Vorschau Scheidegger & Spiess Herbst 2023
NFT-Kunst von Wolfgang Beltracchi, der Jubiläumsband des Schweizer Fotografen Ernst Scheidegger und vieles mehr - entdecken Sie die Neuerscheinungen im Herbstprogramm!
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Kat. 121<br />
Kat. 531.1 SIK:2008270001:1/4<br />
Kat. 448 Abb. 1<br />
Kat. 448<br />
SIK:1811300019<br />
1 Archives de l’atelier Gaudin, Reg. GC, E 1951. Siehe Luneau 2006, DC-DOM,<br />
Dossier CHAN-122, S. 557, Cv 817.<br />
2 Archives de l’atelier Gaudin, Reg. GC, A 100, A 101, A 102, A 105. Siehe Luneau<br />
2006, DC-DOM, Dossier CHAN-122, S. 557, Cv 817.<br />
3 Siehe Wollasch 1969, S. 331, 336. Zur Ikonografie des heiligen Heinrich siehe<br />
Stintzi 1990.<br />
4 Siehe De Savignac 2016, Kat. 3.<br />
5 Zum Antependium siehe Basel 2019 / 2020, S. 234–251.<br />
6 Hartmann 1981 a, Nr. 389, 426.<br />
PROVENIENZ: Langhaus der Église Saint-Honoré-d’Eylau (église nouvelle),<br />
Paris<br />
LITERATUR: Luneau 2006, DC-DOM, Dossier CHAN-122, Cv 817 (Saint<br />
Henri) | De Savignac 2016, Kat. 3 (Saint Henri)<br />
Kat. 531.2 SIK:2008270001:2/4<br />
Giacometti_Lay_Katalog_Buch_Band-1.indb 492 30.03.23 15:15<br />
PROVENIENZ (anonymisiert): Privatbesitz, ab 2020 | Privatbesitz, 2004-<br />
2020 | Privatbesitz, bis 2004 | Privatbesitz | Privatbesitz<br />
LITERATUR: Giacometti Werkverzeichnis, S. [107] (Am Fenster, 1942) |<br />
Zendralli 1943a, S. 179 (Alla finestra, 1942) | Hartmann 1981, Nr. 2018 (Am<br />
Fenster, 1942) / 2626 Zeichen<br />
Abb. 1 Walter Dräyer, Blick durch das Fenster von Augsto Giacomettis Atelier, 1942/1943,<br />
Fotografie, SIK-ISEA, Schweizerisches Kunstarchiv, Zürich, HNA 207.15<br />
SIK_AugustoGiacometti_Layoutkonzept-1_FINAL_221130 2.indd 28 01.12.22 10:48<br />
Giacometti_Lay_Katalog_Buch_Band-1.indb 155 30.03.23 15:14<br />
1 «Freida et Giacometti, Sainte Catherine d’Alexandrie discutant avec des<br />
sages, 1,30 × 0,54»; Archives de l’atelier Gaudin, Reg. GC, E 1968. Siehe Luneau<br />
2006, DC-DOM, Dossier CHAN-122, S. 556, Cv 814.<br />
2 Archives de l’atelier Gaudin, Reg. GC, A 100, A 101, A 102, A 105. Siehe Luneau<br />
2006, DC-DOM, Dossier CHAN-122, S. 557, Cv 814.<br />
3 Zur Ikonografie siehe Assion 1990.<br />
Kat. 451<br />
PROVENIENZ: Langhaus der Église Saint-Honoré-d’Eylau (église nouvelle),<br />
Paris<br />
LITERATUR: Luneau 2006, DC-DOM, Dossier CHAN-122, Cv 814 (Sainte<br />
Catherine) | De Savignac 2016, Kat. 19<br />
SIK:1811300020<br />
Kat. 531.3 SIK:2008270001:3/4<br />
Giacometti_Lay_Katalog_Buch_Band-1.indb 493 30.03.23 15:15<br />
Kat. 451<br />
1 Siehe Zendralli 1943a, S. 138. Da kein Katalog publiziert wird und trotz Recherchen<br />
in Rheinfelden keine Liste mit den ausgestellten Werken ausfindig<br />
gemacht werden kann, ist für die allermeisten Exponate leider kein Ausstellungsnachweis<br />
zu verzeichnen.<br />
2 «Ich bereitete Blumen vor und habe begonnen, sie zu malen. So hatte ich nie<br />
eine freie Minute. Die Stunden und Tage vergehen.» Brief von Augusto Giacometti<br />
in Zürich an Arnoldo M. Zendralli in Chur, 29.4.1942; zitiert nach Zendralli<br />
1943a, S. 142.<br />
3 Siehe Biografie, S. {xx}.<br />
