Wiener Wirtschaft Nr. 8/23
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14 WIRTSCHAFTSLEBEN<br />
„Derzeit sind wir als<br />
Mangelverwalter tätig”<br />
Wissen,<br />
was Recht<br />
ist<br />
Schaffen Sie mehr Rechtssicherheit<br />
in Ihrem Verantwortungsbereich.<br />
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zum Compliance<br />
Officer“<br />
Der Pharmagroßhandel sorgt<br />
dafür, dass trotz Knappheit<br />
bei manchen Medikamenten<br />
die Versorgungssicherheit<br />
aufrecht bleibt.<br />
Wir sind der Mann in der Mitte, der im<br />
Normalbetrieb nicht auffällt.” So beschreibt<br />
Johannes Kwizda, Mitglied der Kwizda<br />
Holding-Geschäftsleitung und seit kurzem<br />
Branchensprecher der <strong>Wiener</strong> Arzneimittelgroßhändler,<br />
seine Branche. Diese umfasst<br />
<strong>23</strong>0 <strong>Wiener</strong> Betriebe, die dafür sorgen, dass<br />
Medikamente und Medizinprodukte zur rechten<br />
Zeit am rechten Ort - in den Apotheken<br />
und im Medizinproduktefachhandel - sind.<br />
Schlüsselrolle bei der Versorgung<br />
Zurzeit keine leichte Aufgabe. „Der Arzneimittelgroßhandel<br />
ist derzeit als Mangelverwalter<br />
tätig”, so Kwizda. Rund 600 Medikamente<br />
seien derzeit nicht lieferbar, darunter<br />
Antibiotika für Kinder, Hustensäfte und Fiebersenker.<br />
Die Gründe dafür liegen zum einen<br />
in der Herstellung. „Einige Wirkstoffe<br />
und Hilfsstoffe sind derzeit nur eingeschränkt<br />
verfügbar”, weiß der Branchenobmann. Zum<br />
anderen wurden diesen Winter mehr Erkältungsmedikamente<br />
gebraucht als geplant und<br />
die Grippesaison dauert länger als üblich. Das<br />
hat die Lager der Pharmagroßhändler stärker<br />
schrumpfen lassen als vorhergesehen.<br />
Trotz punktueller Knappheiten betont<br />
Kwizda aber, dass es bis auf wenige Einzelfälle<br />
kein kritisches Versorgungsproblem gebe.<br />
„Wir können fast alle Engpässe überbrücken,<br />
auch wenn der Aufwand, um die Waren verfügbar<br />
zu machen, enorm ist.” Und das wird<br />
seiner Einschätzung nach noch länger so<br />
bleiben. Die Situation werde sich nicht binnen<br />
Wochen ändern, aber „gemeinsam mit<br />
den Apotheken gelingt es uns, dass aus den<br />
Engpässen keine echten Versorgungsprobleme<br />
werden”, betont er. Österreichs „extrem<br />
hohe Versorgungsqualität” bei Medikamenten<br />
sei keinesfalls in Gefahr.<br />
Vorratshaltung statt ‚just in time’<br />
Corona habe gezeigt, welch hohen Stellenwert<br />
die kritische Infrastruktur - zu der auch<br />
der Pharmagroßhandel gehört - im Land<br />
habe. „Wir kommen von einer Zeit des Überflusses<br />
in eine Zeit des Mangels und müssen<br />
daher weg von ‚just in time’ hin zu einer Vorrats-<br />
und Reservehaltung”, ist Kwizda überzeugt.<br />
Entscheidend sei die Frage: Wie können<br />
wir kritische Waren - und dazu gehören<br />
auch Medikamente - zur Verfügung haben,<br />
wenn diese knapp sind? „Prävention legt in<br />
allen Bereichen an Bedeutung zu.”<br />
Kwizdas wichtigstes Anliegen als <strong>Wiener</strong><br />
Branchenobmann ist es, den Pharmagroßhandel<br />
als Teil der kritischen Infrastruktur<br />
zu positionieren und für seine Branche<br />
leistungsgerechte Rahmenbedingungen zu<br />
schaffen. In diesem Zusammenhang kritisiert<br />
er den Umstand, dass die Vergütungen seit<br />
20 Jahren nicht erhöht wurden. „Für 2/3 der<br />
ausgelieferten Arzneien liegt unsere Spanne<br />
unter dem Tarif eines Standardbriefs. Diese<br />
Vergütung ist nicht mehr zeitgemäß”, betont<br />
er und hofft auf Besserung. Die Vertreter des<br />
pharmazeutischen Großhandels seien intensiv<br />
bemüht, der Politik das Ungleichgewicht<br />
von Leistungserbringung und Vergütung aufzuzeigen.<br />
(esp)<br />
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ZUR PERSON<br />
Johannes E. Kwizda (Foto) ist seit kurzem Obmann<br />
des <strong>Wiener</strong> Gremiums für den Großhandel mit Arzneimitteln,<br />
Parfümeriewaren sowie des Handels<br />
mit Farben und Lacken. Neben <strong>23</strong>0 Pharmagroßhändlern<br />
- davon nur eine Handvoll<br />
Vollsortimenter - vertritt er auch 360<br />
Chemikalien- und 180 Parfümeriewaren-<br />
Großhändler sowie 60 Farbenhändler.<br />
wko.at/wien/arzneimittel<br />
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