ich habe teilweise bis zu 23 Tonnen Trüffel in<br />
einem Jahr an die Fleisch warenindustrie verkauft.<br />
Das lief gut – es war der Grundstock für die Viani- Importe. «<br />
ANTONIO VIANI<br />
Die Firma Viani feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges<br />
Bestehen und ist heute einer der Großhändler, wenn es<br />
um Feinkost aus Italien geht. Zuvor bestand bereits die<br />
Viani Büro- und Datentechnik VertriebsGmbH. Antonio,<br />
was hat dich vor 50 Jahren überhaupt in die<br />
Lebensmittelbranche geführt?<br />
Antonio: Schon im Jahr 1800 handelten meine Urgroßväter<br />
mit Lebensmitteln, die sie per Schiff in ihre Heimat<br />
Ligurien transportierten. Sie importierten Trockenobst,<br />
Getreide und Hülsenfrüchte. Und doch war es bei mir<br />
wohl eher das Schicksal, das mich in diese Branche führte<br />
– denn eigentlich hatte ich damals ja einen Büromaschinenhandel.<br />
Da war die Fleischwarenfabrik von Börner in dem bekannten<br />
Göttinger Viertel – Gustav Garbode war der<br />
Inhaber. Ich hatte ihm gerade einen Computer verkauft<br />
und war dabei, diesen einzurichten, als ein junger Italiener<br />
hereinkam und <strong>Sommer</strong>trüffel verkaufen wollte – für<br />
die Trüffelleberwurst und Pasteten. Der junge Mann<br />
konnte aber kein Französisch, kein Englisch, nur ein<br />
paar Brocken Deutsch. Garbode kam zu mir und fragte,<br />
ob ich ihm als Dolmetscher helfen könne. Da habe ich<br />
kurzerhand die Verkaufsverhandlung übersetzt. Und so<br />
hat der Italiener der Firma Börner noch am selben Tag<br />
eine Tonne <strong>Sommer</strong>trüffel verkauft.<br />
Wie ging es dann weiter?<br />
Antonio: Der Italiener namens Bassetti war ganz begeistert,<br />
dass er einen so schönen Auftrag bekommen hatte.<br />
Er lud mich zum Mittag ein und überreichte mir einen<br />
Scheck mit den Worten: „Das ist Ihre Provision,<br />
1.000 D-Mark.“ Oh, wie habe ich mich gefreut! Dann<br />
bot er mir an, für ihn in Deutschland weiter Trüffel zu<br />
verkaufen. „Ja, warum nicht?“, habe ich gesagt, „ich<br />
versuche es mal.“<br />
Doch bei dem Versuch ist es nicht geblieben.<br />
Du hattest schnell Erfolg.<br />
Antonio: Ja, es dauerte nicht lange – und ich hatte so viel<br />
verkauft, dass Bassetti keine Ware mehr hatte. Ich war<br />
gerade dabei zu überlegen, wie es jetzt weitergehen soll,<br />
da klingelte das Telefon, regelrecht im selben Moment.<br />
Auf der anderen Seite der Leitung war ein Herr Urbani,<br />
der sagte: „Herr Viani, ich habe gehört, Sie verkaufen<br />
Trüffel für Herrn Bassetti. Bassetti war früher ein Mitarbeiter<br />
von mir, der sich selbstständig gemacht hat, um<br />
Trüffel zu verkaufen. Aber nun hat er nichts mehr, da Sie<br />
alles für ihn verkauft haben. Der Einzige, der jetzt noch<br />
Trüffel für Sie hat, bin ich – ich habe so viel, wie Sie<br />
wollen.“ Und ich sagte kurzentschlossen: „Ich brauche<br />
sehr viele davon!“<br />
Von da an lieferte Urbani seine Ware an mich. Ich habe<br />
teilweise bis zu 23 Tonnen Trüffel in einem Jahr an die<br />
Fleisch warenindustrie verkauft. Das lief gut – es war der<br />
Grundstock für die Viani- Importe, die wir 1973 offiziell<br />
gegründet haben, weil wir von da an nicht nur konservierte<br />
Trüffel verkauften, sondern auch frische.<br />
Und damit hast du gleichzeitig eine neue Zielgruppe<br />
erschlossen, nämlich die Gastronomie.<br />
Antonio: Das stimmt. Die Trüffel haben wir direkt aus<br />
Italien kommen lassen und an die gehobene Gastronomie<br />
verkauft. Renommierte Gastronomen wie Eckart<br />
Witzigmann, Dieter Müller und Harald Wohlfahrt waren<br />
stets sehr wissbegierig und interessiert und wollten<br />
auch immer etwas Neues haben – zum Beispiel Spitzmorchel,<br />
Balsamicoessig, rosa Pfeffer und solche Produkte,<br />
die hier damals völlig unbekannt waren. So habe<br />
ich immer mehr Artikel importiert und verkauft, und<br />
das Programm wurde immer größer.<br />
Nebenbei habe ich – noch bis 1986 – weiter Büromaschinen<br />
verkauft. In meinem Lager waren also<br />
Computer, Buchungsautomaten, Schreibmaschinen und<br />
Kisten voller Trüffel. Alles zusammen. Natürlich wurden<br />
dadurch auch die Räumlichkeiten immer enger, und wir<br />
mussten mehrfach umziehen.<br />
46 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
Wo alles begann<br />
Im heutigen Börner-Viertel verkaufte<br />
Antonio Viani, dank einer glücklichen<br />
Fügung, seine ersten Trüffel.<br />
2 |<strong>2023</strong> 47
unternehmen<br />
Mittendrin im Geschäft Remo Viani in seinem zweiten Göttinger Alimentari im neuen Sartorius Quartier in der Nordstadt.<br />
48 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
» Es fiel mir auch nicht schwer, mich zu entscheiden –<br />
weil es mir eine Chance zu sein schien und<br />
auch ein bisschen Erleichterung brachte.<br />
Vor allem aber wegen meines Vaters. «<br />
REMO VIANI<br />
Zunächst war unsere Kundschaft hauptsächlich die<br />
Gastronomie. Dann hat sich unsere Ausrichtung verändert,<br />
und wir haben uns mit dem Angebot mehr an die<br />
Feinkostgeschäfte gewendet.<br />
Zeitsprung – das Unternehmen lief über zwei Jahrzehnte<br />
erfolgreich weiter. Wann und wie kam Remo ins Spiel?<br />
Antonio: Das war 1995. Meine Kinder wurden erwachsen<br />
und hatten in der Zwischenzeit ihre eigene Firma<br />
gegründet – die Agentur Blackbit, die Druckvorlagen<br />
erstellte und Werbung machte. Eines Tages habe ich sie<br />
dann gefragt: „Irgendwann muss ich das Ganze ja doch<br />
abgeben. Wie soll es dann weitergehen?“<br />
Remo: Ich habe gesagt, dass ich Interesse hätte.<br />
Antonio: Und ich war einverstanden und glücklich.<br />
„Aber du musst Italienisch sprechen.“ Das war die Voraussetzung.<br />
Also hat Remo zunächst drei Monate lang<br />
einen Crash kurs in Italien absolviert – und dann habe<br />
ich ihn durch das ganze Land geschickt. Er musste alle<br />
Lieferanten besuchen, um die Leute und die Produkte<br />
kennenzulernen. Nach zehn Monaten kam er zurück<br />
und hat sich dann erst mal gemeinsam mit mir um die<br />
Firma gekümmert und geschaut und getan und gemacht.<br />
Eines Tages habe ich gesagt: „Komm Remo, setz dich<br />
hier an meinen Tisch, jetzt machst du das. Ich ziehe mich<br />
zurück. Wenn du mich brauchst, kannst du mich fragen.“<br />
Und Remo hat das ganz toll gemacht, hat in wenigen<br />
Jahren den Umsatz verdoppelt und die Firma vergrößert.<br />
Ich bin noch ein paar Jahre dabei gewesen und habe<br />
mich 2006, da wurde ich 70, langsam zurückgezogen.<br />
Wie hat sich das angefühlt, Remo, die eigene Firma zu<br />
verlassen und in den Familienbetrieb einzusteigen?<br />
Remo: Es hat mir schon auch ein bisschen wehgetan,<br />
Blackbit zu verlassen. Am Anfang habe ich noch beides<br />
gemacht. Ich bin vormittags in der Agentur gewesen und<br />
nachmittags bei Viani im Büro. Irgendwann habe ich das<br />
aber nicht mehr befriedigend gefunden, weil ich gemerkt<br />
habe, dass ich nicht beides zur gleichen Zeit hundertprozentig<br />
machen kann. Tonino hat weiter gedrängt und<br />
wollte, dass ich noch mehr einsteige – und so musste ich<br />
mich entscheiden.<br />
Es fiel mir in dem Moment auch nicht schwer, mich zu<br />
entscheiden – weil es mir eine Chance zu sein schien und<br />
auch ein bisschen Erleichterung brachte. Vor allem aber<br />
wegen meines Vaters, weil Tonino das so toll mit mir gemacht<br />
hat. Er war großherzig und großzügig: „Jetzt<br />
machst du das, und ich ziehe mich zurück.“<br />
Das war mit meiner Mutter anders, die zu diesem<br />
Zeitpunkt ebenfalls noch im Geschäft tätig war. Sie hatte<br />
mit dem klassischen Nachfolgeproblem zu kämpfen, das<br />
viele in ihren Familien und den Familienunternehmen<br />
haben: dass einer daran festhält und keine Veränderung<br />
möchte. Das führte letztendlich dazu, dass wir im Grunde<br />
genommen meine Mutter früh pensioniert haben …<br />
Antonio: Remo war konsequent und hat gesagt: „Kommt,<br />
es hat keinen Zweck mehr.“ Im Prinzip hat er seine Mutter<br />
entlassen. Doch am Ende war das für alle die beste<br />
und richtige Entscheidung.<br />
Damit war auch Raum für Veränderung da. Was war die<br />
nächste Herausforderung für dich, Remo?<br />
Remo: Es gab diese eine Gretchenfrage, und die war absolut<br />
spannend. In der Robert-Bosch-Breite, wo wir bis<br />
heute einen unserer Lagerstandorte haben, war alles sehr<br />
von Tonino geprägt.<br />
2 |<strong>2023</strong> 49
unternehmen<br />
Kulinarische Welten Über 3.000 italienische Spezialitäten – von bestem Olivenöl über Pasta bis zu Wein – gehören zum heutigen Viani-Sortiment.<br />
50 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
ZUM UNTERNEHMEN<br />
KWS ist eines der führenden Pflanzenzüchtungsunternehmen<br />
weltweit. Über 5.000 Mitarbeiter in mehr als 70 Ländern<br />
erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2021/2022 einen<br />
Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro. Seit über 165 Jahren<br />
wird KWS als familiengeprägtes Unternehmen<br />
eigenständig und unabhängig geführt. Schwerpunkte sind<br />
die Pflanzenzüchtung und die Produktion sowie der Verkauf<br />
von Mais-, Zuckerrüben-, Getreide-, Gemüse-, Rapsund<br />
Sonnenblumensaatgut. KWS setzt modernste Methoden<br />
der Pflanzenzüchtung ein, um die Erträge der Landwirte<br />
zu steigern sowie die Widerstandskraft von Pflanzen<br />
gegen Krankheiten, Schädlinge und abiotischen Stress<br />
weiter zu verbessern. Um dieses Ziel zu realisieren, investierte<br />
das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr<br />
mehr als 285 Millionen Euro in Forschung und<br />
Entwicklung.<br />
2 |<strong>2023</strong> 51
unternehmen<br />
» Im besten Fall werden unsere Läden zu Tasting Rooms.<br />
Zu Orten, wo du wirklich hingehen kannst, um Produkte<br />
zu probieren und Geschmack zu erleben.“ «<br />
REMO VIANI<br />
Doch dann kam die Phase, in der der Platz dort nicht<br />
mehr ausreichte. Das bedeutete, dass wenn wir ein neues<br />
Produkt finden, wir ein anderes Produkt dafür aus dem<br />
Sortiment rausschmeißen müssen, weil es ja sonst keinen<br />
Platz findet. Wir standen also vor einer Entscheidung:<br />
Wir können hier bleiben, und alles ist gut – aber dann<br />
können wir nicht weiter wachsen.<br />
Das hat mich sehr unzufrieden gemacht. Wir wussten,<br />
dass wir nun eine logistische Lösung finden mussten, haben<br />
allerdings keine gesehen – zumindest bis zu dem<br />
Zeitpunkt, an dem Tonino auf das große Gebäude von<br />
der Deutschen Telekom in der August- Spindler-Straße<br />
aufmerksam wurde, das plötzlich zum Verkauf stand, und<br />
vorschlug: „Wollen wir uns das nicht mal ansehen?“<br />
Das war dann der nächste große Meilenstein: Wir entschieden<br />
uns dafür, das alte Logistikzentrum zu kaufen<br />
und die vorhandene Lagertechnik wieder in Betrieb zu<br />
nehmen. Hier hatten wir nun so viel Platz, dass wir weiter<br />
wachsen konnten. Bis heute.<br />
War das auch die Grundlage dafür, die insolventen<br />
Kochhaus-Filialen in den deutschen Metropolen zu<br />
übernehmen?<br />
Remo: Unsere Motivation ist in erster Linie, Geschichten<br />
zu erzählen. Wir waren frustriert, bislang nur mit Händlern<br />
zu arbeiten. Hier konnten wir unsere Faszination<br />
für die tollen Geschichten, die wir erleben und die hinter<br />
den Produkten stehen, nicht erzählen. Es war so ein bisschen<br />
wie Stille Post: Am Ende ist beim eigentlichen Kunden,<br />
dem Verbraucher, nicht viel angekommen.<br />
Dann hat es sich zunächst ergeben, dass wir im Dezember<br />
2010 in der Lange-Geismar-Straße in Göttingen<br />
den ersten Laden eröffneten: Viani Alimentari, wo wir<br />
unsere italienischen Spezialitäten erstmals persönlich vor<br />
Ort verkaufen konnten. Und tatsächlich konnten wir<br />
plötzlich unsere Geschichten zu Ende erzählen und<br />
schauen, wie sie bei den Kunden ankommen! Das hat<br />
sich gut angefühlt.<br />
Und die Übernahme von Kochhaus im <strong>Sommer</strong> 2019<br />
war dann die logische Erweiterung?<br />
Remo: Das war dann eine einmalige Gelegenheit, auf einen<br />
Schlag acht oder neun Läden zu übernehmen, sie<br />
umzubauen, umzugestalten und Viani Stores daraus zu<br />
machen.<br />
Da sind wir mittlerweile auf einem ganz guten Weg. Es<br />
hat viel länger gebraucht, als ich gedacht hätte – aber es<br />
passt zu unserer Strategie und auch zu unserem Antrieb,<br />
Geschichten zu erzählen, die ankommen.<br />
Wie geht es weiter mit Viani? Wie wichtig ist zum<br />
Beispiel das Thema Online?<br />
Remo: Unser Plan für die Zukunft ist, viel online zu verkaufen<br />
– aber offline das anzubieten, was die digitale<br />
Welt niemals wird leisten können: nämlich zu schmecken,<br />
zu probieren, zu testen.<br />
Und im besten Fall werden unsere Läden zu Tasting<br />
Rooms. Zu Orten, wo du wirklich hingehen kannst, um<br />
Produkte zu probieren und Geschmack zu erleben. Es<br />
wird immer so sein, dass der Kunde eine gewisse Tendenz<br />
dazu hat, nicht die Katze im Sack zu kaufen. Ich<br />
würde mich freuen, wenn die Kunden bei Viani noch in<br />
vielen Jahren reinkommen können und sagen: „Ich<br />
möchte dieses Produkt gern bei euch erleben.“<br />
Antonio, Remo, vielen Dank für das Gespräch!<br />
52 2 |<strong>2023</strong>
unternehmen<br />
Die Geschichte von Viani<br />
Antonio Viani, 86, wird in Pietra Ligure, an der italienischen Riviera, geboren.<br />
Er stammt aus einer Handelsfamilie. Schon als Kind verkauft er alles Mögliche.<br />
Angefangen hat er mit Wurmsteinen fürs Angeln. Bevor Antonio Viani in den Handel<br />
einsteigt, bereist er, der schon als kleiner Junge die Schiffe am Horizont beobachtet<br />
hat, als Seemann die Weltmeere und wird Offizier bei der Handelsmarine.<br />
Diese Liebe gibt er für seine andere große Liebe auf: „seine Ingrid“. Für sie kommt<br />
er nach Göttingen. Dort beginnt er Anfang der 1960er-Jahre seinen Büromaschinenhandel.<br />
Vor 50 Jahren gründet er dann die Firma A. Viani Importe. Angefangen hat<br />
alles mit Trüffeln, schnell kommen andere Spezialitäten aus seiner italienischen<br />
Heimat dazu.<br />
Die in Deutschland geborenen Söhne Stefano und Remo Viani gründen<br />
zusammen mit Daniel Gerlach 1989 die Göttinger Werbeagentur Blackbit. 1995<br />
übernimmt Remo dann das operative Geschäft der Viani Importe. Zuvor lernt er<br />
Italienisch und reist anschließend ein dreiviertel Jahr lang durch alle Regionen<br />
Italiens. Remo Viani erweitert das Angebot um Spezialitäten aus anderen Mittelmeerländern<br />
und verdoppelt so – zum Stolz des Vaters – recht schnell den Umsatz.<br />
In der Folge entwickelt er das Geschäft stets weiter. So eröffnet er 2010 in der<br />
Lange-Geismar- Straße in Göttingen mit seinem Team den ersten von zwei Viani-<br />
Alimentari- Läden, in diesem <strong>Sommer</strong> kam gleich nebenan die erste Vinoteca dazu.<br />
2019 übernimmt Viani die insolvente Kochhaus-Kette mit Läden unter anderem<br />
in Berlin, München und Hamburg. Die Zentrale sitzt weiterhin in Göttingen, heute<br />
im ehemaligen Gebäude der Deutschen Telekom in der August- Spindler-Straße (Foto).<br />
viani.de<br />
viani.de<br />
2 |<strong>2023</strong> 53
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Die neue THIMM-Kultur<br />
der Einfachheit<br />
Die THIMM Unternehmensgruppe mit Sitz in Northeim ist ein Vorreiter in der europäischen<br />
Verpackungsindustrie. Auch intern zeigt man den Vorsprung, setzt auf großes Vertrauen gegenüber<br />
den Mitarbeitenden und bleibt seinen Wurzeln als Familienunternehmen treu.<br />
FOTOS: MAXIMILIAN KÖNIG<br />
„Wir denken in Generationen.<br />
Das ist eine komplett<br />
andere Perspektive.“<br />
Kornelius Thimm<br />
Hört man die Worte Northeim und<br />
Familienunternehmen, fällt einem<br />
unweigerlich der Name Thimm ein.<br />
Das europaweit tätige Verpackungsunternehmen<br />
hat hier seinen Hauptsitz und ist mit<br />
rund 550 Mitarbeitenden nicht nur eines der<br />
größten Unternehmen am Standort, es blickt<br />
auch auf eine inzwischen lange Familientradition<br />
zurück: 2024 wird bereits das 75. Firmenjahr<br />
jubiliert. Seit einem Jahr ist Kornelius<br />
Thimm als viertes Familienmitglied Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung.<br />
Und obwohl THIMM mittlerweile europaweit<br />
inzwischen rund 2500 Mitarbeitende beschäftigt<br />
und mit einem Jahresumsatz von mehr als<br />
720 Millionen Euro alles andere als klein ist,<br />
legt man umso mehr Wert auf die Wurzeln<br />
und den Charakter als regionales Familienunternehmen,<br />
denn diese spiegeln den Kern der<br />
Unternehmensidentität wider. Sichtbarstes<br />
Beispiel: Bei THIMM wird gleich und konsequent<br />
geduzt, und zwar vom Auszubildenden<br />
bis zum Vorsitzenden der Geschäftsführung.<br />
Und regio nale Verantwortung ist eine Selbstverständlichkeit.<br />
Kornelius Thimms Großvater<br />
hat den Golfclub mit ins Leben gerufen, ebenso<br />
werden zahlreiche lokale Projekte unterstützt<br />
wie zum Beispiel die Northeimer Tafel<br />
oder die KIMBU in Göttingen.<br />
„Bevor ich in das Familienunternehmen<br />
eingestiegen bin, habe ich in ganz anderen<br />
Branchen und auch in Konzernen gearbeitet“,<br />
sagt Kornelius Thimm. „Deshalb kann ich gut<br />
vergleichen. Der wesentliche Unterschied, der<br />
ein Familienunternehmen auszeichnet, ist für<br />
mich, dass es wenige Hierarchieebenen und<br />
einen persönlichen, engen Kontakt zwischen<br />
Mitarbeitenden und Führungskräften gibt.“<br />
Daraus erwachse zum einen ein deutlich höheres<br />
Verantwortungsbewusstsein gegenüber<br />
den Mitarbeitenden, „zum anderen bekommt<br />
das Unternehmen durch die Gesellschafterfamilie<br />
Thimm ein Gesicht“. Kurzum: „Wir<br />
tragen viel mehr persönliche Verantwortung“,<br />
so Thimm.<br />
ERFOLG IST BEI THIMM nicht nur durch<br />
gute Quartalszahlen in einem kurzfristigen<br />
Planungshorizont eines typischen Konzern-<br />
CEOs definiert, sondern auch durch langfristige<br />
Überlegungen. „Meine Geschwister<br />
und ich stellen uns immer die Frage, wie wir<br />
das Unternehmen organisieren müssen, um<br />
es möglichst langfristig zu erhalten“, sagt<br />
Thimm. „Wir denken in Generationen. Das ist<br />
eine komplett andere Perspektive.“ Der enge<br />
Kontakt zu den Mitarbeitenden trägt das seine<br />
dazu bei: „Wenn ich mit den Kolleginnen
PROFIL<br />
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It's THIMM time Kornelius Thimm (Foto l.) stellt die neue Marke und Kultur an allen Standorten persönlich vor – wie hier am Standort Ilsenburg im Harz (o.).<br />
und Kollegen auf Augenhöhe sprechen kann<br />
und die Probleme verstehe, dann können wir<br />
viel mehr gestalten.“<br />
GEMEINSAMES GESTALTEN und Eigenverantwortlichkeit<br />
sind bei THIMM indes mehr<br />
als nur Schlagworte. Sie sind gelebtes Prinzip.<br />
Die flachen Hierarchien haben zur Folge,<br />
dass hier Mitarbeitende direkt für ihre Projekte<br />
Verantwortung übernehmen können und<br />
es keinen ewigen Berichtsmarathon auf dem<br />
Weg zur Geschäftsführung gibt. Gleichzeitig<br />
sind sie stärker in wichtige Entscheidungen<br />
involviert. „Zum Beispiel binden wir Mitarbeitende<br />
aus der Produktion in unsere Kundenbeziehungen<br />
mit ein, weil sie die Produkte am<br />
besten kennen und so die Kundenbeziehung<br />
qualitativ verbessern“, beschreibt Kornelius<br />
Thimm das Prinzip. „Umgekehrt genauso:<br />
Wenn wir in neue Maschinen investieren,<br />
nehmen wir die Mitarbeitenden, die damit<br />
arbeiten werden, eng in den Auswahl- und Gestaltungsprozess<br />
mit rein.“ Innovationsleistungen<br />
beruhen hier stark auf dem Mitwirken<br />
aller Mitarbeitenden.<br />
Noch eindrücklicher wird das Vertrauen gegenüber<br />
den Mitarbeitenden bei der Weiterentwicklung<br />
des Unternehmens. Auch hier<br />
werden sie stark involviert und haben bereits<br />
oft bewiesen, dass sie das Unternehmen konsequent<br />
voranbringen können und so entscheidend<br />
zum Erfolg beitragen. Ein aktuelles<br />
Beispiel für einen solchen Weiterentwicklungsprozess<br />
ist die neue Marke von THIMM, die<br />
in diesem <strong>Sommer</strong> in die nächste Generation<br />
geführt wurde. Ein halbes Jahr lang hatte sich<br />
zuvor eine gemischte Arbeitsgruppe aus verschiedenen<br />
Standorten und Funktionen mit<br />
der Marke und der Unternehmenskultur befasst.<br />
UND DAS ERGEBNIS? Seit den 1990er-Jahren<br />
wurde mit dem Slogan ,THIMM – the<br />
Highpack Group‘ der technologische Vorsprung<br />
des Unternehmens betont. „Während<br />
unserer Markenweiterentwicklung haben wir<br />
jedoch festgestellt, dass uns noch mehr ausmacht“,<br />
sagt Thimm. „Wir stellen unsere Kunden<br />
immer in den Fokus und setzen alles daran,<br />
ihre Produkte immer besser zu verpacken.<br />
Dabei achten wir darauf, mit einem Minimum<br />
an Einsatz<strong>faktor</strong>en ein Maximum an Qualität<br />
und Nachhaltigkeit zu erreichen. Und vor allem:<br />
Wir nehmen uns die Zeit, unsere Kunden<br />
gründlich zu verstehen, damit wir für sie die<br />
einfachste und beste Lösung finden. Das ist<br />
für beide Seiten immer wieder ein gutes Gefühl.“<br />
Deswegen wird es künftig heißen: ,When simplicity<br />
feels good, it’s THIMM time.‘<br />
„Das haben die Kolleginnen und Kollegen<br />
ganz deutlich herausgearbeitet. Sie sind der<br />
wichtigste Baustein in unserer Marke und<br />
machen uns mit ihrem Handeln Tag für Tag<br />
zum umsichtigen Partner auf Augenhöhe“,<br />
fasst Thimm zusammen. Das Ergebnis ist<br />
eine hohe Loyalität der Mitarbeitenden – und<br />
das Gefühl, ein Unternehmen gemeinsam zu<br />
gestalten und voranzubringen. Für Kornelius<br />
Thimm war dies neben der spannenden Branche<br />
der Hauptgrund, in das Familienunternehmen<br />
einzusteigen.<br />
KONTAKT<br />
THIMM Group GmbH + Co. KG<br />
Breslauer Straße 12<br />
37154 Northeim<br />
Tel. 05551 7030<br />
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TEXT: SVEN GRÜNEWALD
wissen<br />
ILLUSTRATION: STOCK.ADOBE.COM<br />
56 2 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
Erfolgs<strong>faktor</strong> Familie<br />
Generationswechsel im Mittelstand: Stolpersteine und Erfolgsrezepte für Unternehmen in<br />
Familienhand. Experten geben Tipps und Ratschläge für das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />
Die volkswirtschaftliche Bedeutung<br />
Familienunternehmen – ein schwammiger Begriff<br />
„Familienunternehmen sind für mich dadurch gekennzeichnet,<br />
dass man quasi die eigene Familie im Unternehmen<br />
hat“, sagt Andre Schulte-Südhoff, Landesvorsitzender<br />
des Interessenverbandes ,Die Familienunternehmer‘<br />
in Niedersachsen und selbst Geschäftsführer der<br />
Schuko GmbH in Bad Laer. „Dadurch geht man mit<br />
dem Thema Unternehmen ganz anders um, weil die Verantwortung<br />
für die Mitarbeiter eine riesige Rolle spielt<br />
und man das Unternehmen bestmöglich an die nächste<br />
Generation übertragen will.“<br />
Im Grunde ist jedes Unternehmen, das einmal von einer<br />
Person gegründet wurde, ein Familienunternehmen,<br />
insoweit es sich weiterhin in Familienhand befindet –<br />
das kann vom Ein-Mann-Betrieb bis zum internationalen<br />
Großkonzern reichen. Eigentum und Leitung stimmen<br />
dabei nicht notwendigerweise überein. Eigentümergeführt<br />
ist ein Unternehmen, wenn die Familienkontrolle<br />
besteht, aber mindestens einer der Eigentümer auch den<br />
Betrieb leitet. Letzteres ist überwiegend der Fall: 90 Prozent<br />
der deutschen Unternehmen sind Familienunternehmen,<br />
88 Prozent sind eigentümergeführt.<br />
Laut der ‚Stiftung Familienunternehmen‘ machen<br />
Familienbetriebe in Deutschland rund 90 Prozent aller<br />
Unternehmen aus. Bei ihnen sind 58 Prozent der<br />
Beschäftigten tätig, und sie erwirtschaften 52 Prozent<br />
des Gesamtumsatzes. Ihr Anteil an den börsennotierten<br />
Firmen liegt bei 40 Prozent.<br />
Der Umsatz von 94 Prozent aller Familienunternehmen<br />
liegt dabei unter 1 Millionen Euro pro Jahr.<br />
Allerdings spielen im internationalen Vergleich auch<br />
überdurchschnittlich viele von ihnen in der Liga von<br />
Großunternehmen mit mehr als 50 Millio nen Euro<br />
Umsatz mit: 46 Prozent dieser Firmen sind Familienunternehmen.<br />
Auch in der Wachstumsdynamik können Familienbetriebe<br />
punkten: Eine Studie zu den TOP-500-<br />
Familienunternehmen in Deutschland aus dem Jahr<br />
<strong>2023</strong> hat die Performance der 500 größten Familienunternehmen<br />
mit den 26 nicht familienkontrollierten<br />
DAX-Unternehmen verglichen. Die Familienunternehmen<br />
weisen dabei in Deutschland von 2011 bis 2020<br />
ein Mitarbeiterwachstum von 25 Prozent auf, während<br />
die DAX-Unternehmen auf vier Prozent kommen.<br />
Quelle: Stiftung Familienunternehmen<br />
2 |<strong>2023</strong> 57
wissen<br />
Rahmenbedingungen verschlechtern sich<br />
Deutschlands Stärke beruht auf dem breiten Mittelstand,<br />
der wiederum oftmals Familiensache ist, teils bereits seit<br />
mehreren Generationen. Doch dieser Mittelstand steht<br />
vor zunehmend existenzielleren Problemen. Der Verband<br />
,Die Familienunternehmer‘ befragt regelmäßig seine<br />
Mitglieder, und das Stimmungsbild gibt Anlass zum<br />
Nachdenken. Schwierige Unternehmensnachfolge, Energiekosten,<br />
Fachkräfte und Bürokratie sind die großen<br />
Themen, die Familienunternehmen beschäftigen. Das an<br />
sich ist nicht neu – bemerkenswert hingegen ist, dass<br />
aufgrund der zunehmenden Belastungen „70 Prozent<br />
der Familienunternehmer denken gelegentlich und mehr<br />
als 20 Prozent regelmäßig darüber nach, das Unternehmen<br />
zu verkaufen“, sagt Andre Schulte-Südhoff. Und<br />
knapp die Hälfte aller Befragten gibt an, dass sie nicht<br />
wieder in Deutschland gründen würden. „Diese Ergebnisse<br />
haben mich persönlich umgehauen.“<br />
Laut Einschätzung der Förderbank KfW könnten<br />
allein bis zum Ende <strong>2023</strong> rund 70.000 Unternehmen an<br />
der fehlenden Nachfolge scheitern. Hier machen sich<br />
vor allem die Regelungen zur Erbschaftssteuer bemerkbar.<br />
Energiekosten hingegen sind das direkte Resultat politischer<br />
Entscheidungen: Die Energiewende hat Deutschland<br />
schon vor langer Zeit zu einem der Länder mit den<br />
höchsten Energiekosten werden lassen, die Russland-Sanktionen<br />
und damit die Selbstabschneidung von<br />
günstigen Gaslieferungen hat das ihre dazu beigetragen.<br />
Ergänzend sind es weitreichende gesetzliche Auflagen,<br />
die – wenn auch aus guten Absichten heraus – zusätzliche<br />
Ressourcen fressen. Beispiel Lieferkettengesetz, das<br />
eigentlich nur für Unternehmen ab 250 Mitarbeitern gilt.<br />
„Dennoch wirkt sich das genauso auf die kleineren Unternehmen<br />
aus, wenn sie Zulieferer sind, weil die großen<br />
natürlich wissen wollen, wie die anderen Lieferketten<br />
aussehen.“<br />
Thema Nummer 1: Nachfolger finden<br />
Unternehmerverbände, Steuerberater, Anwälte – sie alle<br />
machen schon lange dieselbe Beobachtung, dass es immer<br />
schwieriger wird, einen Nachfolger aus dem Fa milienkreis<br />
zu gewinnen. Aufgrund unterschiedlicher Lebensentwürfe,<br />
vor allem einem viel ausgeprägteren Wunsch nach einer<br />
guten Work-Life-Balance, fragen sich die Nachkommen<br />
deutlich häufiger, ob sie sich die 70-Stunden- Woche der<br />
Eltern antun wollen. Daher hilft nur, das Thema im Familienkreis<br />
offen anzusprechen. „Die Eltern haben vielleicht<br />
einen Plan, aber ist das auch das, was die Kinder wollen?“,<br />
fragt Lutz Becker, Partner der Göttinger Steuerberatungsgesellschaft<br />
Quattek & Partner.<br />
Ist Interesse im eigenen Kinderkreis vorhanden, ist die<br />
Nachfolge dadurch aber noch lange nicht in trockenen<br />
Tüchern. Der Seniorchef muss den Nachfolger über-<br />
58 2 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
haupt erst einmal für kompetent genug halten – keine<br />
Selbstverständlichkeit. Dann empfiehlt es sich, dass der<br />
Nachfolger nach Ausbildung oder Studium zunächst ein<br />
paar Jahre außerhalb Erfahrung sammelt, bevor er in<br />
das Familienunternehmen einsteigt. Wenn dem Neuen<br />
dann aber nicht genug Raum gegeben wird, weil der Senior<br />
nicht loslassen kann, kann die Nachfolge auch in<br />
diesem Stadium noch scheitern, obwohl der Prozess bereits<br />
seit Jahren am Laufen ist.<br />
Auf die Familienanamnese muss der Blick in die bestehenden<br />
Gesellschaftsverträge folgen: „Eliane Krüger,<br />
Sozia und Notarin der Göttinger Kanzlei Lampe Legal,<br />