4 Piet Mondrian, Rote Amaryllis auf blauem Hintergrund, 1909/1910, Aquarell<br />
auf Papier, 49,2 × 31,5 cm, Privatsammlung; siehe Riehen 2005, Kat. 105,<br />
S. 83, Farbabb.<br />
PROVENIENZ (anonymisiert): Auktionshaus Hans Widmer, St. Gallen,<br />
Lot 44, 5.11.2010 | Privatbesitz<br />
LITERATUR: Giacometti Werkverzeichnis, S. [107] (Amarillis, 1942) | Zendralli<br />
1943a, S. 179 (Amaryllis, 1942) | Hartmann 1981, Nr. 2019 (Amaryllis,<br />
1942) | Giacometti 2022, Bd. 2, S. 247 (Amaryllis)<br />
AUSSTELLUNGEN: Rheinfelden 1942, ohne Ausst.-Kat. | Zürich 1942b,<br />
Kat. 47 (Amarillis) / 2834 Zeichen<br />
SIK_AugustoGiacometti_Layoutkonzept-1_FINAL_221130 2.indd 29 01.12.22 10:48<br />
R<br />
Saint Henri<br />
(drittes Fenster, Südseite)<br />
Entwurf 1900, Ausführung 1902 | Farbgläser, Schwarzlotmalerei,<br />
Bleiruten | 190 × 87 cm | bez. auf Band unterhalb der<br />
Szene: «OFFERT PAR M{hochgestellt}ME{hochgestellt/} ED.<br />
TOURREIL»; Kartusche: «SAINT HENRI EMPEREUR / 972<br />
VISITE LE MON{hochgestellt}RE{hochgestellt/} DE CLUNY +<br />
1024» | Langhaus der Église Saint-Honoré-d’Eylau (église<br />
nouvelle), Paris | Entwurf in Zusammenarbeit mit Raphaël<br />
Freida; Ausführung: Atelier Félix Gaudin, Paris<br />
Die zentrale Darstellung mit dem heiligen Heinrich beruht auf<br />
einem Entwurf von Augusto Giacometti. 1 Raphaël Freida (1877–<br />
1942) steuert vier Entwürfe zu den Bordüren und zum unteren,<br />
ornamentalen Feld des Fensters bei. Die Stiftung des Fensters<br />
reicht ins Jahr 1899 zurück. Vor dem 17. November 1902 ist das<br />
Glasgemälde eingebaut worden. 2<br />
Das Mittelfeld zeigt Kaiser Heinrich II., der auf den Stufen<br />
vor dem Altar niederkniet. Er hält den Reichsapfel in den<br />
Händen; die zweite Insignie, die Krone, liegt auf der obersten<br />
Stufe vor dem Altar. Der Zeremonie wohnt ein Bischof bei. Der<br />
Kirchenraum öffnet sich nach hinten in einem fein profilierten<br />
dreiteiligen Fenster, mit einem in Blautönen gehaltenen Blumenornament.<br />
Gemäss Titulus im unteren Bildfeld handelt es<br />
sich bei der dargestellten Szene um den Besuch von Heinrich<br />
II. im Kloster von Cluny im Spätsommer 1022. Die Szene bezieht<br />
sich somit auf die Kronenschenkung an das Kloster, die in der<br />
Heinrichs-Vita überliefert ist. 3 Die goldene Tafel vor dem Altar<br />
ist mit dem sogenannten Basler Antependium, das Heinrich II.<br />
anlässlich der Weihe des Basler Münsters 1019 gestiftet haben<br />
soll, verglichen worden. 4 Dieses Meisterwerk mittelalterlicher<br />
Goldschmiedekunst wird seit 1852 im Pariser Musée de Cluny,<br />
heute Musée national du Moyen Âge, präsentiert. 5 Giacometti<br />
sind die Sammlungsbestände des Museums bekannt gewesen.<br />
Davon zeugen seine um 1900 geschaffenen Pastelle mit Abstraktionen<br />
nach Glasfenstern im Musée Cluny. 6 ME<br />
Sainte Catherine<br />
(drittes Fenster, Nordseite)<br />
Entwurf 1900, Ausführung 1902 | Farbgläser, Schwarzlotmalerei,<br />
Bleiruten | 190 × 87 cm | bez. auf Band unterhalb der<br />
Szene: «OFFERT PAR M{hochgestellt}ME{hochgestellt/} ED.<br />
TOURREIL»; Kartusche: «SAINTE CATHERINE / CONFOND<br />
LES PHILOSOPHES / PAIENS D’ALEXANDRIA / 307 – + 327» |<br />
