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Gesundheitswegweiser Bochum Ausgabe 2023

In unserem regionalen Magazin erhalten die Leser ausführliche Informationen zu den Themen “Gesundheit”, “Senioren”, “Pflege” und “Vorsorge”. Ein weiterer Sonderteil ist die Krankheit “Parkinson”.

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Gesundheit - Sonderteil: Parkinson<br />

Gesundheit - Sonderteil<br />

Informationen zum Thema Parkinson<br />

Geschichtliches zur<br />

Erkrankung Parkinson<br />

Der Londoner Arzt James Parkinson beschrieb<br />

als Erster 1817 die Symptome<br />

der Parkinsonschen Krankheit in seinem<br />

“ESSAY ON THE SHAKING PALSY” –<br />

der Schüttellähmung. Erst später wurde<br />

die Erkrankung nach ihm benannt. Noch<br />

heute kursieren mehrere Namen für diese<br />

Erkrankung.<br />

Viele Namen<br />

- eine Erkrankung<br />

• Parkinson-Krankheit<br />

• Morbus Parkinson<br />

(Morbus - Lat. = Krankheit)<br />

• Parkinsonsche Krankheit - Idiopatische<br />

Genese<br />

• Paralysis agitans<br />

(Lat. = Unbekannte Ursache)<br />

• Schüttellähmung<br />

• Shaking Palsy<br />

• (Sekundärer) Parkinsonismus<br />

• Symptomatisches Parkinson<br />

Syndrom (Bekannte Ursache)<br />

Ob die Parkinson-Krankheit schon vor<br />

James Parkinson bekannt war, ist nicht<br />

mit Sicherheit zu sagen. Bilder und Aufzeichnungen<br />

z. B. von Erasistratos (3.<br />

Jahrhundert vor Christus), Galen von<br />

Pergamon (129 bis 199 nach Christus)<br />

und von dem berühmten Arzt Paracelsus<br />

(1493 bis 1541) lassen dies vermuten.<br />

Das dritte wichtige Kardinalsymptom der<br />

Parkinson-Krankheit wurde erst etwas<br />

später, etwa 1867, von dem französischen<br />

Neurologen Jean M. Charot identifiziert.<br />

Er beschrieb die Muskelstarre,<br />

auch Rigor genannt, und erkannte damals<br />

schon, dass sich hinter dem Rigor<br />

keine echte Lähmung verbirgt, sondern<br />

es sich vielmehr um eine Steifigkeit handelt.<br />

Allerdings brachte er den Rigor nicht<br />

mit den anderen beiden Parkinson-Symptomen<br />

Tremor und Akinese in Zusammenhang,<br />

sondern ordnete ihn zunächst<br />

den Neurosen zu.<br />

In das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit<br />

rückte die Parkinsonsche Krankheit<br />

in den Jahren zwischen 1917 und<br />

1927 durch eine weltweite Grippe-Epidemie,<br />

die nach ihrem Ursprungsland „Spanische<br />

Grippe“ genannt wurde. Durch<br />

das Virus kam es meistens zu schweren<br />

Lungenentzündungen, gelegentlich mit<br />

Beteiligung des Gehirns und der Gehirnhäute.<br />

Eine Vielzahl der betroffenen Patienten<br />

mit zusätzlicher Hirnbeteiligung entwickelten<br />

als Spätfolge ein Parkinson-Syndrom,<br />

das sogenannte postenzephalitische<br />

Parkinson-Syndrom. Die deutschen<br />

Gesundheitsbehörden gaben im Jahr<br />

1937 im damaligen Reichsgebiet 36.000<br />

Parkinson Kranke auf Grund dieser Virusinfektion<br />

an. Dr. Walter Völler richtete<br />

damals für die Betroffenen eine erste<br />

Spezialklinik ein, die heutige Paracelsus-<br />

Elena-Klinik in Kassel.<br />

In Deutschland wurden wässrige und<br />

alkoholische Auszüge aus der Belladonna-Wurzel<br />

zur Therapie verwendet. Mit<br />

einem solchen Alkaloid-Gemisch, der<br />

sogenannten „bulgarischen Kur”, erzielte<br />

man die besten Behandlungserfolge.<br />

Die Wirkung dieses Auszugs war „anticholinerg”,<br />

wie sie auch heute noch<br />