ist Fachanwältin für Erbrecht und zertifizierte Fachberaterin<br />
für Unternehmensnachfolge und erläutert: „Im<br />
deutschen Recht herrscht der Grundsatz: Gesellschaftsrecht<br />
geht vor Erbrecht. Die Nachfolgeplanung im betrieblichen<br />
Bereich beginnt also mit der Überprüfung<br />
und gegebenenfalls Änderung der Gesellschaftsverträge.<br />
Das Unternehmertestament für den privaten Vermögensbereich<br />
muss damit passgenau abgestimmt werden.“<br />
Reden, reden, reden – die Familie<br />
Die Familie ist der Dreh- und Angelpunkt des Unternehmens.<br />
Gelebte Erfahrungen ist, dass es zu Hause nur ein<br />
Thema gibt: das Unternehmen. „Aber nicht alle Gesellschafter<br />
und Familienmitglieder sind immer einer Meinung“,<br />
so Andre Schulte-Südhoff. „Fragen rund um das<br />
Unternehmen haben ganz viel mit Kommunikation auf<br />
Augenhöhe zu. Meistens stirbt ein Familienunternehmen<br />
an der Familie und nicht an wirtschaftlichen Fragen.“<br />
Der Lebensinhalt der Elterngeneration steht früher<br />
oder später aber unweigerlich vor der Frage, was nach<br />
dem Ruhestand oder dem Tod aus dem Unternehmen<br />
wird. Denn wenn es um’s Geld geht, sind Familienkonflikte<br />
fast vorprogrammiert.<br />
„Es ist zentral wichtig, dass man sich möglichst langfristig<br />
Gedanken über die Unternehmenszukunft macht<br />
und die ganze Familie für ein offenes Gespräch an den<br />
Tisch bekommt“, sagt Lutz Becker. Wichtig zu klären<br />
sind die unterschiedlichen Lebensentwürfe: Will überhaupt<br />
eines der Kinder das Unternehmen übernehmen?<br />
Was, wenn im Handwerk ein Kind den Betrieb fortführen<br />
kann und will, das andere Kind aber nichts mit dem<br />
Unternehmen zu tun hat? Wie lässt sich eine Gleichbehandlung<br />
der beiden Kinder gewährleisten?<br />
Beckers Erfahrung nach ist es besser, jedem Familienmitglied<br />
möglichst ein klar definiertes Erbe zukommen<br />
zu lassen, statt eine Erbengemeinschaft zu bilden. Volker<br />
Looman spricht in seiner Kolumne im Finanzteil der<br />
FAZ beim Thema Erbengemeinschaften gern auch vom<br />
„Vorhof zur Hölle“. Und wenn es nur Ehepartner und<br />
Lebensgefährten der Kinder sind, die „von außen“ reinrufen<br />
und die Kinder irgendwann gegeneinander aufbringen.<br />
» Meistens stirbt ein Familienunter-<br />
nehmen an der Familie und nicht an<br />
wirtschaftlichen Fragen. «<br />
ANDRE SCHULTE-SÜDHOFF<br />
Erbschafts- bzw. Schenkungssteuer:<br />
Schlüssel Unternehmensbewertung<br />
Der steuerliche Hauptknackpunkt für Familienunternehmen<br />
ist heutzutage die Erbschafts- oder Schenkungssteuer,<br />
die bei der Übertragung eines Unternehmens auf<br />
die nächste Generation anfallen. Bemessungsgrundlage<br />
für die Erbschafts- oder Schenkungssteuer ist der Unternehmenswert.<br />
Dieser wurde früher außergewöhnlich<br />
niedrig mit 30 bis 50 Prozent vom tatsächlichen Wert<br />
angesetzt. Hinzu kamen großzügige Freibeträge, Ausnahmen<br />
und Begünstigungen, wenn der Betrieb fortgeführt<br />
wurde und damit Arbeitsplätze erhalten blieben.<br />
So ließen sich Unternehmen regelmäßig steuerfrei an die<br />
nächste Generation übertragen – im Gegensatz zum<br />
Erbe von Privatvermögen.<br />
Das Bundesverfassungsgericht hat hier aber die Frage<br />
nach der Steuergerechtigkeit aufgeworfen und den Gesetzgeber<br />
zu Nachjustierungen aufgefordert. Gleichzeitig<br />
gibt es eine lang anhaltende politische Gerechtigkeitsdebatte<br />
über die Bevorzugung von Unternehmenserben.<br />
Das hat dazu geführt, dass eine steuerfreie Übertragung<br />
heute nur noch unter sehr engen Voraussetzungen möglich<br />
ist. Der ganze Prozess der Unternehmensbewertung<br />
und Prüfung der Verschonungsregeln ist hochkomplex<br />
geworden, mit zum Teil haarsträubenden Ergebnissen.<br />
Die steuerliche Unternehmensbewertung nach dem<br />
gesetzlich vorgesehenen vereinfachten Ertragswertverfahren<br />
führt insbesondere aufgrund des Kapitalisierungs<strong>faktor</strong>s<br />
von 13,75 in der Praxis zu deutlich überhöhten<br />
Unternehmenswerten. Bei einer Gruppe von<br />
Unternehmen muss darüber hinaus jedes einzelne Unternehmen<br />
eigenständig bewertet werden. Insbesondere<br />
bei komplexeren Strukturen führt das vereinfachte<br />
Ertragswertverfahren zu offensichtlich unzutreffenden<br />
Ergebnissen und ist nicht anwendbar. Die Steuerpflichtigen<br />
haben die Möglichkeit, auch ein eigenes<br />
Unternehmenswertgutachten nach branchenspezifischen<br />
Bewertungsmethoden durch einen Sachverständigen<br />
erstellen zu lassen. In einfach gelagerten Fällen<br />
bieten einige Handwerkskammern für ihre Mitglieder<br />
die Erstellung solcher Gutachten kostenfrei an. Im Übrigen<br />
liegen die Kosten schnell im deutlich fünfstelligen<br />
Bereich.<br />
2 |<strong>2023</strong> 59
wissen<br />
Entsprechend gering ist die Bereitschaft, sich im Vorfeld<br />
damit zu befassen. Aber: „Ein Steuerberater ist sozusagen<br />
der Hausarzt des Unternehmers und des Unternehmens“,<br />
so Lutz Becker. „Ab einem bestimmten<br />
Lebensalter lassen Sie sich ja auch durchchecken. In<br />
einem Unternehmen helfen die regelmäßige Bewertung<br />
und Prüfung der Verschonungsregeln im Vorfeld, die<br />
steuerlichen Risiken und Belastungen bei Übertragung<br />
einschätzen und minimieren zu können.“ Eliane Krüger<br />
sieht dies etwas gelassener: „Das Erbrecht ermöglicht,<br />
dass 26 Millionen Euro Betriebsvermögen steuerfrei<br />
übertragen werden können. Kenner wissen, dass dies<br />
sogar bis zu 90 Millionen Euro ausgeweitet werden<br />
kann. Es kommt darauf an, auf der Klaviatur des Erbrechts<br />
richtig zu spielen. Das Recht ist eben für die<br />
Schlauen da … Nicht zu verachten sind die Freibeträge<br />
bei Vererbung zu warmer Hand, die mehrmals in Anspruch<br />
genommen werden können.“<br />
Probleme durch den nachträglichen Wegfall<br />
der Ausnahmen oder Begünstigungen<br />
Ein Familienunternehmen hat häufig keinen geringen<br />
Wert, doch das Vermögen des Betriebs ist zu weiten Teilen<br />
im Betrieb selbst gebunden – Maschinen, Grundstücke,<br />
Gebäude, Mitarbeiter. Fällt nun eine Erbschafts-/Schenkungssteuer<br />
an, ist immer die Frage, wie<br />
die nicht unerheblichen Summen bezahlt werden können.<br />
Das geht nur über Kredite und aus dem laufenden<br />
Betrieb, indem liquide Mittel entnommen werden, die<br />
dadurch nicht für Investitionen zur Verfügung stehen.<br />
„Letztlich schwächt das die Unternehmen“, so Becker.<br />
„Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man<br />
durch den Wegfall der Begünstigungen anders denkt“,<br />
erzählt Andre Schulte-Südhoff. „Man bürdet den Erben<br />
eine hohe Verschuldung auf, und sie müssen sich für ein<br />
Unternehmen verbürgen, in dem Risiken hängen, die sie<br />
nur schwer absehen können. Das lässt einen den Verkauf<br />
in Erwägung ziehen.“<br />
Dazu zählen etwa Sonderbelastungen, die nicht berücksichtigt<br />
werden: Wird ein Unternehmen übertragen,<br />
dann sind die Begünstigungen bei der Steuer an den Erhalt<br />
von Arbeitsplätzen geknüpft, gemessen an der<br />
Lohnsumme. Diese muss innerhalb der Behaltensfrist<br />
von bis zu sieben Jahren nach der Übertragung erreicht<br />
werden. Falls nicht, wird nachträglich die Begünstigung<br />
reduziert und werden zusätzliche Steuern fällig. Auch im<br />
Falle einer Insolvenz können nachträglich Steuern fällig<br />
werden. Die Sanktionen gegen Russland haben gezeigt,<br />
wie quasi über Nacht Lieferketten und Absatzmärkte<br />
wegbrechen und so auch eigentlich gesunde Unternehmen<br />
plötzlich in eine existenzielle Krise geraten können.<br />
„Mir macht das aktuelle Erbschaftssteuergesetz jedoch<br />
weniger Sorgen, aber der Vorschlag der CDU, mit pauschalen<br />
Steuersätzen zu arbeiten, kann verheerend sein<br />
– insbesondere, wenn mit hohen Eigenkapitalquoten in<br />
den Unternehmen gearbeitet wird“, sagt Schulte-Südhoff.<br />
60 2 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
Im Blick – die größten Stolperfallen<br />
Vorsorge für den Eventualfall: Notfallkoffer<br />
Wichtig im Privaten wie im Geschäftlichen: Privat sollte<br />
den Hinterbliebenen Passwörter, Unterlagen, Adressen<br />
und Ansprechpartner zugänglich sein. Im Geschäftlichen<br />
ist der Hauptzweck, dass das Unternehmen handlungsfähig<br />
bleiben muss. Jemand muss das Unternehmen vertreten<br />
können, die Passwörter und Schlüssel haben, gegenüber<br />
Banken und Geschäftspartnern bevollmächtigt<br />
sein. „Wichtig ist, dass man jemanden hat, dem man<br />
wirklich vertraut und der die Dinge in die Hand nehmen<br />
kann“, erklärt Lutz Becker und Eliane Krüger ergänzt:<br />
„Wichtigstes Instrument für die Akzeptanz im Geschäftsleben<br />
ist die notarielle Vorsorgevollmacht.“<br />
Das Testament<br />
Hier sollte zwingend festgelegt werden, wer das Erbe erhält.<br />
Umgekehrt kommt es jedoch auch nicht selten vor,<br />
dass ältere Unternehmer, die Schwierigkeiten haben, loszulassen<br />
und sich aus ihrem Lebenswerk zurückzuziehen,<br />
gar nicht an diese Vorsorge und Übertragung des<br />
Besitzes denken wollen. Entscheidend ist: Je früher man<br />
sich Gedanken macht, desto besser und desto weniger<br />
Konflikte im Nachhinein. Ebenfalls wichtig: Alle Kinder<br />
müssen auf den Tisch, auch die Unehelichen und bisher<br />
unbekannten, um durch die Wahl der richtigen Rahmenbedingungen<br />
das Unternehmen nicht zu gefährden.<br />
Zu kurzfristig gedacht<br />
Nachfolgeregelungen brauchen Zeit. Ehevertrag, Testament<br />
und Notfallkoffer lassen sich schnell gestalten.<br />
Doch gerade die Suche nach einem Nachfolger, die Klärung<br />
der Übergabe im Familienkreis und die praktische<br />
Umsetzung sind keine kurzfristigen Angelegenheiten.<br />
„Drei bis fünf Jahre mit entsprechend intensiver Kommunikation<br />
im Familienkreis sollte man einkalkulieren“,<br />
sagt Lutz Becker. Selbst, wenn ein Kind den Betrieb übernehmen<br />
will und es schließlich einsteigt, kann dieser<br />
Prozess noch scheitern. „Deswegen braucht man auch<br />
einen Plan B und sollte sich mit diesen komplexen Fragen<br />
möglichst frühzeitig beschäftigen.“<br />
Krüger widerspricht: „Die Dinge hinauszuschieben,<br />
ist nach meiner Erfahrung der größte Fehler. Abschreckendes<br />
Beispiel ist der aktuelle Fall des Milliardärs<br />
Thiele (Knorr-Bremse, Lufthansa). Der hatte sich ganz<br />
auf einen Berater verlassen, ohne klare Regelungen zu<br />
verfügen. Nach seinem Tod liegen Familie und der Berater<br />
in endlosen Prozessen, und der ehemalige Berater<br />
verlangt 225 Millionen Euro Honorar (vgl. ,Spiegel‘-<br />
Bericht). So kann man mit Zögerlichkeit Unternehmen,<br />
Vermögen und Familien zerstören. Schlussfolgerung: sofort<br />
ein erbrechtliches Konzept aufsetzen. Testamente<br />
sind jederzeit einseitig änderbar und können in der weiteren<br />
Entwicklung angepasst werden.“ƒ<br />
Konflikte mit dem (ein bisschen) ausgeschiedenen<br />
Senior-Chef<br />
Auch nach der Übertragung des Unternehmens an die<br />
nachfolgende Generation kann es zu Konflikten kommen.<br />
So mancher eigentlich bereits aus dem Unternehmen<br />
ausgeschiedene Senior-Chef hat noch ein eigenes<br />
Büro und kommt weiterhin regelmäßig in den Betrieb.<br />
Sind die Verantwortlichkeiten nicht klar geregelt, kann<br />
das etwa die Betriebsabläufe oder auch den Umgang mit<br />
dem Nachfolger beeinflussen.<br />
Der Ehevertrag<br />
Es ist ein verbreiteter Wunsch, dass Familienunternehmen<br />
auch in der Hand der Familie bleiben sollen und eingeheiratete<br />
Ehepartner keine Ansprüche erhalten. Das Unternehmen<br />
lässt sich mit einem Ehevertrag schützen, der später<br />
immer wieder an sich verändernde Rahmenbedingungen<br />
angepasst werden kann – wenn sonst etwa die Ehe<br />
scheitert, kann ein Zugewinnanspruch des Ehepartners<br />
bestehen, der dann im Zweifel auch aus dem Unternehmenskapital<br />
bedient werden müsste. „Der Zugewinnausgleich<br />
kann aber auch eine Chance zur Steuerersparnis<br />
sein, wenn man ihn gezielt beispielsweise im Rahmen einer<br />
,Güterstandsschaukel‘ einsetzt“, sagt Krüger.<br />
2 |<strong>2023</strong> 61
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Recht für Unternehmen<br />
und Vermögen<br />
Die Göttinger Kanzlei Lampe legal Anwaltsgesellschaft und Notare ist exklusiv<br />
für den Rechtsmarkt neuer Premiumpartner des <strong>faktor</strong>-Magazins.<br />
FOTO: MICHAEL MEHLE<br />
Die Kanzlei Lampe legal nimmt auf<br />
dem lokalen und regionalen Rechtsmarkt<br />
eine Sonderstellung ein: Sie hat<br />
sich ganz auf den Rechtsbedarf von Unternehmen<br />
und Unternehmern sowie wirtschaftlich<br />
aktiven Menschen und Institutionen fokussiert.<br />
Die Wirtschaftskanzlei berät und vertritt<br />
sowohl managergeführte und internationale<br />
Unternehmen/Konzerne als auch besonders<br />
mittelständische und inhabergeführte Unternehmen<br />
– Familienunternehmen – sowie private<br />
und institutionalisierte Vermögen, zum<br />
Beispiel Holdings und Stiftungen.<br />
„DIE MANDANTENSTRUKTUR und die<br />
Qualifikationen der Kanzlei haben sich in den<br />
vergangenen Jahren so sehr zu den Kernkompetenzen<br />
für Unternehmen und Vermögen<br />
verdichtet, dass es an der Zeit war, sich dazu<br />
klar zu bekennen und unsere Arbeit ganz<br />
auf diese Zielgruppe zu konzentrieren“, sagt<br />
JUDr. Hans-Hermann Lampe, Kanzleigründer<br />
und Geschäftsführer von Lampe legal.<br />
Der besondere Rechtsbedarf dieser Zielgruppe<br />
ergibt sich aus den großen Lebenszyklen<br />
von Unternehmen und größeren Vermögen<br />
mit ihren jeweils individuellen Bedarfen:<br />
Erwirtschaften – Anlegen – Nachfolge. Juristisch<br />
erfordere dies ein komplexes und aufeinander<br />
abgestimmtes Leistungsspektrum.<br />
Lampe legal veranschaulicht das in Form eines<br />
Vier-Säulen-Prinzips.<br />
„Fast alle bedeutenden wirtschaftlichen<br />
Geschäfte müssen notariell beurkundet wer-<br />
1. SÄULE 2. SÄULE 3. SÄULE 4. SÄULE<br />
• Gründungen<br />
• Umstrukturierungen<br />
• Transaktionen<br />
• Unternehmensverkäufe<br />
• Vertragsgestaltung<br />
(Contract Management)<br />
• Arbeitsrecht inkl.<br />
Betriebsverfassungsrecht<br />
• Compliance/Wirtschaftsu.<br />
Steuerstrafrecht<br />
• Immobilienrecht<br />
• Kapitalanlagenrecht<br />
(Firmenbeteiligungen)<br />
• Family-Office<br />
• Nachfolge in Unternehmen<br />
und Vermögen bzw.<br />
gestaltende Vorsorge<br />
• Scheidungen und<br />
Eheverträge
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FOTOS: MIRIAM MERKEL<br />
PROFIL<br />
Rechtsanwalt & Notar: Dr. André Kupfernagel<br />
Rechtsanwältin & Notarin: Eliane Krüger<br />
den. Daher hat das Notariat für uns zwangsläufig<br />
einen unverzichtbaren Stellenwert“, stellt<br />
JUDr. Hans-Hermann Lampe klar.<br />
DIE BERUFSTRÄGER der Kanzlei besitzen<br />
Qualifikationen und Kompetenzen, die in der<br />
Region zum Teil einzigartig sind: Rechtsanwalt<br />
und Notar Dr. André Kupfernagel ist ein im<br />
englischen Recht promovierter Fachanwalt für<br />
Internationales Wirtschaftsrecht sowie für Bankund<br />
Kapitalmarktrecht. JUDr. Hans-Hermann<br />
Lampe, im EU-Recht promoviert, leitet als<br />
Fachanwalt die Bereiche Handels- und Gesellschaftsrecht<br />
sowie Arbeitsrecht – gemeinsam<br />
mit Rechtsanwalt Paul-Marten Seekamp,<br />
der als ehemaliger Staatsanwalt zugleich<br />
Compliance sowie Wirtschafts- und Steuerstrafrecht<br />
verantwortet.<br />
Den anspruchsvollen Bereich der Unternehmensnachfolge<br />
und -vorsorge führt die<br />
Rechtsanwältin, Notarin und Betriebswirtin<br />
(IWW) Eliane Krüger, einzige Fachanwältin<br />
für Erbrecht in der Region, die zugleich auch<br />
zertifizierte ,Fachberaterin für Unternehmensnachfolge‘<br />
ist. Wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit<br />
sind Unternehmerscheidungen sowie<br />
Eheverträge.<br />
Hinzu kommen zwei externe Rechtsan wäl -<br />
te, die der Kanzlei seit ihren Studien zeiten<br />
eng verbunden sind: zum einen der bisherige<br />
General Counsel (Chefjurist) des Konzerns<br />
ams-OSRAM, Rechtsanwalt Jann H. Siefken,<br />
ein renommierter Compliance-Spezia list und<br />
nun mehr selbst ständiger Unternehmer, sowie<br />
der promovierte Bankrechtler Rechtsanwalt<br />
Dr. Christoph Bode, ein bundesweit renommierter<br />
Spezialist für Sanierungsrecht.<br />
„FÜR UNS IST SEHR WICHTIG, dass die<br />
Anwälte nicht nach getrennten Dezernaten<br />
arbeiten, sondern nach dem Vier-Augen- und<br />
sogar Sechs-Augen-Prinzip, weil man sonst<br />
den komplexen Themen bei Unternehmen<br />
und Vermögen nicht gerecht werden kann“,<br />
ergänzt Dr. André Kupfernagel. „Man denke<br />
insbesondere an die Verzahnung zwischen<br />
Gesellschaftsrecht und Erbrecht, denn Unternehmen<br />
und Vermögen sind in der Regel in<br />
Gesellschaftsformen strukturiert.“<br />
Die Anwälte und Notare treten umfangreich<br />
als Referenten bei Unternehmen und Institutionen<br />
sowie bei Veranstaltungen im eigenen<br />
Kanzleigebäude auf – Dr. Kupfernagel auch als<br />
Hochschuldozent. Darüber hinaus sind die<br />
Anwälte auch berufspolitisch engagiert, zum<br />
Beispiel im Präsidium der Rechtsanwaltskammer<br />
und als Vorsitzende Richterin des Anwaltsgerichts.<br />
KONTAKT<br />
Lampe legal<br />
Anwaltsgesellschaft und Notare<br />
Bahnhofsallee 6<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 54749-0<br />
info@lampe-legal.de<br />
www.lampe-legal.de
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FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Das Tagungs-Team: (v. l. n. r.) Jens Düwel (GWG), Ulrich Weigel (PREX Consulting),<br />
Christoph Böhnisch (Piller Blowers & Compressors GmbH), Jonas Hinz<br />
(Sartorius Stedim Biotech GmbH), Christine Kroß (GWG/LMC), Dr. Paul Ilten<br />
(Coherent LaserSystems GmbH & Co. KG), Ina Blumenberg<br />
(GOLDBECK Produktions GmbH) und Jan Fragel (Moderator)<br />
Unternehmensführung durch die Produktion der Sartorius AG<br />
LogistikTAGUNG Göttingen <strong>2023</strong><br />
Nach dem Motto ‚Wir stärken die<br />
Region Göttingen, teilen unser Wissen<br />
und Vernetzen in Präsenz!‘, lud<br />
Clustermanagerin Christine Kroß vom L|MC<br />
Logis tik und MobilitätsCluster Göttingen |<br />
Süd niedersachsen, einem Branchen netzwerk<br />
der GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung Göttingen mbH,<br />
am 14. Juni <strong>2023</strong> zur 8. LogistikTAGUNG nach<br />
Göttingen ein. Dieser Einladung folgten erneut<br />
viele Vertreter*innen der überregionalen<br />
Wirtschaft.<br />
Im Fokus der Veranstaltung ‚KRISEN UND<br />
RESILIENZ – Strategien im Supply Chain<br />
Management geben Sicherheit!‘ fanden spannende<br />
Vorträge und praxisnahe Beispiele der<br />
regionalen Wirtschaft und des Globalplayers,<br />
der Sartorius AG, ihren Input.<br />
KEYNOTE-SPEAKER ULRICH WEIGEL<br />
(PREX Consulting) setzte ‚Von der Resilienz<br />
bis zur durchgängigen Transparenz sauberer<br />
Lieferketten‘ Impulse für neue Herausforderungen<br />
im Einkauf. Weiter umschrieb Jonas<br />
Hinz (Sartorius Stedim Biotech GmbH) als<br />
‚Zeit<strong>faktor</strong> Logistik‘ das Freight & Distribution<br />
Management der Sartorius AG und gewährte<br />
Einblicke in Transportaktivitäten, die aktuelle<br />
Marktsituation und beispielsweise ein digitales<br />
Risiko-Monitoring oder eine Distributions-<br />
Center-Strategie. Anschließend stellte Dr. Paul<br />
Ilten (Coherent LaserSystems GmbH & Co. KG)<br />
mit ‚Approaches to improve supply chain resilience‘<br />
seine Strategien für das Risikomanagement<br />
im Unternehmen vor.<br />
CHRISTOPH BÖHNISCH (Piller Blowers &<br />
Compressors GmbH) in ‚In the region, for<br />
the region – lokale und globale Strategien für<br />
mehr Resilienz‘ zeigte als globaler Marktführer<br />
ressourcen- und energieeffiziente Lösungen<br />
zur Dampfrückgewinnung auf. Anschließend<br />
wollte Ina Blumenberg (GOLDBECK Produktions<br />
GmbH) als Logistikerin der Baubranche<br />
wissen: ‚Mission Impossible? Die Zukunft<br />
der Schiene in der GOLDBECK Produktions<br />
GmbH‘. Insbesondere für Industriebauten<br />
werden oft schwere Bauelemente transportiert.<br />
Wie wäre es, wenn dieses Potenzial auf<br />
die Bahn verlagert werden würde?<br />
MODERIERT DURCH JAN FRAGEL konnten<br />
in der Talkrunde viele Fragen diskutiert<br />
werden, die beim Mittagslunch in angeregte<br />
Diskussionen und ein aktives Netzwerken<br />
übergingen.<br />
FÜR DIE SARTORIUS AG stellte Philipp<br />
Grontzki (Sartorius Corporate Administration<br />
GmbH) die mehr als 150-jährige Entwicklung<br />
von der ,Feinmechanischen Werkstatt F. Sartorius‘<br />
bis zum internationalen führenden Life-<br />
Science- Konzern vor.<br />
DIE GWG initiiert u. a. mit diesen Formaten<br />
Zukunftsthemen für Unternehmen und<br />
fördert den gemeinsamen Dialog am Wirtschaftsstandort<br />
Göttingen.<br />
KONTAKT<br />
GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung Göttingen mbH<br />
L|MC Logistik und MobilitätsCluster<br />
Göttingen | Südniedersachsen<br />
Bahnhofsallee 1b, 37081 Göttingen<br />
Christine Kroß<br />
Tel. 0551 5474316<br />
Christine.Kross@lmc-goettingen.de<br />
www.gwg-online.de, www.lmc-goettingen.de
PROFIL<br />
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Einmal um den Eiffelturm<br />
Maren Urban führt den Familienbetrieb – Umzugsspedition Carl Balke in Holzminden –<br />
bereits in der fünften Generation. Gelegentlich fährt sie die großen Lkws auch schon mal selbst.<br />
Entfernung ist für uns nichts Besonderes“,<br />
sagt Maren Urban, Inhaberin und<br />
Geschäftsführerin der Spedition Carl<br />
Balke in Holzminden. Die Kunden kommen<br />
zwar überwiegend aus dem regionalen Umfeld,<br />
doch die Ziele finden sich in ganz Europa. „Es<br />
gibt regelmäßig besondere Fahrten, zum Beispiel<br />
nach Paris. Es ist immer wieder schön,<br />
einmal um den Eiffelturm herumzufahren.“<br />
Grund sind die teils langjährigen Beziehungen<br />
zu Privatkunden, die, wenn sie versetzt<br />
werden oder das Unternehmen wechseln, immer<br />
wieder gerne auf Carl Balke zurückgreifen.<br />
Denn Carl Balke ist zertifizierte Spedition für<br />
Umzüge, die sie für Privatleute oder Unternehmen<br />
durchführt – die Lkws sind dafür entsprechend<br />
ausgerüstet.<br />
SEIT 1897 gibt es das Unternehmen bereits in<br />
Holzminden. Angefangen hat alles mit dem<br />
Namensgeber Carl Balke, der einen Kohleund<br />
Holzhandel gründete. Daraus wurde ein<br />
Fuhr unternehmen, später eine Güterspedition,<br />
heute sind es Umzüge. Seit 1981 ist Balke auch<br />
Partner in der Deutschen Möbel Spedition<br />
DMS, einem Dachverband, der nur zertifizierte<br />
Umzugsspeditionen aufnimmt und in dessen<br />
Aufsichtsrat sich Maren Urban engagiert. Man<br />
kennt Balke, insbesondere in Holzminden.<br />
FÜR MAREN URBAN war schon immer klar,<br />
dass sie das Unternehmen fortführen würde,<br />
weswegen sie unmittelbar nach ihrer Ausbildung<br />
zur Bankkauffrau 2005 einstieg – und das<br />
nicht nur aufgrund der Familientradition. „Es ist<br />
ungemein spannend, man lernt jeden Tag neue<br />
Menschen kennen, neue Geschichten, ist bei<br />
jedem Kunden mit neuen Herausforderungen<br />
konfrontiert.“ Deswegen fährt sie zur Planung<br />
auch zu den Kunden selbst hin. Mal ist es eine<br />
besondere Vase als Erbstück, die berücksichtigt<br />
werden muss, mal die Kommunikation mit<br />
zahlreichen Parteien, um einen Umzug erfolgreich<br />
über die Bühne zu bekommen.<br />
„Wir haben uns immer mit den Kunden zusammen<br />
entwickelt“, sagt Urban. Daraus ist<br />
etwa auch die Spezialisierung für IT-Umzüge<br />
entstanden. „Unsere Mitarbeiter können die IT<br />
entkabeln, transportieren, neu verkabeln – bis<br />
hin zum Kaltsteart, dass alles korrekt funktioniert.“<br />
Mit der Kompetenz und dem Netzwerk<br />
der DMS im Rücken lassen sich auch große<br />
Umzüge eines kompletten Unternehmens<br />
über ein Wochenende stemmen.<br />
AUCH, WENN SICH DAS GESCHÄFT immer<br />
wieder verändert und das Finden von Mitarbeitern<br />
schwierig ist: Der Bedarf ist da. Deswegen<br />
ist Maren Urban optimistisch. „Ich möchte<br />
das Unternehmen weiter ausbauen, und wir sehen,<br />
dass die Entwicklung entlang der Bedarfe<br />
der Kunden funktioniert. Ich will dazu beitragen,<br />
dass wir in 125 Jahren immer noch als<br />
Familienunternehmen vor Ort sind.“<br />
KONTAKT<br />
TEXT: SVEN GRÜNEWALD<br />
Carl Balke GmbH Umzug und Spedition<br />
Nordstr. 51<br />
37603 Holzminden<br />
Tel. 05531 9324-0<br />
maren.urban@balke-umzug.de<br />
www.balke-umzug.de
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Menschlich – mutig – markant<br />
Kassebeer stellt sich als ,Sparringspartner für neue Bürokultur‘<br />
zukunfts-, kunden- und mitarbeiterorientiert auf.<br />
Mark und Ines Berke<br />
„Wir müssen etwas Neues<br />
anstoßen, wenn wir die<br />
Tradition des Unternehmens<br />
weiterführen und uns<br />
gleichzeitig zukunftsorientiert<br />
aufstellen wollen.“<br />
Ines Berke<br />
Was ist denn bei euch los? Ihr seid ja<br />
jetzt so bunt!“ – die Rückfrage zeigt:<br />
Es wird gesehen, dass sich bei der<br />
Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG etwas ändert.<br />
Gemeint sind damit wohl in erster Linie<br />
die neuen Hinweis- und Firmenschilder und<br />
die Internetseite – doch es steckt weit mehr<br />
dahinter.<br />
„DAS UNTERNEHMEN wird immer mehr<br />
unseres“, sagt Ines Berke. Die 46-Jährige<br />
führt gemeinsam mit ihrem Mann Mark die<br />
Geschäfte des im Jahr 1899 von Wilhelm F.<br />
Kassebeer in Northeim gegründeten Familienbetriebs.<br />
2019 ging Ines’ Vater Ulf Ohlmer in<br />
den wohlverdienten Ruhestand, und schnell<br />
wird seinen beiden Nachfolgern klar: „Wir<br />
müssen etwas Neues anstoßen, wenn wir die<br />
Tra dition des Unternehmens weiterführen und<br />
uns gleichzeitig zukunftsorientiert aufstellen<br />
wollen.“<br />
Sie finden Prof. Dr. Gerdum Enders und<br />
sein Team von Code Lab. Der Kasseler Experte<br />
für Zukunftsstrategien überzeugt die Berkes<br />
mit seinem Konzept. Einer der ersten Schritte<br />
ist es, mutiger aufzutreten und im wahrsten<br />
Sinne des Wortes Farbe zu bekennen. Die positiven<br />
und stimmungsvollen Farben finden<br />
sich dann auch schnell auf Beschilderungen,<br />
Visitenkarten und in den Betriebsräumen<br />
wieder. „Das ist nichts stylish Ausgearbeitetes,<br />
sondern ein konsequent umgesetztes<br />
Farbkonzept“, erklärt Mark Berke. Dieser Hingucker<br />
ist aber natürlich nur ein Teil des Veränderungsprozesses.<br />
DAS FARBKONZEPT folgt dem neuen ausgearbeiteten<br />
Wertesystem. Es fokussiert sich<br />
auf die Wörter menschlich – mutig – markant.<br />
Ein neuer ,Code‘, an dem auch die Kassebeer-<br />
Führungskräfte Michaela Monecke und<br />
Bianca Ernst entscheidend mitwirken. Doch<br />
sie sind längst nicht die einzigen am Erneuerungsprozess<br />
Beteiligten. Alle 30 Mitarbeiter<br />
suchen in Arbeitsgruppen und Projekten nach<br />
Vereinfachung, Zeitfressern und ,Not-to-dos‘,<br />
um diese zu eliminieren.<br />
Schnell stellt sich die Frage: Wie lässt sich<br />
das alles anpacken, ohne das operative Geschäft<br />
zu vernachlässigen? Die Antwort liegt<br />
in der Aufgabenstellung: Durch das Eliminieren<br />
von Zeitfressern wird viel Zeit frei, die für<br />
genau diese Optimierung eingesetzt werden<br />
kann. In unterschiedlichen Teams arbeiten die<br />
Mitarbeiter seither an der Verbesserung interner<br />
Abläufe sowie der systemischen Erneuerung.<br />
„Alle übernehmen Verantwortung, sehen<br />
die tollen Fortschritte und versprühen eine
PROFIL<br />
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größere Motivation und Zufriedenheit“, sagt<br />
Ines Berke beeindruckt von den schnell spürbaren<br />
Erfolgen des Transformationsprozesses.<br />
DER VON CODE LAB begleitete Erneuerungsprozess<br />
integriert das agile Betriebssystem<br />
OKR (Objectives Key Results) zum eigenverantwortlichen<br />
Handeln der Mitarbeiter. Bei<br />
Kassebeer folgte daraus eine weitgehende Beseitigung<br />
von Hierarchien und Organisationsstufen.<br />
So ist man entsprechend der neu erarbeiteten<br />
Vision ,menschlich‘, weil sich alle auf<br />
einer Augenhöhe befinden und sich als eine<br />
,Kassebeer-family‘ sehen, ,mutig‘, weil man<br />
neue Wege mit neuen Ansätzen geht, und<br />
,markant‘ – siehe das Beispiel mit den Farben.<br />
Mutig und markant ist sicher auch ein<br />
Schritt, den Ines und Mark Berke – die mit ihren<br />
