WARA23-05
Der Wädenswiler / Richterswiler Anzeiger im Mai 2023.
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Richterswiler Anzeiger / Mai 2023 RICHTERSWIL 11
RichtInternational: eine Weltreise, ohne zu reisen
Am 15. Juni findet ab 18.00 Uhr im Rosengarten in Richterswil erneut der interkulturelle
Anlass «RichtInternational» statt. Der Richterswiler Anzeiger hat
mit Silas Hunziker von der «Abteilung Soziales» der Gemeinde Richterswil
gesprochen, der den Event zusammen mit Vertreter verschiedener Nationalitäten
geplant und koordiniert hat.
Interview: Britt Berg, Bild: zvg
Herr Hunziker, worum geht es bei diesem
Anlass?
Der Abend soll Einblicke in fünf verschiedene
Nationalitäten geben, die hier in Richterswil
(mit uns) leben. Er soll als Schnittstelle Zugang
zur restlichen Bevölkerung und umgekehrt ermöglichen,
den interkulturellen Kontakt fördern
und verbinden. Und dies mit Essen, Spiel
und Spass für alle. Wie letztes Jahr sind es fünf
Nationen, die vordergründig bereit waren, ihr
Land vorzustellen und die auch landestypisch
kochen werden.
Das heisst, jede und jeder ist
willkommen?
Genau. Es gibt Spiele sowohl für Kinder als
auch für Erwachsene und ganz viel verschiedenes
Essen, das ausprobiert werden darf (kostenlos).
Es hat verschiedene Posten, die man nach
eigenen Wünschen besuchen darf. So verbindet
der Abend auf spielerische Weise nicht nur Jung
und Alt, sondern eben auch die verschiedenen
Kulturen untereinander. Integration in allen Facetten.
Man besucht demnach fünf verschiedene
Länder an diesem einen Abend?
Ja, das ist das Tolle daran: man macht sozusagen
eine kleine Weltreise, ohne in ein Flugzeug oder
Zug steigen zu müssen. Es wird ein faszinierender
Abend, der die verschiedenen Kulturen auf
spannende und schmackhafte (Essen) Art vermittelt.
Der Anlass ist übrigens kostenlos.
Welche Länder stehen denn dieses Jahr
im Vordergrund?
Es sind die Länder Afghanistan, Tibet, die Ukraine,
Syrien und Eritrea. Der Abend lebt also
vor allem auch durch die Mithilfe und Planung
der Geflüchteten selbst. Sie sind ein Mittelpunkt
des gesamten Anlasses, indem sie bereits seit
Anfang der Planung voll miteinbezogen werden.
Das ist ganz wichtig, die Geflüchteten selbst leisten
den Hauptbeitrag zum Gelingen. Das Plakat
und der Flyer des Anlasses wurde zum Beispiel
durch die Ukrainische Künstlerin Alina Mykhailova
(siehe Bild) entworfen, da steckt viel
Arbeit und Herzblut dahinter.
Silas Hunziker (rechts) mit der Ukrainischen
Künstlerin Alina Mykhailova (Mitte) und Asylbetreuer
Antonio Ambrico.
Man spürt definitiv Ihre Leidenschaft für
diese Arbeit. Was ist denn Ihre Funktion,
haben Sie selbst schon mehrere dieser
Anlässe begleitet?
Ich bin seit 2022 dabei. Ursprünglich kam ich
als «Zivi» für den Asylbereich nach Richterswil.
Eigentlich hatte ich vor, Architektur zu studieren,
etwas völlig anderes. Aber die Arbeit hier
mit diesen verschiedenen Menschen und Kulturen
hat mich so begeistert, dass ich den Einsatz
von 6 auf 12 Monate verlängerte und nun stattdessen
Psychologie an der ZHAW in Zürich
studiere. Ich habe sozusagen meine soziale Ader
durch diese Arbeit entdeckt.
Die Ansprache wird die Ressortvorsteherin Soziales
der Gemeinde Richterswil halten, Bernadette
Dubs. Wir erwarten etwa 80 Leute und
freuen uns, wenn es noch mehr werden. Wie
gesagt: Alle sind herzlich willkommen! n
Aufnahmeklassen Asyl im ehemaligen Paracelsus-Spital
In der Ukraine herrscht immer
noch Krieg und dies bereits seit
dem 23. Februar 2022 – ein Ende
ist nicht in Sicht. Die weitere Entwicklung
ist ungewiss, leider. Bisher
wurden in der Schweiz seit Kriegsbeginn
insgesamt 80 741 Geflüchtete
aus der Ukraine registriert.
Davon haben 65 917 Personen den
Status S bereits erhalten.
Im Auftrag des Kantons Zürich betreibt
die ORS* Richterswil eine
Kurzzeitunterkunft für Schutzbedürftige
aus der Ukraine in der
Liegenschaft des ehemaligen Paracelsus-Spitals.
Nach diesem Aufenthalt
werden die Geflüchteten,
sobald als möglich, einer Gemeinde
zugewiesen.
Genau in diesem Durchgangszentrum
führt die Schule Richterswil-
Samstagern im Auftrag des Volksschulamtes
seit Anfang März 2023
zwei Aufnahmeklassen Asyl. Die
Finanzierung dieser Klassen wird
entsprechend vom Kanton übernommen.
Da die Flüchtlingsfamilien teilweise
längere Zeit auf die Zuweisung
in eine Zürcher Gemeinde warten
müssen, haben die kantonalen Behörden
die Gemeinde Richterswil-Samstagern
mit diesem anspruchsvollen
Projekt beauftragt.
Innert kürzester Zeit wurden zwei
Klassenzimmer geschaffen. Vier
Lehrpersonen mit Teilpensen und
eine Assistentin unterrichten mit
beispiellosem Engagement die Kinder.
Viele der ukrainischen Kinder
und Jugendlichen sind hoch
motiviert und dankbar. Begeistert
eignen sie sich erste Deutschkenntnisse
an. Mathematik, Englisch
und auch Turnen stehen auf dem
Stundenplan der altersdurchmischten
Klassen.
Dank der guten Zusammenarbeit
mit dem ORS und dem grossen
Einsatz von Ursula Girschweiler,
Leiterin Fachstelle Besonderer
Bildungsbedarf, und ihrem Team,
wäre dies nicht möglich gewesen.
Es ist von unschätzbarem Wert,
diesen Kindern und Jugendlichen
ein bisschen Alltag zu vermitteln.
Natürlich ist es unsere grösste
Hoffnung, dass die Familien eines
Tages in ihre Heimat zurückkehren
können und mit ihren Liebsten
wieder vereint werden.
Schulverwaltung Richterswil
*ORS stellt als international anerkannte
Dienstleisterin die professionelle
Betreuung geflüchteter
Menschen von der Unterbringung
bis zu Integration sicher. Neutral,
flexibel und achtsam.