28. Mai 2023

2 die seite zwei
www.grazer.at 28. MAI 2023
E D I T O R I A L
von
Tobit
Schweighofer
✏ tobit.schweighofer@grazer.at
Friedenspfeife
will und will
nicht ziehen
I
m Rahmen der letzten
Gemeinderatssitzung
kam es zu einem selten
gewordenen Moment der
einhelligen Ruhe und des
Friedens. Parteiübergreifend
bekannte man sich mittels
Grundsatzbeschluss zum
ÖV-Ausbau mit S-Bahn und
Straßenbahnen. Dementsprechend
folgerichtig gab man in
einem allerersten Schritt in
diese Zukunft grünes Licht für
den Ankauf der 15 neuen
Straßenbahnen, die spätestens
2025 durch die Neutorgasse
fahren sollen. Und da war der
ruhige Moment schon wieder
vorbei. Schuld war wie so oft
das liebe Geld, das wir in Graz
ja nicht haben. Das Gesamtpaket
inklusive Remise kos tet
aber 100 Mil lio nen Euro. Wer
das im Detail bezahlen soll, ist
offenbar nicht ganz klar. Sollte
sich die Stadt nicht dazu in der
Lage sehen, diesen Betrag zu
bezahlen, könnte es so weit
kommen, dass die Holding
einfach auf den Kosten sitzen
bleibt. Die Folgen wären fatal.
Sollte die Holding, die ja quasi
als Hausmeister der Stadt
agiert, in finanzielle Not
geraten, würde ganz Graz
stillstehen. Auch die Straßenbahnen.
Grundsatzbeschlüsse
in allen Ehren: Wenn sich
einer nach dem anderen zu
einem ÖV-Ausbau bekennt,
man sich nur Minuten später
aber erst wieder über grundsätzliche
Fragen in der Sache
in die Haare gerät, kann man
sich die „noble“ Geste künftig
bitte sparen.
Tobit Schweighofer, Chefredakteur
SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ...
Ohne Kaffee
geht bei Oscar-
Koch Wolfgang
Puck gar nichts.
Bei seinem
Graz-Besuch
haben wir
mit ihm über
Erfolg, Food-
Trends und
auch den einen
oder anderen
Hollywood-Star
geplaudert.
BENJAMIN GASSER
... Starkoch Wolfgang Puck
Der Koch der Oscars war diese Woche bei der Rolling Pin Convention in
Graz. Hier plaudert er aus dem Nähkästchen und verrät Erfolgsgeheimnisse.
Was ist für Sie ein oscarreifes Frühstück?
Das Wichtigste ist meine Espresso-Maschine – ich
habe zuhause die gleiche wie im Restaurant, und
sie geht 24 Stunden! Oft gehe ich in der Früh mit
meiner Frau und meinem Hund spazieren, danach
esse ich am liebsten ein Joghurt mit Olivenöl,
Salz und Pfeffer, sonst brauche ich nicht viel.
Kochen Sie privat eigentlich auch noch?
Wenn meine Frau und ich alleine sind, gehen wir
ins Restaurant, aber wenn die ganze Familie zusammenkommt,
koche ich schon noch gerne. Meine
Kinder lieben zum Beispiel Wiener Schnitzel!
Vermissen Sie sonst etwas an Österreich?
Die grünen Berge und die jahrhundertealte Kultur,
hier hat alles Geschichte.
Wie oft kommen Sie noch her?
Wenn ich in meinem Budapester Spago bin, dann
fahre ich immer ein bis zwei Tage nach Wien.
Letztes Jahr haben Sie Ihr erstes Lokal am
Flughafen Wien eröffnet. Wieso so spät?
Gute Frage ... Es braucht einfach den richtigen
Moment und das richtige Personal!
In Graz gibt es auch tolle Momente!
Das stimmt! Eher überlege ich aber, ein Lokal
auch in der Wiener Innenstadt aufzumachen.
Was verbinden Sie mit Graz?
Es ist schon lange her, dass ich hier war. Momentan
also nur die Rolling Pin Convention. Aber wir
waren gestern schon am Schloßberg und sind
mit der Rutsche runtergerutscht!
Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Was haben Sie
den Köchen bei der Convention mitgegeben?
Meiner Meinung nach braucht es ein Dreieck aus
Passion, Arbeitswillen und Wissen! Wenn das alles
zusammenkommt, kann man erfolgreich sein.
Sie haben mit vielen Hollywood-Stars zu
tun. Wer ist der sympathischste?
Oh, da gibt es viele, mit denen ich mich gut verstehe.
Mit Leonardo DiCaprio oder Sharon
Stone sind wir seit 30, 40 Jahren befreundet. Aber
ich würde sagen, Sidney Poitier. Er war auch der
Pate unserer Kinder.
Und was essen die Stars am liebsten?
Barbra Streisand sagt immer, der Chicken Pot
Pie auf der Oscar-Verleihung ist das Beste. Viola
Davis mag die Macaroni and Cheese am liebsten.
Was halten Sie von Food-Trends?
Für mich gibt es nur folgende Trends: gute Küche,
gute Rohstoffe und gutes Personal! Ich esse
gerne Gemüse, aber ich möchte weder Veganer
noch Vegetarier sein.
Welche Leidenschaften haben Sie abseits
der Küche?
Ich spiele sehr gerne Tennis oder gehe Schi fahren.
Und auch Opern schaue ich leidenschaftlich gern.
Was würden Sie gerne noch Neues lernen?
Ich wollte früher immer Architekt werden. Und ich
habe viele Künstler gekannt – auch Andy Warhol
–, das wollte ich auch immer mal machen. Aber
auch Malen muss man lernen, Talent alleine reicht
nicht, man muss auch etwas dafür tun. Und man
braucht ein Vorbild! Ich hab, als ich in Villach gelernt
hab, auch nicht gewusst, dass ich ewig Koch
sein werde – aber mit Fleiß und Leuten, zu denen
man aufschaut, geht das!
VERENA LEITOLD
Wolfgang Puck wurde am 8. Juli 1949 in Sankt
Veit an der Glan geboren. Mit 17 Jahren verließ er
Kärnten, um eine Karriere als Koch zu beginnen.
Inzwischen lebt er in den USA und führt weltweit
mehr als hundert Restaurants. Besonders bekannt
wurde er auch als Koch der Oscar-Verleihungen.