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faktor Sommer 2023

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www.<strong>faktor</strong>-erfolgsgeschichten.de<br />

19. Jahrgang <strong>Sommer</strong> <strong>2023</strong> 8 Euro<br />

› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />

› DAS MAGAZIN FÜR ERFOLGSGESCHICHTEN<br />

Erfolgsgeschichte Die unkonventionelle Macherin Eva Kienle hat ihren Platz im KWS-Vorstand gefunden 88


Unsere Steuerberaterinnen stehen für Frauenpower<br />

Das beste Mittel gegen Standardlösungen sind viele verschiedene<br />

Sichtweisen. Und die größten Erfolge für unsere Mandanten erzielen<br />

wir oft, wenn wir in gemischten Teams aus Frauen und Männern arbeiten.<br />

Deshalb verfolgt Quattek & Partner das Ziel, mehr Frauen in<br />

verantwortliche Positionen zu bringen.<br />

Dass wir uns dafür als Unternehmen verändern und weiterentwickeln<br />

müssen, liegt auf der Hand. Homeoffice und zahlreiche Teilzeitmodelle<br />

sind heute schon Standard.<br />

Wir arbeiten daran, das Selbstverständliche zu ermöglichen. So gehört<br />

es bei Quattek & Partner zur täglichen Praxis, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern die gleichen Chancen zu bieten. Nicht um eine Quote<br />

zu erfüllen. Sondern um Potenziale auszuschöpfen. Und im Ergebnis<br />

noch besser zu werden.<br />

Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.<br />

Steuerberater<br />

Roland Haever Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />

Steuerberater<br />

Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />

Wirtschaftsprüfer · Steuerberater<br />

Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />

Steuerberaterin<br />

Lutz Becker<br />

Rechtsanwalt<br />

Jan Förster Dipl.-Finw. (FH)<br />

Steuerberater<br />

In Kooperation mit<br />

Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de


editorial<br />

Im Handumdrehen zu<br />

mehr Wohnlichkeit<br />

„Wir Frauen in Südniedersachsen<br />

gewinnen an Stärke! “<br />

FOTO COVER: JULIA LORMIS / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />

In einer sich wandelnden Welt mit wachsender Gleichberechtigung haben Frauen in<br />

unserer Region längst bewiesen, dass sie sowohl beruflich als auch persönlich erfolgreich<br />

sein können. Doch nicht nur das: Frauen bringen neue Perspektiven, innovative Ideen<br />

und starke Kommunikationsfähigkeiten mit, die die Gesellschaft vorantreiben.<br />

So zeigt unsere Cover-Frau und KWS-Vorständin Eva Kienle, dass sie in einer von<br />

Männern dominierten Geschäftswelt herausragen können. Kienle erzählt uns von ihrem<br />

ganz eigenen Weg, ihrer unkonventionellen Mutterrolle und ihrer Philosophie des<br />

,einfach Machens‘. Ein Motto, dem auch Lisa Künnecke mit ihrem neuen create:hub in<br />

Holzminden mit Entschlossenheit folgt. In vierter Generation kurbelt sie nicht nur die<br />

Entwicklung der eigenen Firma an, sondern hat mit ihrem Unternehmergeist einen Ort<br />

geschaffen, an dem auch andere Menschen Raum und Arbeit neu erleben können.<br />

Freuen Sie sich auch auf Deutschlands erfolgreichste Trailrunnerin Ida-Sophie Hegemann.<br />

Die Duderstädterin gehört zur absoluten Weltspitze. Erfahren Sie, was sie zu dieser<br />

Leistung antreibt und warum die Gipfelstürmerin trotzdem am Boden geblieben ist.<br />

... und das sind nur einige der Top-Frauen in dieser Ausgabe, die allesamt als Vorbilder<br />

die nächste Generation darin bestärken, ihre Träume zu verwirklichen.<br />

Einen weiteren Schwerpunkt widmen wir den Familienunternehmen, die das Rückgrat<br />

unserer Wirtschaft bilden. Wir betrachten die Erfolgsrezepte und Heraus forderungen<br />

beim Generationswechsel und lassen Experten mit wertvollen Tipps zu Wort kommen.<br />

Beispielhaft für eine gelungene Nachfolge stellt <strong>faktor</strong> die Familie Viani vor, deren<br />

Feinkosthandel in Göttingen vor genau 50 Jahren von Antonio Viani gegründet wurde<br />

und heute von Sohn Remo kreativ weiterentwickelt wird. Ebenfalls im Magazin:<br />

Zufall-CEO Peter Müller-Kronberg, der unter anderem mit seiner Zukunftswerkstatt frischen<br />

Wind in das familiäre Logistikunternehmen bringt.<br />

Aber nicht nur die großen Firmen machen unsere Region so wertvoll. Kreative Köpfe<br />

wie der deutschlandweit gefragte Gitarrenbauer Henning Mohr und der renommierte<br />

Göttinger Bildhauer Joachim Eriksen setzen mit ihrer Kunst neue Maßstäbe und<br />

bereichern unsere Heimat.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Kennenlernen dieser beeindruckenden<br />

Persönlichkeiten und inspirierenden Erfolgsgeschichten!<br />

Ihre Elena Schrader<br />

Chefredakteurin<br />

schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Das APTO-System schafft Privatsphäre zum Beispiel<br />

im Homeoffice. Es ist mit unterschiedlichen Modulen<br />

erweiter- und nachrüstbar. Das Design löst komplexeste<br />

Herausforderungen an jedem Arbeitsplatz.<br />

P<br />

Direkt<br />

Mehr auf struckmeier-aktuell.de<br />

und in unserer Ausstellung.<br />

Wir denken Büro neu.<br />

an unserem Ausstellungszentrum stehen<br />

ausreichend kostenlose Parkplätze zur Verfügung.<br />

KARL-ARNOLD-STRASSE 4 · 37079 GÖTTINGEN<br />

0551 50669-23 und -25<br />

INFO@STRUCKMEIER.DE<br />

WWW.STRUCKMEIER.DE<br />

2 |<strong>2023</strong> 3


inhalt<br />

Schwerpunkt im Magazin:<br />

Familienunternehmen –<br />

das Rückgrat der deutschen<br />

Wirtschaft ab Seite 56<br />

service<br />

3 Editorial<br />

8 Momentaufnahmen<br />

Besondere Augenblicke<br />

vergangener Tage<br />

16 Aktuelles<br />

Neues aus der Redaktion<br />

161 Impressum<br />

162 Blumen und mehr<br />

<strong>faktor</strong>-Verlosung zur<br />

Landesgartenschau <strong>2023</strong><br />

unternehmen<br />

22 Spot on!<br />

Die unsichtbaren Helden der<br />

Lichttechnik: Auer Lighting feiert<br />

sein 75-jähriges Jubiläum<br />

38 Richtig Bock auf Büro<br />

Copernicus als Vorreiter beim<br />

Thema New Work<br />

44 „Jetzt machst du das“<br />

Willkommen in der Familie:<br />

50 Jahre Viani in Göttingen<br />

mensch<br />

88 „Einfach mal loslaufen und machen“<br />

KWS-Vorständin Eva Kienle ist eine<br />

Powerfrau, die mit ihrem bunten<br />

Lebenslauf manche Erwartung sprengt<br />

96 Die Frau fürs Klima<br />

Jura- Professorin Angela Schwerdtfeger<br />

und ihr Herzensthema Klimaschutz<br />

102 Frauenpower im Forst<br />

Friederike Elisabeth Marciniak<br />

gehört zu den wenigen weiblichen<br />

Försterinnen und sorgt für die nächste<br />

Generation<br />

107 Im Profil: Top-Frauen<br />

Starke Frauen aus Südniedersachsen<br />

präsentieren sich<br />

116 Auf der richtigen Welle<br />

Zufall-CEO Peter Müller-Kronberg<br />

bringt frischen Wind in das<br />

Familien unternehmen<br />

150 Der Klang der Steine<br />

Brücken bauen. Bildhauer Joachim Eriksen<br />

arbeitet derzeit auf dem Göttinger<br />

Albaniplatz am Buch der Zukunft und<br />

lädt dazu ein, selbst zu Hammer und Eisen<br />

zu greifen und die Zukunft mitzugestalten.<br />

wissen<br />

56 Erfolgs<strong>faktor</strong> Familie<br />

Generationswechsel im Mittelstand:<br />

Stolpersteine und Erfolgsrezepte für<br />

Unternehmen in Familienhand<br />

68 Raum neu erleben<br />

Mit dem create:hub treibt<br />

Lisa Künnecke in Holzminden<br />

nicht nur die Entwicklung des<br />

Familienbetriebs voran<br />

74 Das Schwarmwissen anzapfen<br />

25 Jahre erfolgreiches Netzwerken<br />

im Measurement Valley<br />

80 „Inflation ist Gift“<br />

Burkhard Balz, Vorstand der<br />

Deutschen Bundesbank, im Interview<br />

leben<br />

122 Sound im Kopf<br />

Henning Mohr – Gitarrenbauer<br />

aus Leidenschaft<br />

130 Platz zum Umarmen<br />

Ein Traum wird Realität: In Göttingen<br />

eröffnet das dritte Kinder- und<br />

Jugendhospiz Niedersachsens<br />

136 Die Gipfelstürmerin<br />

Duderstädterin Ida-Sophie Hegemann<br />

gehört als Trailrunnerin zur Weltspitze<br />

140 Königlicher Porsche<br />

Oldtimer-Händler Bastian Sadlowski<br />

verkauft besondere Schmuckstücke an<br />

Liebhaber weltweit<br />

150 Der Klang der Steine<br />

Der Göttinger Bildhauer Joachim<br />

Eriksen baut am Buch der Zukunft<br />

4 2 |<strong>2023</strong>


FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA & MARCO BÜHL<br />

102 Zukunft im Forst<br />

116 Auf der richtigen Welle<br />

In dritter Generation. Peter Müller-Kronberg stieg vor zehn Jahren bei Zufall ein und<br />

brachte frischen Wind in seinen Familien betrieb. Mit <strong>faktor</strong> spricht der CEO über den<br />

Mut zum Risiko, den sowohl Surfer als auch Unternehmer brauchen, und darüber, warum<br />

die wirklich wichtigen Dinge im Leben nicht käuflich sind.<br />

» Im Wald wird es jedes<br />

Jahr wieder Frühling.<br />

Es geht immer weiter. «<br />

74 Die Verbindungsknüpferin<br />

22 Die unsichtbaren Helden der Lichttechnik<br />

Erfolgsgeschichte. Auer Lighting liefert seit 75 Jahren Optiken für intelligente<br />

Beleuchtungssysteme. Die Glas-Profis aus Bad Gandersheim setzen damit weltweit<br />

Maßstäbe in der Scheinwerferindustrie: von der Autobranche bis nach Hollywood.<br />

Gewusst wie. Seit 25 Jahren arbeiten die<br />

Messtechnikunternehmen der Region im<br />

Measurement Valley erfolgreich zusammen.<br />

Bis heute sorgt Claudia Trepte dafür,<br />

dass sich das auch für alle lohnt.<br />

2 |<strong>2023</strong> 5


Auf über 2.000 m 2<br />

Eine der größten<br />

Gartenmöbel-Ausstellungen<br />

in Norddeutschland!<br />

Ab nach<br />

draußen<br />

ELEGANZ TRIFFT AUF SKANDINAVISCHEN CHIC UND NACHHALTIGKEIT:<br />

DIE KOLLEKTION VON IDYL GEHÖRT ZU DEN NEUHEITEN <strong>2023</strong> BEI MÖBEL HESSE.<br />

(Foto Idyl)<br />

IDEEN ZUM CHILLEN UND GRILLEN: DIE GARTENWELT VON MÖBEL HESSE INSPIRIERT AUF MEHR ALS<br />

2.000 QUADRATMETERN – FÜR DIE SCHÖNSTE ZEIT DES JAHRES<br />

Die Tage werden länger und wir freuen uns<br />

jetzt schon auf lange Abende im Garten,<br />

auf Terrasse und Balkon. Und damit wächst<br />

auch der Wunsch, das Frühjahr und den<br />

<strong>Sommer</strong> draußen zu genießen – und es<br />

sich dort genauso wohnlich und stylish zu<br />

gestalten wie in den eigenen vier Wänden.<br />

Inspirationen für außergewöhnliche<br />

Gartenmöbel und Outdoor-Accessoires gibt<br />

es in der Gartenwelt bei Möbel Hesse in<br />

Garbsen – in einer Ausstellung auf mehr<br />

als 2.000 Quadratmetern. Die Gartenwelt<br />

bietet zudem vielfältige Ideen zu dem idealen<br />

Sonnenschutz, alles rund um den Grill,<br />

lässige Tischdeko und Licht im Garten – für<br />

Raum zum draußen leben.<br />

Die außergewöhnlich gestaltete Ausstellung<br />

zeigt die aktuellen Möbelkollektionen<br />

aller namhaften Hersteller und Wohnaccessoires<br />

für Garten, Terrasse und Balkon<br />

– und zwar von Rolf Benz und Stern über<br />

Musterring und Hartmann bis zu Home<br />

Island und Zebra.<br />

IN- UND OUTDOORMÖBEL<br />

VERSCHWIMMEN IMMER MEHR<br />

„Gartenmöbel vereinen heute zunehmend<br />

modernes Design sowie hochwertige Materialien<br />

und wirken immer wohnlicher“,<br />

sagt Roland Wagner, Einkaufsleiter der<br />

Gartenwelt bei Möbel Hesse. „Damit lassen<br />

sie die Grenzen zwischen Out- und Indoor<br />

zunehmend verschwimmen.“ So wie beim<br />

Unternehmen Idyl, deren aktuelle Kollektion<br />

Möbel Hesse exklusiv präsentiert, als<br />

eine der Neuheiten <strong>2023</strong>. Die modernen<br />

Gartenmöbel punkten mit Eleganz und<br />

gleichzeitig skandinavischem Chic – und<br />

könnten sogar im Innenbereich aufgestellt<br />

werden. Die komfortablen Loungemöbel,<br />

bequemen und handgeflochtenen Sessel<br />

und großzügigen Gartentische machen<br />

Balkon, Garten und Terrasse zum zweiten<br />

Wohnzimmer – für die Gartenparty mit<br />

Familie und Freunden.<br />

Ebenso schlicht wie raffiniert sind die Gartenmöbel<br />

des weltweit bekannten italie-


FÜR LIEBLINGSPLÄTZE, DIE MIT DER TAGESZEIT UND DEM STAND DER SONNE WECHSELN:<br />

DIE MÖBEL VON EMU PEPPEN BALKON UND TERRASSE KRÄFTIG AUF.<br />

(Foto Emu)<br />

FASZINATION FEUER: DER SPIN VON<br />

HÖFATS ZAUBERT EIN MAGISCHES FLAM-<br />

MENSPIEL – GEEIGNET FÜR DRINNEN UND<br />

DRAUSSEN.<br />

(Foto Höfats)<br />

nischen Unternehmens EMU, exklusiv in<br />

der Region Hannover und ebenfalls ganz<br />

neu im Sortiment bei Möbel Hesse. Ob in<br />

Weiß, zarten Pastelltönen oder frischen<br />

Farben wie Rot, Blau und Gelb – das Outdoor-Design<br />

von EMU peppt Terrasse und<br />

Balkon kräftig auf. Das Unternehmen aus<br />

dem umbrischen Marsciano arbeitet mit<br />

international bekannten Designern zusammen,<br />

darunter Paola Navone, Christophe<br />

Pillet oder Patricia Urquiola. Die Möbel aus<br />

Stahl und Aluminium sind langlebig und<br />

robust bei jedem Wetter. Bei Sonnenschein<br />

ermöglicht das Design schöne Schattenspiele<br />

– für ein Dolce-Vita-Gefühl in Ihrem<br />

ganz persönlichen Freiluft-Wohnzimmer.<br />

Für anspruchsvolles und gleichzeitig lässig<br />

unkompliziertem Wohnen unter freiem<br />

Himmel steht auch der Outdoor-Möbel-<br />

Hersteller Stern. Das Traditionsunternehmen<br />

präsentiert in der Möbel Hesse-<br />

Gartenwelt leichte Aluminiummöbel,<br />

puristische Formen bei Edelstahl bis hin zu<br />

klassischem Geflecht oder Teak. Besonders<br />

vielseitig ist das Stern-Tischsystem – es ermöglicht<br />

aus unterschiedlichen Gestellen<br />

und Platten ganz individuelle Kombinationen.<br />

Außerordentlich wandlungsfähig und<br />

modern ist auch die Serie New Holly, also<br />

Dining-Version oder als kleine und auch<br />

großzügige Loungegruppe, ob als Bank,<br />

Liege, Lounge oder Doppelbett. Und für<br />

Lieblingsplätze, die mit der Tageszeit und<br />

dem Stand der Sonne wechseln.<br />

FASZINATION FEUER UND<br />

STIMMUNGSVOLLE LICHTIDEEN<br />

Und was ist ein Garten ohne schönes<br />

Licht für draußen? Mit Feuerschalen- oder<br />

-körben und Lichtobjekten können Sie nicht<br />

nur wohlige Wärme, sondern auch eine<br />

stimmungsvolle Atmosphäre auf Terrasse<br />

und Balkon zaubern. Möbel Hesse präsentiert<br />

für die Gartensaison <strong>2023</strong> auch die<br />

Produkte des jungen Unternehmens<br />

Höfats. „Mit Feuer und Leidenschaft<br />

schafft Höfats faszinierende Produkte, die<br />

puristische Form und begeisternde Funktionalität<br />

vereinen“, sagt Roland Wagner<br />

von Möbel Hesse. So wie der Spin, ein<br />

rotierender Flammenwirbel, der magisch<br />

ist zum Anschauen auf dem Tisch, als Tischdeko,<br />

als Gartenfackel oder als Windlicht<br />

hängend am Baum.<br />

GEÖFFNET IST DIE GARTENWELT BIS<br />

OKTOBER <strong>2023</strong>.<br />

VIELES<br />

SOFORT AB<br />

LAGER<br />

VERFÜGBAR<br />

OB ALS BANK, LOUNGEGRUPPE ODER SOGAR ALS DAYBED: DIE OUTDOOR-KOLLEKTION<br />

VON STERN PUNKTET MIT GROSSER WANDLUNGSFÄHIGKEIT UND MODERNER<br />

FORMENSPRACHE.<br />

(Foto Stern)<br />

Möbel Hesse GmbH, Robert-Hesse-Straße 3<br />

30827 Garbsen/Hannover an der B6<br />

Tel. 0511 27978-0, Mo. bis Sa. 10 – 19 Uhr<br />

info@moebel-hesse.de, www.moebel-hesse.de


momentaufnahmen<br />

Momentaufnahmen<br />

<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.<br />

TEXT LEA MONTAG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Applaus für ein neues Format<br />

Ende April feierte ein neues literarisches Format Premiere: Die Göttinger Frühjahrslese<br />

wurde zum ersten Mal zusammen vom Göttinger Literaturherbst und dem Literarischen<br />

Zentrum veranstaltet und begeisterte vier Tage lang mit einem bunt gefächerten Angebot die<br />

rund 2.000 Zuschauer in der historischen Sheddachhalle auf dem Sartorius Quartier.<br />

Neben Lesungen von Marc Elsberg und Paul Maar stellte der Bestsellerautor Benjamin von<br />

Stuckrad-Barre (Foto) seinen neuen Schlüsselroman Noch wach? vor und nahm das Publikum<br />

mit in die Abgründe von Machtmissbrauch und #MeToo. <strong>faktor</strong> begleitete das Event als<br />

Medienpartner und freut sich auf die bereits geplante Göttinger Frühjahrslese 2024.<br />

8 2 |<strong>2023</strong>


momentaufnahmen<br />

2 |<strong>2023</strong> 9


momentaufnahmen<br />

Händel in der Stadt<br />

Die Internationalen Händel-Festspiele in Göttingen<br />

erwiesen sich erneut als großer Erfolg. Unter dem<br />

diesjährigen Motto Hellas! und der kundigen<br />

Leitung des griechischen Dirigenten George<br />

Petrou ließen sich rund 20.000 Zuschauer von<br />

der fesselnden Musik Händels verzaubern.<br />

Ein Höhepunkt der Festspiele Mitte Mai war<br />

sicher das szenische Oratorium Semele HWV 58<br />

(Foto) – eine Neuinszenierung unter der Regie<br />

von Petrou. Unterstützt von der herausragenden<br />

Sopranistin Marie Lys in der Hauptrolle und dem<br />

britischen Tenor Jeremy Ovenden als Jupiter,<br />

wurde das Werk von einem brillanten<br />

Kammerchor begleitet und so zu einem<br />

unvergesslichen Erlebnis.<br />

Göttingen jazzt wieder<br />

Das 45. Göttinger Jazzfestival konnte im November endlich wieder ein Programm im<br />

Vor-Corona-Umfang anbieten. Internationale Künstler boten feinste Improvisationskunst von den<br />

Ursprüngen des Jazz bis zu Grenzgängen entlang von Folk, Minimal, World Musik, Neuer Musik<br />

und Techno. Der US-amerikanische Trompeter Theo Croker (Foto) eröffnete mit seiner Band das<br />

große Programmwochenende im Deutschen Theater mit Gospel, Blues, Jazz, Soul und Funk.<br />

Neben vielen Einzelkonzerten wurde erstmals auch eine Art-Techno-Jazz-Party mit<br />

DJ Leonhard Kuhn im DT-Keller gefeiert.<br />

10 2 |<strong>2023</strong>


momentaufnahmen<br />

2 |<strong>2023</strong> 11


momentaufnahmen<br />

Zurück auf der Straße<br />

In den verwunschenen Gassen von Holzminden erwachte<br />

zu Pfingsten nach pandemiebedingter Pause endlich wieder<br />

einmal das Internationale Straßentheater Festival zum Leben.<br />

Mit mehr als 45 Aufführungen begeisterten Künstlergruppen<br />

aus aller Welt die über 40.000 Zuschauer und verwandelten<br />

die Stadt an der Weser ein Wochenende lang in eine große<br />

Freilichtbühne. Besonders die spanische Gruppe Cia.<br />

Maduixa (Foto) zog die Aufmerksamkeit auf sich. Drei<br />

alternde Damen und ein riesiger Stuhl wurden zum<br />

Mittelpunkt einer komischen und poetischen Geschichte<br />

über Eitelkeit, Animosität und Empfindsamkeiten.<br />

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momentaufnahmen<br />

2 |<strong>2023</strong> 13


momentaufnahmen<br />

Im Schatten des Doms<br />

Seit 1959 wird alljährlich im <strong>Sommer</strong> eine viel beachtete Open-Air-Tradition lebendig<br />

erhalten: Die Gandersheimer Domfestspiele sind zu Niedersachsens größtem<br />

Freilichttheater und damit zu einem weithin bekannten Markenzeichen der Stadt<br />

geworden. Zum diesjährigen Programm mit dem Motto Uns blüht was zählen echte<br />

Klassiker wie My Fair Lady, ,Dancing Queen – das große ABBA-Konzert‘ oder Robin Hood,<br />

die dafür sorgten, dass bereits im Vorfeld 47.000 Karten an begeisterte Theaterliebhaber<br />

verkauft wurden. Ein Höhepunkt vor dem Domportal ist das Schauspiel Der Graf von<br />

Monte Christo (Foto), das die Geschichte von Edmond Dantès erzählt. Nach 20<br />

unschuldigen Jahren im Kerker gelingt ihm die Flucht, und er kehrt 1830 als Graf von<br />

Monte Christo nach Paris zurück. Die Festspiele laufen noch bis zum 13. August.<br />

14 2 |<strong>2023</strong>


momentaufnahmen<br />

2 |<strong>2023</strong> 15


aktuelles<br />

Neues Format<br />

Exklusives Frühstück und neue Pakete<br />

Anfang Juli startet das neueste Format im <strong>faktor</strong>-Portfolio: das <strong>faktor</strong>-<br />

Frühstück – exklusiv für Kunden – und lädt zum gemeinsamen Netzwerken<br />

ein. Damit bietet <strong>faktor</strong> ab sofort einmal im Monat die Gelegenheit, bei<br />

leckerem Frühstück in der Bäckerei Ruch wertvolle Impulse für das eigene<br />

Unternehmen zu erhalten und selbst neue Kunden zu gewinnen.<br />

Das <strong>faktor</strong>-Frühstück ist Teil des Herbst-Pakets, das diverse Möglichkeiten<br />

bietet, um maximale Sichtbarkeit zu erlangen. Zum einen enthält das Paket<br />

eine klassische Print-Anzeige oder ein Firmenprofil in der Herbstausgabe des<br />

<strong>faktor</strong>-Magazins, womit die wichtigsten Entscheider der Region erreicht<br />

werden. Zum anderen enthält es einen professionellen Social-Media-Post<br />

auf Facebook, Instagram und LinkedIn, um Kunden und Mitarbeiter auch<br />

über die digitale Plattform von <strong>faktor</strong> anzusprechen.<br />

Mehr erfahren!<br />

marketing.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-pakete<br />

Nutzen Sie diese Chance, um Ihr Unternehmen hochwertig zu präsentieren<br />

und Ihren Erfolg voranzutreiben – und nehmen Sie direkt Kontakt zum<br />

<strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme auf unter: Tel. 0551 3098390 oder<br />

boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Die Zukunftsplanung leicht gemacht!<br />

<strong>faktor</strong>Azubi bringt die Fachkräfte von morgen mit den Arbeitgebern der Region<br />

zusammen. Mit einem erfrischenden, jungen und modernen Layout richtet sich das<br />

Magazin an all diejenigen, die noch unsicher sind, wie es nach der Schule weitergehen<br />

soll. Auch in der kommenden Ausgabe, die im Spätsommer erscheint, gibt es<br />

wieder umfassende Infos zum Berufseinstieg, wertvolle Tipps zur erfolgreichen<br />

Bewerbung und spannende Einblicke in die vielfältigen Ausbildungsberufe der<br />

Region Südniedersachsen aus erster Hand.<br />

<strong>faktor</strong>Azubi bietet Unternehmen eine ideale Plattform,<br />

sich zu präsentieren und Talente für die Zukunft zu gewinnen.<br />

Möchten auch Sie Teil dieses hochwertigen Umfelds sein?<br />

Dann zögern Sie nicht und kontaktieren Sie unsere Kundenberaterin Nicole Benseler<br />

unter Tel. 0551 30983922 oder per E-Mail an benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Blick ins Heft? Hier geht es<br />

zur Online-Blätterversion:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<br />

<strong>faktor</strong>-azubi<br />

16 2 |<strong>2023</strong>


aktuelles<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Aufgetischt!<br />

Denkanstöße im <strong>faktor</strong>-Mittagsclub<br />

Auch in den vergangenen Monaten wurde die Mittagszeit wieder für inspirierende<br />

Erfolgsgeschichten aus der Region und Impulsvorträge im Göttinger Restaurant<br />

Amavi genutzt.<br />

So waren im <strong>faktor</strong>-Mittagsclub im März die Gründer von Riøt Furniture zu Gast:<br />

Sascha Heise und Marius Jacobi. Ihr Hobby wurde zum Beruf: Sie restaurieren<br />

und verkaufen heute skandinavische Designermöbel aus den 1970er-Jahren – aus<br />

Volpriehausen in die ganze Welt. Im Mittagsclub erzählten sie, wie sie ihren Möbeln<br />

den besonderen Touch geben und warum sie trotz des Erfolgs ihrem ursprünglichen<br />

Beruf als Krankenpfleger treu bleiben.<br />

Im April gewährte Jan Philipp Gresens, geschäftsführender Gesellschafter der<br />

Feinbäckerei Ruch, spannende Einblicke in das Familienunternehmen. Unter dem<br />

Motto Der Tradition verbunden – offen für Neues berichtete er von der erfolgreichen<br />

Generationsübergabe. Die Feinbäckerei legt übrigens seit März in den regionalen<br />

Mannamia-Filialen das <strong>faktor</strong>-Magazin in einer Auflage von 1.000 Exemplaren aus.<br />

Im Mai war dann der neue geschäftsführende Gesellschafter des Wurstherstellers<br />

Börner- Eisenacher Benjamin Krieft zu Gast (Foto). Offen erzählte der 43-Jährige davon,<br />

wie er es als Außenstehender schaffte, den traditionsreichen Familienbetrieb zu<br />

übernehmen, und teilte mit den Mittagsclub-Teilnehmern seine Pläne, die Position<br />

von Börner- Eisenacher unter den Top 3 der Biowurst-Produzenten auszubauen.<br />

Neugierig geworden?<br />

Hier geht es zum <strong>faktor</strong>-Mittagsclub:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/bildergalerien-<strong>faktor</strong>-mittagsclub<br />

2 |<strong>2023</strong> 17


aktuelles<br />

<strong>faktor</strong>-Podcast<br />

Neue Folgen: onfIre – der Podcast für Erfolgsgeschichten<br />

<strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme (Foto l.) und Chefredakteurin Elena Schrader (r.) haben erneut am digitalen<br />

Lagerfeuer Platz genommen, um in der Podcast-Reihe ,onfIre – der Podcast für Erfolgsgeschichten‘ mit ihren<br />

Gästen der essenziellen Frage auf den Grund zu gehen: Wofür brennen Sie?<br />

In der 5. Folge durfte onfire die Tattoo-Start-up-Gründer von Inkster, Michael Noack und Melvyn Wittwer, begrüßen.<br />

Die ehemaligen BWL-Studenten aus Göttingen erzählen von ihrem Erfolg mit wasserfesten Zwei-Wochen-Tattoos,<br />

der durch eine Social-Media-Kampagne richtig Fahrt aufgenommen hat. Sie nehmen die Zuhörer auf ihre<br />

persönliche Reise mit und berichten von schiefgelaufenen TV-Reportagen, ihren Anfängen in der Göttinger<br />

Gründer- Szene und teilen ihre Überzeugung, dass Unternehmertum die richtige Lebensentscheidung für sie ist.<br />

Als Gast der 6. Folge war der Schweizer Intendant Achim Lenz (M.) bei onfire, der über seine Vorbereitungen<br />

der diesjährigen Gandersheimer Domfestspiele spricht. Die durfte er in einem namhaften Atelier in Paris<br />

durchführen. Er erzählt im Podcast von den Herausforderungen dieser Aufgabe und davon, wie er es schaffte,<br />

Sponsoren für die Kunst zu gewinnen und trotz der Pandemie den Mut nicht zu verlieren.<br />

In Folge 7 spricht Geschäftsführer Ingo Stephan über den erfolgreichen Verkauf seiner Göttinger Elektrotechnikfirma<br />

bode & Stephan an 1Komma5° – und die Vorteile, die diese Entscheidung mit sich bringt. Er berichtet<br />

von der beeindruckenden Umsatzsteigerung von 140 Prozent, die das Unternehmen erreichen konnte, und teilt<br />

als Verfechter der Energiewende seine Visionen, wie dieser Wandel gelingen kann.<br />

JETZT ABONNIEREN!<br />

Alle 14 Tage erscheint eine neue Folge –<br />

zu hören auf der <strong>faktor</strong>-Website sowie auf Spotify<br />

und allen anderen gängigen Plattformen.<br />

Sind Sie neugierig geworden?<br />

Gut so! Dann hören Sie doch<br />

gleich mal rein.<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/onfire-podcast<br />

18 2 |<strong>2023</strong>


aktuelles<br />

38. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />

1KOMMA5°-Chef Phillipp Schröder zu Gast bei <strong>faktor</strong><br />

Am 12. Juli <strong>2023</strong> ist es endlich wieder so weit: Die 38. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />

in Kooperation mit der BMW Niederlassung Göttingen findet statt. Zu Gast:<br />

Phillipp Schröder, Co-Founder und CEO von 1komma5°. Schröder selbst ist auf<br />

einem Öko-Bauernhof aufgewachsen und hat gegen Castor-Transporte protestiert.<br />

Mit 1KOMMA5° möchte er nun unternehmerisch einen Beitrag zum Klimaschutz<br />

leisten, nachdem er zuvor als Deutschland-Chef bei Tesla tätig war.<br />

Auf der <strong>faktor</strong>-Business-Lounge präsentiert er das spannende Thema:<br />

,Das neue Zeitalter der Flexibilität: Wie Sonne und Wind den Energiemarkt revolutionieren‘.<br />

Die Veranstaltung findet bei der BMW AG Niederlassung Göttingen in der<br />

Herbert-Quandt-Straße 8 statt und beginnt um 19 Uhr.<br />

Seien Sie dabei und lassen Sie sich von den innovativen Ideen und Impulsen von Phillipp Schröder<br />

begeistern! Jetzt die letzten Tickets sichern unter: <strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-business-lounge-start<br />

P.O.S. verabschiedet sich<br />

Marken<br />

kommuni<br />

kation<br />

<strong>faktor</strong> sagt: Danke für die kreative Zeit!<br />

Die Anzeigen von P.O.S Kresin Design haben im <strong>faktor</strong>-Magazin immer wieder mit ihren<br />

ungewöhnlichen und kreativen Designs begeistert. Jede Anzeige, die mit viel Hingabe in der<br />

Rosdorfer Ideenschmiede gefertigt wurde, war speziell auf den <strong>faktor</strong> und seine Themenschwerpunkte<br />

zugeschnitten und zog damit stets die Aufmerksamkeit auf sich. Mit ihnen<br />

schaffte es die Agentur sogar fünfmal in Folge in das Jahrbuch der Werbung!<br />

Bedauerlicherweise haben die beiden Inhaber, Peter Pawlowski und Ralf Kresin (v.l.), keine<br />

passende Nachfolge gefunden und müssen daher nun ihre Agentur aufgeben. Dies spiegelt<br />

nur eine der großen Herausforderungen wider, der viele Unternehmer gegenüberstehen.<br />

<strong>faktor</strong> widmet dieser Problematik – insbesondere in Bezug auf Familienbetriebe – in dieser<br />

Ausgabe einen eigenen Schwerpunkt und gibt Hilfestellungen an die Hand.<br />

Mehr dazu ab Seite 56.<br />

* wo die Ideen entstehen . .<br />

pos-marken.de<br />

Bei P.O.S Kresin Design möchte sich <strong>faktor</strong> für die langjährige gute Zusammenarbeit bedanken<br />

und wünscht Ralf Kresin, Peter Pawlowski und dem gesamten Team eine erfüllte Zukunft!<br />

2 |<strong>2023</strong> 19


360°<br />

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Marco Böhme<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

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Tel. 0551 30 98 39-0<br />

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unternehmen<br />

Spot on!<br />

22 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

Die unsichtbaren Helden der Lichttechnik:<br />

Auer Lighting liefert seit 75 Jahren Optiken für<br />

intelligente Beleuchtungssysteme.<br />

Die Glas-Profis aus Bad Gandersheim setzen damit<br />

weltweit Maßstäbe in der Scheinwerferindustrie:<br />

von der Autobranche bis nach Hollywood.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

2 |<strong>2023</strong> 23


unternehmen<br />

Auer Lighting fährt in vielen<br />

Autos mit, und wer<br />

den neuesten Blockbuster<br />

im Kino sieht, kommt<br />

ebenfalls in den Genuss<br />

der Lichttechnik der Glasund<br />

Beschichtungsprofis<br />

aus Bad Gandersheim.<br />

Auch wenn der Name<br />

Auer Lighting dem Autokäufer<br />

oder Cineasten<br />

kein Begriff ist – in der Welt der großen Produzenten von<br />

Scheinwerfern sind ihre Spezialgläser und Reflektoren<br />

international eine feste Größe. Kein Holly wood-Film,<br />

kaum ein Oberklassewagen, der nicht die Auer-Technik<br />

einsetzt, denn die hat sich als Maßstab für höchste Präzision<br />

und Verlässlichkeit bewährt.<br />

DAS UNTERNEHMEN IST VOR ALLEM in drei Branchen<br />

erfolgreich unterwegs: Automobil, Unterhaltungstechnik<br />

und Optro nik. Die Produkt palette von Auer umfasst<br />

dabei optische Gläser, Spezialglas, Filter und Präzisionskomponenten<br />

für die verschiedensten Anwendungen.<br />

Aber auch besondere Nischen werden bedient: Zum<br />

Beispiel muss Sichtglas in Brennkesseln, etwa für die<br />

Alkoholherstellung, temperaturresistent, langlebig<br />

und lebensmittelgeeignet sein.<br />

24 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

Geschick in der Hand<br />

Die Geschäftsführer Dieter Simon (l.) und Christoph Schüller<br />

sorgen bei Auer Lighting in Bad Gandersheim für den Durchblick.<br />

2 |<strong>2023</strong> 25


unternehmen<br />

Kompakt und effizient Diese asphärischen Linsen von Auer sorgen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.<br />

26 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

2 |<strong>2023</strong> 27


unternehmen<br />

» Für intelligentes Licht am Fahrzeug führt<br />

kein Weg an Glas- Optiken vorbei. «<br />

DIETER SIMON<br />

ALLE DREI GROSSEN GESCHÄFTSBEREICHE zeichneten<br />

etwa gleichstark für den Umsatz verantwortlich. Doch<br />

pandemiebedingt hat der Unterhaltungsbereich mit Umsatzeinbrüchen<br />

von bis zu 80 Prozent massiv gelitten –<br />

kein Kino, keine Veranstaltungen und Bühnenshows,<br />

kein Equipmentbedarf. Doch mittlerweile geht es wieder<br />

deutlich aufwärts.<br />

Der Automobilbereich hingegen wächst nun bereits<br />

seit mehreren Jahren sehr stark. „Unser Automobilgeschäft<br />

ist unabhängig von der Antriebsart“, erklärt<br />

Dieter Simon, einer der beiden Geschäftsführer von Auer.<br />

„Egal, ob Verbrenner oder E-Auto, eine energieeffiziente<br />

starke Frontbeleuchtung brauchen alle.“ In die Hände<br />

hat Auer auch gespielt, dass im Autobereich das passiert<br />

ist, was der Fernsehmarkt schon hinter sich hat: Die<br />

Bildschirmröhre ist verschwunden, die LED-Technologie<br />

hat sie ersetzt. Gerade bei den Frontleuchten kommt<br />

es auf höchstmögliche Fahrbahnausleuchtung ohne<br />

Blendung des Gegenverkehrs an. Dazu bedarf es außer<br />

einer intelligenten Lichtsteuerung auch hochleistungsfähiger<br />

Optiken, um bei bestmöglicher Leuchtstärke ein<br />

Minimum an Energieaufwand einzusetzen. „Für intelligentes<br />

Licht am Fahrzeug führt kein Weg an Glas-<br />

Optiken vorbei“, sagt Simon, der für den technologischen<br />

Bereich zuständig ist.<br />

Die Fokussierung auf halbleiterbasierte Leuchtmittel<br />

wie LED und Laser ist verhältnismäßig neu. Auslöser<br />

war die Gesetzgebung in der EU, den USA und Asien, die<br />

ab den 2010er-Jahren effizientere Beleuchtung gefordert<br />

haben. Das hat innerhalb von nur wenigen Jahren dazu<br />

geführt, dass die guten alten Wolframdraht- Glühlampen<br />

fast vollständig und selbst die Halogen- Lampen weitgehend<br />

vom Markt verschwunden sind.<br />

Etwa Mitte der 2010er-Jahre wurden in den Autoscheinwerfern<br />

sukzessive auch die kaltblau leuchtenden<br />

Xenon-Lichtquellen durch LEDs ersetzt und für maximale<br />

Reichweite mit Laser ergänzt. „Darin haben wir für uns<br />

ein Potenzial gesehen, weil diese neuen Systeme sehr kom-<br />

28 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

Stück für Stück Mit einem eigenentwickelten Aufdampfverfahren werden die Linsen in der Produktion beschichtet.<br />

pakt gestaltet werden sollten, um mehr Designfreiheit zu<br />

haben“, erklärt der promovierte Maschinenbauer.<br />

„Gleichzeitig sollte mehr Lichtleistung für eine bessere<br />

Straßenausleuchtung erreicht werden.“ Seitdem liefert<br />

Auer an viele Hersteller von Frontscheinwerfern solche<br />

Lösungen und entwickelt sie kontinuierlich weiter.<br />

IM HIGHEND-BEREICH werden etwa hochauflösende<br />

Lichtsysteme mit einer Auflösung von mehr als 10.000<br />

Pixel eingesetzt. „Derartige Systeme verhalten sich fast<br />

schon wie Projektoren und benötigen eine größere Anzahl<br />

von Linsen zur Lichtsteuerung“, sagt Simon. „In<br />

diesen objektivähnlichen Systemen müssen fast zwangsläufig<br />

beschichtete Linsen eingesetzt werden.“ Ansonsten<br />

multiplizieren sich die Reflexionsverluste auf einen<br />

Lichtverlust von 25 bis zu 35 Prozent. Auer ist zudem<br />

das einzige Unternehmen, das mit seinem speziellen Aufdampfverfahren<br />

dafür keine Reinräume braucht. Das<br />

macht sich am Ende auch im Energieverbrauch bemerkbar:<br />

Ein großes optisches System, dessen Optik im Vergleich<br />

eine 30 Prozent geringere Lichtausbeute hat, benötigt<br />

nicht nur mehr Energie für vergleichbare Fahrbahnhelligkeit,<br />

es braucht auch mehr Kühlung – das<br />

macht das System am Ende größer und teurer.<br />

Das starke Geschäft mit den Autoscheinwerfern war<br />

auch der Grund für die Investitionen von über zehn<br />

Millionen Euro, die in den letzten beiden Jahren in<br />

Präzisions presstechnologie und die zugehörigen CNC-<br />

Werkzeugmaschinen geflossen sind.<br />

Geht man durch die moderne Fertigung der asphärischen<br />

Glaslinsen, braucht man selbst im Winter nur ein<br />

T-Shirt: Hier werden die Rohlinge auf 800 Grad erhitzt,<br />

geformt und bearbeitet und dann kontrolliert auf 80<br />

Grad heruntergekühlt. Auf zwei Straßen läuft die robotergestützte<br />

Produktion kontinuierlich wie am Fließband,<br />

und doch ist das kein Massenprodukt, was hier<br />

,vom Band‘ läuft, weil ausschließlich kundenspezifisch<br />

produziert wird.<br />

2 |<strong>2023</strong> 29


unternehmen<br />

Das menschliche Auge zählt<br />

Bei aller hochautomatisierten Anlagen- und<br />

Verfahrenstechnik erfolgt die letzte Freigabe<br />

bei Auer durch Expertenhand.<br />

30 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

2 |<strong>2023</strong> 31


unternehmen<br />

» Uns machen zwei Dinge aus:<br />

Glasqualität und Presspräzision. «<br />

DIETER SIMON<br />

„Neben unserer tollen Mannschaft machen uns zwei<br />

Dinge aus: Glasqualität und Press präzision“, sagt Dieter<br />

Simon und illustriert den Vergleich zur Konkurrenz<br />

mit einem Beispiel aus der Filmproduktion. Die dort<br />

eingesetzten Scheinwerfer nutzen immer noch ein inzwischen<br />

über 200 Jahre altes Prinzip von Augustin<br />

Jean Fresnel, das der Stufenlinse – einer gewölbten Linse,<br />

deren Oberfläche wellenförmig geformt ist. Damit<br />

lassen sich Schattenwürfe bestmöglich vermeiden. Die<br />

größten dieser Linsen haben einen Durchmesser von<br />

einem halben Meter und gehen nach Bolly- und Hollywood.<br />

„Wenn Sie eine solche Linse von uns und von<br />

einem chinesischen Konkurrenten auf ein weißes Blatt<br />

Papier legen, dann sieht das Papier unter unserer Linse<br />

weiß, unter der anderen Linse dagegen deutlich verfärbt<br />

aus“, erklärt Simon. „Wenn die einzelnen Stufen<br />

der Linse nicht scharf abgepresst werden, kommt es zu<br />

einer Schattengebung.“ Einschlüsse und Unreinheiten<br />

im Glas führen zu Flecken oder Punkten auf der Leinwand.<br />

AUER LIGHTING HAT DEN GROSSEN VORTEIL, dass sie<br />

eine eigene Glasschmelze betreibt – eine stetige Weiterentwicklung<br />

aus der Zeit, als Auer Lighting noch zum<br />

Glasproduzenten Schott AG gehörte. Gleichzeitig muss<br />

heute jedes Glas, das in höherwertigen optischen Systemen<br />

eingesetzt wird, beschichtet werden. Auer hat dafür<br />

nicht nur unterschiedliche, hochkomplexe Beschichtungsanlagen,<br />

sondern auch aufwendig ausgestattete<br />

Messlaboratorien und unterschiedliche lange Lichttunnel.<br />

So kann die hauseigene Forschung und Entwicklung<br />

die Grenzen des technisch Machbaren immer weiter verschieben<br />

und in Zusammenarbeit mit den Kunden maßgeschneiderte<br />

Produkte entwickeln.<br />

„Wir sind einer der wenigen Hersteller weltweit, die in<br />

der Lage sind, alles aus einer Hand anzubieten“, erklärt<br />

der zweite Geschäftsführer Christoph Schüller, der für<br />

den Finanzbereich von Auer verantwortlich ist. „Wir<br />

können innerhalb weniger Tage Prototypen von Glaslinsen<br />

durch Fräsen, Polieren und Beschichten herstellen.<br />

Hohe Stückzahlen in gleichbleibender Qualität ist für<br />

uns Prinzip und als Automobilzulieferer ein Muss.“<br />

„Das hohe Niveau der Gandersheimer hat ein großes<br />

Netzwerk in die gesamte optische Industrie hinein entstehen<br />

lassen“, sagt Schüller selbstsicher. „Egal, wo Sie<br />

sind, in Japan, den USA oder Europa, wenn Sie eine optische<br />

Komponente aus Glas brauchen, wird unser<br />

Name fallen.“ Und gerade, weil Auer eben keine Massenprodukte<br />

von der Stange liefert, spricht man auf Augenhöhe<br />

mit den Kunden, denn die Kompetenz von Auer<br />

ist nicht einfach austauschbar. „Wir liefern nicht nur ein<br />

Produkt, sondern unsere Experten helfen konkret bei der<br />

Lösung von technischen Problemen“, erzählt der studierte<br />

Betriebswirt. „Das ist ein erheblicher Unterschied<br />

in der Arbeit.“<br />

SO ENTSTEHEN AUCH IMMER WIEDER spannende Projekte<br />

in der Zusammenarbeit mit Star-Wars-Schöpfer<br />

George Lucas, der immer ein Vorreiter von modernstem<br />

Technikeinsatz in seinen Filmen war, hat einmal gesagt,<br />

dass nicht die Technik zuerst kommt und der Produzent<br />

Möglichkeiten für ihren Einsatz findet, sondern es genau<br />

32 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

Gewusst wie Sorgfältig ausgebildete Mitarbeiter in Anlagen- und Messtechnik sind auch in Bad Gandersheim der Schlüssel zum Erfolg.<br />