Langhaus der Église Saint-Honoré-d’Eylau (église nouvelle),<br />
Paris | Entwurf in Zusammenarbeit mit Raphaël Freida;<br />
Ausführung: Atelier Félix Gaudin, Paris<br />
Das Archiv Gaudin vermerkt einen gemeinsam von Augusto<br />
Giacometti und Raphaël Freida (1877–1942) geschaffenen Entwurf<br />
für die mittlere Szene des Fensters. 1 Zu den Ornamenten<br />
sind Zeichnungen von Freida überliefert. Das Fenster ist vor<br />
1901 gestiftet und vor dem 17. November 1902 eingesetzt worden.<br />
2<br />
Das Glasgemälde gibt Katharina in der Disputation mit<br />
drei Philosophen wieder. 3 Die streng ins Profil gerückte Märtyrerin<br />
und die Gelehrten sind in antikisierende Gewänder gehüllt.<br />
Die weissen, lilienartigen Blumen können als Attribut der<br />
Heiligen gelesen werden. Die Steinbank, deren Rillen an Triglyphen<br />
erinnern, die schlichten Blattkapitelle sowie der Fluss,<br />
die Sphinx und die Pyramiden dienen der zeitlichen und geografischen<br />
Verortung der Szene. ME<br />
Sainte Geneviève<br />
(viertes Fenster, Nordseite)<br />
Entwurf 1900, Ausführung 1902 | Farbgläser, Schwarzlotmalerei,<br />
Bleiruten | 190 × 87 cm | bez. auf Band unterhalb der<br />
Szene: «OFFERT PAR M{hochgestellt}R{hochgestellt/} ED.<br />
TOURREIL»; Kartusche: «SAINTE GENEVIEVE / SECOURT LES<br />
HABITANTS / DE PARIS PENDANT LA FAMINE / 423 – + 512» |<br />
Langhaus der Église Saint-Honoré-d’Eylau (église nouvelle),<br />
Paris | Entwurf in Zusammenarbeit mit Raphaël Freida;<br />
Ausführung: Atelier Félix Gaudin, Paris<br />
Für den Entwurf des Mittelbilds zeichnen Augusto Giacometti<br />
und Raphaël Freida (1877–1942) verantwortlich. 1 Die ornamentale<br />
Ausgestaltung basiert wie bei Kat. 531. 1, Kat. 531. 2 und<br />
Kat. 531. 4 auf Entwürfen von Freida. Das Fenster ist vor 1901<br />
gestiftet und vor dem 17. November 1902 eingesetzt worden. 2<br />
Die figürliche Darstellung ist der Geneviève (Genoveva),<br />
der Schutzpatronin der Stadt Paris gewidmet. 3 Die Jungfrau<br />
verteilt Nahrung an Hungernde. Alle drei Figuren sind ins Profil<br />
gerückt. 4 Die Szene spielt sich am Flussufer vor den Toren<br />
von Paris ab. Über der mit Umfassungsmauer und Türmen bewehrten<br />
Stadt thront das Pantheon. Ursprünglich als Kirche<br />
der Abtei Sainte-Geneviève von 1764 bis 1790 erbaut, wird der<br />
Kirchenbau, der als Grablege der Patronin und von Mitgliedern<br />
der merowingischen Königsfamilie gedient hat, in der Franzö-<br />
492<br />
493<br />
Kat. 153<br />
Der umfassende Werkkatalog<br />
Frühmesse<br />
zum Schaffen eines herausragenden<br />
Schweizer Künstlers<br />
Kat. 153 SIK:1808160011<br />
1920 | Öl auf Leinwand | 88 × 127 cm | monogr. und dat. u. l.<br />
(türkis): «a. g. 1920». Rückseite: sig. und bez. auf Leinwand:<br />
«AUGUSTO GIACOMETTI / „Frühmesse“ (Unterstrich)» |<br />
Bündner Kunstmuseum Chur, Inv. 10059. 000. 2008. Depositum:<br />
Privatbesitz<br />
Die Komposition baut auf Rot- und Blautönen auf, die in einem<br />
Gesamtkomposition hat, beansprucht im Wesentlichen den<br />
oberen rechten Bereich. Im Gegensatz zum amorphen Auftrag<br />
des Rot setzt Giacometti das Blau vereinzelt als prägnante, vertikale<br />
