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faktor Herbst 2022

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unternehmen<br />

UND NOCH EINE ENTWICKLUNG MACHT der Branche<br />

das Leben schwer: Grenzwerte, die in Deutschland zu<br />

den strengsten der Welt gehören. Deswegen muss auch<br />

jede Charge von unabhängigen Labors getestet werden.<br />

In der Wareneingangshalle gibt es daher zwei abgetrennte<br />

Bereiche: links der Quarantänebereich neu eingegangener<br />

Ware, die sich zurzeit in der Testung befindet, und<br />

rechts der Ausschussbereich der Ware, die im Test durchgefallen<br />

ist. Fällt ein Test negativ aus, ist die ganze Charge<br />

vom Ausschuss betroffen.<br />

„Es gibt so viele Kontaminanten, auf die man prüfen<br />

kann oder muss, und es werden immer mehr“, sagt<br />

Sophie Galke. Darunter die Klassiker mikrobielle Belastung<br />

und die Belastung mit Schwermetallen. Die allerdings<br />

sind heute nicht mehr so bedeutend, wichtiger sind<br />

dafür Glyphosat und Pyrrolizidinalkaloide (PA) geworden,<br />

für die seit ein paar Jahren überhaupt erst Vorgaben<br />

existieren. Bei PAs handelt es sich um Inhaltsstoffe von<br />

Pflanzen, die der Fressfeindabwehr dienen und die beim<br />

Menschen bereits in geringen Mengen zum Beispiel<br />

Leberschäden verursachen können. „Wenn auch nur ein<br />

PA-haltiger Huflattich in einem Brennnesselfeld steht<br />

und mitgeerntet wird, dann wird dadurch die ganze<br />

Charge nicht mehr verkehrsfähig. Das sind extreme Vorgaben,<br />

wie ein Tropfen in einem Swimmingpool.“ Für<br />

die Lieferanten werden die deutschen Ansprüche zunehmend<br />

zu einem Problem, da es den Aufwand und die<br />

Kosten enorm in die Höhe treibt.<br />

Die Ansprüche an Qualität sind jedoch auch ein großer<br />

Treiber für die Mechanisierung der Produktion bei<br />

Galke. Beispielsweise werden zwei CO 2-Hochdruckcontainer<br />

eingesetzt, um prophylaktisch gegen eventuell<br />

vorhandene Schädlinge oder akuten Schädlingsbefall<br />

vorzugehen: Die Ware wird dabei für bis zu acht Stunden<br />

bei bis zu 20 Bar behandelt, was Larven und Käfer<br />

abtötet. Neu ist eine mikrobiologische Dampfanlage, in<br />

der mittels kurzer Dampferhitzung und anschließender<br />

Vakuumtrocknung eine mikrobiologische Kontaminierung<br />

beseitigt werden kann.<br />

ES TUT SICH EINIGES BEI GALKE – in der Modernisierung<br />

sowohl der Abläufe, neuer Software und neuer Maschinen,<br />

um die Produktion zu erweitern, als auch neuer<br />

Geschäftsfelder und einer differenzierten internen Organisation.<br />

So ist der Onlinehandel dazugekommen, und<br />

bald soll auch eine erste Serie von Gesundheitstees unter<br />

eigenem Namen in den Handel gebracht werden –<br />

letzteres ist das persönliche Projekt von Sophie Galke,<br />

die unmittelbar nach ihrem BWL-Studium fest in den<br />

Familienbetrieb eingestiegen ist. Schon früh habe sie im<br />

Betrieb mitgeholfen, etwa in den Schul- und Semesterferien.<br />

„Für mich stand eigentlich schon immer fest, dass<br />

ich das Unternehmen irgendwann auch übernehmen<br />

werde – und auch, unter welchen Voraussetzungen“, erzählt<br />

Galke mit selbstbewusster Stimme. „Wir sprechen<br />

über sehr viele Dinge, diskutieren alles aus, und mein Vater<br />

lässt mir den Raum für eigene Ideen.“<br />

Alfred Galke senior<br />

HISTORISCHE ENTWICKLUNG<br />

1920 Gründung einer Teetrocknerei und -großhandlung durch<br />

Alfred Galke senior (Foto) in Bad Warmbrunn, Schlesien.<br />

1950 Nach der Vertreibung aus Schlesien glückt Alfred Galke<br />

senior und seiner Frau Hedwig der Neuanfang in<br />

Gittelde. Familien sammeln Heilpflanzen und liefern<br />

sie gegen Entgelt bei Galke ab.<br />

1963 Ab jetzt obliegt Alfred Galke junior und seiner Frau Erika<br />

die Leitung des prosperierenden Unternehmens. Es<br />

folgen Importe aus aller Herren Länder.<br />

1968 – 1983 Beginnend im Westen Europas dehnt Galke die Exporte<br />

im Laufe der Jahre auf ganz Europa aus. Erste Kontakte<br />

nach Übersee entstehen.<br />

1993 Hartmut Galke (Foto linke Seite) verstärkt das Unternehmen<br />

und wird 1999 Mitglied der Geschäftsführung.<br />

1994 – 1999 Die ohnehin schon beachtlichen Lagerkapazitäten<br />

werden sukzessive erweitert.<br />

2000 Die Exporte werden auf Japan und Südamerika ausgedehnt.<br />

Es folgen der Bau neuer Produktionsflächen und<br />

die Installation einer neuen Aufbereitungsanlage.<br />

2002 – 2006 Durch einen Neubau ergänzt Galke die Versandflächen,<br />

optimiert so die logistischen Abläufe und kann flexibler<br />

reagieren. Mit der Zeit werden neue Produktionsanlagen<br />

für Sieb- und Mischtechnik installiert, der Konfektionierungsbereich<br />

modernisiert und der Logistikbereich sowie<br />

das Fertigwarenlager neu gebaut.<br />

2007-2015 Das wachsende Sortiment – mit inzwischen über 1.600<br />

verschiedenen Produkten – verlangt weiter nach neuen<br />

Kapazitäten. Drei zusätzliche Lagerhallen werden gebaut.<br />

2017 Mit Sophie Galke führt nunmehr die vierte Generation<br />

das Familienunternehmen.<br />

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