2 |<strong>2023</strong> 33


unternehmen<br />

umgekehrt sei: Der Filmemacher hat eine Vision und<br />

entwickelt dazu passend die Technik. Ähnlich lief es mit<br />

Auer Lighting und dem Film Avatar von James Cameron.<br />

„Für die 3D-Technik in Avatar wurde in den Kinoprojektoren<br />

eine ganz andere Lichtleistung notwendig“,<br />

erzählt Simon. „Das war unglaublich spannend, gemeinsam<br />

mit Projektorenherstellern daran zu arbeiten.“<br />

Dieses Jahr feiert Auer Lighting das 75. Jahr seines<br />

Bestehens. Trotz hoher Energiekosten sehen die beiden<br />

Geschäftsführer sehr zuversichtlich in die Zukunft. Mittelfristig<br />

seien die Entwicklungen in den Märkten absehbar<br />

gut. „Die Kombination aus Werkstoff, Technologie<br />

und der Fähigkeit, dem Kunden ein maßgeschneidertes<br />

Produkt anzubieten, macht uns so erfolgreich“, sagt<br />

Schüller überzeugt.<br />

DAS MANTRA DES UNTERNEHMENS SEI, dass die<br />

Qualität des Standortes aus der Kompetenz mit Präzisionspresstechnologie<br />

und Glas kommt, so Simon. Insbesondere<br />

Spezialglas sei extrem langlebig und leiste nach<br />

50 Jahren im Einsatz immer noch dasselbe. „Das heißt,<br />

wir punkten mit Lebensdauer und Perspektive.“ ƒ<br />

ZUM UNTERNEHMEN<br />

Die Auer Lighting GmbH mit Sitz in Bad Gandersheim<br />

wurde 1948 gegründet und hat heute rund 350 Mitarbeiter,<br />

die einen Jahresumsatz im hohen zweistelligen Millionenbereich<br />

erwirtschaften. Auer Lighting ist ein Tochterunternehmen<br />

der amerikanischen Gruppe Advanced Lighting<br />

Technologies (ADLT). Das Unternehmen hat einen großen<br />

internationalen Kundenstamm: Rund 80 Prozent des<br />

Umsatzes werden im Auslandsgeschäft erwirtschaftet.<br />

Die Spezialgläser, die Auer Lighting produziert, werden in<br />

der Automobilindustrie, der Unterhaltungstechnik und<br />

der Optoelektronik eingesetzt.<br />

www.auer-lighting.com<br />

ZU DEN PERSONEN<br />

Dieter Simon hat in München Maschinenbau studiert und<br />

dort promoviert. 1995 begann er bei der Schott AG, für die<br />

er 1998 in ein Joint Venture nach Malaysia ging, das er bis<br />

2002 als Managing Director leitete. Nach seiner Rückkehr<br />

übernahm er die Leitung des weltweiten Beleuchtungsgeschäfts<br />

bei Schott, unter anderem gehörte Bad Gandersheim<br />

dazu. Nach der Übernahme von Auer Lighting durch<br />

Advanced Lighting Technologies wurde ihm gemeinsam<br />

mit Christoph Schüller die Geschäftsführung angeboten.<br />

Christoph Schüller studierte Betriebswirtschaft und begann<br />

1998 als Trainee bei der Schott AG. Im Rahmen des<br />

Trainee-Programms lernte er Dieter Simon bereits in<br />

Malaysia kennen, anschließend war er im Finanzbereich<br />

bei Schott beschäftigt. 2004 wechselte er konzernintern<br />

nach Bad Gandersheim. Als die Verkaufsverhandlungen<br />

von Auer abgeschlossen waren, übernahm er gemeinsam<br />

mit Dieter Simon die Geschäftsführung von Auer Lighting.<br />

34 2 |<strong>2023</strong>


Mail-Archivierung<br />

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Unternehmensrelevante Korrespondenz muss aufbewahrt werden – auch wenn sie per E-Mail ausgetauscht<br />

wird. Solche E-Mails müssen manipulationssicher, maschinell auswertbar und ständig verfügbar sein, z.B. für<br />

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Aus Erfahrung innovativ<br />

Die Hann. Mündener Knüppel Verpackung GmbH & Co. KG ist dank guter Mitarbeiterbewertung ,Top Arbeitgeber‘<br />

Oft unbeachtet und doch unverzichtbar<br />

– egal, ob im privaten oder im<br />

geschäftlichen Bereich, wir alle sind<br />

täglich mehrfach mit ihnen in Kontakt: Verpackungen.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte<br />

sich eine weitverzweigte Verpackungsbranche.<br />

Ein Pionier in vielen Produktbereichen ist ein<br />

Unternehmen mit beeindruckender Historie:<br />

Im April 2019 feierte das Hann. Mündener<br />

Unternehmen Knüppel Verpackung seinen<br />

100. Geburtstag. Mit Mut zur Innovation, dem<br />

Blick für Marktbedürfnisse und absoluter<br />

Verlässlichkeit gegenüber Kunden legte Hermann<br />

Christian Knüppel den Grundstein für<br />

seinen Familienbetrieb. In den 1960er-Jahren<br />

übergab er ihn Schritt für Schritt an seinen<br />

Enkel Gerhard.<br />

HEUTE FÜHREN GERHARD HAHN und<br />

sein Sohn Ernst die über 300 Mitarbeitenden<br />

der im gesamten DACH-Raum und in<br />

Ungarn agierenden Unternehmensgruppe,<br />

die sich auf die Beratung und die Entwicklung<br />

kunden individueller Verpackungslösungen<br />

spe zialisiert hat. Sie etablierte sich mit<br />

ihren sechs deutschen Standorten und den<br />

ausländischen Tochtergesellschaften unter<br />

den Top 10 der deutschen Verpackungshändler.<br />

In dustriekunden setzen auf Papierpolster<br />

oder Luftkissen, Korrosionsschutzverpackungen<br />

oder stärkereduzierte Stretchfolien – und<br />

den erstklassigen Service von Knüppel. Natürlich<br />

zählen heutzutage auch umweltschonende<br />

Verpackungen wie thermoisolierendes<br />

Papier oder schaumstoffersetzende Wellpapp-<br />

Polster zum Produktportfolio. Letztere wurden<br />

dabei in der hauseigenen Verpackungsentwicklung<br />

entwickelt. „Wir waren immer<br />

am Puls der Zeit. Vor allem mein Vater setzte<br />

konsequent auf Produktinnovationen und ein<br />

marktorientiertes Vertriebssystem“, erklärt<br />

Ernst Hahn.<br />

Als Familienbetrieb setzt Knüppel auf eine<br />

kollegiale Unternehmenskultur mit flachen<br />

Hierarchien, Flexibilität für die Angestellten<br />

und eine gute Balance zwischen Familie und<br />

Beruf. „Wir geben unseren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern bei der Gestaltung der<br />

Arbeitsabläufe und der Wochenarbeitszeit<br />

möglichst viel Freiraum. Zudem bieten wir<br />

vielfältige Leistungen wie zum Beispiel eine<br />

betriebliche Altersvorsorge, eine Erfolgsprämie<br />

oder ein Dienstradleasing“, so Hahn.<br />

EIN KONZEPT, DAS AUFGEHT: Kürzlich erhielt<br />

Knüppel die Auszeichnungen ,Top Ausbildungsbetrieb‘<br />

und ,Top Arbeitgeber‘ vom<br />

Deutschen Institut für Qualitätsstandards<br />

und -prüfung. Das Besondere daran: Beide<br />

Auszeichnungen basieren auf den guten Ergebnissen<br />

einer Mitarbeiterbefragung. Ernst<br />

Hahn sieht seine Strategie bestätigt: „Dem<br />

Fachkräftemangel begegnen wir mit einem<br />

guten Arbeitsumfeld.“<br />

KONTAKT<br />

Knüppel Verpackung GmbH & Co. KG<br />

Björn Kniza<br />

Tonlandstraße 2<br />

34346 Hann. Münden<br />

Tel. 05541 706-0<br />

www.knueppel.de<br />

TEXT: STEFAN LIEBIG


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FOTOS: PAULY GROUP<br />

PROFIL<br />

Freibäder neu denken<br />

Seit über 20 Jahren baut das Ökotechnik-Unternehmen THE PAULY GROUP Freibäder<br />

der Extraklasse – so wie das Parkbad Weende im Norden von Göttingen.<br />

<strong>Sommer</strong> <strong>2023</strong>, 30 Grad, blauer Himmel.<br />

Ein Tag, wie gemacht für entspannte<br />

Stunden im Freibad. Schon bildet sich<br />

vor dem Einlass eine lange Schlange. Drinnen<br />

erfrischen sich bereits Groß und Klein im<br />

Wasser, der Sprungturm ist voll besetzt, auf<br />

Holzstegen wird ausgiebig Sonne getankt und<br />

Teenager laufen ausgelassen über den flachen<br />

Sandstrand.<br />

HOLZSTEGE UND SANDSTRAND? Ja, die<br />

gibt es hier tatsächlich, denn das Parkbad<br />

Weende ist ein besonderes Freibad. Für hygienisch<br />

einwandfreies Badewasser sorgt die<br />

biologische Reinigungskraft eines mit Schilf<br />

bewachsenen Bodenfilters. In einem geschlossenen<br />

Kreislauf wird das Badewasser kontinuierlich<br />

durch diese Geomatrix ® geleitet und<br />

fließt dann zurück in die Beckenlandschaft –<br />

sauber und wie frisch aus der Quelle. Ohne<br />

Chlor ist das Baden nicht nur angenehmer,<br />

natürliche Materialien wie Sand und Holz, die<br />

sonst vom Chlor angegriffen werden, können<br />

nun direkt im oder am Wasser verbaut werden.<br />

Deshalb gibt es im Parkbad Weende Holzstege,<br />

einen Sandstrand und Grünanlagen,<br />

die bis zum Beckenrand reichen.<br />

UND WAS BEDEUTET PARKBAD? Eine zweite<br />

Einzäunung separiert die Beckenlandschaft<br />

von den übrigen Grünanlagen. Dieser Park,<br />

mit seinen vielfältigen Spiel- und Sportanlagen,<br />

kann auch außerhalb der Freibadzeiten<br />

das ganze Jahr über frei genutzt werden.<br />

Im Herbst 2016 konnte die PAULY GROUP<br />

mit einem rundum überzeugenden Konzept<br />

die Ausschreibung für die Sanierung und<br />

den Umbau des Freibades in ein Parkbad für<br />

sich entscheiden. Das Ökotechnik-Unternehmen<br />

mit Sitz in Neu-Eichenberg ist Marktführer<br />

beim Bau von Freibädern mit biologischer<br />

Wasseraufbereitung. Die ist nicht nur<br />

besonders nachhaltig, weil sie wenig Energie<br />

benötigt, kaum Abwasser produziert und<br />

die Betriebskosten spürbar senkt, sondern<br />

ermöglicht ein völlig neues Freibaderlebnis.<br />

Aus rechteckigen Betonbecken wird eine reich<br />

gegliederte Beckenlandschaft, in der die einzelnen<br />

Bereiche organisch ineinander übergehen.<br />

Eine Lagune mit Sandstrand führt<br />

sanft ins tiefere Wasser. Holzstege gliedern<br />

und verbinden. Pflanzen wachsen direkt am<br />

Beckenrand. Ökotechnik verbindet sich mit<br />

naturnaher Gestaltung. Mit Erfolg. Der Besucherzuwachs<br />

beträgt bis zu 50 Prozent.<br />

IN DEN LETZTEN 20 JAHREN hat THE PAULY<br />

GROUP 15 FreibadPLUS genannte Bäder geplant<br />

und als Generalunternehmer realisiert<br />

– Bäder, die mit individueller Gestaltung und<br />

vielfältigen Bewegungs-, Spiel- und Entspannungsangeboten<br />

Maßstäbe setzen und die<br />

Entwicklung der Bäderlandschaft in Deutschland<br />

mit geprägt haben.<br />

Von Natur aus smart.<br />

KONTAKT<br />

THE PAULY GROUP GmbH & Co. KG<br />

Bahnhofstraße 12<br />

37249 Neu-Eichenberg<br />

Tel. 05542 9361-0<br />

info@thepaulygroup.de<br />

www.freibadplus.de


unternehmen<br />

Richtig Bock<br />

auf Büro<br />

38 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

Der Göttinger Wissenschaftsverlag Copernicus ist heute – auch als Folge der<br />

Pandemie – Vorreiter beim Thema New Work und verbindet das neue Bürokonzept<br />

mit einem umfassenden Homeoffice-Angebot. Lokaler Partner für die Neugestaltung<br />

dieser hybriden Arbeitswelt war das kreative Team von pro office.<br />

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

2 |<strong>2023</strong> 39


unternehmen<br />

Erlebniswelt Ergonomische Tische und Urlaubsstimmung an der Wand sorgen für den richtigen Spirit – dank der kreativen Schöpferin Stefanie Grund.<br />

» Meiner Meinung nach müssen wir die<br />

Mitarbeitenden noch mehr in den<br />

Mittelpunkt stellen und flexible Lösungen<br />

für ihre Bedürfnisse bieten. «<br />

MARTIN RASMUSSEN<br />

Die Pandemie war ein Einschnitt<br />

in die Arbeitswelt, der Gewohnheiten<br />

verändert und Unternehmen<br />

vor neue organisatorische<br />

Herausforderungen gestellt hat<br />

– so auch die Göttinger Copernicus<br />

GmbH. „Wir mussten<br />

uns damit beschäftigen, wie<br />

Zusammenarbeit bei uns in Zukunft aussehen soll“, erzählt<br />

Copernicus- Geschäftsführer Martin Rasmussen.<br />

Entstanden ist am Ende eine hybride Arbeitsorganisation<br />

mit einer Kombination aus einem umfassenden<br />

Home office-Angebot und einem neuen Bürokonzept,<br />

das gemeinsam mit den Experten von der pro office<br />

GmbH umgesetzt wurde.<br />

„GESELLSCHAFTLICHEN WANDEL kann ich nicht aufhalten“,<br />

erklärt Rasmussen seinen Standpunkt. „Meiner<br />

Meinung nach müssen wir die Mitarbeitenden noch<br />

mehr in den Mittelpunkt stellen und flexible Lösungen<br />

für ihre Bedürfnisse bieten.“ Der Göttinger Dienstleister,<br />

der Wissenschaftler in der ganzen Welt mit der Organisation<br />

von Konferenzen und Ausstellungen sowie der<br />

Produktion und Veröffentlichung von sogenannten<br />

peer-reviewten – also durch eine oder mehrere Personen<br />

bewertete – Open-Access-Zeitschriften unterstützt, hat<br />

dafür eine neue Idee für Zusammenarbeit gefunden.<br />

„Zu Beginn der Pandemie haben wir alle ins Homeoffice<br />

geschickt“, erzählt Rasmussen rückblickend und<br />

schiebt den Grund für die Neuorganisation gleich nach:<br />

„Drei Jahre später, als die Rückkehr anstand, wollten nur<br />

noch 20 von unseren 65 Mitarbeitenden wieder ins Büro<br />

kommen.“ Das sei auch kein Wunder, denn alle, auch er<br />

40 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

Arbeiten, wo du willst Inklusion ist bei Copernicus das Zauberwort – ob beim Picknick am Mittag oder bei voll hybriden Meetings.<br />

selbst, hätten sich daran gewöhnt, zu Hause die volle<br />

Konzentration und die volle Kontrolle über den Arbeitstag<br />

zu haben und die Arbeit für sich passend zu gestalten.<br />

Während einige das nicht aufgeben wollten, wären andere<br />

in der Zeit auch aus Göttingen weggezogen. Das<br />

Copernicus-Team ist heute über neun Bundesländer verstreut.<br />

Schnell war klar, dass ein Mischkonzept aus festen und<br />

flexiblen Arbeitsplätzen für Copernicus keine Option war.<br />

„Wir haben bewusst darauf gesetzt, keine unnötigen Plätze<br />

vorzuhalten. Zwei Drittel unserer Bürofläche haben wir<br />

deshalb abgeben können“, sagt der Geschäftsführer.<br />

„Zu Beginn der Überlegungen haben wir gesagt: Wenn<br />

immerhin 20 Mitarbeitende Bock haben, ins Büro zu<br />

kommen, dann soll es auch richtig gut werden. Wir machen<br />

es uns schön.“<br />

DAS PROJEKT GEMEINSAM MIT DEM TEAM von pro<br />

office in Göttingen anzugehen, lag auf der Hand, da die<br />

Experten für moderne Büroeinrichtungen schon früher<br />

einzelne Räume bei Copernicus umgestaltet hatten. „Wir<br />

haben bereits im ersten Meeting gemerkt, dass sie unsere<br />

Idee voll verstanden haben“, erzählt Rasmussen begeistert.<br />

Und auch sein Team sei von Tag 1 an begeistert gewesen,<br />

berichtet pro-office-Geschäftsführer Chris Asmuth.<br />

Das habe vor allem an der ausgewogenen Mischung aus<br />

klaren Vorgaben und Offenheit für Beratung gelegen.<br />

„Martin und Copernicus haben sich zwar bei den höhenverstellbaren<br />

Tischen und Stühlen auf eine einheitliche<br />

Möbellinie für alle Mitarbeitenden im Büro festgelegt“,<br />

sagt Asmuth, „ansonsten haben sie uns aber den Raum<br />

für Entfaltung gelassen und sich offen für Beratung gezeigt.<br />

So funktioniert Kreativität für uns besonders gut.“<br />

Das zeigte sich auch bei der Begehung der Büro flächen:<br />

Die Idee der Innenarchitektin Stefanie Grund, eine Wand<br />

herauszunehmen, um Platz für einen zentralen Treffpunkt<br />

zu schaffen, fiel auf fruchtbaren Boden. Heute<br />

findet sich an der Stelle – neben einer Küchenzeile – vor<br />

allem ein großer runder Tisch mit umlaufender Bank<br />

und aufgespanntem Sonnenschirm in der Mitte. Mitarbeitende,<br />

die sich hier mit anderen unterhalten, etwas<br />

essen oder einfach nur einen Kaffee trinken, haben dabei<br />

den Blick auf einen idyllischen See, der sich über eine<br />

ganze Wand erstreckt. Solche großflächigen Motive finden<br />

sich in jedem Raum im Copernicus-Büro.<br />

„Wir wollten allerdings nicht nur Lust auf Austausch<br />

machen, sondern Copernicus auch den Wunsch erfüllen,<br />

Rückzugorte für Teams zu schaffen, an denen sie konzentriert<br />

arbeiten können und sich wohlfühlen“, so der<br />

pro-office-Geschäftsführer. Um den Wohlfühl<strong>faktor</strong> so<br />

groß wie möglich zu machen, durften die Teams das<br />

Motto – und damit auch das Bildmotiv für eine der Wände<br />

– in ihrem Büro selbst auswählen. „Die Teams haben wir<br />

befragt und die Ergebnisse an pro office geliefert“, erzählt<br />

Rasmussen und Asmuth ergänzt: „Wir haben allen<br />

geraten, sich für ein Thema zu entscheiden, an dem das<br />

Herz langfristig hängt.“ So steht nun am Ende in der<br />

Buchhaltung ein Strandkorb mit Blick auf das Meer, in<br />

der IT fühlt man sich wie auf einem anderen Planeten,<br />

und in einem anderen Büro kann man in einer Berglandschaft<br />

Anlauf zum Gipfelsturm nehmen. „Die intensive<br />

Einbindung aller Mitarbeitenden machte deutlich, wie<br />

wichtig Copernicus dieses Projekt ist. Die Wünsche in<br />

der Raumgestaltung umzusetzen, war auf allen Seiten<br />

eine Herzensangelegenheit“, erklärt Innenarchitektin<br />

Stefanie Grund.<br />

2 |<strong>2023</strong> 41


unternehmen<br />

Auf der Sonnenseite<br />

Copernicus-Chef Martin Rasmussen (l.)<br />

und pro-office-Chef Chris Asmuth<br />

haben es gemeinsam geschafft,<br />

den Arbeitsplatz im Göttinger Verlag in<br />

einen Wohlfühlort zu verwandeln.<br />

„GANZ WICHTIG WAR UNS, dass wir keine Zweiklassengesellschaft<br />

aufbauen, sondern alle gleich behandeln“,<br />

sagt Rasmussen überzeugt. „Wir wollten von Anfang an<br />

eine echt hybride Form der Zusammenarbeit von Teammitgliedern<br />

vor Ort und denen, die digital aus dem<br />

Home office zugeschaltet sind.“ Allen Mitarbeitenden,<br />

die zu Hause arbeiten wollen, habe er gesagt, dass sie<br />

sich auf Firmenkosten einen Stuhl und einen Tisch aussuchen<br />

sollten, die zur eigenen Einrichtung passen.<br />

„Chris Asmuth und sein Team haben das Konzept der<br />

hybriden Zusammenarbeit super aufgegriffen und umgesetzt.“<br />

Zu sehen ist das vor allem im Raum New York<br />

Rooftop, der wie eine Dachterrasse in der Großstadt<br />

wirkt und Platz für eine Pause oder Besprechung mit<br />

Blick ins Grüne bietet, gleichzeitig aber auch Meetingraum<br />

für Videokonferenzen ist (siehe Seite 38/39). „Wir<br />

haben den Besprechungstisch auf den Bildschirm am<br />

Kopf ende ausgerichtet“, erklärt Asmuth. „Alle, die<br />

online teilnehmen, haben so das Gefühl, Teil der Runde<br />

zu sein.“<br />

Um eine echte hybride Zusammenarbeit zu ermöglichen,<br />

brauche es allerdings nicht nur die richtige technische<br />

Infrastruktur, sondern auch eine Anpassung der<br />

Führungsregeln. „Kein Teammitglied soll durch die Arbeit<br />

im Homeoffice Nachteile haben. Gleiche Rechte für<br />

alle stehen über allem“, so der Copernicus-Chef im<br />

Brustton der Überzeugung. „Unter dem Strich sparen<br />

wir mit der hybriden Arbeitsorganisation kein Geld. Wir<br />

erreichen durch die hohe Flexibilität eine intensivere<br />

Mitarbeiterbindung und für Kunden eine noch bessere<br />

Betreuung.“ Ein wichtiger Nebeneffekt: Der CO 2-Fußabdruck<br />

von Copernicus wird kleiner, weil weniger Reisen<br />

als vor der Pandemie nötig sind. Papierlos ist das<br />

Büro bei Copernicus schon lange. ƒ<br />

Copernicus GmbH<br />

Bahnhofsallee 1e, 37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 9003390<br />

martin.rasmussen@copernicus.org<br />

www.copernicus.org<br />

pro office GmbH<br />

Düstere Str. 20, 37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 5076880<br />

info@prooffice.de<br />

www.prooffice.de<br />

42 2 |<strong>2023</strong>


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44 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

„Jetzt machst du das“<br />

Antonio Viani gründet vor 50 Jahren die Viani Importe und entwickelt den Feinkosthandel<br />

erfolgreich weiter. 1995 übergibt er das Unternehmen an seinen Sohn Remo, zieht sich zurück<br />

und vertraut seinem Nachfolger. Ein Gespräch zwischen Vater und Sohn darüber,<br />

wie das Schicksal Viani zum Trüffel führte, über Platzprobleme und wie sie gemeinsam<br />

einen Ort zum Wachsen fanden.<br />

INTERVIEW MARCO BÖHME<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

2 |<strong>2023</strong> 45


unternehmen<br />

» Ich habe teilweise bis zu 23 Tonnen Trüffel in<br />

einem Jahr an die Fleisch warenindustrie verkauft.<br />

Das lief gut – es war der Grundstock für die Viani- Importe. «<br />

ANTONIO VIANI<br />

Die Firma Viani feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges<br />

Bestehen und ist heute einer der Großhändler, wenn es<br />

um Feinkost aus Italien geht. Zuvor bestand bereits die<br />

Viani Büro- und Datentechnik VertriebsGmbH. Antonio,<br />

was hat dich vor 50 Jahren überhaupt in die<br />

Lebensmittelbranche geführt?<br />

Antonio: Schon im Jahr 1800 handelten meine Urgroßväter<br />

mit Lebensmitteln, die sie per Schiff in ihre Heimat<br />

Ligurien transportierten. Sie importierten Trockenobst,<br />

Getreide und Hülsenfrüchte. Und doch war es bei mir<br />

wohl eher das Schicksal, das mich in diese Branche führte<br />

– denn eigentlich hatte ich damals ja einen Büromaschinenhandel.<br />

Da war die Fleischwarenfabrik von Börner in dem bekannten<br />

Göttinger Viertel – Gustav Garbode war der<br />

Inhaber. Ich hatte ihm gerade einen Computer verkauft<br />

und war dabei, diesen einzurichten, als ein junger Italiener<br />

hereinkam und <strong>Sommer</strong>trüffel verkaufen wollte – für<br />

die Trüffelleberwurst und Pasteten. Der junge Mann<br />

konnte aber kein Französisch, kein Englisch, nur ein<br />

paar Brocken Deutsch. Garbode kam zu mir und fragte,<br />

ob ich ihm als Dolmetscher helfen könne. Da habe ich<br />

kurzerhand die Verkaufsverhandlung übersetzt. Und so<br />

hat der Italiener der Firma Börner noch am selben Tag<br />

eine Tonne <strong>Sommer</strong>trüffel verkauft.<br />

Wie ging es dann weiter?<br />

Antonio: Der Italiener namens Bassetti war ganz begeistert,<br />

dass er einen so schönen Auftrag bekommen hatte.<br />

Er lud mich zum Mittag ein und überreichte mir einen<br />

Scheck mit den Worten: „Das ist Ihre Provision,<br />

1.000 D-Mark.“ Oh, wie habe ich mich gefreut! Dann<br />

bot er mir an, für ihn in Deutschland weiter Trüffel zu<br />

verkaufen. „Ja, warum nicht?“, habe ich gesagt, „ich<br />

versuche es mal.“<br />

Doch bei dem Versuch ist es nicht geblieben.<br />

Du hattest schnell Erfolg.<br />

Antonio: Ja, es dauerte nicht lange – und ich hatte so viel<br />

verkauft, dass Bassetti keine Ware mehr hatte. Ich war<br />

gerade dabei zu überlegen, wie es jetzt weitergehen soll,<br />

da klingelte das Telefon, regelrecht im selben Moment.<br />

Auf der anderen Seite der Leitung war ein Herr Urbani,<br />

der sagte: „Herr Viani, ich habe gehört, Sie verkaufen<br />

Trüffel für Herrn Bassetti. Bassetti war früher ein Mitarbeiter<br />

von mir, der sich selbstständig gemacht hat, um<br />

Trüffel zu verkaufen. Aber nun hat er nichts mehr, da Sie<br />

alles für ihn verkauft haben. Der Einzige, der jetzt noch<br />

Trüffel für Sie hat, bin ich – ich habe so viel, wie Sie<br />

wollen.“ Und ich sagte kurzentschlossen: „Ich brauche<br />

sehr viele davon!“<br />

Von da an lieferte Urbani seine Ware an mich. Ich habe<br />

teilweise bis zu 23 Tonnen Trüffel in einem Jahr an die<br />

Fleisch warenindustrie verkauft. Das lief gut – es war der<br />

Grundstock für die Viani- Importe, die wir 1973 offiziell<br />

gegründet haben, weil wir von da an nicht nur konservierte<br />

Trüffel verkauften, sondern auch frische.<br />

Und damit hast du gleichzeitig eine neue Zielgruppe<br />

erschlossen, nämlich die Gastronomie.<br />

Antonio: Das stimmt. Die Trüffel haben wir direkt aus<br />

Italien kommen lassen und an die gehobene Gastronomie<br />

verkauft. Renommierte Gastronomen wie Eckart<br />

Witzigmann, Dieter Müller und Harald Wohlfahrt waren<br />

stets sehr wissbegierig und interessiert und wollten<br />

auch immer etwas Neues haben – zum Beispiel Spitzmorchel,<br />

Balsamicoessig, rosa Pfeffer und solche Produkte,<br />

die hier damals völlig unbekannt waren. So habe<br />

ich immer mehr Artikel importiert und verkauft, und<br />

das Programm wurde immer größer.<br />

Nebenbei habe ich – noch bis 1986 – weiter Büromaschinen<br />

verkauft. In meinem Lager waren also<br />

Computer, Buchungsautomaten, Schreibmaschinen und<br />

Kisten voller Trüffel. Alles zusammen. Natürlich wurden<br />

dadurch auch die Räumlichkeiten immer enger, und wir<br />

mussten mehrfach umziehen.<br />

46 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

Wo alles begann<br />

Im heutigen Börner-Viertel verkaufte<br />

Antonio Viani, dank einer glücklichen<br />

Fügung, seine ersten Trüffel.<br />

2 |<strong>2023</strong> 47


unternehmen<br />

Mittendrin im Geschäft Remo Viani in seinem zweiten Göttinger Alimentari im neuen Sartorius Quartier in der Nordstadt.<br />

48 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

» Es fiel mir auch nicht schwer, mich zu entscheiden –<br />

weil es mir eine Chance zu sein schien und<br />

auch ein bisschen Erleichterung brachte.<br />

Vor allem aber wegen meines Vaters. «<br />

REMO VIANI<br />

Zunächst war unsere Kundschaft hauptsächlich die<br />

Gastronomie. Dann hat sich unsere Ausrichtung verändert,<br />

und wir haben uns mit dem Angebot mehr an die<br />

Feinkostgeschäfte gewendet.<br />

Zeitsprung – das Unternehmen lief über zwei Jahrzehnte<br />

erfolgreich weiter. Wann und wie kam Remo ins Spiel?<br />

Antonio: Das war 1995. Meine Kinder wurden erwachsen<br />

und hatten in der Zwischenzeit ihre eigene Firma<br />

gegründet – die Agentur Blackbit, die Druckvorlagen<br />

erstellte und Werbung machte. Eines Tages habe ich sie<br />

dann gefragt: „Irgendwann muss ich das Ganze ja doch<br />

abgeben. Wie soll es dann weitergehen?“<br />

Remo: Ich habe gesagt, dass ich Interesse hätte.<br />

Antonio: Und ich war einverstanden und glücklich.<br />

„Aber du musst Italienisch sprechen.“ Das war die Voraussetzung.<br />

Also hat Remo zunächst drei Monate lang<br />

einen Crash kurs in Italien absolviert – und dann habe<br />

ich ihn durch das ganze Land geschickt. Er musste alle<br />

Lieferanten besuchen, um die Leute und die Produkte<br />

kennenzulernen. Nach zehn Monaten kam er zurück<br />

und hat sich dann erst mal gemeinsam mit mir um die<br />

Firma gekümmert und geschaut und getan und gemacht.<br />

Eines Tages habe ich gesagt: „Komm Remo, setz dich<br />

hier an meinen Tisch, jetzt machst du das. Ich ziehe mich<br />

zurück. Wenn du mich brauchst, kannst du mich fragen.“<br />

Und Remo hat das ganz toll gemacht, hat in wenigen<br />

Jahren den Umsatz verdoppelt und die Firma vergrößert.<br />

Ich bin noch ein paar Jahre dabei gewesen und habe<br />

mich 2006, da wurde ich 70, langsam zurückgezogen.<br />

Wie hat sich das angefühlt, Remo, die eigene Firma zu<br />

verlassen und in den Familienbetrieb einzusteigen?<br />

Remo: Es hat mir schon auch ein bisschen wehgetan,<br />

Blackbit zu verlassen. Am Anfang habe ich noch beides<br />

gemacht. Ich bin vormittags in der Agentur gewesen und<br />

nachmittags bei Viani im Büro. Irgendwann habe ich das<br />

aber nicht mehr befriedigend gefunden, weil ich gemerkt<br />

habe, dass ich nicht beides zur gleichen Zeit hundertprozentig<br />

machen kann. Tonino hat weiter gedrängt und<br />

wollte, dass ich noch mehr einsteige – und so musste ich<br />

mich entscheiden.<br />

Es fiel mir in dem Moment auch nicht schwer, mich zu<br />

entscheiden – weil es mir eine Chance zu sein schien und<br />

auch ein bisschen Erleichterung brachte. Vor allem aber<br />

wegen meines Vaters, weil Tonino das so toll mit mir gemacht<br />

hat. Er war großherzig und großzügig: „Jetzt<br />

machst du das, und ich ziehe mich zurück.“<br />

Das war mit meiner Mutter anders, die zu diesem<br />

Zeitpunkt ebenfalls noch im Geschäft tätig war. Sie hatte<br />

mit dem klassischen Nachfolgeproblem zu kämpfen, das<br />

viele in ihren Familien und den Familienunternehmen<br />

haben: dass einer daran festhält und keine Veränderung<br />

möchte. Das führte letztendlich dazu, dass wir im Grunde<br />

genommen meine Mutter früh pensioniert haben …<br />

Antonio: Remo war konsequent und hat gesagt: „Kommt,<br />

es hat keinen Zweck mehr.“ Im Prinzip hat er seine Mutter<br />

entlassen. Doch am Ende war das für alle die beste<br />

und richtige Entscheidung.<br />

Damit war auch Raum für Veränderung da. Was war die<br />

nächste Herausforderung für dich, Remo?<br />

Remo: Es gab diese eine Gretchenfrage, und die war absolut<br />

spannend. In der Robert-Bosch-Breite, wo wir bis<br />

heute einen unserer Lagerstandorte haben, war alles sehr<br />

von Tonino geprägt.<br />

2 |<strong>2023</strong> 49


unternehmen<br />

Kulinarische Welten Über 3.000 italienische Spezialitäten – von bestem Olivenöl über Pasta bis zu Wein – gehören zum heutigen Viani-Sortiment.<br />

50 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

ZUM UNTERNEHMEN<br />

KWS ist eines der führenden Pflanzenzüchtungsunternehmen<br />

weltweit. Über 5.000 Mitarbeiter in mehr als 70 Ländern<br />

erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2021/2022 einen<br />

Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro. Seit über 165 Jahren<br />

wird KWS als familiengeprägtes Unternehmen<br />

eigenständig und unabhängig geführt. Schwerpunkte sind<br />

die Pflanzenzüchtung und die Produktion sowie der Verkauf<br />

von Mais-, Zuckerrüben-, Getreide-, Gemüse-, Rapsund<br />

Sonnenblumensaatgut. KWS setzt modernste Methoden<br />

der Pflanzenzüchtung ein, um die Erträge der Landwirte<br />

zu steigern sowie die Widerstandskraft von Pflanzen<br />

gegen Krankheiten, Schädlinge und abiotischen Stress<br />

weiter zu verbessern. Um dieses Ziel zu realisieren, investierte<br />

das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr<br />

mehr als 285 Millionen Euro in Forschung und<br />

Entwicklung.<br />

2 |<strong>2023</strong> 51


unternehmen<br />

» Im besten Fall werden unsere Läden zu Tasting Rooms.<br />

Zu Orten, wo du wirklich hingehen kannst, um Produkte<br />

zu probieren und Geschmack zu erleben.“ «<br />

REMO VIANI<br />

Doch dann kam die Phase, in der der Platz dort nicht<br />

mehr ausreichte. Das bedeutete, dass wenn wir ein neues<br />

Produkt finden, wir ein anderes Produkt dafür aus dem<br />

Sortiment rausschmeißen müssen, weil es ja sonst keinen<br />

Platz findet. Wir standen also vor einer Entscheidung:<br />

Wir können hier bleiben, und alles ist gut – aber dann<br />

können wir nicht weiter wachsen.<br />

Das hat mich sehr unzufrieden gemacht. Wir wussten,<br />

dass wir nun eine logistische Lösung finden mussten, haben<br />

allerdings keine gesehen – zumindest bis zu dem<br />

Zeitpunkt, an dem Tonino auf das große Gebäude von<br />

der Deutschen Telekom in der August- Spindler-Straße<br />

aufmerksam wurde, das plötzlich zum Verkauf stand, und<br />

vorschlug: „Wollen wir uns das nicht mal ansehen?“<br />

Das war dann der nächste große Meilenstein: Wir entschieden<br />

uns dafür, das alte Logistikzentrum zu kaufen<br />

und die vorhandene Lagertechnik wieder in Betrieb zu<br />

nehmen. Hier hatten wir nun so viel Platz, dass wir weiter<br />

wachsen konnten. Bis heute.<br />

War das auch die Grundlage dafür, die insolventen<br />

Kochhaus-Filialen in den deutschen Metropolen zu<br />

übernehmen?<br />

Remo: Unsere Motivation ist in erster Linie, Geschichten<br />

zu erzählen. Wir waren frustriert, bislang nur mit Händlern<br />

zu arbeiten. Hier konnten wir unsere Faszination<br />

für die tollen Geschichten, die wir erleben und die hinter<br />

den Produkten stehen, nicht erzählen. Es war so ein bisschen<br />

wie Stille Post: Am Ende ist beim eigentlichen Kunden,<br />

dem Verbraucher, nicht viel angekommen.<br />

Dann hat es sich zunächst ergeben, dass wir im Dezember<br />

2010 in der Lange-Geismar-Straße in Göttingen<br />

den ersten Laden eröffneten: Viani Alimentari, wo wir<br />

unsere italienischen Spezialitäten erstmals persönlich vor<br />

Ort verkaufen konnten. Und tatsächlich konnten wir<br />

plötzlich unsere Geschichten zu Ende erzählen und<br />

schauen, wie sie bei den Kunden ankommen! Das hat<br />

sich gut angefühlt.<br />

Und die Übernahme von Kochhaus im <strong>Sommer</strong> 2019<br />

war dann die logische Erweiterung?<br />

Remo: Das war dann eine einmalige Gelegenheit, auf einen<br />

Schlag acht oder neun Läden zu übernehmen, sie<br />

umzubauen, umzugestalten und Viani Stores daraus zu<br />

machen.<br />

Da sind wir mittlerweile auf einem ganz guten Weg. Es<br />

hat viel länger gebraucht, als ich gedacht hätte – aber es<br />

passt zu unserer Strategie und auch zu unserem Antrieb,<br />

Geschichten zu erzählen, die ankommen.<br />

Wie geht es weiter mit Viani? Wie wichtig ist zum<br />

Beispiel das Thema Online?<br />

Remo: Unser Plan für die Zukunft ist, viel online zu verkaufen<br />

– aber offline das anzubieten, was die digitale<br />

Welt niemals wird leisten können: nämlich zu schmecken,<br />

zu probieren, zu testen.<br />

Und im besten Fall werden unsere Läden zu Tasting<br />

Rooms. Zu Orten, wo du wirklich hingehen kannst, um<br />

Produkte zu probieren und Geschmack zu erleben. Es<br />

wird immer so sein, dass der Kunde eine gewisse Tendenz<br />

dazu hat, nicht die Katze im Sack zu kaufen. Ich<br />

würde mich freuen, wenn die Kunden bei Viani noch in<br />

vielen Jahren reinkommen können und sagen: „Ich<br />

möchte dieses Produkt gern bei euch erleben.“<br />

Antonio, Remo, vielen Dank für das Gespräch!<br />

52 2 |<strong>2023</strong>


unternehmen<br />

Die Geschichte von Viani<br />

Antonio Viani, 86, wird in Pietra Ligure, an der italienischen Riviera, geboren.<br />

Er stammt aus einer Handelsfamilie. Schon als Kind verkauft er alles Mögliche.<br />

Angefangen hat er mit Wurmsteinen fürs Angeln. Bevor Antonio Viani in den Handel<br />

einsteigt, bereist er, der schon als kleiner Junge die Schiffe am Horizont beobachtet<br />

hat, als Seemann die Weltmeere und wird Offizier bei der Handelsmarine.<br />

Diese Liebe gibt er für seine andere große Liebe auf: „seine Ingrid“. Für sie kommt<br />

er nach Göttingen. Dort beginnt er Anfang der 1960er-Jahre seinen Büromaschinenhandel.<br />

Vor 50 Jahren gründet er dann die Firma A. Viani Importe. Angefangen hat<br />

alles mit Trüffeln, schnell kommen andere Spezialitäten aus seiner italienischen<br />

Heimat dazu.<br />

Die in Deutschland geborenen Söhne Stefano und Remo Viani gründen<br />

zusammen mit Daniel Gerlach 1989 die Göttinger Werbeagentur Blackbit. 1995<br />

übernimmt Remo dann das operative Geschäft der Viani Importe. Zuvor lernt er<br />

Italienisch und reist anschließend ein dreiviertel Jahr lang durch alle Regionen<br />

Italiens. Remo Viani erweitert das Angebot um Spezialitäten aus anderen Mittelmeerländern<br />

und verdoppelt so – zum Stolz des Vaters – recht schnell den Umsatz.<br />

In der Folge entwickelt er das Geschäft stets weiter. So eröffnet er 2010 in der<br />

Lange-Geismar- Straße in Göttingen mit seinem Team den ersten von zwei Viani-<br />

Alimentari- Läden, in diesem <strong>Sommer</strong> kam gleich nebenan die erste Vinoteca dazu.<br />

2019 übernimmt Viani die insolvente Kochhaus-Kette mit Läden unter anderem<br />

in Berlin, München und Hamburg. Die Zentrale sitzt weiterhin in Göttingen, heute<br />

im ehemaligen Gebäude der Deutschen Telekom in der August- Spindler-Straße (Foto).<br />

viani.de<br />

viani.de<br />

2 |<strong>2023</strong> 53


ANZEIGE<br />

Die neue THIMM-Kultur<br />

der Einfachheit<br />

Die THIMM Unternehmensgruppe mit Sitz in Northeim ist ein Vorreiter in der europäischen<br />

Verpackungsindustrie. Auch intern zeigt man den Vorsprung, setzt auf großes Vertrauen gegenüber<br />

den Mitarbeitenden und bleibt seinen Wurzeln als Familienunternehmen treu.<br />

FOTOS: MAXIMILIAN KÖNIG<br />

„Wir denken in Generationen.<br />

Das ist eine komplett<br />

andere Perspektive.“<br />

Kornelius Thimm<br />

Hört man die Worte Northeim und<br />

Familienunternehmen, fällt einem<br />

unweigerlich der Name Thimm ein.<br />

Das europaweit tätige Verpackungsunternehmen<br />

hat hier seinen Hauptsitz und ist mit<br />

rund 550 Mitarbeitenden nicht nur eines der<br />

größten Unternehmen am Standort, es blickt<br />

auch auf eine inzwischen lange Familientradition<br />

zurück: 2024 wird bereits das 75. Firmenjahr<br />

jubiliert. Seit einem Jahr ist Kornelius<br />

Thimm als viertes Familienmitglied Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung.<br />