Akzente ein. Kreisförmige Gebilde scheinen subtil als<br />
eine weitere geometrische Struktur in der Komposition auf.<br />
Über die Bildfläche verteilte orange- und türkisfarbene Flecke<br />
leuchten fluoreszierend.<br />
Bei dem von Augusto Giacometti als Frühmesse betitelten<br />
Gemälde fehlen im Unterschied zur vorbereitenden Studie<br />
(Abb. 1) 1 und zu weiteren Werken vergleichbarer Themen (Kat. 170,<br />
Kat. 415) Bezüge zum Gegenständlichen. Die Farbe wird zum<br />
grellen Kontrast zum dunklen Grund stehen. Das reich abgestufte<br />
Rot schiebt sich in einer dichten Abfolge wolkenähnlicher<br />
Gebilde von links oben diagonal über die Bildfläche. Das bennebel, der sich vom tiefdunklen Grund abhebt, knüpft an<br />
primären Faktor der Gestaltung. Der kräftig leuchtende Far-<br />
grell aufscheinende Blau, das einen geringeren Anteil an der die wenige Jahre zuvor entstandene Sommernacht (Kat. 123) an.<br />
188<br />
Giacometti_Lay_Katalog_Buch_Band-1.indb 188 30.03.23 15:14<br />
daraufhin, dass die dort ausgeführte Bemalung sich deutlich les ist also stark beschädigt worden. In der Halle wurden ‹Soldatenschule›<br />
abgehalten! Merkwürdig ist, dass die Stadtver-<br />
von der übrigen Arbeit abhebe: «Durch strichelnde Freskoauftrag<br />
spielt der weisse Putzgrund mit und macht die Malerei waltung zu diesem Treiben nichts sagte. Ein Artikel in der NZZ,<br />
luftig und leicht.» 13<br />
der zur Vorsicht mahnte, hatte nichts genützt. Und dabei hatte<br />
Das Werk muss mehrmals restauriert werden. Bereits im die Ausmalung der Halle eine schöne Summe Geld gekostet.<br />
September 1926 mahnt der Vorsteher des Bauwesens das Personal<br />
zu grösster Vorsicht. 14 Der allgemeine Umgang der Halle, gekostet hat.» 15 Ein Jahr nach Giacomettis Tod wird Scartezzi-<br />
Nachträglich bedaure ich, dass das Ganze nicht dreimal mehr<br />
die während des Zweiten Weltkrieges als Abstellraum herhalten<br />
muss, enerviert den Künstler. «Man muss die Malerei im auftragt. 16 In den 1980er-Jahren und im Jahr 2000 wird das<br />
ni mit der Restaurierung der stark abgewetzten Fresken be-<br />
Amtshaus I als verloren betrachten», schreibt er in seinen Blät-<br />
Werk erneut saniert, die vorerst letzte Renovation findet 2019<br />
17 DF<br />
tern der Erinnerungen. «Während des Krieges war sozusagen statt.<br />
Amaryllis<br />
das ganze Amtshaus I, weil der Polizeiposten dort ist, verbarrikadiert<br />
und mit Stacheldrahtballen umsäumt […]. In der Halle<br />
«a. g.». Rückseite: sig., dat. und bez. auf Leinwand: «AUGUSTO<br />
1 Trog 19421922 | Öl auf Leinwand (Zitat); | 150 Poeschel × 113 cm | monogr. 1922a, u. r. (beige): S. 78–80. Zur Kirche in Küblis siehe<br />
werden eine kleine, weiss blühende Topfpflanze sowie ein Kat. 541:01–Kat. GIACOMETTI / 1942. 541:03.<br />
/ „Amaryllis“ (Unterstrich)»<br />
Am wurden FensterKisten eingelagert, Velos, grünlichblauer Rettungsringe, Bucheinband als farblicher wieder Kontrast gegenübergestellt.<br />
Sowohl auf dem Gesims als auch auf dem Rah-<br />
Im Vorfeld der Ausstellung vom Mai 1942 im Kurpark in Rhein-<br />
Kisten 2 Gaetanos Pläne werden mit einigen Abänderungen vermutlich von Johann<br />
menwerk des Fensters zeichnen sich gelbe und ockerfarbene<br />
