SCALA´s Tae-Kwon-Do auf dem Oktoberfest - SC Alstertal ...
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Der Sportclub <strong>Alstertal</strong>-Langenhorn hat<br />
seit Anfang Juni 2005 seinen dritten<br />
Schwarzgurt im Kung Fu. Der <strong>Alstertal</strong>er<br />
Lars Schult (21) hat nach siebenmonatiger<br />
Vorbereitungszeit nun endlich den<br />
lang erarbeiteten 1. Meistergrad bekommen.<br />
Vor elf Jahren hatte Lars das erste mal<br />
als zehnjähriger einen Fuß in die Schule<br />
von Si-Fu Hubert Wolf im Schlehdornweg<br />
10 gesetzt. Anfangs ahnte er sicherlich<br />
noch nicht wohin ihn sein Weg führen<br />
sollte. Der traditionelle Unterricht vom<br />
Lehrer der Kinderabteilung Si-Hing André<br />
Weiers fand und findet auch heute jeden<br />
Dienstag statt. Vierzehnjährig ging<br />
es im Anschluß zu den Erwachsenen mit<br />
dreimaligem Training die Woche. Einige<br />
Jahre später wurde das Pensum <strong>auf</strong><br />
<strong>Do</strong>ppelstunden erweitert mit zusätzlichem<br />
Training am Wochenende und<br />
auch zu Hause. Seine beiden Brüder Tobias<br />
und Philipp waren mittlerweile auch<br />
zum Kung Fu gekommen. Ein schlagkräftiges<br />
Trio.<br />
Nach <strong>dem</strong> Abitur und Zivildienst war<br />
es dann soweit. Das Ziel hieß Schwarzgurtprüfung<br />
und das Training umfasste<br />
nun 5-6 Stunden täglich! Training hieß<br />
in diesem Fall Kondition, hunderte von<br />
Liegestützen, Radfahren, Freikampf, For-<br />
X wie Xiao-Ren<br />
Siehe da, selbst zum X ist mir was eingefallen.<br />
Bzw. anderen und ich hab’s<br />
gefunden (Vielen Dank an Werner Lind).<br />
Xiao-Ren ist ein Begriff aus der Lehre des<br />
Konfuzius. Er symbolisiert all das, was ich<br />
nicht sein will. Das Streben eines Xiao-<br />
Ren ist geprägt von Selbstsucht und<br />
Gewinn. Nach immer opportunistischeren<br />
Kompromissen ist er degeneriert zu<br />
einem Menschen ohne Tugend. Lug und<br />
Betrug sind ihm recht und billig. Er verwirft<br />
alle Ideale um an sein Ziel zu kommen<br />
oder um am Hebel der Macht zu<br />
bleiben, was meist ein und dasselbe ist.<br />
Nach Konfuzius stellt er die niederste<br />
Stufe des Menschen dar und steht weit<br />
unter den Bettlern. Auf der ganzen Welt<br />
und in allen Positionen, in denen Menschen<br />
Macht über Menschen haben finden<br />
sich Xiao-Ren.<br />
04/05<br />
K u n g F u<br />
Ein neuer Schwarzgurt im <strong>Alstertal</strong><br />
men l<strong>auf</strong>en, Aufsätze schreiben, Messerund<br />
Stockabwehr und so weiter und so<br />
fort. Zusätzliche Besuche bei anderen<br />
Kampfkunstschulen in Wedel, Harburg,<br />
Lübeck, Denhaide, Bahrenfeld und auch<br />
im Tayio standen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Programm.<br />
Eine entbehrungsreiche Zeit. Am meisten<br />
fehlte ihm nach eigenen Angaben<br />
‘die Zeit für sich selbst.´<br />
Am Ende der schweißtreibenden<br />
Vorbereitung: Die Prüfung.<br />
Es war eine gigantische Prüfung. Neun<br />
Kung Fu Schüler darunter vier Frauen<br />
wollten den Weg zum Schwarzgurt beschreiten.<br />