vier Kindern privat auch eine ,Kassebeerfamily‘<br />
haben – im letzten September besiegelten:<br />
Mit dem Kauf der Göttinger Dirk<br />
Weitemeyer GmbH vergrößert sich der Kundenstamm<br />
des überwiegend im Umkreis von<br />
60 Kilometern um Northeim tätigen Unternehmens<br />
immens. Mit dem Tochterunternehmen<br />
kommen elf neue Mitarbeiter und deren<br />
Know-how in die Firmengruppe.<br />
„Der Kauf ist ein wichtiger Zukunftsbaustein:<br />
Als ,Sparringspartner für neue Bürokultur‘<br />
steht für uns die Beratung und der<br />
Service im Digitalisierungsbereich im Fokus.<br />
Hier sind wir nun noch breiter aufgestellt und<br />
sehen uns als Impulsgeber für die Region“,<br />
sagt Mark Berke selbstbewusst. Denn neben<br />
dem rückläufigen Geschäft beim klassischen<br />
Bürobedarf mit der Marke bueroboss.de sowie<br />
im Druck- und Kopiebereich bieten die<br />
das Portfolio komplettierenden Angebote<br />
,Die Kaffeemeister‘ für Kaffee und Wasser im<br />
Büro bereich und die Dienstleistungsangebote<br />
für digitale Büroprozesse digital und analog<br />
dauer hafte Wachstumspotenziale.<br />
ALS WEITEREN ZUKUNFTSBAUSTEIN sieht<br />
die Unternehmensleitung seit jeher die Ausbildung<br />
eigener Fachkräfte. Neben den kaufmännischen<br />
Berufen bildet Kassebeer auch<br />
IT-Systemelektroniker und Fachinformatiker<br />
aus. „Wir sind froh, dass viele von uns ausgebildete<br />
Fachkräfte lange bei uns bleiben“,<br />
stellt Ines Berke fest. Denn so können sich<br />
Kunden stets auf die gute und schnelle Servicequalität<br />
von Kassebeer verlassen.<br />
Viele Veränderungen also bei Kassebeer –<br />
alle ziehen motiviert mit. Gemeinsame Events<br />
wie Frühstücke, Kochen, Grillen oder auch<br />
Wanderungen, bei denen durch das Erklimmen<br />
der nahe gelegenen Northeimer Bergkette<br />
der Transformationsprozess quasi in<br />
der Natur nachgestellt wird, intensivieren laut<br />
Ines Berke das ohnehin gute Miteinander.<br />
Die Ergebnisse wurden bereits bei einer<br />
Kundenveranstaltung in den Kassebeer-<br />
Geschäfts räumen präsentiert und diskutiert.<br />
Ines Berke bilanziert zufrieden: „Nicht nur<br />
unser Team ist von unserem neuen Weg total<br />
überzeugt – auch die Kunden nehmen unsere<br />
Transparenz und den Austausch zu diesem<br />
Thema begeistert auf. Sie sind mit unserem<br />
Service zufrieden und erleben unsere Verbesserungen<br />
hautnah mit.“<br />
KONTAKT<br />
Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG<br />
Matthias-Grünewald-Straße 42<br />
37154 Northeim<br />
Tel. 05551 9630<br />
hallo@kassebeer.de<br />
www.kassebeer.de<br />
TEXT: STEFAN LIEBIG
wissen<br />
Raum neu erleben<br />
Die ,Otto Künnecke Gruppe‘ in Holzminden ist ein Familienbetrieb in vierter Generation.<br />
Mit dem create:hub treibt Lisa Künnecke nicht nur die Entwicklung des Unternehmens voran,<br />
sondern hat für sich selbst einen Ort geschaffen, an dem auch andere Menschen Arbeit und<br />
Digitalisierung neu denken und Innovationen fördern können.<br />
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />
68 2 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
2 |<strong>2023</strong> 69
wissen<br />
Drinnen wie draußen Ein Bistro in der Mitte der Fläche gehört genauso zum Angebot wie die Tiefgarage direkt unter dem Gebäude.<br />
Im Garten am kleinen Teich gibt es im <strong>Sommer</strong> außerdem schattige Arbeitsplätze im Freien.<br />
Die Veränderung der Arbeitswelt<br />
– oft mit dem Schlagwort<br />
New Work zusammengefasst<br />
– lässt sich nicht<br />
mehr rückgängig machen,<br />
und in Zeiten des Arbeitskräftemangels<br />
ist sie ein<br />
Thema, mit dem sich alle<br />
Unternehmen auseinandersetzen<br />
müssten. „Firmen müssen heute Mitarbeitern die<br />
größtmögliche Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes<br />
bieten, damit sie ihre Arbeit an ihre Lebensumstände anpassen<br />
können“, erklärt Lisa Künnecke, die sich die Lösung<br />
dieser Herausforderung zur persönlichen Aufgabe<br />
gemacht hat. Hinzu käme bei vielen der Wunsch, urbane<br />
Arbeitswelten mit den Vorteilen ländlichen Wohnens zu<br />
verbinden. Für Künnecke ist das die Möglichkeit, Pausen<br />
oder den Feierabend beim Laufen oder mit einem<br />
Spaziergang mit ihrem Cockerspaniel Henri in der Natur<br />
zu verbringen – ohne vorher weite Wege zurücklegen<br />
zu müssen.<br />
IM JUNI ERÖFFNETE SIE – gemeinsam mit ihrem Vater<br />
Carl Otto Künnecke – in Holzminden auf 2.600 Quadratmetern<br />
Platz deshalb einen Ort, der auf die Veränderung<br />
der Arbeitswelt eingeht. Der create:hub ist<br />
Coworking-Space, Innovations- und Digitalisierungszentrum<br />
in einem – und ermöglicht moderne Formen<br />
hybrider und mobiler Zusammenarbeit. Mit diesem ambitionierten<br />
Projekt erfinden sie nicht nur das traditionsreiche<br />
Familienunternehmen selbst ein Stück weit neu,<br />
das sich von einem 1934 in Holzminden gegründeten<br />
Schlosserbetrieb zu einem international agierenden<br />
Maschinenbauunternehmen entwickelt hat. Sie liefern<br />
damit auch den Rahmen für Unternehmen und Menschen<br />
aus der ganzen Region, ein Neu-Denken ihrer<br />
Arbeits organisation anzuschieben.<br />
BIS WEIT IN DAS JAHR 2020 sah es zunächst nicht danach<br />
aus, dass es ein solches ,Tochter-Vater-Projekt‘ wie<br />
den create:hub bei Künnecke überhaupt geben würde.<br />
Nach ihrem Abitur absolvierte Lisa Künnecke zunächst<br />
ein duales BWL-Studium an der privaten Fachhochschule<br />
Weserbergland – kombiniert mit einer Ausbildung im<br />
eigenen Familienunternehmen – und sammelte so die<br />
ersten Erfahrungen. „Ich habe in unserem Betrieb direkt<br />
meine erste Marke aufgebaut – unsere Azubi-Marke<br />
‚Rock the machine‘“, erzählt die 34-Jährige heute rückblickend.<br />
Doch in dem sehr technischen Umfeld, in dem<br />
die Künnecke-Gruppe traditionell unterwegs ist – heute<br />
mit rund 180 Mitarbeitern und drei Standorten in<br />
Deutschland und Italien – habe sie sich nicht langfristig<br />
sehen können. Anders als ihr jüngerer Bruder Niklas, der<br />
sich als studierter Wirtschaftsingenieur zunächst als Leiter<br />
für Forschung und Entwicklung im Familienunternehmen<br />
eingebracht hat und heute als Geschäftsführer<br />
von zwei Tochterunternehmen aktiv ist. Lisa Künnecke<br />
wechselte kurzerhand in die Welt der Werbeagenturen in<br />
Köln und Düsseldorf, zog rund fünf Jahre von Agentur<br />
zu Agentur und betreute große Kunden. „Ich habe das<br />
Stadtleben in Köln sehr genossen. Es erschien mir nicht<br />
reizvoll, nach Holzminden zurückzukehren.“<br />
70 2 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
Bestens ausgestattet Offene Flächen mit frei wähl baren Schreibtischen sind genauso verfügbar, wie 13 Büroräume von 13 bis 50 Quadratmetern<br />
mit festen Arbeitsplätzen. Es gibt außerdem vier Seminarräume und eine 130 Quadratmeter große Eventfläche.<br />
DOCH WÄHREND SIE ERFAHRUNGEN in der Markenbetreuung<br />
und -entwicklung sammelte, wuchs das Gefühl,<br />
mehr zu wollen: eine eigene Agentur mit der Freiheit,<br />
alle ihre Ideen umzusetzen. Vielleicht war das ein<br />
erstes Anklopfen der Unternehmergene der Familie<br />
Künnecke. 2020 kam dann schließlich ihr Vater mit der<br />
Idee auf sie zu, einen Coworking-Space in Holzminden<br />
aufzubauen, auf dem Land, nicht in der Stadt – und<br />
nicht nur den Raum an sich, sondern eben auch die dazugehörige<br />
Marke. „Das war genau mein Ding“, erzählt<br />
Lisa Künnecke. „Ich habe auch sofort gesehen, dass dieses<br />
Projekt meine Chance ist, meine eigenen Fußabdrücke<br />
im Familien unternehmen zu hinterlassen.“ Der Entschluss,<br />
das Vorhaben gemeinsam anzugehen, war<br />
schnell gefasst. Zumal direkt neben dem Firmengebäude<br />
in der Holz mindener Zeppelinstraße ein leer stehender<br />
Hallenkomplex zum Verkauf stand.<br />
Und so gründeten die beiden gemeinsam vor zwei<br />
Jahren die create.now GmbH als Tochterunternehmen<br />
der Künnecke-Gruppe. „Die create.now GmbH fördert<br />
und begleitet Innovation ganzheitlich und macht mit<br />
drei Geschäftsbereichen Unternehmen fit für die Zukunft“,<br />
erklärt die Gründerin stolz. „Neben unserem<br />
Coworking-Space create:hub und Digital Solutions,<br />
unserem IT-Dienstleister, ist das dritte Standbein die<br />
Agentur. Ich habe mir damit einen Traum erfüllt. Wir<br />
wollen erfolgreiche Unternehmermarken entwickeln,<br />
auch create: ist hier entstanden.“<br />
„Als es langsam mit der Planung für den create:hub<br />
losging, habe ich noch gedacht: Das mache ich doch<br />
locker allein“, erzählt Künnecke von der Anfängen.<br />
Und gibt dann unumwunden zu: „Bereits nach recht<br />
kurzer Zeit hat sich jedoch abgezeichnet, dass es viel<br />
unternehmerische Erfahrung braucht, die mein Vater<br />
mit- und einbringt – genau wie sein Händchen für Architektur.<br />
Wir ergänzen uns sehr gut und haben den<br />
Hub zu unserem Projekt gemacht.“ In der Vorbereitung<br />
dafür hat sie nicht nur eine Beraterausbildung für<br />
das Thema New Work gemacht, sondern sich auch in<br />
anderen, bereits fertigen Coworking-Spaces Inspiration<br />
geholt.<br />
DAS ERGEBNIS – NACH EINER INVESTITION von rund<br />
sechs Millionen Euro – überzeugt. Der create:hub ist ein<br />
Coworking-Space, ein Konferenz- und Digitalisierungszentrum,<br />
das 2.600 Quadratmeter Platz und größtmögliche<br />
Flexibilität bietet. Offene Flächen mit frei wählbaren<br />
Schreibtischen sind genauso verfügbar wie Büroräume<br />
von 13 bis 50 Quadratmetern mit festen Arbeitsplätzen.<br />
Es gibt außerdem Seminarräume und eine 130 Quadratmetern<br />
große Eventfläche. „Wer im <strong>Sommer</strong> also<br />
lieber draußen arbeitet, kann das an einem der Schattenplätze<br />
im Garten an unserem kleinen Teich machen“,<br />
sagt Künnecke. „Wir schaffen ein modernes Arbeitsumfeld,<br />
in dem sich alle frei entfalten und je nach Aufgabe<br />
den dazu passenden Platz aussuchen können. Hier steht<br />
das Ergebnis der Arbeit im Vordergrund.“ Pausen oder<br />
den Feierabend kann man im create:hub im Bistro verbringen,<br />
das auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist.<br />
Vor allem auf kleine Mittelständler und Gründer auf<br />
der Suche nach einem Standort mit moderner Büroinfrastruktur,<br />
schnellem Internet und umfangreicher<br />
2 |<strong>2023</strong> 71
wissen<br />
»Wir wollen das Zukunftszentrum<br />
der Region werden. «<br />
technischer Ausrüstung zielt der Hub als Kunden ab –<br />
aber auch auf größere Unternehmen, die einzelnen Mitarbeitern<br />
in Wohnortnähe ein voll ausgestattetes Büro<br />
zur Verfügung stellen, Teams für eine möglichst enge<br />
Zusammenarbeit in Projekten extern unterbringen wollen<br />
oder einfach einen Konferenzraum für Meetings benötigen.<br />
„Wir wollen das Zukunftszentrum der Region<br />
werden“, erklärt die ambitionierte Gründerin.<br />
ZUDEM MÖCHTE SIE GEMEINSAM mit ihrem Vater<br />
auch Digitalisierung mit einem Digitallabor niederschwelliger<br />
erlebbar machen: für Schüler und Studierende,<br />
aber auch für Senioren, um ihnen Teilhabe zu ermöglichen.<br />
Die initiale Idee, die maßgeblich von Carl Otto<br />
Künnecke stammt, wurde zusammen mit dem Innovationsnetzwerk<br />
Holzminden-Höxter, der Stadt und dem<br />
Landkreis Holzminden sowie der HAWK als Partner<br />
weiterent wickelt. Überzeugt hat das Ergebnis auch das<br />
niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Bauen,<br />
Verkehr und Digitalisierung, das eine Förderung von<br />
400.000 Euro beisteuert. „Wir bieten den Raum, Arbeit<br />
anders zu denken, kreative Prozesse zu fördern und<br />
Innovation zu ermöglichen“, sagt Lisa Künnecke abschließend.<br />
Dass die Künnecke Gruppe an das Konzept<br />
glaubt, sieht man daran, dass sie ein Teil des Gebäudes<br />
selbst beziehen und als Labor für das Schmieden neuer<br />
Ideen und Ansätze nutzen wird. ƒ<br />
Zum Unternehmen<br />
Die ,Otto Künnecke Gruppe‘ ist ein Familienunternehmen<br />
in vierter Generation, das sich von einem<br />
1934 in Holzminden gegründeten Schlosserbetrieb<br />
zu einem international agierenden Maschinenbauunternehmen<br />
entwickelt hat.<br />
Künnecke liefert Lösungen, die Maschinen und<br />
Software umfassen und alle Anforderungen an eine<br />
zuverlässige Verarbeitung, Sortierung, Logistik und<br />
Rückverfolgbarkeit erfüllen. In der Verarbeitung von<br />
personalisierten Hochsicherheitsprodukten wie<br />
Personalausweisen, Pässen und Kreditkarten sind<br />
die Holzmindener weltweit führender Anbieter.<br />
Als zusätzliches Standbein im Maschinenbau setzt<br />
das Unternehmen auch auf die Elektronikindustrie.<br />
Hier werden für Kunden maschinelle Lösungen für<br />
Lagerung und Kommissionierung sowie für die<br />
automatische Bestückung von Bauteilen an zwei<br />
Standorten entwickelt und produziert.<br />
Das jüngste Tochterunternehmen ist die create.now<br />
GmbH, die den create:hub betreibt, als Agentur<br />
digitale Markenerlebnisse schafft und in der die<br />
Leistungen der Otto Künnecke Gruppe im Bereich<br />
Digitale Transformation gebündelt sind.<br />
Heute hat die Gruppe rund 180 Mitarbeiter an drei<br />
Standorten in Deutschland und Italien.<br />
Zum create:hub<br />
Der create:hub in Holzminden ist Coworking-Space,<br />
Innovations- und Digitalisierungszentrum in<br />
einem und ermöglicht auf 2.600 Quadratmetern<br />
Platz moderne Formen hybrider und mobiler<br />
Zusammenarbeit.<br />
Der Hub als Film:<br />
create-hub.io/3d-film/<br />
72 2 | <strong>2023</strong>
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„Wenn Sie drei finanzielle Entscheidungen<br />
revidieren könnten, wie hoch wäre Ihr<br />
Vermögen heute?“<br />
PROFIL<br />
„Diese Frage benutze ich gerne, um rasch zu<br />
erklären, warum gutes Coaching uns erfolgreicher<br />
macht“, sagt Matthias Walter. „Es geht um<br />
Klarheit, Vertrauen und die Vermeidung von<br />
teuren Dummheiten.“<br />
Seit über 30 Jahren ist Matthias Walter Unternehmer.<br />
Als Mitgründer der Reiselandgruppe<br />
baut er ab 1990 das Unternehmen auf 320 Filialen,<br />
mehr als 1.200 Mitarbeiter und einen<br />
Umsatz von 500 Millionen Euro aus und verkauft<br />
es schließlich 2004 an den Hamburger<br />
OTTO-Konzern.<br />
Heute nutzt der Coach sein Wissen, um andere<br />
Unternehmer in zwei Bereichen zu unterstüt zen:<br />
bei Entwicklung und Verkauf des Unternehmens.<br />
Unternehmensentwicklung: „Als erfolgreicher<br />
Unternehmer gestalte ich die Zukunft meines<br />
Unternehmens. Der Austausch mit Kollegen ist<br />
ehrlich, konkret und vermeidet teure Fehler“, beschreibt<br />
er seine Arbeitsweise.<br />
Unternehmensverkauf: „Ich begleite Unternehmer<br />
durch den komplexen und emotionalen<br />
Pro zess ihres Unternehmensverkaufs. Loyal und<br />
vertrauensvoll.“<br />
Matthias Walter<br />
KONTAKT<br />
TAB The Alternative Board, Südniedersachsen<br />
Brauweg 20<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 50063785<br />
Mobil 0171 3338397<br />
mwalter@thealternativeboard.biz<br />
„Es ist wichtig, bei der Planung und<br />
Durchführung des Unternehmensverkaufs<br />
einen vertrauensvollen<br />
Gesprächspartner wie Matthias zu<br />
haben, der tief im Thema steckt.“<br />
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Matthias Walter – 0551-50063785 oder mwalter@tabdeutschland.de<br />
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wissen<br />
Das Schwarmwissen<br />
anzapfen<br />
Seit 25 Jahren arbeiten die Messtechnikunternehmen aus Südniedersachsen im<br />
Measurement Valley erfolgreich zusammen. Damit ist der Wirtschaftsverband einer der<br />
ältesten in Deutschland – und das fast ohne Förderung.<br />
Als Verbindungsknüpferin sorgt Claudia Trepte seit 24 Jahren dafür, dass sich das auch<br />
für alle lohnt, und weiß, warum in einem Netzwerk kein Platz für Spielchen ist.<br />
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />
74 2 |<strong>2023</strong>
wissen<br />
2 |<strong>2023</strong> 75
wissen<br />
» Wir haben sehr viel Expertise bei unseren Mitgliedern<br />
weit über das eigentliche Thema Messtechnik hinaus,<br />
und die Leute haben große Lust, anderen zu helfen. «<br />
Auf die Frage, warum es nach der Gründung<br />
des Measurement Valley noch ein ganzes Jahr<br />
gedauert hat, bis sie dazugestoßen ist, muss<br />
die heutige Netzwerk-Managerin Claudia<br />
Trepte zunächst lachen. „Am Anfang war es, wie es<br />
häufig ist, wenn Unternehmen einen Interessenverband<br />
oder ein Netzwerk gründen“, erzählt sie. „Dort sitzen<br />
fast ausschließlich Geschäftsführer und andere Führungskräfte<br />
zusammen – und gehen erst einmal davon<br />
aus, dass sie das gemeinsam ,so nebenbei‘ hinbekommen.“<br />
Doch wirklich vorwärts ginge es in einem solchen<br />
Verband nur, wenn sich jemand ausschließlich darum<br />
kümmere. „Das ist in keinem Fall ein Selbstläufer.“<br />
Die damaligen Mitglieder des Measurement Valley –<br />
bestehend aus südniedersächsischen Messtechnikunternehmen<br />
– bemerkten dies schnell und sahen sich nach<br />
Verstärkung um. Auf das daraufhin ausgeschriebene<br />
Praktikum habe sich Trepte nach ihrem Studium der<br />
amerikanischen Literaturwissenschaft an der Uni Göttingen<br />
und einer anschließenden Weiterbildung im<br />
Eventmanagement beworben – „ohne eine Idee zu haben,<br />
was das für eine Aufgabe sein könnte“.<br />
SEITDEM SIND 24 JAHRE VERGANGEN – und Claudia<br />
Trepte hat sich von der Praktikantin zur Geschäftsführerin<br />
des Netzwerks mit heute 46 Mitgliedern entwickelt,<br />
dessen Fäden sie bis heute fest in der Hand hält.<br />
„Natürlich war es aufregend und vor allem in Meetings<br />
spannend“, erzählt sie von der Anfangszeit. Sie<br />
habe oft Protokoll schreiben müssen, ohne zu verstehen,<br />
worüber eigentlich geredet wird. „Oft hatte ich das Gefühl,<br />
jeden Tag 30 Leute kennenzulernen“, ergänzt die<br />
gebürtige Münsteranerin. „Mein Vorteil ist, dass ich<br />
schon immer ein gutes Personengedächtnis hatte und<br />
mich gern mit Menschen unterhalte.“ Und genau darum<br />
gehe es bei ihrem Job: „Sie müssen möglichst viele Leute<br />
in den Mitgliedsunternehmen kennen und wissen, was<br />
sie beruflich machen und bei welchen Fragen sie Antworten<br />
geben können.“ Letzten Endes sei es die Aufgabe<br />
der Unternehmen selbst, gemeinsam Probleme zu lösen<br />
– nicht die des Netzwerkmanagers. Und genau darin liege<br />
auch die Stärke des Measurement Valley, das sehr viel<br />
mehr sei als eine reine Werbegemeinschaft. „Wir haben<br />
sehr viel Expertise bei unseren Mitgliedern weit über das<br />
eigentliche Thema Messtechnik hinaus, und die Leute<br />
haben große Lust, anderen zu helfen. Jeder hilft jedem“,<br />
erklärt die 55-Jährige. Bei Fragen in die Runde, meistens<br />
per E-Mail gestellt, kämen die ersten Antworten oft in<br />
Tagesfrist zurück.<br />
„Dieses aktive Miteinander, das gemeinschaftliche<br />
Lösen von Problemen ohne Standesdünkel der größeren<br />
gegenüber den kleineren Mitgliedern ist der größte<br />
Erfolg von Measurement Valley“, sagt Trepte. Ihre Aufgabe<br />
sei lediglich, den Austausch in Gang zu bringen<br />
76 2 | <strong>2023</strong>
wissen<br />
und am Leben zu halten. Für jeden Netzwerker, der vor<br />
dieser Aufgabe steht, hat sie zwei Tipps. Erstens sollte<br />
man viel mit Menschen reden, vor allem auch regelmäßig.<br />
„Treffen müssen nicht immer ein konkretes Ziel<br />
haben, man muss sich auch einfach mal so zusammensetzen“,<br />
sagt sie über ihr Erfolgsrezept. Online in<br />
Videokonferenzen gehe viel, sogar überraschend viel,<br />
aber der informelle persönliche Austausch sei nicht zu<br />
ersetzen. „Ein Spaziergang auf dem Göttinger Wall ist<br />
dafür eine tolle Gelegenheit“, sagt die Geschäftsführerin.<br />
Und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Das ist<br />
eine tolle Runde, auf der man in Ruhe miteinander<br />
reden kann, weil man nicht so viele Menschen wie in<br />
der Innenstadt trifft.“<br />
Der zweite Tipp ist aus ihrer Sicht genauso wichtig.<br />
„Ich kann nur empfehlen, alle gleich zu behandeln, unabhängig<br />
von der Größe des Unternehmens. In einem<br />
Netzwerk ist kein Platz für Spielchen. Wenn ich zu einem<br />
Termin einlade, dann alle.“ Auch in den gemeinsamen<br />
Terminen und Sitzungen sei es wichtig, alle in die<br />
Diskussion und in Entscheidungen einzubinden. „Ich<br />
habe immer Menschen bewundert, die gut moderieren<br />
können“, erzählt Trepte, „weil es wichtig ist, die Redezeit<br />
aller Beteiligten toll zu managen und gerecht zu verteilen.“<br />
UND NOCH EINEN WEITEREN ERFOLG von Measurement<br />
Valley benennt Claudia Trepte ganz klar: „Wir<br />
sind mit 25 Jahren eines der ältesten Netzwerke bundesweit<br />
und haben das fast ohne Förderung geschafft.“ Mit<br />
dem Anflug eines Lächelns fügt sie hinzu, dass die Agentur<br />
für Arbeit ihr Gehalt im ersten Jahr, damals vor<br />
24 Jahren, zu 50 Prozent getragen habe. Das sei es dann<br />
mit der Förderung auch schon gewesen. „Ein Netzwerk<br />
so lange rein privatwirtschaftlich finanziert zu bekommen,<br />
ist ein toller Erfolg.“ Förderung sei ein zweischneidiges<br />
Schwert. „Grundsätzlich ist das schon ok, aber ich<br />
bin froh, dass wir nicht auf Förderung setzen. Das<br />
schafft Abhängigkeiten und eine Erwartungshaltung<br />
Dritter, die erfüllt werden muss.“ Doch natürlich bringe<br />
der Verzicht auf Förderung auch einen Nachteil: Lange<br />
sei die Arbeit eine ,One-Woman-Show‘ gewesen, während<br />
andere Netzwerke acht oder zehn Leute in der Geschäftsstelle<br />
hätten. Erst im Lauf der Zeit habe sie stundenweise<br />
Unterstützung bekommen.<br />
Zur Person<br />
Claudia Trepte wurde 1968 in Münster geboren.<br />
Sie wuchs in Göttingen auf und ging in der Stadt an<br />
der Leine auch zur Schule. Im Anschluss an das Abitur<br />
am Theodor-Heuss-Gymnasium studierte sie an der<br />
Georg-August-Universität Amerikanische Literaturwissenschaften.<br />
Nach einer Weiterbildung im Eventmanagement<br />
stieg sie vor 24 Jahren als Praktikantin in das Netzwerk<br />
Measurement Valley e. V. ein. Seit April 2009 ist sie<br />
dessen Geschäftsführerin. Claudia Trepte wohnt in<br />
Göttingen in der Nähe der Schillerwiesen.<br />
2 |<strong>2023</strong> 77
wissen<br />
IN EINEM NETZWERK müsse man auch mit Misserfolgen<br />
leben können, betont Trepte. „Mit einer Veranstaltung<br />
zur DSGVO-Einführung waren wir beispielsweise<br />
zu früh dran – wir mussten sie absagen, weil nicht genug<br />
Teilnehmer zusammenkamen“, berichtet sie. „Kurz vor<br />
dem Stichtag der Umsetzung machte sich dann Panik<br />
breit. Externe Berater oder Redner waren allerdings<br />
nicht mehr zu bekommen.“ Auch die Idee, ein Wiki als<br />
Werkzeug für Wissensmanagement aufzubauen, hat<br />
nicht funktioniert. „Im Tagesgeschäft ist das für viele der<br />
kleineren Unternehmen gar nicht machbar“, erklärt<br />
Trepte. „Mit der Erfahrung würde ich davon abraten, das<br />
in einem Netzwerk zu versuchen. Wissen verfügbar zu<br />
machen, ist wichtig, aber viel schwerer, als man denkt.“<br />
DIE BINSENWEISHEIT, DASS man hinterher immer<br />
schlauer sei, gelte auch für sie. An der Messtechnik-<br />
Messe, die Measurement Valley im Jahr 2006 in der Lokhalle<br />
ausgerichtet habe, könne man das sehen. „Wir sind<br />
ein finanzielles Risiko eingegangen und haben es nach<br />
einem zumindest zufriedenstellenden Ergebnis dann<br />
2008 nochmal versucht. Etablieren konnten wir eine solche<br />
Messe nicht.“ Die Resonanz war nicht groß genug.<br />
Doch das habe auch zu einer wichtigen, richtungsweisenden<br />
Entscheidung geführt. „Wir haben beschlossen,<br />
nur noch das zu machen, was wir richtig gut können“,<br />
sagt die Geschäftsführerin. „Leute auf der operativen<br />
Ebene zusammenbringen, die Arbeit im Alltag erleichtern<br />
– das sind unsere Stärken.“ Es gehe immer darum,<br />
zu fragen, was gebraucht werde und das Angebot des<br />
Netzwerks entsprechend zu gestalten. Erfolgreich sei die<br />
Workshopreihe mit Themen zur Führungskräfteentwicklung,<br />
die auch in diesem Jahr auf gute Resonanz stößt.<br />
„MEIN JOB IST TOLL, WEIL er nicht monothematisch ist,<br />
sondern alle Unternehmensbereiche abdeckt“, so Trepte.<br />
„Ich habe 24 Jahre lang tolle Leute kennengelernt, und<br />
ein Ende ist da nicht in Sicht.“ Netzwerken mache nicht<br />
nur ihr, sondern auch den Mitgliedern immer noch Spaß.<br />
Sie müsse einige nur daran erinnern, dass die Lösung der<br />
meisten Probleme näher liege, als sie denken würden.<br />
„Das Schwarmwissen der Mitglieder aus der Region ist<br />
unglaublich. Man muss es nur aktiv anzapfen und zum<br />
eigenen Vorteil nutzen, passiv fällt nichts ab.“ Die positive<br />
Erfahrung, Hilfe zu bekommen, führe schlussendlich<br />
immer dazu, dass die eigene Hilfsbereitschaft steige<br />
– und die sei auch in Zukunft die große Stärke des<br />
Measurement Valley. ƒ<br />
» Das Schwarmwissen der Mitglieder<br />
aus der Region ist unglaublich.<br />
Man muss es nur aktiv anzapfen und<br />
zum eigenen Vorteil nutzen,<br />
passiv fällt nichts ab. «<br />
Measurement Valley e. V.<br />
Seit 1998 arbeiten die Messtechnikunternehmen der Region<br />
im Netzwerk Measurement Valley e. V. zusammen, das<br />
eines der ältesten privat finanzierten Netzwerke in<br />
Deutschland ist. Durch die enge Zusammenarbeit insbesondere<br />
in den Bereichen Ausbildung, Einkauf, Marketing,<br />
Qualitätsmanagement und Technik können die Mitgliedsunternehmen<br />
vorhandene Synergien besser nutzen<br />
und sich Wettbewerbsvorteile durch lokale Kooperation<br />
verschaffen. Measurement Valley hat heute 46 Mitglieder.<br />
Die Geschäfte führt Claudia Trepte.<br />
Kostenlose Stadtführung<br />
Zum 25-jährigen Jubiläum des Measurement Valley gibt es<br />
eine besondere Stadtführung: Jeden zweiten Samstag im<br />
Monat ab 14:30 Uhr geht es über die Messtechnikmeile<br />
zu den Orten und Objekten in Göttingen, die in den<br />
letzten zwei Jahrhunderten für die Entwicklung der<br />
Messtechnik in Göttingen bedeutsam waren. Die Teilnahme<br />
ist kostenlos. Eine Anmeldung in der Measurement-<br />
Valley- Geschäftsstelle ist erforderlich. Die Führungen<br />
starten jeweils im Innenhof der Paulinerkirche.<br />
Termine:<br />
8.7., 12.8., 9.9., 14.10., 11.11. und 9.12.<strong>2023</strong><br />
78 2 | <strong>2023</strong>
ABB Automation Products GmbH • Adolf Thies GmbH & Co. KG • Agvolution GmbH<br />
Anwendungszentrum für Plasma und Photonik des Fraunhofer Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik • BBS 1 - Arnoldi Schule<br />
Berufsbildende Schulen Duderstadt • Berufsbildende Schulen II Göttingen • Brauroth & Haxter GmbH • Carl Zeiss CMP GmbH<br />
Carstens Medizinelektronik GmbH • CINOGY Technologies GmbH • ColorLite GmbH • DBD Plasma GmbH<br />
Deutsches Zentrum f. Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) • dikon Elektronik & IT GmbH • Discom GmbH, a Brüel&Kjær Company<br />
friends of green sonic • Fritz Matthes Feinwerktechnik GmbH • Georg-August-Universität Göttingen<br />
HAWK Hildesheim / Holzminden / Göttingen • IFNANO Institut für Nanophotonik e.V. • Industrie- und<br />
Handelskammer Hannover • Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik e.V. (iba)<br />
Kappa optronics GmbH • LAMBRECHT meteo GmbH • LaVision GmbH • LISA Laser Products GmbH<br />
Ludwig Nano Präzision GmbH • Mahr GmbH • Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung<br />
Messwert Sanfte Mess- und Regeltechnik GmbH • Metrolux GmbH • Nagl & Vetter GmbH • Optomech GmbH<br />
Ottobock SE & Co. KGaA • PFH Private Hochschule Göttingen • PMK-GmbH (Prüfen + Messen + Kalibrieren)<br />
Qioptiq Photonics GmbH & Co. KG • Sartorius AG • SIKA Dr. Siebert & Kühn GmbH & Co. KG<br />
SOLAR DATA • Vereta GmbH • VisiCon Automatisierungstechnik GmbH<br />
VWA und Berufsakademie Göttingen • Wienecke & Sinske GmbH<br />
Diese Ente hat eine Masse von 53 g und ein Volumen von 170 cm 3 . Sie ist 76 mm hoch und besteht<br />
zu 100 % aus Polyvinylchlorid. Die Ente quietscht mit einem Schalldruckpegel von 95,8 dB und die<br />
gelbe Farbe hat eine Intensität von 79,8 % im Wellenlängenbereich zwischen 575 nm – 580 nm. Die<br />
resultierende freie Oberflächenenergie liegt bei 38,2 mN/m. Die mittlere Rauheit ihrer Oberfläche<br />
beträgt 2,51 µm. Der Schnabelöffnungswinkel beträgt 21 ° und der Kontaktwinkel von Wasser 84,6 °.<br />
Der Spieltriebanreiz eines Mitteleuropäers durch Gummi-Enten liegt bei 97,65 %.