felden, die er zusammen mit dem Bildhauer Jakob Probst<br />
1942 und | Öl auf wieder Leinwand | 96 Rettungsringe, × 101 cm | monogr. u. r. (beige): alles an die Fresken angelehnt! Al-<br />
Bernhard Stumpf, Schüler von Baumeister David Morf (1700–1773), realisiert.<br />
Lichtreflexe ab. Der Ausblick in südlicher Richtung präsentiert<br />
(1880–1966) bestreitet und die er mit der stattlichen Anzahl von<br />
«a. g.». Rückseite: sig., dat. und bez. auf Leinwand: «AUGUSTO<br />
sich in einem kühlen Farbakkord. Die Dachlandschaft wird von<br />
33 Gemälden beschickt, 1 schreibt Giacometti in einem Brief:<br />
GIACOMETTI / 1942. / "Am Fenster" (Unterstrich)» | Privatbesitz<br />
Blau und Violett dominiert. Der Zürichsee und die Hügelketten<br />
«Ho preparato fiori e mi son messo di dipingere. Cosi non ho<br />
der Albisregion unter dem hohen Himmel sind in kühlen Grün-<br />
più trovato un momento di libertà. Le ore e i giorni passano.» 2<br />
und Blautönen gehalten. Die Spiegelung der Dächer im geöffneten<br />
Fensterflügel bildet eine farbliche Verklammerung zwi-<br />
japanischen Kirschblüten (Kat. 452) auch dieses grossformati-<br />
In diesem Zusammenhang entsteht neben dem Gemälde mit<br />
Nach dem Werk Aussicht aus meinem Atelier (Kat. 443) greift<br />
Giacometti wenige Monate später das Thema im vorliegenden<br />
schen Aussen- und Innenraum. Die äussere Fensterlaibung<br />
ge Stillleben. Merkwürdig, dass Giacometti nur zweimal die<br />
Gemälde nochmals auf. Obschon im Titel dieses Gemäldes der<br />
vereint Farbtonalitäten der beiden Räume. Das Gemälde besticht<br />
im Vergleich zu anderen Innenraumdarstellungen Giacogung<br />
symbolisiert, malt: beide Male in den Jahren, als er sich<br />
Amaryllis, die Stolz und Schönheit, Freundschaft und Zunei-<br />
Bezug zu seinem Zürcher Atelier an der Rämistrasse 5 fehlt,<br />
lässt sich der Standort über historische Atelieraufnahmen und<br />
mettis durch die Leuchtkraft der im Sonnenlicht erstrahlenden<br />
über 41<br />
in der Klinik Hirslanden behandeln lassen muss. 3 Bei der zweiten<br />
Darstellung dieser Pflanze handelt es sich sogar um das<br />
den Vergleich mit Kat. 478 zweifelsfrei identifizieren (Abb. 1).<br />
Farben und durch deren Kontrast. ME<br />
Im Unterschied zu Kat. 443 wird nicht der freie Ausblick durch<br />
allerletzte Bild des Künstlers (Kat. 508). Im Vergleich mit der<br />
das geöffnete Fenster, sondern der Blick durch das Sprossenfenster<br />
wiedergegeben. Giacometti präsentiert das Atelierfens-<br />
Siehe auch Text vor Kat. 375.<br />
Interpretation der Amaryllis durch Piet Mondrian (1872–1944),<br />
die vor blauem, monochromem Grund ihre Energie wie das<br />
ter in perspektivischer Verkürzung. Fenster, Laibung und Gesims<br />
werden von der Bildgrenze beschnitten. Einer flüchtig<br />
Licht eines Leuchtturms verbreitet, 4 ist Giacomettis Darstellung<br />
geradezu illustrativ, wenn er dem kleinen Topf, aus dem<br />
gemachten Fotografie vergleichbar wird ein vermeintlich willkürlicher<br />
Ausschnitt präsentiert. Das Rahmenwerk und die<br />
die Amaryllis hochsteigt, eine blaue Tasse mit Unterteller (siehe<br />
Kat. 401) und ein Körbchen mit bunten Ostereiern an die<br />
