immobilia 2023/05 - SVIT
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IMMOBILIENPOLITIK<br />
NATUR- UND HEIMATSCHUTZGESETZ<br />
VERBANDS<br />
BESCHWERDEN<br />
EINGRENZEN<br />
Die Umweltkommission des Nationalrats<br />
legt einen Vorentwurf für die Änderung<br />
des Bundesgesetzes über den<br />
Natur- und Heimatschutz (NHG) vor,<br />
mit der das Verbandsbeschwerderecht<br />
von Umweltorganisationen für<br />
kleinere Bauvorhaben eingeschränkt<br />
werden soll. TEXT—IVO CATHOMEN*<br />
Verbandsbeschwerden<br />
nach dem Umweltschutzgesetz<br />
richten sich mittlerweile<br />
gegen Projekte<br />
jeden Umfangs.<br />
BILD: 123RF.COM<br />
AUCH KLEINE PROJEKTE<br />
BETROFFEN<br />
Im November 2008 hatte das Volk die<br />
Initiative «Verbandsbeschwerderecht:<br />
Schluss mit der Verhinderungspolitik –<br />
Mehr Wachstum für die Schweiz!» mit<br />
66% wuchtig bachab geschickt. So fest<br />
verankert das Recht der Umweltverbände<br />
in der Bevölkerung auch sein mag: Mittlerweile<br />
hat sich ein verstärkter Missbrauch<br />
des Instruments eingestellt. Es<br />
wird – dem Vernehmen nach finanziert<br />
durch Mäzene im Hintergrund – im grossen<br />
Stil gegen jedwede Bauprojekte eingesetzt<br />
mit dem einzigen Ziel, diese zu verhindern,<br />
zu verzögern und besonders<br />
private Bauträger zu zermürben.<br />
Gemäss Artikel 55 Absatz 1 des Bundesgesetzes<br />
über den Umweltschutz (USG)<br />
steht vom Bundesrat definierten Umweltschutzorganisationen<br />
gegen Verfügungen<br />
der kantonalen Behörden und Bundesbehörden<br />
bei der Planung, Errichtung oder<br />
Änderung von Anlagen ein Beschwerderecht,<br />
das sogenannte Verbandsbeschwerderecht,<br />
zu. Das Beschwerderecht wird jedoch<br />
auf Anlagen beschränkt, für die eine<br />
Umweltverträglichkeitsprüfung nach Artikel<br />
10a USG notwendig ist.<br />
Im Bereich des NHG wird das sogenannte<br />
Verbandsbeschwerderecht in Artikel<br />
12 ff. NHG geregelt und gewährt Organisationen,<br />
die sich dem Naturschutz, dem<br />
Heimatschutz, der Denkmalpflege oder<br />
verwandten Zielen widmen, ebenfalls ein<br />
Beschwerderecht. Anders als das USG<br />
kennt das NHG jedoch keine Einschränkung<br />
auf Projekte mit Umweltverträglichkeitsprüfung.<br />
Dies hat zur Folge, dass nicht<br />
nur grössere Unternehmen oder grosse Investoren<br />
Beschwerden von akkreditierten<br />
Organisationen gegenüberstehen, sondern<br />
auch einzelne Bürger, die kleinere Bauvorhaben<br />
– wie zum Beispiel ein Einfamilienhaus<br />
– realisieren möchten.<br />
VERTRETBARE EINGRENZUNG<br />
In der Frühjahrssession 2019 hatte Nationalrat<br />
Philipp Bregy die parlamentarische<br />
Initiative «Kein ‹David gegen Goliath›<br />
beim Verbandsbeschwerderecht»<br />
(19.409) eingereicht, wonach das Verbandsbeschwerderecht<br />
im NHG bei kleineren<br />
Einzelprojekten innerhalb der Bauzone<br />
einzuschränken sei. Dem Vorstoss<br />
leisteten die Umweltkommissionen beider<br />
Räte Folge. Die nationalrätliche Kommission<br />
legt nun ihren Vorentwurf, den<br />
sie Ende März mit 13 zu 9 Stimmen verabschiedete,<br />
zur Vernehmlassung vor. Diese<br />
läuft bis 11. Juli.<br />
Die Vorlage sieht vor, dass das Verbandsbeschwerderecht<br />
gegen Wohnbauten<br />
mit einer Geschossfläche von weniger<br />
als 400 Quadratmetern innerhalb der<br />
Bauzone grundsätzlich nicht mehr gewährt<br />
werden soll. Weiterhin Anwendung<br />
finden soll das Recht jedoch in Fällen, in<br />
denen solche Vorhaben in besonders sensiblen<br />
Gebieten geplant sind. Konkret<br />
geht es dabei um Bauten in geschützten<br />
Ortskernen, in unmittelbarer Nähe von<br />
geschichtlichen Stätten oder von Kulturdenkmälern.<br />
Aber auch bei Vorhaben, die<br />
innerhalb von natio nalen, regionalen oder<br />
lokalen Biotopen bzw. innerhalb von Gewässerräumen<br />
geplant sind, soll das Beschwerderecht<br />
bestehen bleiben. Bei Projekten,<br />
die ausserhalb der Bauzone geplant<br />
sind, soll generell keine Einschränkung<br />
des Verbandsbeschwerderechts erfolgen.<br />
Der <strong>SVIT</strong> Schweiz unterstützt das Vorhaben.<br />
Mit einer vertretbaren Einschränkung<br />
des Verbandsbeschwerderechts soll<br />
namentlich dem Trend entgegengewirkt<br />
werden, dass Beschwerde gegen so weit<br />
unbestrittene kleinere Bauvorhaben mit<br />
dem einzigen Ziel geführt wird, diese zu<br />
verzögern oder zu verhindern.<br />
*IVO CATHOMEN<br />
Dr. oec. HSG, ist Herausgeber der<br />
Zeitschrift Immobilia.<br />
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IMMOBILIA / Mai <strong>2023</strong>