immobilia 2023/05 - SVIT
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FOKUS INTERVIEW<br />
MINERGIE<br />
STEIGENDE<br />
ENERGIEPREISE<br />
SIND EIN WICH-<br />
TIGER TREIBER<br />
FÜR PV-ANLA-<br />
GEN UND EIGEN-<br />
VERBRAUCH.<br />
wenigen grossen viele kleinere Anlagen braucht.<br />
PV-Anlagen auf den Dächern und in einem zweiten<br />
Schritt die lokalen Speicher sind die Schlüssel.<br />
Die Netzbetreiber werden sich darauf einstellen.<br />
Einspeisevergütungen sind derzeit aber<br />
sehr unattraktiv.<br />
Das hängt sehr vom jeweiligen Energieversorger ab.<br />
Derzeit läuft die politische Diskussion über einen<br />
schweizweiten Minimalpreis. Ich gehe davon aus,<br />
dass die Vergütung in den nächsten Winterhalbjahren<br />
deutlich über den Gestehungskosten liegen<br />
wird. Im Sommer drückt das grosse Stromangebot<br />
auf die Preise, was wiederum Anreiz ist, den selbst<br />
produzierten Strom zu verbrauchen – bspw. für die<br />
Kühlung im Sommer.<br />
Der Fokus von Minergie verschiebt sich mit<br />
der Klimaerwärmung und höheren Sommertemperaturen<br />
zunehmend hin zum Thema<br />
Kühlung. Wie wird dies in den Standards abgebildet?<br />
Für das Minergie-Label werden Bauträger künftig<br />
den Nachweis für den sommerlichen Wärmeschutz<br />
mit modellierten Klimadaten der nächsten<br />
Jahrzehnte erbringen müssen. Das ist eine direkte<br />
Konsequenz aus den steigenden Sommertemperaturen<br />
namentlich in den Städten. Vor zwanzig Jahren<br />
stand die Wärmeerzeugung im Zentrum. Für gewerbliche<br />
Liegenschaften musste aber schon bald<br />
mehr Energie für die Kühlung aufgewendet werden.<br />
Das Gleiche gilt heute für den Wohnbereich. Auch<br />
hier kann PV-Strom den Energiebedarf für die Kühlung<br />
decken. Angesichts der langen Betriebsdauer<br />
von Gebäuden über 2<strong>05</strong>0 hinaus richten wir unser<br />
Augenmerk aber vor allem auf die Dämmung, Verschattung<br />
der Fenster und die thermische Masse.<br />
Energieeffizienz ist nicht gleichbedeutend<br />
mit Nachhaltigkeit. Müsste Minergie sich<br />
nicht dahingehend öffnen?<br />
Minergie gibt einzelnen Aspekten der Nachhaltigkeit,<br />
namentlich dem Klimawandel, der Energieeffizienz<br />
und dem Wohlbefinden der Gebäudenutzenden<br />
Vorrang. Mit der Harmonisierung der<br />
Gebäudelabel Minergie, SNBS Hochbau und GEAK<br />
werden aber alle Aspekte der Nachhaltigkeit auf<br />
Gebäude- und neu auch auf Arealebene abgedeckt<br />
und aufeinander abgestimmt.<br />
Minergie liefert keine Entscheidungshilfe<br />
für die Abwägung zwischen Sanierung und<br />
Ersatzneubau. Warum nicht?<br />
Zieht man den Energiebedarf beider Varianten<br />
über den gesamten Lebenszyklus und das Potenzial<br />
für neuen Wohnraum in Betracht, gibt es keine<br />
allgemeingültige Antwort, sondern nur eine Einzelfallabwägung.<br />
Darum kann dies auch nicht Teil<br />
unserer Standards sein. Im Grundsatz herrscht<br />
Einigkeit über die notwendige Innenverdichtung.<br />
Fallweise kann dies die gebäudespezifische Energiebilanz<br />
übersteuern.<br />
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IMMOBILIA / Mai <strong>2023</strong>