Sprossen des Fensters etablieren eine Gitterstruktur. Im Innern<br />
SIK_AugustoGiacometti_Layoutkonzept-1_FINAL_221130 2.indd 41 Seite stellt, das in einem Gemälde vom Vorjahr das Hauptmotiv<br />
01.12.22 10:48<br />
des Raumes dominieren abgesehen vom Weiss des Fensters<br />
abgibt (Kat. 447). BS<br />
und des Vorhangs am rechten Bildrand warme Farbtöne. Eine<br />
Zierpflanze mit gelben Blütenblättern setzt einen Akzent. Ihr<br />
Siehe auch die Texte vor Kat. 62 und vor Kat. 162.<br />
28<br />
29<br />
Kat. 184<br />
F<br />
Weiterhin lieferbar:<br />
Kat. 184 SIK:1808160008<br />
Ponte di Rialto<br />
1925 | Öl auf Leinwand | 138 × 134,5 cm | monogr. und dat. u. r.<br />
(rot): «a. g. / 1925» | Privatbesitz<br />
Von allen Städten, die Giacometti im Laufe seines Lebens besucht,<br />
hält er sich am häufigsten in Venedig auf. Zum ersten<br />
Mal kommt er 1913 in die Lagunenstadt. Während der 1920 er-<br />
Jahre fährt er fast alljährlich dorthin, und später reist er als<br />
Mitglied der Eidgenössischen Kunstkommission (EKK) in offizieller<br />
Mission wiederholt nach Venedig. Umso erstaunlicher<br />
ist es, dass er mit insgesamt fünf Gemälden verhältnismässig<br />
wenige Ansichten dieser Stadt malt. 1 Dazu gehört die Darstellung<br />
der berühmten Rialtobrücke, die nach jahrzehntelanger<br />
Planung und einem Wettbewerb, an dem sich Architekten wie<br />
Michelangelo (1475–1564), Andrea Palladio (1508–1580) und<br />
Jacopo Sansovino (1486–1570) beteiligen, schliesslich von 1588<br />
213<br />
met er sich noch 1934 der Lektüre des Buchs Die Wunderwelt freimaurerische Praktiken und auf das Deckengemälde mit der<br />
der Sterne von James Hopwood Jeans (1877–1946). 13<br />
Darstellung von Sternen in der Zürcher Loge Modestia cum<br />
Im Zusammenhang mit der Ausstellung Mystical Landscapes:<br />
Masterpieces from Monet, van Gogh and more von der gleichzeitige Hinweis auf die kreisförmigen Abstraktionen<br />
Libertate bezogen haben. Dies ist unwahrscheinlich, während<br />
2016 / 2017 in Toronto und in Paris, an der das vorliegende Werk von Hilma af Klint (1862–1944), Wassily Kandinsky (1866–1944),<br />
vertreten ist, wird vermutet, Giacometti könnte sich dabei auf František Kupka (1871–1957) und Wenzel Hablik zutreffender<br />
Giacometti_Lay_Katalog_Buch_Band-1.indb 213 30.03.23 15:14<br />
155<br />
Marco Giacometti<br />
Augusto Giacometti<br />
In einem förmlichen<br />
Farbentaumel. Die Biografie<br />
978-3-03942-077-3<br />
sFr.<br />
ISBN 978-3-03942-077-3<br />
99.– | € 85.–<br />
Augusto Giacometti<br />
Wege zur Abstraktion<br />
978-3-03942-052-0<br />
sFr. 49.– | € 48.–<br />
ISBN 978-3-03942-052-0<br />
Caroline Kesser<br />
Immer nur das Paradies<br />
Augusto Giacometti – Die<br />
Tagebücher 1932–1937<br />
978-3-85881-684-9<br />
sFr.<br />
ISBN 978-3-85881-684-9<br />
49.– | € 48.–<br />
9 783039 420773<br />
9 783039 420520<br />
9 783858 816849<br />
Kat. 64<br />
Kat. 64 SIK:22620<br />
Gelbe Dotterblumen<br />
um 1911 | Öl auf Leinwand | 39 × 43 cm | Rückseite: bez. auf<br />
Rahmen: «Gelbe Dotterblumen» | Privatbesitz<br />
An der Authentizität des weder signierten noch monogrammierten<br />
Gemäldes ist aufgrund der Provenienz und der