wissen<br />
„Inflation ist Gift“<br />
Burkhard Balz, Vorstand der Deutschen Bundesbank, engagiert sich in der Förderstiftung<br />
der Universitätsmedizin Göttingen UMG add on. Im Interview mit <strong>faktor</strong> spricht er über Geld<br />
und darüber, warum Kryptowährungen für ihn Spekulationsobjekte sind, sowie über das,<br />
was ihn heute noch mit Südniedersachsen verbindet.<br />
INTERVIEW MARCO BÖHME FOTOGRAFIE TIM WEGNER<br />
Die Bankenlandschaft verändert sich rasant. Die<br />
Digitalisierung und der demografische Wandel machen<br />
es möglich – die Menschen haben heute nicht mehr die<br />
Verbindung zu ihrer Bank wie früher. Welche Chancen<br />
und Gefahren sehen Sie in dieser Entwicklung?<br />
Ob diese Entwicklungen eher Chance oder Gefahr darstellen,<br />
hängt vom Angebot der Banken und Zahlungsdienstleister<br />
ab. In den vergangenen Jahren haben Onlinebezahlverfahren<br />
wie PayPal oder mobile Wallets von<br />
Google oder Apple Marktanteile ausgebaut. In Europa<br />
engagieren sich jetzt Banken in der vor Kurzem gegründeten<br />
,European Payments Initiative‘, um eine europaweit<br />
einheitliche Wallet-Lösung bereitzustellen. Bei einem<br />
Erfolg dieser Initiative besteht die Chance, die<br />
direkte Verbindung zwischen Bank und Kunde im digitalen<br />
Raum deutlich zu stärken. Ein hoher Bedienkomfort<br />
und eine gute Übersicht über die Ausgaben sind die<br />
Kernpfeiler für erfolgreiche Lösungen.<br />
Darüber hinaus können Banken und Zahlungsdienstleister<br />
die digitale Transformation der Wirtschaft unterstützen,<br />
indem sie Zahlungen und Leistungen noch besser<br />
verknüpfen. So könnte ein Vertrag, der eine Versicherung<br />
begründet, mit der entsprechenden Prämienzahlung<br />
im Onlinebanking der Verbraucher verknüpft werden.<br />
Durch einen höheren Automatisierungsgrad könnten<br />
sich für Unternehmen Einsparpotenziale ergeben,<br />
während Verbraucher einen besseren Überblick über<br />
ihre digitalen Zahlungen und Verträge erhalten. Hier<br />
gibt es bereits erste Ansätze im Markt – es bleibt also<br />
spannend.<br />
Wir zahlen immer mehr bargeldlos. Menschen verlieren<br />
den direkten Kontakt zum Geld und verschulden sich zunehmend.<br />
Welche Chancen und Risiken sehen Sie im bargeldlosen<br />
Zahlungsverkehr?<br />
Das hängt von den Marktteilnehmern ab. Sicherlich besteht<br />
bei der Vielfalt der digitalen Zahlungsmöglichkeiten,<br />
insbesondere bei den immer beliebter werdenden<br />
,buy-now-pay-later‘-Modellen, das Risiko einer zunehmenden<br />
Verschuldung. Mehr Transparenz und eine digital<br />
unterstützte Finanzplanung können hier helfen, einen<br />
besseren Überblick über die persönlichen Ein- und Ausgaben<br />
zu schaffen.<br />
Die Vorteile des digitalen Zahlungsverkehrs sind sicherlich,<br />
dass er immer schneller, einfacher und bequemer<br />
wird. Der Bezahlvorgang fügt sich nahtlos in den<br />
80 2 |<strong>2023</strong>
wissen<br />
zugrunde liegenden Kaufprozess ein. Schon heute nutzen<br />
einige Unternehmen den von der Kreditwirtschaft bereitgestellten<br />
GiroCode-Standard. Dabei wird aus den Daten<br />
des Überweisungsträgers ein QR-Code erstellt.<br />
Wird dieser zum Beispiel mithilfe der Onlinebanking-App<br />
gescannt, entfällt das umständliche Eintippen<br />
der Empfängerdaten wie Name und IBAN. Und dank<br />
Echtzeitüberweisungen können Zahlungen mittlerweile<br />
auch online innerhalb weniger Sekunden auf dem Empfängerkonto<br />
sein.<br />
Wer jedoch das Gefühl hat, mit Münzen und Scheinen<br />
in der eigenen Geldbörse einen besseren Überblick über<br />
die eigenen Ausgaben zu haben, der sollte darauf nicht<br />
verzichten. Am Ende geht es darum, dass jeder nach eigener<br />
Präferenz entscheiden kann, welches Zahlungsmittel<br />
für ihn das richtige ist.<br />
Die Inflation führt zu einer Entwertung unserer Vermögen.<br />
Wie sehen Sie diese Entwicklung?<br />
Die hohe Inflation verringert die Kaufkraft des Geldes,<br />
und darunter leiden alle – insbesondere die Menschen,<br />
die ohnehin schon jeden Cent zweimal umdrehen müssen.<br />
Auch Vermögende spüren die Geldentwertung, sofern<br />
sie finanzielle Vermögenswerte haben, die vor Inflation<br />
schlecht geschützt sind. Wer verschuldet ist, kann der<br />
Inflation vielleicht aktuell etwas abgewinnen. Aber wir<br />
wissen alle: Hohe Inflation ist Gift für ein planvolles Vorsorgen<br />
für die Zukunft und damit auch Gift für die Gesellschaft.<br />
Deshalb ist klar, dass die Teuerungswelle rasch beendet<br />
werden muss. Mit seiner geldpolitischen Straffung<br />
sorgt der EZB-Rat für nachlassenden Preisdruck. Allerdings<br />
wirken geldpolitische Maßnahmen immer erst mit<br />
einer gewissen Verzögerung.<br />
Die USA mit der Fed bestimmen unsere Wirtschaft sehr<br />
stark, andere globale Player wie China versuchen, ihren<br />
Einfluss auf Zinsen etc. geltend zu machen. Welche Rolle<br />
spielen die Bundesbank und die EZB?<br />
Die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank hat zwar<br />
Ausstrahleffekte auf den Rest der Welt, schließlich ist der<br />
Dollar weiterhin die globale Reservewährung, dennoch<br />
bestimmt das Eurosystem die heimische Zinsentwicklung<br />
und kann damit die Inflation im Euroraum wirksam bekämpfen.<br />
Der EZB-Rat hat der Inflation entschlossen den<br />
Kampf angesagt und wird nicht lockerlassen, bis zeitnah<br />
Preisstabilität wiederhergestellt ist. Die Bundesbank als<br />
2 |<strong>2023</strong> 81
wissen<br />
Teil des Eurosystems setzt sich mit Nachdruck dafür ein.<br />
Stabilität zu wahren, gehört zu unserer DNA.<br />
Wie sehen Sie Kryptowährungen? Wie werden sich<br />
diese entwickeln?<br />
Das kommt darauf an, wie eine Kryptowährung definiert<br />
wird: Eine Währung ist aus Sicht der Bundesbank<br />
eine Geldeinheit, die entweder staatlich reguliert oder<br />
aber von staatlichen Akteuren herausgegeben wird, wie<br />
zum Beispiel unser Euro. Hier arbeiten wir derzeit im<br />
Eurosystem an einer digitalen Variante des Euro, die auf<br />
Zentralbankgeld basiert und eine Grundlage für die weitere<br />
Digitalisierung der Wirtschaft darstellen könnte.<br />
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Bitcoin, Ethereum<br />
und Co. als Kryptowährung bezeichnet. Sie sind<br />
aber alles andere als wertstabil. Daher würde ich hier<br />
eher von Spekulationsobjekten sprechen. Anders mag es<br />
sich bei den sogenannten Stablecoins verhalten, die von<br />
privaten Anbietern herausgegeben werden und in der<br />
Regel mit Sicherheiten unterlegt sind. Die einzelnen Ausgestaltungen<br />
können sich aber stark unterscheiden.<br />
Nicht alle Angebote, die auf den ersten Blick seriös erscheinen,<br />
sind es auch. In der EU wurde jüngst ein neues<br />
rechtliches Rahmenwerk zur Regulierung von Kryptoassets<br />
verabschiedet, das nächstes Jahr in Kraft tritt und<br />
mehr Sicherheit für Nutzerinnen und Nutzer schaffen<br />
soll. Im Zuge dessen könnte es zu mehr Emissionen regulierter<br />
Kryptoassets kommen.<br />
Sie haben in Göttingen studiert – welche Erinnerungen<br />
verbinden Sie damit?<br />
Nur gute! Ich habe eine sehr schöne Studienzeit in Südniedersachsen<br />
verbracht und während meines Studiums<br />
in Göttingen viele Menschen kennengelernt, die zu<br />
Freunden wurden. Diese Verbindungen bestehen bis<br />
heute fort. Besonders gerne denke ich an die Begegnungen<br />
bei dem einen oder anderen Kaltgetränk im Café<br />
Gartenlaube am Markt zurück.<br />
Was haben Sie in dieser Zeit gelernt, das Ihnen<br />
heute noch hilft?<br />
Durch das Studium habe ich insbesondere meine Fähigkeit<br />
zum strukturierten Denken ausgebaut. Auch einen<br />
,langen Atmen haben‘ war hier oft wichtig. Dies hilft mir<br />
bis heute bei beruflichen Herausforderungen.<br />
Warum engagieren Sie sich in der UMG add on?<br />
Gesundheit ist ein hohes Gut, und die Stiftung hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, die Zukunft der Medizin aktiv mitzugestalten.<br />
Das kommt letztlich uns allen zugute. Außerdem<br />
möchte ich der Region etwas zurückzugeben, die<br />
mir während meines Studiums viel ermöglicht hat.<br />
Herr Balz, vielen Dank für das Gespräch!<br />
Zur Person<br />
Burkhard Balz wurde 1969 in Lemgo geboren. Nach<br />
einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Commerzbank<br />
AG in Hannover studierte er von 1991 bis 2000 Jura<br />
in Göttingen. Danach war er in verschiedenen Positionen<br />
bei der Commerzbank tätig. Von 2009 bis 2018 war Balz<br />
Mitglied des Europäischen Parlaments (CDU), ab 2014<br />
Koordinator (finanzpolitischer Sprecher) der EVP-Fraktion<br />
im Ausschuss für Wirtschaft und Währung. Seit September<br />
2018 ist Burkhard Balz Mitglied des Vorstands der<br />
Deutschen Bundesbank.<br />
Am 14. Juli spricht er auf Einladung von UMG add on<br />
in Göttingen zum Thema Gestalt des Geldes.<br />
Zur Stiftung UMG add on<br />
Die UMG add on ist eine Förderstiftung der Universitätsmedizin<br />
Göttingen (UMG). Ihr einziger Zweck besteht<br />
darin, die personalisierte Medizin mit großen Schritten<br />
voranzubringen – in allen Bereichen, in denen die<br />
UMG schon heute international führend ist.<br />
Initiator und Vorstandsvorsitzender der UMG add on ist<br />
Wolfgang Brück, der zudem Sprecher des Vorstandes der<br />
UMG ist. Unterstützt wird er u. a. von prominenten<br />
Weggefährten wie Sartorius-CEO Joachim Kreuzburg,<br />
Unternehmer Karl-Heinz Rehkopf (tedox), Carl Graf von<br />
Hardenberg und Gesundheitsminister Andreas Philippi<br />
(SPD). Auch <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme<br />
unterstützt im Beirat.<br />
Weitere Informationen: www.umg-add-on.de<br />
82 2 |<strong>2023</strong>
Wir suchen, was Sie brauchen.<br />
Den Schlüssel zu Ihrer Gesundheit.<br />
Universitäre Medizin in Göttingen forscht an den Grundlagen<br />
von Erkrankungen.<br />
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aus der Medizinforschung.<br />
Dafür sind wir da.<br />
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität<br />
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen, Telefon 05 51 / 39 - 0<br />
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„Wirtschaftsrecht – nichts<br />
Halbes und nichts Ganzes“ ?<br />
Prof. Dr. Rüdiger Lahme, Rechtsanwalt und seit 2016 Professor für Wirtschaftsrecht an der PFH,<br />
räumt mit Mythen zum Studium Wirtschaftsrecht auf.<br />
Prof. Dr. Rüdiger Lahme<br />
Als Wirtschaftsjuristin oder -jurist mit<br />
einem Abschluss als Bachelor of Law<br />
(LL.B.) oder Master of Law (LL.M) –<br />
hat man da überhaupt gute berufliche Aussichten?<br />
Und wo findet man spannende<br />
Tätigkeitsbereiche? Dazu haben wir mit Prof.<br />
Dr. Rüdiger Lahme gesprochen. Der Rechtsanwalt<br />
leitet als Partner das Hamburger Büro<br />
von Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan LLP,<br />
einer international tätigen Rechtsanwaltskanzlei<br />
für Wirtschaftsprozesse und Professor<br />
für Wirtschaftsrecht an der PFH.<br />
Herr Prof. Dr. Lahme, es sei ,Nichts<br />
Halbes und nichts Ganzes‘ hört man häufig<br />
als Vorurteil gegenüber dem Studium<br />
Wirtschaftsrecht. Studiert man damit nichts<br />
,Richtiges‘, weil man weder Volljurist noch<br />
Voll-BWLer ist?<br />
Das Studium Wirtschaftsrecht ist auf jeden<br />
Fall etwas ,Richtiges‘. Es ist – eben wie bei<br />
jeder Studienfachwahl – vor allem davon abhängig,<br />
wofür man sich interessiert und was<br />
man beruflich erreichen möchte. Haben Sie<br />
Interesse an juristischen Fragestellungen und<br />
an Wirtschaft gleichermaßen, möchten aber<br />
nicht sieben bis acht Jahre Jura studieren?<br />
Dann ist das Studium vielleicht genau das<br />
Richtige für Sie. Es gibt für Wirtschaftsjuristen<br />
eine Reihe spannender Tätigkeitsfelder und<br />
ausgezeichnete Verdienstmöglichkeiten.<br />
Können Sie uns ein paar Beispiele nennen?<br />
Nicht nur wegen des enorm hohen Wettbewerbs<br />
um hoch qualifizierte Talente stellen<br />
Kanzleien immer mehr Wirtschaftsjuristinnen<br />
und -juristen ohne Staatsexamina ein. In unserer<br />
Kanzlei beschäftigen wir diese als sogenannte<br />
Paralegals oder Project Attorneys. Als<br />
rechtlich geschulte Fachpersonen entlasten<br />
und unterstützen Paralegals Juristinnen und<br />
Juristen und tragen damit wesentlich zur Effizienzsteigerung<br />
einer Kanzlei oder eines Unternehmens<br />
bei.<br />
Was können Wirtschaftsjuristinnen<br />
und -juristen denn, auch im Vergleich zu<br />
Volljuristen, beitragen?<br />
Sie sind überall dort anzutreffen, wo juristisches<br />
Handwerkszeug und betriebswirtschaftliche<br />
Kenntnisse erforderlich sind und wo es<br />
gilt, juristische Arbeit effizient, zügig und zugleich<br />
sorgfältig und gewissenhaft zu erledigen.<br />
Etabliert hat sich ihr Einsatz inzwischen im<br />
Projektmanagement, insbesondere im Kontext<br />
von Transaktionen und umfangreichen<br />
Mandaten, die gesteuert werden müssen.<br />
Welche weiteren Aufgaben in der Wirtschaft<br />
können Wirtschaftsjuristen wahrnehmen?<br />
Die Aufgaben sind breit gefächert. Wirtschaftsjuristen<br />
agieren in der Regel an der Schnittstelle<br />
zwischen operativem Management und der
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Für den Start zum<br />
Wintersemester <strong>2023</strong>/24:<br />
Bachelorstudiengänge an der<br />
PFH Private Hochschule Göttingen:<br />
PROFIL<br />
• General Management (BWL)<br />
• Business Administration<br />
Neu ab WS <strong>2023</strong>/24:<br />
• Digital Marketing & Sales<br />
• Entrepreneurship & Start-up-Creation<br />
• Wirtschaftsinformatik (dual)<br />
• Wirtschaftsrecht<br />
• Psychologie<br />
• Wirtschaftspsychologie<br />
Rechtsabteilung. In Rechtsabteilungen von Handels-<br />
und Industrieunternehmen, Ban ken und<br />
Versicherungsgesellschaften sind Wirtschaftsjuristen<br />
Mitglieder des juristischen Teams,<br />
kümmern sich um Vertragsgestaltung und Vertragsprüfung,<br />
Compliance Management oder<br />
die Vorbereitung von Gerichtsver handlun gen<br />
und unterstützen bei steuerrecht lichen Fragen.<br />
Sie sind Teil der Teams bei M&A- Prozessen und<br />
dafür erforderlichen großen Due Diligences,<br />
also der Analyse eines Unternehmens auf<br />
wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche und<br />
finan zielle Verhältnisse. Als Wirtschaftsjurist<br />
können Sie auch Teil der Human-Ressource-<br />
Management-Abteilungen sein und dort unter<br />
anderem Arbeitsverträge oder Betriebsvereinbarungen<br />
ausarbeiten. Das Studium kann außerdem<br />
eine gute Voraussetzung für den Einstieg<br />
in andere rechtsnahe Tätigkeiten, wie zum<br />
Beispiel die Konfliktschlichtung oder Mediation<br />
in Wirtschaft und Verwaltung, sein.<br />
Sie sprachen ausgezeichnete Verdienstmöglichkeiten<br />
an. Können Sie Beispiele nennen?<br />
Aus der Gehaltsstruktur unserer Kanzlei<br />
möchte ich natürlich nicht plaudern. Aber<br />
ich kann aus einer Umfrage des Juve-Verlags<br />
zitieren, laut derer Wirtschaftsjuristinnen und<br />
-juristen ohne Staatsexamen zum Berufseinstieg<br />
mit bis zu 96.000 Euro Jahresgehalt<br />
brutto rechnen können. Interessant ist sicher<br />
auch, dass Sie als Wirtschaftsjuristin oder -jurist<br />
dicht an spannenden Fällen arbeiten und<br />
dennoch planbarere Arbeitszeiten haben als<br />
Volljuristen. Sie haben eine hohe Jobsicherheit<br />
und tragen weniger Risiko. Und einen Gender-<br />
Pay-Gap haben wir auch nicht.<br />
Noch einmal zu dem Aspekt, kein vollständiges<br />
Jurastudium zu absolvieren. Ist das von<br />
Nachteil?<br />
In einem Wirtschaftsrechtstudium werden<br />
nicht alle juristischen Fachgebiete so tiefgehend<br />
gelehrt wie in einem Studium der Rechtswissenschaften.<br />
Anders als bei der klassischen<br />
juristischen Ausbildung wird der Fokus hier<br />
nicht auf die gerichtliche Tätigkeit im späteren<br />
Job, sondern auf den Zusammenhang von<br />
Recht und Wirtschaft gelegt. An der PFH vermitteln<br />
wir den Studierenden ein breites betriebswirtschaftliches<br />
Wissen sowie fundiertes<br />
juristisches Fachverständnis. So lernt man bei<br />
uns im Studium die rechtliche Einordnung gesellschaftlicher<br />
und wirtschaftlicher Sachverhalte,<br />
bearbeitet internationale Sachverhalte<br />
und Rechtsprobleme. Praxisbezug ist uns sehr<br />
wichtig, so lernen Studierende auch die unternehmensinterne<br />
Rechtsberatung und kompetente<br />
Ersteinschätzung von Sachverhalten<br />
und erwerben juristische Methodenkompetenz,<br />
die die Bearbeitung von Fällen auch in<br />
unbekannten Rechtsgebieten ermöglicht.<br />
KONTAKT<br />
PFH Private Hochschule Göttingen<br />
Weender Landstraße 3–7<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 54700 600<br />
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24/7/365 Schutz gegen Cyberangriffe<br />
für Ihre gesamte IT-Infrastruktur<br />
Die digitale Unternehmenssicherheit ist inzwischen ein Muss –<br />
die Göttinger GOESYS AG bietet Cybersecurity as a Service 24/7 an 365 Tagen.<br />
Im Darknet gibt es Daten zu kaufen – und<br />
das nicht zu knapp. Im Juni <strong>2023</strong> meldete<br />
etwa die Krankenkasse AOK eine Sicherheitslücke<br />
für die Daten von 19 Millionen Versicherten<br />
mit bestätigtem Datenabfluss. Solche<br />
und ähnliche Meldungen sind inzwischen<br />
an der Tagesordnung.<br />
Ein weiteres Problem ist Ransomware –<br />
eine Verschlüsselung von Rechnern durch<br />
Schadprogramme. Neben Unternehmen sind<br />
auch Verwaltungen betroffen: Eine Landkreisverwaltung<br />
in Sachsen-Anhalt war 207 Tage<br />
lang teils oder gänzlich offline, aus diesem<br />
Grunde wurde der Katastrophen alarm ausgerufen.<br />
Die Bedrohung im Cyberraum ist so hoch wie<br />
nie, betont deshalb das Bundesamt für Sicherheit<br />
in der Informationstechnologie (BSI). Die<br />
Einfallstore sind zahlreich: 2021 wurden über<br />
20.000 Schwachstellen in Softwareprodukten<br />
bekannt, 13 Prozent davon kritisch. Cyber sicher -<br />
heit ist kein Nebenthema mehr und selbst<br />
kleinste IT-Systeme wie in einer Anwaltskanzlei<br />
oder Arztpraxis sind betroffen.<br />
GOESYS-Vorstand<br />
Peter Bruchmüller<br />
DASS DAS THEMA RAPIDE an Bedeutung gewinnt,<br />
zeigt die hohe Nachfrage beim Göttinger<br />
IT-Dienstleister GOESYS AG. „Der Umsatz mit
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QUELLE: SOPHOS<br />
PROFIL<br />
Lösungen zur IT-Sicherheit macht inzwischen<br />
etwa 30 Prozent unseres Geschäftes aus und<br />
steigt monatlich“, sagt Peter Bruchmüller,<br />
Geschäftsführer der GOESYS AG (Foto). Über<br />
6.000 einzelne Systeme (Rechner, Server, Smart -<br />
phones) werden von GOESYS derzeit betreut.<br />
Während große Unternehmen sich mit einer<br />
eigenen IT zu schützen versuchen, einem sogenannten<br />
Security Operations Center (SOC),<br />
ist diese Lösung für kleinere und mittelständische<br />
Unternehmen finanziell gar nicht leistbar.<br />
Eine in der Breite von allen Usern nutzbare<br />
Lösung kam jedoch Mitte 2022 vom IT-Unternehmen<br />
Sophos auf den Markt.<br />
„ALS PLATINUM PARTNER VON SOPHOS<br />
stellen wir unseren Kunden die Nutzung des<br />
zentralen SOC von Sophos zur Verfügung“,<br />
sagt Bruchmüller – Sophos Managed Detection<br />
and Response (MDR) heißt der Service.<br />
„Die Kosten pro Monat und System sind überschaubar,<br />
dafür profitiert jeder Kunde von unserem<br />
Team globaler Cybersecurity-Experten.“<br />
Aktuell beschäftigt Sophos etwa 1.000 Mitarbeiter<br />
in seinem SOC, das weltweit agiert.<br />
„Der Vorteil ist, dass hinter dem Dienst Experten<br />
sitzen, die Bedrohungen beseitigen, Ursachen<br />
ermitteln und Empfehlungen zur Abwehr<br />
ähnlicher Bedrohungen in der Zukunft geben.“<br />
Über das zentrale Operations Dashboard sowie<br />
wöchentliche und monatliche Reports<br />
haben die Anwender Einblick in Sicherheitsanalysen<br />
und -fälle, ergriffene Maßnahmen<br />
und ihren Sicherheitsstatus. Dieser Schutz<br />
hilft auch bei einer Cyberversicherung, deren<br />
Beitragshöhe sie reduzieren können, wenn<br />
Dienste wie der Sophos MDR genutzt werden,<br />
weil sie das Risiko, dass es zu einem IT- Unfall<br />
kommt, stark reduzieren. „Wenn man sich<br />
den Branchentrend anschaut, dann gehe ich<br />
davon aus, dass es vonseiten der Versicherungen<br />
bald verpflichtend werden wird, einen<br />
solchen Dienst zu nutzen“, sagt Bruchmüller.<br />
Sonst trage der Kunde Mitschuld im Schadensfall.<br />
Weil die Cybergefahr inzwischen so omnipräsent<br />
ist, hat auch die Bundesregierung<br />
reagiert und die Haftung bei IT-Schäden für<br />
Unternehmensinhaber und Geschäftsführer<br />
verschärft, um so den Schutz der IT in Unternehmen<br />
zu stärken.<br />
DER DIENST MDR-COMPLETE beinhaltet<br />
eine ,Breach Warranty‘, die Kosten in Höhe<br />
von bis zu einer Million US-Dollar für Reaktionsmaßnahmen<br />
abdeckt.<br />
KONTAKT<br />
GOESYS AG<br />
Maschmühlenweg 81<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 48859-0<br />
Fax 0551 48859-29<br />
info@goesys.de<br />
www.goesys.de
mensch<br />
„Einfach mal<br />
loslaufen<br />
und machen“<br />
Eva Kienle ist eine Powerfrau, die mit ihrem bunten<br />
Lebenslauf und ihrer unkonventionellen Mutterrolle manche<br />
Erwartung sprengt. Mit Leidenschaft für Struktur und Planung<br />
hat sie es über verschiedene Stationen in den Vorstand der<br />
globalen KWS SAAT AG in Einbeck geschafft. Die Macherin<br />
erzählt im <strong>faktor</strong>, warum sie sich nicht als Quotenfrau sieht und<br />
es akzeptiert, bewusst mal einen Schritt zurück zu treten.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />
FOTOGRAFIE JULIA LORMIS<br />
88 2 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
2 |<strong>2023</strong> 89
mensch<br />
Zur Person<br />
Eva Kienle (geb. 1967) ist Vorstandsmitglied der<br />
KWS SAAT AG mit Stammsitz in Einbeck.<br />
Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau und einem<br />
dualen Studium der Betriebswirtschaft übernimmt<br />
die gebürtige Stuttgarterin mit 28 Jahren ihre erste<br />
Führungsposition bei Unilever.<br />
Nach verschiedenen weiteren Stationen als<br />
Führungskraft, unter anderem als CFO der amedes<br />
Holding AG, wird sie 2013 mit 46 Jahren in den<br />
Vorstand von KWS berufen. Kienle sitzt zusätzlich<br />
in zwei Unternehmen im Aufsichtsrat.<br />
Die dreifache Mutter lebt mit ihrem Mann in<br />
Göttingen. Sie liebt es zu verreisen, wobei es nicht<br />
immer die große, weite Welt sein muss, sondern<br />
durchaus auch die Alpen sein dürfen.<br />
Eva Kienle ist, wie sie ist. „Ich habe<br />
nie darüber nachgedacht, wie ich<br />
beruflich mein Ding machen werde“,<br />
sagt sie. Bereits als Kind haben<br />
sie Dinge interessiert wie alles<br />
Mögliche zu planen, Tabellen zu<br />
erstellen oder Themen zu strukturieren<br />
– und sie wusste: Das wird<br />
ihr Weg werden. So war es auch<br />
naheliegend, dass sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau<br />
machte. Sie wusste aber auch schnell, dass sie nach der<br />
Lehre auf jeden Fall studieren wird, und das nicht nur in<br />
Deutschland, sondern „unbedingt international“. Mit<br />
feinem Gehör kann man noch den heimatlichen Dialekt<br />
heraushören, auch wenn es die gebürtige Stuttgarterin<br />
schon früh vom Schwabenländle in die Welt hinausgezogen<br />
hat. Es folgt ein duales BWL-Studium mit je zwei<br />
Jahren Studium in Deutschland und Frankreich. Im Gegensatz<br />
zu heute war dies damals nicht die Norm, und es<br />
gab wenig Studien angebote hierfür. Doch das interessierte<br />
Kienle schon damals nicht. Nach dem Studium<br />
führten ihre Karriere schritte sie von Unilever, unter anderem<br />
in der Schweiz, über Wal-Mart, die Stadtwerke in<br />
Bremen und zwei Unternehmen, die von Private-Equity-<br />
Gesellschaften geführt wurden – eines davon amedes in<br />
Göttingen – vor zehn Jahren schließlich zu KWS. Und da<br />
blieb sie bis heute.<br />
90 2 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
2 |<strong>2023</strong> 91
mensch<br />
» Ich mache Dinge neu, anders,<br />
und stoße Transformationen an. «<br />
INZWISCHEN IST SIE MIT KWS zehn Jahre in ein und<br />
demselben Unternehmen tätig. Das ist neu für Kienle –<br />
so lange hat sie es zuvor nirgends gehalten. „Jeden Tag<br />
das Gleiche … Wenn das auf Dauer absehbar ist, dann<br />
gehe ich wieder. Das halte ich nicht aus“, sagt die 55-Jährige<br />
und lacht. In Einbeck hingegen macht es selbst nach<br />
all der Zeit viel Spaß – „und es ist richtig viel los“. Wozu<br />
sie einen erheblichen Beitrag leistet. Es ist auf der einen<br />
Seite die Bereitschaft zu Innovation und Transformation<br />
und auf der anderen Seite diese Verlässlichkeit und Beständigkeit<br />
einer familiär geprägten Aktiengesellschaft,<br />
die den Aktionären gefällt und die für eine recht risikofreie<br />
Geldanlage sorgt. Gleichzeitig wird bei KWS sehr<br />
weit im Voraus und nachhaltig gedacht.<br />
„Wir ziehen eine ruhige Furche“, sagt die Vorstandsfrau.<br />
KWS ist in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gewachsen.<br />
So stieg der Umsatz von knapp 425 Millionen<br />
auf 1,5 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr.<br />
Parallel hat sich die Zahl der Mitarbeitenden verdoppelt<br />
– auf heute rund 5.000 an internationalen Standorten in<br />
mehr als 70 Ländern. Der Einbecker Global Player<br />
konzentriert sich auf die Pflanzenzüchtung und die<br />
Produktion von Mais-, Zuckerrüben-, Getreide-, Raps-,<br />
Sonnenblumen- und Gemüsesaatgut. Dabei setzt KWS<br />
modernste Methoden der Pflanzenzüchtung ein, um die<br />
Erträge der Landwirte zu steigern sowie die Widerstandskraft<br />
von Pflanzen gegen Krankheiten, Schädlinge<br />
und abiotischen Stress weiter zu verbessern.<br />
„ICH MACHE DINGE NEU, ANDERS, und stoße Transformationen<br />
an“, erklärt die Wahlgöttingerin weiter. Sie<br />
hat keine Angst, Dinge auszusprechen, Missstände anzusprechen.<br />
2015 erklärte sie dem Vorstandskollegium<br />
und der Belegschaft, jetzt müsse auch bei KWS gezielt<br />
die Digitalisierung strategisch mitgedacht werden. Zunächst<br />
stieß sie auf Widerstand: Wir brauchen das jetzt<br />
nicht. „Teils herrschte noch die Ansicht, Landwirtschaft<br />
ist und bleibt ein Geschäft, in dem sich immer persönlich<br />
auf dem Acker getroffen und alles analog besprochen<br />
92 2 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
wird“, sagt sie schmunzelnd. Doch wenn Kienle sich etwas<br />
in den Kopf setzt, dann scheint es ziemlich aussichtslos,<br />
sich dem zu verwehren. Es wurde ein Projektteam<br />
von 15 Mitarbeitenden gebildet und „dann haben wir<br />
einfach mal den ganzen Elefanten ,Industrie 4.0‘ filetiert“.<br />
Nicht alles, was an Ideen im Umlauf war, war für den<br />
globalen Saatproduzenten von Relevanz. Aber einiges<br />
dann doch. Zunehmend wurden digitale Tools für die<br />
Kunden, aber auch für die Züchtungsprozesse eingeführt,<br />
die beispielsweise dabei helfen, das Pflanzenwachstum<br />
intensiv zu überwachen und Rückschlüsse auf<br />
Erntezeitpunkt oder Düngerapplikation zu ziehen. Ebenso<br />
wurden neue Kommunikationskanäle eingeführt. Seit<br />
2021 gibt es für Landwirtschaftsinteressierte unter anderem<br />
den KWS-Podcast ‚World of Farming‘.<br />
VON DEM FOKUS auf das Thema Digitalisierung profitierte<br />
KWS auch während der Corona-Pandemie. So<br />
konnten die Mitarbeitenden, wo die Tätigkeit dies ermöglichte,<br />
ziemlich unkompliziert ins Homeoffice wechseln.<br />
Eva Kienle aber vermisste den Kontakt zu den<br />
Menschen im Unternehmen. So ging sie wieder ins Büro,<br />
sobald es die Gesetze zuließen. „Für mich ist es auch<br />
eine Form der Solidarität“, sagt sie. Solidarität mit den<br />
Mitarbeitenden aus Forschung, Züchtung und Produktion,<br />
die sich zum Beispiel tagtäglich um die Pflanzen<br />
kümmern und eben deswegen nicht von zu Hause arbeiten<br />
können. Leere Flure und Büroräume. „Das macht<br />
etwas“, sagt Kienle. Und meint damit nichts Positives.<br />
Mit manchen Ansichten sei sie heutzutage einfach ein<br />
Dinosaurier. Ob es um die Gemeinschaft im Unternehmen<br />
geht oder um Zoom-Meetings, bei denen manche<br />
nach einigen Minuten die Kameras ausschalten und sich<br />
hinter schwarzen Bildschirmen versteckten. „Das ist, als<br />
würden Sie sich bei einem Präsenztermin plötzlich unter<br />
den Konferenztisch setzen und erklärten, Sie wären trotzdem<br />
voll dabei“, sagt Kienle.<br />
Was auf den ersten Blick witzig erscheint, zeigt jedoch<br />
deutlich, wie Digitalisierung neben allen Vorteilen auch<br />
zum Verlust von sozialer Gemeinschaft führen kann.<br />
Daher hat sich das Unternehmen für die Zeit nach der<br />
Pandemie für eine Mischung aus Arbeitstagen im Büro<br />
und persönlichen Meetings und der Möglichkeit für Remote-Arbeiten<br />
entschieden.<br />
AUCH WENN SIE SELBST NIE an ihrer Zugkraft und ihrem<br />
Karrie reweg zweifelte, neben der gesunden Portion<br />
Selbst bewusstsein zeigt Kienle auch Demut vor ihrem<br />
Erfolg. „Am Anfang braucht man wirklich Fürsprecher.<br />
Wenn man alleine versucht, gegen Widerstände anzugehen,<br />
wird es schwierig“, sagt sie und bezieht sich dabei<br />
auf ihre erste Führungsposition bei Unilever in der<br />
Schweiz. Damals war sie 28 Jahre alt, als der technische<br />
Direktor ihr die Leitung der Administration eines Produktionswerkes<br />
übertrug und wenig später auch die<br />
dortige Personalverantwortung. Eine, gerade für die damalige<br />
Zeit, sehr ungewöhnliche Entscheidung und ein<br />
ungeheures Vertrauen, welches ihr entgegengebracht<br />
wurde. Dies spricht nicht nur aus heutiger Sicht sehr für<br />
eine bereits damals sehr selbstbewusste junge Frau, die<br />
um ihren Wert und ihre Kompetenz weiß – und die sich<br />
als Frau im Business nicht infrage stellt.<br />
LETZTLICH ÜBERZEUGT SIE HEUTE BEI KWS in einem<br />
Unternehmen, das von familiären Werten geleitet wird.<br />
Nicht als Quotenfrau, sondern eben mit ihrer Kompetenz.<br />
Dass sie als Frau nicht die gleichen Chancen haben<br />
soll wie die Männer, war für die dreifache Mutter nie ein<br />
Thema. Bereits nach der Geburt des ersten ihrer drei<br />
Söhne ging sie nach einigen Wochen wieder in ihren Beruf.<br />
Ihr Mann, ein Jurist und selbstständiger Unternehmer,<br />
blieb zu Hause und nahm ,Elternzeit‘, die es damals<br />
noch nicht als solche gab. Bis heute ist ihr Mann eine<br />
wichtige Stütze der Familie und zumeist der Part, der auf<br />
Elternabende ging. Kienle ist glücklich darüber, dass dieses<br />
Modell für die Familie seit vielen Jahren so gut passt.<br />
Sie darf Mutter sein und gleichzeitig ihren persönlichen<br />
Erfolgsweg gehen.<br />