Und obwohl THIMM mittlerweile europaweit<br />

inzwischen rund 2500 Mitarbeitende beschäftigt<br />

und mit einem Jahresumsatz von mehr als<br />

720 Millionen Euro alles andere als klein ist,<br />

legt man umso mehr Wert auf die Wurzeln<br />

und den Charakter als regionales Familienunternehmen,<br />

denn diese spiegeln den Kern der<br />

Unternehmensidentität wider. Sichtbarstes<br />

Beispiel: Bei THIMM wird gleich und konsequent<br />

geduzt, und zwar vom Auszubildenden<br />

bis zum Vorsitzenden der Geschäftsführung.<br />

Und regio nale Verantwortung ist eine Selbstverständlichkeit.<br />

Kornelius Thimms Großvater<br />

hat den Golfclub mit ins Leben gerufen, ebenso<br />

werden zahlreiche lokale Projekte unterstützt<br />

wie zum Beispiel die Northeimer Tafel<br />

oder die KIMBU in Göttingen.<br />

„Bevor ich in das Familienunternehmen<br />

eingestiegen bin, habe ich in ganz anderen<br />

Branchen und auch in Konzernen gearbeitet“,<br />

sagt Kornelius Thimm. „Deshalb kann ich gut<br />

vergleichen. Der wesentliche Unterschied, der<br />

ein Familienunternehmen auszeichnet, ist für<br />

mich, dass es wenige Hierarchieebenen und<br />

einen persönlichen, engen Kontakt zwischen<br />

Mitarbeitenden und Führungskräften gibt.“<br />

Daraus erwachse zum einen ein deutlich höheres<br />

Verantwortungsbewusstsein gegenüber<br />

den Mitarbeitenden, „zum anderen bekommt<br />

das Unternehmen durch die Gesellschafterfamilie<br />

Thimm ein Gesicht“. Kurzum: „Wir<br />

tragen viel mehr persönliche Verantwortung“,<br />

so Thimm.<br />

ERFOLG IST BEI THIMM nicht nur durch<br />

gute Quartalszahlen in einem kurzfristigen<br />

Planungshorizont eines typischen Konzern-<br />

CEOs definiert, sondern auch durch langfristige<br />

Überlegungen. „Meine Geschwister<br />

und ich stellen uns immer die Frage, wie wir<br />

das Unternehmen organisieren müssen, um<br />

es möglichst langfristig zu erhalten“, sagt<br />

Thimm. „Wir denken in Generationen. Das ist<br />

eine komplett andere Perspektive.“ Der enge<br />

Kontakt zu den Mitarbeitenden trägt das seine<br />

dazu bei: „Wenn ich mit den Kolleginnen


PROFIL<br />

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It's THIMM time Kornelius Thimm (Foto l.) stellt die neue Marke und Kultur an allen Standorten persönlich vor – wie hier am Standort Ilsenburg im Harz (o.).<br />

und Kollegen auf Augenhöhe sprechen kann<br />

und die Probleme verstehe, dann können wir<br />

viel mehr gestalten.“<br />

GEMEINSAMES GESTALTEN und Eigenverantwortlichkeit<br />

sind bei THIMM indes mehr<br />

als nur Schlagworte. Sie sind gelebtes Prinzip.<br />

Die flachen Hierarchien haben zur Folge,<br />

dass hier Mitarbeitende direkt für ihre Projekte<br />

Verantwortung übernehmen können und<br />

es keinen ewigen Berichtsmarathon auf dem<br />

Weg zur Geschäftsführung gibt. Gleichzeitig<br />

sind sie stärker in wichtige Entscheidungen<br />

involviert. „Zum Beispiel binden wir Mitarbeitende<br />

aus der Produktion in unsere Kundenbeziehungen<br />

mit ein, weil sie die Produkte am<br />

besten kennen und so die Kundenbeziehung<br />

qualitativ verbessern“, beschreibt Kornelius<br />

Thimm das Prinzip. „Umgekehrt genauso:<br />

Wenn wir in neue Maschinen investieren,<br />

nehmen wir die Mitarbeitenden, die damit<br />

arbeiten werden, eng in den Auswahl- und Gestaltungsprozess<br />

mit rein.“ Innovationsleistungen<br />

beruhen hier stark auf dem Mitwirken<br />

aller Mitarbeitenden.<br />

Noch eindrücklicher wird das Vertrauen gegenüber<br />

den Mitarbeitenden bei der Weiterentwicklung<br />

des Unternehmens. Auch hier<br />

werden sie stark involviert und haben bereits<br />

oft bewiesen, dass sie das Unternehmen konsequent<br />

voranbringen können und so entscheidend<br />

zum Erfolg beitragen. Ein aktuelles<br />

Beispiel für einen solchen Weiterentwicklungsprozess<br />

ist die neue Marke von THIMM, die<br />

in diesem <strong>Sommer</strong> in die nächste Generation<br />

geführt wurde. Ein halbes Jahr lang hatte sich<br />

zuvor eine gemischte Arbeitsgruppe aus verschiedenen<br />

Standorten und Funktionen mit<br />

der Marke und der Unternehmenskultur befasst.<br />

UND DAS ERGEBNIS? Seit den 1990er-Jahren<br />

wurde mit dem Slogan ,THIMM – the<br />

Highpack Group‘ der technologische Vorsprung<br />

des Unternehmens betont. „Während<br />

unserer Markenweiterentwicklung haben wir<br />

jedoch festgestellt, dass uns noch mehr ausmacht“,<br />

sagt Thimm. „Wir stellen unsere Kunden<br />

immer in den Fokus und setzen alles daran,<br />

ihre Produkte immer besser zu verpacken.<br />

Dabei achten wir darauf, mit einem Minimum<br />

an Einsatz<strong>faktor</strong>en ein Maximum an Qualität<br />

und Nachhaltigkeit zu erreichen. Und vor allem:<br />

Wir nehmen uns die Zeit, unsere Kunden<br />

gründlich zu verstehen, damit wir für sie die<br />

einfachste und beste Lösung finden. Das ist<br />

für beide Seiten immer wieder ein gutes Gefühl.“<br />

Deswegen wird es künftig heißen: ,When simplicity<br />

feels good, it’s THIMM time.‘<br />

„Das haben die Kolleginnen und Kollegen<br />

ganz deutlich herausgearbeitet. Sie sind der<br />

wichtigste Baustein in unserer Marke und<br />

machen uns mit ihrem Handeln Tag für Tag<br />

zum umsichtigen Partner auf Augenhöhe“,<br />

fasst Thimm zusammen. Das Ergebnis ist<br />

eine hohe Loyalität der Mitarbeitenden – und<br />

das Gefühl, ein Unternehmen gemeinsam zu<br />

gestalten und voranzubringen. Für Kornelius<br />

Thimm war dies neben der spannenden Branche<br />

der Hauptgrund, in das Familienunternehmen<br />

einzusteigen.<br />

KONTAKT<br />

THIMM Group GmbH + Co. KG<br />

Breslauer Straße 12<br />

37154 Northeim<br />

Tel. 05551 7030<br />

web@thimm.de<br />

www.thimm.de<br />

TEXT: SVEN GRÜNEWALD


wissen<br />

ILLUSTRATION: STOCK.ADOBE.COM<br />

56 2 | <strong>2023</strong>


wissen<br />

Erfolgs<strong>faktor</strong> Familie<br />

Generationswechsel im Mittelstand: Stolpersteine und Erfolgsrezepte für Unternehmen in<br />

Familienhand. Experten geben Tipps und Ratschläge für das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />

Die volkswirtschaftliche Bedeutung<br />

Familienunternehmen – ein schwammiger Begriff<br />

„Familienunternehmen sind für mich dadurch gekennzeichnet,<br />

dass man quasi die eigene Familie im Unternehmen<br />

hat“, sagt Andre Schulte-Südhoff, Landesvorsitzender<br />

des Interessenverbandes ,Die Familienunternehmer‘<br />

in Niedersachsen und selbst Geschäftsführer der<br />

Schuko GmbH in Bad Laer. „Dadurch geht man mit<br />

dem Thema Unternehmen ganz anders um, weil die Verantwortung<br />

für die Mitarbeiter eine riesige Rolle spielt<br />

und man das Unternehmen bestmöglich an die nächste<br />

Generation übertragen will.“<br />

Im Grunde ist jedes Unternehmen, das einmal von einer<br />

Person gegründet wurde, ein Familienunternehmen,<br />

insoweit es sich weiterhin in Familienhand befindet –<br />

das kann vom Ein-Mann-Betrieb bis zum internationalen<br />

Großkonzern reichen. Eigentum und Leitung stimmen<br />

dabei nicht notwendigerweise überein. Eigentümergeführt<br />

ist ein Unternehmen, wenn die Familienkontrolle<br />

besteht, aber mindestens einer der Eigentümer auch den<br />

Betrieb leitet. Letzteres ist überwiegend der Fall: 90 Prozent<br />

der deutschen Unternehmen sind Familienunternehmen,<br />

88 Prozent sind eigentümergeführt.<br />

Laut der ‚Stiftung Familienunternehmen‘ machen<br />

Familienbetriebe in Deutschland rund 90 Prozent aller<br />

Unternehmen aus. Bei ihnen sind 58 Prozent der<br />

Beschäftigten tätig, und sie erwirtschaften 52 Prozent<br />

des Gesamtumsatzes. Ihr Anteil an den börsennotierten<br />

Firmen liegt bei 40 Prozent.<br />

Der Umsatz von 94 Prozent aller Familienunternehmen<br />

liegt dabei unter 1 Millionen Euro pro Jahr.<br />

Allerdings spielen im internationalen Vergleich auch<br />

überdurchschnittlich viele von ihnen in der Liga von<br />

Großunternehmen mit mehr als 50 Millio nen Euro<br />

Umsatz mit: 46 Prozent dieser Firmen sind Familienunternehmen.<br />

Auch in der Wachstumsdynamik können Familienbetriebe<br />

punkten: Eine Studie zu den TOP-500-<br />

Familienunternehmen in Deutschland aus dem Jahr<br />

<strong>2023</strong> hat die Performance der 500 größten Familienunternehmen<br />

mit den 26 nicht familienkontrollierten<br />

DAX-Unternehmen verglichen. Die Familienunternehmen<br />

weisen dabei in Deutschland von 2011 bis 2020<br />

ein Mitarbeiterwachstum von 25 Prozent auf, während<br />

die DAX-Unternehmen auf vier Prozent kommen.<br />

Quelle: Stiftung Familienunternehmen<br />

2 |<strong>2023</strong> 57


wissen<br />

Rahmenbedingungen verschlechtern sich<br />

Deutschlands Stärke beruht auf dem breiten Mittelstand,<br />

der wiederum oftmals Familiensache ist, teils bereits seit<br />

mehreren Generationen. Doch dieser Mittelstand steht<br />

vor zunehmend existenzielleren Problemen. Der Verband<br />

,Die Familienunternehmer‘ befragt regelmäßig seine<br />

Mitglieder, und das Stimmungsbild gibt Anlass zum<br />

Nachdenken. Schwierige Unternehmensnachfolge, Energiekosten,<br />

Fachkräfte und Bürokratie sind die großen<br />

Themen, die Familienunternehmen beschäftigen. Das an<br />

sich ist nicht neu – bemerkenswert hingegen ist, dass<br />

aufgrund der zunehmenden Belastungen „70 Prozent<br />

der Familienunternehmer denken gelegentlich und mehr<br />

als 20 Prozent regelmäßig darüber nach, das Unternehmen<br />

zu verkaufen“, sagt Andre Schulte-Südhoff. Und<br />

knapp die Hälfte aller Befragten gibt an, dass sie nicht<br />

wieder in Deutschland gründen würden. „Diese Ergebnisse<br />

haben mich persönlich umgehauen.“<br />

Laut Einschätzung der Förderbank KfW könnten<br />

allein bis zum Ende <strong>2023</strong> rund 70.000 Unternehmen an<br />

der fehlenden Nachfolge scheitern. Hier machen sich<br />

vor allem die Regelungen zur Erbschaftssteuer bemerkbar.<br />

Energiekosten hingegen sind das direkte Resultat politischer<br />

Entscheidungen: Die Energiewende hat Deutschland<br />

schon vor langer Zeit zu einem der Länder mit den<br />

höchsten Energiekosten werden lassen, die Russland-Sanktionen<br />

und damit die Selbstabschneidung von<br />

günstigen Gaslieferungen hat das ihre dazu beigetragen.<br />

Ergänzend sind es weitreichende gesetzliche Auflagen,<br />

die – wenn auch aus guten Absichten heraus – zusätzliche<br />

Ressourcen fressen. Beispiel Lieferkettengesetz, das<br />

eigentlich nur für Unternehmen ab 250 Mitarbeitern gilt.<br />

„Dennoch wirkt sich das genauso auf die kleineren Unternehmen<br />

aus, wenn sie Zulieferer sind, weil die großen<br />

natürlich wissen wollen, wie die anderen Lieferketten<br />

aussehen.“<br />

Thema Nummer 1: Nachfolger finden<br />

Unternehmerverbände, Steuerberater, Anwälte – sie alle<br />

machen schon lange dieselbe Beobachtung, dass es immer<br />

schwieriger wird, einen Nachfolger aus dem Fa milienkreis<br />

zu gewinnen. Aufgrund unterschiedlicher Lebensentwürfe,<br />

vor allem einem viel ausgeprägteren Wunsch nach einer<br />

guten Work-Life-Balance, fragen sich die Nachkommen<br />

deutlich häufiger, ob sie sich die 70-Stunden- Woche der<br />

Eltern antun wollen. Daher hilft nur, das Thema im Familienkreis<br />

offen anzusprechen. „Die Eltern haben vielleicht<br />

einen Plan, aber ist das auch das, was die Kinder wollen?“,<br />

fragt Lutz Becker, Partner der Göttinger Steuerberatungsgesellschaft<br />

Quattek & Partner.<br />

Ist Interesse im eigenen Kinderkreis vorhanden, ist die<br />

Nachfolge dadurch aber noch lange nicht in trockenen<br />

Tüchern. Der Seniorchef muss den Nachfolger über-<br />

58 2 | <strong>2023</strong>


wissen<br />

haupt erst einmal für kompetent genug halten – keine<br />

Selbstverständlichkeit. Dann empfiehlt es sich, dass der<br />

Nachfolger nach Ausbildung oder Studium zunächst ein<br />

paar Jahre außerhalb Erfahrung sammelt, bevor er in<br />

das Familienunternehmen einsteigt. Wenn dem Neuen<br />

dann aber nicht genug Raum gegeben wird, weil der Senior<br />

nicht loslassen kann, kann die Nachfolge auch in<br />

diesem Stadium noch scheitern, obwohl der Prozess bereits<br />

seit Jahren am Laufen ist.<br />

Auf die Familienanamnese muss der Blick in die bestehenden<br />

Gesellschaftsverträge folgen: „Eliane Krüger,<br />

Sozia und Notarin der Göttinger Kanzlei Lampe Legal,<br />

ist Fachanwältin für Erbrecht und zertifizierte Fachberaterin<br />

für Unternehmensnachfolge und erläutert: „Im<br />

deutschen Recht herrscht der Grundsatz: Gesellschaftsrecht<br />

geht vor Erbrecht. Die Nachfolgeplanung im betrieblichen<br />

Bereich beginnt also mit der Überprüfung<br />

und gegebenenfalls Änderung der Gesellschaftsverträge.<br />

Das Unternehmertestament für den privaten Vermögensbereich<br />

muss damit passgenau abgestimmt werden.“<br />

Reden, reden, reden – die Familie<br />

Die Familie ist der Dreh- und Angelpunkt des Unternehmens.<br />

Gelebte Erfahrungen ist, dass es zu Hause nur ein<br />

Thema gibt: das Unternehmen. „Aber nicht alle Gesellschafter<br />

und Familienmitglieder sind immer einer Meinung“,<br />

so Andre Schulte-Südhoff. „Fragen rund um das<br />

Unternehmen haben ganz viel mit Kommunikation auf<br />

Augenhöhe zu. Meistens stirbt ein Familienunternehmen<br />

an der Familie und nicht an wirtschaftlichen Fragen.“<br />

Der Lebensinhalt der Elterngeneration steht früher<br />

oder später aber unweigerlich vor der Frage, was nach<br />

dem Ruhestand oder dem Tod aus dem Unternehmen<br />

wird. Denn wenn es um’s Geld geht, sind Familienkonflikte<br />

fast vorprogrammiert.<br />

„Es ist zentral wichtig, dass man sich möglichst langfristig<br />

Gedanken über die Unternehmenszukunft macht<br />

und die ganze Familie für ein offenes Gespräch an den<br />

Tisch bekommt“, sagt Lutz Becker. Wichtig zu klären<br />

sind die unterschiedlichen Lebensentwürfe: Will überhaupt<br />

eines der Kinder das Unternehmen übernehmen?<br />

Was, wenn im Handwerk ein Kind den Betrieb fortführen<br />

kann und will, das andere Kind aber nichts mit dem<br />

Unternehmen zu tun hat? Wie lässt sich eine Gleichbehandlung<br />

der beiden Kinder gewährleisten?<br />

Beckers Erfahrung nach ist es besser, jedem Familienmitglied<br />

möglichst ein klar definiertes Erbe zukommen<br />

zu lassen, statt eine Erbengemeinschaft zu bilden. Volker<br />

Looman spricht in seiner Kolumne im Finanzteil der<br />

FAZ beim Thema Erbengemeinschaften gern auch vom<br />

„Vorhof zur Hölle“. Und wenn es nur Ehepartner und<br />

Lebensgefährten der Kinder sind, die „von außen“ reinrufen<br />

und die Kinder irgendwann gegeneinander aufbringen.<br />

» Meistens stirbt ein Familienunter-<br />

nehmen an der Familie und nicht an<br />

wirtschaftlichen Fragen. «<br />

ANDRE SCHULTE-SÜDHOFF<br />

Erbschafts- bzw. Schenkungssteuer:<br />

Schlüssel Unternehmensbewertung<br />

Der steuerliche Hauptknackpunkt für Familienunternehmen<br />

ist heutzutage die Erbschafts- oder Schenkungssteuer,<br />

die bei der Übertragung eines Unternehmens auf<br />

die nächste Generation anfallen. Bemessungsgrundlage<br />

für die Erbschafts- oder Schenkungssteuer ist der Unternehmenswert.<br />

Dieser wurde früher außergewöhnlich<br />

niedrig mit 30 bis 50 Prozent vom tatsächlichen Wert<br />

angesetzt. Hinzu kamen großzügige Freibeträge, Ausnahmen<br />

und Begünstigungen, wenn der Betrieb fortgeführt<br />

wurde und damit Arbeitsplätze erhalten blieben.<br />

So ließen sich Unternehmen regelmäßig steuerfrei an die<br />

nächste Generation übertragen – im Gegensatz zum<br />

Erbe von Privatvermögen.<br />

Das Bundesverfassungsgericht hat hier aber die Frage<br />

nach der Steuergerechtigkeit aufgeworfen und den Gesetzgeber<br />

zu Nachjustierungen aufgefordert. Gleichzeitig<br />

gibt es eine lang anhaltende politische Gerechtigkeitsdebatte<br />

über die Bevorzugung von Unternehmenserben.<br />

Das hat dazu geführt, dass eine steuerfreie Übertragung<br />

heute nur noch unter sehr engen Voraussetzungen möglich<br />

ist. Der ganze Prozess der Unternehmensbewertung<br />

und Prüfung der Verschonungsregeln ist hochkomplex<br />

geworden, mit zum Teil haarsträubenden Ergebnissen.<br />

Die steuerliche Unternehmensbewertung nach dem<br />

gesetzlich vorgesehenen vereinfachten Ertragswertverfahren<br />

führt insbesondere aufgrund des Kapitalisierungs<strong>faktor</strong>s<br />

von 13,75 in der Praxis zu deutlich überhöhten<br />

Unternehmenswerten. Bei einer Gruppe von<br />

Unternehmen muss darüber hinaus jedes einzelne Unternehmen<br />

eigenständig bewertet werden. Insbesondere<br />

bei komplexeren Strukturen führt das vereinfachte<br />

Ertragswertverfahren zu offensichtlich unzutreffenden<br />

Ergebnissen und ist nicht anwendbar. Die Steuerpflichtigen<br />

haben die Möglichkeit, auch ein eigenes<br />

Unternehmenswertgutachten nach branchenspezifischen<br />

Bewertungsmethoden durch einen Sachverständigen<br />

erstellen zu lassen. In einfach gelagerten Fällen<br />

bieten einige Handwerkskammern für ihre Mitglieder<br />

die Erstellung solcher Gutachten kostenfrei an. Im Übrigen<br />

liegen die Kosten schnell im deutlich fünfstelligen<br />

Bereich.<br />

2 |<strong>2023</strong> 59


wissen<br />

Entsprechend gering ist die Bereitschaft, sich im Vorfeld<br />

damit zu befassen. Aber: „Ein Steuerberater ist sozusagen<br />

der Hausarzt des Unternehmers und des Unternehmens“,<br />

so Lutz Becker. „Ab einem bestimmten<br />

Lebensalter lassen Sie sich ja auch durchchecken. In<br />

einem Unternehmen helfen die regelmäßige Bewertung<br />

und Prüfung der Verschonungsregeln im Vorfeld, die<br />

steuerlichen Risiken und Belastungen bei Übertragung<br />

einschätzen und minimieren zu können.“ Eliane Krüger<br />

sieht dies etwas gelassener: „Das Erbrecht ermöglicht,<br />

dass 26 Millionen Euro Betriebsvermögen steuerfrei<br />

übertragen werden können. Kenner wissen, dass dies<br />

sogar bis zu 90 Millionen Euro ausgeweitet werden<br />

kann. Es kommt darauf an, auf der Klaviatur des Erbrechts<br />

richtig zu spielen. Das Recht ist eben für die<br />

Schlauen da … Nicht zu verachten sind die Freibeträge<br />

bei Vererbung zu warmer Hand, die mehrmals in Anspruch<br />

genommen werden können.“<br />

Probleme durch den nachträglichen Wegfall<br />

der Ausnahmen oder Begünstigungen<br />

Ein Familienunternehmen hat häufig keinen geringen<br />

Wert, doch das Vermögen des Betriebs ist zu weiten Teilen<br />

im Betrieb selbst gebunden – Maschinen, Grundstücke,<br />

Gebäude, Mitarbeiter. Fällt nun eine Erbschafts-/Schenkungssteuer<br />

an, ist immer die Frage, wie<br />

die nicht unerheblichen Summen bezahlt werden können.<br />

Das geht nur über Kredite und aus dem laufenden<br />

Betrieb, indem liquide Mittel entnommen werden, die<br />

dadurch nicht für Investitionen zur Verfügung stehen.<br />

„Letztlich schwächt das die Unternehmen“, so Becker.<br />

„Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man<br />

durch den Wegfall der Begünstigungen anders denkt“,<br />

erzählt Andre Schulte-Südhoff. „Man bürdet den Erben<br />

eine hohe Verschuldung auf, und sie müssen sich für ein<br />

Unternehmen verbürgen, in dem Risiken hängen, die sie<br />

nur schwer absehen können. Das lässt einen den Verkauf<br />

in Erwägung ziehen.“<br />

Dazu zählen etwa Sonderbelastungen, die nicht berücksichtigt<br />

werden: Wird ein Unternehmen übertragen,<br />

dann sind die Begünstigungen bei der Steuer an den Erhalt<br />

von Arbeitsplätzen geknüpft, gemessen an der<br />

Lohnsumme. Diese muss innerhalb der Behaltensfrist<br />

von bis zu sieben Jahren nach der Übertragung erreicht<br />

werden. Falls nicht, wird nachträglich die Begünstigung<br />

reduziert und werden zusätzliche Steuern fällig. Auch im<br />

Falle einer Insolvenz können nachträglich Steuern fällig<br />

werden. Die Sanktionen gegen Russland haben gezeigt,<br />

wie quasi über Nacht Lieferketten und Absatzmärkte<br />

wegbrechen und so auch eigentlich gesunde Unternehmen<br />

plötzlich in eine existenzielle Krise geraten können.<br />

„Mir macht das aktuelle Erbschaftssteuergesetz jedoch<br />

weniger Sorgen, aber der Vorschlag der CDU, mit pauschalen<br />

Steuersätzen zu arbeiten, kann verheerend sein<br />

– insbesondere, wenn mit hohen Eigenkapitalquoten in<br />

den Unternehmen gearbeitet wird“, sagt Schulte-Südhoff.<br />

60 2 | <strong>2023</strong>


wissen<br />

Im Blick – die größten Stolperfallen<br />

Vorsorge für den Eventualfall: Notfallkoffer<br />

Wichtig im Privaten wie im Geschäftlichen: Privat sollte<br />

den Hinterbliebenen Passwörter, Unterlagen, Adressen<br />

und Ansprechpartner zugänglich sein. Im Geschäftlichen<br />

ist der Hauptzweck, dass das Unternehmen handlungsfähig<br />

bleiben muss. Jemand muss das Unternehmen vertreten<br />

können, die Passwörter und Schlüssel haben, gegenüber<br />

Banken und Geschäftspartnern bevollmächtigt<br />

sein. „Wichtig ist, dass man jemanden hat, dem man<br />

wirklich vertraut und der die Dinge in die Hand nehmen<br />

kann“, erklärt Lutz Becker und Eliane Krüger ergänzt:<br />

„Wichtigstes Instrument für die Akzeptanz im Geschäftsleben<br />

ist die notarielle Vorsorgevollmacht.“<br />

Das Testament<br />

Hier sollte zwingend festgelegt werden, wer das Erbe erhält.<br />

Umgekehrt kommt es jedoch auch nicht selten vor,<br />

dass ältere Unternehmer, die Schwierigkeiten haben, loszulassen<br />

und sich aus ihrem Lebenswerk zurückzuziehen,<br />

gar nicht an diese Vorsorge und Übertragung des<br />

Besitzes denken wollen. Entscheidend ist: Je früher man<br />

sich Gedanken macht, desto besser und desto weniger<br />

Konflikte im Nachhinein. Ebenfalls wichtig: Alle Kinder<br />

müssen auf den Tisch, auch die Unehelichen und bisher<br />

unbekannten, um durch die Wahl der richtigen Rahmenbedingungen<br />

das Unternehmen nicht zu gefährden.<br />

Zu kurzfristig gedacht<br />

Nachfolgeregelungen brauchen Zeit. Ehevertrag, Testament<br />

und Notfallkoffer lassen sich schnell gestalten.<br />

Doch gerade die Suche nach einem Nachfolger, die Klärung<br />

der Übergabe im Familienkreis und die praktische<br />

Umsetzung sind keine kurzfristigen Angelegenheiten.<br />

„Drei bis fünf Jahre mit entsprechend intensiver Kommunikation<br />

im Familienkreis sollte man einkalkulieren“,<br />

sagt Lutz Becker. Selbst, wenn ein Kind den Betrieb übernehmen<br />

will und es schließlich einsteigt, kann dieser<br />

Prozess noch scheitern. „Deswegen braucht man auch<br />

einen Plan B und sollte sich mit diesen komplexen Fragen<br />

möglichst frühzeitig beschäftigen.“<br />

Krüger widerspricht: „Die Dinge hinauszuschieben,<br />

ist nach meiner Erfahrung der größte Fehler. Abschreckendes<br />

Beispiel ist der aktuelle Fall des Milliardärs<br />

Thiele (Knorr-Bremse, Lufthansa). Der hatte sich ganz<br />

auf einen Berater verlassen, ohne klare Regelungen zu<br />

verfügen. Nach seinem Tod liegen Familie und der Berater<br />

in endlosen Prozessen, und der ehemalige Berater<br />

verlangt 225 Millionen Euro Honorar (vgl. ,Spiegel‘-<br />

Bericht). So kann man mit Zögerlichkeit Unternehmen,<br />

Vermögen und Familien zerstören. Schlussfolgerung: sofort<br />

ein erbrechtliches Konzept aufsetzen. Testamente<br />

sind jederzeit einseitig änderbar und können in der weiteren<br />

Entwicklung angepasst werden.“ƒ<br />

Konflikte mit dem (ein bisschen) ausgeschiedenen<br />

Senior-Chef<br />

Auch nach der Übertragung des Unternehmens an die<br />

nachfolgende Generation kann es zu Konflikten kommen.<br />

So mancher eigentlich bereits aus dem Unternehmen<br />

ausgeschiedene Senior-Chef hat noch ein eigenes<br />

Büro und kommt weiterhin regelmäßig in den Betrieb.<br />

Sind die Verantwortlichkeiten nicht klar geregelt, kann<br />

das etwa die Betriebsabläufe oder auch den Umgang mit<br />

dem Nachfolger beeinflussen.<br />

Der Ehevertrag<br />

Es ist ein verbreiteter Wunsch, dass Familienunternehmen<br />

auch in der Hand der Familie bleiben sollen und eingeheiratete<br />

Ehepartner keine Ansprüche erhalten. Das Unternehmen<br />

lässt sich mit einem Ehevertrag schützen, der später<br />

immer wieder an sich verändernde Rahmenbedingungen<br />

angepasst werden kann – wenn sonst etwa die Ehe<br />

scheitert, kann ein Zugewinnanspruch des Ehepartners<br />

bestehen, der dann im Zweifel auch aus dem Unternehmenskapital<br />

bedient werden müsste. „Der Zugewinnausgleich<br />

kann aber auch eine Chance zur Steuerersparnis<br />

sein, wenn man ihn gezielt beispielsweise im Rahmen einer<br />

,Güterstandsschaukel‘ einsetzt“, sagt Krüger.<br />

2 |<strong>2023</strong> 61


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Recht für Unternehmen<br />

und Vermögen<br />

Die Göttinger Kanzlei Lampe legal Anwaltsgesellschaft und Notare ist exklusiv<br />

für den Rechtsmarkt neuer Premiumpartner des <strong>faktor</strong>-Magazins.<br />

FOTO: MICHAEL MEHLE<br />

Die Kanzlei Lampe legal nimmt auf<br />

dem lokalen und regionalen Rechtsmarkt<br />

eine Sonderstellung ein: Sie hat<br />

sich ganz auf den Rechtsbedarf von Unternehmen<br />

und Unternehmern sowie wirtschaftlich<br />

aktiven Menschen und Institutionen fokussiert.<br />

Die Wirtschaftskanzlei berät und vertritt<br />

sowohl managergeführte und internationale<br />

Unternehmen/Konzerne als auch besonders<br />

mittelständische und inhabergeführte Unternehmen<br />

– Familienunternehmen – sowie private<br />

und institutionalisierte Vermögen, zum<br />

Beispiel Holdings und Stiftungen.<br />

„DIE MANDANTENSTRUKTUR und die<br />

Qualifikationen der Kanzlei haben sich in den<br />

vergangenen Jahren so sehr zu den Kernkompetenzen<br />

für Unternehmen und Vermögen<br />

verdichtet, dass es an der Zeit war, sich dazu<br />

klar zu bekennen und unsere Arbeit ganz<br />

auf diese Zielgruppe zu konzentrieren“, sagt<br />

JUDr. Hans-Hermann Lampe, Kanzleigründer<br />

und Geschäftsführer von Lampe legal.<br />

Der besondere Rechtsbedarf dieser Zielgruppe<br />

ergibt sich aus den großen Lebenszyklen<br />

von Unternehmen und größeren Vermögen<br />

mit ihren jeweils individuellen Bedarfen:<br />

Erwirtschaften – Anlegen – Nachfolge. Juristisch<br />

erfordere dies ein komplexes und aufeinander<br />

abgestimmtes Leistungsspektrum.<br />

Lampe legal veranschaulicht das in Form eines<br />

Vier-Säulen-Prinzips.<br />

„Fast alle bedeutenden wirtschaftlichen<br />

Geschäfte müssen notariell beurkundet wer-<br />

1. SÄULE 2. SÄULE 3. SÄULE 4. SÄULE<br />

• Gründungen<br />

• Umstrukturierungen<br />

• Transaktionen<br />

• Unternehmensverkäufe<br />

• Vertragsgestaltung<br />

(Contract Management)<br />

• Arbeitsrecht inkl.<br />

Betriebsverfassungsrecht<br />

• Compliance/Wirtschaftsu.<br />

Steuerstrafrecht<br />

• Immobilienrecht<br />

• Kapitalanlagenrecht<br />

(Firmenbeteiligungen)<br />

• Family-Office<br />

• Nachfolge in Unternehmen<br />

und Vermögen bzw.<br />

gestaltende Vorsorge<br />

• Scheidungen und<br />

Eheverträge


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FOTOS: MIRIAM MERKEL<br />

PROFIL<br />

Rechtsanwalt & Notar: Dr. André Kupfernagel<br />

Rechtsanwältin & Notarin: Eliane Krüger<br />

den. Daher hat das Notariat für uns zwangsläufig<br />

einen unverzichtbaren Stellenwert“, stellt<br />

JUDr. Hans-Hermann Lampe klar.<br />

DIE BERUFSTRÄGER der Kanzlei besitzen<br />

Qualifikationen und Kompetenzen, die in der<br />

Region zum Teil einzigartig sind: Rechtsanwalt<br />

und Notar Dr. André Kupfernagel ist ein im<br />

englischen Recht promovierter Fachanwalt für<br />

Internationales Wirtschaftsrecht sowie für Bankund<br />

Kapitalmarktrecht. JUDr. Hans-Hermann<br />

Lampe, im EU-Recht promoviert, leitet als<br />

Fachanwalt die Bereiche Handels- und Gesellschaftsrecht<br />

sowie Arbeitsrecht – gemeinsam<br />

mit Rechtsanwalt Paul-Marten Seekamp,<br />

der als ehemaliger Staatsanwalt zugleich<br />

Compliance sowie Wirtschafts- und Steuerstrafrecht<br />

verantwortet.<br />

Den anspruchsvollen Bereich der Unternehmensnachfolge<br />

und -vorsorge führt die<br />

Rechtsanwältin, Notarin und Betriebswirtin<br />

(IWW) Eliane Krüger, einzige Fachanwältin<br />

für Erbrecht in der Region, die zugleich auch<br />

zertifizierte ,Fachberaterin für Unternehmensnachfolge‘<br />

ist. Wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit<br />

sind Unternehmerscheidungen sowie<br />

Eheverträge.<br />

Hinzu kommen zwei externe Rechtsan wäl -<br />

te, die der Kanzlei seit ihren Studien zeiten<br />

eng verbunden sind: zum einen der bisherige<br />

General Counsel (Chefjurist) des Konzerns<br />

ams-OSRAM, Rechtsanwalt Jann H. Siefken,<br />

ein renommierter Compliance-Spezia list und<br />

nun mehr selbst ständiger Unternehmer, sowie<br />

der promovierte Bankrechtler Rechtsanwalt<br />

Dr. Christoph Bode, ein bundesweit renommierter<br />

Spezialist für Sanierungsrecht.<br />

„FÜR UNS IST SEHR WICHTIG, dass die<br />

Anwälte nicht nach getrennten Dezernaten<br />

arbeiten, sondern nach dem Vier-Augen- und<br />

sogar Sechs-Augen-Prinzip, weil man sonst<br />

den komplexen Themen bei Unternehmen<br />

und Vermögen nicht gerecht werden kann“,<br />

ergänzt Dr. André Kupfernagel. „Man denke<br />

insbesondere an die Verzahnung zwischen<br />

Gesellschaftsrecht und Erbrecht, denn Unternehmen<br />

und Vermögen sind in der Regel in<br />

Gesellschaftsformen strukturiert.“<br />

Die Anwälte und Notare treten umfangreich<br />

als Referenten bei Unternehmen und Institutionen<br />

sowie bei Veranstaltungen im eigenen<br />

Kanzleigebäude auf – Dr. Kupfernagel auch als<br />

Hochschuldozent. Darüber hinaus sind die<br />

Anwälte auch berufspolitisch engagiert, zum<br />

Beispiel im Präsidium der Rechtsanwaltskammer<br />

und als Vorsitzende Richterin des Anwaltsgerichts.<br />

KONTAKT<br />

Lampe legal<br />

Anwaltsgesellschaft und Notare<br />

Bahnhofsallee 6<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 54749-0<br />

info@lampe-legal.de<br />

www.lampe-legal.de


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FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Das Tagungs-Team: (v. l. n. r.) Jens Düwel (GWG), Ulrich Weigel (PREX Consulting),<br />

Christoph Böhnisch (Piller Blowers & Compressors GmbH), Jonas Hinz<br />

(Sartorius Stedim Biotech GmbH), Christine Kroß (GWG/LMC), Dr. Paul Ilten<br />

(Coherent LaserSystems GmbH & Co. KG), Ina Blumenberg<br />

(GOLDBECK Produktions GmbH) und Jan Fragel (Moderator)<br />

Unternehmensführung durch die Produktion der Sartorius AG<br />

LogistikTAGUNG Göttingen <strong>2023</strong><br />

Nach dem Motto ‚Wir stärken die<br />

Region Göttingen, teilen unser Wissen<br />

und Vernetzen in Präsenz!‘, lud<br />

Clustermanagerin Christine Kroß vom L|MC<br />

Logis tik und MobilitätsCluster Göttingen |<br />

Süd niedersachsen, einem Branchen netzwerk<br />

der GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />

und Stadtentwicklung Göttingen mbH,<br />

am 14. Juni <strong>2023</strong> zur 8. LogistikTAGUNG nach<br />

Göttingen ein. Dieser Einladung folgten erneut<br />

viele Vertreter*innen der überregionalen<br />

Wirtschaft.<br />

Im Fokus der Veranstaltung ‚KRISEN UND<br />

RESILIENZ – Strategien im Supply Chain<br />

Management geben Sicherheit!‘ fanden spannende<br />

Vorträge und praxisnahe Beispiele der<br />

regionalen Wirtschaft und des Globalplayers,<br />

der Sartorius AG, ihren Input.<br />

KEYNOTE-SPEAKER ULRICH WEIGEL<br />

(PREX Consulting) setzte ‚Von der Resilienz<br />

bis zur durchgängigen Transparenz sauberer<br />

Lieferketten‘ Impulse für neue Herausforderungen<br />

im Einkauf. Weiter umschrieb Jonas<br />

Hinz (Sartorius Stedim Biotech GmbH) als<br />

‚Zeit<strong>faktor</strong> Logistik‘ das Freight & Distribution<br />

Management der Sartorius AG und gewährte<br />

Einblicke in Transportaktivitäten, die aktuelle<br />

Marktsituation und beispielsweise ein digitales<br />

Risiko-Monitoring oder eine Distributions-<br />

Center-Strategie. Anschließend stellte Dr. Paul<br />

Ilten (Coherent LaserSystems GmbH & Co. KG)<br />

mit ‚Approaches to improve supply chain resilience‘<br />

seine Strategien für das Risikomanagement<br />

im Unternehmen vor.<br />

CHRISTOPH BÖHNISCH (Piller Blowers &<br />

Compressors GmbH) in ‚In the region, for<br />

the region – lokale und globale Strategien für<br />

mehr Resilienz‘ zeigte als globaler Marktführer<br />

ressourcen- und energieeffiziente Lösungen<br />

zur Dampfrückgewinnung auf. Anschließend<br />

wollte Ina Blumenberg (GOLDBECK Produktions<br />

GmbH) als Logistikerin der Baubranche<br />

wissen: ‚Mission Impossible? Die Zukunft<br />

der Schiene in der GOLDBECK Produktions<br />

GmbH‘. Insbesondere für Industriebauten<br />

werden oft schwere Bauelemente transportiert.<br />

Wie wäre es, wenn dieses Potenzial auf<br />

die Bahn verlagert werden würde?<br />

MODERIERT DURCH JAN FRAGEL konnten<br />

in der Talkrunde viele Fragen diskutiert<br />

werden, die beim Mittagslunch in angeregte<br />

Diskussionen und ein aktives Netzwerken<br />

übergingen.<br />

FÜR DIE SARTORIUS AG stellte Philipp<br />

Grontzki (Sartorius Corporate Administration<br />

GmbH) die mehr als 150-jährige Entwicklung<br />

von der ,Feinmechanischen Werkstatt F. Sartorius‘<br />

bis zum internationalen führenden Life-<br />

Science- Konzern vor.<br />

DIE GWG initiiert u. a. mit diesen Formaten<br />

Zukunftsthemen für Unternehmen und<br />

fördert den gemeinsamen Dialog am Wirtschaftsstandort<br />

Göttingen.<br />

KONTAKT<br />

GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />

und Stadtentwicklung Göttingen mbH<br />

L|MC Logistik und MobilitätsCluster<br />

Göttingen | Südniedersachsen<br />

Bahnhofsallee 1b, 37081 Göttingen<br />

Christine Kroß<br />

Tel. 0551 5474316<br />

Christine.Kross@lmc-goettingen.de<br />

www.gwg-online.de, www.lmc-goettingen.de


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

Einmal um den Eiffelturm<br />

Maren Urban führt den Familienbetrieb – Umzugsspedition Carl Balke in Holzminden –<br />

bereits in der fünften Generation. Gelegentlich fährt sie die großen Lkws auch schon mal selbst.<br />

Entfernung ist für uns nichts Besonderes“,<br />

sagt Maren Urban, Inhaberin und<br />

Geschäftsführerin der Spedition Carl<br />

Balke in Holzminden. Die Kunden kommen<br />

zwar überwiegend aus dem regionalen Umfeld,<br />

doch die Ziele finden sich in ganz Europa. „Es<br />

gibt regelmäßig besondere Fahrten, zum Beispiel<br />

nach Paris. Es ist immer wieder schön,<br />

einmal um den Eiffelturm herumzufahren.“<br />

Grund sind die teils langjährigen Beziehungen<br />

zu Privatkunden, die, wenn sie versetzt<br />

werden oder das Unternehmen wechseln, immer<br />

wieder gerne auf Carl Balke zurückgreifen.<br />

Denn Carl Balke ist zertifizierte Spedition für<br />

Umzüge, die sie für Privatleute oder Unternehmen<br />

durchführt – die Lkws sind dafür entsprechend<br />

ausgerüstet.<br />

SEIT 1897 gibt es das Unternehmen bereits in<br />

Holzminden. Angefangen hat alles mit dem<br />

Namensgeber Carl Balke, der einen Kohleund<br />

Holzhandel gründete. Daraus wurde ein<br />

Fuhr unternehmen, später eine Güterspedition,<br />

heute sind es Umzüge. Seit 1981 ist Balke auch<br />

Partner in der Deutschen Möbel Spedition<br />

DMS, einem Dachverband, der nur zertifizierte<br />

Umzugsspeditionen aufnimmt und in dessen<br />

Aufsichtsrat sich Maren Urban engagiert. Man<br />

kennt Balke, insbesondere in Holzminden.<br />

FÜR MAREN URBAN war schon immer klar,<br />

dass sie das Unternehmen fortführen würde,<br />

weswegen sie unmittelbar nach ihrer Ausbildung<br />

zur Bankkauffrau 2005 einstieg – und das<br />

nicht nur aufgrund der Familientradition. „Es ist<br />

ungemein spannend, man lernt jeden Tag neue<br />

Menschen kennen, neue Geschichten, ist bei<br />

jedem Kunden mit neuen Herausforderungen<br />

konfrontiert.“ Deswegen fährt sie zur Planung<br />

auch zu den Kunden selbst hin. Mal ist es eine<br />

besondere Vase als Erbstück, die berücksichtigt<br />

werden muss, mal die Kommunikation mit<br />

zahlreichen Parteien, um einen Umzug erfolgreich<br />

über die Bühne zu bekommen.<br />

„Wir haben uns immer mit den Kunden zusammen<br />

entwickelt“, sagt Urban. Daraus ist<br />

etwa auch die Spezialisierung für IT-Umzüge<br />

entstanden. „Unsere Mitarbeiter können die IT<br />

entkabeln, transportieren, neu verkabeln – bis<br />

hin zum Kaltsteart, dass alles korrekt funktioniert.“<br />

Mit der Kompetenz und dem Netzwerk<br />

der DMS im Rücken lassen sich auch große<br />

Umzüge eines kompletten Unternehmens<br />

über ein Wochenende stemmen.<br />

AUCH, WENN SICH DAS GESCHÄFT immer<br />

wieder verändert und das Finden von Mitarbeitern<br />

schwierig ist: Der Bedarf ist da. Deswegen<br />

ist Maren Urban optimistisch. „Ich möchte<br />

das Unternehmen weiter ausbauen, und wir sehen,<br />

dass die Entwicklung entlang der Bedarfe<br />

der Kunden funktioniert. Ich will dazu beitragen,<br />

dass wir in 125 Jahren immer noch als<br />

Familienunternehmen vor Ort sind.“<br />

KONTAKT<br />

TEXT: SVEN GRÜNEWALD<br />

Carl Balke GmbH Umzug und Spedition<br />

Nordstr. 51<br />

37603 Holzminden<br />

Tel. 05531 9324-0<br />

maren.urban@balke-umzug.de<br />

www.balke-umzug.de


ANZEIGE<br />

Menschlich – mutig – markant<br />

Kassebeer stellt sich als ,Sparringspartner für neue Bürokultur‘<br />

zukunfts-, kunden- und mitarbeiterorientiert auf.<br />

Mark und Ines Berke<br />

„Wir müssen etwas Neues<br />

anstoßen, wenn wir die<br />

Tradition des Unternehmens<br />

weiterführen und uns<br />

gleichzeitig zukunftsorientiert<br />

aufstellen wollen.“<br />

Ines Berke<br />

Was ist denn bei euch los? Ihr seid ja<br />

jetzt so bunt!“ – die Rückfrage zeigt:<br />

Es wird gesehen, dass sich bei der<br />

Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG etwas ändert.<br />

Gemeint sind damit wohl in erster Linie<br />

die neuen Hinweis- und Firmenschilder und<br />

die Internetseite – doch es steckt weit mehr<br />

dahinter.<br />

„DAS UNTERNEHMEN wird immer mehr<br />

unseres“, sagt Ines Berke. Die 46-Jährige<br />

führt gemeinsam mit ihrem Mann Mark die<br />

Geschäfte des im Jahr 1899 von Wilhelm F.<br />

Kassebeer in Northeim gegründeten Familienbetriebs.<br />

2019 ging Ines’ Vater Ulf Ohlmer in<br />

den wohlverdienten Ruhestand, und schnell<br />

wird seinen beiden Nachfolgern klar: „Wir<br />

müssen etwas Neues anstoßen, wenn wir die<br />

Tra dition des Unternehmens weiterführen und<br />

uns gleichzeitig zukunftsorientiert aufstellen<br />

wollen.“<br />

Sie finden Prof. Dr. Gerdum Enders und<br />

sein Team von Code Lab. Der Kasseler Experte<br />

für Zukunftsstrategien überzeugt die Berkes<br />

mit seinem Konzept. Einer der ersten Schritte<br />

ist es, mutiger aufzutreten und im wahrsten<br />

Sinne des Wortes Farbe zu bekennen. Die positiven<br />

und stimmungsvollen Farben finden<br />

sich dann auch schnell auf Beschilderungen,<br />

Visitenkarten und in den Betriebsräumen<br />

wieder. „Das ist nichts stylish Ausgearbeitetes,<br />

sondern ein konsequent umgesetztes<br />

Farbkonzept“, erklärt Mark Berke. Dieser Hingucker<br />

ist aber natürlich nur ein Teil des Veränderungsprozesses.<br />

DAS FARBKONZEPT folgt dem neuen ausgearbeiteten<br />

Wertesystem. Es fokussiert sich<br />

auf die Wörter menschlich – mutig – markant.<br />

Ein neuer ,Code‘, an dem auch die Kassebeer-<br />

Führungskräfte Michaela Monecke und<br />

Bianca Ernst entscheidend mitwirken. Doch<br />

sie sind längst nicht die einzigen am Erneuerungsprozess<br />

Beteiligten. Alle 30 Mitarbeiter<br />

suchen in Arbeitsgruppen und Projekten nach<br />

Vereinfachung, Zeitfressern und ,Not-to-dos‘,<br />

um diese zu eliminieren.<br />

Schnell stellt sich die Frage: Wie lässt sich<br />

das alles anpacken, ohne das operative Geschäft<br />

zu vernachlässigen? Die Antwort liegt<br />

in der Aufgabenstellung: Durch das Eliminieren<br />

von Zeitfressern wird viel Zeit frei, die für<br />

genau diese Optimierung eingesetzt werden<br />

kann. In unterschiedlichen Teams arbeiten die<br />

Mitarbeiter seither an der Verbesserung interner<br />

Abläufe sowie der systemischen Erneuerung.<br />

„Alle übernehmen Verantwortung, sehen<br />

die tollen Fortschritte und versprühen eine


PROFIL<br />

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größere Motivation und Zufriedenheit“, sagt<br />