Das Prüfungskomitee allein bestand<br />
schon aus dreizehn Meistergradträgern<br />
mit insgesamt über 350 Jahren<br />
Kampfkunsterfahrung! Sein Lehrer Si-<br />
Hing André Weiers war auch an diesem<br />
Tag zugegen und sichtlich nervös. Lars<br />
würde der erste seiner Schulerschar sein,<br />
der diesen meisterlichen Weg beschritt.<br />
Die Vorbereitung war intensiv gewesen<br />
und hatte sich in der Tat gelohnt. Beeindruckend<br />
absolvierte Lars selbst die<br />
schwierigsten Übungen in schier unerschöpflicher<br />
Kraft. An diesem Tag war<br />
einer besonders standfest: Lars Schult.<br />
In der Regel dauert so eine Prüfung rund<br />
6 Stunden. Diese hier hatte mit 8 Stunden<br />
Dauer jeden Rahmen gesprengt und<br />
Das Kung Fu Alphabet<br />
Jeder, der eine gewisse Zeit Kung Fu<br />
gemacht hat konnte etwas von den<br />
Werten erhaschen, welche diese Kunst<br />
einem bieten kann. Vielleicht nicht für<br />
jeden sofort greifbar, aber irgendwie hat<br />
jeder erahnt das es nicht falsch ist, was<br />
er oder sie dort machen. Das befriedigende<br />
Gefühl nach einem harten Training<br />
das Richtige getan zu haben stellt<br />
sich insbesondere am Anfang oft ein. Der<br />
schmerzende Muskelkater des folgenden<br />
Tages jedoch erinnert uns wieder daran,<br />
dass der nächste Weg nicht gerade<br />
einfacher werden wird.<br />
Leider fehlt vielen der Mut und die<br />
Opferbereitschaft diesen Weg immer<br />
weiter zu gehen. Irgendwann ist der Moment<br />
erreicht, wo sehr viele <strong>auf</strong> den<br />
Punkt des „Ich hab genug getan“<br />
stossen. Der Weg in Richtung Xiao-Ren<br />
Sportspiegel<br />
das war den Prüflingen deutlich anzusehen.<br />
Am Ende hieß es für alle: Bestanden.<br />
Es war ein großer Tag für das Kung<br />
Fu und ein großer Tag für Lars Schult. Er<br />
selbst bleibt bescheiden und hat eifrig<br />
schon das nächste Ziel im Auge: „Die<br />
Prüfung hat Spaß gemacht, nun will ich<br />
aber erst einmal meine Kinder zum Gelbgurt<br />
bringen.“ Seit zwei Jahren unterrichtet<br />
der sympathische junge Mann in<br />
seiner eigenen Gruppe Kinder im Kung<br />
Fu.<br />
Lars Schult<br />
ist von nun an nicht mehr weit. Der andere<br />
hingegen schon. Ich kann nur sagen:<br />
„Es ist nie genug. Und der Weg<br />
geht immer weiter.“ Ich gestehe gern<br />
das ich einige Menschen kennen gelernt<br />
habe, die mit aller Kraft einen anstrengenden<br />
Weg weg von einem Xiao-Ren<br />
Dasein gehen und nur sehr wenige davon<br />
sind beim Kung Fu. Dies erfüllt mich<br />
mit Freude.<br />
Es ist so als wäre die Essenz des Kung<br />
Fu, wie ich sie bis heute verstanden habe<br />
auch andernorts gefunden worden und<br />
mit Leben erfüllt. Ich sehe an vielen Stellen<br />
Schwarzgurtärzte, Schwarzgurtmaurer,<br />
Informatikmeister, Schneiderblackbeltinnen,<br />
Bäckersifu´s und so weiter<br />
und so fort. Ein jede/r von ihnen<br />
sorgt für einen Xiao-Ren weniger in der<br />
Welt. Na, wenn das nichts ist...<br />
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