2 |<strong>2023</strong> 93
mensch<br />
Hat sie je das Gefühl gehabt, als Frau habe sie es<br />
schwerer? „Entweder war ich zu naiv und habe das nie<br />
wahrgenommen oder es ist mir nie passiert. Dann ist die<br />
Frage: Warum ist mir das nie passiert?“, sagt Kienle und<br />
ergänzt mit einem Zwinkern: „Vielleicht liegt es mitunter<br />
auch an meinem forschen Auftritt?“<br />
DOCH ES IST IHR DURCHAUS BEWUSST, wie ernst das<br />
Thema Frauen in Führungspositionen immer noch ist<br />
und wie sensibel gleichzeitig damit umgegangen werden<br />
muss. Deutschland sei da einfach noch nicht weit genug.<br />
Einerseits braucht es mehr Maßnahmen, um Gleichberechtigung<br />
herzustellen und Frauen gezielt zu fördern,<br />
andererseits muss man auch berücksichtigen, dass<br />
Karriere entscheidungen immer auch etwas mit persönlichen<br />
Lebensentscheidungen von Frauen und Männern<br />
zu tun haben. „Nicht jeder und jede will in der Führungsetage<br />
arbeiten“, sagt sie.<br />
Ihr eigener Lebenslauf zeigt nicht unbedingt prototypisch,<br />
aber doch inspirierend, wie es anders gehen<br />
kann. Dass es möglich ist, Rollenmodelle zu hinterfragen,<br />
andere Familienstrukturen zu leben und nicht vor<br />
vermeint li chen Widerständen zurückzuweichen. Kienle<br />
weiß, dass es nicht allen Frauen so leichtfällt wie ihr<br />
selbst. Aus diesem Grund engagiert sie sich in Frauennetzwerken,<br />
zum Beispiel innerhalb von KWS oder auf<br />
LinkedIn, und tauscht sich mit anderen Frauen in Führungspositionen<br />
aus. Also brauchen wir eine Frauenquote,<br />
um mehr Diversität in die Vorstandsetagen zu<br />
bekommen, Frau Kienle? „Eigentlich bin ich nicht für<br />
Quoten“, sagt sie, „aber ohne wird es bei diesem Thema<br />
nicht gehen.“<br />
VORBILDER HATTE EVA KIENLE für ihren Karriereweg<br />
keine. „Ich bin immer ich geblieben, habe immer selbst<br />
entschieden, was das Richtige für mich ist und was der<br />
nächste Schritt“, sagt sie. Einfach mal loslaufen und machen,<br />
das war ihre Devise. Erfahrungen sammeln. Deshalb<br />
fühlt sie sich auch angekommen bei KWS in Einbeck.<br />
Ein internationales Unternehmen. Börsennotiert<br />
und mit Weitblick agierend. Private-Equity-Unternehmen<br />
waren ihr hingegen zu kurzfristig getrieben. Das<br />
weiß sie jetzt. „Ich finde es zum Beispiel auch nicht<br />
schlimm, wenn man mal einen Schritt zur Seite macht<br />
oder bewusst einen zurück“, sagt Kienle. Und so sind es<br />
Frauen wie Anna-Lena Baerbock, die eine vermeintliche<br />
Niederlage – Stichwort Kanzlerkandidatur – nicht aus<br />
der Bahn wirft, denen sie Respekt zollt. Aufstehen,<br />
Krönchen richten und neuen Anlauf nehmen. Und auch<br />
mal den Männern mit ihrer Beharrlichkeit den Rang<br />
ablaufen. ƒ<br />
ZUM UNTERNEHMEN<br />
KWS ist eines der führenden Pflanzenzüchtungsunternehmen<br />
weltweit. Über 5.000 Mitarbeiter in mehr als 70 Ländern<br />
erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2021/2022 einen<br />
Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro. Seit über 165 Jahren<br />
wird KWS als familiengeprägtes Unternehmen eigenständig<br />
und unabhängig geführt. Schwerpunkte sind die<br />
Pflanzenzüchtung und die Produktion sowie der Verkauf<br />
von Mais-, Zuckerrüben-, Getreide-, Gemüse-, Rapsund<br />
Sonnenblumensaatgut. KWS setzt modernste<br />
Methoden der Pflanzenzüchtung ein, um die Erträge<br />
der Landwirte zu steigern sowie die Widerstandskraft von<br />
Pflanzen gegen Krankheiten, Schädlinge und abiotischen<br />
Stress wie beispielsweise Dürre, Wassermassen oder<br />
extreme Temperaturen weiter zu verbessern. Um dieses<br />
Ziel zu realisieren, investierte das Unternehmen im<br />
vergangenen Geschäftsjahr mehr als 285 Millionen Euro<br />
in Forschung und Entwicklung.<br />
www.kws.com<br />
94 2 |<strong>2023</strong>
ANZEIGE<br />
Regionaldirektion Göttingen<br />
unter neuer Leitung !<br />
Die Verbundenheit mit der Region ist Teil der VGH-DNA!<br />
PROFIL<br />
Sven Knigge, 48, Regionaldirektor Göttingen<br />
und Hannover/Hildesheim<br />
Die VGH hat auf Leitungsebene die<br />
Verantwortlichkeiten für die Regionaldirektionen<br />
neu aufgestellt. Das bedeutet,<br />
dass Sven Knigge jetzt, zusätzlich zu<br />
Hannover/Hildesheim, auch den Standort<br />
Göttingen verantwortet.<br />
Hierbei ist ihm besonders wichtig zu erwähnen,<br />
dass es hier nur um die Leitung geht. Der<br />
Standort Göttingen, der in den letzten Jahren<br />
immer weiter ausgebaut wurde und wird,<br />
bleibt selbstverständlich weiterhin bestehen.<br />
Die dadurch erkennbare Verbundenheit mit<br />
der Region ist Sven Knigge dabei besonders<br />
wichtig, da sie ein fester Bestandteil der VGH-<br />
DNA ist.<br />
FÜR DIE ZUKUNFT freut er sich, jetzt in<br />
ganz Südniedersachsen, mit den Kunden, den<br />
Landschaften und den Vermittlern vor Ort eng<br />
verbunden zu sein.<br />
KONTAKT<br />
Landschaftliche Brandkasse Hannover<br />
Sven Knigge<br />
Berliner Str. 2<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 4953-0<br />
rgoe-v@vgh.de<br />
www.vgh.de/goettingen
mensch<br />
Die Frau fürs Klima<br />
Angela Schwerdtfeger konnte sich in der Oberstufe in Osterode viele Studienfächer<br />
vorstellen – mit einer Ausnahme: „Alles, nur nicht Jura.“ Inzwischen gibt sie als<br />
Jura-Professorin vom ,Blauen Turm‘ auf dem Göttinger Campus leidenschaftlich<br />
ihr Wissen an die nächste Generation weiter. Die 42-Jährige erzählt, warum sie<br />
auf keinen Fall Forschung im Elfenbeinturm betreiben will und Rechtsfragen auch<br />
bei ihrem Herzensthema Klimaschutz wichtig sind.<br />
TEXT HEIDI NIEMANN<br />
FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />
96 2 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
2 |<strong>2023</strong> 97
mensch<br />
98 2 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
Zu trocken, zu viele Paragrafen,<br />
zu viel Auswendiglernen: Während<br />
ihrer Schulzeit auf dem<br />
Gymnasium in Osterode fand<br />
Angela Schwerdtfeger das Fach<br />
Jura wenig attraktiv. Dabei war<br />
sie familiär ,vorbelastet‘. Ihr<br />
Onkel Gunther Schwerdtfeger<br />
war Jura-Professor in Hannover<br />
und Verfasser eines ,Klassikers‘ für angehende Juristen.<br />
Als bei einer Familienfeier erwähnt wurde, dass die<br />
Abi-Zeitung ihres Bruders zensiert werden sollte, erläuterte<br />
der Onkel, dass dies rechtswidrig wäre – Zensur ist<br />
hierzulande verboten. „Anhand dieses Beispiels hat er<br />
mir verdeutlicht, dass Jura überall im Alltag eine Rolle<br />
spielt“, erzählt Schwerdtfeger.<br />
Später besuchte sie probeweise an der Universität Göttingen<br />
einige Vorlesungen in Psychologie und Rechtswissenschaft<br />
– und fand Jura viel spannender: „Das war<br />
klar strukturiert, das machte alles Sinn.“ Damit war die<br />
Entscheidung gefallen, und diese hat sie bis heute nicht<br />
bereut: „Ich möchte nichts anderes machen.“<br />
Ihr Studium absolvierte sie in Trier. „Ich wollte nach<br />
dem Abitur erstmal weit weg“, erzählt sie. Außerdem<br />
war Trier eine der wenigen Unis in Deutschland, an denen<br />
man eine fachspezifische Fremdsprachenausbildung<br />
unter anderem in angloamerikanischem Recht absolvieren<br />
konnte. Schwerdtfeger war nicht nur vom Studienangebot,<br />
sondern auch von der Stadt und der Landschaft<br />
begeistert: „Ich habe mich sofort in Trier verliebt“, sagt<br />
sie schwärmend. Während eines Auslandssemesters an<br />
der Universität Lyon verschaffte sie sich nähere Einblicke<br />
in die französische Rechtsordnung. Die Juristin<br />
findet es wichtig, über den Tellerrand zu schauen: „Ein<br />
Perspektivwechsel hilft, einen anderen Blick auf das eigene<br />
Rechtssystem zu bekommen und größere Zusammenhänge<br />
zu erkennen.“<br />
» Alles, nur nicht Jura.«<br />
NACH DEM ERSTEN JURISTISCHEN STAATSEXAMEN<br />
arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der<br />
Trierer Uni. Für ihre Doktorarbeit wählte sie ein Thema,<br />
das Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht<br />
verbindet. „Mich interessieren die Schnittstellen zwischen<br />
verschiedenen Rechtsebenen“, erklärt Schwerdtfeger.<br />
Nachdem sie ihre Promotion, das Referendariat<br />
und das Zweite Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen<br />
hatte und 2017 an der Humboldt-Universität habilitiert<br />
worden war, stand sie 2019 vor einer schweren Entscheidung:<br />
Erst erhielt sie einen Ruf an die Georgia Augusta,<br />
kurz darauf einen Ruf an die Universität Trier. Am Ende<br />
entschied sie sich für Göttingen. „Die juristische Fakultät<br />
hat einen sehr guten Ruf“, sagt sie. Daneben gab es<br />
auch einen privaten Grund: Ihr Lebenspartner Thomas<br />
Kleinlein war ein Jahr zuvor auf den Lehrstuhl für Öffentliches<br />
Recht, Völkerrecht, Europarecht und Rechtsvergleichung<br />
an der Universität Jena berufen worden –<br />
und Göttingen liegt deutlich näher an Jena.<br />
Seit März 2020 ist Angela Schwerdtfeger als Professorin<br />
für Öffentliches Recht insbesondere Verwaltungsrecht<br />
an der Universität Göttingen tätig. Dass sie jetzt an<br />
der Georgia Augusta forschen und lehren darf, empfindet<br />
sie als großes Glück. Auch ihr Mann arbeitet inzwischen<br />
in Göttingen und forscht zusätzlich zu seiner Professur<br />
in Jena als Gastwissenschaftler am Institut für<br />
Völkerrecht und Europarecht, das in der 13. Etage des<br />
,Blauen Turms‘ angesiedelt ist. Angela Schwerdtfegers<br />
Büro befindet sich weiter unten im zweiten Stock. „Er<br />
hat den besseren Ausblick“, erzählt sie lachend.<br />
Der Standort passt indes zu ihrem Selbstverständnis:<br />
Angela Schwerdtfeger will keine Forschung im Elfenbeinturm<br />
betreiben, sondern ihre juristische Expertise<br />
auch in die Zivilgesellschaft einbringen, um gemeinsam<br />
mit anderen Disziplinen und Akteuren aktuelle Probleme<br />
zu beleuchten und Lösungsansätze zu entwickeln –<br />
zum Beispiel zu den Themen Klima- und Umweltschutz.<br />
„Ich fand Umweltrecht schon immer spannend“, sagt die<br />
Juristin. Das hat auch mit ihrem Vater, dem kürzlich verstorbenen<br />
Tierforscher Ortwin Schwerdtfeger, zu tun.<br />
Dieser hatte bei seinem Langzeitprojekt zur Erforschung<br />
des Rauhfußkauzes häufig seine Tochter mit in den Harz<br />
genommen: „Ich war als Kind viel im Wald, das hat<br />
mich geprägt.“<br />
2 |<strong>2023</strong> 99
mensch<br />
IN IHRER 2010 ABGESCHLOSSENEN Dissertation untersuchte<br />
sie, welche völker- und europarechtlichen Vorgaben<br />
es für den Rechtsschutz in Umweltan gele genheiten<br />
gibt. Seitdem hat sie das Thema Umweltrecht nicht mehr<br />
losgelassen. Damals hätten sich nur wenige Juristen mit<br />
solchen Fragestellungen beschäftigt, so Schwerdtfeger.<br />
Dies habe sich spätestens mit dem Klimabeschluss des<br />
Bundesverfassungsgerichts vom 24. März 2021 geändert:<br />
„Das war ein bahnbrechender Beschluss.“ Allerdings sei<br />
dieser oft falsch interpretiert worden. Die Karlsruher<br />
Richter hätten kein „Recht auf Klimaschutz“ postuliert,<br />
sondern eine neue Rechts konstruktion entwickelt.<br />
Die Göttinger Jura-Professorin sieht es als ihre Aufgabe<br />
an, diese Konstruktion so zu erklären, dass auch Nichtjuristen<br />
sie verstehen und daraus Schlussfolgerungen für<br />
die Klimapolitik ziehen können. Die Karlsruher Richter<br />
hätten „um die Ecke“ gedacht, erläutert sie. „Das Bundesverfassungsgericht<br />
hat das damals aktuelle Klimaschutzgesetz<br />
für teilweise verfassungswidrig erklärt und<br />
vom Gesetzgeber Nachbesserungen verlangt, weil den<br />
jungen Beschwerdeführenden sonst zukünftig unangemessene<br />
Freiheitsbeschränkungen drohen.“ Daraus ergebe<br />
sich zwar, dass die Politik mehr Anstrengungen<br />
beim Klimaschutz unternehmen müsse, das Gericht habe<br />
aber zu Recht keine konkreten Maßnahmen vorgegeben.<br />
UM EIN BEWUSSTSEIN DAFÜR ZU SCHAFFEN, dass<br />
beim Klimaschutz auch Rechtsfragen bedacht werden<br />
müssen, engagiert sie sich auch außerhalb der Universität.<br />
Gemeinsam mit einer Schulfreundin hat sie an einem<br />
Hildesheimer Gymnasium ein Kooperationsprojekt zum<br />
Thema ,Können wir Klimaschutz erstreiten?‘ geleitet.<br />
Die Jugendlichen setzten sich zwei Jahre lang mit den<br />
Chancen und Grenzen erneuerbarer Energien auseinander<br />
und gingen der Frage nach, inwieweit sich Klimaschutzmaßnahmen<br />
rechtlich durchsetzen lassen. Am<br />
Ende gab es ein simuliertes Gerichtsverfahren um die<br />
Genehmigung von Windkraftanlagen. Die Schüler konnten<br />
so erleben, welche gegenläufigen Interessen in einen<br />
Ausgleich miteinander gebracht werden müssen. „Sie<br />
bekamen eine Vorstellung davon, wie komplex die Zusammenhänge<br />
sind“, erklärt Schwerdtfeger, „und wie<br />
schwierig es ist, gute Lösungen zu finden.“<br />
Gemeinsam mit dem Politikwissenschaftler Professor<br />
Simon Fink hat sie außerdem in Göttingen ein vom<br />
Niedersächsischen Wissenschaftsministerium gefördertes<br />
Projekt organisiert, das sich mit Potenzialen und<br />
Grenzen der Bürgerbeteiligung bei der Klimawende beschäftigt.<br />
AUCH UNIVERSITÄTSINTERN engagiert sich die Professorin:<br />
Schwerdtfeger ist die erste Beauftragte für die<br />
Promo vierendenausbildung an der Juristischen Fakultät,<br />
Sprecherin der Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften<br />
und beratendes Vorstandsmitglied im<br />
Zentrum für Globale Migrationsstudien. Kürzlich hat<br />
sie sich bei der Juristenfete als DJane betätigt: „Ich habe<br />
viel Musik aus den Achzigern gespielt.“<br />
In ihrer Freizeit ist sie vor allem sportlich aktiv.<br />
Die frühere Rollkunstläuferin liebt das Inlineskaten,<br />
wandert gern und joggt auf dem Wall. Auch den<br />
Brocken-Aufstieg hat sie schon mitgemacht. Ihre Entscheidung<br />
für Göttingen hat Angela Schwerdtfeger nie<br />
bereut: „In der jetzigen Lebensphase ist Göttingen genau<br />
der richtige Ort für mich.“ƒ<br />
Zur Person<br />
Angela Schwerdtfeger, geboren 1980 in Northeim, ist in<br />
Osterode aufgewachsen. Dort legte sie auch ihr Abitur ab.<br />
Danach studierte sie Jura in Trier, wo sie auch promoviert<br />
wurde. Anschließend arbeitete sie zunächst als Referendarin<br />
am Kammergericht Berlin und absolvierte Stationen unter<br />
anderem beim Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Energie und am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg.<br />
Nach dem Zweiten Staatsexamen folgte die Habilitationsphase,<br />
zunächst an der Friedrich- Schiller-Universität Jena,<br />
dann an der Berliner Humboldt- Universität.<br />
2017 erhielt sie die Lehrbefugnis und wurde 2019<br />
auf den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insbesondere<br />
Verwaltungsrecht, an der Uni Göttingen berufen.<br />
Ihre Schwerpunkte sind öffentliches Recht, Europa- und<br />
Völkerrecht, insbesondere Umwelt- und Klimaschutzrecht,<br />
Migrationsrecht und Grundrechtsschutz.<br />
2021 wurde sie nach ihrer Wahl durch den Landtag von<br />
Ministerpräsident Stephan Weil für sieben Jahre zum<br />
stellvertretenden Mitglied des Niedersächsischen<br />
Staatsgerichtshofs ernannt.<br />
100 2 |<strong>2023</strong>
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mensch<br />
Frauenpower<br />
im Forst<br />
Friederike Elisabeth Marciniak gehört zu den wenigen<br />
weiblichen Försterinnen. Um in diesem Beruf anzukommen,<br />
musste sie manchen Umweg nehmen. Heute ist sie<br />
gemeinsam mit ihrem Mann für die Betreuung von über<br />
4.000 Hektar Wald verantwortlich und engagiert sich aktiv<br />
für die nächste Generation.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />
102 2 | <strong>2023</strong><br />
Üppig grüner Wald. Auf einer kleinen Lichtung<br />
äsen friedlich Rehe mit ihren Jungen.<br />
Ein Förster streift mit der Flinte über der<br />
Schulter durch sein Revier, an der Leine<br />
zerrt und bellt sein Dackel. Kaum ein Beruf<br />
scheint so romantisch verklärt wie der des Försters.<br />
Friederike Elisabeth Marciniak lacht bei dieser Vorstellung.<br />
„Früher mag es eine Zeit gegeben haben, in der es<br />
so idyllisch zugegangen ist“, sagt die junge Försterin.<br />
„Heute bedeutet Forstwirtschaft vor allem auch Büroarbeit.“<br />
Dennoch sei es ihr Traumberuf – und sie habe<br />
die Entscheidung, in Göttingen Forstwirtschaft zu studieren,<br />
nie bereut. Ihren Jagdschein hat Marciniak ebenfalls<br />
vor fünf Jahren gemacht, ohne dabei das Klischee<br />
bedienen zu wollen. „Ich habe allerdings keine Flinte,<br />
sondern eine Büchse“, sagt sie – kleine Feinheiten, die<br />
den Unterschied machen.
mensch<br />
2 |<strong>2023</strong> 103
mensch<br />
» Im Wald wird es jedes Jahr wieder Frühling.<br />
Es geht immer weiter. «<br />
ZUM INTERVIEWTERMIN öffnet eine junge, hochschwangere<br />
Frau die Tür ihrer Wohnung in einem Dorf<br />
nahe des Seeburger Sees. Kein Forsthaus aus Holz inmitten<br />
eines Waldes – um auch mit diesem Klischee aufzuräumen.<br />
Friederike Elisabeth Marciniak lebt in einer<br />
Vier-Zimmer-Wohnung mit ihrem Mann und ihren Jagdhunden.<br />
Schnell kommen wir ins Gespräch. Ihr Mann<br />
Dominik hatte von der Aktion von <strong>faktor</strong> zum Weltfrauentag<br />
gehört, bei welchem starke Frauen in der Wirtschaft<br />
gesucht wurde. Er schrieb heimlich eine lange,<br />
sehr liebevolle Mail an die Redaktion, über seine Frau,<br />
die seit 2021 seine Geschäftspartnerin und Teilhaberin<br />
der Wald & Jagd Marciniak GbR ist. Er selbst ist ebenfalls<br />
Förster. Bereits 2019 gründeten sie gemeinsam das<br />
Unternehmen – damals noch als Einzelunternehmen, da<br />
seine Frau noch studierte „Wir sind zwei gleichberechtigte<br />
Gesellschafter, die zufällig auch verheiratet sind“,<br />
sagt Friederike Marciniak augenzwinkernd.<br />
ALS ‚FAMILIENUNTERNEHMEN‘ betreut das Ehepaar<br />
die Waldflächen privater und kommunaler Waldeigentümer<br />
– das reicht von Gutachten bis zur Jagd. Forstwirtschaftliche<br />
Betreuung bedeutet jedoch auch vollständiges<br />
Management von der Planung der Pflanzungen über<br />
den Einschlag bis zum Verkauf des Holzes. Über 4.000<br />
Hektar Wald sowohl in der Region rund um Northeim<br />
und den Harz als auch in Nordrhein-Westfalen liegen<br />
derzeit in ihren Händen. Forsteinrichtungen führen sie<br />
in derzeit vier Bundesländern durch. Nicht selten werden<br />
sie nach ihrer Expertise gefragt – auch in der Presse.<br />
Denn der Wald ist derzeit in aller Munde. Erst der Borkenkäfer,<br />
der die Fichtenbestände reduziert hat, und<br />
dann die andauernde Trockenheit, die ihr Übriges tat,<br />
um bei einer Wanderung im Harz einen sterbenden Wald<br />
sichtbar zu machen. „Im Wald wird es jedes Jahr wieder<br />
Frühling. Es geht immer weiter“, sagt die gebürtige<br />
Duis burgerin voller Zuversicht. Natürlich entstehen<br />
durch die erzwungenen Ernten viele Freiflächen. Doch<br />
mit kreativen und innovativen Planungen steht der Wald<br />
vor einer ganz neuen Zukunft. Was viele Menschen jedoch<br />
nicht wissen. Mischwälder sind nicht der Urzustand<br />
unserer Waldflächen. Mischwälder brauchen<br />
Forstwirtschaft.<br />
Warum sie sich mit ihrem Mann entschieden hat, als<br />
Unternehmen in die private Forstwirtschaft zu gehen<br />
und Waldbesitzer bei der Erhaltung ihrer Wälder zu unterstützen,<br />
hat mehrere Gründe. Einer davon ist die<br />
Chance, Generationenarbeit zu leisten und mitzugestalten.<br />
Der Wald der Zukunft kann in ihren Augen keine<br />
Monokultur sein – egal welcher Baumart. Stattdessen<br />
setzen sie auf Risikostreuung. Das bedeutet zwei bis drei<br />
Baumarten pro Hektar mit gestaffelten Altersstrukturen<br />
der Bäume. Noch nie gab es in der Fortwirtschaft so<br />
viele Möglichkeiten der Gestaltung, unter anderem dadurch,<br />
dass so viele Baumarten zur Verfügung stehen.<br />
Bis zu 50.000 Bäume pflanzen sie allein bei einem Waldbesitzer<br />
pro Herbstpflanzung. „Wenn es nur eine Möglichkeit<br />
gäbe, wäre es ja einfach“, sagt die Försterin,<br />
„wichtig ist aber, auch Nadelholz zu pflanzen – denn das<br />
brauchen wir ganz sicher in Zukunft.“<br />
Und einfach, das weiß Marciniak, war ihr Weg nie.<br />
„Ich habe mich bis hierher ganz allein durchgeboxt“, erzählt<br />
sie von ihrem steinigen Werdegang. Nach ihrem<br />
Realschulabschluss erlangte sie das Fachabitur mit dem<br />
Schwerpunkt Gesundheit und Soziales. Familiär in diesem<br />
Bereich vorgeprägt – Mutter und Tante waren als<br />
Kinderkrankenschwestern tätig – begann sie im Anschluss<br />
daran, an der Hochschule für Gesundheit in<br />
Bochum Ergotherapie zu studieren. Als Kind einer Arbeiterfamilie<br />
war sie die Erste, die ein Abitur ablegte und<br />
ein Studium begann. Nach zwei Semestern stand jedoch<br />
der Entschluss fest, sich noch zu verändern. „Meine Familie<br />
hätte es lieber gesehen, wenn ich nach dem abgebrochenen<br />
Studium eine handfeste Ausbildung gemacht<br />
hätte. Doch nach einem Praktikum im Forst wusste ich,<br />
dass ich noch einmal studieren werde – aber dieses Mal<br />
das Richtige“, so die 29-Jährige.<br />
WOHER DIE FASZINATION FÜR DEN WALD und somit<br />
die Forstwirtschaft kommt, weiß sie nicht. Es gab nicht<br />
diesen einen, alles entscheidenden Moment oder eine<br />
Kindheit, die sie ausschließlich im Wald verbrachte.<br />
Letztlich ist es auch egal. Ihre Augen strahlen, wenn sie<br />
von ihrer Arbeit erzählt. Und das, obwohl sie als Frau in<br />
einer Männerdomäne, wie sie selbst sagt, immer etwas<br />
mehr „ihren Mann als Frau stehen“ muss. Was ihr bis-<br />
104 2 | <strong>2023</strong>
mensch<br />
her gemeinsam mit ihrem Mann sehr gut gelungen ist.<br />
Das Unternehmen ist in den zwei Jahren als GbR so sehr<br />
gewachsen, dass sie mittlerweile drei Förster eingestellt<br />
haben – und die Wald & Jagd Marciniak GbR soll weiter<br />
wachsen.<br />
„Fleißig sein, das ist wichtig“, sagt sie, „das ist es, was<br />
zählt.“ Daran wird sich auch nichts ändern, wenn ihre<br />
Tochter auf der Welt ist. Sehr wahrscheinlich wird sie als<br />
‚Waldkind‘ aufwachsen. Ob Tragetuch und geländefähiger<br />
Buggy, das wird sich zeigen. So wie sie bisher ihren<br />
Weg gegangen ist, wird Friederike Marciniak ihn auch<br />
weiter gehen. „Ich bleibe auf jeden Fall nicht zu Hause“,<br />
sagt sie, während sie liebevoll die Hände auf ihren Bauch<br />
legt. „Wenn ich das gewollt hätte, wäre ich einen einfacheren<br />
Weg gegangen, als mich in der freien Wirtschaft<br />
selbstständig zu machen.“ Forstwirtschaft ist eine Aufgabe,<br />
die generationenübergreifend plant. Wer heute die<br />
jungen Bäume setzt, wird nicht den Einschlag planen.<br />
Und so wird auch die junge Familie den Wald der Zukunft<br />
für ihre Kinder und weitere Generationen planen<br />
und auf einen guten Weg bringen. Es braucht diesen jungen,<br />
innovativen Geist in der Forstwirtschaft, damit wir<br />
alle eines Tages wieder durch gesunde, grüne Wälder<br />
wandern. ƒ<br />
KONTAKT<br />
Wald und Jagd Marciniak GbR<br />
Hünstollenstraße 14a<br />
37136 Waake<br />
Tel. 05507 4850537<br />
info@wald-jagd.de<br />
www.wald-jagd.de<br />
2 |<strong>2023</strong> 105
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Georg-August-Universität<br />
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Top-Frauen<br />
der Region
PROFIL<br />
TOP-FRAUEN<br />
Arineo: Vielfalt und Erfolg<br />
Einblicke aus erster Hand: Inspirierende Frauen aus verschiedenen Unternehmensbereichen<br />
über ihre Herausforderungen, Erfolge und ihre Visionen für die Zukunft.<br />
Ariane Mühlethaler<br />
Ariane Mühlethaler, Marketing Managerin<br />
Neben Ihrer Arbeit bei Arineo sind Sie auch<br />
Kinderbuchautorin und Kita-Aktivistin.<br />
Das klingt nach viel. Wie schaffen Sie es, das<br />
alles zu managen?<br />
Wie bei fast allen Menschen, die auf den ersten<br />
Blick viel schaffen, gibt es auch bei mir eine<br />
sehr fleißige Person im Hintergrund. Und ich<br />
gehe Sachen, die es zulassen, stückweise an.<br />
An ,Friedo, der erkältete Kühlschrank‘ zum Beispiel<br />
habe ich knapp zwei Jahre lang gearbeitet.<br />
In diesem Zeitraum gab es natürlich auch<br />
längere Pausen, wenn es gerade sein musste.<br />
Außerdem habe ich das große Glück, sehr<br />
flexibel arbeiten zu können. Wenn ein privates<br />
Projekt mal mehr Aufmerksamkeit bedarf,<br />
kann ich das in der Regel gut mit meinem Job<br />
vereinbaren.<br />
Wer ist Ihr persönliches Vorbild und warum?<br />
Das ist eine sehr gute Frage! Viele Menschen<br />
in meinem Umfeld sind mir für bestimmte Aspekte<br />
ihrer Persönlichkeit oder ihres Handelns<br />
ein Vorbild. Ich picke mir das Beste aus jeder<br />
Begegnung heraus und lasse mich davon inspirieren.<br />
Schließlich sind wir alle nicht perfekt<br />
– und das ist auch gut so!<br />
Sarah Peters, HR-Referentin und Vorsitzende<br />
des Arineo-Aufsichtsrats<br />
Was finden Sie bei Ihrer Tätigkeit als<br />
Aufsichtsrätin am spannendsten?<br />
Da gibt es zwei wesentliche Punkte: Zum einen<br />
bekomme ich Einblicke, die ich bei meiner<br />
ursprünglichen Arbeit nie erhalten würde und<br />
durch die ich besser verstehen lerne, wie unser<br />
Geschäft funktioniert. Zum anderen kann ich im<br />
Aufsichtsrat globale Personalstrategie- Themen<br />
mit den Geschäftsleitungen diskutieren.<br />
Wie können Unternehmen dazu beitragen,<br />
die Gleichstellung der Geschlechter am<br />
Arbeitsplatz zu fördern?<br />
Sofern es möglich ist, Kernarbeitszeiten aufweichen,<br />
Homeoffice ermöglichen, wichtige<br />
Meetings in den Vormittag legen. Und Verantwortung<br />
an Frauen und Männer in Teilzeit<br />
übertragen – das ist für mich der wichtigste Aspekt.<br />
Wenn Teilzeittätigkeiten inhaltlich abgewertet<br />
werden, wird eine Gleichstellung nicht<br />
möglich sein. Ebenso sollten wir als Gesellschaft<br />
darüber nachdenken, wie sich Frauen<br />
gezielt für Tätigkeiten ansprechen lassen, die<br />
noch von Männern dominiert werden – und<br />
auch andersrum. Dafür müssen die Rahmenbedingungen<br />
im Unternehmen passen. Ich<br />
würde es auch für sinnvoll erachten, wenn sich<br />
wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen an einer<br />
guten Kinderbetreuung vor Ort beteiligen,<br />
um mehr Frauen in Vollzeit zu beschäftigen<br />
und generell Eltern zu entlasten.<br />
108 2 |<strong>2023</strong>
PROFIL<br />
Sarah Peters Jennifer Emrich Florencia Anabel Kloster<br />
Jennifer Emrich, Recruiting Specialist<br />
In der IT-Branche herrscht Fachkräftemangel,<br />
trotzdem haben Sie im letzten Jahr über 70<br />
neue Mitarbeiter:innen eingestellt. Wie haben<br />
Sie das geschafft?<br />
Wir haben ein Organisationsprinzip ohne<br />
Hierar chie und mit hoher Eigenverantwortung<br />
und sind auf dem Weg zu einer ,Employee<br />
owned Company‘ – einem Unternehmen im<br />
Eigentum der Mitarbeitenden. Damit treffen<br />
wir die Bedürfnisse vieler IT-Kräfte, die in der<br />
Regel modernen Konzepten gegenüber sehr<br />
aufgeschlossen sind. Hinzu kommt, dass<br />
sich Kandidat:innen aufgrund von Empfehlungen<br />
durch Kolleg:innen bei uns bewerben und<br />
wir sie im Idealfall auch einstellen. Unsere<br />
Kolleg:innen sind tolle Markenbotschafter:innen<br />
und Recruiter:innen!<br />
Was gibt Ihnen Energie im Arbeitsleben?<br />
Die unterstützende und bereichernde Zusammenarbeit<br />
mit meinen Kolleg:innen macht mir<br />
sehr viel Spaß und ist eine wichtige Triebfeder<br />
in meinem Arbeitsalltag. Und natürlich motiviert<br />
mich der Erfolg: zu erleben, wie eindrucksvoll<br />
Arineo sich seit der Gründung entwickelt<br />
hat und wie viele Menschen, denen ich<br />
tagtäglich begegne, unser Unternehmenskonzept<br />
anspricht. Dass es sie genauso begeistert<br />
wie mich selbst, zeigt mir, dass wir auf dem<br />
richtigen Weg sind.<br />
Florencia Anabel Kloster, Finance Beraterin<br />
Der Frauenanteil in der IT-Branche liegt bei<br />
23 Prozent, bei Arineo erfreulicherweise bei<br />
31 Prozent. Warum haben Sie sich für einen<br />
Job in der IT entschieden?<br />
Generell gibt es in der IT-Branche ein riesiges<br />
Potenzial für Frauen. In der IT zu arbeiten, erfordert<br />
eine kreative Arbeits- und Denkweise,<br />
die uns Frauen sehr entgegenkommt.<br />
Vor meinem Einstieg habe ich erkannt, dass in<br />
der Kombination von IT und meiner Expertise<br />
im Bereich der Finanzbuchhaltung enorme<br />
Chancen liegen, mich persönlich weiterzuentwickeln<br />
und beruflich aufzusteigen.<br />
Eine zusätzliche Motivation, um in der Branche<br />
Fuß zu fassen, war das flexible Arbeitszeitmodell,<br />
das bei Arineo aktiv gelebt wird und<br />
eine sehr gute Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf ermöglicht.<br />
Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben,<br />
die eine Karriere in einem männerdominierten<br />
Berufsfeld anstreben?<br />
Schon allein, dass die IT-Branche im Jahr <strong>2023</strong><br />
immer noch ein männerdominiertes Berufsfeld<br />
ist, sollte bereits Motivation genug sein.<br />
Meine persönliche Erfahrung hat gezeigt, dass<br />
es nicht nur einen großen Bedarf an Programmierer:innen<br />
und Softwareentwickler:innen<br />
gibt, sondern darüber hinaus auch an Berufen<br />
in der Beratung, im Projektmanagement oder<br />
auch in der Personalführung.<br />
Man sollte sich frei vom Klischee klassischer<br />
Frauen- und Männerberufe machen und sich<br />
auf seine eigenen Stärken besinnen. Es gibt<br />
immer mehr weibliche Vorbilder in der Branche,<br />
an diesen sollte sich die neue Generation<br />
orientieren.<br />
KONTAKT<br />
Arineo GmbH<br />
Paulinerstr. 12<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 521380<br />
info@arineo.com<br />
www.arineo.com<br />
2 |<strong>2023</strong> 109
PROFIL<br />
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Hoch und hinaus innovativer Heiztechnik mit gutem Teamwork<br />
Was haben Klettern, Laufen und<br />
das Immobiliengeschäft gemeinsam?<br />
Stefanie Blaeß kennt alle<br />
drei Bereiche und hat eine klare Antwort auf<br />
die Frage: „Bei allen ,Disziplinen‘ kommt<br />
es auf Ausdauer an, und gelegentlich ist<br />
auch mal ‚Durchkämpfen‘ angesagt.‘‘ Die<br />
28-jährige Immobilienfachwirtin stieg 2018<br />
bei dem 70 Mitarbeiter starken Immobilienunternehmen<br />
am Hauptsitz in Hannover ein.<br />
Seit 2022 leitet sie das Göttinger Büro der<br />
Delta Immobiliengruppe, die mit der Delta<br />
Fonds nebst der Delta Domizil – seit 2020 von<br />
Ana Lisa Rossin geleitet – in Göttingen vertreten<br />
ist.<br />
„Als sich die Gelegenheit bot, hier im Rahmen<br />
der Standortentwicklung mehr Verant-<br />
Delta Domizil GmbH<br />
wortung zu übernehmen, Büro habe Göttingen ich mich sofort<br />
angesprochen gefühlt und nicht lange darüber<br />