Ines Berke beeindruckt von den schnell spürbaren<br />

Erfolgen des Transformationsprozesses.<br />

DER VON CODE LAB begleitete Erneuerungsprozess<br />

integriert das agile Betriebssystem<br />

OKR (Objectives Key Results) zum eigenverantwortlichen<br />

Handeln der Mitarbeiter. Bei<br />

Kassebeer folgte daraus eine weitgehende Beseitigung<br />

von Hierarchien und Organisationsstufen.<br />

So ist man entsprechend der neu erarbeiteten<br />

Vision ,menschlich‘, weil sich alle auf<br />

einer Augenhöhe befinden und sich als eine<br />

,Kassebeer-family‘ sehen, ,mutig‘, weil man<br />

neue Wege mit neuen Ansätzen geht, und<br />

,markant‘ – siehe das Beispiel mit den Farben.<br />

Mutig und markant ist sicher auch ein<br />

Schritt, den Ines und Mark Berke – die mit ihren<br />

vier Kindern privat auch eine ,Kassebeerfamily‘<br />

haben – im letzten September besiegelten:<br />

Mit dem Kauf der Göttinger Dirk<br />

Weitemeyer GmbH vergrößert sich der Kundenstamm<br />

des überwiegend im Umkreis von<br />

60 Kilometern um Northeim tätigen Unternehmens<br />

immens. Mit dem Tochterunternehmen<br />

kommen elf neue Mitarbeiter und deren<br />

Know-how in die Firmengruppe.<br />

„Der Kauf ist ein wichtiger Zukunftsbaustein:<br />

Als ,Sparringspartner für neue Bürokultur‘<br />

steht für uns die Beratung und der<br />

Service im Digitalisierungsbereich im Fokus.<br />

Hier sind wir nun noch breiter aufgestellt und<br />

sehen uns als Impulsgeber für die Region“,<br />

sagt Mark Berke selbstbewusst. Denn neben<br />

dem rückläufigen Geschäft beim klassischen<br />

Bürobedarf mit der Marke bueroboss.de sowie<br />

im Druck- und Kopiebereich bieten die<br />

das Portfolio komplettierenden Angebote<br />

,Die Kaffeemeister‘ für Kaffee und Wasser im<br />

Büro bereich und die Dienstleistungsangebote<br />

für digitale Büroprozesse digital und analog<br />

dauer hafte Wachstumspotenziale.<br />

ALS WEITEREN ZUKUNFTSBAUSTEIN sieht<br />

die Unternehmensleitung seit jeher die Ausbildung<br />

eigener Fachkräfte. Neben den kaufmännischen<br />

Berufen bildet Kassebeer auch<br />

IT-Systemelektroniker und Fachinformatiker<br />

aus. „Wir sind froh, dass viele von uns ausgebildete<br />

Fachkräfte lange bei uns bleiben“,<br />

stellt Ines Berke fest. Denn so können sich<br />

Kunden stets auf die gute und schnelle Servicequalität<br />

von Kassebeer verlassen.<br />

Viele Veränderungen also bei Kassebeer –<br />

alle ziehen motiviert mit. Gemeinsame Events<br />

wie Frühstücke, Kochen, Grillen oder auch<br />

Wanderungen, bei denen durch das Erklimmen<br />

der nahe gelegenen Northeimer Bergkette<br />

der Transformationsprozess quasi in<br />

der Natur nachgestellt wird, intensivieren laut<br />

Ines Berke das ohnehin gute Miteinander.<br />

Die Ergebnisse wurden bereits bei einer<br />

Kundenveranstaltung in den Kassebeer-<br />

Geschäfts räumen präsentiert und diskutiert.<br />

Ines Berke bilanziert zufrieden: „Nicht nur<br />

unser Team ist von unserem neuen Weg total<br />

überzeugt – auch die Kunden nehmen unsere<br />

Transparenz und den Austausch zu diesem<br />

Thema begeistert auf. Sie sind mit unserem<br />

Service zufrieden und erleben unsere Verbesserungen<br />

hautnah mit.“<br />

KONTAKT<br />

Wilh. F. Kassebeer GmbH & Co. KG<br />

Matthias-Grünewald-Straße 42<br />

37154 Northeim<br />

Tel. 05551 9630<br />

hallo@kassebeer.de<br />

www.kassebeer.de<br />

TEXT: STEFAN LIEBIG


wissen<br />

Raum neu erleben<br />

Die ,Otto Künnecke Gruppe‘ in Holzminden ist ein Familienbetrieb in vierter Generation.<br />

Mit dem create:hub treibt Lisa Künnecke nicht nur die Entwicklung des Unternehmens voran,<br />

sondern hat für sich selbst einen Ort geschaffen, an dem auch andere Menschen Arbeit und<br />

Digitalisierung neu denken und Innovationen fördern können.<br />

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />

68 2 | <strong>2023</strong>


wissen<br />

2 |<strong>2023</strong> 69


wissen<br />

Drinnen wie draußen Ein Bistro in der Mitte der Fläche gehört genauso zum Angebot wie die Tiefgarage direkt unter dem Gebäude.<br />

Im Garten am kleinen Teich gibt es im <strong>Sommer</strong> außerdem schattige Arbeitsplätze im Freien.<br />

Die Veränderung der Arbeitswelt<br />

– oft mit dem Schlagwort<br />

New Work zusammengefasst<br />

– lässt sich nicht<br />

mehr rückgängig machen,<br />

und in Zeiten des Arbeitskräftemangels<br />

ist sie ein<br />

Thema, mit dem sich alle<br />

Unternehmen auseinandersetzen<br />

müssten. „Firmen müssen heute Mitarbeitern die<br />

größtmögliche Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes<br />

bieten, damit sie ihre Arbeit an ihre Lebensumstände anpassen<br />

können“, erklärt Lisa Künnecke, die sich die Lösung<br />

dieser Herausforderung zur persönlichen Aufgabe<br />

gemacht hat. Hinzu käme bei vielen der Wunsch, urbane<br />

Arbeitswelten mit den Vorteilen ländlichen Wohnens zu<br />

verbinden. Für Künnecke ist das die Möglichkeit, Pausen<br />

oder den Feierabend beim Laufen oder mit einem<br />

Spaziergang mit ihrem Cockerspaniel Henri in der Natur<br />

zu verbringen – ohne vorher weite Wege zurücklegen<br />

zu müssen.<br />

IM JUNI ERÖFFNETE SIE – gemeinsam mit ihrem Vater<br />

Carl Otto Künnecke – in Holzminden auf 2.600 Quadratmetern<br />

Platz deshalb einen Ort, der auf die Veränderung<br />

der Arbeitswelt eingeht. Der create:hub ist<br />

Coworking-Space, Innovations- und Digitalisierungszentrum<br />

in einem – und ermöglicht moderne Formen<br />

hybrider und mobiler Zusammenarbeit. Mit diesem ambitionierten<br />

Projekt erfinden sie nicht nur das traditionsreiche<br />

Familienunternehmen selbst ein Stück weit neu,<br />

das sich von einem 1934 in Holzminden gegründeten<br />

Schlosserbetrieb zu einem international agierenden<br />

Maschinenbauunternehmen entwickelt hat. Sie liefern<br />

damit auch den Rahmen für Unternehmen und Menschen<br />

aus der ganzen Region, ein Neu-Denken ihrer<br />

Arbeits organisation anzuschieben.<br />

BIS WEIT IN DAS JAHR 2020 sah es zunächst nicht danach<br />

aus, dass es ein solches ,Tochter-Vater-Projekt‘ wie<br />

den create:hub bei Künnecke überhaupt geben würde.<br />

Nach ihrem Abitur absolvierte Lisa Künnecke zunächst<br />

ein duales BWL-Studium an der privaten Fachhochschule<br />

Weserbergland – kombiniert mit einer Ausbildung im<br />

eigenen Familienunternehmen – und sammelte so die<br />

ersten Erfahrungen. „Ich habe in unserem Betrieb direkt<br />

meine erste Marke aufgebaut – unsere Azubi-Marke<br />

‚Rock the machine‘“, erzählt die 34-Jährige heute rückblickend.<br />

Doch in dem sehr technischen Umfeld, in dem<br />

die Künnecke-Gruppe traditionell unterwegs ist – heute<br />

mit rund 180 Mitarbeitern und drei Standorten in<br />

Deutschland und Italien – habe sie sich nicht langfristig<br />

sehen können. Anders als ihr jüngerer Bruder Niklas, der<br />

sich als studierter Wirtschaftsingenieur zunächst als Leiter<br />

für Forschung und Entwicklung im Familienunternehmen<br />

eingebracht hat und heute als Geschäftsführer<br />

von zwei Tochterunternehmen aktiv ist. Lisa Künnecke<br />

wechselte kurzerhand in die Welt der Werbeagenturen in<br />

Köln und Düsseldorf, zog rund fünf Jahre von Agentur<br />

zu Agentur und betreute große Kunden. „Ich habe das<br />

Stadtleben in Köln sehr genossen. Es erschien mir nicht<br />

reizvoll, nach Holzminden zurückzukehren.“<br />

70 2 | <strong>2023</strong>


wissen<br />

Bestens ausgestattet Offene Flächen mit frei wähl baren Schreibtischen sind genauso verfügbar, wie 13 Büroräume von 13 bis 50 Quadratmetern<br />

mit festen Arbeitsplätzen. Es gibt außerdem vier Seminarräume und eine 130 Quadratmeter große Eventfläche.<br />

DOCH WÄHREND SIE ERFAHRUNGEN in der Markenbetreuung<br />

und -entwicklung sammelte, wuchs das Gefühl,<br />

mehr zu wollen: eine eigene Agentur mit der Freiheit,<br />

alle ihre Ideen umzusetzen. Vielleicht war das ein<br />

erstes Anklopfen der Unternehmergene der Familie<br />

Künnecke. 2020 kam dann schließlich ihr Vater mit der<br />

Idee auf sie zu, einen Coworking-Space in Holzminden<br />

aufzubauen, auf dem Land, nicht in der Stadt – und<br />

nicht nur den Raum an sich, sondern eben auch die dazugehörige<br />

Marke. „Das war genau mein Ding“, erzählt<br />

Lisa Künnecke. „Ich habe auch sofort gesehen, dass dieses<br />

Projekt meine Chance ist, meine eigenen Fußabdrücke<br />

im Familien unternehmen zu hinterlassen.“ Der Entschluss,<br />

das Vorhaben gemeinsam anzugehen, war<br />

schnell gefasst. Zumal direkt neben dem Firmengebäude<br />

in der Holz mindener Zeppelinstraße ein leer stehender<br />

Hallenkomplex zum Verkauf stand.<br />

Und so gründeten die beiden gemeinsam vor zwei<br />

Jahren die create.now GmbH als Tochterunternehmen<br />

der Künnecke-Gruppe. „Die create.now GmbH fördert<br />

und begleitet Innovation ganzheitlich und macht mit<br />

drei Geschäftsbereichen Unternehmen fit für die Zukunft“,<br />

erklärt die Gründerin stolz. „Neben unserem<br />

Coworking-Space create:hub und Digital Solutions,<br />

unserem IT-Dienstleister, ist das dritte Standbein die<br />

Agentur. Ich habe mir damit einen Traum erfüllt. Wir<br />

wollen erfolgreiche Unternehmermarken entwickeln,<br />

auch create: ist hier entstanden.“<br />

„Als es langsam mit der Planung für den create:hub<br />

losging, habe ich noch gedacht: Das mache ich doch<br />

locker allein“, erzählt Künnecke von der Anfängen.<br />

Und gibt dann unumwunden zu: „Bereits nach recht<br />

kurzer Zeit hat sich jedoch abgezeichnet, dass es viel<br />

unternehmerische Erfahrung braucht, die mein Vater<br />

mit- und einbringt – genau wie sein Händchen für Architektur.<br />

Wir ergänzen uns sehr gut und haben den<br />

Hub zu unserem Projekt gemacht.“ In der Vorbereitung<br />

dafür hat sie nicht nur eine Beraterausbildung für<br />

das Thema New Work gemacht, sondern sich auch in<br />

anderen, bereits fertigen Coworking-Spaces Inspiration<br />

geholt.<br />

DAS ERGEBNIS – NACH EINER INVESTITION von rund<br />

sechs Millionen Euro – überzeugt. Der create:hub ist ein<br />

Coworking-Space, ein Konferenz- und Digitalisierungszentrum,<br />

das 2.600 Quadratmeter Platz und größtmögliche<br />

Flexibilität bietet. Offene Flächen mit frei wählbaren<br />

Schreibtischen sind genauso verfügbar wie Büroräume<br />

von 13 bis 50 Quadratmetern mit festen Arbeitsplätzen.<br />

Es gibt außerdem Seminarräume und eine 130 Quadratmetern<br />

große Eventfläche. „Wer im <strong>Sommer</strong> also<br />

lieber draußen arbeitet, kann das an einem der Schattenplätze<br />

im Garten an unserem kleinen Teich machen“,<br />

sagt Künnecke. „Wir schaffen ein modernes Arbeitsumfeld,<br />

in dem sich alle frei entfalten und je nach Aufgabe<br />

den dazu passenden Platz aussuchen können. Hier steht<br />

das Ergebnis der Arbeit im Vordergrund.“ Pausen oder<br />

den Feierabend kann man im create:hub im Bistro verbringen,<br />

das auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist.<br />

Vor allem auf kleine Mittelständler und Gründer auf<br />

der Suche nach einem Standort mit moderner Büroinfrastruktur,<br />

schnellem Internet und umfangreicher<br />

2 |<strong>2023</strong> 71


wissen<br />

»Wir wollen das Zukunftszentrum<br />

der Region werden. «<br />

technischer Ausrüstung zielt der Hub als Kunden ab –<br />

aber auch auf größere Unternehmen, die einzelnen Mitarbeitern<br />

in Wohnortnähe ein voll ausgestattetes Büro<br />

zur Verfügung stellen, Teams für eine möglichst enge<br />

Zusammenarbeit in Projekten extern unterbringen wollen<br />

oder einfach einen Konferenzraum für Meetings benötigen.<br />

„Wir wollen das Zukunftszentrum der Region<br />

werden“, erklärt die ambitionierte Gründerin.<br />

ZUDEM MÖCHTE SIE GEMEINSAM mit ihrem Vater<br />

auch Digitalisierung mit einem Digitallabor niederschwelliger<br />

erlebbar machen: für Schüler und Studierende,<br />

aber auch für Senioren, um ihnen Teilhabe zu ermöglichen.<br />

Die initiale Idee, die maßgeblich von Carl Otto<br />

Künnecke stammt, wurde zusammen mit dem Innovationsnetzwerk<br />

Holzminden-Höxter, der Stadt und dem<br />

Landkreis Holzminden sowie der HAWK als Partner<br />

weiterent wickelt. Überzeugt hat das Ergebnis auch das<br />

niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Bauen,<br />

Verkehr und Digitalisierung, das eine Förderung von<br />

400.000 Euro beisteuert. „Wir bieten den Raum, Arbeit<br />

anders zu denken, kreative Prozesse zu fördern und<br />

Innovation zu ermöglichen“, sagt Lisa Künnecke abschließend.<br />

Dass die Künnecke Gruppe an das Konzept<br />

glaubt, sieht man daran, dass sie ein Teil des Gebäudes<br />

selbst beziehen und als Labor für das Schmieden neuer<br />

Ideen und Ansätze nutzen wird. ƒ<br />

Zum Unternehmen<br />

Die ,Otto Künnecke Gruppe‘ ist ein Familienunternehmen<br />

in vierter Generation, das sich von einem<br />

1934 in Holzminden gegründeten Schlosserbetrieb<br />

zu einem international agierenden Maschinenbauunternehmen<br />

entwickelt hat.<br />

Künnecke liefert Lösungen, die Maschinen und<br />

Software umfassen und alle Anforderungen an eine<br />

zuverlässige Verarbeitung, Sortierung, Logistik und<br />

Rückverfolgbarkeit erfüllen. In der Verarbeitung von<br />

personalisierten Hochsicherheitsprodukten wie<br />

Personalausweisen, Pässen und Kreditkarten sind<br />

die Holzmindener weltweit führender Anbieter.<br />

Als zusätzliches Standbein im Maschinenbau setzt<br />

das Unternehmen auch auf die Elektronikindustrie.<br />

Hier werden für Kunden maschinelle Lösungen für<br />

Lagerung und Kommissionierung sowie für die<br />

automatische Bestückung von Bauteilen an zwei<br />

Standorten entwickelt und produziert.<br />

Das jüngste Tochterunternehmen ist die create.now<br />

GmbH, die den create:hub betreibt, als Agentur<br />

digitale Markenerlebnisse schafft und in der die<br />

Leistungen der Otto Künnecke Gruppe im Bereich<br />

Digitale Transformation gebündelt sind.<br />

Heute hat die Gruppe rund 180 Mitarbeiter an drei<br />

Standorten in Deutschland und Italien.<br />

Zum create:hub<br />

Der create:hub in Holzminden ist Coworking-Space,<br />

Innovations- und Digitalisierungszentrum in<br />

einem und ermöglicht auf 2.600 Quadratmetern<br />

Platz moderne Formen hybrider und mobiler<br />

Zusammenarbeit.<br />

Der Hub als Film:<br />

create-hub.io/3d-film/<br />

72 2 | <strong>2023</strong>


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„Wenn Sie drei finanzielle Entscheidungen<br />

revidieren könnten, wie hoch wäre Ihr<br />

Vermögen heute?“<br />

PROFIL<br />

„Diese Frage benutze ich gerne, um rasch zu<br />

erklären, warum gutes Coaching uns erfolgreicher<br />

macht“, sagt Matthias Walter. „Es geht um<br />

Klarheit, Vertrauen und die Vermeidung von<br />

teuren Dummheiten.“<br />

Seit über 30 Jahren ist Matthias Walter Unternehmer.<br />

Als Mitgründer der Reiselandgruppe<br />

baut er ab 1990 das Unternehmen auf 320 Filialen,<br />

mehr als 1.200 Mitarbeiter und einen<br />

Umsatz von 500 Millionen Euro aus und verkauft<br />

es schließlich 2004 an den Hamburger<br />

OTTO-Konzern.<br />

Heute nutzt der Coach sein Wissen, um andere<br />

Unternehmer in zwei Bereichen zu unterstüt zen:<br />

bei Entwicklung und Verkauf des Unternehmens.<br />

Unternehmensentwicklung: „Als erfolgreicher<br />

Unternehmer gestalte ich die Zukunft meines<br />

Unternehmens. Der Austausch mit Kollegen ist<br />

ehrlich, konkret und vermeidet teure Fehler“, beschreibt<br />

er seine Arbeitsweise.<br />

Unternehmensverkauf: „Ich begleite Unternehmer<br />

durch den komplexen und emotionalen<br />

Pro zess ihres Unternehmensverkaufs. Loyal und<br />

vertrauensvoll.“<br />

Matthias Walter<br />

KONTAKT<br />

TAB The Alternative Board, Südniedersachsen<br />

Brauweg 20<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 50063785<br />

Mobil 0171 3338397<br />

mwalter@thealternativeboard.biz<br />

„Es ist wichtig, bei der Planung und<br />

Durchführung des Unternehmensverkaufs<br />

einen vertrauensvollen<br />

Gesprächspartner wie Matthias zu<br />

haben, der tief im Thema steckt.“<br />

Stephan Ferneding<br />

ACCURION GMBH<br />

2022 verkauft an Park Systems Group<br />

Ist die Übergabe und/oder der Verkauf Ihres Unternehmens<br />

in absehbarer Zeit ein Thema?<br />

Vereinbaren Sie ein vertrauliches, kostenfreies Erstgespräch:<br />

Matthias Walter – 0551-50063785 oder mwalter@tabdeutschland.de<br />

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wissen<br />

Das Schwarmwissen<br />

anzapfen<br />

Seit 25 Jahren arbeiten die Messtechnikunternehmen aus Südniedersachsen im<br />

Measurement Valley erfolgreich zusammen. Damit ist der Wirtschaftsverband einer der<br />

ältesten in Deutschland – und das fast ohne Förderung.<br />

Als Verbindungsknüpferin sorgt Claudia Trepte seit 24 Jahren dafür, dass sich das auch<br />

für alle lohnt, und weiß, warum in einem Netzwerk kein Platz für Spielchen ist.<br />

TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />

74 2 |<strong>2023</strong>


wissen<br />

2 |<strong>2023</strong> 75


wissen<br />

» Wir haben sehr viel Expertise bei unseren Mitgliedern<br />

weit über das eigentliche Thema Messtechnik hinaus,<br />

und die Leute haben große Lust, anderen zu helfen. «<br />

Auf die Frage, warum es nach der Gründung<br />

des Measurement Valley noch ein ganzes Jahr<br />

gedauert hat, bis sie dazugestoßen ist, muss<br />

die heutige Netzwerk-Managerin Claudia<br />

Trepte zunächst lachen. „Am Anfang war es, wie es<br />

häufig ist, wenn Unternehmen einen Interessenverband<br />

oder ein Netzwerk gründen“, erzählt sie. „Dort sitzen<br />

fast ausschließlich Geschäftsführer und andere Führungskräfte<br />

zusammen – und gehen erst einmal davon<br />

aus, dass sie das gemeinsam ,so nebenbei‘ hinbekommen.“<br />

Doch wirklich vorwärts ginge es in einem solchen<br />

Verband nur, wenn sich jemand ausschließlich darum<br />

kümmere. „Das ist in keinem Fall ein Selbstläufer.“<br />

Die damaligen Mitglieder des Measurement Valley –<br />

bestehend aus südniedersächsischen Messtechnikunternehmen<br />

– bemerkten dies schnell und sahen sich nach<br />

Verstärkung um. Auf das daraufhin ausgeschriebene<br />

Praktikum habe sich Trepte nach ihrem Studium der<br />

amerikanischen Literaturwissenschaft an der Uni Göttingen<br />

und einer anschließenden Weiterbildung im<br />

Eventmanagement beworben – „ohne eine Idee zu haben,<br />

was das für eine Aufgabe sein könnte“.<br />

SEITDEM SIND 24 JAHRE VERGANGEN – und Claudia<br />

Trepte hat sich von der Praktikantin zur Geschäftsführerin<br />

des Netzwerks mit heute 46 Mitgliedern entwickelt,<br />

dessen Fäden sie bis heute fest in der Hand hält.<br />

„Natürlich war es aufregend und vor allem in Meetings<br />

spannend“, erzählt sie von der Anfangszeit. Sie<br />

habe oft Protokoll schreiben müssen, ohne zu verstehen,<br />

worüber eigentlich geredet wird. „Oft hatte ich das Gefühl,<br />

jeden Tag 30 Leute kennenzulernen“, ergänzt die<br />

gebürtige Münsteranerin. „Mein Vorteil ist, dass ich<br />

schon immer ein gutes Personengedächtnis hatte und<br />

mich gern mit Menschen unterhalte.“ Und genau darum<br />

gehe es bei ihrem Job: „Sie müssen möglichst viele Leute<br />

in den Mitgliedsunternehmen kennen und wissen, was<br />

sie beruflich machen und bei welchen Fragen sie Antworten<br />

geben können.“ Letzten Endes sei es die Aufgabe<br />

der Unternehmen selbst, gemeinsam Probleme zu lösen<br />

– nicht die des Netzwerkmanagers. Und genau darin liege<br />

auch die Stärke des Measurement Valley, das sehr viel<br />

mehr sei als eine reine Werbegemeinschaft. „Wir haben<br />

sehr viel Expertise bei unseren Mitgliedern weit über das<br />

eigentliche Thema Messtechnik hinaus, und die Leute<br />

haben große Lust, anderen zu helfen. Jeder hilft jedem“,<br />

erklärt die 55-Jährige. Bei Fragen in die Runde, meistens<br />

per E-Mail gestellt, kämen die ersten Antworten oft in<br />

Tagesfrist zurück.<br />

„Dieses aktive Miteinander, das gemeinschaftliche<br />

Lösen von Problemen ohne Standesdünkel der größeren<br />

gegenüber den kleineren Mitgliedern ist der größte<br />

Erfolg von Measurement Valley“, sagt Trepte. Ihre Aufgabe<br />

sei lediglich, den Austausch in Gang zu bringen<br />

76 2 | <strong>2023</strong>


wissen<br />

und am Leben zu halten. Für jeden Netzwerker, der vor<br />

dieser Aufgabe steht, hat sie zwei Tipps. Erstens sollte<br />

man viel mit Menschen reden, vor allem auch regelmäßig.<br />

„Treffen müssen nicht immer ein konkretes Ziel<br />

haben, man muss sich auch einfach mal so zusammensetzen“,<br />

sagt sie über ihr Erfolgsrezept. Online in<br />

Videokonferenzen gehe viel, sogar überraschend viel,<br />

aber der informelle persönliche Austausch sei nicht zu<br />

ersetzen. „Ein Spaziergang auf dem Göttinger Wall ist<br />

dafür eine tolle Gelegenheit“, sagt die Geschäftsführerin.<br />

Und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Das ist<br />

eine tolle Runde, auf der man in Ruhe miteinander<br />

reden kann, weil man nicht so viele Menschen wie in<br />

der Innenstadt trifft.“<br />

Der zweite Tipp ist aus ihrer Sicht genauso wichtig.<br />

„Ich kann nur empfehlen, alle gleich zu behandeln, unabhängig<br />

von der Größe des Unternehmens. In einem<br />

Netzwerk ist kein Platz für Spielchen. Wenn ich zu einem<br />

Termin einlade, dann alle.“ Auch in den gemeinsamen<br />

Terminen und Sitzungen sei es wichtig, alle in die<br />

Diskussion und in Entscheidungen einzubinden. „Ich<br />

habe immer Menschen bewundert, die gut moderieren<br />

können“, erzählt Trepte, „weil es wichtig ist, die Redezeit<br />

aller Beteiligten toll zu managen und gerecht zu verteilen.“<br />

UND NOCH EINEN WEITEREN ERFOLG von Measurement<br />

Valley benennt Claudia Trepte ganz klar: „Wir<br />

sind mit 25 Jahren eines der ältesten Netzwerke bundesweit<br />

und haben das fast ohne Förderung geschafft.“ Mit<br />

dem Anflug eines Lächelns fügt sie hinzu, dass die Agentur<br />

für Arbeit ihr Gehalt im ersten Jahr, damals vor<br />

24 Jahren, zu 50 Prozent getragen habe. Das sei es dann<br />

mit der Förderung auch schon gewesen. „Ein Netzwerk<br />

so lange rein privatwirtschaftlich finanziert zu bekommen,<br />

ist ein toller Erfolg.“ Förderung sei ein zweischneidiges<br />

Schwert. „Grundsätzlich ist das schon ok, aber ich<br />

bin froh, dass wir nicht auf Förderung setzen. Das<br />

schafft Abhängigkeiten und eine Erwartungshaltung<br />

Dritter, die erfüllt werden muss.“ Doch natürlich bringe<br />

der Verzicht auf Förderung auch einen Nachteil: Lange<br />

sei die Arbeit eine ,One-Woman-Show‘ gewesen, während<br />

andere Netzwerke acht oder zehn Leute in der Geschäftsstelle<br />

hätten. Erst im Lauf der Zeit habe sie stundenweise<br />

Unterstützung bekommen.<br />

Zur Person<br />

Claudia Trepte wurde 1968 in Münster geboren.<br />

Sie wuchs in Göttingen auf und ging in der Stadt an<br />

der Leine auch zur Schule. Im Anschluss an das Abitur<br />

am Theodor-Heuss-Gymnasium studierte sie an der<br />

Georg-August-Universität Amerikanische Literaturwissenschaften.<br />

Nach einer Weiterbildung im Eventmanagement<br />

stieg sie vor 24 Jahren als Praktikantin in das Netzwerk<br />

Measurement Valley e. V. ein. Seit April 2009 ist sie<br />

dessen Geschäftsführerin. Claudia Trepte wohnt in<br />

Göttingen in der Nähe der Schillerwiesen.<br />

2 |<strong>2023</strong> 77


wissen<br />

IN EINEM NETZWERK müsse man auch mit Misserfolgen<br />

leben können, betont Trepte. „Mit einer Veranstaltung<br />

zur DSGVO-Einführung waren wir beispielsweise<br />

zu früh dran – wir mussten sie absagen, weil nicht genug<br />

Teilnehmer zusammenkamen“, berichtet sie. „Kurz vor<br />

dem Stichtag der Umsetzung machte sich dann Panik<br />

breit. Externe Berater oder Redner waren allerdings<br />

nicht mehr zu bekommen.“ Auch die Idee, ein Wiki als<br />

Werkzeug für Wissensmanagement aufzubauen, hat<br />

nicht funktioniert. „Im Tagesgeschäft ist das für viele der<br />

kleineren Unternehmen gar nicht machbar“, erklärt<br />

Trepte. „Mit der Erfahrung würde ich davon abraten, das<br />

in einem Netzwerk zu versuchen. Wissen verfügbar zu<br />

machen, ist wichtig, aber viel schwerer, als man denkt.“<br />

DIE BINSENWEISHEIT, DASS man hinterher immer<br />

schlauer sei, gelte auch für sie. An der Messtechnik-<br />

Messe, die Measurement Valley im Jahr 2006 in der Lokhalle<br />

ausgerichtet habe, könne man das sehen. „Wir sind<br />

ein finanzielles Risiko eingegangen und haben es nach<br />

einem zumindest zufriedenstellenden Ergebnis dann<br />

2008 nochmal versucht. Etablieren konnten wir eine solche<br />

Messe nicht.“ Die Resonanz war nicht groß genug.<br />

Doch das habe auch zu einer wichtigen, richtungsweisenden<br />

Entscheidung geführt. „Wir haben beschlossen,<br />

nur noch das zu machen, was wir richtig gut können“,<br />

sagt die Geschäftsführerin. „Leute auf der operativen<br />

Ebene zusammenbringen, die Arbeit im Alltag erleichtern<br />

– das sind unsere Stärken.“ Es gehe immer darum,<br />

zu fragen, was gebraucht werde und das Angebot des<br />

Netzwerks entsprechend zu gestalten. Erfolgreich sei die<br />

Workshopreihe mit Themen zur Führungskräfteentwicklung,<br />

die auch in diesem Jahr auf gute Resonanz stößt.<br />

„MEIN JOB IST TOLL, WEIL er nicht monothematisch ist,<br />

sondern alle Unternehmensbereiche abdeckt“, so Trepte.<br />

„Ich habe 24 Jahre lang tolle Leute kennengelernt, und<br />

ein Ende ist da nicht in Sicht.“ Netzwerken mache nicht<br />

nur ihr, sondern auch den Mitgliedern immer noch Spaß.<br />

Sie müsse einige nur daran erinnern, dass die Lösung der<br />

meisten Probleme näher liege, als sie denken würden.<br />

„Das Schwarmwissen der Mitglieder aus der Region ist<br />

unglaublich. Man muss es nur aktiv anzapfen und zum<br />

eigenen Vorteil nutzen, passiv fällt nichts ab.“ Die positive<br />

Erfahrung, Hilfe zu bekommen, führe schlussendlich<br />

immer dazu, dass die eigene Hilfsbereitschaft steige<br />

– und die sei auch in Zukunft die große Stärke des<br />

Measurement Valley. ƒ<br />

» Das Schwarmwissen der Mitglieder<br />

aus der Region ist unglaublich.<br />

Man muss es nur aktiv anzapfen und<br />

zum eigenen Vorteil nutzen,<br />

passiv fällt nichts ab. «<br />

Measurement Valley e. V.<br />

Seit 1998 arbeiten die Messtechnikunternehmen der Region<br />

im Netzwerk Measurement Valley e. V. zusammen, das<br />

eines der ältesten privat finanzierten Netzwerke in<br />

Deutschland ist. Durch die enge Zusammenarbeit insbesondere<br />

in den Bereichen Ausbildung, Einkauf, Marketing,<br />

Qualitätsmanagement und Technik können die Mitgliedsunternehmen<br />

vorhandene Synergien besser nutzen<br />

und sich Wettbewerbsvorteile durch lokale Kooperation<br />

verschaffen. Measurement Valley hat heute 46 Mitglieder.<br />

Die Geschäfte führt Claudia Trepte.<br />

Kostenlose Stadtführung<br />

Zum 25-jährigen Jubiläum des Measurement Valley gibt es<br />

eine besondere Stadtführung: Jeden zweiten Samstag im<br />

Monat ab 14:30 Uhr geht es über die Messtechnikmeile<br />

zu den Orten und Objekten in Göttingen, die in den<br />

letzten zwei Jahrhunderten für die Entwicklung der<br />

Messtechnik in Göttingen bedeutsam waren. Die Teilnahme<br />

ist kostenlos. Eine Anmeldung in der Measurement-<br />

Valley- Geschäftsstelle ist erforderlich. Die Führungen<br />

starten jeweils im Innenhof der Paulinerkirche.<br />

Termine:<br />

8.7., 12.8., 9.9., 14.10., 11.11. und 9.12.<strong>2023</strong><br />

78 2 | <strong>2023</strong>


ABB Automation Products GmbH • Adolf Thies GmbH & Co. KG • Agvolution GmbH<br />

Anwendungszentrum für Plasma und Photonik des Fraunhofer Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik • BBS 1 - Arnoldi Schule<br />

Berufsbildende Schulen Duderstadt • Berufsbildende Schulen II Göttingen • Brauroth & Haxter GmbH • Carl Zeiss CMP GmbH<br />

Carstens Medizinelektronik GmbH • CINOGY Technologies GmbH • ColorLite GmbH • DBD Plasma GmbH<br />

Deutsches Zentrum f. Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) • dikon Elektronik & IT GmbH • Discom GmbH, a Brüel&Kjær Company<br />

friends of green sonic • Fritz Matthes Feinwerktechnik GmbH • Georg-August-Universität Göttingen<br />

HAWK Hildesheim / Holzminden / Göttingen • IFNANO Institut für Nanophotonik e.V. • Industrie- und<br />

Handelskammer Hannover • Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik e.V. (iba)<br />

Kappa optronics GmbH • LAMBRECHT meteo GmbH • LaVision GmbH • LISA Laser Products GmbH<br />

Ludwig Nano Präzision GmbH • Mahr GmbH • Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung<br />

Messwert Sanfte Mess- und Regeltechnik GmbH • Metrolux GmbH • Nagl & Vetter GmbH • Optomech GmbH<br />

Ottobock SE & Co. KGaA • PFH Private Hochschule Göttingen • PMK-GmbH (Prüfen + Messen + Kalibrieren)<br />

Qioptiq Photonics GmbH & Co. KG • Sartorius AG • SIKA Dr. Siebert & Kühn GmbH & Co. KG<br />

SOLAR DATA • Vereta GmbH • VisiCon Automatisierungstechnik GmbH<br />

VWA und Berufsakademie Göttingen • Wienecke & Sinske GmbH<br />

Diese Ente hat eine Masse von 53 g und ein Volumen von 170 cm 3 . Sie ist 76 mm hoch und besteht<br />

zu 100 % aus Polyvinylchlorid. Die Ente quietscht mit einem Schalldruckpegel von 95,8 dB und die<br />

gelbe Farbe hat eine Intensität von 79,8 % im Wellenlängenbereich zwischen 575 nm – 580 nm. Die<br />

resultierende freie Oberflächenenergie liegt bei 38,2 mN/m. Die mittlere Rauheit ihrer Oberfläche<br />

beträgt 2,51 µm. Der Schnabelöffnungswinkel beträgt 21 ° und der Kontaktwinkel von Wasser 84,6 °.<br />

Der Spieltriebanreiz eines Mitteleuropäers durch Gummi-Enten liegt bei 97,65 %.


wissen<br />

„Inflation ist Gift“<br />

Burkhard Balz, Vorstand der Deutschen Bundesbank, engagiert sich in der Förderstiftung<br />

der Universitätsmedizin Göttingen UMG add on. Im Interview mit <strong>faktor</strong> spricht er über Geld<br />

und darüber, warum Kryptowährungen für ihn Spekulationsobjekte sind, sowie über das,<br />

was ihn heute noch mit Südniedersachsen verbindet.<br />

INTERVIEW MARCO BÖHME FOTOGRAFIE TIM WEGNER<br />

Die Bankenlandschaft verändert sich rasant. Die<br />

Digitalisierung und der demografische Wandel machen<br />

es möglich – die Menschen haben heute nicht mehr die<br />

Verbindung zu ihrer Bank wie früher. Welche Chancen<br />

und Gefahren sehen Sie in dieser Entwicklung?<br />

Ob diese Entwicklungen eher Chance oder Gefahr darstellen,<br />

hängt vom Angebot der Banken und Zahlungsdienstleister<br />

ab. In den vergangenen Jahren haben Onlinebezahlverfahren<br />

wie PayPal oder mobile Wallets von<br />

Google oder Apple Marktanteile ausgebaut. In Europa<br />

engagieren sich jetzt Banken in der vor Kurzem gegründeten<br />

,European Payments Initiative‘, um eine europaweit<br />

einheitliche Wallet-Lösung bereitzustellen. Bei einem<br />

Erfolg dieser Initiative besteht die Chance, die<br />

direkte Verbindung zwischen Bank und Kunde im digitalen<br />

Raum deutlich zu stärken. Ein hoher Bedienkomfort<br />

und eine gute Übersicht über die Ausgaben sind die<br />

Kernpfeiler für erfolgreiche Lösungen.<br />

Darüber hinaus können Banken und Zahlungsdienstleister<br />

die digitale Transformation der Wirtschaft unterstützen,<br />

indem sie Zahlungen und Leistungen noch besser<br />

verknüpfen. So könnte ein Vertrag, der eine Versicherung<br />

begründet, mit der entsprechenden Prämienzahlung<br />

im Onlinebanking der Verbraucher verknüpft werden.<br />

Durch einen höheren Automatisierungsgrad könnten<br />

sich für Unternehmen Einsparpotenziale ergeben,<br />

während Verbraucher einen besseren Überblick über<br />

ihre digitalen Zahlungen und Verträge erhalten. Hier<br />

gibt es bereits erste Ansätze im Markt – es bleibt also<br />

spannend.<br />

Wir zahlen immer mehr bargeldlos. Menschen verlieren<br />

den direkten Kontakt zum Geld und verschulden sich zunehmend.<br />

Welche Chancen und Risiken sehen Sie im bargeldlosen<br />

Zahlungsverkehr?<br />

Das hängt von den Marktteilnehmern ab. Sicherlich besteht<br />

bei der Vielfalt der digitalen Zahlungsmöglichkeiten,<br />

insbesondere bei den immer beliebter werdenden<br />

,buy-now-pay-later‘-Modellen, das Risiko einer zunehmenden<br />

Verschuldung. Mehr Transparenz und eine digital<br />

unterstützte Finanzplanung können hier helfen, einen<br />

besseren Überblick über die persönlichen Ein- und Ausgaben<br />

zu schaffen.<br />

Die Vorteile des digitalen Zahlungsverkehrs sind sicherlich,<br />

dass er immer schneller, einfacher und bequemer<br />

wird. Der Bezahlvorgang fügt sich nahtlos in den<br />

80 2 |<strong>2023</strong>


wissen<br />

zugrunde liegenden Kaufprozess ein. Schon heute nutzen<br />

einige Unternehmen den von der Kreditwirtschaft bereitgestellten<br />

GiroCode-Standard. Dabei wird aus den Daten<br />

des Überweisungsträgers ein QR-Code erstellt.<br />

Wird dieser zum Beispiel mithilfe der Onlinebanking-App<br />

gescannt, entfällt das umständliche Eintippen<br />

der Empfängerdaten wie Name und IBAN. Und dank<br />

Echtzeitüberweisungen können Zahlungen mittlerweile<br />

auch online innerhalb weniger Sekunden auf dem Empfängerkonto<br />

sein.<br />

Wer jedoch das Gefühl hat, mit Münzen und Scheinen<br />

in der eigenen Geldbörse einen besseren Überblick über<br />

die eigenen Ausgaben zu haben, der sollte darauf nicht<br />

verzichten. Am Ende geht es darum, dass jeder nach eigener<br />

Präferenz entscheiden kann, welches Zahlungsmittel<br />

für ihn das richtige ist.<br />

Die Inflation führt zu einer Entwertung unserer Vermögen.<br />

Wie sehen Sie diese Entwicklung?<br />

Die hohe Inflation verringert die Kaufkraft des Geldes,<br />

und darunter leiden alle – insbesondere die Menschen,<br />

die ohnehin schon jeden Cent zweimal umdrehen müssen.<br />

Auch Vermögende spüren die Geldentwertung, sofern<br />

sie finanzielle Vermögenswerte haben, die vor Inflation<br />

schlecht geschützt sind. Wer verschuldet ist, kann der<br />

Inflation vielleicht aktuell etwas abgewinnen. Aber wir<br />

wissen alle: Hohe Inflation ist Gift für ein planvolles Vorsorgen<br />

für die Zukunft und damit auch Gift für die Gesellschaft.<br />

Deshalb ist klar, dass die Teuerungswelle rasch beendet<br />

werden muss. Mit seiner geldpolitischen Straffung<br />

sorgt der EZB-Rat für nachlassenden Preisdruck. Allerdings<br />

wirken geldpolitische Maßnahmen immer erst mit<br />

einer gewissen Verzögerung.<br />

Die USA mit der Fed bestimmen unsere Wirtschaft sehr<br />

stark, andere globale Player wie China versuchen, ihren<br />

Einfluss auf Zinsen etc. geltend zu machen. Welche Rolle<br />

spielen die Bundesbank und die EZB?<br />

Die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank hat zwar<br />

Ausstrahleffekte auf den Rest der Welt, schließlich ist der<br />

Dollar weiterhin die globale Reservewährung, dennoch<br />

bestimmt das Eurosystem die heimische Zinsentwicklung<br />

und kann damit die Inflation im Euroraum wirksam bekämpfen.<br />

Der EZB-Rat hat der Inflation entschlossen den<br />

Kampf angesagt und wird nicht lockerlassen, bis zeitnah<br />

Preisstabilität wiederhergestellt ist. Die Bundesbank als<br />

2 |<strong>2023</strong> 81


wissen<br />

Teil des Eurosystems setzt sich mit Nachdruck dafür ein.<br />

Stabilität zu wahren, gehört zu unserer DNA.<br />

Wie sehen Sie Kryptowährungen? Wie werden sich<br />

diese entwickeln?<br />

Das kommt darauf an, wie eine Kryptowährung definiert<br />

wird: Eine Währung ist aus Sicht der Bundesbank<br />

eine Geldeinheit, die entweder staatlich reguliert oder<br />

aber von staatlichen Akteuren herausgegeben wird, wie<br />

zum Beispiel unser Euro. Hier arbeiten wir derzeit im<br />

Eurosystem an einer digitalen Variante des Euro, die auf<br />

Zentralbankgeld basiert und eine Grundlage für die weitere<br />

Digitalisierung der Wirtschaft darstellen könnte.<br />

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Bitcoin, Ethereum<br />

und Co. als Kryptowährung bezeichnet. Sie sind<br />

aber alles andere als wertstabil. Daher würde ich hier<br />

eher von Spekulationsobjekten sprechen. Anders mag es<br />

sich bei den sogenannten Stablecoins verhalten, die von<br />

privaten Anbietern herausgegeben werden und in der<br />

Regel mit Sicherheiten unterlegt sind. Die einzelnen Ausgestaltungen<br />

können sich aber stark unterscheiden.<br />

Nicht alle Angebote, die auf den ersten Blick seriös erscheinen,<br />

sind es auch. In der EU wurde jüngst ein neues<br />

rechtliches Rahmenwerk zur Regulierung von Kryptoassets<br />

verabschiedet, das nächstes Jahr in Kraft tritt und<br />

mehr Sicherheit für Nutzerinnen und Nutzer schaffen<br />

soll. Im Zuge dessen könnte es zu mehr Emissionen regulierter<br />

Kryptoassets kommen.<br />

Sie haben in Göttingen studiert – welche Erinnerungen<br />

verbinden Sie damit?<br />

Nur gute! Ich habe eine sehr schöne Studienzeit in Südniedersachsen<br />

verbracht und während meines Studiums<br />

in Göttingen viele Menschen kennengelernt, die zu<br />

Freunden wurden. Diese Verbindungen bestehen bis<br />

heute fort. Besonders gerne denke ich an die Begegnungen<br />

bei dem einen oder anderen Kaltgetränk im Café<br />

Gartenlaube am Markt zurück.<br />

Was haben Sie in dieser Zeit gelernt, das Ihnen<br />

heute noch hilft?<br />

Durch das Studium habe ich insbesondere meine Fähigkeit<br />

zum strukturierten Denken ausgebaut. Auch einen<br />

,langen Atmen haben‘ war hier oft wichtig. Dies hilft mir<br />

bis heute bei beruflichen Herausforderungen.<br />

Warum engagieren Sie sich in der UMG add on?<br />

Gesundheit ist ein hohes Gut, und die Stiftung hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, die Zukunft der Medizin aktiv mitzugestalten.<br />