gelegentlich eingesetzt wird. Allerdings<br />

stehen seit 1946 standardisierte Präparate<br />

dieser Wirkklasse als sogenannte<br />

Anticholinergika zur Verfügung.<br />

Die Nebenwirkungen sind jedoch relativ<br />

hoch, so dass sie nur noch gezielt in kleinen<br />

Dosen für spezielle Symptome eingesetzt<br />

werden.<br />

Entwicklung der<br />

medikamentösen Therapie<br />

• 1817 - James Parkinson beschreibt<br />

die Parkinson-Krankheit (ESSAY<br />

ON THE SHAKING PALSY)<br />

• 1867 - Charot / Ordenstein: Therapieversuche<br />

mit Belladonna-Extrakt<br />

• 1946 - Herstellung synthetischer<br />

Anitcholinergika<br />

• 1961 - L-Dopa<br />

• 1967 - L-Dopa + Decarboxylase-<br />

Hemmer<br />

• 1969 - Amantadine<br />

• 1974 - Dopaminagonisten<br />

• 1975 - MAO-B-Hemmer<br />

• 1990 - COMT Hemmer<br />

20<br />

Beschreibungen aller drei typischen<br />

Krankheitssymptome sind aus der Zeit<br />

vor James Parkinson jedoch nicht vorhanden.<br />

James Parkinson beobachtete und beschrieb<br />

zwei der typischen so genannten<br />

Kardinalsymptome, nämlich das Zittern<br />

(Tremor) und die Bewegungsarmut<br />

(Akinese). Diese Symptome führte er<br />

auf eine gemeinsame Ursache zurück<br />

– fälschlicherweise jedoch auf das Rückenmark<br />

des Patienten. Treffend benennt<br />

er seine Beobachtungen als „unwillkürliche,<br />

zitternde Bewegungen, verbunden<br />

mit verminderter Muskelkraft, zeitweise<br />

selbst mit Unterstützung völlig unbeweglich;<br />

Neigung zu vornübergebeugter<br />

Körperhaltung und zum Übergang von<br />

einer laufenden in eine vorwärts rennende<br />

Bewegung; die Sinne und der Intellekt<br />

bleiben unbeeinflusst.“<br />

Postenzephalitische Parkinson-Fälle gibt<br />

es heute praktisch nicht mehr. Seit der<br />

Spanischen Grippe ist kein Virus mehr<br />

bekannt geworden, das auf eine ähnliche<br />

Weise das Gehirn und die Hirnhäute<br />

in Mitleidenschaft gezogen und derartige<br />

Spätfolgen verursacht hätte. Heute haben<br />

wir es vorwiegend mit dem idiopathischen<br />

Parkinson-Syndrom zu tun, das<br />

heißt, dass sich die charakteristischen<br />

Symptome ohne Vorerkrankung entwickeln.<br />

.. zur Entwicklung der<br />

Therapie<br />

Der Neurologe Charcot war es, der als<br />

Erster eine medikamentöse Therapie erprobte.<br />

Er gab seinen Patienten Extrakte<br />

aus der Tollkirsche Atropa belladonna.<br />

Diese Therapie wurde später von Ordenstein,<br />

einem Schüler Charots, fortgeführt<br />

und blieb lange Zeit die einzige zur Verfügung<br />

stehende Behandlungsmöglichkeit.<br />

... zur Entdeckung der<br />

Parkinson-Ursachen<br />

James Parkinson gebührt das Verdienst,<br />

die an den Patienten beobachteten Symptome<br />

auf eine einheitliche Ursache zurückgeführt<br />

zu haben. Allerdings dachte<br />

er eher an eine Schädigung im Rückenmark.<br />

Von C. Tretjakow wurde bereits<br />

1819 und später Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

eine Veränderung im Gehirn<br />

bei verstorbenen Parkinson-Patienten<br />

gefunden. Es fiel die helle Färbung eines<br />

bei Gesunden normalerweise schwarzen<br />

Zellgebiet (Substantia nigra) auf.<br />

Diese, in der Mitte des Gehirns liegende<br />

Substanz, die ihre schwarze<br />

Färbung durch den Farbstoff Melanin<br />

erhält, geht bei Parkinson-Patienten<br />

langsam zugrunde und verliert dadurch<br />

ihre ursprüngliche Schwarzfärbung.

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