nachgedacht“, sagt 37073 die seit Göttingen Kurzem für den<br />
Masterstudiengang Diplom-Immobilienökonomie<br />
eingeschriebene, fortbildungsfreudige Führungskraft.<br />
Sie weiß, worauf es an ihrem Bürostandort<br />
Göttingen mit seinen sieben Kollegen<br />
ankommt: „Wir möchten mit unserem jungen<br />
Team stets auf Augenhöhe die Unternehmensziele<br />
mit Tatkraft und Freude gemeinsam umsetzen<br />
und somit für unsere Verwaltungsmandate<br />
VERMIETUNG DURCH:<br />
Robert-Gernhardt-Platz 3<br />
eine professionelle Dienstleistung erbringen.“<br />
Dies fördern wir nicht zuletzt mit Teambuildingmaßnahmen<br />
wie etwa Firmenevents und<br />
Sport aktivitäten. Im Zuge einer stetigen Anpassung<br />
an die digitalen Arbeits- und Strukturprozesse<br />
investieren die beiden Frauen auch viel<br />
Zeit ins Networking. Bei Treffen der Wirtschaftsund<br />
Immobilienjunioren oder der regionalen<br />
Wirtschaftsförderer knüpft Stefanie Blaeß Kontakte<br />
zu anderen Dienstleistern, Handwerkern<br />
oder künftigen Kollegen.<br />
IM TAGESGESCHÄFT IST SIE mindestens<br />
einmal wöchentlich im Außendienst zu Terminen<br />
der direkten Immobilienbetreuung in<br />
Göttingen, im Harz oder auch überregional in<br />
Ana Lisa Rossin<br />
Münster, Gießen oder Kassel. „Es wird immer<br />
komplexer Tel.: – nicht +49 zuletzt (551) auch 50 30 aufgrund 50–33for-<br />
malrechtlicher Mobil: sowie +49 technischer 163 7560751 Neuerungen<br />
der immobilienwirtschaftlichen rossin@deltadomizil.de Regelwerke“,<br />
sagt Blaeß – aber genau diese Herausforderungen<br />
schätzt sie sehr. Denn bei der Lösung von<br />
Problemen können sie sich auf die Strukturen<br />
der vor 50 Jahren gegründeten Firmengruppe<br />
verlassen. In den zur Gruppe gehörenden<br />
Unternehmen Delta Domizil, Delta Bau, Delta<br />
Energie und Delta Fonds finden sich stets Immobilienprofis,<br />
die mit ihrer Expertise Projekte<br />
voranbringen. Nach der inzwischen nahezu<br />
kompletten Vermietung des in den letzten Jahren<br />
im Göttinger Stadtteil Weende entstandenen<br />
Sartorius-Quartiers läuft nun das nächste<br />
Projekt für die Firmengruppe an. Auf dem Gelände<br />
eines ehemaligen Möbelhändlers nahe<br />
der Kasseler Landstraße entstehen neue Büroflächen,<br />
die 2024 bezugsfertig sind.<br />
Die Entwicklung des K5 Bürokomplexes hat<br />
Ana Lisa Rossin von der Delta Domizil begleitet.<br />
Sie übernimmt auch die Vermarktung.<br />
Auch hier hat das Team der Delta Gruppe gut<br />
kooperiert. Dazu sagt Stefanie Blaeß: „Dies<br />
zeigt die Leistungsfähigkeit unseres Teams<br />
– und so bekommen wir auch immer wieder<br />
neue und attraktive Aufträge.“<br />
KONTAKT<br />
Delta Immobilien Gruppe<br />
Stefanie Blaeß, Büroleiterin Göttingen<br />
Robert-Gernhardt-Platz 3<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 50305030<br />
blaess@deltafonds.de<br />
www.deltafonds.de<br />
TEXT STEFAN LIEBIG<br />
110 2 |<strong>2023</strong>
PROFIL<br />
Simone Klare, Laureen Albers,<br />
Nicole Bockler (v.l.)<br />
Karriere mit Leidenschaft<br />
Herz, Stärke und Partnerschaft: Nicole Bockler, Kanzleimanagerin bei HSP STEUER Göttingen<br />
Sie schwingt nicht nur in ihrer Hängematte,<br />
sondern auch im Job: Nicole Bockler<br />
ist Kanzleimanagerin bei HSP STEUER<br />
Göttingen. Eine starke Frau, die ihre Karriere<br />
mit Leidenschaft und Hingabe gestaltet und<br />
gleichzeitig die Balance zwischen Arbeit und<br />
Privatleben bewahrt hat.<br />
Nach ihrer Ausbildung zur Steuerfachangestellten<br />
2005 wurde Nicole geprüfte Bilanzbuchhalterin<br />
IHK, arbeitete als Sachbearbei<br />
te rin in der Buchhaltung, war Leiterin<br />
Finanz- und Personalwesen und ist seit April<br />
2018 Kanzleimanagerin bei HSP STEUER Göttingen.<br />
Ihre Rolle ist vielfältig. Sie verwaltet Projekte,<br />
organisiert Abläufe und agiert als rechte Hand<br />
der Geschäftsführung. Ebenso verantwortet sie<br />
das Marketing und die Social-Media-Aktivitäten<br />
der Kanzlei und steht Bewerberinnen und Bewerbern<br />
sowie potenziellen Mandanten als Erstkontakt<br />
zur Verfügung. Darüber hinaus begleitet<br />
sie das Onboarding neuer Teammitglieder.<br />
AN HSP STEUER GÖTTINGEN schätzt Nicole<br />
besonders die Unternehmenskultur und hierbei<br />
besonders die familiäre Atmosphäre zwischen<br />
den Chefs sowie die gelebten Werte<br />
von ,Herz, Stärke und Partnerschaft‘. Zu den<br />
Qualitäten der Kanzlei zählt sie die Förderung<br />
fachlicher wie persönlicher Kompetenzen,<br />
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die<br />
Home office-Lösungen mit Top-Ausstattung<br />
und das immer offene Ohr für ihre Anliegen.<br />
Mit drei Kindern und einem starken familiären<br />
Netzwerk im Rücken weiß Nicole, wie<br />
wichtig Flexibilität und eine ausgewogene<br />
Work-Life-Balance sind. HSP STEUER Göttingen<br />
unterstützt dies z. B. durch Gesundheitsförderung<br />
mit Heasy, einem Programm, das<br />
sie persönlich sehr gerne nutzt. Der Teamgeist<br />
bei HSP wird durch zweiwöchige Teamsitzungen<br />
und monatliche Teamfrühstücke gestärkt,<br />
bei denen es Zeit zum Austausch und zur offenen,<br />
transparenten Kommunikation gibt.<br />
WENN SIE NICHT GERADE die Geschicke<br />
der Kanzlei lenkt, findet man Nicole in ihrer<br />
Hängematte, wo sie Ruhe tankt und neue<br />
Energie schöpft. Eine leidenschaftliche Gärtnerin,<br />
die Freude an ihren Kräutern findet und<br />
ihre Arbeit genauso pflegt und wachsen lässt,<br />
wie sie es in ihrem Garten tut.<br />
Nicole Bockler – eine beeindruckende Frau,<br />
die ihren Weg geht und dabei zeigt, dass man<br />
mit Herz, Stärke und Partnerschaft viel erreichen<br />
kann.<br />
DREI DER POWERFRAUEN bei HSP STEUER<br />
Göttingen: Die Kanzleimanagerin Nicole Bockler<br />
und die Steuerberaterinnen Laureen Albers<br />
und Simone Klare, seit 2022 Prokuristinnen<br />
der HSP STEUER Göttingen GmbH Steuerberatungsgesellschaft.<br />
KONTAKT<br />
HSP STEUER Göttingen GmbH<br />
Steuerberatungsgesellschaft<br />
Stresemannstraße 28C<br />
37079 Göttingen<br />
Tel. 0551 8208070<br />
goettingen@hsp-steuer.de<br />
www.hsp-steuer.de/goettingen<br />
2 |<strong>2023</strong> 111
PROFIL<br />
TOP-FRAUEN<br />
Die transformative Kraft der<br />
Positiven Psychologie<br />
Vanessa Freitag inspiriert Unternehmen deutschlandweit.<br />
Heutzutage suchen Unternehmen nach<br />
neuen Wegen, das Wohlbefinden ihrer<br />
Mitarbeiter:innen zu verbessern.<br />
VANESSA FREITAG tut genau das und begeistert<br />
Unternehmen deutschlandweit mit ihrer<br />
einzigartigen Herangehensweise als Expertin<br />
der Positiven Psychologie. Sie fördert nicht nur<br />
das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen, sondern<br />
ermöglicht es ihnen, ihr volles Potenzial<br />
auszuschöpfen.<br />
Durch interaktive Workshops, inspirierende<br />
Vorträge und individuelles Coaching schafft<br />
sie eine Atmosphäre des Wachstums und der<br />
Selbstreflexion. Ihre Leidenschaft und fesselnden<br />
Vorträge ermutigen Menschen, ihre Grenzen<br />
zu überschreiten und über sich hinauszuwachsen.<br />
UNTERNEHMEN, die Vanessa Freitag engagieren,<br />
berichten von gesteigerter Mitarbeiterzufriedenheit,<br />
verbessertem Teamwork und<br />
höherer Produktivität. Ihre maßgeschneiderten<br />
Methoden fördern eine positive Unternehmenskultur,<br />
die sich auf alle Ebenen auswirkt.<br />
„Vanessa Freitag verkörpert die transformative<br />
Kraft der Positiven Psychologie“, so der WDR<br />
im Februar <strong>2023</strong>.<br />
Vanessa Freitag<br />
KONTAKT<br />
Positive Psychologie – Training & Coaching<br />
Vanessa Freitag<br />
Charlottenburger Str. 6<br />
37085 Göttingen<br />
Tel. 0151 41222123<br />
info@positive-mind.solutions<br />
positive-mind.solutions<br />
Eröffnung<br />
Seegarten ab dem<br />
16.06.<strong>2023</strong> täglich<br />
12. 00 – 21. 00 Uhr<br />
*bei gutem Wetter<br />
LOKAL · REGIONAL · INTERNATIONAL<br />
| frische Produkte<br />
| ofenfrisches Sauerteigbrot<br />
| hausgemachte Kuchen<br />
| täglich wechselndes Mittagsangebot<br />
| Menü am Abend<br />
| Wohlfühlambiente bei uns am<br />
Göttinger Kiessee<br />
WWW.RESTAURANT-KREDO.DE<br />
112 2 |<strong>2023</strong>
PROFIL<br />
Vorstand des Verbundes ,Frau & Betrieb‘ (v. l.):<br />
Natalia Hefele (Geschäftsführung), Heike<br />
Gutknecht (Klartext GmbH / Capera Gruppe),<br />
Karin Friese (Wirtschaftsförderung Region<br />
Göttingen) und Eliane Krüger (Lampe<br />
legal Anwaltsgesellschaft und Notare)<br />
Frauen in Führung vernetzen sich<br />
Wir möchten Vorbilder zeigen und<br />
mit diesen Beispielen andere<br />
Frauen motivieren, sich für Führungsaufgaben<br />
und Führungspositionen zu<br />
entscheiden“, sagt Natalia Hefele. Sie leitet<br />
die bei der städtischen Koordinierungsstelle<br />
,Frauen & Wirtschaft‘ angesiedelte Geschäftsstelle<br />
des Unternehmens verbundes<br />
,Frau & Betrieb‘ Göttingen. Mitglieder des<br />
Verbundes verfolgen das Ziel, zukunftsorientierte<br />
Personalentwicklung zur Verbesserung<br />
der Vereinbarkeit von Beruf und Familie umzusetzen.<br />
Unterstützung von Frauen, die sich<br />
für Führungs- und Verantwortungspositionen<br />
entscheiden, gehört ebenso zum Schwerpunkt<br />
des Verbundes. Im Herbst 2021 hat der<br />
Vorstand ein Netzwerk für Führungsfrauen<br />
und Unternehmerinnen ins Leben gerufen.<br />
Alle zwei Monate kommen um die 30 weibliche<br />
Führungskräfte und Unternehmerinnen<br />
aus der Region zusammen, um sich über Führungskultur<br />
auszutauschen und die Philosophie<br />
ihrer Unternehmen und Organisationen<br />
frauengerecht zu verändern.<br />
DAS THEMENSPEKTRUM dieser Netzwerktreffen<br />
reicht von gendergerechten Stellenausschreibungen<br />
über Kommunikations- und Unternehmenskultur<br />
bis zum Selbstmarketing<br />
von Frauen in ihren Unternehmen und Organisationen.<br />
Neben Impulsvorträgen, Seminaren<br />
und anschließenden Diskussionen ist die<br />
Teilnahme an regionalen Mentoring-Programmen<br />
in Aussicht gestellt. Feedbacks und Erfahrungsaustausch<br />
sind wichtige Bestandteile<br />
des Netzwerks. „Göttingen ist ein Sonderfall:<br />
Hier gibt es – wie wir in unserer Podiumsdiskussion<br />
,Erfolgs<strong>faktor</strong> Frau‘ im Januar dieses<br />
Jahres eindrucksvoll sehen konnten – überdurchschnittlich<br />
viele Frauen in Führungs positionen,<br />
die viel voneinander lernen können“,<br />
stellt Vorstandsmitglied Heike Gutknecht fest.<br />
DAS NETZWERK VON FRAUEN in Führungs-<br />
und Verantwortungspositionen strebt<br />
an, noch mehr ,Frauenpower‘ in der Region<br />
zu fordern – speziell in den Branchen, die<br />
Nachholbedarf haben. Unter Power verstehen<br />
Mitglieder des Netzwerkes unter anderem,<br />
dass sich die Frauen firmenintern aktiver<br />
präsentieren und behaupten sowie extern<br />
zielorientierter vernetzen, um neue Kontakte<br />
bewusst geschäftlich zu nutzen. Wie das alles<br />
funktioniert, lernen Mitglieder und Gäste des<br />
Netzwerkes am besten bei den vielen Veranstaltungen<br />
der nächsten Monate zu Themen<br />
wie ,Sichtbarkeit im Unternehmen‘, ,Führung<br />
in Teilzeit oder aus Distanz‘ oder ,Führung und<br />
Kommunikation‘.<br />
Mehr Termine sowie Informationen zum<br />
Verbund und den Netzwerken gibt es auf der<br />
Homepage www.frauen-wirtschaft.de, die sich<br />
als Infoplattform für InteressentInnen an der<br />
neue Farbwerte HKS 59<br />
Thematik ,Frauen in der Wirtschaft‘ HKS 65 versteht.<br />
KONTAKT<br />
TEXT: STEFAN LIEBIG<br />
Koordinierungsstelle ,Frauen &Wirtschaft‘/<br />
Verbund ,Frau & Betrieb‘ e.V.<br />
Stadt Göttingen – Neues Rathaus<br />
Hiroshimaplatz 1–4, Zimmer 922/923<br />
Dr. Natalia Hefele<br />
Geschäftsführung und Projektleitung<br />
37083 Göttingen<br />
Tel. 0551 4002860<br />
kostelle@goettingen.de<br />
www.frauen-wirtschaft.de<br />
2 |<strong>2023</strong> 113
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PROFIL<br />
REFRATECHNIK ist ein<br />
Familienbetrieb<br />
Seit 2021 ist Dr. Diana Fähsing Werksleiterin<br />
der REFRATECHNIK Cement GmbH in Göttingen.<br />
Ihre 138 Mitarbeiter kennt sie alle persönlich.<br />
„Wir haben hier eine hohe Kompetenz,<br />
die benötigt wird, um feuerfeste Produkte<br />
in herausragender Qualität herzustellen“, berichtet<br />
sie.<br />
DR. FÄHSING ist mehr als nur Werksleiterin.<br />
Sie ist eine Frau voller Energie und Engagement<br />
für den Betrieb und die Zukunft des<br />
Unter nehmens. „Mich begeistern innovative<br />
Ideen und deren Verwirklichung. Ich möchte<br />
gestalten.“ Und das kann sie bei Refratechnik,<br />
wo sie ausreichend Spielraum hat. In der<br />
langjährigen Erfolgsgeschichte des Unternehmens<br />
ist Frau Dr. Fähsing die erste weibliche<br />
Werksleiterin. Doch als Vorzeigefrau für Emanzipation<br />
sieht sie sich dennoch nicht. „Für<br />
mich stellte sich nie die Frage, ob ich als Frau<br />
den Job bewältigen kann. Ich bin ein Teamplayer<br />
und ich möchte gemeinsam mit meinen<br />
Mitarbeitern Ziele erreichen.“ Die Werksleiterin,<br />
die Wein und Sushi liebt, hat ein offenes Ohr<br />
für die Probleme ihres Personals – von privaten<br />
Sorgen bis hin zum Ärger mit den Pressen.<br />
Sie lässt Nähe zu, bleibt aber trotzdem authentisch.<br />
Niemand käme wohl auf die Idee, es ihr<br />
gegenüber am nötigen Respekt fehlen zu lassen.<br />
Dr. Diana Fähsing<br />
KONTAKT<br />
REFRATECHNIK CEMENT GmbH<br />
Dr. Diana Fähsing<br />
Rudolf-Winkel-Str. 1<br />
37079 Göttingen<br />
Tel. 0551 6941-0<br />
refra@refra.com<br />
www.refra.com<br />
against all odds<br />
Auch Frauen können Technik.<br />
Die Ausbildung zur Kunststoff-Formgeber:in<br />
war nicht mein Wunsch.<br />
Doch schnell lernte ich diesen Beruf<br />
wegen der Berührungspunkte zu den Naturwissenschaften<br />
lieben. Diese Leidenschaft hält<br />
bis heute. Die Meister:innen-Weiterbildung, als<br />
eine der ersten in diesem Beruf, erfolgte bereits<br />
wenige Jahre später. Die Erprobung von Neuformen<br />
und die Prozessentwicklung sind meine<br />
Triebfeder.<br />
Der Eintritt in die Selbstständig keit war wenige<br />
Jahre später die logische Konsequenz,<br />
um eigene Vorstellungen über Fertigung von<br />
Kunststoff-Spritzgießteilen umsetzen zu<br />
können. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit<br />
waren für mich und mein Unternehmen<br />
in den 1990er-Jahren schon wichtig. Nur wollte<br />
es niemand bezahlen. Heute ein präsentes<br />
Thema. Seit Jahren kann HF-Kunststofftechnik<br />
durch Eigenentwicklungen den Energieverbrauch<br />
teilegenau messen und die Anlagen<br />
per Mobiltelefon steuern. Mehr als 20 Prozent<br />
Energieeinsparung sind 2022 das Ergebnis.<br />
Die Nachhaltigkeit ist auch weiter ein wichtiges<br />
Thema. Bereits 10 Prozent des Energiebedarfs<br />
wird ,grün‘ erzeugt. Geplant ist ein<br />
jährlicher Zuwachs von weiteren 10 Prozent.<br />
Ein Zwangsumzug im Jahr 2019 formte uns<br />
zu einem Betrieb mit 100 Prozent Frauenquote.<br />
Auch Frauen können Technik. So wünsche<br />
ich mir mehr Frauen in technischen Berufen.<br />
Gerne auch bei uns.<br />
Helle Faupel<br />
KONTAKT<br />
HF-Kunststofftechnik<br />
Helle Faupel<br />
Inhaberin<br />
Georg-Stelling-Straße 1<br />
37197 Hattorf am Harz<br />
2 |<strong>2023</strong> 115
mensch<br />
116 2 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
Auf der<br />
richtigen<br />
Welle<br />
Peter Müller-Kronberg stieg vor zehn<br />
Jahren in dritter Generation bei Zufall<br />
ein und brachte frischen Wind in den<br />
Familien betrieb. So entwickelte sich<br />
im Göttinger Logistikunternehmen unter<br />
ihm auch das zufall.lab – ein Ort,<br />
an dem Innovationen entstehen und<br />
Transformation gelebt wird.<br />
Der 39-jährige CEO spricht über den<br />
Mut zum Risiko, den sowohl Surfer als<br />
auch Unternehmer brauchen, und darüber,<br />
warum die wirklich wichtigen Dinge im<br />
Leben nicht käuflich sind.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
2 |<strong>2023</strong> 117
mensch<br />
» Will ich erfolgreich sein, muss ich wissen,<br />
118 2 |<strong>2023</strong><br />
wie Menschen ticken, und ich muss<br />
mich selber kennen. «<br />
Ein Mann steht auf seinem<br />
Surfboard. Vollkommen<br />
in dem Moment und zu<br />
einhundert Prozent bei<br />
sich. Nur das Meer, die<br />
Wellen und er. Gute Surfer<br />
haben ein Gespür für die<br />
Welle. Keine ist wie die<br />
andere, alles verändert<br />
sich, alles ist im Fluss.<br />
Vertrauen in sich selbst,<br />
sich einschätzen können,<br />
eine Entscheidung treffen und es durchziehen – für Peter<br />
Müller-Kronberg ist sein Lieblingssport eine gute Analogie<br />
zu seiner Aufgabe als CEO der Zufall logistics group.<br />
„Als Unternehmer machst du genau das jeden Tag. Und<br />
wie im Sport brauchst du Kompetenzen, die Liebe zur<br />
Sache und einen gewissen Mut zum Risiko.“ Zum Surfen<br />
kommt der 39-jährige Familien vater zwar nicht mehr so<br />
oft wie früher, aber er ist sich sicher, dass ihn diese Leidenschaft<br />
bis zu seinem Lebensende begleiten wird.<br />
PETER MÜLLER-KRONBERG ist eines von drei Kindern<br />
und der Einzige, der in das Familienunternehmen einsteigt.<br />
Sein Vater Gerhard Müller hatte es ihm freigestellt,<br />
unter der Bedingung, dass sich sein Sohn bis zu<br />
seinem 30. Geburtstag entscheiden sollte. „Ich hatte die<br />
Wahl – und das ist ein Privileg, ohne Zweifel“, sagt<br />
Müller- Kronberg heute. Erfahrungen sammeln, andere<br />
Kulturen kennenlernen und neue Perspektiven entdecken<br />
– das treibt den gebürtigen Göttinger von jeher<br />
an. Er verbringt bereits während seiner Schulzeit ein Jahr<br />
in Irland, reist später neun Monate mit dem Rucksack<br />
durch Mittelamerika. Prägend für seine Entwicklung ist<br />
der Zivildienst. Zusammen mit drei weiteren jungen<br />
Menschen ist er für den Standort Hörnum auf Sylt der<br />
Schutzstation Wattenmeer verantwortlich, führt Exkursionen<br />
durch, hält Vorträge. Er studiert Eventmanagement,<br />
einen international angelegten Studiengang, arbeitet<br />
bei einer Sportmarketingagentur und sammelt Praxis-
mensch<br />
erfahrungen in anderen Logistikbetrieben. Nicht gerade<br />
der klassische Weg für jemanden, der das Logistikunternehmen<br />
der eigenen Familie übernehmen kann.<br />
„Dabei haben mich alle Stationen genau darauf gut vorbereitet.<br />
Logistik ist ein globales Geschäft und funktioniert<br />
nur mit Menschen. Will ich erfolgreich sein, muss<br />
ich wissen, wie Menschen ticken, und ich muss mich<br />
selber kennen“, erklärt der CEO überzeugt. Die einzige<br />
Bedingung, die er für seinen Einstieg stellte: Ich möchte<br />
ein Unternehmen führen, in dem ich selbst gern arbeite.<br />
„In den intensiven Gesprächen mit meinem Vater ist mir<br />
klar geworden, dass es immer wieder Herausforderungen<br />
geben wird, die es zu überwinden gilt, und dass meine<br />
innere Überzeugung die tragende Säule dafür sein wird.“<br />
1928 GRÜNDETE FRIEDRICH ZUFALL das Unternehmen<br />
in Kassel, wodurch es seinen unverwechselbaren Firmennamen<br />
erhielt, der aus Deutschlands Logistiklandschaft<br />
nicht mehr wegzudenken ist. Mittlerweile besteht<br />
die Zufall logistics group aus zehn Niederlassungen in<br />
ganz Deutschland, hat über 2.000 Mitarbeitende und<br />
einen Umsatz von 450 Millionen Euro. Neben dem<br />
Transport ist die Kontraktlogistik ein wichtiges Geschäftsfeld,<br />
das Logistiklösungen mit langfristigen Geschäftspartnern<br />
erarbeitet. Bestes Beispiel ist der Kunde<br />
Sartorius.<br />
ZUR PERSON<br />
Peter Müller-Kronberg führt als CEO und Gesellschafter<br />
in dritter Generation das Familienunternehmen.<br />
Bevor der heute 39-Jährige vor zehn Jahren bei Zufall<br />
einstieg, studierte er Eventmanagement und sammelte<br />
Erfahrungen im Sportmarketing sowie im Autorennsport,<br />
wo er sekundengenau getaktete logis tische Abläufe<br />
kennenlernte.<br />
Müller-Kronberg lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in<br />
Göttingen. Er integriert in seinem Privatleben und in der<br />
Unternehmens kultur eine gelebte Nachhaltigkeit,<br />
die auf die Zukunft der Enkel einzahlt. Mit Zufall möchte<br />
er nach neuen Wegen suchen, die uns zu einem<br />
verantwortungsvollen Umgang mit der Natur<br />
und den Ressourcen inspirieren.<br />
2 |<strong>2023</strong> 119
mensch<br />
Die Distribo GmbH, ein Joint Venture beider Unternehmen,<br />
leistet in Göttingen komplexe Lagerlogistik und<br />
Produktionsversorgung. Zufall ist dabei der alleinige Investor<br />
des im <strong>Sommer</strong> 2014 eingeweihten Logistikzentrums<br />
am Siekanger.<br />
Gerade entsteht dort das nachhaltigste Logistikzentrum<br />
der Region. Alles, was technisch machbar ist, wird<br />
umgesetzt, so dass das Gebäude 60 Prozent weniger<br />
Energie verbraucht, als es bei einer konventionellen Bauweise<br />
der Fall wäre. „So klimatisieren wir mit einer<br />
Sheddach-Konstruktion, die das Licht herein und die<br />
Wärme draußen lässt, und kommen komplett ohne fossile<br />
Brennstoffe aus. Es wird am Ende des Tages ein energiepositives<br />
Gebäude sein, das die extrem hohen Kundenanforderungen<br />
von Sartorius erfüllen wird“, sagt<br />
Müller-Kronberg. Für Zufall ist das mit weit über 20<br />
Millionen Euro die größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte.<br />
Ziel der Zufall logistics group ist es, zum<br />
100-jährigen Jubiläum nicht nur CO 2 -neutral zu sein,<br />
sondern zusätzlich die Rentabilität zu verdoppeln – das<br />
erfordert Mut, Logistik neu zu denken.<br />
NEUE THEMEN BRAUCHEN einen eigenen Raum,<br />
in dem man sich bewusst Zeit nimmt und mit neuen<br />
Impulsen und neuer Methodik an der Zukunft arbeitet.<br />
„Das ist im turbulenten Tagesgeschäft schwierig“, erzählt<br />
Müller-Kronberg. Dieser Raum entstand 2019 mit dem<br />
zufall.lab auf dem ehemaligen Gelände der Spedition<br />
Hermann Weber. „Es braucht offene und kreative Menschen.<br />
Und vielfältige Perspektiven, auch aus anderen<br />
Wirtschaftszweigen, um ein neues Kundenverständnis<br />
und neue, zunehmend digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln“,<br />
ergänzt der CEO.<br />
Entstanden ist eine Zukunftswerkstatt, in der hierarchiefrei<br />
und erlebbar anders gearbeitet wird. Und tatsächlich<br />
herrscht hier eine angenehme Atmosphäre mit<br />
offen gestalteten und flexibel nutzbaren Räumen. Nachhaltigkeit<br />
ist ein Wort, das häufig fällt. So lag der Umbau<br />
des alten Gebäudes unter den Kosten eines Neubaus.<br />
Vorhandenes wurde, wo immer möglich, integriert. Das<br />
Dach wurde begrünt, und im Innenhof hat sich am kleinen<br />
Teich ein Entenpärchen eingenistet. Die Vitra-Stühle,<br />
auf denen wir beim Interview sitzen, kommen aus zweiter<br />
Hand, und Teile der ehemaligen Deckenverkleidung<br />
dienen heute als Schallschutzelemente. „Dass wir unsere<br />
Zukunft gerade in diesen Räumen gestalten können, die<br />
jahrzehntelang Heimat für klassisches Speditionsgeschäft<br />
gewesen sind, schafft für uns eine besondere Verbindung“,<br />
erklärt Müller-Kronberg bestimmt.<br />
DIE LOGISTIK-BRANCHE stiftet einen enormen Mehrwert<br />
für die Gesellschaft. Sie ist die Voraussetzung für<br />
eine funktionierende Wirtschaft und baute in der Vergangenheit<br />
darauf, dass die Menschen durch ihren Konsum<br />
zum Wachstum beitragen. „Als Unternehmer und<br />
Vater erlebe ich, dass diese Wachstumslogik keine Zukunft<br />
mehr hat. Es geht um ökologische und soziale<br />
Werte“, so Müller-Kronberg. Aber entzieht verantwortungsvoller<br />
und somit reduzierter Konsum einem Transport-<br />
und Logistikunternehmen nicht die wirtschaftliche<br />
Grundlage? Die klare Antwort des CEO lautet: „Der<br />
Weg führt nur über Umdenken.“ Weniger E-Commerce<br />
und mehr Re-Commerce. Upcycling statt neu kaufen,<br />
und Sharing statt selbst besitzen. Regional statt langer<br />
Transportwege. Und ganz oben auf der Liste: Eigenverantwortung.<br />
Jeder steht in der Pflicht, mit dem eigenen<br />
Verhalten einen Beitrag zu leisten. Und darauf aufbauend<br />
gilt es, zu lernen und die richtigen, oft unbequemen<br />
Fragen zu stellen. Noch sind die Antworten für eine<br />
komplett nachhaltige Logistik nicht da, aber Müller-<br />
Kronberg sieht Ansätze in der richtigen Richtung und<br />
Kunden, die zusammen mit der Zufall logistics group<br />
wachsen wollen.<br />
„DIE MENSCHEN BEI ZUFALL haben tolle Ideen. Wir müssen<br />
zuhören und verstehen, was sie sehen“, sagt Müller-<br />
Kronberg. Als schnell denkender Visionär ist er oft zu<br />
ungeduldig, aber es sei elementar, mit den Menschen im<br />
Gespräch zu sein. Auch dafür bietet das zufall.lab einen<br />
großzügigen Rahmen und mit einer Million Euro pro<br />
Jahr ein ausreichendes Budget, sich auszuprobieren, Projekte<br />
anzustoßen und konkrete Entwicklungen voranzutreiben.<br />
So ist ein digitaler Zwilling des Umschlaglagers<br />
aufgebaut worden, mit dem sich Prozesse virtuell testen<br />
120 2 |<strong>2023</strong>
mensch<br />
lassen, bevor sie in die Realität umgesetzt werden. Darüber<br />
hinaus investierte das Unternehmen in den letzten<br />
Jahren 3,2 Millionen Euro in Start-ups, die ihre Idee für<br />
eine nachhaltige Zukunft teilen.<br />
„Ich bin so stolz und freue mich, dass wir im Unternehmen<br />
Menschen haben, die mit viel Leidenschaft und<br />
Herz diese Transformation mitgestalten“, sagt Müller-<br />
Kronberg. Die Zukunft bei Zufall hat längst begonnen.<br />
Denn schon längst sind es nicht nur die großen LKWs,<br />
die durch Deutschland und Europa fahren. Mit Citylogistik<br />
hat das Unternehmen ein innerstädtisches Modell<br />
ent wickelt, bei dem E-Cargobikes den Verkehr<br />
klima freundlich entlasten. Der nächste Schritt wird sein,<br />
Kundenanforderungen in Echtzeit digital zu verarbeiten,<br />
sodass sich die Fahrstrecken automatisch anpassen. Und<br />
der ,Night Star Express‘ transportiert in der Nacht Ersatzteile<br />
für Wärmepumpen oder Windkraftanlagen sogar<br />
direkt bis in den Kofferraum eines Monteurs, der so<br />
am Morgen direkt zu seinen Kunden fahren kann. Hinter<br />
all dem steckt logistische Feinarbeit, die immer weiter<br />
optimiert wird.<br />
ALLES, WAS WIR TAGTÄGLICH in den Händen halten, ist<br />
Teil einer globalen Wertschöpfungskette. Es sei denn, die<br />
Gurke kommt direkt aus dem heimischen Garten und<br />
die Milch vom Bauern nebenan. Wir haben es als Konsumenten<br />
in der Hand, die Warenströme und damit die<br />
Lieferketten zu beeinflussen. Wir müssen hinterfragen,<br />
woher Produkte kommen und wie nachhaltig Transportwege<br />
sind. Um sich dann auch der Frage zu stellen: Wie<br />
viel Konsum brauchen wir wirklich? „Dinge, die für<br />
mich ein erfülltes Leben ausmachen, kann ich nicht kaufen.<br />
Damit meine ich Zeit mit Menschen, die mir wichtig<br />
sind, und eine intakte Natur“, erklärt der 39-Jährige, der<br />
mit seiner Familie auch kleine Auszeiten bewusst genießen<br />
kann. „Das ist jedes Mal ein Stückchen gelebter Perspektivwechsel.“<br />
Und so sollten wir uns alle von Zeit zu Zeit auf eine<br />
Reise begeben und nach neuen Wegen suchen, die uns zu<br />
einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und<br />
den Ressourcen inspirieren. Ein Logistikunternehmen in<br />
Göttingen hat sich dieser Aufgabe gestellt. ƒ<br />
ZUM UNTERNEHMEN<br />
Zufall wurde 1928 in Kassel gegründet und hat den<br />
heutigen Firmensitz in Göttingen. Das Unternehmen<br />
gliedert sich in zwei große Geschäftsbereiche: Transport<br />
und Logistik. Mit über 2.000 Mitarbeitenden an zehn<br />
Standorten in ganz Deutschland transportiert Zufall rund<br />
fünf Millionen Sendungen pro Jahr und erwirtschaftete im<br />
vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund<br />
450 Millionen Euro.<br />
Die Zufall logistics group gehört zu den Sonderpreisträgern<br />
des Europäischen Transportpreises für<br />
Nachhaltig keit. Der Logistiker wurde für sein soziales<br />
Engagement hinsichtlich der Unternehmenskultur sowie<br />
der Förderung und Motivation von Mitarbeitenden und<br />
Auszubildenden prämiert. Darüber hinaus unterstützt<br />
Zufall verschiedene kulturelle, ökologische und allgemeinbildende<br />
Projekte in der Region wie die Internationalen<br />
Händel- Festspiele und den Internationalen<br />
Schul bauernhof in Hardegsen.<br />
www.zufall.de<br />
Einen persönlicheren Eindruck von<br />
Zufall-Chef Peter Müller-Kronberg<br />
bekommen Sie im <strong>faktor</strong>-Video unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-video<br />
2 |<strong>2023</strong> 121
leben<br />
Sound<br />
im Kopf<br />
Auf einem Göttinger Hinterhof hat sich Henning Mohr vor sechs Jahren<br />
einen lang gehegten Traum erfüllt: Hier baut er in wochen langer Handarbeit hochwertige<br />
E- und Akustikgitarren sowie Bässe nach Maß für Liebhaber und Kenner<br />
aus ganz Deutschland – jedes Stück ein Unikat.<br />
Bei einem Besuch in seiner Werkstatt erzählt der gelernte Heilpraktiker<br />
vom einzigartigen Klang heimischer Baumarten und davon, wie er sich bis<br />
zum Ende seiner Tage beschäftigen wird.<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
122 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
2 |<strong>2023</strong> 123
leben<br />
»Ich suche immer<br />
nach einem ganz<br />
bestimmten Klang.«<br />
Was passiert, wenn man dem<br />
Meeresrauschen lauscht und<br />
dabei in sich hineinhört? Wenn<br />
man an einem warmen Wintertag<br />
am Atlantik sitzt, die Füße<br />
im Sand und sich selber sagt:<br />
‚Ich werde hier erst aufstehen,<br />
wenn ich die Frage beantwortet habe: Wie soll der Rest<br />
meines Lebens aussehen?‘ Henning Mohr ist 50 Jahre<br />
alt, als er sich in seinen alten VW-Bus setzt und wie<br />
schon viele Male zuvor nach Portugal fährt. Nur wird er<br />
dieses Mal als ein anderer zurückkehren. Als ein Mann,<br />
der beschlossen hat, sein Leben zu ändern. „Ich habe gar<br />
nicht lange am Meer sitzen müssen – ich wusste nach ein<br />
paar Sekunden die Antwort“, sagt Mohr. „Ich werde<br />
Gitarren bauen.“<br />
Dass es herausfordernd sein wird, was er sich vorgenommen<br />
hat, ist ihm durchaus bewusst. Mohr hat sein<br />
Leben lang selbstständig gearbeitet. Mit Mitte Zwanzig<br />
eröffnet er seine Praxis als Heilpraktiker, bildet später<br />
auch angehende Heilpraktiker aus und verlegt Bücher zu<br />
diesem Thema – bis zu jenem Tag am Meer.<br />
Mittlerweile verkauft er bis zu 20 Gitarren pro Jahr –<br />
noch ausschließlich in Deutschland, doch das soll sich<br />
ändern. „Ich brauchte ein ambitioniertes Ziel, weil ich<br />
dazu neige, mich schnell zu langweilen“, sagt er nicht<br />
ohne Stolz.<br />
EINE KLINGEL HAT SEINE WERKSTATT NICHT. „Rufen<br />
Sie mich an, wenn Sie auf dem Hof sind“, erklärt Mohr<br />