Das kommt letztlich uns allen zugute. Außerdem<br />

möchte ich der Region etwas zurückzugeben, die<br />

mir während meines Studiums viel ermöglicht hat.<br />

Herr Balz, vielen Dank für das Gespräch!<br />

Zur Person<br />

Burkhard Balz wurde 1969 in Lemgo geboren. Nach<br />

einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Commerzbank<br />

AG in Hannover studierte er von 1991 bis 2000 Jura<br />

in Göttingen. Danach war er in verschiedenen Positionen<br />

bei der Commerzbank tätig. Von 2009 bis 2018 war Balz<br />

Mitglied des Europäischen Parlaments (CDU), ab 2014<br />

Koordinator (finanzpolitischer Sprecher) der EVP-Fraktion<br />

im Ausschuss für Wirtschaft und Währung. Seit September<br />

2018 ist Burkhard Balz Mitglied des Vorstands der<br />

Deutschen Bundesbank.<br />

Am 14. Juli spricht er auf Einladung von UMG add on<br />

in Göttingen zum Thema Gestalt des Geldes.<br />

Zur Stiftung UMG add on<br />

Die UMG add on ist eine Förderstiftung der Universitätsmedizin<br />

Göttingen (UMG). Ihr einziger Zweck besteht<br />

darin, die personalisierte Medizin mit großen Schritten<br />

voranzubringen – in allen Bereichen, in denen die<br />

UMG schon heute international führend ist.<br />

Initiator und Vorstandsvorsitzender der UMG add on ist<br />

Wolfgang Brück, der zudem Sprecher des Vorstandes der<br />

UMG ist. Unterstützt wird er u. a. von prominenten<br />

Weggefährten wie Sartorius-CEO Joachim Kreuzburg,<br />

Unternehmer Karl-Heinz Rehkopf (tedox), Carl Graf von<br />

Hardenberg und Gesundheitsminister Andreas Philippi<br />

(SPD). Auch <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme<br />

unterstützt im Beirat.<br />

Weitere Informationen: www.umg-add-on.de<br />

82 2 |<strong>2023</strong>


Wir suchen, was Sie brauchen.<br />

Den Schlüssel zu Ihrer Gesundheit.<br />

Universitäre Medizin in Göttingen forscht an den Grundlagen<br />

von Erkrankungen.<br />

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Dafür sind wir da.<br />

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Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen, Telefon 05 51 / 39 - 0<br />

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„Wirtschaftsrecht – nichts<br />

Halbes und nichts Ganzes“ ?<br />

Prof. Dr. Rüdiger Lahme, Rechtsanwalt und seit 2016 Professor für Wirtschaftsrecht an der PFH,<br />

räumt mit Mythen zum Studium Wirtschaftsrecht auf.<br />

Prof. Dr. Rüdiger Lahme<br />

Als Wirtschaftsjuristin oder -jurist mit<br />

einem Abschluss als Bachelor of Law<br />

(LL.B.) oder Master of Law (LL.M) –<br />

hat man da überhaupt gute berufliche Aussichten?<br />

Und wo findet man spannende<br />

Tätigkeitsbereiche? Dazu haben wir mit Prof.<br />

Dr. Rüdiger Lahme gesprochen. Der Rechtsanwalt<br />

leitet als Partner das Hamburger Büro<br />

von Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan LLP,<br />

einer international tätigen Rechtsanwaltskanzlei<br />

für Wirtschaftsprozesse und Professor<br />

für Wirtschaftsrecht an der PFH.<br />

Herr Prof. Dr. Lahme, es sei ,Nichts<br />

Halbes und nichts Ganzes‘ hört man häufig<br />

als Vorurteil gegenüber dem Studium<br />

Wirtschaftsrecht. Studiert man damit nichts<br />

,Richtiges‘, weil man weder Volljurist noch<br />

Voll-BWLer ist?<br />

Das Studium Wirtschaftsrecht ist auf jeden<br />

Fall etwas ,Richtiges‘. Es ist – eben wie bei<br />

jeder Studienfachwahl – vor allem davon abhängig,<br />

wofür man sich interessiert und was<br />

man beruflich erreichen möchte. Haben Sie<br />

Interesse an juristischen Fragestellungen und<br />

an Wirtschaft gleichermaßen, möchten aber<br />

nicht sieben bis acht Jahre Jura studieren?<br />

Dann ist das Studium vielleicht genau das<br />

Richtige für Sie. Es gibt für Wirtschaftsjuristen<br />

eine Reihe spannender Tätigkeitsfelder und<br />

ausgezeichnete Verdienstmöglichkeiten.<br />

Können Sie uns ein paar Beispiele nennen?<br />

Nicht nur wegen des enorm hohen Wettbewerbs<br />

um hoch qualifizierte Talente stellen<br />

Kanzleien immer mehr Wirtschaftsjuristinnen<br />

und -juristen ohne Staatsexamina ein. In unserer<br />

Kanzlei beschäftigen wir diese als sogenannte<br />

Paralegals oder Project Attorneys. Als<br />

rechtlich geschulte Fachpersonen entlasten<br />

und unterstützen Paralegals Juristinnen und<br />

Juristen und tragen damit wesentlich zur Effizienzsteigerung<br />

einer Kanzlei oder eines Unternehmens<br />

bei.<br />

Was können Wirtschaftsjuristinnen<br />

und -juristen denn, auch im Vergleich zu<br />

Volljuristen, beitragen?<br />

Sie sind überall dort anzutreffen, wo juristisches<br />

Handwerkszeug und betriebswirtschaftliche<br />

Kenntnisse erforderlich sind und wo es<br />

gilt, juristische Arbeit effizient, zügig und zugleich<br />

sorgfältig und gewissenhaft zu erledigen.<br />

Etabliert hat sich ihr Einsatz inzwischen im<br />

Projektmanagement, insbesondere im Kontext<br />

von Transaktionen und umfangreichen<br />

Mandaten, die gesteuert werden müssen.<br />

Welche weiteren Aufgaben in der Wirtschaft<br />

können Wirtschaftsjuristen wahrnehmen?<br />

Die Aufgaben sind breit gefächert. Wirtschaftsjuristen<br />

agieren in der Regel an der Schnittstelle<br />

zwischen operativem Management und der


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Wintersemester <strong>2023</strong>/24:<br />

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Neu ab WS <strong>2023</strong>/24:<br />

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und Industrieunternehmen, Ban ken und<br />

Versicherungsgesellschaften sind Wirtschaftsjuristen<br />

Mitglieder des juristischen Teams,<br />

kümmern sich um Vertragsgestaltung und Vertragsprüfung,<br />

Compliance Management oder<br />

die Vorbereitung von Gerichtsver handlun gen<br />

und unterstützen bei steuerrecht lichen Fragen.<br />

Sie sind Teil der Teams bei M&A- Prozessen und<br />

dafür erforderlichen großen Due Diligences,<br />

also der Analyse eines Unternehmens auf<br />

wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche und<br />

finan zielle Verhältnisse. Als Wirtschaftsjurist<br />

können Sie auch Teil der Human-Ressource-<br />

Management-Abteilungen sein und dort unter<br />

anderem Arbeitsverträge oder Betriebsvereinbarungen<br />

ausarbeiten. Das Studium kann außerdem<br />

eine gute Voraussetzung für den Einstieg<br />

in andere rechtsnahe Tätigkeiten, wie zum<br />

Beispiel die Konfliktschlichtung oder Mediation<br />

in Wirtschaft und Verwaltung, sein.<br />

Sie sprachen ausgezeichnete Verdienstmöglichkeiten<br />

an. Können Sie Beispiele nennen?<br />

Aus der Gehaltsstruktur unserer Kanzlei<br />

möchte ich natürlich nicht plaudern. Aber<br />

ich kann aus einer Umfrage des Juve-Verlags<br />

zitieren, laut derer Wirtschaftsjuristinnen und<br />

-juristen ohne Staatsexamen zum Berufseinstieg<br />

mit bis zu 96.000 Euro Jahresgehalt<br />

brutto rechnen können. Interessant ist sicher<br />

auch, dass Sie als Wirtschaftsjuristin oder -jurist<br />

dicht an spannenden Fällen arbeiten und<br />

dennoch planbarere Arbeitszeiten haben als<br />

Volljuristen. Sie haben eine hohe Jobsicherheit<br />

und tragen weniger Risiko. Und einen Gender-<br />

Pay-Gap haben wir auch nicht.<br />

Noch einmal zu dem Aspekt, kein vollständiges<br />

Jurastudium zu absolvieren. Ist das von<br />

Nachteil?<br />

In einem Wirtschaftsrechtstudium werden<br />

nicht alle juristischen Fachgebiete so tiefgehend<br />

gelehrt wie in einem Studium der Rechtswissenschaften.<br />

Anders als bei der klassischen<br />

juristischen Ausbildung wird der Fokus hier<br />

nicht auf die gerichtliche Tätigkeit im späteren<br />

Job, sondern auf den Zusammenhang von<br />

Recht und Wirtschaft gelegt. An der PFH vermitteln<br />

wir den Studierenden ein breites betriebswirtschaftliches<br />

Wissen sowie fundiertes<br />

juristisches Fachverständnis. So lernt man bei<br />

uns im Studium die rechtliche Einordnung gesellschaftlicher<br />

und wirtschaftlicher Sachverhalte,<br />

bearbeitet internationale Sachverhalte<br />

und Rechtsprobleme. Praxisbezug ist uns sehr<br />

wichtig, so lernen Studierende auch die unternehmensinterne<br />

Rechtsberatung und kompetente<br />

Ersteinschätzung von Sachverhalten<br />

und erwerben juristische Methodenkompetenz,<br />

die die Bearbeitung von Fällen auch in<br />

unbekannten Rechtsgebieten ermöglicht.<br />

KONTAKT<br />

PFH Private Hochschule Göttingen<br />

Weender Landstraße 3–7<br />

37073 Göttingen<br />

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24/7/365 Schutz gegen Cyberangriffe<br />

für Ihre gesamte IT-Infrastruktur<br />

Die digitale Unternehmenssicherheit ist inzwischen ein Muss –<br />

die Göttinger GOESYS AG bietet Cybersecurity as a Service 24/7 an 365 Tagen.<br />

Im Darknet gibt es Daten zu kaufen – und<br />

das nicht zu knapp. Im Juni <strong>2023</strong> meldete<br />

etwa die Krankenkasse AOK eine Sicherheitslücke<br />

für die Daten von 19 Millionen Versicherten<br />

mit bestätigtem Datenabfluss. Solche<br />

und ähnliche Meldungen sind inzwischen<br />

an der Tagesordnung.<br />

Ein weiteres Problem ist Ransomware –<br />

eine Verschlüsselung von Rechnern durch<br />

Schadprogramme. Neben Unternehmen sind<br />

auch Verwaltungen betroffen: Eine Landkreisverwaltung<br />

in Sachsen-Anhalt war 207 Tage<br />

lang teils oder gänzlich offline, aus diesem<br />

Grunde wurde der Katastrophen alarm ausgerufen.<br />

Die Bedrohung im Cyberraum ist so hoch wie<br />

nie, betont deshalb das Bundesamt für Sicherheit<br />

in der Informationstechnologie (BSI). Die<br />

Einfallstore sind zahlreich: 2021 wurden über<br />

20.000 Schwachstellen in Softwareprodukten<br />

bekannt, 13 Prozent davon kritisch. Cyber sicher -<br />

heit ist kein Nebenthema mehr und selbst<br />

kleinste IT-Systeme wie in einer Anwaltskanzlei<br />

oder Arztpraxis sind betroffen.<br />

GOESYS-Vorstand<br />

Peter Bruchmüller<br />

DASS DAS THEMA RAPIDE an Bedeutung gewinnt,<br />

zeigt die hohe Nachfrage beim Göttinger<br />

IT-Dienstleister GOESYS AG. „Der Umsatz mit


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QUELLE: SOPHOS<br />

PROFIL<br />

Lösungen zur IT-Sicherheit macht inzwischen<br />

etwa 30 Prozent unseres Geschäftes aus und<br />

steigt monatlich“, sagt Peter Bruchmüller,<br />

Geschäftsführer der GOESYS AG (Foto). Über<br />

6.000 einzelne Systeme (Rechner, Server, Smart -<br />

phones) werden von GOESYS derzeit betreut.<br />

Während große Unternehmen sich mit einer<br />

eigenen IT zu schützen versuchen, einem sogenannten<br />

Security Operations Center (SOC),<br />

ist diese Lösung für kleinere und mittelständische<br />

Unternehmen finanziell gar nicht leistbar.<br />

Eine in der Breite von allen Usern nutzbare<br />

Lösung kam jedoch Mitte 2022 vom IT-Unternehmen<br />

Sophos auf den Markt.<br />

„ALS PLATINUM PARTNER VON SOPHOS<br />

stellen wir unseren Kunden die Nutzung des<br />

zentralen SOC von Sophos zur Verfügung“,<br />

sagt Bruchmüller – Sophos Managed Detection<br />

and Response (MDR) heißt der Service.<br />

„Die Kosten pro Monat und System sind überschaubar,<br />

dafür profitiert jeder Kunde von unserem<br />

Team globaler Cybersecurity-Experten.“<br />

Aktuell beschäftigt Sophos etwa 1.000 Mitarbeiter<br />

in seinem SOC, das weltweit agiert.<br />

„Der Vorteil ist, dass hinter dem Dienst Experten<br />

sitzen, die Bedrohungen beseitigen, Ursachen<br />

ermitteln und Empfehlungen zur Abwehr<br />

ähnlicher Bedrohungen in der Zukunft geben.“<br />

Über das zentrale Operations Dashboard sowie<br />

wöchentliche und monatliche Reports<br />

haben die Anwender Einblick in Sicherheitsanalysen<br />

und -fälle, ergriffene Maßnahmen<br />

und ihren Sicherheitsstatus. Dieser Schutz<br />

hilft auch bei einer Cyberversicherung, deren<br />

Beitragshöhe sie reduzieren können, wenn<br />

Dienste wie der Sophos MDR genutzt werden,<br />

weil sie das Risiko, dass es zu einem IT- Unfall<br />

kommt, stark reduzieren. „Wenn man sich<br />

den Branchentrend anschaut, dann gehe ich<br />

davon aus, dass es vonseiten der Versicherungen<br />

bald verpflichtend werden wird, einen<br />

solchen Dienst zu nutzen“, sagt Bruchmüller.<br />

Sonst trage der Kunde Mitschuld im Schadensfall.<br />

Weil die Cybergefahr inzwischen so omnipräsent<br />

ist, hat auch die Bundesregierung<br />

reagiert und die Haftung bei IT-Schäden für<br />

Unternehmensinhaber und Geschäftsführer<br />

verschärft, um so den Schutz der IT in Unternehmen<br />

zu stärken.<br />

DER DIENST MDR-COMPLETE beinhaltet<br />

eine ,Breach Warranty‘, die Kosten in Höhe<br />

von bis zu einer Million US-Dollar für Reaktionsmaßnahmen<br />

abdeckt.<br />

KONTAKT<br />

GOESYS AG<br />

Maschmühlenweg 81<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 48859-0<br />

Fax 0551 48859-29<br />

info@goesys.de<br />

www.goesys.de


mensch<br />

„Einfach mal<br />

loslaufen<br />

und machen“<br />

Eva Kienle ist eine Powerfrau, die mit ihrem bunten<br />

Lebenslauf und ihrer unkonventionellen Mutterrolle manche<br />

Erwartung sprengt. Mit Leidenschaft für Struktur und Planung<br />

hat sie es über verschiedene Stationen in den Vorstand der<br />

globalen KWS SAAT AG in Einbeck geschafft. Die Macherin<br />

erzählt im <strong>faktor</strong>, warum sie sich nicht als Quotenfrau sieht und<br />

es akzeptiert, bewusst mal einen Schritt zurück zu treten.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />

FOTOGRAFIE JULIA LORMIS<br />

88 2 |<strong>2023</strong>


mensch<br />

2 |<strong>2023</strong> 89


mensch<br />

Zur Person<br />

Eva Kienle (geb. 1967) ist Vorstandsmitglied der<br />

KWS SAAT AG mit Stammsitz in Einbeck.<br />

Nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau und einem<br />

dualen Studium der Betriebswirtschaft übernimmt<br />

die gebürtige Stuttgarterin mit 28 Jahren ihre erste<br />

Führungsposition bei Unilever.<br />

Nach verschiedenen weiteren Stationen als<br />

Führungskraft, unter anderem als CFO der amedes<br />

Holding AG, wird sie 2013 mit 46 Jahren in den<br />

Vorstand von KWS berufen. Kienle sitzt zusätzlich<br />

in zwei Unternehmen im Aufsichtsrat.<br />

Die dreifache Mutter lebt mit ihrem Mann in<br />

Göttingen. Sie liebt es zu verreisen, wobei es nicht<br />

immer die große, weite Welt sein muss, sondern<br />

durchaus auch die Alpen sein dürfen.<br />

Eva Kienle ist, wie sie ist. „Ich habe<br />

nie darüber nachgedacht, wie ich<br />

beruflich mein Ding machen werde“,<br />

sagt sie. Bereits als Kind haben<br />

sie Dinge interessiert wie alles<br />

Mögliche zu planen, Tabellen zu<br />

erstellen oder Themen zu strukturieren<br />

– und sie wusste: Das wird<br />

ihr Weg werden. So war es auch<br />

naheliegend, dass sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau<br />

machte. Sie wusste aber auch schnell, dass sie nach der<br />

Lehre auf jeden Fall studieren wird, und das nicht nur in<br />

Deutschland, sondern „unbedingt international“. Mit<br />

feinem Gehör kann man noch den heimatlichen Dialekt<br />

heraushören, auch wenn es die gebürtige Stuttgarterin<br />

schon früh vom Schwabenländle in die Welt hinausgezogen<br />

hat. Es folgt ein duales BWL-Studium mit je zwei<br />

Jahren Studium in Deutschland und Frankreich. Im Gegensatz<br />

zu heute war dies damals nicht die Norm, und es<br />

gab wenig Studien angebote hierfür. Doch das interessierte<br />

Kienle schon damals nicht. Nach dem Studium<br />

führten ihre Karriere schritte sie von Unilever, unter anderem<br />

in der Schweiz, über Wal-Mart, die Stadtwerke in<br />

Bremen und zwei Unternehmen, die von Private-Equity-<br />

Gesellschaften geführt wurden – eines davon amedes in<br />

Göttingen – vor zehn Jahren schließlich zu KWS. Und da<br />

blieb sie bis heute.<br />

90 2 |<strong>2023</strong>


mensch<br />

2 |<strong>2023</strong> 91


mensch<br />

» Ich mache Dinge neu, anders,<br />

und stoße Transformationen an. «<br />

INZWISCHEN IST SIE MIT KWS zehn Jahre in ein und<br />

demselben Unternehmen tätig. Das ist neu für Kienle –<br />

so lange hat sie es zuvor nirgends gehalten. „Jeden Tag<br />

das Gleiche … Wenn das auf Dauer absehbar ist, dann<br />

gehe ich wieder. Das halte ich nicht aus“, sagt die 55-Jährige<br />

und lacht. In Einbeck hingegen macht es selbst nach<br />

all der Zeit viel Spaß – „und es ist richtig viel los“. Wozu<br />

sie einen erheblichen Beitrag leistet. Es ist auf der einen<br />

Seite die Bereitschaft zu Innovation und Transformation<br />

und auf der anderen Seite diese Verlässlichkeit und Beständigkeit<br />

einer familiär geprägten Aktiengesellschaft,<br />

die den Aktionären gefällt und die für eine recht risikofreie<br />

Geldanlage sorgt. Gleichzeitig wird bei KWS sehr<br />

weit im Voraus und nachhaltig gedacht.<br />

„Wir ziehen eine ruhige Furche“, sagt die Vorstandsfrau.<br />

KWS ist in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gewachsen.<br />

So stieg der Umsatz von knapp 425 Millionen<br />

auf 1,5 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr.<br />

Parallel hat sich die Zahl der Mitarbeitenden verdoppelt<br />

– auf heute rund 5.000 an internationalen Standorten in<br />

mehr als 70 Ländern. Der Einbecker Global Player<br />

konzentriert sich auf die Pflanzenzüchtung und die<br />

Produktion von Mais-, Zuckerrüben-, Getreide-, Raps-,<br />

Sonnenblumen- und Gemüsesaatgut. Dabei setzt KWS<br />

modernste Methoden der Pflanzenzüchtung ein, um die<br />

Erträge der Landwirte zu steigern sowie die Widerstandskraft<br />

von Pflanzen gegen Krankheiten, Schädlinge<br />

und abiotischen Stress weiter zu verbessern.<br />

„ICH MACHE DINGE NEU, ANDERS, und stoße Transformationen<br />

an“, erklärt die Wahlgöttingerin weiter. Sie<br />

hat keine Angst, Dinge auszusprechen, Missstände anzusprechen.<br />

2015 erklärte sie dem Vorstandskollegium<br />

und der Belegschaft, jetzt müsse auch bei KWS gezielt<br />

die Digitalisierung strategisch mitgedacht werden. Zunächst<br />

stieß sie auf Widerstand: Wir brauchen das jetzt<br />

nicht. „Teils herrschte noch die Ansicht, Landwirtschaft<br />

ist und bleibt ein Geschäft, in dem sich immer persönlich<br />

auf dem Acker getroffen und alles analog besprochen<br />

92 2 |<strong>2023</strong>


mensch<br />

wird“, sagt sie schmunzelnd. Doch wenn Kienle sich etwas<br />

in den Kopf setzt, dann scheint es ziemlich aussichtslos,<br />

sich dem zu verwehren. Es wurde ein Projektteam<br />

von 15 Mitarbeitenden gebildet und „dann haben wir<br />

einfach mal den ganzen Elefanten ,Industrie 4.0‘ filetiert“.<br />

Nicht alles, was an Ideen im Umlauf war, war für den<br />

globalen Saatproduzenten von Relevanz. Aber einiges<br />

dann doch. Zunehmend wurden digitale Tools für die<br />

Kunden, aber auch für die Züchtungsprozesse eingeführt,<br />

die beispielsweise dabei helfen, das Pflanzenwachstum<br />

intensiv zu überwachen und Rückschlüsse auf<br />

Erntezeitpunkt oder Düngerapplikation zu ziehen. Ebenso<br />

wurden neue Kommunikationskanäle eingeführt. Seit<br />

2021 gibt es für Landwirtschaftsinteressierte unter anderem<br />

den KWS-Podcast ‚World of Farming‘.<br />

VON DEM FOKUS auf das Thema Digitalisierung profitierte<br />

KWS auch während der Corona-Pandemie. So<br />

konnten die Mitarbeitenden, wo die Tätigkeit dies ermöglichte,<br />

ziemlich unkompliziert ins Homeoffice wechseln.<br />

Eva Kienle aber vermisste den Kontakt zu den<br />

Menschen im Unternehmen. So ging sie wieder ins Büro,<br />

sobald es die Gesetze zuließen. „Für mich ist es auch<br />

eine Form der Solidarität“, sagt sie. Solidarität mit den<br />

Mitarbeitenden aus Forschung, Züchtung und Produktion,<br />

die sich zum Beispiel tagtäglich um die Pflanzen<br />

kümmern und eben deswegen nicht von zu Hause arbeiten<br />

können. Leere Flure und Büroräume. „Das macht<br />

etwas“, sagt Kienle. Und meint damit nichts Positives.<br />

Mit manchen Ansichten sei sie heutzutage einfach ein<br />

Dinosaurier. Ob es um die Gemeinschaft im Unternehmen<br />

geht oder um Zoom-Meetings, bei denen manche<br />

nach einigen Minuten die Kameras ausschalten und sich<br />

hinter schwarzen Bildschirmen versteckten. „Das ist, als<br />

würden Sie sich bei einem Präsenztermin plötzlich unter<br />

den Konferenztisch setzen und erklärten, Sie wären trotzdem<br />

voll dabei“, sagt Kienle.<br />

Was auf den ersten Blick witzig erscheint, zeigt jedoch<br />

deutlich, wie Digitalisierung neben allen Vorteilen auch<br />

zum Verlust von sozialer Gemeinschaft führen kann.<br />

Daher hat sich das Unternehmen für die Zeit nach der<br />

Pandemie für eine Mischung aus Arbeitstagen im Büro<br />

und persönlichen Meetings und der Möglichkeit für Remote-Arbeiten<br />

entschieden.<br />

AUCH WENN SIE SELBST NIE an ihrer Zugkraft und ihrem<br />

Karrie reweg zweifelte, neben der gesunden Portion<br />

Selbst bewusstsein zeigt Kienle auch Demut vor ihrem<br />

Erfolg. „Am Anfang braucht man wirklich Fürsprecher.<br />

Wenn man alleine versucht, gegen Widerstände anzugehen,<br />

wird es schwierig“, sagt sie und bezieht sich dabei<br />

auf ihre erste Führungsposition bei Unilever in der<br />

Schweiz. Damals war sie 28 Jahre alt, als der technische<br />

Direktor ihr die Leitung der Administration eines Produktionswerkes<br />

übertrug und wenig später auch die<br />

dortige Personalverantwortung. Eine, gerade für die damalige<br />

Zeit, sehr ungewöhnliche Entscheidung und ein<br />

ungeheures Vertrauen, welches ihr entgegengebracht<br />

wurde. Dies spricht nicht nur aus heutiger Sicht sehr für<br />

eine bereits damals sehr selbstbewusste junge Frau, die<br />

um ihren Wert und ihre Kompetenz weiß – und die sich<br />

als Frau im Business nicht infrage stellt.<br />

LETZTLICH ÜBERZEUGT SIE HEUTE BEI KWS in einem<br />

Unternehmen, das von familiären Werten geleitet wird.<br />

Nicht als Quotenfrau, sondern eben mit ihrer Kompetenz.<br />

Dass sie als Frau nicht die gleichen Chancen haben<br />

soll wie die Männer, war für die dreifache Mutter nie ein<br />

Thema. Bereits nach der Geburt des ersten ihrer drei<br />

Söhne ging sie nach einigen Wochen wieder in ihren Beruf.<br />

Ihr Mann, ein Jurist und selbstständiger Unternehmer,<br />

blieb zu Hause und nahm ,Elternzeit‘, die es damals<br />

noch nicht als solche gab. Bis heute ist ihr Mann eine<br />

wichtige Stütze der Familie und zumeist der Part, der auf<br />

Elternabende ging. Kienle ist glücklich darüber, dass dieses<br />

Modell für die Familie seit vielen Jahren so gut passt.<br />

Sie darf Mutter sein und gleichzeitig ihren persönlichen<br />

Erfolgsweg gehen.<br />

2 |<strong>2023</strong> 93


mensch<br />

Hat sie je das Gefühl gehabt, als Frau habe sie es<br />

schwerer? „Entweder war ich zu naiv und habe das nie<br />

wahrgenommen oder es ist mir nie passiert. Dann ist die<br />

Frage: Warum ist mir das nie passiert?“, sagt Kienle und<br />

ergänzt mit einem Zwinkern: „Vielleicht liegt es mitunter<br />

auch an meinem forschen Auftritt?“<br />

DOCH ES IST IHR DURCHAUS BEWUSST, wie ernst das<br />

Thema Frauen in Führungspositionen immer noch ist<br />

und wie sensibel gleichzeitig damit umgegangen werden<br />

muss. Deutschland sei da einfach noch nicht weit genug.<br />

Einerseits braucht es mehr Maßnahmen, um Gleichberechtigung<br />

herzustellen und Frauen gezielt zu fördern,<br />

andererseits muss man auch berücksichtigen, dass<br />

Karriere entscheidungen immer auch etwas mit persönlichen<br />

Lebensentscheidungen von Frauen und Männern<br />

zu tun haben. „Nicht jeder und jede will in der Führungsetage<br />

arbeiten“, sagt sie.<br />

Ihr eigener Lebenslauf zeigt nicht unbedingt prototypisch,<br />

aber doch inspirierend, wie es anders gehen<br />

kann. Dass es möglich ist, Rollenmodelle zu hinterfragen,<br />

andere Familienstrukturen zu leben und nicht vor<br />

vermeint li chen Widerständen zurückzuweichen. Kienle<br />

weiß, dass es nicht allen Frauen so leichtfällt wie ihr<br />

selbst. Aus diesem Grund engagiert sie sich in Frauennetzwerken,<br />

zum Beispiel innerhalb von KWS oder auf<br />

LinkedIn, und tauscht sich mit anderen Frauen in Führungspositionen<br />

aus. Also brauchen wir eine Frauenquote,<br />

um mehr Diversität in die Vorstandsetagen zu<br />

bekommen, Frau Kienle? „Eigentlich bin ich nicht für<br />

Quoten“, sagt sie, „aber ohne wird es bei diesem Thema<br />

nicht gehen.“<br />

VORBILDER HATTE EVA KIENLE für ihren Karriereweg<br />

keine. „Ich bin immer ich geblieben, habe immer selbst<br />

entschieden, was das Richtige für mich ist und was der<br />

nächste Schritt“, sagt sie. Einfach mal loslaufen und machen,<br />

das war ihre Devise. Erfahrungen sammeln. Deshalb<br />

fühlt sie sich auch angekommen bei KWS in Einbeck.<br />

Ein internationales Unternehmen. Börsennotiert<br />

und mit Weitblick agierend. Private-Equity-Unternehmen<br />

waren ihr hingegen zu kurzfristig getrieben. Das<br />

weiß sie jetzt. „Ich finde es zum Beispiel auch nicht<br />

schlimm, wenn man mal einen Schritt zur Seite macht<br />

oder bewusst einen zurück“, sagt Kienle. Und so sind es<br />

Frauen wie Anna-Lena Baerbock, die eine vermeintliche<br />

Niederlage – Stichwort Kanzlerkandidatur – nicht aus<br />

der Bahn wirft, denen sie Respekt zollt. Aufstehen,<br />

Krönchen richten und neuen Anlauf nehmen. Und auch<br />

mal den Männern mit ihrer Beharrlichkeit den Rang<br />

ablaufen. ƒ<br />

ZUM UNTERNEHMEN<br />

KWS ist eines der führenden Pflanzenzüchtungsunternehmen<br />

weltweit. Über 5.000 Mitarbeiter in mehr als 70 Ländern<br />

erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2021/2022 einen<br />

Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro. Seit über 165 Jahren<br />

wird KWS als familiengeprägtes Unternehmen eigenständig<br />

und unabhängig geführt. Schwerpunkte sind die<br />

Pflanzenzüchtung und die Produktion sowie der Verkauf<br />

von Mais-, Zuckerrüben-, Getreide-, Gemüse-, Rapsund<br />

Sonnenblumensaatgut. KWS setzt modernste<br />

Methoden der Pflanzenzüchtung ein, um die Erträge<br />

der Landwirte zu steigern sowie die Widerstandskraft von<br />

Pflanzen gegen Krankheiten, Schädlinge und abiotischen<br />

Stress wie beispielsweise Dürre, Wassermassen oder<br />

extreme Temperaturen weiter zu verbessern. Um dieses<br />

Ziel zu realisieren, investierte das Unternehmen im<br />

vergangenen Geschäftsjahr mehr als 285 Millionen Euro<br />

in Forschung und Entwicklung.<br />

www.kws.com<br />

94 2 |<strong>2023</strong>


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Regionaldirektion Göttingen<br />

unter neuer Leitung !<br />

Die Verbundenheit mit der Region ist Teil der VGH-DNA!<br />

PROFIL<br />

Sven Knigge, 48, Regionaldirektor Göttingen<br />

und Hannover/Hildesheim<br />

Die VGH hat auf Leitungsebene die<br />

Verantwortlichkeiten für die Regionaldirektionen<br />

neu aufgestellt. Das bedeutet,<br />

dass Sven Knigge jetzt, zusätzlich zu<br />

Hannover/Hildesheim, auch den Standort<br />

Göttingen verantwortet.<br />

Hierbei ist ihm besonders wichtig zu erwähnen,<br />

dass es hier nur um die Leitung geht. Der<br />

Standort Göttingen, der in den letzten Jahren<br />

immer weiter ausgebaut wurde und wird,<br />

bleibt selbstverständlich weiterhin bestehen.<br />

Die dadurch erkennbare Verbundenheit mit<br />

der Region ist Sven Knigge dabei besonders<br />

wichtig, da sie ein fester Bestandteil der VGH-<br />

DNA ist.<br />

FÜR DIE ZUKUNFT freut er sich, jetzt in<br />

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Landschaften und den Vermittlern vor Ort eng<br />

verbunden zu sein.<br />

KONTAKT<br />

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Berliner Str. 2<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 4953-0<br />

rgoe-v@vgh.de<br />

www.vgh.de/goettingen


mensch<br />

Die Frau fürs Klima<br />

Angela Schwerdtfeger konnte sich in der Oberstufe in Osterode viele Studienfächer<br />

vorstellen – mit einer Ausnahme: „Alles, nur nicht Jura.“ Inzwischen gibt sie als<br />

Jura-Professorin vom ,Blauen Turm‘ auf dem Göttinger Campus leidenschaftlich<br />

ihr Wissen an die nächste Generation weiter. Die 42-Jährige erzählt, warum sie<br />

auf keinen Fall Forschung im Elfenbeinturm betreiben will und Rechtsfragen auch<br />

bei ihrem Herzensthema Klimaschutz wichtig sind.<br />

TEXT HEIDI NIEMANN<br />

FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />

96 2 |<strong>2023</strong>


mensch<br />

2 |<strong>2023</strong> 97


mensch<br />

98 2 |<strong>2023</strong>


mensch<br />

Zu trocken, zu viele Paragrafen,<br />

zu viel Auswendiglernen: Während<br />

ihrer Schulzeit auf dem<br />

Gymnasium in Osterode fand<br />

Angela Schwerdtfeger das Fach<br />

Jura wenig attraktiv. Dabei war<br />

sie familiär ,vorbelastet‘. Ihr<br />

Onkel Gunther Schwerdtfeger<br />

war Jura-Professor in Hannover<br />

und Verfasser eines ,Klassikers‘ für angehende Juristen.<br />

Als bei einer Familienfeier erwähnt wurde, dass die<br />

Abi-Zeitung ihres Bruders zensiert werden sollte, erläuterte<br />

der Onkel, dass dies rechtswidrig wäre – Zensur ist<br />

hierzulande verboten. „Anhand dieses Beispiels hat er<br />

mir verdeutlicht, dass Jura überall im Alltag eine Rolle<br />

spielt“, erzählt Schwerdtfeger.<br />

Später besuchte sie probeweise an der Universität Göttingen<br />

einige Vorlesungen in Psychologie und Rechtswissenschaft<br />

– und fand Jura viel spannender: „Das war<br />

klar strukturiert, das machte alles Sinn.“ Damit war die<br />

Entscheidung gefallen, und diese hat sie bis heute nicht<br />

bereut: „Ich möchte nichts anderes machen.“<br />

Ihr Studium absolvierte sie in Trier. „Ich wollte nach<br />

dem Abitur erstmal weit weg“, erzählt sie. Außerdem<br />

war Trier eine der wenigen Unis in Deutschland, an denen<br />

man eine fachspezifische Fremdsprachenausbildung<br />

unter anderem in angloamerikanischem Recht absolvieren<br />

konnte. Schwerdtfeger war nicht nur vom Studienangebot,<br />

sondern auch von der Stadt und der Landschaft<br />

begeistert: „Ich habe mich sofort in Trier verliebt“, sagt<br />

sie schwärmend. Während eines Auslandssemesters an<br />

der Universität Lyon verschaffte sie sich nähere Einblicke<br />

in die französische Rechtsordnung. Die Juristin<br />

findet es wichtig, über den Tellerrand zu schauen: „Ein<br />

Perspektivwechsel hilft, einen anderen Blick auf das eigene<br />

Rechtssystem zu bekommen und größere Zusammenhänge<br />

zu erkennen.“<br />

» Alles, nur nicht Jura.«<br />

NACH DEM ERSTEN JURISTISCHEN STAATSEXAMEN<br />

arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der<br />

Trierer Uni. Für ihre Doktorarbeit wählte sie ein Thema,<br />

das Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht<br />

verbindet. „Mich interessieren die Schnittstellen zwischen<br />

verschiedenen Rechtsebenen“, erklärt Schwerdtfeger.<br />

Nachdem sie ihre Promotion, das Referendariat<br />

und das Zweite Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen<br />

hatte und 2017 an der Humboldt-Universität habilitiert<br />

worden war, stand sie 2019 vor einer schweren Entscheidung:<br />

Erst erhielt sie einen Ruf an die Georgia Augusta,<br />

kurz darauf einen Ruf an die Universität Trier. Am Ende<br />

entschied sie sich für Göttingen. „Die juristische Fakultät<br />

hat einen sehr guten Ruf“, sagt sie. Daneben gab es<br />

auch einen privaten Grund: Ihr Lebenspartner Thomas<br />

Kleinlein war ein Jahr zuvor auf den Lehrstuhl für Öffentliches<br />

Recht, Völkerrecht, Europarecht und Rechtsvergleichung<br />

an der Universität Jena berufen worden –<br />

und Göttingen liegt deutlich näher an Jena.<br />

Seit März 2020 ist Angela Schwerdtfeger als Professorin<br />

für Öffentliches Recht insbesondere Verwaltungsrecht<br />

an der Universität Göttingen tätig. Dass sie jetzt an<br />

der Georgia Augusta forschen und lehren darf, empfindet<br />

sie als großes Glück. Auch ihr Mann arbeitet inzwischen<br />

in Göttingen und forscht zusätzlich zu seiner Professur<br />

in Jena als Gastwissenschaftler am Institut für<br />

Völkerrecht und Europarecht, das in der 13. Etage des<br />

,Blauen Turms‘ angesiedelt ist. Angela Schwerdtfegers<br />

Büro befindet sich weiter unten im zweiten Stock. „Er<br />

hat den besseren Ausblick“, erzählt sie lachend.<br />

Der Standort passt indes zu ihrem Selbstverständnis:<br />

Angela Schwerdtfeger will keine Forschung im Elfenbeinturm<br />

betreiben, sondern ihre juristische Expertise<br />

auch in die Zivilgesellschaft einbringen, um gemeinsam<br />

mit anderen Disziplinen und Akteuren aktuelle Probleme<br />

zu beleuchten und Lösungsansätze zu entwickeln –<br />

zum Beispiel zu den Themen Klima- und Umweltschutz.<br />

„Ich fand Umweltrecht schon immer spannend“, sagt die<br />

Juristin. Das hat auch mit ihrem Vater, dem kürzlich verstorbenen<br />

Tierforscher Ortwin Schwerdtfeger, zu tun.<br />

Dieser hatte bei seinem Langzeitprojekt zur Erforschung<br />

des Rauhfußkauzes häufig seine Tochter mit in den Harz<br />

genommen: „Ich war als Kind viel im Wald, das hat<br />

mich geprägt.“<br />

2 |<strong>2023</strong> 99


mensch<br />

IN IHRER 2010 ABGESCHLOSSENEN Dissertation untersuchte<br />

sie, welche völker- und europarechtlichen Vorgaben<br />

es für den Rechtsschutz in Umweltan gele genheiten<br />

gibt. Seitdem hat sie das Thema Umweltrecht nicht mehr<br />

losgelassen. Damals hätten sich nur wenige Juristen mit<br />

solchen Fragestellungen beschäftigt, so Schwerdtfeger.<br />

Dies habe sich spätestens mit dem Klimabeschluss des<br />

Bundesverfassungsgerichts vom 24. März 2021 geändert:<br />

„Das war ein bahnbrechender Beschluss.“ Allerdings sei<br />

dieser oft falsch interpretiert worden. Die Karlsruher<br />

Richter hätten kein „Recht auf Klimaschutz“ postuliert,<br />

sondern eine neue Rechts konstruktion entwickelt.<br />

Die Göttinger Jura-Professorin sieht es als ihre Aufgabe<br />

an, diese Konstruktion so zu erklären, dass auch Nichtjuristen<br />

sie verstehen und daraus Schlussfolgerungen für<br />

die Klimapolitik ziehen können. Die Karlsruher Richter<br />

hätten „um die Ecke“ gedacht, erläutert sie. „Das Bundesverfassungsgericht<br />

hat das damals aktuelle Klimaschutzgesetz<br />

für teilweise verfassungswidrig erklärt und<br />

vom Gesetzgeber Nachbesserungen verlangt, weil den<br />

jungen Beschwerdeführenden sonst zukünftig unangemessene<br />

Freiheitsbeschränkungen drohen.“ Daraus ergebe<br />

sich zwar, dass die Politik mehr Anstrengungen<br />

beim Klimaschutz unternehmen müsse, das Gericht habe<br />

aber zu Recht keine konkreten Maßnahmen vorgegeben.<br />

UM EIN BEWUSSTSEIN DAFÜR ZU SCHAFFEN, dass<br />

beim Klimaschutz auch Rechtsfragen bedacht werden<br />

müssen, engagiert sie sich auch außerhalb der Universität.<br />

Gemeinsam mit einer Schulfreundin hat sie an einem<br />

Hildesheimer Gymnasium ein Kooperationsprojekt zum<br />

Thema ,Können wir Klimaschutz erstreiten?‘ geleitet.<br />

Die Jugendlichen setzten sich zwei Jahre lang mit den<br />

Chancen und Grenzen erneuerbarer Energien auseinander<br />

und gingen der Frage nach, inwieweit sich Klimaschutzmaßnahmen<br />

rechtlich durchsetzen lassen. Am<br />

Ende gab es ein simuliertes Gerichtsverfahren um die<br />

Genehmigung von Windkraftanlagen. Die Schüler konnten<br />

so erleben, welche gegenläufigen Interessen in einen<br />

Ausgleich miteinander gebracht werden müssen. „Sie<br />

bekamen eine Vorstellung davon, wie komplex die Zusammenhänge<br />

sind“, erklärt Schwerdtfeger, „und wie<br />

schwierig es ist, gute Lösungen zu finden.“<br />

Gemeinsam mit dem Politikwissenschaftler Professor<br />

Simon Fink hat sie außerdem in Göttingen ein vom<br />

Niedersächsischen Wissenschaftsministerium gefördertes<br />

Projekt organisiert, das sich mit Potenzialen und<br />

Grenzen der Bürgerbeteiligung bei der Klimawende beschäftigt.<br />

AUCH UNIVERSITÄTSINTERN engagiert sich die Professorin:<br />

Schwerdtfeger ist die erste Beauftragte für die<br />

Promo vierendenausbildung an der Juristischen Fakultät,<br />

Sprecherin der Göttinger Graduiertenschule Gesellschaftswissenschaften<br />

und beratendes Vorstandsmitglied im<br />

Zentrum für Globale Migrationsstudien. Kürzlich hat<br />

sie sich bei der Juristenfete als DJane betätigt: „Ich habe<br />

viel Musik aus den Achzigern gespielt.“<br />

In ihrer Freizeit ist sie vor allem sportlich aktiv.<br />

Die frühere Rollkunstläuferin liebt das Inlineskaten,<br />

wandert gern und joggt auf dem Wall. Auch den<br />

Brocken-Aufstieg hat sie schon mitgemacht. Ihre Entscheidung<br />

für Göttingen hat Angela Schwerdtfeger nie<br />

bereut: „In der jetzigen Lebensphase ist Göttingen genau<br />

der richtige Ort für mich.“ƒ<br />

Zur Person<br />

Angela Schwerdtfeger, geboren 1980 in Northeim, ist in<br />

Osterode aufgewachsen. Dort legte sie auch ihr Abitur ab.<br />

Danach studierte sie Jura in Trier, wo sie auch promoviert<br />

wurde. Anschließend arbeitete sie zunächst als Referendarin<br />

am Kammergericht Berlin und absolvierte Stationen unter<br />

anderem beim Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Energie und am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg.<br />

