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faktor Sommer 2023

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unternehmen<br />

» Ich habe teilweise bis zu 23 Tonnen Trüffel in<br />

einem Jahr an die Fleisch warenindustrie verkauft.<br />

Das lief gut – es war der Grundstock für die Viani- Importe. «<br />

ANTONIO VIANI<br />

Die Firma Viani feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges<br />

Bestehen und ist heute einer der Großhändler, wenn es<br />

um Feinkost aus Italien geht. Zuvor bestand bereits die<br />

Viani Büro- und Datentechnik VertriebsGmbH. Antonio,<br />

was hat dich vor 50 Jahren überhaupt in die<br />

Lebensmittelbranche geführt?<br />

Antonio: Schon im Jahr 1800 handelten meine Urgroßväter<br />

mit Lebensmitteln, die sie per Schiff in ihre Heimat<br />

Ligurien transportierten. Sie importierten Trockenobst,<br />

Getreide und Hülsenfrüchte. Und doch war es bei mir<br />

wohl eher das Schicksal, das mich in diese Branche führte<br />

– denn eigentlich hatte ich damals ja einen Büromaschinenhandel.<br />

Da war die Fleischwarenfabrik von Börner in dem bekannten<br />

Göttinger Viertel – Gustav Garbode war der<br />

Inhaber. Ich hatte ihm gerade einen Computer verkauft<br />

und war dabei, diesen einzurichten, als ein junger Italiener<br />

hereinkam und <strong>Sommer</strong>trüffel verkaufen wollte – für<br />

die Trüffelleberwurst und Pasteten. Der junge Mann<br />

konnte aber kein Französisch, kein Englisch, nur ein<br />

paar Brocken Deutsch. Garbode kam zu mir und fragte,<br />

ob ich ihm als Dolmetscher helfen könne. Da habe ich<br />

kurzerhand die Verkaufsverhandlung übersetzt. Und so<br />

hat der Italiener der Firma Börner noch am selben Tag<br />

eine Tonne <strong>Sommer</strong>trüffel verkauft.<br />

Wie ging es dann weiter?<br />

Antonio: Der Italiener namens Bassetti war ganz begeistert,<br />

dass er einen so schönen Auftrag bekommen hatte.<br />

Er lud mich zum Mittag ein und überreichte mir einen<br />

Scheck mit den Worten: „Das ist Ihre Provision,<br />

1.000 D-Mark.“ Oh, wie habe ich mich gefreut! Dann<br />

bot er mir an, für ihn in Deutschland weiter Trüffel zu<br />

verkaufen. „Ja, warum nicht?“, habe ich gesagt, „ich<br />

versuche es mal.“<br />

Doch bei dem Versuch ist es nicht geblieben.<br />

Du hattest schnell Erfolg.<br />

Antonio: Ja, es dauerte nicht lange – und ich hatte so viel<br />

verkauft, dass Bassetti keine Ware mehr hatte. Ich war<br />

gerade dabei zu überlegen, wie es jetzt weitergehen soll,<br />

da klingelte das Telefon, regelrecht im selben Moment.<br />

Auf der anderen Seite der Leitung war ein Herr Urbani,<br />

der sagte: „Herr Viani, ich habe gehört, Sie verkaufen<br />

Trüffel für Herrn Bassetti. Bassetti war früher ein Mitarbeiter<br />

von mir, der sich selbstständig gemacht hat, um<br />

Trüffel zu verkaufen. Aber nun hat er nichts mehr, da Sie<br />

alles für ihn verkauft haben. Der Einzige, der jetzt noch<br />

Trüffel für Sie hat, bin ich – ich habe so viel, wie Sie<br />

wollen.“ Und ich sagte kurzentschlossen: „Ich brauche<br />

sehr viele davon!“<br />

Von da an lieferte Urbani seine Ware an mich. Ich habe<br />

teilweise bis zu 23 Tonnen Trüffel in einem Jahr an die<br />

Fleisch warenindustrie verkauft. Das lief gut – es war der<br />

Grundstock für die Viani- Importe, die wir 1973 offiziell<br />

gegründet haben, weil wir von da an nicht nur konservierte<br />

Trüffel verkauften, sondern auch frische.<br />

Und damit hast du gleichzeitig eine neue Zielgruppe<br />

erschlossen, nämlich die Gastronomie.<br />

Antonio: Das stimmt. Die Trüffel haben wir direkt aus<br />

Italien kommen lassen und an die gehobene Gastronomie<br />

verkauft. Renommierte Gastronomen wie Eckart<br />

Witzigmann, Dieter Müller und Harald Wohlfahrt waren<br />

stets sehr wissbegierig und interessiert und wollten<br />

auch immer etwas Neues haben – zum Beispiel Spitzmorchel,<br />

Balsamicoessig, rosa Pfeffer und solche Produkte,<br />

die hier damals völlig unbekannt waren. So habe<br />

ich immer mehr Artikel importiert und verkauft, und<br />

das Programm wurde immer größer.<br />

Nebenbei habe ich – noch bis 1986 – weiter Büromaschinen<br />

verkauft. In meinem Lager waren also<br />

Computer, Buchungsautomaten, Schreibmaschinen und<br />

Kisten voller Trüffel. Alles zusammen. Natürlich wurden<br />

dadurch auch die Räumlichkeiten immer enger, und wir<br />

mussten mehrfach umziehen.<br />

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