freundlich am Telefon. Es wirkt wie ein Geheimtipp.<br />
Vorne an der Einfahrt ist das Firmenschild eines Malermeisters,<br />
aber kein Hinweis auf einen Gitarrenbauer.<br />
Auf dem Hinterhof angekommen, öffnet ein weißhaariger<br />
Mann mit Zopf und Brille die Tür. Er führt uns<br />
durch einen schmalen Gang in seine zwei Räume mit<br />
Werkbänken, großen Maschinen und einer Sitzecke mit<br />
einer alten Ledercouch. An den Wänden hängen halbfertige<br />
und fertige Gitarren und elektrische Bässe auf der<br />
einen Seite, auf der anderen lagern zugesägte Holzbohlen<br />
in deckenhohen Regalen. „Es gibt inzwischen kaum<br />
einen Ort, wo ich lieber bin“, sagt Mohr und zeigt, woran<br />
er gerade arbeitet: eine Gitarre für einen Göttinger<br />
Musiker, ganz nach dessen Wünschen.<br />
124 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
Für Liebhaber Eine Gitarre nach Maß kostet bei Henning Mohr zwischen 2.700 und 4.500 Euro – je nachdem, für welches Holz<br />
und welche Hardware man sich entscheidet. Dafür fließen bis zu 120 Arbeitsstunden in ein Instrument.<br />
2 |<strong>2023</strong> 125
leben<br />
LAUT SOLL SIE SEIN UND EINEN TIEFEN, vollen Klang<br />
haben – diese neue Gitarre, die im Moment noch in einem<br />
riesigen Schraubstock eingespannt ist. „Jeder Gitarrenbauer<br />
hat seine eigenen Rezepte“, sagt Mohr. Einiges,<br />
was er über die Jahre gelernt hat, gibt er regelmäßig in<br />
Workshop-Kursen weiter. Aus ganz Deutschland und sogar<br />
aus der Schweiz reisen Gitarristen an, um sich in<br />
Bovenden diesen Traum zu erfüllen.<br />
Drei E-Gitarren-Modelle und drei Bass-Modelle hat er<br />
standardmäßig zur Auswahl. Dazu kommen verschiedene<br />
Modelle akustischer Gitarren und sogenannte Lap-<br />
Steel- Gitarren, auch Hawaiigitarren genannt, mit Stahlsaiten.<br />
Anders als beim gewöhnlichen Gitarrenspiel wird<br />
sie vom sitzenden Spieler auf den Schoß (englisch lap)<br />
gelegt; die Saiten weisen nach oben.<br />
Nicht jeder möchte gleich in eine individuelle Maßanfertigung<br />
investieren. Denn eine Gitarre nach Maß kostet<br />
zwischen 2.700 und 4.500 Euro – je nachdem, für welches<br />
Holz und welche Hardware man sich entscheidet. Dafür<br />
fließen bis zu 120 Arbeitsstunden in ein Instrument. Inzwischen<br />
hat es sich außerdem herumgesprochen, dass<br />
man bei ‚Mohr‘ auch seine alten lieb gewonnenen Gitarren<br />
reparieren lassen kann. „Ich kriege viele Instrumente<br />
zu Gesicht, die ich vorher noch nie gesehen habe – die<br />
urigsten Sachen und sehr viele, sehr alte“, sagt der gebürtige<br />
Wolfsburger. Auch deshalb liebt er seinen Job.<br />
SEINE ALLERERSTE GITARRE, die er in seiner Werkstatt<br />
gebaut hat, hängt heute bei ihm zu Hause an der Wand.<br />
„Sie ist nicht schön. Man kann sie nicht verkaufen. Aber<br />
ich mag sie und spiele gerne auf ihr“, sagt er und schaut<br />
sich in seiner Werkstatt um. „Ich habe in meinem Leben<br />
viel Musik gemacht und habe daher ziemlich klare Vorstellungen<br />
vom Sound“, erzählt er weiter, während er<br />
eine Lap-Steel-Gitarre aus seiner Sammlung nimmt und<br />
sie sich auf den Schoß legt und spielt. Ein bisschen<br />
Hawaii. Ein bisschen Blues. Good old America. Überraschender<br />
Weise ist er einer der wenigen Gitarrenbauer,<br />
die zugleich Musiker sind. Noch heute spielt er in einer<br />
Band und testet dort seine neu entworfenen Gitarrenmodelle,<br />
ob sie sich beispielsweise mit ihrem Klang gegen<br />
ein Schlagzeug durchsetzen können. „Ich suche immer<br />
nach einem ganz bestimmten Klang“, sagt der Hobbymusiker.<br />
Er will es anders machen. Experimentiert.<br />
Bricht Regeln. Und sucht die Seele jeder einzelnen Gitarre,<br />
sucht den Sound, der bereits in ihm selbst schwingt.<br />
„Als ich vor mehr als dreißig Jahren mit dem Bau meiner<br />
ersten Gitarre anfing, suchte ich nach etwas Neuem.<br />
Ich wollte ein Instrument haben, das nicht so aussieht<br />
wie eine Paula oder Strat“, sagt Mohr. Unter Musikern<br />
sind diese Marken natürlich bekannt und werden von<br />
Liebhabern nicht nur erstanden, um gespielt zu werden,<br />
sondern auch als Wertanlage. Eine ‚Les Paul‘ von Gibson,<br />
liebevoll ‚Paula‘ genannt, kostet an die 5.000 Euro.<br />
Die meistverkaufte Gitarrenmarke der Welt ist die ‚Strat‘<br />
oder Fender Stratocaster. Sie ist zugleich die teuerste Gitarre<br />
aller Zeiten, die für 2,7 Millionen US-Dollar für<br />
einen karitativen Zweck versteigert wurde. Mick Jagger,<br />
Keith Richard, Eric Clapton, Paul McCartney und Sting,<br />
um nur einige zu nennen, haben sie signiert.<br />
MOHR IST STOLZ, DASS ER ES GESCHAFFT HAT. „Ich<br />
bin der beste Beweis, dass man keine Lehre braucht, um<br />
etwas zu erlernen“, sagt er – obwohl er gerne eine Ausbildung<br />
zum Zupfinstrumentenmacher gemacht hätte.<br />
Doch niemand wollte einen Fünfzigjährigen ausbilden.<br />
Also absolvierte er stattdessen mehrere Praktika in ganz<br />
Deutschland, lernte die notwendigen Arbeitsschritte<br />
und das Holz zu verstehen. „Alles hängt am Holz, absolut<br />
alles“, sagt er. „Die Länge der Fasern und die Dichte<br />
bestimmen, wie das Holz klingt.“ So verwendet Mohr<br />
für den Bau seiner Gitarren viele Hölzer, die im Gitarrenbau<br />
eher unüblich sind, wie Hainbuche, Eber esche<br />
oder Akazie.<br />
126 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
2 |<strong>2023</strong> 127
leben<br />
Die Decke einer akustischen Gitarre ist ihr Herzstück.<br />
Ihre Beleistung und Formung machen den Sound aus.<br />
‚Du kannst die Decke nicht auf Spannung verleimen, das<br />
reißt‘ – haben ihm Kollegen gesagt. Und Henning Mohr?<br />
Er sagte: Ich weiß, dass es geht. „Ich gehe bei der Konstruktion<br />
der Decken neue Wege, und der Sound meiner<br />
Gitarren gibt mir recht. Diese neuen Wege habe ich allerdings<br />
in den Anfangsjahren mit der einen oder anderen<br />
Gitarre bezahlt, die im Feuer landete, weil sie zu<br />
nichts anderem zu gebrauchen war.“<br />
„Man muss vor allem Geduld haben“, sagt der 56-Jährige.<br />
Meint damit aber vor allem die lange Zeit, die ein<br />
Holz benötigt, bis es verarbeitet werden kann. Vier bis<br />
fünf Jahre liegt es bei ihm im Lager. Es ist inzwischen<br />
gut gefüllt mit einheimischen Hölzern – vorwiegend gekauft<br />
bei regionalen Holzhändlern und Sägewerken:<br />
Zwetschge, Erle, Kirschbaum, Eichenholz aus dem<br />
Moor, Esche, Birne, Apfelbaum. Und Nussbaumholz aus<br />
Kanada – vor allem, weil es dort in Wäldern geerntet<br />
werden kann. Er zieht ein paar Bretter aus den Stapeln<br />
und streicht liebevoll darüber. „Was Sie bei mir nicht<br />
finden werden, sind Tropenhölzer“, sagt Mohr. Den<br />
Raubbau mit gefälschten Zertifikaten möchte er nicht<br />
unterstützen. Zumal die heimischen Baumarten in<br />
Klang und Aussehen dem verbotenen Rio-Palisander in<br />
nichts nachstehen.<br />
„ICH HABE EIN THEMA GEFUNDEN, mit dem ich mich<br />
bis ans Ende meiner Tage beschäftigen kann“, sagt er<br />
zufrieden lächelnd. Ein paar Ziele hat er als rastloser<br />
Geist dennoch. In diesem Jahr will er gezielt namhafte<br />
Musiker im In- und Ausland ansprechen und ihnen seine<br />
Modelle anbieten. „Eine Auswahl habe ich schon im<br />
Kopf. Alle sind Musiker, die ich sehr mag und deren<br />
Musik zum Sound meiner Instrumente passt. „Für einen<br />
anderen Traum lernt er derzeit Spanisch mit einem Podcast,<br />
während er in seiner Werkstatt steht und seine Gitarren<br />
baut. „Ich möchte in Spanien lernen, wie eine<br />
echte Flamenco-Gitarre gebaut wird“, erzählt er. Vor<br />
einiger Zeit hat er probiert, eine solche zu bauen. „Aber<br />
sie klingt nicht gut.“ Es gäbe Techniken, das Holz zu<br />
formen, zu biegen, zu spannen. Rezepte, die von Generation<br />
zu Generation weitergegeben werden und sich in<br />
keinem Lehrbuch finden. Mohr hofft, dass er eines<br />
Tages auch bei den Flamenco-Gitarren zu den Eingeweihten<br />
gehören wird – und er seinen Sound in die<br />
Welt bringen kann. ƒ<br />
Kontakt<br />
Mohr Guitars Gitarrenbau<br />
Göttinger Straße 46<br />
37120 Bovenden<br />
info@mohr-guitars.de<br />
mohr-guitars.de<br />
128 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
© ONP-SCHWIEGER GMBH<br />
Ein Platz<br />
zum Umarmen<br />
Ein Traum wird Realität: Im Göttinger Helvesanger entsteht mit viel ehrenamtlicher<br />
Initiative das dritte Kinder- und Jugendhospiz Niedersachsens.<br />
TEXT STEFAN LIEBIG<br />
130 2 | <strong>2023</strong>
leben<br />
KONTAKT<br />
Wir möchten Kindern, die von der schlimmsten<br />
aller Diagnosen betroffen sind, und allen Zugehörigen<br />
eine Oase bieten, in der sie sich wohlfühlen,<br />
in die sie gern wiederkommen. Einen Ort, wo sie<br />
einfach mal an etwas anderes als Krankheit und Tod<br />
denken können – einen Platz zum Umarmen!“, sagt<br />
Nicole Zimmer und fasst damit die Motivation all derer<br />
zusammen, die sich für das geplante Kinder- und Jugendhospiz<br />
,Sternenlichter‘ in Göttingen einsetzen. Die<br />
Oberin der DRK-Schwesternschaft Georgia Augusta ist<br />
gleichzeitig auch Geschäftsführerin des Hospiz und arbeitet<br />
gemeinsam mit den Mitgliedern des Fördervereins<br />
und der Stiftung der ,Sternenlichter‘ an diesem großen<br />
Projekt. „Schon vor 15 Jahren schlug ich der damaligen<br />
Oberin vor, ein Kinder- und Jugendhospiz aufzubauen“,<br />
erzählt die erfahrene Intensivstations-Krankenschwester<br />
und Gesundheitsökonomin. „Leider unterstützte sie<br />
meine Idee nicht.“<br />
Seit sechs Jahren aber ist Zimmer selbst Oberin und<br />
hat seit dem viel in Bewegung gesetzt. So wurde 2018<br />
der Förderverein gegründet, und inzwischen sind die<br />
Unterstützer sogar bereits über das Planungsstadium für<br />
das Hospiz hinaus. Denn für das künftige Kinder- und<br />
Jugendhospiz gibt es mit dem Gelände im Helvesanger<br />
12, in der Nähe des Naturfreundehauses Grone,<br />
nicht nur einen Standort, sondern sogar schon die Baugenehmigungen.<br />
WAS HIER ENTSTEHT, IST BEEINDRUCKEND: Auf einem<br />
8.000 Quadratmeter großen Grundstück wird das<br />
Hospiz mit etwa 1.700 Quadratmetern Innenraumfläche<br />
gebaut. Hier sind zwölf Zimmer für Kinder und acht<br />
für Eltern vorgesehen. Hinzu kommen Therapieräume,<br />
eine Turnhalle, ein Krankengymnastikraum, eine Begegnungshalle<br />
mit Speiseraum sowie ein naturnaher Innenhof.<br />
Ebenso naturnah und lichtdurchflutet sollen die<br />
Räume des Hospizes sein, und im Garten stehen bald<br />
jede Menge Spielmöglichkeiten sowie Ruhezonen zur<br />
Verfügung. Man merkt, wie sehr sich Nicole Zimmer auf<br />
die Realisierung ihres lange verfolgten Traumes freut:<br />
„Es ist fantastisch, mit wie viel Herzblut die ganzen<br />
Ehren ämtler und das ,Team Sternenlichter‘ dabei sind<br />
und wie wir von Menschen und Unternehmen auch<br />
finanziell unterstützt werden.“<br />
Und gerade die finanzielle Förderung ist ein wesentliches<br />
Element. Denn damit Göttingen überhaupt zum<br />
dritten Kinderhospiz in Niedersachsen – und so bundesweit<br />
zum 17. Standort – werden kann, muss stets genau<br />
kalkuliert werden. Wie bei allen größeren Bauprojekten<br />
sind auch die Kosten für das Hospiz in den vergangenen<br />
Monaten deutlich über die eigentlich geplanten sechs bis<br />
sieben Millionen Euro hinaus geschossen. Hinzu kommen<br />
die sich abzeichnenden Probleme, die der leergefegte<br />
Fachkräftemarkt mit sich bringt. Denn neben den 21<br />
Pflegevollzeitstellen müssen Therapeuten, Hausmeister<br />
Kinder- und Jugendhospiz Sternenlichter gGmbH<br />
Helvesanger 12<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 58842<br />
info@sternenlichter-goettingen.de<br />
www.sternenlichter-goettingen.de<br />
Spendenkonto<br />
Kinder- und Jugendhospiz Sternenlichter gGmbH<br />
IBAN: DE05 2605 0001 0056 0819 95<br />
SWIFT/BIC: NOLADE21GOE<br />
Sparkasse Göttingen<br />
SIE MÖCHTEN NOCH MEHR HEFLEN?<br />
Auf dem Stiftungsportal Südniedersachsen der<br />
Sparkasse Göttingen können sich potenzielle Stifter<br />
und Interessierte informieren und gemeinsam Gutes tun:<br />
www.stiftungsportal-suedniedersachsen.de<br />
und ein guter Koch gefunden werden. Denn nicht nur die<br />
Betreuung, auch die Verpflegung soll erstklassig und aus<br />
dem eigenen Haus kommen.<br />
DA DIE KRANKENKASSEN an einigen Ecken kürzen und<br />
öffentliche Mittel auch sehr knapp sind, ist das Projekt<br />
Helvesanger auch auf Spenden angewiesen, sei es über<br />
die Mitgliedschaft im Förderverein, eine Spende an die<br />
gGmbH oder eine Zustiftung über die eigene Stiftung.<br />
Sobald aber alles fertig ist und genügend Gelder und<br />
Fachkräfte zusammengekommen sind, können sich die<br />
schicksalsgeprüften Kinder mit ihren Familien und<br />
Freunden auf eine außergewöhnliche Zeit freuen. Die<br />
Kinder können abschalten und neue Eindrücke gewinnen.<br />
Die Eltern haben Zeit für das Kind oder auch mal<br />
für Unternehmungen oder Ausflüge mit den Geschwisterkindern.<br />
Wenn also alles glatt läuft, sollen hier in etwa eineinhalb<br />
Jahren die ersten Familien wohnen und betreut<br />
werden können. Nicole Zimmer zweifelt nicht: „Dann<br />
sind hier die rechten Menschen am rechten Ort und wir<br />
haben ein Haus, in das die Familien ihre eigenen Farben<br />
einbringen können.“ƒ<br />
2 |<strong>2023</strong> 131
ANZEIGE<br />
Neue Umgebung für Trauerarbeit<br />
Für hope entsteht ein neuer hybrider Begegnungsraum – das Ergebnis beeindruckt.<br />
„Gerade, wenn wir Gäste<br />
haben, die voller Trauer sind,<br />
ist es wichtig, ihnen ein<br />
angenehmes Umfeld zu bieten.“<br />
Constance Hunold<br />
Sterben ist ein Teil des Lebens – deshalb<br />
betrachten wir bei hope das menschliche<br />
Leben von der Geburt bis zum Tod<br />
als ein Ganzes“, sagt Constance Hunold. Die<br />
Leiterin des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes<br />
(AKJHD) und des Ambulanten<br />
Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienstes<br />
(AHPB) vertritt gemeinsam mit Christiane<br />
Raabe, der Verantwortlichen für die Spezialisierte<br />
Ambulante Palliativversorgung (SAPV),<br />
die Dachmarke hope. Unter der Trägerschaft<br />
der Duderstädter St. Martini GmbH Krankenhaus<br />
und Altenpflegeheim hat sich hope mit<br />
Sitz in Leinefelde-Birkungen zum Ziel gesetzt,<br />
Menschen, die ihre schwersten, dunkelsten<br />
und traurigsten Stunden durchleben, „mit Demut<br />
zu dienen“. Mit einem engagierten Team<br />
aus acht Palliativ-Care-Pflegefachkräften beim<br />
SAPV, sechs fest angestellten Koordinatorinnen<br />
und über 100 ehrenamtlich ausgebildeten<br />
Menschen in den beiden Hospizdiensten sowie<br />
einer wachsenden Zahl an Kooperationsärzten<br />
ist hope für Menschen in Not da. Die<br />
Organisation sorgt dabei nicht nur für moralischen<br />
und emotionalen Beistand für viele<br />
Kranke, Sterbende und Hinterbliebene im<br />
Eichsfeld und den angrenzenden Landkreisen,<br />
sondern auch für die wichtige medizinische<br />
sowie die Lebensumfeldberatung.<br />
DEN KERN DER HOPE-ARBEIT bilden natürlich<br />
– wie die Namen der drei Dienste AKJHD,<br />
AHPB und SAPV schon zeigen – die ambulan<br />
ten Unterstützungsangebote. Doch ,hope<br />
– das Ambulante Hospiz- und Palliativzentrum<br />
Eichsfeld‘ richtet auch zentrale Veranstaltungen<br />
aus. Dazu gehören Trauerfrühstücke<br />
mit Brunchbufett, Elternsymposien oder ein<br />
,Mini kino mit Popcornmaschine‘ für Kinder.<br />
Außerdem bietet hope auch ein Trauercafé an<br />
und benötigt Räumlichkeiten für Schulungen,<br />
Netzwerktreffen und Besprechungen.<br />
„Gerade, wenn wir Gäste haben, die voller<br />
Trauer sind, ist es wichtig, ihnen ein angenehmes<br />
Umfeld zu bieten“, sagt Constance Hunold.<br />
Dies war auch der Auslöser, warum die Verantwortlichen<br />
glücklich waren, an ihrem Standort<br />
einen Raum gefunden zu haben, den sie als<br />
multifunktionalen Begegnungsraum für die<br />
genannten Zwecke einsetzen können. „Mir<br />
war sofort klar, dass wir zur Umsetzung eines<br />
solchen Projekts professionelle Hilfe<br />
brauchen“, sagt sie und berichtet, wie sie in<br />
der Ausstellung der Göttinger System-Büro<br />
Struckmeier GmbH fündig geworden ist: „Ich<br />
sah an der Decke ein Himmelsbild und wusste:<br />
Das ist es.“ Genau genommen handelte<br />
es sich um mehrere hinterleuchtete Deckenpaneele<br />
mit Himmelsmotiv. Durch geschickte<br />
Beleuchtung entsteht dabei einen 3D-Effekt,<br />
der genau die Weite erzeugt, die den Raum<br />
größer erscheinen lässt. Die Besucher können<br />
so nach oben schauen und ihre Gedanken ins<br />
Unendliche schweifen lassen.
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FOTOS: STUDIO MIRKO PLHA<br />
PROFIL<br />
Der flexible Hope-Raum in der Nutzung als Besucher Café<br />
Schnell nahm man Gespräche auf, und in<br />
wenigen Wochen entwickelten Struckmeier-<br />
Geschäftsführer Jens Barwinske und seine Mitarbeiterin,<br />
die Innenarchitektin Inga Bruns, ein<br />
Konzept. Florian Grewe, der die Unterneh menskommunikation<br />
beim hope-Träger St. Martini<br />
GmbH leitet, blickt auf die konstruktive Zusammenarbeit<br />
zurück: „Nichts ist zufällig – Farben,<br />
Materialien und Einrichtungsgegenstände wurden<br />
bis ins Detail aufeinander abgestimmt<br />
und stets auf die vielfältige Einsetzbarkeit für<br />
hope überprüft. Unser Dank gilt neben der Firma<br />
Struckmeier – die nicht nur sämtliche Einrichtung<br />
geplant, sondern auch geliefert hat<br />
– auch den Technikern des St. Martini Krankenhauses,<br />
die für die Malerarbeiten, die Elektrik<br />
und die Küchenanschlüsse gesorgt haben.“<br />
Das Ergebnis dieser professionellen Kooperation<br />
ist ein etwa 60 Quadratmeter großer,<br />
heller, farbenfroher, harmonischer und wandelbarer<br />
Raum der Begegnung mit Küchenzeile.<br />
Dessen Tische, Stühle und Funktions elemente<br />
können schnell und mit wenig Aufwand<br />
der jeweiligen Veranstaltung entsprechend<br />
umgeräumt, gestapelt und gereinigt werden.<br />
Magnetische Wände sind unsichtbar in den<br />
Raum integriert und können für die Arbeit mit<br />
Patien ten und Hinterbliebenen genutzt werden.<br />
Beamer und Leinwand können für Filme<br />
und Präsentationen eingesetzt werden. Der<br />
spendenfinanzierte, barrierefreie und dringend<br />
benötigte Raum war bereits vor seiner<br />
Fertigstellung in Benutzung. Offiziell eingeweiht<br />
wurde er Anfang März. Seither rief insbesondere<br />
der 3D-Himmel schon viel positive<br />
Rückmeldungen bei den Besuchern hervor.<br />
Es ist gelungen, einen schnell veränderbaren<br />
Ort zu erschaffen, in dem getrauert werden<br />
kann, in dem sich Menschen begegnen, in<br />
dem man spielen und Filme schauen kann –<br />
und der auch als Treffpunkt für die haupt- und<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter dient. Schon im<br />
Flur sorgen warme Gelbtöne und eine gemütliche<br />
Sitzecke für ein Willkommensgefühl und<br />
eine Wohlfühlatmosphäre.<br />
„ICH HATTE GROSSEN RESPEKT vor dieser<br />
speziellen Thematik. Hier musste eine Raumatmosphäre<br />
entstehen, die wandelbar, warm,<br />
aber auch emotional stützend wirken soll“,<br />
erläutert Jens Barwinske. „Aber wir möchten<br />
auch zeigen, dass Struckmeier über die<br />
Büro einrichtung hinaus noch viel mehr kann.“<br />
Innenarchitektin Inga Bruns erläutert einige<br />
Aspekte. So sei beispielsweise Holz verwendet<br />
worden, um natürliche Elemente in den Raum<br />
einzubringen. Besonderen Wert habe man<br />
auch auf ein vielseitig steuerbares Lichtkonzept<br />
gelegt. Dieses außergewöhnliche Einfühlungsvermögen<br />
beeindruckt Constance Hunold<br />
zutiefst: „Bei der Umsetzung spürt man,<br />
wie dieser Auftrag gelebt wurde. Wir haben<br />
uns alle die nötige Zeit genommen und sehen<br />
jetzt ein tolles Ergebnis.“ TEXT: STEFAN LIEBIG<br />
KONTAKT<br />
hope Ambulantes<br />
Hospiz- & Palliativzentrum Eichsfeld<br />
Constance Hunold<br />
Mühlweg 1a<br />
37327 Birkungen<br />
Tel. 0151 12255111 oder 0151 21500272<br />
info@hospiz-palliativ-eichsfeld.de<br />
www.hospiz-palliativ-eichsfeld.de<br />
KONTAKT<br />
System-Büro Struckmeier GmbH<br />
Karl-Arnold-Straße 4<br />
37079 Göttingen<br />
Tel. 0551 506690<br />
info@struckmeier.de<br />
www.struckmeier.de
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75 Jahre Volksheimstätte<br />
Eine Erfolgsgeschichte, gebaut auf Werten und Visionen<br />
Thorsten May (Vorstand),<br />
Heike Klankwarth (Vorstandvorsitzende)<br />
„Wir haben mit Liebe gebaut.<br />
Und die Not lehrte uns bauen.“<br />
ZITAT AUS DEM VORWORT<br />
DES GESCHÄFTSBERICHTS VON 1962<br />
<strong>2023</strong><br />
ist Jubiläumsjahr für die<br />
Volksheimstätte: 75 Jahre<br />
besteht die Genossenschaft<br />
nun bereits, und sie blickt auf eine bewegte<br />
Vergangenheit zurück.<br />
AUS DER WOHNUNGSNOT der Nachkriegszeit<br />
geboren, lag der Fokus stets darauf, verlässlich,<br />
sozial gerecht und zu möglichst günstigen<br />
Konditionen neuen Wohnraum in der<br />
Region Göttingen zu schaffen. Während sich<br />
die wirtschaftlichen, politischen und sozialen<br />
Umstände im Laufe der Jahrzehnte immer<br />
wieder stark veränderten, baute und modernisierte<br />
die Volksheimstätte beständig weiter.<br />
Zum Abschluss des Geschäftsjahres 2022<br />
lag die Anzahl eigener Wohnungen bei 2.486,<br />
in der Fremdverwaltung bei 1.335, die Anzahl<br />
der Mitglieder lag bei 6.612 und die Durchschnittsmiete<br />
bei 6,14 Euro pro Quadratmeter.<br />
Doch nicht nur Häuser zur Vermietung wurden<br />
gebaut. Mittlerweile ist auch eine Kindertagesstätte<br />
in Grone entstanden, die nach der<br />
Fertigstellung an den Göttinger Sportverein<br />
ASC veräußert wurde. Darüber hinaus baute<br />
die Volksheimstätte zum ersten Mal in der<br />
Geschichte ein eigenes Verwaltungsgebäude,<br />
das im Mai 2022 bezogen wurde.<br />
Wir haben uns mit den beiden Vorständen, Heike<br />
Klankwarth und Thorsten May, unterhalten:<br />
75 Jahre Volksheimstätte –<br />
wie wird das gefeiert?<br />
Im Rahmen unseres Jubiläums haben wir<br />
uns dazu entschieden, unseren Mietern und<br />
Mitgliedern für die Treue und das Vertrauen<br />
zu danken. So ist das Motto „Wir haben<br />
Geburtstag, Sie bekommen die Geschenke“<br />
entstanden. Konkret heißt das, dass wir<br />
über das ganze Jahr verteilt Gewinnspiele mit<br />
hochwertigen Preisen, wie z. B. Waschmaschine,<br />
Kühlschrank, Staubsauger oder LED-TV,<br />
veranstalten. Außerdem planen wir, 75 Bäume<br />
zu pflanzen und einen Tiny Forest – einen<br />
Mikro-Stadtwald – entstehen zu lassen, um<br />
die Stadt noch ein bisschen grüner zu machen.<br />
Das ist allerdings ein sehr aufwendiges<br />
und langfristiges Projekt, das über dieses Jahr<br />
hinausgehen wird.<br />
Sie sind nun ziemlich genau ein Jahr im<br />
neuen Verwaltungsgebäude. Wie haben Sie<br />
sich eingelebt?<br />
Die Eingewöhnung ging ausgesprochen<br />
schnell und ohne nennenswerte Komplikationen.<br />
Zum Glück hat auch die Technik von Anfang<br />
an mitgespielt, und wir konnten nahtlos<br />
unseren täglichen Aufgaben nachgehen. Das<br />
haben wir der langen und intensiven Planung<br />
zu verdanken, an der auch unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter aktiv beteiligt waren.<br />
Die hohe Funktionalität mit durchdachter
PROFIL<br />
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Das gesamte Team der Volksheimstätte im Februar <strong>2023</strong><br />
Büroaufteilung und moderner, energieeffizienter<br />
Ausstattung bietet uns die notwendige<br />
Grundlage für die Zukunft. Unsere tägliche<br />
Arbeit und das Miteinander haben durch den<br />
Umzug auf jeden Fall gewonnen. Wir sind sehr<br />
froh über diesen großen Entwicklungsschritt.<br />
Planen Sie aktuell neue Bauprojekte?<br />
Wir stellen gerade einen Wohnungsneubau<br />
auf dem Leineberg fertig. Die 18 entstandenen<br />
Wohneinheiten werden zurzeit für die<br />
Vermietung vorbereitet. Darüber hinaus läuft<br />
seit letztem Jahr eine große energetische Sanierung<br />
in Weende. Dabei handelt es sich um<br />
drei Bauabschnitte, von denen der erste kurz<br />
vor dem Abschluss steht und der nächste in<br />
den Startlöchern. Die politischen und marktwirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen bremsen<br />
weitere Neubauplanungen leider aktuell<br />
etwas aus.<br />
Wie ist die Lage in der Wohnungswirtschaft?<br />
Die Bedingungen verändern sich ständig und<br />
stellen die Wohnungswirtschaft vor hohe Herausforderungen.<br />
Da wären die notwendigen<br />
Maßnahmen zum Erreichen der Klimaziele<br />
(z.B. GEG-Gebäudeenergiegesetz) und die<br />
unbeständigen politischen Aussagen und Förderbedingungen.<br />
Hinzu kommt die ungünstige<br />
Zins- und Baukostenentwicklung. Das führt<br />
bei vielen Wohnungsunternehmen zu der Entscheidung,<br />
Neubauprojekte zu verschieben<br />
oder sogar einzustellen – trotz des hohen Bedarfs.<br />
Auch wir sind entsprechend vorsichtig,<br />
warten ab und beobachten die Entwicklungen<br />
sehr genau. Als Wohnungsbaugenossenschaften<br />
tragen wir eine hohe wirtschaftliche Verantwortung<br />
und müssen umsichtig und mit<br />
angemessener Vorsicht agieren.<br />
Was tun Sie für die Region Göttingen?<br />
Unsere Hauptaufgabe ist seit jeher, bezahlbaren<br />
Wohnraum zu schaffen. Außerdem sind<br />
wir ein verlässlicher und zukunftsorientierter<br />
Arbeitgeber für aktuell 35 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter.<br />
Durch Sponsoring und Spenden beteiligen<br />
wir uns darüber hinaus regelmäßig an zahlreichen<br />
Projekten. Besonderes Augenmerk liegt<br />
dabei auf Einrichtungen und Initiativen in den<br />
Stadtteilen, in denen sich unsere Bestandsimmobilien<br />
befinden, was dann letztendlich<br />
unseren Mieterinnen und Mietern zugutekommt.<br />
Aber auch Großveranstaltungen wie<br />
die Nacht der Kulturen, das KWP-Festival oder<br />
den Literaturherbst unterstützen wir gern, um<br />
die Vielfalt Göttingens zu erhalten. Ebenso<br />
war der Bau der Kindertagesstätte für den<br />
ASC sicher ein wichtiger Schritt, durch den<br />
80 neue Kinderbetreuungsplätze in Göttingen<br />
entstanden sind. Unser letztes besonderes<br />
Projekt war die Übernahme der Betriebskosten<br />
eines Leih-Lastenrades, das zur kostenlosen<br />
Ausleihe am Nachbarschaftszentrum<br />
Grone zur Verfügung steht. Wir tragen von<br />
Herzen gern dazu bei, neben Lebensraum<br />
auch sozialen und kulturellen Mehrwert in der<br />
Region Göttingen zu schaffen.<br />
KONTAKT<br />
Volksheimstätte eG<br />
Wohnungsbaugenossenschaft<br />
Kasseler Landstraße 89<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 37077-0<br />
Fax 0551 37077-499<br />
vh@volksheimstaette.de<br />
volksheimstaette.de
leben<br />
136 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
Die<br />
Gipfelstürmerin<br />
Ida-Sophie Hegemann ist nicht nur die erfolgreichste deutsche Trailrunnerin,<br />
vielmehr gehört sie zur absoluten Weltspitze.<br />
Trotzdem ist die Duderstädterin auf dem Boden geblieben und lädt<br />
ihre Akkus immer wieder in der Heimat auf.<br />
TEXT RUPERT FABIG<br />
FOTOGRAFIE JOHANNES ÜBERBACHER I E3 MEDIA HOUSE<br />
Um ohne weitere Umschweife zum Punkt zu<br />
kommen: Ida-Sophie Hegemann ist eine begnadete<br />
Trailrunnerin – und zwar die erfolgreichste<br />
Deutschlands. In dieser Disziplin, in<br />
der sie über mitunter marathongleiche Distanzen steilste<br />
Berge hinaufläuft, zählt die 26-Jährige sogar zur absoluten<br />
Weltspitze. Und doch sei sie, nach eigener Aussage, eher<br />
flachländisch, „duderstädterisch“, unterwegs. Konkret<br />
meint die Spitzenathletin damit, dass sie Schwierigkeiten<br />
habe, die technisch anspruchsvollen Passagen berg ab<br />
mutig und schnell zu bewältigen. „Das Urvertrauen in den<br />
Berg, über das Einheimische aus Gebirgsregionen verfügen,<br />
lässt sich nicht erlernen.“ Aber auch darüber hinaus geht<br />
das Duderstädterische – die tiefe Verwurzelung im Eichsfeld,<br />
die Heimatverbundenheit und Boden ständigkeit – als<br />
Metapher für ihren Lebensweg durch.<br />
Der in eben jenem Duderstadt beginnt. Anfangs im<br />
Ballett, beim Tennis, recht bald im klassischen Bahnund<br />
Straßenlauf. Hegemann fällt auf. Durch ihren grazilen<br />
Stil, vor allem aber ihr Talent, ihre schiere Klasse.<br />
Wettkämpfe in der Heimat dominiert die damals für die<br />
LG Göttingen startende Leichtathletin häufig spielerisch.<br />
Der Wechsel an den Olympiastützpunkt nach Hannover<br />
mit angegliedertem Internat ist nur folgerichtig. Größere<br />
Erfolge stellen sich ein, aber auch noch größere Rückschläge.<br />
Hegemann erleidet eine Stressfraktur, wird vom<br />
Pfeiffer’schen Drüsenfieber heimgesucht. Mittlerweile<br />
kenne sie ihren Körper „unheimlich“ genau. „Ich merke<br />
fünf Tage im Voraus, wenn sich eine Verletzung oder<br />
Krankheit einstellt“, sagt sie.<br />
ZWISCHENDURCH, als sie mal für einige Monate fit ist,<br />
läuft sie ihren ersten Berglauf. 2017 war das. Primär,<br />
um sich nach längerer Pause nicht direkt wieder mit<br />
Straßenläuferinnen und besonders dem Druck, den eigenen<br />
Bestzeiten weit hinterherzulaufen, messen zu müssen.<br />
Als Gastläuferin absolviert Hegemann eine von acht<br />
Etappen der Transalpine, einem Wettkampf, der später<br />
zur Schaubühne ihrer Extraklasse werden soll. „Ich war<br />
fasziniert von der Idee.“ Und ein erster Sponsor ist fasziniert<br />
davon, wie die auf diesem Terrain eigentlich unerfahrene<br />
Sportlerin überzeugt. Künftig wird Hegemann<br />
von Unternehmen dafür bezahlt, bei prestigeträchtigen<br />
Rennen zu starten.<br />
2 |<strong>2023</strong> 137
leben<br />
» Ich ziehe da nicht eintönig meine Runden,<br />
sondern erkunde dabei auch immer die Gegend.<br />
Und auf dem Gipfel angelangt, ist das Gefühl überragend –<br />
die ganze Welt wirkt so klein. «<br />
DER WECHSEL VON DER BAHN auf den Berg wird vollzogen.<br />
„Ich musste es einfach machen – auch weil ich<br />
beim Straßenlauf an einem Punkt angelangt war, an dem<br />
ich wegen der vielen Verletzungen kein Potenzial mehr<br />
gesehen habe“ sagt Hegemann, die die neue Herausforderung<br />
zunächst semiprofessionell angeht, während sie<br />
parallel ihr Jurastudium in Hannover bis zur Zwischenprüfung<br />
absolviert. Inzwischen ist die drahtige Blondine<br />
auf Architektur umgestiegen. Der Fokus gebührt aber<br />
ganz eindeutig dem Leistungssport.<br />
Dafür zieht Hegemann, ein ausgesprochener Familien<br />
mensch, sogar ins österreichische Innsbruck, um<br />
optimale Trainingsbedingungen vorzufinden. Bis zu<br />
30 Stunden in der Woche arbeitet sie an ihrer Qualität,<br />
auf drei Belastungswochen folgt eine Entlastungswoche.<br />