Nach dem Zweiten Staatsexamen folgte die Habilitationsphase,<br />

zunächst an der Friedrich- Schiller-Universität Jena,<br />

dann an der Berliner Humboldt- Universität.<br />

2017 erhielt sie die Lehrbefugnis und wurde 2019<br />

auf den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insbesondere<br />

Verwaltungsrecht, an der Uni Göttingen berufen.<br />

Ihre Schwerpunkte sind öffentliches Recht, Europa- und<br />

Völkerrecht, insbesondere Umwelt- und Klimaschutzrecht,<br />

Migrationsrecht und Grundrechtsschutz.<br />

2021 wurde sie nach ihrer Wahl durch den Landtag von<br />

Ministerpräsident Stephan Weil für sieben Jahre zum<br />

stellvertretenden Mitglied des Niedersächsischen<br />

Staatsgerichtshofs ernannt.<br />

100 2 |<strong>2023</strong>


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mensch<br />

Frauenpower<br />

im Forst<br />

Friederike Elisabeth Marciniak gehört zu den wenigen<br />

weiblichen Försterinnen. Um in diesem Beruf anzukommen,<br />

musste sie manchen Umweg nehmen. Heute ist sie<br />

gemeinsam mit ihrem Mann für die Betreuung von über<br />

4.000 Hektar Wald verantwortlich und engagiert sich aktiv<br />

für die nächste Generation.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH FOTOGRAFIE MARCO BÜHL<br />

102 2 | <strong>2023</strong><br />

Üppig grüner Wald. Auf einer kleinen Lichtung<br />

äsen friedlich Rehe mit ihren Jungen.<br />

Ein Förster streift mit der Flinte über der<br />

Schulter durch sein Revier, an der Leine<br />

zerrt und bellt sein Dackel. Kaum ein Beruf<br />

scheint so romantisch verklärt wie der des Försters.<br />

Friederike Elisabeth Marciniak lacht bei dieser Vorstellung.<br />

„Früher mag es eine Zeit gegeben haben, in der es<br />

so idyllisch zugegangen ist“, sagt die junge Försterin.<br />

„Heute bedeutet Forstwirtschaft vor allem auch Büroarbeit.“<br />

Dennoch sei es ihr Traumberuf – und sie habe<br />

die Entscheidung, in Göttingen Forstwirtschaft zu studieren,<br />

nie bereut. Ihren Jagdschein hat Marciniak ebenfalls<br />

vor fünf Jahren gemacht, ohne dabei das Klischee<br />

bedienen zu wollen. „Ich habe allerdings keine Flinte,<br />

sondern eine Büchse“, sagt sie – kleine Feinheiten, die<br />

den Unterschied machen.


mensch<br />

2 |<strong>2023</strong> 103


mensch<br />

» Im Wald wird es jedes Jahr wieder Frühling.<br />

Es geht immer weiter. «<br />

ZUM INTERVIEWTERMIN öffnet eine junge, hochschwangere<br />

Frau die Tür ihrer Wohnung in einem Dorf<br />

nahe des Seeburger Sees. Kein Forsthaus aus Holz inmitten<br />

eines Waldes – um auch mit diesem Klischee aufzuräumen.<br />

Friederike Elisabeth Marciniak lebt in einer<br />

Vier-Zimmer-Wohnung mit ihrem Mann und ihren Jagdhunden.<br />

Schnell kommen wir ins Gespräch. Ihr Mann<br />

Dominik hatte von der Aktion von <strong>faktor</strong> zum Weltfrauentag<br />

gehört, bei welchem starke Frauen in der Wirtschaft<br />

gesucht wurde. Er schrieb heimlich eine lange,<br />

sehr liebevolle Mail an die Redaktion, über seine Frau,<br />

die seit 2021 seine Geschäftspartnerin und Teilhaberin<br />

der Wald & Jagd Marciniak GbR ist. Er selbst ist ebenfalls<br />

Förster. Bereits 2019 gründeten sie gemeinsam das<br />

Unternehmen – damals noch als Einzelunternehmen, da<br />

seine Frau noch studierte „Wir sind zwei gleichberechtigte<br />

Gesellschafter, die zufällig auch verheiratet sind“,<br />

sagt Friederike Marciniak augenzwinkernd.<br />

ALS ‚FAMILIENUNTERNEHMEN‘ betreut das Ehepaar<br />

die Waldflächen privater und kommunaler Waldeigentümer<br />

– das reicht von Gutachten bis zur Jagd. Forstwirtschaftliche<br />

Betreuung bedeutet jedoch auch vollständiges<br />

Management von der Planung der Pflanzungen über<br />

den Einschlag bis zum Verkauf des Holzes. Über 4.000<br />

Hektar Wald sowohl in der Region rund um Northeim<br />

und den Harz als auch in Nordrhein-Westfalen liegen<br />

derzeit in ihren Händen. Forsteinrichtungen führen sie<br />

in derzeit vier Bundesländern durch. Nicht selten werden<br />

sie nach ihrer Expertise gefragt – auch in der Presse.<br />

Denn der Wald ist derzeit in aller Munde. Erst der Borkenkäfer,<br />

der die Fichtenbestände reduziert hat, und<br />

dann die andauernde Trockenheit, die ihr Übriges tat,<br />

um bei einer Wanderung im Harz einen sterbenden Wald<br />

sichtbar zu machen. „Im Wald wird es jedes Jahr wieder<br />

Frühling. Es geht immer weiter“, sagt die gebürtige<br />

Duis burgerin voller Zuversicht. Natürlich entstehen<br />

durch die erzwungenen Ernten viele Freiflächen. Doch<br />

mit kreativen und innovativen Planungen steht der Wald<br />

vor einer ganz neuen Zukunft. Was viele Menschen jedoch<br />

nicht wissen. Mischwälder sind nicht der Urzustand<br />

unserer Waldflächen. Mischwälder brauchen<br />

Forstwirtschaft.<br />

Warum sie sich mit ihrem Mann entschieden hat, als<br />

Unternehmen in die private Forstwirtschaft zu gehen<br />

und Waldbesitzer bei der Erhaltung ihrer Wälder zu unterstützen,<br />

hat mehrere Gründe. Einer davon ist die<br />

Chance, Generationenarbeit zu leisten und mitzugestalten.<br />

Der Wald der Zukunft kann in ihren Augen keine<br />

Monokultur sein – egal welcher Baumart. Stattdessen<br />

setzen sie auf Risikostreuung. Das bedeutet zwei bis drei<br />

Baumarten pro Hektar mit gestaffelten Altersstrukturen<br />

der Bäume. Noch nie gab es in der Fortwirtschaft so<br />

viele Möglichkeiten der Gestaltung, unter anderem dadurch,<br />

dass so viele Baumarten zur Verfügung stehen.<br />

Bis zu 50.000 Bäume pflanzen sie allein bei einem Waldbesitzer<br />

pro Herbstpflanzung. „Wenn es nur eine Möglichkeit<br />

gäbe, wäre es ja einfach“, sagt die Försterin,<br />

„wichtig ist aber, auch Nadelholz zu pflanzen – denn das<br />

brauchen wir ganz sicher in Zukunft.“<br />

Und einfach, das weiß Marciniak, war ihr Weg nie.<br />

„Ich habe mich bis hierher ganz allein durchgeboxt“, erzählt<br />

sie von ihrem steinigen Werdegang. Nach ihrem<br />

Realschulabschluss erlangte sie das Fachabitur mit dem<br />

Schwerpunkt Gesundheit und Soziales. Familiär in diesem<br />

Bereich vorgeprägt – Mutter und Tante waren als<br />

Kinderkrankenschwestern tätig – begann sie im Anschluss<br />

daran, an der Hochschule für Gesundheit in<br />

Bochum Ergotherapie zu studieren. Als Kind einer Arbeiterfamilie<br />

war sie die Erste, die ein Abitur ablegte und<br />

ein Studium begann. Nach zwei Semestern stand jedoch<br />

der Entschluss fest, sich noch zu verändern. „Meine Familie<br />

hätte es lieber gesehen, wenn ich nach dem abgebrochenen<br />

Studium eine handfeste Ausbildung gemacht<br />

hätte. Doch nach einem Praktikum im Forst wusste ich,<br />

dass ich noch einmal studieren werde – aber dieses Mal<br />

das Richtige“, so die 29-Jährige.<br />

WOHER DIE FASZINATION FÜR DEN WALD und somit<br />

die Forstwirtschaft kommt, weiß sie nicht. Es gab nicht<br />

diesen einen, alles entscheidenden Moment oder eine<br />

Kindheit, die sie ausschließlich im Wald verbrachte.<br />

Letztlich ist es auch egal. Ihre Augen strahlen, wenn sie<br />

von ihrer Arbeit erzählt. Und das, obwohl sie als Frau in<br />

einer Männerdomäne, wie sie selbst sagt, immer etwas<br />

mehr „ihren Mann als Frau stehen“ muss. Was ihr bis-<br />

104 2 | <strong>2023</strong>


mensch<br />

her gemeinsam mit ihrem Mann sehr gut gelungen ist.<br />

Das Unternehmen ist in den zwei Jahren als GbR so sehr<br />

gewachsen, dass sie mittlerweile drei Förster eingestellt<br />

haben – und die Wald & Jagd Marciniak GbR soll weiter<br />

wachsen.<br />

„Fleißig sein, das ist wichtig“, sagt sie, „das ist es, was<br />

zählt.“ Daran wird sich auch nichts ändern, wenn ihre<br />

Tochter auf der Welt ist. Sehr wahrscheinlich wird sie als<br />

‚Waldkind‘ aufwachsen. Ob Tragetuch und geländefähiger<br />

Buggy, das wird sich zeigen. So wie sie bisher ihren<br />

Weg gegangen ist, wird Friederike Marciniak ihn auch<br />

weiter gehen. „Ich bleibe auf jeden Fall nicht zu Hause“,<br />

sagt sie, während sie liebevoll die Hände auf ihren Bauch<br />

legt. „Wenn ich das gewollt hätte, wäre ich einen einfacheren<br />

Weg gegangen, als mich in der freien Wirtschaft<br />

selbstständig zu machen.“ Forstwirtschaft ist eine Aufgabe,<br />

die generationenübergreifend plant. Wer heute die<br />

jungen Bäume setzt, wird nicht den Einschlag planen.<br />

Und so wird auch die junge Familie den Wald der Zukunft<br />

für ihre Kinder und weitere Generationen planen<br />

und auf einen guten Weg bringen. Es braucht diesen jungen,<br />

innovativen Geist in der Forstwirtschaft, damit wir<br />

alle eines Tages wieder durch gesunde, grüne Wälder<br />

wandern. ƒ<br />

KONTAKT<br />

Wald und Jagd Marciniak GbR<br />

Hünstollenstraße 14a<br />

37136 Waake<br />

Tel. 05507 4850537<br />

info@wald-jagd.de<br />

www.wald-jagd.de<br />

2 |<strong>2023</strong> 105


<strong>2023</strong><br />

› BUSINESS LOUNGE<br />

Bekommen Sie Impulse &<br />

lernen Sie interessante Kontakte kennen<br />

38. fBL 39. fBL 40. fBL<br />

Philipp Schröder<br />

1komma5 °<br />

„Das neue Zeitalter der<br />

Flexibilität: Wie Sonne und<br />

Wind den Energiemarkt<br />

revolutionieren“<br />

12. Juli<br />

19 - 23 Uhr<br />

BMW Niederlassung Göttingen<br />

Prof. Dr. - Ing. Bela Gipp<br />

Georg-August-Universität<br />

„KI - Fluch und Segen“<br />

7. September<br />

19 - 23 Uhr<br />

Forum Wissen Göttingen<br />

Andreas Nau<br />

Unternehmer<br />

„Mit den passenden<br />

Mitarbeitern zum Erfolg –<br />

Aufbau einer Arbeitgebermarke<br />

ganz praktisch“<br />

10. November<br />

18 - 22 Uhr<br />

Audi Zentrum Göttingen<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-business-lounge-start/<br />

Zur <strong>faktor</strong>-Business-Lounge


präsentiert:<br />

Top-Frauen<br />

der Region


PROFIL<br />

TOP-FRAUEN<br />

Arineo: Vielfalt und Erfolg<br />

Einblicke aus erster Hand: Inspirierende Frauen aus verschiedenen Unternehmensbereichen<br />

über ihre Herausforderungen, Erfolge und ihre Visionen für die Zukunft.<br />

Ariane Mühlethaler<br />

Ariane Mühlethaler, Marketing Managerin<br />

Neben Ihrer Arbeit bei Arineo sind Sie auch<br />

Kinderbuchautorin und Kita-Aktivistin.<br />

Das klingt nach viel. Wie schaffen Sie es, das<br />

alles zu managen?<br />

Wie bei fast allen Menschen, die auf den ersten<br />

Blick viel schaffen, gibt es auch bei mir eine<br />

sehr fleißige Person im Hintergrund. Und ich<br />

gehe Sachen, die es zulassen, stückweise an.<br />

An ,Friedo, der erkältete Kühlschrank‘ zum Beispiel<br />

habe ich knapp zwei Jahre lang gearbeitet.<br />

In diesem Zeitraum gab es natürlich auch<br />

längere Pausen, wenn es gerade sein musste.<br />

Außerdem habe ich das große Glück, sehr<br />

flexibel arbeiten zu können. Wenn ein privates<br />

Projekt mal mehr Aufmerksamkeit bedarf,<br />

kann ich das in der Regel gut mit meinem Job<br />

vereinbaren.<br />

Wer ist Ihr persönliches Vorbild und warum?<br />

Das ist eine sehr gute Frage! Viele Menschen<br />

in meinem Umfeld sind mir für bestimmte Aspekte<br />

ihrer Persönlichkeit oder ihres Handelns<br />

ein Vorbild. Ich picke mir das Beste aus jeder<br />

Begegnung heraus und lasse mich davon inspirieren.<br />

Schließlich sind wir alle nicht perfekt<br />

– und das ist auch gut so!<br />

Sarah Peters, HR-Referentin und Vorsitzende<br />

des Arineo-Aufsichtsrats<br />

Was finden Sie bei Ihrer Tätigkeit als<br />

Aufsichtsrätin am spannendsten?<br />

Da gibt es zwei wesentliche Punkte: Zum einen<br />

bekomme ich Einblicke, die ich bei meiner<br />

ursprünglichen Arbeit nie erhalten würde und<br />

durch die ich besser verstehen lerne, wie unser<br />

Geschäft funktioniert. Zum anderen kann ich im<br />

Aufsichtsrat globale Personalstrategie- Themen<br />

mit den Geschäftsleitungen diskutieren.<br />

Wie können Unternehmen dazu beitragen,<br />

die Gleichstellung der Geschlechter am<br />

Arbeitsplatz zu fördern?<br />

Sofern es möglich ist, Kernarbeitszeiten aufweichen,<br />

Homeoffice ermöglichen, wichtige<br />

Meetings in den Vormittag legen. Und Verantwortung<br />

an Frauen und Männer in Teilzeit<br />

übertragen – das ist für mich der wichtigste Aspekt.<br />

Wenn Teilzeittätigkeiten inhaltlich abgewertet<br />

werden, wird eine Gleichstellung nicht<br />

möglich sein. Ebenso sollten wir als Gesellschaft<br />

darüber nachdenken, wie sich Frauen<br />

gezielt für Tätigkeiten ansprechen lassen, die<br />

noch von Männern dominiert werden – und<br />

auch andersrum. Dafür müssen die Rahmenbedingungen<br />

im Unternehmen passen. Ich<br />

würde es auch für sinnvoll erachten, wenn sich<br />

wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen an einer<br />

guten Kinderbetreuung vor Ort beteiligen,<br />

um mehr Frauen in Vollzeit zu beschäftigen<br />

und generell Eltern zu entlasten.<br />

108 2 |<strong>2023</strong>


PROFIL<br />

Sarah Peters Jennifer Emrich Florencia Anabel Kloster<br />

Jennifer Emrich, Recruiting Specialist<br />

In der IT-Branche herrscht Fachkräftemangel,<br />

trotzdem haben Sie im letzten Jahr über 70<br />

neue Mitarbeiter:innen eingestellt. Wie haben<br />

Sie das geschafft?<br />

Wir haben ein Organisationsprinzip ohne<br />

Hierar chie und mit hoher Eigenverantwortung<br />

und sind auf dem Weg zu einer ,Employee<br />

owned Company‘ – einem Unternehmen im<br />

Eigentum der Mitarbeitenden. Damit treffen<br />

wir die Bedürfnisse vieler IT-Kräfte, die in der<br />

Regel modernen Konzepten gegenüber sehr<br />

aufgeschlossen sind. Hinzu kommt, dass<br />

sich Kandidat:innen aufgrund von Empfehlungen<br />

durch Kolleg:innen bei uns bewerben und<br />

wir sie im Idealfall auch einstellen. Unsere<br />

Kolleg:innen sind tolle Markenbotschafter:innen<br />

und Recruiter:innen!<br />

Was gibt Ihnen Energie im Arbeitsleben?<br />

Die unterstützende und bereichernde Zusammenarbeit<br />

mit meinen Kolleg:innen macht mir<br />

sehr viel Spaß und ist eine wichtige Triebfeder<br />

in meinem Arbeitsalltag. Und natürlich motiviert<br />

mich der Erfolg: zu erleben, wie eindrucksvoll<br />

Arineo sich seit der Gründung entwickelt<br />

hat und wie viele Menschen, denen ich<br />

tagtäglich begegne, unser Unternehmenskonzept<br />

anspricht. Dass es sie genauso begeistert<br />

wie mich selbst, zeigt mir, dass wir auf dem<br />

richtigen Weg sind.<br />

Florencia Anabel Kloster, Finance Beraterin<br />

Der Frauenanteil in der IT-Branche liegt bei<br />

23 Prozent, bei Arineo erfreulicherweise bei<br />

31 Prozent. Warum haben Sie sich für einen<br />

Job in der IT entschieden?<br />

Generell gibt es in der IT-Branche ein riesiges<br />

Potenzial für Frauen. In der IT zu arbeiten, erfordert<br />

eine kreative Arbeits- und Denkweise,<br />

die uns Frauen sehr entgegenkommt.<br />

Vor meinem Einstieg habe ich erkannt, dass in<br />

der Kombination von IT und meiner Expertise<br />

im Bereich der Finanzbuchhaltung enorme<br />

Chancen liegen, mich persönlich weiterzuentwickeln<br />

und beruflich aufzusteigen.<br />

Eine zusätzliche Motivation, um in der Branche<br />

Fuß zu fassen, war das flexible Arbeitszeitmodell,<br />

das bei Arineo aktiv gelebt wird und<br />

eine sehr gute Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf ermöglicht.<br />

Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben,<br />

die eine Karriere in einem männerdominierten<br />

Berufsfeld anstreben?<br />

Schon allein, dass die IT-Branche im Jahr <strong>2023</strong><br />

immer noch ein männerdominiertes Berufsfeld<br />

ist, sollte bereits Motivation genug sein.<br />

Meine persönliche Erfahrung hat gezeigt, dass<br />

es nicht nur einen großen Bedarf an Programmierer:innen<br />

und Softwareentwickler:innen<br />

gibt, sondern darüber hinaus auch an Berufen<br />

in der Beratung, im Projektmanagement oder<br />

auch in der Personalführung.<br />

Man sollte sich frei vom Klischee klassischer<br />

Frauen- und Männerberufe machen und sich<br />

auf seine eigenen Stärken besinnen. Es gibt<br />

immer mehr weibliche Vorbilder in der Branche,<br />

an diesen sollte sich die neue Generation<br />

orientieren.<br />

KONTAKT<br />

Arineo GmbH<br />

Paulinerstr. 12<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 521380<br />

info@arineo.com<br />

www.arineo.com<br />

2 |<strong>2023</strong> 109


PROFIL<br />

TOP-FRAUEN<br />

HIER<br />

ENTSTEHEN<br />

GEWERBEFLÄCHEN<br />

Frau Blaeß<br />

IHRE VORTEILE AUF EINEN BLICK:<br />

- ca. 6.500 m² Büro- und Praxisflächen<br />

- repräsentativer Eingangsbereich<br />

und begrünter Innenhof<br />

- diverse autarke Mietflächen Frau Rossin pro Etage<br />

- flexible und funktionale Grundrisse<br />

- Kühlung und Lüftung<br />

- PKW-Stellplätze<br />

- energetische Sanierung mit PV-Anlagen<br />

Hoch und hinaus innovativer Heiztechnik mit gutem Teamwork<br />

Was haben Klettern, Laufen und<br />

das Immobiliengeschäft gemeinsam?<br />

Stefanie Blaeß kennt alle<br />

drei Bereiche und hat eine klare Antwort auf<br />

die Frage: „Bei allen ,Disziplinen‘ kommt<br />

es auf Ausdauer an, und gelegentlich ist<br />

auch mal ‚Durchkämpfen‘ angesagt.‘‘ Die<br />

28-jährige Immobilienfachwirtin stieg 2018<br />

bei dem 70 Mitarbeiter starken Immobilienunternehmen<br />

am Hauptsitz in Hannover ein.<br />

Seit 2022 leitet sie das Göttinger Büro der<br />

Delta Immobiliengruppe, die mit der Delta<br />

Fonds nebst der Delta Domizil – seit 2020 von<br />

Ana Lisa Rossin geleitet – in Göttingen vertreten<br />

ist.<br />

„Als sich die Gelegenheit bot, hier im Rahmen<br />

der Standortentwicklung mehr Verant-<br />

Delta Domizil GmbH<br />

wortung zu übernehmen, Büro habe Göttingen ich mich sofort<br />

angesprochen gefühlt und nicht lange darüber<br />

nachgedacht“, sagt 37073 die seit Göttingen Kurzem für den<br />

Masterstudiengang Diplom-Immobilienökonomie<br />

eingeschriebene, fortbildungsfreudige Führungskraft.<br />

Sie weiß, worauf es an ihrem Bürostandort<br />

Göttingen mit seinen sieben Kollegen<br />

ankommt: „Wir möchten mit unserem jungen<br />

Team stets auf Augenhöhe die Unternehmensziele<br />

mit Tatkraft und Freude gemeinsam umsetzen<br />

und somit für unsere Verwaltungsmandate<br />

VERMIETUNG DURCH:<br />

Robert-Gernhardt-Platz 3<br />

eine professionelle Dienstleistung erbringen.“<br />

Dies fördern wir nicht zuletzt mit Teambuildingmaßnahmen<br />

wie etwa Firmenevents und<br />

Sport aktivitäten. Im Zuge einer stetigen Anpassung<br />

an die digitalen Arbeits- und Strukturprozesse<br />

investieren die beiden Frauen auch viel<br />

Zeit ins Networking. Bei Treffen der Wirtschaftsund<br />

Immobilienjunioren oder der regionalen<br />

Wirtschaftsförderer knüpft Stefanie Blaeß Kontakte<br />

zu anderen Dienstleistern, Handwerkern<br />

oder künftigen Kollegen.<br />

IM TAGESGESCHÄFT IST SIE mindestens<br />

einmal wöchentlich im Außendienst zu Terminen<br />

der direkten Immobilienbetreuung in<br />

Göttingen, im Harz oder auch überregional in<br />

Ana Lisa Rossin<br />

Münster, Gießen oder Kassel. „Es wird immer<br />

komplexer Tel.: – nicht +49 zuletzt (551) auch 50 30 aufgrund 50–33for-<br />

malrechtlicher Mobil: sowie +49 technischer 163 7560751 Neuerungen<br />

der immobilienwirtschaftlichen rossin@deltadomizil.de Regelwerke“,<br />

sagt Blaeß – aber genau diese Herausforderungen<br />

schätzt sie sehr. Denn bei der Lösung von<br />

Problemen können sie sich auf die Strukturen<br />

der vor 50 Jahren gegründeten Firmengruppe<br />

verlassen. In den zur Gruppe gehörenden<br />

Unternehmen Delta Domizil, Delta Bau, Delta<br />

Energie und Delta Fonds finden sich stets Immobilienprofis,<br />

die mit ihrer Expertise Projekte<br />

voranbringen. Nach der inzwischen nahezu<br />

kompletten Vermietung des in den letzten Jahren<br />

im Göttinger Stadtteil Weende entstandenen<br />

Sartorius-Quartiers läuft nun das nächste<br />

Projekt für die Firmengruppe an. Auf dem Gelände<br />

eines ehemaligen Möbelhändlers nahe<br />

der Kasseler Landstraße entstehen neue Büroflächen,<br />

die 2024 bezugsfertig sind.<br />

Die Entwicklung des K5 Bürokomplexes hat<br />

Ana Lisa Rossin von der Delta Domizil begleitet.<br />

Sie übernimmt auch die Vermarktung.<br />

Auch hier hat das Team der Delta Gruppe gut<br />

kooperiert. Dazu sagt Stefanie Blaeß: „Dies<br />

zeigt die Leistungsfähigkeit unseres Teams<br />

– und so bekommen wir auch immer wieder<br />

neue und attraktive Aufträge.“<br />

KONTAKT<br />

Delta Immobilien Gruppe<br />

Stefanie Blaeß, Büroleiterin Göttingen<br />

Robert-Gernhardt-Platz 3<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 50305030<br />

blaess@deltafonds.de<br />

www.deltafonds.de<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

110 2 |<strong>2023</strong>


PROFIL<br />

Simone Klare, Laureen Albers,<br />

Nicole Bockler (v.l.)<br />

Karriere mit Leidenschaft<br />

Herz, Stärke und Partnerschaft: Nicole Bockler, Kanzleimanagerin bei HSP STEUER Göttingen<br />

Sie schwingt nicht nur in ihrer Hängematte,<br />

sondern auch im Job: Nicole Bockler<br />

ist Kanzleimanagerin bei HSP STEUER<br />

Göttingen. Eine starke Frau, die ihre Karriere<br />

mit Leidenschaft und Hingabe gestaltet und<br />

gleichzeitig die Balance zwischen Arbeit und<br />

Privatleben bewahrt hat.<br />

Nach ihrer Ausbildung zur Steuerfachangestellten<br />

2005 wurde Nicole geprüfte Bilanzbuchhalterin<br />

IHK, arbeitete als Sachbearbei<br />

te rin in der Buchhaltung, war Leiterin<br />

Finanz- und Personalwesen und ist seit April<br />

2018 Kanzleimanagerin bei HSP STEUER Göttingen.<br />

Ihre Rolle ist vielfältig. Sie verwaltet Projekte,<br />

organisiert Abläufe und agiert als rechte Hand<br />

der Geschäftsführung. Ebenso verantwortet sie<br />

das Marketing und die Social-Media-Aktivitäten<br />

der Kanzlei und steht Bewerberinnen und Bewerbern<br />

sowie potenziellen Mandanten als Erstkontakt<br />

zur Verfügung. Darüber hinaus begleitet<br />

sie das Onboarding neuer Teammitglieder.<br />

AN HSP STEUER GÖTTINGEN schätzt Nicole<br />

besonders die Unternehmenskultur und hierbei<br />

besonders die familiäre Atmosphäre zwischen<br />

den Chefs sowie die gelebten Werte<br />

von ,Herz, Stärke und Partnerschaft‘. Zu den<br />

Qualitäten der Kanzlei zählt sie die Förderung<br />

fachlicher wie persönlicher Kompetenzen,<br />

die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die<br />

Home office-Lösungen mit Top-Ausstattung<br />

und das immer offene Ohr für ihre Anliegen.<br />

Mit drei Kindern und einem starken familiären<br />

Netzwerk im Rücken weiß Nicole, wie<br />

wichtig Flexibilität und eine ausgewogene<br />

Work-Life-Balance sind. HSP STEUER Göttingen<br />

unterstützt dies z. B. durch Gesundheitsförderung<br />

mit Heasy, einem Programm, das<br />

sie persönlich sehr gerne nutzt. Der Teamgeist<br />

bei HSP wird durch zweiwöchige Teamsitzungen<br />

und monatliche Teamfrühstücke gestärkt,<br />

bei denen es Zeit zum Austausch und zur offenen,<br />

transparenten Kommunikation gibt.<br />

WENN SIE NICHT GERADE die Geschicke<br />

der Kanzlei lenkt, findet man Nicole in ihrer<br />

Hängematte, wo sie Ruhe tankt und neue<br />

Energie schöpft. Eine leidenschaftliche Gärtnerin,<br />

die Freude an ihren Kräutern findet und<br />

ihre Arbeit genauso pflegt und wachsen lässt,<br />

wie sie es in ihrem Garten tut.<br />

Nicole Bockler – eine beeindruckende Frau,<br />

die ihren Weg geht und dabei zeigt, dass man<br />

mit Herz, Stärke und Partnerschaft viel erreichen<br />

kann.<br />

DREI DER POWERFRAUEN bei HSP STEUER<br />

Göttingen: Die Kanzleimanagerin Nicole Bockler<br />

und die Steuerberaterinnen Laureen Albers<br />

und Simone Klare, seit 2022 Prokuristinnen<br />

der HSP STEUER Göttingen GmbH Steuerberatungsgesellschaft.<br />

KONTAKT<br />

HSP STEUER Göttingen GmbH<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

Stresemannstraße 28C<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 8208070<br />

goettingen@hsp-steuer.de<br />

www.hsp-steuer.de/goettingen<br />

2 |<strong>2023</strong> 111


PROFIL<br />

TOP-FRAUEN<br />

Die transformative Kraft der<br />

Positiven Psychologie<br />

Vanessa Freitag inspiriert Unternehmen deutschlandweit.<br />

Heutzutage suchen Unternehmen nach<br />

neuen Wegen, das Wohlbefinden ihrer<br />

Mitarbeiter:innen zu verbessern.<br />

VANESSA FREITAG tut genau das und begeistert<br />

Unternehmen deutschlandweit mit ihrer<br />

einzigartigen Herangehensweise als Expertin<br />

der Positiven Psychologie. Sie fördert nicht nur<br />

das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen, sondern<br />

ermöglicht es ihnen, ihr volles Potenzial<br />

auszuschöpfen.<br />

Durch interaktive Workshops, inspirierende<br />

Vorträge und individuelles Coaching schafft<br />

sie eine Atmosphäre des Wachstums und der<br />

Selbstreflexion. Ihre Leidenschaft und fesselnden<br />

Vorträge ermutigen Menschen, ihre Grenzen<br />

zu überschreiten und über sich hinauszuwachsen.<br />

UNTERNEHMEN, die Vanessa Freitag engagieren,<br />

berichten von gesteigerter Mitarbeiterzufriedenheit,<br />

verbessertem Teamwork und<br />

höherer Produktivität. Ihre maßgeschneiderten<br />

Methoden fördern eine positive Unternehmenskultur,<br />

die sich auf alle Ebenen auswirkt.<br />

„Vanessa Freitag verkörpert die transformative<br />

Kraft der Positiven Psychologie“, so der WDR<br />

im Februar <strong>2023</strong>.<br />

Vanessa Freitag<br />

KONTAKT<br />

Positive Psychologie – Training & Coaching<br />

Vanessa Freitag<br />

Charlottenburger Str. 6<br />

37085 Göttingen<br />

Tel. 0151 41222123<br />

info@positive-mind.solutions<br />

positive-mind.solutions<br />

Eröffnung<br />

Seegarten ab dem<br />

16.06.<strong>2023</strong> täglich<br />

12. 00 – 21. 00 Uhr<br />

*bei gutem Wetter<br />

LOKAL · REGIONAL · INTERNATIONAL<br />

| frische Produkte<br />

| ofenfrisches Sauerteigbrot<br />

| hausgemachte Kuchen<br />

| täglich wechselndes Mittagsangebot<br />

| Menü am Abend<br />

| Wohlfühlambiente bei uns am<br />

Göttinger Kiessee<br />

WWW.RESTAURANT-KREDO.DE<br />

112 2 |<strong>2023</strong>


PROFIL<br />

Vorstand des Verbundes ,Frau & Betrieb‘ (v. l.):<br />

Natalia Hefele (Geschäftsführung), Heike<br />

Gutknecht (Klartext GmbH / Capera Gruppe),<br />

Karin Friese (Wirtschaftsförderung Region<br />

Göttingen) und Eliane Krüger (Lampe<br />

legal Anwaltsgesellschaft und Notare)<br />

Frauen in Führung vernetzen sich<br />

Wir möchten Vorbilder zeigen und<br />

mit diesen Beispielen andere<br />

Frauen motivieren, sich für Führungsaufgaben<br />

und Führungspositionen zu<br />

entscheiden“, sagt Natalia Hefele. Sie leitet<br />

die bei der städtischen Koordinierungsstelle<br />

,Frauen & Wirtschaft‘ angesiedelte Geschäftsstelle<br />

des Unternehmens verbundes<br />

,Frau & Betrieb‘ Göttingen. Mitglieder des<br />

Verbundes verfolgen das Ziel, zukunftsorientierte<br />

Personalentwicklung zur Verbesserung<br />

der Vereinbarkeit von Beruf und Familie umzusetzen.<br />

Unterstützung von Frauen, die sich<br />

für Führungs- und Verantwortungspositionen<br />

entscheiden, gehört ebenso zum Schwerpunkt<br />

des Verbundes. Im Herbst 2021 hat der<br />

Vorstand ein Netzwerk für Führungsfrauen<br />

und Unternehmerinnen ins Leben gerufen.<br />

Alle zwei Monate kommen um die 30 weibliche<br />

Führungskräfte und Unternehmerinnen<br />

aus der Region zusammen, um sich über Führungskultur<br />

auszutauschen und die Philosophie<br />

ihrer Unternehmen und Organisationen<br />

frauengerecht zu verändern.<br />

DAS THEMENSPEKTRUM dieser Netzwerktreffen<br />

reicht von gendergerechten Stellenausschreibungen<br />

über Kommunikations- und Unternehmenskultur<br />

bis zum Selbstmarketing<br />

von Frauen in ihren Unternehmen und Organisationen.<br />

Neben Impulsvorträgen, Seminaren<br />

und anschließenden Diskussionen ist die<br />

Teilnahme an regionalen Mentoring-Programmen<br />

in Aussicht gestellt. Feedbacks und Erfahrungsaustausch<br />

sind wichtige Bestandteile<br />

des Netzwerks. „Göttingen ist ein Sonderfall:<br />

Hier gibt es – wie wir in unserer Podiumsdiskussion<br />

,Erfolgs<strong>faktor</strong> Frau‘ im Januar dieses<br />

Jahres eindrucksvoll sehen konnten – überdurchschnittlich<br />

viele Frauen in Führungs positionen,<br />

die viel voneinander lernen können“,<br />

stellt Vorstandsmitglied Heike Gutknecht fest.<br />

DAS NETZWERK VON FRAUEN in Führungs-<br />

und Verantwortungspositionen strebt<br />

an, noch mehr ,Frauenpower‘ in der Region<br />

zu fordern – speziell in den Branchen, die<br />

Nachholbedarf haben. Unter Power verstehen<br />

Mitglieder des Netzwerkes unter anderem,<br />

dass sich die Frauen firmenintern aktiver<br />

präsentieren und behaupten sowie extern<br />

zielorientierter vernetzen, um neue Kontakte<br />

bewusst geschäftlich zu nutzen. Wie das alles<br />

funktioniert, lernen Mitglieder und Gäste des<br />

Netzwerkes am besten bei den vielen Veranstaltungen<br />

der nächsten Monate zu Themen<br />

wie ,Sichtbarkeit im Unternehmen‘, ,Führung<br />

in Teilzeit oder aus Distanz‘ oder ,Führung und<br />

Kommunikation‘.<br />

Mehr Termine sowie Informationen zum<br />

Verbund und den Netzwerken gibt es auf der<br />

Homepage www.frauen-wirtschaft.de, die sich<br />

als Infoplattform für InteressentInnen an der<br />

neue Farbwerte HKS 59<br />

Thematik ,Frauen in der Wirtschaft‘ HKS 65 versteht.<br />

KONTAKT<br />

TEXT: STEFAN LIEBIG<br />

Koordinierungsstelle ,Frauen &Wirtschaft‘/<br />

Verbund ,Frau & Betrieb‘ e.V.<br />

Stadt Göttingen – Neues Rathaus<br />

Hiroshimaplatz 1–4, Zimmer 922/923<br />

Dr. Natalia Hefele<br />

Geschäftsführung und Projektleitung<br />

37083 Göttingen<br />

Tel. 0551 4002860<br />

kostelle@goettingen.de<br />

www.frauen-wirtschaft.de<br />

2 |<strong>2023</strong> 113


Selbst die Stärksten<br />

gehen zur Vorsorge.<br />

Seit über zehn Jahren stehen wir in<br />

Göttingen für Diagnostik auf höchstem<br />

Niveau. Dank langjähriger Erfahrung<br />

und modernster Diagnoseverfahren<br />

sind wir in der Lage pathologische Veränderungen<br />

im ganzen Körper frühzeitig<br />

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und deshalb für die Früherkennung von Brustkrebs<br />

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unseres Ärzteteams und sprechen Sie mit uns.<br />

Wir informieren Sie umfassend:<br />

• Dr. med. Ulla Ritter<br />

• Dr. med. Susanne Luftner-Nagel<br />

• Prof. Dr. med. Katharina Marten-Engelke<br />

• Dr. med. Friedemann Baum<br />

• Prof. Dr. med. Uwe Fischer<br />

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Bahnhofsallee 1d · 37081 Göttingen<br />

(Gegenüber Bahnhof Westausgang)<br />

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PROFIL<br />

REFRATECHNIK ist ein<br />

Familienbetrieb<br />

Seit 2021 ist Dr. Diana Fähsing Werksleiterin<br />

der REFRATECHNIK Cement GmbH in Göttingen.<br />

Ihre 138 Mitarbeiter kennt sie alle persönlich.<br />

„Wir haben hier eine hohe Kompetenz,<br />

die benötigt wird, um feuerfeste Produkte<br />

in herausragender Qualität herzustellen“, berichtet<br />

sie.<br />

DR. FÄHSING ist mehr als nur Werksleiterin.<br />

Sie ist eine Frau voller Energie und Engagement<br />

für den Betrieb und die Zukunft des<br />

Unter nehmens. „Mich begeistern innovative<br />

Ideen und deren Verwirklichung. Ich möchte<br />

gestalten.“ Und das kann sie bei Refratechnik,<br />

wo sie ausreichend Spielraum hat. In der<br />

langjährigen Erfolgsgeschichte des Unternehmens<br />

ist Frau Dr. Fähsing die erste weibliche<br />

Werksleiterin. Doch als Vorzeigefrau für Emanzipation<br />

sieht sie sich dennoch nicht. „Für<br />

mich stellte sich nie die Frage, ob ich als Frau<br />

den Job bewältigen kann. Ich bin ein Teamplayer<br />

und ich möchte gemeinsam mit meinen<br />

Mitarbeitern Ziele erreichen.“ Die Werksleiterin,<br />

die Wein und Sushi liebt, hat ein offenes Ohr<br />

für die Probleme ihres Personals – von privaten<br />

Sorgen bis hin zum Ärger mit den Pressen.<br />

Sie lässt Nähe zu, bleibt aber trotzdem authentisch.<br />

Niemand käme wohl auf die Idee, es ihr<br />

gegenüber am nötigen Respekt fehlen zu lassen.<br />

Dr. Diana Fähsing<br />

KONTAKT<br />

REFRATECHNIK CEMENT GmbH<br />

Dr. Diana Fähsing<br />

Rudolf-Winkel-Str. 1<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 6941-0<br />

refra@refra.com<br />

www.refra.com<br />

against all odds<br />

Auch Frauen können Technik.<br />

Die Ausbildung zur Kunststoff-Formgeber:in<br />

war nicht mein Wunsch.<br />

Doch schnell lernte ich diesen Beruf<br />

wegen der Berührungspunkte zu den Naturwissenschaften<br />

lieben. Diese Leidenschaft hält<br />

bis heute. Die Meister:innen-Weiterbildung, als<br />

eine der ersten in diesem Beruf, erfolgte bereits<br />

wenige Jahre später. Die Erprobung von Neuformen<br />

und die Prozessentwicklung sind meine<br />

Triebfeder.<br />

Der Eintritt in die Selbstständig keit war wenige<br />

Jahre später die logische Konsequenz,<br />

um eigene Vorstellungen über Fertigung von<br />

Kunststoff-Spritzgießteilen umsetzen zu<br />

können. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit<br />

waren für mich und mein Unternehmen<br />

in den 1990er-Jahren schon wichtig. Nur wollte<br />

es niemand bezahlen. Heute ein präsentes<br />

Thema. Seit Jahren kann HF-Kunststofftechnik<br />

durch Eigenentwicklungen den Energieverbrauch<br />

teilegenau messen und die Anlagen<br />

per Mobiltelefon steuern. Mehr als 20 Prozent<br />

Energieeinsparung sind 2022 das Ergebnis.<br />

Die Nachhaltigkeit ist auch weiter ein wichtiges<br />

Thema. Bereits 10 Prozent des Energiebedarfs<br />

wird ,grün‘ erzeugt. Geplant ist ein<br />

jährlicher Zuwachs von weiteren 10 Prozent.<br />

Ein Zwangsumzug im Jahr 2019 formte uns<br />

zu einem Betrieb mit 100 Prozent Frauenquote.<br />

Auch Frauen können Technik. So wünsche<br />

ich mir mehr Frauen in technischen Berufen.<br />

Gerne auch bei uns.<br />

Helle Faupel<br />

KONTAKT<br />

HF-Kunststofftechnik<br />

Helle Faupel<br />

Inhaberin<br />

Georg-Stelling-Straße 1<br />

37197 Hattorf am Harz<br />

2 |<strong>2023</strong> 115


mensch<br />

116 2 |<strong>2023</strong>


mensch<br />

Auf der<br />

richtigen<br />

Welle<br />

Peter Müller-Kronberg stieg vor zehn<br />

Jahren in dritter Generation bei Zufall<br />

ein und brachte frischen Wind in den<br />

Familien betrieb. So entwickelte sich<br />

im Göttinger Logistikunternehmen unter<br />

ihm auch das zufall.lab – ein Ort,<br />

an dem Innovationen entstehen und<br />

Transformation gelebt wird.<br />

Der 39-jährige CEO spricht über den<br />

Mut zum Risiko, den sowohl Surfer als<br />

auch Unternehmer brauchen, und darüber,<br />

warum die wirklich wichtigen Dinge im<br />

Leben nicht käuflich sind.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

2 |<strong>2023</strong> 117


mensch<br />

» Will ich erfolgreich sein, muss ich wissen,<br />

118 2 |<strong>2023</strong><br />

wie Menschen ticken, und ich muss<br />

mich selber kennen. «<br />

Ein Mann steht auf seinem<br />

Surfboard. Vollkommen<br />

in dem Moment und zu<br />

einhundert Prozent bei<br />

sich. Nur das Meer, die<br />

Wellen und er. Gute Surfer<br />

haben ein Gespür für die<br />

Welle. Keine ist wie die<br />

andere, alles verändert<br />

sich, alles ist im Fluss.<br />

Vertrauen in sich selbst,<br />

sich einschätzen können,<br />

eine Entscheidung treffen und es durchziehen – für Peter<br />

Müller-Kronberg ist sein Lieblingssport eine gute Analogie<br />

zu seiner Aufgabe als CEO der Zufall logistics group.<br />

„Als Unternehmer machst du genau das jeden Tag. Und<br />

wie im Sport brauchst du Kompetenzen, die Liebe zur<br />

Sache und einen gewissen Mut zum Risiko.“ Zum Surfen<br />

kommt der 39-jährige Familien vater zwar nicht mehr so<br />

oft wie früher, aber er ist sich sicher, dass ihn diese Leidenschaft<br />

bis zu seinem Lebensende begleiten wird.<br />

PETER MÜLLER-KRONBERG ist eines von drei Kindern<br />

und der Einzige, der in das Familienunternehmen einsteigt.<br />

Sein Vater Gerhard Müller hatte es ihm freigestellt,<br />

unter der Bedingung, dass sich sein Sohn bis zu<br />

seinem 30. Geburtstag entscheiden sollte. „Ich hatte die<br />

Wahl – und das ist ein Privileg, ohne Zweifel“, sagt<br />

Müller- Kronberg heute. Erfahrungen sammeln, andere<br />

Kulturen kennenlernen und neue Perspektiven entdecken<br />

– das treibt den gebürtigen Göttinger von jeher<br />

an. Er verbringt bereits während seiner Schulzeit ein Jahr<br />

in Irland, reist später neun Monate mit dem Rucksack<br />

durch Mittelamerika. Prägend für seine Entwicklung ist<br />

der Zivildienst. Zusammen mit drei weiteren jungen<br />

Menschen ist er für den Standort Hörnum auf Sylt der<br />

Schutzstation Wattenmeer verantwortlich, führt Exkursionen<br />

durch, hält Vorträge. Er studiert Eventmanagement,<br />

einen international angelegten Studiengang, arbeitet<br />

bei einer Sportmarketingagentur und sammelt Praxis-


mensch<br />

erfahrungen in anderen Logistikbetrieben. Nicht gerade<br />

der klassische Weg für jemanden, der das Logistikunternehmen<br />

der eigenen Familie übernehmen kann.<br />

„Dabei haben mich alle Stationen genau darauf gut vorbereitet.<br />

Logistik ist ein globales Geschäft und funktioniert<br />

nur mit Menschen. Will ich erfolgreich sein, muss<br />

ich wissen, wie Menschen ticken, und ich muss mich<br />

selber kennen“, erklärt der CEO überzeugt. Die einzige<br />

Bedingung, die er für seinen Einstieg stellte: Ich möchte<br />

ein Unternehmen führen, in dem ich selbst gern arbeite.<br />

„In den intensiven Gesprächen mit meinem Vater ist mir<br />

klar geworden, dass es immer wieder Herausforderungen<br />

geben wird, die es zu überwinden gilt, und dass meine<br />

innere Überzeugung die tragende Säule dafür sein wird.“<br />

1928 GRÜNDETE FRIEDRICH ZUFALL das Unternehmen<br />

in Kassel, wodurch es seinen unverwechselbaren Firmennamen<br />

erhielt, der aus Deutschlands Logistiklandschaft<br />

nicht mehr wegzudenken ist. Mittlerweile besteht<br />

die Zufall logistics group aus zehn Niederlassungen in<br />

ganz Deutschland, hat über 2.000 Mitarbeitende und<br />

einen Umsatz von 450 Millionen Euro. Neben dem<br />

Transport ist die Kontraktlogistik ein wichtiges Geschäftsfeld,<br />

das Logistiklösungen mit langfristigen Geschäftspartnern<br />

erarbeitet. Bestes Beispiel ist der Kunde<br />

Sartorius.<br />

ZUR PERSON<br />

Peter Müller-Kronberg führt als CEO und Gesellschafter<br />

in dritter Generation das Familienunternehmen.<br />

Bevor der heute 39-Jährige vor zehn Jahren bei Zufall<br />

einstieg, studierte er Eventmanagement und sammelte<br />

Erfahrungen im Sportmarketing sowie im Autorennsport,<br />

wo er sekundengenau getaktete logis tische Abläufe<br />

kennenlernte.<br />

Müller-Kronberg lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in<br />

Göttingen. Er integriert in seinem Privatleben und in der<br />

Unternehmens kultur eine gelebte Nachhaltigkeit,<br />

die auf die Zukunft der Enkel einzahlt. Mit Zufall möchte<br />

er nach neuen Wegen suchen, die uns zu einem<br />

verantwortungsvollen Umgang mit der Natur<br />

und den Ressourcen inspirieren.<br />

2 |<strong>2023</strong> 119


mensch<br />

Die Distribo GmbH, ein Joint Venture beider Unternehmen,<br />

leistet in Göttingen komplexe Lagerlogistik und<br />

Produktionsversorgung. Zufall ist dabei der alleinige Investor<br />

des im <strong>Sommer</strong> 2014 eingeweihten Logistikzentrums<br />

am Siekanger.<br />

Gerade entsteht dort das nachhaltigste Logistikzentrum<br />

der Region. Alles, was technisch machbar ist, wird<br />

umgesetzt, so dass das Gebäude 60 Prozent weniger<br />

Energie verbraucht, als es bei einer konventionellen Bauweise<br />

der Fall wäre. „So klimatisieren wir mit einer<br />

Sheddach-Konstruktion, die das Licht herein und die<br />

Wärme draußen lässt, und kommen komplett ohne fossile<br />

Brennstoffe aus. Es wird am Ende des Tages ein energiepositives<br />

Gebäude sein, das die extrem hohen Kundenanforderungen<br />

von Sartorius erfüllen wird“, sagt<br />

Müller-Kronberg. Für Zufall ist das mit weit über 20<br />

Millionen Euro die größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte.<br />

