immobilia 2023/05 - SVIT

aktuellen Stand der Technik zu beeinflussen. Dazu
gehört, dass man möglichst viel Nutzenergie selber
produziert.
Die Eigenproduktion ist aber nicht Teil der
Standards.
Das stimmt so nicht: Wie kennen die Eigenstromanforderung
bei Neubauten seit 2017. Mit der Anpassung
im kommenden September werden die
Anforderungen an den Minergie-Standard aber
für Neubauten erheblich erhöht, und neu auch auf
Minergie-Sanierungen übertragen. Weitere Verschärfungen
betreffen die CO2-Emissionen bei der
Erstellung oder den sommerlichen Wärmeschutz.
Wer nach Minergie-Standard bauen will,
muss in Zukunft einen grossen Teil der
Energie also selber produzieren?
Richtig. Das eigene Dach ist die günstigste Energiequelle.
Bei Minergie wird die Eigenstromproduktion
künftig den jährlichen Energiebedarf weitgehend
decken. Es ist auch für unsere Energienetze
am effizientesten, wenn der Strom nicht über weite
Strecken übertragen werden muss.
Heisst das, dass die Architektur durch den
Standard beeinflusst wird?
Ja, in mehrerer Hinsicht. Energie ist ein wertvoller
Rohstoff und die Energieeffizienz eines Gebäudes
damit ein wichtiger Einflussfaktor für die Gebäudegestaltung.
Auch die Minimierung der Treibhausgasemissionen
in der Erstellung, der Hitzeschutz
oder eben die Nutzung des solaren Potenzials prägen
die Architektur.
Wie steht Minergie zur Energiespeicherung?
Zusammen mit den PV-Anlagen wird der Zubau der
Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in der aktuellen
Revision umgesetzt. Was die Speicherung
betrifft, beobachten wir aktuell eine rasante technologische
Entwicklung. Bis 2050 stehen voraussichtlich
über 2 Millionen Batterien in Fahrzeugen
zur Verfügung, die durch den bidirektionalen
Betrieb zusammen mit stationären Speichern zur
Lastregelung genutzt werden können. Die Energiespeicherung
wird ohne Zweifel eine grosse Bedeutung
auch in den Minergie-Standards erlangen, in
Fahrzeugen oder stationär.
Nicht alle Netzbetreiber sind begeistert
über die Solaroffensive, weil sie eine Überlastung
der Netze befürchten und nicht wissen,
wohin mit dem Sommerstrom.
Für die grossen alpinen PV-Anlagen besteht tatsächlich
das Problem, dass ausreichende Übertragungskapazitäten
erst noch erstellt werden müssen.
Das heisst in der Konsequenz, dass es neben
ENERGIEEFFIZI-
ENZ, WOHN-
KOMFORT UND
EIGENSTROM-
PRODUKTION
SIND DIE DREI
ENTSCHEIDEN-
DEN PARAMETER.
IMMOBILIA / Mai 2023 7