Wobei Entlastung in die Perspektive zu setzen ist. Während<br />
beispielsweise Marathonläufer mitunter nur bis zu<br />
drei Rennen im Jahr absolvieren, sind Trailrunner in der<br />
Hauptsaison beinahe wöchentlich aktiv.<br />
Solche Jobs sichern ein lukratives Einkommen. Hegemanns<br />
Hauptsponsor ist The North Face – auch ,Volkswagen<br />
R‘, Falke Sport, Vitamin Well und Suunto zählen<br />
zu den Unterstützern. Im Gegenzug läuft die Eichsfelderin<br />
mit Werbung der Marken, steht für Medientermine<br />
und Fotoshootings zur Verfügung. Bis zu 80.000 Euro<br />
allein als fixe Summe hat Hegemann somit in einem<br />
Jahr sicher, hinzu kommen Boni und Preisgelder bei den<br />
Rennen. Ihre Eltern, die bei vielen Wettkämpfen anwesend<br />
sind, haben ihr sowie den vier jüngeren Geschwistern<br />
schon früh beigebracht, wie wichtig es ist, auf eigenen<br />
Beinen zu stehen, ihr Auskommen zu sichern.<br />
ALL DAS: SCHÖN, GUT, aber weit davon entfernt, ein<br />
Hauptantrieb für Hegemann zu sein, ihre Karriere<br />
voranzutreiben. „Die Herausforderung ist viel fordernder<br />
als auf der Straße, es gibt super steile Abschnitte,<br />
dann wieder flowige Passagen. Ich ziehe da nicht eintönig<br />
meine Runden, sondern erkunde dabei auch immer<br />
die Gegend. Und auf dem Gipfel angelangt, ist das Gefühl<br />
überragend – die ganze Welt wirkt so klein“, beschreibt<br />
sie ihre Motivation.<br />
Es ist viel mehr Laufen aus Lust als Laufen zum Lebensunterhalt.<br />
Wer diese intrinsische Liebe zum Sport<br />
verkörpert, bei dem stellen sich die Erfolge in der Regel<br />
ein. Und die Regel beim Trailrunning lautet: Hegemann<br />
gewinnt immer. Bei der Transalpine über die Alpen hat<br />
sie dreimal in Folge triumphiert, ist dabei seit 26 Etappen<br />
ungeschlagen. Ein Wert, der so unvorstellbar ist,<br />
dass er sich schlicht nicht einordnen lässt. Hinzu kommt,<br />
dass Hegemann nicht etwa in einer konkurrenzlosen<br />
Sportart antritt. Trailrunning boomt, selbst Profis müssen<br />
mittlerweile darauf hoffen, für die Teilnahme an<br />
Wettbewerben ausgelost zu werden, da die Anmeldezahlen<br />
derart in die Höhe geschossen sind.<br />
Was kommt da für eine wie Hegemann noch, der mit<br />
26 alle Türen und Gipfel offenstehen? Olympia eher<br />
nicht, Trailrunning ist allein schon wegen der geografischen<br />
Notwendigkeiten kaum ins olympische Programm<br />
zu integrieren. Der Ultra-Trail du Mont-Blanc in Frankreich,<br />
legendär, mythisch. „Dort auf dem Podium zu landen,<br />
wäre ein Traum“, sagt sie.<br />
HEGEMANN IST EBEN EINE, die auch, ganz unduderstädterisch,<br />
aus der Reihe fallen kann. „Mit 30 möchte<br />
ich aber ein ganz normales Familienleben führen, dem<br />
Beruf nachgehen, der mich fasziniert und mir Freude bereitet.“<br />
Dann soll der Sport natürlich noch immer eine,<br />
wenn auch sekundäre Rolle spielen. Aber erst dann. ƒ<br />
138 2 |<strong>2023</strong>
Nicole Benseler<br />
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leben<br />
Was Schwedens König<br />
mit einer Göttinger Garage<br />
verbindet<br />
Opel Admiral,<br />
Mercedes Benz 500,<br />
VW Golf 1 Cabrio<br />
oder Ford Granada<br />
– diese und rund 700<br />
weitere Schmuckstücke<br />
hat Bastian Sadlowski<br />
in den vergangenen<br />
13 Jahren an Autoliebhaber<br />
weltweit verkauft.<br />
Ein ganz besonderes<br />
Fahrzeug möchte der<br />
Oldtimer-Händler<br />
allerdings vorerst für<br />
sich behalten: den<br />
gelben Porsche, mit<br />
dem einst Karl Gustav<br />
bei Tempo 180<br />
geblitzt wurde.<br />
TEXT MATTHIAS BRUNNERT<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
140 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
Abgefahren<br />
Der Volkswagen Käfer 1200 ist nur<br />
einer der zahlreichen Schätze in der<br />
Tiefgarage von Bastian Sadlowski.<br />
2 |<strong>2023</strong> 141
leben<br />
Mini 850 Deluxe<br />
Bastian Sadlowski ist noch etwas außer<br />
Atem. Der Grund: sein jüngster Sprössling.<br />
„Die Kinder erfordern viel zeitlichen Einsatz“,<br />
sagt der 39-Jährige, der seine Rolle<br />
als Familienvater sehr ernst nimmt. Weil<br />
er sich an diesem Vormittag um das leicht<br />
erkrankte jüngste seiner drei Kinder gekümmert hat,<br />
kommt Sadlowski in letzter Sekunde zum vereinbarten<br />
Termin im Göttinger Maschmühlenweg. Dort hat er auf<br />
einem von mehreren Unternehmen genutzten Gelände<br />
eine große Tiefgarage gemietet, in der er seine Schätze<br />
untergestellt hat: zahlreiche Oldtimer, Youngtimer &<br />
automobile Exoten, wie es auf der Homepage seines Unternehmens<br />
MondänMobil heißt.<br />
Im Dämmerlicht ist zunächst nicht viel zu sehen. Doch<br />
als Sadlowski das Licht einschaltet, springen einem die<br />
automobilen Schätze sofort ins Auge: Ford Capri, Opel<br />
Manta, ein Volvo P1800 oder ein historischer Alfa<br />
Romeo: Liebhaber dieser und zahlreicher anderer älterer<br />
Fahrzeuge können hier schnell ins Schwärmen geraten.<br />
An diesem Morgen stehen rund 30 historische Fahrzeuge<br />
in der Tiefgarage bereit – darunter auch zwei Mini<br />
Cooper, ein Mercedes 300 Cabrio, ein Volvo 242 GT<br />
und ein 60 Jahre alter VW Käfer im Herbie-Look.<br />
„EIN HERZ FÜR ÄLTERE AUTOS habe ich schon immer<br />
gehabt“, sagt Sadlowski. Dass er im Jahr 2009 begonnen<br />
habe, hauptberuflich mit historischen Fahrzeugen<br />
zu handeln, sei allerdings die Folge einer eher zufälligen<br />
Begegnung gewesen: Zum Ende seines Studiums der Sozialwissenschaften<br />
an der Uni Göttingen tourte Sadlowski<br />
mit seiner jetzigen Ehefrau mit einem älteren Mercedes<br />
durch Europa. Als er den 560 SEC nach der Reise<br />
über ein Inserat zum Verkauf anbot, kam ein Händler<br />
aus den Niederlanden auf ihn zu. „Der hat das Auto<br />
ohne Verhandlung sofort zum aufgerufenen Preis gekauft“,<br />
erzählt Sadlowski rückblickend. „Ich habe den<br />
Mann daraufhin gefragt: Warum kommst du 500 Kilometer<br />
nach Göttingen gefahren und verhandelst noch<br />
nicht einmal über den Preis?“ Seine Antwort: Autos, die<br />
älter als 25 Jahre sind, seien in den Niederlanden sehr<br />
gefragt, weil für sie keine Kfz-Steuer fällig sei. „Da habe<br />
142 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
Spektakulärer Coup Dank guter Kontakte steht heute auch der Porsche 996 GT3 Clubsport in Sadlowskis Sammlung, mit dem einst der<br />
schwedische König Karl Gustav höchstselbst durch die Radarkontrolle raste.<br />
ich Lunte gerochen“, erinnert sich Sadlowski. Kurzerhand<br />
bot er dem Holländer an, für ihn gegen Provision<br />
nach weiteren alten Autos in Deutschland Ausschau zu<br />
halten – und spürte dann für ihn den einen oder anderen<br />
Baby-Benz, also Mercedes 190, auf, oder auch Mercedes-Limousinen<br />
der S-Klasse. „Weil das ziemlich gut lief,<br />
habe ich dann nach einiger Zeit begonnen, auch auf eigene<br />
Rechnung mit älteren Pkw zu handeln“, erklärt der<br />
Unternehmer – und MondänMobil war geboren.<br />
DAZWISCHEN LAG NACH ABSCHLUSS DES STUDIUMS<br />
ein vorübergehender Umzug nach Lüneburg. „Meine<br />
Frau und ich wollten damals mal weg aus Göttingen.<br />
Und wegen der Nähe zu Hamburg war Lüneburg für<br />
uns attraktiv.“<br />
An die drei Autos, mit denen er dort in den Oldtimer-<br />
Handel einstieg, kann Sadlowski sich noch gut erinnern:<br />
eine blaue Ente 2CV, ein Mercedes W123 Coupé aus den<br />
frühen 1980er-Jahren und eine Mercedes/8-Limousine.<br />
Auf die Spur dieser und weiterer Fahrzeuge kam er durch<br />
unermüdliche Lektüre: „Ich habe schon damals nahezu<br />
täglich die Autobörsen durchforstet. Wenn ich dann etwas<br />
Interessantes entdeckte, war ich sehr schnell. Ich<br />
habe mich in den Zug gesetzt und bin sofort losgefahren.“<br />
IN DEN ERSTEN JAHREN habe er die Oldtimer vorwiegend<br />
in Deutschland gefunden, bald aber auch in den<br />
Niederlanden oder in Belgien und vor allem in Schweden,<br />
so der 39-Jährige. Dort kaufte er auf lokalen Fahrzeugbörsen<br />
vorwiegend ältere Volvos wie den P 1800,<br />
den sogenannten Schneewittchensarg.<br />
In Schweden gelang dem Göttinger mithilfe persönlicher<br />
Kontakte auch sein bisher wohl spektakulärster<br />
Gebrauchtwagenkauf. Dabei ging es allerdings nicht um<br />
einen Oldtimer, sondern um einen vergleichsweise jungen<br />
Sportwagen: einen Porsche 996 GT3 MK2 in Speedgelb<br />
als Clubsport-Version. „Schon unter normalen Umständen<br />
würden für ein solches Fahrzeug mitunter sechsstellige<br />
Beträge verlangt“, sagt Sadlowski.<br />
Der fragliche Porsche hat dazu noch eine besondere<br />
Geschichte. Und die hat mit Karl Gustav zu tun. Der<br />
schwedische König habe das Auto in Stockholm vor der<br />
offiziellen Eröffnung einer Fahrzeugmesse gesehen,<br />
2 |<strong>2023</strong> 143
leben<br />
Mercedes 300 CE 24v Cabrio<br />
144 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
» Die alten Schätze sind keine Alltagsfahrzeuge.<br />
Man muss sie eher als Hobby begreifen.«<br />
Mercedes 300 E 24v<br />
2 |<strong>2023</strong> 145
leben<br />
» Bei mir gibt es vorwiegend Oldtimer, die deutlich<br />
weniger kosten als die meisten Neuwagen von heute.<br />
Man muss als Interessent kein Millionär sein. «<br />
daran Gefallen gefunden und es sich für einige Zeit ausgeliehen.<br />
Der Monarch sei dann in einem Tunnel bei<br />
Tempo 180 km/h geblitzt worden, berichtet Sadlowski.<br />
Einen Zeitungsartikel dazu habe er beim Ankauf des<br />
Fahrzeugs gratis dazubekommen, erzählt er. Das Dokument<br />
habe er bis heute bei seinen Unterlagen.<br />
Wie der Porsche später in den Besitz eines Sammlers in<br />
Nordschweden gelangte, ist nicht überliefert. Fest steht<br />
aber, dass Sadlowski den Flitzer von dem Mann erwarb<br />
und ihn gemeinsam mit einem Kumpel persönlich über<br />
2.000 Kilometer weit bis nach Göttingen steuerte. „Die<br />
Fahrt hat wirklich großen Spaß gemacht.“ Seither befindet<br />
sich der Sportwagen – geschützt durch eine Spezialplane<br />
– in der angemieteten und wie der Inhaber betont<br />
„erstklassig gesicherten“ Tiefgarage.<br />
ABENTEUERLICHE EINKAUFSFAHRTEN WIE DIESE mache<br />
er seit einigen Jahren schon nicht mehr. „Heute kaufe<br />
ich die Autos vorwiegend über ein selbst geknüpftes internationales<br />
Netzwerk“, berichtet Sadlowski, der insgesamt<br />
schon rund 700 Oldtimer erworben und wieder an<br />
den Mann oder die Frau gebracht hat.<br />
Sein ,Einkaufsmarkt‘ habe sich inzwischen stark verändert.<br />
Er findet seine Ware seit einiger Zeit weniger in<br />
Nord- und Mitteleuropa, sondern eher in Italien und zuletzt<br />
überwiegend auf der iberischen Halbinsel. „Wegen<br />
des anderen Klimas rosten die Fahrzeuge dort im Winter<br />
nicht so schnell wie bei uns – der Aufwand für die Instandsetzung<br />
älterer Autos ist deshalb deutlich geringer.“<br />
Was er dort einkaufe, richte sich an den Interessen seiner<br />
Kunden aus, so der Geschäftsmann. „Und die interessieren<br />
sich vor allem für Fahrzeuge, zu denen sie eine<br />
emotionale Bindung haben, weil sie damit in jüngeren<br />
Jahren selbst gefahren sind. Wer ein solches Auto erwirbt,<br />
fühlt sich zurückversetzt in alte Zeiten. Das merkt<br />
man ganz oft bei der Probefahrt.“ Auch wenn fast alle<br />
Autos, die der Händler im Angebot hat, im öffentlichen<br />
Straßenverkehr unterwegs sein dürfen, rät Sadlowski davon<br />
ab, die Fahrzeuge tagtäglich zu nutzen. „Die alten<br />
Schätze sind keine Alltagsfahrzeuge. Man muss sie eher<br />
als Hobby begreifen.“<br />
Unabhängig davon schwärmt der Autoliebhaber aber<br />
von der Qualität der meisten Oldtimer: „Die Güte der<br />
verarbeiteten Materialien ist zumeist sehr viel besser als<br />
bei modernen Fahrzeugen.“ Die Lebensdauer vieler<br />
Wagen heute betrage „nur noch acht bis zehn Jahre“.<br />
Deshalb mache er beim Ankauf Mitte der 1990er-Jahre<br />
einen Cut. „Man kann davon ausgehen, dass später gebaute<br />
Fahrzeuge keine Klassiker mehr werden – abgesehen<br />
von einigen in limitierter Auflage produzierten<br />
hochwertigen Autos.“<br />
NOCH ABER GEBE ES GENÜGEND ÄLTERE FAHRZEUGE<br />
auf dem Markt und dafür inzwischen Interessenten<br />
überall auf der Welt. Seine automobilen Schätze verkaufe<br />
er längst nicht mehr nur an Kunden in Deutschland.<br />
„Ich habe Autos inzwischen in viele europäische Länder<br />
geliefert.“ Einige sogar in den arabischen Raum und in<br />
die USA.<br />
Wichtig ist Sadlowski dabei, nicht nur Fahrzeuge für<br />
Menschen mit sehr viel Geld im Angebot zu haben: „Bei<br />
mir gibt es vorwiegend Oldtimer, die deutlich weniger<br />
kosten als die meisten Neuwagen von heute. Man muss<br />
als Interessent kein Millionär sein.“ƒ<br />
KONTAKT<br />
MondänMobil<br />
Bastian Sadlowski<br />
Maschmühlenweg 105<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0176 64167878<br />
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146 2 |<strong>2023</strong>
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Showroom für die Erneuerbaren<br />
Der Energietechnikdienstleister 1KOMMA5° Göttingen hat auf der Siekhöhe einen<br />
neuen Showroom für die Technik rund um erneuerbare Energien für Privathaushalte<br />
und Unternehmen eingerichtet.<br />
„Dabei ist es uns wichtig,<br />
unsere Klimaschutzprodukte<br />
und deren intelligente<br />
Vernetzung für unsere Kunden<br />
erlebbar zu machen.“<br />
Heiko Lampe<br />
Marketingleiter<br />
Seit Dezember 2021 gehört das Göttinger<br />
Traditionsunternehmen bode & Stephan<br />
zur Unternehmensgruppe des Energietechnik-Start-ups<br />
1KOMMA5°. Damit ist eine<br />
Fokussierung des bisherigen Geschäfts komplett<br />
auf den Vertrieb und die Installation<br />
erneuerbarer Energielösungen erfolgt – Solaranlagen,<br />
Stromspeicher, Wallboxen, Wärmepumpen<br />
und vernetzende Technik sowie Software.<br />
Der Erfolg der Neuausrichtung kann<br />
sich sehen lassen: Die Mitarbeiterzahl stieg<br />
von 40 auf inzwischen rund 110, der zweite<br />
Unternehmensstandort Braunschweig wird<br />
ausgebaut, ein dritter Standort in Kassel wird<br />
2024 dazukommen. Der Umsatz wuchs um<br />
140 Prozent.<br />
„Generell geht man weiterhin davon aus,<br />
dass sich der Markt jedes Jahr verdoppeln<br />
wird, denn der Druck, etwas machen zu müssen,<br />
sowie die Bereitschaft, etwas machen<br />
zu wollen, steigen“, sagt Alexander Pape,<br />
Geschäftsführer von bode & Stephan.<br />
DIE GROSSE NACHFRAGE FÜR DAS BOOM-<br />
GESCHÄFT kommt bislang vor allem aus<br />
Photovoltaik-Anlagen und Speicherlösungen,<br />
aber Pape sieht Wärmepumpen ganz klar im<br />
Kommen – auch ohne Heizungsgesetz. „Wer<br />
ein geeignetes Gebäude hat, hätte mit dem<br />
Neueinbau einer Gasheizung deutliche Nachteile,<br />
denn ab 2027 müssen für Gas, aber auch<br />
Öl, CO 2 -Abgaben bezahlt werden.“ Zudem<br />
eigneten sich deutlich mehr Gebäude für den<br />
wirtschaftlichen Betrieb einer Wärmepumpe,<br />
als man denke.<br />
Es sind aber nicht nur solche Einzellösun gen,<br />
die 1KOMMA5° vertreibt, sondern vor allem<br />
auch deren intelligente Steuerung. Eine solche<br />
technische Eigenentwicklung ist der Heart beat,<br />
der Stromerzeugung und Strom verbrauch intelligent<br />
verbindet und steuert. „Zum einen<br />
lässt sich dadurch die Unabhängigkeit steigern,<br />
weil Stromverbrauch und -produktion<br />
besser aufeinander abgestimmt werden, zum<br />
anderen sind damit Kosteneinsparungen verbunden,<br />
denn über den Heartbeat kann Strom<br />
zu Bestpreisen verkauft oder eingekauft werden“,<br />
so Pape. Mit dem Ergebnis, dass etwa<br />
der Stromspeicher der Wärmepumpe dann<br />
vollgeladen wird, wenn Strom günstiger ist.
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FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
PROFIL<br />
Eingangsbereich des neuen Showroom mit Blick<br />
auf die Energietechnik-Produkte<br />
Geschäftsführer Ingo Stephan und Alexander Pape<br />
„Ein solches intelligentes Energiesystem ist für<br />
Kunden am Ende wirtschaftlich viel interessanter<br />
als die alte einfache Kombination aus<br />
Solaranlage und Stromspeicher.“<br />
DIE ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN sind<br />
breit, die Produktpalette ebenfalls, Energiekonzepte<br />
sind komplexer geworden. Dadurch ist<br />
auch der Beratungsbedarf deutlich gestiegen.<br />
Deswegen gibt es bei 1KOMMA5° schon jetzt<br />
einmal monatlich Informationsveranstaltungen,<br />
die gut ausgebucht sind. Das meiste Interesse<br />
kommt derweil noch von Privateigentümern,<br />
doch vor allem im Gewerbebereich<br />
sieht Alexander Pape noch eine Menge ungenutzte<br />
Potenziale: „Für Unternehmen rechnet<br />
sich das mindestens ebenso gut wie für Privatkunden.“<br />
Deswegen und aufgrund des steigenden<br />
Interesses geht 1KOMMA5° jetzt den nächsten<br />
Schritt und eröffnet Mitte Juli einen neuen<br />
Showroom in der Herbert-Quandt-Straße.<br />
Gezeigt werden auf 500 Quadratmetern alle<br />
Produkte, die 1KOMMA5° anbietet, in Kombination<br />
mit Beratungslounges, denn „wir<br />
wollen die Leute persönlich und individuell<br />
rundum zu Energiefragen beraten“, so Heiko<br />
Lampe, Marketingleiter von 1KOMMA5° in<br />
Göttingen.<br />
„DABEI IST ES UNS WICHTIG, unsere Klimaschutzprodukte<br />
und deren intelligente Vernetzung<br />
für unsere Kunden erlebbar zu machen“,<br />
betont Lampe. So könne jeder vor Ort den<br />
Einstieg in die eigene Energiewende wirksam<br />
mitgestalten. Und Geschäftsführer Alexander<br />
Pape bringt abschließend einen weiteren Mehrwert<br />
für die Kunden auf den Punkt: „Wir sind<br />
absolute Überzeugungstäter: Unser Firmengebäude<br />
oberhalb des Showrooms ist bereits<br />
seit 2003 mit PV-Anlagen und Wärmepumpen<br />
ausgestattet. Ebenso lange installieren wir<br />
auch schon Solaranlagen und Stromspeicher<br />
für Privathaushalte und Unternehmen.“ Diese<br />
langjährige Handwerks expertise sei in der<br />
Kombination mit der Vernetzung zu einem<br />
intelligenten Energiesystem einzigartig in der<br />
Region.<br />
TEXT: SVEN GRÜNEWALD<br />
KONTAKT<br />
1KOMMA5°<br />
Herbert-Quandt-Straße 6 + 12<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 50885-0<br />
info@1k5-goettingen.de<br />
1k5-goettingen.de
leben<br />
Der Klang<br />
der Steine<br />
Joachim Eriksen ist aus dem Göttinger Stadtbild nicht wegzudenken.<br />
Der Bildhauer mit seinem Atelier am Albaniplatz arbeitet derzeit an dem<br />
‚Buch der Zukunft‘ und lädt ein, selbst zu Hammer und Eisen zu greifen.<br />
Damit verfolgt der 66-Jährige eine Mission:<br />
den Menschen Brücken zur Kunst zu bauen.<br />
150 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
2 |<strong>2023</strong> 151
leben<br />
FOTO: JOACHIM ERIKSEN<br />
Cinderella’s Daydream<br />
Terrakotta-Porträt<br />
Technik: Polychrome<br />
Terrakotta<br />
152 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
» Künstler entwickeln oftmals<br />
Fragen, die sonst keiner stellt.<br />
Sie entwickeln eine Perspektive,<br />
um es anders zu sehen. «<br />
Tonnenschwere Steinblöcke reihen<br />
sich auf einem mehrere<br />
Fußballfelder umfassenden<br />
Areal aneinander. Ebenso<br />
schwere Baumaschinen spalten<br />
den Stein, der vor über 90 Millionen<br />
Jahren in einer marinen<br />
Umgebung entstand. Kleine<br />
Einlagerungen, Muscheln und<br />
Meerestiere sind Zeugen der<br />
Vergangenheit. Zwischen all<br />
den gebrochenen Blöcken geht ein Mann prüfend von<br />
Stein zu Stein, legt eine Hand auf, spürt, vermisst mit<br />
den Augen, vergleicht mit einem inneren Bild und legt<br />
letztlich sein Ohr an den Stein, schlägt mit einem Hammer<br />
auf ihn – und lauscht. Es scheint, als würden die<br />
Steine mit ihm sprechen. Und in gewisser Weise tun sie<br />
das auch, denn sie verraten Joachim Eriksen, was sich in<br />
ihrem Inneren verbirgt. „Wenn irgendetwas in dem Stein<br />
wäre, was mich stört, dann höre ich das“, sagt der Bildhauer,<br />
der seit über 40 Jahren als freischaffender Künstler<br />
arbeitet.<br />
2 |<strong>2023</strong> 153
leben<br />
154 2 |<strong>2023</strong>
Gute Mischung<br />
Zu sehen ist hier Eriksens Skulptur<br />
Geburt der Venus aus Alabaster – vor dem<br />
Ölgemälde Ergon von Anna Rotkind, die<br />
sich mit dem Künstler das Atelier am<br />
Albaniplatz teilt.<br />
leben<br />
„Ich habe bereits als Fünfjähriger eine starke Nähe zu<br />
Steinen gespürt und auch damals schon auf sie eingeschlagen“,<br />
erinnert sich Eriksen. Auf besondere Weise ist<br />
sie also von Anfang an da gewesen, diese geheimnisvolle<br />
Beziehung zu den Steinen und auch das Lauschen auf<br />
den nachhallenden Klang. Dass er eines Tages Künstler<br />
sein würde, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.<br />
Obwohl, und davon ist der 66-Jährige überzeugt: Künstler<br />
wird man nicht, Künstler ist man von Geburt an.<br />
„Die Frage, die jeder sich stellen muss, ist vielmehr, inwieweit<br />
man den Mut aufbringt, sich dafür zu entscheiden<br />
und diesen Weg zu gehen“, sagt er. Doch auch er<br />
macht zunächst einmal ganz konventionell sein Abitur<br />
auf einem Wirtschaftsgymnasium und studiert anschließend<br />
Kunstgeschichte, Archäologie und Anthropologie.<br />
Eriksen geht ein Stück weit den klassischen Weg, bis er<br />
vor der Entscheidung steht: akademische Laufbahn oder<br />
freischaffender Künstler? Die Antwort kannte er bereits<br />
viele, viele Jahre zuvor – er konnte sie damals nur noch<br />
nicht benennen.<br />
HEUTE IST DER GEBÜRTIGE OLDENBURGER etablierter<br />
Künstler, der sowohl künstlerische Aufträge im öffentlichen<br />
Raum als auch eigene Werke und Projekte<br />
umsetzt. Vor dem Gebäude der Stadtwerke Göttingen<br />
steht ein Brunnen: Die Quelle von Joachim Eriksen. Und<br />
auch vor dem Amtshaus ist ein Werk des Künstlers zu<br />
sehen: der Gedenkstein Alfred Andersch. Viele seiner<br />
Werke sind in Privatbesitz, andere stellt er in Ausstellungen<br />
an öffentlichen Orten aus. Die Preise für eine Skulptur<br />
von Eriksen liegen zwischen 700 und 17.000 Euro.<br />
Er sucht die Nähe vor allem zu den Menschen, die er in<br />
klassischen Galerien nicht erreicht. Im Mai <strong>2023</strong> war<br />
beispielsweise die Ausstellung ‚Kunst aus der Region‘ im<br />
Kaufpark. Oder er zeigt seine Werke, Skulpturen und<br />
Zeichnungen in einem Autohaus oder in den Wintermonaten<br />
auch mal in der leer stehenden Eisdiele ‚Eisfieber‘<br />
in der Göttinger Innenstadt. Es ist eine Mission, die Eriksen<br />
verfolgt: den Menschen Brücken zu bauen – Brücken<br />
zur Kunst. Und vor allem auch zu dem Wert, der<br />
jedem Kunstwerk innewohnt. Man beginnt, arbeitet an<br />
dem Werk und beendet es ganz bewusst. All dies, sei-<br />
2 |<strong>2023</strong> 155
leben<br />
nen Arbeitsprozess, seine Gedanken zum Kunstwerk,<br />
seine Werke selbst zeigt der Göttinger Bildhauer nicht<br />
nur in seinem Atelierraum. Auf seinen zahlreichen Seiten<br />
auf Facebook und auf Instagram schafft er einen poetisch-philosophischen<br />
Einklang von Fotografien seiner<br />
Projekte und seinen Texten.<br />
SEIN NEUESTES PROJEKT HEISST das Buch der Zukunft.<br />
Die Idee, ein Buch aus Stein zu schaffen, ersann der<br />
Künstler 2021. Auf dem Schreibtisch in seinem Atelier am<br />
Albaniplatz steht noch das ca. 20 x 30 Zentimeter große<br />
Modell des zukünftigen Buches. Am Ende seiner monatelangen<br />
Suche wird ein 3,5 Tonnen schwerer Steinblock<br />
am Rande des Albaniplatzes liegen, der nach und nach<br />
die Gestalt eines Buches freigeben wird. „Ich muss mich<br />
auf den Stein einlassen, langsam das Werk darin sehen<br />
und unser Buch der Zukunft gewähren lassen“, sagt<br />
Eriksen. Er steht neben ‚seinem‘ Stein in einer blauen<br />
Tunika, seiner typischen Arbeitskleidung. Der Mann mit<br />
weißem langem Haar, das er zum Zopf gebunden trägt,<br />
und dem weißen Bart gehört genau so zum Göttinger<br />
Stadtbild.<br />
Doch was ist das Buch der Zukunft überhaupt? Es<br />
wird ein geschlossenes Buch aus bruchrauem Kalksandstein<br />
sein. Natürlich werden es nicht mit geschriebenen<br />
Worten gefüllte Seiten werden, sodass sich die Zukunft<br />
einfach durchblättern und lesen lässt. Auch wenn die<br />
Zukunft nicht in Stein gemeißelt werden kann, das Buch<br />
der Zukunft wird ein Ort sein, an dem wir innehalten<br />
und über eben jene nachdenken können. Ein Kunstwerk,<br />
das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet.<br />
Oft denken wir Menschen, die Zukunft läge vor uns und<br />
die Vergangenheit hinter uns. „Aber die Wahrheit ist: Es<br />
gibt schon sehr lange Zukunft. Sie begann gleich nach<br />
156 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
»Ich bin unmittelbar mit<br />
dem Material im Dialog, mit<br />
seinen Wünschen und seinen<br />
Vorstellungen – ich lasse mich<br />
darauf ein, und manchmal<br />
überrascht es mich. «<br />
FOTO: LARS GERHARDTS<br />
Das Buch der Zukunft<br />
Bereits vor zwei Jahren begann Joachim Eriksen<br />
mit seinem Projekt Buch der Zukunft – der Skulptur eines<br />
großen Buches aus einem 3,5 Tonnen schweren Stein,<br />
die am Göttinger Albaniplatz entsteht.<br />
dem Urknall“, sagt der Künstler. Eriksen steht vor seinem<br />
Werk und streicht mit seiner Hand über die unterschiedlichen<br />
Strukturen – Muster, die er bereits in den<br />
Stein geschlagen hat. Noch ist nicht entschieden, welche<br />
Oberfläche sich durchsetzen wird. „Ich bin unmittelbar<br />
mit dem Material im Dialog, mit seinen Wünschen und<br />
seinen Vorstellungen – ich lasse mich darauf ein, und<br />
manchmal überrascht es mich“, sagt er lächelnd.<br />
Es lässt sich Bedeutung in das Buch der Zukunft einmeißeln<br />
und wird gleichsam aus dem Inneren des Steins<br />
sichtbar. Wie denken wir also Zukunft? Ist sie determiniert<br />
oder freier Wille? Zukunft ist fließend – ebenso wie<br />
die Form des Buches aus Stein. Nicht alles muss man in<br />
der Kunst erklären, aber über vieles kann man sprechen<br />
und so ins Gespräch kommen. Aber letztlich geht es bei<br />
Kunst ums Fühlen, um Emotionen und um assoziatives<br />
Denken, weiß der gelernte Steinmetz.<br />
Doch es ist nicht allein sein Werk. Das Buch der Zukunft<br />
soll zum Nachdenken, zum Diskutieren und zum<br />
Handeln anregen und widmet sich dem Wesen des<br />
Buches in Form eines Appells an die Zukunft, die jeder<br />
Einzelne im Rahmen seiner Möglichkeiten mitgestalten<br />
kann. Es ist – ähnlich wie bereits bei Eriksens Die Läuferin<br />
(siehe Seite 159) – ein Gemeinschafts projekt, bei dem alle<br />
Kunstbegeisterten oder neu Interessierten, die sich der<br />
Bildhauerei annähern wollen, selbst zu Hammer und<br />
Eisen greifen dürfen, Patenschaften übernehmen, ein<br />
Lesezeichen erwerben oder einen Baum pflanzen können.<br />
Am 2. Juli 2022 schritt die Göttinger Oberbürgermeisterin<br />
Petra Broistedt zur Tat (Foto) und eröffnete mit sieben<br />
Schlägen das Projekt von Eriksen. Seitdem lädt der<br />
Künstler alle Menschen der Stadt ein, mit ihm vor Ort<br />
ins Gespräch kommen und gemeinsam die Zukunft<br />
zu erschaffen.<br />
Mehr Infos gibt es unter:<br />
buchderzukunft.de<br />
www.atelier-eriksen-rotkind.de<br />
2 |<strong>2023</strong> 157
leben<br />
Und: Kunst ist ein Spiegel des Lebens. Oder – wie Eriksen<br />
es nennt – „Selbstähnlichkeit“. Indem er ungewöhnliche<br />
Dinge in seinen Kunstwerken ungewohnt zusammenbringt,<br />
kann er eine Tür in eine neue Welt öffnen,<br />
durch die jeder auf seine Weise treten kann.<br />
„KÜNSTLER ENTWICKELN OFTMALS FRAGEN, die sonst<br />
keiner stellt. Sie entwickeln eine Perspektive, um es anders<br />
zu sehen“, sagt der Wahl-Göttinger. Und so ist auch<br />
das Buch der Zukunft ein Projekt, um stehen zu bleiben,<br />
Fragen zu stellen und sich selbst Antworten zu geben.<br />
Denn nicht nur Eriksen selbst gestaltet den Stein. Jeder,<br />
der Lust hat, seinen Anteil am Buch der Zukunft zu haben,<br />
kann ein Rundeisen und den Knüppel, ein typisches<br />
Bildhauerwerkzeug, in die Hand nehmen und sich in<br />
dem Stein verewigen. Allerdings wird dies beim ersten<br />
Mal nicht so rhythmisch gelingen, wie es dem Bildhauer<br />
von der Hand geht.<br />
Neben der aktiven Arbeit am Stein können Interessierte<br />
die Arbeit des Künstlers mit einer Patenschaft und<br />
Spende unterstützen oder ein Lesezeichen erwerben.<br />
Dieses Lesezeichen ist ein langes Stoffband, auf dem<br />
Eriksen den ganz persönlichen Wunsch für die Zukunft<br />
schreibt. „Es ist interessant, dass sich die Menschen eine<br />
friedliche, empathische, liebevolle oder loyale Zukunft<br />
wünschen – aber niemand Reichtum. Darüber sollte unsere<br />
Regierung mal nachdenken“, so der Bildhauer. Einen<br />
Teil des Geldes, das der Künstler einnimmt, wird er<br />
an das Kinder- und Jugendhospiz in Göttingen spenden.<br />
An junge Menschen, denen nur eine kurze Zukunft<br />
bleibt. „Denn eine schöne Zeit ist immer auch eine zeitlose<br />
Zeit“, sagt er.<br />
ER IST NICHT EINER JENER KÜNSTLER, die zurückgezogen<br />
in ihrem Atelier arbeiten. Eriksen sucht das Gespräch<br />
und möchte den Menschen die Schwellenangst<br />
nehmen. Auch aus diesem Grund ist das Buch der Zukunft<br />
nicht allein sein Projekt – es ist, so wie die Zukunft<br />
auch, ein Gemeinschaftsprojekt. Jeder Einzelne gestaltet<br />
bewusst oder unbewusst durch sein tägliches Tun die<br />
Zukunft mit. Ein kurzes Gedankenexperiment: Ein<br />
Mensch allein schafft es nicht, die 3,5 Tonnen vom Fleck<br />
zu bewegen. „Wenn es hingegen gelänge, 500 Menschen<br />
mit einer Hand an den Stein zu lassen, dann könnten alle<br />
zusammen diesen Stein bewegen“, sagt Eriksen. Daher<br />
kann sein abschließender Satz im Interview gar kein besserer<br />
Schluss sein: „Wir sind soziale Wesen und streben<br />
danach, viele Dinge gemeinsam zu tun. Und es wäre<br />
schön, wenn wir darauf achten, dass wir gute Dinge<br />
tun.“ ƒ<br />
Die Läuferin<br />
Im <strong>Sommer</strong> 2007 begann der<br />
Bildhauer die Arbeit an der Skulptur<br />
Die Läuferin am Göttinger Stadtwall.<br />
Ebenso wie das Buch der Zukunft<br />
war dies ein Gemeinschaftsprojekt<br />
mit den Menschen der Stadt.<br />
Eriksen hat dafür den Stadtwall vermessen<br />
und symbolisch Meter für<br />
Meter verkauft, um das Projekt zu<br />
finanzieren und mit den Menschen<br />
ins Gespräch zu kommen.<br />
Er wählte Die Läuferin,<br />
„um das weibliche Prinzip für das<br />
Gelingen langer Läufe in den Vordergrund<br />
zu stellen“.<br />
158 2 |<strong>2023</strong>
leben<br />
2 |<strong>2023</strong> 159
garten.<br />
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ist der 31. August <strong>2023</strong>.<br />
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162 2 |<strong>2023</strong>
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