Ziel der Zufall logistics group ist es, zum<br />

100-jährigen Jubiläum nicht nur CO 2 -neutral zu sein,<br />

sondern zusätzlich die Rentabilität zu verdoppeln – das<br />

erfordert Mut, Logistik neu zu denken.<br />

NEUE THEMEN BRAUCHEN einen eigenen Raum,<br />

in dem man sich bewusst Zeit nimmt und mit neuen<br />

Impulsen und neuer Methodik an der Zukunft arbeitet.<br />

„Das ist im turbulenten Tagesgeschäft schwierig“, erzählt<br />

Müller-Kronberg. Dieser Raum entstand 2019 mit dem<br />

zufall.lab auf dem ehemaligen Gelände der Spedition<br />

Hermann Weber. „Es braucht offene und kreative Menschen.<br />

Und vielfältige Perspektiven, auch aus anderen<br />

Wirtschaftszweigen, um ein neues Kundenverständnis<br />

und neue, zunehmend digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln“,<br />

ergänzt der CEO.<br />

Entstanden ist eine Zukunftswerkstatt, in der hierarchiefrei<br />

und erlebbar anders gearbeitet wird. Und tatsächlich<br />

herrscht hier eine angenehme Atmosphäre mit<br />

offen gestalteten und flexibel nutzbaren Räumen. Nachhaltigkeit<br />

ist ein Wort, das häufig fällt. So lag der Umbau<br />

des alten Gebäudes unter den Kosten eines Neubaus.<br />

Vorhandenes wurde, wo immer möglich, integriert. Das<br />

Dach wurde begrünt, und im Innenhof hat sich am kleinen<br />

Teich ein Entenpärchen eingenistet. Die Vitra-Stühle,<br />

auf denen wir beim Interview sitzen, kommen aus zweiter<br />

Hand, und Teile der ehemaligen Deckenverkleidung<br />

dienen heute als Schallschutzelemente. „Dass wir unsere<br />

Zukunft gerade in diesen Räumen gestalten können, die<br />

jahrzehntelang Heimat für klassisches Speditionsgeschäft<br />

gewesen sind, schafft für uns eine besondere Verbindung“,<br />

erklärt Müller-Kronberg bestimmt.<br />

DIE LOGISTIK-BRANCHE stiftet einen enormen Mehrwert<br />

für die Gesellschaft. Sie ist die Voraussetzung für<br />

eine funktionierende Wirtschaft und baute in der Vergangenheit<br />

darauf, dass die Menschen durch ihren Konsum<br />

zum Wachstum beitragen. „Als Unternehmer und<br />

Vater erlebe ich, dass diese Wachstumslogik keine Zukunft<br />

mehr hat. Es geht um ökologische und soziale<br />

Werte“, so Müller-Kronberg. Aber entzieht verantwortungsvoller<br />

und somit reduzierter Konsum einem Transport-<br />

und Logistikunternehmen nicht die wirtschaftliche<br />

Grundlage? Die klare Antwort des CEO lautet: „Der<br />

Weg führt nur über Umdenken.“ Weniger E-Commerce<br />

und mehr Re-Commerce. Upcycling statt neu kaufen,<br />

und Sharing statt selbst besitzen. Regional statt langer<br />

Transportwege. Und ganz oben auf der Liste: Eigenverantwortung.<br />

Jeder steht in der Pflicht, mit dem eigenen<br />

Verhalten einen Beitrag zu leisten. Und darauf aufbauend<br />

gilt es, zu lernen und die richtigen, oft unbequemen<br />

Fragen zu stellen. Noch sind die Antworten für eine<br />

komplett nachhaltige Logistik nicht da, aber Müller-<br />

Kronberg sieht Ansätze in der richtigen Richtung und<br />

Kunden, die zusammen mit der Zufall logistics group<br />

wachsen wollen.<br />

„DIE MENSCHEN BEI ZUFALL haben tolle Ideen. Wir müssen<br />

zuhören und verstehen, was sie sehen“, sagt Müller-<br />

Kronberg. Als schnell denkender Visionär ist er oft zu<br />

ungeduldig, aber es sei elementar, mit den Menschen im<br />

Gespräch zu sein. Auch dafür bietet das zufall.lab einen<br />

großzügigen Rahmen und mit einer Million Euro pro<br />

Jahr ein ausreichendes Budget, sich auszuprobieren, Projekte<br />

anzustoßen und konkrete Entwicklungen voranzutreiben.<br />

So ist ein digitaler Zwilling des Umschlaglagers<br />

aufgebaut worden, mit dem sich Prozesse virtuell testen<br />

120 2 |<strong>2023</strong>


mensch<br />

lassen, bevor sie in die Realität umgesetzt werden. Darüber<br />

hinaus investierte das Unternehmen in den letzten<br />

Jahren 3,2 Millionen Euro in Start-ups, die ihre Idee für<br />

eine nachhaltige Zukunft teilen.<br />

„Ich bin so stolz und freue mich, dass wir im Unternehmen<br />

Menschen haben, die mit viel Leidenschaft und<br />

Herz diese Transformation mitgestalten“, sagt Müller-<br />

Kronberg. Die Zukunft bei Zufall hat längst begonnen.<br />

Denn schon längst sind es nicht nur die großen LKWs,<br />

die durch Deutschland und Europa fahren. Mit Citylogistik<br />

hat das Unternehmen ein innerstädtisches Modell<br />

ent wickelt, bei dem E-Cargobikes den Verkehr<br />

klima freundlich entlasten. Der nächste Schritt wird sein,<br />

Kundenanforderungen in Echtzeit digital zu verarbeiten,<br />

sodass sich die Fahrstrecken automatisch anpassen. Und<br />

der ,Night Star Express‘ transportiert in der Nacht Ersatzteile<br />

für Wärmepumpen oder Windkraftanlagen sogar<br />

direkt bis in den Kofferraum eines Monteurs, der so<br />

am Morgen direkt zu seinen Kunden fahren kann. Hinter<br />

all dem steckt logistische Feinarbeit, die immer weiter<br />

optimiert wird.<br />

ALLES, WAS WIR TAGTÄGLICH in den Händen halten, ist<br />

Teil einer globalen Wertschöpfungskette. Es sei denn, die<br />

Gurke kommt direkt aus dem heimischen Garten und<br />

die Milch vom Bauern nebenan. Wir haben es als Konsumenten<br />

in der Hand, die Warenströme und damit die<br />

Lieferketten zu beeinflussen. Wir müssen hinterfragen,<br />

woher Produkte kommen und wie nachhaltig Transportwege<br />

sind. Um sich dann auch der Frage zu stellen: Wie<br />

viel Konsum brauchen wir wirklich? „Dinge, die für<br />

mich ein erfülltes Leben ausmachen, kann ich nicht kaufen.<br />

Damit meine ich Zeit mit Menschen, die mir wichtig<br />

sind, und eine intakte Natur“, erklärt der 39-Jährige, der<br />

mit seiner Familie auch kleine Auszeiten bewusst genießen<br />

kann. „Das ist jedes Mal ein Stückchen gelebter Perspektivwechsel.“<br />

Und so sollten wir uns alle von Zeit zu Zeit auf eine<br />

Reise begeben und nach neuen Wegen suchen, die uns zu<br />

einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und<br />

den Ressourcen inspirieren. Ein Logistikunternehmen in<br />

Göttingen hat sich dieser Aufgabe gestellt. ƒ<br />

ZUM UNTERNEHMEN<br />

Zufall wurde 1928 in Kassel gegründet und hat den<br />

heutigen Firmensitz in Göttingen. Das Unternehmen<br />

gliedert sich in zwei große Geschäftsbereiche: Transport<br />

und Logistik. Mit über 2.000 Mitarbeitenden an zehn<br />

Standorten in ganz Deutschland transportiert Zufall rund<br />

fünf Millionen Sendungen pro Jahr und erwirtschaftete im<br />

vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund<br />

450 Millionen Euro.<br />

Die Zufall logistics group gehört zu den Sonderpreisträgern<br />

des Europäischen Transportpreises für<br />

Nachhaltig keit. Der Logistiker wurde für sein soziales<br />

Engagement hinsichtlich der Unternehmenskultur sowie<br />

der Förderung und Motivation von Mitarbeitenden und<br />

Auszubildenden prämiert. Darüber hinaus unterstützt<br />

Zufall verschiedene kulturelle, ökologische und allgemeinbildende<br />

Projekte in der Region wie die Internationalen<br />

Händel- Festspiele und den Internationalen<br />

Schul bauernhof in Hardegsen.<br />

www.zufall.de<br />

Einen persönlicheren Eindruck von<br />

Zufall-Chef Peter Müller-Kronberg<br />

bekommen Sie im <strong>faktor</strong>-Video unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-video<br />

2 |<strong>2023</strong> 121


leben<br />

Sound<br />

im Kopf<br />

Auf einem Göttinger Hinterhof hat sich Henning Mohr vor sechs Jahren<br />

einen lang gehegten Traum erfüllt: Hier baut er in wochen langer Handarbeit hochwertige<br />

E- und Akustikgitarren sowie Bässe nach Maß für Liebhaber und Kenner<br />

aus ganz Deutschland – jedes Stück ein Unikat.<br />

Bei einem Besuch in seiner Werkstatt erzählt der gelernte Heilpraktiker<br />

vom einzigartigen Klang heimischer Baumarten und davon, wie er sich bis<br />

zum Ende seiner Tage beschäftigen wird.<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

122 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

2 |<strong>2023</strong> 123


leben<br />

»Ich suche immer<br />

nach einem ganz<br />

bestimmten Klang.«<br />

Was passiert, wenn man dem<br />

Meeresrauschen lauscht und<br />

dabei in sich hineinhört? Wenn<br />

man an einem warmen Wintertag<br />

am Atlantik sitzt, die Füße<br />

im Sand und sich selber sagt:<br />

‚Ich werde hier erst aufstehen,<br />

wenn ich die Frage beantwortet habe: Wie soll der Rest<br />

meines Lebens aussehen?‘ Henning Mohr ist 50 Jahre<br />

alt, als er sich in seinen alten VW-Bus setzt und wie<br />

schon viele Male zuvor nach Portugal fährt. Nur wird er<br />

dieses Mal als ein anderer zurückkehren. Als ein Mann,<br />

der beschlossen hat, sein Leben zu ändern. „Ich habe gar<br />

nicht lange am Meer sitzen müssen – ich wusste nach ein<br />

paar Sekunden die Antwort“, sagt Mohr. „Ich werde<br />

Gitarren bauen.“<br />

Dass es herausfordernd sein wird, was er sich vorgenommen<br />

hat, ist ihm durchaus bewusst. Mohr hat sein<br />

Leben lang selbstständig gearbeitet. Mit Mitte Zwanzig<br />

eröffnet er seine Praxis als Heilpraktiker, bildet später<br />

auch angehende Heilpraktiker aus und verlegt Bücher zu<br />

diesem Thema – bis zu jenem Tag am Meer.<br />

Mittlerweile verkauft er bis zu 20 Gitarren pro Jahr –<br />

noch ausschließlich in Deutschland, doch das soll sich<br />

ändern. „Ich brauchte ein ambitioniertes Ziel, weil ich<br />

dazu neige, mich schnell zu langweilen“, sagt er nicht<br />

ohne Stolz.<br />

EINE KLINGEL HAT SEINE WERKSTATT NICHT. „Rufen<br />

Sie mich an, wenn Sie auf dem Hof sind“, erklärt Mohr<br />

freundlich am Telefon. Es wirkt wie ein Geheimtipp.<br />

Vorne an der Einfahrt ist das Firmenschild eines Malermeisters,<br />

aber kein Hinweis auf einen Gitarrenbauer.<br />

Auf dem Hinterhof angekommen, öffnet ein weißhaariger<br />

Mann mit Zopf und Brille die Tür. Er führt uns<br />

durch einen schmalen Gang in seine zwei Räume mit<br />

Werkbänken, großen Maschinen und einer Sitzecke mit<br />

einer alten Ledercouch. An den Wänden hängen halbfertige<br />

und fertige Gitarren und elektrische Bässe auf der<br />

einen Seite, auf der anderen lagern zugesägte Holzbohlen<br />

in deckenhohen Regalen. „Es gibt inzwischen kaum<br />

einen Ort, wo ich lieber bin“, sagt Mohr und zeigt, woran<br />

er gerade arbeitet: eine Gitarre für einen Göttinger<br />

Musiker, ganz nach dessen Wünschen.<br />

124 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

Für Liebhaber Eine Gitarre nach Maß kostet bei Henning Mohr zwischen 2.700 und 4.500 Euro – je nachdem, für welches Holz<br />

und welche Hardware man sich entscheidet. Dafür fließen bis zu 120 Arbeitsstunden in ein Instrument.<br />

2 |<strong>2023</strong> 125


leben<br />

LAUT SOLL SIE SEIN UND EINEN TIEFEN, vollen Klang<br />

haben – diese neue Gitarre, die im Moment noch in einem<br />

riesigen Schraubstock eingespannt ist. „Jeder Gitarrenbauer<br />

hat seine eigenen Rezepte“, sagt Mohr. Einiges,<br />

was er über die Jahre gelernt hat, gibt er regelmäßig in<br />

Workshop-Kursen weiter. Aus ganz Deutschland und sogar<br />

aus der Schweiz reisen Gitarristen an, um sich in<br />

Bovenden diesen Traum zu erfüllen.<br />

Drei E-Gitarren-Modelle und drei Bass-Modelle hat er<br />

standardmäßig zur Auswahl. Dazu kommen verschiedene<br />

Modelle akustischer Gitarren und sogenannte Lap-<br />

Steel- Gitarren, auch Hawaiigitarren genannt, mit Stahlsaiten.<br />

Anders als beim gewöhnlichen Gitarrenspiel wird<br />

sie vom sitzenden Spieler auf den Schoß (englisch lap)<br />

gelegt; die Saiten weisen nach oben.<br />

Nicht jeder möchte gleich in eine individuelle Maßanfertigung<br />

investieren. Denn eine Gitarre nach Maß kostet<br />

zwischen 2.700 und 4.500 Euro – je nachdem, für welches<br />

Holz und welche Hardware man sich entscheidet. Dafür<br />

fließen bis zu 120 Arbeitsstunden in ein Instrument. Inzwischen<br />

hat es sich außerdem herumgesprochen, dass<br />

man bei ‚Mohr‘ auch seine alten lieb gewonnenen Gitarren<br />

reparieren lassen kann. „Ich kriege viele Instrumente<br />

zu Gesicht, die ich vorher noch nie gesehen habe – die<br />

urigsten Sachen und sehr viele, sehr alte“, sagt der gebürtige<br />

Wolfsburger. Auch deshalb liebt er seinen Job.<br />

SEINE ALLERERSTE GITARRE, die er in seiner Werkstatt<br />

gebaut hat, hängt heute bei ihm zu Hause an der Wand.<br />

„Sie ist nicht schön. Man kann sie nicht verkaufen. Aber<br />

ich mag sie und spiele gerne auf ihr“, sagt er und schaut<br />

sich in seiner Werkstatt um. „Ich habe in meinem Leben<br />

viel Musik gemacht und habe daher ziemlich klare Vorstellungen<br />

vom Sound“, erzählt er weiter, während er<br />

eine Lap-Steel-Gitarre aus seiner Sammlung nimmt und<br />

sie sich auf den Schoß legt und spielt. Ein bisschen<br />

Hawaii. Ein bisschen Blues. Good old America. Überraschender<br />

Weise ist er einer der wenigen Gitarrenbauer,<br />

die zugleich Musiker sind. Noch heute spielt er in einer<br />

Band und testet dort seine neu entworfenen Gitarrenmodelle,<br />

ob sie sich beispielsweise mit ihrem Klang gegen<br />

ein Schlagzeug durchsetzen können. „Ich suche immer<br />

nach einem ganz bestimmten Klang“, sagt der Hobbymusiker.<br />

Er will es anders machen. Experimentiert.<br />

Bricht Regeln. Und sucht die Seele jeder einzelnen Gitarre,<br />

sucht den Sound, der bereits in ihm selbst schwingt.<br />

„Als ich vor mehr als dreißig Jahren mit dem Bau meiner<br />

ersten Gitarre anfing, suchte ich nach etwas Neuem.<br />

Ich wollte ein Instrument haben, das nicht so aussieht<br />

wie eine Paula oder Strat“, sagt Mohr. Unter Musikern<br />

sind diese Marken natürlich bekannt und werden von<br />

Liebhabern nicht nur erstanden, um gespielt zu werden,<br />

sondern auch als Wertanlage. Eine ‚Les Paul‘ von Gibson,<br />

liebevoll ‚Paula‘ genannt, kostet an die 5.000 Euro.<br />

Die meistverkaufte Gitarrenmarke der Welt ist die ‚Strat‘<br />

oder Fender Stratocaster. Sie ist zugleich die teuerste Gitarre<br />

aller Zeiten, die für 2,7 Millionen US-Dollar für<br />

einen karitativen Zweck versteigert wurde. Mick Jagger,<br />

Keith Richard, Eric Clapton, Paul McCartney und Sting,<br />

um nur einige zu nennen, haben sie signiert.<br />

MOHR IST STOLZ, DASS ER ES GESCHAFFT HAT. „Ich<br />

bin der beste Beweis, dass man keine Lehre braucht, um<br />

etwas zu erlernen“, sagt er – obwohl er gerne eine Ausbildung<br />

zum Zupfinstrumentenmacher gemacht hätte.<br />

Doch niemand wollte einen Fünfzigjährigen ausbilden.<br />

Also absolvierte er stattdessen mehrere Praktika in ganz<br />

Deutschland, lernte die notwendigen Arbeitsschritte<br />

und das Holz zu verstehen. „Alles hängt am Holz, absolut<br />

alles“, sagt er. „Die Länge der Fasern und die Dichte<br />

bestimmen, wie das Holz klingt.“ So verwendet Mohr<br />

für den Bau seiner Gitarren viele Hölzer, die im Gitarrenbau<br />

eher unüblich sind, wie Hainbuche, Eber esche<br />

oder Akazie.<br />

126 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

2 |<strong>2023</strong> 127


leben<br />

Die Decke einer akustischen Gitarre ist ihr Herzstück.<br />

Ihre Beleistung und Formung machen den Sound aus.<br />

‚Du kannst die Decke nicht auf Spannung verleimen, das<br />

reißt‘ – haben ihm Kollegen gesagt. Und Henning Mohr?<br />

Er sagte: Ich weiß, dass es geht. „Ich gehe bei der Konstruktion<br />

der Decken neue Wege, und der Sound meiner<br />

Gitarren gibt mir recht. Diese neuen Wege habe ich allerdings<br />

in den Anfangsjahren mit der einen oder anderen<br />

Gitarre bezahlt, die im Feuer landete, weil sie zu<br />

nichts anderem zu gebrauchen war.“<br />

„Man muss vor allem Geduld haben“, sagt der 56-Jährige.<br />

Meint damit aber vor allem die lange Zeit, die ein<br />

Holz benötigt, bis es verarbeitet werden kann. Vier bis<br />

fünf Jahre liegt es bei ihm im Lager. Es ist inzwischen<br />

gut gefüllt mit einheimischen Hölzern – vorwiegend gekauft<br />

bei regionalen Holzhändlern und Sägewerken:<br />

Zwetschge, Erle, Kirschbaum, Eichenholz aus dem<br />

Moor, Esche, Birne, Apfelbaum. Und Nussbaumholz aus<br />

Kanada – vor allem, weil es dort in Wäldern geerntet<br />

werden kann. Er zieht ein paar Bretter aus den Stapeln<br />

und streicht liebevoll darüber. „Was Sie bei mir nicht<br />

finden werden, sind Tropenhölzer“, sagt Mohr. Den<br />

Raubbau mit gefälschten Zertifikaten möchte er nicht<br />

unterstützen. Zumal die heimischen Baumarten in<br />

Klang und Aussehen dem verbotenen Rio-Palisander in<br />

nichts nachstehen.<br />

„ICH HABE EIN THEMA GEFUNDEN, mit dem ich mich<br />

bis ans Ende meiner Tage beschäftigen kann“, sagt er<br />

zufrieden lächelnd. Ein paar Ziele hat er als rastloser<br />

Geist dennoch. In diesem Jahr will er gezielt namhafte<br />

Musiker im In- und Ausland ansprechen und ihnen seine<br />

Modelle anbieten. „Eine Auswahl habe ich schon im<br />

Kopf. Alle sind Musiker, die ich sehr mag und deren<br />

Musik zum Sound meiner Instrumente passt. „Für einen<br />

anderen Traum lernt er derzeit Spanisch mit einem Podcast,<br />

während er in seiner Werkstatt steht und seine Gitarren<br />

baut. „Ich möchte in Spanien lernen, wie eine<br />

echte Flamenco-Gitarre gebaut wird“, erzählt er. Vor<br />

einiger Zeit hat er probiert, eine solche zu bauen. „Aber<br />

sie klingt nicht gut.“ Es gäbe Techniken, das Holz zu<br />

formen, zu biegen, zu spannen. Rezepte, die von Generation<br />

zu Generation weitergegeben werden und sich in<br />

keinem Lehrbuch finden. Mohr hofft, dass er eines<br />

Tages auch bei den Flamenco-Gitarren zu den Eingeweihten<br />

gehören wird – und er seinen Sound in die<br />

Welt bringen kann. ƒ<br />

Kontakt<br />

Mohr Guitars Gitarrenbau<br />

Göttinger Straße 46<br />

37120 Bovenden<br />

info@mohr-guitars.de<br />

mohr-guitars.de<br />

128 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

© ONP-SCHWIEGER GMBH<br />

Ein Platz<br />

zum Umarmen<br />

Ein Traum wird Realität: Im Göttinger Helvesanger entsteht mit viel ehrenamtlicher<br />

Initiative das dritte Kinder- und Jugendhospiz Niedersachsens.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG<br />

130 2 | <strong>2023</strong>


leben<br />

KONTAKT<br />

Wir möchten Kindern, die von der schlimmsten<br />

aller Diagnosen betroffen sind, und allen Zugehörigen<br />

eine Oase bieten, in der sie sich wohlfühlen,<br />

in die sie gern wiederkommen. Einen Ort, wo sie<br />

einfach mal an etwas anderes als Krankheit und Tod<br />

denken können – einen Platz zum Umarmen!“, sagt<br />

Nicole Zimmer und fasst damit die Motivation all derer<br />

zusammen, die sich für das geplante Kinder- und Jugendhospiz<br />

,Sternenlichter‘ in Göttingen einsetzen. Die<br />

Oberin der DRK-Schwesternschaft Georgia Augusta ist<br />

gleichzeitig auch Geschäftsführerin des Hospiz und arbeitet<br />

gemeinsam mit den Mitgliedern des Fördervereins<br />

und der Stiftung der ,Sternenlichter‘ an diesem großen<br />

Projekt. „Schon vor 15 Jahren schlug ich der damaligen<br />

Oberin vor, ein Kinder- und Jugendhospiz aufzubauen“,<br />

erzählt die erfahrene Intensivstations-Krankenschwester<br />

und Gesundheitsökonomin. „Leider unterstützte sie<br />

meine Idee nicht.“<br />

Seit sechs Jahren aber ist Zimmer selbst Oberin und<br />

hat seit dem viel in Bewegung gesetzt. So wurde 2018<br />

der Förderverein gegründet, und inzwischen sind die<br />

Unterstützer sogar bereits über das Planungsstadium für<br />

das Hospiz hinaus. Denn für das künftige Kinder- und<br />

Jugendhospiz gibt es mit dem Gelände im Helvesanger<br />

12, in der Nähe des Naturfreundehauses Grone,<br />

nicht nur einen Standort, sondern sogar schon die Baugenehmigungen.<br />

WAS HIER ENTSTEHT, IST BEEINDRUCKEND: Auf einem<br />

8.000 Quadratmeter großen Grundstück wird das<br />

Hospiz mit etwa 1.700 Quadratmetern Innenraumfläche<br />

gebaut. Hier sind zwölf Zimmer für Kinder und acht<br />

für Eltern vorgesehen. Hinzu kommen Therapieräume,<br />

eine Turnhalle, ein Krankengymnastikraum, eine Begegnungshalle<br />

mit Speiseraum sowie ein naturnaher Innenhof.<br />

Ebenso naturnah und lichtdurchflutet sollen die<br />

Räume des Hospizes sein, und im Garten stehen bald<br />

jede Menge Spielmöglichkeiten sowie Ruhezonen zur<br />

Verfügung. Man merkt, wie sehr sich Nicole Zimmer auf<br />

die Realisierung ihres lange verfolgten Traumes freut:<br />

„Es ist fantastisch, mit wie viel Herzblut die ganzen<br />

Ehren ämtler und das ,Team Sternenlichter‘ dabei sind<br />

und wie wir von Menschen und Unternehmen auch<br />

finanziell unterstützt werden.“<br />

Und gerade die finanzielle Förderung ist ein wesentliches<br />

Element. Denn damit Göttingen überhaupt zum<br />

dritten Kinderhospiz in Niedersachsen – und so bundesweit<br />

zum 17. Standort – werden kann, muss stets genau<br />

kalkuliert werden. Wie bei allen größeren Bauprojekten<br />

sind auch die Kosten für das Hospiz in den vergangenen<br />

Monaten deutlich über die eigentlich geplanten sechs bis<br />

sieben Millionen Euro hinaus geschossen. Hinzu kommen<br />

die sich abzeichnenden Probleme, die der leergefegte<br />

Fachkräftemarkt mit sich bringt. Denn neben den 21<br />

Pflegevollzeitstellen müssen Therapeuten, Hausmeister<br />

Kinder- und Jugendhospiz Sternenlichter gGmbH<br />

Helvesanger 12<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 58842<br />

info@sternenlichter-goettingen.de<br />

www.sternenlichter-goettingen.de<br />

Spendenkonto<br />

Kinder- und Jugendhospiz Sternenlichter gGmbH<br />

IBAN: DE05 2605 0001 0056 0819 95<br />

SWIFT/BIC: NOLADE21GOE<br />

Sparkasse Göttingen<br />

SIE MÖCHTEN NOCH MEHR HEFLEN?<br />

Auf dem Stiftungsportal Südniedersachsen der<br />

Sparkasse Göttingen können sich potenzielle Stifter<br />

und Interessierte informieren und gemeinsam Gutes tun:<br />

www.stiftungsportal-suedniedersachsen.de<br />

und ein guter Koch gefunden werden. Denn nicht nur die<br />

Betreuung, auch die Verpflegung soll erstklassig und aus<br />

dem eigenen Haus kommen.<br />

DA DIE KRANKENKASSEN an einigen Ecken kürzen und<br />

öffentliche Mittel auch sehr knapp sind, ist das Projekt<br />

Helvesanger auch auf Spenden angewiesen, sei es über<br />

die Mitgliedschaft im Förderverein, eine Spende an die<br />

gGmbH oder eine Zustiftung über die eigene Stiftung.<br />

Sobald aber alles fertig ist und genügend Gelder und<br />

Fachkräfte zusammengekommen sind, können sich die<br />

schicksalsgeprüften Kinder mit ihren Familien und<br />

Freunden auf eine außergewöhnliche Zeit freuen. Die<br />

Kinder können abschalten und neue Eindrücke gewinnen.<br />

Die Eltern haben Zeit für das Kind oder auch mal<br />

für Unternehmungen oder Ausflüge mit den Geschwisterkindern.<br />

Wenn also alles glatt läuft, sollen hier in etwa eineinhalb<br />

Jahren die ersten Familien wohnen und betreut<br />

werden können. Nicole Zimmer zweifelt nicht: „Dann<br />

sind hier die rechten Menschen am rechten Ort und wir<br />

haben ein Haus, in das die Familien ihre eigenen Farben<br />

einbringen können.“ƒ<br />

2 |<strong>2023</strong> 131


ANZEIGE<br />

Neue Umgebung für Trauerarbeit<br />

Für hope entsteht ein neuer hybrider Begegnungsraum – das Ergebnis beeindruckt.<br />

„Gerade, wenn wir Gäste<br />

haben, die voller Trauer sind,<br />

ist es wichtig, ihnen ein<br />

angenehmes Umfeld zu bieten.“<br />

Constance Hunold<br />

Sterben ist ein Teil des Lebens – deshalb<br />

betrachten wir bei hope das menschliche<br />

Leben von der Geburt bis zum Tod<br />

als ein Ganzes“, sagt Constance Hunold. Die<br />

Leiterin des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes<br />

(AKJHD) und des Ambulanten<br />

Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienstes<br />

(AHPB) vertritt gemeinsam mit Christiane<br />

Raabe, der Verantwortlichen für die Spezialisierte<br />

Ambulante Palliativversorgung (SAPV),<br />

die Dachmarke hope. Unter der Trägerschaft<br />

der Duderstädter St. Martini GmbH Krankenhaus<br />

und Altenpflegeheim hat sich hope mit<br />

Sitz in Leinefelde-Birkungen zum Ziel gesetzt,<br />

Menschen, die ihre schwersten, dunkelsten<br />

und traurigsten Stunden durchleben, „mit Demut<br />

zu dienen“. Mit einem engagierten Team<br />

aus acht Palliativ-Care-Pflegefachkräften beim<br />

SAPV, sechs fest angestellten Koordinatorinnen<br />

und über 100 ehrenamtlich ausgebildeten<br />

Menschen in den beiden Hospizdiensten sowie<br />

einer wachsenden Zahl an Kooperationsärzten<br />

ist hope für Menschen in Not da. Die<br />

Organisation sorgt dabei nicht nur für moralischen<br />

und emotionalen Beistand für viele<br />

Kranke, Sterbende und Hinterbliebene im<br />

Eichsfeld und den angrenzenden Landkreisen,<br />

sondern auch für die wichtige medizinische<br />

sowie die Lebensumfeldberatung.<br />

DEN KERN DER HOPE-ARBEIT bilden natürlich<br />

– wie die Namen der drei Dienste AKJHD,<br />

AHPB und SAPV schon zeigen – die ambulan<br />

ten Unterstützungsangebote. Doch ,hope<br />

– das Ambulante Hospiz- und Palliativzentrum<br />

Eichsfeld‘ richtet auch zentrale Veranstaltungen<br />

aus. Dazu gehören Trauerfrühstücke<br />

mit Brunchbufett, Elternsymposien oder ein<br />

,Mini kino mit Popcornmaschine‘ für Kinder.<br />

Außerdem bietet hope auch ein Trauercafé an<br />

und benötigt Räumlichkeiten für Schulungen,<br />

Netzwerktreffen und Besprechungen.<br />

„Gerade, wenn wir Gäste haben, die voller<br />

Trauer sind, ist es wichtig, ihnen ein angenehmes<br />

Umfeld zu bieten“, sagt Constance Hunold.<br />

Dies war auch der Auslöser, warum die Verantwortlichen<br />

glücklich waren, an ihrem Standort<br />

einen Raum gefunden zu haben, den sie als<br />

multifunktionalen Begegnungsraum für die<br />

genannten Zwecke einsetzen können. „Mir<br />

war sofort klar, dass wir zur Umsetzung eines<br />

solchen Projekts professionelle Hilfe<br />

brauchen“, sagt sie und berichtet, wie sie in<br />

der Ausstellung der Göttinger System-Büro<br />

Struckmeier GmbH fündig geworden ist: „Ich<br />

sah an der Decke ein Himmelsbild und wusste:<br />

Das ist es.“ Genau genommen handelte<br />

es sich um mehrere hinterleuchtete Deckenpaneele<br />

mit Himmelsmotiv. Durch geschickte<br />

Beleuchtung entsteht dabei einen 3D-Effekt,<br />

der genau die Weite erzeugt, die den Raum<br />

größer erscheinen lässt. Die Besucher können<br />

so nach oben schauen und ihre Gedanken ins<br />

Unendliche schweifen lassen.


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FOTOS: STUDIO MIRKO PLHA<br />

PROFIL<br />

Der flexible Hope-Raum in der Nutzung als Besucher Café<br />

Schnell nahm man Gespräche auf, und in<br />

wenigen Wochen entwickelten Struckmeier-<br />

Geschäftsführer Jens Barwinske und seine Mitarbeiterin,<br />

die Innenarchitektin Inga Bruns, ein<br />

Konzept. Florian Grewe, der die Unterneh menskommunikation<br />

beim hope-Träger St. Martini<br />

GmbH leitet, blickt auf die konstruktive Zusammenarbeit<br />

zurück: „Nichts ist zufällig – Farben,<br />

Materialien und Einrichtungsgegenstände wurden<br />

bis ins Detail aufeinander abgestimmt<br />

und stets auf die vielfältige Einsetzbarkeit für<br />

hope überprüft. Unser Dank gilt neben der Firma<br />

Struckmeier – die nicht nur sämtliche Einrichtung<br />

geplant, sondern auch geliefert hat<br />

– auch den Technikern des St. Martini Krankenhauses,<br />

die für die Malerarbeiten, die Elektrik<br />

und die Küchenanschlüsse gesorgt haben.“<br />

Das Ergebnis dieser professionellen Kooperation<br />

ist ein etwa 60 Quadratmeter großer,<br />

heller, farbenfroher, harmonischer und wandelbarer<br />

Raum der Begegnung mit Küchenzeile.<br />

Dessen Tische, Stühle und Funktions elemente<br />

können schnell und mit wenig Aufwand<br />

der jeweiligen Veranstaltung entsprechend<br />

umgeräumt, gestapelt und gereinigt werden.<br />

Magnetische Wände sind unsichtbar in den<br />

Raum integriert und können für die Arbeit mit<br />

Patien ten und Hinterbliebenen genutzt werden.<br />

Beamer und Leinwand können für Filme<br />

und Präsentationen eingesetzt werden. Der<br />

spendenfinanzierte, barrierefreie und dringend<br />

benötigte Raum war bereits vor seiner<br />

Fertigstellung in Benutzung. Offiziell eingeweiht<br />

wurde er Anfang März. Seither rief insbesondere<br />

der 3D-Himmel schon viel positive<br />

Rückmeldungen bei den Besuchern hervor.<br />

Es ist gelungen, einen schnell veränderbaren<br />

Ort zu erschaffen, in dem getrauert werden<br />

kann, in dem sich Menschen begegnen, in<br />

dem man spielen und Filme schauen kann –<br />

und der auch als Treffpunkt für die haupt- und<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter dient. Schon im<br />

Flur sorgen warme Gelbtöne und eine gemütliche<br />

Sitzecke für ein Willkommensgefühl und<br />

eine Wohlfühlatmosphäre.<br />

„ICH HATTE GROSSEN RESPEKT vor dieser<br />

speziellen Thematik. Hier musste eine Raumatmosphäre<br />

entstehen, die wandelbar, warm,<br />

aber auch emotional stützend wirken soll“,<br />

erläutert Jens Barwinske. „Aber wir möchten<br />

auch zeigen, dass Struckmeier über die<br />

Büro einrichtung hinaus noch viel mehr kann.“<br />

Innenarchitektin Inga Bruns erläutert einige<br />

Aspekte. So sei beispielsweise Holz verwendet<br />

worden, um natürliche Elemente in den Raum<br />

einzubringen. Besonderen Wert habe man<br />

auch auf ein vielseitig steuerbares Lichtkonzept<br />

gelegt. Dieses außergewöhnliche Einfühlungsvermögen<br />

beeindruckt Constance Hunold<br />

zutiefst: „Bei der Umsetzung spürt man,<br />

wie dieser Auftrag gelebt wurde. Wir haben<br />

uns alle die nötige Zeit genommen und sehen<br />

jetzt ein tolles Ergebnis.“ TEXT: STEFAN LIEBIG<br />

KONTAKT<br />

hope Ambulantes<br />

Hospiz- & Palliativzentrum Eichsfeld<br />

Constance Hunold<br />

Mühlweg 1a<br />

37327 Birkungen<br />

Tel. 0151 12255111 oder 0151 21500272<br />

info@hospiz-palliativ-eichsfeld.de<br />

www.hospiz-palliativ-eichsfeld.de<br />

KONTAKT<br />

System-Büro Struckmeier GmbH<br />

Karl-Arnold-Straße 4<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 506690<br />

info@struckmeier.de<br />

www.struckmeier.de


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75 Jahre Volksheimstätte<br />

Eine Erfolgsgeschichte, gebaut auf Werten und Visionen<br />

Thorsten May (Vorstand),<br />

Heike Klankwarth (Vorstandvorsitzende)<br />

„Wir haben mit Liebe gebaut.<br />

Und die Not lehrte uns bauen.“<br />

ZITAT AUS DEM VORWORT<br />

DES GESCHÄFTSBERICHTS VON 1962<br />

<strong>2023</strong><br />

ist Jubiläumsjahr für die<br />

Volksheimstätte: 75 Jahre<br />

besteht die Genossenschaft<br />

nun bereits, und sie blickt auf eine bewegte<br />

Vergangenheit zurück.<br />

AUS DER WOHNUNGSNOT der Nachkriegszeit<br />

geboren, lag der Fokus stets darauf, verlässlich,<br />

sozial gerecht und zu möglichst günstigen<br />

Konditionen neuen Wohnraum in der<br />

Region Göttingen zu schaffen. Während sich<br />

die wirtschaftlichen, politischen und sozialen<br />

Umstände im Laufe der Jahrzehnte immer<br />

wieder stark veränderten, baute und modernisierte<br />

die Volksheimstätte beständig weiter.<br />

Zum Abschluss des Geschäftsjahres 2022<br />

lag die Anzahl eigener Wohnungen bei 2.486,<br />

in der Fremdverwaltung bei 1.335, die Anzahl<br />

der Mitglieder lag bei 6.612 und die Durchschnittsmiete<br />

bei 6,14 Euro pro Quadratmeter.<br />

Doch nicht nur Häuser zur Vermietung wurden<br />

gebaut. Mittlerweile ist auch eine Kindertagesstätte<br />

in Grone entstanden, die nach der<br />

Fertigstellung an den Göttinger Sportverein<br />

ASC veräußert wurde. Darüber hinaus baute<br />

die Volksheimstätte zum ersten Mal in der<br />

Geschichte ein eigenes Verwaltungsgebäude,<br />

das im Mai 2022 bezogen wurde.<br />

Wir haben uns mit den beiden Vorständen, Heike<br />

Klankwarth und Thorsten May, unterhalten:<br />

75 Jahre Volksheimstätte –<br />

wie wird das gefeiert?<br />

Im Rahmen unseres Jubiläums haben wir<br />

uns dazu entschieden, unseren Mietern und<br />

Mitgliedern für die Treue und das Vertrauen<br />

zu danken. So ist das Motto „Wir haben<br />

Geburtstag, Sie bekommen die Geschenke“<br />

entstanden. Konkret heißt das, dass wir<br />

über das ganze Jahr verteilt Gewinnspiele mit<br />

hochwertigen Preisen, wie z. B. Waschmaschine,<br />

Kühlschrank, Staubsauger oder LED-TV,<br />

veranstalten. Außerdem planen wir, 75 Bäume<br />

zu pflanzen und einen Tiny Forest – einen<br />

Mikro-Stadtwald – entstehen zu lassen, um<br />

die Stadt noch ein bisschen grüner zu machen.<br />

Das ist allerdings ein sehr aufwendiges<br />

und langfristiges Projekt, das über dieses Jahr<br />

hinausgehen wird.<br />

Sie sind nun ziemlich genau ein Jahr im<br />

neuen Verwaltungsgebäude. Wie haben Sie<br />

sich eingelebt?<br />

Die Eingewöhnung ging ausgesprochen<br />

schnell und ohne nennenswerte Komplikationen.<br />

Zum Glück hat auch die Technik von Anfang<br />

an mitgespielt, und wir konnten nahtlos<br />

unseren täglichen Aufgaben nachgehen. Das<br />

haben wir der langen und intensiven Planung<br />

zu verdanken, an der auch unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter aktiv beteiligt waren.<br />

Die hohe Funktionalität mit durchdachter


PROFIL<br />

ANZEIGE<br />

Das gesamte Team der Volksheimstätte im Februar <strong>2023</strong><br />

Büroaufteilung und moderner, energieeffizienter<br />

Ausstattung bietet uns die notwendige<br />

Grundlage für die Zukunft. Unsere tägliche<br />

Arbeit und das Miteinander haben durch den<br />

Umzug auf jeden Fall gewonnen. Wir sind sehr<br />

froh über diesen großen Entwicklungsschritt.<br />

Planen Sie aktuell neue Bauprojekte?<br />

Wir stellen gerade einen Wohnungsneubau<br />

auf dem Leineberg fertig. Die 18 entstandenen<br />

Wohneinheiten werden zurzeit für die<br />

Vermietung vorbereitet. Darüber hinaus läuft<br />

seit letztem Jahr eine große energetische Sanierung<br />

in Weende. Dabei handelt es sich um<br />

drei Bauabschnitte, von denen der erste kurz<br />

vor dem Abschluss steht und der nächste in<br />

den Startlöchern. Die politischen und marktwirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen bremsen<br />

weitere Neubauplanungen leider aktuell<br />

etwas aus.<br />

Wie ist die Lage in der Wohnungswirtschaft?<br />

Die Bedingungen verändern sich ständig und<br />

stellen die Wohnungswirtschaft vor hohe Herausforderungen.<br />

Da wären die notwendigen<br />

Maßnahmen zum Erreichen der Klimaziele<br />

(z.B. GEG-Gebäudeenergiegesetz) und die<br />

unbeständigen politischen Aussagen und Förderbedingungen.<br />

Hinzu kommt die ungünstige<br />

Zins- und Baukostenentwicklung. Das führt<br />

bei vielen Wohnungsunternehmen zu der Entscheidung,<br />

Neubauprojekte zu verschieben<br />

oder sogar einzustellen – trotz des hohen Bedarfs.<br />

Auch wir sind entsprechend vorsichtig,<br />

warten ab und beobachten die Entwicklungen<br />

sehr genau. Als Wohnungsbaugenossenschaften<br />

tragen wir eine hohe wirtschaftliche Verantwortung<br />

und müssen umsichtig und mit<br />

angemessener Vorsicht agieren.<br />

Was tun Sie für die Region Göttingen?<br />

Unsere Hauptaufgabe ist seit jeher, bezahlbaren<br />

Wohnraum zu schaffen. Außerdem sind<br />

wir ein verlässlicher und zukunftsorientierter<br />

Arbeitgeber für aktuell 35 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Durch Sponsoring und Spenden beteiligen<br />

wir uns darüber hinaus regelmäßig an zahlreichen<br />

Projekten. Besonderes Augenmerk liegt<br />

dabei auf Einrichtungen und Initiativen in den<br />

Stadtteilen, in denen sich unsere Bestandsimmobilien<br />

befinden, was dann letztendlich<br />

unseren Mieterinnen und Mietern zugutekommt.<br />

Aber auch Großveranstaltungen wie<br />

die Nacht der Kulturen, das KWP-Festival oder<br />

den Literaturherbst unterstützen wir gern, um<br />

die Vielfalt Göttingens zu erhalten. Ebenso<br />

war der Bau der Kindertagesstätte für den<br />

ASC sicher ein wichtiger Schritt, durch den<br />

80 neue Kinderbetreuungsplätze in Göttingen<br />

entstanden sind. Unser letztes besonderes<br />

Projekt war die Übernahme der Betriebskosten<br />

eines Leih-Lastenrades, das zur kostenlosen<br />

Ausleihe am Nachbarschaftszentrum<br />

Grone zur Verfügung steht. Wir tragen von<br />

Herzen gern dazu bei, neben Lebensraum<br />

auch sozialen und kulturellen Mehrwert in der<br />

Region Göttingen zu schaffen.<br />

KONTAKT<br />

Volksheimstätte eG<br />

Wohnungsbaugenossenschaft<br />

Kasseler Landstraße 89<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 37077-0<br />

