MARKOMANNIA
MARKOMANNIA
MARKOMANNIA
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Gehorsam und dagegen, sich nach den Gewohnheiten aller richten zu müssen, sie<br />
wollen mehr Freiheit und ihr Leben selbst in die Hand nehmen; Rock'n-Roll<br />
(„Negermusik"), auffallende Frisuren und eine andere, Aufsehen erregende Bekleidung<br />
sind äußere Hinweise auf die angestrebten Veränderungen ihrer Lebensführung.<br />
Mitte der 60er Jahre wird der Widerspruch gewichtiger. Die APO tadelt anfangs die<br />
moderne Industrie- und Konsumgesellschaft, die auf die Bedürfnisse der Allgemeinheit<br />
einwirken und diese gezielt ohne deren Wissen und häufig sogar gegen deren Willen<br />
beeinflussen, auch allgemeine Kulturkritik wird geübt. Hätte sie sich mit unserer<br />
Markomannia auseinandergesetzt, wäre die Beurteilung wohl ähnlich kurz und bündig<br />
ausgefallen, freilich ausgerichtet auf Band und Mütze, wie der weithin bekannt<br />
gewordene Ausspruch „Unter den Talaren, Mief aus 1000 Jahren“. Viel hat diese<br />
Opposition allerdings nicht bewegt und verändert.<br />
Wie sehr die 68er Generation später sich selbst angepaßt hat, belegt einer ihrer<br />
Bekanntesten, der Bundesminister für Äußeres a.D. Im geselligen Bereich sind aus der<br />
APO mittelbar die „Blumenkinder" hervorgegangen (Veränderungen in der Bildung und<br />
in der Politik können übergangen werden). Auch sie wollten - wie "die Grünen"in<br />
politischen Fragen - andere Lebensverhältnisse. Der Wohlstands- und<br />
Leistungsgesellschaft stellten sie eine Lebensführung gegenüber, die ohne alle Werte<br />
und Zwänge auskommt, in der nichts vorhanden ist, das aus irgendwelchen Gründen<br />
dem Zugriff entzogen sein soll. Sie wollten sich frei und naturbezogen bewegen, in<br />
allen Lebenslagen verzückt und außer sich sein dürfen, im Alltag, in der Liebe, in der<br />
Musik und in allen Genüssen. Diese Vorstellungen ließen sich mit der Wirklichkeit<br />
nicht vereinbaren, ohne Schranken kommt eine Gesellschaft nicht zurecht.<br />
Der Gedanke, der die Blumenkinder getragen hat, wird mit Maßen wohl neuerdings der<br />
Freizeit-, Spaß- und Wellnessgesellschaft zugerechnet, sie will das Leben genießen, so<br />
weit das die Erfüllung der Pflichten zuläßt. Die oft etwas abwertend erfolgende<br />
Beurteilung dieser Nutzung der Freizeit läßt außer acht, daß auch die heutige jüngere<br />
Generation im Grunde verantwortungsbewußt und zielstrebig lebt, möglicherweise<br />
überwiegend sogar so sehr, daß das Pendel in die andere Richtung ausschlägt. Nach<br />
einer Umfrage glauben zwei Drittel aller Deutschen, daß sich Karriere,<br />
Selbstverwirklichung und Wohlstand nur erringen lassen, wenn man auf Kinder<br />
verzichtet.Die Zahl der Singles, insbesondere unter den Akademikern, aber auch<br />
allgemein steigt ständig, sie hat schon 40% erreicht. Sie leben in einer Welt, in der<br />
Familien nicht vorgesehen sind. Wer gleichwohl versprochen hat zusammenbleiben zu<br />
wollen, bis daß der Tod Euch scheidet, hält häufig dieses Versprechen nicht ein, mehr<br />
als jede dritte, der in jüngerer Zeit geschlossenen Ehen, wird geschieden. Man meidet<br />
bindende Entscheidungen über die Gestaltung des Lebens, sie könnten irgendwann<br />
hinderlich sein, als fördernd werden sie nicht betrachtet.<br />
Auch die Bundesbrüderlichkeit innerhalb der Markomannia ist auf Lebenszeit angelegt,<br />
das spricht nicht für eine Mitgliedschaft. Das Bildungsreferat eines gewerblichen