Fax 0551 37077-499<br />

vh@volksheimstaette.de<br />

volksheimstaette.de


leben<br />

136 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

Die<br />

Gipfelstürmerin<br />

Ida-Sophie Hegemann ist nicht nur die erfolgreichste deutsche Trailrunnerin,<br />

vielmehr gehört sie zur absoluten Weltspitze.<br />

Trotzdem ist die Duderstädterin auf dem Boden geblieben und lädt<br />

ihre Akkus immer wieder in der Heimat auf.<br />

TEXT RUPERT FABIG<br />

FOTOGRAFIE JOHANNES ÜBERBACHER I E3 MEDIA HOUSE<br />

Um ohne weitere Umschweife zum Punkt zu<br />

kommen: Ida-Sophie Hegemann ist eine begnadete<br />

Trailrunnerin – und zwar die erfolgreichste<br />

Deutschlands. In dieser Disziplin, in<br />

der sie über mitunter marathongleiche Distanzen steilste<br />

Berge hinaufläuft, zählt die 26-Jährige sogar zur absoluten<br />

Weltspitze. Und doch sei sie, nach eigener Aussage, eher<br />

flachländisch, „duderstädterisch“, unterwegs. Konkret<br />

meint die Spitzenathletin damit, dass sie Schwierigkeiten<br />

habe, die technisch anspruchsvollen Passagen berg ab<br />

mutig und schnell zu bewältigen. „Das Urvertrauen in den<br />

Berg, über das Einheimische aus Gebirgsregionen verfügen,<br />

lässt sich nicht erlernen.“ Aber auch darüber hinaus geht<br />

das Duderstädterische – die tiefe Verwurzelung im Eichsfeld,<br />

die Heimatverbundenheit und Boden ständigkeit – als<br />

Metapher für ihren Lebensweg durch.<br />

Der in eben jenem Duderstadt beginnt. Anfangs im<br />

Ballett, beim Tennis, recht bald im klassischen Bahnund<br />

Straßenlauf. Hegemann fällt auf. Durch ihren grazilen<br />

Stil, vor allem aber ihr Talent, ihre schiere Klasse.<br />

Wettkämpfe in der Heimat dominiert die damals für die<br />

LG Göttingen startende Leichtathletin häufig spielerisch.<br />

Der Wechsel an den Olympiastützpunkt nach Hannover<br />

mit angegliedertem Internat ist nur folgerichtig. Größere<br />

Erfolge stellen sich ein, aber auch noch größere Rückschläge.<br />

Hegemann erleidet eine Stressfraktur, wird vom<br />

Pfeiffer’schen Drüsenfieber heimgesucht. Mittlerweile<br />

kenne sie ihren Körper „unheimlich“ genau. „Ich merke<br />

fünf Tage im Voraus, wenn sich eine Verletzung oder<br />

Krankheit einstellt“, sagt sie.<br />

ZWISCHENDURCH, als sie mal für einige Monate fit ist,<br />

läuft sie ihren ersten Berglauf. 2017 war das. Primär,<br />

um sich nach längerer Pause nicht direkt wieder mit<br />

Straßenläuferinnen und besonders dem Druck, den eigenen<br />

Bestzeiten weit hinterherzulaufen, messen zu müssen.<br />

Als Gastläuferin absolviert Hegemann eine von acht<br />

Etappen der Transalpine, einem Wettkampf, der später<br />

zur Schaubühne ihrer Extraklasse werden soll. „Ich war<br />

fasziniert von der Idee.“ Und ein erster Sponsor ist fasziniert<br />

davon, wie die auf diesem Terrain eigentlich unerfahrene<br />

Sportlerin überzeugt. Künftig wird Hegemann<br />

von Unternehmen dafür bezahlt, bei prestigeträchtigen<br />

Rennen zu starten.<br />

2 |<strong>2023</strong> 137


leben<br />

» Ich ziehe da nicht eintönig meine Runden,<br />

sondern erkunde dabei auch immer die Gegend.<br />

Und auf dem Gipfel angelangt, ist das Gefühl überragend –<br />

die ganze Welt wirkt so klein. «<br />

DER WECHSEL VON DER BAHN auf den Berg wird vollzogen.<br />

„Ich musste es einfach machen – auch weil ich<br />

beim Straßenlauf an einem Punkt angelangt war, an dem<br />

ich wegen der vielen Verletzungen kein Potenzial mehr<br />

gesehen habe“ sagt Hegemann, die die neue Herausforderung<br />

zunächst semiprofessionell angeht, während sie<br />

parallel ihr Jurastudium in Hannover bis zur Zwischenprüfung<br />

absolviert. Inzwischen ist die drahtige Blondine<br />

auf Architektur umgestiegen. Der Fokus gebührt aber<br />

ganz eindeutig dem Leistungssport.<br />

Dafür zieht Hegemann, ein ausgesprochener Familien<br />

mensch, sogar ins österreichische Innsbruck, um<br />

optimale Trainingsbedingungen vorzufinden. Bis zu<br />

30 Stunden in der Woche arbeitet sie an ihrer Qualität,<br />

auf drei Belastungswochen folgt eine Entlastungswoche.<br />

Wobei Entlastung in die Perspektive zu setzen ist. Während<br />

beispielsweise Marathonläufer mitunter nur bis zu<br />

drei Rennen im Jahr absolvieren, sind Trailrunner in der<br />

Hauptsaison beinahe wöchentlich aktiv.<br />

Solche Jobs sichern ein lukratives Einkommen. Hegemanns<br />

Hauptsponsor ist The North Face – auch ,Volkswagen<br />

R‘, Falke Sport, Vitamin Well und Suunto zählen<br />

zu den Unterstützern. Im Gegenzug läuft die Eichsfelderin<br />

mit Werbung der Marken, steht für Medientermine<br />

und Fotoshootings zur Verfügung. Bis zu 80.000 Euro<br />

allein als fixe Summe hat Hegemann somit in einem<br />

Jahr sicher, hinzu kommen Boni und Preisgelder bei den<br />

Rennen. Ihre Eltern, die bei vielen Wettkämpfen anwesend<br />

sind, haben ihr sowie den vier jüngeren Geschwistern<br />

schon früh beigebracht, wie wichtig es ist, auf eigenen<br />

Beinen zu stehen, ihr Auskommen zu sichern.<br />

ALL DAS: SCHÖN, GUT, aber weit davon entfernt, ein<br />

Hauptantrieb für Hegemann zu sein, ihre Karriere<br />

voranzutreiben. „Die Herausforderung ist viel fordernder<br />

als auf der Straße, es gibt super steile Abschnitte,<br />

dann wieder flowige Passagen. Ich ziehe da nicht eintönig<br />

meine Runden, sondern erkunde dabei auch immer<br />

die Gegend. Und auf dem Gipfel angelangt, ist das Gefühl<br />

überragend – die ganze Welt wirkt so klein“, beschreibt<br />

sie ihre Motivation.<br />

Es ist viel mehr Laufen aus Lust als Laufen zum Lebensunterhalt.<br />

Wer diese intrinsische Liebe zum Sport<br />

verkörpert, bei dem stellen sich die Erfolge in der Regel<br />

ein. Und die Regel beim Trailrunning lautet: Hegemann<br />

gewinnt immer. Bei der Transalpine über die Alpen hat<br />

sie dreimal in Folge triumphiert, ist dabei seit 26 Etappen<br />

ungeschlagen. Ein Wert, der so unvorstellbar ist,<br />

dass er sich schlicht nicht einordnen lässt. Hinzu kommt,<br />

dass Hegemann nicht etwa in einer konkurrenzlosen<br />

Sportart antritt. Trailrunning boomt, selbst Profis müssen<br />

mittlerweile darauf hoffen, für die Teilnahme an<br />

Wettbewerben ausgelost zu werden, da die Anmeldezahlen<br />

derart in die Höhe geschossen sind.<br />

Was kommt da für eine wie Hegemann noch, der mit<br />

26 alle Türen und Gipfel offenstehen? Olympia eher<br />

nicht, Trailrunning ist allein schon wegen der geografischen<br />

Notwendigkeiten kaum ins olympische Programm<br />

zu integrieren. Der Ultra-Trail du Mont-Blanc in Frankreich,<br />

legendär, mythisch. „Dort auf dem Podium zu landen,<br />

wäre ein Traum“, sagt sie.<br />

HEGEMANN IST EBEN EINE, die auch, ganz unduderstädterisch,<br />

aus der Reihe fallen kann. „Mit 30 möchte<br />

ich aber ein ganz normales Familienleben führen, dem<br />

Beruf nachgehen, der mich fasziniert und mir Freude bereitet.“<br />

Dann soll der Sport natürlich noch immer eine,<br />

wenn auch sekundäre Rolle spielen. Aber erst dann. ƒ<br />

138 2 |<strong>2023</strong>


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leben<br />

Was Schwedens König<br />

mit einer Göttinger Garage<br />

verbindet<br />

Opel Admiral,<br />

Mercedes Benz 500,<br />

VW Golf 1 Cabrio<br />

oder Ford Granada<br />

– diese und rund 700<br />

weitere Schmuckstücke<br />

hat Bastian Sadlowski<br />

in den vergangenen<br />

13 Jahren an Autoliebhaber<br />

weltweit verkauft.<br />

Ein ganz besonderes<br />

Fahrzeug möchte der<br />

Oldtimer-Händler<br />

allerdings vorerst für<br />

sich behalten: den<br />

gelben Porsche, mit<br />

dem einst Karl Gustav<br />

bei Tempo 180<br />

geblitzt wurde.<br />

TEXT MATTHIAS BRUNNERT<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

140 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

Abgefahren<br />

Der Volkswagen Käfer 1200 ist nur<br />

einer der zahlreichen Schätze in der<br />

Tiefgarage von Bastian Sadlowski.<br />

2 |<strong>2023</strong> 141


leben<br />

Mini 850 Deluxe<br />

Bastian Sadlowski ist noch etwas außer<br />

Atem. Der Grund: sein jüngster Sprössling.<br />

„Die Kinder erfordern viel zeitlichen Einsatz“,<br />

sagt der 39-Jährige, der seine Rolle<br />

als Familienvater sehr ernst nimmt. Weil<br />

er sich an diesem Vormittag um das leicht<br />

erkrankte jüngste seiner drei Kinder gekümmert hat,<br />

kommt Sadlowski in letzter Sekunde zum vereinbarten<br />

Termin im Göttinger Maschmühlenweg. Dort hat er auf<br />

einem von mehreren Unternehmen genutzten Gelände<br />

eine große Tiefgarage gemietet, in der er seine Schätze<br />

untergestellt hat: zahlreiche Oldtimer, Youngtimer &<br />

automobile Exoten, wie es auf der Homepage seines Unternehmens<br />

MondänMobil heißt.<br />

Im Dämmerlicht ist zunächst nicht viel zu sehen. Doch<br />

als Sadlowski das Licht einschaltet, springen einem die<br />

automobilen Schätze sofort ins Auge: Ford Capri, Opel<br />

Manta, ein Volvo P1800 oder ein historischer Alfa<br />

Romeo: Liebhaber dieser und zahlreicher anderer älterer<br />

Fahrzeuge können hier schnell ins Schwärmen geraten.<br />

An diesem Morgen stehen rund 30 historische Fahrzeuge<br />

in der Tiefgarage bereit – darunter auch zwei Mini<br />

Cooper, ein Mercedes 300 Cabrio, ein Volvo 242 GT<br />

und ein 60 Jahre alter VW Käfer im Herbie-Look.<br />

„EIN HERZ FÜR ÄLTERE AUTOS habe ich schon immer<br />

gehabt“, sagt Sadlowski. Dass er im Jahr 2009 begonnen<br />

habe, hauptberuflich mit historischen Fahrzeugen<br />

zu handeln, sei allerdings die Folge einer eher zufälligen<br />

Begegnung gewesen: Zum Ende seines Studiums der Sozialwissenschaften<br />

an der Uni Göttingen tourte Sadlowski<br />

mit seiner jetzigen Ehefrau mit einem älteren Mercedes<br />

durch Europa. Als er den 560 SEC nach der Reise<br />

über ein Inserat zum Verkauf anbot, kam ein Händler<br />

aus den Niederlanden auf ihn zu. „Der hat das Auto<br />

ohne Verhandlung sofort zum aufgerufenen Preis gekauft“,<br />

erzählt Sadlowski rückblickend. „Ich habe den<br />

Mann daraufhin gefragt: Warum kommst du 500 Kilometer<br />

nach Göttingen gefahren und verhandelst noch<br />

nicht einmal über den Preis?“ Seine Antwort: Autos, die<br />

älter als 25 Jahre sind, seien in den Niederlanden sehr<br />

gefragt, weil für sie keine Kfz-Steuer fällig sei. „Da habe<br />

142 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

Spektakulärer Coup Dank guter Kontakte steht heute auch der Porsche 996 GT3 Clubsport in Sadlowskis Sammlung, mit dem einst der<br />

schwedische König Karl Gustav höchstselbst durch die Radarkontrolle raste.<br />

ich Lunte gerochen“, erinnert sich Sadlowski. Kurzerhand<br />

bot er dem Holländer an, für ihn gegen Provision<br />

nach weiteren alten Autos in Deutschland Ausschau zu<br />

halten – und spürte dann für ihn den einen oder anderen<br />

Baby-Benz, also Mercedes 190, auf, oder auch Mercedes-Limousinen<br />

der S-Klasse. „Weil das ziemlich gut lief,<br />

habe ich dann nach einiger Zeit begonnen, auch auf eigene<br />

Rechnung mit älteren Pkw zu handeln“, erklärt der<br />

Unternehmer – und MondänMobil war geboren.<br />

DAZWISCHEN LAG NACH ABSCHLUSS DES STUDIUMS<br />

ein vorübergehender Umzug nach Lüneburg. „Meine<br />

Frau und ich wollten damals mal weg aus Göttingen.<br />

Und wegen der Nähe zu Hamburg war Lüneburg für<br />

uns attraktiv.“<br />

An die drei Autos, mit denen er dort in den Oldtimer-<br />

Handel einstieg, kann Sadlowski sich noch gut erinnern:<br />

eine blaue Ente 2CV, ein Mercedes W123 Coupé aus den<br />

frühen 1980er-Jahren und eine Mercedes/8-Limousine.<br />

Auf die Spur dieser und weiterer Fahrzeuge kam er durch<br />

unermüdliche Lektüre: „Ich habe schon damals nahezu<br />

täglich die Autobörsen durchforstet. Wenn ich dann etwas<br />

Interessantes entdeckte, war ich sehr schnell. Ich<br />

habe mich in den Zug gesetzt und bin sofort losgefahren.“<br />

IN DEN ERSTEN JAHREN habe er die Oldtimer vorwiegend<br />

in Deutschland gefunden, bald aber auch in den<br />

Niederlanden oder in Belgien und vor allem in Schweden,<br />

so der 39-Jährige. Dort kaufte er auf lokalen Fahrzeugbörsen<br />

vorwiegend ältere Volvos wie den P 1800,<br />

den sogenannten Schneewittchensarg.<br />

In Schweden gelang dem Göttinger mithilfe persönlicher<br />

Kontakte auch sein bisher wohl spektakulärster<br />

Gebrauchtwagenkauf. Dabei ging es allerdings nicht um<br />

einen Oldtimer, sondern um einen vergleichsweise jungen<br />

Sportwagen: einen Porsche 996 GT3 MK2 in Speedgelb<br />

als Clubsport-Version. „Schon unter normalen Umständen<br />

würden für ein solches Fahrzeug mitunter sechsstellige<br />

Beträge verlangt“, sagt Sadlowski.<br />

Der fragliche Porsche hat dazu noch eine besondere<br />

Geschichte. Und die hat mit Karl Gustav zu tun. Der<br />

schwedische König habe das Auto in Stockholm vor der<br />

offiziellen Eröffnung einer Fahrzeugmesse gesehen,<br />

2 |<strong>2023</strong> 143


leben<br />

Mercedes 300 CE 24v Cabrio<br />

144 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

» Die alten Schätze sind keine Alltagsfahrzeuge.<br />

Man muss sie eher als Hobby begreifen.«<br />

Mercedes 300 E 24v<br />

2 |<strong>2023</strong> 145


leben<br />

» Bei mir gibt es vorwiegend Oldtimer, die deutlich<br />

weniger kosten als die meisten Neuwagen von heute.<br />

Man muss als Interessent kein Millionär sein. «<br />

daran Gefallen gefunden und es sich für einige Zeit ausgeliehen.<br />

Der Monarch sei dann in einem Tunnel bei<br />

Tempo 180 km/h geblitzt worden, berichtet Sadlowski.<br />

Einen Zeitungsartikel dazu habe er beim Ankauf des<br />

Fahrzeugs gratis dazubekommen, erzählt er. Das Dokument<br />

habe er bis heute bei seinen Unterlagen.<br />

Wie der Porsche später in den Besitz eines Sammlers in<br />

Nordschweden gelangte, ist nicht überliefert. Fest steht<br />

aber, dass Sadlowski den Flitzer von dem Mann erwarb<br />

und ihn gemeinsam mit einem Kumpel persönlich über<br />

2.000 Kilometer weit bis nach Göttingen steuerte. „Die<br />

Fahrt hat wirklich großen Spaß gemacht.“ Seither befindet<br />

sich der Sportwagen – geschützt durch eine Spezialplane<br />

– in der angemieteten und wie der Inhaber betont<br />

„erstklassig gesicherten“ Tiefgarage.<br />

ABENTEUERLICHE EINKAUFSFAHRTEN WIE DIESE mache<br />

er seit einigen Jahren schon nicht mehr. „Heute kaufe<br />

ich die Autos vorwiegend über ein selbst geknüpftes internationales<br />

Netzwerk“, berichtet Sadlowski, der insgesamt<br />

schon rund 700 Oldtimer erworben und wieder an<br />

den Mann oder die Frau gebracht hat.<br />

Sein ,Einkaufsmarkt‘ habe sich inzwischen stark verändert.<br />

Er findet seine Ware seit einiger Zeit weniger in<br />

Nord- und Mitteleuropa, sondern eher in Italien und zuletzt<br />

überwiegend auf der iberischen Halbinsel. „Wegen<br />

des anderen Klimas rosten die Fahrzeuge dort im Winter<br />

nicht so schnell wie bei uns – der Aufwand für die Instandsetzung<br />

älterer Autos ist deshalb deutlich geringer.“<br />

Was er dort einkaufe, richte sich an den Interessen seiner<br />

Kunden aus, so der Geschäftsmann. „Und die interessieren<br />

sich vor allem für Fahrzeuge, zu denen sie eine<br />

emotionale Bindung haben, weil sie damit in jüngeren<br />

Jahren selbst gefahren sind. Wer ein solches Auto erwirbt,<br />

fühlt sich zurückversetzt in alte Zeiten. Das merkt<br />

man ganz oft bei der Probefahrt.“ Auch wenn fast alle<br />

Autos, die der Händler im Angebot hat, im öffentlichen<br />

Straßenverkehr unterwegs sein dürfen, rät Sadlowski davon<br />

ab, die Fahrzeuge tagtäglich zu nutzen. „Die alten<br />

Schätze sind keine Alltagsfahrzeuge. Man muss sie eher<br />

als Hobby begreifen.“<br />

Unabhängig davon schwärmt der Autoliebhaber aber<br />

von der Qualität der meisten Oldtimer: „Die Güte der<br />

verarbeiteten Materialien ist zumeist sehr viel besser als<br />

bei modernen Fahrzeugen.“ Die Lebensdauer vieler<br />

Wagen heute betrage „nur noch acht bis zehn Jahre“.<br />

Deshalb mache er beim Ankauf Mitte der 1990er-Jahre<br />

einen Cut. „Man kann davon ausgehen, dass später gebaute<br />

Fahrzeuge keine Klassiker mehr werden – abgesehen<br />

von einigen in limitierter Auflage produzierten<br />

hochwertigen Autos.“<br />

NOCH ABER GEBE ES GENÜGEND ÄLTERE FAHRZEUGE<br />

auf dem Markt und dafür inzwischen Interessenten<br />

überall auf der Welt. Seine automobilen Schätze verkaufe<br />

er längst nicht mehr nur an Kunden in Deutschland.<br />

„Ich habe Autos inzwischen in viele europäische Länder<br />

geliefert.“ Einige sogar in den arabischen Raum und in<br />

die USA.<br />

Wichtig ist Sadlowski dabei, nicht nur Fahrzeuge für<br />

Menschen mit sehr viel Geld im Angebot zu haben: „Bei<br />

mir gibt es vorwiegend Oldtimer, die deutlich weniger<br />

kosten als die meisten Neuwagen von heute. Man muss<br />

als Interessent kein Millionär sein.“ƒ<br />

KONTAKT<br />

MondänMobil<br />

Bastian Sadlowski<br />

Maschmühlenweg 105<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0176 64167878<br />

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146 2 |<strong>2023</strong>


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Showroom für die Erneuerbaren<br />

Der Energietechnikdienstleister 1KOMMA5° Göttingen hat auf der Siekhöhe einen<br />

neuen Showroom für die Technik rund um erneuerbare Energien für Privathaushalte<br />

und Unternehmen eingerichtet.<br />

„Dabei ist es uns wichtig,<br />

unsere Klimaschutzprodukte<br />

und deren intelligente<br />

Vernetzung für unsere Kunden<br />

erlebbar zu machen.“<br />

Heiko Lampe<br />

Marketingleiter<br />

Seit Dezember 2021 gehört das Göttinger<br />

Traditionsunternehmen bode & Stephan<br />

zur Unternehmensgruppe des Energietechnik-Start-ups<br />

1KOMMA5°. Damit ist eine<br />

Fokussierung des bisherigen Geschäfts komplett<br />

auf den Vertrieb und die Installation<br />

erneuerbarer Energielösungen erfolgt – Solaranlagen,<br />

Stromspeicher, Wallboxen, Wärmepumpen<br />

und vernetzende Technik sowie Software.<br />

Der Erfolg der Neuausrichtung kann<br />

sich sehen lassen: Die Mitarbeiterzahl stieg<br />

von 40 auf inzwischen rund 110, der zweite<br />

Unternehmensstandort Braunschweig wird<br />

ausgebaut, ein dritter Standort in Kassel wird<br />

2024 dazukommen. Der Umsatz wuchs um<br />

140 Prozent.<br />

„Generell geht man weiterhin davon aus,<br />

dass sich der Markt jedes Jahr verdoppeln<br />

wird, denn der Druck, etwas machen zu müssen,<br />

sowie die Bereitschaft, etwas machen<br />

zu wollen, steigen“, sagt Alexander Pape,<br />

Geschäftsführer von bode & Stephan.<br />

DIE GROSSE NACHFRAGE FÜR DAS BOOM-<br />

GESCHÄFT kommt bislang vor allem aus<br />

Photovoltaik-Anlagen und Speicherlösungen,<br />

aber Pape sieht Wärmepumpen ganz klar im<br />

Kommen – auch ohne Heizungsgesetz. „Wer<br />

ein geeignetes Gebäude hat, hätte mit dem<br />

Neueinbau einer Gasheizung deutliche Nachteile,<br />

denn ab 2027 müssen für Gas, aber auch<br />

Öl, CO 2 -Abgaben bezahlt werden.“ Zudem<br />

eigneten sich deutlich mehr Gebäude für den<br />

wirtschaftlichen Betrieb einer Wärmepumpe,<br />

als man denke.<br />

Es sind aber nicht nur solche Einzellösun gen,<br />

die 1KOMMA5° vertreibt, sondern vor allem<br />

auch deren intelligente Steuerung. Eine solche<br />

technische Eigenentwicklung ist der Heart beat,<br />

der Stromerzeugung und Strom verbrauch intelligent<br />

verbindet und steuert. „Zum einen<br />

lässt sich dadurch die Unabhängigkeit steigern,<br />

weil Stromverbrauch und -produktion<br />

besser aufeinander abgestimmt werden, zum<br />

anderen sind damit Kosteneinsparungen verbunden,<br />

denn über den Heartbeat kann Strom<br />

zu Bestpreisen verkauft oder eingekauft werden“,<br />

so Pape. Mit dem Ergebnis, dass etwa<br />

der Stromspeicher der Wärmepumpe dann<br />

vollgeladen wird, wenn Strom günstiger ist.


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FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

PROFIL<br />

Eingangsbereich des neuen Showroom mit Blick<br />

auf die Energietechnik-Produkte<br />

Geschäftsführer Ingo Stephan und Alexander Pape<br />

„Ein solches intelligentes Energiesystem ist für<br />

Kunden am Ende wirtschaftlich viel interessanter<br />

als die alte einfache Kombination aus<br />

Solaranlage und Stromspeicher.“<br />

DIE ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN sind<br />

breit, die Produktpalette ebenfalls, Energiekonzepte<br />

sind komplexer geworden. Dadurch ist<br />

auch der Beratungsbedarf deutlich gestiegen.<br />

Deswegen gibt es bei 1KOMMA5° schon jetzt<br />

einmal monatlich Informationsveranstaltungen,<br />

die gut ausgebucht sind. Das meiste Interesse<br />

kommt derweil noch von Privateigentümern,<br />

doch vor allem im Gewerbebereich<br />

sieht Alexander Pape noch eine Menge ungenutzte<br />

Potenziale: „Für Unternehmen rechnet<br />

sich das mindestens ebenso gut wie für Privatkunden.“<br />

Deswegen und aufgrund des steigenden<br />

Interesses geht 1KOMMA5° jetzt den nächsten<br />

Schritt und eröffnet Mitte Juli einen neuen<br />

Showroom in der Herbert-Quandt-Straße.<br />

Gezeigt werden auf 500 Quadratmetern alle<br />

Produkte, die 1KOMMA5° anbietet, in Kombination<br />

mit Beratungslounges, denn „wir<br />

wollen die Leute persönlich und individuell<br />

rundum zu Energiefragen beraten“, so Heiko<br />

Lampe, Marketingleiter von 1KOMMA5° in<br />

Göttingen.<br />

„DABEI IST ES UNS WICHTIG, unsere Klimaschutzprodukte<br />

und deren intelligente Vernetzung<br />

für unsere Kunden erlebbar zu machen“,<br />

betont Lampe. So könne jeder vor Ort den<br />

Einstieg in die eigene Energiewende wirksam<br />

mitgestalten. Und Geschäftsführer Alexander<br />

Pape bringt abschließend einen weiteren Mehrwert<br />

für die Kunden auf den Punkt: „Wir sind<br />

absolute Überzeugungstäter: Unser Firmengebäude<br />

oberhalb des Showrooms ist bereits<br />

seit 2003 mit PV-Anlagen und Wärmepumpen<br />

ausgestattet. Ebenso lange installieren wir<br />

auch schon Solaranlagen und Stromspeicher<br />

für Privathaushalte und Unternehmen.“ Diese<br />

langjährige Handwerks expertise sei in der<br />

Kombination mit der Vernetzung zu einem<br />

intelligenten Energiesystem einzigartig in der<br />

Region.<br />

TEXT: SVEN GRÜNEWALD<br />

KONTAKT<br />

1KOMMA5°<br />

Herbert-Quandt-Straße 6 + 12<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 50885-0<br />

info@1k5-goettingen.de<br />

1k5-goettingen.de


leben<br />

Der Klang<br />

der Steine<br />

Joachim Eriksen ist aus dem Göttinger Stadtbild nicht wegzudenken.<br />

Der Bildhauer mit seinem Atelier am Albaniplatz arbeitet derzeit an dem<br />

‚Buch der Zukunft‘ und lädt ein, selbst zu Hammer und Eisen zu greifen.<br />

Damit verfolgt der 66-Jährige eine Mission:<br />

den Menschen Brücken zur Kunst zu bauen.<br />

150 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

TEXT ANJA DANISEWITSCH<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

2 |<strong>2023</strong> 151


leben<br />

FOTO: JOACHIM ERIKSEN<br />

Cinderella’s Daydream<br />

Terrakotta-Porträt<br />

Technik: Polychrome<br />

Terrakotta<br />

152 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

» Künstler entwickeln oftmals<br />

Fragen, die sonst keiner stellt.<br />

Sie entwickeln eine Perspektive,<br />

um es anders zu sehen. «<br />

Tonnenschwere Steinblöcke reihen<br />

sich auf einem mehrere<br />

Fußballfelder umfassenden<br />

Areal aneinander. Ebenso<br />

schwere Baumaschinen spalten<br />

den Stein, der vor über 90 Millionen<br />

Jahren in einer marinen<br />

Umgebung entstand. Kleine<br />

Einlagerungen, Muscheln und<br />

Meerestiere sind Zeugen der<br />

Vergangenheit. Zwischen all<br />

den gebrochenen Blöcken geht ein Mann prüfend von<br />

Stein zu Stein, legt eine Hand auf, spürt, vermisst mit<br />

den Augen, vergleicht mit einem inneren Bild und legt<br />

letztlich sein Ohr an den Stein, schlägt mit einem Hammer<br />

auf ihn – und lauscht. Es scheint, als würden die<br />

Steine mit ihm sprechen. Und in gewisser Weise tun sie<br />

das auch, denn sie verraten Joachim Eriksen, was sich in<br />

ihrem Inneren verbirgt. „Wenn irgendetwas in dem Stein<br />

wäre, was mich stört, dann höre ich das“, sagt der Bildhauer,<br />

der seit über 40 Jahren als freischaffender Künstler<br />

arbeitet.<br />

2 |<strong>2023</strong> 153


leben<br />

154 2 |<strong>2023</strong>


Gute Mischung<br />

Zu sehen ist hier Eriksens Skulptur<br />

Geburt der Venus aus Alabaster – vor dem<br />

Ölgemälde Ergon von Anna Rotkind, die<br />

sich mit dem Künstler das Atelier am<br />

Albaniplatz teilt.<br />

leben<br />

„Ich habe bereits als Fünfjähriger eine starke Nähe zu<br />

Steinen gespürt und auch damals schon auf sie eingeschlagen“,<br />

erinnert sich Eriksen. Auf besondere Weise ist<br />

sie also von Anfang an da gewesen, diese geheimnisvolle<br />

Beziehung zu den Steinen und auch das Lauschen auf<br />

den nachhallenden Klang. Dass er eines Tages Künstler<br />

sein würde, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.<br />

Obwohl, und davon ist der 66-Jährige überzeugt: Künstler<br />

wird man nicht, Künstler ist man von Geburt an.<br />

„Die Frage, die jeder sich stellen muss, ist vielmehr, inwieweit<br />

man den Mut aufbringt, sich dafür zu entscheiden<br />

und diesen Weg zu gehen“, sagt er. Doch auch er<br />

macht zunächst einmal ganz konventionell sein Abitur<br />

auf einem Wirtschaftsgymnasium und studiert anschließend<br />

Kunstgeschichte, Archäologie und Anthropologie.<br />

Eriksen geht ein Stück weit den klassischen Weg, bis er<br />

vor der Entscheidung steht: akademische Laufbahn oder<br />

freischaffender Künstler? Die Antwort kannte er bereits<br />

viele, viele Jahre zuvor – er konnte sie damals nur noch<br />

nicht benennen.<br />

HEUTE IST DER GEBÜRTIGE OLDENBURGER etablierter<br />

Künstler, der sowohl künstlerische Aufträge im öffentlichen<br />

Raum als auch eigene Werke und Projekte<br />

umsetzt. Vor dem Gebäude der Stadtwerke Göttingen<br />

steht ein Brunnen: Die Quelle von Joachim Eriksen. Und<br />

auch vor dem Amtshaus ist ein Werk des Künstlers zu<br />

sehen: der Gedenkstein Alfred Andersch. Viele seiner<br />

Werke sind in Privatbesitz, andere stellt er in Ausstellungen<br />

an öffentlichen Orten aus. Die Preise für eine Skulptur<br />

von Eriksen liegen zwischen 700 und 17.000 Euro.<br />

Er sucht die Nähe vor allem zu den Menschen, die er in<br />

klassischen Galerien nicht erreicht. Im Mai <strong>2023</strong> war<br />

beispielsweise die Ausstellung ‚Kunst aus der Region‘ im<br />

Kaufpark. Oder er zeigt seine Werke, Skulpturen und<br />

Zeichnungen in einem Autohaus oder in den Wintermonaten<br />

auch mal in der leer stehenden Eisdiele ‚Eisfieber‘<br />

in der Göttinger Innenstadt. Es ist eine Mission, die Eriksen<br />

verfolgt: den Menschen Brücken zu bauen – Brücken<br />

zur Kunst. Und vor allem auch zu dem Wert, der<br />

jedem Kunstwerk innewohnt. Man beginnt, arbeitet an<br />

dem Werk und beendet es ganz bewusst. All dies, sei-<br />

2 |<strong>2023</strong> 155


leben<br />

nen Arbeitsprozess, seine Gedanken zum Kunstwerk,<br />

seine Werke selbst zeigt der Göttinger Bildhauer nicht<br />

nur in seinem Atelierraum. Auf seinen zahlreichen Seiten<br />

auf Facebook und auf Instagram schafft er einen poetisch-philosophischen<br />

Einklang von Fotografien seiner<br />

Projekte und seinen Texten.<br />

SEIN NEUESTES PROJEKT HEISST das Buch der Zukunft.<br />

Die Idee, ein Buch aus Stein zu schaffen, ersann der<br />

Künstler 2021. Auf dem Schreibtisch in seinem Atelier am<br />

Albaniplatz steht noch das ca. 20 x 30 Zentimeter große<br />

Modell des zukünftigen Buches. Am Ende seiner monatelangen<br />

Suche wird ein 3,5 Tonnen schwerer Steinblock<br />

am Rande des Albaniplatzes liegen, der nach und nach<br />

die Gestalt eines Buches freigeben wird. „Ich muss mich<br />

auf den Stein einlassen, langsam das Werk darin sehen<br />

und unser Buch der Zukunft gewähren lassen“, sagt<br />

Eriksen. Er steht neben ‚seinem‘ Stein in einer blauen<br />

Tunika, seiner typischen Arbeitskleidung. Der Mann mit<br />

weißem langem Haar, das er zum Zopf gebunden trägt,<br />

und dem weißen Bart gehört genau so zum Göttinger<br />

Stadtbild.<br />

Doch was ist das Buch der Zukunft überhaupt? Es<br />

wird ein geschlossenes Buch aus bruchrauem Kalksandstein<br />

sein. Natürlich werden es nicht mit geschriebenen<br />

Worten gefüllte Seiten werden, sodass sich die Zukunft<br />

einfach durchblättern und lesen lässt. Auch wenn die<br />

Zukunft nicht in Stein gemeißelt werden kann, das Buch<br />

der Zukunft wird ein Ort sein, an dem wir innehalten<br />

und über eben jene nachdenken können. Ein Kunstwerk,<br />

das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet.<br />

Oft denken wir Menschen, die Zukunft läge vor uns und<br />

die Vergangenheit hinter uns. „Aber die Wahrheit ist: Es<br />

gibt schon sehr lange Zukunft. Sie begann gleich nach<br />

156 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

»Ich bin unmittelbar mit<br />

dem Material im Dialog, mit<br />

seinen Wünschen und seinen<br />

Vorstellungen – ich lasse mich<br />

darauf ein, und manchmal<br />

überrascht es mich. «<br />

FOTO: LARS GERHARDTS<br />

Das Buch der Zukunft<br />

Bereits vor zwei Jahren begann Joachim Eriksen<br />

mit seinem Projekt Buch der Zukunft – der Skulptur eines<br />

großen Buches aus einem 3,5 Tonnen schweren Stein,<br />

die am Göttinger Albaniplatz entsteht.<br />

dem Urknall“, sagt der Künstler. Eriksen steht vor seinem<br />

Werk und streicht mit seiner Hand über die unterschiedlichen<br />

Strukturen – Muster, die er bereits in den<br />

Stein geschlagen hat. Noch ist nicht entschieden, welche<br />

Oberfläche sich durchsetzen wird. „Ich bin unmittelbar<br />

mit dem Material im Dialog, mit seinen Wünschen und<br />

seinen Vorstellungen – ich lasse mich darauf ein, und<br />

manchmal überrascht es mich“, sagt er lächelnd.<br />

Es lässt sich Bedeutung in das Buch der Zukunft einmeißeln<br />

und wird gleichsam aus dem Inneren des Steins<br />

sichtbar. Wie denken wir also Zukunft? Ist sie determiniert<br />

oder freier Wille? Zukunft ist fließend – ebenso wie<br />

die Form des Buches aus Stein. Nicht alles muss man in<br />

der Kunst erklären, aber über vieles kann man sprechen<br />

und so ins Gespräch kommen. Aber letztlich geht es bei<br />

Kunst ums Fühlen, um Emotionen und um assoziatives<br />

Denken, weiß der gelernte Steinmetz.<br />

Doch es ist nicht allein sein Werk. Das Buch der Zukunft<br />

soll zum Nachdenken, zum Diskutieren und zum<br />

Handeln anregen und widmet sich dem Wesen des<br />

Buches in Form eines Appells an die Zukunft, die jeder<br />

Einzelne im Rahmen seiner Möglichkeiten mitgestalten<br />

kann. Es ist – ähnlich wie bereits bei Eriksens Die Läuferin<br />

(siehe Seite 159) – ein Gemeinschafts projekt, bei dem alle<br />

Kunstbegeisterten oder neu Interessierten, die sich der<br />

Bildhauerei annähern wollen, selbst zu Hammer und<br />

Eisen greifen dürfen, Patenschaften übernehmen, ein<br />

Lesezeichen erwerben oder einen Baum pflanzen können.<br />

Am 2. Juli 2022 schritt die Göttinger Oberbürgermeisterin<br />

Petra Broistedt zur Tat (Foto) und eröffnete mit sieben<br />

Schlägen das Projekt von Eriksen. Seitdem lädt der<br />

Künstler alle Menschen der Stadt ein, mit ihm vor Ort<br />

ins Gespräch kommen und gemeinsam die Zukunft<br />

zu erschaffen.<br />

Mehr Infos gibt es unter:<br />

buchderzukunft.de<br />

www.atelier-eriksen-rotkind.de<br />

2 |<strong>2023</strong> 157


leben<br />

Und: Kunst ist ein Spiegel des Lebens. Oder – wie Eriksen<br />

es nennt – „Selbstähnlichkeit“. Indem er ungewöhnliche<br />

Dinge in seinen Kunstwerken ungewohnt zusammenbringt,<br />

kann er eine Tür in eine neue Welt öffnen,<br />

durch die jeder auf seine Weise treten kann.<br />

„KÜNSTLER ENTWICKELN OFTMALS FRAGEN, die sonst<br />

keiner stellt. Sie entwickeln eine Perspektive, um es anders<br />

zu sehen“, sagt der Wahl-Göttinger. Und so ist auch<br />

das Buch der Zukunft ein Projekt, um stehen zu bleiben,<br />

Fragen zu stellen und sich selbst Antworten zu geben.<br />

Denn nicht nur Eriksen selbst gestaltet den Stein. Jeder,<br />

der Lust hat, seinen Anteil am Buch der Zukunft zu haben,<br />

kann ein Rundeisen und den Knüppel, ein typisches<br />

Bildhauerwerkzeug, in die Hand nehmen und sich in<br />

dem Stein verewigen. Allerdings wird dies beim ersten<br />

Mal nicht so rhythmisch gelingen, wie es dem Bildhauer<br />

von der Hand geht.<br />

Neben der aktiven Arbeit am Stein können Interessierte<br />

die Arbeit des Künstlers mit einer Patenschaft und<br />

Spende unterstützen oder ein Lesezeichen erwerben.<br />

Dieses Lesezeichen ist ein langes Stoffband, auf dem<br />

Eriksen den ganz persönlichen Wunsch für die Zukunft<br />

schreibt. „Es ist interessant, dass sich die Menschen eine<br />

friedliche, empathische, liebevolle oder loyale Zukunft<br />

wünschen – aber niemand Reichtum. Darüber sollte unsere<br />

Regierung mal nachdenken“, so der Bildhauer. Einen<br />

Teil des Geldes, das der Künstler einnimmt, wird er<br />

an das Kinder- und Jugendhospiz in Göttingen spenden.<br />

An junge Menschen, denen nur eine kurze Zukunft<br />

bleibt. „Denn eine schöne Zeit ist immer auch eine zeitlose<br />

Zeit“, sagt er.<br />

ER IST NICHT EINER JENER KÜNSTLER, die zurückgezogen<br />

in ihrem Atelier arbeiten. Eriksen sucht das Gespräch<br />

und möchte den Menschen die Schwellenangst<br />

nehmen. Auch aus diesem Grund ist das Buch der Zukunft<br />

nicht allein sein Projekt – es ist, so wie die Zukunft<br />

auch, ein Gemeinschaftsprojekt. Jeder Einzelne gestaltet<br />

bewusst oder unbewusst durch sein tägliches Tun die<br />

Zukunft mit. Ein kurzes Gedankenexperiment: Ein<br />

Mensch allein schafft es nicht, die 3,5 Tonnen vom Fleck<br />

zu bewegen. „Wenn es hingegen gelänge, 500 Menschen<br />

mit einer Hand an den Stein zu lassen, dann könnten alle<br />

zusammen diesen Stein bewegen“, sagt Eriksen. Daher<br />

kann sein abschließender Satz im Interview gar kein besserer<br />

Schluss sein: „Wir sind soziale Wesen und streben<br />

danach, viele Dinge gemeinsam zu tun. Und es wäre<br />

schön, wenn wir darauf achten, dass wir gute Dinge<br />

tun.“ ƒ<br />

Die Läuferin<br />

Im <strong>Sommer</strong> 2007 begann der<br />

Bildhauer die Arbeit an der Skulptur<br />

Die Läuferin am Göttinger Stadtwall.<br />

Ebenso wie das Buch der Zukunft<br />

war dies ein Gemeinschaftsprojekt<br />

mit den Menschen der Stadt.<br />

Eriksen hat dafür den Stadtwall vermessen<br />

und symbolisch Meter für<br />

Meter verkauft, um das Projekt zu<br />

finanzieren und mit den Menschen<br />

ins Gespräch zu kommen.<br />

Er wählte Die Läuferin,<br />

„um das weibliche Prinzip für das<br />

Gelingen langer Läufe in den Vordergrund<br />

zu stellen“.<br />

158 2 |<strong>2023</strong>


leben<br />

2 |<strong>2023</strong> 159


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zu einem bewohnbaren Ort für uns Menschen machen, möchte ich<br />

in meiner Ausstellung die Schönheit und Vielfalt der Erde darstellen<br />

und Besucherinnen und Besucher dazu anregen, über unseren<br />

Umgang mit der Umwelt nachzudenken.“<br />

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Matthias Brunnert, Anja Danisewitsch, Rupert Fabig,<br />

Sven Grünewald, Tobias Kintzel, Stefan Liebig, Lea Montag,<br />

Heidi Niemann<br />

Art-Direktion & Layout<br />

Julia Braun<br />

Fotografie<br />

Alciro Theodoro da Silva, Marco Bühl<br />

Lektorat<br />

CoLibris - Lektoratsbüro Dr. Barbara Welzel<br />

Anzeigen<br />

Nicole Benseler, Jorma Lange (Assistenz)<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Marco Böhme<br />

Auflage<br />

11.700<br />

Druckerei<br />

Silber Druck oHG, Kassel<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe<br />

ist der 31. August <strong>2023</strong>.<br />

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Schülerpraktikant<br />

Eric Mildarjan<br />

<strong>faktor</strong>-Partner<br />

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Göttingen<br />

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2 |<strong>2023</strong> 161


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162 2 |<strong>2023</strong>


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